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NK 02_2017

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20 TITELINTERVIEW Welten

20 TITELINTERVIEW Welten zu etwas Höherem und Grö- können auch ohne Risiken, ohne ßerem zu verbinden. Endlich kom- wie ein Brauereigaul zu schuften men auch die Unis aus dem intel- und buchhalterisch Erbsen zu zäh- lektuellen Elfenbeinturm und betei- len, loslegen. Das geht heute an- ligen sich zunehmend praktisch statt ders, als es gestern in Stein gemei- nur theoretisch. ßelt wurde – moderner, frecher und Ja, es herrscht noch Nachholbedarf, ohne tierischen Ernst. Und vor allem das Unternehmertum als attraktiv rü- geht es auch neben dem Job. berzubringen. Gründer nehmen die Informationsportale öffentlicher För- NK: Bei einer Umfrage gaben 6,5 dererinstitute und Ministerien als de- Prozent der befragten Männer, aber motivierend wahr. Der reine Informa- nur vier Prozent der Frauen an, sie tions-Overkill. Sprüche wie: „60 Stun- würden gerade an der Gründung den-Woche muss sein“ und „Buch- eines Unternehmens arbeiten oder führung ist das A & O“ schrecken ab. hätten dies in der jüngeren Ver- Bis zu 100 unterschiedliche gut ge- gangenheit getan. Warum trauen meinte Checklisten, bevor es über- sich vergleichsweise wenige Frau- haupt losgeht, lassen das Unterneh- en in die Selbstständigkeit? merleben fast schon als Leibeigen- Jan Evers: Die gute Nachricht ist: schaft erscheinen. Da ist viel Allge- Frauen sind eine der klaren Wachs- meines und wenig für die eigene tumsgruppen im Gründungsgesche- Situation relevante Information – so hen der letzten Jahrzehnte. Dass sie als sei das Internet gerade erst er- sich bisher zurückgehalten haben, funden worden und nur eine elekt- liegt wahrscheinlich an vollkommen ronische Form, alte Bücher mit über- unnötig geringerem Selbstbewusstsein oder zu viel Realitätssinn. Manchmal braucht der Gründercocktail neben einigen Teilen Mut und Intelligenz eben auch einen Spritzer Wahnsinn. Männer sind da forscher, übernehmen sich im Übermut aber auch eher. „Over confidence“ treffen alle Unternehmensarten in motivieren und bei sich und den an- denstruktur startet – vom Friseur, über nennt die Wissenschaft das, gleicher Weise: deren für halbwegs gefüllte Kühl- die Gastronomie, freie Berufe, Agen- von dem meiner Meinung Was das ist, erfahren wir täglich in schränke zu sorgen. turen und andere unternehmens- nach Gründer und Gründe- unserer kostenlosen, von der Ham- Der andere Gründertypus jedoch, der bezogene Dienstleister etc. –, stellt rinnen eine Portion, aber kei- burger Wirtschaftsbehörde finan- mit einer etablierten Idee, mit einge- immer noch die breite Mehrheit. nen Überfluss haben soll- zierten Telefonberatung „Firmenhil- führtem Preismodell und klarer Kun- Nur stehen die gerade im Schatten ten. fe“. Mit ihr haben wir in den letzten Es mag sich seither geändert zehn Jahren über 4.400 Hamburger haben – aber 2010 bestätigte Unternehmer in schwierigen Zeiten eine Studie des Deutschen Insti- beraten. Meine wichtigste Erkennt- tuts für Wirtschaft, dass sich Frau- nis: Unternehmer und Gründer müs- en bei Hausbanken schwerer tun, sen drei Rollen drauf haben: Visionär, einen Geschäftskredit zu erhalten. Manager und Fachmann. In größe- Vielleicht bremsen hier ergraute, ren Unternehmen sind diese Rollen männliche Finanzentscheider ab und auf viele Menschen verteilt. In klei- holten Glaubenssätzen neu aufzu- zu Frauen noch aus. Auch das ist eine nen und bei Selbstständigen nicht. legen. Die hier agierenden öffentlichen Gatekeeper und Kuratoren sind Form der gläsernen Decke, die engagierte Frauen unten hält. Zum Glück Natürlich hat jeder Stärken – kritisch wird es, wenn eine Rolle grob ver- Über Jan Evers halt häufig Angestellte im Auftrag stirbt diese Form verschnarchter Kre- nachlässigt wird. Gründer sind meist „Es geht darum, dass Finanzen dem und kontrolliert von Beamten. So ditpolitik, die Frauen abrät, statt sie fachlich motiviert, arbeiten mit Hin- Menschen dienen.“ – Als gefragte Berater macht das einfach keine Laune und zu fördern, aber langsam aus. Und gabe an den Fachthemen und ver- von Politik und Wirtschaft treten Jan Evers und sein Unternehmen transportiert ein altbackenes Unter- die neuen Finanzierungsformen wie nachlässigen die Arbeit am Unter- evers & jung dafür ein, Geld zu einer gemeinsamen Kommunikations- nehmerbild, das mehr Sachzwänge Crowdfunding sind gute Alternati- nehmen selbst. Wenn der Vertrieb, form aller Menschen zu machen. Damit das funktioniert, braucht es als Freiheiten kennt. Klar, dass der- ven, wenn der Kreditinstitutsent- die Profitabilität oder das Anpassen abgesicherte private, öffentliche und unternehmerische Geldentschei- art traumatisierte Tüftler sich in die scheider vor Ort bockig ist. des Geschäftsmodells an neue Zei- dungen. trügerische Sicherheit und die krea- ten auf der Strecke bleiben, kommt Sein großes Thema findet der promovierte Wirtschaftswissenschaftler tive Ödnis kalter Konzerne flüchten. NK: Die Zahl der Selbstständigen dieser Bumerang schmerzhaft zu- und engagierte Unternehmer in der Gründungspolitik und der Mittel- Auch die Förderbanken und vielzäh- hat abgenommen, aber gleichzei- rück. Wenn sie dann anrufen, kommt standsförderung. Jan Evers war Mit-Initiator der Gründungswerkstatt ligen Wirtschaftsförderinstitutionen tig lesen wir fast täglich von Grün- bei jedem Dritten alle Hilfe zu spät. Deutschland und kämpft dafür, Unternehmertum durch Digitalisie- tun sich noch ein bisschen schwer der-Senkrechtstartern, die mit pfif- Übrigens sind unter www.firmenhilfe. rung leichter zu machen. Zu diesem Zweck arbeitet er daran, die ver- mit der veränderten Gründungskul- figen Ideen innerhalb kürzester Zeit org viele digitale Tools auch deutsch- schiedenen Akteure der Wirtschaftsförderung zum Wohl der Gründer tur: Natürlich ist die Modernisierung äußerst erfolgreich sind. Was ist landweit nutzbar. und der Gesellschaft an einen Tisch zu bringen. Die erklärte Absicht und Digitalisierung für solch große heute besonders wichtig, die zün- Zurück zum Aspekt der Unterschied- dabei lautet, einen weitgehend digitalisierten Prozess zur Gründungs- Organisationen im Spannungsfeld dende Idee eines neuen Produkts lichkeit je nach Art der Gründung: unterstützung zu etablieren. von Bankregulierung, Politik und Kon- oder Dienstleistung oder der Un- Wenn Sie eine neue Idee oder Inno- Evers’ großes Ziel ist eine lebenslange digital standardisierte Finanz- zerndenke kein Zuckerschlecken. ternehmertyp? vation entwickeln, das passende Ge- planung für Unternehmen und Privatleute in der persönlichen Cloud Aber da bewegt sich was, ich bin da Jan Evers: Wir haben in den letzten schäftsmodell finden und etablie- bei voller Datenhoheit. Mit seinem Programm Minicontrol und seinem optimistisch. Jahrzehnten in zunehmend gesät- ren wollen, heißt das eine ganze Wei- digitalen Smartbusinessplan, auf den immer mehr Gründer und Unter- Inzwischen ist diese Form frischer tigten Märkten sicher gelernt, dass le Haferflocken statt Steak. Zwar wer- nehmer setzen, ist bereits heute ein Prototyp digitaler Finanzplanung Selbstständigkeit ein echtes gesell- die Unternehmerperson mit ihrem den die Wenigen, die aus dem Stand von morgen entstanden. schaftliches Phänomen geworden. unbändigen Willen und Entwickler- von 0 auf 100 gehen, in den Medien Eine Herzensangelegenheit für Jan Evers sind seine LaborX-Gründer- Da ist viel Licht am Horizont. „Grün- spirit wichtiger wird. Aber das passt gehypt – in der Praxis aber sind Visi- events, die er mehrmals jährlich in Hamburg veranstaltet und selbst den wird schick“ haben wir in einer nicht auf alle Gründungen in glei- onäre mit langem Atem nötig, die moderiert. Hier treffen sich junge Gründer, um ihre Ideen vorzustellen, Trend-Studie für das Bundeswirt- chem Maße: Die Menschen müssen nah am Kundenproblem fachliches Partner zu finden, ihre Geschäftsmodelle zu diskutieren sowie Rat und schaftsministerium 2012 prognosti- auch zu ihren Ideen passen, damit Know-how aufbauen. Außerdem müs- Zuspruch von Gleichgesinnten und Experten einzuholen. ziert, und die Einschaltquote von „Die sie den damit verbundenen typi- sen sie mit dem Wachstum an Ma- www.eversjung.de Höhle der Löwen“ und anderen TV- schen Anforderungen gewachsen nagementqualität gewinnen oder Shows rund um Gründung macht sind. Viele sind je nach Art der Grün- an Bord holen. Und immer bedeutet plakativ, aber effektiv deutlich: Wir dung unterschiedlich, andere be- es, nebenbei das Team endlos zu 02.2017

TITELINTERVIEW 21 der Medienstars. Diese im Kern soliden Gründer brauchen deutlich weniger vom Visionär und mehr vom Fachmann – dazu, je nach Wachstumsziel, auch mehr Mana ge ment. NK: Im Fernsehen läuft mit durchschnittlich drei Millionen Zuschauern „Die Höhle der Löwen“ eine Sendung, bei der sich Erfinder und Jungunternehmer einer Investorenjury vorstellen. Hier zeigt es sich oftmals deutlich, dass eine vielleicht gute Idee und die Beschaffung von Geldmitteln alleine meist nicht die Lösung für einen nachhaltigen Markteinstieg sind, sondern dass eine gezielte Marketing- und Vertriebsunterstützung mindestens genauso wichtig ist. Wie gewichten Sie diese Kriterien? Jan Evers: Je voller und umkämpfter die Märkte werden, desto mehr Kraft und Mittel brauchen Gründer für Marketing und Vertrieb. Die absoluten Cowboy-Jahre im Internet, wo eine starke Idee reichte, um das große Rad zu drehen, sind ziemlich vorbei. Deshalb wird die Unterstützung durch Vertriebspartner oder Geld immer wichtiger, wenn das Projekt fliegen soll. Ich selbst bin Anhänger von strategischen Partnerschaften mit Mittelständlern, statt sich an Risikokapitalgeber mit höheren Profitinteressen zu verkaufen. Der Mittelstand muss nur noch lernen, die Kraft der Gründer mit der eigenen zu verbinden. Was ich da derzeit sehe, stimmt mich allerdings optimistisch. NK: Nun hat ja nicht jeder Firmengründer die Möglichkeit, Maschmeyer und Kollegen als Gesellschafter und Kontaktgeber zu gewinnen. Welche Möglichkeiten hat ein Jungunternehmer überhaupt, der außer einer Geschäftsidee, viel persönlichem Engagement und wenig oder kein Eigenkapital mitbringt, sein Geschäft zu starten? Jan Evers: „Bootstrapping“ heißt der der neue Trend, mit wenig oder ganz ohne fremdes Kapital durchzustarten und so hoch wie möglich zu fliegen. Der Begriff ist an Münchhausen angelehnt, der sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen hat. Sehr verkürzt geht es darum, Aufgabe für Aufgabe mit wenig Mitteln zu lösen, um schrittweise immer mehr Sicherheit für die Gründungsqualität zu gewinnen. Tim Ferris beschreibt in seinem Weltbestseller „Die 4-Stunden-Woche“ auf den Punkt gebracht und ziemlich witzig, wie er mit diesem System ein Unternehmen gründet und die gewonnene Freizeit nutzt, um Vize-Weltmeister im Tangotanzen zu werden. Auch der deutsche Entrepreneurship-Guru Günter Faltin beschreibt im lesenswerten Buch „Kopf schlägt Kapital“, wie sorgfältiges Unternehmensdesign den Kapitalbedarf in gesundem Rahmen hält. Dazu passt, dass inzwischen mehr als die Hälfte der deutschen Gründer lieber nebenberuflich starten. Anfänglich wurde das von den Förderbanken noch diskriminiert und nur „Vollexistenzen“ gefördert. Heute hat man erkannt, wie gut das für alle Beteiligten ist: Es ist risikoärmer, der aktuelle Arbeitgeber bekommt endlich den unternehmerisch denkenden Angestellten, den er sich immer schon gewünscht hat usw. Da, wo Geld nötig ist, und das wird noch die Mehrzahl sein, rate ich, nicht vorschnell auf den Banken rumzuhacken. Dass sie oft ein bisschen zu sehr auf die Finanzen schielen, hat auch sein Gutes. Es zwingt zur Ausgabendisziplin und dazu, eine tolle Idee nicht durch schlampige Kalkulation zu gefährden. NK: Das Thema Finanzierung einer Geschäftsidee dürfte bei dem Start in die Selbstständigkeit meist das größte Problem sein. Die Hausbanken zeigen sich bei fehlenden Sicherheiten in den meisten Fällen sehr zugeknöpft. Laut Internet gibt es eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten, die zumindest nach der Beschreibung ganz einfach zu sein scheinen: Crowd­funding, Business Angels, Gründerfonds, Venture Kapital, private Geldgeber usw. Was sind deren Unterschiede und ganz konkret gefragt, welche Möglichkeiten haben Firmengründer, an solche Finanzierungen zu kommen, und was sind die wichtigsten Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen? Jan Evers: Hier muss ich erst mal gegenhalten: Wie eben angedeutet, haben die deutschen Banken einen schlechteren Ruf als sie verdienen: Sie finanzieren mehr Grün- der als alle Venture-Kapitalgeber, Business Angels, Löwen etc. zusammen. Auch wenn es da viel zu verbessern gibt: In keinem Land der Erde ist der Zugang zu kostengünstigem, langfristig geduldigem Bankund Fördergeld so gut wie bei uns. Ja, 20 Prozent Eigenkapital sind wohl nötig, und radikale neue Geschäftsmodelle, sehr kleine Finanzierungen unter 20.000 Euro und sehr große über 200.000 Euro sind nicht populär. Aber abgesehen davon bekommen Sie in der Mehrzahl der Fälle trotz des risikoreichen Gründergeschäfts zu tiefen Zinsen Geld geliehen. Wenn Sie überzeugen können natürlich. Wenn der Gründer dann nachfinanzieren muss oder noch vor Break Even Geld für Wachstum braucht, wird es allerdings düsterer. Tatsächlich ist der Bankkredit unpopulärer, auch weil die Prozesse kompliziert und verstaubt, die Kriterien undurchsichtig wirken. Daran muss sich etwas ändern. Neue Finanzierungsformen wie Crowdfunding haben bei absolut noch kleinen Zahlen gute Wachstumsraten. Aber Vorsicht: Hier ist vieles nicht so shiny wie es gehypt wird. Zurück zu Ihrer Frage: Venture Capital sucht nach extremen Renditen und braucht dafür herausragende Gründerteams, verbunden mit einem starken skalierbaren (d. h. fast immer digitalen) Geschäftsmodell. Dies ist für weniger als ein Prozent realistisch. Business Angels sind davon nicht so weit entfernt – also auch ein seltenes Phänomen als Finanzierer. Crowdfunding (Geld gegen Sachwerte oder idealistische Teilhabe) und der deutlich weniger verbreitete Teilbereich Crowdinvesting (Geld gegen Anteile) dagegen wird zum Massenphänomen und ist sicher wert, genauer geprüft zu werden. Aber es ist sehr viel kom- Empfehlung DES MONATS FÜR ERFOLG REICHE NETWORKER GO PRO - 7 SCHRITTE ZUM NETWORK PROFI Wenn Sie sich gerade eine Organisation aufbauen, sollten Sie dafür sorgen, dass jeder in Ihrem Team dieses Buch besitzt. Es ist eigentlich ganz einfach: Die Gruppen, deren Kultur von diesem Buch durchdrungen sind, werden die anderen Gruppen überflügeln, die dieses Buch nicht einsetzen. Es wird für Sie und Ihr Team einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil darstellen. www.mlm-training.com/gopro MLM-TRAINING.com Für Leser von Network-Karriere VERSANDKOSTENFREI* Gutscheincode: NWKFEB17 *Versandkostenfreie Lieferung nach Deutschland & Österreich. Angebot gültig bis 28.02.2017.

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