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DRAUSSEN 1 2 Was steckt

DRAUSSEN 1 2 Was steckt drin im Glas? Fruchtaufstriche sind alle süßen Kreationen, die nur aus einer oder mehreren Fruchtsorten unter Zusatz von Zucker entstehen. Brotaufstriche können süß oder herzhaft sein. Den einzelnen Varianten werden Zutaten wie Schokolade, Eierlikör, Sekt oder Kräuter und Gemüse beigemischt. Die sind in der Uckermark bis hin nach Berlin gefragt. „Das mit dem Einkochen war eher Zufall. Wir haben einen Bauernmarkt organisiert und wollten etwas Selbstgemachtes anbieten“, erinnert sich Angela Siebert. „Mit Holunder und Quitte hat es angefangen. Die Fruchtaufstriche kamen so gut an, dass wir dabeiblieben.“ Im ersten Jahr wurden 200 Gläser abgefüllt, im zweiten Jahr schon 2000. Und es wurden immer mehr. Anfangs haben die Frauen die Früchte noch selbst geerntet und in der Natur gesammelt. Später hatten sie ausreichend Angebote von den Kleingärtnern der Region. „Wir nehmen auch kleine Mengen“, sagt Gudrun Fidorra und zeigt auf eine Schüssel mit Brombeeren, die nur halb gefüllt ist. „Wir verarbeiten ja nur kleine Chargen zu maximal zwei Kilogramm“, erklärt sie. Was nicht gleich verarbeitet wird, kommt in den Tiefkühlschrank als Vorrat für Tage, an denen kein frisches Obst geliefert wird. An manchen Tagen bleibt die Küche aber kalt. Dann ziehen die Frauen hinaus in die Natur. In der Landschaft des Naturparks Uckermärkische Seen ernten sie Wildfrüchte, Blüten und Kräuter. Gerade steht die Holunderernte an. Aus den Beeren entstehen Sirup und verschiedene Fruchtaufstrichvarianten. Ansonsten herrscht zwischen den beiden Frauen Arbeitsteilung. Während Gudrun Fidorra kocht und die Fruchtmasse in die Gläser füllt, dekoriert Angela Siebert die Gläser mit den Etiketten, verpackt sie in Kartons und kümmert sich um die Buchführung. „Das gefällt uns besser. Früher hat jeder alles gemacht“, sagen beide wie aus einem Mund. Ausprobieren, testen und kosten Und woher kommen die vielen Rezepte? „Anfangs haben wir aus alten Rezeptbüchern unserer Mütter nachgekocht“, berichtet Angela Siebert. „Auf den Märkten lassen wir probieren. So kommen wir mit den Leuten ins Gespräch. Einige geben ihre Erfahrungen weiter.“ Aber es gibt auch viele Eigenversuche. Die Uckerwiese, ein Brotaufstrich aus Brennnessel, Löwenzahn und Pfefferminze, ist so ein Beispiel. Oder Erdbeere mit Rosenblättern: Die Idee wurde beim Schauen einer Liebesschnulze geboren. Es kommt aber auch vor, dass die Früchtezauberinnen Aufträge für spezielle Kreationen erhalten. So entstand der Fruchtaufstrich 32 | 33 zuhause

SELBSTGEMACHT FRUCHTAUFSTRICH PFLAUME & HOLUNDER Zutaten 1000 g Bauernpflaumen 500 g Holunderbeeren 500 g Zucker 10 g Apfelpektin 2 Esslöffel Zitronensaft 2 g Zitronensäure Und so wird‘s gemacht Die Pflaumen gut waschen, entkernen und vierteln. Holunderbeeren waschen und vom Stiel befreien. Anschließend die abgewogenen Früchte mit dem Zucker und den übrigen Zutaten in einem großen Topf verrühren und ein paar Stunden stehen lassen. Dann die Masse bei mittlerer Hitze so lange köcheln lassen, bis eine zähflüssige Masse entsteht. Dabei immer gut umrühren, damit nichts anbrennt. Ist die Gelierprobe gelungen, den Fruchtaufstrich in saubere Gläser abfüllen und gut verschließen. „Ossi-Dreifrucht“. Die Mischung aus Roten Johannisbeeren, Erdbeeren und Himbeeren ähnelt der Dreifruchtmarmelade aus DDR- Zeiten und ist zu einem Renner geworden. „Manchmal koche ich auch nach Farbe“, fügt Gudrun Fidorra schmunzelnd hinzu und zeigt auf das Regal, wo Mango-Pflaume steht. Und dann gibt es da noch eine ganz besondere Schöpfung, die sie stolz zeigt: Rhabarber mit Blaumohn und weißer Schokolade. „Oft wurden wir nach einem Kiwi-Fruchtaufstrich gefragt. Da wir aber keine heimischen Kiwifrüchte bekommen konnten, kamen wir auf diese Idee“, erklärt sie die Entstehung. Die Masse im Glas sieht wirklich wie Kiwi aus. „Manche Leute glauben sogar, dass sie diese Beerenfrucht essen. So spielt das Gehirn verrückt“, sagt Angela Siebert und lacht. Angesprochen auf die verschiedenen Glasformen im Regal erzählt die 58-Jährige, dass 15 Jahre lang ein Sechskantglas mit grünem Deckchen das Markenzeichen für den Boitzenburger Früchtezauber war. Vor einem Jahr hat sich das geändert. Nun sind die Gläser rund und auf dem Deckel ist das Konterfei der zwei Frauen als Karikatur – mit einem Gruß aus der Uckermark – zu sehen. „Das war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig“, sind sich die beiden einig, aber heute können sie darüber herzlich lachen. 3 4 1 Gudrun Fidorra (links) und Angela Siebert sind die Frauen vom Boitzenburger Früchtezauber. 2 Sirupsorten in vielen Geschmacksrichtungen gehören auch zum Sortiment. 3 Die Kreation Mango-Eierlikör-Sekt kommt gut an. 4 Rhabarber mit Blaumohn und weißer Schokolade erinnert an Kiwi. © Ute Ziemann

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