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OCEAN7 2014-05

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OCEAN7Revier 1 2 Jeder Skipper küsst einmal den Bode Nimmt man nach Martins Point gleich die erste Ausfahrt backbords, kann man in einem großen Ententeich vor Anker gehen. Da die Jagdsaison noch nicht eröffnet ist, bereitet uns der getarnte Jägerstand recht voraus kein Kopfzerbrechen, als wir uns nach dem Abendbrot ziemlich erschöpft in unsere Betten fallen lassen. Dann der Traum: Als Millionär liege ich auf einer Lounge an einem Karibik- Strand und werde von beiden Seiten mit Palmwedeln befächert, als das Rascheln der Wedel plötzlich von mehreren dumpfen Schlägen gegen die Lounge durchbrochen wird. Ich fahre aus dem Schlaf und stelle mit Schrecken fest, dass das Rascheln und Pumpern immer noch zu hören ist. An Deck wird klar: Ein über Nacht aufgekommener Sturm hat uns samt Anker gepackt und nach Westen in den hintersten Winkel der Bucht verschleppt, um uns dort mit dem Bug gegen das schlammige Ufer und mit dem Mast in das dichte Laubwerk einer tief ins Wasser hängenden Eiche zu schubsen. Daher dass Rascheln und Pumpern. Wir kommen schnell und ohne Schaden aus der Falle frei und ankern noch einmal an anderer Stelle, die besseren Schutz vor dem aus dem Nichts gekommenen Ostwind bietet. Craigs Prophezeiung hat sich also erfüllt: „Jeder küsst einmal den Boden der Chesapeake Bay!“ Ice Cream und Grüner Veltliner. Es sind nicht leere Wasser-, sondern zu klein dimensionierte Abwassertanks, die uns am nächsten Tag zum Einlaufen in eine Marina bewegen. Wasserlassen in der Bay ist nämlich streng verboten, sowohl das mechanische unter, als auch das natürliche auf Deck. Mit acht Knoten nehmen wir uns den Choptank River vor und schießen nach nur fünf Seemeilen nördlich in den Tred Avon River auf, um in aller Ruhe die Segel zu bergen. Während uns am rechten Ufer bereits die ersten Holzhäuser von Oxford begrüßen, legt am linken Ufer gerade die Oxford-Bellevue-Fähre – die älteste privat betriebene Fähre der USA (seit 1683) – ab, mit nur einem Auto und dem Fahrer an Bord. Postkartenidylle. Die Tankstelle in Oxford ist erfreulicherweise genauso sauber wie die Marina, lediglich den Schlauch zum Absaugen der Tanks sollte man nur mit Handschuhen übernehmen. Danach führt uns ein kleiner Spaziergang durch die 700-Seelen-Gemeinde zum Greißler an der Hauptstraße, der uns mit himmlischer Ice Cream aus einer Eistheke im Stile der 1960er den weiteren Weg bis zum Robert Morris Inn versüßt. Hier sollen wir am Abend nicht nur die besten Fish & Chips (aus frisch gefangener Flunder) und ein fantastisches Bay-Welsfilet aus der Pfanne auf Kokosnuss-Jasminreis und Tropical-Fruits-Salsa serviert bekommen. Hier überrascht uns auch die Getränkekarte mit einem Grünen Veltliner aus Niederösterreich (Weingut Leth, Fels am Wagram). Wir erheben das Glas auf die Heimat, sind in Gedanken aber bei unserem nächsten Etappenziel, dem Dun Cove nördlich von Tilghman Island. Wo die Sonne mit dem Wasser tanzt. Dun Cove bedeutet frei übersetzt die „mattfarbene Bucht“ – und genauso präsentiert sie sich auch, als wir langsam unter Motor in ihre Wasser einlaufen. In bezaubernder Symbiose schmiegen sich hier Villen im Kolonialstil an die weitläufige Aulandschaft wie frisch Verliebte. Kleine, klapprige Holzstege drängen sich durch das Schilf aufs Wasser hinaus, als wollten sie sich die beste Aussicht für die soeben eröffnete Sunset-Show sichern. Wie dünne Wasserfarbe auf Pergamentpapier scheint die Sonne gleich hinter dem Horizont zu zerfließen, ehe sie sich nach einem kurzen Aufbäumen hinter dem hohen Schilf der hereinbrechenden Nacht ergibt. Den Sundowner trinken wir mit dem verrückten, aber liebenswerten Professor James aus Virginia, der mit einem alten Whiskey von seiner Monohull auf unseren Katamaran geswitcht ist, um kurz „Hello“ zu sagen. Seit 40 Jahren segelt er in der Bay und seit seiner Pensionierung schläft der 76-jährige auch am liebsten hier. Seine Frau nicht, darum freut er sich immer über Gesellschaft in der Dun Cove. Als wir zu Bett gehen, scheint James noch zu lesen – bei Kerzenlicht. 22 OCEAN7 05/2014 | September/Oktober 2014

Chesapeake Bay n der Chesapeake Bay 3 So schwach und zerbrechlich die Sonne bei ihrem Untergang war, so stark und verspielt zeigt sie sich im Morgengrauen. Auf breiter Front taucht sie den Himmel in die schönsten Pastellfarben zwischen Blau und Rot und lässt ihre Strahlen über die spiegelglatte Dun Cove tanzen. Ein paar schüchterne Wolkenstreifen spiegeln sich im Wasser wie Objekte im Radar der Sonne. Die mystische Stille wird nur durch die Rufe einiger über dem Wasser kreisender Fischadler zerrissen. Mit ihren breiten Schwingen scheinen sie den indianischen Namen der Bay in den Himmel zu malen: „Chesepiooc“ – Der große Fluss. 1 Schild-Bürgerstreich in Oxford, dahinter die Fähranlegestelle 2 Sonnenuntergang für Genießer in der Shaw Bay 3 (Kulinarisches) Highlight in Oxford: Das Robert Morris Inn 4 In den Dörfern der Bay scheint die Zeit stehengeblieben zu sein 5 Fragen Sie nicht nach der Marina (Fettnäpfchen!), sondern nach der „Port of Oxford“ – und Maryland spricht man „Marylin“ 4 5

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