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prima! Magazin – Ausgabe Juli / August 2022

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BERICHT Wettbewerb der

BERICHT Wettbewerb der Flugretter muss nun Gericht entscheiden Nach der Ausschreibung des Landes Burgenland über die Vergabe von zwei Standorten für Rettungshubschrauber im Burgenland hat der Unternehmer Roy Knaus mit seiner Martin Flugrettung die Nase vorne. Die ÖAMTC-Flugrettung hat dagegen nun Einspruch beim Landesverwaltungsgericht (LVwG) eingebracht. Peter Sitar Ab 2026 wird die „Martin Flugrettung“ voraussichtlich als Notarzthubschrauber auch im Landessüden eingesetzt. Foto © Heli Austria „Achtung, Alarmierung für Christophorus 16. Motoradunfall auf der L387 bei Neuberg!“ So tönt es aus den Lautsprechern des Christophorus 16 Stützpunktes in Oberwart. Routiniert, aber nicht hektisch, begeben sich Pilot, Notarzt und Rettungssanitär zum Hubschrauber und sind innerhalb kürzester Zeit in der Luft und am Weg zum Einsatzort. Ein eingespieltes, hochprofessionelles Team, unter Führung des Stützpunktleiters Cpt. Fritz Wallner, das die Abläufe seit dem Jahr 2005 Tausende Male durchführt (siehe Kasten). Unfallfrei und mit großem Rückhalt bei der Bevölkerung, wie die über 500 Besucher beim Stützpunktfest am 25. Juni bewiesen. Alarmglocken beim ÖAMTC Doch auch in der Zentrale der ÖAMTC- Flugretter läuten nun die Alarmglocken schrill. Der Grund: Ende Februar hat das Land Burgenland ein Ausschreibungsverfahren für zwei Notarzthubschrauber im Burgenland, einen im Bezirk Oberwart und neu, einen in der Nähe des zu errichtenden neuen Krankenhauses bei Gols, ausgeschrieben. Am Freitag, den 17. Juni, wurde das Ergebnis bekannt. Erstgereihter ist die Martin Flugrettung des in Pongau in Salzburg beheimateten Unternehmens von Roy Knaus. Die Martin Flugrettung ist vor allem im Westen des Landes aktiv und betreibt dort mehrere Standorte. Zwar hatte der ÖAMTC bei drei von fünf Kategorien die Nase vorne, letztlich gab aber das finanziell günstigere Angebot von Martin den Ausschlag, wie seitens 6 JULI • AUGUST 2022 www.prima-magazin.at

BERICHT Foto © Peter Sitar Chefpilot Fritz Wallner und der leitende Flugrettungssanitäter Hans Peter Polzer sind Urgesteine des Christophorus 16 (ÖAMTC) des Landes betont wurde. „Dagegen haben wir nun Einspruch beim Landesverwaltungsgericht eingebracht“, bestätigt ÖAMTC-Pressesprecher Ralph Schüller. Das LVwG muss nun innerhalb von sechs Wochen eine Entscheidung treffen. Thema für den Landtag Sturm gegen diese Vergabe läuft die Landes-ÖVP. Klubobmann Markus Ulram spricht von einer leichtsinnigen Entscheidung und kündigt für die nächste Landtagssitzung eine dringliche Anfrage an Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an. Nach Ansicht der ÖVP sei der ÖAMTC der verlässlichere Partner und verweist auf Flugunfälle bei den Unternehmen des Erstgereihten. Auch soll dessen wirtschaftlicher Hintergrund durchleuchtet werden. Große Freude bei Martin „Wir freuen uns natürlich sehr, die Ausschreibung gewonnen zu haben“, sagt Roy Knaus, dessen Vater aus Rechnitz stammte. Denn es sei gar nicht so leicht, sich in Österreich gegen den Platzhirschen ÖAMTC durchzusetzen. Natürlich werde man jetzt das Verfahren abwarten und hoffe auf eine Bestätigung der Erstentscheidung. Der Vertrag des C 16 in Oberwart läuft noch bis Ende 2025, bis dahin werde man auch weiterfliegen. Warum man beide Standorte gleichzeitig ausgeschrieben habe, wird seitens des Landes damit begründet, man wolle für beide Standorte einen gemeinsamen Ansprechpartner haben. Bei den Oberwarter Rettungsfliegern ist die Stimmung natürlich getrübt. Der leitende Flugrettungsassistent, Hans Peter Polzer, der seit 2005 dabei ist: „Wir haben stets unser Bestes gegeben und sind in der Region und bei den Menschen stark verwurzelt. Da tut es schon weh, wenn man nach 17 Jahren erfährt, dass man ausgetauscht werden soll.“ Man werde aber weiter mit vollem Einsatz und hochprofessionell für die Menschen weiterarbeiten. Bisher wurde das Nordburgenland von den Christophorus-Fliegern aus Wiener „ Wir hoffen auf eine positive Entscheidung des Gerichts in unserem Sinne. „ Ralph Schüller, ÖAMTC Neustadt oder Wien versorgt. Nun soll dort ein eigener Standort entstehen. Wo genau, ist noch unklar, vermutlich bei Zurndorf. Notarzt-Heli im Landessüden Ausschlaggebend für die Errichtung eines Notarzthubschrauber-Stützpunktes in Oberwart war eine Serie von Unfällen zu Beginn der 2000er Jahre in entlegenen Gebieten im Bezirk. Daraufhin entschloss sich der damalige Gesundheits-Landesrat Peter Rezar (SPÖ), unterstützt vom leider viel zu früh verstorbenen Oberwarter Bürgermeister Gerhard Pongracz, dem Roten Kreuz und Hans Peter Polzer, einen Rettungshubschrauber für das Südburgenland auszuschreiben. Ursprünglich war dieser stationiert bei der Fleckvieh- Halle in Oberwart, bis 2006 der neue Stützpunkt vom ÖAMTC fertiggestellt wurde. Einsatzbilanz des Christophorus 16 in Oberwart 2005.................................. 468 (ab 1.5. 2005) 2006................................. 767 2007.................................. 886 2008.................................. 687 2009................................. 730 2010................................... 735 2011.................................... 830 2012................................... 828 2013................................... 807 2014................................... 792 2015................................... 933 2016................................... 914 2017................................... 1.033 2018................................... 1.096 2019................................... 1.053 2020.................................. 936 (Pandemie) 2021................................... 1095 2022.................................. 615 (Stand Juni) Gesamt bisher 15.206 Stand Juni 2022 45,5 % der Einsätze sind internistische und 11,9 % neurologische Notfälle. 6,2 % sind Haushaltsunfälle, 7,6 % Verkehrsunfälle, 4,7 % Arbeitsunfälle und 5 % Sport- und Freizeitunfälle. Ca. 63 % der Notfallorte lagen im Burgenland, 32 % in der Steiermark und 5 % in NÖ. Bei 77 % handelte es sich um sogenannte Primäreinsätze, 14 % waren Sekundäreinsätze, also Transporte von einem Krankenhaus in ein anderes und nur 9 % waren Fehleinsätze, das sind Einsätze bei denen es keine Notfälle zu versorgen gab. Die 16 Notärzte unter der ärztlichen Leitung von Dr. Wilhelm Urschl kommen aus diversen Krankenhäusern, die 12 Notfallsanitäter unter dem leitenden Flugrettungssanitäter Hans Peter Polzer sind berufliche oder freiwillige Mitarbeiter des Österr. Roten Kreuzes. Die Piloten um Stützpunktleiter Cpt. Fritz Wallner werden vom ÖAMTC Flugrettungsverein zur Verfügung gestellt. Wie es in Oberwart nach 2025 mit dem Standort weitergehen wird, ist unklar. Denn in der Erklärung des Landes vom 17. Juni heißt es dazu kryptisch: „Die genauen Notarzthubschrauber-Standorte stehen noch nicht fest.“ Ab 2026 wird es im Bezirk Oberwart einen Standort geben. Gerüchteweise wird da immer häufiger etwa Pinkafeld genannt. JULI • AUGUST 2022 7

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