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2008-3 REISE und PREISE

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FLORIDA Tagsüber an

FLORIDA Tagsüber an herrlichen Stränden relaxen oder mit dem Airboat auf Alligator-Safari durch die Everglades düsen. Abends geht es dann auf ein paar Drinks in einen Saloon – Miami und die Keys bieten das perfekte Freizeitprogramm Natur Strände Freizeit TESTSPIEGEL Gestylte Menschen, schicke Bars und geharkte Strände in Miami Beach sind die eine Seite. Einzigartige Naturerlebnisse in den Everglades, den Naturparks und auf den kleineren Keys die andere. Florida ist typisch amerikanisch – und ein perfektes Freizeitparadies dazu. Kultur Nebenkosten Nachtleben sichtslos erschlossen und zubetoniert wie in Florida. Und sie bauenweiter, als gäbe es kein Morgen«, wettert der alte Samuel, gut eine Autostunde südwestlich von Miami entfernt, in seinem Schaukelstuhl auf der Veranda seines Holzhauses. Dabei fragt man sich, worüber ausgerechnet er sich be - schwert, wenn man ihn in dieser einzigartigen Idylle so sitzen sieht – fernab von jeglicher Zivilisation, umringt von endlosen Sägegraswiesen. Wie zum Beweis, dass die Welt in dieser malerischen Sumpflandschaft noch in Ordnung ist, setzt just in diesem Moment eine Horde Silberreiher zur Landung an, während ein Fischadler am stahlblauen Himmel seine weiten Kreise zieht. Tatsächlich, knurrt Samuel, müsse man sich um die Everglades mo mentan weniger Sorgen ma - chen. Ex-Präsident Clinton sei Dank, der zum Ende seiner Amtszeit noch für entsprechende Initiativen und Gesetze gesorgt hat. So werden für den Schutz dieses größten subtropischen Feuchtgebietes in den kontinentalen USA heute mehr staatliche Millionen aufgebracht als je zuvor. Wobei vor allem der Nationalpark profitiert, der mit knapp 560.000 Hektar ein Fünftel der Gesamtfläche ausmacht. Ob das fragile ökologische Gleichgewicht des Ganzen aber auch in Zukunft eine Chance hat, hängt nach Samuels Ansicht vom Umweltbewusstsein jedes einzelnen Floridianers ab. Und da fehle den Menschen oft der Bezug, denn der Einflussbereich auf die Everglades reicht über Hunderte Kilometer ins Land hinein. Bis weit über den Wasser spendenden Okeechobee hinaus, den zweitgrößten Süßwassersee des Landes. Samuel, der trotz Pensionierung noch immer täglich mit dem Kanu loszieht, um als Naturwissenschaftler das einzigartige Zusammenleben von Süßwasseralligatoren und Salzwasserkrokodilen vor seiner Haustür zu studieren, hegt dennoch seine Hoffnungen: »Wenn diese Burschen hier nur einen einzigen Tag verbringen, begreifen sie so fort, wie einmalig dieses Fleckchen ist. Und wenn wir Glück haben, wird sich der Um weltgedanke mit unserem nächsten Präsidenten auch end lich wieder mehr durchsetzen.« Auf der Traumstraße von Key zu Key Es ist eine Strecke der nicht enden wollenden »Ahhs …!« und »Ohhs …!« und »Wows …!« Ob leise dahingestöhnt oder einfach nur gedacht – die Fahrt über die gewundene Inselkette der Florida Keys, die sich vom Festland aus rund zweihundert Kilometer ins Meer erstreckt, löst garantiert bei jedem Neuankömmling Jubelstürme aus. Einfach grandios, dieser Anblick der endlos erscheinenden Flachwasserzonen, die sich mit den zahlreichen Brücken und Verbindungsdämmen entlang des US Highway 1 in immer kürzer werdenden Abständen auftun. Dabei scheint es, als würden einem vom schneeweißen Sandgrund Trillionen Türkise, Smaragde und Aquamarine entgegenfunkeln. So klar wirken die hiesigen Gewässer, in denen sich Atlantik und Golf von Mexiko vermischen. Tatsächlich will sich das romantische Inselfeeling allerdings bei der Fahrt über die erste und größte Insel Key Largo zunächst noch nicht so recht einstellen. Selbst ein paar Kilometer und Minieilande danach fühlt man sich eher wie auf einer Hauptstraße, die durch eines dieser typisch amerikanischen Küstenstädtchen führt, welches in diesem Fall aber irgendwie nie zu enden scheint. »Abbiegen sollte man ab und an schon, sonst endet man in spätestens vier Stunden am Endpunkt und wundert sich, dass nach neunzig Seemeilen nur noch Kuba kommt«, scherzt Mike verschmitzt, denn natürlich liegen auch auf den Upper Keys die seichten Küstenparadiese stets nur einen Steinwurf vom Highway entfernt. Und so sollte man sich dort vor allem den John Pennekamp Coral Reef State Park nicht entgehen lassen, denn in seiner Tiefe zeigt sich das einzige lebende Korallenriff des nordamerikanischen Kontinents. Mit dem Park und den angrenzenden Marinereservaten Key Biscayne und Florida Keys National Marine Sanctuary wurde es 1960 unter Schutz ge stellt, und dank Mike und Kollegen, die mit ihren Glasbodenbooten darüber hinwegkreisen, können auch wasserscheue Menschen die Pracht be - wundern. Sportfischer, die nun mehr davon träumen, übermannsgroße Marlins, Tarpons und Thunfische an ihrer Angel zu sehen, werden ein paar Meilen weiter, auf Islamorada, ihr Dorado finden. Während die Fans des guten alten Flipper sich auf das Dolphin Research Center in Marathon auf Grasy Key freuen dürfen. Mit Haien und Rochen in die Mangrovenwelt »Hey, seht ihr den gelben Kopf mit den Streifen, der da auftaucht? Das ist eine riesige Loggerhead- Wasserschildkröte, die nach Luft schnappt«, ruft Bill enthusiastisch und sorgt angesichts dieses seltenen Glücksfalls für helle Begeisterung unter den Teilnehmern seiner Kajaktour. Dabei haben sie zuvor bereits einen Stachelrochen und eine Gruppe Ammenhaie be - obachten können. Und das Abenteuer fängt mit der Querung des schmalen Meeresarmes zwischen den Keys Big Pine und No Name gerade erst an. Kaum ist dieser spannende und zugleich anstrengendste Teil der Reise geschafft, geht es an dichten Seegraswiesen vorbei, und nur wenige Paddelschläge dahinter entführt Bill die kleine Gruppe dann auch schon in eine geheimnisvolle Tunnelwelt aus Mangroven, in der es sich bald darauf nur noch mit den Händen hangelnd vorankommen lässt. Fast dreißig Jahre ist es jetzt her, dass der gebürtige Kalifornier die hiesigen Gewässer auf einer Ur - laubsreise zum ersten Mal erkundet hat und beschloss, für immer zu bleiben. Mittlerweile hat Bill Keogh jeden Winkel der Inselkette mit seinem Kajak angesteuert, ist Autor des Florida-Keys-Paddelführers und gilt als unange- 106 REISE & PREISE 3/2008

Im »No Name Pub« in Big Pine gibt’s die besten Pizzen Floridas – und die wohl teuerste Kneipentapete der Welt. Nahezu jeder Gast bereichert sie um eine Dollarnote (oben). Zeig her deine Zähne – Alligatorvorführung im Everglades National Park (rechts) fochtene Kapazität in Bezug auf das Ökosystem der Keys. Hier, auf den touristisch kaum erschlossenen Lower Keys, hat er auf einem Hausboot sein ganz privates Paradies gefunden. Einerseits gerade mal vierzig Minuten vom quirligen Zentrum Key Wests entfernt, liegt ihm andererseits mit dem Bahia Honda State Park einer der zehn schönsten Strände der USA, sozusagen, direkt vor den Füßen. Doch fragt man ihn,wo es denn nun am schönsten sei, dann lacht er nur: »Vergiss das Ziel. Genieße einfach die Tour. Das Geniale an den Keys ist, dass du hier umso mehr erleben kannst, je langsamer du dich voranbewegst.« Sunset-Party am Mallory Square Was ist wertvoller im Leben: ein abgeschlossenes Architekturstudium oder ein freies, wildes Künstlerleben mit einem Typen, den man am Tag zuvor gerade erst kennengelernt hat? Für Angela, die 1994 in den Sommerferien von Norddeutschland aus nach Key West gereist war und sich diese Frage dann stellte, gab es nach sechs Monaten »Probezeit vor Ort« eine klare Antwort. »Diese relaxte Atmosphäre, die lächelnden Menschen – hier gibt es immer noch Viertel, in denen Hähne und Katzen gemeinschaftlich auf der Straße herumstreunen wie zu Hemingways Zeiten. Hinterhöfe mit wild wuchernden Bougainvilleen und Jasmin. Überhaupt, der ganze Charme der historischen Altstadt …, das alles wirkt so unglaublich inspirierend«, schwärmt Angela auch heute noch mit ansteckender Begeisterung. Und tatsächlich reicht schon ein kurzer Spaziergang zwischen Whitehead und White Street, um sich als Tourist in diese südlichste Insel der Keys zu verlieben. Überall entdeckt man kleine, viktorianische Villen im Zuckerbäckerstil, die im perfekten Kontrast zu den zahlreichen Shotgun- und Conch-Häusern stehen, und viele der historischen Bauten dienen als Hotel oder Gastronomiebetrieb. So wie das »Blue Heaven«, das in den 30er Jahren ein stadtbekanntes Bordell war und heute ein Musik-Restaurant ist, in dem An - gela und ihr mittlerweile angetrauter Mann ihre Kunstwerke vertreiben. Okay, die berühmte Duval Street, der Dreh- und Angelpunkt des hiesigen Nachtlebens, wirkt mittlerweile sehr kommerziell. Genauso wie die traditionelle Sonnenuntergangsparty am Mallory Square, bei der die Hippies und Straßenkünstler sich in den 60ern noch einsam versammeln konnten, um das grandiose Ereignis mit ein paar Joints zu feiern. Heute erkennt man den Platz meist vor lauter Menschen nicht mehr. Doch die Gaukler, Akrobaten und Musiker haben sich ihren Platz zwischen all den Verkaufsbuden und Open-Air-Bars bewahrt. Und wenn die Sonne im Meer versinkt, steigt die Party noch genau so schräg und abgedreht wie in alten Zeiten. Und es passt alles wunderbar, denn irgendwie sind wir doch alle ein wenig gaga. INFO FLORIDA INFO n EINREISE Für die visumfreie Einreise be - nötigen Deutsche, Österreicher und Schweizer einen maschinenlesbaren Reisepass. Detaillierte, aktuelle Informationen finden Sie unter www.usvisa-germany.com n GELD € 1 = US$ 1,55 (Stand 7/08). Kreditkarten sind überall gängig. Mit der EC-Karte lässt sich an ATM-Automaten Bargeld ziehen. n GESUNDHEIT Keine Impfung vorgeschrieben. Empfehlenswert ist Impfschutz gegen Tetanus, Polio, Diphterie und Hepatitis. n KLIMA In Südflorida herrscht das ganze Jahr über subtropisches, feuchtwarmes Klima. Im Winter liegen die Temperaturen bei 20–25 °C, im Sommer schnell bei bis zu 32° C. Besonders in den Everglades und auf den Keys können Mücken im Hochsommer zur Plage werden. Hurricanes tauchen am ehesten zwischen Mitte August und Mitte Oktober auf. n UNTERKUNFT In Miami und auf den Keys gibt es ein großes Angebot an Motels, Hotels und Mietwohnungen/- häusern. Besonders auf den Keys sind in der Hauptsaison von Dezember bis April die besten schnell ausgebucht. Ein einfaches Motelzimmer bekommt man ‘ REISE & PREISE 3/2008 107

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