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2011-4 REISE und PREISE

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COSTA RICA Eine Chance

COSTA RICA Eine Chance für die Frauen Es ist Samstag. In Pénjamo, einem Dorf aus zehn Häusern irgendwo zwischen Santa Clara und Florencia in der Abgeschiedenheit der Provinz Alajuela, sitzen zehn Frauen um einen Tisch herum und schauen gespannt auf Natasha. Die 34-jährige Grafikdesignerin greift sich eine der Plastiktüten, aus der Hunderte bunter Schlüsselanhänger herausquellen. In eine Liste trägt sie den Namen der ersten Frau ein und beginnt, die Die Frauen von Pénjamo basteln Schmuck und Schlüsselanhänger aus alten Zeitschriften. Anhänger einzeln zu begutachten. »Wir arbeiten an unserem ersten Auftrag, da muss alles perfekt sein«, erzählt die frischgebackene Geschäftsfrau stolz. Das Besondere: Die Anhänger bestehen aus alten Telefonbüchern, Reiseprospekten und Zeitschriften. 25.000 Papierdreiecke haben die Pénjamo-Frauen dafür ausgeschnitten, gerollt, geklebt, aufgefädelt – eine Fleißarbeit. Viel Geld gibt es dafür nicht. Aber mit den Spenden dieses Nachhaltigkeits-Projekts Women breaking Limits verdienen die Frauen immerhin so viel, dass sie zur Versorgung ihrer Familien beitragen können. Eine tolle Chance, ihren Stolz und ihre Selbstständigkeit gegenüber den Ehemännern zu bewahren und keine Selbstverständlichkeit in den ländlichen Gebieten Costa Ricas, wo noch immer Chauvinismus und Alkohol die Familien regieren. Handwerker niedergelassen. Außer der hübschen katholischen Kirche und ein paar Holzhütten an der staubigen Landstraße um das sattgrüne Fußballfeld gibt es hier kaum etwas. In den Regenmonaten ist es einsam, doch in der Trockenzeit kommen die Touristen, um die schönen Keramikarbeiten nach alter Tradition der Chorotega-Indianer zu bestaunen. »Für 4.000 Colónes bekommen wir im Nachbarort einen Eimer Tonerde. Da forme ich 40 kleine Krüge draus«, erzählt José. Der Familienvater sitzt mit Frau und Kindern vor seiner Hütte, formt, schleift, malt und kratzt Farbstücke wieder ab. Langwierig ist der Prozess. Bis ein Tonkrug im traditionell runden Holzofen gebrannt wird, vergehen Tage. Aber das stört hier niemanden. Zeit gibt es genug. Genauso wie in der Provinzhauptstadt Liberia, wo sich die Ticos, die Einheimischen, gemütlich auf schattigen Bänken im Parque Central die Zeit vertreiben, oder im nördlichen Nationalpark Rincón de la Vieja, wo die kleinen Schlammvulkane schon seit Jahren ungestört vor sich hin brodeln. In der Nachbarprovinz Alajuela mit gleichnamiger geschäftiger Hauptstadt sieht das anders aus. Hier ist der Tourismus weiter fortgeschritten. Auf der Aussichtsplattform des wohl schönsten Vulkan-Kraters Costa Ricas, dem Poás, drängeln sich täglich Massen an Schaulustigen, um einen Blick in die giftgrüne Kraterlagune zu erhaschen. In den endlosen Kaffeeplantagen der Berge zeigen Besitzer Ernte und Verarbeitung der roten Kaffeebohnen. Im Selvatura-Park, einem Teil des berühmten Monteverde-Nebelwaldes, gleiten die Besucher an Stahlseilen über die dichten Baumgipfel – dieses Canopy ist für viele ein absolutes Highlight. Dabei ist schon der drei Kilometer lange Weg über ebenso hohe Hängebrücken ein einzigartiges Erlebnis. Wie ein Hochfloor-Teppich erscheint das Walddach von oben, mit einer Decke aus kuscheligen Wolken. Immer wieder vermischen sich hier die knarrenden, froschähnlichen Rufe des Tukans mit den Freudenschreien der Canopy-Gleiter. Unglaublich, dass nur ein paar Kilometer weiter die Tilarán-Cordillere eine endlos grüne Hügellandschaft aufweist, mit vereinzelten Bäumen und grasenden Rindern. Auch der liebliche Ort Zarcero mit seinenmodern gestylten Hecken vor der niedlichen Kirche ist nicht weit, so wie die mit bunten Häusern beklebten Hügel von Naranjo. Ökologischer Vorreiter in Südamerika Schon Christoph Kolumbus war von der landschaftlichen Vielseitigkeit angetan, als er hier 1502 als erster Europäer landete. In der Annahme, einen Schatz an Rohstoffen und Edelmetallen entdeckt zu haben, vergab er den Namen »Costa Rica y Castillo de Oro«, reiche Küste und goldene Burg. Als die Spanier vier Jahre später erfolglos versuchten, im Land eine Kolonie zu gründen, indem sie die Ureinwohner versklavten, bevor diese zuhauf an den mitgebrachten Krankheiten starben, geriet Costa Rica wieder in Vergessenheit, denn Rohstoffe und Edelmetalle hat das Land kaum. Erst nach 60 weiteren Jahren übernahm Spanien den nächsten Versuch einer Eroberung und gründete Cartago als erste Hauptstadt. Seit 1821 ist das Land unabhängig. Immer wieder jedoch gab es Unruhen – auch als mit dem weltweiten Kaffeeboom die Kaffeebarone die politische Macht ernteten. Ruhe trat erst 1986 mit dem Präsidenten Oscar Arias Sanchez ein. Heute hat Costa Rica als älteste Demokratie Mittelamerikas mit Laura Chinchilla Miranda zum 10 REISE & PREISE 4/2011

Einer von Costa Ricas naturbelassenen Stränden: der dunkelsandige Strand von Tortuguero Costa Rica Die drei Herren treffen sich täglich auf einer Bank am Rande des Parque Central in Alajuela. Im Hintergrund: die ehemalige Schule Ihr Spezialist für Costa Rica Regungslos wartet der Leguan auf Beute Gerne erstellen wir Ihr individuelles Angebot für Ihre Reise nach Costa Rica oder Mittelamerika. ersten Mal in der Geschichte ein weibliches Staatsoberhaupt, mit ehrgeizigen Zielen. Bis zum Jahr 2021 will sie den Energiebedarf des Landes, der schon jetzt zu 95 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist sein soll, vollständig ökologisch ab - decken. Cartago – die frühere Hauptstadt Costa Ricas Für die ehemalige Hauptstadt Cartago ist die vergangene Entwicklung wohl eher ein Glücksfall. Die älteste Stadt des Landes ist heute – anders als San José – ein entspannter Flecken. Dazu trägt schon allein die Nähe zu solch reizvoller Naturschönheit wie dem Orosi-Tal mit seiner Aussicht über die endlosen Kaffeefelder bei. In der Stadt selbst gibt es bis auf die Ruinas de la Parroquia zwar keine alten Gebäude – Ausbrüche des Vulkans Irazú, Überflutungen in der Regenzeit und Erdbeben haben alles zerstört. Dennoch hat die flach bebaute Stadt die wohl bekannteste Kirche des Landes: die Basilika de Nuestra Señora de los Angeles. Als 1635 ein Mädchen eine kleine Statue der Jungfrau Maria fand und mit nach Hause nahm, diese aber sowohl am nächsten als auch an den beiden Folgetagen wieder genau dort lag, von wo sie das Kind wiederholt mitgenommen hatte, stellte man die Basilika an diese Stelle. Heute pilgern Tausende gläubiger Ticos nach Cartago, um am 3. August der Prozession der Marien-Statue beizuwohnen. Mit Dutzenden bunter Carretas ziehen sie durch die Straßen – ein traditioneller Ochsenkarren schöner als der nächste, gezogen von den prächtigsten Rindern. Die zweirädrigen Holzwagen, die bis Ende des 19. Jahrhunderts zum Kaffee-Transport eingesetzt wurden, sind heute kaum noch zu sehen. Zu kostbar sind sie den Ticos und zu starr gegenüber den modernen Treckern. In dem Dörfchen Sarchí, der einzigen Produktionsstätte des Landes, sitzen die Spezialisten wochenlang an der Herstellung eines Wagens. Bis zu 5.000 Dollar werden dafür verlangt. »Wir schneiden die einzelnen Teile mit einer hundert Jahre alten, per Wasserrad betriebenen Säge aus Rosen-und Violettholz. Dann wird alles zusammengebaut, und wir Maler geben den Carretas ihre schönen Farben«, erzählt Josefina stolz. Dann verziert sie noch schnell einen fertigen Mini-Karren mit dem Ortsnamen. Nationalpark Tortuguero – Highlight an der Karibikküste Wenn die Maler von Sarchí Feierabend haben, fängt andernorts die Arbeit erst an, zumindest im costaricanischen Winter. Dann ist der Tortuguero- Nationalpark, 70 Kilometer weiter östlich an der Karibikküste, mit seinem 35 Kilometer langen Küstenstreifen Eiablageplatz der vom Aussterben bedrohten Grünen Meeresschildkröte. Im Schutze der Dunkelheit graben die einen Meter großen Kolosse unbeholfen riesige Löcher in den tiefgrauen Sandstrand, legen fast hundert golfballgroße Eier ab und buddeln sie – unter Stöhnen und Schnaufen – wieder ein. Die Nationalparkverwaltung lässt eine begrenzte Anzahl Personen zuschauen – ein absolutes Highlight für Tierfreunde. Doch eine Garantie gibt es nicht. An manchen Abenden ziehen die Schildkröten den Strand des Nachbarorts Parisminavor, manchmal bleiben sie ganzim Meer. Dann zeigen sich in dem weit verzweigten Kanalnetz von Tortuguero vielleicht aber Kaimane oder einer der flinken Kolibris. Und in den Dörfern Tortuguero und Parismina leben die Ticos die entspannte Karibik-Atmosphäre vor, im Schaukelstuhl auf ihren bunten Holzveranden bei frischer Pipa, dem Saft direkt aus der Kokosnuss – Pura vida. INFO Costa Rica auf Seite 12 REISE & PREISE 4/2011 11 07634 5055-0 info@costa-rica.com www.costa-rica.com

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