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2014-2 REISE und PREISE

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IRAN DIE REPORTAGE Auf

IRAN DIE REPORTAGE Auf den des Einsame Bergwelten zwischen den Küsten, darin ab und zu eine Stadt, modern und orientalisch zugleich, neben atemberaubenden Palästen aus längst vergangener Perserzeit – der Iran überrascht wohl jeden Besucher, denn kaum einer rechnet mit so viel Schönheit, so fröhlich-offenen Menschen und einer so lockeren Reiseatmosphäre. Junge Frauen mit Handys am Imam-Platz in Isfahan (oben). Die »Türme des Schweigens« bei Yazd dienten der alt-persischen Religionsgemeinde der Zarathustrier als Bestattungsstätten (großes Bild) TEXT & FOTOS MARA GLIND 68 REISE & PREISE 2-2014

Bewirtung mit Gebäck und Tee im Basarviertel von Shiraz (ganz links). Sie singen und spielen: alte Männer beim Schach im Garten Hasht Behesht in Isfahan (links) Einsam gelegenes Wohnhaus zu Füßen des Kuhrud-Gebirges (oben). Ein architektonisches Meisterwerk: das Minarett der Freitagsmoschee in Yazd (rechts) ooshin sitzt mit ihrer Mutter Zahra und Oma Batool beim Picknick auf dem Imam-Platz in Isfahan. Doppelstöckige Arkaden säumen das Grün. Kinder radeln über Steinwege, Paare umrunden die Oase per Kutsche. Ein Idyll wie aus Tausendundeiner Nacht. Unter ihrem Kopftuch rückt Nooshin den Gole Sar zurecht. Das runde Etwas, das einem Badeschwamm aus zerknülltem Tüll gleicht, steckt mit einer Haarklammer an ihrem Hinterkopf. Nooshin schlägt das Kopftuch etwas zurück, streicht die schwarzen Ponysträhnen zur Seite und wirft die Tuchenden locker um die Schultern. »Mit dem Gole Sar hält das Kopftuch fast von allein. Ich kann es leger tragen, habe einen tollen Hinterkopf und bekomme sogar Luft an den Nacken. Ideal bei dieser Hitze«, schwärmt die 26-Jährige. Wie Nooshin halten es viele moderne Frauen in Iran. »Wir Alten tragen ja noch immer den Tschador, den schwarzen Ganzkörperschleier, aus Tradition«, ergänzt die 64- jährige Batool lachend. Doch seit einiger Zeit kreieren insbesondere junge Iranerinnen mit dem Kopftuch ihre eigene Mode, legen die Kleiderordnung Hijabnach ihren Vorstellungen aus. Ein ernstzunehmender Trend. Schließlich ist im Iran jede zweite Frau jünger als 30 Jahre. Nooshin schlüpft in ihre Turnschuhe, zupft an der knielangen Jacke und erklärt »Ich treffe mich mit meinen Freundinnen zum Tee im Basar«. Die junge Muslima hat Zeit. Wie die meisten Frauen ihres Alters lebt sie nach Schule und Studium bei den Eltern, hilft im Haushalt und wartet auf den richtigen Mann zum Heiraten und Kinderkriegen – der konservative Vater will es so. Noch ist kein geeigneter Kandidat in Sicht. Nooshin kann sich glücklich schätzen, dass es ihr anders ergeht als Oma Batool. Die nämlich wurde im Alter von 13 Jahren verheiratet, dem Mindestheiratsalter iranischer Mädchen. Isfahan: Paläste, Minarette und Moscheen In den Basargassen strahlt grelles Neonlicht aus Läden, kaum größer als eine Besenkammer. Alte Männer schieben Handkarren, voll beladen mit Teppichen, umher. Schwarz verschleierte Frauen stülpen sich Goldschmuck über Finger und Arme. Was gefällt, landet später unter dem Tschador, denn Schmucktragen in der Öffentlichkeit ist nicht erwünscht. Es duftet nach Weihrauch und frischem Brot. Nooshin steuert zielsicher durch das Gassengewirr ins »Azadegan Traditional Teahouse«. In dem schmalen Kellergewölbe rauchen Männer Wasserpfeife, Nooshins Freundinnen trinken Tee, knabbern Süßigkeiten aus Rosenwasser und spielen mit ihren Smartphones – ein krasser Gegensatz. Isfahan steckt wie die gesamte Islamische Republik Iran zwischen der persischen Vergangenheit, in der verschiedenste Stämme regierten, und modernem Fortschritt. Schon Ende des 16. Jh. wurden in Isfahan Paläste aus kostbaren Mosaiken mit Säulen und Wasserbecken erschaffen, dazu prunkvolle Bogenbrücken über den Fluss Zayandeh und erholsame Gärten – ein toller Schauplatz für die Verfilmung des Bestseller- Romans »Der Medicus«. Zahlreiche ansässige Armenier halfen beim Aufbau der Stadt. Sie waren erfolgreich im Handel mit dem Ausland, spülten so ordentlich Geld in die Kassen. Die geschickte Minderheit machte sich schnell unersetzlich, gründete das Viertel Jolfa und baute mit der Vank-Kathedrale die erste armenisch-apostolische Kirche. ‘ REISE & PREISE 2-2014 69

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