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2017-3 REISE und PREISE

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MAGAZIN Mit 75 Jahren

MAGAZIN Mit 75 Jahren immer noch im Dienst: Die legendäre DC 3 fliegt heute Linie in abgelegene Dschungeldörfer. Ein Spektakel – auch für Touristen KOLUMBIEN Im Rosinenbomber zu den Ureinwohnern Was für ein Erlebnis für Liebhaber von Propellerflugzeugen: Im Osten Kolumbiens werden Veteranen der legendären DC-3 für Linienflüge eingesetzt. Mit versierten Buschpiloten geht’s in abgelegene Dschungeldörfer. Text & Fotos Bernd Kubisch Vor 70 Jahren versorgte die Douglas-DC- 3-Flotte während der sowjetischen Blockade West-Berlin mit dem Lebenswichtigen. Wie damals transportieren die zweimotorigen Oldies auch heute Medikamente, Werkzeug und Lebensmittel, allerdings in Regionen, in denen es weit und breit keine Straßen gibt. Heimat und Drehscheibe der noch etwa 15 kommerziell fliegenden Veteranen, deren Familie als »Rosinenbomber« im Kalten Krieg erfolgreich Geschichte schrieb, ist die Stadt Villavicencio, genannt Villavo, gut 120 Kilometer südöstlich von Bogotá. Hier bin ich vor ein paar Tagen angekommen. Bogotá liegt 2.640 Meter hoch, Villavo nur 470. Die dreistündige Busfahrt durch Gebirge, Tunnel, grüne Täler, Haarnadelkurven ist spektakulär und geht meist bergab. Villavo ist das Tor zu den Llanos von Kolumbien, eine weite Savannenlandschaft mit Viehherden, Cowboys, Haciendas. Ich bummele früh über den Plaza los Libertadores, schaue auf die imposante Kathedrale, Wasserfontänen, Kinder, die Tauben füttern, Schachspieler, Eisund Saftverkäufer. Für knapp einen Euro lasse ich mir unter einem schattigen Baum die Schuhe putzen, für gut zwei Euro in einer Nebenstraße die Haare schneiden. Doch nun zieht es mich zum Flughafen. Ein Streifzug über den La Vanguardia Airport ist fantastisch: DC-3, Cessna, ATR. Ich bewundere, fotografiere und berühre ein Dutzend Oldies aus dem Hause Douglas – flugbereit, in Wartung, auf dem Schrottplatz. Kaum zu glauben: Eine orangefarbene Sicherheitsweste und einen 48-Stunden-Ausweis mit Zutritt als Gast-Fotograf bekommt jeder, der der Airport-Verwaltung eine Pass-Kopie gibt und gut drei Euro Gebühr bezahlt. Kein Witz! Aber es ist einfacher, im Inneren des Flughafens über Taxiways und in Hangars zu spazieren und bei der Wartung einer DC-3 zuzuschauen, als hier ein Ticket für einen solchen Flug zu kaufen. Die kleinen DC-3-Airlines haben wegen der hohen Kosten keine Büros und Schalter im Hauptgebäude, sondern verstreut in der Nähe und in der Stadt. Internetbuchung oder Anzeigetafel bei Abflug – gibt es alles nicht. Taxifahrer kennen die Ticketbüros. Ich kaufe bei Vuelo Transgüerima ein Ticket nach Barranco Minas mit zwei Stopps unterwegs. Den Ort hat mir Stephan Pointl empfohlen, dessen kolumbianische Frau in dem Dorf für ein Sozialprojekt Lehrerin ist. Der Bayer arbeitet in Bogotá für Kontour Travel. Alle hier sind DC-3-Fans. Sein Chef Georg Rubin, ein Schweizer, sagt: »Diese Flüge haben Potenzial für Touristen-Touren.« Erfahrene Piloten und gut gewartete Maschinen Die Crew freut sich über Touristen aus aller Welt. Handschlag und ein Plausch mit dem Piloten sind bei dieser aufregenden Reise inbegriffen. 90 REISE & PREISE 3-2017

PREIS-CHECK Pauschalreise Über 100 Veranstalter in einer Datenbank Den Urlaub mit der Comandante Joaquin Sanclemente beim Instrumentencheck. Der Komfort ist begrenzt Ersparnis Endlich geht es los! Ich sitze in einer blankpolierten, silberfarbenen DC-3 von Air Colombia, Baujahr 1942. Das Brummen der zwei Motoren wird stetig lauter, das Rollen schneller. Wir heben um 9.58 Uhr ab, keine halbe Stunde Verspätung. Comandante Joaquin Sanclemente zieht die Maschine gefühlvoll nach oben. Die Häuser, Palmen, Wäldchen, grünen Hügel werden immer kleiner. Wir sind in grauen Wolken. Zeit für einen Rundblick durchs Innere. Ich sitze wie alle der gut 20 Passagiere mit dem Rücken zum Fenster. Neben mir piept und tschilpt es kräftig. Etwa 400 Küken in gestapelten Kartons mit großen Luftlöchern stehen neben mir. Ich gucke durch offene Quadrate aus dicken brauen Riemen, die Kisten und Säcke sichern, auf meine Nachbarn gegenüber. Manche lächeln mir mutig zu. Es schaukelt, eine kleine Turbulenz. Eine Mutter mit braun-bronzefarbener Haut tätschelt ihr Töchterchen. Die Frau ist wie die meisten Indigenas sehr klein. Die Indígenas-Völker der Region haben ihre eigenen Sprachen, lernen Spanisch meist erst in der Schule. Wir landen kurz in Cumaribo, einer Siedlung in der Einsamkeit. Das Flugfeld ist asphaltiert und hat eine Holzbaracke. »Wir können auch auf Gras landen«, sagt Pilot Sanclemente in gutem Englisch. Der 54-Jährige hat über 10.000 Flugstunden allein im DC-3-Cockpit absolviert. Er kennt auch die Geschichte der Berlin-Luftbrücke. »Wir transportieren wirklich alles. Ich habe im Charter zwischen Rennbahnorten schon Pferde geflogen, die viel wertvoller als das Flugzeug sind.« Und die Sicherheit der alten fliegenden Kisten ? »Die Inspektionsintervalle sind kurz, die Checks enorm gründlich«, betont der Commandante. Nächster Stopp ist Inirida mit einem richtigen Flughafen. Wir parken zwischen Militärmaschine und Ambulanzflugzeug. Dann geht’s weiter. Um 15.02 landet der Silbervogel in Barranco Minas. Soldaten kontrollieren freundlich und posieren für Fotos. Mit meinen bescheidenen 1,77 überrage ich die meisten Einheimischen um Haupteslänge. Die Siedlung Barranco Minas am Fluss Guaviare ist klein: Fischfang, ein bisschen Agrarund Gartenbau, ein kleiner Hafen, Holz- und Steinhäuser, etliche Restaurants mit leckerem Fisch, katholische Kirche, zwei Schulen. Freitags wird es lebhaft. Dann dreht die Dorf-Disco auf. Auch an der Open-Air-Bar meines Gästehauses dröhnt Musik. Partytime. Ich feiere fröhlich mit: drei Starts, drei Landungen, knapp 800 DC-3-Flugkilometer für 110 Euro. Ich bin mehr als zufrieden. SO GEHEN SIE VOR Flüge mit der DC-3: Freitags fliegt Aliansa (cargo.express@aliansa.com.co) nach Mitu (Vaupes) nahe Brasilien und wieder zurück nach Villavo für € 156. Aerorapidisimo Express (www.aerorapidisimoexpress.com ) in einem blauen Häuschen nahe Airport offeriert Flüge nach Puerto Carreño am Orinoco an der Grenze zu Venezuela, auch nach Cumaribo und Primavera. Sonntag früh gibt’s einen Tagestrip nach Carreño mit Rückkehr am Nachmittag für € 116. Bei Vuelo Transgüerima (transguerima @hotmail.com, Calle 38, No. 27 im Stadtteil Villa Julia) gibt es ein Hinflug-Ticket nach Barranco Minas (Guainía) mit zwei Stopps und Umweg für € 110. Alle Flugpläne sind nur kurzlebig. ORGANISIERTE TOUREN: Maßgeschneiderte DC-3-Reisen bietet Kontour Travel in Bogotá an (Calle 100 No. 11A-07 Oficina 401, www.kontour-travel.com, 0057-1-7661487, Büro In Deutschland 09120-183217). ANREISE: Von Bogotá kommt man mit dem Flugzeug (ab € 76) oder mit dem Bus von Marcarena (3 Std., € 7) nach Villavicencio. Als Unterkunft empfiehlt sich das Hotel »Estelar« (0057-8-6631000, http://en.estelarvillavicen cio.com, EZ/DZ € 78/87 ÜF). REISE & PREISE 3-2017 91 finanzieren Bis zu 50% sparen bei völlig identischen Reiseleistungen TIPP Fuerteventura 7 T, AI ab 496,- Kreta 7 T, HP ab 279,- Kalabrien 7 T, HP ab 336,- Stichtag: 12. Juni 2017 Neutraler Preisvergleich Pauschalreise-Preisvergleich.de

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