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2018-3 REISE und PREISE

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GRANDHOTELS EUROPA

GRANDHOTELS EUROPA Zeitreise in die Belle Époque Die ersten Grandhotels – palastartige Hotels in bester Lage mit exquisiten Restaurants – entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts. Viele dieser Häuser sind stille Zeugen einer längst vergangenen Zeit. REISE & PREISE stellt die attraktivsten Originale in Europa vor. Prachtvoll: die Fassade des »Grand Hotels Des Îles Borromées« am Lago Maggiore in Norditalien 26 REISE & PREISE 3-2018

Fotos: Marco Arduino/HUBER IMAGES, Martin/Le Figaro Magazine/laif, shironosov/iStock.com, Grand Hotel Tremezzo Exzellenter Service, livriertes Personal und opulente Zimmerausstattung: Die alterwürdigen Grandhotels punkten mit den Merkmalen traditoneller Luxus- Hotellerie. Links: Kellnerin im »Belmond Grand Hotel Europe« in St. Petersburg. Rechts: Zimmer mit Seeblick im »Grand Hotel Tremezzo« am Comer See Wer die Lobby betritt, taucht ein in eine andere Welt, eine andere Zeit. Glitzernde Kronleuchter schweben unter der Decke, antike Polstermöbel gruppieren sich zu Inseln, an denen bei Tee und Gebäck geplaudert wird. Das livrierte Personal steht rund um die Uhr zur Verfügung, dezent im Hintergrund, versteht sich – denn ein Grandhotel ist eine Bühne für seine Gäste. Früher trafen sich hier Adlige und Reiche, Kaufleute, Intellektuelle, Künstler und Kokotten. Grandhotels waren die ersten Luxushotels der Welt. Die meisten entstanden in der Belle Époque (1870 bis zum ersten Weltkrieg), und zwar dort, wo sich ihre zahlungskräftige Klientel gern traf: im Zentrum bedeutender Städte, die kulturell schon immer etwas zu bieten hatten, in malerisch gelegenen Kurorten und Seebädern, wo Kasinos und andere Annehmlichkeiten für Zeitvertreib sorgen. Grandhotels stechen nicht nur architekto - nisch heraus. Sie haben ein schickes, exklusives Ambiente und eine gehobene Ausstat tung, auch wenn bei einigen der erste Lack bereits ein wenig ab ist und der Komfort nur noch für drei Sterne ausreicht. Schon früher hatten alle Zimmer ein eigenes Bad mit fließendem Wasser, Heizung, Aufzug, Telefon und eine hochwertige Möblierung. Heute punkten die meisten der meist über 100 Jahre alten Häuser mit großzügigen Marmorbädern, verzierten Balkonen und opulentem Original-Interieur aus der Blütezeit des Hotels. Auch kulinarisch werden viele Häuser nach wie vor höchsten Ansprüchen gerecht und haben Sterne- oder Gourmetrestaurants sowie gut bestückte, nostalgische Bars und Weinkeller, Dachterrassen oder Dependancen am Strand. Grandhotels profitieren von einer 1a-Lage und sind oft immer noch das erste Haus am Platz. Die Gäste sind heute wohlhabende Urlauber, Nostalgiefans und Geschäftsleute, die etwas auf sich halten. Die Sprachauswahl auf der Hotelwebsite verrät, dass das Publikum internationaler ist als anderswo. Früher blieben die Gäste meist ein paar Wochen, manchmal auch den ganzen Sommer über, und feierten Bälle und Bankette. Das macht heute natürlich kaum jemand mehr. Die internationale Touristenschar lässt sich gern für ein paar Nächte vom Charme der guten alten Zeit betören. Viele der 5-Sterne-Häuser setzen nach wie vor auf ein solventes Publikum, doch gibt es auch Häuser mit 4 oder 3 Sternen. Oberitalienische Seen: eine Hochburg der Grandhotels Das »Grand Hotel Gardone« in Gardone-Riviera war 1884 das erste Hotel am Gardasee. In der Belle Époque feierten Europas Adelige und Intellektuelle im Winter-Kurhotel Gala-Abende und Bälle. Die langgestreckten, weiß-gelben Gebäude haben Rundbögen, Säulen und einen venezianischen Turm, die 167 Zimmer und Junior-Suiten hohe Decken, Marmorbäder und fast alle Südbalkone mit Seeblick. Die behaglichen Suiten sind klassisch oder im Art-Déco- Stil eingerichtet. Direkt am Wasser befinden sich der beheizte Pool, die Überwasser-Liegenterrasse sowie ein Privatanleger für Boote. Auf den Restaurantterrassen wird auf zuvorkommenden Service und elegante Kleidung (lange Hosen!) Wert gelegt (0039- 0365-20261, www.grand hotelgardone.it, EZ/DZ ab € 172/262 ÜF). Auch am Westufer des Lago Maggiore lässt es sich fürstlich absteigen: im »Grand Hotel Des Îles Borromées« in Stresa, rund eine Autostunde südwestlich von Locarno (Tessin) und 90 Autominuten nordwestlich von Mailand. Benannt ist das Haus nach den vorgelagerten Borromäischen Inseln, eine davon mit 17.-Jahrhundert- Palast und englischem Garten. Auch das 1853 eröffnete Hotel im Zuckerbäcker- Stil steht am Seeufer in einem Park mit altem Baumbestand, barocken, englischen und japanischen Gärten, Skulpturen und zwei Pools. Früher hielt sogar der Orient-Express in Stresa. Heute reichen die Kategorien der 179 Zimmer vom Gartenblick-Zimmer bis zur opulenten »Hemingway-Suite« (0039-0323-938938, www. borromees.com, EZ/ DZ ab € 200/216 ÜF). Erste Adresse am Comer See ist das »Grand Hotel Tremezzo«, 30 Kilometer nordöstlich von Como. In dem 1910 eröffneten Haus stiegen der europäische Adel und der Jetset ab, beispielsweise Hollywood-Legende Greta Garbo, nach der eine der Suiten benannt ist. Das gelbe Gebäude im Jugendstil thront über den Restaurant- und Spa-Ebenen und dem Ufer, mit dem Glasaufzug geht es in die opulente Lobby. Die 90 Zimmer und Suiten (fast alle mit Seeblick) sind mit antiken Möbeln eingerichtet. Es gibt drei Pools: einen im Garten, einen Infinity-Pool im Spa mit Seeblick und – ganz spektakulär – einen auf einem schwimmenden Ponton vor dem angelegten Mini-Strand mit Sonnenliegen und Bar (0039-0344-42491, www.grandhotel tremezzo.com, EZ/ DZ ab € 803 ÜF). Passend zum Stadtbild: Grandhotels in Rom und Florenz Hohe Kassettendecken, Buntglasfenster, edle Holzmöbel und tiefe Sessel: In den 192 Zimmern des »Grand Hotels Baglioni« in Florenzlogiert man wie alter Adel – livriertes Personal inklusive. Auch die öffentlichen Bereiche haben dunkle Decken, Spiegel und Messinggriffe. Das rechteckige Gebäude ist nämlich ein Palazzo aus dem 19. Jh., der nach dem Umzug des Fürsten nach Rom 1903 ‘ REISE & PREISE 3-2018 27

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