E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2018-3 REISE und PREISE

  • Text
  • City trip
  • Palmenstrand
  • Venedig
  • Südsee
  • Karibik
  • Arizona
  • Usa
  • Myanmar
  • Allein reisen als frau
  • Wwwreisepreisede
  • Hotels
  • Reise

KARIBIK BARBADOS KARIBIK

KARIBIK BARBADOS KARIBIK SPECIAL Mit einem Lächeln BARBADOS in den Tag Barbados ist die östlichste Karibikinsel und grenzt an den offenen Atlantik. Der ständige Wind sorgt für ein besonders angenehmes Tropenklima. Die Strände gehören zu den schönsten, die Insulaner zu den freundlichsten der Karibik. VON OLIVER KÜHN Der Fahrer mit Spiegelsonnenbrille zwinkert mir zu, als er mit 80 km/h durch den Küstenort Hastings brettert und meine Sorgenfalten bemerkt. »Time is money«. Auch die Stereoanlage läuft auf Hochtouren und beschallt die Fahrgäste im vollbesetzen Minibus mit Dancehall-Reggae-Hits aus Jamaika. Zehnmal schafft er es jeden Tag zwischen Bridgetown und Oistins hin und her, wenn er gut durchkommt, zwölfmal. Fahrpläne sind überflüssig, an der dichtbesiedelten Küstenstraße im Süden fahren Busse im Minutentakt. Zwei Barbados-Dollar kostet die Fahrt, egal wohin. Eilig haben es auf Barbados nur die Busfahrer. Eine »Bajan-Minute« dauert normalerweise länger als bei uns. Die Barbadians nehmen sich die Zeit, die sie brauchen. Für unnötigen Stress haben sie keinen Platz in ihrem Herzen. Beneidenswert: die Gelassenheit der Bajans Auf Barbados lernt man nicht nur die Lockerheit der Insulaner zu schätzen – sondern auch das Geld. Busfahren ist neben Bier und ein paar heimischen Früchten gefühlt das Einzige, was günstig erscheint. Laut Statistik gehört der kleine Karibikstaat, gerade einmal doppelt so groß Bridgetown wie die Ostseeinsel Fehmarn, mit einem Bruttosozialprodukt von 16.400 Dollar pro Einwohner zwar immer noch zu den 50 reichsten Ländern der Welt, doch das hohe Preisniveau frisst die für die Karibik vergleichsweise hohen Löhne schnell auf. Eine barbadische Familie muss mit einem durchschnittlichen Wochenlohn von 250 Barbados-Dollar auskommen, in einem Land, in dem im Supermarkt eine Ananas dreimal so teuer ist wie in Deutschland und ein Liter Milch doppelt so viel kostet. »Wer kann, pflanzt im Garten ein wenig Gemüse an, pflückt sich bei Gelegenheit eine Brotfrucht vom Baum an der Straße. Viele Mahlzeiten bestehen aus Reis mit Bohnen. Ab und zu gönne ich mir ein Stück Fisch vom Markt«, erklärt mir Dorothee, die im Büro einer örtlichen Tageszeitung arbeitet. »Sich gesund zu ernähren, ist bei dem Einkommen kaum möglich. Und wenn mal etwas übrig ist, gehen die Leute heute lieber zu KFC, anstatt selbst zu kochen«, sagt sie und klagt über die hohe Zahl an Übergewichtigen. Very british: mehr Werbeslogan als Realität So britisch, wie Reiseführer und Werbebroschüren vorgeben, ist Barbados gar nicht. Einige prunkvolle Villen und ehemalige Regierungsgebäude in Bridgetown, Speightstown und Hastings erinnern an die Kolonialzeit, der Alltag aber wird von der unbekümmerten Lebensart und der Fröhlichkeit der Menschen bestimmt, nicht von den Überlieferungen und Gepflogenheiten der ehemaligen Machthaber. Auf Barbados beginnt der Tag – anders als im fernen Königreich – mit einem Lächeln. Und genauso hört er auf. Cricket hat als Nationalsport Nr. 1 überlebt – das Kensington Oval in Bridgetown fasst immer- 46 REISE & PREISE 3-2018

Die Bottom Bay im Südosten ist für viele der schönste Strand auf Barbados Fröhlich bunt gestrichen, doch die Fassaden vieler Häuser in Bridgetown bröckeln hin 28.000 Zuschauer –, viele der hübsch verzierten Holzhäuser aus der britischen Ära aber haben den Kampf gegen den Zahn der Zeit längst verloren. Dem kleinen Inselstaat mit seinen 290.000 Einwohnern fehlt es an Geld. Auch das Mutterland scheint wenig interessiert am Erhalt der kolonialen Fassaden, obwohl Queen Mum immer noch offizielles Staatsoberhaupt ist und das für den Tourismus wichtige »very british« auf dem Spiel steht. »Auf der einen Seite wird einer großen internationalen All-inclusive-Hotelkette für 40 Jahre Steuerfreiheit garantiert, doch für die Sanierung der schlaglochübersäten Straßen und des maroden Abwassersystems fehlt es an Geld«, kreidet David, der Taxifahrer, der regierenden Labour-Partei an. Seine gute Laune lässt er sich dadurch aber nicht verderben. Stattdessen erklärt er mir mit Begeisterung alles, was sich rechts und links der Straße zeigt. Auf dem Fischmarkt von Oistings sollen wir unbedingt essen gehen, nicht gegenüber bei Chefette, der heimischen Konkurrenz von Burger King. Fliegende Fische, Mahi-Mahi, Kingfish und Seeigel holt er dort besonders gern und günstig ist es dazu. »Barbados liegt am offenen Atlantik, deshalb haben wir mehr Fisch als die meisten anderen Karibikinseln«. Endlich mal »very british« geht es im Sporting Pig in St. Lawrence Gap zu, als nachmittags um Viertel vor drei das Viertelfinale der Champions League zwischen Liverpool und Manchester City angepfiffen wird und die Reds, deren Fans aus unerfindlichen Gründen in der Überzahl sind, schon nach 30 Minuten 3:0 führen. Jedes der Tore wird lautstark bejubelt, die heimischen Biere Banks und Deputy laufen an diesem Nachmittag besonders gut. In Sachen Natur kann Barbados mit den üppig bewachsenen Nachbarinseln nicht mithalten, die Zuckerbarone rodeten das Land bis auf wenige unzugängliche Stellen an den dünn besiedelten Hängen und in den Tälern rund um den nur 340 Meter hohen Mt. Hillaby. Doch bei den Stränden spielt die Insel ganz oben in der ersten karibischen Liga mit – und darauf kommt es den meisten Besuchern an. Dazu kommen ein paar ganz banale Gründe, die das Barbados-Stammpublikum zu schätzen weiß: die hohe Sicherheit, die netten Menschen und das grandiose Klima. DIE BESTEN ST(R)ANDORTE DER INSEL ST. LAWRENCE & DOVER Das touristische Herz der Insel An der Südküste spricht vieles für ein Quartier zwischen St. Lawrence und Oistins, genauer gesagt zwischen Dover Beach und Maxwell Beach. Beide Strände gehören zu den besten der Insel. Hier ist der Tourismus zwar recht ausgeprägt, dafür wirkt das Viertel aber auch am aufgeräumtesten. Wer an lauen Tropenabenden gern vor die Tür geht, wird die bunte Touristenmeile St. Lawrence Gap mit vielen Restaurants, Shops, Bars und dem »Cove Club«, Barbados‘ führendem Tanzclub, schnell schätzenlernen. Wer sein Hotel nicht direkt am Gap hat, wohnt dennoch ruhig, denn die vielbefahrene Küstenstraße verläuft an dieser Stelle ein ganzes Stück weiter nördlich. Zudem ist es einer der wenigen Orte, an dem man auch ohne Mietwagen auskommt: Oben an der Maxwell Road fahren die Busse im Minutentakt, ob zum Fischmarkt nach Oistins und zum authentischen Miami Beach oder in die entgegengesetzte Richtung nach Bridgetown. REISE & PREISE-Hoteltipp Viel Charme, optimale Lage: Das »Dover Beach Hotel« steht unter barbadischer Leitung und genau das macht das Hotel so sympathisch. Frisch renovierte Zimmer, von denen die Meerblick-Zimmer BEACH HOPPING Top-Lage direkt am Meer: »Dover Beach Hotel« mit bequemen Kingsize-Betten, Balkonen, Küche und schönem Blick über den Pool auf das Meer besonders empfehlenswert sind. Kleines Restaurant mit Bar, Sonnenterrasse am Meer mit direktem Zugang zum Maxwell Beach (001-246-4288076, www.doverbeach.com, EZ/DZ Standard ab US$ 103, Studio mit Meerblick ab US$ 153). Gut essen Die Beste Pizza: Im »Fort Maxwell« in der Maxwell Coast Road nahe Maxwell Beach gibt es in lockerer Atmosphäre sehr gute Pizzen, 13 verschiedene Arten zwischen US$ 9,50 und 17. Wer keine Pizza möchte, bestellt Pasta (US$ 14–15) oder einen Salat (US$ 5–10). ‘ Die Strände ‒ ein Traum in Weiß Barbados‘ Strände werden allen Klischees gerecht: kristallklares Meer, champagnerfarbene, palmengesäumte Sandstrände. Leider wird die Ost- und Südküste besonders in den Sommermonaten ab Mitte März immer häufiger von Seegrasplagen heimgesucht, die ein bis zwei Wochen andauern. Die Strände der Westküste sind in den letzten Jahres schmaler geworden. 1. BOTTOM BAY (SÜDOSTKÜSTE): Optisch der wohl schönste Beach, ein Pflichtstopp bei der Mietwagentour. 2. MULLINS BEACH (HOLETOWN): Klasse Strand nahe Holetown mit ruhigem Meer mit Bars und Liegestühlen. 3. MAXWELL BEACH (DOVER): Reiner Hotelstrand, der vom »Sandals« dominiert wird, dennoch erste Sahne. 4. MIAMI BEACH (OISTINS): Der für uns schönste der Einheimischen-Beaches. Ruhiges Wasser, viel Leben, uriger Bus-Imbiss. Fotos: Hartmut Muller-St//HUBER IMAGES, iStock.com/onfilm/Fyletto, Oliver Kühn REISE & PREISE 3-2018 47

© 2023 by REISE & PREISE