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2020-3 REISE und Preise

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KUBA UNSERE AUTORIN

KUBA UNSERE AUTORIN EMPFIEHLT Vamos a la Playa Jibacoa! Zum Baden allein ist Kuba zu schade, aber ein paar Badetage tun nach einer anstrengenden Rundreise einfach gut. Wer auf Massentourismus und Party verzichten will, wird sich am ruhigen Playa Jibacoa, ca. 55 km östlich von Havanna, wohlfühlen. Nur zwei Hotels und eine Handvoll Casas garantieren ruhige und erholsame Tage. Baden, schnorcheln, Kanu fahren – mehr gibt es nicht zu tun. Außerdem ist man nicht Erholung nicht weit von Havanna: der ruhige Playa Jibacoa abgeschottet im Touristenghetto, sondern nah dran am kubanischen Alltag. Auf dem Campingplatz machen auch Einheimische Urlaub. Das 3-Sterne-all-inclusive-Hotel »Villa Trópico« (www.villatropico-jiba coa.com) liegt direkt am Strand. In der großzügigen Anlage mit Pool verteilen sich Bungalows nur ein paar Meter vom Strand. Am besten bucht man über Veranstalter (DZ für 2 Nächte all inclusive ab € 136, ITS). Vier Sterne hat das Allinclusive-Hotel »Memories Jibacoa« (www.memoriesjibacoa-cuba.com), dessen Zimmer sich auf mehrere Gebäude in einer Gartenanlage mit direktem Strandzugang verteilen. Ein großer Pool sowie mehrere Restaurants und Bars gehören dazu (DZ für 2 Nächte all inclusive ab € 279, Dertour). Anreise: Wer im Viazul-Bus von Havanna nach Matanzas unterwegs ist, bittet den Fahrer, in Jibacoa Pueblo zu halten und nimmt vom Ortszentrum ein Taxi (ca. CUC 5). Alternativ mit der Hershey-Bahn von Havanna Richtung Matanzas und vom Bahnhof in Jibacoa Pueblo weiter per Taxi. REISE-PREISE.DE Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg bis zum braunen Añejo, den die Kubaner bevorzugen. Seelenruhig wartet man auch vor dem Laden mit Haushaltswaren oder dem Spielwarengeschäft, und erstaunlich viele Menschen drängen sich im Luxus-Shop mit Sportschuhen von Adidas & Co., die viermal soviel kosten, wie ein Durchschnittskubaner im Monat verdient. Nach dem Einkaufsbummel reiht man sich in die nächste Schlange ein: vor der Eisdiele »Coppelia«. »Quien es el ultimo?« – Wer ist der letzte? Ein Satz, den jeder Besucher in Kuba schnell lernt. Den beliebten Eisbecher Tres gracias kann sich jeder leisten, aber mit einer Stunde Wartezeit muss man ihn sich hart verdienen. Die Revolution kommt ins Rentenalter Zufällig verirre ich mich ins Sonntagnachmittagskonzert im »Café Cantante«. Doreita, die Frau auf der Bühne, muss um die siebzig sein, aber nicht nur ihre rauchige Stimme sprüht vor Sex-Appeal. Im hautengen Stretchkleid haucht und schluchzt sie ins Mikrofon – begleitet von einer Handvoll junger Musiker. Männer aus dem Publikum tanzen ein paar Takte mit ihr. Alle klatschen, wippen und wiegen die Hüften. Auf Kuba muss man nicht blutjung sein, um von den Männern vergöttert zu werden. Von den Frauen, die selbstbewusst sind wie nirgendwo sonst auf der Welt, kann man nur lernen. Ein Seniorenpaar wiegt sich Wange an Wange im Rhythmus der Musik. Eine Show für Fans und Freunde, in die sich nur zufällig drei Touristen verirrt haben. Einer dieser unvergesslichen Kuba-Momente, die man nicht buchen kann. Später geht die Party auf dem Plaza José Marti weiter. Zum 60. Jahrestag der Revolution will die Stadtverwaltung den Geist von Fidel & Co. beschwören – mit Folkloretanzgruppen, Salsabands und Reden, Reden, Reden. Doch erst als ein Liedermacher alte Revolutionslieder zur Gitarre anstimmt. »Hasta siempre, commandante ...«, kommt Bewegung ins Publikum. »Viva Fidel, viva Raúl, viva la revolución!« Leben mögen die Castrobrüder, von denen der erste bekanntlich längst verstarb, und natürlich die Revolution. Die meisten Zuhörer kennen nicht das vorrevolutionäre Kuba und Fidel nicht als jungen Revolutionär, sondern als alten Mann im Trainingsanzug. Während man auf der Bühne die Revolution, die ins Rentenalter kommt, feiert, surft die Jugend hinter den Tribünen ungerührt im Internet. Auf dem Platz gibt es nämlich – seit kurzem erst – einen der wenigen WLAN-Hotspots der Stadt. Für diejenigen, die geduldig für eine Zeitkarte der staatlichen Telekommunikationsgesellschaft ETACSA angestanden haben. Kubas schönstes Tal: tabakgrünes Viñales im Schaukelstuhl wippe. Vor mir eine unwirkliche Szenerie: Die Mogotes, gigantische Karstkegel, schälen sich im Viñales-Tal wie Riesen in einem Fantasy-Film aus dem Morgennebel. Eine tropengrüne Landschaft mit prima Klima für die Blätter, aus denen man Kubas weltberühmte Zigarren rollt. »Neunzig Prozent müssen die Bauern abgeben, der Rest ist für den Direktverkauf an Touristen«, erzählt Joselin, mein Wanderführer, später. »Ein bisschen nebenbei muss sein«, er zwinkert mir verschwörerisch zu. Ganze 25 CUC zahlt ihm der Staat für seine Arbeit. Ein Vielfaches bekommt er an Trinkgeldern – für den bescheidenen Luxus, der auch in Kuba das Leben lebenswert macht. Die meisten Besucher hier sind Individualtouristen, die zu Fuß, auf Pferden und auf Fahrrädern das Tal erkunden und sich zwischendurch von einem der Bauern eine Piña Colada servieren lassen. Jeder scheint irgendwie im Tourismus mitzumischen. Auch Raul, mein Gastgeber, verdient mit seinen drei Fremdenzimmern ein Vielfaches von dem, was er als IT-Fachmann in der Stadtverwaltung bekommt. Abends kocht seine Schwester Lidia für mich: Moros y Cristianos – weißer Reis mit schwarzen Bohnen, dazu Kochbananen, frische Früchte und ein Stück Huhn. Gratis dazu gibt’s den Mojito, in den sie reichlich Rum gekippt hat. Viñales gehört zu den Plätzen, an denen man länger bleibt als geplant und die Leichtigkeit des Seins zelebriert. Aber Havanna wartet. Havanna – Diva zwischen Aufbruch und Verfall Havanna – ein Name mit magischem Klang. Hier bröckelnder Putz, dort frische Farbe – eine Diva zwischen Aufbruch und Verfall. In Alt- Havanna, wo in den letzten Jahren eifrig restauriert wurde, wippen Besucher im Rhythmus von Son, Salsa und Reggaeton durch die Gassen – an jeder Ecke bringen Musiker karibische Lebenslust zum Klingen. Auf den Plätzen und in der Kathedrale umweht mich spanisches Kolonialflair. Am Capitolio, Kopie des Vorbilds in Washington, wird klar, wer vor der Revolution den politischen Ton angab. Und auch wenn der große Ansturm der Gringos durch Trumps harte Restriktionen deutlich gebremst wurde, ein bisschen Hemingway-Nostalgie kommt auf, wenn bonbonfarbene Oldtimer-Cabrios mit chromblitzenden Heckflossen durch die Altstadt cruisen. Abends am Malecón, der Uferpromenade, düsen noch ein paar Straßenkreuzer mit Touristen vorbei. Aber vor allem gehört sie jetzt den Habaneros. Die Angler machen sich mit der Ausbeute des Tages auf den Heimweg, Familien picknicken auf der Kaimauer, an die die Wellen klatschen. Liebespaare schauen eng umschlungen sehnsuchtsvoll aufs Meer und irgendwo spielt jemand Saxofon. Der Schlussakkord meiner Reise. Hähne krähen aus allen Himmelsrichtungen, zum günstigsten Anbieter während ich auf der Terrasse meines Casa Particular, wie man Kubas Privatpensionen nennt, INFO Kuba auf S. 10 8 REISE-PREISE.de 3-2020

Taxen im kolonialen Kleinod Cienfuegos warten auf Kundschaft (links). Ein Tabakpflanzer in Viñales prüft die getrockneten Blätter (rechts) Besucher des Che-Guevara-Mausoleums in Santa Clara (links). Belebte Gasse in Havannas Altstadt. Im Hintergrund das Capitolio (rechts) Touristen beim Ausritt im Tal von Viñales (links). Viele junge Kubaner schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch. Im Bild: Straßenverkauf von Früchten in einer Gasse in Havanna (oben) 3-2020 REISE-PREISE.de 9

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