74 TREFFPUNKT Damit aber die EVB ein Erfolg wird, müssten RC-Baustoffe auch für öffentliche Baumaßnahmen ausgeschrieben werden. Hier komme es auch darauf an, dass vermeintlich höher belastetes Material der Klasse 3 am Markt eine Chance erhält. Die EBV mit den sehr differenzierten Einbautabellen lasse dies zu, jetzt dürfe nicht der „Weg des geringsten Widerstandes gewählt werden“ und nur RC- Material der Klasse 1 ausgeschrieben werden. „Wenn das passiert, ist der Weg dieser RC-Baustoffe vorprogrammiert. Sie müssen auf Deponien, die es nicht gibt, beseitigt werden und es droht eine Verschiebung der Massenströme hin zur Beseitigung.“ Für die Betreiber mobiler Anlagen würden sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern. Bei jedem Standortwechsel sei ein Eignungsnachweis notwendig, der mindestens eine Woche dauert. Unter diesen Bedingungen seien ein schneller Wechsel und die rentable Verarbeitung kleinerer Mengen kaum realisierbar, gibt Slickers zu bedenken. Über den Stand der Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung in der Straßenbauverwaltung des Landes Sachsen- Anhalt berichtete Dittmar Marquordt von der Landesstraßenbaubehörde Sachsen- Anhalt. „Wir sind mittendrin in den Vorbereitungen und es gibt eine ganze Menge von Richtlinien und Regelungen, die wir intern anpassen und überarbeiten müssen.“ Wichtig ist für Marquordt dabei die Abstimmung mit dem Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, um Missverständnisse und Mehraufwand für die Industrie zu vermeiden. „Wir benötigen durchaus ihre Hilfe, wenn wir die Inhalte der EBV auf Konformität zu straßenbautechnischen Regelwerken überprüfen“, lautete die Bitte an die Anwesenden. Eine Erfahrungssammlung der neuen Prüfverfahren, die Einbauweisen mineralischer Ersatzbaustoffe, die Güteüberwachung sowie eine Überarbeitung der Ausschreibungen seien hier zentrale Schwerpunkte. Dass diese Vorbereitung sehr mustergültig sei und als Vorbild einer Harmonisierung für andere Bundesländer dienen könne, stellte Bert Vulpius in seinem Abschlussstatement fest. „Wir sind auf einem guten Weg. Fangen Sie rechtzeitig an, sich auf die neue Mantelverordnung vorzubereiten – insbesondere auf die Laboruntersuchungen für die Eignungsnachweise.“ www.uvmb.de Rohstoffkolloquium nach zwei Jahren Pause Nach zwei Jahren Pause ohne die beliebten Bergbau- und Rohstofftreffen der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe (ABBM) ging es mit Volldampf diesmal wieder in Richtung volle Präsenz. Mehr als 80 Teilnehmer interessierten sich dieses Jahr Mitte September für die gebotenen Themen. Der Vorsitzende des Vorstands, Manfred Hoffmann, begrüßte die Teilnehmerschaft zum Bayerischen Rohstoffkolloquium in Iphofen. Jörg Kampmeyer, geschäftsführender Gesellschafter der Knauf KG, ging in seinem Grußwort kurz auf die Energiesituation ein und wünschte der Tagung viel Erfolg. Durch die Tagung führte mit gewohnter Souveränität der Journalist Joachim Mahrholdt. Im ersten Vortrag berichtete André Fietkau, Bayerischer Industrieverband Steine und Erden, mit detaillierter Sachkenntnis von der notwendigen Überarbeitung des lange bestehenden bayerischen Verfüll- Leitfadens. Seit Jahrzehnten wird mit dieser Hilfe eine umweltgerechte und überwachte Verfüllung von offenen Tagebauen ermöglicht und nicht recyclingfähiges Material aus Abbruch und Aushub auf recht kurzen Wegen entsorgt. Nun erfordert die in 2021 auf Bundesebene verabschiedete sogenannte Mantelverordnung Anpassungsbedarf. Es geht um viel: Etwa 50 Mio. t mineralische Abfälle fallen pro Jahr in Bayern an. Das riesige Volumen hat daher enorme Dimensionen für vermeidbaren Aufwand, sodass scheinbare Kleinigkeiten von Regelungen für massiv erhöhte Baukosten sorgen können. Zum Glück sind fast 80 % der Menge unproblematisch, weil es um Boden und Steine geht, welche den Löwenanteil darstellen, die jährlich verfüllt werden. Das Ziel ist, diese Massen nur 30 bis 50 km bewegen zu müssen. Straßenaufbruch und Bauschutt werden sowieso schon überwiegend wiederverwendet. Recycling ist also ein großes Thema, das in der Branche längst sehr ernst genommen wird. André ENDLICH WIEDER EINE PRÄSENZ-TAGUNG … noch dazu sehr gut besucht! Das freute Referenten, Moderator und die Vorstände der ABBM: Marcellus Schulze, Dr. Norbert Schäffer, Joachim Mahrholdt, Dr. Matthias Reimann, Manfred Hoffmann, Josef Regler, Pascal Bunk, André Fietkau, Dr. Christoph Heim (v.l.). Fotos: ABBM GESTEINS Perspektiven 7 | 2022
TREFFPUNKT 75 Fietkau schilderte die Schwierigkeiten, den bayerischen Leitfaden an die jetzt gültigen Bundesverordnungen anzupassen, wobei die wesentlichen deutschlandweiten Bestimmungen unangetastet bleiben. Bei Bauschutt/Gleisschotter und Böden mit naturgegebenen erhöhten Stoffgehalten sucht Bayern nun einen geeigneten neuen Weg, die Verfüllungen pragmatisch und sicher zu gestalten. Die Einzelheiten sind komplex. Wichtig ist, dass die Sachkenntnis in den Industrieverbänden und im Umweltministerium rasch für eine gute Lösung sorgt, denn am 1. August 2023 tritt die neue Bodenschutzverordnung innerhalb der Mantelverordnung in Kraft. Lebhafter wurde die Präsentation zum Geologiedatengesetz aufgenommen und diskutiert. Referent Marcellus Schulze ist im geologischen Dienst im bayerischen Landesamt für Umwelt tätig und er und seine Kollegen bedauern, dass außer dem Gesetz noch keine nähere Regelung verfügbar ist, nicht einmal eine Kommentierung. Die Sicherung und Bereitstellung geologischer Daten fordert den Unternehmen jedenfalls zeitnah alle Bohrdaten und darüber hinaus später alle Bewertungsdaten ab, die an sich interne Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse darstellen. Letztere sollen dauerhaft und vollständig vor unbefugter Einsicht geschützt bleiben, was angesichts der aktuellen Cyberkriminalität im Auditorium etwas ungläubig aufgenommen wurde. Außerdem ist die Bereitstellung der Daten für andere Behörden ja geplant. Damit fließen sie „bei Bedarf“ auch in die Landratsämter und deren möglicherweise weniger geschützte Systeme. Marcellus Schulze teilte die Bedenken, doch das Gesetz müsse schließlich beachtet werden. Man wird in Verbänden und Landesamt an der zu gestaltenden Landesverordnung zusammenarbeiten. Für weniger Stirnrunzeln sorgte der Themenblock zu „Natur auf Zeit“. Dr. Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) war nicht zum ersten Mal Gast einer ABBM-Tagung. Der LBV mit mittlerweile 110.000 Mitgliedern und jährlich 10 % Wachstum schätze die Tagebaue der Rohstoffgewinnung sehr, weil sie die geschwundenen natürlichen Flusslandschaften ergänzen und ersetzen. Dort gibt es Habitate für seltene Arten. Der in Bayern erfolgreiche Weg mit einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zur Absicherung von Betrieben und Natur hat volle Rückendeckung seitens des Umweltministeriums und darf als sehr gutes Beispiel für erfolgreichen alternativen Arten- und Naturschutz bezeichnet werden. Es gibt inzwischen zu 40 rohstoffgewinnenden Standorten Verträge, die den Unternehmen Rechtssicherheit bieten. Nach den Worten von Dr. Schäffer haben sie aber auch eine „atmosphärische Seite“, weil sie eine positiv gestimmte Zusammenarbeit fördern. Pascal Bunk, Geologe bei Knauf Gips, lag da auf einer Linie. Er ging auf die Einzelheiten des geänderten Bundesnaturschutzgesetzes ein, das mehr „Natur auf Zeit“ in Rohstoffgewinnungsstätten ermöglichen soll. Die umfangreichen Details eines im Entwurf befindlichen Leitfadens sehen leider wieder nach viel Bürokratie aus; also wird die Rechtssicherheit für Betriebe, die Natur auf Zeit fördern wollen, wohl nicht so einfach erreicht werden, wie eigentlich erhofft wurde. Dennoch: Ein wichtiger Schritt ist gemacht. Einigkeit besteht zwischen weiten Bereichen in Umweltverbänden und Rohstoffindustrie und für die Betriebe ist wichtig, dass die Umsetzung der Maßnahmen in den Gewinnungsstätten entscheidend ist und nicht der Einzug von Arten, der aus ganz anderen Gründen verzögert oder nicht möglich sein kann. Unverständlich ist vor dem einvernehmlichen Hintergrund, dass sich der Nabu Deutschland erneut gegen Rohstoffgewinnung – und damit implizit gegen Natur auf Zeit in Gewinnungsstätten – positioniert. Josef Regler stellte als letzter Referent den Weg der Firma Godelmann zu Europas „grünstem Betonsteinwerk“ vor. An vielen über die letzten Jahrzehnte verteilten Maßnahmen lässt sich die tiefe Überzeugung im Unternehmen ablesen, Umwelt und Ressourcen zu schonen. Das beschränkt sich dort nicht auf die üblichen Photovoltaikanlagen, sondern Bernhard Godelmann senior hat schon vor 40 Jahren nicht eingesehen, „warum man Abbruch- und Ausschuss-Beton wegwirft und nicht wiederverwertet“ – der Beginn einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft für dieses aufwendig erzeugte Baumaterial. Später kamen ein geschlossener Wasserkreislauf und PV-Anlagen hinzu, eine Altpflasterannahme sowie einiges mehr. Die Ziele werden immer wieder ergänzt und ausgeweitet und die Firma hat nun den Goldstandard im Zertifikat „Cradle to Cradle“ erreicht. Natürlich kommt auch die Biodiversität nicht zu kurz. Damit ist die Firma auf einem zukunftsfähigen Weg. Der Tag schloss mit einem stimmungsvollen Abendessen unter Tage im Anhydrit-Gewölbe Hüttenheim der Knauf KG. www.abbm-bayern.de 7 | 2022 GESTEINS Perspektiven
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