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Taxi Times Berlin - Dezember 2016

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FISKALTAXAMETER Wer noch

FISKALTAXAMETER Wer noch Taxameter älterer Bauart hat, muss beim Umstieg auf das INSIKA- Verfahren auch diese austauschen. Bei Hico stapeln sich bereits die Altgeräte. AUSGEBUCHTE WERKSTÄTTEN Lieferschwierigkeiten und der große Andrang von Taxis sorgen derzeit für lange Wartezeiten auf einen Einbautermin. Bei den vier Berliner Taxameter- Werkstätten herrscht derzeit Hochbetrieb. Zahlreiche Taxibetriebe benötigen Termine für den Einbau eines fiskaltauglichen Taxameters. „Den nächsten freien Termin haben wir im Juni“, berichtet uns Burkhard Grünwaldt von der Hico-Fachwerkstatt in der Ullsteinstraße. Da es den Kunden der anderen Werkstätten – Heedfeld in der Persius straße, Kraft in der Menckenstraße und Promobil in der Gneisenaustraße – auch nicht besser geht, können zum Stichtag 1. Januar 2017 nicht alle Berliner Taxis umgerüstet sein. Wer sich für das von der Berliner Finanzverwaltung und vom LABO wärmstens „empfohlene“ INSIKA-Verfahren entscheidet, muss hierfür eine vom jeweiligen Taxameterhersteller entwickelte Signaturbox einbauen lassen. In diese Box kommt die von der Bundesdruckerei erstellte TIM- Card. Die Aufgabe von Hico ist es, die Box im Taxi zu verbauen. Sie wird über ein Kabel mit dem Taxameter verbunden und bekommt von dort die Echtzeitdaten. In der Box werden diese verschlüsselt und anschließend fälschungssicher zu einem externen Datenserver übermittelt. Hico hat die Genehmigung, die fiskal tauglichen Taxameter von Hale, Semitron und Kienzle umzu rüsten. Im Durchschnitt braucht das Hico-Team für die Umrüs tung und für die Freischaltung der Fiskalboxen zwei Stunden je Auto. „Im Idealfall können so fünf bis sechs Taxis täglich umgerüstet werden“, berichtet Grünwaldt, der sich aufgrund des großen Andrangs auch personell verstärkt hat.Im Moment sind den Mannen von Hico allerdings die Hände gebunden, denn vor allem Marktführer Hale kommt mit der Lieferung der Boxen nicht hinterher. Hale hat dadurch schon den einen oder anderen Kunden an Semitron verloren, die derzeit problemlos liefern können (weniger nötige Stückzahlen). Auch Kienzle versucht, die aktuelle Lieferschwäche mit einem besonderen Angebot auszunutzen. BOX MIT BEDIENFUNKTION Hale dagegen dürfte ab Anfang Januar wieder die Nase vorn haben, denn bis dahin soll der Produktionsengpass behoben sein. Parallel wird die bis herige Sig naturbox SEI 01 von der SEI 03 abgelöst. In diesem Gerät können die Fahrer künftig per Tastatur die Kranken - und Pauschal fahrten und den Der Terminkalender von Hico- Geschäftsführer Burkhard Grünwaldt ist bis Juni 2017 voll. Mehr wertsteuersatz manuell eingeben. Die ursprüng lich für März ausgeleg ten Produktionszyklen der SEI 03 wurden vorgezogen. Anders als die bisherige Box muss die SEI 03 in Greifnähe des Fahrers eingebaut werden. Grünwaldt hatte zum Zeitpunkt unseres Besuches noch keine Empfehlun gen. Die Frage stellt sich bei den neuesten Entwicklungen gar nicht mehr, denn auf der europäischen Taximesse in Köln Anfang November präsentierten Hale, Kienzle und auch der neu auf dem deutschen Markt vertretene niederländische Taxameter hersteller Cabman Modelle, bei denen die INSIKA-Box bereits in das Gehäuse einge baut ist. Spätestens dann, wenn die Taxi betriebe verstärkt auf solche Modelle zurückgreifen, werden sich die Einbau- und damit auch die Wartezeiten bei den Taxameterwerkstätten reduzieren. Bis dahin bleibt den betroffenen Unternehmern aber nichts anderes übrig, als zu warten und sich gegenüber der Finanzverwaltung abzusichern. Burkhardt Grünwald kann dabei helfen: „Der Kunde erhält schriftlich eine Terminbestätigung für den Einbau, und diesen Nachweis kann er bei der Konzessionsverlängerung oder Prüfung bei den Behörden vorlegen.“ jh/hs FOTOS: Taxi Times 10 DEZEMBER / 2016 TAXI

POLITIK KONTROLLIEREN, ENTWICKELN, FÖRDERN Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus Lederer (Die Linke) und Michael Müller (SPD) freuen sich auf das gemeinsame Regieren. Im Koalitionsvertrag der neuen Berliner Landesregierung taucht erfreulich oft das Wort Taxi auf. Die Pläne klingen vielversprechend, vor allem für die ehrlichen Taxibetriebe. FOTOS: DPA, iStockphoto / sam ding Momentan schaut Deutschland noch etwas interessierter auf seine Hauptstadt als sonst: Erstmals wird eine Koalition aus SPD, Linken und Grünen ein Bundesland regieren. Die politischen Schwerpunkte sind bereits in einem Koalitionsvertrag unter den drei Regierungsparteien festgelegt worden. Das Schriftstück umfasst 177 Seiten und enthält auch Pläne für das Berliner Taxigewerbe. Bemerkenswert ist die klare Position über den Taxiverkehr am BER: „Berliner Taxis müssen am neuen Flughafen laden können.“ Für „alle Fahrgäste“ dort soll „ein transparenter und einheitlicher Fahrpreis gewährleistet“ werden. Das klingt gut und sagt sich leicht, wird aber ein dickes Brett, denn vor einigen Jahren konnte man sich politisch mit dem Land Brandenburg und dem Landkreis Dahme- Spreewald nicht einigen. Dessen Dezernent Wolfgang Starke beeilte sich denn auch gleich, gegenüber der „Märkischen Allgemeinen“ seine Verwunderung über diesen Passus auszudrücken. „Die Forderung klingt für uns doch etwas einseitig“, teilte er am 23. November mit. Da sind wohl noch einige Gespräche notwendig. Ein Berliner Flughafen ohne Berliner Taxis ist wie Udo Lindenberg ohne Hut, wie ein Döner ohne Kebab. Beides gehört einfach zusammen, auch wenn der Flughafen geografisch betrachtet außerhalb des Stadtgebietes liegt. Generell ist am Stadtrand die öffentliche Verkehrsanbindung verbesserungsbedürftig. Hier wollen die drei Parteien auch das Taxi integrieren: „In den Außenbezirken wird das Angebot durch Rufbusse und Sammeltaxis verbessert.“ Mobilität nimmt im Koalitionsvertrag einen breiten Raum ein, und in zwei weiteren Bereichen taucht abermals das Taxi auf: Zur Inklusion behinderter Menschen soll der ÖPNV weiter barrierefrei ausgestattet und „besser verzahnt“ werden. Zehn Prozent der Taxen (das wären derzeit ca. 840) sollen mittels „Investitionshilfen“ barrierefrei und multifunktional werden. Die Eigenbeteiligung der Nutzer an den Fahrtkosten soll angepasst werden an das Niveau des Sonderfahrdienstes, der erhalten und „qualitativ entwickelt“ werden soll. Das Taxigewerbe wird bereitstehen. Gefahren werden soll also weiterhin, aber selbstverständlich umwelt- und ressourcenschonend. Deshalb tauchen natür lich auch Pläne zur Elektromobilität im Koalitionsvertrag auf, wobei erfreulicherweise auch wieder das Taxi in die Überlegungen einbe zogen wird. Die Koalition kündigt an, „kollektive“ Elektromobilität zu „befördern“. Gegenüber dem Bund will man sich für ein Förderprogramm stark machen: eine Taxiflotte mit Elektro antrieb. Und: „Einsatzmöglichkeiten autonom fahrender Fahr zeuge im Umweltverbund sollen untersucht werden.“ Zum brennendsten Thema des Taxigewerbes – Schwarzarbeit und organisierter Betrug – fand sich bereits im Koalitionsvertrag von 2011 die Aussage, man wolle sich für ein koordiniertes Vorgehen gegen Schwarzarbeit im Taxigewerbe nach dem Hamburger Modell einsetzen. Das war bekanntlich eine Nullnummer. Der neue Vertrag hat das Thema konkreter auf der Agenda: „Um Schwarzarbeit und organisierten Betrug im Taxigewerbe zu bekämpfen, wird die Koalition die Kontrollen intensivieren und die Behörden personell besser ausstatten (LABO, Finanzkontrolle). Ab dem ersten Halbjahr 2017 werden Schwerpunktaktionen durchgeführt, um die Betriebe, die sich nicht gesetzeskonform verhalten, ausfindig zu machen und ihnen die Konzession zu entziehen. Damit wird auch die Wirtschaftlichkeit der verbliebenen rechtskonform arbeitenden Taxiunternehmen erhöht.“ Mit diesen wenigen Sätzen erhält die ab 2017 geplante Vorgehensweise der Finanzverwaltung und des LABO auch eine politische Legitimation. Das genau ist der große Unterschied zu den Willensbekundungen von 2011. Damals waren es Worte ohne Plan, heute ist es die politische Rückendeckung für einen Plan, den LABO und Finanzverwaltung schon im Sommer gemeinsam mit der IHK und dem Taxigewerbe geschmiedet haben, ganz im Interesse aller ehrlichen Taxiunternehmer. jh/ar TAXI DEZEMBER / 2016 11

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