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Taxi Times Berlin - Dezember 2016

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INKLUSION HERMANN

INKLUSION HERMANN WALDNER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TAXI BERLIN TZB GMBH UND VIZEPRÄSIDENT DES BZP »INKLUSIONSTAXI: BERLIN IST BEREIT« Im Koalitionsvertrag sind Investitionshilfen für Inklusionstaxis festgeschrieben (s. Seite 11). Über 800 barrierefreie Taxis vorzuhalten, erfordert neben staatlicher Förderung eine gute Organisationsstruktur, auch und vor allem bei der Vermittlung. Taxi Times sprach darüber mit Hermann Waldner, dem Geschäftsführer der Taxi Berlin TZB GmbH. Er erwartet vom Inklusionstaxi Vorteile für alle Beteiligten. TAXI TIMES: Wie bewerten Sie die Festlegungen des kommenden Senats im Koalitionsvertrag zum Inklusionstaxi? HERMANN WALDNER: Als Erstes ein dickes Kompliment für die Zusammenarbeit der Berliner Taxiverbände. Dass sich Positionen des Gewerbes so deutlich in der Vereinbarung wiederfinden, spricht für guten Einsatz an der richtigen Stelle. Und das nicht nur beim Thema Inklusionstaxi. Auch bei Aussagen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und zu Elektromobilität erkenne ich die Handschrift unserer Branchenvertreter. Der kommende Senat wird das Inklusionstaxi fördern. Diese Notwendigkeit ist erkannt, jetzt brauchen die Unternehmen möglichst schnell eine sichere Handlungsgrundlage. Wie hoch wird die Förderung sein? Wie schnell kommt es zu einer Vereinheitlichung der Selbstbeteiligung an den Fahrtkosten bei „Taxikonto“ und „Sonderfahrdienst“? Ohne Planungssicherheit kein Investment. Wie ist die Funkzentrale auf diese neuen Aufgaben vorbereitet? Taxi Berlin verfügt längst über ein geeignetes Bestell- und Abrechnungssystem. Wir können einfach die vorhandene In frastruktur nutzen. Gäbe es die notwendige Anzahl behindertengerechter Taxis bereits, könnte es heute losgehen. Menschen mit eingeschränktem Seh-, Höroder Sprachvermögen wird eine entsprechende Bestell-App zur Verfügung stehen. Für Inklusionstaxis kann jederzeit eine Extra-Nummer geschaltet werden. Sobald Wartezeit und Anfahrt zu vertreten sind, werden wir auch Aufträge von umsetzbaren Kunden in diese Flotte geben. Damit wollen wir die Investition in ein behindertengerechtes Taxi belohnen und anderen Unternehmen einen Anreiz geben, es ebenso zu tun. Wie wird das Abrechnungssystem aussehen? Für die Abrechnung der Fahrten werden wir anstelle von Einmalzahlmitteln die „CabCall-Card“ einsetzen. Ähnlich wie bei den Bundestagsfahrten wird eine personengebundene Plastikkarte zum Zahlen im Taxi genutzt, die mehrfach verwendet wird, der ein monatliches Limit gesetzt werden kann und die sofort gesperrt werden kann. Die Karte ist ausschließlich online abrechenbar und verhindert Betrugsmöglichkeiten, d. h., es muss tatsächlich eine Fahrt stattgefunden haben. Das ist das bessere Abrechnungssystem: sicher und deutlich vereinfacht. Damit Nutzer heute den Zuschuss erhalten, muss das Taxi zunächst direkt nach der Fahrt selbst gezahlt und dann die Taxiquittung eingereicht werden. Die Abrechnungsstelle der Senatsverwaltung erhält künftig von uns kein Papier, sondern einen einfachen Überblick über die erfolgten Fahrten, und muss nur noch den Nutzern ihren Eigenanteil in Rechnung stellen. Das klingt, als sei alles ganz einfach. Sehen Sie gar keine Stolpersteine? Natürlich steckt der Teufel im Detail, aber nein: Für Taxi Berlin ist das eine Aufgabe, auf die wir uns einfach nur freuen. An uns wird es nicht scheitern. Die Idee steht und fällt mit den Rahmenbedingungen, die der Senat schaffen wird, und damit, wie die Unternehmen darauf einsteigen. Bei der Geschwindigkeit, in der sich der Markt der gewerblichen Personenbeförderung verändert, tun alle gut daran, ihr Geschäft vorausschauend zu planen. Was heute ist, muss morgen so nicht mehr sein. Das Inklusionstaxi wird letztlich allen Vorteile bringen. Denen, die in die Autos investieren; natürlich denen, die sie endlich auch spontan nutzen können; nicht zuletzt aber auch den öffentlichen Kassen, da es das effizientere System sein wird. Das Gespräch führte Stephan Berndt. FOTO: TZB GmbH 32 DEZEMBER / 2016 TAXI

KOLUMNE DIE UHR LESEN LERNEN In den Waggons der Deutschen Reichsbahn war es beliebt, aus dem Schriftzug „Nicht hinauslehnen“ durch Kratzen „Nicht hinsehen“ zu machen. Manche scheinen das auch über Taxameter zu denken. FOTO: Taxi Times Nicht schon wieder!“, war naheliegenderweise mein erster Gedanke, als mir mal wieder ein Fahrgast aus einer größeren Truppe für die Fahrt, die mit Großraumzuschlag auf 22 Euro kam, gönnerhaft einen Zwanni reichte und „Stimmt so!“ flötete. Ja, natürlich wird der Fünfer Zuschlag gesondert ausgegeben am Taxameter, aber was bitte ist an der Darstellung „Fahrpreis: 17,10 Euro; Zuschlag: 5,00 Euro“ irgendwie missverständlich? Mal abgesehen davon, dass ich natürlich zum Ende jeder Fahrt den Preis für die Kundschaft laut, deutlich und in einer Sprache, auf die wir uns zuvor geeinigt haben, ansage. Das Geheimnis ist natürlich: Im Gegensatz zu uns Kutschern, für die der Taxameter lebenswichtige Alltagshilfe ist, sehen die Fahrgäste ihn ungern an. Manche wollen aus Angst vor hohen Preisen nicht wissen, was draufsteht, manche vergessen es schlicht, und im schlimmsten Fall ignorieren sie es einfach oder zweifeln gleich am ganzen System „Auf Uhr fahren“. Was im Übrigen oft genug daran liegt, dass dieses clevere Teil am Ende eben doch erbarmungslos 16,30 Euro haben will, obwohl der Taxifahrer mit seiner Aussage „irgendwas um die 15“ gefühlt mit mindestens 50 Pro zent weniger zufrieden gewesen wäre. Wie die meisten Taxameter hier in Ber lin ist meiner mit zwei Anzeigeflächen, vier Knöpfen und nur zwei eingespeicherten Tarifen im Alltagsbetrieb als ein vergleichsweise durchschaubares Gerät zu erkennen. Ein handelsüblicher Taschenrechner ist um Längen komplexer zu verstehen, von unseren Smart Devices ganz zu schweigen. Interessierte Kunden haben nach zehn Minuten mit mir im Taxi alle Kenntnisse, um das Ding selbst zu bedienen. Was ich ihnen aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen dennoch nicht erlaube. »Ein handelsüblicher Taschenrechner ist um Längen komplexer.« Stattdessen ist es aber meistens so, dass ich den erstaunten Dauernutzern von Taxis versichern muss, dass ich da nicht „eben noch mal schnell zwei Euro reingedrückt“ habe oder dass er wirklich nicht an der Ampel hochgeschaltet hat, sondern der Preissprung daran liegen könnte, dass sie die letzten fünf Minuten mit ihren ineinandergesteckten Zungen einfach nicht so genau hingesehen haben. Überhaupt die Ampeln! In Berlin dank Wartezeitunterdrückung eigentlich kaum ein Thema, insbesondere bei mir als Nachtfahrer. Aber ich wurde schon gefragt, ob der Taxameter immer an (ausgeschalteten!) Ampeln einen Schritt weiterzählen würde. Okay, das war wenigs tens ein Kind. Volljährig, wenn auch nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, waren dann aber die Jungs, die darüber sinnier ten, ob die lustige Anzeige nahe des Dachhimmels Preise für Himbeeren anzeigen würde. Es kommt öfter als nur einmal pro Schicht vor, dass ich irgendwas über dieses eigentlich so herrlich einfache und auf maximale Sichtbarkeit und Verständlichkeit ausgelegte Gerät richtigstellen muss: was es zählt, was es anzeigt, was man damit (nicht) machen kann, wo es über haupt ist, warum man es benutzen muss und dass es gerade selbstredend keine Hyperinflation bei Himbeerpreisen gibt. Es ist zum Verzweifeln! Bis dann die Chefs ankommen, einem einen neuen Taxameter einbauen und man bei der ersten Fahrt ins Leere greift, den falschen Knopf drückt und sich kleinlaut beim Fahrgast entschuldigt, dass das mit den Dingern nun mal gar nicht so einfach sei. Und dann ist man wieder froh, dass sie’s ja auch nicht besser wissen. sash Der Autor Sascha Bors betreibt als „Sash“ einen eigenen Taxiblog. TAXI DEZEMBER / 2016 33

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