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Taxi Times München - 2. Quartal 2021

E-MOBILITÄT

E-MOBILITÄT E-RFAHRUNGEN MIT DER E-MOBILITÄT Passt das Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ auch für München? In puncto Erfahrungen hat München mehr zu bieten. E-Taxis sind in München derzeit noch rar gesät. Ein paar Unternehmer aber sind schon seit Jahren elektrisch unterwegs und konnten dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Rund 30 E-Taxis fahren derzeit auf Münchens Straßen. Die Fahrzeugauswahl ist dabei genauso heterogen wie das Taxigewerbe selbst. Auffällig: Viele der Pioniere stammen aus der Vorstandschaft des Taxiverbands Bayern TVB i.Gr., der damit ein klares Zeichen setzt. Bereits 2013 hatte sich der Verband an einem Forschungsauftrag der TU München beteiligt. Das Projekt mit dem Namen „VEM – Virtuelle Elektromobilität für den Taxi- und Handwerksverkehr München“ untersuchte dabei die Fahrgewohnheiten von Taxis sowie Handwerksbetrieben mittels eines Smartphones. Sie wurden auf insgesamt über 130 Fahrzeuge verteilt und generierten die Datenbasis für die weiteren Forschungen. Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes war der Blick auf die verschiedenen Ladekonzepte sowie Kosten und die notwendige Infrastruktur. Im Zuge dieses Forschungsprojektes hatte der damalige Taxiverband München einen Nissan Leaf der ersten Generation angeschafft und diesen auch als Leihtaxi den Unternehmern angeboten. Die Resonanz auf dieses Angebot ging allerdings gegen null. Immerhin konnte sich der Taxiunternehmer und Vorstand selbst von der E-Mobilität überzeugen, sodass er bis heute E-Taxis einsetzt, aktuell einen Nissan e-NV200. Dieser Wagen funktioniert dank Heckausschnitt auch als Rollstuhltaxi. Bachmann konnte dafür nicht nur die Münchner E-Taxi-Förderung beantragen, sondern zusätzlich auch die städtische Inklusionstaxi-Förderung. In puncto Verbrauch bewegt sich der e-NV200, der ein wenig größer ist als ein Caddy IV, bei sehr günstigen 18 KW/100 Kilometer. Zwar müsse man immer ein Auge auf die verbleibende Reichweite werfen, aber die Erfahrungen zeigen, dass der e-NV200 in einem Taxi-Betrieb einsetzbar sei, schilderte Bachmann kürzlich in einem von Taxi Times moderierten Webinar (siehe nebenstehender QR- Code). HOHES EINSPARPOTENZIAL BEI WARTUNG Dort kam auch Gregor Beiner zu Wort, ebenfalls Vorstand des TVB. Er sieht die Anschaffung seiner zehn elektrischen Jaguar I-PACE positiv und nennt in diesem Zusammenhang das hohe Einsparungspotenzial bei Wartungs-, Unterhaltungs- und Reparaturkosten im Vergleich zu einem Verbrenner, das über den Zeitraum von vier Jahren den zunächst teureren Anschaffungspreis kompensiert. Verschiedene von Beiner eingesetzte E-Taxis haben bereits über 150.000 Kilometer zurückgelegt und bislang waren die Bremsen kein Thema. Auch hinsichtlich der Reichweite hat Beiner die Erkenntnis gewonnen, dass das eigentliche Maß sein sollte, ob man eine Schicht lang ohne Zwischenladen auskommt. Für seine Fahrzeuge setzt Beiner pro Schicht ca. 180 bis 200 Kilometer an. Eine Entfernung, welche die meisten E-Taxis ohne Weiteres schaffen. Auch beim Vergleich Strom zu Spritkosten ist er sich sicher, dass sich die Stromkosten in Zukunft einpendeln werden, FOTOS: Hamburg Marketing, muenchen.de, Reha-Automobile, Taxi Times, Intax, Taxi Times Tesla Model S: 80 Prozent sind Stromkosten. Jaguar I-Pace: Der Kaufpreis rechnet sich wegen der geringen Folgekosten. Nissan Leaf: das erste geförderte Münchner E-Taxi. Nissan e-NV200: E- und Rollstuhltaxi in einem. 8 2. QUARTAL 2021 TAXI

E-MOBILITÄT während bei Sprit der Trend langfristig gesehen nach oben gehen wird. Die Anschaffung kann sich also durchaus rechnen, zumal wenn man, wie in München, auf eine aktuelle städtische Förderung zurückgreifen kann. Diese beträgt bis zu 40 Prozent des Anschaffungspreises und wurde vom Taxiunternehmer und TVB-Vorstandsmitglied Karlheinz Wölfle bereits geschafft. Der langjährige E-Mobilitäts-Fan hatte mit seinem Nissan Leaf als Erster die E-Taxiförderung beantragt. Nach einer coronabedingten Pause wird der Wagen demnächst wieder mit einem aktuellen Kilometerstand von 110.000 Kilometern auf die Straße kommen. Nach Abzug der geförderten Besetztkilometer (im Schnitt 50 Prozent) hat der Wagen Wölfle rund 25.000 Euro gekostet. Heute geht das sogar noch günstiger, denn Nissan hat den Grundpreis beim Leaf deutlich reduziert und mittlerweile kann auch unter verschiedenen Voraussetzungen zusätzlich die Bundesförderung der BAFA in Anspruch genommen werden. VERSPROCHENE SCHNELLLADER NOCH NICHT DA Nachholbedarf sieht Wölfle bei der Ladeinfrastruktur, denn die von der Stadt versprochenen 18 Schnelllader sind bei Weitem noch nicht in Betrieb genommen worden. Auch betont Wölfe, müsse darauf geachtet werden, dass neben dem CCS Standard die Ladesäulen immer noch einen CHAdeMO Stecker anbieten. Als Nissan- Fahrer sei er derzeit noch darauf angewiesen. Bei den städtischen Ladesäulen, die mit Wechselstrom laden, sieht der Unternehmer zwar die erfreuliche Entwicklung, dass deren Anzahl deutlich zugenommen hat. Der Effekt verpufft jedoch, weil zunehmend die Ladesäulen durch langsam ladendende Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge blockiert werden. Eine effektive Nutzung der Ladesäule ist so nicht möglich. Wenn Reinhold Hoffman, Besitzer zweier Tesla Model S, auf das Thema Laden zu sprechen kommt, ist sein Hauptkritikpunkt der Preis. „Um richtig kalkulieren zu können, muss es einen gesonderten Taxi-Stromtarif geben, der sich preislich am Hausstrom- Tarif orientiert.“ Und weiter: „Das ist gerade so besonders wichtig, weil die Stromkosten rund 80 Prozent der Unterhaltungskosten ausmachen.“ In Hamburg hat man das schon ein Stück weit geschafft. Dort kann man, egal ob Gleich- oder Wechselstrom, immer für 29 Cent/kW laden. In München ist nicht immer auf den ersten Blick erkenntlich, welchen Strompreis man zahlt. Diese Info bekommt man erst recht nicht, wenn man eine Ladesäule sucht. Ganz besonders zufrieden ist Hoffmann allerdings mit seinen Autos, deren Wartungskosten sich absolut in Grenzen halten. Mittlerweile gibt es auch immer mehr freie Werkstätten, die sich kompetent um die Elektroautos kümmern und sogar per Video einen Einblick in deren Arbeit geben (siehe nebenstehender QR-Code). An dieser Stelle ist auch noch mal der Blick in den hohen Norden notwendig: Um als Partner dort ein Teil des „Projektes Zukunftstaxi“ sein zu können, war es eine Voraussetzung, dass die Hersteller den Unternehmern ein besonderes Angebot machen. Tesla hat mittlerweile das „Hamburger“ Angebot für das Model 3 bereits Münchner Unternehmern zukommen lassen. Auch das RGU hat in den vergangenen Jahren mit der Förderung einige Erfahrungen machen können. So wird berichtet, dass die Auszahlungen der Förderung, die ursprünglich jedes Quartal überwiesen werden sollten, mittlerweile einen entsprechenden Rhythmus gefunden haben und regelmäßig eintreffen. Auch wurde die Förderlinie dahin gehend angepasst, dass die BAFA-Förderung nicht mehr kategorisch ausgeschlossen ist. Das in Kombination mit der deutlich gewachsenen Fahrzeugauswahl könnte für viele Unternehmer den Wechsel zum E-Taxi schmackhaft machen. Der Vorstand des TVM steht jederzeit allen Interessierten mit Ratschlägen zur Seite. sg 430.000 Kilometer: Fahrwerkscheck beim Tesla Model S Taxi. Auch in schwierigen Zeiten: Im Video: Taxiunternehmer berichten über E-Taxis. EIN MÜNCHNER E-TAXI IN HAMBURG Der Münchner Taxiunternehmer Andreas Karle fährt mit und für einen Stammkunden längere Strecken. Über einen Trip nach Hamburg, Düsseldorf und Wien hat er für Taxi Times eine Art Tagebuch geführt. Nachzulesen ab 15. Juni auf der Website von Taxi Times München. sg Wir bieten Ihnen für Taxen und Mietwagen: Preisgünstige Sondertarife für Taxen und Mietwagen Besondere Flottenkonditionen ab 3 Konzessionen Sondereinstufungen für Neueinsteiger Rechtschutz- und Betriebshaftpflichtkonzepte FOTO: Andreas Karle Ein Münchner Tesla an den Hamburger Landungsbrücken. Carl-Zeiss-Str. 49 85521 Riemerling/Ottobrunn Telefon 089 / 58 90 96 70 Web www.fvo-finanz.de E-Mail info@fvo-finanz.de UNTER STÜTZER DES TAXI GEWERBES TAXI 2. QUARTAL 2021 9

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