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Taxi Times München - Dezember 2016

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E-MOBILITY

E-MOBILITY Stellvertretender CSU-Vorsitzender im Münchner Stadtrat: Richard Quaas. In manchen Städten – wie hier in Salzburg – gehören O-Busse fest zum Straßenbild. DIE RÜCKKEHR DES STANGERLBUSSES Kommt der Oberleitungsbus zurück nach München? Stadtrat Richard Quaas meint, man sollte das zumindest erwägen. Es gibt ja auch moderne Lösungen. Es gab ihn schon einmal in München von 1948 bis 1966: den Oberleitungsbus, auch kurz O-Bus oder Stangerlbus genannt. Die Strecke ging vom Romanplatz über Laim, Waldfriedhof und Ratzingerplatz bis zur Wolfratshauser Straße. Einen Tag vor der geplanten Stilllegung beendete ein Blitzeinschlag in der Nähe der Laimer Unterführung den Betrieb vorzeitig. ALTERNATIVE ZUM DIESEL Geht es nach Stadtrat Richard Quaas, dann sollte die Stadt München einmal überprüfen, ob die Rückkehr des O-Busses sinnvoll wäre. In seiner Anfrage an den Oberbürgermeister schreibt Quaas: „Es wäre mehr als eine Frage wert, zu prüfen, ob sich nicht ein Einsatz auch in München wieder, unter verschiedenen Gesichtspunkten, rechnen würde und ob auch darauf aufbauende fortschrittliche Technologien, wie ein netz- und batteriebetriebenes Fahrzeug, eine gute Alternative zum Dieselbus auf bestimmten Strecken der Stadt wären.“ Schließlich würden Oberleitungsbusse in vielen Städten in Europa und weltweit erfolgreich eingesetzt: „In einigen deutschen und auch europäischen Städten, wie Solingen, Esslingen, Salzburg, Linz, Zürich, Bern, Rom, Mailand, Lyon und Nancy, sowie im gesamten europäischen Osten gibt es bis heute ausgedehnte, gut funktionierende O-Busnetze, die die Städte vor zusätzlichen Dieselabgasen bewahren.“ 1966 wurde der Betrieb von O-Bussen aus Rentabilitätsgründen eingestellt, „weil der Treibstoff und die Fahrzeugbeschaffung bei Dieselfahrzeugen billiger waren, als ein eigenes elektrisches System zu betreiben“. Inzwischen wurde die Technik aber weiterentwickelt: „In Schweden und auch in Asien gibt es Überlegungen und auch schon eine Teststrecke, Lkw auf Fernstrecken mit Strom aus einer Oberleitung zu versorgen und damit einerseits die Transportkosten zu senken, andererseits die Umwelt zu entlasten. Besonders in unseren westeuropäischen Nachbarländern Österreich, Italien, Frankreich und Schweiz sowie in Schweden, den USA und Saudi-Arabien laufen technologisch ausgereifte Systeme auf dem neuesten Stand.“ Unbestritten ist, dass Elektrobusse generell dazu beitragen können, Abgasbelastungen in Städten zu verringern. So gesehen drängt sich die Einführung von O-Bussen geradezu auf. Außerdem haben Untersuchungen in Deutschland und in der Schweiz ergeben, dass bei Fahrgästen Oberleitungsbusse beliebter sind als dieselbetriebene Busse. Haben sie die Wahl, dann geben sie der umweltfreundlicheren Alternative den Vorzug. In den betroffenen Straßen sorgen Elektrobusse durch ihre Geräusch- und Abgasarmut für eine bessere Wohn- und Lebensqualität. Allerdings haben Oberleitungsbusse auch zahlreiche Nachteile. Allen voran die hohen Wartungs- und Betriebskosten, die im Durchschnitt zehn bis 20 Prozent über denen vergleichbarer Dieselbusse liegen – die hohen Anschaffungskosten noch nicht eingerechnet. Außerdem müsste ein komplett neues Oberleitungsnetz errichtet werden, das überdies auch noch genauso wartungsintensiv wäre wie die dazugehörigen Fahrzeuge. BESSER OHNE OBERLEITUNG Moderne Systeme verzichten daher auf Oberleitungen. Vor allem in der Schweiz werden in mehreren Pilotprojekten Elektrobusse getestet, deren Batterien an Haltestellen drahtlos aufgeladen werden. Der kostspieligen Installation eines Oberleitungsnetzes könnte man so entgehen. Vielleicht lassen sich hier die niedrigeren Energiekosten den immer noch hohen Anschaffungs- und Wartungskosten gegenrechnen. Ein Beitrag zu sauberer Luft in der Münchner Innenstadt wären Elektrobusse allemal. tb FOTOS: Ralf Roletschek/wikipedia.de; Richard Quaas 24 DEZEMBER / 2016 TAXI

TAXLERTIPP Strickcafé ohne Strickzwang: Bei Sabine Niebler sind alle willkommen. Eine Mischung aus Laden für Strickwaren und Café: die Mercerie in der Nymphenburger Straße 96. DIE MERCERIE Stricken – bald wieder ein Maschenphänomen? DIE MERCERIE Nymphenburger Straße 96 80636 München Öffnungszeiten Montag–Freitag, 10.00–18.30 Uhr Samstag, 10.00–14.00 Uhr FOTOS: Die Mercerie Es stimmt schon, was Sabine Niebler sagt, denn als ich zuletzt jemand öffentlich stricken sah, zogen Die Grünen erstmals in den Bundestag ein. Die Inhaberin der Mercerie in der Nymphenburger Straße bedauert, dass Stricken sich hierzulande ins Private zurückgezogen hat, andernorts aber, beispielsweise in den Staaten, ganz selbstverständlich Teil des sozialen Miteinanders ist und öffentlich zelebriert wird. In den USA hat Stricken als Kulturtechnik und Trend überdauert, während es bei uns, im Mutterland der „Strickliesel“, ein Schattendasein fristet, weil die Tradierungslinie irgendwo zwischen Oma, Mutter und Enkeltochter löchrig wurde und sich in losen Garnenden verlief. Die fehlende Notwendigkeit spielt dabei sicherlich die größte Rolle: In Zeiten von Textildiscountern muss niemand mehr selber stricken, es ist einfacher und billiger, das in anonymen Produktionsstätten der Dritten Welt erledigen zu lassen. Aber wie häufig, wenn die existenzielle Motivation wegfällt, entsteht Raum zur Kultivierung eines Hobbys. Stricken passt dabei perfekt in die romantische Hinwendung der Industriegesellschaften zu Handgemachtem, Individuellem, Besonderem. Diese Freude am Manufakturgedanken, sozusagen die Woll-Lust, fördert Sabine Niebler seit drei Jahren mit ihrem Strickcafé Die Mercerie unweit des Maillingerstandes. Als Unbeteiligter, der sich bislang höchstens in die Kurzwarenabteilung des Kaufhofs verirrt hat, überwältigt einen die Farbenpracht beim Betreten des schmalen, schlauchförmigen Ladens zunächst. Unglaublich, in wie vielen erlesenen Qualitäten und ausgefallenen Farben Wollknäuel auftreten können! Darüber hinaus bietet die Mercerie auch einen Rundum-Service, der weit über das bloße Garn hinausgeht: Überall hängen Ausstellungsstücke, deren Strickmuster man mit der Wolle erwirbt, um den großen Kassentresen sammelt sich mannigfaltiges Werkzeug hoher Güte, von geschmiedeten Schneiderscheren bis zu daumendicken Häkelnadeln, und wer mit all dem nichts anzufangen weiß, kann sogar einen Strickkurs für Anfänger belegen. Für rund 40 Euro bietet Sabine Niebler verschiedene Kurse auch für Fortgeschrittene und zu speziellen Themen an. Sie steht im regen Austausch mit einer weitmaschig Telefon: 089/12 00 33 16 E-Mail: info@diemercerie.com www.diemercerie.com verwobenen internationalen Stricker-Szene, ist stets den neuesten Trends auf den Fersen und spürt die angesagtesten Strickmuster auf. Wer einmal in diese faszinierend verwobene Welt aus Farben und Stoffen eintauchen möchte, kann ganz unverbindlich auf einen Kaffee oder ein leckeres Stück Kuchen hineinschnuppern in die Mercerie. Keine Angst, es besteht kein Strickzwang, versichert mir Sabine Niebler gegen Ende meiner Stippvisite. Jeder ist willkommen. Dieser Einladung sollte man unbedingt nachkommen. hh TAXI DEZEMBER / 2016 25

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