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wd | Frühling 2021

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© Will Porada typische

© Will Porada typische Gedanken, die sich negativ auf unseren nächsten Schlag auswirken. Diese Golfer fangen schon lange vor dem nächsten Abschlag an, sich mit ihren Sorgen selbst zu manipulieren. Welche Technik empfehlen Sie, wenn die negativen Gedanken einfach nicht verschwinden wollen? Verdrängen? Umwandeln? Einfach an was anderes denken? Alles was wir verdrängen, kommt an einer anderen Stelle wieder hoch. Das ist wie mit einer Boje, die sie versuchen, unter Wasser zu drücken. Man muss sich darüber klar werden, dass man die Vergangenheit nicht verändern kann und dass die Sorgen, die wir uns machen, in der Realität nie so gravierend sind wie in unserem Kopf. Ich rate meinen Coachees oft, einfach mal die tolle Umgebung wahrzunehmen, in der sie sich gerade befinden. Der Mensch kann keine zwei Gedanken gleichzeitig denken und sobald man sich auf etwas Schönes konzentriert, hat der niederdrückende Gedanke keinen Platz mehr. Ich muss beim Golfen aber doch gewisse Entscheidungen treffen und verfalle dabei zwangsläufig ins Nachdenken. Wie ist das Gelände? Von wo kommt der Wind? Lieber Eisen 7 oder Eisen 8? Wie schaffe ich es, im Moment des Abschlags gezielt abzuschalten? Ich würde es nicht abschalten nennen, sondern vielmehr, eine klare Entscheidung treffen. Denn sobald ich anfange zu grübeln, verliere ich das Vertrauen in meine Fähigkeiten. In dem Moment wo wir ausholen, sollte die Entscheidung fest stehen. Wer jetzt noch denkt „sollte es nicht doch besser das kürzere Eisen sein?“, der hat gegen sich selbst verloren. Das gilt für jeden Schlag. Unser Unterbewusstsein weiß, wie der Schwung auszuführen ist, weil wir das schon tausende Male gemacht haben. Zudem ist der Golfschwung viel zu schnell, als dass wir ihn im Moment des Abschlags noch bewusst steuern könnten. Setup für den optimalen Schwung muss vorher passieren. Der Profi entscheidet sich für den Schläger, steht am Ball, fokussiert das Ziel und zieht durch. Wer im Moment des Abschlags anfängt zu zweifeln, ob er doch besser ein anderes Eisen gewählt hätte oder ungünstig steht, verkrampft und blockiert sich selbst. Die Kunst besteht darin, sich selbst zu vertrauen. Was sind erfahrungsgemäß die typischen Hürden im Kopf von Golfern? Das Fokussieren auf Vermeidungsziele ist so ein Klassiker. Jeder Golfer kennt die Herausforderung, die ein Wasserhindernis oder ein Bunker mit sich bringen. Statt sich aufs Ziel zu konzentrieren, schaut der Golfer oft sorgenvoll dahin, wohin der Ball auf keinen Fall hin fliegen soll. Wenn dann noch der Glaubenssatz „Den Ball schaffe ich sowieso nicht“ dazu kommt, führt das unweigerlich zum Misserfolg. Energie folgt unserer Aufmerksamkeit. Das heißt, wenn wir uns zu stark auf das Hindernis konzentrieren statt auf das Grün, dann geht all unsere Energie in Richtung Wasser oder Bunker. Der Profi kann diese Hindernisse komplett ausblenden. Genau das ist es, was wir unter mentaler Stärke verstehen – sich darauf zu konzentrieren, was man will und nicht auf das, was man nicht will. Welche sind die typischen Anfängerfehler im Golf, wenn es um unser Mindset geht? Ein typischer Fehler von Anfängern ist es, dass sie sich zu sehr auf den vermeintlich perfekten Schwung konzentrieren und darüber völlig das Ziel aus den Augen verlieren. Der Golfschwung ist viel zu komplex, als das wir ihn innerhalb kürzester Zeit perfekt beherrschen könnten. Viele wollen den Schwung von Tiger Woods kopieren, arbeiten in Gedanken alle möglichen Regeln ab und verlieren darüber völlig das Ziel aus den Augen. Sind Golfer besonders anfällig, sich mit anderen zu vergleichen? Schon allein deshalb, weil man ständig nach dem Handicap gefragt wird? Das bringt der Sport nun einmal mit sich und muss nicht zwangsläufig etwas Negatives sein. Wir treten schließlich auf dem Spielfeld an, um zu schauen, wer der Bessere ist. Das ist im Golf nicht anders als im Fußball oder jeder anderen Sportart auch. Andernfalls könnten wir uns jegliche Wettkämpfe, Pokale oder Tabellenplatzierungen sparen. Der Vergleich wird erst dann ungesund, wenn wir anfangen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Wenn ein Golfanfänger seine Leistung mit jemandem vergleicht, der seit 25 Jahren Golf spielt – das ist kontraproduktiv, denn es schürt 48

GOLFEN IM ALPENRAUM Erwartungen, denen der Anfänger nicht gerecht werden kann. Gleiches gilt natürlich für den ambitionierten Golfer, der sich nicht mit Tiger Woods vergleichen sollte. Viele Menschen überschätzen, was sie in kurzer Zeit schaffen können und unterschätzen, was sie auf lange Sicht schaffen könnten. Wenn ich gegen jemanden spiele, der wesentlich besser ist als ich, spornt mich das nicht vielleicht auch an und macht mich dadurch besser? Das ist typenabhängig. Der eine lässt sich vom stärkeren Spieler verunsichern und sorgt sich, dass sein Gegner sich langweilen könnte, sich insgeheim lustig macht oder zum Erklärbären mutiert, während der andere es als Chance sieht. Wer den stärkeren Gegner als positiven Ansporn nimmt, um selbst besser zu werden und sich bestimmte Tricks und Kniffe abzuschauen, der macht es richtig. Dieses Phänomen ist auch unter dem Begriff Thermostateffekt bekannt. Wir passen uns oft der Qualität unseres Mitspielers oder Gegners an. Dieser Effekt funktioniert übrigens in beide Richtungen. Auch der bessere Spieler kann in seiner Leistung absinken, wenn er mit schwächeren Spielern spielt und nicht über genügend mentale Stärke verfügt. Auf dem Golfplatz spielen viele Ehepaare gemeinsam. Ist das nicht auch ein ziemlich heikles Pulverfass und prädestiniert für den nächsten Ehekrach? Das hört man tatsächlich immer wieder. Für mich als Mentalcoach ist hier folgendes Phänomen sehr interessant: Golferinnen, die ihren Männern oft technisch überlegen sind, spielen oft trotzdem schlechter, weil sie den Glaubenssatz verinnerlicht haben, dass es ja gar nicht sein kann, dass sie besser sind als ihr Mann. Solange sie diesen Satz mit sich herumtragen, werden sie leider auch nicht besser spielen. Dafür sorgt schon ihr Unterbewusstsein. Das ist im Sport nicht anders als im Berufs- oder Privatleben. Solange man sich einredet, etwas nicht zu können oder schlechter zu sein als andere, wird man sich das auch immer wieder beweisen. Wissen die Golfer, mit denen Sie arbeiten, vorher schon, wo die Blockade sitzt oder sind sie oft völlig überrascht, wenn Sie sie darauf aufmerksam machen? Es gibt beide Fälle. Wer zu mir kommt, ahnt in der Regel, dass da eine Hürde im Kopf besteht, die sich nicht einfach mit einem neuen Satz Schläger ausbügeln lässt. Oft kommt ein Golfer mit einer Kleinigkeit zu mir und im offenen Gespräch fächert sich ein ganzes Portfolio an Herausforderungen auf. Inzwischen höre ich bei bestimmten Aussagen heraus, um was es geht oder wo die innere Hürde liegt. Ich will Golfer nicht als Problemkind bezeichnen, es gibt bei vielen Sportlern Indikatoren, die zeigen, dass es da etwas gibt, was sie im Spiel hemmt. Das Gute ist, dass sich solche Blockaden meist sehr einfach beheben lassen. Wie wird Mentalcoaching im Sport heute gesehen? Gehen Sportler inzwischen offen damit um oder wird gerne verschwiegen, dass man einen Mentalcoach zu Rate gezogen hat? Es gibt diejenigen, die es ganz offen zugeben und andere wiederum hängen es nicht unbedingt an die große Glocke. In den 70er Jahren wurde das Thema erstmals in den USA durch die dortigen Spitzensportler in der Bevölkerung bekannter. Das war allerdings nicht die Geburtsstunde des Mentaltrainings. Hierzu gibt es schon Berichte aus den 1920er Jahren. Inzwischen ist das Thema auch in Deutschland weitgehend angekommen. Die meisten Olympioniken haben einen Mentaltrainer an ihrer Seite, weil der Leistungsdruck in der Elite immer größer wird. Als Jürgen Klinsmann mit seiner damaligen Nationalmannschaft offen kommunizierte, dass die Spieler auch ein Mentaltraining absolvieren, wurde er von vielen belächelt. Heute hat man erkannt, dass er damit ziemlich fortschrittlich unterwegs war. Mittlerweile ist das Thema auch im ambitionierten Leistungssport gang und gäbe und nahezu jeder Golfplatz bietet Mentalcoaching oder entsprechende Kurse an. Keine Frage, Mentaltraining allein ist nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg, aber ein immens wichtiger Teil auf dem Weg dorthin. written by LINDA HILD Von Profis lernen HUGO BOSS pflegt seit jeher Partnerschaften mit Top-Spielern aus dem Golfsport. Neben Größen wie Henrik Stenson, Byeong An, Matthias Schwab oder Martin Kaymer ist nun auch die Nummer Sieben der Golf- Welt hinzugekommen: Patrick Cantlay. Im vergangenen Jahr spielte der Amerikaner für die US-Mannschaft, gewann den Presidents Cup und stieg zum ersten Mal in die Top 10 der Welt ein. Auf www.hugoboss.de kann man sich die Herren nicht nur in der aktuellen BOSS x The Open Kapselkollektion anschauen, sondern auch von ihnen lernen. In kurzen Videosequenzen verraten sie, mit welcher Technik man den Ball möglichst weit schlägt oder was man für einen großartigen Lob-Shot braucht. Sehenswert! Fotos: © Hugo Boss 49