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Schutzgebühr 2,– Euro
paint:
v o l . 0 4 / 2 0 1 1 w w w . p a i n t - o n l i n e . d e

Jörg Eberhard
Neue Bilder
27.11.2011 – 29.01.2012
G A L E R I E E B B E R S
Siep 7 | D - 47559 Kranenburg
Tel. 0 2 8 2 6 - 8 0 2 5 2 1 | Fax 0 2 8 2 6 - 8 0 2 5 2 2
e-mail:info@galerie-ebbers.de
www.galerie-ebbers.de
Mi bis Fr 15 bis 19 Uhr,
Sa 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung.
Woensdag tot vrijdag 15 tot 19 uur,
zaterdag 11 tot 15 uur en op afspraak.
Jörg Eberhard
Ulrich Erben
Stephan Fritsch
Florian Haller
Horst Keining
Viviane Klagsbrun
Matthias Köster
Kirsten Lampert
Martín Mele
Martin Noël
Hans-Willi Notthoff
Ronald Noorman
Norbert Prangenberg
Adrian Schiess
Klaus Schmitt
Richard Schur
Paul Schwer
Cornelius Völker
Jerry Zeniuk

Editorial. Sammeln ist geben. Angesichts fallender Aktienkurse
und überhaupt allgemeiner Unsicherheit rückt Kunst als Invest ment
immer mal wieder in den Vordergrund.
Vor allem wenn Milliardäre und Oligarchen für zweistellige Milli o -
nenbeträge Kunst kaufen und gleich ein Museum dazu stiften.
Oft fragt man besser nicht nach der Herkunft dieser in kurzer
Zeit erworbenen riesigen Vermögen. Und die Frage, ob Sammeln
in dieser Form überhaupt das richtige Tätigkeitswort ist, wird in
aller Regel sowieso nicht gestellt.
Spektakuläre Preise und sensationelle Auktionsergebnisse, die die
Presse gerne aufgreifen, geben nur ein unscharfes Bild von dem,
was den (Kunst-)Betrieb im Innersten zusammenhält und was
Treibstoff für eine Branche ist, deren Wertesystem nicht immer
den Gesetzen der Ökonomie gehorchen will.
Der Frage ob Sammeln Geben ist, und in welcher Form ein In vest -
ment, gehen wir in dieser Ausgabe von paint: nach. Der Blick -
wechsel vom Künstler zum Sammler schien uns wichtig und
inter essant, um eine andere Gruppe von Akteuren ins Blickfeld
zu rücken, nämlich die, die es zu einem guten Teil erst möglich
machen, dass Künstler arbeiten, Galerien ausstellen, Druckereien
Bücher, Einladungskarten und Kunstmagazine herstellen, kurz:
Dass Sammler maßgeblich für den Erfolg des sogenannten Kre a -
tivsektors mitverantwortlich sind.
Wir stellen ihnen drei Sammlerpersönlichkeiten vor: Jos Kuijlen,
Biologe, der Leiter der Brabantbibliothek wurde und mit seiner
Frau Dorine Bolderman die wohl wichtigste Privatsammlung in
Nijmegen aufgebaut hat.
Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruckmuseums, der sich nicht
am Oligarchen-Monopoly beteiligen will und der gerade Lehm -
brucks „Kniende“ zur Mona Lisa der Neuzeit ausgerufen hat: Eine
Kniende – welche Geste in Zeiten der Arroganz und Maßlosigkeit.
Steffen Missmahl, Gestalter vieler Künstlermonographien und
Ausstellungskataloge, unserer Einladungskarten, und von paint:,
er hat gerade ein Buch für den ersten Teil der Sammlung gestaltet,
den seine Frau Edith und er dem Museum Kolumba in Köln
übereignet haben.
Verbunden mit der freundlichen Empfehlung für unsere Partner,
die Sie wie immer auf den Schlussseiten von paint: finden,
wünschen wir Ihnen viel Vergnügen und Erkenntnis mit dieser
Ausgabe von paint:.
Ihre Sharon und Klaus Ebbers
Cover: Jos Kuijlen, 2011
(Foto: Heiner Frost)
Impressum / colofon
Herausgeber / uitgever: Edition Ebbers
Siep 7, D-47559 Kranenburg
www.paint-online.de
Konzeption / concept: Klaus Ebbers
Layout / layout: Missmahl Grafik-Design AGD, Köln
Redaktion / redactie: Sharon Ebbers
Übersetzung / vertaling: Sharon Ebbers
Fotografie: Sharon Ebbers (Arbeiten Stephan Fritsch),
Heiner Frost (Fotos Jos Kuijlen, Porträt Steffen Missmahl),
Rune Speck (Porträt Raimund Stecker),
Lehmbruckmuseum
(Ausstellungsansichten LehmbruckMuseum)
Druck / druk: B.O.S.S. Druck und Medien GmbH, Goch
© 2011 bei den Autoren, Fotografen und Künstlern.
Alle Rechte vorbehalten.
Sharon Ebbers Klaus Ebbers (Fotos: Gottfried Evers)
Redactioneel. Verzamelen is geven. Tegen de achtergrond van
vallende aandelenkoersen en algemene onzekerheid komt kunst
als investering weer meer op de voorgrond. Vooral als miljonairs
en oligarchen voor miljoenen aan kunst kopen en er ook direct
een museum voor bouwen. Vaak kun je maar beter maar niet
vragen naar de herkomst van het in korte tijd verworven vermogen.
En de vraag of verzamelen in deze vorm wel echt verzamelen
mag heten wordt meestal niet gesteld.
Spectaculaire prijzen en resultaten bij veilingen voor hedendaagse
kunst, die door de pers gretig worden beschreven, geven een
weinig precies beeld van hoe het kunstbedrijf in elkaar zit en wat
de brandstof is voor een branche waarvan het waardesysteem
niet altijd gehoorzaamt aan de wetten van de economie.
De vraag of verzamelen geven is, en in welke vorm het een investering
kan zijn, daar gaan we in deze paint: naar op zoek. Het
leek ons belangrijk en interessant onze blik eens te richten op
de verzamelaar. Om een andere groep van acteurs in het onder
de aandacht te brengen, namelijk diegenen die het kunstenaars
mogelijk maken hun werk te maken, die het galerieën mogelijk
maken tentoonstellingen te maken, die het drukkerijen mogelijk
maken boeken, uitnodigingen en tijdschriften te drukken.
Verzamelaars zijn voor een groot deel medeverantwoordelijk voor
het succes van de creatieve sector.
We stellen drie verzamelaars aan u voor: Jos Kuijlen, bioloog, die
directeur werd van de Brabantcollectie van de universiteitsbibliotheek
in Tilburg en die met zijn vrouw Dorine Bolderman de
waarschijnlijk belangrijkste privéverzameling in Nijmegen heeft
opgebouwd.
Raimund Stecker, directeur van het Lehmbruckmuseum in Duisburg,
die niet mee wil doen aan het oligarchen-monopoly en die zojuist
“Die Kniende” van Lehmbruck tot Mona Lisa van de moderne
kunst heeft uitgeroepen: een knielende – wat een gebaar in tijden
van arrogantie en mateloosheid.
Steffen Missmahl, grafisch ontwerper, die vele kunstenaarmonografieën
en tentoonstellingscatalogi heeft vormgegeven en die
onze uitnodigingen en paint: vormgeeft. Hij heeft kort geleden de
catalogus gemaakt voor het eerste deel van zijn privéverzameling,
die hij met zijn vrouw Edith geschonken heeft aan het museum
Kolumba in Keulen.
We bevelen u van harte onze partners aan, die u zoals altijd vindt
op de laatste bladzijden van paint: en wensen u veel plezier en
nieuwe ontdekkingen bij het lezen van paint:.
Sharon en Klaus Ebbers
paint: vol.04/2011

Das Herz
des Sammlers
Von Kranenburg nach Nimwegen sind es zehn Minuten. Mit dem
Auto. Keine Entfernung. Sollte man meinen. Aber es ist ein weiter
Weg ins Herz eines Sammlers.
Wenn du über einen Künstler schreibst, schreibst du über seine
Kunst. Wenn du über einen Sammler schreibst, beschreibst du
nicht unbedingt eine Samm lung. Du wirst zum Korkenzieher. Es
gibt ein Ziel: Das Herz des Sammlers.
Motivsuche. Spurensuche. Wie wird einer zum Sammler? Ein Re -
porter fragte einst John Ford: Wie kamen sie zum Film? Fords
Antwort: Ich nahm den Zug. Eine erste Frage: Wird einer Samm ler
oder ist er es? Fängt man beim Huhn an oder beim Ei? Sind es
die Gene oder muss das Schicksal einspringen? Ein erster Ant -
wortversuch: Egal, ob Huhn oder Ei. Es geht nicht um den Start.
Es ist das Ziel. Jos hat mit Büchern angefangen. Jos kam vom
Lande. Nichts deutete auf Kunst. Die Familie: Einfache Menschen.
Fokussiert auf das Überleben. Die Natur. Erster Kontakt zur Kunst:
Ein Schwarzweißfernseher. Ein Film über Picasso. Es muss Ende
der 50er gewesen sein. Jos’ Nachbar sah Picassos Bilder. Dann
das Urteil: Das kann meine Tochter auch. In Jos stieg die Ahnung
auf, dass etwas nicht stimmen konnte mit einem solchen Satz.
Jos Auseinandersetzung mit dem Sehen hatte angefangen.
Gazelle
Das Leben ist Sehen. Du siehst, was du weißt. Weißt du mehr,
siehst du mehr. Trotzdem ist Sehen mehr als Hingucken. Jos’ Hin -
sehen ist längst ein Hin-Empfinden. Jos studierte Biologie. Er
ging nach Nimwegen. Nimwegen war die Stadt. Huhn und Ei in
Überschneidung. Die Sechziger traten den Endspurt an. Für Jos
begann ein anderes Leben. Ein neues Leben mit neuen Themen.
Die Dinge entwickelten sich. Durch die Eierschale der Jos’schen
Weltsicht pickte sich ein Herr mit Bart. Ein bisschen sah er aus
wie Marx aus. Aber nicht jeder Herr mit Bart heißt Marx. Ein an -
de rer Bartträger hieß Darwin. Charles Darwin. Das ist einer meiner
Helden, sagt Jos. Er zeigt auf die Büste in seiner Dachkammer.
Darwin passt. Auch Marx würde passen.
Ein Stück weiter: Ein Affe. In der Hand hält er einen Menschen -
schädel. „Gott schuf den Menschen nach seinem Vorbild“, steht
auf dem Sockel. Jos ist einer, der von Neugier getrieben wird.
Wenn die Neugier dein Motor ist, gibt es zwei Ziele: Wissen schaft
und Kunst. Aus dem Biologen Jos wurde der Bibliothekar Jos.
Alles Sammeln begann mit den Büchern. Bücher sind Neugie r be -
frie digungsapparate. Bilder sind das auch. Du siehst, was du
weißt. Manchmal weißt du, was du siehst. Jos ist kontrollierter
Chaot. Er mag sich nicht festlegen. Das Herz eines Sammlers ist
eine Gazelle. Gazellen altern nicht. Immer zum Sprung bereit oder
untauglich für die Savanne.
Kitt
Der Weg ins Herz des Sammlers führt durch die Augen. Bilder
haben einen Richtungswillen. Es zieht sie zum Sammler. Eins
kommt zum anderen. Wo andere in den dritten Jahresurlaub
abbiegen, findet für Jos der Urlaub am Bild statt. Im Bild zu sein
ist der Anfangs-, Wunsch- und Endzustand. Es geht nicht um das
Vordergründige. Es geht um die Kunst. Gute Kunst zeigt ihre Bot -
schaft nicht am Haupteingang. Für Jos sind Bilder Teil des Zu sam -
menlebens. Handlungsanweisungen für eine lebenswertere Welt.
Man sieht sich morgens – gleich nach dem Aufstehen und abends
04 | 05
vor dem Zubettgehen. Dazwischen lernt man sich kennen. Man
lernt: Sich zu kennen.
Im Angesicht einer Sammlung entsteht Geschichte. Es entstehen
Geschichten. Sammeln ist die Herstellung von Gleichgewicht mit
anderen Mitteln. Mittel kommt von Mitte. Jos’ Mitte sind die Bilder.
Jos’ Mitte ist die Kunst. Jos’ Existenz ist an die Bilder geheftet.
An die Sammlung. Sie fließt als Blut in den Adern. Die Samm lung
ist der Blutdruck. Im Herz des Sammlers ist die Kunst der Kitt,
der Scheibe und Rahmen verbindet. Geschützter Durchblick. Herz -
schlag. Jos behauptet, ein Chaot zu sein. Er ist ein Chaot von eben
jener Liebenswürdigkeit, die vom Kindsein beherrscht wird – von
der Unersättlichkeit. Da sitzt einer im Nest, den Schnabel weit
geöffnet.
Eingebrannt
Worum es geht? Schwer zu sagen. Jedenfalls nicht um Schönheit.
Bil der sprechen nicht, sagt Jos. Wenn du Stimmen möchtest, musst
du ein Tonband an die Wand hängen, sagt er. Und irrt. Natürlich
erzählen die Bilder Geschichten. Aber die Geschichten sind eine
Zugabe am Ende der Besessenheit vom Sehen. Auch Bücher
sprechen nicht. Sie finden im erst im Leser zur Stimme. Bilder
sind eine geheime Botschaft für die Seele des Sammlers. Manche
Bilder erweisen sich als Lebensgefährten. Andere schwindeln. Jos
sagt nicht, dass die Bilder schwindeln. Jos formuliert es richtiger.
Als Sammler machst du Fehler, sagt er. Du musst lernen, sagt er.
Alle Unschuld den Bildern.
Dreh einem Bild den Rücken zu – weg ist es. Schaust du nicht hin,
gibt es kein Bild. Doch. Ein gutes Bild brennt sich ein. Es lebt
fortan mit. Vervollständigt das Leben. Da liegt das Motiv. Leben
ohne die Bilder ist kein Leben. Jos’ Leben: Die Bilder. Seine Frau.
Rangfolgen werden nicht ermittelt. Es gibt kein Ranking. Im Herz
des Sammlers entsteht die wunderbare Gleichzeitigkeit des Seins.
Wer sammelt, biegt vor der Oberflächlichkeit ab und findet den
Weg in die Leidenschaft. Die Seele sucht nach Entsprechungen.
Jos füllt sich mit Leben. Wenn er von den Bildern erzählt, spielt
sich Leben ab: Lachen, Tränen, Verzweiflung und schieres Glück
hausen nebeneinander. Kein Eines ohne das Andere.
Wanderer
Der Gedanke an die Bilder ist abgekoppelt vom Gedanken an das
eigene Ende. Wenn das Leben endet, endet das Bewusstsein für
den Besitz. Papperlapapp: Es geht nicht um den Besitz. Würden
sie Jos die Bilder nur leihen – es machte keinen Unterschied.
Sowieso: Kunst wandert. Sie überlebt und kann folglich nur ausgeliehen
sein. Sie macht den Mensch am anderen Ende der
Sammlung zum Lebensabschnittgefährten. Jetzt wird ein Schuh
draus: Die Bilder suchen ein Zuhause. Finden es. Ziehen, wenn
nötig weiter. Jos hat das verstanden. Oder ahnt er es nur? Bilder
sind Dialoge auf Reisen. Das musst du verstehen. Es geht nicht
um Analyse. Bilder suchen den Weg in die Seele. Nicht, dass sie
sich am Hirn vorbeimogeln möchten. Sie finden andere Wege.
Der Weg der Liebe ist nicht der Weg des Kopfes. Und doch geht
es um Wissen. Du siehst, was du weißt. Nicht immer weißt du,
was du siehst.
Einer wie Jos sammelt nicht für den Tresor. Nicht für die Dividen de.
Ein Bild im Schrank ist ein Bild am falschen Ort. Es ist wie ein
zugemauertes Kino. Die Mechanik des Sammelns erfindet eigene

physikalische Zusammenhänge. Da entsteht ein in sich geschlossenes
Bezugssystem. Jos sagt, dass er nicht sammelt um zu zeigen.
Er und die Bilder stellen einen Kosmos dar, der keine Angst
vor der Welt haben muss. Im Reich der Bilder herrscht eine Ge -
borgenheit besonderer Prägung. Im Angesicht der Sammlung
findet Erweiterung des inneren Friedens statt. Anbindung durch
Abkopplung.
Zukunft
Jos stellt einen Zug zusammen, in dem er durch das Leben reist.
Jedes Bild ein Fenster. Eine Erklärung. Ein Argument. Da sitzen sie
einander gegenüber wie ein in gegenseitiger Erkenntnis er grautes
Paar, das längst schon nicht mehr vom schnellen Sex der frühen
Tage lebt sondern von der beruhigten Erkenntnis, Ent sprechung
im Leben gegenüber gefunden zu haben. Kann man von blindem
Verständnis sprechen? Vielleicht besser nicht. Man mag dem
Sammler vieles wünschen. Blindheit gehört nicht dazu. Ein Jos,
der morgen erblindet, würde nichts vermissen. Er kennt seine
Bilder. Seine Bilder kennen ihn. Und doch wäre da Verlust: Das
Herz des Sammlers ist unersättlich.
Zuhause
Sammeln ist nicht Rückschau. Sammeln ist der ewig jung bleibende
Wunsch nach der nächsten Bekanntschaft. Sammeln ist die
Vorbereitung der Zukunft mittels Gegenwart. Jos ist ein Robinson,
der seine Insel mit Bildern bestückt, die gegen das Wegsacken
im Durchschnittlichen helfen. Das Wunderbare: Niemand muss
Platz schaffen.
Kein Bild raubt einem anderen den Platz. Wir sprechen vom
Seelenplatz. Sammeln lässt jenen scheinparadoxen Zustand entstehen,
in dem alles Neue den Platz für das Nächste wachsen
lässt – in dem ein Film den nächsten generiert, aus dem er sich
aber nachträglich erfindet. Die Zeitachsen sind verschoben. Auf -
gehoben. Das Sammleruniversum: Ein Magen, der alles verdaut
ohne sich selbst anzugreifen. Jos ist nichts und niemandem verpflichtet.
Seine Bilder haben ein Zuhause. Wenn er geht, suchen
sie ein Neues. Oben unterm Dach: Darwin. Alles entwickelt sich.
Heiner Frost
paint: vol.04/2011

Van Kranenburg naar Nijmegen is het tien minuten. Met de auto.
Geen afstand, zou je denken. Maar de weg naar het hart van de
verzamelaar is lang. Als je over een kunstenaar schrijft, schrijf je
over de kunst die hij maakt. Schrijf je over een verzamelaar, dan
beschrijf je niet per sé een verzameling. Je wordt kurkentrekker.
Je hebt een doel: het verzamelaarshart.
Zoektocht naar het motief. Spoorzoeken. Waardoor wordt iemand
verzamelaar? Een reporter vroeg ooit aan John Ford: hoe bent u bij
de film gekomen? Fords antwoord was: met de trein. Een eerste
vraag: wordt iemand verzamelaar of is hij het? Begin je bij de kip
of het ei? Zit het in de genen of is het het noodlot? Een eerste
poging om te komen tot een antwoord: kip of ei is niet belangrijk.
Het gaat niet om het begin. Het gaat om het doel. Jos is be -
gonnen met boeken. Jos kwam van het platteland. Niets duidde
op kunst. Het gezin: eenvoudige mensen. Gericht op overleven.
Op de natuur. Het eerste contact met kunst: een zwart-wit televisie.
Een film over Picasso. Het moet midden 50er jaren zijn ge -
weest. Jos’ buurman zag de schilderijen van Picasso. Het oordeel:
dat kan mijn dochter ook. Er kwam een vermoeden in Jos op dat
die opmerking niet kon kloppen. Jos’ uiteenzetting met het zien
was begonnen.
06 | 07
Gazelle
Leven is zien. Je ziet wat je weet. Weet je meer, dan zie je meer.
Toch is zien meer dan kijken. Jos’ zien is al lang een ervaren. Jos
studeerde biologie. Hij ging naar Nijmegen. Nijmegen was de stad.
Kip en ei overlappen elkaar. Het was eind 60er jaren. Er begon
een ander leven voor Jos. Een nieuw leven met nieuwe thema’s.
Er ontwikkelden zich dingen. Een man met baard pikte in de
eierschil van Jos’ wereldbeeld. Hij leek een beetje op Marx. Maar
niet iedere man met baard heet Marx. Een andere baardige man
heette Darwin. Charles Darwin. Dat is één van mijn helden, zegt
Jos. Hij wijst op de buste die in zijn zolderkamer staat. Darwin
past hier. Marx zou ook passen.
Ietsje verderop: een aap. In zijn hand heeft hij een mensenschedel.
“God schiep de mens naar zijn evenbeeld” staat op de sokkel.
Jos is iemand die gedreven wordt door nieuwsgierigheid. Als je
motor nieuwsgierigheid is, zijn er twee mogelijke doelen: de we -
tenschap en de kunst. Uit Jos de bioloog werd Jos de bibliothecaris.
Het verzamelen begon met boeken. Boeken zijn nieuwsgierigheidsbevredigingsapparaten.
Schilderijen zijn dat ook. Je ziet
wat je weet. Soms weet je wat je ziet. Jos is een gecontroleerde
chaoot. Hij wil zich niet vastleggen. Het verzamelaarshart is een

Het hart van
de verzamelaar
gazelle. Gazelles worden niet ouder. Altijd bereid te springen of
ongeschikt voor de savanne.
Stopverf
De weg naar het verzamelaarshart loopt via de ogen. Schilderijen
willen ergens heen. Ze worden naar de verzamelaar getrokken.
Van het één komt het ander. Terwijl anderen zich opmaken voor
een derde vakantie aan zee, houdt Jos vakantie met het schilderij.
In het schilderij te zijn is de begin-, wens- en eindtoestand. Het
gaat niet om de buitenkant. Het gaat om de kunst. Goede kunst
openbaart haar inhoud niet direct aan de hoofdingang.
Schilderijen zijn voor Jos deel van het samenleven. Richtlijnen
voor een levenswaardigere wereld. Je ziet elkaar ‘s morgens –
direct na het opstaan en ‘s avonds voor het slapen gaan. In de
tussentijd leer je elkaar kennen. Je leert jezelf kennen.
Rond een verzameling ontstaat geschiedenis. Er ontstaan ge schie -
denissen. Verzamelen is het bereiken van evenwicht met andere
middelen. Middel komt van midden. Jos’ midden zijn de schilderijen.
Jos’ midden is de kunst. Jos’ zijn is met de kunstwerken
verbonden. Met de verzameling. Ze vloeit als bloed door zijn
aderen. De verzameling is de bloeddruk. In het verzamelaarshart
vormt de kunst de stopverf die het glas met het kozijn verbindt.
Een beschut doorkijkje. Hartslag. Jos beweert dat hij een chaoot
is. Hij is een chaoot van de beminnelijke soort, beheerst door
een onverzadigbaarheid als die van een kind. Hier zit iemand in
een nest met de snavel wijd geopend.
Ingebrand
Waar het om gaat? Moeilijk te zeggen. Niet om schoonheid in
ieder geval. Schilderijen kunnen niet spreken, zegt Jos. Als je
stemmen wilt horen moet je een geluidsband aan de muur hangen,
zegt hij. En heeft het mis. Natuurlijk vertellen schilderijen
verhalen. Maar die verhalen zijn een toegift aan het eind van het
bezeten zijn van zien. Boeken spreken ook niet. Ze vinden pas
een stem in de lezer. Schilderijen zijn een geheime boodschap
voor de verzamelaarsziel. Sommige schilderijen blijken levenspartners.
Andere bedriegen. Jos zegt niet dat de schilderijen be -
driegen. Jos formuleert het preciezer. Je maakt fouten als verzamelaar,
zegt hij. Je moet leren, zegt hij. De schilderijen zelf zijn
onschuldig.
Draai je een schilderij de rug toe, dan is het weg. Als je er niet
naar kijkt is er geen schilderij. Toch wel. Een goed schilderij
brandt in. Het leeft in je. Maakt je leven completer. Daar ligt het
motief. Leven zonder schilderijen is geen leven. Jos’ leven: de
schilderijen. Zijn vrouw. Zonder volgorde. Er is geen rangorde. In
het verzamelaarshart ontstaat de wonderbaarlijke gelijktijdigheid
van het zijn. Wie verzamelt, slaat af vóór de oppervlakkigheid en
vind de weg naar de hartstocht. De ziel zoekt naar overeenkomsten.
Jos vult zichzelf met leven. Als hij over de schilderijen vertelt,
speelt zijn leven zich af: lachen, tranen, vertwijfeling en puur
geluk huizen naast elkaar. Het één bestaat niet zonder het ander.
Zwerver
De gedachte over het schilderij is niet gekoppeld aan de gedachte
over de eigen eindigheid. Als het leven ophoudt, eindigt ook het
zich bewust zijn van bezit. Nee, het gaat niet om bezitten. Het
zou geen verschil maken, wanneer Jos de schilderijen slechts te
leen zou hebben. Kunst zwerft sowieso. Ze overleeft en kan dus
eigenlijk alleen maar geleend worden. Zij maakt de mens aan
het andere einde van de verzameling tot levensfase-begeleider.
Het is omgekeerd: de schilderijen zoeken een plek. Ze vinden er
één. Ze trekken verder wanneer het nodig is. Jos heeft dat be -
grepen. Of vermoedt hij het alleen maar? Schilderijen zijn reizende
dialogen. Dat moet je begrijpen. Het gaat niet om analyse.
Schilderijen zoeken hun weg naar de ziel.
Niet dat ze om de hersens heen willen sluipen. Ze vinden andere
wegen. De weg van de liefde is niet de weg van het hoofd. En
toch gaat het om kennis. Je ziet wat je weet. Je weet niet altijd
wat je ziet. Iemand als Jos verzamelt niet voor de kluis. Niet voor
dividenden. Een schilderij in de kast is een schilderij op de verkeerde
plek. Als een dichtgemetselde bioscoop. De mechanica van
het verzamelen schept haar eigen fysische verbanden. Er ontstaat
een gesloten referentiekader. Jos zegt dat ie niet verzamelt om
te tonen. Hij vormt een kosmos met zijn schilderijen, die niet bang
hoeft te zijn voor de wereld. In het rijk van de schilderijen heerst
een bijzondere geborgenheid. In het bijzijn van de verzameling
ontstaat een vergroot gevoel van innerlijke vrede. Verbinding
door ontkoppeling.
Toekomst
Jos stelt een trein samen waarmee hij door het leven reist. Ieder
schilderij is een venster. Een verklaring. Een argument. Ze zitten
tegenover elkaar als een in wederzijds inzicht vergrijsd echtpaar,
dat al lang niet meer leeft van de snelle sex van vroeger, maar
van het rustgevende besef overeenkomsten gevonden te hebben
in het leven tegenover hem of haar. Kun je spreken van blind be -
grip? Misschien beter van niet. Je kunt een verzamelaar veel toewensen.
Blindheid hoort daar niet bij. Een Jos, die morgen blind
wordt, zou niets missen. Hij kent zijn schilderijen. Zijn schil de -
rijen kennen hem. En toch zou er sprake zijn van verlies: het
verzamelaarshart is onverzadigbaar.
Thuis
Verzamelen is niet terugkijken. Verzamelen is het eeuwig jong
blijvende verlangen naar de volgende kennismaking. Verzamelen
is de voorbereiding op de toekomst door middel van het heden.
Jos is een Robinson die zijn eiland voorziet van schilderijen,
die hem erbij helpen niet weg te zakken in de middelmaat. Het
prachtige daarbij is: niemand hoeft plaats te maken. Geen schilderij
neemt de plaats van een ander schilderij in. We hebben het
over zieleruimte. Verzamelen laat een schijnbaar paradoxe toestand
ontstaan, waarbinnen ieder nieuw ding de ruimte voor het
volgende ding doet groeien – waarbinnen één film de volgende
genereert, waaruit deze zichzelf dan weer met terugwerkende
kracht schept. De tijdassen zijn verschoven. Opgeheven. Het verzamelaarsuniversum:
een maag die alles verteert zonder zichzelf
te verteren. Jos is aan niets en niemand rekenschap verschuldigd.
Zijn schilderijen hebben een thuis. Als hij gaat, zoeken de schilderijen
een nieuw thuis. Boven, in de zolderkamer: Darwin. Alles
ontwikkelt zich.
Heiner Frost
paint: vol.04/2011

Stecker
sammelt
selbst
08 | 09
Sie darf
Eine Frage, aus der ein Credo wächst. Darf Arbeit Spaß machen?
Sie darf. Zum Interview bietet der Hausherr Zigarillos an. „Am
besten, Sie stellen klare Fragen, und ich gebe unklare Ant wor ten.“
Stecker ist einer, der weiß, was er zu verkaufen hat. Und wie.
Von wegen unklare Antworten …
Es geht um die Idee von der menschlichen Basis. Wer einen
Museums-Chefsessel besetzt, sollte mehr sein als ein Technokrat.
Stecker sagt: Menschlichkeit ist das Wichtigste, denn: Kunst ist
menschlich. Das Büro: Nicht so sehr ein steriler Leitstand – eher
schon eine Kunst-Zentrale, die nicht künstlich ist. Genuss inbegriffen.
Raimund Stecker ist Chef des Lehmbruck-Museums. Er ist
einer, den man sich wünscht. Einer, der Ahnung hat – der Überzeugungen
hat und Pläne. Ideen und Träume. Ein Museums-Chef
ist Sammler. Von Beruf. Stecker ist auch Sammler, wenn er das
Büro verlässt. Also ist er einer, der weiß, wie Sammler ticken.
Was sie treibt. Und antreibt. Einer, der nur fragt „Wie groß? Wie
bunt? Wie teuer?“ ist für ihn kein Sammler. Sammeln ist Kunst.
Besessenheit. Kunstbesessenheit.

Umlaufbahn
Mag sein, dass der Urknall des Sammelns nicht mehr ist als ein
autoerotischer Akt. Mag sein, dass alles Sammeln anfangs eine
Umlaufbahn um den Ich-Planeten beschreibt. Irgendwann allerdings
entdecken viele Sammler, dass, was sie da zusammengetragen
haben, zu schade ist, um nicht auch von anderen gesehen
zu werden. Eine zentrale Aufgabe der Museen: Öffentlichmachung
der Kunst. Stecker hat das verinnerlicht. Und macht sich Gedan -
ken. Einer wie er denkt druckreif. Das mag daran liegen, dass
Stecker in der Lage ist, abseits der Bilder in Sprache zu denken.
Seine These: Die Fähigkeit der Sprachbenutzer in Sachen Bild be -
schreibung hat nachgelassen.
Macht Kunst sprachlos oder ist die Sprachlosigkeit, die ja eher
eine Spracharmut ist, eine Folge nachlassender Kunstqualität?
Stecker mag nicht über Huhn und Ei sprechen. Es beginnt beim
Museumakkord, und der ist vierstimmig: Sammeln, konservieren,
vermitteln, erforschen. Dabei gibt es keine Haupt- und Neben -
stimmen. Steckers Akkord lebt von der Gleichzeitigkeit.
Museumsarbeit ist wie eine Partitur: Im Kopf mag alles klingen,
aber wenn es in den Orchestergraben geht, müssen Stränge be -
lichtet werden. Der Museumsakkord ist wie ein Negativ. Alle In for -
mationen sind enthalten. Aber die Abzüge können unterschiedlich
ausfallen. Akzent hier, Kontrapunkt da.
aU
Museumsarbeit dreht sich um Hard- und Software. Die Hardware
steckt in den Gebäuden. In der Logistik. Im vermeintlich Nach -
voll ziehbaren. Stecker sagt: Wenn überhaupt, dann soll die Hard -
ware der Software angepasst werden. Alles andere: Ein GAU.
Mindestens ein AU: Ein anzunehmender Unfall. Eine vorhersehbare
Entgleisung. „Kulturpolitik scheint sich ja zu verstehen im
Finanzieren von Gehäusen – und das in einer Zeit, wo wir alle
wissen, dass die Software wichtiger ist.“
Dass Kunst einen Wert jenseits der Ziffern darstellt, ist, so Stecker,
zunehmend schwer vermittelbar. Kann passieren, dass der Wert
eines Gemäldes oder einer Skulptur mit dem Jahres gehalt eines
Spitzenfußballers verglichen wird. Kommentar: aU. Summen sagen
nichts über die Begeisterung. Sie verbreiten nichts als Schein -
objektivität. Kunst entfaltet ihre Magie nicht in Zahlen. Einem
Junkie wie Stecker muss das niemand erklären. Er hat das Wun -
derbare verinnerlicht. Mit den Jahren ist ein asynchroner Zustand
entstanden. „Die Ökonomie hat es geschafft, ein globales Werte -
system zu installieren, das sich schlicht an Zahlen orientiert – die
Ästhetik hat das nicht geschafft“, sagt Stecker, runzelt die Stirn
und fügt hinzu: „Müssen wir zur Kenntnis nehmen.“
Quellen
Und dann: Die Irrtümer. „Ich glaube, dass ernst zu nehmende Kunst -
historiker, die treuhänderisch im Kunstbetrieb tätig sind, wenn sie
bei ihren Leisten bleiben, sehr schwer Irrtümer begehen, wenn
sie ihre Verbalisierungsfähigkeit weiterhin einsetzen“, sagt Stecker.
„Wenn aber die Auseinandersetzung bei einem Kauf nur aus Name,
Preis, brauchen wir, gehört zur Gruppe und hat der auch besteht,
brechen wir selber unsere guten Bedingungen auf. In dem Augen -
blick, wo ich etwas verbalisiere, objektiviere ich meine Ein drücke.
Das ist die genuine Aufgabe des Kunst histo rikers.“
„Ein Museum schafft Quellen“, sagt Stecker. Es gibt die Verpflich -
tung, Zeugnis abzulegen. Kunst, sagt er, muss mehr sein als eine
Eurozahl plus Inventarnummer. Zahlen angesichts der Kunst sind
nichts als rechenbare Ohnmachtserklärungen. Das Leben im Chef -
sessel ist eine Art Mikado: Willst du die Stäbe im Zentrum freilegen,
musst du auch für kleinste Bewegungen am Rand sensibel sein.
Alles ist mit allem verbunden und reagiert. Es gilt, sich vor jedem
Schritt die möglichen Berührungspunkte anzusehen. Das alles ist ein
filigranes Mobile, und einer wie Stecker muss Luft züge vorausahnen
können. Ahnung aber hat mit Kenntnis zu tun. Sammeln auch.
Ökonomie-Etüden
Stecker beherrscht das Mikado und spielt virtuos das Duo aus
Blumenstrauß und Pralinen einerseits und professioneller Mu se -
umsmechanik andererseits. Übersetzung: Einer wie er muss den
Kontakt zu den Sammlern haben.Was heißt hier haben – es geht
auch um die Pflege. Es geht darum, sich in Szene zu setzen.
So viel steht fest: Es schadet nichts, wenn einer selber sammelt.
Aber es geht auch um die Etüden auf der Klaviatur der Ökonomie.
Stecker ist ein Dirigent vom alten Schlag, der sich für moderne
Denkweisen nicht zu schade ist. Er bleibt beim musealen Akkord:
Sammeln, konservieren, vermitteln, erforschen und einer wie
Stecker hat das Partiturlesen gelernt. Kunst ist Leidenschaft.
Sammeln auch. Er legt den Zigarillo in den Aschenbecher. „Jetzt
vielleicht doch ein Gläschen Wein?“ Warum eigentlich nicht.
„
Heiner Frost
O-Töne
Wenn wir uns die Gegenwartskunst angucken und sondieren, wer
momentan dafür ansprechbar ist, dann sind das natürlich zum Teil
wirklich sehr, sehr, sehr reiche Leute, die zum Glück ihr Geld wieder
in Umlauf bringen, indem sie in Kunst investieren und damit nicht
nur die Künstler reich machen, sondern auch alle anderen: Die An -
gestellten in Galerien, die Magazine, die Papierhersteller für Kunst -
magazine bis hin zu Fotografen, Kameraleuten und Schreibern. Das
Geld kommt zurück und es ist ja fast schon im Sinne Lafontaines
eine Art Sozialisierung von privaten Gewinnen.
Meine Aufgabe ist es doch nicht, mich an einem internationalen
Oligarchenmonopoly zu beteiligen. Ich muss an einem Hause wie
diesem sehen: Was ist unsere Sammlung? Wo sind die Lücken?
Was ist momentan finanzierbar? Wie können die Lücken auf einem
museal hochwertigen Niveau geschlossen werden.
Wir leben in einer Zeit, wo die Medien ja nicht darauf reagieren,
dass ein Künstler eine neue Form gefunden hat. Das wird nicht
kommuniziert. Kommuniziert wird Kunst dann, wenn der merkantile
Gegenwert so exorbitant ist, dass er mit anderen Ausgaben zu
vergleichen ist. Eine Skulptur von Giacometti ist so teuer wie der
Mittelfeldspieler von Barcelona. Es geht in beiden Fällen um circa
hundert Millionen.
Wir haben ja seit circa 130 Jahren ein gesellschaftliches Minus an
Verbalisierungsfähigkeit visueller Phänomene mit einer Tendenz
gegen Null. Zu Budenbrocks Zeiten kaufte man ein Kunstwerk, saß
anschließend im Salon und erzählte, dass man ein Werk gekauft
hat. Damals gab es eine Sprachfähigkeit, dieses Werk zu beschreiben
– seiner Begeisterung also Ausdruck zu verleihen. In dem
Augen blick, wo aus der Kunst heraus nur noch Werknummern vergeben
werden, entsteht ja eine Art Konsenz, dass die adäquate
Beschreibung von Kunst nicht mehr nötig ist. Die Sprachbereit schaft,
sich über bildliche Phänomene zu äußern, schwindet.
In dem Augenblick, wo ich in ein Werk erwerbe und es mich in meiner
Sprachfähigkeiten herausfordert, akzeptiere ich einen ästhetischen
Wert, der nicht über den merkantilen Wert kommuniziert
werden muss. Die Frage, die sich stellt, ist doch ganz klar: Was ist
der Wert eines Kunstwerks? Den Wert eines Kunstwerks auf den
Marktwert zu reduzieren, ist mir in der Tat zu wenig. Wir leben aber
in einer Zeit, in der Entscheidungen nach einem digitalen Muster –
nämlich mit Ja und Nein – getroffen werden. Es geht nicht mehr
um Gründe wie „Das erinnert mich an“ oder „Das regt mich an zu“,
„Das hat mich auf die Idee gebracht“ … Das sind ja quasi sentimental
verpönte Zugangsweisen zur Kunst.
bis zum 22.1.2012:
100 Jahre Lehmbrucks Kniende – Paris 1911
www.lehmbruckmuseum.de
“ paint: vol.04/2011

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Wilhelm Lehmbruck:
Geneigter Frauenkopf
(Büste der Knienden)
1914
Stuccoguss,
rosa-braun,
Lehmbruck
Museum
Duisburg
paint: vol.04/2011

Stecker
verzamelt zelf
Het mag
Een vraag waar een credo uit groeit. Mag werk plezierig zijn? Het
mag. De huisheer biedt cigarillo’s aan bij het interview. “Het is
het beste als u duidelijke vragen stelt, dan geef ik onduidelijke
antwoorden”. Stecker is iemand die weet wat hij te verkopen
heeft. En hoe. Hoezo onduidelijke antwoorden ...
Het gaat om het idee van de menselijke basis. Wie op de stoel
van een museumdirecteur zit, moet meer zijn dan een technocraat.
Stecker zegt: het belangrijkste is menselijkheid, want kunst is
menselijk. Het kantoor: geen steriele commandopost maar meer
een kunst-centrale die niet gekunsteld is, genot inbegrepen.
Raimund Stecker is de directeur van het Lehmbruckmuseum. Hij
is een directeur zoals je je die zou wensen. Iemand met verstand
van zaken – met overtuigingen en plannen, ideeën en dromen.
Een museumdirecteur is verzamelaar van beroepswege. Stecker is
ook verzamelaar buiten kantoortijd. Hij weet dus hoe verzamelaars
denken, wat ze drijft, wat ze voortstuwt. Iemand die alleen maar
vraagt: “Hoe groot? Hoe kleurig? Hoe duur?” is voor hem geen
verzamelaar. Verzamelen is kunst. Bezetenheid. Kunstbezeten heid.
Baan
Het kan goed zijn dat het begin van verzamelen niet meer is dan
een auto-erotische daad. Het kan zijn dat verzamelen in het begin
altijd een baan om de ik-planeet beschrijft. Maar op een gegeven
ogenblik ontdekken veel verzamelaars dat wat ze bij elkaar verzameld
hebben te waardevol is om niet ook door anderen gezien
te worden. Een kerntaak van musea: het openbaar maken van
kunst. Stecker heeft dat verinnerlijkt. En denkt er over na.
Iemand als hij denkt persklaar. Dat zou er aan kunnen liggen dat
Stecker de vaardigheid bezit naast en over de schilderijen in taal
te kunnen denken. Zijn these: de vaardigheid van taalgebruikers
met betrekking tot beeldbeschrijving is afgenomen.
Maakt kunst sprakeloos of is de sprakeloosheid, die eigenlijk een
taalarmoede is, het gevolg van afgenomen kwaliteit in de kunst?
Stecker wil niet over de kip en het ei spreken. Hij begint bij het
museumaccoord, en dat is vierstemmig: verzamelen, conserveren,
overdragen, onderzoeken.
Daarbij zijn er geen hoofd- en nevenstemmen. Steckers accoord
leeft van de gelijktijdigheid. Museumwerk is als een partituur:
in je hoofd kan alles goed klinken, maar als het in de orkestbak
ge speeld wordt moeten er lijnen worden belicht. Het museum -
accoord is als een negatief. Alle informatie staat erop. Maar de
afdrukken kunnen verschillend zijn. Hier een accent, daar een
contrapunt.
Kernramp
Bij museumwerk gaat het om hardware en software. De hardware,
dat zijn de gebouwen. De logistiek. Het zogenaamd begrijpelijke.
Stecker zegt: Als er al iets wordt aangepast, dan moet de hardware
aan de software worden aangepast. Al het andere is een
kernramp. Of tenminste een kernongeluk. Een voorspelbare ontsporing.
“Cultuurpolitiek wordt meestal begrepen als het finan-
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cieren van het museumsgebouw – en dat in een tijd waarin iedereen
weet dat de software belangrijker is.”
Dat kunst een waarde heeft die te begrijpen is buiten de wereld
van cijfers is, volgens Stecker, steeds moeilijker over te dragen.
Het gebeurt dat de waarde van een schilderij of een sculptuur
vergeleken wordt met het jaarsalaris van een voetballer.
Commentaar: kernongeluk. Geldsommen zeggen niets over de be -
zieling, het wonderbaarlijke. Ze creëren niets dan schijnobjectiviteit.
Kunst ontvouwt haar magie niet in cijfers. Een junkie als
Stecker hoef je dat niet uit te leggen. Hij heeft zich het wonderbaarlijke
eigen gemaakt. Er is met de jaren een asynchrone toe -
stand ontstaan. “ De economie heeft het voor elkaar gekregen
een globaal waardesysteem te installeren, dat zich alleen maar
oriënteert op cijfers – dat is de esthetiek niet gelukt”, zegt Stecker,
fronst zijn voorhoofd en voegt er aan toe:” Dat is de realiteit.”
Bronnen
En dan: de vergissingen. “Ik denk dat serieuze kunsthistorici, die
met verantwoordelijkheidsgevoel binnen het kunstcircuit werken
weinig vergissingen maken als ze bij hun leest blijven, als ze hun
verbaliseringsvaardigheid blijven inzetten”, zegt Stecker. “Maar
als de discussie bij een aankoop niet verder gaat dan ‘naam,
prijs, moeten we hebben, hoort bij de groep’ en ‘hebben zij ook’,
dan breken we zelf onze goede criteria af. Op het moment dat
ik iets verbaliseer, objectiveer ik mijn indrukken. Dat is de werkelijke
taak van een kunsthistoricus.”
“Een museum schept bronnen”, zegt Stecker. Er is een verplichting
getuigenis af te leggen. Kunst, zegt hij, moet meer zijn dan
een bedrag in euro’s plus inventarisnummer. Bedragen zijn in
verband met kunst niets als te berekenen machteloosheidsverklaringen.
Het leven op een directeursstoel is een soort mikado:
als je de stokjes in het midden wilt blootleggen, moet je ook
letten op de kleinste bewegingen aan de rand. Alles is met alles
verbonden en reageert. Vóór iedere stap moet je alle mogelijke
contactpunten bekijken. Het is een filigraan mobile, en iemand als
Stecker moet luchtstromen kunnen zien aankomen. Maar verstand
hebben van iets heeft met kennis te maken. Verzamelen ook.
Economie-étude
Stecker beheerst het mikado-spel en speelt het duo, bestaand uit
bos bloemen en bonbons enerzijds en professionele museumsmechaniek
anderzijds, virtuoos. Vertaling: iemand als hij moet
contact met verzamelaars hebben. Wat betekent hier hebben –
het gaat ook om het verzorgen ervan. Het gaat erom zichzelf te
ensceneren. Vast staat: het kan geen kwaad zelf te verzamelen.
Maar het gaat ook om de études aan het toetsenbord van de
economie. Stecker is een dirigent van de oude stempel, die nieuwe
denkwijzen niet schuwt. Hij blijft bij het museale accoord: verzame -
len, conserveren, overdragen, onderzoeken, en iemand als Stecker
kan partituur lezen. Kunst is passie. Verzamelen ook. Hij legt zijn
cigarillo in de asbak. “Nu toch misschien een glas wijn?”. Waarom
ook niet. Heiner Frost

„Uitspraken
Als we de hedendaagse kunst bekijken en peilen wie daar op het
moment voor kunnen worden aangesproken, dan zijn dat natuurlijk
voor een dee de zwaar rijken, die hun geld gelukkig weer in om -
loop brengen doodat ze in kunst investeren, en die daarmee niet
alleen de kunstenaars rijk maken, maar ook alle anderen: de werknemers
van galerieën, de tijdschriften, van de papierleveranciers
voor kunsttijdschriften tot de fotografen, cameramensen en
auteurs. Dat geld komt terug en het is bijna, in de zin van Oscar
Lafontaine, een soort socialisatie van privéwinst.
Het is toch niet mijn taak deel uit te maken van een internationaal
oligarchen-monopoly. Ik moet aan een huis als het mijne kunnen
zien: wat is onze verzameling? Waar zijn de hiaten? Wat is op het
moment financieel haalbaar? Hoe kun je de hiaten op een museaal
hoogwaardig niveau sluiten.
We leven in een tijd waarin de media er niet op reageren wanneer
een kunstenaar een nieuwe vorm heeft gevonden. Dat wordt niet
gecommuniceerd. Kunst wordt gecommuniceerd als de marktwaarde
zo exorbitant hoog geworden is, dat ze met andere uitgaven ver -
geleken kan worden. Een sculptuur van Giacometti is even duur als
een middenveldspeler van Barcelona. In beide gevallen gaat het
om ongeveer honderd miljoen.
We hebben in de samenleving sinds ongeveer 130 jaar een tekort
aan verbaliseringsvaardigheid van visuele fenomenen die tegen
nul tendeert. Ten tijde van de Budenbrocks kocht men een kunstwerk,
zat daarna in de salon en vertelde dat men een kunstwerk
had gekocht. Toen bestond de spreekvaardigheid, zo’n werk te be -
schrijven – uitdrukking te geven van het enthousiasme, de bevlogenheid
voor het kunstwerk.
Vanaf het moment waarop kunst alleen nog maar een inventarisnummer
krijgt, ontstaat er een soort consensus, dat de adequate
beschrijving van een kunstwerk niet meer nodig is. De bereidheid
om over visuele fenomenen te spreken verdwijnt. Op het moment
dat ik een werk koop en het mij uitdaagt, mijn spreekvaardigheden
in te zetten, accepteer ik een esthetische waarde die niet via de
marktwaarde moet worden gecommuniceerd. De vraag die gesteld
wordt is heel duidelijk: wat is de waarde van een kunstwerk? De
waarde van een kunstwerk te reduceren tot de marktwaarde is mij
inderdaad te weinig. Maar we leven in een tijd waarin de beslissingen
getroffen worden volgens een digitaal model – namelijk met ja
en nee. Het gaat niet meer om redenen als “dat herinnert me aan”
of “dat prikkelt me” tot “dat heeft me op een idee gebracht” ... Dat
zijn tegenwoordig, om het maar zo te zeggen, sentimenteel ontoelaatbare
toegangswijzen tot kunst.
“
Wilhelm Lehmbrucks
„Mutter und Kind“ 1907,
im Hintergrund
ein Schreibtisch von
Henry van de Velde
(1899)
paint: vol.04/2012

Das Buch
muss anfangen
13 Schritte Richtung Missmahl
1. Steffen Missmahl spricht in Überschriften. Jeder Satz eine
Head line. Jeder Satz ein Bekenntnis. „Man sammelt nicht mit den
Ohren.“ Oder: „Sammeln hat immer auch mit Leiden zu tun.“
Oder: „Zum Sammeln brauchst du die richtige Partnerin.“ Oder:
„Wenn ich nicht sammeln würde, müsste ich vielleicht mein Geld
zum Therapeuten tragen.“ Sammler – das ist im Fall Missmahl
eine Diagnose: Sucht. Steffen Missmahl hat klein angefangen.
Blöder Satz. Jede Sammlung beginnt mit dem ersten Stück. Das
Pro blem: Sprache hat verschiedene Dimensionen. Kein Satz ist,
was er zu sein scheint. Nicht jeder, der klein anfängt, kommt
auch groß raus.
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2. Missmahl empfängt mich an der Tür. Das Büro: Eine Kunst -
saug stelle. Missmahl lacht. Ein unverstelltes Lachen, das jedes Eis
brechen würde. Das Einleitungswiegehts wird mit „Am besten
joot“ pariert. Eine Fenderkopie im Gitarrenständer. Daneben ein
Blatt mit Grifftabellen. Blues aus dem Lautsprecher. Missmahls
Anfänge: Er hat sich nicht gewehrt. Er wollte die Gitarre, die
Mutter wollte das Cello. Manchmal siegen die Mütter. Eine andere
Geschichte. Jetzt holt er sich den Blues zurück.
3. Kolumba Köln. Dritte Etage. Ausgestellt wird unter anderem:
Die Sammlung Missmahl. Künstlerbücher. Auf einer Wand ein ge -

sprühter Denkanstoß: HAVE & TAKE GIVE & GET. In Missmahls
Büro: Eine andere Wand, derselbe Denkanstoß. Missmahl ist
einer, der Bücher macht. Gestaltet. Missmahl ist an Qualität interessiert.
An sonst nichts. Kein Wunder, dass einer wie er bei
Künstlerbüchern landet. Missmahl sammelt auch anderes: Bilder,
Zeichnungen, Skulpturen. „Bücher sind etwas anderes“, sagt er.
Bücher verlangen Handlung. „Du musst sie aufschlagen“, sagt er.
Und: „Das Buch muss anfangen.“ Wieder einer dieser Überschriftensätze.
Missmahl produziert sie ohne große Mühe: „Die guten
Künstlerbücher wissen sowieso, dass sie irgendwann bei mir
landen.“ Ein Satz, den sich nicht jeder gestattet. Den man nicht
jedem gestattet. Bei Missmahl versteht man ihn. Wenn die Bücher
Geschmack besitzen, haben sie keinen anderen Weg.
4. Steffen Missmahl ist sicher: Das Künstlerbuch braucht ein
Podium. Was er im Laufe von 40 Jahren zusammengesammelt hat,
ist kein Podium. Es ist eine Position. Eine Haltung. Aber: Haltung
braucht einen Halter.
„Irgendwann merkst du als Sammler, dass es nicht nur ums
Sammeln geht. Da wächst mit der Sammlung eine Verantwortung.
Und es wächst die Einsicht: Das ist für dich allein zu schade.“
Ja sammelt einer denn, um sich zu trennen? Vierzig Jahre Suche
als Einleitung das Abschieds? Missmahl hat verstanden, dass es
nicht um Trennung geht. Er ist durchdrungen von dem Gedanken,
dass es um die Herstellung von Öffentlichkeit geht. Irgendwann
hat er angefangen, über die Verantwortung nachzudenken.
Irgendwann wuchs die Erkenntnis: Es muss etwas passieren mit
dieser Sammlung. Man nimmt Missmahl ab, dass es nicht um die
eigene Unsterblichkeitsherstellung geht. Es geht um die Heimat
für ein Lebenswerk. Wir hatten das schon, aber es darf wiederholt
werden: Sammeln ist die Dokumentation einer Haltung. Es
gibt Wörter, die aus der Mode kommen. Vielleicht geht es am
Ende auch um Moral.
5. Wenn ein Sammler sich Gedanken über das Danach macht,
geht es um einen Platz. „Natürlich denkt man dann auch an
Museen.“ Missmahls Traum: Kölner Sammlung – Kölner Heimat.
„Es melden sich auch Museen, die Filetstückplünderung betreiben
möchten.“ Missmahls Devise: Keine Chance für die Geier.
Irgendwann, als ein Teil der Sammlung Missmahl in Bochum ausgestellt
war, kam der Kontakt zum Museum Kolumba. Köln kam
in Sicht. Missmahls Bedingung: Ganz oder gar nicht.
6. Nicht nur das Sammeln braucht Zeit. Auch Heimatsuche geht
nicht auf die Schnelle. Die Gespräche mit Kolumba gingen über
zwei Jahre. Im Sammler stieg nach und nach die Gewissheit auf:
Das wird ein guter Platz. Das Ergebnis von vierzig Jahren
Sammel sucht sollte, da war Missmahl sicher, nicht einfach zum
Depotfutter werden.
Im Jahr 2008 war alles beschlossene Sache. Die Sammlung: 954
Positionen. Dann das Einpacken: Wehmut? Keine Spur. „Wir waren
euphorisch“, sagt Missmahl und meint sich und seine Frau. Selbst
als der LKW kam und die Sachen eingepackt wurden: Euphorie
statt Trennungsschmerz. Mit der Übergabe der Sammlung stellt
einer wie Missmahl doch nicht das Sammeln ein. Seit 2008:
144 neue Positionen in der Sammlung. Kein Ende in Sicht.
7. Sammeln erweitert den Horizont, eröffnet Sichtweisen. Parallel
dazu findet professionelle Deformation statt. „Je mehr du siehst,
umso mehr Schlechtes siehst du.“ Irgendwann gibt es kaum noch
ein Hinsehen ohne das parallele Hindenken.
8. Für einen wie Missmahl spielt Zeitgeist keine Rolle. „Ich habe
beim Sammeln nie auf das Who is Who geachtet“, sagt er. Es
ging nicht um Namen. Es ging um Qualität. Es ging um Genuss.
Missmahls Selbstbeschreibung: Hoffnungsvoll altmodisch.
„Andere gehen auf den Fußballplatz. Ich geh’ ins Antiquariat.“
Sammeln ist auch die Freude am Finden. Der Sammler ist Jäger.
„Plötzlich siehst du etwas, das hunderte vor dir einfach übersehen
haben.“ So beginnt das Glück. Manchmal besteht das Glück
aus Nudelwochen. „Einfach mal zwei Wochen Nudeln essen, weil
das Geld für was anderes gebraucht wurde.“ Das Andere ist die
Kunst. Einfach Kohle ohne Ende zu haben und alles kaufen zu
können? So beginnt Missmahls Albtraum von der Langeweile.
9. Zwei Dinge gibt es nicht in Missmahls Leben: Neid und Lange -
weile. Ein Bild an der Wand ist besser als jeder Fernseher. Aber
da sind eben auch die Bücher. Missmahls Devise: Das Buch
muss anfangen. Da muss etwas sein, das sich nicht definieren
lässt. Das Buch muss nachhaken. Einen Anspruch anmelden.
Künstlerbücher sind – mehr noch als Bilder – Gefäße des Künst -
lers. Wer die Kunst als Gefäß des Wunderbaren begreift, kommt
schnell dem Leben auf die Spur und stößt irgendwann auf die
Verantwortung. Nur so erklärt sich die Euphorie im Augenblick des
Abschieds. Der Abschied ist eben kein Abschied. Er ist Übergabe.
10. Die neue Heimat der Sammlung Missmahl: Das Museum
Kolumba in Köln. Missmahls Erkenntnis: Kurzer Dienstweg ins
Depot. Für die Museumsleitung ist der Sammler kein Störfall.
Ganz im Gegenteil. Er ist erwünschter Kurator. Bücher unter Glas
sind so etwas wie ein Widerspruch in sich. Ein bisschen sind
sie wie Gefangene. Niemand blättert um. Es geht nicht. Missmahl
darf Umblättern. Er sorgt für wechselnde Perspektiven unterm
Glasdeckel. Er ist Kurator der eigenen Sammlung. Lebenslänglich.
Die Sammlung: In Köln entstanden. In Köln geblieben. „Ich brauche
das nicht, dass im Museum dann irgendwo ein Schild hängt,
wo mein Name drauf steht“, sagt Missmahl. Warum kommt kein
Zweifel auf an einem solchen Satz? Es muss am Sammler liegen.
11. Die Wirklichkeit kann auch anders gesehen werden. Wenn
Sammeln die Dokumentation einer Haltung ist, dann ist Missmahls
Sammlung im Kopf entstanden und im Kopf geblieben. Vielleicht
muss man Kopf durch Herz ersetzen. Vielleicht muss es Seele
heißen. Missmahl meint: Es gibt wenig echte Sammler. Sammeln
ist kein Spiel mit Zahlen. „Es gibt die, die mit den Ohren sammeln“,
sagt er. „Die haben dann einen Namen gehört. Und sie
haben gehört: Da und da kannst du das günstig bekommen.“
Das ist nicht Missmahls Vorstellung vom Sammeln.
12. Sammeln heißt Wundern. „Wir hatten doch gedacht: Wenn
die alles abholen, ist die Wohnung leer. Dabei sah ich am
Schluss: Da gab es jetzt nur ein paar freie Stellen auf dem
Fußboden. Die Putzfrau hat sich gefreut.“
13. Das Museum Kolumba hat zur Sammlung Missmahl ein Buch
produziert. Titel: denken. Gestaltung: Steffen Missmahl. denken
ist eines dieser Bücher, die eine Aufforderung sind. Es weht ein
frischer Wind durch dieses Buch, von dem Missmahl anfangs
dachte, dass er es nicht machen würde. Dann hat er es gemacht.
Zum Glück. Ein Buch zum Glück. Ein Buch mit Gewicht: Eins -
komma achtfünf Kilogramm. „Als das Buch fertig war, habe ich es
zu Hause gleich auf die Küchenwaage gelegt“, sagt Missmahl.
Qualität ist natürlich nicht unabdingbar eine Frage des Gewichts.
denken – so viel ist sicher, ist ein Buch, das anfängt. Mit der
Sammlung Missmahl ist es auch so. Diagnose: Es liegt am
Sammler. Die Devise: Nudeln für die Kunst. Zur Eröffnung der ein
Jahr dauernden Ausstellung hatten sie mit dreihundertfünfzig bis
vierhundert Gäste gerechnet. „Es waren dann siebenhundert“,
sagt Missmahl. Und lächelt. HAVE & TAKE GIVE & GET.
Heiner Frost
bis 31. August 2012 »denken« 5. Jahresausstellung in Kolumba
denken – Künstlerbücher der Sammlung Missmahl
336 Seiten, über 600 Farbabbildungen,
Texte, Inventar, Register, Hardcover mit Schutzumschlag
www.kolumba.de
paint: vol.04/2011

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paint: vol.04/2012

Het boek
moet
beginnen
13 stappen
richting Missmahl
1. Steffen Missmahl spreekt in opschriften. Iedere zin is een head -
line. Iedere zin is een bekentenis. “Je verzamelt niet met je oren.”
Of: “Verzamelen heeft ook altijd met lijden te maken.” Of: “Als
verzamelaar heb je de juiste partner nodig.” Of: “Als ik niet zou
verzamelen, zou ik mijn geld naar de therapeut brengen.” Ver -
zamelaar, dat is in het geval van Missmahl een diagnose: verslaving.
Steffen Missmahl is klein begonnen. Stomme uitspraak.
Iedere verzameling begint met het eerste stuk. Het probleem is:
taal heeft meerdere dimensies. Geen zin is wat ze lijkt te zijn.
Niet iedereen die klein begint maakt een grote carrière.
2. Missmahl ontvangt me bij de deur. Het kantoor: een kunstaanzuigplaats.
Missmahl lacht. Het is een eerlijke lach, die ieder
ijs zou breken. Het inleidings-hoe-is-het wordt beantwoord met:
“Am besten joot” [Keuls voor: het liefste goed]. Op een gitaarstandaard
staat een Fender-copie. Daarnaast een blad met gitaar -
akkoorden. Blues uit de boxen. Missmahls begin: hij heeft zich
niet verweerd. Hij wilde gitaar, zijn moeder wilde cello. Soms
winnen de moeders. Een ander verhaal. Nu haalt hij de blues voor
zichzelf terug.
3. Museum Kolumba in Keulen. Derde etage. Daar wordt onder
andere de verzameling Missmahl tentoongesteld. Kunstenaars -
boeken. Op de ene wand een gedachtenprikkel: HAVE & TAKE
GIVE & GET. In Missmahls kantoor: een andere wand, dezelfde
gedachtenprikkel. Missmahl is iemand die boeken maakt.
Vormgeeft. Missmahl is geïnteresseerd in kwaliteit. Verder niets.
Geen wonder, dat zo iemand bij kunstenaarsboeken terechtkomt.
Missmahl verzamelt ook andere dingen: schilderijen, tekeningen,
sculpturen. “Boeken zijn iets anders”, zegt hij. Boeken vragen
naar een handeling. “Je moet ze openslaan”, zegt hij. En: “Het
boek moet beginnen.” Weer één van die opschrift-zinnen.
Missmahl produceert ze moeiteloos: “Goede kunstenaarsboeken
weten sowieso dat ze uiteindelijk bij mij terechtkomen.” Een zin
die niet iedereen durft uit te spreken. Die je niet van iedereen
accepteert. Bij Missmahl begrijp je het. Als de boeken een goede
smaak hebben, hebben ze geen andere keus.
4. Steffen Missmahl is er van overtuigd: het kunstenaarsboek
heeft een podium nodig. Wat hij in de loop van 40 jaar heeft
verzameld is geen podium. Het is een positie. Een houding.
Maar een houding heeft een houder nodig. “Op een gegeven
ogenblik merk je als verzamelaar, dat het niet alleen om het verzamelen
gaat. Met de verzameling groeit de verantwoording. En
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het inzicht groeit: het is zonde als niemand anders het ziet.”
Maar verzamelt iemand dan om er afstand van te doen? Veertig
jaar zoeken als inleiding op het afscheid? Missmahl heeft begrepen
dat het niet om scheiding gaat. Hij is doordrongen van de
gedachte dat het om het creëren van openbaarheid gaat. Op een
gegeven moment begon hij na te denken over de verantwoordelijkheid.
Het inzicht ontstond dat er iets met zijn verzameling
moest gebeuren. Je gelooft Missmahl als hij zegt dat het er niet
om gaat zichzelf onsterfelijk te maken. Het gaat om het thuisland
voor een levenswerk. Het is al gezegd, maar het mag herhaald
worden: verzamelen is de documentatie van een houding.
Er zijn woorden die uit de mode raken. Misschien gaat het uiteindelijk
ook om moraal.
5. Als een verzamelaar nadenkt over het Erna, gaat het om een
plaats. “Natuurlijk denk je dan ook aan musea.” De droom van
Missmahl: Keulse verzameling – Keuls thuisland. “Er nemen ook
musea contact op die filetstukjesplundering willen doen.”
Missmahls devies is: de aasgieren krijgen geen kans. Toen een
deel van de verzameling eens in Bochum tentoongesteld werd is
het contact met Kolumba ontstaan. Keulen kwam in zicht.
Missmahls eis was: alles of niets.
6. Niet alleen het verzamelen kost tijd. Ook het zoeken van een
thuisland gaat niet van vandaag op morgen. De gesprekken met
Kolumba duurden twee jaar. De verzamelaar was er steeds zekerder
van dat dit een goede plek zou zijn. Het resultaat van veertig
jaar verzamelwoede zou, daar was Missmahl van overtuigd,
niet tot depotmateriaal worden.
In 2008 was alles rond. De verzameling: 954 stukken. En toen
het inpakken: weemoed? Helemaal niet. “We waren euforisch”,
zegt Missmahl en bedoelt daarmee zichzelf en zijn vrouw. Zelfs
toen de vrachtwagen kwam en de werken werden ingepakt:
euforie in plaats van verdriet om het afscheid. Met de overdracht
van de verzameling houdt iemand als Missmahl toch niet op te
verzamelen. Sinds 2008: 144 nieuwe stukken in de verzameling.
Het einde is nog niet in zicht.
7. Verzamelen verruimt je blik. Het brengt verschillende perspectieven.
Parallel daaraan treedt beroepsdeformatie op. “Hoe meer
je ziet, hoe meer slechte dingen je ziet”. Uiteindelijk is er nauwelijks
nog een kijken zonder parallel denken.
8. Voor iemand als Missmahl speelt de tijdgeest geen rol. “Ik heb
bij het verzamelen nooit op het Who is Who gelet”, zegt hij. Het
ging niet om namen. Het ging om kwaliteit. Het ging om genot.
Missmahls beschrijving van zichzelf: hopeloos ouderwets.
“Anderen gaan naar het voetballen. Ik ga naar een antiquariaat.”
Verzamelen is ook de vreugde van het vinden. De verzamelaar is
jager. “Opeens zie je iets dat honderden anderen over het hoofd
hebben gezien.” Zo begint het geluk. Soms bestaat het geluk uit
pastaweken. “Gewoon twee weken pasta eten, omdat het geld
aan iets anders is uitgegeven”. Dat andere is kunst. Geld te hebben
en alles te kunnen kopen? Dat is het begin van Missmahls
nachtmerrie van verveling.
9. Twee dingen komen in Missmahls leven niet voor: jaloezie en
verveling. Een schilderij aan de muur is beter dan iedere televisie.
Maar de boeken zijn er ook nog. Missmahls devies is: Het boek
moet beginnen. Er moet iets zijn dat zich niet laat definiëren. Het
boek moet navragen. Een eis formuleren. Kunstenaarsboeken zijn
– meer nog dan schilderijen – vaatwerken van de kunstenaar. Wie
kunst als vaatwerk van het wonderbare begrijpt, komt snel het
leven op het spoor en stuit op een gegeven moment op de verant -
woordelijkheid. Alleen daardoor kan de euforie bij het afscheid wor -
den verklaard. Het afscheid is geen afscheid. Het is een overdracht.

10. Het nieuwe thuisland van de verzameling Missmahl: Het
museum Kolumba in Keulen. Missmahls inzicht: de weg naar het
depot is kort. Voor de museumdirectie is de verzamelaar geen
stoorfactor. In tegendeel. Hij is de gewenste curator. Boeken
onder glas is een tegenspraak in zichzelf. Ze zijn een beetje als
gevangenen. Niemand bladert erin. Het gaat niet. Missmahl mag
bladeren. Hij zorgt voor wisselende perspectieven onder het glazen
deksel. Hij is curator van zijn eigen verzameling. Levenslang.
De verzameling is in Keulen ontstaan. In Keulen gebleven.
“Voor mij hoeft dat niet, dat er ergens in het museum een bordje
hangt waar mijn naam op staat”, zegt Missmahl. Waarom komt
er geen twijfel op bij zo’n uitspraak? Moet aan de verzamelaar
liggen.
11. Je kunt de werkelijkheid ook anders zien. Als verzamelen de
documentatie van een houding is, dan is Missmahls verzameling
in zijn hoofd ontstaan en in zijn hoofd gebleven. Misschien moeten
we hoofd vervangen door hart. Of misschien moeten we ziel
zeggen. Missmahl vindt dat er weinig echte verzamelaars zijn.
Ver zamelen is geen spel met getallen. “Er zijn er, die met hun
oren verzamelen”, zegt hij. “Die hebben dan een naam opgevangen.
En ze hebben gehoord: daar en daar kun je er goedkoop
aankomen.” Dat is niet Missmahls idee van verzamelen.
12. Verzamelen betekent zich verwonderen. “We dachten: als ze
alles komen halen, is het huis leeg. En toen zag ik: er zijn maar
een paar lege plekken op de grond. De schoonmaakster was er
blij mee.”
13. Het Kolumbamuseum heeft bij de verzameling Missmahl een
boek gemaakt. De titel: denken. Vormgeving: Steffen Missmahl.
denken is één van die boeken die een uitdaging zijn. Er waait
een frisse wind door dit boek, waarvan Missmahl in het begin
dacht dat hij het niet zou maken. Hij heeft het toch gemaakt.
Gelukkig. Een boek met gewicht: éénkommavijfentachtig kilogram.
“Toen het boek af was, heb ik het thuis direct op de keukenweegschaal
gelegd”, zegt Missmahl. Kwaliteit is niet persé
een vraag van gewicht. denken – dat is zeker – is een boek dat
begint. Met de verzameling Missmahl is het net zo. Diagnose:
het ligt aan de verzamelaar. Het devies: pasta voor de kunst. Bij
de opening van de tentoonstelling hadden ze op driehonderdvijftig
tot vierhonderd gasten gerekend. “Het waren er zevenhonderd”,
zegt Missmahl. En lacht. HAVE & TAKE GIVE & GET.
Heiner Frost
paint: vol.04/2011

Vorankündigung
Stephan Fritsch
Neue Bilder
29.02.2012 – 30.03.2012
20 | 21
Stephan Fritsch: von Vorfreude, 2011
Öl, Acryl, Sprühlack auf Leinwand, 40 x 30 cm

Stephan Fritsch: an Sturm denken, 2011
Öl, Acryl, Sprühlack auf Leinwand, 40 x 30 cm
paint: vol.04/2011

Gästehaus und Hofcafe
• Frühstückspension mit Erholungsanspruch
für Gestresste
• Gartencafe in der halboffenen Remise mit
Kaffee-Spezialitäten einer Privatrösterei
und hausgemachtem Kuchen
• Vielfältiges Frühstücksangebot auch für
Spätstarter
www.lindenhof-niederrhein.de
Landstrasse 6
47559 Kranenburg-Mehr
Tel. 02826-918553
Kastellstraße 9 · 47574 Goch
Tel: 0 28 23/97 08 11
museum@goch.de · www.museum-goch.de
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„Die Kunst ist ein kompliziertes Phänomen.“
Wassily Kandinsky (1866–1944)
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