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Uniterre_Inhalt_Argumente

Wie funktioniert die schweizerische Landwirtschaft und was will die Initiative der Uniterre daran ändern?

Wie funktioniert die schweizerische Landwirtschaft und was will die Initiative der Uniterre daran ändern?

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Der Markt wird es nicht richten...<br />

…. unterschreibe die Initiative<br />

für Ernährungssouveränität der<br />

BäuerInnenngewerkschaft uniterre<br />

Hintergrund und <strong>Argumente</strong> zusammengestellt von<br />

Interprofessionelle Gewerkschaft der ArbeiterInnen IGA, www.viavia.ch/iga 1. Mai 2015


●<br />

●<br />

●<br />

162'000 Beschäftigte (weniger als halb so<br />

viele wie 1975) Total 4'776'000 Beschäftigte 2012 also 3,4%<br />

7% Landwirte im Parlament 15 Personen, davon 1 Grüne, 7 SVP<br />

Stark sinkende Bruttowertschöpfung (Preis-Schere!!!)


Entwicklung der Preise (1994=100)<br />

Entwicklung der Produzenten-, Konsumenten- und Produktionsmittelpreisindexe)<br />

aus Taschenstatistik der CH-Landwirtschaft 2014<br />

GB/Kürzel in Fusszeile erfassen


Anteil Ausgaben für Nahrungsmittel<br />

(ab 1990 inkl. alkoholfreie Getränke)<br />

30.0%<br />

25.0%<br />

26.5%<br />

23.9%<br />

20.0%<br />

15.0%<br />

10.0%<br />

11.2%<br />

9.6%<br />

8.3% 8.0% 7.7%<br />

6.8 %<br />

5.0%<br />

0.0%<br />

1960 1970 1980 1990 2000 2004 2005<br />

Anteil Ausgaben für Nahrungsmittel, %<br />

2011<br />

GB/Kürzel in Fusszeile erfassen<br />

Quelle: BFS


●<br />

Trotzdem zunehmende Einkommen?<br />

Die kleinen und mittleren Bauernhöfe sterben, z.B. 10% aller Höfe in der Region Basel seit 2004, aber die<br />

Grossen bauen aus, investieren in einen „Radieschen-Ernte-Ferrari“, „Hochleistungskühe“ etc. so dass die<br />

Statistik vermelden kann: Das Einkommen der Schweizer Landwirtschaft nimmt 2014 dank höherer Ernten<br />

und erhöhter Milchproduktion zu.<br />

● 60% Selbstversorgung oder 25%?<br />

●<br />

(Futtermittelimporte – z.B. 700 Tonnen Soja pro Tag aus Brasilien – welche der gesamten Ackerfläche der<br />

Schweiz entsprechen, sorgen für „Bilanztrick“ 60%. In Brasilien verschwindet Regenwald und der Boden laugt<br />

aus. Bei uns ist „Gülleschwemme“)<br />

17 Mio. Subventionen für Néstle reichen nicht<br />

Néstle, Emmi, Lindt&Sprüngli etc. erhalten jedes Jahr 70 Mio. dafür dass sie für ihre Exportprodukte<br />

inländische Agrarstoffe wie Milch, Butter, Weizenmehl verwenden. Ab 2015 wollen sie 90 Mio. Zusammen mit<br />

dem Bauernverband lobbyieren sie dafür in Bern (Quellen: Saldo und Handelszeitung)


Zwei Wege mit den Herausforderungen umzugehen...


●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Erträge so steigern, dass<br />

man in die Gewinnzone<br />

kommt. Z.B.<br />

Technische Geräte, Medis<br />

Futter dazu kaufen<br />

schwangere Tiere<br />

schlachten<br />

Nationalrat werden<br />

●<br />

etc.


●<br />

●<br />

Nur soviel Ertrag, wie ökologisch<br />

nachhaltig ist, z.B. so viele Kühe, wie<br />

man mit dem eigenen Land ernähren<br />

kann.<br />

Direktvermarktung, Vertragslandwirtschaft<br />

Kampf für Landwirtschaftspolitik, welche<br />

diese Wahl fördert – hier und anderswo<br />

→ INITIATIVE FÜR<br />

ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT


<strong>Uniterre</strong>, die Gewerkschaft der<br />

BäuerInnen<br />

Politische Aktion...<br />

z.B. am internationalen Kampftag der<br />

BäuerInnen, am 17. April.<br />

… und Selbsthilfe!


Wer ist biozertifiziert?


Familienbetrieb und Bio-Pionier<br />

steigt aus Bio-Zertifizierung aus<br />

Familienbetrieb im Aufbau<br />

Scheitert am Aufwand für die<br />

Bio-Zertifizierung<br />

Ex-Banker kauft<br />

im grossen Stil Land<br />

in Osteuropa und ist natürlich<br />

Bio-Zertifiziert<br />

Bio-Bauern aus Norddeutsch-<br />

Land haben dieses Lager<br />

gebaut, weil nur ganz Grosse<br />

eine Chance haben.<br />

Von hier kommen unsere<br />

Bio-Tomaten aus Spanien<br />

Quelle: Die Bio-Illusion<br />

(SRF, arte – jetzt auf<br />

youtube.com)


Das sagen die Frauen Bäuerinnen<br />

8% Betriebsleiterinnen in der Schweiz<br />

Frauen hier und überall sonst auf<br />

der Welt haben einen sehr<br />

schlechten Zugang zu Land. In den<br />

Betrieben entscheiden Männer. Die<br />

Frauen müssen die Entscheide<br />

mittragen.<br />

Weltagrarbericht FAO:<br />

“Hunger ist in erster Linie ein<br />

ländliches Problem und kann nur<br />

lokal erfolgreich überwunden<br />

werden.”<br />

Und deshalb erklären wir: Die<br />

Industrialisierung in der<br />

Landwirtschaft verschärft den<br />

Graben zwischen „der armen und<br />

der reichen Welt“ und ist deshalb<br />

das Problem und nicht die Lösung!


Das sagen die Frauen<br />

Konsumentinnen<br />

Wir wollen wissen, woher unser<br />

Essen kommt, wie es hergestellt<br />

wurde.<br />

Wir wollen eine bäuerliche lokale<br />

Landwirtschaft bevorzugen und<br />

eine vielfältige und GVO-freie<br />

Landwirtschaft erhalten.<br />

Wir wollen nicht auf Kosten von<br />

anderen Regionen und deren<br />

Bevölkerung leben und deshalb<br />

richten wir unsere Aufmerksamkeit<br />

auch auf die Nahrungsmittelimporte<br />

und –Exporte und auf die<br />

Exportsubventionen.<br />

Erklärung des Marche Mondiale des Femmes<br />

Schweiz


1,2,3, viele Initiativen...<br />

- Initiative Ernährungssicherheit Bauernverband (zustande gekommen)<br />

Stärkung einer vielfältigen inländischen Produktion, Selbstversorgungsgrad in Verfassung festlegen<br />

- Für Ernährungssouveränität uniterre (Sammelfrist bis 30.03.2016)<br />

Lokal und global ökologische Landwirtschaft fördern – komplex und konkret<br />

- Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln Juso (zust.gek.)<br />

Spekulanten in der Schweiz stoppen, Hunger weltweit bekämpfen<br />

- Fair-Food-Initiative Grüne (Sammelfrist bis 27.11.2015)<br />

Import von ökologisch produzierten Lebensmitteln an schweizerische Qualitätsstandards koppeln<br />

- Hornkuh-Initiative IG Hornkuh<br />

«Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere»


Die Initiative unter der Lupe und im Gegenwind


1. Zur Umsetzung der Ernährungssouveränität fördert der<br />

Bund eine einheimische bäuerliche Landwirtschaft, die<br />

einträglich und vielfältig ist, gesunde Lebensmittel produziert<br />

und den gesellschaftlichen und ökologischen Erwartungen der<br />

Bevölkerung gerecht wird.<br />

„Bäuerlich steht<br />

übrigens auch für<br />

„gesünder“. Die<br />

Statistik zeigt: je<br />

kleiner der Betrieb,<br />

desto kleiner der<br />

Medikamenten-<br />

Einsatz pro Tier<br />

„Bäuerlich“ steht im Gegensatz zu<br />

„industriell“ und will, dass normale<br />

Familien oder Kollektive einen<br />

Betrieb führen können, auf welchem<br />

sie möglichst ohne Subventionen und<br />

ohne sich zu verschulden, ihren Beruf<br />

ausüben können.


2. Er achtet auf eine Versorgung mit überwiegend<br />

einheimischen Lebens- und Futtermitteln und darauf, dass bei<br />

deren Produktion die natürlichen Ressourcen geschont<br />

werden.<br />

Statt Butterberg, Milchseen und<br />

Gülleschwemme von Kühen,<br />

welche mit täglich 700 Tonnen<br />

brasilianischem Soja gefüttert<br />

werden: Das produzieren, was<br />

man mit hiesiger Erde und<br />

Tieren produzieren kann.<br />

Das ist international gedacht!<br />

Die Initiative formuliert für die<br />

Schweiz eine<br />

Landwirtschaftspolitik,<br />

für welche die Via Campesina-<br />

BäuerInnen weltweit kämpfen.<br />

Aber Oliven<br />

weiterhin aus dem<br />

Ausland!


3. Er trifft wirksame Massnahmen mit dem Ziel:<br />

a. die Erhöhung der Zahl der in der Landwirtschaft tätigen<br />

Personen und die Strukturvielfalt zu fördern;<br />

b. die Kulturflächen, namentlich die Fruchtfolgeflächen, zu<br />

erhalten, und zwar sowohl in Bezug auf ihren Umfang als<br />

auch auf ihre Qualität;<br />

c. den Bäuerinnen und Bauern das Recht auf Nutzung,<br />

Vermehrung, Austausch und Vermarktung von Saatgut zu<br />

gewährleisten.<br />

Das bäuerliche Recht auf<br />

freien Zugang zu Saatgut ist<br />

weltweit durch internationale<br />

Abkommen bedrängt – es<br />

muss in der Verfassung<br />

verankert werden.


4. Er verbietet in der Landwirtschaft den Einsatz genetisch<br />

veränderter Organismen sowie von Pflanzen und Tieren, die<br />

mithilfe von neuen Technologien entstanden sind, mit denen<br />

das Genom auf nicht natürliche Weise verändert oder neu<br />

zusammengesetzt wird.<br />

Gentech hat dort wo es<br />

erlaubt ist, bisher keine<br />

Vorteile gebracht – nur<br />

unbekannte Risiken<br />

und bekannte<br />

Abhängigkeit der<br />

Bauern von den<br />

Konzernen<br />

2017 wird das Moratorium für<br />

gentechnisch veränderte Organismen<br />

ablaufen.


Heute machen die<br />

Zwischenhändler den<br />

Gewinn und die Bauern<br />

kämpfen um das<br />

Überleben.<br />

Es gibt schon viel<br />

private Initiative<br />

dagegen –<br />

Direktverkauf etc.<br />

5. Er nimmt namentlich folgende Aufgaben wahr:<br />

a. Er unterstützt die Schaffung bäuerlicher Organisationen, die<br />

darauf ausgerichtet sind sicherzustellen, dass das Angebot von<br />

Seiten der Bäuerinnen und Bauern und die Bedürfnisse der<br />

Bevölkerung aufeinander abgestimmt sind.<br />

b. Er gewährleistet die Transparenz auf dem Markt und wirkt<br />

darauf hin, dass in allen Produktionszweigen und -ketten<br />

gerechte Preise festgelegt werden.<br />

c. Er stärkt den direkten Handel zwischen der Bäuerinnen und<br />

Bauern und den Konsumentinnen und Konsumenten sowie die<br />

regionalen Verarbeitungs-, Lagerungs- und<br />

Vermarktungsstrukturen.<br />

Aber gegen die Marktmacht von Migros & Co. reicht dies nicht<br />

aus. Welcher Konzern verzichtet schon gerne auf seine Marge?


6. Er richtet ein besonderes Augenmerk auf die<br />

Arbeitsbedingungen der in der Landwirtschaft Angestellten<br />

und achtet darauf, dass diese Bedingungen schweizweit<br />

einheitlich sind.<br />

Was wäre eigentlich dagegen<br />

Die meisten<br />

BäuerInnen sind über<br />

50 Jahre alt und das<br />

Einkommen pro<br />

Betrieb (!) liegt bei<br />

56'000 Franken.<br />

einzuwenden, wenn politisch<br />

gewollt wäre, dass die Arbeit in<br />

der Landwirtschaft für Junge<br />

wieder attraktiv wird? Statt im<br />

Callcenter arbeiten, oder bei der<br />

Securitas....<br />

Übrigens: Trotz „hohen<br />

Schweizer Preisen“ geben wir<br />

in der Schweiz am wenigsten<br />

Anteil vom Lohn für<br />

Lebensmittel aus, nämlich 7%.


7. Zum Erhalt und zur Förderung der einheimischen<br />

Produktion erhebt er Zölle auf der Einfuhr von<br />

landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmitteln und<br />

reguliert deren Einfuhrmenge.<br />

Und Oliven werden<br />

immer noch ohne<br />

Einschränkung<br />

importiert :-)<br />

Freihandel für Schrauben, aber nicht für Lebensmittel.<br />

Jedes Land, das dazu in der Lage ist, schützt die<br />

Qualität seiner Arbeit. Das ist Selbstschutz im<br />

global-kapitalistischen Fressen- &<br />

Gefressenwerden.<br />

Für den lokalen<br />

Grenzverkehr in<br />

der Regio gibt es<br />

Extra-Lösungen,<br />

heute und in<br />

Zukunft -<br />

Versprochen!!!!


8. Zur Förderung einer Produktion unter sozialen und<br />

ökologischen Bedingungen, die den schweizerischen Normen<br />

entsprechen, erhebt er Zölle auf der Einfuhr von<br />

landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmitteln, die<br />

diesen Normen nicht entsprechen; er kann deren Einfuhr<br />

verbieten.<br />

Warum nichts von<br />

„Bio“ steht?<br />

Weisst du wie die Bio-<br />

Tomaten in Spanien<br />

produziert werden?<br />

Je besser du weisst, woher<br />

dein Essen kommt und wie<br />

es hergestellt wurde, desto<br />

eher kannst du noch<br />

Vertrauen in die Qualität<br />

haben


9. Er richtet keinerlei Subventionen aus für die Ausfuhr von<br />

landwirtschaftlichen Erzeugnissen und von Lebensmitteln.<br />

70 Millionen Franken Steuergelder bekommen<br />

Nestlé und Co. gemäss dem „Schoggi-Gesetz“<br />

dafür, dass sie Schoggi, Gutzli etc. mit<br />

Schweizer Rohstoffen herstellen und<br />

exportieren. Allein Nestlé bekommt fast 20<br />

Millionen. Aber das reicht den Konzernen nicht.<br />

Neu wollen sie jedes Jahr 90 Millionen! Der<br />

Bauernverband hilft beim Lobbyieren in Bern...<br />

„La Via Campesina“ erlaubt, dass ein Land sich vor<br />

Dumping-Importen schützt. Im Gegenzug verzichtet es<br />

auf Exportsubventionen, weil diese anderen Regionen<br />

schaden. Billiges Schweizer Milchpulver ruiniert z.B.<br />

die Milchproduktion in Afrika.


10. Er stellt die Information über die Bedingungen für die<br />

Produktion und die Verarbeitung von einheimischen und von<br />

eingeführten Lebensmitteln und die entsprechende<br />

Sensibilisierung sicher. Er kann unabhängig von<br />

internationalen Normen eigene Qualitätsnormen festlegen.<br />

Ich finde ja auch, dass diese<br />

Initiative seeeehr ausführlich<br />

geraten ist.<br />

Mit den Nahrungsmitteln<br />

zusammen importieren wir oft<br />

auch die Herbizide, z.B.<br />

Glyphosat. Bei uns sind die<br />

Gesetze strenger. Krank<br />

macht aber auch das<br />

ausländische Gift.<br />

Aber wenn du bedenkst, wie<br />

die Verhältnisse in Lobby-Bern<br />

sind... KonsumentInnen-Rechte<br />

haben ohne eine Verankerung<br />

in der Verfassung leider keine<br />

Chance.


„La Via Campesina“ ist eine weltweite basisdemokratische<br />

Massenbewegung, die sich aus rund 200 Millionen BäuerInnen,<br />

LandarbeiterInnen, Landfrauen, Landlosen, Landjugend und Indigenen<br />

aus den nationalen und regionalen Organisationen bildet. Gemeinsam<br />

haben sie das Prinzip der Ernährungssouveränität ausgearbeitet. In<br />

der Schweiz wollen wir das Prinzip mit der Initiative umsetzen.<br />

Lokal handeln, global denken!

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