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Gehört der Islam zu Deutschland

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Seite 18 RotFuchs / April 2017<br />

Selten hat das Wort eines Politikers <strong>zu</strong><br />

einer so hitzigen Debatte geführt wie<br />

seinerzeit Christian Wulffs Ausspruch „Der<br />

<strong>Islam</strong> gehört <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong>.“ Seitdem häufen<br />

sich die Demonstrationen, schaukeln Pro<br />

und Contra sich hoch, und es scheint, als hätte<br />

Wulffs Satz die Nation in zwei Lager gespalten.<br />

Im Lager <strong>der</strong> ihm Zustimmenden finden<br />

sich (neben den Muslimen) die liberal denkenden<br />

gast- und fremdenfreundlichen Demokraten,<br />

die die Religionsfreiheit achten und<br />

im Sinne des aufgeklärten Alten Fritz<br />

sagen würden: „In unserem Land soll<br />

je<strong>der</strong> nach seiner Fasson selig werden.“<br />

Im Lager <strong>der</strong> Buhrufer siedeln dagegen<br />

jene an Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit)<br />

leidenden Chauvinisten und jene<br />

womöglich sozial <strong>zu</strong> kurz Gekommenen,<br />

die um ihre Arbeitsplätze bangen<br />

o<strong>der</strong> gedankenlos jenen Neofaschisten<br />

nachlaufen, die Asylantenwohnheime<br />

anzünden o<strong>der</strong> dies bejubeln – mit<br />

bepißter Hose und den Arm <strong>zu</strong>m Hitlergruß<br />

erhoben. Das sind jene, die dem<br />

Ausland das Bild vom „häßlichen Deutschen“<br />

vermitteln und auf <strong>der</strong>en Zugehörigkeit<br />

<strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong>, auch wenn sie<br />

deutsche Pässe haben, wir gerne verzichten<br />

würden.<br />

Was die Zugehörigkeit des <strong>Islam</strong>s <strong>zu</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> im Sinne eines integralen<br />

Bestandteils betrifft, so wäre vorab <strong>zu</strong> klären,<br />

was Zugehörigkeit <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong> ausmacht.<br />

Wer in <strong>Deutschland</strong> geboren und aufgewachsen<br />

ist, deutsch spricht und vor allem die in<br />

<strong>Deutschland</strong> geltenden Gesetze, vornehmlich<br />

das Grundgesetz, achtet, <strong>der</strong> darf sich<br />

<strong>zu</strong> Recht als <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong> gehörig o<strong>der</strong> als<br />

Deutscher fühlen, auch wenn er aus irgendwelchen<br />

Gründen noch keinen deutschen Paß<br />

hat – und dies völlig unabhängig davon, ob er<br />

Christ, Jude, Muslim, Angehöriger irgendeiner<br />

an<strong>der</strong>en Glaubensgemeinschaft, konfessionslos<br />

o<strong>der</strong> Freidenker ist.<br />

Hat man dies im Sinn, so kann man sicherlich<br />

sagen: „Die, wie soeben beschriebenen,<br />

kulturell integrierten Muslime gehören <strong>zu</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>.“ Nur ist damit über eine mögliche<br />

Zugehörigkeit <strong>der</strong> Weltreligion <strong>Islam</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> noch nicht das Geringste ausgemacht.<br />

Schon die Bezeichnung „<strong>der</strong> <strong>Islam</strong>“ ist<br />

eine schreckliche Vereinfachung und bedarf<br />

dringend einer Differenzierung, und zwar ist<br />

<strong>zu</strong> unterscheiden zwischen zwei divergierenden<br />

Erscheinungsformen des <strong>Islam</strong>s. Es gibt<br />

einen friedliebenden, toleranten, sozialverträglichen,<br />

so<strong>zu</strong>sagen aufgeklärten <strong>Islam</strong>, wie<br />

er anscheinend und hoffentlich vom Rat <strong>der</strong><br />

Muslime in <strong>Deutschland</strong> repräsentiert wird<br />

und <strong>der</strong>, aufs Ganze gesehen, <strong>der</strong> kulturellen<br />

Integration nicht im Wege steht. Aber daneben,<br />

und das hat Christian Wulff wohl nicht<br />

bedacht, gibt es eben auch einen unaufgeklärten,<br />

fundamentalistischen <strong>Islam</strong>ismus,<br />

<strong>der</strong>, befangen in theokratischem, antidemokratischem<br />

Denken, im Mittelalter steckengeblieben<br />

ist, <strong>der</strong> auf die Scharia mit ihren<br />

barbarischen Rechtsnormen und Rechtspraktiken<br />

(Geißelungen, Hinrichtungen, Steinigungen<br />

untreuer Ehefrauen etc.) schwört und <strong>zu</strong><br />

<strong>Gehört</strong> <strong>der</strong> <strong>Islam</strong> <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong>?<br />

dessen kulturell altüberlieferten Sitten und<br />

Bräuchen Schandtaten wie Genitalverstümmelungen,<br />

das Verprügeln von Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong>n, Zwangsverheiratungen und „Ehrenmorde“<br />

gehören, Straftaten und Verbrechen,<br />

die den Menschenrechten Hohn sprechen<br />

und die mit den in <strong>Deutschland</strong> geltenden<br />

Rechtsnormen unvereinbar sind. Dieser fundamentalistische<br />

<strong>Islam</strong> (o<strong>der</strong> <strong>Islam</strong>ismus, wie<br />

ihn <strong>der</strong> sogenannte IS weltweit <strong>zu</strong> verbreiten<br />

sucht) gehört nicht <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong> und<br />

wird hoffentlich auch niemals <strong>zu</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

gehören.<br />

Als Glaubensgemeinschaft und als eine <strong>der</strong><br />

drei großen monotheistischen Weltreligionen<br />

ist und bleibt <strong>der</strong> <strong>Islam</strong> für den vergleichenden<br />

Religionswissenschaftler im übrigen<br />

ein zwar fremdartiger und in manchen seiner<br />

Lehren befremdlicher, aber womöglich auch<br />

gerade deshalb faszinieren<strong>der</strong> Gegenstand.<br />

Dem tolerant Denkenden dürfte es überdies<br />

nicht schwerfallen, die Ansichten An<strong>der</strong>sgläubiger,<br />

sofern sie nur sozialverträglich sind, <strong>zu</strong><br />

achten, ohne sie <strong>zu</strong> teilen.<br />

Dies ist alles an<strong>der</strong>e als gläubige Übernahme<br />

o<strong>der</strong> Integration exotischen Kulturguts, die<br />

nur selten hilfreich, oft schädlich und mitunter<br />

sogar ver<strong>der</strong>blich sein kann. Deutlich <strong>zu</strong><br />

sehen ist dies am Beispiel christlicher Missionierung,<br />

die sich noch heute (so durch<br />

das Verbot empfängnisverhüten<strong>der</strong> Mittel)<br />

in manchen Gegenden <strong>der</strong> Welt verheerend<br />

auswirkt.<br />

Ich halte dafür, daß <strong>der</strong> Mensch autonom<br />

sei und we<strong>der</strong> einer christlichen noch einer<br />

jüdischen, noch einer islamischen Theokratie<br />

bedarf.<br />

Bedenklich, bei aller gebotenen und erlaubten<br />

Toleranz und bei aller im Grundgesetz verankerten<br />

Religionsfreiheit, wäre es allerdings,<br />

wenn irgendeine Glaubensgemeinschaft hier<strong>zu</strong>lande<br />

eine Art Parallelgesellschaft gründen<br />

und, statt nach deutschem Recht <strong>zu</strong> handeln,<br />

ein eigenes, in <strong>Deutschland</strong> nicht geltendes<br />

Recht, etwa gemäß dem Talmud o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Scharia, praktizieren wollte. Gegen solche<br />

Versuche <strong>der</strong> Rechtsanmaßung dürfte und<br />

müßte <strong>der</strong> Staat sich mit allen legalen Mitteln<br />

<strong>zu</strong>r Wehr setzen!<br />

Natürlich werden kirchlich gebundene<br />

Geister, <strong>zu</strong>mal Vertreter <strong>der</strong> gesellschaftlich<br />

repräsentativen Großkirchen, immer<br />

bestrebt sein, in öffentlich-rechtlichen Gremien<br />

(etwa in den Rundfunkräten) Einfluß<br />

auf die Politik und damit auf die Gestaltung<br />

des öffentlichen Lebens <strong>zu</strong> nehmen. Und<br />

natürlich dürfen sie sich <strong>zu</strong> diesem Zweck<br />

auch aller ihnen <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden<br />

Medien bedienen, da dies als Meinungs- und<br />

Pressefreiheit <strong>zu</strong> den demokratischen<br />

Grundrechten gehört.<br />

Bedenklich wird die Sache aber auch,<br />

wenn in <strong>Deutschland</strong> lebende nichtchristliche,<br />

jüdische, muslimische o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Gläubige Son<strong>der</strong>rechte for<strong>der</strong>n,<br />

die im Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zu</strong> den hier<strong>zu</strong>lande<br />

geltenden Gesetzen stehen. Und nicht<br />

weniger bedenklich ist es, wenn eine<br />

sich für beson<strong>der</strong>s fortschrittlich haltende<br />

Bildungsministerin dafür sorgt,<br />

daß – auf Kosten des Steuerzahlers – an<br />

unseren staatlichen Hochschulen Lehrstühle<br />

für <strong>Islam</strong>istik eingerichtet werden<br />

und an staatlichen Schulen neben<br />

katholischer und evangelischer Religion<br />

nun auch noch islamische Religion<br />

gelehrt wird. Hier geht mir das Gleichbehandlungsprinzip<br />

<strong>zu</strong> weit, richtiger:<br />

Hier wird es in <strong>der</strong> genau falschen Richtung<br />

angewandt! Gleichheit läßt sich in<br />

diesem Bereich viel sinnvoller auch dadurch<br />

herstellen, daß an staatlichen Hochschulen<br />

grundsätzlich keinerlei theologische Lehrstühle<br />

(Lehrstühle für katholische, evangelische,<br />

jüdische, islamische o<strong>der</strong> irgendeine<br />

an<strong>der</strong>e Theologie) geduldet werden. Auf<br />

diese Weise könnten die kirchlichen Privilegien<br />

(nach endlicher Aufkündigung des<br />

zwischen dem Vatikan und Hitler geschlossenen<br />

Konkordats) wenigstens schon einmal<br />

in einem Teilbereich <strong>der</strong> Gesellschaft abgeschafft<br />

werden.<br />

Und speziell <strong>zu</strong>m Thema Religion als Unterrichtsfach<br />

noch dies: An Schulen in kirchlicher<br />

Trägerschaft mag Religion meinetwegen<br />

gelehrt werden, nicht aber an staatlichen<br />

Schulen, die sich weltanschaulicher Neutralität<br />

befleißigen sollten. Fort also mit<br />

solch wissenschaftsfeindlichem Plun<strong>der</strong>, und<br />

Schluß mit <strong>der</strong> Verfil<strong>zu</strong>ng staatlicher und<br />

kirchlicher Interessen im Gesundheits- und<br />

Bildungswesen! Und als For<strong>der</strong>ung an unsere<br />

Gesetzgeber: Erfüllt endlich, und zwar konkret<br />

und in allen sozialen Bereichen, den Verfassungsauftrag<br />

<strong>der</strong> Trennung von Kirche<br />

und Staat!<br />

Natürlich weiß ich, was dem bei den Regierenden<br />

entgegensteht: Es ist die Angst vor dem<br />

Verlust von Wählerstimmen, die Angst vor<br />

politischem Machtverlust, denn die Kirchen<br />

predigen, wenn auch vielleicht nur noch verhalten,<br />

Anpassung und Gehorsam und sind<br />

eher an <strong>der</strong> Erhaltung des politischen Status<br />

quo als an dessen Verän<strong>der</strong>ung interessiert.<br />

Angesichts dieser traurigen Tatsache empfiehlt<br />

sich als Handlungsmaxime für den einzelnen,<br />

aus <strong>der</strong> Kirche aus<strong>zu</strong>treten und wo<br />

immer nötig gegen „Pegida“ <strong>zu</strong> demonstrieren!<br />

Theodor Weißenborn

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