zett Sex macht Artbeit - Kulturzentrum Schlachthof
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S C H L A C H T H O F L A G E R H A U S<br />
(K)EIN SEX<br />
NORMALER MACHT<br />
ARBEIT JOB<br />
Prostitution<br />
in Bremen<br />
und umzu<br />
F r e i z e i t<br />
KING R OCKO S CHAMONI<br />
Songs und Stories<br />
zMA<br />
GA<br />
ZIN<br />
F Ü R S T A D T K U L T U R<br />
8 . JA Z Z A HEAD!<br />
D r e i Tage und Nächte Jazz s att!<br />
DIRTY HONKERS<br />
Joystick und Swingjazz<br />
THEMA Halbzeitwissen Freizeit<br />
04<br />
05<br />
13
FRÜHER<br />
WAR<br />
MEHR<br />
LAMETTA<br />
Arne Schumacher<br />
ist Musikjournalist. Geboren und aufgewachsen in<br />
Bremen, arbeitete er lange Zeit als freier Mitarbeiter<br />
für die Bremer Tageszeitungen, für Stadtmagazine,<br />
eine Jazz-Zeitschrift und für Radio Bremen. 1998<br />
wurde er dort Musikredakteur, zuständig für Jazz<br />
und Pop im Nordwestradio.<br />
Wie bist du Musikjournalist geworden?<br />
Als eifriger Leser einer angesagten deutschen Musikzeitschrift<br />
hatte ich mich mal per Brief darüber<br />
beschwert, dass so wenig Jazz im Blatt vorkommt.<br />
Daraufhin wurde ich aufgefordert, selbst etwas<br />
zu verfassen. So erschien die erste Rezension. Zu<br />
Zeitung und Radio verhalfen mir wohlmeinende<br />
Kollegen, die Artikel von mir gelesen hatten.<br />
Gabs in letzter Zeit interessante Interviewpartner?<br />
Das habe ich kaum einmal anders erlebt. Dabei sind<br />
die bekannteren KünstlerInnen nicht immer die<br />
spannendsten. Jüngst hatten wir in ›On The Tracks‹<br />
Sophie Hunger, Steven Wilson, Lizz Wright und<br />
Lol Creme (einst bei ›10 cc‹, auch als Videoregisseur<br />
hoch angesehen – ein großartiger, extrem sympathischer<br />
Typ!) zu Gast.<br />
Du warst ja auch lange Jahre Plattenverkäufer,<br />
vermisst du den Job manchmal?<br />
Ich vermisse ihn nicht, aber ich habe die Jahre in<br />
schönster Erinnerung. Vor allem hatte man direkten<br />
Kontakt mit Musikfans aus den verschiedensten<br />
Richtungen. In der Zeit habe ich so Einiges entdeckt,<br />
was mich bis heute begleitet.<br />
Welche aktuelle Musikströmung findest du<br />
spannend?<br />
Es ist so viel in Bewegung, dass ich da nichts herausgreifen<br />
möchte. Aber, um doch ein Beispiel zu nennen:<br />
Besonders interessant sind nach wie vor die<br />
Mischungen verschiedener Stilistiken und Ansätze,<br />
etwa Verknüpfungen von klassischer Songwriter-<br />
Haltung mit elektronischen Elementen.<br />
Wie findest du das neue Z-Magazin?<br />
Heft und Layout gefallen mir grundsätzlich gut –<br />
eine gelungene Auffrischung. Allerdings habe<br />
ich den Eindruck, dass das Magazin noch ein wenig<br />
Zeit brauchen wird, um sich komplett zu finden.<br />
Nicht glücklich bin ich mit der zweimonatlichen Erscheinungsweise,<br />
für die es natürlich verständliche<br />
Gründe gibt.<br />
War früher mehr Lametta?<br />
Definitiv nein! Mehr Lametta als heute war nie! Das<br />
lässt sich in mehrfacher Hinsicht feststellen – leider<br />
auch im wortwörtlichen, negativen Sinne. Heute<br />
wird häufiger denn je schaufelweise Lametta verteilt,<br />
um Aufmerksamkeit zu wecken – und zu überdecken,<br />
dass nicht viel darunter ist. Dabei kann<br />
Lametta, behutsam eingesetzt mit Gespür für den<br />
Effekt, ein charmanter Teil des Lebens sein.<br />
Interview: SEAN-PATRIC BRAUN<br />
FOTO: M ARINA LILIENTHAL<br />
04<br />
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inhalt<br />
T H E M A<br />
sex <strong>macht</strong> arbeit<br />
Prostitution – ein reizendes<br />
Thema | Stefanie Möller<br />
Ich bin eine privilegierte Hure | Heidi Diewald<br />
Nitribitt der Name ist Programm | Radek Krolczyk<br />
Die Entstehung der<br />
Helenenstraße | Nora Stötzner<br />
<strong>Sex</strong>appeal für die<br />
Überseestadt | Dierck Wittenberg<br />
H A L B Z E I T<br />
Immer in Bewegung<br />
Porträt Helge Letonja | Andreas Schnell<br />
Die Legende von der Neustadt<br />
Literatur | Jens Laloire<br />
Ver<strong>zett</strong>elt<br />
Papa ante Pensionsanspruch | Dr. Kunter<br />
F R E I Z E I T<br />
April 2013: King Rocko Schamoni | Johannes<br />
Oerding | Schwarzkaffee / Dictionary Of<br />
Funk| Virgin to Vamp | Edward Maclean Adoqué<br />
/Oli Poppe Trio | Mohamad Reza Mortazavi|<br />
Sizarr/Mehawk| Lukas Graham | Die Fil Show<br />
| Swing Along! | Tim Vantol & Band/ Perdition/<br />
North Alone | Finngips | 8. Jazzahead!<br />
mai 2013: Dirty Honkers | Kevin Devine |<br />
Imam Baildi| Tamikrest | Zhenja Urich |<br />
Bauchklang<br />
kinners<br />
C A L L F O R E N T R I E S !<br />
A u s s c h r e i b u n g f ü r d e n We t t b e w e r b<br />
› c r e o l e – G l o b a l e M u s i k a u s N o r d 2 013<br />
Afro-Groove trifft Speed Folk trifft asiatischen Funk – wie geht das zusammen? Bei der creole –<br />
dem einzigartigen bundesweiten Wettbewerb für Globale Musik aus Deutschland! Mehr als<br />
2.500 Musiker_innen sind bereits seit 2006 bundesweit beim creole-Wettbewerb gegeneinander<br />
angetreten – erst in ihren Regionen, dann zum Finale.<br />
Alle zwei Jahre sind professionelle und semiprofessionelle Musiker_innen in Deutschland aufgerufen,<br />
sich zu bewerben. Eine Vorjury entscheidet, welche Bands bei den Wettbewerbskonzerten<br />
die jeweilige Region vertreten werden und bei diesen Veranstaltungen wählt eine Jury dann die<br />
drei besten Bands für das Finale aus.<br />
Termine:<br />
Bewerbungsfrist von 18. März bis 17. Mai 2013 für den<br />
Regionalwettbewerb creole – Globale Musik aus Nord<br />
im Goldbekhaus Hamburg von 6. bis 8. September 2013<br />
Das Bundeswettbewerb-Finale findet<br />
vom 15. bis 17. Mai 2014 im Pavillon in Hannover statt.<br />
Bewerbungen: Goldbekhaus e.V., Projektbüro creole – globale Musik Nord<br />
Moorfuhrtweg 9 | 22301 Hamburg | Jürgen Krenz |Fon: 040 278702-17 Fax: 040 278702-20<br />
eMail: creole@goldbekhaus.de | www.goldbekhaus.de | www.creole-weltmusik.de<br />
zMA<br />
GA<br />
ZIN<br />
<strong>Schlachthof</strong><br />
F Ü R S T A D T K U L T U R<br />
HERAU SGEBER Vi sit<br />
EIN MAGAZIN<br />
MACHT<br />
STADTKULTUR<br />
editorial<br />
Das Thema dieser Ausgabe ist Prostitution (von Frauen), ein Thema, das sich unsere<br />
AutorInnen ausgesucht haben, gerade weil es so schwierig ist, eine Position dazu<br />
zu finden. Es gibt klare und eindeutige Argumente dagegen: Frauen sind keine Ware –<br />
steht ganz oben. Auf der anderen Seite gibt es selbstbewusste, gebildete <strong>Sex</strong>arbeiterin-<br />
nen, die sagen: Was habt ihr eigentlich für ein Problem? Wir wollen das so!<br />
Die in den Medien oft diskutierte Zwangsprostitution gehört für sie in eine andere<br />
Schublade, denn Menschenhandel und erzwungene Prostitution sind Straftatbestände.<br />
Das hat mit ihrer Entscheidung, als <strong>Sex</strong>arbeiterin ihr Geld zu verdienen, nichts zu tun –<br />
so ihr Selbstverständnis.<br />
Wir haben eine Frau interviewt, die sich für diesen Weg entschieden hat, wie auch<br />
eine Sozialarbeiterin vom Verein Nitribitt, einer Anlauf- und Beratungsstelle für Pros-<br />
tituierte. Unsere Autorin Stefanie Möller hat versucht, die Bandbreite und Widersprüche<br />
des Themas auszuloten und wir haben den Anfängen der Helenenstraße nachgespürt<br />
sowie denen der legendären ›Bremer Küste‹ – dem Rotlichtmilieu im Hafen.<br />
Dennoch können die Beiträge dieser Ausgabe das Thema nicht umfassend darstel-<br />
len, sie sind ein Anstoß, sich damit zu beschäftigen. Was übrigens derzeit auch in der<br />
Politik geschieht. Auf der Agenda steht die Verschärfung des Prostitutionsgesetzes, das<br />
könnte ein Wahlkampfthema werden. Noch ein Grund, eine eigene Position zu finden.<br />
Wer für ein Verbot der Prostitution ist, findet dazu Argumente in der Herbstausgabe<br />
der Emma. Wobei eine unserer Autorinnen darauf hinweist, dass die Emma-Positionen<br />
nichts mit den Anliegen des modernen, sex-positiven Feminismus zu tun haben.<br />
Und <strong>Sex</strong>arbeiterinnen sich fragen, warum Alice Schwarzer sie eigentlich so hasst.<br />
Ich sage ja – es ist ein schwieriges Thema.<br />
G u d r u n G o l d m a n n ( C h e f r e d a k te u r i n )<br />
y<br />
o<br />
u<br />
FOTO: MARINA LILIENTHAL<br />
Übrigens:<br />
Wir sind eine offene<br />
Redaktion. Jede<br />
und jeder kann gerne<br />
mitmachen!<br />
Kontakt:<br />
<strong>zett</strong>@schlachthofbremen.de
THE<br />
MA<br />
4<br />
Die medialen Darstellungen von <strong>Sex</strong>arbei-<br />
5<br />
stitution als studentischem Nebenjob bis hin zu Arbeitster_innen<br />
bedienen allzu häufig klischeehafmigration aus Armutsgründen und im schlimmsten Fall<br />
te Stereotype wie die der peitschenschwin- Es gibt jedoch auch Zwangsprostitution, die mit Gewalt erzwungene wobei die Prostitution, Grenzen oft fließend sind.<br />
genden Domina oder des tragischen die laut Aktivist_innen Die nur Diskussion bekämpft um werden rechtliche kann, Rahmenbedingungen indem man ist<br />
Menschenhandelsopfers, anstatt die sich Betroffenen um aus häufig ihren geprägt Abhängigkeitsverhältnissen von moralischen Vorurteilen befreit und Diskrimi-<br />
PROSTITUTION<br />
einen differenzierteren Blick auf das und komple- ihnen durch angemessenen nierungen, die zeigen, Opferschutz dass <strong>Sex</strong>arbeit und Aufenthalts- nach wie vor ein<br />
xe Phänomen der sexuellen Dienstleistunrechte eine Perspektive gesellschaftliches bietet, anstatt Tabuthema sie in ein ist ungewisses und bei aller vordergrüngen<br />
zu bemühen. Tatsächlich umfasst Schicksal die- abzuschieben. digen Liberalität Auf Strafverfolgungsebene noch keine Selbstverständlichkeit konnten ist.<br />
ses ein breites Spektrum an durch die internationale Dabei ist Zusammenarbeit sie mit einem geschätzten mit der Polizei Anteil in der Freier von<br />
unterschiedlichen Erscheinungsformen den Herkunftsländern – 20-30 gute % der Erfolge sexuell erzielt aktiven werden. männlichen So wurde Bevölkerung, die<br />
von selbstbewusster <strong>Sex</strong>arbeit, beispiels- jüngst in Bremen den durch überwiegenden eine grenzübergreifende Kundenanteil Ermittlungs- ausmachen und allen<br />
weise als ausgebildete <strong>Sex</strong>ualbegleiterin gruppe für ein bulgarischer sozialen Schichten Menschenhändlerring entstammen, zerschlagen. mehr als nur eine Rander-<br />
Eine Verschärfung scheinung und des erfüllt Prostitutionsgesetzes eine wichtige gesellschaftliche sei Funk-<br />
Die medialen Darstellungen von <strong>Sex</strong>arbeiter_innen bedienen in dieser tion. Hinsicht Sie ermöglicht jedoch nicht die schnelle zielführend, und so unkomplizierte die sexu-<br />
allzu häufig klischeehafte Stereotype wie die der peitschen- Haltung elle von Befriedigung <strong>Sex</strong>arbeiter_innen ohne weitere und Interessenverbän-<br />
Verpflichtungen und das<br />
schwingenden Domina oder des tragischen Menschenhandelsden. Sie Ausleben befürchten sexueller eine erneute Fantasien, Kriminalisierung wie sie in beziehungsbezogeopfers,<br />
anstatt sich um einen differenzierteren Blick auf und Entrechtung, nen <strong>Sex</strong>praktiken unter anderem oft nicht durch gelebt stärkere werden Kon- können. Dieser<br />
das komplexe Phänomen der sexuellen Dienstleistungen zu trollrechte Dienst der am Polizei, Menschen die dann verdient jederzeit gesellschaftliche Razzien Anerken-<br />
bemühen. Tatsächlich umfasst dieses ein breites Spektrum durchführen nung könnte. und Aufmerksamkeit, Eine generelle auch Ächtung und von gerade Prosweil<br />
er sich<br />
an unterschiedlichen Erscheinungsformen – von selbstbetitution, immer wie sie wieder beispielsweise einem Wandel von der und in aktuellen den Medien Herausforderunwusster<br />
<strong>Sex</strong>arbeit, beispielsweise als ausgebildete <strong>Sex</strong>ualbe- omnipräsenten gen stellen Alice muss. Schwarzer immer wieder geforgleiterin<br />
für Menschen mit Behinderung, über die Prostitution dert wird, wäre Die Motivationen für sie ein Rückschritt der Anbieter_innen ins 19. Jahrhun- von sexuellen<br />
als studentischem Nebenjob bis hin zu Arbeitsmigration aus dert und Dienstleistungen wenig hilfreich, weder sind höchst für die unterschiedlich. selbstbestimmtSie<br />
werden<br />
Armutsgründen und im schlimmsten Fall Zwangsprostitution, noch für bestimmt die unter Zwang durch persönliche in diesem Bereich Entscheidungen Tätigen. und Lebens-<br />
wobei die Grenzen oft fließend sind.<br />
Dass schicksale, es bezüglich aber der auch rechtlichen durch politische, Regelungen soziale Nach- und ökonomi-<br />
Die Diskussion um rechtliche Rahmenbedingungen ist besserungsbedarfsche Bedingungen. gibt und es aufgrund fehlender ein-<br />
häufig geprägt von moralischen Vorurteilen und Diskriminieheitlicher Durchführungsbestimmungen Die generell zunehmende Kluft auf zwischen Ebene derarm<br />
und reich<br />
rungen, die zeigen, dass <strong>Sex</strong>arbeit nach wie vor ein gesell- Bundesländer sowie bisher die gestiegene vor allem Mobilität an der Umsetzung innerhalb Europas man- führen zu<br />
schaftliches Tabuthema ist und bei aller vordergründigen gelt, ist jedoch einer Verstärkung unumstritten. der Denn legalen leider und ist illegalen das Gesetz Migration. Die<br />
Liberalität noch keine Selbstverständlichkeit ist. Dabei ist noch nicht Informalität bei jenen des angekommen, <strong>Sex</strong>gewerbes für bietet die es gerade gedacht illegalen oder<br />
sie mit einem geschätzten Anteil der Freier von 20 bis war. Stattdessen statuslosen profitieren Migrant_innen, vor allem vorwiegend Kund_innen aus Osteuropa, eine<br />
30 Prozent der sexuell aktiven männlichen Bevölkerung, und Bordellbetreiber_innen. Arbeitsmöglichkeit. Der Für Menschenhandel die <strong>Sex</strong>arbeiter_innen gehört zusammen<br />
die den überwiegenden Kundenanteil ausmachen und allen hingegen mit wird Drogen- das Geschäft und Waffenhandel durch die zu auch den in lukrativsten diesem Aktivitä-<br />
sozialen Schichten entstammen, mehr als nur eine Rand- Bereich ten herrschenden des organisierten Marktgesetze, Verbrechens. die immer Nicht alle der eingeerscheinung<br />
und erfüllt eine wichtige gesellschaftliche niedrigeren schleusten Preise Menschen in Großbordellen sind dabei und jedoch Flatrateclubs eindeutig als Men-<br />
Funktion. Sie ermöglicht die schnelle und unkomplizierte sowie schenhandelsopfer die billige Konkurrenz zu betrachten. aus dem Ausland Sie begeben immer sich zwar in<br />
Stefanie<br />
Möller<br />
sexuelle Befriedigung ohne weitere Verpflichtungen und<br />
das Ausleben sexueller Fantasien, wie sie in beziehungsbezogenen<br />
<strong>Sex</strong>praktiken oft nicht gelebt werden können.<br />
schwieriger. den meisten Fällen in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse,<br />
<strong>Sex</strong>arbeiter_innen dies aber mangels fordern anderer daher Überlebensmöglichkeiten schon lange bes- oft<br />
sere durchaus Standards bewusst, für eine da angemessene sie aus sehr Entlohnung armen Ländern<br />
Kulturwissenschaftlerin,<br />
Dieser Dienst am Menschen verdient gesellschaftliche<br />
und und faire schwierigen Arbeitsbedingungen. Verhältnissen Dies kommen. ist aber nur mög-<br />
arbeitet in den Bereichen<br />
Kunst, Queerfeminismus,<br />
Stadtentwicklung<br />
Anerkennung und Aufmerksamkeit, auch und gerade weil<br />
er sich immer wieder einem Wandel und aktuellen Herausforderungen<br />
stellen muss.<br />
lich, wenn Es gibt Prostitution jedoch auch nicht die erneut mit Gewalt in die Schmuddel- erzwungene<br />
ecke Prostitution, gedrängt wird, die laut sondern Aktivist_innen offen und nur im Dialog bekämpft<br />
mit werden den Betroffenen kann, indem über man bessere die Betroffenen rechtliche Rah- aus<br />
Die Motivationen der Anbieter_innen von sexuellen<br />
menbedingungen ihren Abhängigkeitsverhältnissen und notwendige Regelungsbedarfe<br />
befreit und<br />
Dienstleistungen sind höchst unterschiedlich. Sie werden<br />
nachgedacht ihnen durch wird. angemessenen Unter anderem Opferschutz in dem sich undder<br />
bestimmt durch persönliche Entscheidungen und Lebenszeit<br />
Aufenthaltsrechte konstituierenden eine deutschen Perspektive <strong>Sex</strong>workerverband,<br />
bietet,<br />
schicksale, aber auch durch politische, soziale und Men- der anstatt sich zum sie in Ziel ein setzt, ungewisses ein realistisches SchicksalBild<br />
ökonomische Bedingungen.<br />
dieses abzuschieben. Berufsstandes Auf Strafverfolgungsebe-<br />
zu vermitteln und sich für<br />
Prostitution ist aktuell ein sehr präsentes<br />
und viel diskutiertes Thema in<br />
den Medien. Gleich mehrere Folgen<br />
des Tatort drehten sich jüngst um<br />
spektakuläre Fälle von Zwangsprostitution.<br />
Ein Zusammenhang<br />
mit der geplanten Verschärfung<br />
des Prostitutionsgesetzes von<br />
2002, das die bis dahin bestehende<br />
Sittenwidrigkeit aufhob und<br />
die Rechte von Prostituierten<br />
stärken sollte, erscheint mehr<br />
als zufällig.<br />
Die generell zunehmende Kluft zwischen arm und<br />
reich sowie die gestiegene Mobilität innerhalb Europas<br />
führen zu einer Verstärkung der legalen und illegalen<br />
Migration. Die Informalität des <strong>Sex</strong>gewerbes bietet gerade<br />
illegalen oder statuslosen Migrant_innen, vorwiegend<br />
aus Osteuropa, eine Arbeitsmöglichkeit. Der Menschenhandel<br />
gehört zusammen mit Drogen- und Waffenhandel<br />
zu den lukrativsten Aktivitäten des organisierten Verbrechens.<br />
Nicht alle der eingeschleusten Menschen<br />
sind dabei jedoch eindeutig als Menschenhandelsopfer<br />
zu betrachten. Sie begeben sich zwar in den meisten<br />
Fällen in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, dies aber<br />
mangels anderer Überlebensmöglichkeiten oft durchschen<br />
mit<br />
Behin-<br />
dessen ne konnten Belange durch einzusetzen, die internationale wird die Politik sicherlich<br />
Zusammenarbeit einen geeigneten mit der Ansprechpartner Polizei in finden.<br />
den Herkunftsländern gute Erfolge<br />
erzielt werden. So wurde jüngst in<br />
Bremen durch eine grenzübergreifende<br />
Ermittlungsgruppe<br />
ein bulgarischer Menschenhändlerringzerschlagen.<br />
Eine Verschärfung des<br />
Prostitutionsgesetzes sei<br />
in dieser Hinsicht jedoch<br />
nicht zielführend, so die<br />
aus bewusst, da sie aus sehr armen Ländern und derung, Haltung von <strong>Sex</strong>arbei-<br />
schwierigen Verhältnissen kommen.<br />
über ter_innen und Interes-<br />
die Prosenverbänden. Sie<br />
EIN REIZENDES<br />
THEMA<br />
F o t o : MARINA LILIENTHAL
THE<br />
MA 6 7<br />
ICH BIN EINE PRIVILEGIERTE<br />
HURE<br />
Alexa Müller lebt in Berlin, arbeitet als <strong>Sex</strong>arbeiterin und ist aktives Mitglied beim<br />
Hurenverein Hydra. Das folgende Interview entstand aus einem Gespräch mit ihr,<br />
in dem es, neben ihrer Arbeit, auch um meine Bilder zu <strong>Sex</strong>arbeit ging.<br />
Inwiefern ist der Berufsstand der <strong>Sex</strong>arbeit divers und wo<br />
stehst du in dieser Diversität?<br />
Alexa Müller: In der <strong>Sex</strong>industrie gibt es das ganze Spektrum<br />
von hervorragenden Arbeitsbedingungen bis hin zu sehr<br />
schlechten. Zum Beispiel sind die Arbeitsbedingungen einer<br />
Frau, für die es gut passt, auf der Straße zu arbeiten, weil<br />
sie keine Lust auf die intimen Gespräche hat, schwer zu vergleichen<br />
mit denen einer Escortlady, die mit Geschäftsleuten<br />
am liebsten den ganzen Abend und die ganze Nacht verbringt.<br />
Ich bin eine privilegierte Hure, die mit sehr viel Unterstützung<br />
angefangen hat. Ich wusste zum Beispiel von Hydra und konnte<br />
dort eine Einstiegsberatung machen. Ich hab mich erkundigt,<br />
was ich brauche und was mir gut tut. Ich kann mich bei<br />
Freunden outen, leider keine Selbstverständlichkeit. Ich bin,<br />
wie fast alle anderen in der Branche, selbstständig. Ich bin<br />
weiß und muss mich nicht während der Arbeit mit Alltagsrassismus<br />
und Exotisierung rumschlagen.<br />
’Die Repression durch<br />
ständige Razzien von<br />
Polizei, LKA, Steuerfahndung,<br />
Zollamt ist<br />
enorm. Die gesellschaftlicheStigmatisierung<br />
dauert an, trotz<br />
Prostitutionsgesetz.<br />
F o t o s : MARINA LILIENTHAL<br />
H E I D I D I E W A L D<br />
Ist es wichtig, Grenzen klar setzen zu können, wenn jemand körperlich<br />
so nahe ist?<br />
Müller: Wenn das jemand kann, dann sind es Huren! Zuerst wird genau<br />
geregelt: Wie viel Geld, welche sexuellen Praktiken werden passieren<br />
und wie lange. Da spielen übrigens brillante Deutschkenntnisse überhaupt<br />
keine Rolle. Werden klare Absprachen vom Klienten nicht eingehalten,<br />
dann wird unterbrochen und nachverhandelt. Wir machen das oft sehr<br />
charmant; wir sind Dienstleisterinnen. Leute kommen, weil sie einen<br />
schamfreien Raum betreten wollen. Die allermeisten Klienten wollen mit<br />
wunderschönen Menschen etwas ganz Tolles erleben. Sie kommen mit<br />
der Haltung: ›Wow, du bist Expertin in Sachen <strong>Sex</strong>!‹ Was hast du für Bilder<br />
zu <strong>Sex</strong>arbeit?<br />
Obwohl ich Gender Studies studiert und mich sehr differenziert mit<br />
normativen Diskursen beschäftigt habe, ist mein Bild geprägt von den<br />
Medien und von den Augenblicken, in denen ich <strong>Sex</strong>arbeiterinnen<br />
auf der Straße, zum Beispiel am Hackeschen Markt, gesehen habe.<br />
Mein Bild ist, dass <strong>Sex</strong>arbeit prekär ist. Ich habe auch nicht unbedingt<br />
das Bild eines selbstbestimmten Arbeitens. Prostituierte als Opfer,<br />
ist ein starkes Bild aus den Medien.<br />
Müller: Die Definition von Prostitution ist, dass zwei erwachsene Menschen<br />
einvernehmlich eine Dienstleistung vereinbaren. Sobald das nicht<br />
gegeben ist, geht es um Zwang, Nötigung, Vergewaltigung. Das kann<br />
und darf man nicht Prostitution nennen. Das wird leider in den Medien oft<br />
vermischt und dadurch entsteht dieses realitätsferne Opferbild, von dem<br />
du geredet hast.<br />
Welche Diskriminierungen gibt es?<br />
Müller: Die Repression durch ständige Razzien von Polizei, LKA, Steuerfahndung,<br />
Zollamt ist enorm. Die gesellschaftliche Stigmatisierung dauert<br />
an, trotz Prostitutionsgesetz. Besonders nahe geht mir die Stigmatisierung<br />
durch Familie und Freunde, gerade auch in feministischen und akademischen<br />
Kreisen. Uns wird von Oldschool-Feministinnen und Mittelklasseleuten<br />
gern unterstellt, wir wären sozusagen Verräterinnen am Feminismus<br />
oder der bürgerlichen Moral, und kooperieren mit dem Feind, dem Mann,<br />
der ja Täter ist, wenn wir als Opfer stilisiert werden.<br />
Ich kann mich viel besser emotional abgrenzen von einer Sachbearbeiterin<br />
beim Amt. Ich ärgere mich dann vielleicht, dass die sehr fragwürdig<br />
auf meinen Beruf reagiert. Aber was mir unter die Haut geht ist, wenn<br />
meine Kollegin den anderen Eltern im Kindergarten nicht erzählen kann:<br />
›Ich bin <strong>Sex</strong>arbeiterin.‹ Es sollte den Leuten klar sein, dass einige ihrer<br />
männlichen Freunde, Verwandten, Kollegen – Klienten von Huren sind. Und<br />
das sind Leute, die zu Recht geliebt werden, genauso wie wir Leute sind,<br />
die geliebt werden.<br />
Wie gut ist das Prostitutionsgesetz in der Praxis?<br />
Müller: Aktuell haben wir große Befürchtungen, dass wieder eine<br />
schärfere Gesetzgebung im Bezug auf Konzessionen kommt. Das heißt, es<br />
wird noch mehr kontrolliert und uns werden mehr bürokratische Hürden<br />
in den Weg gestellt, statt endlich für rechtliche Gleichstellung zu sorgen.<br />
Deshalb formt sich gerade eine bundesweite Hurenorganisation. Im April<br />
gibt es das erste Treffen in Frankfurt. Das gab es seit vielen Jahren nicht,<br />
dass sich aus dem ganzen Land Huren treffen, um zu sagen: ›Nicht über<br />
unsere Köpfe hinweg! Macht keine weiteren Gesetze und Regelungen, ohne<br />
dass wir mitbestimmen, was wir wollen und brauchen!‹<br />
R A D E K K R O L C Z Y K<br />
J u l i a vo n L e n g e r ke vo n N i t r i b i t t e . V.<br />
Sind Sie eine Art Gewerkschaft?<br />
Leider nein. Dafür fehlt leider noch immer die rechtliche Gleichstellung<br />
der Prostituierten mit anderen Berufen. Zwar hat sich<br />
seit 2002 mit dem Prostitutionsgesetz einiges geändert, man kann<br />
sich nun sozialversichern und zahlt Steuern. Außerdem ist es ja<br />
kein Angestelltenberuf, die meisten arbeiten als Selbständige. Selbst<br />
in größeren Bordellen ist das so. In einem Angestelltenverhältnis<br />
sind die Vorgesetzten weisungsbefugt, in der Prostitution gibt es<br />
eine eingeschränkte Weisungsbefugnis. Neben der hohen Mobilität<br />
der Frauen ist dies ein Grund dafür, dass es kaum zu Angestelltenverhältnissen<br />
kommt.<br />
Worum geht es dann bei Ihrer Arbeit?<br />
Wir kümmern uns als Verein um die Belange von Prostituierten,<br />
bieten rechtliche und gesundheitliche Beratungen an, leisten Aufklärungsarbeit.<br />
Wie kam es zur Gründung?<br />
Nitribitt wurde vor 25 Jahren als Interessenvertretung gegründet,<br />
die unabhängig war von den Behörden. Es ging um die Verbesserung<br />
der Arbeits- und Lebensbedingungen von Prostituierten. Außerdem<br />
brauchte man eine Plattform, um sich auszutauschen. Die<br />
Situation sah für Prostituierte damals noch ganz anders aus: Sie<br />
mussten regelmäßig zur Gesundheitsuntersuchung in die Hygieneanstalt.<br />
In Bremen befand sie sich auf dem Gelände der St. Jürgen<br />
Klinik. Dort mussten sie sich regelmäßig ihr Gesundheitszeugnis<br />
abholen. Man sagte früher umgangssprachlich Bockschein dazu.<br />
Diese diskriminierende Praxis ist inzwischen abgeschafft. Die Frauen<br />
gehen nun freiwillig zum Gesundheitsamt zur Untersuchung.<br />
Es heißt immer, Prostitution erwachse aus Armut. Gibt es denn<br />
Lohnarbeiten, die nicht aus Armut erwachsen?<br />
Gute Frage. Monetäre Arbeit verrichtet man, weil man Geld zum<br />
Leben braucht. Keine Putzfrau, keine Supermarktkassiererin, kein<br />
Bauarbeiter <strong>macht</strong> ihre oder seine Arbeit aus Spaß. Ein Großteil der<br />
Prostituierten kommt aus den armen osteuropäischen Ländern,<br />
Der Name des Bremer Vereins<br />
geht auf Rosemarie Nitribitt<br />
zurück, die in den 50er Jahren<br />
als Prostituierte in den gehobenen<br />
Kreisen in Frankfurt<br />
am Main verkehrte. Sie wurde<br />
1957 unter nie geklärten<br />
Umständen ermordet. Der<br />
Legende nach musste sie sterben,<br />
weil sie einen guten Einblick<br />
in die Machenschaften<br />
von Politik und Wirtschaft<br />
bekommen hatte. Um auf die<br />
Doppel-moral der bürgerlichen<br />
Gesellschaft hinzuweisen,<br />
die von Prostitution profitiert,<br />
sie gleichzeitig aber auch verteufelt,<br />
wurde sie zur Namenspatronin<br />
gewählt. Den Fragen<br />
hat sich Julia von Lengerke<br />
gestellt, die seit drei Jahren als<br />
Sozialarbeiterin bei Nitribitt<br />
arbeitet.<br />
NITRIBITT DER NAME<br />
IST PROGRAMM<br />
Bulgarien und Rumänien etwa. Sie kommen als Arbeitsmigranten.<br />
Menschen aus diesen Ländern haben noch nicht die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit,<br />
dürfen hier also nicht regulär Beschäftigungen<br />
annehmen. So arbeiten sie selbständig, denn das dürfen sie.<br />
Die Männer sind dann häufig auf dem Bau als Scheinselbständige.<br />
Haben diese Frauen eine Perspektive?<br />
Durchaus. Manche Frauen haben ein sehr pragmatisches<br />
Verhältnis dazu. Sie denken sich, ok, ich mach das jetzt eine Weile<br />
und dann findet sich schon etwas anderes. Häufig funktioniert<br />
das auch.<br />
Aber es gibt Besonderheiten in diesem Beruf?<br />
Natürlich gibt es die. Jeder Beruf hat seine Besonderheiten. Es<br />
gibt hier spezielle Kompetenzen, die gefragt sind, aber eben auch<br />
Belastungen.<br />
Welche speziellen Probleme gibt es?<br />
Vieles hat mit der mangelnden Akzeptanz der Prostitution zu<br />
tun. Wenn Frauen Kinder bekommen oder sich verlieben, dann liegt<br />
für sie oft ein Ausstieg aus der Prostitution nahe. Wenn die Kinder<br />
eingeschult werden, werden sie plötzlich öffentlich, dann fühlen sie<br />
sich dazu gedrängt, den Beruf zu wechseln. Wir unterstützen diese<br />
Frauen dabei, besprechen mit ihnen die Möglichkeiten, begleiten<br />
sie bei Amtsbesuchen. Manche beginnen aber auch, ein Doppelleben<br />
zu führen, sich zu verstecken und eine Fassade aufzubauen.<br />
Das stellt für die Frauen eine große psychische Belastung dar.<br />
Welche Auswirkungen hat die körperliche Nähe?<br />
Der Nahbereich, in dem man arbeitet, stellt eine große Herausforderung<br />
dar. Viele verlieren ein Gefühl für Nähe und Distanz. Das<br />
aufrechtzuerhalten, ist schwierig, aber auch sehr wichtig. Wenn<br />
wir beim Streetworking Frauen in ihren Apartments besuchen, kommen<br />
sie uns manchmal barbusig oder völlig nackt entgegen. Da<br />
gibt es schon ein verändertes Gefühl dazu, was öffentlich und was<br />
privat ist. Vielleicht ist es aber auch nur aufgrund unserer eigenen<br />
Verklemmtheit komisch.
THE 8 F o t o s : M ARINA LILIENTHAL<br />
9<br />
MA<br />
DIE ENTSTEHUNG DER<br />
HELENENSTRASSE<br />
Vor 140 Jahren wurde der Bauplan genehmigt, fünf Jahre später, am 1. Oktober 1878,<br />
wurde sie zu einem Pilotprojekt: die Helenenstraße im Bremer Steintor. In dieser<br />
sogenannten Kontrollstraße wurde die wachsende ›wilde‹ Prostitution zusammengeführt<br />
und unter staatliche Aufsicht gebracht. Vorangegangen waren dieser Entwicklung<br />
wiederholte Beschwerden und Petitionseingaben der Bürgerschaft an den Senat.<br />
Die Helenenstraße entsprach den Vorstellungen von Behörden<br />
und Polizei, die Wohnen und Arbeiten von Prostituierten<br />
an bestimmten Orten konzentrieren wollten. Sie argumentierten,<br />
dass die Ausweitung von Geschlechtskrankheiten und<br />
Typhus so besser zu verhindern sei. In der Realität wogen<br />
diese gesundheitlichen Vorteile die freiheitsbeschränkenden<br />
Maßnahmen gegenüber den Frauen allerdings nicht auf.<br />
Dennoch priesen Bremer Politiker stolz ihre Idee anhand<br />
eines Holzmodells auf internationalen Messen der Deutschen<br />
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.<br />
Schon bald zeigten Städte in aller Welt Interesse am ›Bremer<br />
System‹ und entsandten Experten zur Begutachtung vor Ort.<br />
Der Bremer Bauunternehmer Carl Philip Weiland bot<br />
1878 der Stadt seine 26 Häuser in der Frankenstraße für die<br />
geplante ›Kasernierung der Prostituierten‹ an. Ursprünglich<br />
wollte er eine Durchgangsstraße zwischen Steintor und Auf<br />
der Kuhlen bauen, woran ihn jedoch die Witwe Helene Engelken<br />
hinderte, die sich weigerte ihr Haus zu verkaufen. So kam<br />
die mögliche Querung nicht zustande und es entstand eine<br />
Sackgasse, die sich für die Einrichtung als Kontrollstraße<br />
regelrecht anbot. Der Straßenname entstand dabei wohl aus<br />
Rache für die Vereitelung seines ursprünglichen Plans.<br />
Den Einblick in die Straße versperrte ein torähnliches<br />
Gebäude und eine Polizeiwache verhinderte Zuhälterei.<br />
Weiland wurde zur Auflage ge<strong>macht</strong>, sanitäre Anlagen einzurichten,<br />
die Rückseiten der Fenster mit undurchsichtigem<br />
Glas auszustatten und Veranden und Vorbauten zu beseitigen.<br />
Noch im selben Jahr bezogen 50 Prostituierte dort eine<br />
eigene Wohnung.<br />
N O R A S T Ö T Z N E R<br />
Nach geltendem Gesetz war Prostitution damals nur erlaubt, wenn die<br />
Frauen sich polizeilich meldeten und bestimmte Vorschriften einhielten.<br />
Dazu zählten Aufenthaltsverbote an öffentlichen Orten sowie das Fahren<br />
in Wagen ohne Verdeck. Polizeiliche und ärztliche Kontrollen gehörten<br />
zu ihrem Alltag und infizierte Frauen wurden in Krankenhäuser zwangseingewiesen.<br />
Entgegen offiziellen Aussagen belegen zeitgenössische Quellen,<br />
dass die Prostituierten keinesfalls alle freiwillig in die Helenenstraße zogen.<br />
Doch die Folgerung von offizieller Seite lautete schon bald: ›Die Vortheile,<br />
welche die Controlstrasse in sanitätspolizeilicher Hinsicht bietet, fordern<br />
dazu auf, entsprechend der grossen Ausdehnung der Stadt noch mehr<br />
Controlstrassen einzurichten, etwa in eine Gegend des Freihafens und eine<br />
in der Neustadt […]‹ 1 .<br />
Aufkommende Kritik wandte sich nun gegen die Einrichtung der Straße<br />
in einer derart bewohnten Gegend. Trotzdem lebten und arbeiteten in der<br />
Helenenstraße 1906 bereits 105 Frauen. In der Weimarer Republik<br />
kämpften dann vor allem weibliche Bürgerschaftsabgeordnete und Sozialpolitikerinnen<br />
gegen die staatlich kontrollierte Prostitution und die Existenz<br />
der Helenenstraße. Es gab in der Bürgerschaft heftige Debatten über<br />
Vor- und Nachteile der Kontrollstraße. Die kritischen Stimmen konnten sich<br />
durchsetzen: Zum 1.4.1927 wurde die offizielle Auflösung der Helenenstraße<br />
beschlossen.<br />
Daraufhin zogen Familien in die Straße, die nun wieder Frankenstraße<br />
hieß und in der die Prostitution illegal weitergeführt wurde, da einige<br />
Frauen ihre Häuser inzwischen erworben hatten. So wohnten 1931 neben<br />
58 Familien noch 48 Prostituierte in der Straße. Zwei Jahre später führten<br />
die Nazis die Kontrollstraße mit alter Funktion und Namen wieder ein.<br />
Nach 1945 wurde sie notdürftig instandgesetzt und blieb bis heute – trotz<br />
aller Umnutzungspläne – als Straße der Prostitution erhalten.<br />
1 Sonnenburg, Die Bremer Controlstraße,<br />
in: Archives of Dermatological<br />
Research 38 (1897), 1, S. 77–85,<br />
hier: S. 84, zitiert nach: Schöck-<br />
Quinteros/Dauks Sigrid: Der Fall<br />
Kolomak, Bremen, 2010, S. 327.<br />
Z u m We i t e r l e s e n<br />
| Eva Schöck-Quinteros/Sigrid Dauks:<br />
›Wußten Sie, daß Ihre Tochter Herrenverkehr<br />
hatte?‹ – Der Fall Kolomak,<br />
Bremen, 2010.<br />
| Elisabeth Meyer-Renschhausen:<br />
Weibliche Kultur und soziale Arbeit.<br />
Eine Geschichte der Frauenbewegung am<br />
Beispiel Bremens. 1810–1927, Köln, 1989.<br />
| Johann-Günther König: Die feine<br />
Bremer Art … Anmerkungen zur<br />
bremischen Sittengeschichte, Bremen,<br />
1982.<br />
F o t o : MARINA LILIENTHAL<br />
D I E R C K W I T T E N B E R G<br />
SEXAPPEAL FÜR<br />
DIE ÜBERSEESTADT<br />
›Die Taschen waren voller Geld‹ heißt das Buch, in dem Frauke Wilhelm die<br />
Hafen- und Rotlichtgeschichten von der Waller ›Küste‹ der 50er und 60er Jahre<br />
festgehalten hat. Auch in ihrer Rolle als Bardame Ramona Ariola lässt die 48-<br />
Jährige diese Zeit wieder aufleben. 2011 mischte sie für 72 Stunden die Hafenbar<br />
Krokodil auf. Derzeit ist sie mit der Hafenrundfahrt ›Golden City unterwegs‹<br />
und möchte, am liebsten noch in diesem Jahr, die legendäre Bar ›Golden<br />
City‹ vorübergehend wieder auferstehen lassen.<br />
Wie viel Nostalgie spielt bei der Beschäftigung mit der Waller<br />
›Küste‹ eine Rolle?<br />
Viele der Zuschauer, die zu meinen Veranstaltungen kommen,<br />
kommen erst einmal wegen der Nostalgie, um sich an diese Zeit<br />
zu erinnern, in der sie als Kleinbürger einen Anteil an der Entwicklung<br />
dieser Stadt hatten. Das ist Teil ihrer Identität, die mit dem<br />
Überseehafen zugeschüttet wurde.<br />
Ich glaube aber, dass es weit über das Erwecken von Nostalgie<br />
hinausgeht. Das Buch verknüpft Stadtgeschichte mit Erinnerungen,<br />
mit Nostalgischem, aber auch mit Verrücktem und einem Kapitel<br />
›Kapriolen der Stadtplanung‹. Das Konzept hinter den Veranstaltungen<br />
heißt: Kann man mit den Energien, die in dieser Hafengeschichte<br />
und in der besonderen Geschichte dieser Kleinbürger stecken –<br />
Plietschheit, Gemeinschaft, Aufbruch und Hang, aus Provisorischem<br />
etwas zu machen –, kann man mit diesen Qualitäten heute etwas<br />
zur Stadtentwicklung in der Überseestadt beitragen? Was das<br />
›Golden City‹ und die anderen Kneipen verkörpert haben – ich sage<br />
immer als Ramona: ›Titten, Theken, Temperamente‹, man kann<br />
aber auch sagen: ›Identität, Lebendigkeit, ein bisschen <strong>Sex</strong>appeal‹ –<br />
ist etwas, das der Überseestadt ganz, ganz eindeutig fehlt.<br />
Gibt es eine Anekdote, die besonders gut zusammenfasst, wie es<br />
damals an der Küste zuging?<br />
Einerseits gibt es den Mietwagenfahrer Bernie Becker und eine<br />
meiner liebsten Geschichten von ihm ist: Wenn die Finnen und<br />
die Norweger da waren und die ein halbes Jahr gefahren waren und<br />
dann ausgemustert hatten, dann kriegten die die ganzen Überstunden<br />
ausgezahlt. Also, deren Taschen waren wirklich voller Geld,<br />
das quoll raus. Eine andere Geschichte ist von einer Prostituierten,<br />
die sagte: ›Für mich ist das ein Geschäft. Der Freier zahlt und<br />
ich biete was. Aber dann woll’n se immer noch ein bisschen mehr<br />
und noch ein bisschen mehr. Dann hab ich gesagt: Pass mal auf,<br />
›Titten, Theken, Temperamente‹,<br />
man kann<br />
aber auch sagen:<br />
›Identität, Lebendigkeit,<br />
ein bisschen <strong>Sex</strong>appeal‹<br />
– ist etwas,<br />
das der Überseestadt<br />
ganz, ganz eindeutig<br />
fehlt. Bardame Ramona<br />
mein Freund: Jetzt gehst du nach Karstadt oder nach Hertie, willst<br />
dir’n Anzug kaufen und der kostet 300 Mark. Und du willst ein<br />
passendes Oberhemd, Schlips willst du auch noch und die passenden<br />
Schuhe. Sag mal, meinst du, das ist in den 300 Mark alles<br />
mit drin?‹ Und der sagt dann: ›Nee.‹ Und sie sagt: ›Siehste.‹<br />
Eine Frage, die im Buch auch aufgeworfen wird, ist die nach<br />
der Rolle der Frauen. Einerseits haben Frauen nach dem<br />
Krieg selbständig für ihre Familie gesorgt, wenn die Männer<br />
tot oder verletzt waren. Und andererseits gibt es das Bild<br />
von Prostitution, das von Elend und Zwang bestimmt ist. Was<br />
trifft denn eher zu?<br />
In der direkten Nachkriegszeit, als die Frauen durch Not gelernt<br />
hatten, dass sie ihren Mann stehen und sehen müssen, wie sie<br />
im zerstörten Walle zurechtkommen, da gab es eine kurze Zeit, in<br />
der die Möglichkeit, als Prostituierte Geld zu verdienen, nicht so<br />
stigmatisiert war wie später. Da muss es eine selbstbewusste Art<br />
von <strong>Sex</strong>arbeiterin gegeben haben, die auf eine Art das vorweggenommen<br />
hat, was nachher die Frauenbewegung wieder erstritten<br />
hat. Und dazwischen gab es eine Zeit, die in ganz Deutschland<br />
massiv von einem Sittenkampf gekennzeichnet war. Der hieß konkret:<br />
Frauen wieder raus aus der Arbeit, Frauen wieder ran an<br />
den Herd, Frauen auf keinen Fall in leitende Positionen. Das hieß<br />
auch: Alles, was selbstbestimmte <strong>Sex</strong>ualität hieß, als asozial zu<br />
stigmatisieren, und den Beruf der Prostituierten wieder als Hure,<br />
Nutte geringzuschätzen. Auf den Bildern im Buch sieht man,<br />
dass das Frauen sind, die selbstbewusst in ihrem Milieu – auch<br />
geschützt durch dieses Kneipenmilieu – ihrer Tätigkeit nachgegangen<br />
sind. Da kann es, genau wie heute, einige gegeben haben,<br />
für die das Not und eine ganz furchtbare Tätigkeit war, und es<br />
kann einige gegeben haben, die, genau wie heute, sagen: Das ist<br />
mein Beruf, das kann ich am besten, das will ich so machen.
zMA<br />
GA<br />
To p G i r l s<br />
B a l ka n C i n e m a F e s t i va l<br />
10 11<br />
F Ü R S T A D T K U L T U R IMMER<br />
ZIN L o t t e R e i n i g e r –<br />
Ta n z d e r S c h a t t e n<br />
W E R K S T A T T G E S P R Ä C H<br />
Sonja Eismann, Poptheoretikerin, Journalistin und Mitherausgeberin<br />
des Missy Magazines, ist am Donnerstag, den 23. Mai<br />
um 18 Uhr im Lagerhaus zu Gast. In der Reihe ›Geschlechterdings<br />
– Werkstattgespräche über Weiblichkeiten und Männlichkeiten‹<br />
referiert sie zum Thema ›Top Girls‹ – Einfach nur<br />
mehrfach belastet oder endlich unabhängig? Es geht um Rollenbild<br />
und Realität der modernen und erfolgreichen Frau, die<br />
alles gleichzeitig können soll: Job, Familie, Haushalt,<br />
soziale Kontakte. Und all das bitte sportlich und gut gestylt.<br />
F I L M S T A D T<br />
Es vergeht im Moment kein Tag, an dem es nicht Nachrichten<br />
zu Sinti und Roma gibt – meistens negative. Das ist in der filmischen<br />
Darstellung nicht viel anders, seit Jahrzehnten werden<br />
sie als romantische oder kriminelle Figuren inszeniert. Das Balkan<br />
Cinema Festival will andere Bilder dagegensetzen. Auch im<br />
vierten Jahr liegt der Schwerpunkt der Reihe auf Authentizität<br />
und Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Legenden.<br />
Sie findet ab dem 10. April an verschiedenen Orten statt.<br />
Infos: www.balkancinema.de<br />
F o t o : MARINA LILIENTHAL<br />
S P O R T<br />
S i e b e n t o t e Ka t z e n u n d e i n H u n d<br />
Die Fans des mehrfachen argentinischen Meisters Racing Club<br />
de Avellaneda feierten gerade das gewonnene Weltpokalfinale<br />
gegen Celtic Glasgow, als der Legende nach die Fans des Erzrivalen<br />
Independiente heimlich sieben schwarze Katzen auf<br />
dem Spielfeld in Uruguay verbuddelten. Mit fatalen Folgen für<br />
das argentinische Team: In den nächsten 35 Jahren gelang es<br />
kein einziges Mal, die Landesmeisterschaft zu erringen, 1999<br />
stand der Club kurz vor dem finanziellen Ruin. Nachdem<br />
man 2001 das gesamte Spielfeld umgegraben und sämtliche<br />
Gebeine der sieben Katzen entfernt hatte, wurde<br />
der Club noch in derselben Saison Meister.<br />
halbzeitwissen<br />
F I L M S T A D T<br />
Wer im Lagerhaus vor einiger Zeit den Scherenschnittfilm<br />
›Die Abenteuer des Prinzen Achmed‹ gesehen hat,<br />
kann sich in dieser Dokumentation anschauen, wie Lotte<br />
Reiniger ihre Schatten zum Tanzen gebracht hat. Ihr Werk ist<br />
bis heute einzigartig und hat noch immer große Wirkkraft in<br />
den Bereichen des Animationsfilms – besonders in Asien, wie<br />
einer der Fachleute im Film erklärt. (Erschienen in der arte<br />
Edition bei absolut Medien)<br />
N e u e r P a r c o u r s<br />
S P O R T<br />
Gerade noch auf der Passion im Einsatz, ab sofort auf dem<br />
<strong>Schlachthof</strong>-Vorplatz – die neuen Rampen für BMXer und<br />
Skater. In Kooperation mit Christian Ziegler (Alliance BMX) wurden<br />
aus 1200 laufenden Metern Kantholz und 300 qm Platten<br />
drei Riesenrampen plus zehn variable Elemente getischlert, die<br />
von den Fahrern je nach Wunsch zu einem Parcours gebaut<br />
werden können. Außerdem hat Christian seinen Laden aus dem<br />
Viertel in die Findorffstraße (gegenüber vom <strong>Schlachthof</strong>)<br />
verlegt, so dass der Fachmann jetzt direkt vor Ort ist.<br />
P O R T R Ä T H E L G E L E T O N J A V O N A N D R E A S S C H N E L L<br />
Leoben ist eine kleine Stadt in der Steiermark. 25000<br />
Einwohner, aber es gibt eine Universität. Eine Montanuniversität,<br />
um genau zu sein, Leoben hat eine lange<br />
Bergbautradition. Nicht gerade ein Ort also, wo die<br />
schönen Künste in der Luft liegen. Trotzdem wusste der<br />
gebürtige Leobener Helge Letonja schon früh, dass er<br />
ans Theater wollte. Inzwischen ist er beim Tanz und seit<br />
vielen Jahren in Bremen.<br />
›Mein ursprüngliches Ziel war, Schauspieler zu werden‹, erinnert<br />
sich Letonja. ›Darüber kam ich zum Tanz. Ich fand, dass<br />
man sich mit dem Körper noch einmal anders ausdrücken<br />
kann. Man darf nicht vergessen: Ich war in der Pubertät, da<br />
spürt man den Körper sowieso ganz anders.‹ Mit gerade<br />
mal 14 Jahren fängt er also an zu tanzen, zieht mit 15 in die<br />
Landeshauptstadt Graz, wo er zur Schule geht und im<br />
Ensemble des dortigen Opernhauses tanzt. Für einen jungen<br />
Menschen im schulpflichtigen Alter eine durchaus<br />
schwierige Situation: ›Im letzten Schuljahr war ich von<br />
sieben bis elf Uhr morgens in der Schule, dann bin ich ins<br />
Theater gegangen und habe dort meine Arbeit ge<strong>macht</strong>.<br />
Das war schon extrem. Ich bin dann auch krank geworden<br />
und wurde wegen meiner Fehlstunden nicht zum Abitur<br />
zugelassen.‹<br />
Das hinderte ihn aber nicht, an seinem Ziel festzuhalten.<br />
Letonja zog es in die Welt hinaus, in Frankfurt und Amsterdam<br />
ließ er sich ausbilden, Engagements in Lissabon,<br />
Montreal und in der Schweiz folgten, immer wieder zog es<br />
ihn nach New York. Auch ein Musical hat er mal ge<strong>macht</strong>,<br />
›Notre Dame de Paris‹. ›Das war meine Zeit als Star. Es war<br />
toll, vor Riesenpublikum zu spielen, und eigentlich sollte es<br />
nach einem Dreivierteljahr weitergehen, aber ich hab mich<br />
dagegen entschieden. Mein Herz ging in eine andere künstlerische<br />
Auseinandersetzung.‹<br />
Die führt Letonja Mitte der neunziger Jahre schließlich<br />
nach Bremen, eine Hochburg des Tanztheaters. ›Das war<br />
schon ein bisschen besonders‹, erinnert er sich. ›Es gab<br />
Auditions, die dauerten bei Susanne Linke drei, vier Tage.<br />
Ich kam für einen Tag. Ich hab gesagt, ich muss morgen<br />
wieder weg. Da sagt sie: So geht das nicht. Aber so war ich<br />
das vom Ballett gewohnt. Ich dachte, die hat mich gesehen,<br />
das muss reichen. Dann haben wir uns aber noch mal in<br />
Den Haag getroffen, wo wir beide zu tun hatten. Und da hab<br />
ich mit ihr sehr intensiv gearbeitet. Ich war fasziniert von<br />
ihrer Qualität. So kam ich nach Bremen. Für mich als klassischen<br />
Tänzer mussten es immer große Bewegungen sein,<br />
während es bei ihr um Reduktion ging. Das war schwierig<br />
und auch konfliktreich, aber ich habe ganz viel von ihr und<br />
meinen Kollegen gelernt. Es gab damals eine intensive<br />
Kultur des künstlerischen Austauschs. Es gab eine richtige<br />
Aufbruchsstimmung.‹<br />
IN<br />
BEWEGUNG<br />
Damals entstand auch Steptext, früher unter dem Namen<br />
Steptext Dance Company, heute Steptext Dance Project,<br />
weil es eben eigentlich weniger eine Company ist als ein<br />
sich stetig weiter entwickelndes Projekt. Festivals, integrative<br />
Tanzprojekte, Nachwuchsförderung und Letonjas<br />
eigene Produktionen gehören zum Portfolio. Im Moment<br />
steckt er mitten in den Vorbereitungen zu ›The Desert‹, dem<br />
letzter Teil der Migrationstrilogie ›DisPLACING Future‹.<br />
›Ich mach ja eigentlich drei Jobs. Und der organisatorische<br />
Teil ist enorm. Das wird auch immer mehr. Wir machen<br />
mittlerweile große Projekte mit der Bundeskulturstiftung<br />
oder auch internationalen Partnern. Und das bedeutet, dass<br />
die Antragsstellung für Gelder und die Abwicklung sehr<br />
komplex sind. Man kann sagen, dass dafür ein Drittel der<br />
Zeit draufgeht, ein bisschen mehr als ein Drittel ist die reine<br />
Projektphase und dann kommt noch die ganze Abrechnung.<br />
Das ist wirklich viel Aufwand.‹<br />
Der ließe sich höchstens auf Kosten der internationalen<br />
Kontakte vermeiden, die jedoch künstlerisch viel zu wichtig<br />
sind, um darauf zu verzichten. Die Tanzszene hat sich immer<br />
schon in aller Welt vernetzt, ihre Sprache kennt schließlich<br />
keine Grenzen – außer denen des eigenen Körpers.<br />
›Früher war das noch viel schlimmer‹, erklärt Letonja,<br />
›beim Ballett war für Männer mit 35 Jahren Schluss, für die<br />
Frauen spätestens mit 30. Das ist heute zum Glück nicht<br />
mehr so, weil sich die Formen verändert haben. Als ich<br />
Anfang oder Mitte 20 war, hab ich eine wunderbare Compagnie<br />
gesehen, die NDT 3, das war die Seniorencompagnie<br />
vom Nederlands Dans Theater. Deren Arbeiten haben mich<br />
enorm berührt. Die hatten eine wahnsinnige Intensität in<br />
Verbindung mit einer guten Technik. Die mussten nicht<br />
mehr zeigen, was sie alles konnten, aber sie hatten eine<br />
wahnsinnige Präsenz. Da dachte ich mir: So kann es auch<br />
gehen.‹ Und so plant Helge Letonja auch schon, selbst<br />
wieder auf der Bühne zu stehen. Als Tänzer ist man eben<br />
immer in Bewegung.<br />
F o t o : NINA-FLORE HERNANDEZ
zMA<br />
GA<br />
ZIN<br />
F o t o : VIKTOR STRÖVER<br />
J e n s<br />
L a l o i r e<br />
Jens Laloire, 1978<br />
geboren, ist freiberuflicher<br />
Dozent, Kulturjournalist<br />
und Autor<br />
in Bremen. Außerdem<br />
organisiert und<br />
moderiert er Literaturveranstaltungen.<br />
Am 4. Mai um 11 Uhr<br />
liest er im Rahmen<br />
der Reihe ›Punkt 11‹<br />
in der Bibliothek<br />
Vegesack.<br />
12 13<br />
halbzeitwissen<br />
F Ü R S T A D T K U L T U R<br />
DIE LEGENDE VON<br />
DER NEUSTADT<br />
J E N S L A L O I R E<br />
Der Bremer Neustädter hat es nicht leicht: Nacht- und Kulturleben<br />
der Hansestadt spielen sich nicht in seinem Stadtteil,<br />
sondern auf dem gegenüberliegenden Weserufer im Viertel<br />
ab, wo Studenten, selbst ernannte Künstler sowie stadtbekannte<br />
Szenegrößen in ihrer zeitgemäß aparten Kluft über<br />
den Ostertorsteinweg flanieren. Besuch von diesen bewunderungswürdigen<br />
Wesen sollte der Neustädter nicht erwarten,<br />
denn er lebt auf der falschen Seite, die zu betreten einem<br />
Viertelbewohner nicht zugemutet werden darf.<br />
›Neustadt? Neustadt, das ist doch … ist das nicht …?‹, fragt<br />
der Viertellini ein wenig verwirrt, wenn er auf jenen Stadtteil<br />
angesprochen wird, zuckt schließlich mit den Schultern und<br />
verschwindet in einer Kneipe am Eck, um der entstandenen<br />
Irritation mit ein paar Becks beizukommen.<br />
Neustadt, das ist … Bremen, nur jenseits des Flusses, den<br />
der Viertelbewohner aus der Schräglage seiner Kuschelwiese,<br />
dem Osterdeich, kennt. Der Fluss, das ist die Weser, das weiß<br />
er wohl – aber dahinter, hinter der Weser?<br />
›Da ist das Café Sand. Das sieht man doch!‹<br />
Ja, aber was ist hinter diesem?<br />
›Hinter dem Café Sand soll noch etwas sein?‹, fragt er mit<br />
aufgerissenen Augen, starrt in den Abendhimmel über dem<br />
Stadtwerder und erschaudert beim Gedanken daran, sich in<br />
jene Ferne hinauszuwagen und hinabzustürzen in die niedersächsische<br />
Provinz, die er dort bisher vermutet hat.<br />
Hinter dem Café Sand lauert das Ende seines schnuckligen<br />
Biotops, das er nicht freiwillig verlässt, denn wer weiß, ob<br />
es eine Rückkehr geben wird, wenn er in die rauen Gefilde der<br />
Peripherie vordringt. Warum auch sollte er sein Miniaturparadies<br />
verlassen? Hier ist doch alles zu haben: Öko-, Platten-<br />
und Secondhandläden, Filmkunsttheater, das legendäre<br />
Eck, Bars mit verheißungsvollen Namen wie Urlaub, Wohnzimmer<br />
oder Capribar und Tanzstuben wie Eule und Römer.<br />
Was soll er woanders?<br />
Einmal im Jahr wird jedoch eine Schlacht zwischen Viertellinis<br />
und Neustädtern ausgerufen, eine Schlacht um den<br />
Werdersee, die entscheiden soll, ob der See zum Viertel oder<br />
zur Neustadt gehört. Das Ganze mutet leicht absurd an, da<br />
die Truppe aus dem Viertel wahrscheinlich fünf Stunden vor<br />
Schlachtbeginn aufbrechen muss, um sich auf die Suche zu<br />
machen.<br />
›Welcher See?‹, fragen sie, die bloß dem Rufe des versprochenen<br />
Freibiers gefolgt sind. ›Im Viertel gibt es doch keinen<br />
See!‹<br />
Eben! Alles, nur keinen See! Und so scheitern jene<br />
Schlachten und alle weiteren Versuche von Wagemutigen, das<br />
gegenüberliegende Weserufer zu erkunden, da ihnen spätestens<br />
auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke die Puste ausgeht oder<br />
sie auf der Erdbeerbrücke in Anbetracht der schwindel-<br />
WRITER’S<br />
CORNER<br />
erregenden Höhe und Weite von einem Taumel erfasst werden,<br />
der nur mit ein paar Cocktails im Heartbreak Hotel oder im<br />
Eisen zu entschärfen ist.<br />
Das ist die Realität! Alle Geschichten von Freund- oder Liebschaften<br />
zwischen Neustädtern und Viertellinis, die länger<br />
als ein paar Monate gehalten haben sollen, sind Legenden:<br />
Jede Beziehung beruht auf gegenseitigem Besuch; dies jedoch<br />
ist dem Viertelbewohner nicht möglich – nur im Notfall verlässt<br />
er seine Wattewelt, in der alles so stylisch und flauschig<br />
wie chic ist.<br />
Doch plötzlich, inmitten eines unschuldigen Sommers,<br />
erschallt der Ruf aus der Fremde. Gerüchte machen im Viertel<br />
die Runde, dass es jenseits der Weser – an einem Ort, der<br />
Neustadt genannt werde – ein Festival geben soll, ein hippes<br />
Event rund um eine Villa, die schon bald einer Autobahn weichen<br />
müsse. Coole Bands, abgefahrene Theaterperformances,<br />
szenische Lesungen sowie Open-Air-Drum’n’Bass-Partys bis in<br />
die frühen Morgenstunden wären dort zu haben.<br />
Was also soll man tun, fragen sich die Viertellinis. Kann man<br />
sich ein derartiges Ereignis entgehen lassen? Sollte man nicht<br />
dabei sein? Oder ist es viel zu aufwendig und gefährlich?<br />
Schließlich verlässt man sein komfortables Viertelchen nicht<br />
leichtfertig, nur weil zweifelhafte Gerüchte etwas versprechen,<br />
das jenseits der Weser eigentlich nicht existieren kann.<br />
Schließlich war man bisher davon ausgegangen, dass außerhalb<br />
des Viertels nichts Gutes, nichts Erstrebenswertes lauert.<br />
Doch die Gerüchte verdichten sich, erste Pioniere berichten<br />
Unglaubliches und animieren andere Viertellinis, es ihnen<br />
gleichzutun und Richtung Neustadt aufzubrechen. Und so<br />
schließen sich erst nur winzige Grüppchen, dann eine ganze<br />
Viertellini-Armada zusammen, um sich – wider ihres eigenen,<br />
so am Vertrauten gewöhnten Gemüts – an einem Sommerwochenende<br />
hinauszuwagen. Für den Fall der Fälle mit Alkohol,<br />
Straßenkarten sowie Nummern von Taxiunternehmen bewaffnet<br />
reiben sie sich nach dem Überschreiten der Brücke die<br />
Augen, wundern sich, dass jenseits ihrer wonneweichen Seifenblase<br />
tatsächlich etwas existiert und sie nicht vom Nichts<br />
verschlungen werden, sondern auf Straßen, Häuser und Menschen<br />
treffen. Doch am meisten wundern sie sich, dass sie den<br />
ultimativen Festival-Fun, der ihnen versprochen worden ist,<br />
tatsächlich erleben – und das so weit entfernt von Zuhause, an<br />
diesem verwunschenen Ort …<br />
Viele Jahre später werden sie in der Wohnküche ihres Altbremer<br />
Hauses in einer Seitenstraße des Viertels mit ihren Kindern<br />
am Küchentisch hocken und ihnen erzählen, wie sie<br />
damals, als das legendäre Neuland-Festival ausgerufen wurde,<br />
den Schritt in jenes ferne Land gewagt hätten, das hinter dem<br />
Café Sand liege und sich Neustadt nenne.<br />
N e u l i c h i n d e r N e u s t a d t<br />
TATORT ›MONO‹<br />
F o t o : J ÖRG MÖHLENKAMP<br />
PAPA ANTE<br />
PENSIONSANSPRUCH<br />
von dr. kunter<br />
VER<br />
ZETT<br />
ELT<br />
Oh Mann, ich komm da echt nicht mehr mit.<br />
Die moderne Welt irritiert mich zunehmend.<br />
Jetzt bin ich noch nicht mal mehr Papst. Ich<br />
dachte ja, dieses Stellvertreterdingens liefe so<br />
ab, dass die coolste Sau der Christenheit bis<br />
zur finalen Abberufung durch den Chef sozusagen<br />
permanenter Mitarbeiter des Monats<br />
bleibt. War doch die letzten 719 Jahre auch so.<br />
Und jetzt ist plötzlich wieder alles anders. Was<br />
zum Teufel ist da schiefgelaufen? Mobbing<br />
aus der Chefetage? Ich mein, man hat ja schon<br />
davon gehört, dass der Boss vom Ganzen mitunter<br />
– ich sag mal – recht streng sein kann<br />
(Erstgeborene und so), aber wenn ich die<br />
Stelle als Gottes Lieblingsgreis annehme, weiß<br />
ich doch wohl, worauf ich mich da einlasse.<br />
Ok, man bekommt den Job zwar erst ab einem<br />
Alter, in dem der Jordan schon in Sichtweite<br />
liegt, aber so ’nen Rückzieher würde ich, wäre<br />
ich der Herr, noch nicht mal mit fortgeschrittener<br />
Senilität entschuldigen. Als angehender<br />
Oberkathole vergess ich doch nicht, dass mein<br />
Gott schon mal ’nen ganzen Planeten flutet,<br />
wenn er nicht genügend beachtet wird. Und<br />
so wirklich schlimm kann das mit dem Mobbing<br />
jetzt auch wieder nicht gewesen sein,<br />
wenn man mal in Betracht zieht, was der Alte<br />
damals so alles mit seinem Sohn angestellt hat.<br />
Ich kann diese Weicheinummer vom Ratzinger<br />
beim besten Willen nicht nachvollziehen.<br />
Und frage mich: Hat das wenigstens arbeitsrechtliche<br />
Konsequenzen? Reduzierte Pensionsansprüche<br />
vielleicht? Kommt der Bayer<br />
jetzt trotzdem noch in den Himmel? Will der<br />
da nach seinen Erfahrungen als persönlicher<br />
Assistent überhaupt noch hin? Wie gesagt, ich<br />
finde das alles sehr verwirrend und hoffe deshalb<br />
inständig, dass jene in ihrer Heiligkeit<br />
sogar noch über der FIFA stehende Institution<br />
namens Kirche diese unsinnige Ausstiegsklausel<br />
bald wieder aus ihrem göttlichen Vertragswerk<br />
streicht.<br />
Überraschter Nachtrag: Hurra, die Welt ist<br />
wieder in Ordnung, wir sind jetzt Argentinien.<br />
In diesem Sinne,<br />
Pax vobiscum<br />
Euer Dr. Kunter
z04<br />
20<br />
13<br />
14<br />
K O N Z E R T D E S M O N A T S<br />
A P R I L<br />
freizeit<br />
King Rocko Schamoni<br />
11 APR DO // S C H L A C H T H O F<br />
S O N G S & S TO R I E S<br />
V O M S C H Ö N S T E N M A N N H A M B U R G S !<br />
Über Rocko Schamoni noch viele Worte zu verlieren, hieße Eulen<br />
nach Athen tragen. Ob nun als schönster Mann Hamburgs (?!),<br />
Musiker, Theatermusikproduzent, Buchautor, Golden Pudel Club-<br />
Besitzer, Schauspieler, Mitglied von Studio Braun und zuletzt<br />
Fraktus, Schamoni genießt in den Hamburger Subkulturzirkeln<br />
und auch darüber hinaus einen durchgängig guten Ruf. ›Rocko<br />
Schamoni war, ist und wird für mich immer der King sein‹, sagt<br />
Ex- Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer.<br />
Schamoni sorgte jüngst mit seinen beiden Studio Braun-<br />
Kollegen Jaques Palminger und Heinz Strunk durch den Fraktus-<br />
Film, eine fiktive Dokumentation über das Comeback der 80er-<br />
Jahre-Band Fraktus, die den Techno samt Smileys erfunden haben<br />
soll und der dazugehörigen Tour für viel Aufsehen und Furore, weil<br />
im Film ganz wunderbar die Grenzen zwischen realer und fiktiver<br />
Vergangenheit verwischt werden. Eine Wiederauferstehung, zu<br />
bizarr, um wahr zu sein.<br />
Rocko Schamoni, als hätte er nicht schon genug um die Ohren,<br />
ist auch noch unter die Schmuckdesigner gegangen. Wer hätte<br />
das gedacht! In der Schmuck-Kollektion, die den einprägsamen<br />
Namen ›Scheiße by Schamoni‹ trägt, gibt es Scheiße-Manschettenknöpfe,<br />
Scheiße-Ohrstecker, Ketten und Fußkettchen. Das flüssige<br />
Gold wurde dazu in Kackwurst-Form geschmiedet. Schamoni<br />
sagt über die Kollektion: ›Ich beschäftige mich als Mensch und<br />
Künstler schon seit Jahren intensiv mit dem Thema Scheiße. Nur<br />
fehlte mir die zündende Idee, diesem faszinierenden Sujet einen<br />
wertigen und glamourösen Rahmen zu geben.‹ Zusammen mit<br />
dem Goldschmied Jonathan Johnson und Fotografin Dorle Bahlburg<br />
wurde die Idee in die Tat umgesetzt: ›Jetzt in den Zeiten der<br />
Krise aus Gold Scheiße zu machen und damit den herkömmlichen<br />
Produktionszyklus umzudrehen, ist nicht nur ein künstlerisches,<br />
sondern auch ein politisches Statement. Wir freuen uns im Übrigen,<br />
mit dem gleichen Inhalt schon bald im Bereich der Patisserie<br />
und der Welt des Parfüms aufwarten zu dürfen.‹<br />
Übrigens hat Rocko Schamoni 2013 endlich beschlossen<br />
den Königstitel wieder anzuerkennen. Grund genug, sich mal<br />
wieder unters Volk zu mischen und auf ›Lebendig‹-Tour zu gehen.<br />
Der ›King‹ wird Ungehörtes aus seinen gesammelten Werken und<br />
gänzlich Neues vorlesen. Außerdem wird er zusammen mit seiner<br />
Band (bestehend aus Tex Matthias Strzoda) ein paar seiner<br />
größten Hits vortragen, einige davon sind bis jetzt noch nicht veröffentlicht<br />
und erklingen zum ersten Mal auf den Bühnen dieser<br />
Welt. Verschiedene moderne Showtechniken werden bei diesem<br />
Programm der Superlative zum Einsatz kommen. Sie dürfen<br />
gespannt sein!<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr<br />
// Tickets: VVK € 14,– zzgl. VvGeb. / AK € 17,–<br />
04 APR DO // S C H L AC H T H O F<br />
05 APR FR // L AG E R H AU S<br />
10/12/14 APR MI/FR/SO // L AG E R H AU S<br />
Johannes Oerding<br />
F Ü R I M M E R A B J E T Z T<br />
FREI THE<br />
ZEIT MA<br />
Johannes Oerding über sein neues Album Für immer ab jetzt: ›Albumtitel und Titelsong<br />
beschreiben einen sehr persönlichen Moment. Einem, an dem mir bewusst wurde, dass<br />
sich manche Augenblicke nur mit dem Herzen festhalten lassen. Die andere Ebene ist,<br />
dass ich mich heute als Musiker im besten Sinne etabliert fühle – und der Weg dahin<br />
hat sich überhaupt nicht wie Arbeit angefühlt. Wo ich jetzt bin, ist mein persönliches<br />
Hollywood. Mit Boxer habe ich mich vielleicht zum Teil noch selbst motiviert – jetzt empfinde<br />
ich eine noch größere Freude und Freiheit. Das Grundgefühl auf diesem Album ist:<br />
Für immer ab jetzt ist alles möglich.‹<br />
Für das neue Album benutzt Johannes Oerding alle Farben, spielt mit elektronischen<br />
Sounds, ungewöhnlichen Instrumentierungen und allen möglichen Gefühlswelten. Für<br />
immer ab jetzt erhöht auch noch mal das Tempo und rennt mit Livekrachern wie ›Wo wir<br />
sind ist oben‹, dem fröhlich schnipsenden ›Sommer‹ und der Hymne ›Und wenn die<br />
Welt‹ schon mal vor auf die Bühne.<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK € 22,– zzgl. VvGeb.<br />
A U S V E R K A U F T !<br />
Schwarzkaffee/Dictionary Of Funk<br />
M O N S T E R S O F F U N K<br />
Die Leipziger Funkband Schwarzkaffee debütierte 2010 mit dem Album ›Diggin’ The<br />
Funk‹. Was als Sessionprojekt in einem Jazzclub begann, hat sich in den letzten<br />
Jahren beachtlich gemausert: Schwarzkaffee sind zu einer kompakten Einheit zusammengewachsen.<br />
Außerdem hat die mittlerweile neunköpfige Kombo Verstärkung<br />
bekommen, von der Sängerin Maike Lindemann für das Album ›In The Machine‹<br />
(2012). Schwarzkaffee bezeichnen sich selbstbewusst als die neue Adresse der<br />
deutschen Funkwelt. Glaubt man deren Medien, so wird diese Einschätzung geteilt:<br />
›Die perfekte Kombination: Adrenalin, Leidenschaft und Musikalität. Deutschland<br />
braucht Schwarzkaffee!‹, schreibt etwa Jazzthing. Live sind Schwarzkaffee ein Erlebnis:<br />
Die Wände wackeln, der Tanzfuß tanzt und man fühlt sich an Tower of Power,<br />
Parliament oder James Brown erinnert, vielleicht auch an den Classic Soul der<br />
Motown-Archive. Und das alles in Gestalt der Schwarzkaffee-Songs mit deutschen<br />
und englischen Texten, ausgefeilten Arrangements und jeder Menge Freakness!<br />
MARTHA GRAF<br />
➟Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK € 13,– / AK € 16,–<br />
Virgin to Vamp<br />
<strong>Sex</strong> and the City lässt grüßen, und zwar als Musical. Schnappt euch die besten Freundinnen<br />
und los geht’s: first kiss, first boyfriend, first breakup, eine Reise von der<br />
glitzerigen Welt der Off-Broadway-Spielstätten an den Off-Ostertorsteinweg. New<br />
York Times und Opera News waren angetan von den Damen Maija Lisa Currie und<br />
Cara Thompson Barthels, die einen bezaubernden Abend rund ums Thema Liebe im<br />
Wandel der Zeiten gestalten, begleitet vom Piano, Kostümschau erster Güte inklusive.<br />
Virgin to Vamp steht als Motto auch Pate für ihre persönlichen Geschichten. Currie<br />
wurde von einer erzkonservativen Kirche exkommuniziert und konnte sich in den<br />
Folgejahren ungestört dem Klavier- und Geigenspiel widmen, was ihr nicht wenige<br />
Preise einbrachte. Barthels reüssierte in der Oper. Ihre Vamp-Werdung skizziert sie<br />
als den Moment, in dem sie sich von der musikalischen Reinheit abwandte. Musical,<br />
Jazz und ein Hauch Country prägen Virgin to Vamp in One Night. Uns erwartet außerdem<br />
eine Reise in die Zeit der Oldies und Goodies. Happy End garantiert!<br />
MARTHA GRAF<br />
➟Saal, 20 Uhr<br />
15<br />
M U S I C A L C A B A R E T V O M O F F - B R O A D W A Y
FREI<br />
ZEIT<br />
16 17<br />
12 APR FR // S C H L AC H T H O F<br />
13 APR SA // S C H L AC H T H O F<br />
13 APR SA // L AG E R H AU S<br />
Edward Maclean Adoqué/<br />
Oli Poppe Trio<br />
AFRIKANISCHE VIBES UND ECHTER FUNK-GEIST<br />
Edward Maclean ist Bassist. Wohl fühlt er sich in vielen musikalischen Zusammenhängen.<br />
Da wäre zum Beispiel das neue Quintett von Trompeten-Ass Nils Wülker. Und<br />
die Band von ›Stadtaffe‹ Peter Fox. Auch bei Jazzanova, Rapper Dendemann und im<br />
furiosen Rockjazz-<strong>Sex</strong>tett Blue Touch Paper des britischen Keyboarders Colin Towns<br />
mischt er mit. Doch der erfahrene Youngster aus Berlin hat seinen eigenen Kopf. Nachdem<br />
er schon häufiger mit Kollegen komponiert hatte, reifte der Plan für eine<br />
eigene Band. Adoqué, so ihr Name, wird mangels passender Alternative meist als Jazz-<br />
Quintett gehandelt. Dabei umreißt der Begriff nur sehr grob die stimmungsvolle, vielfarbig<br />
schillernde Musik des Fünfers. In den Grooves spürt man afrikanische Vibes, ein<br />
leichtfüßiges Rockempfinden und echten Funkgeist. Den Abend eröffnet die exzellente<br />
Gruppe von Pianist Oli Poppe. Der Wahlbremer hat sich mit seiner jüngsten, ebenfalls<br />
atmosphärisch dichten CD in die erste Liga des aktuellen deutschen Piano-Trio-<br />
Geschehens gespielt. SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // präsentiert von Sparkasse in concert, Nordwestradio<br />
und <strong>Kulturzentrum</strong> <strong>Schlachthof</strong> // Veranstalter: Radio Bremen // Tickets € 10,–<br />
Mohamad Reza Mortazavi<br />
D I E S C H N E L L S T E N F I N G E R D E R W E L T<br />
Sizarr/Mehawk<br />
T R O P I C A L M E L A N C H O LY<br />
<strong>Schlachthof</strong><br />
Fragen wir uns erstmal: Was ist überhaupt eine Tombak? Die Tombak ist eine kelchförmige<br />
Handtrommel, die das wichtigste Perkussionsinstrument der persischen<br />
Volksmusik, wie auch der klassischen persischen Musik ist. Sie hat die Form einer<br />
Birne und einen unvergleichlichen melodischen Klang. Die Tombak wird im Sitzen<br />
gespielt, normalerweise im Schneidersitz am Boden. Und was ist eine Daf? Die Daf,<br />
im persischen Raum hauptsächlich von islamischen Sufis gespielt, ist eine Rahmentrommel,<br />
die häufig zeremoniell verwendet wird. In ihrem Rahmen sind Metallringe<br />
angebracht, die der Trommel ihren einzigartigen Klang verleihen. Der in Berlin lebende<br />
Iraner Mohammad Reza Mortazavi gilt als der beste Tombak- und Dafspieler der<br />
Welt. Schon früh begann Mortazavi, neue Schlag- und Fingertechniken sowie Effekte<br />
für die beiden Instrumente zu entwickeln und revolutionierte damit das Spiel. Bis heute<br />
hat er 30 neue Techniken entwickelt, die es ihm ermöglichen, die Trommeln nicht<br />
nur als reine Rhythmusinstrumente, sondern als vollwertige Konzertinstrumente zu<br />
nutzen. Weltklasse! SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr //<br />
Tickets: VVK € 17,– zzgl. VvGeb. / AK € 21,–<br />
Sizarr, das sind Deaf Sty, $P-Money$ und Gora Sou. Oder nicht ganz so mondän:<br />
Fabian, Philipp und Marc. Ihre Heimatstadt nennen sie selbstironisch Landauuu Cityy.<br />
Die ›Toskana Deutschlands‹ bietet Wein, Saumagen und Coverbands en masse, als<br />
Epizentrum populärer Musik ist sie allerdings eher nicht bekannt, höchstens durch<br />
Harald Schmidts ›Die Dicken Kinder von Landau‹. PopUp, c/o Pop, Melt, Dockville,<br />
Berlin Festival – Sizarr haben bereits die komplette Crème de la Crème der<br />
deutschen Festivals bespielt. Dazu Shows mit den Broken Bells und Kele (Bloc Party).<br />
Egal ob Hochkultur, Traditionelles oder MTV Trash, alles interessiert. Sizarrs Musik<br />
profitiert von ihren durchaus unterschiedlichen Vorlieben: Elektronik, Singer/<br />
Songwriter, HipHop, Indie und Weltmusik. Anything goes. Dazu diese oft traurige,<br />
extrem prägnante Stimme. Nennt man das jetzt ›Tropical Melancholy‹? Vollkommen<br />
egal, Sizarrs Musik klingt jedenfalls schon jetzt erstaunlich reif. Believe the hype!<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop //<br />
Tickets: VVK € 12,– zzgl. VvGeb.<br />
16 APR DI // S C H L AC H T H O F<br />
19 APR FR // S C H L A C H T H O F<br />
20 APR SA // L AG E R H AU S<br />
Lukas Graham<br />
F R E C H E R B E N G E L<br />
Der 23-jährige Sänger und Songwriter aus Christiania, jenem berühmten Dorf in<br />
Kopenhagen, ist in seiner Heimat Dänemark eine wahre Chartsensation, mit drei<br />
unglaublich erfolgreichen Singles und einem Nummer-1-Album, die innerhalb weniger<br />
Monate aufeinander folgten.<br />
Lukas Graham ist besonders authentisch, seine Musik ist ergreifend ehrlich. Er zeigt<br />
in den Songs sein tiefstes Inneres und lässt seine Hörer nicht nur an den euphorischsten<br />
und traurigsten Momenten seines Lebens teilhaben, er nimmt sie auch dorthin mit,<br />
wo sie ihre eigenen Höhen und Tiefen hatten. Und wenn er auf der Bühne steht, dann<br />
<strong>macht</strong> seine Band genau das gleiche. Und das alles mit Anfang zwanzig. Es ist gut<br />
möglich, dass unter den jüngeren Songschreibern keiner so nah am Leben ist wie Lukas<br />
Graham.<br />
Nun veröffentlicht er sein Album ›Lukas Graham‹, das derart ausgefuchste Live-Kompositionen<br />
und vinylknisternde Sample-Ware, klassische Funk- und Soulgesten und zeitgeistigste<br />
Pop-Innovationen enthält, dass es seinesgleichen sucht.<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Veranstalter: Kogge Pop //<br />
Tickets: VVK: € 18,– (zzgl. VVK-Gebühr)<br />
Die Fil Show<br />
D E N D I L E T T A N T I S M U S Z U R K Ü R E R H E B E N<br />
Der Ur-Berliner Fil ist einer der erfolgreichsten Comictexter und -zeichner Deutschlands.<br />
Des Meisters Schöpfungen Didi & Stulle erscheinen als Stripes seit mehr als<br />
25 Jahren im Berliner Stadtmagazin zitty. Auch als spaßmachender Singer-Songwriter<br />
und Entertainer genießt Fil seit vielen Jahren Kultstatus. Mit und ohne Handpuppen-Hai<br />
Sharkey entwaffnet der Ex-Punk sein Publikum im ironischen Dialog mit Improvisations-Touch<br />
derart ungereimt, dass den Kritikern die Worte entfallen: ›Fil, the Papst‹,<br />
grübelt die Berliner Zeitung und die Hamburger Morgenpost rätselt: ›Er ist echt gut,<br />
obwohl er lustig ist.‹ Er versteht es, auf professionellste Art den Dilettantismus zur Kür<br />
zu erheben. Heraus kommt Fil-ettantismus - und den muss man live erleben. Perfekt<br />
sind sein Timing, seine Geistesgegenwart und Pointensicherheit, sein Talent für Neologismen<br />
und die Bühnenpräsenz. Diese überirdische Kombination ist für einen Menschen<br />
zuviel – deshalb teilt er sein überbordendes Talent mit einer Hai-Handpuppe<br />
aus Plüsch. Die versteht es auf bissigste Art, mit der Schizophrenie ihres Lebensspenders<br />
umzugehen – ein herrlicher Spaß – auch für Tierfreunde. Endlich mal jemand,<br />
der geistreich Blödsinn fabriziert und sich stilvoll zum Affen <strong>macht</strong>.<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK € 14,– zzgl. VvGeb. / AK € 17,–<br />
Swing Along!<br />
C H A P E A U M A N O U C H E / D J S S W I N GY T H E K I D<br />
Nach einer wunderbar durchswingten Nacht im Herbst heißt es nun wieder:<br />
Swing Along! Dabei werden der Lindy Hop-Gemeinde diesmal das Quartett Chapeau<br />
Manouche aus Oldenburg sowie DJ Swingy the Kid aus Hamburg anempfohlen.<br />
Chapeau Manouche spielen mitreißend-lebensfrohen Sinti-Swing und interpretieren<br />
Chanson- und Swingklassiker der 20er- und 30er Jahre im Stile Django Reinhardts.<br />
Zum Einsatz kommen dabei Stimme, zwei Gitarren, Kontrabass und – eher ungewöhnlich<br />
im Swing – eine Geige. Eröffnen werden Chapeau Manouche den Abend aber mit<br />
einem kurzen konzertanten Vortrag, in dem sie aus der Geschichte des Sinti-Swing-Jazz<br />
und dem Leben Django Reinhardts erzählen. Beim anschließenden Lindy Hop-Crashkurs<br />
werden erste Tanzschritte vorgestellt, damit auch alle schön mitswingen können,<br />
wenn das Konzert läuft und später Swingy the Kid seine Plattenschätze dreht. Das alles<br />
im schummrigen Ambiente der Dachetage im Lagerhaus – zu Blumen, Drinks und altmodischen<br />
Projektionen. Swing along!<br />
MARTHA GRAF<br />
➟ etage 3, 19.30 Uhr // Eintritt: € 8,–/5,–
THE<br />
MA 18<br />
23 APR DI // S C H L AC H T H O F<br />
25 APR DO // L AG E R H AU S<br />
Tim Vantol & Band /Perdition/North<br />
Alone D I E W H I S K E Y S V O N L E T Z T E R N A C H T<br />
Wer auf den Sound von Chuck Ragan (Hot Water Music) und seiner Revival-Tour oder<br />
Frank Turner steht, der kommt an Tim Vantol aus den Niederlanden nicht vorbei.<br />
Genauso wie Chuck Ragan steht er für 100 Prozent Folkpunk. Tim spielte in seiner<br />
Jugend in verschiedenen Punk- & Hardcorebands und dies hört und spürt man noch<br />
heute. Sein Gitarrenspiel ist punky melodisch, die Reibeisenstimme klingt nach<br />
durchzechten Nächten und seine Liedtexte handeln vom Tourleben, von Herzschmerz<br />
und der Sehnsucht nach Freiheit.<br />
Und wer den sympathischen Amsterdamer schon einmal gesehen (oder gehört) hat,<br />
weiß: Vor allem live wird es großartig! Mit seiner wunderbar rauen und warmen Stimme<br />
sprüht er nur so vor Charisma auf der Bühne. Dazu sind seine Songs nicht nur schön<br />
anzuhören, sondern haben wirklich Tiefgang und schaffen es, einen zu berühren.<br />
Jedes Jahr bringt Tim ein paar seiner Freunde aus ganz Europa zusammen, um auf<br />
Tour zu gehen. In diesem Jahr wird die Band noch größer, die Tour noch länger und die<br />
Party noch besser! Ein Abend mit viel Herzblut, Leidenschaft und hochgekrempelten<br />
Ärmeln! Hoch die Tassen!<br />
SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Magazinkeller, 20 Uhr // Tickets:VVK € 9,– zzgl. VvGeb. / AK 12,–<br />
Finngips<br />
A U F S Ü D K A R E L I S C H E N T A N Z B Ü H N E N<br />
Die Finnen kommen! Zum zweiten Mal in diesem Jahr sind auf der Bühne der etage 3<br />
finnische Klänge zu hören, diesmal spielt das Duo Finngips auf. Finngips, das<br />
sind Eeva Oksala und Sami Varvio, die auf Violine und Akkordeon virtuos und improvisationsfreudig<br />
temperamentvolle Tanzmusik unterschiedlicher Herkunft interpretieren,<br />
etwa argentinische und finnische Tangos, Gipsy- oder ungarische Czárdás-<br />
Musik. Und so nehmen sie in ihrem abwechslungsreichen Programm ihr Publikum<br />
mit auf eine musikalische Reise in Budapester Kafeehäuser, argentinische Tango-<br />
Lokale und auf südkarelische Tanzbühnen.<br />
Sowohl Eeva Oksala, die auf einer exklusiven Gaillard-Violine spielt, als auch Sami<br />
Varvio kommen vom Konservatorium in Tampere und sind in diversen Ensembles<br />
international aufgetreten. In den letzten Jahren haben sie gemeinsam und in ihren<br />
Soloprojekten viele Auszeichnungen für ihre tolle Musik erhalten.<br />
MARTHA GRAF<br />
➟ etage 3, 20 Uhr // Eintritt: € 8,–/5,–<br />
Reklame<br />
D A N I E L Z A M I R<br />
C H L O E C H A R L E S<br />
I S R A E L I N I G H T<br />
25 APR DO // S C H L AC H T H O F<br />
OV E R S E A S N I G H T<br />
26 APR FR // S C H L AC H T H O F<br />
E U R O P E A N JA Z Z M E E T I N G<br />
27 APR SA // S C H L AC H T H O F<br />
JAV I E R G I R O T T O & L U C I A N O B I O N D I N S<br />
8. Jazzahead!<br />
D R E I T A G E U N D N Ä C H T E J A Z Z S A T T<br />
Vom 25. bis 27. April findet in Bremen wieder die Messe Jazzahead!! statt. Es ist inzwischen<br />
die achte Ausgabe und seit dem Start im Jahr 2006 ist diese weltweit einzige<br />
Messe zum Thema Jazz kontinuierlich größer geworden, und zwar sowohl bezogen auf<br />
die Zahl der Aussteller als auch auf den Zuspruch seitens des Publikums. Anfänglich<br />
noch stärker getrennt in regelrechte Abendkonzerte mit teilweise prominenten Bands<br />
und Musikern sowie nachmittägliche kurze Showcases von interessanten Bands aus<br />
Deutschland und dem übrigen Europa, haben sich die Leiter der Messe immer stärker<br />
von diesem Konzept verabschiedet, zugunsten einer immer größeren Zahl von<br />
Kurzauftritten. Dabei ist kontinuierlich an der Bauweise des Festivals gefeilt worden.<br />
So gibt es – nachdem sich die Jazzahead! anfänglich auf Deutschland und Europa<br />
beschränkte – seit einigen Jahren die Overseas Night, die Bands aus der übrigen Welt<br />
vorstellt. Außerdem wurde 2011 ein spezielles Gastland eingeführt. Nach der Türkei<br />
und Spanien ist es in diesem Jahr Israel mit seiner spannenden Jazzszene.<br />
Der <strong>Schlachthof</strong> war bei der ersten Jazzahead!-Ausgabe noch nicht beteiligt, bot aber<br />
bereits im zweiten Jahr die Kesselhalle als Spielort an und ist seitdem ein nicht mehr<br />
wegzudenkender Faktor im Jazzahead!-Trubel mit teilweise völlig überfüllten Konzerten.<br />
In diesem Jahr findet zur Eröffnung die Israeli Night sowohl im <strong>Schlachthof</strong> als auch in<br />
der Messehalle 2 statt, in beiden Sälen sind Bands aus Israel zu hören, allerdings zeitlich<br />
so eng ineinander verzahnt, dass nur ganz unermüdliche Jazzfans die wenigen Schritte<br />
zwischen Kessel- und Messehalle 2 im Sprint zurücklegen dürften. Der Abend im<br />
<strong>Schlachthof</strong> startet um 20.30 Uhr mit einem ›alten Jazzahead!-Bekannten‹, dem Pianisten<br />
Omer Klein, der im vorigen Jahr schon solo sein großes Können bewiesen hat. Jetzt stellt<br />
er hier sein Trio vor. Es folgt das Quartett des Saxofonisten Daniel Zamir, dessen Begleiter<br />
an Piano und Drums auch zur Band von Avishai Cohen gehören. Um Elektro-Jazz<br />
mit Sampler und Synthie geht es dem experimentierfreudigen Trio LayerZ. Als letzte Band<br />
im <strong>Schlachthof</strong> ist schließlich das Ensemble Yaman in <strong>Sex</strong>tettstärke zu erleben, das<br />
arabische und afrikanische Elemente mit Jazz und Reggae kombiniert, außerdem seine<br />
jemenitischen Roots in die Musik einbringt.<br />
Bei der Overseas Night am Freitag gibt es dieselbe Prozedur wie am Donnerstag: In<br />
Kesselhalle und Messehalle finden abwechselnd mit Überschneidung die Kurzkonzerte<br />
statt: Im <strong>Schlachthof</strong> startet um 20.30 Uhr der New Yorker Drummer Jaimeo Brown mit<br />
seinem Trio Transcendence, das seinen Acoustic Jazz mit Saxofon und Gitarre zelebriert.<br />
Anschließend ist eine junge interessante Stimme aus Kanada zu hören: Die Sängerin und<br />
Gitarristin Chloe Charles, die bereits im vorigen Jahr ein spannendes Duokonzert zwischen<br />
Folk und Jazz im Moments gegeben hat. Jetzt kommt Chloe Charles mit ihrem Quartett.<br />
Zum Finale des Abends sind erneut Kanadier zu Gast: Die wild mit ihren Saxofonen<br />
hupenden kanadischen Shuffle Demons, die schon vor über 20 Jahren in Bremen für gute<br />
Laune gesorgt haben.<br />
Am Sonnabend wird dann hübsch geteilt: Das European Jazz Meeting findet nachmittags<br />
in der Messehalle statt und abends ab 20.30 Uhr ausschließlich im <strong>Schlachthof</strong>.<br />
Sechs Bands sind bis in die frühen Morgenstunden zu hören. Den Anfang <strong>macht</strong> die<br />
14-köpfige junge Beats & Pieces-Big Band, die mit ihrer zupackenden Art ein wenig an die<br />
legendären Loose Tubes der achtziger Jahre erinnert. Nach dem italienischen Saxofon-Akkordeon-Gespann<br />
Javier Girotto und Luciano Biondini ist dann interessanterweise<br />
der Ex-Kopf der Loose Tubes, Keyboarder Django Bates, mit seinem aktuellen Pianotrio<br />
Belovèd zu hören, während das französische Electric Exzentric Quartet des Saxofonisten<br />
Sylvain Beuf als Träger der Django D’Or auf einen ganz anderen Django verweist. Um Orient-Okzident-Verbindungen<br />
geht es dann dem Taksim Trio aus Istanbul und das Finale<br />
bestreitet das Schweizer Quartett von Tobias Preisig mit energischen Geigen-Exzessen.<br />
Parallel dazu findet am Sonnabend außerdem die Jazzahead!-Clubnight statt mit<br />
40 Konzerten in 19 Locations in Bremen und umzu: Jazz all over Bremen!<br />
CHRISTIAN EMIGHOLZ<br />
19<br />
➟ Kesselhalle, jeweils 20.30 Uhr<br />
// Tickets: Overseas Night € 20,–<br />
// Israeli Night und European Jazz Meeting € 20,–/ ermäßigt 15,–
z05<br />
20<br />
13<br />
20<br />
K O N Z E R T D E S M O N A T S<br />
M A I<br />
Dirty Honkers<br />
J o y s t i c k u n d S w i n g j a z z<br />
Das Swing-Revival in den westlichen Metropolen hat auch Bremen<br />
erreicht und gefeiert wird nicht nur die herkömmliche akustische<br />
Version des Swing: Auch das wilde Zwitterwesen des<br />
Electroswing erfreut sich wachsender Beliebtheit. Im Electroswing,<br />
so ist in der ›Zeit‹ zu lesen, ›stampfen Computer-Beats zu<br />
Benny-Goodman-Klarinetten, Frauenstimmen säuseln durch den<br />
Grammofon-Trichter, Fred Astaire steppt im Hip-Hop-Takt und<br />
Ray Charles’ ›Hit the Road Jack‹ tanzt zu Drum’n’Bass.‹ Während<br />
das Publikum stilvoll ausflippt oder sich gediegen in Zigarrenrauch<br />
verhüllt.<br />
Aber nun zu den Dirty Honkers, jenem international besetzten<br />
Trio aus Berlin, dessen Sound einer Big Band mit DJ-Set gleicht:<br />
In Berlin kennt man die Dirty Honkers bereits seit 2009 von den<br />
einschlägigen Partys der Szene, auf denen Gad Hinkis aus Israel,<br />
Andrea Roberts aus Kanada und Florent Mannant aus Frankreich<br />
immer wieder aufgefallen sind mit ihren zwei Saxophonen, dem<br />
diversen technischen und elektronischen Spielzeug, mit Raps<br />
und sexy Vocals, jazzigen Melodien und Jungle-Beats und nicht<br />
zuletzt auch wegen ihrer schräg-schrillen Performance. Stets<br />
freizeit<br />
souverän treiben die Dirty Honkers die Grenzen der Genres vor<br />
sich her und die Brücke vom Oldtime-Jazzswing zu modernen<br />
Clubsounds ist es wohl auch, die sie schnell zu einer internationalen<br />
Instanz werden ließ. Von England bis nach Israel und von<br />
den USA bis nach Frankreich bringt die explosive Combo mittlerweile<br />
die Clubs zum Tanzen.<br />
Neben diversen Beteiligungen an Electroswing-Compilations,<br />
einer EP und ihrem Hit ›Gingerbread Man‹ veröffentlichten<br />
die Dirty Honkers 2011 ihr Debütalbum ›Death by Swing‹. Auch<br />
hier treffen schwere Beats auf aalglatte Bläserarrangements,<br />
punktgenaue Raps und fette Vocals, während nebenbei Ausflüge<br />
zum Calypso und Richtung Balkan/Mambo unternommen<br />
werden. Also Leute: Schick anziehen, Regenschirm unter den<br />
Arm geklemmt und losgesteppt!<br />
➟ Saal, 20.30 Uhr /<br />
/ Tickets: VVK € 10,– / AK € 12,–<br />
03 MAI FR // L A G E R H A U S<br />
MARTHA GRAF<br />
18 MAI SA // L AG E R H AU S<br />
22 MAI MI // L AG E R H AU S<br />
23 MAI DO // S C H L AC H T H O F<br />
Kevin Devine<br />
B E R Ü H R E N D<br />
Kevin Devine, früher Frontmann der formidablen Miracle Of 86, war uns bisher als Einzelkämpfer<br />
und Mann der starken Worte bekannt. Seine Texte berührten, verwirrten<br />
und überforderten zugleich und hatten damit eine betörende Durchschlagskraft, die<br />
viele Menschen begeistern konnte. Es ist durchaus naheliegend, dass die Texte bisher<br />
immer im Zentrum von Devines Schaffen standen und sich die Musik erst im Nachhinein<br />
um die Worte wob. Doch auf seinem aktuellen Album ›Between the Concrete &<br />
Clouds‹ ist alles ein bisschen anders. Es sind zwar immer noch recht komplexe<br />
Geschichten, die uns Kevin Devine erzählen möchte, doch er tut dies zeitlich deutlich<br />
reduzierter als gewohnt. Im übrigen haben wir es mit sehr handlichen und formschönen<br />
Popsongs zu tun, die eine freundliche Energie versprühen. ›Ich habe versucht, auf<br />
musikalische Entdeckungsreise zu gehen und ein Album zu machen, das zwar ziemlich<br />
schwer zu kauen ist, gleichzeitig aber mit einer Kugel Eis serviert wird‹, erzählt Devine.<br />
›Meine Texte sind nach wie vor sehr dicht, es sind komplizierte Geschichten über komplizierte<br />
Menschen oder wie ich das Leben sehe. Dabei habe ich den Songs aber eine<br />
eher traditionellere Popstruktur gegeben.‹ SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ etage 3, 20.30 Uhr // präsentiert von Kogge Pop & Revolver Club //<br />
Tickets: € 10,– zzgl. VvGeb.<br />
Imam Baildi<br />
G E S T O P F T E A U B E R G I N E N<br />
Liebhabern traditioneller griechischer Musik soll schwindlig geworden sein beim<br />
Anhören dessen, was das Athener Soundsystem Imam Baildi mit ihren geliebten Rembetika-Liedern<br />
veranstaltet hat: Die Brüder Orestis und Lysandros Falireas haben<br />
legendäre Aufnahmen aus den 1940er und 50er Jahren mit Beats unterlegt und geremixt<br />
und sie so in einen zeitgemäßen Kontext transferiert. Was beim Publikum letztlich<br />
sehr gut ankam. Seit 2007 haben Imam Baildi zwei vielbesprochene Alben veröffentlicht,<br />
die in den Top Ten der World Music Charts rangierten. Außerdem ist die<br />
Band, acht Köpfe hoch, an über 40 Orten in Europa aufgetreten, wo sie mit ihren<br />
Laptops, mit Schlagzeug, Bouzouki, Saxophon und Klarinette loslegten, um House-,<br />
HipHop- und Latin-Rhythmen mit Balkan-Bläsern und den Melodien aus dem väterlichen<br />
Plattenarchiv zu vermischen. Der leitete eine Plattenfirma. Ach so: Imam Baildi,<br />
das sind außerdem gebackene Auberginen, herzhaft gefüllt mit Knoblauch, Zwiebeln<br />
und Tomaten. Viel Spaß!<br />
MARTHA GRAF<br />
➟ Saal, 20.30 Uhr // Tickets: VVK € 12,– / AK € 15,–<br />
Tamikrest<br />
D E R K N O T E N P U N K T<br />
Es ist ein anderes, ein ungewohntes Leben, das Ousmane Ag Mossa und seine Bandkollegen<br />
derzeit führen. Tagsüber frieren sie, die an das Leben in der Wüste gewohnt<br />
sind, in der Kälte des europäischen Winters. Abends stehen sie in kleinen Clubs auf<br />
der Bühne, im Scheinwerferlicht. Greifen zu Gitarre und Mikrophon. Tausende Kilometer<br />
weit weg von ihrem Zuhause in Mali – aber in Gedanken stets dort. Tamikrest<br />
sind acht junge Musiker aus Mali – sechs Männer und zwei Frauen – und sie sind<br />
Nomaden vom Volk der Tuareg.<br />
Tamikrest, ›Bündnis‹ oder ›Knotenpunkt‹ heißt ihr Bandname übersetzt, und Tamikrest<br />
thematisieren in ihren Liedern genauso die Weite der Wüste und die Schönheit der<br />
Liebe wie das Leid der Nomaden, auf deren Lebensweise die Regierung Malis keine<br />
Rücksicht nimmt. Die Einflüsse westlicher Pop- und Rockmusiker verschmelzen mit den<br />
traditionellen Klängen ihrer Volkes: Elektro-Gitarren treffen auf traditionelle westafrikanische<br />
Bechertrommeln – Djembés. Musik-Legenden wie Bob Marley und Bob Dylan<br />
nennt Sänger und Songschreiber Ousmane als Vorbilder, genauso wie den mehrfachen<br />
Grammy-Gewinner Mark Knopfler von den Dire Straits. SEAN-PATRIC BRAUN<br />
➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Roots Nights, in Kooperation mit dem Institut Français,<br />
präsentiert von Funkhaus Europa //Tickets: € 15,–/18,–<br />
21
Kinners<br />
FREI<br />
ZEIT<br />
22<br />
24 MAI FR // L AG E R H AU S<br />
28 MAI DI // L AG E R H AU S<br />
14 APR SO // 21 APR SO //<br />
Die gnadenlose Clownsshow<br />
Wenn Paul der Tiefflieger mit seinem<br />
Fallschirm auf der Bühne landet, beginnt<br />
die Wahnsinnsshow. Lachen bis zum<br />
Umfallen ist angesagt. Der Todessprung<br />
wird gewagt. Bälle sausen umher. Ab und<br />
zu fallen rohe Eier daneben. Der Clown<br />
stürzt von einer ›Banane‹, manchmal direkt<br />
ins Publikum …<br />
Wenn ihm die Lust vergeht, von allen<br />
ausgelacht zu werden, dreht er den Spieß<br />
einfach um. Er holt sich seine Schauspieler<br />
auf die Bühne die er dann zu Tieren und<br />
anderem verwandelt. Nur mit Hilfe der<br />
Zuschauer kann das alles gutgehen!<br />
➟ Magazinboden, 11 Uhr<br />
// für Kinder ab 4 Jahren<br />
// Paul der Tiefflieger<br />
// Eintritt: € 4,–<br />
Das Rübchen<br />
Großväterchen hat eine Rübe gesät.<br />
Ist der Boden gut vorbereitet? Wird es<br />
nicht zu trocken und zu nass sein? Wird<br />
auch kein Würmchen die Rübe annagen?<br />
Wenn man wenig hat und auf eine gute<br />
Ernte hofft, ist die Sorge um das, was man<br />
ausgesät hat, groß. Also hegt und pflegt<br />
der Großvater sein Rübchen, gießt und<br />
jätet und vertreibt die Schädlinge. Und<br />
tatsächlich, dank der Mühe und des guten<br />
Wetters wächst das Rübchen und wird riesengroß,<br />
zu groß fast. Der Großvater will<br />
es ernten, kann es aber nicht allein herausziehen.<br />
Da muss Hilfe herbei!<br />
➟ Magazinboden, 11Uhr<br />
// für Kinder ab 3 Jahren<br />
// Hermannshoftheater<br />
// Eintritt: € 4,–<br />
Zhenja Urich<br />
G R O S S STA DT LY R I K U N D R U S S I S C H E R R O C K<br />
In Sibirien geboren, seit 1996 in Deutschland, ist dem Liedermacher und Sänger<br />
Zhenja Urich Hamburg zur zweiten Heimat geworden. Hier gründete er 2005 die<br />
Rockband Periferija, mit der bald darauf eine rege Konzerttätigkeit in Deutschland,<br />
Polen und Russland einsetzt. Im Laufe der Zeit entstehen zwei Alben: eine Konzertaufnahme<br />
aus Polen, ›Live in Konin‹ (2006), sowie das Studioalbum ›Junge Jahre‹,<br />
2008. Auch in seinem Soloprojekt kommen Zhenia Urichs russische Texte aus der<br />
Tiefe seiner Seele und wie im wirklichen Leben geht es in ihnen um Freundschaft, Liebe,<br />
Geld, Integration, Pazifismus, Krieg, Alkohol, Einsamkeit, Tod, Humor und vieles<br />
mehr. Musikalisch dominiert die Spannung, die aus Urichs rauchiger Stimme und seinen<br />
lyrischen Tönen entsteht, wobei es durchaus auch mal rockig wird. Die Energie<br />
und Spielfreude seiner Musik sind unmittelbar ansteckend und da trifft es sich, dass<br />
Zhenja Urich gerade wieder unterwegs ist. Und in diesem Zuge auch nach Bremen<br />
kommt: mit dem Soloalbum ›Hinterm Horizont‹ (2008) und neuen Liedern.<br />
MARTHA GRAF<br />
➟ etage 3, 20 Uhr<br />
Bauchklang<br />
S T I M M A K R O B A T I K U N D R O B O T E R D I S C O<br />
Die österreichische Beatboxing-Band Bauchklang beeindruckt mit ihrem nur per Stimme<br />
hergestellten Rhythmus sowie mit Bass- und Vokalakrobatik-Sounds. Stimmgewaltiges<br />
Surfen durch Dub, HipHop, Techno und klassisches Beatboxing sowie elektronische<br />
Stile als schweißtreibende A-cappella-Nummern sind ihr Markenzeichen. Mit ihrer<br />
jüngst veröffentlichten EP entern Bauchklang nun ein neues Level: ›Ray‹ schreitet konsequent<br />
in Richtung Dancefloor: Heftige Dubbässe treffen auf Roboterdisco, an Gospel<br />
angelehnte Vocals werden technofiziert. Immer schon elektronischer Tanzmusik zugeneigt,<br />
haben sich Bauchklang mit ›Ray‹ den Wunsch nach Verschmelzung von Stimmund<br />
Studioeffekten erfüllt: Der Technopionier Patrick Pulsinger, der schon für Produktionen<br />
von Elektro Guzzi, Pamelia Kurstin und DJ Hell verantwortlich zeichnete, hat ›Ray‹<br />
einen Klang zwischen unterkühlter Pseudoelektronik und warmen Stimmexperimenten<br />
verpasst, eingebettet in minimale Effekte aus der Dub-Echo-Kammer. ›Ray‹ ist Bauchklang<br />
an ihrem Kreativzenit.<br />
MARTHA GRAF<br />
➟ Saal, 20 Uhr<br />
28 APR SO // SCHLACHTHOF<br />
Hokus Pokus Omnibus<br />
Hokus Pokus Omnibus, das<br />
sind Geschichten um ein<br />
äußerst komisches Huhn, das<br />
auf wundersame Weise Eier legt,<br />
einen nagelneuen Regenschirm,<br />
der vielleicht etwas zu klein<br />
geraten ist, ein Malbuch, in dem<br />
sämtliche Bilder fehlen, eine<br />
Knotenpusteröhre, einen goldenen<br />
Würfel, der aus einem verschlossenen<br />
Safe verschwindet,<br />
sich in der Hand färbende<br />
Tücher und noch allerlei mehr.<br />
Die Hauptdarsteller des Abschlußtricks sind eine Herde<br />
roter Elefanten, die eine Menge zauberhafter Dinge vollbringen.<br />
➟ Magazinboden, 11 Uhr // für Kinder<br />
ab 4 Jahren // Friedrich der Zauberer,<br />
// Eintritt: € 4,–<br />
Sean-Patric Braun<br />
z ✿<br />
Montags Offene Tanzgelegenheit für Standardtänze | Saal 20 Uhr<br />
Lagerhaus Milonga | DJane Natascha |Saal 21.30 Uhr<br />
Fr/Sa/So Werder auf Großbildleinwand|<br />
Kafé 20.30/15.30 Uhr (Fr) & 18.30/15.30 Uhr (Sa) & 17.30 Uhr (So)<br />
02<br />
25<br />
FR<br />
EIZ<br />
EIT<br />
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10/12/14<br />
30<br />
A P R I L / M A I 2 0 1 3<br />
Fr 05<br />
Sa 06<br />
So 07<br />
Di 09<br />
Mi 10<br />
Do 11<br />
Fr 12<br />
Sa 13<br />
So 14<br />
Di 16<br />
Fr 19<br />
Sa 20<br />
So 21<br />
Mi 24<br />
Do 25<br />
Fr 26<br />
Sa 27<br />
Di 30<br />
Do 02<br />
Fr 03<br />
Sa 04<br />
Do 09<br />
Sa 11<br />
Mi 15<br />
Do 16<br />
Fr 17<br />
Sa 18<br />
Di 21<br />
Mi 22<br />
Do 23<br />
Fr 24<br />
Sa 25<br />
So 26<br />
Di 28<br />
Mi 29<br />
Do 30<br />
A P R I L<br />
M A I<br />
lagerhaus<br />
Maritimes & Mehr von Annette Leenheer| Ausstellungseröffnung | Kafé 19 Uhr<br />
Schwarzkaffee/Dictionary of Funk | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Klangheimlich | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr<br />
Indie Army Now!| DJs: Alexis On Fire & Pat The Drive-In | Saal 23.30 Uhr<br />
Salzwasser | Shakespeare Company zu Gast | Saal 18 Uhr<br />
Austin Lucas | Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />
›Identität‹ statt ›Rasse‹ – Neue Strategien der Rechten | etage 3, 18 Uhr<br />
Virgin to Vamp | Musical Cabaret | Saal 20 Uhr<br />
Slam Bremen | Stargast: Daniel Wagner | Saal 20 Uhr<br />
Virgin to Vamp | Musical Cabaret | Saal 20 Uhr<br />
Bewegungsevolution & Contact Improvisation | Workshop | tanzwerk-Studio 14–18 Uhr<br />
Sizarr / Mehawk | Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Die Suche nach dem reinen Klang| etage 3, 21 Uhr<br />
Lagerhaus-Disco | DJ Elvis & Friends | Saal 23.23 Uhr<br />
Virgin to Vamp | Musical Cabaret | Saal 20 Uhr<br />
Tildon Krautz / The Golden City Brothers | Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />
Lagerhaus – tanzbar | DJ T.Jane| Saal 21 Uhr<br />
Blaudzun | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Die Ferienbande | Live-Hörspiel| Saal 20 Uhr<br />
Swing Along! | Chapeau Manouche/DJ Swingy the Kid| etage 3, 19.30 Uhr<br />
The Revolver Club | DJ Benny Ruess | Saal 23.30 Uhr<br />
Strom & Wasser feat. The Refugees | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Saint Lu | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Finngips | Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />
Kristian Kokol | Comedy | Saal 20 Uhr<br />
Alsomirschmeckts! | Theaterabend der spontanen Premieren | etage 3, 20.30 Uhr<br />
ChiChiBuBu | House, Elektro, Indie & Alternative | Saal 23.30 Uhr<br />
Blofish | Jazzahead! – Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
Lagerhaus-Disco | Djs Satze & T.N.T. | Saal 23.23 Uhr<br />
Walpurgisnacht | Seattle Tea House/Celtic Fireangels/Sibyll Mandragora| LiLuBa 20 Uhr<br />
Tanz in den Mai | Global Beats, DJ Nedim & Lagerhaus-Disco spezial/<br />
DJs: K.K. & Wolf| Kafé & Saal, 23 Uhr<br />
Mrs. Greenbird | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Dirty Honkers | Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
Von der Improvisation zur Komposition | Workshop| tanzwerk-Studio 15–18 Uhr<br />
Brachenkiste <strong>macht</strong> mobil | Puppentheater | etage 3, 21 Uhr<br />
Slam Bremen | anschließend Open Slam | Saal 20 Uhr<br />
V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Über Wagner | etage 3, 21 Uhr<br />
Lagerhaus-Disco | DJ Elvis & Friends | Saal 23.23 Uhr<br />
Slam Bremen | Science Slam | Saal 20 Uhr<br />
The Kilkennys | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
77 Bombay Street | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Die Trockenblumen ›Krähenfüße spezial‹ | Comedy/Kabarett | Saal 20 Uhr<br />
Kevin Devine | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr<br />
Revolverclub | DJ Benny Ruess | Saal 23.30 Uhr<br />
Lagerhaus – tanzbar | DJ T.Jane| Saal 21 Uhr<br />
Salty Pajamas | Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />
Imam Baildi | Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
›Top Girls‹ | Werkstattgespräch mit Sonja Eismann | Saal 18 Uhr<br />
I See Hawks in L.A. | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Zhenja Urich | Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />
ChiChiBuBu | House, Elektro, Indie & Alternative | Saal 23.30 Uhr<br />
Funky Debop | Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
Koona Phony | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr<br />
Lagerhaus-Disco | Saal 23.23 Uhr<br />
Osman Engin: Deutschland allein zu Haus | Lesung | Saal 20 Uhr<br />
Bauchklang | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Royal Canoe | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Poetry on the Sound | Poetry & Musik mit Gülbahar Kültür und Peter Dahm | Saal 20.30 Uhr
z❀FR EIZ<br />
EIT ✿<br />
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26<br />
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02<br />
// I M P R E S S U M<br />
11<br />
01/072013<br />
A P R I L / M Ä R Z 2 0 1 3<br />
Fr 19<br />
Sa 20<br />
So 21<br />
Di 23<br />
Do 25<br />
Fr 26<br />
Sa 27<br />
So 28<br />
Mo 29<br />
Di 30<br />
Do 02<br />
Fr 03<br />
Sa 04<br />
Do 23<br />
Sa 25<br />
So 26<br />
Mo 01<br />
Do 04<br />
Fr05<br />
Do 11<br />
Fr 12<br />
Sa 13<br />
So 14<br />
A P R I L<br />
schlachthof<br />
Ensemble New Babylon | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Johannes Oerding SOLD OUT! | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Tyske Ludder & Steril | Konzert | Magazinkeller 20 Uhr<br />
King Rocko Schamoni | Lesung & Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Edward Maclean Adoqué/Oli Poppe Trio<br />
| Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Mohammad Reza Mortazavi | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Die gnadenlose Clownsshow | Kindertheater | Magazinboden 11 Uhr<br />
Die Fil-Show | Comedy | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Tanz aus der Reihe | Jugendtanztheater | Kesselhalle 18.30 Uhr<br />
Das Rübchen | Kindertheater | Magazinboden 11 Uhr<br />
Tim Vantol & Band | Konzert | Magazinkeller 20 Uhr<br />
jazzahead! 2013 – Israeli Night | Konzert | Kesselhalle 20.30 Uhr<br />
jazzahead! 2013 – Overseas Night | Konzert | Kesselhalle 20.30 Uhr<br />
Hansemosh – Bremen Metal Feast Part II | Magazinkeller 18 Uhr<br />
jazzahead! 2013 – European Jazz Meeting Night Showcases | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Kunstmarkt Bremen| Foyer 10 Uhr<br />
Hokus Pokus Omnibus | Kindertheater | Magazinboden 11 Uhr<br />
Bosse/Jack Beauregard/Valentine SOLD OUT! | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Bosse/Jack Beauregard/Valentine SOLD OUT! | Kesselhalle 20 Uhr<br />
M A I<br />
Dave Davis | Comedy | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Faderhead/Skyla Vertex | Konzert | Magazinkeller 20 Uhr<br />
Sterne des Orients 2013 | orientalische Tanzshow | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Tamikrest | Roots Nights Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Olaf Schubert & seine Freunde | Veranstaltungsort verlegt: Pier 2<br />
Kunstmarkt Bremen| Foyer 10 Uhr<br />
im <strong>Schlachthof</strong><br />
e x t r e m e<br />
coming soon: 29/06 17. Endless Grind – Oldschool Skateboard Session +++ 01/07 Calexico +++ 18&19/09 Maybebop +++<br />
21/09–04/10 Explosive Jugendtheaterfestival +++ 10/10 Frank Goosen +++ 18/10 Prinz P +++ 30/10 Thees Uhlmann +++<br />
12/11 The House Jacks +++ 14/11 Nagelritz +++ 06/12 Caveman +++ 13/12 Jan Plewka singt Rio Reiser +++ 22/12 Stoppok +++<br />
vorfreude!<br />
<strong>Schlachthof</strong><br />
Herausgeber: <strong>Kulturzentrum</strong> <strong>Schlachthof</strong>, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 9–20 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 37775 11, <strong>zett</strong>@schlachthof-bremen.de, <strong>Kulturzentrum</strong> Lagerhaus,<br />
Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701461, -fax: 701306, Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de Redaktion: Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Sean-Patric Braun,<br />
Sophie Hellgardt, Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Ausland: Robert Best (Zürich), Anatol Karminsky (Ulan Bator) Grafische Gestaltung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt<br />
Beiträge: Heidi Diewald, Christian Emigholz, Martha Graf, Radek Krolczyk, Jens Laloire, Stefanie Möller, Andreas Schnell, Nora Stötzner, Alexander Timmermann Fotos/Illustratio- Z-Magazin<br />
nen: Marina Lilienthal (Titel), Dorle Bahlburg, Marina Lilienthal, Nina-Flore Hernandez, Jörg Möhlenkamp, Viktor Ströver Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Druckerei: Girzig & Gottschalk, Bremen.