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ForestFinest 1/2012

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

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ISSN 1866-7325 4,00 €<br />

<strong>ForestFinest</strong><br />

Ausgabe 1 <strong>2012</strong><br />

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />

Biodiversität<br />

oder:<br />

Ich bin dann<br />

mal weg!


Julia Daniel,<br />

Teamleiterin CO 2OL und Baumstifterin<br />

Mein Haus, mein Pferd, mein Boot<br />

ist nicht ihr Ding. Aber Natur, Mensch und Tier liegen ihr am Herzen.<br />

Darum ist Julia Daniel Baumstifterin bei der Deutschen Umweltstiftung.<br />

Das sichert der Welt den Regenwald und vielen Menschen dort gute Wald-Arbeit.<br />

Ganz nebenbei hilft der neue Stifterwald dann auch dem Klima, dem Wasser sowie<br />

vielen Tieren und Pflanzen, die dort ein Zuhause finden. Mit 33 Euro sind Sie dabei<br />

– wie Julia. Einfach online baumstiften gehen. Danke.<br />

www.baumstifter.de<br />

Deutsche<br />

Umweltstiftung<br />

Mein Baum<br />

sorgt für Arbeitsplätze und<br />

sauberes Grundwasser<br />

Foto: Marita Speen


Foto: Mark Kostich/www.photos.com<br />

Ware Biodiversität gegen wahre Biodiversität<br />

Die Werbewirtschaft hat den Wert der Ware Biodiversität längst erkannt. So reichen Essig,<br />

Zitronensäure, Seife und Spiritus aus, um alles sauber zu bekommen, was man gern rein<br />

hätte. Die über 55000 „verschiedenen“ Turbo- und Blitzreinigungsmittel, die in deutschen<br />

Supermarktregalen stehen, sind meist nur industriell aufgemotzte Abwandlungen dieser<br />

Grundsubstanzen. Überhaupt sind Supermärkte ein Hort der Pseudobiodiversität. Am Kühlregal<br />

strahlen uns dutzende von „verschiedenen“ Joghurtsorten an – alle im Wesen gleich.<br />

Den Unterschied macht vor allem das Marketing, das uns verschlankende, entschlackende<br />

oder gar gesundmachende Inhalte suggeriert. Und darüber hinaus den Eindruck vermittelt,<br />

im Erdbeerjoghurt seien die Erdbeeren das geschmackgebende Element und nicht „naturidentische“<br />

Aromastoffe.<br />

Die industrielle Einöde unserer Nahrungsmittel (von Lebensmitteln mag man gar nicht<br />

schreiben) ist dabei nur das logische Ende der industriellen Wüste, die die konventionelle<br />

Land- und Forstwirtschaft erzeugt. Endlose Monokulturen zur Soja-, Orangen-, Bananen-,<br />

Mango-, Apfel- oder auch Kartoffelproduktion. Die Monokulturwüsten, die wahlweise<br />

Rohstoffproduktion für Energie (Mais, Weizen, Zuckerrohr) darstellen oder Benzin (Ethanol),<br />

haben Millionen Hektar von Landschaften – vor allem Wald –, die reich waren an wahrlich<br />

verschiedenen Arten – Pflanzen wie Tieren – verdrängt.<br />

Auch hier spielen Werbung und Medien die Rolle des Biodiversitätsstifters und Greenwashers.<br />

Anzeigen gaukeln mindestens klimaneutrale Palmölplantagen vor. Sanft wiegen<br />

sich Maisfelder in norddeutschen Landen für „Öko“Strom – da haben Kornblume und Igel<br />

wenig zu suchen. Meist reichen auch eine glücklich strahlende Mutter oder kerngesunde<br />

Kinder im TV-Spot(t), um aus gesüßtem Frischkäse ein kleines Steak und heile Welt zu zaubern.<br />

Und wenn Foodschützer „die Ampel“ fordern (grün nur für wenig Zucker und Fett),<br />

dann wird mehr Wasser zugesetzt, der Calciumanteil erhöht und Vitamin D zugesetzt. Und<br />

das, obwohl bekannt ist, das der Zusatz von künstlichen „Nähr“stoffen (wie Vitaminen) nicht<br />

nutzt, sondern eher krank macht. Wirkliche Lebensmittel kommen eben aus lebendigen,<br />

vielfältigen, biodiversen Landschaften und land-/forstwirtschaftlichen Betrieben – nicht aus<br />

der Landschafts-Fabrik. Die tausenden Inhaltsstoffe einer Frucht wirken anders als einzelne<br />

isolierte Vitamine. Das Zusammenspiel von millionen Pflanzen- und Tierarten ist Ursprung<br />

unserer Gesundheit. Deswegen ist Biodiversität auch kein Luxusgut für den Zoo. Wir brauchen<br />

sie von der Erzeugung in Feld und Wald bis in die Küche. Achja, Pseudobiodiversität ist<br />

auch noch teuer: Für Haushaltspflegemittel geben die<br />

Deutschen im Jahr über 4,2 Milliarden Euro aus. Das<br />

ist fast zehn Mal so viel wie sie für Umwelt- und Tierschutz<br />

spenden.<br />

Neue Werte braucht das Land.<br />

Harry Assenmacher,<br />

Geschäftsführer ForestFinance<br />

Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />

Inhalt<br />

Wald &<br />

Vielfalt<br />

4 An uns<br />

Die Seite für Leser · Impressum<br />

5 Die phänomenale Fünf<br />

Streiflichter in Zahlen zu Biodiversität<br />

6 Buschtrommel<br />

Meldungen zu Wald und Welt<br />

8 Titel<br />

Menschliche Einfalt gefährdet Artenvielfalt<br />

22 Waldwirtschaft<br />

Deutsche Waldwirtschaft · Holzfasern · Banken<br />

und Biodiversität · Meldungen<br />

26 Reportage<br />

Aufforstungsprojekt in Tadschikistan<br />

28 Forest Finance<br />

Fonds und Waldinvestments<br />

32 LandPartie<br />

Problematik Landraub · Meldungen und<br />

Hintergründe<br />

36 World of ForestFinance – WFF<br />

Bald 10000 Kunden · Menschen · Neue Kakaoflächen<br />

in Peru · Schulungsprogramm in Vietnam ·<br />

Unser Vertriebspartner Truscon<br />

46 BaumFreund & BaumSchule<br />

Von Menschen und Bäumen<br />

48 iForest<br />

Umweltaktivisten im Netz<br />

50 Für Waldläufer durchforstet<br />

Bücher · Links · Termine<br />

www.forestfinance.de FF 3<br />

Editorial


An und über uns …<br />

… die Seite für Leser und Meinungen<br />

Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Und dieses Mal haben Sie uns mit Ihrer Post sogar<br />

beschenkt! Eine E-Mail bescherte der ForestFinance Weihnachtsspenden-Aktion nämlich 200 Euro.<br />

Herzlichen Dank dafür. Was wir damit gemacht haben? Lesen Sie selbst. Auch die Fragen und Anregungen,<br />

die andere ForestFinance Kunden hatten.<br />

Thomas Schabert mailte im Dezember 2011:<br />

Wir würden auch dieses Jahr gerne die Forest -<br />

Finance Spendenaktion um 200 Euro aufstocken.<br />

Bitte teilen Sie uns einfach mit, wohin wir den<br />

Betrag dieses Jahr spenden sollen.<br />

Mira Nürnberg, ForestFinance antwortet: Herzlichen<br />

Dank für die wiederholte und außerordentliche<br />

Unterstützung unserer Aktion! Wir freuen uns<br />

sehr darüber! Bis zum 31. Dezember wurden rund<br />

500 Stimmen auf dem ForestFinance Facebook-<br />

Profil zugunsten dreier ausgewählter Projekte (der<br />

Stiftung Nuestra Señora del Camino aus Panama,<br />

des B.A.U.M.-Waldreservats „Wilde Buche“ in<br />

Deutschland und der in Vietnam tätigen Deutschen<br />

Jugend- und Bürgerhilfe e.V. ) abgegeben. Dank<br />

Ihnen konnten wir die Spendensumme auf 1200<br />

Euro erhöhen und an die Projekte verteilen. Mit<br />

37 Prozent aller Stimmen lag die Stiftung Nuestra<br />

Señora del Camino aus Panama ganz weit vorne.<br />

Die Stiftung unterstützt sozial benachteiligte Menschen<br />

in der Gemeinde Las Lajas, in Panama – dort,<br />

wo auch viele Ihrer ForestFinance Wälder wachsen.<br />

(Mehr über die Spendenaktion erfahren Sie im<br />

ForestFinance-Newsletterarchiv auf www.forest<br />

finance.de/go/newsletter-spendenaktion)<br />

Viele Kunden fragten: Wieso ist die <strong>ForestFinest</strong>-<br />

Schokolade, die im TreeShop angeboten wird, nicht<br />

Fairtrade-zertifiziert?<br />

Harry Assenmacher, Geschäftsführer der<br />

ForestFinance Gruppe, antwortet: Da die frisch<br />

etablierten ForestFinance Plantagen bisher noch<br />

nicht ausreichend Rohkakao produzieren, stammt<br />

die Kakaomasse der ForestFinance Schokolade von<br />

der benachbarten Kooperative Cocabo Panama.<br />

Der verwendete Rohkakao ist über das Unternehmen<br />

Biosuisse EU-Bio-, NOP (National Organic<br />

Program – ein Zertifizierungsprogramm für Lebensmittel)<br />

sowie Fairtrade zertifiziert. Das Handelsunternehmen<br />

Pronatec exportiert den Cocabo-<br />

Rohkakao in die Schweiz und lässt ihn dort zusam-<br />

men mit weiteren zertifizierten Inhaltsstoffen zu<br />

feinster Edelbitterschokolade mit 80 Prozent Kakaoanteil<br />

verarbeiten. So auch die bisherige Forest-<br />

Finest Schokolade. Sie besteht demnach zu 100<br />

Prozent aus fair gehandelten Zutaten. Dennoch<br />

verzichtet ForestFinance bewusst auf die explizite<br />

Verwendung des Siegels, da dies nur mit zusätzlichen<br />

kosten- und zeitaufwändigen Auflagen verknüpft<br />

wäre und der Vertrieb von Schokolade für<br />

das Unternehmen keine kommerzielle Bedeutung<br />

besitzt. Zudem halten wir „FairTrade“ für eine vielleicht<br />

wichtige, aber gerade was ökologische Standards<br />

anbelangt nur eine Facette abdeckende<br />

Zertifizierung. Für unsere eigenen Kakaoflächen<br />

streben wir eine Zertifizierung nach umfassenderen<br />

Standards an. Das UTZ-Siegel z. B. garantiert faire<br />

Arbeitsbedingungen nach den Standards der ILO<br />

(International Labour Organization) sowie gleichzeitig<br />

nachhaltig und umweltschonend produzierten<br />

Kakao. Wir planen daher eine Kombination des<br />

UTZ-Siegels mit dem EU-Biosiegel, das den höchsten<br />

gesetzlich gesicherten lebensmittelrechtlichen<br />

Standard gewährleistet, indem mindestens 95 Prozent<br />

der Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau<br />

kommen müssen.Weitere Informationen finden Sie<br />

unter www.forestfinance.de, www.cocabo.org<br />

Im Robin Wood Magazin Nr. 111/4.11 fanden<br />

wir einen Brief, der nicht an uns adressiert<br />

war, uns aber dennoch freut. Andreas<br />

Fremerey schreibt da: „Ich bin ja schon viele<br />

Jahre (Robin Wood-)Mitglied und hatte oft trotz<br />

schlechter Wirtschaftslage 1–2 Zusatzspenden<br />

gemacht. Es waren die Inhalte der letzten Kampagnen,<br />

mit denen ich mich nicht mehr so gut identifizieren<br />

konnte und die mich nicht motiviert haben,<br />

Zusatzspenden zu leisten. (…) Ich weiß nicht, ob es<br />

aureichend ist, dass Robin Wood weiterhin so defensiv<br />

agiert. www.ForestFinance.de ist in meinen<br />

Augen ein Positivbeispiel um offensiv tätig zu werden.<br />

Ich würde es begrüßen, wenn Robin Wood<br />

offensiver wird. Die Zeit ist reif, um zu agieren!“<br />

Impressum<br />

<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />

für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/<strong>2012</strong><br />

ISSN 1866-7325<br />

Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />

Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />

Geschäftsführer, HRB 13610, AG Bonn, Eifelstraße 20,<br />

53119 Bonn<br />

Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Jan<br />

Fockele, Janina Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger,<br />

Andreas Schnall, Kristin Steffan<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

SOKO-Layout, Marc Venner<br />

Titelfoto: photos.com<br />

Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />

Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />

Fon: 0228/9437780 Druck: 25 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />

auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />

ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />

Bestellungen für Jahresabonnements:<br />

Zwei Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />

Service GmbH (Anschrift siehe oben)<br />

4 FF www.forestfinance.de<br />

COB-41335/<strong>2012</strong>


Arten, Fakten und Vielfalt in Zahlen<br />

Wir leben in einer Welt voller Unbekannter. Hier ein paar Streiflichter in Zahlen über das, was wir wissen<br />

und vor allem nicht wissen, wenn wir über Biodiversität sprechen:<br />

Bislang gibt es bezüglich der weltweit existierenden<br />

Arten keine konkreten Angaben.<br />

So sollen auf der Erde zwischen 3 und<br />

100 Millionen Tier- und Pflanzenarten leben,<br />

nur 2 Millionen davon sind uns bekannt.<br />

Einige Forscher werden ein bisschen genauer,<br />

bis zu 10 Millionen Arten weltweit sollen<br />

es sein, davon etwa 3/4 an Land und 1/4<br />

im Wasser. Die meisten dieser Arten sind allerdings<br />

noch gar nicht entdeckt oder beschrieben<br />

worden. So fehlen uns bei geschätzten<br />

86 Prozent der Land- und ganzen<br />

91 Prozent der Meereslebewesen genauere<br />

Angaben.<br />

Biodiversität bezieht sich aber nicht nur<br />

auf das Tier- und Pflanzenreich, sondern<br />

Bis 2100 ist mit einer Erderwärmung<br />

von 1,1 bis 6,4 Grad zu rechnen. Von<br />

den Zahlen zwischen den Graden hängt<br />

das Überleben vieler Arten ab. Momentan<br />

schreitet das Artensterben bis zu<br />

1000 Mal schneller voran als in Zeiten,<br />

zu denen der Mensch nicht in die<br />

Natur eingegriffen hat.<br />

Die Gesamtfläche der Korallenriffe,<br />

welche wichtige Zentren der<br />

Biodiversität sind, wird auf<br />

60 Millionen Hektar beziffert.<br />

1/5 aller Fischbestände<br />

gelten als überfischt.<br />

meint auch die Vielfalt der Lebensräume mit<br />

all ihren komplexen ökologischen Prozessen<br />

und Wechselwirkungen. Unsere Wälder<br />

spielen hier eine tragende Rolle. Mit einer<br />

Gesamtgröße von knapp 4 Milliarden Hektar<br />

machen die etwa ein Drittel der Erdoberfläche<br />

aus und bieten wichtigen Lebensraum<br />

für geschätzte 75 Prozent aller Tier- und<br />

Pflanzenarten.<br />

Und auch für uns Menschen sind Wälder<br />

von schier unschätzbarem Wert: sie liefern<br />

Sauerstoff und Ressourcen, speichern Wasser<br />

und regulieren unser Klima. Dennoch<br />

werden jedes Jahr weltweit knapp 13 Millionen<br />

Hektar Wald vernichtet. Insgesamt<br />

entspricht das einer Fläche von 35 Fußball-<br />

In der EU existieren etwa<br />

160 Millionen Hektar<br />

Waldfläche, das entspricht<br />

der Größe von Deutschland,<br />

Frankreich und Spanien<br />

zusammen – auf die Welt<br />

betrachtet macht dieses<br />

Gebiet jedoch nur 4 Prozent<br />

des weltweiten Waldes aus.<br />

Das<br />

waldreichste Land<br />

der Erde ist Russland<br />

mit knapp einem Viertel<br />

aller Wälder<br />

weltweit.<br />

feldern, die pro Minute abgeholzt werden. Nur<br />

mit energischen und international abgestimmten<br />

Maßnahmen kann es uns gelingen,<br />

dies zu verhindern.<br />

Der Zahlendreier (fast) ohne Worte<br />

1. Deutschland verteilte 2010 insgesamt<br />

164 Milliarden Euro an Subventionsgeldern.<br />

2. 217 Millionen Euro davon wurden in den<br />

Artenschutz investiert. (Um die Biodiversität<br />

weltweit zu erhalten, hätte die Welt<br />

bis 2010 jährlich 37 Milliarden Euro in -<br />

vestieren müssen.)<br />

3. Deutschland subventioniert Steinkohle<br />

mit 1,5 Milliarden Euro im Jahr.<br />

Was es sonst noch<br />

Interessantes zu<br />

berichten gibt:<br />

Immerhin 13 Prozent der gesamten<br />

Erdoberfläche wurden als Schutzgebiete<br />

deklariert – aber lediglich<br />

22 Prozent davon werden angemessen<br />

verwaltet – 10 Prozent sind<br />

bereits von Degradation betroffen.<br />

Zahlenspiele von Jan Fockele,<br />

Geschäftsführer und Inhaber<br />

der ForestFinance PR-Agentur<br />

Laub & Partner. Der Mitgesellschafter<br />

begleitet ForestFinance<br />

seit Sommer 2004.<br />

Die phänomenale 5<br />

www.forestfinance.de FF 5<br />

3<br />

Von ehemals 1,6 Milliarden<br />

Hektar Regenwald, sind<br />

heute noch knapp 1 Milliarde<br />

übrig. Schätzungsweise<br />

bis zu 90 Prozent aller bekannten<br />

Tier- und Pflanzenarten<br />

sind in unseren<br />

Regenwäldern zu finden.<br />

(Quelle: www.joytopia.net/<br />

regenwald.html)


Buschtrommel<br />

Englische Künstler bauten dieses Boot aus Holzresten.<br />

Über 1200 Menschen brachten ihnen Hölzernes vorbei,<br />

damit sie daraus ein Boot für Olympia <strong>2012</strong> „puzzeln“.<br />

Foto: The boat project<br />

<strong>2012</strong> ist das UN-Jahr für „Nachhaltige<br />

Energie für alle“. Es ist in der Tat nicht leicht,<br />

sich alle Widmungen der UNO zu merken.<br />

2011 war das Jahr der Wälder und der Chemie,<br />

<strong>2012</strong> ist nun das der Genossenschaften,<br />

der Fledermäuse und eben der Nachhaltigen<br />

Energien für alle. Sinn dieser Jahre ist,<br />

mit Kampagnen und Veranstaltungen auf<br />

weltweit bedeutende Themen aufmerksam<br />

zu machen. So hat die UN zu Beginn des<br />

Jahres das Budget der Internationalen<br />

Organisation für Erneuerbare Energien<br />

(IRENA) auf 28,4 Millionen Dollar erhöht und<br />

will bis zum Jahr 2030 neben einem Zugang<br />

zu modernen, nachhaltigen Energiedienstleistungen<br />

für alle Menschen dieser<br />

Welt eine Verdopplung des Anteils der erneuerbaren<br />

Energien im globalen Energiemix<br />

erreichen. Besondere Bedeutung erhält<br />

dabei die Ankündigug Chinas, IRENA beitreten<br />

zu wollen. Bislang hat das mächtige<br />

Land aber noch kein einziges Abkommen<br />

unterschrieben. Informationen zum UN-<br />

Jahr finden Sie hier: www.forestfinance.de/<br />

go/dgvn-nachhaltigkeit<br />

Meldungen zu Wald und Welt –<br />

Neue Sommer-Olympiade und Resteverwertung<br />

In wenigen Wochen ist Sommer und Olympiade in London. Das haben die Bewohner der<br />

Insel schon länger im Blick und einige gründeten rechtzeitig die Arbeitsgruppe: The boat<br />

project. Sie hatten eine Idee, konnten den Art Council England als Sponsor gewinnen und<br />

brauchten nun nur noch sachdienliche Spenden in Form von Spielzeug, Instrumenten, Kleiderbügeln,<br />

Hockeyschläger und Nippes. Einzige Voraussetzung: Aus Holz musste alles sein.<br />

Denn die Künstler und Handwerker der Gruppe wollten ein Boot bauen. Nicht irgendeines,<br />

sondern aus alten Holzsachen. Das ist ihnen gelungen! Gregg Whelann und Gary Winters,<br />

die Initiatoren des Projekts, haben ein fast zehn Meter langes Boot erschaffen, dessen<br />

Basis ein mit Zedernholz beplanktes Gerüst bildet. Obendrauf fügt sich ein Ding zum<br />

anderen – von einer Spielzeugeisenbahn über die nun stolzen Reste eines Walnuss-Armaturenbrettes<br />

bis hin zu einem Holzspan von Jimi Hendrix’ Gitarre aus dem Jahr 1960 –<br />

laut Angaben der Bootsbauer. Im Mai <strong>2012</strong> geht das Boot, das die Daily Mail „HMS brica-brac“<br />

nennt – also „Segeljacht Schnickschnack“ – auf große Fahrt. Es wird mit Zwischenstopps<br />

in Brighton, Portsmouth, Hastings und Margate während der Olympischen<br />

Sommerspiele entlang von Großbritanniens Südostküste segeln. Alles über Boot, Menschen<br />

und Fahrten erfahren Sie hier: www.theboatproject.com<br />

Menschen auf dem Weg zur Arbeit – von jenen, die dafür das wenigste Geld bekommen, nehmen die Öko -<br />

steuern das meiste weg. Foto: photos.com<br />

Umweltsteuern belasten ärmere Bevölkerungsgruppen<br />

stärker als reichere. Eine<br />

Literaturstudie des Ecologic Instituts befasste<br />

sich mit den Auswirkungen ökologischer<br />

Steuerreformen in Europa auf die Verteilung<br />

von Wohlstand zwischen unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsgruppen. Die<br />

Untersuchung war Teil einer Studie für die<br />

Europäische Umweltagentur und kam zum<br />

Schluss, dass auch Kompensationsmechanismen<br />

und die Rückverteilung des Steueraufkommens<br />

diese Wirkung nicht vollständig<br />

aufheben können. Dennoch plä-<br />

dieren die Autoren der Studie nicht für<br />

niedrige Preise für Energie und andere<br />

Umweltgüter, sondern fordern grundlegende<br />

Energie- und Transportdienstleistungen<br />

für alle Teile der Bevölkerung sicherzustellen.<br />

Die Ergebnisse zeigen nämlich,<br />

dass Ökosteuern ein wirksames Mittel<br />

zur Erreichung von Umweltzielen sein können<br />

und deswegen geeignete Wege des Ausgleichs<br />

gefunden werden müssen. Der Bericht<br />

ist keine leichte Kost, aber sehr informativ.<br />

Er kann unter www.forestfinance.de/go/<br />

umweltsteuern heruntergeladen werden.<br />

6 FF www.forestfinance.de


für Sie aufgelesen<br />

CCS am Ende – oder noch mehr Schrecken?<br />

„CCS-Technologie ist für die Energiewende<br />

gestorben“, schreibt das DIW Berlin. Hinter<br />

der Abkürzung CCS (Carbon Capture, Transport<br />

and Storage) steht ein Verfahren, mit<br />

dem CO 2 aus Abgasen verflüssigt, transportiert<br />

und unterirdisch gespeichert werden<br />

sollte. Das größte deutsche Wirtschafts -<br />

forschungsinstitut, DIW, kommt nun in<br />

einer Studie zum Schluss: Die Umsetzung<br />

der CCS-Technologie entpuppt sich als Flop.<br />

Lange Zeit galt sie als Hoffnungsträger für<br />

die Energiewende in Deutschland und<br />

Europa. 15 bis 55 Prozent der globalen CO 2 -<br />

Einsparungen hoffte man damit zu erreichen.<br />

Nun sind Pilotprojekte verschoben<br />

oder abgebrochen. Bis heute existiert kein<br />

einziges abgeschlossenes CCS-Projekt mit<br />

nennenswerter Leistung. „Es hat sich herausgestellt,<br />

dass die Umsetzung technologisch<br />

zu anspruchsvoll und sehr teuer ist“,<br />

so Christian von Hirschhausen, Autor der<br />

Studie. „Die Bundesregierung muss ihr<br />

Energiekonzept revidieren. Strategien, die<br />

auf die Verfügbarkeit von CCS in den kommenden<br />

10 bis 20 Jahren setzen, sind hinfällig<br />

und weder öko nomisch noch energiepolitisch<br />

sinnvoll.“<br />

Mehr dazu auf www.forestfinance.de/go/<br />

ccs-gestorben<br />

Stand der durch das EERP geförderten prioritären CCS-Projekte innerhalb der EU<br />

Projekt Känschwalde Porto Tolle Maasvlakte Belchatow Compostilla Don Valley Power Proj. 1<br />

Land Deutschland Italien Niederlande Polen Spanien Großbritannien<br />

Speicherung Aquifer Aquifer Enhanced Gas Aquifer Aquifer Enhanced Oil<br />

onshore offshore Recovery onshore onshore Recovery<br />

Größe/MW 250 + 50 660 250 250 + 858 323 900<br />

EU-Förderung<br />

Mio. EUR<br />

180 100 180 180 180 180<br />

Erwartete 2011 2011 2015 unklar unklar 2010<br />

Fertigstellung abgesagt gestoppt gestoppt<br />

Die Grafik zeigt nicht nur, wie problematisch die CCS-Projekte innerhalb der EU sind, sondern verdeutlicht auch,<br />

wie viel Geld dafür verloren geht. Quelle: sequestration/DIW Berlin<br />

Zuerst die gute Nachricht: Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) berechnet, dass<br />

2011 durch den Ausbau erneuerbarer Energien der Ausstoß von 127 Millionen Tonnen Kohlendioxid<br />

in Deutschland vermieden wurde. Durch mehr Energie aus Sonne, Wind und<br />

Biomasse zahlte das Land für den Import von Brennstoffen 3,6 Milliarden Euro weniger<br />

als 2010. BEE beziffert den Anteil grüner Energie hierzulande im Strombereich mit<br />

20,1 Prozent, was eine Steigerung um vier Prozent zum Vorjahr bedeutet.<br />

Und jetzt die schlechte: Der Bundesverband stellt fest, dass der Anteil erneuerbarer<br />

Energien im Wärmesektor gefallen ist. Nicht dramatisch – von 9,6 Prozent 2010 auf<br />

9,4 Prozent in 2011 – aber dennoch verdeutlichen diese Zahlen das niedrige Niveau, das<br />

in diesem Bereich herrscht. Auch die Zunahme der Wärmepumpen, Pelletheizungen und<br />

Solarthermieanlagen ist kaum nennenswert. Deswegen kommt BEE-Präsident Dietmar<br />

Schütz zum Schluss: „Diese schwachen Zahlen belegen erneut die Dringlichkeit für ein<br />

verlässliches und haushaltsunabhängiges Förderinstrument für den Ausbau regenerativer<br />

Energien im Wärmesektor.“<br />

Buschtrommel<br />

Der Name „Spessart“ bedeutet Spechtswald. Hier<br />

leben aber nicht nur Schwarzspechte, wie einer mit<br />

seinen Jungen auf dem Bild zu sehen ist, sondern auch<br />

viele andere Tiere, für deren Schutz sich Greenpeace-<br />

Aktivisten im unterfränkischen Spessart einsetzen.<br />

Foto: Wikipedia/Alastair Rae<br />

Greenpeace-Waldcamp gegen Abholzung.<br />

Im Spessart wollen die Umweltschützer<br />

den Bestand der über 140 Jahre alten Buchen<br />

und Eichen dokumentieren. Als einzige Landesregierung<br />

gibt Bayern keine Auskunft<br />

über seine öffentlichen Waldflächen. Damit<br />

ist nicht erkennbar, welche Gebiete unter<br />

Schutz stehen und wo eingeschlagen wird.<br />

„Wir brauchen dringend Auskunft, wo sich<br />

die besonders wertvollen Bestände befinden.<br />

Nur so können wir sicher gehen, dass diese<br />

Wälder ausreichend geschützt werden können",<br />

sagt Martin Kaiser, Waldexperte von<br />

Greenpeace und fordert einen sofortigen<br />

Einschlagstopp. Die aktuellen Nachrichten<br />

dazu finden Sie auf blog.greenpeace.de.<br />

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />

Die Begutachtung eines Windrades geschieht im<br />

Kleinen wie im Großen – mit guten Ergebnissen.<br />

www.forestfinance.de FF 7<br />

Foto: Wikipedia/Markus Bergmann


Viel ist mehr<br />

Ein Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas) ist eine farbenfrohe Erscheinung. Er kommt natürlich nur in Mittelamerika vor, ist da aber gefährdet. Nicht nur das Abholzen<br />

der Regenwälder macht ihm zu schaffen, sondern auch ein Pilz, der wahrscheinlich aus Südafrika eingeschleppt wurde. (Wir berichteten in der <strong>ForestFinest</strong> 2-2011).<br />

Immer mehr Arten verschwinden – oder stehen kurz davor – weil wir Menschen in natürliche Kreisläufe eingreifen.<br />

Fotos (Shutterstock): Auf den folgenden Seiten finden Sie Fotos von Tieren, die in Regenwäldern – viele von ihnen auch in ForestFinance-Wädern – zuhause sind.<br />

„Freigestellt“, so nennen Grafiker und Fotodesigner diesen Stil, verdeutlichen sie die Vereinsamung und Verletztlichkeit der Natur.<br />

8 FF www.forestfinance.de


Weniger ist mehr, heißt es oft. Aber nur, wenn mehr schlecht ist. Im Falle von Arten und Vielfalt ist ein mehr<br />

davon mit Sicherheit gut und vor allem besser, als das momentan immer weniger Werden: Allein 2011 ist die<br />

Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten um 1219 Namen länger geworden. Von den insgesamt 61914<br />

aufgelisteten Arten ist rund ein Drittel vom Aussterben bedroht. Und dabei kennen wir noch nicht einmal alle<br />

Arten, die diese Welt hervorgebracht hat. Wir können nur schätzen und fürchten, dass Millionen Arten aufhören<br />

werden zu existieren, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine Sommer-Guist<br />

fasst den Status Quo der politischen Einfalt versus natürlicher Vielfalt zusammen.<br />

Die Wälder – unendliche Weiten, unberechenbare<br />

Zahlen … Beherbergen sie nun 40,<br />

60 oder gar 90 Prozent aller Tier- und<br />

Pflanzenarten? Die Wissenschaft ist sich dahingehend<br />

uneins. Einig ist aber die Einsicht:<br />

wahre Vielfalt findet sich im Regenwald. Unsere<br />

deutschen Wälder müssen sich aber<br />

nicht verstecken – immerhin wachsen hier<br />

auf einem Hektar im Schnitt etwa 40 heimische<br />

Baum arten. In Europa sind es insgesamt<br />

etwa 100. Aber im Regenwald, zum<br />

Beispiel im ecuadorianischen Nationalpark<br />

Yasuní, zählte der Biologe Nigel Pitman<br />

von der US-Duke Universität zirka 1200<br />

Baumarten. Sein Kollege Dr. Matt Finer, der<br />

im selben Gebiet forscht, schwärmt von<br />

der Gegend: „Dank seiner einmaligen Lage<br />

am Äquator im Nordwesten Amazoniens<br />

liegt Yasuní im Zentrum der reichsten biologischen<br />

Zone der westlichen Hemisphäre.<br />

Es ist die einzige Stelle, wo sich maximale<br />

Vielfalt der Amphibien, Vögel, Säugetiere<br />

und Pflanzen überschneiden“, erklärt der<br />

Forscher im Magazin Regenwald Report<br />

3/2011.<br />

Maximale Vielfalt – egal wie hoch bemessen<br />

oder geschätzt – findet sich in den<br />

Wäldern rund um den Äquator. Und genau<br />

diese Welt ist bedroht: Jedes Jahr verschwinden<br />

rund 13 Millionen Hektar Wald<br />

und mit ihnen so viele Arten, wie wir sie<br />

in unseren kühnsten Albträumen<br />

nicht zu beziffern wagen. Und so<br />

gibt es schon den einen oder an-<br />

Das ist das Logo der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Sie begann 2011 und währt bist 2020.<br />

Was genau dahinter steht und noch vor uns liegt finden Sie auf: www.un-dekade-biologische-vielfalt.de<br />

deren Vergleich wie: Artensterben ist schlimmer<br />

als Klimawandel. Mag sein. Aber der<br />

Vergleich ist überflüssig. Wir alle müssen<br />

was tun, um unserer Welt inklusive Arten<br />

und lebensfreundlichem Klima eine Chance<br />

zu geben. Die Vereinten Nationen haben<br />

das erkannt und die UN-Dekade<br />

Biologische Vielfalt<br />

ausgerufen.<br />

www.forestfinance.de FF9<br />

Titel


Titel<br />

Namen – bald<br />

nur Schall und Rauch?<br />

Biologische Vielfalt hat eine Definition, zu ihr<br />

gehören aber unzählige Namen – von allem<br />

und jedem, der sie ausmacht. Denn sie ist alles,<br />

was zur Vielfalt der belebten Natur<br />

beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen<br />

und Mikroorganismen – einschließlich der<br />

Wechselwirkungen zur unbelebten Umwelt,<br />

innerhalb der Arten und zwischen den Arten<br />

– sowie die genetische Vielfalt inner halb der<br />

Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Zu<br />

der biologischen Vielfalt gehören wildlebende<br />

Arten ebenso wie Nutztierrassen und<br />

Kulturpflanzensorten.<br />

Dabei spielen alle eine so wichtige Rolle,<br />

dass niemand es wagen kann, eine als zentral<br />

zu definieren. So fanden Wissenschaftler<br />

der Universitäten Bern, Leipzig, Halle,<br />

München und Oldenburg sowie des Helmholtz-Zentrums<br />

für Umweltforschung (UFZ)<br />

heraus, dass ein Ökosystem umso stabiler<br />

und dauerhafter funktioniert, je mehr Pflanzenarten<br />

es enthält. Die Ökologen deckten<br />

auf, dass diese Stabilität durch Wandel zustande<br />

kommt: Pflanzen, die in einem Jahr<br />

völlig unnütz für das Ökosystem erschienen,<br />

waren in anderen Jahren ausschlaggebend<br />

für sein langfristiges Funktionieren. Demnach<br />

kann es durch den momentan weltweit<br />

zu beobachtenden Artenverlust zu großen<br />

Problemen kommen.<br />

Biologische Vielfalt ist die Grundlage unserer<br />

Existenz. Für ihre Erhaltung gibt es also<br />

gute Gründe. Oder wie die UN-Dekaden-Verantwortlichen<br />

auf ihrer Homepage sehr korrekt,<br />

fast schon im feinsten Amtsdeutsch<br />

schreiben: „Für ihre Erhaltung gibt es vielfältige<br />

ökologische, ökonomische, soziale,<br />

kulturelle und ethische Gründe: Eine intakte<br />

biologische Vielfalt kann sich besser an sich<br />

verändernde Umweltbedingungen anpassen<br />

– eine wichtige Voraussetzung angesichts des<br />

weltweiten Klimawandels.“<br />

Ökonomisierung der Ökologie<br />

Unser aller Leben hängt also in allen Facetten<br />

von der biologischen Vielfalt ab. Wir<br />

könnten kein einziges Produkt ohne sie herstellen,<br />

keinen Tag überleben. Selbst die<br />

Leistungen, die die meisten von uns wie<br />

selbstverständlich hinnehmen, sind wirtschaftlich<br />

bedeutsam. Naturleistungen sind<br />

beispielsweise die Selbstreinigungskraft von<br />

Gewässern, die Luftreinigung über die Filterleistungen<br />

von Bäumen (siehe Seite 11)<br />

oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Viele<br />

bedeutsame Wirtschaftszweige und zahllose<br />

Arbeitsplätze in Land- und Forstwirtschaft,<br />

Fischerei, Tourismus und Gesundheitswesen<br />

hängen direkt und indirekt von<br />

einer intakten und vielfältigen Natur ab.<br />

Das haben nicht nur die Vereinten Nationen,<br />

sondern auch einige Unternehmer erkannt<br />

(siehe Seite 14). Aber wie realistisch ist<br />

es, die vom Menschen verursachte Naturkatastrophe<br />

Artensterben noch aufzuhalten?<br />

Die hohen Tiere und ihre Politik<br />

Eine Studie des EU-Projektes ALARM, des<br />

Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung<br />

(UFZ) sowie des Finnish Environment Institute<br />

SYKE zeigt, dass zukünftiges Wirtschaftswachstum<br />

und die gleichzeitige Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen<br />

keine Gegensätze<br />

sein müssen. Voraussetzung<br />

dafür müsse aber sein,<br />

dass die Politik ihre Prioritäten<br />

auf eine nachhaltige Entwicklung<br />

setzt und den Erhalt<br />

der Biodiversität gezielt<br />

fördert. Genau das haben Laien<br />

schon lange geahnt, aber nun haben es<br />

die Wissenschaftler nachgewiesen. Sie<br />

kombinierten und integrierten sozioökonomische,<br />

Landnutzungs- und<br />

Klimamodelle, die auf drei unterschiedlichen<br />

Zukunftsszenarien für<br />

Europa basieren, und untersuchten<br />

die vielfältigen Auswirkungen<br />

dieser Faktoren auf die biologische<br />

Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen<br />

in diesem Jahrhundert.<br />

Die Szenarien zeigen, dass eine Fortsetzung<br />

der aktuell beschlossenen EU-Politiken<br />

den Verlust der Biodiversität in vielen Fällen<br />

zwar bremsen, aber nicht stoppen kann.<br />

Eine Politik, die Wirtschaftswachstum zum<br />

zentralen Ziel erhebt, würde – mit wenigen<br />

Ausnahmen – sogar zu einem beschleunigten<br />

Verlust der biologischen Vielfalt auf der<br />

ganzen Linie führen.<br />

Joachim Spangenberg vom UFZ fasst die<br />

Studienergebnisse zusammen: „Die aktuelle<br />

Politik zum Schutz der Biodiversität reicht<br />

nicht, um das EU-Ziel zu erreichen, anhaltende<br />

Verluste zu stoppen, den Trend umzukehren<br />

und verlorene biologische Vielfalt<br />

zu restaurieren. Kohärente Nachhaltigkeitsstrategien<br />

sind unverzichtbar, um die biologische<br />

Vielfalt zu erhalten. Doch um Verluste<br />

endgültig zu stoppen und den Trend umzukehren<br />

brauchen wir eine neue Agrar-,<br />

Forst-, Fischerei-, Chemie-, Verkehrs-, Siedlungs-<br />

und Landnutzungspolitik.“<br />

Macht Macht ohnmächtig?<br />

Betrachtet man nun die Spezies der großen<br />

und kleinen Staatenlenker und -lenkerinnen,<br />

beschleicht einen das Gefühl,<br />

dass sie angesichts der Probleme<br />

sich nur auf Weniges und leider<br />

nicht auf (Arten-)Vielfältiges<br />

konzentrieren können. Wirtschaft<br />

und Arbeit, Einkommen<br />

und Kosten sind die<br />

Themen, die sie prägen. Und<br />

10 FF www.forestfinance.de


Hätten Sie das geahnt? Regenwald<br />

ist die globale Reinigungskraft<br />

Der Pflanzenduft Isopren puffert die Selbstreinigungskraft<br />

der Atmosphäre. Die Atmosphäre verdankt ihre robuste<br />

Selbstreinigungskraft dem konsequenten Recycling ihres Reinigungsmittels.<br />

Wie Hydroxylradikale, die organische Verbindungen<br />

in der Luft zersetzen, wiederverwertet werden, haben Wissenschaftler<br />

des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz nun im<br />

Detail geklärt. Demnach können die reaktiven Moleküle beim Abbau<br />

von Isopren entstehen. Isopren entweicht aus Pflanzen in die Atmosphäre<br />

und war bislang nur dafür bekannt, bei seiner chemischen Entsorgung<br />

Hydroxylradikale zu verbrauchen. Bei niedrigen Hydroxylkonzentrationen<br />

wird aber offenbar mehr von dem atmosphärischen Reinigungsmittel<br />

produziert als entfernt. Isopren übt somit eine Pufferwirkung aus, die<br />

einen Zuwachs von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen<br />

abschwächen kann. Somit ist jede einzelne Pflanzenart<br />

uns Menschen sehr nützlich. Denn in der Erdatmosphäre<br />

landen jedes Jahr Milliarden Tonnen natürlicher und anthropogener<br />

Gase. Würden sie nicht durch chemische Reaktionen<br />

wieder entfernt, wäre die Erderwärmung wesentlich größer und<br />

die Luftqualität deutlich schlechter. Das wichtigste Reinigungsmittel der Atmosphäre sind Hydroxylradikale (OH-<br />

Radikale), die flüchtige organische Verbindungen wie Methan und Isopren oxidieren. Und so zeigt sich mal wieder:<br />

Wald ist unser aller Leben. Den wissenschaftlichen Aufsatz finden Sie in der Nature Geoscience Onlineveröffentlichung,<br />

vom 26. Februar <strong>2012</strong>; eine Zusammenfassung hier: www.forestfinance.de/go/isopren<br />

was richten da so gewaltige Aussagen wie:<br />

„Zwischen einem Maus-großen Säugetier<br />

und einem Elefanten liegen mindestens 24<br />

Millionen Generationen der Evolution“ an?<br />

Was kann da eine Generation Mensch retten?<br />

Das, was er verbockt hat?<br />

Dass wir im Zeitalter des Massen sterbens<br />

leben, ist selbstgemacht. Carsten Rahbek,<br />

Direktor des Zentrums für Makroökologie,<br />

Evolution und Klima der Universität Kopenhagen,<br />

stellt fest, dass das Artensterben<br />

derzeit um das 100- bis 1000-<br />

Fache schneller als die natürliche Rate<br />

verläuft und spricht vom „Sechsten<br />

Massensterben“ (Quelle: Pressetext<br />

<strong>2012</strong>).<br />

Das letzte derartige Ereignis habe vor 65<br />

Millionen Jahren stattgefunden und da seien<br />

die Dinosaurier und viele andere Arten<br />

verschwunden. Schuld daran waren damals<br />

wahrscheinlich Änderungen des Klimas und<br />

der Atmosphäre. „Das jetzige Massensterben<br />

ist Ergeb nis des Wettkampfes um Ressourcen<br />

einer Spezies des Planeten – des Menschen<br />

– gegen alle anderen“, analysiert Rahbek.<br />

Hauptmotor sei diesmal die Verschlechterung<br />

der Lebensräume, deren Folgen<br />

durch den menschenverursachten Klimawandel<br />

noch verschlimmert werden. Der<br />

dänische Wissenschaftler vertritt sogar die<br />

These: „Wahrscheinlich gefährdet die Biodiversi<br />

täts-Krise die Menschheit mehr als der<br />

Klimawandel. Wissenschaft und Politik müssen<br />

eng koo perieren, um das Problem zu lösen.“<br />

Gelingen soll dies künftig durch den UN-<br />

Biodiversitätsrat IPBES, der voraussichtlich im<br />

April <strong>2012</strong> (nach Redaktionsschluss dieses Magazins)<br />

in Panama von allen UN-Gremien bestätigt<br />

werden soll. Er soll wie der Weltklimarat<br />

IPCC funktionieren und ähnlich große<br />

Bedeutung erlangen. (Siehe dazu Interview<br />

Seite 13.)<br />

Regenwald-Inseln<br />

www.forestfinance.de FF 11<br />

Titel<br />

Diese Waldinsel in Panama gehört zu einem ForestFinance-<br />

Waldschutzgebiet. Wissenschaftler haben nun bewiesen, dass<br />

auch kleine Wälder für das Ökosystem sehr wertvoll sind.<br />

Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />

Auch Regenwaldinseln erfüllen ihre ökologischen<br />

Funktionen. Wissenschaftler legen die Ergebnisse<br />

einer großangelegten Studie in Kenia vor, die belegt,<br />

dass Fragmente von Regenwäldern, die von der Bevölkerung<br />

genutzt werden, ihre ökologische Funktion<br />

weiterhin erfüllen können. Das Autorenteam um<br />

Dr. Matthias Schleuning (Biodiversität und Klima<br />

Forschungszentrum, BiK-F) wurde von den Studienergebnissen<br />

überrascht: „Was wir nicht erwartet haben<br />

ist, dass in fragmentierten Wäldern, in denen zudem<br />

einzelne Bäume abgeholzt werden, die Intensität von<br />

Ökosystemfunktionen wie Streuabbau, Bestäubung oder<br />

Samenausbreitung stabil bleibt und in einigen Fällen<br />

sogar gestiegen ist. Das bedeutet, dass die Funktionalität<br />

dieser Wälder im Gesamtbild trotz moderater<br />

menschlicher Störung erhalten geblieben ist“, so Dr.<br />

Schleuning. Die Resultate könnten ein Umdenken im<br />

Naturschutz tropischer Wälder anregen. „Der klassische<br />

Ansatz ist, große intakte Waldgebiete, wie beispielsweise<br />

im Amazonas- oder Kongobecken, zu bewahren.<br />

Unsere Studie zeigt, dass es auch sinnvoll sein kann,<br />

die vielen verinselten und vom Menschen überprägten<br />

Regenwälder zu schützen“, erläutert der Wissenschaftler.<br />

Ort der Untersuchung war der Kakamega-Regenwald<br />

im Westen Kenias. Er beherbergt eine hohe biologische<br />

Vielfalt. So gibt es hier mehr als 400 Vogel- und<br />

mehr als 320 Ameisenarten. Doch der Lebensraum ist<br />

bedroht, denn die Fläche des Waldgebiets ist im letzten<br />

Jahrhundert um mehr als die Hälfte der früheren Ausdehnung<br />

geschrumpft. Aus dem einst geschlossenen<br />

Waldgebiet sind größere Waldinseln geworden, umgeben<br />

von einer Agrarlandschaft, in der vor allem Zuckerrohr<br />

und Mais angebaut wird. Der verbliebene Wald<br />

wird von der Bevölkerung genutzt und trotz Schutzmaßnahmen<br />

werden immer wieder einzelne Bäume gefällt.<br />

Die Studie finden Sie in der englischsprachigen Zeitschirft<br />

PLoS One auf<br />

www.forestfinance.de/go/forest-fragmentation


Titel<br />

Klima- und Artenschutz<br />

gleich wichtig<br />

Rahbeks radikale These ist vielleicht<br />

ganz hilfreich, um die Menschen<br />

aufzurütteln und ihnen die Dringlichkeit des<br />

Problems zu vergegenwärtigen. Aber die Biodiversitäts-<br />

mit der Klima krise konkurrieren<br />

zu lassen, macht wenig Sinn. Das sieht<br />

Christoph Görg, Leiter des Depart ments für<br />

Umweltpolitik am Zentrum für Umweltforschung,<br />

ähnlich: „Die wirtschaftlichen und sozialen<br />

Folgen des Artenverlustes sind enorm<br />

und werden fast immer unterschätzt“, erklärt<br />

er in einem pressetext-Interview. Aber: „Klima<br />

und Biodiversität sind eng miteinander<br />

verwoben. Wo Ökosysteme degradiert sind,<br />

ist die Klimaverletzbarkeit viel größer, was<br />

sich etwa auf die Armut oder Ernährungssicherheit<br />

einer Region auswirkt.“<br />

Was kostet die Welt?<br />

Es ist mit Sicherheit nicht leicht, die Frage zu<br />

beantworten, wie die Steuergelder am sinnvollsten<br />

eingesetzt werden sollen. In Transferleistungen<br />

für sozial Schwache? Subventionierungen<br />

von Industrien und Firmen? Es<br />

gibt viele Ausgaben, die Existenzen sichern<br />

und wichtig sind. Aber wichtig ist eben auch<br />

die Einsicht, dass Gelder für den Umweltschutz<br />

dazuzählen.<br />

Viele deutsche und internationale Umweltverbände<br />

fordern mehr Geld für Artenschutz.<br />

So müsse zum Beispiel das EU-Umweltförderprogramm<br />

LIFE wesentlich mehr<br />

Unterstützung erhalten. Während der allergrößte<br />

Teil des EU-Haushalts – insgesamt<br />

über eine Billion Euro für die Jahre 2014-<br />

2020 – auch weiterhin in die Agrar-, Wirtschafts-<br />

und Infrastrukturförderung fließen<br />

soll, wird LIFE nur ein Anteil von 0,3 Prozent<br />

des EU-Budgets zugestanden, beklagt der<br />

NABU-Referent für Internationale Biodiversitätspolitik.<br />

Eine Erhöhung dieses Anteils auf<br />

mindestens ein Prozent, auf etwa 1,5 Milliarden<br />

Euro jährlich, wäre nötig um zum<br />

Beispiel in den deutschen Bundesländern<br />

endlich die nötige Anschubfinanzierung für<br />

das europäische Schutzgebietsnetz Natura<br />

2000 zur Verfügung zu stellen. Andernfalls<br />

bliebe es eine Illusion, das Artensterben in<br />

Europa bis 2020 stoppen zu wollen, so wie es<br />

die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen<br />

haben.<br />

„Man kann die Finanzen Europas nicht<br />

dauerhaft sanieren, wenn man Milliarden für<br />

Agrarfabriken und Autobahnen ausgibt und<br />

es dabei versäumt, einen Rettungsschirm für<br />

die biologische Vielfalt, die Lebensgrundlage<br />

des Menschen, aufzuspannen. Mit vergleichbar<br />

geringem Einsatz könnte hier<br />

„Grenzgänger, Überflieger, Gipfelstürmer: Wie Tiere und Pflanzen sich verbreiten”<br />

Unter diesem Motto ruft GEO am 16.6.<strong>2012</strong> zum 14. GEO-Tag der Artenvielfalt auf.<br />

Rund 100 Experten werden sich dabei Fragen widmen wie: Welche Wege gehen Tiere<br />

und Pflanzen und an welche Grenzen stoßen sie dabei? Oder: Wie ist es um die Vernetzung<br />

von Lebensräumen bestellt? Mit diesem Fokus werden die Zoologen und<br />

Botaniker im Biosphärenreservat Pfälzerwald – Vosges du Nord eine 24-Stunden-<br />

Naturinventur durchführen und die dort lebende Vielfalt der Tiere und Pflanzen<br />

erfassen.<br />

Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion Europas. Im vergangenen<br />

Jahr beteiligten sich rund 25000 Naturfreunde an über 600 Aktionen in<br />

ganz Deutschland und in den Nachbarländern. Bei den Aktionen werden regelmäßig<br />

verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt und damit wertvolle Beiträge zur Dokumentation<br />

und zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt geleistet. Ziel des GEO-Tags der<br />

Artenvielfalt ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität auch in der<br />

unmittelbaren Umwelt zu schärfen.<br />

Großes bewirkt werden“, so NABU-<br />

Bundesgeschäftsführer Leif Miller.<br />

Wenn wir schon bei Kosten sind:<br />

Um die Abholzung des Regenwaldes bis<br />

2030 zu halbieren, müsste man jedes<br />

Jahr bis zu 33 Milliarden US-Dollar ausgeben.<br />

Doch eingespart hätte man damit langfristig<br />

bis zu 3,7 Billionen US-Dollar! Das sind<br />

hauptsächlich Kosten, die durch den Klimawandel<br />

verursacht werden, rechnet die TEEB-<br />

Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity)<br />

vor. Und weiter: Um einen Hektar<br />

Wald zu schützen, müsste man rund 2400<br />

US-Dollar investieren, gespart hätte man innerhalb<br />

der nächsten 40 Jahre damit aber<br />

rund 26300 US-Dollar pro Hektar. Es würde<br />

sich also lohnen. Für den<br />

Hotspot Regenwald,<br />

aber auch für den<br />

Heißsporn Mensch.<br />

Dennoch – es<br />

gehört mehr<br />

dazu die Welt zu<br />

retten als Geld –<br />

es ist wohl eher<br />

die Einsicht, dass<br />

jedes Lebewesen,<br />

jede Art einzigartig<br />

und schützenswert ist.<br />

Machen Sie mit!<br />

Infos gibt es auf<br />

www.geo.de/artenvielfalt<br />

12 FF www.forestfinance.de


Es gipfelt wieder: Rio und die Artenvielfalt<br />

Der Grundstein für die heute wichtigsten internationalen Umweltabkommen wurde 1992 in Rio de Janeiro beim<br />

ersten „Erdgipfel” der Vereinten Nationen gelegt. Zwei Nachfolgekonferenzen fanden 1997 in New York und 2002<br />

in Johannesburg statt. Im Sommer <strong>2012</strong> ist es wieder soweit: Rio+20 soll sich mit Umwelt und einer grüneren<br />

Wirtschaft befassen. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Kristin Steffan fragte Günter Mitlacher vom WWF (World Wide<br />

Fund For Nature) was der Erdgipfel mit Artenvielfalt zu tun hat und was es mit dem Weltbiodiversitätsrat auf<br />

sich hat.<br />

In Sachen Biodiversität ist die Agenda für den<br />

Rio+20-Gipfel bislang noch vage. Was sollte<br />

unbedingt beschlossen werden?<br />

Auf dem Rio+20-Gipfel soll es ja um Wege in eine<br />

Grüne Wirtschaft (Green Economy) gehen, damit die<br />

Übernutzung der natürlichen Ressourcen nicht zu einem<br />

Kollaps der Erde führt. Der WWF stellte in seinem<br />

letzten „Living Planet Report“ 2010 fest, dass die<br />

Menschheit mit ihrem Konsum die Biokapazität der<br />

Erde schon überschritten hat. Wir verbrauchen weltweit<br />

heute bereits 1,5 Planeten. Rio+20 muss hier<br />

eine Trendwende einleiten hin zu einer Wirtschaftsweise,<br />

die Ökosysteme nicht weiter plündert, sondern<br />

biologische Vielfalt erhält und fördert. Es müssen umweltschädliche<br />

Subventionen beseitigt und positive<br />

Anreize für nachhaltiges Wirtschaften beschlossen<br />

werden. Ein neues Indikatorensystem zur Wohlstandsmessung<br />

muss auch die Messung des „ökologischen<br />

Fußabdrucks“ mit einbeziehen.<br />

Rio+20 soll bilanzieren, inwieweit die Biodiversitätskonvention<br />

seit dem letzten Erdgipfel von<br />

1992 umgesetzt wurde. Was wurde hier bereits<br />

erreicht und wo herrscht noch Nachholbedarf?<br />

Die Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) war eines<br />

der drei Abkommen, die auf dem ersten Erdgipfel<br />

beschlossen wurde. Anfänglich konzentrierte man sich<br />

auf das Schutzziel der CBD und entwickelte Arbeitsprogramme<br />

zu Schutzgebieten, Wald-, Meeres-, Gebirgs-,<br />

Gewässer- und Inselschutz. Mittlerweile sind<br />

Aktivitäten für das zweite Konventionsziel, das heißt<br />

zur nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt stärker<br />

betont worden, zum Beispiel im Zusammenhang mit<br />

der Bioenergieproduktion. Erst 18 Jahre nach Rio ist<br />

das dritte Ziel auf gutem Wege, umgesetzt zu werden.<br />

Im Jahr 2010 wurde nämlich das Nagoya-Protokoll<br />

verabschiedet, das den Zugang zu genetischen<br />

Ressourcen und den fairen Ausgleich für deren Nutzung<br />

regelt. Die CBD steht vor gewaltigen Herausforderungen,<br />

den neuen Strategischen Plan bis 2020<br />

konsequent umzusetzen, unter anderem die Steigerung<br />

der Schutzgebietsfläche an Land von circa 10<br />

Prozent heute auf 17 Prozent, auf den Meeren von circa<br />

1 Prozent auf 10 Prozent; alle land- und forstwirtschaftlichen<br />

Flächen sollen nachhaltig bewirtschaftet<br />

werden, die Verlustrate von natürlichen Gebieten, insbesondere<br />

Naturwälder, soll halbiert und 15 Prozent<br />

degradierter Gebiete, darunter vor allem Waldflächen,<br />

sollen wieder renaturiert werden.<br />

Das hört sich in der Tat nach einer großen Herausforderung<br />

an. In welchen Regionen der Welt<br />

muss am dringendsten gehandelt werden, um<br />

dem Artensterben Einhalt zu gebieten?<br />

Besonders wichtig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt<br />

und zur Minderung der Erderwärmung sind die<br />

großen Regenwaldgebiete im Amazonas, in Zentralafrika<br />

und in Hinterindien. Auch die großen Flüsse<br />

Amazonas und Mekong sind durch Staudammprojekte<br />

in ihrer natürlichen Dynamik und Vielfalt gefährdet.<br />

Die Küstengebiete mit Korallenriffen sowie Hohe See<br />

stehen auch ganz oben auf der Prioritätenliste.<br />

Was erwartet der WWF dabei vom UN-Biodiversitätsrat<br />

IPBES (Intergovernmental Science-Policy<br />

Platform on Biodiversity and Ecosystem Services),<br />

der im April <strong>2012</strong> gegründet werden soll?<br />

Die Einrichtung des Weltrats für Biodiversität wird<br />

vom WWF sehr unterstützt, weil damit im Wesentlichen<br />

zwei wichtige Aufgaben erfüllt werden sollen:<br />

Einerseits soll die heterogene Wissenschaftsgemeinschaft<br />

intensiver und enger zusammenarbeiten, um<br />

die Staaten mit regionalen und globalen Zustandsbewertungen<br />

zu beraten, um bessere politische Entscheidungen<br />

zu treffen. Andererseits soll erreicht werden,<br />

dass Biodiversitätsschutz in Öffentlichkeit und<br />

Politik stärker beachtet wird, wie dies durch die Berichte<br />

des Weltklimarates zu beobachten ist.<br />

Wie stehen Sie zu der Aussage von Carsten Rahbek,<br />

Direktor des Zentrums für Makroökologie,<br />

Evolution und Klima der Universität Kopenhagen,<br />

dass die Bewahrung der Artenvielfalt eine größere<br />

Herausforderung sei als der Klimawandel?<br />

Ich würde sagen, dass die Bewahrung der Artenvielfalt<br />

und die bislang kostenfrei gelieferten Ökosystemleistungen<br />

vergleichsweise schwieriger politisch zu organisieren<br />

und durchzusetzen sind, denn es geht ja nicht<br />

nur um Schutzgebiete. Selbst mit 50 Prozent Schutzgebietsfläche<br />

würde man den Artenverlust kaum aufhalten<br />

können. Wir leben ja wie selbstverständlich von<br />

unserem „Naturkapital“, das heißt den Leistungen<br />

der Ökosysteme mit ihrer jeweiligen Artenzusammensetzung:<br />

sei es die Bestäubungsleistung von Insekten<br />

oder Vögeln, sei es die Trinkwasserversorgung durch<br />

Flüsse oder Gletscher, sei es die Klimaregulierung<br />

durch Wälder. Klimawandel und Ökosystemnutzung<br />

hängen räumlich und zeitlich eng zusammen und<br />

müssen als zwei Seiten einer Medaille betrachtet werden.<br />

Was raten Sie Verbrauchern fernab der großen<br />

Umweltpolitik, die selbst etwas zur Bewahrung<br />

der Artenvielfalt beitragen möchten?<br />

Jeder Einzelne kann durch sein Verhalten<br />

einen Beitrag leisten, in seiner Wohnumgebung,<br />

in seiner Freizeit oder<br />

beim Konsum. Wer ein Haus hat,<br />

kann im Garten eine Blumenwiese,<br />

eine Natursteinmauer oder<br />

einen Teich anlegen. Bei sportlichen<br />

Aktivitäten in der freien<br />

Landschaft soll man Schutz -<br />

gebiete respektieren und nicht<br />

mutwillig Natur zerstören. Beim<br />

Einkaufen sollte man darauf achten,<br />

Lebensmittel aus dem Ökolandbau,<br />

Fisch und Meeresfrüchte<br />

aus nachhaltigem Fang oder Holz<br />

aus nachhaltiger Produktion mit dem<br />

FSC-Siegel<br />

zu kaufen.<br />

Günter Mitlacher<br />

ist Leiter Biologische<br />

Vielfalt beim WWF<br />

www.forestfinance.de FF 13<br />

Titel


Titel<br />

Wirtschaft mobilisieren:<br />

„Biodiversity in Good Company” Initiative<br />

Die Wertschöpfung jedes Unternehmens hängt von der Natur ab. Es ist an der Zeit,<br />

dass die Wirtschaft sich des Naturkapitals annimmt und es stärker in Wert setzt als<br />

heute. Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin Biodiversity in Good Company, stellt<br />

Ihnen ihre Initiative vor, die daran arbeitet und zusammen mit vielen Unternehmen<br />

diesen Weg ausbaut und beschreitet.<br />

In der Forst-, Land- und Fischereiwirtschaft<br />

sowie nachgelagerten Branchen liegt es auf<br />

der Hand: Sie haben einen immensen Einfluss<br />

auf die Biodiversität und sind gleichzeitig<br />

abhängig von einer „funktionierenden“<br />

Natur. Doch die Wertschöpfung jedes<br />

Unternehmens hängt von den Leistungen<br />

der Natur ab – direkt oder indirekt durch<br />

schlummernde Risiken etwa in der Lieferkette,<br />

sofort oder langfristig. Dabei wirkt<br />

auch jedes Unternehmen auf Natur und<br />

Ökosysteme ein – zu ihrem Wohl oder Schaden.<br />

Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft<br />

insgesamt, über alle Branchen hinweg, sich<br />

des Naturkapitals annimmt und es stärker<br />

in Wert setzt als heute. Energieeffizienz<br />

und Klimaschutz haben es auf einem langen<br />

Weg in die Vorstandsetagen und Managementsysteme<br />

geschafft. Der Schutz<br />

der Biodiversität tritt diesen Marsch erst an,<br />

und leichter wird er es aller Voraussicht nach<br />

nicht haben.<br />

Im Zweifel Biodiversität bewahren<br />

Immer mehr Experten gehen davon aus,<br />

dass der weltweite rasante Verlust der biologischen<br />

Vielfalt eine noch größere Bedrohung<br />

darstellt als der Klimawandel.<br />

Gleichzeitig ringen Unternehmen genau wie<br />

politische Entscheider und Wissenschaft<br />

mit der ungeheuren Komplexität der Fragestellungen.<br />

Wie wichtig, belastbar, flexibel<br />

oder ersetzbar einzelne Ökosysteme<br />

mit ihren Biotopen und Habitaten sind,<br />

welche Bedeutung einer einzelnen Art zukommt<br />

oder als wie „wertvoll“ wir sie ansehen<br />

sollten – darüber gibt es auch unter<br />

den Naturwissenschaftlern ganz erhebliche<br />

Unsicherheiten. Gepaart mit hinderlichen<br />

kurzfristigen Marktsignalen, macht es die-<br />

se Unsicherheit für Unternehmen zur Herausforderung,<br />

auf der betriebswirtschaftlichen<br />

Ebene ihre Verantwortung, Chancen<br />

und Risiken zu analysieren, Instrumente und<br />

Maßnahmen zu entwickeln und mit Weitblick<br />

zu handeln. Bei allen offenen Fragen<br />

wissen wir genug, um das Vorsorgeprinzip<br />

als Handlungsimperativ anzuerkennen: im<br />

Zweifel Biodiversität bewahren.<br />

Keine Öko-Nische<br />

Ein erfolgreiches Biodiversitätsmanagement<br />

wird sich zu einer strategischen<br />

Schlüs sel frage für Unternehmen entwickeln,<br />

wenn auch sicherlich in unterschiedlichem<br />

Maße. Und nur mit der Innovationskraft und<br />

-bereitschaft der Wirtschaft lassen sich die<br />

Ziele der Konvention über die biologische<br />

Vielfalt (CBD) erreichen. Diese Überzeugungen<br />

sind der gemeinsame Nenner der<br />

Vorreiterunternehmen, die sich in der<br />

„Biodiversity in Good Company“ Initiative<br />

zusammengeschlossen haben – vom kleinen<br />

Mittelständer bis zum Großkonzern. Auch<br />

ForestFinance ist dabei. Die branchenübergreifende<br />

Initiative ist eine der ersten Unternehmensplattformen<br />

weltweit, die sich<br />

als Stimme der Wirtschaft gezielt der Herausforderung<br />

Biodiversität zuwendet. Bereits<br />

2008 hatte das Bundesumweltminis -<br />

terium die Initiative im Rahmen der deutschen<br />

Präsidentschaft über die 9. CBD-Vertragsstaatenkonferenz<br />

gegründet: ein Pionierprojekt,<br />

um das Thema in die Wirtschaft<br />

zu tragen. Mit ihren Wurzeln und<br />

ihrem Sitz in Deutschland steht sie auch Mitgliedern<br />

aus anderen Ländern offen.<br />

Die Investition hat sich als nachhaltig erwiesen:<br />

In 2011 gaben die Mitglieder der<br />

Plattform eine langfristige Zukunftsper-<br />

spektive und tragen sie nun, mit einem siebenköpfigen<br />

Vorstand an der Spitze, als<br />

gemeinnützigen Verein aus eigener Kraft.<br />

Dieser Schritt hat große internationale Anerkennung<br />

erfahren, sollen doch in allen Vertragsstaaten<br />

solche Initiativen gefördert<br />

werden.<br />

Richtungsweisende Wirkungsweisen<br />

Die gemeinsame Arbeit fußt auf den Überzeugungen<br />

und Zielen, die die Unternehmen<br />

in einem „Mission Statement“ und in<br />

einer „Leadership-Erklärung“ zum Ausdruck<br />

bringen. Jedes einzelne Unternehmen<br />

verpflichtet sich dazu, Schritt für Schritt ein<br />

Biodiversitätsmanagement zu entwickeln,<br />

und berichtet alle zwei Jahre über seine Fortschritte.<br />

Zu den bisher wichtigsten Projekten<br />

zählt das stark nachgefragte „Handbuch Biodiversitätsmanagement<br />

– Ein Leitfaden für<br />

die betriebliche Praxis“, eine übersichtliche<br />

Einstiegslektüre für alle Unternehmen, die<br />

Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt vereinen wollen. Als nationale<br />

„Business & Biodiversity“-Initiative<br />

Deutschlands bringt sich das Unternehmensnetzwerk<br />

in partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesumweltministerium<br />

intensiv in den Umsetzungsprozess<br />

der Nationalen Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt ein. Auch die internationale<br />

Zusammenarbeit wird groß geschrieben:<br />

Es gibt eine enge Kooperation mit<br />

dem Sekretariat der CBD, um ein globales<br />

Netzwerk zu schaffen, und die Initiative präsentiert<br />

sich auf den alle zwei Jahre stattfindenden<br />

Vertragsstaatenkonferenzen zur<br />

Biodiversitäts-Konvention.<br />

14 FF www.forestfinance.de


Ziele der Initiative:<br />

Die Mitglieder haben sich der Initiative<br />

angeschlossen, um<br />

. den „Business Case” von Biodiversität und die<br />

Handlungsmöglichkeiten der Wirtschaft praxisnah<br />

mit zu entwickeln,<br />

. ihr Biodiversitätsmanagement zu verbessern und<br />

„in good company” voneinander zu lernen,<br />

. mit gutem Beispiel voranzugehen und durch<br />

Öffentlichkeitsarbeit die Innovationskräfte<br />

der Wirtschaft zu mobilisieren,<br />

. national und international den Dialog mit<br />

Gesellschaft und Politik zu pflegen und<br />

neue Allianzen zu schmieden.<br />

Auf www.business-and-biodiversity.de/<br />

mitglieder.html können Sie alle Unternehmen<br />

kennenlernen, die sich für Biodiversität engagieren.<br />

Wenn auch Sie Mitglied werden wollen:<br />

Pionierunternehmen jeder Größe sind zur Mitwirkung<br />

in der „Biodiversity in Good Company“<br />

Initiative herzlich eingeladen.<br />

Melden Sie sich bei:<br />

Carolin Boßmeyer,<br />

Geschäftsführerin, „Biodiversity in Good<br />

Company” Initiative e.V.,<br />

Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin,<br />

Telefon +49.(0)30.40 81 90-271,<br />

carolin.bossmeyer@business-and-biodiversity.de,<br />

www.business-and-biodiversity.de<br />

„Unternehmen können<br />

biologische Vielfalt schützen!”<br />

Das „Handbuch Biodiversitätsmanagement – Ein Leitfaden für die betriebliche<br />

Praxis“, ist eine übersichtliche Einstiegslektüre für Unternehmen, die<br />

Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen Vielfalt vereinen wollen.<br />

(Erhältlich ist es über die Initiative oder das Bundesumweltministerium.)<br />

Fragen an ein Mitglied der Initiative<br />

Warum hat sich BIONADE der Initiative angeschlossen?<br />

Als junges Unternehmen hat es uns gereizt, ein gänzlich<br />

unberücksichtigtes Thema auf dem Gebiet des<br />

Nachhaltigkeitsmanagements anzugehen und uns an<br />

einem umfassenden gesellschaftlichen Dialog zu beteiligen.<br />

Außerdem ist der fachliche Austausch mit den<br />

Verantwortlichen aus Unternehmen anderer Branchen<br />

sehr fruchtbar und hilfreich.<br />

Was konkret kann eine solche Unternehmens -<br />

plattform tun, um Biodiversität zu schützen?<br />

Es gilt, weltweit den dramatischen Verlust biologischer<br />

Vielfalt zu stoppen. Unternehmen können und müssen<br />

zu dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einen<br />

wichtigen Beitrag leisten. Verbindliche gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen braucht es genauso wie freiwilliges<br />

Engagement. Die Mitglieder der Initiative wollen<br />

mit gutem Beispiel vorangehen und haben sich freiwillig<br />

verpflichtet, ein Biodiversitätsmanagement in<br />

ihren Unternehmen einzuführen. Hierfür wurde das<br />

„Handbuch Biodiversitätsmanagement“ erstellt, das<br />

nun in den einzelnen Firmen zur Anwendung kommen<br />

soll. Wir erhoffen uns davon, anderen zeigen zu können,<br />

welche Möglichkeiten es gibt, um unternehmerisch<br />

die biologische Vielfalt zu schützen. Unsere Erfahrungen<br />

wollen wir an Neumitglieder weitergeben<br />

und uns mit ihnen austauschen.<br />

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie<br />

für BIONADE als Unternehmen?<br />

Als ganz wichtig erachten wir es, die Landwirte, die<br />

für uns Rohstoffe anbauen, aktiv mit in den Management-Prozess<br />

einzubinden. Wir wollen sie generell<br />

sensibilisieren und zum Beispiel auch überzeugen, an<br />

wissenschaftlichen Fragestellungen mitzuarbeiten. Aus<br />

Produktsicht macht es für BIONADE keinen Sinn, die<br />

Grenze vor den eigenen Betriebstoren zu ziehen. Für<br />

sehr viele Branchen gilt, dass entscheidende Hebel in<br />

der Lieferkette liegen.<br />

Was kann die Politik in Deutschland machen, um<br />

die biologische Vielfalt zu schützen?<br />

Deutschland hat seit 2007 eine nationale Strategie<br />

zur biologischen Vielfalt – ein ganzheitlicher Ansatz,<br />

der alle Akteure anspricht und fordert. Und natürlich<br />

haben wir eine vergleichsweise ausgereifte Naturschutzgesetzgebung.<br />

Die Strategie kann dann erfolgreich<br />

sein, wenn innerhalb der Bundesregierung die<br />

Ministerien gut zusammenarbeiten und vor allem<br />

auch Bund und Länder. Wir als Initiative freuen uns,<br />

dass der Dialog- und Umsetzungsprozess mit allen<br />

Akteuren immer intensiver und lebendiger wird. Hier<br />

bringen wir uns tatkräftig ein, denn es ist noch viel<br />

Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

Was würden Sie ganz persönlich sich – im Namen<br />

der Biodiversität – wünschen, wenn Sie drei<br />

Wünsche frei hätten?<br />

Erstens, dass sich möglichst viele Unternehmen der<br />

Initiative anschließen, die – und zwar jedes auf seine<br />

Weise und nach seinen Möglichkeiten – das Thema<br />

angehen. Als Hersteller von Biolebensmitteln und aus<br />

persönlicher Überzeugung gehöre ich zweitens zu<br />

denjenigen, die sich ein weltweites Verbot von Agrogentechnik<br />

wünschen. Im Vergleich zu Wunsch Nummer<br />

zwei ist mein dritter Wunsch realistischer: Unternehmen<br />

sollen Themen wie Biodiversitätsschutz und<br />

nachhaltige Entwicklung nicht als Marketinginstrument<br />

missbrauchen, sondern erkennen, dass es hierbei<br />

um Haltung und Handlung geht und somit um einen<br />

Bewusstseinswandel.<br />

Michael Garvs ist Leiter<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

des Getränkeherstellers<br />

BIONADE GmbH. Er<br />

gehört dem siebenköpfigen<br />

Vorstand der „Biodiversity<br />

in Good Company“<br />

Initiative an.<br />

www.forestfinance.de FF 15


Titel<br />

Einstellungssache – unsere Partner<br />

Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Dieser Satz Willy Brandts bezog sich nicht auf<br />

Wirtschaftsunternehmen, passt aber in unserem Falle sehr gut. Denn ForestFinance arbeitet mit<br />

vielen Menschen und Unternehmen zusammen – aber nicht mit jedem oder gar allen. Sie müssen<br />

zu uns passen und das heißt, sie müssen unsere Werte teilen. Wir haben einige von ihnen<br />

gebeten, ihre Einstellungen zu Biodiversität zu definieren. Die passen zu uns.<br />

Rainer Kant ist<br />

Projektleiter beim Bundesdeutschen<br />

Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M.) e.V.,<br />

der größten Umweltinitiative der<br />

Wirtschaft in Europa.<br />

Trotz internationaler Bemühungen<br />

und vorbildlichen<br />

Verhaltens einiger Nationen<br />

drehen wir Menschen unvermindert<br />

an dem großen Rad, das in der Vergangenheit nur von Vulkanausbrüchen,<br />

Eiszeiten oder Meteoriteneinschlägen bewegt werden konnte. Dem atemberaubenden<br />

Anstieg von CO 2 -Emissionen steht die Vernichtung der Biodiversität in nichts<br />

nach: Allein die Waldökosysteme, die die größte Artenfülle enthalten, schwinden<br />

mit 13 Millionen Hektar pro Jahr (Experten schätzen die Dunkelziffer auf 20 Millionen<br />

Hektar). Ich gewinne mehr und mehr die Überzeugung, dass ohne einen radikalen<br />

Politikwechsel, der den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität auf allen<br />

politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Ebenen verankert, die freiwilligen<br />

Maßnahmen nicht genügen werden, dem globalen Verlust an biologischer<br />

Vielfalt Einhalt zu gebieten.<br />

Seit 2010 informiert der B.A.U.M. e.V. verstärkt Unternehmen und die Öffentlichkeit<br />

über den Wert der biologischen Vielfalt und Möglichkeiten, sie zu schützen. Um<br />

ein Wirtschaften analog zur Zielsetzung der „Nationalen Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt“ zu erreichen, beteiligt sich B.A.U.M. mit der Organisation von Dialogforen<br />

und Expertengespräche aktiv an dem BfN-Projekt „Biodiversität und Unternehmen“.<br />

Auch der Schutz besonders wertvoller Ökosysteme spielt eine wichtige Rolle.<br />

Daher freut sich B.A.U.M. über das mit ForestFinance entwickelte Waldschutz-Projekt<br />

„Wilde Buche“. Die Beteiligung von Unternehmen wie edding und Avery<br />

Zweckform zeigt, dass die Wirtschaft daran interessiert ist, sich für ein Waldprojekt<br />

als Urwald von morgen einzusetzen.<br />

Andreas Viebrock,<br />

Vorstandsvorsitzender Viebrockhaus,<br />

baut nicht nur Häuser, sondern<br />

auch auf eine nachhaltige Wirtschaftsund<br />

Lebensweise<br />

Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer<br />

Umwelt und die Erhaltung ihrer Vielfalt<br />

ist mir ein persönliches Anliegen. Jeder von<br />

uns hat im Großen wie im Kleinen Möglichkeiten,<br />

entsprechend zu handeln. So haben wir<br />

bei Viebrockhaus schon seit den 90er Jahren des<br />

20. Jahrhunderts Wärmepumpensysteme für unsere Häuser<br />

eingeführt, die ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Seit 2007 verzichten<br />

wir bei unseren mehr als 1000 pro Jahr verkauften Eigenheimen konsequent<br />

auf den Einsatz von Öl und Gas für die Beheizung der Häuser.<br />

Als weiteren Schritt unseres Umweltengagements und Beitrag zur Erhaltung der<br />

Lebens- und Artenvielfalt haben wir <strong>2012</strong> zusammen mit ForestFinance den Viebrockhaus-Schutzwald<br />

in Bocas del Toro im Nordwesten Panamas ins Leben<br />

gerufen. Jeder Bauherr, der sich in diesem Jahr für unser energetisches Premiumprodukt<br />

– ein Aktiv Energieplus-Haus mit hocheffizienter Photovoltaikanlage und<br />

neu entwickelter Varta-Hausbatterie – entscheidet, erhält von uns für 50 Jahre jeweils<br />

500 Quadratmeter unseres Schutzwaldes in Panama. Damit schafft er nicht<br />

nur einen Ausgleich für die mit seinem neuen Haus versiegelte Fläche, sondern<br />

trägt auch zum Emissionsausgleich für sein neues Eigenheim bei.<br />

Unser Viebrockhaus-Schutzwald dient aber nicht nur der Bindung von CO 2 sowie<br />

dem Boden- und Wasserschutz. Durch den Erhalt dieses Regenwalds wird auch der<br />

Lebensraum seltener, teilweise vom Aussterben bedrohter Pflanzen- und Tierarten<br />

bewahrt. Nicht zuletzt fungieren diese Wälder als Trittsteinbiotope, die es wandernden<br />

Tieren ermöglichen, neue Lebensräume für sich zu erschließen.<br />

Auch wenn dieses für den globalen Umweltschutz nur ein ganz kleiner Schritt ist,<br />

ist es sicherlich besser, als keinen zu machen.<br />

16 FF www.forestfinance.de


Detlev Siebold,<br />

Geschäftsführer Siebold/Hamburg<br />

Messebau GmbH; verbindet ökologisch<br />

nachhaltigen Messebau mit ökonomisch<br />

innovativen Designkonzepten<br />

Messe- und Innenausbau – das heißt temporäre<br />

Architektur – ist unser Kerngeschäft. Durch gezielte<br />

Auswahl von umweltbewussten Lieferanten, die<br />

nachgewiesen nachhaltige Werkstoffe liefern, sowie modulare Designkonzepte mit<br />

einem Höchstmaß an Wiederverwendbarkeit und Mehrfachnutzung reduzieren wir<br />

die Umweltwirkungen unserer Messestände auf ein Minimum. Der nicht vermeidbare<br />

Rest wird mit UMBERTO for Carbon Footprint professionell bilanziert und kann<br />

kompensiert werden. Dieses Jahr haben wir im Rahmen unserer Weihnachtsaktion<br />

für unsere Kunden, eine Patenschaft beim Waldreservat „Wilde Buche“ übernommen,<br />

ein toller Ansatz und wichtiges Signal für den Erhalt naturschutzgerechter<br />

Ökosysteme. Im Jahr davor haben wir Pflanzpakete für Schwarzerlen-Bäumchen<br />

versandt, die mittlerweile hoffentlich bestens gedeihen. Das ist unser Beitrag zum<br />

Umwelt- und Artenschutz.<br />

Die biologische Vielfalt, wie wir sie leider nur noch zum Teil vorfinden, ist nicht nur<br />

ein unbeschreiblicher Reichtum unseres Planeten, sondern auch die Grundvoraussetzung<br />

dafür, dass das Raumschiff Erde überhaupt funktioniert. Jedes Wesen, jede<br />

Pflanze hat seine Aufgabe in diesem äußerst komplexen, nur zum Teil erforschten<br />

System. Leider schwindet diese Vielfalt täglich auf rasante Art und Weise und zwar<br />

vor allem durch den massiven und radikalen Eingriff des Menschen in die verschiedenen<br />

Ökosysteme. Die Folgen sind heute schon katastrophal und wir müssen<br />

schnellstens von der „Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität“ wegkommen. Es geht um<br />

ein ökologisches Gleichgewicht, das aber nur erreicht werden kann, wenn<br />

auch ein soziales Gleichgewicht global geschaffen wird – das eine ist mit dem anderen<br />

engstens verbunden.<br />

Unsere Aufgabe ist es mehr denn je, sich aktiv für diese überlebenswichtigen und<br />

gleichzeitig äußerst komplexen Belange einzusetzen<br />

und somit den geringstmöglichen ökologischen<br />

Bernhard Winkler, Fußabdruck zu hinterlassen – wir Menschen<br />

Geschäftsführer der Firma Euro- müssen verstehen, dass wir nur ein kleiform,<br />

fasst den Grundgedanken seines ner Baustein auf dem Planeten Erde sind<br />

Unternehmens zusammen: „Wirtschaften und nicht, wie es oft den Anschein hat,<br />

im Einklang mit dem sogenannten Dreisäu- über dem Ganzen stehen und dirigieren<br />

lenprinzip (Umwelt, Soziales und Ökono- können. Wir sollten mit einer gewissen<br />

mie) empfinden wir als ethisch/morali-<br />

Demut und Respekt leben und möglichst<br />

schnell versuchen diese extreme Schieflasche<br />

Verpflichtung.“<br />

ge, in der wir uns heute befinden, wieder<br />

zurechtzurücken, denn schlussendlich geht es<br />

auch um das Überleben der Spezies Mensch – dies<br />

sollte wohl Ansporn genug sein.<br />

Dr. Elke Mannigel,<br />

koordiniert die internationale<br />

Zu meinen Aufgaben bei<br />

Projektarbeit der Tropenwaldstiftung<br />

der Tropenwaldstiftung<br />

OroVerde, die sich weltweit für die<br />

OroVerde gehören auch<br />

Erhaltung eines der artenreichsten<br />

regelmäßige Reisen in die<br />

Ökosysteme einsetzt.<br />

Tropenländer, wo ich – wie<br />

gerade hier in Guatemala –<br />

immer wieder vor Ort erfahren<br />

kann, wie wichtig die biologische<br />

Vielfalt ist. Guatemala gehört zu den Ländern<br />

unserer Erde, die mit am anfälligsten für den Klimawandel<br />

sind. Zunehmende Hurrikane sowie stärkere Regenfälle<br />

und längere Dürren haben schon jetzt spürbare Auswirkungen.<br />

Intakte und artenreiche Wälder tragen nicht nur zum Klimaschutz<br />

bei, sie haben auch die Fähigkeit sich an Veränderungen anzupassen. So bleiben ihre<br />

wichtigen Umweltdienstleistungen, wie die Bereitstellung von Wasser oder die<br />

Verhinderung von Erdrutschen, erhalten. Biologische Vielfalt bedeutet aber noch<br />

mehr – in unserem Projekt „Lacandón – Wälder sind Leben“ (www.bosques-lacandon.org/de)<br />

suchen wir zusammen mit den lokalen Gemeinden nach Alternativen<br />

zum Brandwanderfeldbau und zur Viehzucht. Dazu gehören nachhaltig angebaute<br />

Waldprodukte, wie die Xaté-Palmen, die im Unterstock der Bäume waldschonend<br />

gepflanzt werden und einen intakten, dichten Wald benötigen. Für die Xaté-Blätter<br />

gibt es einen internationalen Markt in der Floristik und das damit erwirtschaftete<br />

Einkommen macht die ansässigen Familien unabhängiger von waldzerstörenden<br />

Praktiken. So trägt die Artenvielfalt auch zu einer Vielfalt an lokalen Möglichkeiten<br />

bei. Der Erhalt der Biodiversität ist nicht immer einfach – für die Wiederaufforstungen<br />

im Projektgebiet nutzen wir einheimische Arten und es ist eine große Herausforderung,<br />

ausreichend Samen der unterschiedlichsten Arten zu finden. Gemeinsam<br />

mit der Schutzgebietsbehörde und den Menschen vor Ort arbeiten wir an Lösungen,<br />

damit wieder artenreiche und widerstandsfähige Wälder entstehen.<br />

Thomas Röttgermann,<br />

Geschäftsführer VfL Wolfsburg-Fußball<br />

GmbH, mag<br />

VfL unterstützt<br />

den Wolf – den im Namen<br />

Rückkehr frei-<br />

seines Vereins ebenso wie<br />

lebender Wölfe<br />

den in freier Wildbahn.<br />

Innerhalb seines gesellschaftlichenEngagements<br />

im Rahmen der CSR-Initiative „Gemeinsam<br />

bewegen“ setzt sich der VfL Wolfsburg vielfältig im Bereich Umwelt ein.<br />

Biodiversität ist für alle Bereiche der menschlichen Existenz von großer Bedeutung<br />

und deswegen liegt es in der Verantwortung eines Jeden etwas für den Erhalt zu<br />

tun. Durch die jahrelange Partnerschaft mit dem Naturschutzbund (NABU) setzt<br />

sich der VfL Wolfsburg für die Artenvielfalt ein und unterstützt vor allem die Rückkehr<br />

freilebender Wölfe nach Deutschland.<br />

Seit zehn Jahren leben wieder Wölfe in Deutschlands freier Wildbahn – oftmals unbemerkt,<br />

denn wilde Wölfe sind vorsichtig und gehen den Menschen aus dem Weg.<br />

Aktuell leben rund 12 Wolfsrudel in Deutschland, vor allem in der sächsisch-brandenburgischen<br />

Lausitz. Nach Niedersachsen gelangte eine in Sachsen-Anhalt geborene<br />

und mit einem Senderhalsband versehene Wölfin im März letzten Jahres.<br />

„Ich finde es klasse, dass es, auch durch die Unterstützung des NABU gelungen ist,<br />

das Wissen über freilebende Wölfe zu verbessern. Man kann nur schützen was man<br />

kennt. Es ist beeindruckend, dass Wölfe mittlerweile sogar bis nach Niedersachsen<br />

wandern", so VfL-Torwart und Wolfspate Diego Benaglio.<br />

Gemeinsam mit dem NABU leistet der VfL Aufklärungsarbeit. In diesem Jahr möchten<br />

wir mit einem Weltrekord darauf aufmerksam machen, dass sich freilebende<br />

Wölfe wieder in ganz Deutschland verbreiten – mit dem längsten simulierten<br />

Wolfsgeheul der Welt. Wölfe heulen zum Beispiel, wenn sie ihre Zusammengehörigkeit<br />

dokumentieren möchten.<br />

Mehr Informationen unter www.vfl-wolfsburg.de/soziales.<br />

www.forestfinance.de FF 17


Titel<br />

(Hot)Spot an für die ForestFinance-Vielfalt<br />

Wir machen Wald – und schaffen damit neue Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere. Unsere Arbeit ist<br />

per se biodivers. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Kristin Steffan fasst Details und Hintergründe zum spannenden<br />

Thema Biodiversity goes Business zusammen.<br />

Ein junger Ameisenbär klettert auf eine Bananenstaude<br />

im ForestFinance-Kakao-Wald Quebrada Limon.<br />

Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />

Eine Computersimulation beweist das bessere<br />

Wachstum von Mischwäldern und<br />

bestätigt: Vielfalt tut dem Wald gut. Was<br />

ForestFinance und alle anderen Waldliebhaber<br />

schon lange wussten, wurde nun wissenschaftlich<br />

überprüft und nachgewiesen.<br />

Eine aktuelle Studie der ETH Zürich und der<br />

Universität Freiburg untersuchte die Produktivität<br />

von Mischwäldern und kam zu<br />

dem Schluss, dass sie höher als die von<br />

Monokulturen ist.<br />

Wie Spiegel online berichtet, wiesen der<br />

Wissenschaftler Harald Burgmann und seine<br />

Kollegen mit Hilfe einer Computersimulation<br />

nach, dass Wälder mit vielen verschiedenen<br />

Baumarten besser gedeihen als<br />

Monokulturen und damit auch eine renta-<br />

Dieser Mangrovereiher lebt auf der Schutzfläche der<br />

ForestFinance-Finca Los Monos. Diese Fläche erfüllt<br />

die Kriterien der World Wildlife Foundation (WWF), um<br />

als „high conservation value forest“ eingestuft zu<br />

werden. Eine Studie der Universität UNACHI, David,<br />

belegte, dass einige gefährdete Arten in die Aufforstungen<br />

einwandern. Foto: Daniel Hoops<br />

blere Holzernte erbringen. Darüber hinaus<br />

sind Mischwälder widerstandsfähiger gegen<br />

Stürme und Schädlinge. Das liegt unter<br />

anderem an der größeren Anzahl unterschiedlicher<br />

Pflanzen, die zum Beispiel durch<br />

Stürme entstandene Lücken schnell wieder<br />

schließen können. Auch der Boden wird in einem<br />

Mischwald durch das komplexere Wurzelwerk<br />

stabiler.<br />

Das kann ForestFinance nur bestätigen: In unseren<br />

Mischwäldern gab es in mehr als 15 Jahren<br />

keine ernsthaften Feuer- oder Sturmschäden.<br />

Die hohe Artenvielfalt macht diese<br />

außerdem weitaus weniger anfällig für<br />

Schädlingsbefall und Krankheiten als Monokulturen<br />

und Chemieeinsätze damit weitestgehend<br />

überflüssig. Gut für die Natur und<br />

Das ist kein gutes Bild von einem Brüllaffen – aber wir<br />

sind froh, dass wir es haben. Denn Brüllaffen zählen<br />

zu den bedrohten Arten und dieser hier kann sich in<br />

unseren Wäldern sicher fühlen.<br />

Foto: ForestFinance/Yaels Camacho<br />

unsere Investoren, die auch bei ForestFinance<br />

auf ertragreiche Holzernten hoffen können.<br />

Vielfalt statt Einfalt:<br />

Mischwälder bei ForestFinance<br />

Forstwirtschaft und Artenvielfalt müssen<br />

kein Widerspruch sein – im Gegenteil: bewirtschaftete<br />

Wälder können sogar zum Artenschutz<br />

beitragen. Insbesondere wiederaufgeforsteten<br />

Weideflächen kommt beim Artenschutz<br />

eine besondere Bedeutung zu,<br />

denn unter normalen Umständen wäre auf<br />

den ausgelaugten Böden kein Wachstum<br />

mehr möglich. Die neu angelegten Forste<br />

schaffen Rückzugsgebiete für viele Arten<br />

und ermöglichen Wanderungen zwischen<br />

den Naturwäldern.<br />

18 FF www.forestfinance.de


Selbst in den Kakao-Wäldern von ForestFinance<br />

leben viele Tiere – wie dieses putzige Faultier. Es ist<br />

noch jung, fühlt sich aber bei uns offensichtlich sehr<br />

wohl und zeigt zu unserem Mitarbeiter Nicolas<br />

Faran Zutrauen. Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />

Inwieweit Plantagen die Biodiversität unterstützen,<br />

hängt allerdings stark von ihrer<br />

Bewirtschaftung ab. Daher haben eine Reihe<br />

von internationalen Organisationen wie die<br />

FAO (Food and Agriculture Organization of<br />

the United Nations) Richtlinien für den<br />

Schutz der Biodiversität in Holzplantagen formuliert.<br />

Dazu gehört zum Beispiel, dass vorwiegend<br />

einheimische Baumarten in Mischstatt<br />

Monokultur angebaut werden.<br />

Das Rezept für mehr Leben<br />

Den Erfolg dieses Konzepts beweist die hohe<br />

Artenvielfalt in den ForestFinance Mischwäldern,<br />

die aus bis zu sieben verschiedenen<br />

Edelholzarten und einer Auswahl aus<br />

50 verschiedenen weiteren heimischen<br />

Arten bestehen. Mehr als 15 Prozent der<br />

ForestFinance Flächen dienen dem Naturschutz<br />

und bilden zusammen mit den wiederaufgefors<br />

teten Brachflächen Trittsteinbiotope<br />

für viele seltene Tier- und Pflanzenarten.<br />

So beobachteten Wissenschaftler der<br />

Universität von Panama in der Finca Los<br />

Monos, einem der ältesten ForestFinance<br />

Forste, 15 Arten der Roten Liste bedrohter Tier-<br />

arten, darunter Brüllaffen, Tukane und vom<br />

Aussterben bedrohte Kapuzineräffchen.<br />

Auch eine Untersuchung der TU München<br />

belegt die hohe Biodiversität in den Forest-<br />

Finance Forsten. Sowohl die Pflanzenvielfalt<br />

als auch die Akzeptanz der Tiere ist dank des<br />

Mischwaldkonzeptes größer als in konventionellen<br />

Plantagen. „Dank ihrer vorbildlichen<br />

Bewirtschaftung boten sich die ForestFinance<br />

Forste in Panama dazu an, die praktische<br />

Umsetzung und Wirkung ökologischer<br />

Richtlinien zu erforschen“, erklärt Forstingenieurin<br />

Dr. Carola Paul, die für ihre Studie<br />

mit dem Förderpreis der Münchner Forstwissenschaftlichen<br />

Gesellschaft e. V. ausgezeichnet<br />

wurde. „Holzplantagen bieten<br />

vielfältige Möglichkeiten zum Schutz von<br />

Biodiversität. Das Beispiel von ForestFinance<br />

zeigt, dass solche Managementmaßnahmen<br />

praktisch umsetzbar sind und sowohl ökologische<br />

als auch ökonomische Vorteile liefern<br />

können“, resümiert Paul. Das freut uns und<br />

spornt uns an, noch besser zu werden – ein<br />

Grund, warum wir noch in diesem Jahr ein<br />

Biodiversitätsmonitoring-Projekt in unseren<br />

Forsten planen.<br />

ForestFinance ist<br />

Gründungsmitglied von<br />

Biodiversity Partnership<br />

Mesoamerica<br />

Petra Kollmannsberger, ForestFinance Geschäftsführerin<br />

in Panama, hier bei der Eröffnung des ForestFinance-<br />

Naturlehrpfades, vertrat das Unternehmen auch bei der<br />

Gründung der neuen Initiative für Biodiversität.<br />

Foto: Rafael Lau<br />

www.forestfinance.de FF 19<br />

Titel<br />

Im Februar <strong>2012</strong> trafen sich Vertreter renommierter<br />

mittelamerikanischer Institutionen in Costa Rica, um<br />

eine Vereinigung zur gründen, die sich für die Erhaltung<br />

der Biodiversität einsetzen will. Die Mitglieder<br />

wollen Projekte in der Region inititiieren, entwickeln<br />

und finanzieren helfen sowie allen engagierten Institutionen<br />

– aus Wirtschaft, Forschung und Umweltschutz<br />

– eine Plattform bieten, auf der sie sich vernetzen<br />

können.<br />

Unter den Initiatoren sind ForestFinance, das Forschungsinstitut<br />

CATIE, die Stiftung Neotropica aus<br />

Costa Rica sowie die internationalen Organisationen<br />

Rainforest Alliance und RUTA – eine Initiative zentralamerikanischer<br />

Staaten und internationaler Entwicklungsorganisationen,<br />

die nachhaltige Entwicklung<br />

und Armutsreduzierung in ländlichen Regionen<br />

Zentralamerikas fördern.<br />

Sie und andere Institutionen der Initiative wollen<br />

jährlich mindestens drei Projekte starten – insbesondere<br />

aus den Bereichen Agroforst und Klimaschutz –,<br />

Schutzwälder schaffen und sind offen für neue Ideen,<br />

die dem Artenschutz und der Biodiversität dienen.<br />

Momentan setzt sich noch ein Komitee mit den juristischen<br />

Hintergründen auseinander, sodass wir erst<br />

mit dem offiziellen Start der neuen Partnerschaft<br />

Ende April rechnen können – leider nach Redaktionsschluss<br />

dieses Magazins. Wir halten Sie aber über<br />

Projekte und deren Wirkung auf dem Laufenden.


Titel<br />

Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />

Auch die Medienlandschaft ändert sich – gab es früher hauptsächlich Buchempfehlungen zu Themen, gibt es<br />

heute fast zu jedem Thema auch passende Filme oder Apps. Viele von ihnen sind richtig gut und alle sind viel<br />

leichter zu haben als früher. Jedes Buch und jede App kann online gekauft werden und die Filme können Sie<br />

ebenda sehen oder bestellen. Es scheint, als ob die Medienlandschaft immer üppigere Blüten treibt – während<br />

vieles, was sie beschreibt, ums Überleben kämpft. Wir haben drei Empfehlungen für Sie ausgesucht …<br />

… eine klassische – ein Buch<br />

„Jedes Auffinden eines<br />

Wesens, das als<br />

ausgestorben galt,<br />

jede Wiederentdeckung<br />

eines vergessen<br />

geglaubten<br />

Wortes ist wie die<br />

Entdeckung eines<br />

weiteren Pinselstrichs<br />

auf der Leinwand<br />

eines stark<br />

be schädigten Ge -<br />

mäl des, ein Satz aus einer vergessenen<br />

Geschichte, der Erinnerungen weckt“,<br />

schreibt Marcel Robischon in seinem neuen<br />

Buch. Der studierte Forstwirtschaftler<br />

und promovierte Biologe ist weit gereist –<br />

auf den Spuren großer Entdecker hat er<br />

Mensch und Natur beobachtet, hat Mythen<br />

und Legenden erforscht und nimmt<br />

die Leser mit auf eine faszinierende Reise<br />

voller Abenteuer, Wunder und Erkenntnis.<br />

Er schärft unsere Sinne und weckt unser<br />

Mitgefühl etwa für den grünen Papagei, der<br />

arglos in seinen menschengemachten Tod<br />

fliegt. Robischon öffnet uns die Augen für<br />

die Schönheit und wir ahnen, wie die wilde<br />

Musik der verlorenen Vögel einmal geklungen<br />

hat – und warum es überlebenswichtig<br />

ist, uns an all das zu erinnern und<br />

so zu verhindern, dass alles immer gleicher<br />

wird und wir in der Natur keine Antworten<br />

mehr für die Zukunft finden. Ein kluges und<br />

poetisches Buch. Lesenswert!<br />

Vom Verstummen der Welt. Wie uns der Verlust<br />

der Artenvielfalt kulturell verarmen lässt<br />

Marcel Robischon, Oekom Verlag, München,<br />

ISBN 978-3-86581-182-0, 19,95 € (D)<br />

… eine postmoderne – eine DVD<br />

Was genau<br />

hat Schokoladeneis<br />

mit<br />

Orang-Utans<br />

zu tun? Oder<br />

Tiefkühlpizza<br />

mit Regenwald?<br />

Das<br />

sind Fragen,<br />

die sich Kinder<br />

– und die<br />

meisten Erwachsenen<br />

– viel zu selten stellen. Rettet den<br />

Regenwald e.V. stellt sie in dem Film „Die<br />

Orang-Utans sollen leben“ und beantwortet<br />

sie kindgerecht.<br />

Der Film nimmt Kinder mit in den<br />

Dschungel von Borneo, wo die Geschwister<br />

Pia und Mogi leben und erzählt von dem<br />

Wald, der einst ihr Dorf umgab und den es<br />

nun nicht mehr gibt. Er wurde abgeholzt für<br />

Palmölplantagen, weil in Deutschland und<br />

Europa immer mehr Palmöl für Jogurt, Nougatcreme,<br />

Chips, Kekse und eben Schokoladeneis<br />

und Tiefkühlpizza gebraucht wird. Mit<br />

den Bäumen verschwinden die Orang-Utans,<br />

die den Wald zum Überleben brauchen.<br />

Der Film ist für Kinder ab der vierten Klasse<br />

geeignet und sehr eindrücklich gedreht.<br />

Die DVD enthält ein Booklet mit ausführlichem<br />

Unterrichtsmaterial sowie einen weiteren<br />

Kurzfilm, der allerdings erst für Kinder<br />

ab der neunten Klasse gut verständlich ist.<br />

Die Orang-Utans sollen leben<br />

Altemeier & Hornung Filmproduktion für<br />

Rettet den Regenwald e.V. und Solifonds<br />

Zu bestellen auf www.regenwald.org/shop<br />

für 5 € (D)<br />

… drei nützliche – in einer App<br />

Wenn Sie nicht jeden<br />

Baum und jede Muschel<br />

kennen oder jede<br />

Schnecke am We gesrand<br />

beim Namen nennen<br />

können, dann sind<br />

diese Apps genau das<br />

richtige für Sie. Der<br />

Umweltverband NABU<br />

baut nämlich gemeinsam<br />

mit „iKosmos“ das<br />

interaktive Internetpor -<br />

tal iKosmos.org weiter aus und hilft Ihnen<br />

unter dem Motto „Erforschen, Erleben und<br />

Bewahren“ mit der App Lebewesen zu bestimmen.<br />

Sie können sogar Ihre Beobachtungen<br />

auf Karten verorten und sich mit anderen<br />

Naturbegeisterten austauschen.<br />

Das Prinzip der App funktioniert nach<br />

einem Ausschlussverfahren. Damit ist<br />

„iKosmos“ nach Angaben seiner Erfinder<br />

wesentlich fehlertoleranter als andere<br />

Bestimmungsprogramme und stellt eine<br />

Premiere dar. Um einen Baum zu bestimmen,<br />

werden beispielsweise die Fragen<br />

„Wie lang ist ein Blatt?“ und „Wie ist ein einzelnes<br />

Blatt aufgebaut?“ gestellt. Dazu gibt<br />

es jeweils mehrere grafisch dargestellte<br />

Antworten zur Auswahl. Kommt das Programm<br />

zum Ergebnis, erfahren Sie viel<br />

Wissenswertes über die jeweilige Art. Und<br />

das aus verlässlicher Quelle. Denn die<br />

Inhalte stammen alle von Wissenschaftlern<br />

der Leibniz Universität Hannover.<br />

iKOSMOS – nature<br />

Unterstützte Geräte: iPhone, iPad, iPod touch,<br />

Sprache: Deutsch, Englisch<br />

Download bei iTunes für 7,99 € (D)<br />

20 FF www.forestfinance.de


Die Kleinen im Großen Ganzen<br />

Zoologische Gesellschaft für Arten und Populationsschutz<br />

e.V. Der Orangenhaubenkakadu hat’s<br />

schwer: Im Gegensatz zu Tigern, Pandas und Delfinen<br />

kennt ihn so gut wie keiner – und das, obwohl<br />

er vom Aussterben bedroht ist. Tausende hochbedrohter<br />

Arten leiden an diesem Unwissen und sterben,<br />

unbeachtet von der Öffentlichkeit, jährlich aus.<br />

Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V.<br />

will das ändern: Sie hat sich den Schutz insbesondere wenig bekannter,<br />

bedrohter Arten auf die Fahnen geschrieben. Seit 1982 initiiert<br />

der gemeinnützige Verein Projekte in Äthiopien, Russland,<br />

Brasilien und vielen weiteren Ländern. Bald können vielleicht auch<br />

der Borkenkletterer, der Buschmannhase und das Visayas-Mähnenschwein<br />

aufatmen. www.zgap.de<br />

SAVE Foundation Erdbeerminze und gelbe Beete –<br />

lange wuchsen sie auf deutschem Boden, heute<br />

sind sie fast gänzlich verschwunden. Der Erhalt der<br />

„Agrobiodiversität“, das heißt, der Vielfalt aller<br />

Arten und Ökosysteme, die landwirtschaftlich genutzt<br />

werden, ist essentiell für uns Menschen. Beim<br />

Klimawandel und der Anpassung der Landwirtschaft<br />

an Umweltveränderungen spielt die genetische Vielfalt eine<br />

entscheidende Rolle, aber auch für die Ernährungssicherung ist sie<br />

ungemein wichtig. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft<br />

wird diese wertvolle Biodiversität allerdings zunehmend bedroht.<br />

Die SAVE Foundation will das verhindern: „SAVE“ steht für „Sicherung<br />

der landwirtschaftlichen Arten Vielfalt in Europa“ und versteht<br />

sich als europäische Dachorganisation für Projekte aller Art,<br />

die den Erhalt verschiedener Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten<br />

zum Ziel haben. www.save-foundation.net<br />

Aktionsgemeinschaft Artenschutz Seit über 25 Jahren<br />

ist die Aktionsgemeinschaft Artenschutz auf<br />

der ganzen Welt tätig. Sie richtet Nationalparks ein,<br />

siedelt gefährdete Arten um und bringt illegale<br />

Fell- und Tierhändler zur Strecke – kurzum, sie<br />

macht sich stark für die Durchführung von Schutzprojekten<br />

aller Art, für die Erhaltung bedrohter Arten und ihrer<br />

Lebensräume. Die „AgA“ hieß ursprünglich „Aktion Rettet die<br />

Schild kröten“, doch den Gründern wurde bald klar, dass allerhand<br />

sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer.<br />

Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran<br />

away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and<br />

five angst-ridden lampstands gossips cleverly. One television<br />

drunkenly marries umpteen Jabberwockies. Two very obese dwarves<br />

fights five dogs. One botulism grew up noisily. The irascible orificeFive<br />

dogs auctioned off schizophrenic chrysanthemums, yet<br />

Quark drunkenly abused umpteen televisions. The bourgeois cats<br />

bought one television, and the subways sacrificed two trailers. Umpteen<br />

putrid dwarves com<br />

Hier sollte das Auge mal Halt machne können<br />

Links<br />

Wer kennt sie nicht, die großen Grünen: Greenpeace, WWF, BUND oder NABU? Wir wollen Ihnen aber auch mal die<br />

Kleinen vorstellen, die sich für Artenvielfalt und Biodiversität stark machen. Denn viele von ihnen leisten mit viel<br />

Engagement und Aufwand Bemerkenswertes für unsere Welt. Und so werben wir für sie – für mehr Artenvielfalt<br />

in der NGO-Welt. Janina Mai, Online-Redakteurin bei ForestFinance, hat sie für Sie ausgesucht.<br />

andere wildlebende Tiere und Pflanzen mindestens genauso ihre<br />

Hilfe benötigen. Deshalb ist das Spektrum der Organisation deutlich<br />

gewachsen. Neben Schutzprojekten in aller Welt gibt es zahlreiche<br />

Aktionen, um auch die deutsche Öffentlichkeit mehr für das<br />

dringende Thema Artenschutz zu begeistern.<br />

www.aga-international.de<br />

Diversitas Deutschland e.V.<br />

Um die Artenvielfalt unserer Erde richtig<br />

schützen zu können, müssen wir sie auch gut<br />

kennen. Deshalb haben sich die Mitglieder der<br />

„Diversitas Deutschland“ auf das Gebiet Bio -<br />

diversitätsforschung spezialisiert. Welche<br />

Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen<br />

gibt es überhaupt? Welche Voraussetzungen im Hinblick auf<br />

Klima und Landwirtschaft existieren? Und natürlich: Welche<br />

Methoden lassen sich entwickeln, diese Vielfalt nachhaltig zu<br />

schützen? Diversitas Deutschland sieht sich als Forum und Netzwerk<br />

für Forschung und Wissenschaft zur Biodiversität in<br />

Deutschland und versucht zwischen Wissenschaft, Politik und der<br />

Öffentlichkeit zu vermitteln. In diesem Rahmen wurde das „NeFo“<br />

gegründet: Das Netzwerkforum zur Biodiversitätsforschung in<br />

Deutschland. www.diversitas-deutschland.de<br />

Naturefund e.V.<br />

Land kaufen um es zu schützen – das ist die<br />

Devise des Naturefund e. V. Die Idee von Naturefund<br />

ist verblüffend einfach: Der Verein<br />

sammelt Spenden und setzt diese Einnahmen<br />

direkt in den Erwerb von Grundstücken ein,<br />

die dann der Natur zurückgegeben werden.<br />

Das Team um Gründerin Katja Wiese arbeitet<br />

international mit ortsansässigen Naturschutzorganisationen zu -<br />

sam men, ganz gleich ob Feuchtwiesen in Rheinland-Pfalz oder<br />

Regenwald in Honduras. Um ihr großes Ziel zu erreichen, muss<br />

jedoch noch Einiges passieren: Die große Vision von Naturefund<br />

ist es, weltweit 3,5 Millionen Quadratkilometer für die Natur zu<br />

kaufen und zu schützen, so dass in jedem Land mindestens zehn<br />

Prozent Fläche für die Artenvielfalt „in Ruhe gelassen“ werden<br />

können.<br />

www.naturefund.de<br />

www.forestfinance.de FF 21


Waldwirtschaft<br />

Blick 2007 vom Osthang des Maschbergs im Wiehengebirge, Nordrhein-Westfalen: so sahen hier die Sturmschäden durch den Orkan Kyrill aus. Foto: wikimedia.org/TUBS<br />

Stürmische Zeiten – Kyrill und der deutsche Wald<br />

„Waldbesitzer haben zu wenig aus Kyrill-Katastrophe gelernt.<br />

Kurzfristige Profite bestimmen immer noch die Waldbewirtschaftung“,<br />

zieht der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)<br />

Bilanz: „Die große Chance für eine naturnahe Wiederbewaldung<br />

wurde weitgehend vertan“, bedauert NABU-Präsident Olaf<br />

Tschimpke fünf Jahre nach den verheerenden Schäden durch den<br />

Orkan Kyrill. „Wie damals befürchtet haben die privaten Waldbesitzer<br />

aus rein wirtschaftlichen Gründen erneut auf die Fichte,<br />

oder die nicht heimische Douglasie gesetzt", kritisiert Tschimpke<br />

die Wiederaufforstungsmaßnahmen in den vom Sturm betroffenen<br />

Wäldern Deutschlands. Dies gelte – trotz offizieller Bekenntnisse<br />

zum naturnahen Waldbau – auch im Staats- und Kommunalwald.<br />

Die staatlichen Förderprogramme hätten die falschen Anreize<br />

für die Wiederaufforstung gesetzt, kritisiert der NABU. Statt die Aufforstung<br />

von Mischwäldern mit überwiegend Laubbäumen attraktiver<br />

zu machen, sind derzeit immer noch Bestandsbegrün-<br />

Banken & Biodiversität<br />

Prof. Dr. Thomas Koellner, Professor für<br />

Ecological Services an der Universität Bayreuth,<br />

und Ivo Mulder, der in Genf für das<br />

internationale Umweltprogramm „UN Environment<br />

Programme – Finance Initiative<br />

(UNEP FI)“ arbeitet, haben Banken die Gretchen-Frage<br />

gestellt: Wie halten Sie es mit Artenschutz<br />

und Biodiversität?<br />

Für ihr Forschungsprojekt untersuchten<br />

die Wissenschaftler 50 weltweit agierende<br />

Banken. Dabei haben sie öffentlich<br />

zugängliche Informationsquellen ausgewertet.<br />

Die so ermittelten Daten haben<br />

sie in einen Fragebogen eingetragen, der an -<br />

schließend von den Banken ergänzt und wo<br />

nötig korrigiert wurde. Telefonate mit<br />

Führungskräften vervollständigten die Angaben.<br />

So wurde im Verlauf der Untersuchung<br />

immer deutlicher, inwieweit die<br />

Banken sich der Herausforderung stellen,<br />

zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen.<br />

Von den Banken, die an der Studie teil-<br />

genommen haben, sind gut die Hälfte (51<br />

Prozent) der Auffassung, dass ihre Geschäftsstrategie<br />

einen indirekten Einfluss<br />

auf Biodiversität hat. Fast ein Drittel (31 Prozent)<br />

erklären, dass es für diese Thematik<br />

eine definierte Zuständigkeit auf der Managementebene<br />

gibt. Aber sobald es um<br />

konkrete Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt<br />

geht, sinken die Zahlen deutlich.<br />

Nur 21 Prozent der befragten Banken sind<br />

der Meinung, dass ihnen hinreichende Instrumente<br />

zur Verfügung stehen, um Kreditnachfragen<br />

oder Investitionsvorhaben<br />

unter dem Aspekt der Biodiversität zu<br />

überprüfen. Und nur acht Prozent setzen<br />

derartige Instrumente tatsächlich ein.<br />

„Diese Ergebnisse können einerseits als<br />

Indizien dafür gewertet werden, dass weltweit<br />

agierende Banken zunehmend für<br />

ökologische Auswirkungen ihrer Geschäfts -<br />

tätigkeit sensibilisiert sind“, erklärt Koellner.<br />

„Andererseits wird deutlich, dass die meisten<br />

Banken erst allmählich beginnen, aus<br />

dieser Einsicht praktische Konsequenzen zu<br />

dungen mit einem Nadelholzanteil von bis zu 70 Prozent zugelassen.<br />

Zudem sei in Nordrhein-Westfalen die dramatische Zunahme der<br />

Weihnachtsbaumkulturen auf den vom Orkan verwüsteten Waldflächen<br />

erschreckend. Auf diesen Flächen komme auch noch hinzu,<br />

dass problematische Pestizide wie Glyphosat versprüht werden,<br />

die bislang im Wald nicht eingesetzt wurden. Das Land müsse die<br />

Ausmaße der entstandenen Weihnachtsbaumkulturen genau<br />

beziffern und dafür sorgen, dass dieser faktische Verlust von<br />

Waldflächen rückgängig gemacht wird und künftig eine Umwandlung<br />

von Wald in Sonderkulturen nicht mehr möglich sei.<br />

Grundsätzlich müssten endlich klare Anreize für den Umbau der<br />

Forstbestände in Dauermischwälder geschaffen werden, denn sie<br />

sind stabiler, ökologisch wertvoller und widerstandsfähiger gegen<br />

Stürme und Klimaveränderungen, fordert der NABU zusammen mit<br />

den anderen Umweltschutzorganisationen. Genaue Zahlen dazu<br />

finden Sie auf www.forestfinance.de/go/orkanschaeden<br />

ziehen. Es wird voraussichtlich noch eine<br />

Weile dauern, bis sie geeignete Verfahren<br />

entwickelt haben, die es ihnen ermöglichen,<br />

den Schutz der Artenvielfalt auf systematische<br />

Weise in Entscheidungen über Kredite<br />

und Investitionen einzubeziehen.“ Die<br />

Studie finden Sie im Journal of Sustainable<br />

Finance and Investment 1, 2011, eine<br />

usammenfassung auf www.forest finance.de<br />

/go/banken-biodiversitaet<br />

Prof. Dr. Thomas Koellner ist Professor für Ecological<br />

Services und Mitglied im Bayreuther Zentrum für<br />

Ökologie und Umweltforschung an der Universität<br />

Bayreuth. Foto: Christian Wißler<br />

22 FF www.forestfinance.de


APP-Konzern verliert –<br />

nicht nur auf dem Papier<br />

Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (APP) verliert<br />

durch seine umweltzerstörende Geschäftspraxis Kunden rund um<br />

den Globus. „In Deutschland verzichten Tchibo und Montblanc<br />

nach Gesprächen mit der unabhängigen Umweltschutzorganisation<br />

Greenpeace auf den Kauf von APP-Papier“, schreibt Greenpeace<br />

in einer Pressemitteilung. Die beiden Firmen schließen sich Unilever,<br />

Kraft, Lego und weiteren Unternehmen an, die APP bereits aus<br />

ihrer Lieferkette ausgeschlossen haben. Der Grund: APP zerstört<br />

Regenwälder auf der indonesischen Insel Sumatra für die Produktion<br />

von Papier. „Regenwälder sind von unschätzbarem Wert für den<br />

Klima- und Artenschutz“, sagt Gesche Jürgens, Wald-Expertin von<br />

Greenpeace. Greenpeace fordert von APP und der indonesischen<br />

Regierung, die wertvollen Regenwälder dauerhaft zu schützen.<br />

„Den indonesischen Regenwald kann man auch in Deutschland schützen,<br />

wenn auf bestimmte Papierquellen verzichtet wird", sagt<br />

Gesche Jürgens. „Dazu müssen Firmen ihre Lieferketten regelmäßig<br />

überprüfen.“ www.greenpeace.de/themen/waelder/papier<br />

Edler Holzschutz<br />

Jahrelang wurden Edelhölzer wie Palisander und Ebenholz illegal<br />

aus den Wäldern geholt. So oft und massenhaft, dass beide vom<br />

Aussterben bedroht sind. Dem wollen die Regierung Panamas und<br />

Madagaskars ein Ende bereiten: Sie ließen 91 Tropenhölzer auf das<br />

Washingtoner Artenschutzabkommen (WA) setzen. Der internationale<br />

Vertrag stellt den Handel mit bedrohten Tier- und<br />

Pflanzenarten unter Kontrolle und wurde von 175<br />

Ländern unterzeichnet.<br />

Besonders für Madagaskar sind das gute Nachrichten.<br />

„Skrupellose Holzhändler plündern<br />

sogar die Nationalsparks der afrikanischen Inselrepublik,<br />

um mit den seltenen Edelhölzern<br />

Kasse zu machen“, schreibt Robin Wood.<br />

Ist diese Gibson Hummingbird aus illegalem<br />

Holz gearbeitet? Die Gibson Guitar<br />

Corporation (kurz Gibson) verwendet laut<br />

„Rettet den Regenwald” Holz aus Raubbau.<br />

Foto: http://gibsonhummingbird.blogspot.com<br />

Dieser Sumatra-Tiger lebt im Berliner Zoo – und<br />

das sicherer als in seiner Heimat. Denn für Akazien-Plantagen<br />

rodet der Papierkonzern APP Wälder,<br />

die zu den letzten Rückzugsorten für bedrohte<br />

Arten gehören. Foto: Captain Herbert/wikipedia<br />

Holzfaserpreise erreichen<br />

Höchststand<br />

Waldwirtschaft<br />

Im zweiten Quartal 2011 sind die Holzfaserpreise in der globalen<br />

Zellstoffindustrie weiter gestiegen und setzen damit ihren<br />

seit 2009 bestehenden Aufwärtstrend fort, berichtet Wood<br />

Resource Quarterly (WRQ).<br />

Der Softwood Wood Fiber Price Index (SFPI) erreichte 109,52 US-<br />

Dollar pro Tonne Trockenholzfaser, was einem Anstieg von 3,7 Prozent<br />

im Vergleich zum Vorjahresquartal und einem 23-prozentigen<br />

Anstieg im Vergleich zu zwei Jahren zuvor gleichkommt.<br />

Besonders von dem Preisanstieg betroffen sind der Nordwesten<br />

der USA, Westkanada, Russland und Finnland.<br />

Der Hardwood Wood Fiber Price (HFPI) erreichte im zweiten Quartal<br />

einen neuen Spitzenwert von 116,44 US-Dollar pro Tonne<br />

Trockenholzfaser – 5,5 Prozent mehr ist als im ersten Quartal 2011<br />

und fast 27 Prozent mehr als Anfang 2009. Die Hartholzfaser-Preise<br />

sind zuletzt vor allem in Indonesien, Finnland, Russland und<br />

Brasilien gestiegen.<br />

Verwendung finden Holzfasern vor allem in der Zell- und Holzstoffproduktion.<br />

So wurden laut dem Verband Deutscher Papierfabriken<br />

e. V. zwischen Januar und Juli 2011 allein in Deutschland<br />

ganze 930.000 Tonnen Papierzellstoff und 683000 Tonnen<br />

Holzstoff produziert. Die Weltzellstoffproduktion betrug 2010 geschätzte<br />

208009000 Tonnen (Quelle: FAO).<br />

Globaler Zellstoffverbrauch 1965–2009<br />

Seit 1965 hat sich der Zellstoffverbrauch weltweit mehr als verdreifacht. Holzfasern<br />

spielen dabei eine wichtige Rolle, obwohl seit 2006 etwa die Hälfte aus<br />

Altpapier gewonnen. Quelle: FAOSTAT-ForesSTAT, 2011<br />

www.forestfinance.de FF 23<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1965<br />

1970<br />

1075<br />

1980<br />

1985<br />

1990<br />

1995<br />

2000<br />

2005<br />

Recycletes<br />

Papier<br />

Andere<br />

Fasern<br />

Zellstoff aus<br />

Holz


Waldwirtschaft<br />

Machtverhältnisse im deutschen Wald<br />

Dr. Lutz Fähser<br />

Dr. Lutz Fähser war bis<br />

2009 Leitender Forst -<br />

direktor des in Deutschland und international bekannten<br />

„Stadtwald Lübeck”. Seit mehr als 15 Jahren<br />

wird hier Wald auf rund 5000 Hektar naturnah genutzt.<br />

Das Lübecker Waldkonzept wurde mehrfach<br />

ausgezeichnet und ist von Naturland und FSC zertifiziert.<br />

Das hier entwickelte und angewandte „Prozess-<br />

Schutz-Konzept“ gilt als Pionier im Hinblick auf eine<br />

zugleich ökologische und ökonomische Wirtschaftsweise.<br />

Es gründet auf den Beschlüssen der internationalen<br />

Umweltkonferenz von Rio, speziell auf der<br />

Biodiversitätskonvention (CBD), der Walderklärung<br />

und der Agenda 21.<br />

Wie würden Sie den Zustand des deutschen<br />

Waldes beschreiben? Ist er „gesund” und sein<br />

Wachsen um eine Million Hektar in den letzten<br />

vier Jahrzehnten ein gutes Zeichen für mehr<br />

Naturschutz und Artenvielfalt?<br />

Der deutsche Wald ist im Wesentlichen ein menschengeformter<br />

Forst. „Urwälder“ mit ihrer kompletten na-<br />

türlichen Artenfülle gibt es nicht mehr. Die größere<br />

Fläche ist kein Indiz für bessere Qualität. Aber das<br />

gesellschaftlich gewachsene Bewusstsein hat bewirkt,<br />

dass in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr naturnähere<br />

Laubmischwälder angelegt wurden. Mehr<br />

Natur- und Artenschutz wurde flächenrelevant erst in<br />

den letzten Jahren mit dem Programm „Natura<br />

2000“ von der EU erzwungen. Der deutsche Wald ist<br />

durch künstliche Baumarten-Zusammensetzung, Immissionen,<br />

Zerschneidungen, Grundwasserveränderungen<br />

und Klimawandel nicht gesund, sondern<br />

permanent unter Anpassungsstress.<br />

Würden Sie die deutsche Forstwirtschaft als<br />

nachhaltig bezeichnen?<br />

Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet, dass die Wälder<br />

so behandelt werden, dass sie sich den jeweiligen<br />

Lebensbedingungen anpassen und sich immer wieder<br />

regenerieren können. Das ist zur Zeit nur auf etwa 20<br />

Prozent der Waldfläche der Fall. 80 Prozent der Wälder<br />

sind künstlich strukturierte Forste mit einem sehr<br />

geringen Vorrat an Bäumen/Holz (circa 50 Prozent der<br />

Menge des „Urwaldes“), die mit viel Aufwand gegen<br />

die natürlichen Prozesse durchgebracht werden.<br />

Deutschland zählt zu den wald -<br />

reichen Ländern innerhalb der EU.<br />

Knapp ein Drittel der Gesamtfläche<br />

ist mit Wald bedeckt. Und die Fläche<br />

wird jährlich größer. In den letzten<br />

40 Jahren nahm sie um rund eine<br />

Million Hektar zu. Wie gut ist dieser<br />

Wald – für Tiere, Pflanzen, Arten -<br />

vielfalt?<br />

<strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine<br />

Sommer-Guist fragt Dr. Lutz Fähser,<br />

einen Experten für Wald und Nachhaltigkeit.<br />

Außerdem wird zur Zeit der jährliche Holzzuwachs<br />

fast völlig genutzt, so dass die Forste weit weg sind<br />

von einer nachhaltigen, naturnahen Waldentwicklung.<br />

Kann Forstwirtschaft der Natur und der Wirtschaft<br />

gleichzeitig gerecht werden?<br />

Forstwirtschaft bedeutet unvermeidbar Störung und<br />

Schwächung der (Wald-)Natur. Es kommt darauf an,<br />

die gesellschaftlichen Forderungen an den Wald und<br />

die technischen Eingriffe so zu gestalten, dass die<br />

Strukturen und Lebensvorgänge der natürlichen Wald-<br />

Ökosysteme nicht wesentlich gestört werden. Die Gesellschaft<br />

muss ihre Anforderungen also qualitativ<br />

und quantitativ auf das von Wäldern natürlich Leistbare<br />

anpassen (Suffizienz). Die Forstwirtschaft muss<br />

die Wirtschaftswälder nahe an die ursprünglichen<br />

naturnahen Waldgesellschaften heran entwickeln und<br />

die technischen Maßnahmen so gestalten, dass sie<br />

ein Minimum an (Zer-)Störungen bewirken (Vorsorge-<br />

Prinzip). Dann kann Ur-Produktion funktionieren,<br />

wenn die Natur beinahe ungestört den Produktionsprozess<br />

selbst gestaltet, was übrigens auch ökonomisch<br />

durch Kostenminimierung vorteilhaft ist. In<br />

Deutschland wurde so ein Konzept der „Naturnahen<br />

24 FF www.forestfinance.de<br />

Foto: Jennifer Scheffler/pixelio


Waldnutzung“ 1994 im Stadtwald von Lübeck begonnen,<br />

das sich seitdem sehr bewährt hat. Die beiden<br />

ökologisch-sozialen Zertifikate für Wälder, „Naturland“<br />

und „Forest Stewardship Council“ (FSC) , fußen<br />

auf diesen Prinzipien. Etwa fünf Prozent der deutschen<br />

Waldfläche ist in dieser Weise zertifiziert. Die<br />

Umweltverbände Greenpeace, BUND, NABU, WWF<br />

und Robin Wood fordern diese Wirtschaftsweise von<br />

den öffentlichen Waldbesitzern.<br />

Was muss sich in Deutschland ändern, um Forstwirtschaft<br />

und Biodiversität unter einen Hut zu<br />

bringen?<br />

Biodiversität an sich hat ökologisch keinen funktionalen<br />

Wert. Ein botanischer Garten ist sicher höchst biodivers,<br />

ist aber kein funktionierendes, selbständig<br />

lebensfähiges Ökosystem. Biodiversität in der Forstwirtschaft<br />

muss also diejenige Ausstattung mit Tierund<br />

Pflanzenarten sein, die typisch ist für die natürliche<br />

Waldgesellschaft, die sich auf dem jeweiligen Erdboden<br />

und mit dem dortigen Klima ohne Veränderung<br />

durch Menschen gebildet hätte. Diese Ausstattung ist<br />

das Ergebnis langer Auswahl- und Optimierungsprozesse<br />

in der Evolution. In diesem Sinne kann Forstwirtschaft<br />

durch naturnahes nachhaltig orientiertes<br />

Handeln bzw. Unterlassen (Minimum-Prinzip) mit den<br />

heimischen Baumarten langfristig zu der natürlichen<br />

und damit funktionalen Biodiversität zurückkehren.<br />

Was kann jeder einzelne von uns tun, um den<br />

Wald in Deutschland sowie seine Bewohner zu<br />

schützen?<br />

Forstwirtschaft ist in Deutschland im Wesentlichen<br />

durch die politischen Kräfte in den Staatswäldern und<br />

durch die kommerzielle Nachfrage nach Holz bestimmt.<br />

Als Korrektiv und Stimme für die Natur treten Aktionen<br />

der Umweltverbände hinzu. Jeder Einzelne kann<br />

diese drei großen Machtfaktoren beeinflussen. Wald<br />

und Biodiversität werden von ökologisch ausgerichteten<br />

politischen Parteien gefördert. Der schnellste Einfluss<br />

geschieht durch Regierungswechsel, der direkt<br />

auf die staatliche Forstwirtschaft durchschlägt. Aktu -<br />

elle Beispiele finden wir in Baden-Württemberg und<br />

Rheinland-Pfalz, wo die Beteiligung der B'90/Grünen<br />

an den neuen Regierungen gerade zu Neu-Konzepten<br />

und zur ökologisch-sozialen Zertifizierung der Staatswälder<br />

führt. Aber auch die Nachfrage nach Holzprodukten<br />

kann von uns Einzelnen beeinflusst werden.<br />

Wir sollten zum Beispiel den Verbrauch von Papier<br />

und Brennholz (CO ² -Emission) reduzieren und nur<br />

Naturland- oder FSC-zertifizierte Produkte kaufen.<br />

Schließlich brauchen die Umweltverbände mehr<br />

Unterstützung – finanziell und personell. Sie setzen<br />

sich unermüdlich für uns alle ein, auch für die sprachlose<br />

Natur, ehrenamtlich und gegen die etablierten<br />

Gewalten, die nicht selten im eigenen Interesse und<br />

nicht im Interesse eines nachhaltigen würdigen Lebens<br />

von Menschen und Natur handeln.<br />

Foto: Renate Tröße/pixelio<br />

ForestFinance- Buchenwaldreservat<br />

„Wilde Buche” – ein „Ausgewählter Ort”<br />

ForestFinance schützt schon heute den Urwald von morgen – auch in Deutschland,<br />

denn hier sind nicht nur Wildkatze und Schwarzstorch zuhause: Deutschlands letzte<br />

Buchenwälder beherbergen eine ganze Reihe bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Anfang<br />

2011 riefen ForestFinance und B.A.U.M. e. V. daher ein Schutzprojekt für das Waldreservat<br />

„Wilde Buche“ in Hümmel/Rheinland-Pfalz ins Leben. Gemeinsam bieten die<br />

Projektpartner engagierten Unternehmen die Möglichkeit, sich für den Erhalt dieses<br />

besonders alten und seltenen Buchenbestands in Deutschland einzusetzen, das von<br />

unschätzbarem Wert für die heimische Artenvielfalt ist.<br />

Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190 Jahre alten<br />

Buchen. Es gilt als eines der wenigen seiner Art in Deutschland, denn vor allem<br />

Buchenwälder mit derart alten Beständen haben mit unter einem Prozent nur noch<br />

einen extrem geringen Anteil an der Waldfläche Deutschlands. Durch die Speicherung<br />

und Fixierung von CO 2 im Holz der Bäume sowie im Waldboden, leistet das Reservat<br />

„Wilde Buche“ über Biodiversitäts- und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag<br />

zum Klimaschutz.<br />

Ein uriges Stück Deutschland<br />

Seit vielen Jahren ist die Gemeinde Hümmel darauf bedacht, den Wald konsequent<br />

zu schützen und setzt auch bei den benachbarten bewirtschafteten Flächen seit jeher<br />

auf beispielhafte und besonders schonende Methoden für Boden und Bäume. So<br />

werden Pferdezüge eingesetzt, um Bäume aus dem Wald zu schaffen und somit den<br />

Boden zu schonen. Der Verzicht auf schwere Erntemaschinen ist selbstverständlich.<br />

Rückenwind erhielt das Projekt auch von Greenpeace, dem Bund für Umwelt und<br />

Naturschutz (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem Forum Umwelt<br />

und Entwicklung: Anlässlich der Berliner Messe „Grüne Woche“ forderten diese<br />

vier großen Umweltverbände nachdrücklich den langfristigen Schutz deutscher<br />

Buchenwaldbestände. Dies soll die Grundlage für eine Umsetzung der 2007 von der<br />

Bundesregierung beschlossenen „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“<br />

sein. Bereits Mitte 2011 wurden fünf deutsche Buchenwaldgebiete von der UNESCO mit<br />

dem Weltnaturerbe-Status versehen.<br />

Ausgezeichnet!<br />

Zu Beginn des Jahres <strong>2012</strong> wurde das Projekt Waldreservat<br />

„Wilde Buche“ von einer unabhängigen Jury aus<br />

über 2000 Bewerbungen als einer der herausragenden<br />

„365 Orte im Land der Ideen“ im Deutschland-Wettbewerb<br />

ausgezeichnet. „Wilde Buche“ ist damit einer<br />

von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Initiative<br />

„Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft<br />

des Bundespräsidenten prämiert werden Die<br />

Preisverleihung findet am 13. Juni <strong>2012</strong> in der Gemeinde<br />

Hümmel statt.<br />

Wenn auch Sie uralten Buchenwald<br />

schützen wollen – für Ihr Unternehmen<br />

und eine bessere Zukunft – finden Sie<br />

alle nötigen Informationen und Möglichkeiten<br />

dazu auf www.wildebuche.de<br />

Waldwirtschaft<br />

www.forestfinance.de FF 25


Reportage<br />

Durchs wilde Tadschikistan<br />

Andreas Schnall leitet die ForestFinance-Forstabteilung. Der studierte Forstwirt ist aber mehr als Bayer,<br />

Baumfreund und Waldmensch – er ist ein Abenteurer und Bergsteiger. So genießt er seine Auslandsaufenthalte,<br />

bei denen er für ForestFinance Wälder rund um den Globus besucht, und lebt diese Leidenschaft auch in seiner<br />

Freizeit. Natürlich interessierte ihn da ein Waldprojekt in Tadschikistan, einer Region, die noch frei von Touristen<br />

ist. Für <strong>ForestFinest</strong> schreibt er darüber eine Reportage. Authentisch, abenteuerlich und mächtig interessant.<br />

Ben Neusel in den Ishkashim Bergen (links). Der ehemalige ForestFinance-Mitarbeiter lud Andreas Schnall nach Tadschikistan ein, um ihm die Berge und „sein Waldprojekt“<br />

zu zeigen. Die Mitarbeiter des Joint Forest Management-Projekts (Mitte), das von internationalen Entwicklungshilfeorganisationen gefördert wird, pflanzen in den<br />

Bergen der Region Pamir Bäume, um den hier lebenden Menschen ein besseres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.<br />

Am 20.08.2011 ging der Flieger von Frankfurt<br />

am Main nach Duschanbe. Wohin bitte?<br />

Diese Frage stellte ich mir vor gar nicht<br />

zu langer Zeit auch noch. Nun weiß ich mehr.<br />

Aber kurz mal die Uhr zurückgedreht und<br />

die Frage „Warum Tadschikistan?“ beantwortet.<br />

Ben Neusel, ein ehemaliger Forest Finan<br />

ce-Mitarbeiter, ist seit 2010 in Khorog,<br />

Tadschikistan, wo er als Förster im CIM Programm<br />

(Centrum für internationale Migration<br />

und Entwicklung) tätig ist. Er brachte<br />

mich auf die Idee, meinen Urlaub in diesem<br />

weitgehend unbekannten Teil der Erde<br />

zu verbringen und das Hochgebirgs-Land<br />

angrenzend an China, Usbekistan, Kirgistan<br />

und Afghanistan zu bereisen. Wir<br />

planten, einen Berg zu besteigen und Ben<br />

wollte mir das Aufforstungsprojekt in der<br />

Provinz Badakhshan zeigen. Das interessierte<br />

mich sehr. Denn es verfolgt einen ähn-<br />

lichen Ansatz wie ForestFinance – Misch wälder<br />

naturnah anzulegen. Nur können die<br />

Voraussetzungen für gleiche Projekte unterschiedlicher<br />

kaum sein! Die Forste in<br />

Panama liegen nah am Äquator und eine<br />

ganzjährige Vegetationsperiode sowie Temperaturen<br />

von meist über 27 Grad Celsius ermöglichen<br />

ein kontinuierliches Wachstum.<br />

Tadschikistan hingegen hat im Sommer<br />

Temperaturen von über 40 Grad und im<br />

Winter kann das Quecksilber auch unter minus<br />

30 fallen. Niederschläge gibt es kaum<br />

und die steinkarge Landschaft ist das krasse<br />

Gegenteil zu der immergrünen Tropenvegetation<br />

Panamas.<br />

Als ich nach sechs Stunden Flug in Dusch -<br />

anbe, der Hauptstad Tadschikistans, landete,<br />

begrüßten mich heiße 42 Grad. Die Fahrt<br />

nach Khorog, meinem eigentlichen Ziel,<br />

stellte sich nicht nur wegen der Hitze als<br />

kleines Abenteuer heraus. 508 Kilometer la-<br />

gen vor mir, für die man laut Bens Auskunft<br />

auch schon mal zwei Tage brauchen kann.<br />

Glücklicherweise fand ich eine Mitfahrgelegenheit<br />

und so saß ich bald in einem voll<br />

bepackten Jeep. Jeeps sind die Busse Tadschikistans<br />

und wichtigstes Transportmittel<br />

für Touristen, um über die holprigen<br />

Straßen zu fahren. Schätzungsweise kommen<br />

jedes Jahr 2 000 Touristen ins Land –<br />

größtenteils abenteuerlustige Individualreisende<br />

sowie Bergsteiger und Rucksacktouristen.<br />

Das Forstkonzept im Meer von Steinen<br />

Die Waldflächen des „Joint Forest Management<br />

– A multidimensional approach for sustainable<br />

rehabilitation of forests“ (JFM) befinden<br />

sich in der Bergregion Pamir und<br />

werden gemeinsam von der Forstberhörde<br />

und der lokalen Bevölkerung bewirtschaftet.<br />

Das Projekt „Nachhaltige Nutzung<br />

26 FF www.forestfinance.de


natürlicher Resourcen in Gorno-Badakhshan“<br />

wird von einheimischen Förs tern in Zusammenarbeit<br />

mit Fachkräften der GIZ<br />

(Deutsche Gesellschaft für internationale<br />

Zusammenarbeit GmbH) im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung, des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit sowie des<br />

CIM Programms geleitet. Ein wichtiger<br />

Grundsatz ist, Vertrauen bei der lokalen Bevölkerung<br />

aufzubauen, um die Nachhaltigkeit<br />

zu gewährleisten. Es werden Nutzungsrechte<br />

in Kombination mit individuellen<br />

Bewirtschaftungsplänen an die lokalen<br />

Bauern vergeben. Sogenannte Mobilizer<br />

leisten Überzeugungsarbeit bei der Bevöl-<br />

kerung, besuchen regelmäßig die Projektteilnehmer<br />

und schulen die Bauern in den<br />

Belangen nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

Ein wichtiger Punkt bei diesem Auffors -<br />

tungs projekt ist die Wasserversorgung. Es<br />

bestimmt das Wachstum und ist ein rares<br />

Gut. Denn Niederschlag fällt fast nur im<br />

Winter. Standorte mit guter Grundwasserversorgung<br />

kommen mit den geringen Niederschlägen<br />

zurecht. Schwieriger haben es<br />

Gebiete, die weiter von den Fluss läufen<br />

entfernt sind. Dennoch werden auch diese<br />

Flächen bewaldet, indem Wasser aus natürlichen,<br />

ganzjährigen Schmelzwasserflüssen<br />

in Kanäle umgeleitet wird, um die Bewässerung<br />

sicherzustellen.<br />

Diese Technik wird hierzulande seit hunderten<br />

von Jahren genutzt, um landwirtschaftlich<br />

nutzbare Flächen zu erschließen.<br />

Das tradierte System zur Anlage und Pflege<br />

dieser Kanäle ging aber leider während<br />

der Sowjetzeit weitgehend verloren und viele<br />

Kanäle sind in marodem Zustand. Das Projekt<br />

unterstützt die Wiederinstandsetzung<br />

von Kanälen. Finanzielle Subventionen spielen<br />

dabei jedoch eine zweitrangige Rolle.<br />

Vielmehr wird darauf hingearbeitet, dass die<br />

Bevölkerung selbst die Kanäle baut und wartet.<br />

Nur so kann eine neu geschaffene Infrastruktur<br />

über die Projektdauer hinaus erhalten<br />

bleiben.<br />

Durch die Pflanzung von nachhaltig bewirt<br />

schafteten Wäldern soll der Waldanteil,<br />

derzeit bei unter zwei Prozent, wieder angehoben<br />

werden. Holz und Biomasse sind<br />

für die ländliche Bevölkerung, neben dem<br />

Trocknen von tierischen Exkrementen, die<br />

wichtigste Energiequelle. Alte Aufzeich-<br />

So sieht die SavingBooks-Anpflanzung in den tadschikischen Bergen aus (links). Über Kanäle (rechts) werden<br />

die Bäume bewässert. Fotos: Andreas Schnall<br />

nungen belegen, dass vor circa 100 Jahren<br />

das Land noch zu 25 Prozent mit Wald bedeckt<br />

war. Zum Vergleich: in Deutschland<br />

sind es 30 Prozent. Hauptgrund für die Abholzung<br />

war der vermehrte Baumwollanbau.<br />

Mit 439 Beteiligten implementierte das<br />

Projekt bisher 1900 Hektar unter JFM. Dabei<br />

erhält jeder Waldnutzer/-Pächter für 20<br />

Jahre das Recht, den Wald auf seiner Fläche<br />

nachhaltig zu nutzen und verpflichtet sich<br />

einen festgeschriebenen Anteil erzielter<br />

Einnahmen an die Forstbehörde abzugeben.<br />

Er geht zugleich die Verpflichtung ein, degradierte<br />

Flächen aufzuforsten und den<br />

Wald vor Vieh und illegalem Brenn holzeinschlag<br />

zu schützen. Inzwischen ist der Ansatz<br />

von Waldnutzern und Forstbehörde akzeptiert<br />

und wird immer selbstständiger<br />

von der Forstbehörde durchgeführt. Auf<br />

völlig degradierten Flächen kommt der<br />

Sparbuchansatz (SavingsBookApproach)<br />

pilotweise zum Einsatz. Der Pächter/Waldnutzer<br />

verpflichtet sich, die Fläche schrittweise<br />

aufzuforsten, kann dort aber nicht wie<br />

beim JFM sofort Einnahmen aus nachhaltiger<br />

Waldwirtschaft erzielen. Um diesen<br />

Zeitraum zu überbrücken, bekommt er<br />

Zahlungen auf ein persönliches Sparbuch<br />

gutgeschrieben. Über diese kann er erst<br />

dann verfügen, wenn er im folgenden Jahr<br />

belegt, dass seine Pflanzarbeit nachhaltig erfolgreich<br />

war.<br />

Land und Leute<br />

Die Lebensweise der Pamiri hat mich beeindruckt.<br />

Trotz einfacher Verhältnisse sind<br />

die Menschen sehr gastfreundlich. Ich durfte<br />

immer den besten Schlafplatz beziehen<br />

und wurde reichlich mit Tee, Brot, Butter und<br />

Obst bewirtet. Spannend war ein Besuch der<br />

Zentralasiatischen Universität in Khorog. Nicole<br />

Angermann, die hier Deutsch lehrt,<br />

lud mich zu einer Unterrichtsstunde zum<br />

Thema Dialekte ein. Der Bitte, meinen bayrischen<br />

Ursprung in Khorog sprachlich unter<br />

Beweis zu stellen, kam ich natürlich<br />

gerne nach. Die Studenten sind ausgebildete<br />

Lehrer und gehen mit den neu erlernten<br />

Kenntnissen zurück in ihre Dörfer oder<br />

qualifizieren sich damit für ein Studium in<br />

Deutschland .<br />

Schon wieder Wasser …<br />

Wasser ist in diesem Land extrem selten und<br />

wichtig. Das wurde mir auf der Rückfahrt<br />

nach Duschanbe wieder bewusst. Ein Steinrutsch<br />

blockierte die Fahrbahn, und meine<br />

Weiterfahrt verzögerte sich um etwa drei<br />

Stunden. Bei sengender Hitze hatten wir Reisenden<br />

kaum Wasser. Erst am nächsten<br />

Grenzposten wurde eine Wasserflasche<br />

aufgefüllt und machte ganz selbstverständlich<br />

im Auto für alle die Runde. Das<br />

Wenige mit vielen teilen, vieles für viele besser<br />

machen – ich glaube, das ist das, was ich<br />

in diesem Land kennen und am meisten<br />

schätzen gelernt habe.<br />

Die Region Tadschikistan hat unseren Autor Andreas<br />

Schnall so fasziniert, dass er eine Expedition ins<br />

benachbarte Afghanistan plant – inklusive Bergsteigen<br />

und Paragliden. Mehr dazu finden Sie auf<br />

http://wakhanexpedition<strong>2012</strong>.jimdo.com<br />

www.forestfinance.de FF 27<br />

Reportage


Forest Finance<br />

Waldfonds: PureForest der Erste<br />

Was lange währt, wird richtig gut. ForestFinance erweitert im Laufe des Jahres die Produktpalette um einen<br />

Waldfonds. Mit „PureForest I” bleiben wir unseren Wurzeln treu und schaffen gemeinsam mit unserem Partner,<br />

dem Emissionshaus „Pure Blue”. Ein Finanz-Produkt, das Maßstäbe für Transparenz und Verbraucherschutz<br />

im Fondsbereich setzen soll: Neben der Prospektgenehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienst -<br />

leistungen (BaFin) wird auch der strenge Prospektierungsstandard des IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer)<br />

eingehalten. Und dies kombiniert mit nachhaltig ökologischer Forstwirtschaft. Hier die Eckdaten.<br />

Mit der Markteinführung des „PureForest I“-<br />

Fonds erweitert ForestFinance das Ange bots-<br />

Portfolio um ein genehmigtes und zertifiziertes<br />

Fondsprodukt. Knapp 10000 Kunden<br />

haben sich in den vergangenen Jahren bereits<br />

für die ForestFinance Direktinvestments<br />

in Panama und Vietnam entschieden.<br />

Immer wieder wurde die Anfrage an das Unternehmen<br />

gestellt, ein Fondsprodukt anzubieten.<br />

Wir halten die ForestFinance Direktinvestment-Produkte<br />

nach wie vor für „charmant“<br />

und für den einzelnen Investor klar<br />

und gut nachvollziehbar. Dennoch sind<br />

Fonds eingeführte Finanzprodukte und gerade<br />

hier gibt es aus unserer Sicht am deutschen<br />

Markt wenige bis kein ökologischnachhaltiges<br />

Waldfonds-Produkt. Denn nahezu<br />

alle bestehenden Fonds-Angebote haben<br />

mit nachhaltiger Forstwirtschaft nichts<br />

zu tun, erhalten meist nicht einmal eine FSC-<br />

Zertifizierung. Dem möchte ForestFinance etwas<br />

Beispielhaftes entgegensetzen.<br />

Neben der forstlichen Qualifikation wird<br />

ein Partner für den Fondsvertrieb und die<br />

Prospektierung benötigt. Denn in Deutschland<br />

sind nur solche Fondsprodukte zugelassen,<br />

die die Überprüfung durch die Ba-<br />

Fin (Bundesanstalt für Finanzdienstlei-<br />

stungsaufsicht) passieren. Diese Partnersuche<br />

erwies sich in den vergangenen Jahren<br />

als äußerst schwierig. Bestehende Anbieter,<br />

ihre ökologischen Konzepte und<br />

wirtschaftlichen Vorgehensweisen – auch<br />

zum Beispiel Vertriebskosten – waren einfach<br />

nicht mit der ForestFinance Philosophie<br />

in Übereinstimmung zu bringen.<br />

Pure Blue ergänzt das Forstkonzept<br />

Mit „Pure Blue“ wurde nun ein Wunschpartner<br />

gefunden, der das nachhaltige Forstkonzept<br />

von ForestFinance perfekt ergänzt:<br />

Die Zielsetzung von „Pure Blue“ unterscheidet<br />

sich von allen anderen Angeboten durch<br />

die Gleichschaltung von Anleger- und Investoren-Interessen.<br />

Der Fonds Manager erhält<br />

während der Laufzeit lediglich eine kostendeckende<br />

Vergütung. Er gewinnt jedoch<br />

erst, nachdem die Anleger mindestens acht<br />

Prozent Rendite erreicht haben.<br />

Hinter PureForest steckt uneingeschränkt<br />

die ForestFinance Philosophie mit allen qualitativen<br />

Merkmalen der bekannten Produkte.<br />

Das gesamte Forstkonzept, die Durchführung<br />

und Vermarktung der Ernte verantwortet<br />

ForestFinance, während Pure Blue<br />

den Fondsprospekt auflegt und den Vertrieb<br />

organisiert.<br />

Nur 14 Jahre Laufzeit –<br />

schnelle Rückflüsse!<br />

PureForest I wird eine circa 400 Hektar<br />

große Teakplantage in Panama, Chiriqui erwerben,<br />

auf der bereits Teak-Monokultur aufgeforstet<br />

wurde. Die Bäume sind heute bereits<br />

zwischen fünf und 17 Jahre alt. Dadurch<br />

ergibt sich im Bereich der Laufzeit ein herausragender<br />

Wettbewerbsvorteil: Der Verkauf<br />

der ältesten Bäume kann bereits 2016<br />

erfolgen. Somit kommt es nach vier Jahren<br />

bereits zu deutlich früheren Rückflüssen<br />

als bei vergleichbaren Investitionen in Edelhölzer.<br />

Monokultur bei ForestFinance – passt<br />

das zusammen? Ja, denn im Gesellschaftsvertrag<br />

ist ein nachhaltiger Forstplan verankert.<br />

Demnach findet neben der Bewirtschaftung<br />

und Ernte des Teakholzes zunächst<br />

eine natürliche, nährstoffanreichernde Rekultivierung<br />

des Bodens durch Akazienbäume<br />

statt. Im Anschluss wird eine nachhaltige,<br />

artenreiche Mischwaldaufforstung<br />

für tropische einheimische Edelhölzer umgesetzt,<br />

die eine hohe Umweltrendite verspricht.<br />

Am Ende verbleibt also ein typischer<br />

ForestFinance Mischwald. Kein Kahlschlag<br />

und keine gerodeten Flächen.<br />

28 FF www.forestfinance.de


Das Finanz-Produkt für<br />

Menschen, die dreifach<br />

attraktiven Ertrag suchen:<br />

ökonomisch, ökologisch<br />

und sozial.<br />

Die Eckdaten von PureForest I:<br />

• Geplante Laufzeit: 14 Jahre mit<br />

Verlängerungsoption<br />

• Das vorläufige Fonds Volumen<br />

beträgt 8,2 Mio. Euro<br />

• Erwartete Rendite bis<br />

10 Prozent<br />

• Sicherheit durch 100 Prozent<br />

Eigenkapitalfinanzierung<br />

• Rückkaufgarantie für den Forst<br />

nach Ablauf der Fondslaufzeit<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />

Vertragsunterlagen erhalten Sie<br />

hier: Forest Finance Service GmbH,<br />

Olaf van Meegen, Eifelstraße 20,<br />

53119 Bonn.<br />

Oder schicken Sie eine E-Mail an:<br />

olaf.vanmeegen@forestfinance.de<br />

Stichwort: PureForest<br />

ForestFinance-Forstingenieur Roger Almengor González (re) diskutiert mit Carsten Dujesiefken, Pure<br />

Blue-Geschäftsführer, bei dessen Vor-Ort-Besuch im Februar in Panama. Foto: Jan Fockele<br />

Die Pure Blue GmbH ist ein Anbieter von innovativen Investmentprodukten mit Sitz<br />

in Hamburg. Die beiden Gründer und Geschäftsführer Carsten Dujesiefken und<br />

Richard Focken verfügen über langjährige Erfahrung im Finanzsektor und bieten<br />

interessierten Anlegern ausschließlich Anlageprodukte, die auf nachhaltigen<br />

Geschäftsideen basieren. Darüber hinaus unterscheidet sich Pure Blue von anderen<br />

Anbietern durch maximale Transparenz und echte Risikoteilung. Pure Blue profitiert<br />

erst dann, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen ist. Über die kostendeckende<br />

Vergütung während der Laufzeit hinaus, erzielt das Unternehmen nur<br />

dann einen Gewinn, wenn die Investoren bereits eine Rendite erzielt haben. Forest-<br />

Finance hat eine kleine Minderheitenbeteiligung an PureBlue erworben, um auch<br />

so die strategische Verbundenheit zu unserem neuen Partner zu bekunden.<br />

www.pure-blue.de<br />

Auf der Website finden Sie einen Blog von<br />

Carsten Dujesiefken, der die ForestFinance<br />

Wälder in Panama besucht und seine Eindrücke<br />

niedergeschrieben hat.<br />

Forest Finance<br />

www.forestfinance.de FF 29


Forest Finance<br />

Feld- und Waldenergie:<br />

Kann gut, grün nachhaltig sein<br />

Energieholz wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Bereits<br />

heute ist es nach Erdöl und Erdgas der drittwichtigste Rohstoff der Erde.<br />

Diese Entwicklung birgt Risiken für den Wald und die Umwelt aber auch<br />

Chancen. ForestFinance erarbeitet ein nachhaltiges Bewirtschaftungs -<br />

konzept für Kurzumtriebsplantagen – viele Bäume, die doch kein Wald sind.<br />

Für Investoren in Energieholz ist der „Wald:Energie I” die richtige Wahl.<br />

Energieholz kann ein Baustein in der Zukunft<br />

nachhaltiger Energieerzeugung sein.<br />

Denn es ist im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen<br />

nahezu klimaneutral – allerdings<br />

nur dann, wenn nicht erst Wald gerodet wird,<br />

um Platz für Energieholzplantagen zu schaffen.<br />

Nur wenn Energieforste nachhaltig in<br />

Mischkultur bewirtschaftet werden, sind<br />

sie eine nachhaltige „Energiequelle“, und tragen<br />

auch noch zum Erosions- und Wasserschutz<br />

bei. (Wir berichteten in <strong>ForestFinest</strong><br />

2/2011 ausführlich zum Thema Biomasse.)<br />

Laut der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation<br />

der Vereinten Nationen)<br />

wurden 2010 ca. 1 860 Millionen Kubikmeter<br />

Energieholz produziert. Dabei<br />

steigt der Energieholzbedarf weltweit rasant<br />

und führt dazu, dass allerortens neue Plantagen<br />

aus dem Boden schießen. Meist handelt<br />

es sich dabei um ökologisch fragwürdige<br />

Monokulturen, die zudem dem Boden extrem<br />

viel Wasser entziehen. So entsteht kein<br />

Wald, sondern Wüste.<br />

Die Vorteile der Biomasse Holz<br />

Holz ist viel mehr als Biomasse: Die Bäume<br />

binden CO 2 und filtern Feinstaub aus der Luft.<br />

Sie verbessern das lokale Klima und – immer<br />

vorausgesetzt, die Forste werden ökologisch<br />

bewirtschaftet – fördern sie die Humusbildung<br />

und erhöhen die Grundwasserqualität.<br />

Für Investoren in Biomasse ist zudem interessant,<br />

dass die bereits heute hohe Nachfrage<br />

zu ansehnlichen Erträgen führt. Energie-<br />

Holz steigt seit Jahren im Preis, weil es<br />

grundlastfähig ist, hohe Vergütungen nach<br />

dem (EEG) erzielt, und weil immer mehr private<br />

Haushalte es nutzen.<br />

So kann es gehen<br />

ForestFinance bietet nun zusammen mit<br />

dem Unternehmen Wald:Energie die Chance,<br />

in ein deutsches Projekt zu investieren.<br />

Wald: Energie kauft Wald, Land und Boden<br />

und bewirtschaftet die Kurzumtriebsplantagen<br />

nach den Regeln des Bund für Umwelt<br />

und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Investoren<br />

können Laufzeiten bis zum Jahr 2025<br />

oder maximal 35 wählen und profitieren<br />

vom Verkauf des Rohstoffs Holz sowie von der<br />

Wertsteigerung des Bodens. Jedes zweite<br />

bis vierte Jahr wird Holz „gemäht“ und verkauft.<br />

Wald:Energie rechnet mit einer Rendite<br />

von im Schnitt ca. sieben Prozent jährlich bis<br />

2025 oder ca. neun Prozent bis 2035. Die<br />

Wertsteigerung des Bodens bringt zusätzliche<br />

Ausschüttungen. Wenn er nach der Liquidation<br />

verkauft wird, liegen diese 2025 voraussichtlich<br />

bei ca. 26 Prozent der Beteiligungssumme<br />

und 2035 sogar bei 80 Prozent.<br />

ForestFinance geht in diese Kooperation,<br />

weil Energieholz eine immer wichtigere Energiequelle<br />

wird. Das darf nicht zu Lasten der<br />

Umwelt gehen – auch hier wollen wir nachhaltige<br />

Anbaukonzepte umsetzen. Wald:Energie<br />

hat sich verpflichtet, die Erzeugung<br />

nach den Leitlinien des BUND durchzufüh -<br />

ren. Diese zeigen den Weg, wie das ökologisch<br />

sinnvoll gehen kann. Nur so können Bäume<br />

in Energie“wäldern“ ökologisch angebaut<br />

werden. Und auch so, dass der „richtige“ Wald<br />

keinen Schaden nimmt. Denn: Allein in der<br />

EU fehlen bis 2020 geschätzte 100 Millionen<br />

Kubikmeter Holz. Baut man es auf Feldern an,<br />

wächst es schneller als im Wald, kann für Energie<br />

sowie als Stammholz genutzt werden<br />

und hilft so den Wald zu entlasten und zu<br />

schützen.<br />

Junge Pappeln vor malerischem Hintergrund – ihre<br />

Existenz verdanken sie dem menschlichen Hunger<br />

nach Energie, nicht der Schönheit. Sie gehören zu den<br />

Bäumen, die auf den sogenannten Kurzumtriebsplantagen<br />

gepflanzt werden. Foto: Angelika Ströbel/pixelio<br />

Pelletproduktion und<br />

Inlandsbedarf in Deutschland<br />

Tonnen<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

2005 2007 2009 2011<br />

Prognose<br />

Der Verbrauch sowie die Produktion von Holzpellets<br />

steigen in Deutschland kontinuierlich. Deutschland<br />

ist europaweit der größte Pelletproduzent und<br />

könnte sogar noch mehr, aber die Holzpreise sind<br />

sehr hoch. Die Nachfrage nach dem Rohstoff Holz<br />

wird entsprechend auch in diesem Bereich stärker<br />

werden. Grafik: ForestFinance, Quelle: DEPV<br />

Vertragsunterlagen können Sie hier<br />

anfordern: info@forestfinance.de,<br />

Stichwort Wald:Energie.<br />

30 FF www.forestfinance.de<br />

2.000.000<br />

1.100.000<br />

600.000<br />

2.500.000<br />

1.600.000<br />

1.100.000<br />

2.700.000<br />

1.800.000<br />

1.400.000<br />

Kapazitäten Produktion Verbrauch


Die Leitlinie, die online jedem Interessierten<br />

zur Verfügung steht, umfasst 32 Seiten –<br />

und stellt Waldklimaprojekte-Typen ebenso<br />

vor wie Standards, die sie erfüllen sollten,<br />

um Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu<br />

werden.<br />

Investieren in Wald- und<br />

Klimaschutz – aber wie?<br />

„Bäume pflanzen, um das Klima zu schützen” – ein augenscheinlich<br />

einfacher Ansatz für Wald-Klimaprojekte und ein Appell, der sicherlich<br />

jedem schon einmal begegnet ist. Doch was steckt hinter diesen<br />

Projekten? Die gemeinsam von OroVerde und dem Global Nature Fund<br />

herausgegebenen Veröffentlichungen geben eine Orientierungshilfe für<br />

Unternehmen und private Investoren im Dschungel der verschiedenen<br />

Projekttypen und Qualitätsstandards. Dr. Elke Mannigel von OroVerde<br />

stellt sie Ihnen vor.<br />

Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel<br />

müssen zuallererst „vor der eigenen<br />

Haustür“ beginnen, das heißt eigene<br />

Treibhausgasemissionen müssen vermieden<br />

oder vermindert werden. Für alle<br />

Emis sionen, die (noch) nicht einzusparen<br />

sind, bietet sich darüber hinaus eine Kompensation<br />

durch die Unterstützung von<br />

Klimaschutzprojekten an. Hierbei gewinnen<br />

Projekte im Waldbereich immer mehr<br />

Relevanz. Waldklimaprojekte werden<br />

durch eine stetig zunehmende Anzahl von<br />

Unternehmen unterstützt, aber häufig<br />

mangelt es an Informationen über die<br />

kon kreten Auswirkungen der Aktivitäten<br />

in den jeweiligen Projektländern.<br />

Ein Überblick für mehr Durchblick<br />

Die Broschüre „Investieren in Waldklimaprojekte<br />

– Leitlinien für Unternehmen<br />

und private Investoren“ liefert einen<br />

Überblick über die verschiedenen Typen<br />

von Waldklimaprojekten, stellt den Kohlenstoffmarkt<br />

und die gängigen Standards<br />

vor und geht der Frage nach, welche<br />

Aspekte die Qualitätsstandards unbedingt<br />

beachten sollten. Dafür wurden die<br />

im deutschsprachigen Raum gängigen<br />

Standards analysiert und bewertet. Die<br />

Schlussfolgerungen der Leitlinien für<br />

Waldklimaprojekte beziehen sich auf drei<br />

Bereiche, die relevant sind und wichtige<br />

Kriterien für eine Qualitätsanalyse darstellen:<br />

1. Berechnungsmethoden der Emissionsbilanzen:<br />

wichtig sind hier anspruchsvolle<br />

Kriterien, ganzheitliche Risikovermeidungs-<br />

und Absicherungsstrategien;<br />

Forest Finance<br />

2. sozio-ökonomische Aspekte wie die Klä -<br />

rung von Land- und Nutzungsrechten,<br />

aktive Partizipationsmöglichkeiten und<br />

die kontinuierliche Überprüfung von<br />

deren Wirkungen; sowie<br />

3. ökologische Auswirkungen einschließlich<br />

einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

und Erhebungen zur Artenvielfalt.<br />

Hintergrund für die Erarbeitung der Leitlinien<br />

war eine Fallstudie zu einem aktuellen<br />

Projekt aus Paraguay, welches die Partnerorganisation<br />

„Fundación Moisés Ber -<br />

toni“ durchführte. Die Veröffentlichung<br />

„Chancen und Herausforderungen von<br />

Wald- und Klimaschutzprojekten – Ein<br />

Pio nierprojekt in Paraguay“ beschreibt<br />

an schaulich wie über 60000 Hektar<br />

Atlantischer Regenwald in Paraguay erfolgreich<br />

vor der Zerstörung bewahrt werden<br />

konnten. Dies geschah mit Hilfe einer<br />

methodischen Berechnungsgrundlage<br />

zur Kohlenstoffspeicherung des Regenwal<br />

des und un ter der Berücksichtigung<br />

wichtiger ökologischer, sozialer und sozio -<br />

ökonomischer Faktoren.<br />

Die Leitlinien und die Fallstudie sind<br />

Teil des Projekts „Klima- und Waldschutz<br />

für den privaten Sektor“, das OroVerde<br />

und der Global Nature Fund zusammen<br />

durchführen, und können auf den Homepages<br />

der beiden Organisationen kostenlos<br />

heruntergeladen werden:<br />

www.globalnature.org/waldklima und www.<br />

oroverde.de/projekte-national/wald-und-kli<br />

ma.html. Das Projekt wird vom Um weltbundesamt<br />

(UBA) und dem Bun desumweltministerium<br />

(BMU) gefördert.<br />

www.forestfinance.de FF 31


LandPartie<br />

Neue Rubrik – alte Spielregeln<br />

Wir haben der neuen Rubrik einen<br />

Namen gegeben, der auf den ersten<br />

Blick zu heimelig klingt – LandPartie.<br />

Das riecht nach Sonntagsausflug,<br />

-braten und bunten Wiesen. Aber<br />

hinter Landpartien verbirgt sich<br />

mehr: Geld, Macht und Einfluss. Es<br />

waren die gut Betuchten, die sich<br />

Freizeit und Ausflüge aufs Land<br />

leisten konnten. Und heute sind es<br />

die Reichen und Mächtigen, die mit<br />

Investitionen in Grund und Boden, ins<br />

Leben vieler Menschen eingreifen –<br />

und rücksichtslos damit spielen.<br />

Don José, seit 1995 Mitarbeiter bei ForestFinance, weihte im August 2010 den<br />

Naturlehrpfad auf der Finca Los Monos in Las Lajas, Chiriqui ein. Es gehört zur<br />

Firmenphilosophie das Interesse – und vielleicht darüber auch die Liebe – zum<br />

Land und Wald in den Menschen zu wecken und zu verstärken. Foto: Rafael Lau<br />

Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben. Je ärmer<br />

diese Menschen sind, desto rechtloser sind sie häufig – doch es sind<br />

keineswegs nur große internationale Rohstoffkonzerne, die sie ihrer<br />

Lebensgrundlagen berauben.<br />

Auch unter dem Deckmantel „grüner“ Inves titionen – wie zum<br />

Beispiel in Aufforstung – finden immer häufiger solche Vertreibungen<br />

statt (siehe Seite 33). Häufiger deswegen, weil Holz- und<br />

Palmölproduktion, aber auch der Handel mit CO 2-Verschmutzungszertifikaten<br />

zunehmend Profit versprechen und damit als Investition<br />

für Kapitalgruppen reizvoller werden.<br />

Fairplay bei ForestFinance<br />

ForestFinance hat von Anfang an auf das Risiko dieser Entwicklungen<br />

hingewiesen und verfolgt bewusst einen anderen Kurs, denn<br />

nur in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ist es möglich,<br />

langfristig und erfolgreich echten Wald mit ökologischem Mehrwert<br />

zu schaffen, der mehr ist als eine raschen Profit versprechende<br />

Schnellumtriebsplantage.<br />

Das fängt bei der Flächenauswahl an, die nicht nur von biologischen,<br />

klimatischen oder hydrologischen Fakten bestimmt wird,<br />

sondern auch von sozialen, hört dort aber noch lange nicht auf.<br />

Ebenso wichtig ist es, dass ForestFinance dazu beiträgt, die Arbeitsund<br />

Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern –<br />

durch die Schaffung langfristiger und sozial gesicher ter Arbeitsplätze,<br />

flankierende Sozialprogrammen und mit einer engen Einbindung<br />

der Bevölkerung.<br />

Die Menschen vor Ort leben von und mit dem Wald, den sie selbst<br />

erschaffen haben, identifizieren sich mit ihm und haben darum ein<br />

erhebliches Interesse daran, ihn zu schützen und zu bewahren. Dies<br />

ist ein in vielerlei Hinsicht wertvolles Gut, das mit Geld allein nicht<br />

aufgewogen werden kann. Doch auch Nachhaltigkeit hat ihren Preis<br />

– das gilt für Bio-Lebensmittel ebenso wie für Aufforstung.<br />

Waldinvestments zu Discountpreisen sind daher mit Vorsicht zu<br />

genießen – oder sollten zumindest zum Nachfragen anregen.<br />

ForestFinance lehnt es grundsätzlich ab, den Gewinn seiner Kunden<br />

durch die Ausbeutung von Zulieferern, Mitarbeitern oder der<br />

Natur zu erwirtschaften. Das hat seinen Preis – und den müssen<br />

nachhaltig denkende und handelnde Investoren auch zahlen.<br />

Für Land und Leute<br />

Rund 150 Menschen werden aktuell in ForestFinance Aufforstungsprojekten<br />

in Panama beschäftigt. Ein Großteil der Angestellten<br />

sind Angehörige der lokalen indigenen Bevölkerung (Ngöbe-Buglé).<br />

Die Gehälter und Arbeitsbedingungen der panamaischen<br />

Mitarbeiter liegen über dem gesetzlichen Mindestlohn. Neben den<br />

landesüblichen Sozialleistungen schließt ForestFinance für<br />

jeden Angestellten eine zusätzliche Unfall- sowie eine Lebensversicherung<br />

zur Absicherung der Familie ab. Ist ein Mitarbeiter in<br />

einer Notsituation, hilft ForestFinance mit Privatkrediten, die<br />

zinsfrei zurückgezahlt werden können. Das sichert den Menschen<br />

ihre Lebensgrundlage und damit langfristig auch das Land.<br />

32 FF www.forestfinance.de


Falsches Spiel beim Landkauf<br />

Wenn Menschen Bäumen weichen müssen<br />

Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben – auch unter dem Deckmantel „grüner“ Investitionen,<br />

wie zum Beispiel in Aufforstung. Ein solcher Fall ist der Landraub an tausenden Kleinbauern in Uganda.<br />

So schön und „Jenseits-von-Afrika“sieht es in Uganda am Mount Khadam aus. Foto: Ed Wright/en.wikipedia<br />

Mindestens 22500 Menschen wurden laut der Menschenrechtsorganisation Oxfam in<br />

Uganda gezwungen, ihr Land in den Provinzen Mubende und Kiboga zu verlassen, weil<br />

sie dem britischen Unternehmen New Forests Company (NFC) im Weg waren – ohne Entschädigung.<br />

„Niemand hat das Land freiwillig verlassen. Wir wurden alle vertrieben“, sagt<br />

einer der betroffenen Kleinbauern Oxfam. Wie viele andere hat er alles verloren: sein Haus,<br />

seine kleine Kaffee- und Bananenplantage, das regelmäßige Einkommen, mit dem er seine<br />

sechs Kinder ernährt hat. Da, wo früher sein Zuhause war, steht jetzt eine Pinien- und<br />

Eukalyptus-Plantage von monströsem Ausmaß. Entschieden hat darüber nicht er, sondern<br />

seine Regierung. Die Nationale Waldbehörde NFA erteilte dem ausländischen Unternehmen<br />

eine Lizenz zur Errichtung der Plantage, ohne die Bevölkerung in die Entscheidung mit<br />

einzubeziehen. Während sich das Unternehmen NFC mit seiner „sozial orientierten und<br />

zukunftsfähigen Forstwirtschaft“ schmückte, kam es in Uganda zu brutalen Übergriffen<br />

auf die Einwohner, die ihr Land nicht verlassen wollten.<br />

Geschichten wie diese gibt es viele. In Afrika, aber auch in Asien und Lateinamerika.<br />

Die Preisexplosion bei Lebensmitteln hat die Investition in Land lohnenswert gemacht.<br />

Die Leidtragenden sind immer jene, die ohnehin schon in Armut leben: Kleinbauern, Landlose,<br />

Nomade und Indigene. Den ausführlichen Bericht „Land and Power“ zum Thema Landnahme<br />

finden Sie auf der Website der Menschrechtsorganisation Oxfam unter<br />

www.forestfinance.de/go/land-and-power<br />

www.forestfinance.de FF 33<br />

Anzeige<br />

LandPartie


LandPartie<br />

Deutsche Bank gehört zu den „Hungermachern”<br />

Der aktuelle foodwatch-Report „Die<br />

Hungermacher“ beschäftigt sich mit der<br />

Spekulation mit Agrar-Rohstoffen. Sie<br />

finden ihn auf http://foodwatch.de<br />

Aus dem Leben gegriffen<br />

Hier erfahren Sie mehr über die Initiative, die<br />

sich für Land, Nahrungsmitel und Natur einsetzt,<br />

allerdings ausschließlich auf Englisch:<br />

www.landscapes.ecoagriculture.org<br />

„Josef Ackermann bricht sein<br />

Versprechen: Keine Entscheidung<br />

über den Ausstieg aus<br />

der Spekulation mit Nahrungsmitteln“<br />

– meldet foodwatch<br />

und fordert das Ende<br />

der Spekulationsgeschäfte.<br />

Der Deutsche Bank-Chef Josef<br />

Ackermann hatte ursprünglich<br />

mitgeteilt, bis Januar <strong>2012</strong><br />

über den Ausstieg aus der<br />

Nahrungsmittel-Spekulation<br />

zu entscheiden. Nun will er<br />

mehr Zeit: „Wir stehen erst<br />

am Anfang der von mir zugesagten<br />

Überprüfung unseres<br />

Geschäfts mit Agrar-Rohstoffen“,<br />

so Deutsche Bank-Chef<br />

Josef Ackermann in einem<br />

Brief an foodwatch. Per E-Mail<br />

Wenn Menschen, die<br />

rund um den Globus<br />

für Entwicklungszusam<br />

menarbeit und<br />

Umweltschutz Erfahrungen<br />

austauschen,<br />

entstehen Synergien,<br />

von denen alle profitieren.<br />

Die Initiative<br />

„Landscapes for People,<br />

Food and Nature“<br />

hat genau das vor. Sie<br />

wird von den Großen<br />

der Branche unterstützt<br />

– UNEP, FAO,<br />

Welt bank aber auch<br />

dem Earth Institute<br />

der Columbia Universität, dem Internationalen Zentrum für Bio-<br />

Lebensmittelforschung (ICROFS) sowie vielen anderen – und will<br />

einen Dialog fördern, um voneinander zu lernen und miteinander<br />

zu handeln. Die wichtigsten Themen dabei sind die ökologische<br />

und soziale Produktion von Lebensmitteln. Neu ist ein Blog,<br />

in dem Entwicklungshelfer von ihren Erfahrungen berichten. Es<br />

ist auch für Außenstehende sehr interessant von ihren Projekten,<br />

von fremden Ländern und Menschenleben zu lesen. Jeder Text<br />

bringt die Welt da draußen näher, weist auf Probleme und Lösungen<br />

hin, von denen in den landläufigen Medien wenig berichtet<br />

wird.<br />

teilte seine für Nachhaltigkeit zuständige Mitarbeiterin foodwatch<br />

mit, die Deutsche Bank werde nun „in den kommenden<br />

Monaten eine umfassende Studie zum Thema“ erarbeiten. Einen<br />

konkreten Zeitpunkt für die Entscheidung nannte sie nicht mehr.<br />

Das Versprechen gab die Deutsche Bank Mitte Oktober 2011,<br />

als Reaktion auf den foodwatch-Report „Die Hungermacher“.<br />

Darin dokumentiert foodwatch, dass die Spekulation mit Agrar-<br />

Rohstoffen die Nahrungsmittelpreise nach oben und Menschen<br />

in den Hunger treibt. Bis heute haben mehr als 60000 Menschen<br />

die Deutsche Bank daraufhin per E-Mail und per Post zum Ausstieg<br />

aufgefordert. „Während die Deutsche Bank angeblich prüft<br />

und Studien erarbeitet, sterben Menschen in den ärmsten Ländern<br />

an Hunger – auch wegen der Spekulationsgeschäfte der<br />

Deutschen Bank“, so Thilo Bode. Er forderte die Deutsche Bank<br />

auf, die Entscheidung nicht länger hinauszuzögern. „Die Tatsachen<br />

liegen auf dem Tisch, die Belege für die schädlichen Auswirkungen<br />

der Spekulation sind überwältigend. Josef Ackermann<br />

muss die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln jetzt<br />

unverzüglich stoppen!“<br />

Allmende – alte Weisheit, neue Idee<br />

Der Begriff ist nicht mehr ge -<br />

läu fig, das System, das dahinter<br />

steckt, leider auch nicht.<br />

Dabei könnte es – so die WirtschaftsnobelpreisträgeringElinor<br />

Ostrom – die Lösung vieler<br />

Probleme sein. Die Politikwissenschaftlerin<br />

ist überzeugt,<br />

dass bei einer gemeinsamen<br />

Nut zung von Gütern wirtschaft<br />

liches Wachstum weniger<br />

wird und dass das der Welt<br />

gut tun. Es überrascht, dass<br />

diese Frau aus den USA kommt.<br />

Aber geforscht hat sie dazu<br />

auch nicht in ihrer Heimat. Sie<br />

hat die Wirtschaftssysteme indigener Völker Lateinamerikas und<br />

Asiens untersucht, die sich Gebiete und Ressourcen teilen.<br />

Ostrom hat gezeigt, dass diese Wirtschaft effektiv und umweltfreundlich<br />

ist. Das wäre überall möglich. Die Menschen müssten<br />

nur lernen, sich über die gemeinsame Nutzung zu vertsändigen,<br />

sich auf Regeln zu einigen, sodass es nicht zu einer Übernutzung<br />

des Landes kommt. Mittlerweile gibt es viele Anhänger der Allmende,<br />

die davon überzeugt sind, dass sie eine intelligente Alternative<br />

zu aktuellen Systemen sein kann. Mehr dazu finden Sie<br />

auf www.commonsblog.de. Den von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen<br />

Report „Gemeingüter – Wohlstand durch Teilen” können<br />

Sie ebenfalls hier herunterladen.<br />

34 FF www.forestfinance.de


„Palmöl ist unser grünes Erdöl” Oder: Warum Orang-Utans für Europa sterben müssen<br />

Ursprünglich stammt die Ölpalme (lat.:<br />

Elaeis guineensis) aus Afrika. Dort gibt es<br />

natürliche Ölpalmenwälder mit einer Ausdehnung<br />

von bis zu 100 Hektar. In die amerikanischen<br />

und südostasiatischen Tro pen<br />

wurde sie dagegen erst vom Menschen<br />

gebracht und kultiviert. Und hier wird sie<br />

aufgrund der explosiven Nachfrage zum<br />

Problem: Wurden 2001 noch 25,6 Millionen<br />

Tonnen Palmöl produziert, wa ren es 2009<br />

schon 46 Millionen Tonnen – ein Anstieg<br />

von teilweise mehr als 15 Prozent pro Jahr.<br />

Indonesien liegt bei der Palmölproduktion<br />

mit 25400 Tonnen pro Jahr weit vorne<br />

(Stand 2011, Quelle: Index Mundi), gefolgt<br />

von Malaysia mit 18700 Tonnen. Erst weit<br />

dahinter rangiert Thailand mit 1450 Tonnen<br />

auf Platz drei. Indonesien und Malaysia<br />

machen damit 85 Prozent der Weltproduktion<br />

aus. Gleichzeitig sind diese Länder<br />

die Heimat von Elefanten, Tigern und<br />

Orang-Utans, die aufgrund ihres Habitatverlustes<br />

kurz vor dem Aussterben steht.<br />

Ebenso wenig profitieren die Menschen<br />

vor Ort von den Auslandsinvestitionen,<br />

statt dessen verdingen sie sich als Tagelöhner<br />

auf den Plantagen. Der immense Kahlschlag<br />

wurde von der FAO bestätigt, laut<br />

der zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen<br />

Hektar Palmölplantagen in Malaysia und<br />

über drei Millionen Hektar in Indonesien<br />

enstanden – mehr als die Hälfte davon auf<br />

Regenwaldflächen, die dem Palmölboom<br />

weichen mussten. Wagen sich die Menschenaffen<br />

dann auf die Palmölplantagen,<br />

die stehen, wo früher ihr Zuhause war, werden<br />

sie nicht selten erschossen oder verstümmelt.<br />

Wie BBC berichtete, wurden so<br />

alleine zwischen 2008 und 2009 über 750<br />

Orang-Utans in Indonesien getötet.<br />

Fast alles für Europa<br />

Während der Regenwald in Südostasien<br />

derart rasant schrumpft, geht der Raubbau<br />

an der Natur untedessen in Südamerika<br />

weiter. Vor allem Kolumbien holt mit<br />

neuen Palmölplantagen auf und wiederum<br />

fällt tropische Artenvielfalt dem<br />

Palmöldurst aus dem Westen zum Opfer.<br />

Über 90 Prozent des Palmöls wandern in<br />

die Europäische Union, allein die Firma<br />

Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen<br />

Palmöl im Jahr. Doch auch die Nachfrage<br />

aus China und Indien steigt rapide. „Palmöl<br />

ist unser grünes Erdöl“, brachte es der brasilianische<br />

Senator Flexa Ribeiro auf den<br />

Wachstumsrate der jährlichen Palmölproduktionen<br />

Kolumbien 14,9 %<br />

Thailand 12,58 %<br />

Ecuador 7,8 %<br />

Indonesien 7,63 %<br />

Papua Neuguinea 6,0 %<br />

Brasilien 3,77 %<br />

Malaysia 2,66 %<br />

Orang-Utan in dem Touristendorf Bukit Lawang in Nord Sumatra. Bald sind Orang-Utans vielleicht nur noch in<br />

Zoos zu finden – sie verlieren durch Palmölplantagen ihren Lebensraum. Foto: Tbachner/Wikipedia<br />

Punkt – ein Politiker, der in seinem eigenen<br />

Land Änderungen des Waldschutzgesetzes<br />

vorantrieb, die den Anbau der Ölpalme<br />

erleichtern sollen.<br />

Mit einem Marktanteil von 30 Prozent<br />

ist Palmöl noch vor Sojaöl das wichtigste<br />

Pflanzenöl der Welt. Palmöl ist billig – und<br />

es versteckt sich überall: in der Pizza, im<br />

Shampoo, in Kerzen, im Autotank. In Lebensmitteln<br />

muss es nicht einmal de kla riert<br />

werden. Die Borneo-Urang-Utan-Hilfe hat<br />

darum eine „Weiße Liste“ mit Herstellern<br />

und Produkten veröffentlicht, die ganz<br />

ohne Palmöl auskommen. Sie finden Sie<br />

unter http://weisse-liste-palmoel.npage.de<br />

Kolumbien wies 2011 die höchste Zuwachsrate bei<br />

der Palmölprodukltion auf – und ist damit auf Platz<br />

vier der Weltrangliste der Palmölproduzierenden Länder.<br />

Thailand rangiert da auf Platz zwei – bei den Zuwachsraten<br />

holen beide Länder aber mächtig auf und<br />

den Tabellenführer Indonesien vielleicht bald ein.<br />

Grafik: ForestFinance, Quelle: United States Department<br />

of Agriculture/Index Mundi<br />

www.forestfinance.de FF 35<br />

LandPartie


WFF – World of ForestFinance<br />

Foto: Petra Nyenhuis, Daniel Ho/fotilia<br />

Genau auf den Punkt 10000 …<br />

… haben wir noch nicht erreicht. Aber sehr, sehr bald.<br />

In dieser alten Bonner Fabrikhalle (links) fing alles an. Aber ohne Panama – und unser super Team in der Stadt und im Wald – wäre der Erfolg von ForestFinance nicht<br />

denkbar. So ist er aber wahr geworden: Wer in Deutschland in Regenwald investiert, tut der Natur und dem Klima was Gutes und kann sich auf Gewinne freuen. Unser<br />

10000ster Kunde kann sogar von jetzt auf gleich, von hier nach Panama. Zwei Wochen Urlaub und den eigenen Wald kennenlernen. Viel Glück!<br />

Momentan hat ForestFinance fast 9600 Kunden. Doch in diesem Jahr schon wird der 10000-ste Kunde einen<br />

Vertrag mit uns abschließen. Das wollen wir feiern! Mit einem Geschenk: Der 10000-ste Kunde gewinnt eine<br />

Reise nach Panama. Wir fliegen ihn oder sie für zwei Wochen aus, präsentieren die aufregende Stadt am Kanal,<br />

führen durch Regen- und Mangrovenwälder, ins Herz der Karibik – natürlich alles klimaneutral und spannend.<br />

Ach ja – und für die 9600 „Alt”kunden haben wir natürlich auch eine „Danke Schön”-Überraschung.<br />

1997 investierte Harry Assenmacher in sein<br />

eigenes zur privaten Altersvorsorge gedach<br />

tes Wäldchen in Panama. Er war von<br />

der Idee und Möglichkeit so begeistert,<br />

dass er in Bonn das Partnerbüro des panamaischen<br />

Forstunternehmens gründete.<br />

Das waren die Geburtsjahre von ForestFinance.<br />

2005 gründete Harry Assenmacher<br />

die Forest Finance Service GmbH und heutige<br />

ForestFinance Gruppe für nachhaltige<br />

Waldinvestments. Drei Jahre später übernahm<br />

die Gruppe den technischen Forstdienstleister,<br />

um auch in Feld und Wald konsequent<br />

auf Nachhaltigkeit zu setzen.<br />

Was als grüne Idee in Bonn begann, ist<br />

zu einem kleinen, gesunden, internationalen<br />

Unternehmen herangewachsen, das<br />

mehrere Investment-Produkte anbietet.<br />

Alle be ruhen auf ökologisch-nachhaltiger<br />

Waldwirtschaft und der Grundidee, dass<br />

ökologische Investments für alle Beteiligten<br />

– Natur und Mensch – profitabel sein<br />

können. Speziell mit dem BaumSparVertrag<br />

ist es gelungen, ein Investment zu entwickeln,<br />

das auch Anlegern mit kleinem<br />

Budget eine nachhaltige Investition mit<br />

lukrativer Rendite in einen ökologisch nachwachsenden<br />

Rohstoff ermöglicht. Dieses<br />

Angebot kam von Anfang an bei den Kunden<br />

sehr gut an.<br />

Kunden, Wachstum und Verantwortung<br />

Auf die Investment-Produkte der Forest-<br />

Finance Gruppe vertrauen inzwischen –<br />

allein in Deutschland – bald 10000 Kunden.<br />

Die Unternehmensgruppe verwaltete<br />

mittlerweile Forst investments im Wert<br />

von fast 45 Millionen Euro und managt<br />

über 14000 Hektar Forst und Kakao in<br />

Panama, Peru, Kolumbien und Vietnam.<br />

Der 10000-ste<br />

gewinnt<br />

2 Wochen<br />

Panama!<br />

Regenwald und<br />

Karibik inklusive<br />

Diesen Erfolg und das beeindruckend gesunde<br />

Wachstum wollen wir mit Ihnen,<br />

den Kunden, die das alles möglich gemacht<br />

haben, feiern. Wir verschenken an<br />

den 10000sten Neukunden eine Reise<br />

nach Panama, das Land, in dem die ersten<br />

Bäume für deutsche Investoren gepflanzt<br />

wurden und die zu richtig großen<br />

Wäldern herangewachsen sind. Sie werden<br />

die Baumschulen sehen, die Fincas<br />

besuchen, in denen die jungen Bäume<br />

stehen und durch Regenwäldern wandern,<br />

die wir in Panama schützen. Wir<br />

wünschen Ihnen viel Glück, dass es Ihre<br />

Unterschrift sein wird, die Ihnen einen<br />

ökologischen Traumurlaub beschert.<br />

Für unsere Altkunden halten wir natürlich<br />

in <strong>2012</strong> auch ein kleines Dankeschön<br />

bereit.<br />

36 FF www.forestfinance.de


Fotos (v.l.n.r): Nicoals Rieger, ForestFinance<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />

Julian Ekelhof ist begeisterter Basketballer. Leider bleibt<br />

ihm dafür wenig Zeit – er muss täglich das Klima retten.<br />

Julian Ekelhof – arbeitet für CO 2 OL und leitet<br />

da alle Projekte, die mit Sport zu tun haben.<br />

Dabei liegt sein Fokus auf der Förderung<br />

des Klimaschutzengagements im<br />

Sportsektor. Zudem betreut er weitere Kundenprojekte<br />

und führt CO 2 -Bilanzierungen<br />

durch.<br />

Schon während des Studiums an der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln hat sich der<br />

Sportökonom mit der Verbindung wirtschaftlicher<br />

Zielgrößen mit der sozialen<br />

und ökologischen Verantwortung von Unternehmen<br />

und Sportorganisationen befasst.<br />

Er freut sich, dass er bei CO 2 OL all das<br />

einbringen kann. „In meiner wissenschaftlichen<br />

und aktiven Arbeit an der Schnittstelle<br />

Wirtschaft-Ökologie-Soziales wurde<br />

mir die Bedeutung konkreter Zusatznutzen<br />

für alle Beteiligten immer wieder bewusst.<br />

Richtig durchgeführter Klimaschutz ist sowohl<br />

für die Wirtschaft als auch für die lokale<br />

Bevölkerung am Projektstandort ein Gewinn“,<br />

ist der sportliche Klimaberater überzeugt.<br />

„CO 2 OL schafft mit seinen nachhaltigen,<br />

qualitativ hochwertigen Klimaschutzprojekten<br />

bestmögliche Voraussetzungen<br />

für deren dauerhafte Integration in<br />

eine erfolgsversprechende Unternehmenspolitik<br />

bei den Kunden.“<br />

Vertraute Gesichter, neue Aufgaben, tiefe Einblicke<br />

Auf YouTube finden Sie Filme von und über Forest<br />

Finance – zum Beispiel aus der Reihe 99 seconds.<br />

ForestFinance in bewegten Bildern. Bilder<br />

sagen mehr als 1000 Worte heißt es. Und<br />

auch wenn das nicht für jeden gelten mag –<br />

mit Bildern kann man in 99 Sekunden viel<br />

erzählen – in der Tat mehr, als man in 99 Sekunden<br />

schreiben oder lesen kann. Auf<br />

Youtube können Sie sich diese 99 Sekunden<br />

ansehen, in denen Harry Assenmacher kurz<br />

und bündig erklärt, was ForestFinance<br />

macht und welche Idee ihn und seine Mitarbeiter<br />

leitet.<br />

Sie finden hier aber auch Filme, die Sie einen<br />

Waldausflug durch Panamas Dschungel<br />

erleben lassen – als Spaziergang auf einem<br />

Naturlehrpfad oder ganz gemütlich<br />

von einem Boot aus. Sogar fliegen können<br />

Sie und Luftaufnahmen der ForestFinance-<br />

Wälder genießen.<br />

Wir haben in diesem Bereich noch viel vor,<br />

denn wir wollen allen Interessenten und<br />

Kunden so viel wie möglich über uns und<br />

unsere Arbeit zeigen. Wenn Sie auf dem Laufenden<br />

bleiben wollen, dann können Sie<br />

über www.youtube.com/ForestFinance nicht<br />

nur alle Filme sehen, die ForestFinance bereits<br />

online gestellt hat, sondern sich auch<br />

benachrichtigen lassen, wenn wir einen<br />

neuen hochladen.<br />

<strong>2012</strong> veröffentlichte ForestFinance einen Forstbericht<br />

für Panama und einen Projektbericht für Vietnam.<br />

Mehr Transparenz für unsere Investoren.<br />

ForestFinance veröffentlicht seit 2004 Tätigkeits-<br />

und Forstberichte – immer im jährlichen<br />

Wechsel. In den Berichten werden<br />

Wachstum und Wirtschaftsmethoden ebenso<br />

detailliert vorgestellt wie Mitarbeiter,<br />

Bäume und Waldbewohner. Geschrieben<br />

werden die Berichte von unsere Mitarbeiter,<br />

die vor Ort arbeiten und Daten sammeln. Sie<br />

fassen zusammen, was sie in den Forsten<br />

pflan zen und pflegen. Sie halten fest, was und<br />

wie sie mit den Waldarbeitern gearbeitet haben,<br />

welche Schulungen diese erhalten, um<br />

im Wald und bei der Arbeit mit allen Werkzeugen<br />

sicher zu sein. Auch das Thema Artenschutz<br />

und Biodiversität wird hier festgehalten,<br />

ebenso wie Informationen zu den<br />

Standorten, deren Charakteristika und Zukunftsplänen.<br />

<strong>2012</strong> erscheinen nun der Forstbericht Panama,<br />

rückblickend und zusammenfassend<br />

für 2011 sowie der Projektbericht Vietnam für<br />

2010-<strong>2012</strong>. In diesem Jahr erschien auch der<br />

zweite Projektbericht CacaoInvest, der die Jahre<br />

2010 bis 2011 zusammenfasst. Sie finden die<br />

Berichte unter<br />

www.forestfinance.de/go/forstbericht2011<br />

www.forestfinance.de/go/projektbericht-viet<br />

nam, www.forestfinance.de/go/cci-bericht-2011<br />

www.forestfinance.de FF 37


WFF – World of ForestFinance<br />

Neue Kakaoflächen in Peru<br />

Wir haben Peru für uns entdeckt – und ebenso lang wie gründlich erforscht. Was wir gefunden haben, hat uns<br />

so gefallen, dass wir jetzt Kakao in Peru anbauen. Das neue CacaoInvest-Produkt findet fortan in Mittel- und<br />

Südamarika statt – edlen Kakao gibt es in Peru, edle Hölzer in Panama. Warum genau? Lesen Sie hier.<br />

Dr. Silke Elwers, die ForestFinance-Kakaoexpertin, bereiste Peru und ließ sich von<br />

Forstingenieuren und Landscouts viele Kakaowälder zeigen.<br />

In Peru steht die genetische Wiege des Edelkakaos. Theobroma<br />

cacao L., der Kakaobaum aus dessen Samen Kakao gemacht wird,<br />

ist vor vielen Millionen Jahren hier entstanden – genaugenommen<br />

im oberen Amazonasbecken in einen Gebiet, das heute zu Peru, aber<br />

auch Brasilien, Kolumbien und Ecuador zählt und von den großen<br />

Flussläufen des Rio Nanay, Rio Morona, Rio Marañón, und des Rio<br />

Ucayali durchzogen wird. Peru ist eines der Länder mit der größten<br />

Biodiversität weltweit und auch die genetische Vielfalt des wild<br />

wachsenden Kakaos ist nirgendwo größer. Und so wird Kakao seit<br />

Jahrhunderten in verschiedenen Regionen Perus angebaut.<br />

ForestFinance hat sich viele Plantagen und Regionen angesehen<br />

und sich letztendlich für die Region San Martin entschieden, um<br />

Kakao für das Produkt CacaoInvest anzubauen.<br />

Mit vielen nährstoffreichen Flusstalauen und vergleichsweise<br />

moderaten Jahresniederschlägen von oftmals unter 1500 Millimetern<br />

bietet sie ideale Bedingungen für den Kakaoanbau. So bil-<br />

Ein Arbeiter wendet die Kakaobohnen, die nach dem Fermentieren in der Sonne<br />

trocknen, um ihr volles Aroma zu entwickeln. Fotos: Achim Berger<br />

den die tiefen, fruchtbaren Böden eine wichtige Voraussetzung für<br />

die Gesundheit und den hohen Ertrag der Kakaoplantagen. Verhältnismäßig<br />

geringe Niederschläge sorgen für eine niedrigere Luftfeuchtigkeit.<br />

Dies hemmt die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, welche<br />

weltweit die Kakaoernten am stärksten gefährden.<br />

Wie auch in anderen Ländern wird Kakao ökologisch und sozial<br />

verträglich in Peru hauptsächlich von Kleinbauern angebaut, die<br />

aus der regelmäßigen Kakaoernte ihr Einkommen beziehen.<br />

In den letzten zehn Jahren hat der Kakao-Anbau in Peru um 400<br />

Prozent zugenommen. Mit einer Jahresproduktion von inzwischen<br />

40000 Tonnen steht Peru kurz davor, in die Top Ten der<br />

Erzeugerländer aufzusteigen. Derzeit rangiert Peru als Kakaoexporteur<br />

an 13. Stelle und nimmt einen zunehmend wichtigen Platz<br />

im Weltkakaohandel ein. Beim Bio-Kakao steht Peru jetzt schon als<br />

der weltweit zweitgrößte Exporteur an der Spitze. Genau dazu wollen<br />

wir beitragen.<br />

38 FF www.forestfinance.de


Fotos: Silke Berger<br />

Petra Espinoza (Arbeiterin Baumschule) Sara Medina (Reinigungskraft) Maryuri Rosario (Baumschule)<br />

Frauenfragen und Antworten in und aus Panama<br />

Silke Berger von ForestFinance wollte wissen,<br />

was ihre Kolleginnen aus Panama City und Las<br />

Lajas über Arbeit und Gleichstellung denken.<br />

Die Antworten haben für deutsche Frauen und<br />

Männer einiges Vertrautes …<br />

Welche sind die gewöhnlichen Arbeiten einer<br />

Frau in Panama?<br />

Petra: Mein Mann und ich teilen uns die Arbeiten im<br />

Haus und treffen gemeinsame Entscheidungen. Normalerweise<br />

übernimmt aber der Mann die Entscheidungen<br />

und will nicht, dass die Frau außerhalb des<br />

Hauses arbeitet, sondern daheim bleibt.<br />

Sara: Frauen waschen, bügeln, kochen, fegen, putzen<br />

und in ländlichen Gegenden säen sie noch.<br />

Gibt es einen Unterschied im Berufsleben<br />

zwischen dem was Frauen und Männer machen?<br />

Maryuri: Frauen arbeiten in Fabriken, als Hausangestellte,<br />

Hausfrauen. Generell sind die Arbeiten körperlich<br />

leichter.<br />

Sara: Nein, es gibt keinen Unterschied. Mein Ehemann<br />

kocht, wäscht, kehrt etc. Wir arbeiten beide und<br />

man muss einfach teilen.<br />

Früher war die Rolle der Frau in der Gesellschaft<br />

eine andere, stimmt das, warum?<br />

Petra: Heute ist die Frau modern, das hat sich in Panama<br />

sehr geändert. Früher durfte die Frau nicht mal<br />

studieren. Heute haben die modernen Frauen in Pan-<br />

ama – die, die arbeiten –, eine Hausangestellte, die<br />

alles macht, sogar die Mutter ersetzt. Die modernen<br />

Frauen bezahlen sie, um keine Verantwortung zu<br />

haben. Da fehlt das Gleichgewicht, denn die Angestellten<br />

haben keine Zeit für ihre eigenen Kinder. Bei<br />

mir zuhause passt meine Mutter auf die Kinder auf.<br />

Sara: Es ist so viel passiert mit uns Frauen, aber heute<br />

lassen wir uns nicht mehr vom Mann bestimmen.<br />

Leider können das nicht alle Männer akzeptieren.<br />

Maryuri: Die Frau in Panama ist dem Mann gegen -<br />

über eher zurückhaltend und mischt sich nicht ein.<br />

Heute gibt es Gesetze zugunsten der Frauen, um die<br />

Männer zum Beispiel bei Misshandlungen anzuzeigen.<br />

(Anmerkung der Redaktion: In Panama ist die<br />

Rate der misshandelten Frauen schwer feststellbar,<br />

weil die Frauen damit nicht an die Öffentlichkeit<br />

gehen, aus Angst die Ehre der Familie zu verletzen.<br />

Man geht davon aus, dass die Anzahl sehr hoch ist.)<br />

In Europa gibt es die Tendenz, dass Männer als<br />

„Hausmann” zuhause bleiben. Was hältst du<br />

davon?<br />

Sara: Das ist nicht gut. Mütter sollten den Haushalt<br />

führen. Es ist nicht die gleiche Liebe, die ein Vater für<br />

ein Baby aufbringt. Geht die Mutter, fühlen sich die<br />

Kinder mehr verlassen, als wenn der Vater geht.<br />

Petra: Das sollte nicht so sein. Hier gibt es aber auch<br />

solche Fälle.<br />

Maryuri: Das ist eine Frage der Kultur. Man kann das<br />

tolerieren.<br />

Panama +++ Meldungen aus Panam<br />

Fotobosque – Unser Fotowettbewerb zum Internationalen<br />

Jahr der Wälder: ForestFinance veranstaltete<br />

mit dem Kulturzentrum Espacio<br />

Panama und ANARAP (Vereinigung Nationaler<br />

Aufforstungsunternehmen) die „Baumwochen“<br />

in Panama City, mit Themen rund um<br />

den Wald. Um den Wald visuell in den Vordergrund<br />

zu rücken, wurde ein Fotowettbewerb<br />

ausgeschrieben und viele Fotografen<br />

reichten ihre Werke ein – die acht Besten<br />

wurden schließlich großformatig auf Leinwand<br />

gedruckt und in der Galerie Espacio<br />

Panama ausgestellt. (Mehr dazu finden Sie in<br />

unserem Dezember 2011-Newsletter).<br />

„Der Embera-Mann und der Baumstamm“ – das<br />

Foto von Víctor Santamaría Gonzale hat den Fotowettbewerb<br />

im Internationalen Jahr der Wälder<br />

2011 gewonnen.<br />

Baumpflanzaktion: „Reforestando Centroamérica“<br />

Zusammen mit Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums<br />

MIDA, Studenten der<br />

Universidad de Panama und Jugendlichen aus<br />

benachbarten Dörfern unterstützte Forest-<br />

Finance die Kampagne des Grupo AFAT. ForestFinance-Mitarbeiter<br />

sowie die von uns geförderte<br />

Umweltgruppe ALFA wirkten tatkräftig<br />

mit und halfen 200 Bäume auf ehemaligem<br />

Weideland zu pflanzen.<br />

So sieht eine Weihnachtsfeier am Strand von Las Lajas<br />

aus. 2011 war auch Harry Assenmacher (2.v.l.,<br />

kniend) mit von der Partie. Fotos: Silke Berger<br />

www.forestfinance.de www.forestfinance.de FF FF 39 39


WFF – World of ForestFinance<br />

Nutzen für alle<br />

Der unabhängige Finanzdienstleister<br />

Truscon GmbH mit Hauptsitz<br />

in Hamburg hat eine branchen -<br />

untypische Philosophie.<br />

ForestFinance fand im Gespräch<br />

mit dem Gründer und Geschäftsführer<br />

des Unternehmens, Frank<br />

Sadowsky, heraus, welche das ist.<br />

Herr Sadowsky, was unterscheidet Sie von<br />

anderen Finanzdienstleistern?<br />

Die Unternehmungsgründung der Truscon vor 17<br />

Jahren entstand aus einer klaren Position heraus:<br />

Wir wollten – und das ist immer noch unser Auftrag<br />

– Kunden über den Finanzmarkt aufklären. Das<br />

grundsätzliche Thema, wenn es um Finanzen geht,<br />

ist immer dasselbe: Sicherheit. Es ist recht einfach,<br />

jemandem das Gefühl zu geben, dass er mit bestimmten<br />

Produkten auf der sicheren Seite stehe. Wir<br />

lehnen es aber ab, mit diesem Bedürfnis zu spielen.<br />

Sicherheit ist unserer Meinung nach nur dann zu finden,<br />

wenn man sich tiefer mit den Dingen auseinandersetzt.<br />

Dafür nehmen wir uns sehr viel Zeit.<br />

Jeder hat bestimmte Erfahrungen gemacht. Unsere<br />

Aufgabe sehen wir darin, die Finanz-Historie des<br />

Kunden mit ihm zusammen aufzuarbeiten. Wir<br />

möchten das Verständnis übergeordneter Zusammenhänge<br />

vermitteln und den gesunden Menschenverstand<br />

wecken. So bilden sich ganz von<br />

selbst die Prinzipien des Marktes ab. Erst im nächsten<br />

Schritt, wenn es darum geht, passende Produkte<br />

heraus‚zusuchen, stehen wir mit Detailwissen<br />

zur Seite.<br />

Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit<br />

in Ihrer Arbeit?<br />

Nachhaltigkeit ist eng mit dem Thema Sinn verknüpft<br />

– und hat damit einen sehr hohen Stellenwert<br />

für Truscon. Häufig werden Finanzprodukte auf<br />

Excel-Tabellen reduziert. Aber was steht dahinter?<br />

Oft nur das monetäre Interesse des Produktentwicklers.<br />

Eine Anlage ist nachhaltig, wenn man sie<br />

nicht als Momentaufnahme betrachtet, sondern<br />

ForestFinance-Produkte in guten Händen – Wir stellen Ihnen unsere Vertriebspartner vor<br />

Frank Sadowsky (rechts) mit Henning Opitz, Gesellschafter und Leiter des Organisationsteams bei Truscon, auf<br />

ihrer Reise durch Panama, während der sie auch die ForestFinance-Fincas besuchten. Sadowsky war von dem<br />

Land sehr beeindruckt:„Ich hatte den Eindruck, dass die meisten Menschen dort sehr zufrieden sind und nicht<br />

so viel Besitz anhäufen – vielleicht deshalb, weil sie näher an der Natur leben und mehr Vertrauen darin haben,<br />

dass sie ihnen alles gibt, was sie brauchen.“ Foto: privat<br />

ganzheitlich. Wir glauben an den Erfolg eines Investments,<br />

wenn sein Inhalt eine Verbesserung für<br />

alle Teilnehmer darstellt und es gut und mit Leidenschaft<br />

geführt ist. Die Zusammenarbeit mit ForestFinance<br />

etwa hat uns von Anfang an gefallen, da wir<br />

hier einen langfristigen, sinnvollen Effekt für alle Beteiligten<br />

sehen – für die Natur, die Menschen vor Ort<br />

und auch den Kunden. Ich war gerade selbst in Panama<br />

und war beeindruckt von der Liebe fürs Detail,<br />

die mir bei den Forstarbeitern aufgefallen ist, aber<br />

auch dem hohen Maß an Professionalität und Wissen.<br />

In Ihrem Kundenmagazin KANT gehen Sie<br />

Themen auf den Grund, die auf den ersten Blick<br />

nicht mit dem Finanzmarkt in Verbindung stehen.<br />

Warum?<br />

Auch in KANT möchten wir Inhalte und die Führung<br />

von Inhalten beleuchten. Das ist ein Thema, das sich<br />

auf jeden Bereich übertragen lässt. Wir haben beispielsweise<br />

in der Ausgabe zum Thema Spaß über<br />

ein Beerdigungsinstitut berichtet, das Menschen in<br />

ihrer Trauer auf sehr unkonventionelle und hingebungsvolle<br />

Weise begleitet. Die Betreiber sagen,<br />

dass sie viel Freude an ihrer Arbeit haben. Hinter die-<br />

ser Haltung finden sich universelle Werte, die auch<br />

unsere Arbeit widerspiegeln. Dienstleistung macht<br />

Spaß, wenn man sich für etwas einsetzt. Für KANT<br />

sind wir auf der Suche nach solchen Menschen.<br />

Menschen, die über den Tellerrand gucken – oft sind<br />

das Provokateure. Aufgabe von KANT ist, diese Einstellungen<br />

aufzuspüren, den Blick dafür zu schärfen<br />

und unsere Leser dazu anzuregen, den eigenen Weg<br />

neu zu überdenken.<br />

Neben der bereits vierjährigen Zusammenarbeit mit<br />

ForestFinance ist Truscon mit Hilfe von CO 2 OL auch<br />

klimaneutral.<br />

Mehr Infos und KANT zum Herunterladen finden Sie<br />

unter www.truscon.de. Spezialist für nachhaltige<br />

Anlagen bei Truscon ist Jan Sadowsky, Telefon: 040/<br />

853 54-132, j.sadowsky@truscon.de<br />

40 FF www.forestfinance.de


World of ForestFinance – WFF<br />

Nachhaltigkeit macht Schule in Vietnam<br />

ForestFinance ist seit drei Jahren<br />

auf der Suche nach geeigneten<br />

Flächen und Wäldern für haus -<br />

eigene Produkte. Das ist gar nicht<br />

so leicht, berichtet Mira Nürnberg,<br />

Referentin der ForestFinance-<br />

Geschäftsführung für <strong>ForestFinest</strong>,<br />

denn in Vietnam gibt es sehr<br />

wenige Forste, die unseren<br />

ökologischen Anforderungen<br />

entsprechen. Das wollen wir<br />

ändern.<br />

Um Vietnams Wälder ist es momentan<br />

schlecht bestellt: Im letzten Jahrhundert<br />

wurde im Laufe von 60 Jahren Krieg ein<br />

Großteil der ursprünglichen und vielfältigen<br />

Natur des Landes zerstört. Nun hat die<br />

viet namesische Regierung reagiert: Sie<br />

stellte Waldflächen unter Schutz, richtete<br />

Aufforstungsprogramme ein und startete<br />

ehrgeizige Projekte. Eines davon ist das<br />

von ForestFinance initiierte Weiterbildungsprogramm<br />

zum Nachhaltigen Forstmanagement<br />

in Vietnam, das für mehr<br />

qualifiziertes Forstpersonal sorgen soll. Gemeinsam<br />

mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für internationale Zusammenarbeit Vietnam<br />

(GIZ), der Provinzbehörde für ländliche<br />

Entwicklung Quang Tri, dem Forstunternehmen<br />

Ben Hai und der Nichtregierungsorganisation<br />

CORENARM (Consultative and<br />

Research Center on Natural Resource Management)<br />

bietet ForestFinance Forstarbeitern<br />

die Möglichkeit, an einer Trainingseinrichtung<br />

in der Provinz Quang Tri<br />

mehr über nachhaltige Forstwirtschaft und<br />

ökologisches Forstmanagement gemäß international<br />

anerkannter Standards wie bespielsweise<br />

dem FSC (Forest Stewardship<br />

Council) zu lernen. Dabei soll ein speziell an<br />

vietnamesische Verhältnisse und Wissensstand<br />

angepasster Lehrplan erarbeitet werden,<br />

sodass das Weiterbildungsangebot<br />

im zweiten Schritt zunächst auf weitere Provinzen<br />

und dann auf die nationale Ebene<br />

ausgedehnt werden kann.<br />

Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit<br />

Die Ausbildung qualifizierter Forstfachkräfte<br />

soll langfristig nicht nur dafür sorgen,<br />

dass die vietnamesischen Wälder und Aufforstungsprojekte<br />

ökologisch nachhaltiger<br />

werden, sondern auch, dass mehr Wälder in<br />

Vietnam nach internationalen Forstmanagementstandards<br />

zertifiziert werden können.<br />

Das ist doppelt wichtig, denn auch in<br />

Sachen Rückverfolgbarkeit besteht noch<br />

Nachholbedarf bei der vietnamesischen<br />

Rohholzindustrie. Gängige Forstpraxis ist<br />

hier oft leider immer noch das veraltete<br />

„Slash and Burn“-Verfahren (also Kahlschlag<br />

– Abbrennen – Wiederaufforsten),<br />

welches nicht nur den Boden auslaugt,<br />

sondern auch keinen Raum für dauerhafte<br />

Artenvielfalt bietet.<br />

Ende 2010 waren lediglich fünf Plantagen<br />

in Vietnam durch den Forest Stewardship<br />

Council zertifiziert, was unter anderem auf<br />

das zu geringe Angebot an Fachkräften, die<br />

für nachhaltiges Forstmanagement qualifiziert<br />

sind, zurückzuführen ist.<br />

An dieser Stelle setzt das „Training of Trainer“-Projekt<br />

an, mit dem ForestFinance gemeinsam<br />

mit seinen Partnern dazu beitragen<br />

möchte, das vietnamesische Angebot<br />

von Fachkräften mit Forstmanagement-<br />

Kenntnissen zu verbessern und das Bewusstsein<br />

für eine sozial und ökologisch verbesserte<br />

Forstwirtschaft zu stärken. Konkret<br />

heißt das für die Teilnehmer am Trainingsprogramm,<br />

dass sie erst lernen und später<br />

Das Weiterbildungsprogramm startete im<br />

Februar <strong>2012</strong> in Ho Xa, Provinz Quang Tri.<br />

Foto: www.Michaela-Kaiser.de<br />

andere lehren, wie etwa das Vermessen<br />

und das Monitoring von Wäldern mit unterschiedlichen<br />

Instrumenten durchgeführt<br />

wird, wie Monitoringdaten auszuwerten<br />

sind und wie man einen Forstmanagementplan<br />

für eine konkrete Fläche aufbaut.<br />

Auch die Gründung von Baumschulen<br />

und deren Führung ist ein wichtiger<br />

Schritt Richtung gesunde Bäume für naturnahe<br />

Wälder. So stehen auch das Pfropfen<br />

von Edelhölzern auf dem Lehrplan,<br />

ebenso wie der waldschonende und sichere<br />

Umgang mit Motorsägen. Neben der<br />

Vermittlung von Forsttechniken steht dabei<br />

vor allem im Vordergrund, Bewusstsein zu<br />

schaffen für das Ökosystem Wald als Ganzes<br />

und den Mehrwert gesunder, biodiverser<br />

Wälder, der letztlich auch ein ökonomischer<br />

Vorteil ist.<br />

Das Trainingsprojekt startete offiziell<br />

am 23. Februar <strong>2012</strong> mit einem Kickoff-<br />

Workshop, auf dem die Pfeiler des Curriculums<br />

im Dialog zwischen ForestFinance-Experten,<br />

den Partnern CORENARM und Ben<br />

Hai sowie den Teilnehmern herausgearbeitet<br />

wurde. Das erste Training findet<br />

Ende April statt.<br />

www.forestfinance.de FF 41


WFF – World of ForestFinance<br />

Der „deutsche Weg” bringt Hoffnung nach Vietnam<br />

Im Februar <strong>2012</strong> herrschte in den<br />

Bonner ForestFinance-Räumen eine<br />

Stille, die hier selten und befremdlich<br />

ist. Der Grund: Vier Mitarbeiter<br />

waren gleichzeitig in Vietnam.<br />

Einer um Daten für seine Master-<br />

Thesis zu erheben, eine um Daten<br />

für den Forstbericht zusammenzufassen,<br />

andere um neue Flächen<br />

zu finden und Schulungen durchzuführen.<br />

Begleitet wurden sie von<br />

der Hamburger Fotografin Michaela<br />

Kaiser. Sie dokumentierte unsere<br />

Arbeit vor Ort und fotografierte<br />

Menschen für ihre eigenen Projekte<br />

(siehe Kasten). Sie gibt damit Menschen,<br />

die für uns arbeiten, ein<br />

Gesicht und ermöglicht einen Einblick<br />

in das Leben in Vietnam, der<br />

ebenso selten ist wie die Stille in<br />

Bonner Büros.<br />

Nguyen Huu Binh (77) und Nguyen Thi Ba (65) mit<br />

ihrem Sohn Tran-Duc Loc (51) und Enkelin Nguyen<br />

Tuong Vy (2). Tran-Duc Loc ist Forstarbeiter der Ben<br />

Hai Company, dem ForestFinance Partner und Forstdiensteister<br />

in Vietnam.<br />

Fotos: Michaela Kaiser<br />

Aus dem Leben eines vietnamesischen<br />

Waldarbeiters – Einblicke in eine Familie<br />

und Kultur, die nur auf den ersten Blick<br />

fremd erscheinen mag. Denn das Meiste, das<br />

Grundlegende ist offenbar allen Menschen<br />

rund um den Globus gemeinsam: Die Fürsorge<br />

und Liebe für die Familie.<br />

Aber wie sieht nun das Leben eines<br />

Waldarbeiters und seiner Familie in Vietnam<br />

aus? Michaela Kaiser hat Tran-Duc Loc<br />

und seinen Eltern viele Fragen gestellt und<br />

ausführliche Antworten bekommen. Tran-<br />

Duc Loc ist bei der Ben Hai Company angestellt<br />

und verdient da fünf bis sechs Millionen<br />

Dong im Monat. Das klingt nach viel,<br />

ist aber umgerechnet ein Lohn von rund 200<br />

Euro. Zum Glück hat er noch einen eigenen<br />

Wald, der ihm zusätzliche Einnahmen von<br />

monatlich 600 bis 800 Euro einbringt. Das<br />

meiste Geld bringt aber seine Frau nach<br />

Hause und so bezeichnet ihr Mann sie mit<br />

einem Schmun zeln als die Entscheiderin der<br />

Familie, die „Queen“.<br />

Tran-Duc Loc hat nach seinem Schulabschluss,<br />

der dem Abitur vergleichbar ist, bei<br />

Ben Hai angefangen und arbeitet dort nun<br />

seit 30 Jahren. Die Firma bezahlt Sozialleistungen<br />

wie Krankenkassen- und Rentenbeiträge.<br />

Und das scheint gut zu funktionieren.<br />

Denn Tran-Duc möchte in drei Jahren,<br />

mit 54, in Rente gehen. Von seinem Arbeitgeber<br />

hat er vor etwa zehn Jahren 50<br />

Hektar Wald bekommen, von dessen Einnahmen<br />

und der gesetzlichen Rente wird er<br />

42 FF www.forestfinance.de


dann leben. Aber noch muss er täglich zur<br />

Arbeit gehen. Was er verrichtet hängt dabei<br />

von den Jahreszeiten ab. Meist pflanzt der<br />

Waldarbeiter Setzlinge und entfernt mit einer<br />

Machete Gras und Unkraut.<br />

„Was bedeutet Arbeit für Sie?“ fragt<br />

ihn Michaela Kaiser. „Waldwirtschaft!“ lautet<br />

die Antwort, „Waldwirtschaft ist in meinem<br />

Blut, in meinen Genen, sie ist alles für<br />

mich.“ Die Arbeit ist ihm seit Kindesbeinen<br />

an vertraut, denn auch seine Eltern waren<br />

schon Waldarbeiter.<br />

Heimatort und -gefühle<br />

Tran-Duc Loc lebt mit seiner Familie in der<br />

Nähe von Hue, in der Mitte Vietnams. Es<br />

zählt zu den am schwersten vom Krieg betroffenen<br />

Gebieten. Tran-Duc war damals<br />

noch ein Kind. „Wir hatten 1968 heftige Angriffe<br />

der US-Armee und ich erinnere mich<br />

noch genau an die Bombardierungen, an die<br />

vielen B52 Bomber, die über uns hinweg flogen.<br />

Alles war kaputt. Wir hatten nicht genug<br />

zu essen. Ich bin sehr glücklich, dass ich<br />

überlebt habe!“<br />

Die Folgen sind bis heute für die Menschen<br />

spürbar. „Mit besserer Technologie<br />

könnten die Kriegsschäden besser überwunden<br />

werden, die Pflanzen würden<br />

größer wachsen“, ist Tran-Duc überzeugt<br />

und wünscht sich „bessere Straßen, damit<br />

mehr Leute kommen können sowie eine<br />

bessere Infrastruktur.“<br />

Der Krieg hat in der Familie Spuren hinterlassen.<br />

So wünschen auch die Großeltern<br />

ihrer zweijähriger Enkeltochter nichts mehr,<br />

als dass sie nie einen so schrecklichen Krieg<br />

erleben muss, wie sie selbst. Sie freuen<br />

sich sehr darüber, dass Kinder im heutigen<br />

Vietnam eine bessere Bildung erhalten<br />

und hoffen, dass ihre Enkelin einmal im<br />

Wald arbeiten wird: „Wenn sich die Forstwirtschaft<br />

entsprechend dem ‘deutschen<br />

Weg’ entwickelt, wird auch unser kleines<br />

Mädchen eine Waldarbeiterin,“ erzählen sie<br />

Michaela Kaiser zuversichtlich. Das hoffen<br />

wir von ForestFinance auch und werden unser<br />

Möglichstes dafür tun.<br />

ForestFinance-Projekte in<br />

Vietnam<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam und bietet aus diesem Land<br />

das Produkt GreenAcacia an. Bereits 2010 entstand die Idee, Schulungen<br />

für Waldarbeiter anzubieten, die vor allem Idee und Praxis einer nachhaltigen<br />

Waldwirtschaft nach Vietnam bringen sollte, durchzuführen (siehe<br />

Seite 41). Aber auch wir können von und in dem Land noch viel lernen. Und<br />

so freuen wir uns über einen Forstwirtschaftler, der in Vietnam seine Studien abschließen möchte.<br />

Master-Thesis – Studien zu Wirtschaftlichkeit vietnamesischer Wälder<br />

Matthias Maier, Praktikant im ForestFinance Forst-Team, unterstützt Andreas Schnall, den Leiter unserer<br />

Forstabteilung, bei den Waldarbeiterschulungen und arbeitet zeitgleich an einem Projekt für seine Master-<br />

Thesis. Hierbei geht es um die Wirtschaftlichkeit der Wälder in Vietnam. Um diese beurteilen zu können, beschäftigt<br />

er sich mit verschiedenen Methoden der Datenerhebung im Wald und deren Optimierung, zum<br />

Beispiel mit modernen Geoinformationssystemen. Von seinen Studien werden die ForestFinance-Wälder profitieren,<br />

aber auch das Trainingsprogramm, denn Matthias bietet darin die Kettensägekurse an.<br />

Tiefe Einblicke,<br />

tolle Projekte<br />

Michaela Kaiser kriegt sie alle – mit ihrer Kamera. Ob die entspannte und frech-fröhliche Grande Dame des<br />

Naturschutzes Jane Goodall (siehe Screenshot der Homepage) oder viele kraftvolle Kinder aus aller Welt. Sie<br />

befragt in ihren Projekten Menschen zu ihrem Leben, ihren Träumen, ihren Wünschen und ist wirklich interessiert<br />

an den Antworten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Menschen bei ihr so offen und unverkrampft<br />

in die Kamera blicken. Michaela Kaiser nutzt diese Gabe und stellt über zwei Projekte ganz enge<br />

Verbindungen zu Menschen her. „Kinderkräfte“ und „Lebenslinien und Lebensweisheiten“ hat sie die beiden<br />

Arbeitsfelder genannt. „Ich frage Kinder, woran sie denken, wenn sie sich richtig gut fühlen. Sie erzählen dann<br />

von ihren Gedanken und von ganz besonderen Situationen. Dann spüren die Kinder Zufriedenheit, Kraft, Geborgenheit,<br />

Energie oder Glück, was ich dann fotografisch festhalte“, beschreibt Michaela Kaiser das Projekt Kinderkräfte.<br />

Faszinierend ist die Reaktion von Erwachsenen, wenn sie diese Bilder dann in einer Ausstellung sehen.<br />

Sofort kommen Überlegungen: wann habe ich mich als Kind so gefühlt? Kann ich das heute noch? Kann ich dieses<br />

Kindheitsgefühl reaktivieren? „Beim Projekt ‘Lebenslinien und Lebensweisheiten’ interessiert mich die im<br />

Alltag oft unsichtbare Brücke zwischen Großeltern und Enkeln, zwischen Urgroßeltern und Urenkeln. Über diese<br />

Brücke werden Weisheiten und Lebenskonzepte weitergegeben. Außerdem gibt es oft Lebenslinien über Generationen<br />

hinweg, wobei mich sowohl die roten Fäden als auch die Abzweigungen interessieren, die in jeder Generation<br />

neu entstehen”. Für die beiden Projekte sucht die Fotografin noch Menschen, die mitmachen wollen. Die<br />

Belohnung ist fürstlich: wunderbare Fotos. Schauen Sie diese mal an: www.michaela-kaiser.de<br />

www.forestfinance.de FF 43


WFF – World of ForestFinance<br />

Alles, was Sie jemals über Emissionszertifikate wissen wollten …<br />

… und sich nie zu fragen trauten, erfahren Sie im Buch: „Demystifying Carbon Markets“. Wüssten Sie<br />

zum Beispiel, wie man ein Klimaschutzprojekt plant, das nicht nur der Umwelt, dem Klima und der Gesellschaft<br />

zu Gute kommt, sondern vor allem auch Emissionszertifikate generiert? Um dazu etwas<br />

sagen zu können, müssten Sie sich im Markt für Emissionszertifikate auskennen. Leider ist dieser<br />

Bereich übersät von komplizierter Terminologie und abstrakten Erläuterungen. Umso besser, dass Julia<br />

Daniel, CO 2OL-Teamleiterin, sowie Andreas Schnall, Forstbereichsleiter von ForestFinance, den holländischen<br />

Autoren, Michiel Arnoldus und Roger Bymolt, als Berater zur Seite standen. Das Buch gibt<br />

einen Überblick darüber, was Emissionszertifikate sind, wo und wie sie zu welchem Preis verkauft werden<br />

können, wie Projekte zertifiziert werden und was sie beeinflusst beziehungsweise unterscheidet.<br />

Als Praxisbeispiel diente unter anderem das CO 2OL Schutzprojekt Tropical Mix – das weltweit erste und<br />

einzige Projekt, das mit drei Standards (FSC, CCBS und CFS) zertifizert und validiert wurde. Schluss endlich<br />

ziehen die Autoren das Resümee, dass Emissionszertifikate aus Klimaschutzprojekten im Hinblick<br />

auf Typ, Größe und Umstände stark variieren. Es gibt kein Grundschema in ihrer Handhabung, da<br />

Trends, Preisschwankungen und Standards den Markt stetig verändern. Das Buch ist relevant für<br />

Projektierer im Forst- und Agroforstbereich, im Bereich Erneuerbarer Energien sowie für Organisationen,<br />

die Projekte in Entwicklungsländern planen und unterstützen.<br />

Buchbestellung auf: www.kitpublishers.nl/carbon<br />

Julia Daniel und Andreas Schnall<br />

halfen bei der Realisierung des Buches<br />

„Demystifying Carbon Markets“.<br />

Foto: Alexander Reinbothe<br />

Ein Haus bauen und Regenwald schützen mit Viebrockhaus<br />

Kunden des Massivhausherstellers Viebrockhaus können ab sofort einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz<br />

leisten: CO 2 OL stellt für jeden, der mit Viebrockhaus ein Haus baut, Waldflächen in Panama<br />

unter Schutz und überlässt die Ökosysteme ihrer Natürlichkeit. Ziel ist es, die artenreichen Waldflächen<br />

und die hohe vorherrschende Biodiversität der Landschaft dauerhaft zu erhalten und zu schützen.<br />

Jeder Bauherr eines Aktiv Energieplus-Hauses <strong>2012</strong> beteiligt sich aktiv am Schutz von jeweils 500<br />

Quadratmetern artenreichen Regenwäldern in Panama. Damit leistet er einen Beitrag zum Ausgleich<br />

für die CO 2 -Emission, die beim Bau seines neuen Eigenheims anfällt. Die Bauherren übernehmen beim<br />

Vertragsabschluss automatisch die Patenschaft für ein konkretes Areal in Bocas del Toro im Nordosten<br />

Panamas und erhalten eine Grundstücksurkunde mit allen geografischen Koordinaten des jeweiligen<br />

geschützten Waldstücks.<br />

„Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Ziel – und für mich persönlich eine echte Herzensangelegenheit“,<br />

erklärt Andreas Viebrock, Vorstandsvorsitzender der Viebrockhaus AG, das Engagement seines<br />

Unternehmens. „Natürlich versiegeln wir Flächen, wenn wir Häuser bauen. Und leider wird beim Bau<br />

eines Hauses und der Produktion der dafür erforderlichen Baumaterialien sowie deren Transport zur Baustelle<br />

auch CO 2 freigesetzt. Indem wir aber für jedes Aktiv Energieplus-Haus 500 Quadratmeter Regenwald<br />

bewahren, sorgen wir für einen Ausgleich.“ Und auch Harry Assenmacher, Geschäftsführer von ForestFinance,<br />

freut sich über die Zusammenarbeit: „Mit Viebrockhaus haben wir einen starken Partner gefunden, der<br />

den Schutz dieser hoch biodiversen Wälder dauerhaft ermöglicht. Gleichzeitig kann diese starke Marke<br />

das Bewusstsein für die Themen Klima- und Umweltschutz in der Branche weiter schärfen.“<br />

www.viebrockhaus.de<br />

Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />

für Privat- und Geschäftskunden. Für Businesskun<br />

individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />

unternehmerischen Verantwortung für Klima- und<br />

Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO 2OL in<br />

1. validierte Ermittlung der CO 2 -Bilanz,<br />

2. effiziente Reduktion der CO 2 -Emissionen und<br />

3. Kompensation der restlichen CO 2 -Emissionen d<br />

anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokume<br />

ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />

4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />

Hier stellen wir Mögl<br />

dem Klima mit CO2OL Andreas Viebrock plant Häuser für seine<br />

Kunden und bietet ihnen die Möglichkeit,<br />

nicht nur auf die eigene Zukunft, sondern<br />

auch auf die ihrer Kinder zu bauen.<br />

Foto: Viebrockhaus<br />

44 FF www.forestfinance.de<br />

Worl


d +++ news +++news<br />

afreundliche Produkte und Dienstleis tungen<br />

den bietet CO 2 OL praxisorientierte und<br />

re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />

Umweltschutz gerecht werden können.<br />

vier Stufen:<br />

urch Zertifikate aus international<br />

entierten zusätzlichen sozialen und<br />

d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />

externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />

lichkeiten vor, die<br />

gut tun.<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Wildes Holz live in town!<br />

Kennen Sie Blockflöten? Ja? Meinen Sie! Diese Blockflöte kennen Sie bestimmt nicht – so wild, rockig<br />

und voller Jazz! „Blockflöte mal anders“ – das ist das Motto der drei Musiker aus Recklinghausen. Mit<br />

Kontrabass, Gitarre und natürlich Blockflöte bewaffnet, rocken „Wildes Holz“ auch in diesem Jahr wieder<br />

auf deutschen Bühnen.Seit November 2011 werden die Konzerte in Zusammenarbeit mit CO 2OL<br />

klimaneutral gestellt. Im Rahmen der Kooperation von ForestFinance und Wildes Holz verlost Forest-<br />

Finance drei VIP-Karten für die folgenden Konzerte:<br />

• 1.05.12 Recklinghausen, Ruhrfestspielhaus • 25.05.<strong>2012</strong> Hildesheim, Musikschule.<br />

Um an der Verlosung teilzunehmen, schreiben Sie bis zum 20.05.<strong>2012</strong> eine Mail an<br />

info@forestfinance.de und geben Sie ihren Wunschtermin an.<br />

Weitere Konzerttermine finden Sie unter www.WildesHolz.de<br />

„Gemeinsam Bewegen”<br />

Seit Januar <strong>2012</strong> bietet der VfL Wolfsburg seinen Fans und Besuchern die CO 2 OL Green Mobility Plattform<br />

zur Planung ihrer Anreise zum Stadion. Neben der Möglichkeit zur CO 2 -Berechnung und -Kompensation<br />

der Anfahrt stehen zahlreiche praktische Tipps und Umfeldinformationen zur Arena bereit.<br />

Eingebunden ist dieses Angebot in die Anfang <strong>2012</strong> gestartete CSR-Initiative „Gemeinsam Bewegen“<br />

des Fußball-Bundesligisten, welche sich den Themenschwerpunkten Bildung, Integration, Gesundheit<br />

und Umwelt widmet.<br />

Außerdem berechnet CO 2 OL den detaillierten Carbon Footprint der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Über<br />

einen Zeitraum mehrerer Monate wird in enger Zusammenarbeit mit dem VfL die CO 2 -Bilanz erstellt,<br />

deren Gegenstand neben der Volkswagen Arena und den dort durchgeführten Heimspielen u.a. die Geschäftsstelle,<br />

der Frauenfußball, das Nachwuchsleistungszentrum, das Merchandising oder die Mobilität<br />

von Mannschaft und Fans sein werden. Maßnahmen wie die Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom<br />

oder die Teilnahme an Ökoprofit sollen durch die Untersuchung gefestigt und weitere Einsparpotentiale<br />

identifiziert werden. „Mit unserer Initiative ‘Gemeinsam<br />

bewegen’ fassen wir unser Engagement zu den Themen schwerpunkten<br />

Bildung, Integration, Gesundheit und Umwelt sinnvoll<br />

zusammen. Durch die Zusammenarbeit mit CO 2 OL können wir<br />

im Umwelt- und Klimaschutz wirksame Maßnahmen ergreifen,<br />

die zudem auch unseren Fans und Partnern echte Mehrwerte<br />

bieten“, so Thomas Röttgermann, Geschäftsführer der VfL<br />

Wolfsburg-Fußball GmbH.<br />

VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann und Dirk Walterspacher<br />

bei der Trikotübergabe im Zeichen des Klimaschutzes.<br />

Foto: VfL<br />

CO 2 OL und pro event live-communication<br />

auf dem SpoBiS <strong>2012</strong>:<br />

Auf der 16. Sports Business Summit (SpoBiS)<br />

informierten bedeutende Referenten aus den<br />

Bereichen Sport, Wirtschaft und Politik die Besucher<br />

über aktuelle Entwicklungen des Sportbusiness‘,<br />

dieses Jahr vor allem bezogen auf<br />

die Themen Nachhaltigkeit, Social Media und<br />

Fan-Aktivierung. Den Preis, der jedes Jahr im<br />

Rahmen des SpoBiS verliehen wird, präsentierte<br />

CO 2 OL, die Agentur pro event live-communication<br />

GmbH in Kooperation mit dem<br />

Initiator ESB Europäische Sponsoring-Börse.<br />

Den Sieg konnten der Nutzfahrzeughersteller<br />

MAN und die Juniper Group mit ihrer Sponsoring-Kampagne<br />

„Die Fußballbundesliga fährt<br />

MAN“ zur Bundesligasaison 2010/2011 nach<br />

Hause tragen.<br />

www.forestfinance.de FF 45<br />

Foto: Tim Hippman


BaumFreundin<br />

Mehr als Affenliebe<br />

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen<br />

jemand vor, der sich um Bäume<br />

verdient gemacht hat. Diesmal<br />

haben wir für Sie eine Frau, die<br />

sich seit Jahrzehnten gegen die<br />

Entwaldung in Afrika und für den<br />

Artenschutz einsetzt: Jane Goodall.<br />

Schon als Kind war Jane Goodall von Tieren<br />

fasziniert und verängstigte einmal ihre<br />

Eltern, weil sie stundenlang verschwunden<br />

war, um zu beobachten, wie eine Henne<br />

ein Ei legte. Ihr Name Jane passte also<br />

ausgezeichnet zu ihr – hätte sie doch allzu<br />

gerne Tarzan im Dschungel Gesellschaft<br />

geleis tet. „Ich wollte wie Dr. Doolittle mit den<br />

Tieren sprechen“, erinnert sich die heute 78-<br />

Jährige.<br />

Es war im Sommer 1960 als eben jene<br />

junge Britin ihren Traum wahr machte und<br />

in die Wälder Tansanias aufbrach, um<br />

Schim pansen zu erforschen – eine damals<br />

für Frauen äußerst unorthodoxe Beschäftigung.<br />

Als unausgebildete Assistentin des<br />

bekannten Anthropologen und Paläontologen<br />

Dr. Louis Leakey brachte sie mit neuen<br />

Sichtweisen frischen Wind in eine Wissen<br />

schaft, die nicht an Persönlichkeit und<br />

Gefühle der Tiere glaubte. Goodall gab<br />

ihren Schimpansen Namen statt Nummern.<br />

Nur langsam gewöhnten sich die Schimpansen<br />

an Goodalls Nähe, die sie anfangs<br />

nur durch Ferngläser beobachten konnte.<br />

Noch im Herbst 1960 machte sie dabei eine<br />

unglaubliche Entdeckung: Ein Männchen<br />

namens David streifte die Blätter von einem<br />

Zweig ab und benutzte ihn als Werkzeug,<br />

um nach Termiten zu angeln. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt waren Wissenschaftler davon<br />

ausgegangen, dass nur Menschen zur Herstellung<br />

von Werkzeug in der Lage seien.<br />

Sechs Jahre später machte Jane Goodall,<br />

ohne je ein College besucht zu haben, weil<br />

Carina Weber und Petra Kollmannsberger (v. l. n. r. – beide ForestFinance) nehmen Dr. Jane Goodall in die Mitte.<br />

Im November 2011 unterstütze ForestFinance die „Rainforest Leadership Conference“ in Panama. Es ging um<br />

das umweltpolitische und humanitäre Jugendprogramm „Roots & Shoots“ des Jane Goodall Institutes. Als besonderer<br />

Gast nahm Jane Goodall selbst an der Konferenz teil. Quelle: Allan Pitty (Avant Garde Photos Panama)<br />

das Geld dafür gefehlt hatte, ihren Doktor<br />

in Verhaltensforschung an der Universität<br />

von Cambridge.<br />

Im Laufe der Zeit machte Goodall noch<br />

zahlreiche interessante Entdeckungen, die<br />

zeigen, wie ähnlich Schimpansen dem Menschen<br />

tatsächlich sind. Hautnah musste<br />

sie miterleben, wie zwei Schimpansengruppen<br />

über vier Jahre hinweg einen brutalen<br />

Krieg führten und sagt: „Wenn Schimpansen<br />

Gewehre und Messer hätten und<br />

wüssten, wie man mit ihnen umgeht – sie<br />

würden sie benutzen wie der Mensch.“<br />

Ebenso beobachtete sie jedoch Küsse, Umarmungen<br />

und eine jugendliche Schimpansendame,<br />

die ganz uneigennützig ein<br />

Waisenkind adoptierte. „Schimpansen haben<br />

mir so viel gegeben. Die langen Stunden,<br />

die ich mit ihnen im Wald verbrachte, haben<br />

mein Leben über alle Maßen bereichert. Was<br />

ich von ihnen gelernt habe, hat mein Ver-<br />

ständnis von menschlichem Verhalten und<br />

unserem Platz in der Natur geprägt“, so Goodall.<br />

Als die rasant fortschreitende Entwaldung<br />

in Afrika den Lebensraum ihrer Schützlinge<br />

bedrohte, erkannte Goodall, dass sie<br />

sich für ihren Schutz einsetzen musste.<br />

Das tut sie auch heute noch und reist<br />

durchschnittlich an 300 Tagen im Jahr herum,<br />

um Schulen zu besuchen oder Reden zu<br />

halten, in denen Sie auf Umweltprobleme<br />

aufmerksam macht – seit 2002 auch als UN-<br />

Friedensbotschafterin. „Jeder Einzelne zählt“,<br />

erklärt sie ihren Einsatz. „Jeder Einzelne<br />

hat eine Rolle zu spielen.“<br />

Wer mehr über Jane Goodall erfahren<br />

möchte, dem empfehlen wir die 2011 erschienene<br />

DVD „Jane’s Journey – die Lebensreise<br />

der Jane Goodall” und ihre Autobiografie<br />

„Grund zur Hoffnung”, erschienen im Riemann<br />

Verlag, 12,95 Euro, ISBN: 3570500799.<br />

46 FF www.forestfinance.de


Der Cashewbaum (Anacardium occidentale)<br />

Den kleinen mondsichelförmigen Cashewkern kennt man auch bei uns – meistens gesalzen und geröstet als<br />

Knabberei für zwischendurch oder in exotischen Gerichten. Dass der Baum, an dem diese Leckerei wächst, an<br />

sich schon eine kleine Attraktion ist und noch viel mehr als nur Kerne liefert, wissen allerdings die wenigsten.<br />

Das Heimatland des immergrünen „Caju“<br />

ist Brasilien. Etwa im 16. Jahrhundert wurde<br />

er nach Indien und Mosambik eingeführt<br />

und breitete sich langsam in ganz<br />

Asien und Afrika aus, wo er auch heute<br />

noch angebaut wird. Der Cashewbaum ist<br />

zudem ein zäher Bursche – Erosion und<br />

Wind können ihm durch sein weitreichendes<br />

Seitenwurzelsystem sowie die hohe<br />

Toleranz gegenüber Nährstoffarmut kaum<br />

etwas anhaben.<br />

Der Cashewbaum trägt Früchte –<br />

auf den ersten Blick sogar zwei verschiedene:<br />

die bunten Cashew-Äpfel und die<br />

Cashew kerne, die unterhalb der Frucht<br />

wachsen. Der Saft der Äpfel war früher<br />

Hauptprodukt des Cashewbaums, denn<br />

die Gewinnung der Kerne war durch das<br />

giftige Öl in der Schale schwierig. Heute<br />

wird dieses Öl eigens gewonnen und für<br />

die Herstellung von Gummi, Bremsbelägen<br />

und sogar die Beschichtung von Betonböden<br />

verarbeitet. Aber auch der Kern, hierzulande<br />

als Cashewnuss bekannt, hat nicht<br />

weniger zu bieten: Sie enthält eine große<br />

Menge Tryptophan, ein Nährstoff, der unerlässlich<br />

ist für die Produktion von Serotonin,<br />

einem unserer „Glückshormone“.<br />

Zehn bis zwölf Meter kann so ein<br />

Cashewbaum in die Höhe wachsen. Es sei<br />

denn, er hat eine Anomalie wie der „Maior<br />

cajueiro do mundo“ bei Natal, der größte<br />

Cashewbaum der Welt – der wächst nämlich<br />

in die Breite statt in die Höhe und erstreckt<br />

sich mittlerweile über eine Fläche<br />

von 8500 Quadratmeter.<br />

So sehen Cashewfrüchte am Baum aus. Auf dem kleinen Bild sind sie noch nicht reif. Die essbaren Kerne werden<br />

von einer holzigen Schale geschützt. Fotos: ForestFinance/Silke Berger<br />

www.forestfinance.de FF 47<br />

BaumSchule


iForest<br />

Der digitale Buschfunk<br />

Die Bedeutung des Internets als weltweite gesellschaftliche und politische Plattform ist spätestens seit den<br />

Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten im allgemeinen Bewusstsein verankert. Was mancherorts<br />

vielleicht noch als bunter Schauplatz seichter Unterhaltung belächelt wird, hat sich in Wirklichkeit zu einem<br />

Netzwerk von Aktivisten jeglicher Couleur entwickelt, deren Ziel es ist – und das oft mit Erfolg –, die<br />

Bevölkerung zu informieren und zu aktivieren.<br />

Gerade im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes,<br />

aber auch der Förderung der<br />

Transparenz in Gesellschaft und Politik haben<br />

sich in den letzten Jahren viele junge<br />

Nichtregierungsorganisationen (NROs oder<br />

auch aus dem Englischen als NGOs bezeichnet)<br />

gegründet, deren Informationsnetzwerk<br />

ausschließlich digital ist. Die Vorteile<br />

liegen auf der Hand: Die Infrastruktur<br />

ist günstig, die Reichweite groß, der Informationsfluss<br />

geschieht beinah in Echtzeit.<br />

Und so haben sich etwa neben den großen<br />

Umweltschutzverbänden viele kleine etabliert;<br />

alle mit dem gleichen Ziel, jedoch oft<br />

unterschiedlicher Herangehensweise.<br />

So gibt es zum Beispiel die deutsche<br />

Plattform WikiWoods, deren erklärtes Ziel es<br />

ist, Bäume zu pflanzen (wir berichteten in<br />

<strong>ForestFinest</strong> 1/2010). Interessierte und Aktive<br />

können das offene Wiki-Prinzip dazu nutzen,<br />

gemeinsame Pflanzaktionen zu starten<br />

und organisieren. Zum Redaktionsschluss<br />

zeigte der Zähler auf der Seite 66971 gepflanzte<br />

Bäume, circa 60 Projekte und fast<br />

1300 Freiwillige an, die sich an den Projekten<br />

beteiligt haben.<br />

Digitale Internationale<br />

Andere Projekte versuchen, Transparenz<br />

im Bereich des alltäglichen Konsums zu<br />

schaffen. Das in den Niederlanden gegründete<br />

Portal Rank a Brand zum Beispiel bewertet<br />

Marken anhand eines Kriterienkatalogs<br />

in Hinsicht auf CO 2 -Emissionen, aktiven<br />

Einsatz im Umweltschutz und Arbeitsbedingungen.<br />

Freiwillige sogenannte Scouts<br />

nehmen Anfragen von Nutzern entgegen,<br />

untersuchen die Unternehmen und deren<br />

Marken anhand der aufgestellten Kriterien<br />

und vergeben eine Wertung auf einer Skala<br />

von 1 bis 16. Außerdem beobachten sie die<br />

bewerteten Marken regelmäßig und passen<br />

die Wertung bei Veränderungen an.<br />

Abseits von themenorientierten Organisationen<br />

gibt es aber auch solche, die sich<br />

ein breit gefächertes Themenspektrum auf<br />

die Fahnen geschrieben haben. Avaaz und<br />

Campact sind zwei prominente Vertreter<br />

dieser neuen Generation von NROs, die<br />

beinah ausschließlich über digitale Kommunikation<br />

versuchen, die Bevölkerung für<br />

verschiedenste kritische gesellschaftliche<br />

Themen zu sensibilisieren und zum Handeln<br />

zu motivieren. Ein Vergleich mit den<br />

großen, etablierten Netzwerken wie Attac<br />

liegt nahe – die Methoden sind jedoch interaktiver.<br />

Avaaz etwa befragt seine weltweit<br />

über acht Millionen Mitglieder regelmäßig,<br />

welche Themen ihnen wichtig sind und<br />

rückt sie bei seinen Kampagnen in den<br />

Mittelpunkt. Campact hingegen setzt stark<br />

auf Petitionen und Unterschriften, der Themenfokus<br />

liegt auf Umwelt- und Klimaschutz.<br />

Junge Wilde und Altvordere<br />

Der Segen des offenen und freien Internets<br />

ist jedoch in dieser Hinsicht zugleich auch<br />

sein Fluch. Da jeder alles veröffentlichen<br />

kann, ist es für den Nutzer oft schwierig, die<br />

Spreu vom Weizen zu trennen: Wie glaubwürdig<br />

ist eine solche Organisation? Wie<br />

kann ich ihr Handeln überprüfen? Hierfür<br />

suchen die jungen NROs häufig die Koo pe -<br />

ration mit den großen, etablierten Verbänden<br />

wie Attac, BUND (Bund für Umwelt und<br />

Naturschutz Deutschland), NABU (Natur -<br />

schutzbund Deutschland) und Green peace.<br />

Letztere schätzen die Reichweite und das Aktivierungspotential,<br />

das die „jungen Wilden“<br />

haben, diese wiederum nutzen die Akzeptanz<br />

durch die Alteingesessenen als Vertrauensmerkmal.<br />

Gerade die jüngere Generation, so Christoph<br />

Bautz, der Gründer von Campact,<br />

wolle sich engagieren, aber „spontan und<br />

punktuell entscheiden, wann, wie und<br />

48 FF www.forestfinance.de


Greenaction<br />

Rank a Brand<br />

Brandoscope<br />

wofür sie aktiv werden wollen“. Themen<br />

sind hier wichtiger als die Identifikation mit<br />

der Organisation – aber nur, wenn der Urheber<br />

glaubwürdig ist. So hat sogar Greenpeace<br />

neben seiner klassischen Tätigkeit<br />

eine offene Internetplattform namens<br />

„Greenaction“ eröffnet, auf der jeder – seien<br />

es Einzelpersonen oder NROs – Projekte<br />

und Initiativen veröffentlichen, diskutieren<br />

und organisieren kann.<br />

Blühende Landschaften<br />

Die Früchte all dieser Aktivitäten sind zahlreich,<br />

und so hat sich mittlerweile ein kleiner,<br />

aber wachsender Wirtschaftszweig der<br />

sogenannten „Social Businesses“ entwickelt.<br />

Die Ziele sind oft ähnliche, jedoch auf<br />

Grund lage einer wirtschaftlichen Tätigkeit.<br />

Die in Deutschland gegründete Seite<br />

WeGreen zum Beispiel versteht sich in erster<br />

Instanz als grüne Suchmaschine. Zur Zeit ist<br />

es dort möglich, nach Marken und Unternehmen<br />

zu suchen. Die Suchergebnisse<br />

werden in Form einer Nachhaltigkeitsampel<br />

präsentiert. Als Bewertungsgrundlage<br />

hierfür dienen diverse, teils automatisch<br />

ausgewertete Kriterien anderer Bewertungsportale<br />

wie Rank a Brand, Brandoscope<br />

(sammelt die Zertifizierungen einer Mar-<br />

WikiWoods<br />

WeGreen<br />

ke oder eines Unternehmens) und Companize<br />

(gibt Auskünfte über die Reputation eines<br />

Unternehmens). WeGreen-Gründer<br />

Maurice Stanszus erklärt, dass sich fast<br />

wöchentlich Unternehmen bei ihm melden<br />

und fragen, wieso sie gelb oder rot markiert<br />

sind – dann wird WeGreen beratend tätig.<br />

„Der Nachhaltigkeitsmanager von Coca-<br />

Cola Deutschland hat es so zum Beispiel geschafft,<br />

dass aus einem guten Gelb ein<br />

schlechtes Grün wurde.“<br />

Aber Social Business ist nur ein Zweig,<br />

der am üppigen Baum der Aktivitäten im sozialen,<br />

ökologischen und ethischen Bereich<br />

wächst. Ein völlig anderer ist zum Beispiel<br />

die Aktionsform der so genannten Carrotmobs.<br />

Ähnlich den größtenteils unpolitischen<br />

Flashmobs wird hier über soziale<br />

Netzwerke – und eben auch die Portale der<br />

NROs – dazu aufgerufen, dass so viele Menschen<br />

wie möglich zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt in einem ausgewählten Geschäft<br />

einkaufen, das bei Umweltschutzmaßnahmen<br />

weiter unterstützt werden soll. Oft sind<br />

dies etwa kleine Biomärkte, deren Finanzpolster<br />

die Carrotmob-Teilnehmer mit der<br />

Aktion stärken wollen. Ebenfalls häufig<br />

wird außerdem mit den Betreibern der Geschäfte<br />

vereinbart, einen Teil des Tagesum-<br />

Campact<br />

Avaaz<br />

satzes an eine gemeinnützige Organisation<br />

zu spenden.<br />

So ist sie, die bunte, weite Welt der jungen<br />

NROs. Und sogar Angelika Zahrnt,<br />

Ehrenvorsitzende des alteingesessenen<br />

BUND hat positive Worte dafür übrig: Aktionen<br />

wie Carrotmobs seien „ein spannendes<br />

Experimentierfeld“, das „erkennbar mehr Lebendigkeit<br />

in die NRO-Szene“ bringe. Dies<br />

sei vor allem deshalb der Fall, weil die Aktivitäten<br />

spontaner, improvisierter und weniger<br />

bürokratisch seien.<br />

Sicherlich ist auch die herkömmliche<br />

Lobby- und Medienarbeit der großen Verbände<br />

richtig und wichtig – aber den „jungen<br />

Wilden“ sollte jegliche Chance gegeben<br />

werden, etwas zu bewegen.<br />

Ökologie online von<br />

Nicolas Rieger;<br />

der studierte Technik-<br />

Jour nalist ist Master<br />

des ForestFinance<br />

IT-Netzwerkes.<br />

Carrotmob<br />

www.forestfinance.de FF 49<br />

iForest


Für Waldläufer<br />

Waldschnecken und Weisheiten<br />

Ein Buch der wahrhaft leisen Töne –<br />

ein Buch, das über das große Glück im<br />

kleinen Ganzen berichtet. Der Inhalt<br />

ist schnell klar: Eine Krankheit fesselt<br />

die Autorin des Buches ans Bett und<br />

sie bekommt von einer Freundin eine<br />

Topfpflanze geschenkt, unter deren<br />

Blättern eine Schnecke sitzt. Elisabeth<br />

Bailey, ehemals erfolgreiche Journa -<br />

listin, beginnt die Schnecke zu beobachten.<br />

Nachts wird ihr Haustier aktiv,<br />

fährt seine Fühler aus, frisst quadratische<br />

Löcher in Briefumschläge und<br />

Postkarten und vollführt auch sonst<br />

recht seltsame Rituale. Fasziniert beschäftigt<br />

sich Bailey mit der Biologie<br />

und Kulturgeschichte der sonst so<br />

unscheinbaren Molusken und erfährt<br />

Verblüffendes über ein unterschätztes<br />

Lebewesen. Das Buch ist aber viel<br />

mehr als eine Schrift über Schnecken<br />

in Schlafzimmern. Es erzählt von der<br />

besonderen Beziehung zwischen der<br />

Schriftstellerin und der Schnecke, beschreibt,<br />

die wachsende Nähe und das<br />

tiefe Verständnis für Leben und Natur.<br />

Im Grunde ist es die Entdeckung der<br />

Langsamkeit und des Großen in allem<br />

Kleinen.<br />

Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch<br />

einer Schnecke beim Essen, übersetzt<br />

von Kathrin Razum, Nagel & Kimchey,<br />

fester Einband, 176 Seiten, 16,90 € (D),<br />

23.90 sFR (CH), 17,40 € (A),<br />

ISBN 978-3-312-00498-0<br />

Mythos Amazonas<br />

Die dreiteilige Doku-Serie entführt den Zuschauer<br />

in die Welt des größten Regenwaldes<br />

der Erde. In eine Region, die den ersten<br />

Europäern, die sie betraten, Furcht einflößte.<br />

Für sie war der Amazonas eine „Grüne<br />

Hölle“, ein unheilvoller Ort voller giftiger<br />

Pflanzen und gefährlicher Tiere. Heute weiß<br />

man, wie artenreich und einmalig das Gebiet<br />

ist, welch wichtige Rolle es für das<br />

Weltklima spielt und, dass sich viele bislang<br />

unentdeckte Rohstoffe zum Beispiel für<br />

Arzneien in den Pflanzen verbergen.<br />

Drei Jahre verbrachte das Produktionsteam<br />

am Amazonas. Auf einer Fläche, etwa 20mal<br />

so groß wie Deutschland, legten sie tausende<br />

Kilometer zu Fuß, in Booten, in Flugzeugen<br />

oder Helikoptern zurück. Sie wagten<br />

sich in weit entlegene Regionen, erklommen<br />

die Wipfel von Urwaldriesen und tauchten<br />

zwischen überfluteten Baumkronen. Die<br />

Mühe lohnte sich – aufwändige Zeitlupen,<br />

stabilisierte Flugaufnahmen, Unterwasserund<br />

Makroshots sowie Kranfahrten lieferten<br />

400 Stunden Naturfilmmaterial in HD<br />

Qualität, darunter einzigartige Aufnahmen<br />

und spektakuläres, nie zuvor gefilmtes<br />

Tierverhalten.<br />

Es lohnt sich, diese drei Filme anzusehen –<br />

und das am besten dreigeteilt. Denn die Bilder<br />

und Eindrücke sind so üppig, dass man<br />

sie kaum auf einmal aufnehmen und bewältigen<br />

kann.<br />

Mythos Amazonas, NDR Naturfilm, Label:<br />

Polyband, Spieldauer 135 (3 ¥ 45) Minuten,<br />

ASIN: B004TDIVMS, DVD und Blu-ray<br />

(unterschiedliche Preise)<br />

Klimaschutz, Jugendliche und Youtube<br />

Klimawandel, CO 2 , die Rolle der Wälder für<br />

den Klimaschutz, Bedrohungen und Handlungsmöglichkeiten<br />

sind Themen, für die Jugendliche<br />

eher schwer begeistert werden<br />

können. Und so fragten sich die Umweltschützer<br />

von OroVerde: Wie lässt sich dieses<br />

Themenfeld einfach verständlich und interessant<br />

vermitteln? Die Lösung: Sie nutzen<br />

ein jugendaffines Medium und produzierten<br />

einen Klima-Clip, der die Zusammenhänge<br />

erklärt und dazu motiviert,<br />

selber aktiv zu werden, um das Klima zu<br />

schützen. Den stellten sie auf Youtube und<br />

hatten innerhalb weniger Wochen mehr als<br />

1000 Klicks.<br />

Die Animation wurde im Rahmen des Umweltbildungsprojekts<br />

„Weil wir es wert<br />

sind!“ entwickelt. Denn innerhalb des Projektes,<br />

das sich gezielt an Haupt- und Förderschulen<br />

wendet, zeigte sich, dass es bislang<br />

keine Medien gab, die den Klimawandel<br />

und die Möglichkeiten, selbst etwas<br />

gegen ihn zu unternehmen, in einfachen Bildern<br />

und Wörtern vermitteln. Der entstandene<br />

Clip steht Schulen und anderen Bildungseinrichtungen<br />

kostenfrei zur Verfügung,<br />

um das Thema Klimawandel im Unterricht<br />

aufzubereiten. Weitere neue Unterrichtsmaterialien<br />

rund um den Regenwald<br />

und das Thema Klimaschutz sind bei<br />

OroVerde zu beziehen, darunter auch eine<br />

komplette Unterrichtseinheit mit Arbeitsblättern<br />

und Versuchsanleitungen, die auf<br />

dem Klima-Clip aufbaut. Den Clip finden Sie<br />

auf www.forestfinance.de/go/co2-animation<br />

und weitere Informationen zu OroVerde<br />

hier: www.oroverde.de<br />

FF 50 www.forestfinance.de


Foto: W. Volz<br />

Foto: ZKM<br />

Foto: screenshot<br />

Ausstellungen – Termine – Events<br />

Blick auf die Regenwaldbaumskulptur von Wolfgang<br />

Volz im Gasometer Oberhausen.<br />

Climate Walk in Berlin – gehen Sie mit.<br />

Internationaler Kulturwald – mitten in Bayern.<br />

Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – über Wälder und Klangbäume,<br />

Klimapfade und Kunstfestivals im Bayerischen Wald. Hier unsere Reihe mit<br />

Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />

… durchforstet<br />

Sieben Weltwunder kannte die Antike, mehr als neunhundert Welterbestätten zählt heute<br />

die UNESCO: Meisterwerke der Baukunst des Menschen und gewaltige Monumente<br />

der Natur – dazu gehört auch der Regenwald. Die Ausstellung „Magische Orte“ im Oberhausener<br />

Gasometer zeigt die Wunder der Natur und Kultur in einer Ausstellung als gleichermaßen<br />

bedeutende Schöpfungen unseres Planeten. Sie nimmt uns mit auf eine Weltreise<br />

zu den Kultstätten der Natur- und Menschheitsentwicklung. Spektakuläre Fotografien,<br />

erstaunliche erdgeschichtliche Objekte und beeindruckende Kunstwerke führen durch Wüsten<br />

und Gebirge, durch Urwälder und verwunschene Gärten, in Tempel und Paläste. Im<br />

100 Meter hohen Luftraum des Gasometers steht die 43 Meter hohe Skulptur „Regenwaldbaum“.<br />

Die Skulptur, ihre Licht– und Klanggestalt verdeutlichen die Schönheit und<br />

Fruchtbarkeit, aber auch die Verletzbarkeit der Natur. Wechselnde Farbimpressionen und<br />

eine atmosphärische Klanginstallation reflektieren die sich ständig verändernden Stimmungen.<br />

„Magische Orte: Natur- und Kulturmonumente der Welt” läuft bis Oktober <strong>2012</strong>, im<br />

Gasometer, Arenastr. 11, Oberhausen, www.gasometer.de<br />

Der „Climate Walk“ in Berlin startete im Winter 2011 zur Weltklimakonferenz in Südafrika<br />

und wird für ein ganzes Jahr – bis zum nächsten Klimagipfel – in der Passage der Akademie<br />

der Künste das Verhältnis von Kunst und Klima thematisieren. Er macht interdisziplinäre<br />

Wissensarchive im In- und Ausland zugänglich und lädt ein, sich mit eigenen Fragen<br />

und Kommentaren einzubringen. Kontext sind globale Krisen, der Klimawandel, notwendige<br />

gesellschaftliche Transformation im Sinne einer zukunftsfähigen „Kultur des Miteinander“<br />

und neue Positionen gestalterisch forschender wie verantwortlich handelnder<br />

Kunst. Den „Climate Walk“ können Sie bis zum 30.11.<strong>2012</strong> in der Akademie der Künste, Pariser<br />

Platz 4, in Berlin begehen. Der Eintritt ist frei. Infos auf www.boxingclimate.org/climatewalk<br />

Der Bayerische Wald ist geprägt durch eine besonders eigenständige Kultur. In allen Bereichen<br />

findet man Wertvolles, Überraschendes, Innovatives; weit über die Region hinaus<br />

Ausstrahlendes. Da liegt es nahe, den Blick auf das Ganze zu richten und zu zeigen, wie<br />

sich Kunst und Kultur im ländlichen Raum ideenreich entfalten können. Wie scheinbar<br />

Unverbundenes in einer Zusammenschau von Oper, Theater, konzertanter Musik und bildender<br />

Kunst zu neuer Wirkung kommt. Und so riefen die Musiker Thomas Bauer und Uta<br />

Hielscher ein Festival ins Leben. In der fünften Saison erkunden dieses nun die wildromantischen<br />

Areale des Bayernwaldes. Ob Kloster, Kirche oder Brauerei: Jedes Konzert findet<br />

in einem besonderen Ambiente statt – und das inmitten reizvoller Landschaften. Wenn<br />

Sie sich also von Mozart, Fado oder Vodoo in Bayern verzaubern lassen wollen, klicken Sie<br />

auf www.kulturwald.de.<br />

www.forestfinance.de FF 51


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Informieren.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

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Erde in Panama aussuchen, das zu Ihnen passt. Wir pflanzen darauf Ihre Bäume und pflegen die<br />

Wälder.<br />

Hier finden Sie Fotos und Karten mit denen Sie sich Ihre Waldparzelle selbst aussuchen – per<br />

Mausklick! Klicken und kaufen können Sie online einen BaumSparVertrag – bei dem Sie Baum<br />

für Baum Rendite und Wald ansparen – oder ein WaldSparBuch, in das Sie mit 1000 Quadratmeter<br />

Wald einsteigen. Dann wird es Zeit, ganz genau hinzusehen: Suchen Sie sich Ihre Parzelle aus, auf<br />

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Mit einem Klick treffen und bestätigen Sie Ihre Wahl. Genau hier werden Sie zum stolzen<br />

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gute Tat für Natur und Umwelt. Nur so lange der Vorrat reicht.<br />

Noch Fragen?<br />

Unsere Mitarbeiter sind gerne für Sie da:<br />

Tel: (02 28) 943 778-0<br />

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