ForestFinest 1/2012
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ISSN 1866-7325 4,00 €<br />
<strong>ForestFinest</strong><br />
Ausgabe 1 <strong>2012</strong><br />
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />
Biodiversität<br />
oder:<br />
Ich bin dann<br />
mal weg!
Julia Daniel,<br />
Teamleiterin CO 2OL und Baumstifterin<br />
Mein Haus, mein Pferd, mein Boot<br />
ist nicht ihr Ding. Aber Natur, Mensch und Tier liegen ihr am Herzen.<br />
Darum ist Julia Daniel Baumstifterin bei der Deutschen Umweltstiftung.<br />
Das sichert der Welt den Regenwald und vielen Menschen dort gute Wald-Arbeit.<br />
Ganz nebenbei hilft der neue Stifterwald dann auch dem Klima, dem Wasser sowie<br />
vielen Tieren und Pflanzen, die dort ein Zuhause finden. Mit 33 Euro sind Sie dabei<br />
– wie Julia. Einfach online baumstiften gehen. Danke.<br />
www.baumstifter.de<br />
Deutsche<br />
Umweltstiftung<br />
Mein Baum<br />
sorgt für Arbeitsplätze und<br />
sauberes Grundwasser<br />
Foto: Marita Speen
Foto: Mark Kostich/www.photos.com<br />
Ware Biodiversität gegen wahre Biodiversität<br />
Die Werbewirtschaft hat den Wert der Ware Biodiversität längst erkannt. So reichen Essig,<br />
Zitronensäure, Seife und Spiritus aus, um alles sauber zu bekommen, was man gern rein<br />
hätte. Die über 55000 „verschiedenen“ Turbo- und Blitzreinigungsmittel, die in deutschen<br />
Supermarktregalen stehen, sind meist nur industriell aufgemotzte Abwandlungen dieser<br />
Grundsubstanzen. Überhaupt sind Supermärkte ein Hort der Pseudobiodiversität. Am Kühlregal<br />
strahlen uns dutzende von „verschiedenen“ Joghurtsorten an – alle im Wesen gleich.<br />
Den Unterschied macht vor allem das Marketing, das uns verschlankende, entschlackende<br />
oder gar gesundmachende Inhalte suggeriert. Und darüber hinaus den Eindruck vermittelt,<br />
im Erdbeerjoghurt seien die Erdbeeren das geschmackgebende Element und nicht „naturidentische“<br />
Aromastoffe.<br />
Die industrielle Einöde unserer Nahrungsmittel (von Lebensmitteln mag man gar nicht<br />
schreiben) ist dabei nur das logische Ende der industriellen Wüste, die die konventionelle<br />
Land- und Forstwirtschaft erzeugt. Endlose Monokulturen zur Soja-, Orangen-, Bananen-,<br />
Mango-, Apfel- oder auch Kartoffelproduktion. Die Monokulturwüsten, die wahlweise<br />
Rohstoffproduktion für Energie (Mais, Weizen, Zuckerrohr) darstellen oder Benzin (Ethanol),<br />
haben Millionen Hektar von Landschaften – vor allem Wald –, die reich waren an wahrlich<br />
verschiedenen Arten – Pflanzen wie Tieren – verdrängt.<br />
Auch hier spielen Werbung und Medien die Rolle des Biodiversitätsstifters und Greenwashers.<br />
Anzeigen gaukeln mindestens klimaneutrale Palmölplantagen vor. Sanft wiegen<br />
sich Maisfelder in norddeutschen Landen für „Öko“Strom – da haben Kornblume und Igel<br />
wenig zu suchen. Meist reichen auch eine glücklich strahlende Mutter oder kerngesunde<br />
Kinder im TV-Spot(t), um aus gesüßtem Frischkäse ein kleines Steak und heile Welt zu zaubern.<br />
Und wenn Foodschützer „die Ampel“ fordern (grün nur für wenig Zucker und Fett),<br />
dann wird mehr Wasser zugesetzt, der Calciumanteil erhöht und Vitamin D zugesetzt. Und<br />
das, obwohl bekannt ist, das der Zusatz von künstlichen „Nähr“stoffen (wie Vitaminen) nicht<br />
nutzt, sondern eher krank macht. Wirkliche Lebensmittel kommen eben aus lebendigen,<br />
vielfältigen, biodiversen Landschaften und land-/forstwirtschaftlichen Betrieben – nicht aus<br />
der Landschafts-Fabrik. Die tausenden Inhaltsstoffe einer Frucht wirken anders als einzelne<br />
isolierte Vitamine. Das Zusammenspiel von millionen Pflanzen- und Tierarten ist Ursprung<br />
unserer Gesundheit. Deswegen ist Biodiversität auch kein Luxusgut für den Zoo. Wir brauchen<br />
sie von der Erzeugung in Feld und Wald bis in die Küche. Achja, Pseudobiodiversität ist<br />
auch noch teuer: Für Haushaltspflegemittel geben die<br />
Deutschen im Jahr über 4,2 Milliarden Euro aus. Das<br />
ist fast zehn Mal so viel wie sie für Umwelt- und Tierschutz<br />
spenden.<br />
Neue Werte braucht das Land.<br />
Harry Assenmacher,<br />
Geschäftsführer ForestFinance<br />
Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />
Inhalt<br />
Wald &<br />
Vielfalt<br />
4 An uns<br />
Die Seite für Leser · Impressum<br />
5 Die phänomenale Fünf<br />
Streiflichter in Zahlen zu Biodiversität<br />
6 Buschtrommel<br />
Meldungen zu Wald und Welt<br />
8 Titel<br />
Menschliche Einfalt gefährdet Artenvielfalt<br />
22 Waldwirtschaft<br />
Deutsche Waldwirtschaft · Holzfasern · Banken<br />
und Biodiversität · Meldungen<br />
26 Reportage<br />
Aufforstungsprojekt in Tadschikistan<br />
28 Forest Finance<br />
Fonds und Waldinvestments<br />
32 LandPartie<br />
Problematik Landraub · Meldungen und<br />
Hintergründe<br />
36 World of ForestFinance – WFF<br />
Bald 10000 Kunden · Menschen · Neue Kakaoflächen<br />
in Peru · Schulungsprogramm in Vietnam ·<br />
Unser Vertriebspartner Truscon<br />
46 BaumFreund & BaumSchule<br />
Von Menschen und Bäumen<br />
48 iForest<br />
Umweltaktivisten im Netz<br />
50 Für Waldläufer durchforstet<br />
Bücher · Links · Termine<br />
www.forestfinance.de FF 3<br />
Editorial
An und über uns …<br />
… die Seite für Leser und Meinungen<br />
Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Und dieses Mal haben Sie uns mit Ihrer Post sogar<br />
beschenkt! Eine E-Mail bescherte der ForestFinance Weihnachtsspenden-Aktion nämlich 200 Euro.<br />
Herzlichen Dank dafür. Was wir damit gemacht haben? Lesen Sie selbst. Auch die Fragen und Anregungen,<br />
die andere ForestFinance Kunden hatten.<br />
Thomas Schabert mailte im Dezember 2011:<br />
Wir würden auch dieses Jahr gerne die Forest -<br />
Finance Spendenaktion um 200 Euro aufstocken.<br />
Bitte teilen Sie uns einfach mit, wohin wir den<br />
Betrag dieses Jahr spenden sollen.<br />
Mira Nürnberg, ForestFinance antwortet: Herzlichen<br />
Dank für die wiederholte und außerordentliche<br />
Unterstützung unserer Aktion! Wir freuen uns<br />
sehr darüber! Bis zum 31. Dezember wurden rund<br />
500 Stimmen auf dem ForestFinance Facebook-<br />
Profil zugunsten dreier ausgewählter Projekte (der<br />
Stiftung Nuestra Señora del Camino aus Panama,<br />
des B.A.U.M.-Waldreservats „Wilde Buche“ in<br />
Deutschland und der in Vietnam tätigen Deutschen<br />
Jugend- und Bürgerhilfe e.V. ) abgegeben. Dank<br />
Ihnen konnten wir die Spendensumme auf 1200<br />
Euro erhöhen und an die Projekte verteilen. Mit<br />
37 Prozent aller Stimmen lag die Stiftung Nuestra<br />
Señora del Camino aus Panama ganz weit vorne.<br />
Die Stiftung unterstützt sozial benachteiligte Menschen<br />
in der Gemeinde Las Lajas, in Panama – dort,<br />
wo auch viele Ihrer ForestFinance Wälder wachsen.<br />
(Mehr über die Spendenaktion erfahren Sie im<br />
ForestFinance-Newsletterarchiv auf www.forest<br />
finance.de/go/newsletter-spendenaktion)<br />
Viele Kunden fragten: Wieso ist die <strong>ForestFinest</strong>-<br />
Schokolade, die im TreeShop angeboten wird, nicht<br />
Fairtrade-zertifiziert?<br />
Harry Assenmacher, Geschäftsführer der<br />
ForestFinance Gruppe, antwortet: Da die frisch<br />
etablierten ForestFinance Plantagen bisher noch<br />
nicht ausreichend Rohkakao produzieren, stammt<br />
die Kakaomasse der ForestFinance Schokolade von<br />
der benachbarten Kooperative Cocabo Panama.<br />
Der verwendete Rohkakao ist über das Unternehmen<br />
Biosuisse EU-Bio-, NOP (National Organic<br />
Program – ein Zertifizierungsprogramm für Lebensmittel)<br />
sowie Fairtrade zertifiziert. Das Handelsunternehmen<br />
Pronatec exportiert den Cocabo-<br />
Rohkakao in die Schweiz und lässt ihn dort zusam-<br />
men mit weiteren zertifizierten Inhaltsstoffen zu<br />
feinster Edelbitterschokolade mit 80 Prozent Kakaoanteil<br />
verarbeiten. So auch die bisherige Forest-<br />
Finest Schokolade. Sie besteht demnach zu 100<br />
Prozent aus fair gehandelten Zutaten. Dennoch<br />
verzichtet ForestFinance bewusst auf die explizite<br />
Verwendung des Siegels, da dies nur mit zusätzlichen<br />
kosten- und zeitaufwändigen Auflagen verknüpft<br />
wäre und der Vertrieb von Schokolade für<br />
das Unternehmen keine kommerzielle Bedeutung<br />
besitzt. Zudem halten wir „FairTrade“ für eine vielleicht<br />
wichtige, aber gerade was ökologische Standards<br />
anbelangt nur eine Facette abdeckende<br />
Zertifizierung. Für unsere eigenen Kakaoflächen<br />
streben wir eine Zertifizierung nach umfassenderen<br />
Standards an. Das UTZ-Siegel z. B. garantiert faire<br />
Arbeitsbedingungen nach den Standards der ILO<br />
(International Labour Organization) sowie gleichzeitig<br />
nachhaltig und umweltschonend produzierten<br />
Kakao. Wir planen daher eine Kombination des<br />
UTZ-Siegels mit dem EU-Biosiegel, das den höchsten<br />
gesetzlich gesicherten lebensmittelrechtlichen<br />
Standard gewährleistet, indem mindestens 95 Prozent<br />
der Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau<br />
kommen müssen.Weitere Informationen finden Sie<br />
unter www.forestfinance.de, www.cocabo.org<br />
Im Robin Wood Magazin Nr. 111/4.11 fanden<br />
wir einen Brief, der nicht an uns adressiert<br />
war, uns aber dennoch freut. Andreas<br />
Fremerey schreibt da: „Ich bin ja schon viele<br />
Jahre (Robin Wood-)Mitglied und hatte oft trotz<br />
schlechter Wirtschaftslage 1–2 Zusatzspenden<br />
gemacht. Es waren die Inhalte der letzten Kampagnen,<br />
mit denen ich mich nicht mehr so gut identifizieren<br />
konnte und die mich nicht motiviert haben,<br />
Zusatzspenden zu leisten. (…) Ich weiß nicht, ob es<br />
aureichend ist, dass Robin Wood weiterhin so defensiv<br />
agiert. www.ForestFinance.de ist in meinen<br />
Augen ein Positivbeispiel um offensiv tätig zu werden.<br />
Ich würde es begrüßen, wenn Robin Wood<br />
offensiver wird. Die Zeit ist reif, um zu agieren!“<br />
Impressum<br />
<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />
für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/<strong>2012</strong><br />
ISSN 1866-7325<br />
Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />
Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />
Geschäftsführer, HRB 13610, AG Bonn, Eifelstraße 20,<br />
53119 Bonn<br />
Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Jan<br />
Fockele, Janina Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger,<br />
Andreas Schnall, Kristin Steffan<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
SOKO-Layout, Marc Venner<br />
Titelfoto: photos.com<br />
Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />
Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />
Fon: 0228/9437780 Druck: 25 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />
auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />
ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />
Bestellungen für Jahresabonnements:<br />
Zwei Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />
Service GmbH (Anschrift siehe oben)<br />
4 FF www.forestfinance.de<br />
COB-41335/<strong>2012</strong>
Arten, Fakten und Vielfalt in Zahlen<br />
Wir leben in einer Welt voller Unbekannter. Hier ein paar Streiflichter in Zahlen über das, was wir wissen<br />
und vor allem nicht wissen, wenn wir über Biodiversität sprechen:<br />
Bislang gibt es bezüglich der weltweit existierenden<br />
Arten keine konkreten Angaben.<br />
So sollen auf der Erde zwischen 3 und<br />
100 Millionen Tier- und Pflanzenarten leben,<br />
nur 2 Millionen davon sind uns bekannt.<br />
Einige Forscher werden ein bisschen genauer,<br />
bis zu 10 Millionen Arten weltweit sollen<br />
es sein, davon etwa 3/4 an Land und 1/4<br />
im Wasser. Die meisten dieser Arten sind allerdings<br />
noch gar nicht entdeckt oder beschrieben<br />
worden. So fehlen uns bei geschätzten<br />
86 Prozent der Land- und ganzen<br />
91 Prozent der Meereslebewesen genauere<br />
Angaben.<br />
Biodiversität bezieht sich aber nicht nur<br />
auf das Tier- und Pflanzenreich, sondern<br />
Bis 2100 ist mit einer Erderwärmung<br />
von 1,1 bis 6,4 Grad zu rechnen. Von<br />
den Zahlen zwischen den Graden hängt<br />
das Überleben vieler Arten ab. Momentan<br />
schreitet das Artensterben bis zu<br />
1000 Mal schneller voran als in Zeiten,<br />
zu denen der Mensch nicht in die<br />
Natur eingegriffen hat.<br />
Die Gesamtfläche der Korallenriffe,<br />
welche wichtige Zentren der<br />
Biodiversität sind, wird auf<br />
60 Millionen Hektar beziffert.<br />
1/5 aller Fischbestände<br />
gelten als überfischt.<br />
meint auch die Vielfalt der Lebensräume mit<br />
all ihren komplexen ökologischen Prozessen<br />
und Wechselwirkungen. Unsere Wälder<br />
spielen hier eine tragende Rolle. Mit einer<br />
Gesamtgröße von knapp 4 Milliarden Hektar<br />
machen die etwa ein Drittel der Erdoberfläche<br />
aus und bieten wichtigen Lebensraum<br />
für geschätzte 75 Prozent aller Tier- und<br />
Pflanzenarten.<br />
Und auch für uns Menschen sind Wälder<br />
von schier unschätzbarem Wert: sie liefern<br />
Sauerstoff und Ressourcen, speichern Wasser<br />
und regulieren unser Klima. Dennoch<br />
werden jedes Jahr weltweit knapp 13 Millionen<br />
Hektar Wald vernichtet. Insgesamt<br />
entspricht das einer Fläche von 35 Fußball-<br />
In der EU existieren etwa<br />
160 Millionen Hektar<br />
Waldfläche, das entspricht<br />
der Größe von Deutschland,<br />
Frankreich und Spanien<br />
zusammen – auf die Welt<br />
betrachtet macht dieses<br />
Gebiet jedoch nur 4 Prozent<br />
des weltweiten Waldes aus.<br />
Das<br />
waldreichste Land<br />
der Erde ist Russland<br />
mit knapp einem Viertel<br />
aller Wälder<br />
weltweit.<br />
feldern, die pro Minute abgeholzt werden. Nur<br />
mit energischen und international abgestimmten<br />
Maßnahmen kann es uns gelingen,<br />
dies zu verhindern.<br />
Der Zahlendreier (fast) ohne Worte<br />
1. Deutschland verteilte 2010 insgesamt<br />
164 Milliarden Euro an Subventionsgeldern.<br />
2. 217 Millionen Euro davon wurden in den<br />
Artenschutz investiert. (Um die Biodiversität<br />
weltweit zu erhalten, hätte die Welt<br />
bis 2010 jährlich 37 Milliarden Euro in -<br />
vestieren müssen.)<br />
3. Deutschland subventioniert Steinkohle<br />
mit 1,5 Milliarden Euro im Jahr.<br />
Was es sonst noch<br />
Interessantes zu<br />
berichten gibt:<br />
Immerhin 13 Prozent der gesamten<br />
Erdoberfläche wurden als Schutzgebiete<br />
deklariert – aber lediglich<br />
22 Prozent davon werden angemessen<br />
verwaltet – 10 Prozent sind<br />
bereits von Degradation betroffen.<br />
Zahlenspiele von Jan Fockele,<br />
Geschäftsführer und Inhaber<br />
der ForestFinance PR-Agentur<br />
Laub & Partner. Der Mitgesellschafter<br />
begleitet ForestFinance<br />
seit Sommer 2004.<br />
Die phänomenale 5<br />
www.forestfinance.de FF 5<br />
3<br />
Von ehemals 1,6 Milliarden<br />
Hektar Regenwald, sind<br />
heute noch knapp 1 Milliarde<br />
übrig. Schätzungsweise<br />
bis zu 90 Prozent aller bekannten<br />
Tier- und Pflanzenarten<br />
sind in unseren<br />
Regenwäldern zu finden.<br />
(Quelle: www.joytopia.net/<br />
regenwald.html)
Buschtrommel<br />
Englische Künstler bauten dieses Boot aus Holzresten.<br />
Über 1200 Menschen brachten ihnen Hölzernes vorbei,<br />
damit sie daraus ein Boot für Olympia <strong>2012</strong> „puzzeln“.<br />
Foto: The boat project<br />
<strong>2012</strong> ist das UN-Jahr für „Nachhaltige<br />
Energie für alle“. Es ist in der Tat nicht leicht,<br />
sich alle Widmungen der UNO zu merken.<br />
2011 war das Jahr der Wälder und der Chemie,<br />
<strong>2012</strong> ist nun das der Genossenschaften,<br />
der Fledermäuse und eben der Nachhaltigen<br />
Energien für alle. Sinn dieser Jahre ist,<br />
mit Kampagnen und Veranstaltungen auf<br />
weltweit bedeutende Themen aufmerksam<br />
zu machen. So hat die UN zu Beginn des<br />
Jahres das Budget der Internationalen<br />
Organisation für Erneuerbare Energien<br />
(IRENA) auf 28,4 Millionen Dollar erhöht und<br />
will bis zum Jahr 2030 neben einem Zugang<br />
zu modernen, nachhaltigen Energiedienstleistungen<br />
für alle Menschen dieser<br />
Welt eine Verdopplung des Anteils der erneuerbaren<br />
Energien im globalen Energiemix<br />
erreichen. Besondere Bedeutung erhält<br />
dabei die Ankündigug Chinas, IRENA beitreten<br />
zu wollen. Bislang hat das mächtige<br />
Land aber noch kein einziges Abkommen<br />
unterschrieben. Informationen zum UN-<br />
Jahr finden Sie hier: www.forestfinance.de/<br />
go/dgvn-nachhaltigkeit<br />
Meldungen zu Wald und Welt –<br />
Neue Sommer-Olympiade und Resteverwertung<br />
In wenigen Wochen ist Sommer und Olympiade in London. Das haben die Bewohner der<br />
Insel schon länger im Blick und einige gründeten rechtzeitig die Arbeitsgruppe: The boat<br />
project. Sie hatten eine Idee, konnten den Art Council England als Sponsor gewinnen und<br />
brauchten nun nur noch sachdienliche Spenden in Form von Spielzeug, Instrumenten, Kleiderbügeln,<br />
Hockeyschläger und Nippes. Einzige Voraussetzung: Aus Holz musste alles sein.<br />
Denn die Künstler und Handwerker der Gruppe wollten ein Boot bauen. Nicht irgendeines,<br />
sondern aus alten Holzsachen. Das ist ihnen gelungen! Gregg Whelann und Gary Winters,<br />
die Initiatoren des Projekts, haben ein fast zehn Meter langes Boot erschaffen, dessen<br />
Basis ein mit Zedernholz beplanktes Gerüst bildet. Obendrauf fügt sich ein Ding zum<br />
anderen – von einer Spielzeugeisenbahn über die nun stolzen Reste eines Walnuss-Armaturenbrettes<br />
bis hin zu einem Holzspan von Jimi Hendrix’ Gitarre aus dem Jahr 1960 –<br />
laut Angaben der Bootsbauer. Im Mai <strong>2012</strong> geht das Boot, das die Daily Mail „HMS brica-brac“<br />
nennt – also „Segeljacht Schnickschnack“ – auf große Fahrt. Es wird mit Zwischenstopps<br />
in Brighton, Portsmouth, Hastings und Margate während der Olympischen<br />
Sommerspiele entlang von Großbritanniens Südostküste segeln. Alles über Boot, Menschen<br />
und Fahrten erfahren Sie hier: www.theboatproject.com<br />
Menschen auf dem Weg zur Arbeit – von jenen, die dafür das wenigste Geld bekommen, nehmen die Öko -<br />
steuern das meiste weg. Foto: photos.com<br />
Umweltsteuern belasten ärmere Bevölkerungsgruppen<br />
stärker als reichere. Eine<br />
Literaturstudie des Ecologic Instituts befasste<br />
sich mit den Auswirkungen ökologischer<br />
Steuerreformen in Europa auf die Verteilung<br />
von Wohlstand zwischen unterschiedlichen<br />
Bevölkerungsgruppen. Die<br />
Untersuchung war Teil einer Studie für die<br />
Europäische Umweltagentur und kam zum<br />
Schluss, dass auch Kompensationsmechanismen<br />
und die Rückverteilung des Steueraufkommens<br />
diese Wirkung nicht vollständig<br />
aufheben können. Dennoch plä-<br />
dieren die Autoren der Studie nicht für<br />
niedrige Preise für Energie und andere<br />
Umweltgüter, sondern fordern grundlegende<br />
Energie- und Transportdienstleistungen<br />
für alle Teile der Bevölkerung sicherzustellen.<br />
Die Ergebnisse zeigen nämlich,<br />
dass Ökosteuern ein wirksames Mittel<br />
zur Erreichung von Umweltzielen sein können<br />
und deswegen geeignete Wege des Ausgleichs<br />
gefunden werden müssen. Der Bericht<br />
ist keine leichte Kost, aber sehr informativ.<br />
Er kann unter www.forestfinance.de/go/<br />
umweltsteuern heruntergeladen werden.<br />
6 FF www.forestfinance.de
für Sie aufgelesen<br />
CCS am Ende – oder noch mehr Schrecken?<br />
„CCS-Technologie ist für die Energiewende<br />
gestorben“, schreibt das DIW Berlin. Hinter<br />
der Abkürzung CCS (Carbon Capture, Transport<br />
and Storage) steht ein Verfahren, mit<br />
dem CO 2 aus Abgasen verflüssigt, transportiert<br />
und unterirdisch gespeichert werden<br />
sollte. Das größte deutsche Wirtschafts -<br />
forschungsinstitut, DIW, kommt nun in<br />
einer Studie zum Schluss: Die Umsetzung<br />
der CCS-Technologie entpuppt sich als Flop.<br />
Lange Zeit galt sie als Hoffnungsträger für<br />
die Energiewende in Deutschland und<br />
Europa. 15 bis 55 Prozent der globalen CO 2 -<br />
Einsparungen hoffte man damit zu erreichen.<br />
Nun sind Pilotprojekte verschoben<br />
oder abgebrochen. Bis heute existiert kein<br />
einziges abgeschlossenes CCS-Projekt mit<br />
nennenswerter Leistung. „Es hat sich herausgestellt,<br />
dass die Umsetzung technologisch<br />
zu anspruchsvoll und sehr teuer ist“,<br />
so Christian von Hirschhausen, Autor der<br />
Studie. „Die Bundesregierung muss ihr<br />
Energiekonzept revidieren. Strategien, die<br />
auf die Verfügbarkeit von CCS in den kommenden<br />
10 bis 20 Jahren setzen, sind hinfällig<br />
und weder öko nomisch noch energiepolitisch<br />
sinnvoll.“<br />
Mehr dazu auf www.forestfinance.de/go/<br />
ccs-gestorben<br />
Stand der durch das EERP geförderten prioritären CCS-Projekte innerhalb der EU<br />
Projekt Känschwalde Porto Tolle Maasvlakte Belchatow Compostilla Don Valley Power Proj. 1<br />
Land Deutschland Italien Niederlande Polen Spanien Großbritannien<br />
Speicherung Aquifer Aquifer Enhanced Gas Aquifer Aquifer Enhanced Oil<br />
onshore offshore Recovery onshore onshore Recovery<br />
Größe/MW 250 + 50 660 250 250 + 858 323 900<br />
EU-Förderung<br />
Mio. EUR<br />
180 100 180 180 180 180<br />
Erwartete 2011 2011 2015 unklar unklar 2010<br />
Fertigstellung abgesagt gestoppt gestoppt<br />
Die Grafik zeigt nicht nur, wie problematisch die CCS-Projekte innerhalb der EU sind, sondern verdeutlicht auch,<br />
wie viel Geld dafür verloren geht. Quelle: sequestration/DIW Berlin<br />
Zuerst die gute Nachricht: Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) berechnet, dass<br />
2011 durch den Ausbau erneuerbarer Energien der Ausstoß von 127 Millionen Tonnen Kohlendioxid<br />
in Deutschland vermieden wurde. Durch mehr Energie aus Sonne, Wind und<br />
Biomasse zahlte das Land für den Import von Brennstoffen 3,6 Milliarden Euro weniger<br />
als 2010. BEE beziffert den Anteil grüner Energie hierzulande im Strombereich mit<br />
20,1 Prozent, was eine Steigerung um vier Prozent zum Vorjahr bedeutet.<br />
Und jetzt die schlechte: Der Bundesverband stellt fest, dass der Anteil erneuerbarer<br />
Energien im Wärmesektor gefallen ist. Nicht dramatisch – von 9,6 Prozent 2010 auf<br />
9,4 Prozent in 2011 – aber dennoch verdeutlichen diese Zahlen das niedrige Niveau, das<br />
in diesem Bereich herrscht. Auch die Zunahme der Wärmepumpen, Pelletheizungen und<br />
Solarthermieanlagen ist kaum nennenswert. Deswegen kommt BEE-Präsident Dietmar<br />
Schütz zum Schluss: „Diese schwachen Zahlen belegen erneut die Dringlichkeit für ein<br />
verlässliches und haushaltsunabhängiges Förderinstrument für den Ausbau regenerativer<br />
Energien im Wärmesektor.“<br />
Buschtrommel<br />
Der Name „Spessart“ bedeutet Spechtswald. Hier<br />
leben aber nicht nur Schwarzspechte, wie einer mit<br />
seinen Jungen auf dem Bild zu sehen ist, sondern auch<br />
viele andere Tiere, für deren Schutz sich Greenpeace-<br />
Aktivisten im unterfränkischen Spessart einsetzen.<br />
Foto: Wikipedia/Alastair Rae<br />
Greenpeace-Waldcamp gegen Abholzung.<br />
Im Spessart wollen die Umweltschützer<br />
den Bestand der über 140 Jahre alten Buchen<br />
und Eichen dokumentieren. Als einzige Landesregierung<br />
gibt Bayern keine Auskunft<br />
über seine öffentlichen Waldflächen. Damit<br />
ist nicht erkennbar, welche Gebiete unter<br />
Schutz stehen und wo eingeschlagen wird.<br />
„Wir brauchen dringend Auskunft, wo sich<br />
die besonders wertvollen Bestände befinden.<br />
Nur so können wir sicher gehen, dass diese<br />
Wälder ausreichend geschützt werden können",<br />
sagt Martin Kaiser, Waldexperte von<br />
Greenpeace und fordert einen sofortigen<br />
Einschlagstopp. Die aktuellen Nachrichten<br />
dazu finden Sie auf blog.greenpeace.de.<br />
+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />
Die Begutachtung eines Windrades geschieht im<br />
Kleinen wie im Großen – mit guten Ergebnissen.<br />
www.forestfinance.de FF 7<br />
Foto: Wikipedia/Markus Bergmann
Viel ist mehr<br />
Ein Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas) ist eine farbenfrohe Erscheinung. Er kommt natürlich nur in Mittelamerika vor, ist da aber gefährdet. Nicht nur das Abholzen<br />
der Regenwälder macht ihm zu schaffen, sondern auch ein Pilz, der wahrscheinlich aus Südafrika eingeschleppt wurde. (Wir berichteten in der <strong>ForestFinest</strong> 2-2011).<br />
Immer mehr Arten verschwinden – oder stehen kurz davor – weil wir Menschen in natürliche Kreisläufe eingreifen.<br />
Fotos (Shutterstock): Auf den folgenden Seiten finden Sie Fotos von Tieren, die in Regenwäldern – viele von ihnen auch in ForestFinance-Wädern – zuhause sind.<br />
„Freigestellt“, so nennen Grafiker und Fotodesigner diesen Stil, verdeutlichen sie die Vereinsamung und Verletztlichkeit der Natur.<br />
8 FF www.forestfinance.de
Weniger ist mehr, heißt es oft. Aber nur, wenn mehr schlecht ist. Im Falle von Arten und Vielfalt ist ein mehr<br />
davon mit Sicherheit gut und vor allem besser, als das momentan immer weniger Werden: Allein 2011 ist die<br />
Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten um 1219 Namen länger geworden. Von den insgesamt 61914<br />
aufgelisteten Arten ist rund ein Drittel vom Aussterben bedroht. Und dabei kennen wir noch nicht einmal alle<br />
Arten, die diese Welt hervorgebracht hat. Wir können nur schätzen und fürchten, dass Millionen Arten aufhören<br />
werden zu existieren, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine Sommer-Guist<br />
fasst den Status Quo der politischen Einfalt versus natürlicher Vielfalt zusammen.<br />
Die Wälder – unendliche Weiten, unberechenbare<br />
Zahlen … Beherbergen sie nun 40,<br />
60 oder gar 90 Prozent aller Tier- und<br />
Pflanzenarten? Die Wissenschaft ist sich dahingehend<br />
uneins. Einig ist aber die Einsicht:<br />
wahre Vielfalt findet sich im Regenwald. Unsere<br />
deutschen Wälder müssen sich aber<br />
nicht verstecken – immerhin wachsen hier<br />
auf einem Hektar im Schnitt etwa 40 heimische<br />
Baum arten. In Europa sind es insgesamt<br />
etwa 100. Aber im Regenwald, zum<br />
Beispiel im ecuadorianischen Nationalpark<br />
Yasuní, zählte der Biologe Nigel Pitman<br />
von der US-Duke Universität zirka 1200<br />
Baumarten. Sein Kollege Dr. Matt Finer, der<br />
im selben Gebiet forscht, schwärmt von<br />
der Gegend: „Dank seiner einmaligen Lage<br />
am Äquator im Nordwesten Amazoniens<br />
liegt Yasuní im Zentrum der reichsten biologischen<br />
Zone der westlichen Hemisphäre.<br />
Es ist die einzige Stelle, wo sich maximale<br />
Vielfalt der Amphibien, Vögel, Säugetiere<br />
und Pflanzen überschneiden“, erklärt der<br />
Forscher im Magazin Regenwald Report<br />
3/2011.<br />
Maximale Vielfalt – egal wie hoch bemessen<br />
oder geschätzt – findet sich in den<br />
Wäldern rund um den Äquator. Und genau<br />
diese Welt ist bedroht: Jedes Jahr verschwinden<br />
rund 13 Millionen Hektar Wald<br />
und mit ihnen so viele Arten, wie wir sie<br />
in unseren kühnsten Albträumen<br />
nicht zu beziffern wagen. Und so<br />
gibt es schon den einen oder an-<br />
Das ist das Logo der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Sie begann 2011 und währt bist 2020.<br />
Was genau dahinter steht und noch vor uns liegt finden Sie auf: www.un-dekade-biologische-vielfalt.de<br />
deren Vergleich wie: Artensterben ist schlimmer<br />
als Klimawandel. Mag sein. Aber der<br />
Vergleich ist überflüssig. Wir alle müssen<br />
was tun, um unserer Welt inklusive Arten<br />
und lebensfreundlichem Klima eine Chance<br />
zu geben. Die Vereinten Nationen haben<br />
das erkannt und die UN-Dekade<br />
Biologische Vielfalt<br />
ausgerufen.<br />
www.forestfinance.de FF9<br />
Titel
Titel<br />
Namen – bald<br />
nur Schall und Rauch?<br />
Biologische Vielfalt hat eine Definition, zu ihr<br />
gehören aber unzählige Namen – von allem<br />
und jedem, der sie ausmacht. Denn sie ist alles,<br />
was zur Vielfalt der belebten Natur<br />
beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen<br />
und Mikroorganismen – einschließlich der<br />
Wechselwirkungen zur unbelebten Umwelt,<br />
innerhalb der Arten und zwischen den Arten<br />
– sowie die genetische Vielfalt inner halb der<br />
Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Zu<br />
der biologischen Vielfalt gehören wildlebende<br />
Arten ebenso wie Nutztierrassen und<br />
Kulturpflanzensorten.<br />
Dabei spielen alle eine so wichtige Rolle,<br />
dass niemand es wagen kann, eine als zentral<br />
zu definieren. So fanden Wissenschaftler<br />
der Universitäten Bern, Leipzig, Halle,<br />
München und Oldenburg sowie des Helmholtz-Zentrums<br />
für Umweltforschung (UFZ)<br />
heraus, dass ein Ökosystem umso stabiler<br />
und dauerhafter funktioniert, je mehr Pflanzenarten<br />
es enthält. Die Ökologen deckten<br />
auf, dass diese Stabilität durch Wandel zustande<br />
kommt: Pflanzen, die in einem Jahr<br />
völlig unnütz für das Ökosystem erschienen,<br />
waren in anderen Jahren ausschlaggebend<br />
für sein langfristiges Funktionieren. Demnach<br />
kann es durch den momentan weltweit<br />
zu beobachtenden Artenverlust zu großen<br />
Problemen kommen.<br />
Biologische Vielfalt ist die Grundlage unserer<br />
Existenz. Für ihre Erhaltung gibt es also<br />
gute Gründe. Oder wie die UN-Dekaden-Verantwortlichen<br />
auf ihrer Homepage sehr korrekt,<br />
fast schon im feinsten Amtsdeutsch<br />
schreiben: „Für ihre Erhaltung gibt es vielfältige<br />
ökologische, ökonomische, soziale,<br />
kulturelle und ethische Gründe: Eine intakte<br />
biologische Vielfalt kann sich besser an sich<br />
verändernde Umweltbedingungen anpassen<br />
– eine wichtige Voraussetzung angesichts des<br />
weltweiten Klimawandels.“<br />
Ökonomisierung der Ökologie<br />
Unser aller Leben hängt also in allen Facetten<br />
von der biologischen Vielfalt ab. Wir<br />
könnten kein einziges Produkt ohne sie herstellen,<br />
keinen Tag überleben. Selbst die<br />
Leistungen, die die meisten von uns wie<br />
selbstverständlich hinnehmen, sind wirtschaftlich<br />
bedeutsam. Naturleistungen sind<br />
beispielsweise die Selbstreinigungskraft von<br />
Gewässern, die Luftreinigung über die Filterleistungen<br />
von Bäumen (siehe Seite 11)<br />
oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Viele<br />
bedeutsame Wirtschaftszweige und zahllose<br />
Arbeitsplätze in Land- und Forstwirtschaft,<br />
Fischerei, Tourismus und Gesundheitswesen<br />
hängen direkt und indirekt von<br />
einer intakten und vielfältigen Natur ab.<br />
Das haben nicht nur die Vereinten Nationen,<br />
sondern auch einige Unternehmer erkannt<br />
(siehe Seite 14). Aber wie realistisch ist<br />
es, die vom Menschen verursachte Naturkatastrophe<br />
Artensterben noch aufzuhalten?<br />
Die hohen Tiere und ihre Politik<br />
Eine Studie des EU-Projektes ALARM, des<br />
Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung<br />
(UFZ) sowie des Finnish Environment Institute<br />
SYKE zeigt, dass zukünftiges Wirtschaftswachstum<br />
und die gleichzeitige Erhaltung<br />
der biologischen Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen<br />
keine Gegensätze<br />
sein müssen. Voraussetzung<br />
dafür müsse aber sein,<br />
dass die Politik ihre Prioritäten<br />
auf eine nachhaltige Entwicklung<br />
setzt und den Erhalt<br />
der Biodiversität gezielt<br />
fördert. Genau das haben Laien<br />
schon lange geahnt, aber nun haben es<br />
die Wissenschaftler nachgewiesen. Sie<br />
kombinierten und integrierten sozioökonomische,<br />
Landnutzungs- und<br />
Klimamodelle, die auf drei unterschiedlichen<br />
Zukunftsszenarien für<br />
Europa basieren, und untersuchten<br />
die vielfältigen Auswirkungen<br />
dieser Faktoren auf die biologische<br />
Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen<br />
in diesem Jahrhundert.<br />
Die Szenarien zeigen, dass eine Fortsetzung<br />
der aktuell beschlossenen EU-Politiken<br />
den Verlust der Biodiversität in vielen Fällen<br />
zwar bremsen, aber nicht stoppen kann.<br />
Eine Politik, die Wirtschaftswachstum zum<br />
zentralen Ziel erhebt, würde – mit wenigen<br />
Ausnahmen – sogar zu einem beschleunigten<br />
Verlust der biologischen Vielfalt auf der<br />
ganzen Linie führen.<br />
Joachim Spangenberg vom UFZ fasst die<br />
Studienergebnisse zusammen: „Die aktuelle<br />
Politik zum Schutz der Biodiversität reicht<br />
nicht, um das EU-Ziel zu erreichen, anhaltende<br />
Verluste zu stoppen, den Trend umzukehren<br />
und verlorene biologische Vielfalt<br />
zu restaurieren. Kohärente Nachhaltigkeitsstrategien<br />
sind unverzichtbar, um die biologische<br />
Vielfalt zu erhalten. Doch um Verluste<br />
endgültig zu stoppen und den Trend umzukehren<br />
brauchen wir eine neue Agrar-,<br />
Forst-, Fischerei-, Chemie-, Verkehrs-, Siedlungs-<br />
und Landnutzungspolitik.“<br />
Macht Macht ohnmächtig?<br />
Betrachtet man nun die Spezies der großen<br />
und kleinen Staatenlenker und -lenkerinnen,<br />
beschleicht einen das Gefühl,<br />
dass sie angesichts der Probleme<br />
sich nur auf Weniges und leider<br />
nicht auf (Arten-)Vielfältiges<br />
konzentrieren können. Wirtschaft<br />
und Arbeit, Einkommen<br />
und Kosten sind die<br />
Themen, die sie prägen. Und<br />
10 FF www.forestfinance.de
Hätten Sie das geahnt? Regenwald<br />
ist die globale Reinigungskraft<br />
Der Pflanzenduft Isopren puffert die Selbstreinigungskraft<br />
der Atmosphäre. Die Atmosphäre verdankt ihre robuste<br />
Selbstreinigungskraft dem konsequenten Recycling ihres Reinigungsmittels.<br />
Wie Hydroxylradikale, die organische Verbindungen<br />
in der Luft zersetzen, wiederverwertet werden, haben Wissenschaftler<br />
des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz nun im<br />
Detail geklärt. Demnach können die reaktiven Moleküle beim Abbau<br />
von Isopren entstehen. Isopren entweicht aus Pflanzen in die Atmosphäre<br />
und war bislang nur dafür bekannt, bei seiner chemischen Entsorgung<br />
Hydroxylradikale zu verbrauchen. Bei niedrigen Hydroxylkonzentrationen<br />
wird aber offenbar mehr von dem atmosphärischen Reinigungsmittel<br />
produziert als entfernt. Isopren übt somit eine Pufferwirkung aus, die<br />
einen Zuwachs von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen<br />
abschwächen kann. Somit ist jede einzelne Pflanzenart<br />
uns Menschen sehr nützlich. Denn in der Erdatmosphäre<br />
landen jedes Jahr Milliarden Tonnen natürlicher und anthropogener<br />
Gase. Würden sie nicht durch chemische Reaktionen<br />
wieder entfernt, wäre die Erderwärmung wesentlich größer und<br />
die Luftqualität deutlich schlechter. Das wichtigste Reinigungsmittel der Atmosphäre sind Hydroxylradikale (OH-<br />
Radikale), die flüchtige organische Verbindungen wie Methan und Isopren oxidieren. Und so zeigt sich mal wieder:<br />
Wald ist unser aller Leben. Den wissenschaftlichen Aufsatz finden Sie in der Nature Geoscience Onlineveröffentlichung,<br />
vom 26. Februar <strong>2012</strong>; eine Zusammenfassung hier: www.forestfinance.de/go/isopren<br />
was richten da so gewaltige Aussagen wie:<br />
„Zwischen einem Maus-großen Säugetier<br />
und einem Elefanten liegen mindestens 24<br />
Millionen Generationen der Evolution“ an?<br />
Was kann da eine Generation Mensch retten?<br />
Das, was er verbockt hat?<br />
Dass wir im Zeitalter des Massen sterbens<br />
leben, ist selbstgemacht. Carsten Rahbek,<br />
Direktor des Zentrums für Makroökologie,<br />
Evolution und Klima der Universität Kopenhagen,<br />
stellt fest, dass das Artensterben<br />
derzeit um das 100- bis 1000-<br />
Fache schneller als die natürliche Rate<br />
verläuft und spricht vom „Sechsten<br />
Massensterben“ (Quelle: Pressetext<br />
<strong>2012</strong>).<br />
Das letzte derartige Ereignis habe vor 65<br />
Millionen Jahren stattgefunden und da seien<br />
die Dinosaurier und viele andere Arten<br />
verschwunden. Schuld daran waren damals<br />
wahrscheinlich Änderungen des Klimas und<br />
der Atmosphäre. „Das jetzige Massensterben<br />
ist Ergeb nis des Wettkampfes um Ressourcen<br />
einer Spezies des Planeten – des Menschen<br />
– gegen alle anderen“, analysiert Rahbek.<br />
Hauptmotor sei diesmal die Verschlechterung<br />
der Lebensräume, deren Folgen<br />
durch den menschenverursachten Klimawandel<br />
noch verschlimmert werden. Der<br />
dänische Wissenschaftler vertritt sogar die<br />
These: „Wahrscheinlich gefährdet die Biodiversi<br />
täts-Krise die Menschheit mehr als der<br />
Klimawandel. Wissenschaft und Politik müssen<br />
eng koo perieren, um das Problem zu lösen.“<br />
Gelingen soll dies künftig durch den UN-<br />
Biodiversitätsrat IPBES, der voraussichtlich im<br />
April <strong>2012</strong> (nach Redaktionsschluss dieses Magazins)<br />
in Panama von allen UN-Gremien bestätigt<br />
werden soll. Er soll wie der Weltklimarat<br />
IPCC funktionieren und ähnlich große<br />
Bedeutung erlangen. (Siehe dazu Interview<br />
Seite 13.)<br />
Regenwald-Inseln<br />
www.forestfinance.de FF 11<br />
Titel<br />
Diese Waldinsel in Panama gehört zu einem ForestFinance-<br />
Waldschutzgebiet. Wissenschaftler haben nun bewiesen, dass<br />
auch kleine Wälder für das Ökosystem sehr wertvoll sind.<br />
Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />
Auch Regenwaldinseln erfüllen ihre ökologischen<br />
Funktionen. Wissenschaftler legen die Ergebnisse<br />
einer großangelegten Studie in Kenia vor, die belegt,<br />
dass Fragmente von Regenwäldern, die von der Bevölkerung<br />
genutzt werden, ihre ökologische Funktion<br />
weiterhin erfüllen können. Das Autorenteam um<br />
Dr. Matthias Schleuning (Biodiversität und Klima<br />
Forschungszentrum, BiK-F) wurde von den Studienergebnissen<br />
überrascht: „Was wir nicht erwartet haben<br />
ist, dass in fragmentierten Wäldern, in denen zudem<br />
einzelne Bäume abgeholzt werden, die Intensität von<br />
Ökosystemfunktionen wie Streuabbau, Bestäubung oder<br />
Samenausbreitung stabil bleibt und in einigen Fällen<br />
sogar gestiegen ist. Das bedeutet, dass die Funktionalität<br />
dieser Wälder im Gesamtbild trotz moderater<br />
menschlicher Störung erhalten geblieben ist“, so Dr.<br />
Schleuning. Die Resultate könnten ein Umdenken im<br />
Naturschutz tropischer Wälder anregen. „Der klassische<br />
Ansatz ist, große intakte Waldgebiete, wie beispielsweise<br />
im Amazonas- oder Kongobecken, zu bewahren.<br />
Unsere Studie zeigt, dass es auch sinnvoll sein kann,<br />
die vielen verinselten und vom Menschen überprägten<br />
Regenwälder zu schützen“, erläutert der Wissenschaftler.<br />
Ort der Untersuchung war der Kakamega-Regenwald<br />
im Westen Kenias. Er beherbergt eine hohe biologische<br />
Vielfalt. So gibt es hier mehr als 400 Vogel- und<br />
mehr als 320 Ameisenarten. Doch der Lebensraum ist<br />
bedroht, denn die Fläche des Waldgebiets ist im letzten<br />
Jahrhundert um mehr als die Hälfte der früheren Ausdehnung<br />
geschrumpft. Aus dem einst geschlossenen<br />
Waldgebiet sind größere Waldinseln geworden, umgeben<br />
von einer Agrarlandschaft, in der vor allem Zuckerrohr<br />
und Mais angebaut wird. Der verbliebene Wald<br />
wird von der Bevölkerung genutzt und trotz Schutzmaßnahmen<br />
werden immer wieder einzelne Bäume gefällt.<br />
Die Studie finden Sie in der englischsprachigen Zeitschirft<br />
PLoS One auf<br />
www.forestfinance.de/go/forest-fragmentation
Titel<br />
Klima- und Artenschutz<br />
gleich wichtig<br />
Rahbeks radikale These ist vielleicht<br />
ganz hilfreich, um die Menschen<br />
aufzurütteln und ihnen die Dringlichkeit des<br />
Problems zu vergegenwärtigen. Aber die Biodiversitäts-<br />
mit der Klima krise konkurrieren<br />
zu lassen, macht wenig Sinn. Das sieht<br />
Christoph Görg, Leiter des Depart ments für<br />
Umweltpolitik am Zentrum für Umweltforschung,<br />
ähnlich: „Die wirtschaftlichen und sozialen<br />
Folgen des Artenverlustes sind enorm<br />
und werden fast immer unterschätzt“, erklärt<br />
er in einem pressetext-Interview. Aber: „Klima<br />
und Biodiversität sind eng miteinander<br />
verwoben. Wo Ökosysteme degradiert sind,<br />
ist die Klimaverletzbarkeit viel größer, was<br />
sich etwa auf die Armut oder Ernährungssicherheit<br />
einer Region auswirkt.“<br />
Was kostet die Welt?<br />
Es ist mit Sicherheit nicht leicht, die Frage zu<br />
beantworten, wie die Steuergelder am sinnvollsten<br />
eingesetzt werden sollen. In Transferleistungen<br />
für sozial Schwache? Subventionierungen<br />
von Industrien und Firmen? Es<br />
gibt viele Ausgaben, die Existenzen sichern<br />
und wichtig sind. Aber wichtig ist eben auch<br />
die Einsicht, dass Gelder für den Umweltschutz<br />
dazuzählen.<br />
Viele deutsche und internationale Umweltverbände<br />
fordern mehr Geld für Artenschutz.<br />
So müsse zum Beispiel das EU-Umweltförderprogramm<br />
LIFE wesentlich mehr<br />
Unterstützung erhalten. Während der allergrößte<br />
Teil des EU-Haushalts – insgesamt<br />
über eine Billion Euro für die Jahre 2014-<br />
2020 – auch weiterhin in die Agrar-, Wirtschafts-<br />
und Infrastrukturförderung fließen<br />
soll, wird LIFE nur ein Anteil von 0,3 Prozent<br />
des EU-Budgets zugestanden, beklagt der<br />
NABU-Referent für Internationale Biodiversitätspolitik.<br />
Eine Erhöhung dieses Anteils auf<br />
mindestens ein Prozent, auf etwa 1,5 Milliarden<br />
Euro jährlich, wäre nötig um zum<br />
Beispiel in den deutschen Bundesländern<br />
endlich die nötige Anschubfinanzierung für<br />
das europäische Schutzgebietsnetz Natura<br />
2000 zur Verfügung zu stellen. Andernfalls<br />
bliebe es eine Illusion, das Artensterben in<br />
Europa bis 2020 stoppen zu wollen, so wie es<br />
die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen<br />
haben.<br />
„Man kann die Finanzen Europas nicht<br />
dauerhaft sanieren, wenn man Milliarden für<br />
Agrarfabriken und Autobahnen ausgibt und<br />
es dabei versäumt, einen Rettungsschirm für<br />
die biologische Vielfalt, die Lebensgrundlage<br />
des Menschen, aufzuspannen. Mit vergleichbar<br />
geringem Einsatz könnte hier<br />
„Grenzgänger, Überflieger, Gipfelstürmer: Wie Tiere und Pflanzen sich verbreiten”<br />
Unter diesem Motto ruft GEO am 16.6.<strong>2012</strong> zum 14. GEO-Tag der Artenvielfalt auf.<br />
Rund 100 Experten werden sich dabei Fragen widmen wie: Welche Wege gehen Tiere<br />
und Pflanzen und an welche Grenzen stoßen sie dabei? Oder: Wie ist es um die Vernetzung<br />
von Lebensräumen bestellt? Mit diesem Fokus werden die Zoologen und<br />
Botaniker im Biosphärenreservat Pfälzerwald – Vosges du Nord eine 24-Stunden-<br />
Naturinventur durchführen und die dort lebende Vielfalt der Tiere und Pflanzen<br />
erfassen.<br />
Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion Europas. Im vergangenen<br />
Jahr beteiligten sich rund 25000 Naturfreunde an über 600 Aktionen in<br />
ganz Deutschland und in den Nachbarländern. Bei den Aktionen werden regelmäßig<br />
verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt und damit wertvolle Beiträge zur Dokumentation<br />
und zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt geleistet. Ziel des GEO-Tags der<br />
Artenvielfalt ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität auch in der<br />
unmittelbaren Umwelt zu schärfen.<br />
Großes bewirkt werden“, so NABU-<br />
Bundesgeschäftsführer Leif Miller.<br />
Wenn wir schon bei Kosten sind:<br />
Um die Abholzung des Regenwaldes bis<br />
2030 zu halbieren, müsste man jedes<br />
Jahr bis zu 33 Milliarden US-Dollar ausgeben.<br />
Doch eingespart hätte man damit langfristig<br />
bis zu 3,7 Billionen US-Dollar! Das sind<br />
hauptsächlich Kosten, die durch den Klimawandel<br />
verursacht werden, rechnet die TEEB-<br />
Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity)<br />
vor. Und weiter: Um einen Hektar<br />
Wald zu schützen, müsste man rund 2400<br />
US-Dollar investieren, gespart hätte man innerhalb<br />
der nächsten 40 Jahre damit aber<br />
rund 26300 US-Dollar pro Hektar. Es würde<br />
sich also lohnen. Für den<br />
Hotspot Regenwald,<br />
aber auch für den<br />
Heißsporn Mensch.<br />
Dennoch – es<br />
gehört mehr<br />
dazu die Welt zu<br />
retten als Geld –<br />
es ist wohl eher<br />
die Einsicht, dass<br />
jedes Lebewesen,<br />
jede Art einzigartig<br />
und schützenswert ist.<br />
Machen Sie mit!<br />
Infos gibt es auf<br />
www.geo.de/artenvielfalt<br />
12 FF www.forestfinance.de
Es gipfelt wieder: Rio und die Artenvielfalt<br />
Der Grundstein für die heute wichtigsten internationalen Umweltabkommen wurde 1992 in Rio de Janeiro beim<br />
ersten „Erdgipfel” der Vereinten Nationen gelegt. Zwei Nachfolgekonferenzen fanden 1997 in New York und 2002<br />
in Johannesburg statt. Im Sommer <strong>2012</strong> ist es wieder soweit: Rio+20 soll sich mit Umwelt und einer grüneren<br />
Wirtschaft befassen. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Kristin Steffan fragte Günter Mitlacher vom WWF (World Wide<br />
Fund For Nature) was der Erdgipfel mit Artenvielfalt zu tun hat und was es mit dem Weltbiodiversitätsrat auf<br />
sich hat.<br />
In Sachen Biodiversität ist die Agenda für den<br />
Rio+20-Gipfel bislang noch vage. Was sollte<br />
unbedingt beschlossen werden?<br />
Auf dem Rio+20-Gipfel soll es ja um Wege in eine<br />
Grüne Wirtschaft (Green Economy) gehen, damit die<br />
Übernutzung der natürlichen Ressourcen nicht zu einem<br />
Kollaps der Erde führt. Der WWF stellte in seinem<br />
letzten „Living Planet Report“ 2010 fest, dass die<br />
Menschheit mit ihrem Konsum die Biokapazität der<br />
Erde schon überschritten hat. Wir verbrauchen weltweit<br />
heute bereits 1,5 Planeten. Rio+20 muss hier<br />
eine Trendwende einleiten hin zu einer Wirtschaftsweise,<br />
die Ökosysteme nicht weiter plündert, sondern<br />
biologische Vielfalt erhält und fördert. Es müssen umweltschädliche<br />
Subventionen beseitigt und positive<br />
Anreize für nachhaltiges Wirtschaften beschlossen<br />
werden. Ein neues Indikatorensystem zur Wohlstandsmessung<br />
muss auch die Messung des „ökologischen<br />
Fußabdrucks“ mit einbeziehen.<br />
Rio+20 soll bilanzieren, inwieweit die Biodiversitätskonvention<br />
seit dem letzten Erdgipfel von<br />
1992 umgesetzt wurde. Was wurde hier bereits<br />
erreicht und wo herrscht noch Nachholbedarf?<br />
Die Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) war eines<br />
der drei Abkommen, die auf dem ersten Erdgipfel<br />
beschlossen wurde. Anfänglich konzentrierte man sich<br />
auf das Schutzziel der CBD und entwickelte Arbeitsprogramme<br />
zu Schutzgebieten, Wald-, Meeres-, Gebirgs-,<br />
Gewässer- und Inselschutz. Mittlerweile sind<br />
Aktivitäten für das zweite Konventionsziel, das heißt<br />
zur nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt stärker<br />
betont worden, zum Beispiel im Zusammenhang mit<br />
der Bioenergieproduktion. Erst 18 Jahre nach Rio ist<br />
das dritte Ziel auf gutem Wege, umgesetzt zu werden.<br />
Im Jahr 2010 wurde nämlich das Nagoya-Protokoll<br />
verabschiedet, das den Zugang zu genetischen<br />
Ressourcen und den fairen Ausgleich für deren Nutzung<br />
regelt. Die CBD steht vor gewaltigen Herausforderungen,<br />
den neuen Strategischen Plan bis 2020<br />
konsequent umzusetzen, unter anderem die Steigerung<br />
der Schutzgebietsfläche an Land von circa 10<br />
Prozent heute auf 17 Prozent, auf den Meeren von circa<br />
1 Prozent auf 10 Prozent; alle land- und forstwirtschaftlichen<br />
Flächen sollen nachhaltig bewirtschaftet<br />
werden, die Verlustrate von natürlichen Gebieten, insbesondere<br />
Naturwälder, soll halbiert und 15 Prozent<br />
degradierter Gebiete, darunter vor allem Waldflächen,<br />
sollen wieder renaturiert werden.<br />
Das hört sich in der Tat nach einer großen Herausforderung<br />
an. In welchen Regionen der Welt<br />
muss am dringendsten gehandelt werden, um<br />
dem Artensterben Einhalt zu gebieten?<br />
Besonders wichtig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt<br />
und zur Minderung der Erderwärmung sind die<br />
großen Regenwaldgebiete im Amazonas, in Zentralafrika<br />
und in Hinterindien. Auch die großen Flüsse<br />
Amazonas und Mekong sind durch Staudammprojekte<br />
in ihrer natürlichen Dynamik und Vielfalt gefährdet.<br />
Die Küstengebiete mit Korallenriffen sowie Hohe See<br />
stehen auch ganz oben auf der Prioritätenliste.<br />
Was erwartet der WWF dabei vom UN-Biodiversitätsrat<br />
IPBES (Intergovernmental Science-Policy<br />
Platform on Biodiversity and Ecosystem Services),<br />
der im April <strong>2012</strong> gegründet werden soll?<br />
Die Einrichtung des Weltrats für Biodiversität wird<br />
vom WWF sehr unterstützt, weil damit im Wesentlichen<br />
zwei wichtige Aufgaben erfüllt werden sollen:<br />
Einerseits soll die heterogene Wissenschaftsgemeinschaft<br />
intensiver und enger zusammenarbeiten, um<br />
die Staaten mit regionalen und globalen Zustandsbewertungen<br />
zu beraten, um bessere politische Entscheidungen<br />
zu treffen. Andererseits soll erreicht werden,<br />
dass Biodiversitätsschutz in Öffentlichkeit und<br />
Politik stärker beachtet wird, wie dies durch die Berichte<br />
des Weltklimarates zu beobachten ist.<br />
Wie stehen Sie zu der Aussage von Carsten Rahbek,<br />
Direktor des Zentrums für Makroökologie,<br />
Evolution und Klima der Universität Kopenhagen,<br />
dass die Bewahrung der Artenvielfalt eine größere<br />
Herausforderung sei als der Klimawandel?<br />
Ich würde sagen, dass die Bewahrung der Artenvielfalt<br />
und die bislang kostenfrei gelieferten Ökosystemleistungen<br />
vergleichsweise schwieriger politisch zu organisieren<br />
und durchzusetzen sind, denn es geht ja nicht<br />
nur um Schutzgebiete. Selbst mit 50 Prozent Schutzgebietsfläche<br />
würde man den Artenverlust kaum aufhalten<br />
können. Wir leben ja wie selbstverständlich von<br />
unserem „Naturkapital“, das heißt den Leistungen<br />
der Ökosysteme mit ihrer jeweiligen Artenzusammensetzung:<br />
sei es die Bestäubungsleistung von Insekten<br />
oder Vögeln, sei es die Trinkwasserversorgung durch<br />
Flüsse oder Gletscher, sei es die Klimaregulierung<br />
durch Wälder. Klimawandel und Ökosystemnutzung<br />
hängen räumlich und zeitlich eng zusammen und<br />
müssen als zwei Seiten einer Medaille betrachtet werden.<br />
Was raten Sie Verbrauchern fernab der großen<br />
Umweltpolitik, die selbst etwas zur Bewahrung<br />
der Artenvielfalt beitragen möchten?<br />
Jeder Einzelne kann durch sein Verhalten<br />
einen Beitrag leisten, in seiner Wohnumgebung,<br />
in seiner Freizeit oder<br />
beim Konsum. Wer ein Haus hat,<br />
kann im Garten eine Blumenwiese,<br />
eine Natursteinmauer oder<br />
einen Teich anlegen. Bei sportlichen<br />
Aktivitäten in der freien<br />
Landschaft soll man Schutz -<br />
gebiete respektieren und nicht<br />
mutwillig Natur zerstören. Beim<br />
Einkaufen sollte man darauf achten,<br />
Lebensmittel aus dem Ökolandbau,<br />
Fisch und Meeresfrüchte<br />
aus nachhaltigem Fang oder Holz<br />
aus nachhaltiger Produktion mit dem<br />
FSC-Siegel<br />
zu kaufen.<br />
Günter Mitlacher<br />
ist Leiter Biologische<br />
Vielfalt beim WWF<br />
www.forestfinance.de FF 13<br />
Titel
Titel<br />
Wirtschaft mobilisieren:<br />
„Biodiversity in Good Company” Initiative<br />
Die Wertschöpfung jedes Unternehmens hängt von der Natur ab. Es ist an der Zeit,<br />
dass die Wirtschaft sich des Naturkapitals annimmt und es stärker in Wert setzt als<br />
heute. Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin Biodiversity in Good Company, stellt<br />
Ihnen ihre Initiative vor, die daran arbeitet und zusammen mit vielen Unternehmen<br />
diesen Weg ausbaut und beschreitet.<br />
In der Forst-, Land- und Fischereiwirtschaft<br />
sowie nachgelagerten Branchen liegt es auf<br />
der Hand: Sie haben einen immensen Einfluss<br />
auf die Biodiversität und sind gleichzeitig<br />
abhängig von einer „funktionierenden“<br />
Natur. Doch die Wertschöpfung jedes<br />
Unternehmens hängt von den Leistungen<br />
der Natur ab – direkt oder indirekt durch<br />
schlummernde Risiken etwa in der Lieferkette,<br />
sofort oder langfristig. Dabei wirkt<br />
auch jedes Unternehmen auf Natur und<br />
Ökosysteme ein – zu ihrem Wohl oder Schaden.<br />
Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft<br />
insgesamt, über alle Branchen hinweg, sich<br />
des Naturkapitals annimmt und es stärker<br />
in Wert setzt als heute. Energieeffizienz<br />
und Klimaschutz haben es auf einem langen<br />
Weg in die Vorstandsetagen und Managementsysteme<br />
geschafft. Der Schutz<br />
der Biodiversität tritt diesen Marsch erst an,<br />
und leichter wird er es aller Voraussicht nach<br />
nicht haben.<br />
Im Zweifel Biodiversität bewahren<br />
Immer mehr Experten gehen davon aus,<br />
dass der weltweite rasante Verlust der biologischen<br />
Vielfalt eine noch größere Bedrohung<br />
darstellt als der Klimawandel.<br />
Gleichzeitig ringen Unternehmen genau wie<br />
politische Entscheider und Wissenschaft<br />
mit der ungeheuren Komplexität der Fragestellungen.<br />
Wie wichtig, belastbar, flexibel<br />
oder ersetzbar einzelne Ökosysteme<br />
mit ihren Biotopen und Habitaten sind,<br />
welche Bedeutung einer einzelnen Art zukommt<br />
oder als wie „wertvoll“ wir sie ansehen<br />
sollten – darüber gibt es auch unter<br />
den Naturwissenschaftlern ganz erhebliche<br />
Unsicherheiten. Gepaart mit hinderlichen<br />
kurzfristigen Marktsignalen, macht es die-<br />
se Unsicherheit für Unternehmen zur Herausforderung,<br />
auf der betriebswirtschaftlichen<br />
Ebene ihre Verantwortung, Chancen<br />
und Risiken zu analysieren, Instrumente und<br />
Maßnahmen zu entwickeln und mit Weitblick<br />
zu handeln. Bei allen offenen Fragen<br />
wissen wir genug, um das Vorsorgeprinzip<br />
als Handlungsimperativ anzuerkennen: im<br />
Zweifel Biodiversität bewahren.<br />
Keine Öko-Nische<br />
Ein erfolgreiches Biodiversitätsmanagement<br />
wird sich zu einer strategischen<br />
Schlüs sel frage für Unternehmen entwickeln,<br />
wenn auch sicherlich in unterschiedlichem<br />
Maße. Und nur mit der Innovationskraft und<br />
-bereitschaft der Wirtschaft lassen sich die<br />
Ziele der Konvention über die biologische<br />
Vielfalt (CBD) erreichen. Diese Überzeugungen<br />
sind der gemeinsame Nenner der<br />
Vorreiterunternehmen, die sich in der<br />
„Biodiversity in Good Company“ Initiative<br />
zusammengeschlossen haben – vom kleinen<br />
Mittelständer bis zum Großkonzern. Auch<br />
ForestFinance ist dabei. Die branchenübergreifende<br />
Initiative ist eine der ersten Unternehmensplattformen<br />
weltweit, die sich<br />
als Stimme der Wirtschaft gezielt der Herausforderung<br />
Biodiversität zuwendet. Bereits<br />
2008 hatte das Bundesumweltminis -<br />
terium die Initiative im Rahmen der deutschen<br />
Präsidentschaft über die 9. CBD-Vertragsstaatenkonferenz<br />
gegründet: ein Pionierprojekt,<br />
um das Thema in die Wirtschaft<br />
zu tragen. Mit ihren Wurzeln und<br />
ihrem Sitz in Deutschland steht sie auch Mitgliedern<br />
aus anderen Ländern offen.<br />
Die Investition hat sich als nachhaltig erwiesen:<br />
In 2011 gaben die Mitglieder der<br />
Plattform eine langfristige Zukunftsper-<br />
spektive und tragen sie nun, mit einem siebenköpfigen<br />
Vorstand an der Spitze, als<br />
gemeinnützigen Verein aus eigener Kraft.<br />
Dieser Schritt hat große internationale Anerkennung<br />
erfahren, sollen doch in allen Vertragsstaaten<br />
solche Initiativen gefördert<br />
werden.<br />
Richtungsweisende Wirkungsweisen<br />
Die gemeinsame Arbeit fußt auf den Überzeugungen<br />
und Zielen, die die Unternehmen<br />
in einem „Mission Statement“ und in<br />
einer „Leadership-Erklärung“ zum Ausdruck<br />
bringen. Jedes einzelne Unternehmen<br />
verpflichtet sich dazu, Schritt für Schritt ein<br />
Biodiversitätsmanagement zu entwickeln,<br />
und berichtet alle zwei Jahre über seine Fortschritte.<br />
Zu den bisher wichtigsten Projekten<br />
zählt das stark nachgefragte „Handbuch Biodiversitätsmanagement<br />
– Ein Leitfaden für<br />
die betriebliche Praxis“, eine übersichtliche<br />
Einstiegslektüre für alle Unternehmen, die<br />
Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt vereinen wollen. Als nationale<br />
„Business & Biodiversity“-Initiative<br />
Deutschlands bringt sich das Unternehmensnetzwerk<br />
in partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />
mit dem Bundesumweltministerium<br />
intensiv in den Umsetzungsprozess<br />
der Nationalen Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt ein. Auch die internationale<br />
Zusammenarbeit wird groß geschrieben:<br />
Es gibt eine enge Kooperation mit<br />
dem Sekretariat der CBD, um ein globales<br />
Netzwerk zu schaffen, und die Initiative präsentiert<br />
sich auf den alle zwei Jahre stattfindenden<br />
Vertragsstaatenkonferenzen zur<br />
Biodiversitäts-Konvention.<br />
14 FF www.forestfinance.de
Ziele der Initiative:<br />
Die Mitglieder haben sich der Initiative<br />
angeschlossen, um<br />
. den „Business Case” von Biodiversität und die<br />
Handlungsmöglichkeiten der Wirtschaft praxisnah<br />
mit zu entwickeln,<br />
. ihr Biodiversitätsmanagement zu verbessern und<br />
„in good company” voneinander zu lernen,<br />
. mit gutem Beispiel voranzugehen und durch<br />
Öffentlichkeitsarbeit die Innovationskräfte<br />
der Wirtschaft zu mobilisieren,<br />
. national und international den Dialog mit<br />
Gesellschaft und Politik zu pflegen und<br />
neue Allianzen zu schmieden.<br />
Auf www.business-and-biodiversity.de/<br />
mitglieder.html können Sie alle Unternehmen<br />
kennenlernen, die sich für Biodiversität engagieren.<br />
Wenn auch Sie Mitglied werden wollen:<br />
Pionierunternehmen jeder Größe sind zur Mitwirkung<br />
in der „Biodiversity in Good Company“<br />
Initiative herzlich eingeladen.<br />
Melden Sie sich bei:<br />
Carolin Boßmeyer,<br />
Geschäftsführerin, „Biodiversity in Good<br />
Company” Initiative e.V.,<br />
Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin,<br />
Telefon +49.(0)30.40 81 90-271,<br />
carolin.bossmeyer@business-and-biodiversity.de,<br />
www.business-and-biodiversity.de<br />
„Unternehmen können<br />
biologische Vielfalt schützen!”<br />
Das „Handbuch Biodiversitätsmanagement – Ein Leitfaden für die betriebliche<br />
Praxis“, ist eine übersichtliche Einstiegslektüre für Unternehmen, die<br />
Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen Vielfalt vereinen wollen.<br />
(Erhältlich ist es über die Initiative oder das Bundesumweltministerium.)<br />
Fragen an ein Mitglied der Initiative<br />
Warum hat sich BIONADE der Initiative angeschlossen?<br />
Als junges Unternehmen hat es uns gereizt, ein gänzlich<br />
unberücksichtigtes Thema auf dem Gebiet des<br />
Nachhaltigkeitsmanagements anzugehen und uns an<br />
einem umfassenden gesellschaftlichen Dialog zu beteiligen.<br />
Außerdem ist der fachliche Austausch mit den<br />
Verantwortlichen aus Unternehmen anderer Branchen<br />
sehr fruchtbar und hilfreich.<br />
Was konkret kann eine solche Unternehmens -<br />
plattform tun, um Biodiversität zu schützen?<br />
Es gilt, weltweit den dramatischen Verlust biologischer<br />
Vielfalt zu stoppen. Unternehmen können und müssen<br />
zu dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einen<br />
wichtigen Beitrag leisten. Verbindliche gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen braucht es genauso wie freiwilliges<br />
Engagement. Die Mitglieder der Initiative wollen<br />
mit gutem Beispiel vorangehen und haben sich freiwillig<br />
verpflichtet, ein Biodiversitätsmanagement in<br />
ihren Unternehmen einzuführen. Hierfür wurde das<br />
„Handbuch Biodiversitätsmanagement“ erstellt, das<br />
nun in den einzelnen Firmen zur Anwendung kommen<br />
soll. Wir erhoffen uns davon, anderen zeigen zu können,<br />
welche Möglichkeiten es gibt, um unternehmerisch<br />
die biologische Vielfalt zu schützen. Unsere Erfahrungen<br />
wollen wir an Neumitglieder weitergeben<br />
und uns mit ihnen austauschen.<br />
Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie<br />
für BIONADE als Unternehmen?<br />
Als ganz wichtig erachten wir es, die Landwirte, die<br />
für uns Rohstoffe anbauen, aktiv mit in den Management-Prozess<br />
einzubinden. Wir wollen sie generell<br />
sensibilisieren und zum Beispiel auch überzeugen, an<br />
wissenschaftlichen Fragestellungen mitzuarbeiten. Aus<br />
Produktsicht macht es für BIONADE keinen Sinn, die<br />
Grenze vor den eigenen Betriebstoren zu ziehen. Für<br />
sehr viele Branchen gilt, dass entscheidende Hebel in<br />
der Lieferkette liegen.<br />
Was kann die Politik in Deutschland machen, um<br />
die biologische Vielfalt zu schützen?<br />
Deutschland hat seit 2007 eine nationale Strategie<br />
zur biologischen Vielfalt – ein ganzheitlicher Ansatz,<br />
der alle Akteure anspricht und fordert. Und natürlich<br />
haben wir eine vergleichsweise ausgereifte Naturschutzgesetzgebung.<br />
Die Strategie kann dann erfolgreich<br />
sein, wenn innerhalb der Bundesregierung die<br />
Ministerien gut zusammenarbeiten und vor allem<br />
auch Bund und Länder. Wir als Initiative freuen uns,<br />
dass der Dialog- und Umsetzungsprozess mit allen<br />
Akteuren immer intensiver und lebendiger wird. Hier<br />
bringen wir uns tatkräftig ein, denn es ist noch viel<br />
Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />
Was würden Sie ganz persönlich sich – im Namen<br />
der Biodiversität – wünschen, wenn Sie drei<br />
Wünsche frei hätten?<br />
Erstens, dass sich möglichst viele Unternehmen der<br />
Initiative anschließen, die – und zwar jedes auf seine<br />
Weise und nach seinen Möglichkeiten – das Thema<br />
angehen. Als Hersteller von Biolebensmitteln und aus<br />
persönlicher Überzeugung gehöre ich zweitens zu<br />
denjenigen, die sich ein weltweites Verbot von Agrogentechnik<br />
wünschen. Im Vergleich zu Wunsch Nummer<br />
zwei ist mein dritter Wunsch realistischer: Unternehmen<br />
sollen Themen wie Biodiversitätsschutz und<br />
nachhaltige Entwicklung nicht als Marketinginstrument<br />
missbrauchen, sondern erkennen, dass es hierbei<br />
um Haltung und Handlung geht und somit um einen<br />
Bewusstseinswandel.<br />
Michael Garvs ist Leiter<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
des Getränkeherstellers<br />
BIONADE GmbH. Er<br />
gehört dem siebenköpfigen<br />
Vorstand der „Biodiversity<br />
in Good Company“<br />
Initiative an.<br />
www.forestfinance.de FF 15
Titel<br />
Einstellungssache – unsere Partner<br />
Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Dieser Satz Willy Brandts bezog sich nicht auf<br />
Wirtschaftsunternehmen, passt aber in unserem Falle sehr gut. Denn ForestFinance arbeitet mit<br />
vielen Menschen und Unternehmen zusammen – aber nicht mit jedem oder gar allen. Sie müssen<br />
zu uns passen und das heißt, sie müssen unsere Werte teilen. Wir haben einige von ihnen<br />
gebeten, ihre Einstellungen zu Biodiversität zu definieren. Die passen zu uns.<br />
Rainer Kant ist<br />
Projektleiter beim Bundesdeutschen<br />
Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />
Management (B.A.U.M.) e.V.,<br />
der größten Umweltinitiative der<br />
Wirtschaft in Europa.<br />
Trotz internationaler Bemühungen<br />
und vorbildlichen<br />
Verhaltens einiger Nationen<br />
drehen wir Menschen unvermindert<br />
an dem großen Rad, das in der Vergangenheit nur von Vulkanausbrüchen,<br />
Eiszeiten oder Meteoriteneinschlägen bewegt werden konnte. Dem atemberaubenden<br />
Anstieg von CO 2 -Emissionen steht die Vernichtung der Biodiversität in nichts<br />
nach: Allein die Waldökosysteme, die die größte Artenfülle enthalten, schwinden<br />
mit 13 Millionen Hektar pro Jahr (Experten schätzen die Dunkelziffer auf 20 Millionen<br />
Hektar). Ich gewinne mehr und mehr die Überzeugung, dass ohne einen radikalen<br />
Politikwechsel, der den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität auf allen<br />
politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Ebenen verankert, die freiwilligen<br />
Maßnahmen nicht genügen werden, dem globalen Verlust an biologischer<br />
Vielfalt Einhalt zu gebieten.<br />
Seit 2010 informiert der B.A.U.M. e.V. verstärkt Unternehmen und die Öffentlichkeit<br />
über den Wert der biologischen Vielfalt und Möglichkeiten, sie zu schützen. Um<br />
ein Wirtschaften analog zur Zielsetzung der „Nationalen Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt“ zu erreichen, beteiligt sich B.A.U.M. mit der Organisation von Dialogforen<br />
und Expertengespräche aktiv an dem BfN-Projekt „Biodiversität und Unternehmen“.<br />
Auch der Schutz besonders wertvoller Ökosysteme spielt eine wichtige Rolle.<br />
Daher freut sich B.A.U.M. über das mit ForestFinance entwickelte Waldschutz-Projekt<br />
„Wilde Buche“. Die Beteiligung von Unternehmen wie edding und Avery<br />
Zweckform zeigt, dass die Wirtschaft daran interessiert ist, sich für ein Waldprojekt<br />
als Urwald von morgen einzusetzen.<br />
Andreas Viebrock,<br />
Vorstandsvorsitzender Viebrockhaus,<br />
baut nicht nur Häuser, sondern<br />
auch auf eine nachhaltige Wirtschaftsund<br />
Lebensweise<br />
Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer<br />
Umwelt und die Erhaltung ihrer Vielfalt<br />
ist mir ein persönliches Anliegen. Jeder von<br />
uns hat im Großen wie im Kleinen Möglichkeiten,<br />
entsprechend zu handeln. So haben wir<br />
bei Viebrockhaus schon seit den 90er Jahren des<br />
20. Jahrhunderts Wärmepumpensysteme für unsere Häuser<br />
eingeführt, die ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Seit 2007 verzichten<br />
wir bei unseren mehr als 1000 pro Jahr verkauften Eigenheimen konsequent<br />
auf den Einsatz von Öl und Gas für die Beheizung der Häuser.<br />
Als weiteren Schritt unseres Umweltengagements und Beitrag zur Erhaltung der<br />
Lebens- und Artenvielfalt haben wir <strong>2012</strong> zusammen mit ForestFinance den Viebrockhaus-Schutzwald<br />
in Bocas del Toro im Nordwesten Panamas ins Leben<br />
gerufen. Jeder Bauherr, der sich in diesem Jahr für unser energetisches Premiumprodukt<br />
– ein Aktiv Energieplus-Haus mit hocheffizienter Photovoltaikanlage und<br />
neu entwickelter Varta-Hausbatterie – entscheidet, erhält von uns für 50 Jahre jeweils<br />
500 Quadratmeter unseres Schutzwaldes in Panama. Damit schafft er nicht<br />
nur einen Ausgleich für die mit seinem neuen Haus versiegelte Fläche, sondern<br />
trägt auch zum Emissionsausgleich für sein neues Eigenheim bei.<br />
Unser Viebrockhaus-Schutzwald dient aber nicht nur der Bindung von CO 2 sowie<br />
dem Boden- und Wasserschutz. Durch den Erhalt dieses Regenwalds wird auch der<br />
Lebensraum seltener, teilweise vom Aussterben bedrohter Pflanzen- und Tierarten<br />
bewahrt. Nicht zuletzt fungieren diese Wälder als Trittsteinbiotope, die es wandernden<br />
Tieren ermöglichen, neue Lebensräume für sich zu erschließen.<br />
Auch wenn dieses für den globalen Umweltschutz nur ein ganz kleiner Schritt ist,<br />
ist es sicherlich besser, als keinen zu machen.<br />
16 FF www.forestfinance.de
Detlev Siebold,<br />
Geschäftsführer Siebold/Hamburg<br />
Messebau GmbH; verbindet ökologisch<br />
nachhaltigen Messebau mit ökonomisch<br />
innovativen Designkonzepten<br />
Messe- und Innenausbau – das heißt temporäre<br />
Architektur – ist unser Kerngeschäft. Durch gezielte<br />
Auswahl von umweltbewussten Lieferanten, die<br />
nachgewiesen nachhaltige Werkstoffe liefern, sowie modulare Designkonzepte mit<br />
einem Höchstmaß an Wiederverwendbarkeit und Mehrfachnutzung reduzieren wir<br />
die Umweltwirkungen unserer Messestände auf ein Minimum. Der nicht vermeidbare<br />
Rest wird mit UMBERTO for Carbon Footprint professionell bilanziert und kann<br />
kompensiert werden. Dieses Jahr haben wir im Rahmen unserer Weihnachtsaktion<br />
für unsere Kunden, eine Patenschaft beim Waldreservat „Wilde Buche“ übernommen,<br />
ein toller Ansatz und wichtiges Signal für den Erhalt naturschutzgerechter<br />
Ökosysteme. Im Jahr davor haben wir Pflanzpakete für Schwarzerlen-Bäumchen<br />
versandt, die mittlerweile hoffentlich bestens gedeihen. Das ist unser Beitrag zum<br />
Umwelt- und Artenschutz.<br />
Die biologische Vielfalt, wie wir sie leider nur noch zum Teil vorfinden, ist nicht nur<br />
ein unbeschreiblicher Reichtum unseres Planeten, sondern auch die Grundvoraussetzung<br />
dafür, dass das Raumschiff Erde überhaupt funktioniert. Jedes Wesen, jede<br />
Pflanze hat seine Aufgabe in diesem äußerst komplexen, nur zum Teil erforschten<br />
System. Leider schwindet diese Vielfalt täglich auf rasante Art und Weise und zwar<br />
vor allem durch den massiven und radikalen Eingriff des Menschen in die verschiedenen<br />
Ökosysteme. Die Folgen sind heute schon katastrophal und wir müssen<br />
schnellstens von der „Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität“ wegkommen. Es geht um<br />
ein ökologisches Gleichgewicht, das aber nur erreicht werden kann, wenn<br />
auch ein soziales Gleichgewicht global geschaffen wird – das eine ist mit dem anderen<br />
engstens verbunden.<br />
Unsere Aufgabe ist es mehr denn je, sich aktiv für diese überlebenswichtigen und<br />
gleichzeitig äußerst komplexen Belange einzusetzen<br />
und somit den geringstmöglichen ökologischen<br />
Bernhard Winkler, Fußabdruck zu hinterlassen – wir Menschen<br />
Geschäftsführer der Firma Euro- müssen verstehen, dass wir nur ein kleiform,<br />
fasst den Grundgedanken seines ner Baustein auf dem Planeten Erde sind<br />
Unternehmens zusammen: „Wirtschaften und nicht, wie es oft den Anschein hat,<br />
im Einklang mit dem sogenannten Dreisäu- über dem Ganzen stehen und dirigieren<br />
lenprinzip (Umwelt, Soziales und Ökono- können. Wir sollten mit einer gewissen<br />
mie) empfinden wir als ethisch/morali-<br />
Demut und Respekt leben und möglichst<br />
schnell versuchen diese extreme Schieflasche<br />
Verpflichtung.“<br />
ge, in der wir uns heute befinden, wieder<br />
zurechtzurücken, denn schlussendlich geht es<br />
auch um das Überleben der Spezies Mensch – dies<br />
sollte wohl Ansporn genug sein.<br />
Dr. Elke Mannigel,<br />
koordiniert die internationale<br />
Zu meinen Aufgaben bei<br />
Projektarbeit der Tropenwaldstiftung<br />
der Tropenwaldstiftung<br />
OroVerde, die sich weltweit für die<br />
OroVerde gehören auch<br />
Erhaltung eines der artenreichsten<br />
regelmäßige Reisen in die<br />
Ökosysteme einsetzt.<br />
Tropenländer, wo ich – wie<br />
gerade hier in Guatemala –<br />
immer wieder vor Ort erfahren<br />
kann, wie wichtig die biologische<br />
Vielfalt ist. Guatemala gehört zu den Ländern<br />
unserer Erde, die mit am anfälligsten für den Klimawandel<br />
sind. Zunehmende Hurrikane sowie stärkere Regenfälle<br />
und längere Dürren haben schon jetzt spürbare Auswirkungen.<br />
Intakte und artenreiche Wälder tragen nicht nur zum Klimaschutz<br />
bei, sie haben auch die Fähigkeit sich an Veränderungen anzupassen. So bleiben ihre<br />
wichtigen Umweltdienstleistungen, wie die Bereitstellung von Wasser oder die<br />
Verhinderung von Erdrutschen, erhalten. Biologische Vielfalt bedeutet aber noch<br />
mehr – in unserem Projekt „Lacandón – Wälder sind Leben“ (www.bosques-lacandon.org/de)<br />
suchen wir zusammen mit den lokalen Gemeinden nach Alternativen<br />
zum Brandwanderfeldbau und zur Viehzucht. Dazu gehören nachhaltig angebaute<br />
Waldprodukte, wie die Xaté-Palmen, die im Unterstock der Bäume waldschonend<br />
gepflanzt werden und einen intakten, dichten Wald benötigen. Für die Xaté-Blätter<br />
gibt es einen internationalen Markt in der Floristik und das damit erwirtschaftete<br />
Einkommen macht die ansässigen Familien unabhängiger von waldzerstörenden<br />
Praktiken. So trägt die Artenvielfalt auch zu einer Vielfalt an lokalen Möglichkeiten<br />
bei. Der Erhalt der Biodiversität ist nicht immer einfach – für die Wiederaufforstungen<br />
im Projektgebiet nutzen wir einheimische Arten und es ist eine große Herausforderung,<br />
ausreichend Samen der unterschiedlichsten Arten zu finden. Gemeinsam<br />
mit der Schutzgebietsbehörde und den Menschen vor Ort arbeiten wir an Lösungen,<br />
damit wieder artenreiche und widerstandsfähige Wälder entstehen.<br />
Thomas Röttgermann,<br />
Geschäftsführer VfL Wolfsburg-Fußball<br />
GmbH, mag<br />
VfL unterstützt<br />
den Wolf – den im Namen<br />
Rückkehr frei-<br />
seines Vereins ebenso wie<br />
lebender Wölfe<br />
den in freier Wildbahn.<br />
Innerhalb seines gesellschaftlichenEngagements<br />
im Rahmen der CSR-Initiative „Gemeinsam<br />
bewegen“ setzt sich der VfL Wolfsburg vielfältig im Bereich Umwelt ein.<br />
Biodiversität ist für alle Bereiche der menschlichen Existenz von großer Bedeutung<br />
und deswegen liegt es in der Verantwortung eines Jeden etwas für den Erhalt zu<br />
tun. Durch die jahrelange Partnerschaft mit dem Naturschutzbund (NABU) setzt<br />
sich der VfL Wolfsburg für die Artenvielfalt ein und unterstützt vor allem die Rückkehr<br />
freilebender Wölfe nach Deutschland.<br />
Seit zehn Jahren leben wieder Wölfe in Deutschlands freier Wildbahn – oftmals unbemerkt,<br />
denn wilde Wölfe sind vorsichtig und gehen den Menschen aus dem Weg.<br />
Aktuell leben rund 12 Wolfsrudel in Deutschland, vor allem in der sächsisch-brandenburgischen<br />
Lausitz. Nach Niedersachsen gelangte eine in Sachsen-Anhalt geborene<br />
und mit einem Senderhalsband versehene Wölfin im März letzten Jahres.<br />
„Ich finde es klasse, dass es, auch durch die Unterstützung des NABU gelungen ist,<br />
das Wissen über freilebende Wölfe zu verbessern. Man kann nur schützen was man<br />
kennt. Es ist beeindruckend, dass Wölfe mittlerweile sogar bis nach Niedersachsen<br />
wandern", so VfL-Torwart und Wolfspate Diego Benaglio.<br />
Gemeinsam mit dem NABU leistet der VfL Aufklärungsarbeit. In diesem Jahr möchten<br />
wir mit einem Weltrekord darauf aufmerksam machen, dass sich freilebende<br />
Wölfe wieder in ganz Deutschland verbreiten – mit dem längsten simulierten<br />
Wolfsgeheul der Welt. Wölfe heulen zum Beispiel, wenn sie ihre Zusammengehörigkeit<br />
dokumentieren möchten.<br />
Mehr Informationen unter www.vfl-wolfsburg.de/soziales.<br />
www.forestfinance.de FF 17
Titel<br />
(Hot)Spot an für die ForestFinance-Vielfalt<br />
Wir machen Wald – und schaffen damit neue Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere. Unsere Arbeit ist<br />
per se biodivers. <strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Kristin Steffan fasst Details und Hintergründe zum spannenden<br />
Thema Biodiversity goes Business zusammen.<br />
Ein junger Ameisenbär klettert auf eine Bananenstaude<br />
im ForestFinance-Kakao-Wald Quebrada Limon.<br />
Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />
Eine Computersimulation beweist das bessere<br />
Wachstum von Mischwäldern und<br />
bestätigt: Vielfalt tut dem Wald gut. Was<br />
ForestFinance und alle anderen Waldliebhaber<br />
schon lange wussten, wurde nun wissenschaftlich<br />
überprüft und nachgewiesen.<br />
Eine aktuelle Studie der ETH Zürich und der<br />
Universität Freiburg untersuchte die Produktivität<br />
von Mischwäldern und kam zu<br />
dem Schluss, dass sie höher als die von<br />
Monokulturen ist.<br />
Wie Spiegel online berichtet, wiesen der<br />
Wissenschaftler Harald Burgmann und seine<br />
Kollegen mit Hilfe einer Computersimulation<br />
nach, dass Wälder mit vielen verschiedenen<br />
Baumarten besser gedeihen als<br />
Monokulturen und damit auch eine renta-<br />
Dieser Mangrovereiher lebt auf der Schutzfläche der<br />
ForestFinance-Finca Los Monos. Diese Fläche erfüllt<br />
die Kriterien der World Wildlife Foundation (WWF), um<br />
als „high conservation value forest“ eingestuft zu<br />
werden. Eine Studie der Universität UNACHI, David,<br />
belegte, dass einige gefährdete Arten in die Aufforstungen<br />
einwandern. Foto: Daniel Hoops<br />
blere Holzernte erbringen. Darüber hinaus<br />
sind Mischwälder widerstandsfähiger gegen<br />
Stürme und Schädlinge. Das liegt unter<br />
anderem an der größeren Anzahl unterschiedlicher<br />
Pflanzen, die zum Beispiel durch<br />
Stürme entstandene Lücken schnell wieder<br />
schließen können. Auch der Boden wird in einem<br />
Mischwald durch das komplexere Wurzelwerk<br />
stabiler.<br />
Das kann ForestFinance nur bestätigen: In unseren<br />
Mischwäldern gab es in mehr als 15 Jahren<br />
keine ernsthaften Feuer- oder Sturmschäden.<br />
Die hohe Artenvielfalt macht diese<br />
außerdem weitaus weniger anfällig für<br />
Schädlingsbefall und Krankheiten als Monokulturen<br />
und Chemieeinsätze damit weitestgehend<br />
überflüssig. Gut für die Natur und<br />
Das ist kein gutes Bild von einem Brüllaffen – aber wir<br />
sind froh, dass wir es haben. Denn Brüllaffen zählen<br />
zu den bedrohten Arten und dieser hier kann sich in<br />
unseren Wäldern sicher fühlen.<br />
Foto: ForestFinance/Yaels Camacho<br />
unsere Investoren, die auch bei ForestFinance<br />
auf ertragreiche Holzernten hoffen können.<br />
Vielfalt statt Einfalt:<br />
Mischwälder bei ForestFinance<br />
Forstwirtschaft und Artenvielfalt müssen<br />
kein Widerspruch sein – im Gegenteil: bewirtschaftete<br />
Wälder können sogar zum Artenschutz<br />
beitragen. Insbesondere wiederaufgeforsteten<br />
Weideflächen kommt beim Artenschutz<br />
eine besondere Bedeutung zu,<br />
denn unter normalen Umständen wäre auf<br />
den ausgelaugten Böden kein Wachstum<br />
mehr möglich. Die neu angelegten Forste<br />
schaffen Rückzugsgebiete für viele Arten<br />
und ermöglichen Wanderungen zwischen<br />
den Naturwäldern.<br />
18 FF www.forestfinance.de
Selbst in den Kakao-Wäldern von ForestFinance<br />
leben viele Tiere – wie dieses putzige Faultier. Es ist<br />
noch jung, fühlt sich aber bei uns offensichtlich sehr<br />
wohl und zeigt zu unserem Mitarbeiter Nicolas<br />
Faran Zutrauen. Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />
Inwieweit Plantagen die Biodiversität unterstützen,<br />
hängt allerdings stark von ihrer<br />
Bewirtschaftung ab. Daher haben eine Reihe<br />
von internationalen Organisationen wie die<br />
FAO (Food and Agriculture Organization of<br />
the United Nations) Richtlinien für den<br />
Schutz der Biodiversität in Holzplantagen formuliert.<br />
Dazu gehört zum Beispiel, dass vorwiegend<br />
einheimische Baumarten in Mischstatt<br />
Monokultur angebaut werden.<br />
Das Rezept für mehr Leben<br />
Den Erfolg dieses Konzepts beweist die hohe<br />
Artenvielfalt in den ForestFinance Mischwäldern,<br />
die aus bis zu sieben verschiedenen<br />
Edelholzarten und einer Auswahl aus<br />
50 verschiedenen weiteren heimischen<br />
Arten bestehen. Mehr als 15 Prozent der<br />
ForestFinance Flächen dienen dem Naturschutz<br />
und bilden zusammen mit den wiederaufgefors<br />
teten Brachflächen Trittsteinbiotope<br />
für viele seltene Tier- und Pflanzenarten.<br />
So beobachteten Wissenschaftler der<br />
Universität von Panama in der Finca Los<br />
Monos, einem der ältesten ForestFinance<br />
Forste, 15 Arten der Roten Liste bedrohter Tier-<br />
arten, darunter Brüllaffen, Tukane und vom<br />
Aussterben bedrohte Kapuzineräffchen.<br />
Auch eine Untersuchung der TU München<br />
belegt die hohe Biodiversität in den Forest-<br />
Finance Forsten. Sowohl die Pflanzenvielfalt<br />
als auch die Akzeptanz der Tiere ist dank des<br />
Mischwaldkonzeptes größer als in konventionellen<br />
Plantagen. „Dank ihrer vorbildlichen<br />
Bewirtschaftung boten sich die ForestFinance<br />
Forste in Panama dazu an, die praktische<br />
Umsetzung und Wirkung ökologischer<br />
Richtlinien zu erforschen“, erklärt Forstingenieurin<br />
Dr. Carola Paul, die für ihre Studie<br />
mit dem Förderpreis der Münchner Forstwissenschaftlichen<br />
Gesellschaft e. V. ausgezeichnet<br />
wurde. „Holzplantagen bieten<br />
vielfältige Möglichkeiten zum Schutz von<br />
Biodiversität. Das Beispiel von ForestFinance<br />
zeigt, dass solche Managementmaßnahmen<br />
praktisch umsetzbar sind und sowohl ökologische<br />
als auch ökonomische Vorteile liefern<br />
können“, resümiert Paul. Das freut uns und<br />
spornt uns an, noch besser zu werden – ein<br />
Grund, warum wir noch in diesem Jahr ein<br />
Biodiversitätsmonitoring-Projekt in unseren<br />
Forsten planen.<br />
ForestFinance ist<br />
Gründungsmitglied von<br />
Biodiversity Partnership<br />
Mesoamerica<br />
Petra Kollmannsberger, ForestFinance Geschäftsführerin<br />
in Panama, hier bei der Eröffnung des ForestFinance-<br />
Naturlehrpfades, vertrat das Unternehmen auch bei der<br />
Gründung der neuen Initiative für Biodiversität.<br />
Foto: Rafael Lau<br />
www.forestfinance.de FF 19<br />
Titel<br />
Im Februar <strong>2012</strong> trafen sich Vertreter renommierter<br />
mittelamerikanischer Institutionen in Costa Rica, um<br />
eine Vereinigung zur gründen, die sich für die Erhaltung<br />
der Biodiversität einsetzen will. Die Mitglieder<br />
wollen Projekte in der Region inititiieren, entwickeln<br />
und finanzieren helfen sowie allen engagierten Institutionen<br />
– aus Wirtschaft, Forschung und Umweltschutz<br />
– eine Plattform bieten, auf der sie sich vernetzen<br />
können.<br />
Unter den Initiatoren sind ForestFinance, das Forschungsinstitut<br />
CATIE, die Stiftung Neotropica aus<br />
Costa Rica sowie die internationalen Organisationen<br />
Rainforest Alliance und RUTA – eine Initiative zentralamerikanischer<br />
Staaten und internationaler Entwicklungsorganisationen,<br />
die nachhaltige Entwicklung<br />
und Armutsreduzierung in ländlichen Regionen<br />
Zentralamerikas fördern.<br />
Sie und andere Institutionen der Initiative wollen<br />
jährlich mindestens drei Projekte starten – insbesondere<br />
aus den Bereichen Agroforst und Klimaschutz –,<br />
Schutzwälder schaffen und sind offen für neue Ideen,<br />
die dem Artenschutz und der Biodiversität dienen.<br />
Momentan setzt sich noch ein Komitee mit den juristischen<br />
Hintergründen auseinander, sodass wir erst<br />
mit dem offiziellen Start der neuen Partnerschaft<br />
Ende April rechnen können – leider nach Redaktionsschluss<br />
dieses Magazins. Wir halten Sie aber über<br />
Projekte und deren Wirkung auf dem Laufenden.
Titel<br />
Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />
Auch die Medienlandschaft ändert sich – gab es früher hauptsächlich Buchempfehlungen zu Themen, gibt es<br />
heute fast zu jedem Thema auch passende Filme oder Apps. Viele von ihnen sind richtig gut und alle sind viel<br />
leichter zu haben als früher. Jedes Buch und jede App kann online gekauft werden und die Filme können Sie<br />
ebenda sehen oder bestellen. Es scheint, als ob die Medienlandschaft immer üppigere Blüten treibt – während<br />
vieles, was sie beschreibt, ums Überleben kämpft. Wir haben drei Empfehlungen für Sie ausgesucht …<br />
… eine klassische – ein Buch<br />
„Jedes Auffinden eines<br />
Wesens, das als<br />
ausgestorben galt,<br />
jede Wiederentdeckung<br />
eines vergessen<br />
geglaubten<br />
Wortes ist wie die<br />
Entdeckung eines<br />
weiteren Pinselstrichs<br />
auf der Leinwand<br />
eines stark<br />
be schädigten Ge -<br />
mäl des, ein Satz aus einer vergessenen<br />
Geschichte, der Erinnerungen weckt“,<br />
schreibt Marcel Robischon in seinem neuen<br />
Buch. Der studierte Forstwirtschaftler<br />
und promovierte Biologe ist weit gereist –<br />
auf den Spuren großer Entdecker hat er<br />
Mensch und Natur beobachtet, hat Mythen<br />
und Legenden erforscht und nimmt<br />
die Leser mit auf eine faszinierende Reise<br />
voller Abenteuer, Wunder und Erkenntnis.<br />
Er schärft unsere Sinne und weckt unser<br />
Mitgefühl etwa für den grünen Papagei, der<br />
arglos in seinen menschengemachten Tod<br />
fliegt. Robischon öffnet uns die Augen für<br />
die Schönheit und wir ahnen, wie die wilde<br />
Musik der verlorenen Vögel einmal geklungen<br />
hat – und warum es überlebenswichtig<br />
ist, uns an all das zu erinnern und<br />
so zu verhindern, dass alles immer gleicher<br />
wird und wir in der Natur keine Antworten<br />
mehr für die Zukunft finden. Ein kluges und<br />
poetisches Buch. Lesenswert!<br />
Vom Verstummen der Welt. Wie uns der Verlust<br />
der Artenvielfalt kulturell verarmen lässt<br />
Marcel Robischon, Oekom Verlag, München,<br />
ISBN 978-3-86581-182-0, 19,95 € (D)<br />
… eine postmoderne – eine DVD<br />
Was genau<br />
hat Schokoladeneis<br />
mit<br />
Orang-Utans<br />
zu tun? Oder<br />
Tiefkühlpizza<br />
mit Regenwald?<br />
Das<br />
sind Fragen,<br />
die sich Kinder<br />
– und die<br />
meisten Erwachsenen<br />
– viel zu selten stellen. Rettet den<br />
Regenwald e.V. stellt sie in dem Film „Die<br />
Orang-Utans sollen leben“ und beantwortet<br />
sie kindgerecht.<br />
Der Film nimmt Kinder mit in den<br />
Dschungel von Borneo, wo die Geschwister<br />
Pia und Mogi leben und erzählt von dem<br />
Wald, der einst ihr Dorf umgab und den es<br />
nun nicht mehr gibt. Er wurde abgeholzt für<br />
Palmölplantagen, weil in Deutschland und<br />
Europa immer mehr Palmöl für Jogurt, Nougatcreme,<br />
Chips, Kekse und eben Schokoladeneis<br />
und Tiefkühlpizza gebraucht wird. Mit<br />
den Bäumen verschwinden die Orang-Utans,<br />
die den Wald zum Überleben brauchen.<br />
Der Film ist für Kinder ab der vierten Klasse<br />
geeignet und sehr eindrücklich gedreht.<br />
Die DVD enthält ein Booklet mit ausführlichem<br />
Unterrichtsmaterial sowie einen weiteren<br />
Kurzfilm, der allerdings erst für Kinder<br />
ab der neunten Klasse gut verständlich ist.<br />
Die Orang-Utans sollen leben<br />
Altemeier & Hornung Filmproduktion für<br />
Rettet den Regenwald e.V. und Solifonds<br />
Zu bestellen auf www.regenwald.org/shop<br />
für 5 € (D)<br />
… drei nützliche – in einer App<br />
Wenn Sie nicht jeden<br />
Baum und jede Muschel<br />
kennen oder jede<br />
Schnecke am We gesrand<br />
beim Namen nennen<br />
können, dann sind<br />
diese Apps genau das<br />
richtige für Sie. Der<br />
Umweltverband NABU<br />
baut nämlich gemeinsam<br />
mit „iKosmos“ das<br />
interaktive Internetpor -<br />
tal iKosmos.org weiter aus und hilft Ihnen<br />
unter dem Motto „Erforschen, Erleben und<br />
Bewahren“ mit der App Lebewesen zu bestimmen.<br />
Sie können sogar Ihre Beobachtungen<br />
auf Karten verorten und sich mit anderen<br />
Naturbegeisterten austauschen.<br />
Das Prinzip der App funktioniert nach<br />
einem Ausschlussverfahren. Damit ist<br />
„iKosmos“ nach Angaben seiner Erfinder<br />
wesentlich fehlertoleranter als andere<br />
Bestimmungsprogramme und stellt eine<br />
Premiere dar. Um einen Baum zu bestimmen,<br />
werden beispielsweise die Fragen<br />
„Wie lang ist ein Blatt?“ und „Wie ist ein einzelnes<br />
Blatt aufgebaut?“ gestellt. Dazu gibt<br />
es jeweils mehrere grafisch dargestellte<br />
Antworten zur Auswahl. Kommt das Programm<br />
zum Ergebnis, erfahren Sie viel<br />
Wissenswertes über die jeweilige Art. Und<br />
das aus verlässlicher Quelle. Denn die<br />
Inhalte stammen alle von Wissenschaftlern<br />
der Leibniz Universität Hannover.<br />
iKOSMOS – nature<br />
Unterstützte Geräte: iPhone, iPad, iPod touch,<br />
Sprache: Deutsch, Englisch<br />
Download bei iTunes für 7,99 € (D)<br />
20 FF www.forestfinance.de
Die Kleinen im Großen Ganzen<br />
Zoologische Gesellschaft für Arten und Populationsschutz<br />
e.V. Der Orangenhaubenkakadu hat’s<br />
schwer: Im Gegensatz zu Tigern, Pandas und Delfinen<br />
kennt ihn so gut wie keiner – und das, obwohl<br />
er vom Aussterben bedroht ist. Tausende hochbedrohter<br />
Arten leiden an diesem Unwissen und sterben,<br />
unbeachtet von der Öffentlichkeit, jährlich aus.<br />
Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V.<br />
will das ändern: Sie hat sich den Schutz insbesondere wenig bekannter,<br />
bedrohter Arten auf die Fahnen geschrieben. Seit 1982 initiiert<br />
der gemeinnützige Verein Projekte in Äthiopien, Russland,<br />
Brasilien und vielen weiteren Ländern. Bald können vielleicht auch<br />
der Borkenkletterer, der Buschmannhase und das Visayas-Mähnenschwein<br />
aufatmen. www.zgap.de<br />
SAVE Foundation Erdbeerminze und gelbe Beete –<br />
lange wuchsen sie auf deutschem Boden, heute<br />
sind sie fast gänzlich verschwunden. Der Erhalt der<br />
„Agrobiodiversität“, das heißt, der Vielfalt aller<br />
Arten und Ökosysteme, die landwirtschaftlich genutzt<br />
werden, ist essentiell für uns Menschen. Beim<br />
Klimawandel und der Anpassung der Landwirtschaft<br />
an Umweltveränderungen spielt die genetische Vielfalt eine<br />
entscheidende Rolle, aber auch für die Ernährungssicherung ist sie<br />
ungemein wichtig. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft<br />
wird diese wertvolle Biodiversität allerdings zunehmend bedroht.<br />
Die SAVE Foundation will das verhindern: „SAVE“ steht für „Sicherung<br />
der landwirtschaftlichen Arten Vielfalt in Europa“ und versteht<br />
sich als europäische Dachorganisation für Projekte aller Art,<br />
die den Erhalt verschiedener Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten<br />
zum Ziel haben. www.save-foundation.net<br />
Aktionsgemeinschaft Artenschutz Seit über 25 Jahren<br />
ist die Aktionsgemeinschaft Artenschutz auf<br />
der ganzen Welt tätig. Sie richtet Nationalparks ein,<br />
siedelt gefährdete Arten um und bringt illegale<br />
Fell- und Tierhändler zur Strecke – kurzum, sie<br />
macht sich stark für die Durchführung von Schutzprojekten<br />
aller Art, für die Erhaltung bedrohter Arten und ihrer<br />
Lebensräume. Die „AgA“ hieß ursprünglich „Aktion Rettet die<br />
Schild kröten“, doch den Gründern wurde bald klar, dass allerhand<br />
sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer.<br />
Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran<br />
away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and<br />
five angst-ridden lampstands gossips cleverly. One television<br />
drunkenly marries umpteen Jabberwockies. Two very obese dwarves<br />
fights five dogs. One botulism grew up noisily. The irascible orificeFive<br />
dogs auctioned off schizophrenic chrysanthemums, yet<br />
Quark drunkenly abused umpteen televisions. The bourgeois cats<br />
bought one television, and the subways sacrificed two trailers. Umpteen<br />
putrid dwarves com<br />
Hier sollte das Auge mal Halt machne können<br />
Links<br />
Wer kennt sie nicht, die großen Grünen: Greenpeace, WWF, BUND oder NABU? Wir wollen Ihnen aber auch mal die<br />
Kleinen vorstellen, die sich für Artenvielfalt und Biodiversität stark machen. Denn viele von ihnen leisten mit viel<br />
Engagement und Aufwand Bemerkenswertes für unsere Welt. Und so werben wir für sie – für mehr Artenvielfalt<br />
in der NGO-Welt. Janina Mai, Online-Redakteurin bei ForestFinance, hat sie für Sie ausgesucht.<br />
andere wildlebende Tiere und Pflanzen mindestens genauso ihre<br />
Hilfe benötigen. Deshalb ist das Spektrum der Organisation deutlich<br />
gewachsen. Neben Schutzprojekten in aller Welt gibt es zahlreiche<br />
Aktionen, um auch die deutsche Öffentlichkeit mehr für das<br />
dringende Thema Artenschutz zu begeistern.<br />
www.aga-international.de<br />
Diversitas Deutschland e.V.<br />
Um die Artenvielfalt unserer Erde richtig<br />
schützen zu können, müssen wir sie auch gut<br />
kennen. Deshalb haben sich die Mitglieder der<br />
„Diversitas Deutschland“ auf das Gebiet Bio -<br />
diversitätsforschung spezialisiert. Welche<br />
Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen<br />
gibt es überhaupt? Welche Voraussetzungen im Hinblick auf<br />
Klima und Landwirtschaft existieren? Und natürlich: Welche<br />
Methoden lassen sich entwickeln, diese Vielfalt nachhaltig zu<br />
schützen? Diversitas Deutschland sieht sich als Forum und Netzwerk<br />
für Forschung und Wissenschaft zur Biodiversität in<br />
Deutschland und versucht zwischen Wissenschaft, Politik und der<br />
Öffentlichkeit zu vermitteln. In diesem Rahmen wurde das „NeFo“<br />
gegründet: Das Netzwerkforum zur Biodiversitätsforschung in<br />
Deutschland. www.diversitas-deutschland.de<br />
Naturefund e.V.<br />
Land kaufen um es zu schützen – das ist die<br />
Devise des Naturefund e. V. Die Idee von Naturefund<br />
ist verblüffend einfach: Der Verein<br />
sammelt Spenden und setzt diese Einnahmen<br />
direkt in den Erwerb von Grundstücken ein,<br />
die dann der Natur zurückgegeben werden.<br />
Das Team um Gründerin Katja Wiese arbeitet<br />
international mit ortsansässigen Naturschutzorganisationen zu -<br />
sam men, ganz gleich ob Feuchtwiesen in Rheinland-Pfalz oder<br />
Regenwald in Honduras. Um ihr großes Ziel zu erreichen, muss<br />
jedoch noch Einiges passieren: Die große Vision von Naturefund<br />
ist es, weltweit 3,5 Millionen Quadratkilometer für die Natur zu<br />
kaufen und zu schützen, so dass in jedem Land mindestens zehn<br />
Prozent Fläche für die Artenvielfalt „in Ruhe gelassen“ werden<br />
können.<br />
www.naturefund.de<br />
www.forestfinance.de FF 21
Waldwirtschaft<br />
Blick 2007 vom Osthang des Maschbergs im Wiehengebirge, Nordrhein-Westfalen: so sahen hier die Sturmschäden durch den Orkan Kyrill aus. Foto: wikimedia.org/TUBS<br />
Stürmische Zeiten – Kyrill und der deutsche Wald<br />
„Waldbesitzer haben zu wenig aus Kyrill-Katastrophe gelernt.<br />
Kurzfristige Profite bestimmen immer noch die Waldbewirtschaftung“,<br />
zieht der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)<br />
Bilanz: „Die große Chance für eine naturnahe Wiederbewaldung<br />
wurde weitgehend vertan“, bedauert NABU-Präsident Olaf<br />
Tschimpke fünf Jahre nach den verheerenden Schäden durch den<br />
Orkan Kyrill. „Wie damals befürchtet haben die privaten Waldbesitzer<br />
aus rein wirtschaftlichen Gründen erneut auf die Fichte,<br />
oder die nicht heimische Douglasie gesetzt", kritisiert Tschimpke<br />
die Wiederaufforstungsmaßnahmen in den vom Sturm betroffenen<br />
Wäldern Deutschlands. Dies gelte – trotz offizieller Bekenntnisse<br />
zum naturnahen Waldbau – auch im Staats- und Kommunalwald.<br />
Die staatlichen Förderprogramme hätten die falschen Anreize<br />
für die Wiederaufforstung gesetzt, kritisiert der NABU. Statt die Aufforstung<br />
von Mischwäldern mit überwiegend Laubbäumen attraktiver<br />
zu machen, sind derzeit immer noch Bestandsbegrün-<br />
Banken & Biodiversität<br />
Prof. Dr. Thomas Koellner, Professor für<br />
Ecological Services an der Universität Bayreuth,<br />
und Ivo Mulder, der in Genf für das<br />
internationale Umweltprogramm „UN Environment<br />
Programme – Finance Initiative<br />
(UNEP FI)“ arbeitet, haben Banken die Gretchen-Frage<br />
gestellt: Wie halten Sie es mit Artenschutz<br />
und Biodiversität?<br />
Für ihr Forschungsprojekt untersuchten<br />
die Wissenschaftler 50 weltweit agierende<br />
Banken. Dabei haben sie öffentlich<br />
zugängliche Informationsquellen ausgewertet.<br />
Die so ermittelten Daten haben<br />
sie in einen Fragebogen eingetragen, der an -<br />
schließend von den Banken ergänzt und wo<br />
nötig korrigiert wurde. Telefonate mit<br />
Führungskräften vervollständigten die Angaben.<br />
So wurde im Verlauf der Untersuchung<br />
immer deutlicher, inwieweit die<br />
Banken sich der Herausforderung stellen,<br />
zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen.<br />
Von den Banken, die an der Studie teil-<br />
genommen haben, sind gut die Hälfte (51<br />
Prozent) der Auffassung, dass ihre Geschäftsstrategie<br />
einen indirekten Einfluss<br />
auf Biodiversität hat. Fast ein Drittel (31 Prozent)<br />
erklären, dass es für diese Thematik<br />
eine definierte Zuständigkeit auf der Managementebene<br />
gibt. Aber sobald es um<br />
konkrete Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt<br />
geht, sinken die Zahlen deutlich.<br />
Nur 21 Prozent der befragten Banken sind<br />
der Meinung, dass ihnen hinreichende Instrumente<br />
zur Verfügung stehen, um Kreditnachfragen<br />
oder Investitionsvorhaben<br />
unter dem Aspekt der Biodiversität zu<br />
überprüfen. Und nur acht Prozent setzen<br />
derartige Instrumente tatsächlich ein.<br />
„Diese Ergebnisse können einerseits als<br />
Indizien dafür gewertet werden, dass weltweit<br />
agierende Banken zunehmend für<br />
ökologische Auswirkungen ihrer Geschäfts -<br />
tätigkeit sensibilisiert sind“, erklärt Koellner.<br />
„Andererseits wird deutlich, dass die meisten<br />
Banken erst allmählich beginnen, aus<br />
dieser Einsicht praktische Konsequenzen zu<br />
dungen mit einem Nadelholzanteil von bis zu 70 Prozent zugelassen.<br />
Zudem sei in Nordrhein-Westfalen die dramatische Zunahme der<br />
Weihnachtsbaumkulturen auf den vom Orkan verwüsteten Waldflächen<br />
erschreckend. Auf diesen Flächen komme auch noch hinzu,<br />
dass problematische Pestizide wie Glyphosat versprüht werden,<br />
die bislang im Wald nicht eingesetzt wurden. Das Land müsse die<br />
Ausmaße der entstandenen Weihnachtsbaumkulturen genau<br />
beziffern und dafür sorgen, dass dieser faktische Verlust von<br />
Waldflächen rückgängig gemacht wird und künftig eine Umwandlung<br />
von Wald in Sonderkulturen nicht mehr möglich sei.<br />
Grundsätzlich müssten endlich klare Anreize für den Umbau der<br />
Forstbestände in Dauermischwälder geschaffen werden, denn sie<br />
sind stabiler, ökologisch wertvoller und widerstandsfähiger gegen<br />
Stürme und Klimaveränderungen, fordert der NABU zusammen mit<br />
den anderen Umweltschutzorganisationen. Genaue Zahlen dazu<br />
finden Sie auf www.forestfinance.de/go/orkanschaeden<br />
ziehen. Es wird voraussichtlich noch eine<br />
Weile dauern, bis sie geeignete Verfahren<br />
entwickelt haben, die es ihnen ermöglichen,<br />
den Schutz der Artenvielfalt auf systematische<br />
Weise in Entscheidungen über Kredite<br />
und Investitionen einzubeziehen.“ Die<br />
Studie finden Sie im Journal of Sustainable<br />
Finance and Investment 1, 2011, eine<br />
usammenfassung auf www.forest finance.de<br />
/go/banken-biodiversitaet<br />
Prof. Dr. Thomas Koellner ist Professor für Ecological<br />
Services und Mitglied im Bayreuther Zentrum für<br />
Ökologie und Umweltforschung an der Universität<br />
Bayreuth. Foto: Christian Wißler<br />
22 FF www.forestfinance.de
APP-Konzern verliert –<br />
nicht nur auf dem Papier<br />
Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (APP) verliert<br />
durch seine umweltzerstörende Geschäftspraxis Kunden rund um<br />
den Globus. „In Deutschland verzichten Tchibo und Montblanc<br />
nach Gesprächen mit der unabhängigen Umweltschutzorganisation<br />
Greenpeace auf den Kauf von APP-Papier“, schreibt Greenpeace<br />
in einer Pressemitteilung. Die beiden Firmen schließen sich Unilever,<br />
Kraft, Lego und weiteren Unternehmen an, die APP bereits aus<br />
ihrer Lieferkette ausgeschlossen haben. Der Grund: APP zerstört<br />
Regenwälder auf der indonesischen Insel Sumatra für die Produktion<br />
von Papier. „Regenwälder sind von unschätzbarem Wert für den<br />
Klima- und Artenschutz“, sagt Gesche Jürgens, Wald-Expertin von<br />
Greenpeace. Greenpeace fordert von APP und der indonesischen<br />
Regierung, die wertvollen Regenwälder dauerhaft zu schützen.<br />
„Den indonesischen Regenwald kann man auch in Deutschland schützen,<br />
wenn auf bestimmte Papierquellen verzichtet wird", sagt<br />
Gesche Jürgens. „Dazu müssen Firmen ihre Lieferketten regelmäßig<br />
überprüfen.“ www.greenpeace.de/themen/waelder/papier<br />
Edler Holzschutz<br />
Jahrelang wurden Edelhölzer wie Palisander und Ebenholz illegal<br />
aus den Wäldern geholt. So oft und massenhaft, dass beide vom<br />
Aussterben bedroht sind. Dem wollen die Regierung Panamas und<br />
Madagaskars ein Ende bereiten: Sie ließen 91 Tropenhölzer auf das<br />
Washingtoner Artenschutzabkommen (WA) setzen. Der internationale<br />
Vertrag stellt den Handel mit bedrohten Tier- und<br />
Pflanzenarten unter Kontrolle und wurde von 175<br />
Ländern unterzeichnet.<br />
Besonders für Madagaskar sind das gute Nachrichten.<br />
„Skrupellose Holzhändler plündern<br />
sogar die Nationalsparks der afrikanischen Inselrepublik,<br />
um mit den seltenen Edelhölzern<br />
Kasse zu machen“, schreibt Robin Wood.<br />
Ist diese Gibson Hummingbird aus illegalem<br />
Holz gearbeitet? Die Gibson Guitar<br />
Corporation (kurz Gibson) verwendet laut<br />
„Rettet den Regenwald” Holz aus Raubbau.<br />
Foto: http://gibsonhummingbird.blogspot.com<br />
Dieser Sumatra-Tiger lebt im Berliner Zoo – und<br />
das sicherer als in seiner Heimat. Denn für Akazien-Plantagen<br />
rodet der Papierkonzern APP Wälder,<br />
die zu den letzten Rückzugsorten für bedrohte<br />
Arten gehören. Foto: Captain Herbert/wikipedia<br />
Holzfaserpreise erreichen<br />
Höchststand<br />
Waldwirtschaft<br />
Im zweiten Quartal 2011 sind die Holzfaserpreise in der globalen<br />
Zellstoffindustrie weiter gestiegen und setzen damit ihren<br />
seit 2009 bestehenden Aufwärtstrend fort, berichtet Wood<br />
Resource Quarterly (WRQ).<br />
Der Softwood Wood Fiber Price Index (SFPI) erreichte 109,52 US-<br />
Dollar pro Tonne Trockenholzfaser, was einem Anstieg von 3,7 Prozent<br />
im Vergleich zum Vorjahresquartal und einem 23-prozentigen<br />
Anstieg im Vergleich zu zwei Jahren zuvor gleichkommt.<br />
Besonders von dem Preisanstieg betroffen sind der Nordwesten<br />
der USA, Westkanada, Russland und Finnland.<br />
Der Hardwood Wood Fiber Price (HFPI) erreichte im zweiten Quartal<br />
einen neuen Spitzenwert von 116,44 US-Dollar pro Tonne<br />
Trockenholzfaser – 5,5 Prozent mehr ist als im ersten Quartal 2011<br />
und fast 27 Prozent mehr als Anfang 2009. Die Hartholzfaser-Preise<br />
sind zuletzt vor allem in Indonesien, Finnland, Russland und<br />
Brasilien gestiegen.<br />
Verwendung finden Holzfasern vor allem in der Zell- und Holzstoffproduktion.<br />
So wurden laut dem Verband Deutscher Papierfabriken<br />
e. V. zwischen Januar und Juli 2011 allein in Deutschland<br />
ganze 930.000 Tonnen Papierzellstoff und 683000 Tonnen<br />
Holzstoff produziert. Die Weltzellstoffproduktion betrug 2010 geschätzte<br />
208009000 Tonnen (Quelle: FAO).<br />
Globaler Zellstoffverbrauch 1965–2009<br />
Seit 1965 hat sich der Zellstoffverbrauch weltweit mehr als verdreifacht. Holzfasern<br />
spielen dabei eine wichtige Rolle, obwohl seit 2006 etwa die Hälfte aus<br />
Altpapier gewonnen. Quelle: FAOSTAT-ForesSTAT, 2011<br />
www.forestfinance.de FF 23<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1965<br />
1970<br />
1075<br />
1980<br />
1985<br />
1990<br />
1995<br />
2000<br />
2005<br />
Recycletes<br />
Papier<br />
Andere<br />
Fasern<br />
Zellstoff aus<br />
Holz
Waldwirtschaft<br />
Machtverhältnisse im deutschen Wald<br />
Dr. Lutz Fähser<br />
Dr. Lutz Fähser war bis<br />
2009 Leitender Forst -<br />
direktor des in Deutschland und international bekannten<br />
„Stadtwald Lübeck”. Seit mehr als 15 Jahren<br />
wird hier Wald auf rund 5000 Hektar naturnah genutzt.<br />
Das Lübecker Waldkonzept wurde mehrfach<br />
ausgezeichnet und ist von Naturland und FSC zertifiziert.<br />
Das hier entwickelte und angewandte „Prozess-<br />
Schutz-Konzept“ gilt als Pionier im Hinblick auf eine<br />
zugleich ökologische und ökonomische Wirtschaftsweise.<br />
Es gründet auf den Beschlüssen der internationalen<br />
Umweltkonferenz von Rio, speziell auf der<br />
Biodiversitätskonvention (CBD), der Walderklärung<br />
und der Agenda 21.<br />
Wie würden Sie den Zustand des deutschen<br />
Waldes beschreiben? Ist er „gesund” und sein<br />
Wachsen um eine Million Hektar in den letzten<br />
vier Jahrzehnten ein gutes Zeichen für mehr<br />
Naturschutz und Artenvielfalt?<br />
Der deutsche Wald ist im Wesentlichen ein menschengeformter<br />
Forst. „Urwälder“ mit ihrer kompletten na-<br />
türlichen Artenfülle gibt es nicht mehr. Die größere<br />
Fläche ist kein Indiz für bessere Qualität. Aber das<br />
gesellschaftlich gewachsene Bewusstsein hat bewirkt,<br />
dass in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr naturnähere<br />
Laubmischwälder angelegt wurden. Mehr<br />
Natur- und Artenschutz wurde flächenrelevant erst in<br />
den letzten Jahren mit dem Programm „Natura<br />
2000“ von der EU erzwungen. Der deutsche Wald ist<br />
durch künstliche Baumarten-Zusammensetzung, Immissionen,<br />
Zerschneidungen, Grundwasserveränderungen<br />
und Klimawandel nicht gesund, sondern<br />
permanent unter Anpassungsstress.<br />
Würden Sie die deutsche Forstwirtschaft als<br />
nachhaltig bezeichnen?<br />
Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet, dass die Wälder<br />
so behandelt werden, dass sie sich den jeweiligen<br />
Lebensbedingungen anpassen und sich immer wieder<br />
regenerieren können. Das ist zur Zeit nur auf etwa 20<br />
Prozent der Waldfläche der Fall. 80 Prozent der Wälder<br />
sind künstlich strukturierte Forste mit einem sehr<br />
geringen Vorrat an Bäumen/Holz (circa 50 Prozent der<br />
Menge des „Urwaldes“), die mit viel Aufwand gegen<br />
die natürlichen Prozesse durchgebracht werden.<br />
Deutschland zählt zu den wald -<br />
reichen Ländern innerhalb der EU.<br />
Knapp ein Drittel der Gesamtfläche<br />
ist mit Wald bedeckt. Und die Fläche<br />
wird jährlich größer. In den letzten<br />
40 Jahren nahm sie um rund eine<br />
Million Hektar zu. Wie gut ist dieser<br />
Wald – für Tiere, Pflanzen, Arten -<br />
vielfalt?<br />
<strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine<br />
Sommer-Guist fragt Dr. Lutz Fähser,<br />
einen Experten für Wald und Nachhaltigkeit.<br />
Außerdem wird zur Zeit der jährliche Holzzuwachs<br />
fast völlig genutzt, so dass die Forste weit weg sind<br />
von einer nachhaltigen, naturnahen Waldentwicklung.<br />
Kann Forstwirtschaft der Natur und der Wirtschaft<br />
gleichzeitig gerecht werden?<br />
Forstwirtschaft bedeutet unvermeidbar Störung und<br />
Schwächung der (Wald-)Natur. Es kommt darauf an,<br />
die gesellschaftlichen Forderungen an den Wald und<br />
die technischen Eingriffe so zu gestalten, dass die<br />
Strukturen und Lebensvorgänge der natürlichen Wald-<br />
Ökosysteme nicht wesentlich gestört werden. Die Gesellschaft<br />
muss ihre Anforderungen also qualitativ<br />
und quantitativ auf das von Wäldern natürlich Leistbare<br />
anpassen (Suffizienz). Die Forstwirtschaft muss<br />
die Wirtschaftswälder nahe an die ursprünglichen<br />
naturnahen Waldgesellschaften heran entwickeln und<br />
die technischen Maßnahmen so gestalten, dass sie<br />
ein Minimum an (Zer-)Störungen bewirken (Vorsorge-<br />
Prinzip). Dann kann Ur-Produktion funktionieren,<br />
wenn die Natur beinahe ungestört den Produktionsprozess<br />
selbst gestaltet, was übrigens auch ökonomisch<br />
durch Kostenminimierung vorteilhaft ist. In<br />
Deutschland wurde so ein Konzept der „Naturnahen<br />
24 FF www.forestfinance.de<br />
Foto: Jennifer Scheffler/pixelio
Waldnutzung“ 1994 im Stadtwald von Lübeck begonnen,<br />
das sich seitdem sehr bewährt hat. Die beiden<br />
ökologisch-sozialen Zertifikate für Wälder, „Naturland“<br />
und „Forest Stewardship Council“ (FSC) , fußen<br />
auf diesen Prinzipien. Etwa fünf Prozent der deutschen<br />
Waldfläche ist in dieser Weise zertifiziert. Die<br />
Umweltverbände Greenpeace, BUND, NABU, WWF<br />
und Robin Wood fordern diese Wirtschaftsweise von<br />
den öffentlichen Waldbesitzern.<br />
Was muss sich in Deutschland ändern, um Forstwirtschaft<br />
und Biodiversität unter einen Hut zu<br />
bringen?<br />
Biodiversität an sich hat ökologisch keinen funktionalen<br />
Wert. Ein botanischer Garten ist sicher höchst biodivers,<br />
ist aber kein funktionierendes, selbständig<br />
lebensfähiges Ökosystem. Biodiversität in der Forstwirtschaft<br />
muss also diejenige Ausstattung mit Tierund<br />
Pflanzenarten sein, die typisch ist für die natürliche<br />
Waldgesellschaft, die sich auf dem jeweiligen Erdboden<br />
und mit dem dortigen Klima ohne Veränderung<br />
durch Menschen gebildet hätte. Diese Ausstattung ist<br />
das Ergebnis langer Auswahl- und Optimierungsprozesse<br />
in der Evolution. In diesem Sinne kann Forstwirtschaft<br />
durch naturnahes nachhaltig orientiertes<br />
Handeln bzw. Unterlassen (Minimum-Prinzip) mit den<br />
heimischen Baumarten langfristig zu der natürlichen<br />
und damit funktionalen Biodiversität zurückkehren.<br />
Was kann jeder einzelne von uns tun, um den<br />
Wald in Deutschland sowie seine Bewohner zu<br />
schützen?<br />
Forstwirtschaft ist in Deutschland im Wesentlichen<br />
durch die politischen Kräfte in den Staatswäldern und<br />
durch die kommerzielle Nachfrage nach Holz bestimmt.<br />
Als Korrektiv und Stimme für die Natur treten Aktionen<br />
der Umweltverbände hinzu. Jeder Einzelne kann<br />
diese drei großen Machtfaktoren beeinflussen. Wald<br />
und Biodiversität werden von ökologisch ausgerichteten<br />
politischen Parteien gefördert. Der schnellste Einfluss<br />
geschieht durch Regierungswechsel, der direkt<br />
auf die staatliche Forstwirtschaft durchschlägt. Aktu -<br />
elle Beispiele finden wir in Baden-Württemberg und<br />
Rheinland-Pfalz, wo die Beteiligung der B'90/Grünen<br />
an den neuen Regierungen gerade zu Neu-Konzepten<br />
und zur ökologisch-sozialen Zertifizierung der Staatswälder<br />
führt. Aber auch die Nachfrage nach Holzprodukten<br />
kann von uns Einzelnen beeinflusst werden.<br />
Wir sollten zum Beispiel den Verbrauch von Papier<br />
und Brennholz (CO ² -Emission) reduzieren und nur<br />
Naturland- oder FSC-zertifizierte Produkte kaufen.<br />
Schließlich brauchen die Umweltverbände mehr<br />
Unterstützung – finanziell und personell. Sie setzen<br />
sich unermüdlich für uns alle ein, auch für die sprachlose<br />
Natur, ehrenamtlich und gegen die etablierten<br />
Gewalten, die nicht selten im eigenen Interesse und<br />
nicht im Interesse eines nachhaltigen würdigen Lebens<br />
von Menschen und Natur handeln.<br />
Foto: Renate Tröße/pixelio<br />
ForestFinance- Buchenwaldreservat<br />
„Wilde Buche” – ein „Ausgewählter Ort”<br />
ForestFinance schützt schon heute den Urwald von morgen – auch in Deutschland,<br />
denn hier sind nicht nur Wildkatze und Schwarzstorch zuhause: Deutschlands letzte<br />
Buchenwälder beherbergen eine ganze Reihe bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Anfang<br />
2011 riefen ForestFinance und B.A.U.M. e. V. daher ein Schutzprojekt für das Waldreservat<br />
„Wilde Buche“ in Hümmel/Rheinland-Pfalz ins Leben. Gemeinsam bieten die<br />
Projektpartner engagierten Unternehmen die Möglichkeit, sich für den Erhalt dieses<br />
besonders alten und seltenen Buchenbestands in Deutschland einzusetzen, das von<br />
unschätzbarem Wert für die heimische Artenvielfalt ist.<br />
Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190 Jahre alten<br />
Buchen. Es gilt als eines der wenigen seiner Art in Deutschland, denn vor allem<br />
Buchenwälder mit derart alten Beständen haben mit unter einem Prozent nur noch<br />
einen extrem geringen Anteil an der Waldfläche Deutschlands. Durch die Speicherung<br />
und Fixierung von CO 2 im Holz der Bäume sowie im Waldboden, leistet das Reservat<br />
„Wilde Buche“ über Biodiversitäts- und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag<br />
zum Klimaschutz.<br />
Ein uriges Stück Deutschland<br />
Seit vielen Jahren ist die Gemeinde Hümmel darauf bedacht, den Wald konsequent<br />
zu schützen und setzt auch bei den benachbarten bewirtschafteten Flächen seit jeher<br />
auf beispielhafte und besonders schonende Methoden für Boden und Bäume. So<br />
werden Pferdezüge eingesetzt, um Bäume aus dem Wald zu schaffen und somit den<br />
Boden zu schonen. Der Verzicht auf schwere Erntemaschinen ist selbstverständlich.<br />
Rückenwind erhielt das Projekt auch von Greenpeace, dem Bund für Umwelt und<br />
Naturschutz (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem Forum Umwelt<br />
und Entwicklung: Anlässlich der Berliner Messe „Grüne Woche“ forderten diese<br />
vier großen Umweltverbände nachdrücklich den langfristigen Schutz deutscher<br />
Buchenwaldbestände. Dies soll die Grundlage für eine Umsetzung der 2007 von der<br />
Bundesregierung beschlossenen „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“<br />
sein. Bereits Mitte 2011 wurden fünf deutsche Buchenwaldgebiete von der UNESCO mit<br />
dem Weltnaturerbe-Status versehen.<br />
Ausgezeichnet!<br />
Zu Beginn des Jahres <strong>2012</strong> wurde das Projekt Waldreservat<br />
„Wilde Buche“ von einer unabhängigen Jury aus<br />
über 2000 Bewerbungen als einer der herausragenden<br />
„365 Orte im Land der Ideen“ im Deutschland-Wettbewerb<br />
ausgezeichnet. „Wilde Buche“ ist damit einer<br />
von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Initiative<br />
„Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft<br />
des Bundespräsidenten prämiert werden Die<br />
Preisverleihung findet am 13. Juni <strong>2012</strong> in der Gemeinde<br />
Hümmel statt.<br />
Wenn auch Sie uralten Buchenwald<br />
schützen wollen – für Ihr Unternehmen<br />
und eine bessere Zukunft – finden Sie<br />
alle nötigen Informationen und Möglichkeiten<br />
dazu auf www.wildebuche.de<br />
Waldwirtschaft<br />
www.forestfinance.de FF 25
Reportage<br />
Durchs wilde Tadschikistan<br />
Andreas Schnall leitet die ForestFinance-Forstabteilung. Der studierte Forstwirt ist aber mehr als Bayer,<br />
Baumfreund und Waldmensch – er ist ein Abenteurer und Bergsteiger. So genießt er seine Auslandsaufenthalte,<br />
bei denen er für ForestFinance Wälder rund um den Globus besucht, und lebt diese Leidenschaft auch in seiner<br />
Freizeit. Natürlich interessierte ihn da ein Waldprojekt in Tadschikistan, einer Region, die noch frei von Touristen<br />
ist. Für <strong>ForestFinest</strong> schreibt er darüber eine Reportage. Authentisch, abenteuerlich und mächtig interessant.<br />
Ben Neusel in den Ishkashim Bergen (links). Der ehemalige ForestFinance-Mitarbeiter lud Andreas Schnall nach Tadschikistan ein, um ihm die Berge und „sein Waldprojekt“<br />
zu zeigen. Die Mitarbeiter des Joint Forest Management-Projekts (Mitte), das von internationalen Entwicklungshilfeorganisationen gefördert wird, pflanzen in den<br />
Bergen der Region Pamir Bäume, um den hier lebenden Menschen ein besseres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.<br />
Am 20.08.2011 ging der Flieger von Frankfurt<br />
am Main nach Duschanbe. Wohin bitte?<br />
Diese Frage stellte ich mir vor gar nicht<br />
zu langer Zeit auch noch. Nun weiß ich mehr.<br />
Aber kurz mal die Uhr zurückgedreht und<br />
die Frage „Warum Tadschikistan?“ beantwortet.<br />
Ben Neusel, ein ehemaliger Forest Finan<br />
ce-Mitarbeiter, ist seit 2010 in Khorog,<br />
Tadschikistan, wo er als Förster im CIM Programm<br />
(Centrum für internationale Migration<br />
und Entwicklung) tätig ist. Er brachte<br />
mich auf die Idee, meinen Urlaub in diesem<br />
weitgehend unbekannten Teil der Erde<br />
zu verbringen und das Hochgebirgs-Land<br />
angrenzend an China, Usbekistan, Kirgistan<br />
und Afghanistan zu bereisen. Wir<br />
planten, einen Berg zu besteigen und Ben<br />
wollte mir das Aufforstungsprojekt in der<br />
Provinz Badakhshan zeigen. Das interessierte<br />
mich sehr. Denn es verfolgt einen ähn-<br />
lichen Ansatz wie ForestFinance – Misch wälder<br />
naturnah anzulegen. Nur können die<br />
Voraussetzungen für gleiche Projekte unterschiedlicher<br />
kaum sein! Die Forste in<br />
Panama liegen nah am Äquator und eine<br />
ganzjährige Vegetationsperiode sowie Temperaturen<br />
von meist über 27 Grad Celsius ermöglichen<br />
ein kontinuierliches Wachstum.<br />
Tadschikistan hingegen hat im Sommer<br />
Temperaturen von über 40 Grad und im<br />
Winter kann das Quecksilber auch unter minus<br />
30 fallen. Niederschläge gibt es kaum<br />
und die steinkarge Landschaft ist das krasse<br />
Gegenteil zu der immergrünen Tropenvegetation<br />
Panamas.<br />
Als ich nach sechs Stunden Flug in Dusch -<br />
anbe, der Hauptstad Tadschikistans, landete,<br />
begrüßten mich heiße 42 Grad. Die Fahrt<br />
nach Khorog, meinem eigentlichen Ziel,<br />
stellte sich nicht nur wegen der Hitze als<br />
kleines Abenteuer heraus. 508 Kilometer la-<br />
gen vor mir, für die man laut Bens Auskunft<br />
auch schon mal zwei Tage brauchen kann.<br />
Glücklicherweise fand ich eine Mitfahrgelegenheit<br />
und so saß ich bald in einem voll<br />
bepackten Jeep. Jeeps sind die Busse Tadschikistans<br />
und wichtigstes Transportmittel<br />
für Touristen, um über die holprigen<br />
Straßen zu fahren. Schätzungsweise kommen<br />
jedes Jahr 2 000 Touristen ins Land –<br />
größtenteils abenteuerlustige Individualreisende<br />
sowie Bergsteiger und Rucksacktouristen.<br />
Das Forstkonzept im Meer von Steinen<br />
Die Waldflächen des „Joint Forest Management<br />
– A multidimensional approach for sustainable<br />
rehabilitation of forests“ (JFM) befinden<br />
sich in der Bergregion Pamir und<br />
werden gemeinsam von der Forstberhörde<br />
und der lokalen Bevölkerung bewirtschaftet.<br />
Das Projekt „Nachhaltige Nutzung<br />
26 FF www.forestfinance.de
natürlicher Resourcen in Gorno-Badakhshan“<br />
wird von einheimischen Förs tern in Zusammenarbeit<br />
mit Fachkräften der GIZ<br />
(Deutsche Gesellschaft für internationale<br />
Zusammenarbeit GmbH) im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung, des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit sowie des<br />
CIM Programms geleitet. Ein wichtiger<br />
Grundsatz ist, Vertrauen bei der lokalen Bevölkerung<br />
aufzubauen, um die Nachhaltigkeit<br />
zu gewährleisten. Es werden Nutzungsrechte<br />
in Kombination mit individuellen<br />
Bewirtschaftungsplänen an die lokalen<br />
Bauern vergeben. Sogenannte Mobilizer<br />
leisten Überzeugungsarbeit bei der Bevöl-<br />
kerung, besuchen regelmäßig die Projektteilnehmer<br />
und schulen die Bauern in den<br />
Belangen nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />
Ein wichtiger Punkt bei diesem Auffors -<br />
tungs projekt ist die Wasserversorgung. Es<br />
bestimmt das Wachstum und ist ein rares<br />
Gut. Denn Niederschlag fällt fast nur im<br />
Winter. Standorte mit guter Grundwasserversorgung<br />
kommen mit den geringen Niederschlägen<br />
zurecht. Schwieriger haben es<br />
Gebiete, die weiter von den Fluss läufen<br />
entfernt sind. Dennoch werden auch diese<br />
Flächen bewaldet, indem Wasser aus natürlichen,<br />
ganzjährigen Schmelzwasserflüssen<br />
in Kanäle umgeleitet wird, um die Bewässerung<br />
sicherzustellen.<br />
Diese Technik wird hierzulande seit hunderten<br />
von Jahren genutzt, um landwirtschaftlich<br />
nutzbare Flächen zu erschließen.<br />
Das tradierte System zur Anlage und Pflege<br />
dieser Kanäle ging aber leider während<br />
der Sowjetzeit weitgehend verloren und viele<br />
Kanäle sind in marodem Zustand. Das Projekt<br />
unterstützt die Wiederinstandsetzung<br />
von Kanälen. Finanzielle Subventionen spielen<br />
dabei jedoch eine zweitrangige Rolle.<br />
Vielmehr wird darauf hingearbeitet, dass die<br />
Bevölkerung selbst die Kanäle baut und wartet.<br />
Nur so kann eine neu geschaffene Infrastruktur<br />
über die Projektdauer hinaus erhalten<br />
bleiben.<br />
Durch die Pflanzung von nachhaltig bewirt<br />
schafteten Wäldern soll der Waldanteil,<br />
derzeit bei unter zwei Prozent, wieder angehoben<br />
werden. Holz und Biomasse sind<br />
für die ländliche Bevölkerung, neben dem<br />
Trocknen von tierischen Exkrementen, die<br />
wichtigste Energiequelle. Alte Aufzeich-<br />
So sieht die SavingBooks-Anpflanzung in den tadschikischen Bergen aus (links). Über Kanäle (rechts) werden<br />
die Bäume bewässert. Fotos: Andreas Schnall<br />
nungen belegen, dass vor circa 100 Jahren<br />
das Land noch zu 25 Prozent mit Wald bedeckt<br />
war. Zum Vergleich: in Deutschland<br />
sind es 30 Prozent. Hauptgrund für die Abholzung<br />
war der vermehrte Baumwollanbau.<br />
Mit 439 Beteiligten implementierte das<br />
Projekt bisher 1900 Hektar unter JFM. Dabei<br />
erhält jeder Waldnutzer/-Pächter für 20<br />
Jahre das Recht, den Wald auf seiner Fläche<br />
nachhaltig zu nutzen und verpflichtet sich<br />
einen festgeschriebenen Anteil erzielter<br />
Einnahmen an die Forstbehörde abzugeben.<br />
Er geht zugleich die Verpflichtung ein, degradierte<br />
Flächen aufzuforsten und den<br />
Wald vor Vieh und illegalem Brenn holzeinschlag<br />
zu schützen. Inzwischen ist der Ansatz<br />
von Waldnutzern und Forstbehörde akzeptiert<br />
und wird immer selbstständiger<br />
von der Forstbehörde durchgeführt. Auf<br />
völlig degradierten Flächen kommt der<br />
Sparbuchansatz (SavingsBookApproach)<br />
pilotweise zum Einsatz. Der Pächter/Waldnutzer<br />
verpflichtet sich, die Fläche schrittweise<br />
aufzuforsten, kann dort aber nicht wie<br />
beim JFM sofort Einnahmen aus nachhaltiger<br />
Waldwirtschaft erzielen. Um diesen<br />
Zeitraum zu überbrücken, bekommt er<br />
Zahlungen auf ein persönliches Sparbuch<br />
gutgeschrieben. Über diese kann er erst<br />
dann verfügen, wenn er im folgenden Jahr<br />
belegt, dass seine Pflanzarbeit nachhaltig erfolgreich<br />
war.<br />
Land und Leute<br />
Die Lebensweise der Pamiri hat mich beeindruckt.<br />
Trotz einfacher Verhältnisse sind<br />
die Menschen sehr gastfreundlich. Ich durfte<br />
immer den besten Schlafplatz beziehen<br />
und wurde reichlich mit Tee, Brot, Butter und<br />
Obst bewirtet. Spannend war ein Besuch der<br />
Zentralasiatischen Universität in Khorog. Nicole<br />
Angermann, die hier Deutsch lehrt,<br />
lud mich zu einer Unterrichtsstunde zum<br />
Thema Dialekte ein. Der Bitte, meinen bayrischen<br />
Ursprung in Khorog sprachlich unter<br />
Beweis zu stellen, kam ich natürlich<br />
gerne nach. Die Studenten sind ausgebildete<br />
Lehrer und gehen mit den neu erlernten<br />
Kenntnissen zurück in ihre Dörfer oder<br />
qualifizieren sich damit für ein Studium in<br />
Deutschland .<br />
Schon wieder Wasser …<br />
Wasser ist in diesem Land extrem selten und<br />
wichtig. Das wurde mir auf der Rückfahrt<br />
nach Duschanbe wieder bewusst. Ein Steinrutsch<br />
blockierte die Fahrbahn, und meine<br />
Weiterfahrt verzögerte sich um etwa drei<br />
Stunden. Bei sengender Hitze hatten wir Reisenden<br />
kaum Wasser. Erst am nächsten<br />
Grenzposten wurde eine Wasserflasche<br />
aufgefüllt und machte ganz selbstverständlich<br />
im Auto für alle die Runde. Das<br />
Wenige mit vielen teilen, vieles für viele besser<br />
machen – ich glaube, das ist das, was ich<br />
in diesem Land kennen und am meisten<br />
schätzen gelernt habe.<br />
Die Region Tadschikistan hat unseren Autor Andreas<br />
Schnall so fasziniert, dass er eine Expedition ins<br />
benachbarte Afghanistan plant – inklusive Bergsteigen<br />
und Paragliden. Mehr dazu finden Sie auf<br />
http://wakhanexpedition<strong>2012</strong>.jimdo.com<br />
www.forestfinance.de FF 27<br />
Reportage
Forest Finance<br />
Waldfonds: PureForest der Erste<br />
Was lange währt, wird richtig gut. ForestFinance erweitert im Laufe des Jahres die Produktpalette um einen<br />
Waldfonds. Mit „PureForest I” bleiben wir unseren Wurzeln treu und schaffen gemeinsam mit unserem Partner,<br />
dem Emissionshaus „Pure Blue”. Ein Finanz-Produkt, das Maßstäbe für Transparenz und Verbraucherschutz<br />
im Fondsbereich setzen soll: Neben der Prospektgenehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienst -<br />
leistungen (BaFin) wird auch der strenge Prospektierungsstandard des IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer)<br />
eingehalten. Und dies kombiniert mit nachhaltig ökologischer Forstwirtschaft. Hier die Eckdaten.<br />
Mit der Markteinführung des „PureForest I“-<br />
Fonds erweitert ForestFinance das Ange bots-<br />
Portfolio um ein genehmigtes und zertifiziertes<br />
Fondsprodukt. Knapp 10000 Kunden<br />
haben sich in den vergangenen Jahren bereits<br />
für die ForestFinance Direktinvestments<br />
in Panama und Vietnam entschieden.<br />
Immer wieder wurde die Anfrage an das Unternehmen<br />
gestellt, ein Fondsprodukt anzubieten.<br />
Wir halten die ForestFinance Direktinvestment-Produkte<br />
nach wie vor für „charmant“<br />
und für den einzelnen Investor klar<br />
und gut nachvollziehbar. Dennoch sind<br />
Fonds eingeführte Finanzprodukte und gerade<br />
hier gibt es aus unserer Sicht am deutschen<br />
Markt wenige bis kein ökologischnachhaltiges<br />
Waldfonds-Produkt. Denn nahezu<br />
alle bestehenden Fonds-Angebote haben<br />
mit nachhaltiger Forstwirtschaft nichts<br />
zu tun, erhalten meist nicht einmal eine FSC-<br />
Zertifizierung. Dem möchte ForestFinance etwas<br />
Beispielhaftes entgegensetzen.<br />
Neben der forstlichen Qualifikation wird<br />
ein Partner für den Fondsvertrieb und die<br />
Prospektierung benötigt. Denn in Deutschland<br />
sind nur solche Fondsprodukte zugelassen,<br />
die die Überprüfung durch die Ba-<br />
Fin (Bundesanstalt für Finanzdienstlei-<br />
stungsaufsicht) passieren. Diese Partnersuche<br />
erwies sich in den vergangenen Jahren<br />
als äußerst schwierig. Bestehende Anbieter,<br />
ihre ökologischen Konzepte und<br />
wirtschaftlichen Vorgehensweisen – auch<br />
zum Beispiel Vertriebskosten – waren einfach<br />
nicht mit der ForestFinance Philosophie<br />
in Übereinstimmung zu bringen.<br />
Pure Blue ergänzt das Forstkonzept<br />
Mit „Pure Blue“ wurde nun ein Wunschpartner<br />
gefunden, der das nachhaltige Forstkonzept<br />
von ForestFinance perfekt ergänzt:<br />
Die Zielsetzung von „Pure Blue“ unterscheidet<br />
sich von allen anderen Angeboten durch<br />
die Gleichschaltung von Anleger- und Investoren-Interessen.<br />
Der Fonds Manager erhält<br />
während der Laufzeit lediglich eine kostendeckende<br />
Vergütung. Er gewinnt jedoch<br />
erst, nachdem die Anleger mindestens acht<br />
Prozent Rendite erreicht haben.<br />
Hinter PureForest steckt uneingeschränkt<br />
die ForestFinance Philosophie mit allen qualitativen<br />
Merkmalen der bekannten Produkte.<br />
Das gesamte Forstkonzept, die Durchführung<br />
und Vermarktung der Ernte verantwortet<br />
ForestFinance, während Pure Blue<br />
den Fondsprospekt auflegt und den Vertrieb<br />
organisiert.<br />
Nur 14 Jahre Laufzeit –<br />
schnelle Rückflüsse!<br />
PureForest I wird eine circa 400 Hektar<br />
große Teakplantage in Panama, Chiriqui erwerben,<br />
auf der bereits Teak-Monokultur aufgeforstet<br />
wurde. Die Bäume sind heute bereits<br />
zwischen fünf und 17 Jahre alt. Dadurch<br />
ergibt sich im Bereich der Laufzeit ein herausragender<br />
Wettbewerbsvorteil: Der Verkauf<br />
der ältesten Bäume kann bereits 2016<br />
erfolgen. Somit kommt es nach vier Jahren<br />
bereits zu deutlich früheren Rückflüssen<br />
als bei vergleichbaren Investitionen in Edelhölzer.<br />
Monokultur bei ForestFinance – passt<br />
das zusammen? Ja, denn im Gesellschaftsvertrag<br />
ist ein nachhaltiger Forstplan verankert.<br />
Demnach findet neben der Bewirtschaftung<br />
und Ernte des Teakholzes zunächst<br />
eine natürliche, nährstoffanreichernde Rekultivierung<br />
des Bodens durch Akazienbäume<br />
statt. Im Anschluss wird eine nachhaltige,<br />
artenreiche Mischwaldaufforstung<br />
für tropische einheimische Edelhölzer umgesetzt,<br />
die eine hohe Umweltrendite verspricht.<br />
Am Ende verbleibt also ein typischer<br />
ForestFinance Mischwald. Kein Kahlschlag<br />
und keine gerodeten Flächen.<br />
28 FF www.forestfinance.de
Das Finanz-Produkt für<br />
Menschen, die dreifach<br />
attraktiven Ertrag suchen:<br />
ökonomisch, ökologisch<br />
und sozial.<br />
Die Eckdaten von PureForest I:<br />
• Geplante Laufzeit: 14 Jahre mit<br />
Verlängerungsoption<br />
• Das vorläufige Fonds Volumen<br />
beträgt 8,2 Mio. Euro<br />
• Erwartete Rendite bis<br />
10 Prozent<br />
• Sicherheit durch 100 Prozent<br />
Eigenkapitalfinanzierung<br />
• Rückkaufgarantie für den Forst<br />
nach Ablauf der Fondslaufzeit<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />
Vertragsunterlagen erhalten Sie<br />
hier: Forest Finance Service GmbH,<br />
Olaf van Meegen, Eifelstraße 20,<br />
53119 Bonn.<br />
Oder schicken Sie eine E-Mail an:<br />
olaf.vanmeegen@forestfinance.de<br />
Stichwort: PureForest<br />
ForestFinance-Forstingenieur Roger Almengor González (re) diskutiert mit Carsten Dujesiefken, Pure<br />
Blue-Geschäftsführer, bei dessen Vor-Ort-Besuch im Februar in Panama. Foto: Jan Fockele<br />
Die Pure Blue GmbH ist ein Anbieter von innovativen Investmentprodukten mit Sitz<br />
in Hamburg. Die beiden Gründer und Geschäftsführer Carsten Dujesiefken und<br />
Richard Focken verfügen über langjährige Erfahrung im Finanzsektor und bieten<br />
interessierten Anlegern ausschließlich Anlageprodukte, die auf nachhaltigen<br />
Geschäftsideen basieren. Darüber hinaus unterscheidet sich Pure Blue von anderen<br />
Anbietern durch maximale Transparenz und echte Risikoteilung. Pure Blue profitiert<br />
erst dann, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen ist. Über die kostendeckende<br />
Vergütung während der Laufzeit hinaus, erzielt das Unternehmen nur<br />
dann einen Gewinn, wenn die Investoren bereits eine Rendite erzielt haben. Forest-<br />
Finance hat eine kleine Minderheitenbeteiligung an PureBlue erworben, um auch<br />
so die strategische Verbundenheit zu unserem neuen Partner zu bekunden.<br />
www.pure-blue.de<br />
Auf der Website finden Sie einen Blog von<br />
Carsten Dujesiefken, der die ForestFinance<br />
Wälder in Panama besucht und seine Eindrücke<br />
niedergeschrieben hat.<br />
Forest Finance<br />
www.forestfinance.de FF 29
Forest Finance<br />
Feld- und Waldenergie:<br />
Kann gut, grün nachhaltig sein<br />
Energieholz wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Bereits<br />
heute ist es nach Erdöl und Erdgas der drittwichtigste Rohstoff der Erde.<br />
Diese Entwicklung birgt Risiken für den Wald und die Umwelt aber auch<br />
Chancen. ForestFinance erarbeitet ein nachhaltiges Bewirtschaftungs -<br />
konzept für Kurzumtriebsplantagen – viele Bäume, die doch kein Wald sind.<br />
Für Investoren in Energieholz ist der „Wald:Energie I” die richtige Wahl.<br />
Energieholz kann ein Baustein in der Zukunft<br />
nachhaltiger Energieerzeugung sein.<br />
Denn es ist im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen<br />
nahezu klimaneutral – allerdings<br />
nur dann, wenn nicht erst Wald gerodet wird,<br />
um Platz für Energieholzplantagen zu schaffen.<br />
Nur wenn Energieforste nachhaltig in<br />
Mischkultur bewirtschaftet werden, sind<br />
sie eine nachhaltige „Energiequelle“, und tragen<br />
auch noch zum Erosions- und Wasserschutz<br />
bei. (Wir berichteten in <strong>ForestFinest</strong><br />
2/2011 ausführlich zum Thema Biomasse.)<br />
Laut der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation<br />
der Vereinten Nationen)<br />
wurden 2010 ca. 1 860 Millionen Kubikmeter<br />
Energieholz produziert. Dabei<br />
steigt der Energieholzbedarf weltweit rasant<br />
und führt dazu, dass allerortens neue Plantagen<br />
aus dem Boden schießen. Meist handelt<br />
es sich dabei um ökologisch fragwürdige<br />
Monokulturen, die zudem dem Boden extrem<br />
viel Wasser entziehen. So entsteht kein<br />
Wald, sondern Wüste.<br />
Die Vorteile der Biomasse Holz<br />
Holz ist viel mehr als Biomasse: Die Bäume<br />
binden CO 2 und filtern Feinstaub aus der Luft.<br />
Sie verbessern das lokale Klima und – immer<br />
vorausgesetzt, die Forste werden ökologisch<br />
bewirtschaftet – fördern sie die Humusbildung<br />
und erhöhen die Grundwasserqualität.<br />
Für Investoren in Biomasse ist zudem interessant,<br />
dass die bereits heute hohe Nachfrage<br />
zu ansehnlichen Erträgen führt. Energie-<br />
Holz steigt seit Jahren im Preis, weil es<br />
grundlastfähig ist, hohe Vergütungen nach<br />
dem (EEG) erzielt, und weil immer mehr private<br />
Haushalte es nutzen.<br />
So kann es gehen<br />
ForestFinance bietet nun zusammen mit<br />
dem Unternehmen Wald:Energie die Chance,<br />
in ein deutsches Projekt zu investieren.<br />
Wald: Energie kauft Wald, Land und Boden<br />
und bewirtschaftet die Kurzumtriebsplantagen<br />
nach den Regeln des Bund für Umwelt<br />
und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Investoren<br />
können Laufzeiten bis zum Jahr 2025<br />
oder maximal 35 wählen und profitieren<br />
vom Verkauf des Rohstoffs Holz sowie von der<br />
Wertsteigerung des Bodens. Jedes zweite<br />
bis vierte Jahr wird Holz „gemäht“ und verkauft.<br />
Wald:Energie rechnet mit einer Rendite<br />
von im Schnitt ca. sieben Prozent jährlich bis<br />
2025 oder ca. neun Prozent bis 2035. Die<br />
Wertsteigerung des Bodens bringt zusätzliche<br />
Ausschüttungen. Wenn er nach der Liquidation<br />
verkauft wird, liegen diese 2025 voraussichtlich<br />
bei ca. 26 Prozent der Beteiligungssumme<br />
und 2035 sogar bei 80 Prozent.<br />
ForestFinance geht in diese Kooperation,<br />
weil Energieholz eine immer wichtigere Energiequelle<br />
wird. Das darf nicht zu Lasten der<br />
Umwelt gehen – auch hier wollen wir nachhaltige<br />
Anbaukonzepte umsetzen. Wald:Energie<br />
hat sich verpflichtet, die Erzeugung<br />
nach den Leitlinien des BUND durchzufüh -<br />
ren. Diese zeigen den Weg, wie das ökologisch<br />
sinnvoll gehen kann. Nur so können Bäume<br />
in Energie“wäldern“ ökologisch angebaut<br />
werden. Und auch so, dass der „richtige“ Wald<br />
keinen Schaden nimmt. Denn: Allein in der<br />
EU fehlen bis 2020 geschätzte 100 Millionen<br />
Kubikmeter Holz. Baut man es auf Feldern an,<br />
wächst es schneller als im Wald, kann für Energie<br />
sowie als Stammholz genutzt werden<br />
und hilft so den Wald zu entlasten und zu<br />
schützen.<br />
Junge Pappeln vor malerischem Hintergrund – ihre<br />
Existenz verdanken sie dem menschlichen Hunger<br />
nach Energie, nicht der Schönheit. Sie gehören zu den<br />
Bäumen, die auf den sogenannten Kurzumtriebsplantagen<br />
gepflanzt werden. Foto: Angelika Ströbel/pixelio<br />
Pelletproduktion und<br />
Inlandsbedarf in Deutschland<br />
Tonnen<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
2005 2007 2009 2011<br />
Prognose<br />
Der Verbrauch sowie die Produktion von Holzpellets<br />
steigen in Deutschland kontinuierlich. Deutschland<br />
ist europaweit der größte Pelletproduzent und<br />
könnte sogar noch mehr, aber die Holzpreise sind<br />
sehr hoch. Die Nachfrage nach dem Rohstoff Holz<br />
wird entsprechend auch in diesem Bereich stärker<br />
werden. Grafik: ForestFinance, Quelle: DEPV<br />
Vertragsunterlagen können Sie hier<br />
anfordern: info@forestfinance.de,<br />
Stichwort Wald:Energie.<br />
30 FF www.forestfinance.de<br />
2.000.000<br />
1.100.000<br />
600.000<br />
2.500.000<br />
1.600.000<br />
1.100.000<br />
2.700.000<br />
1.800.000<br />
1.400.000<br />
Kapazitäten Produktion Verbrauch
Die Leitlinie, die online jedem Interessierten<br />
zur Verfügung steht, umfasst 32 Seiten –<br />
und stellt Waldklimaprojekte-Typen ebenso<br />
vor wie Standards, die sie erfüllen sollten,<br />
um Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu<br />
werden.<br />
Investieren in Wald- und<br />
Klimaschutz – aber wie?<br />
„Bäume pflanzen, um das Klima zu schützen” – ein augenscheinlich<br />
einfacher Ansatz für Wald-Klimaprojekte und ein Appell, der sicherlich<br />
jedem schon einmal begegnet ist. Doch was steckt hinter diesen<br />
Projekten? Die gemeinsam von OroVerde und dem Global Nature Fund<br />
herausgegebenen Veröffentlichungen geben eine Orientierungshilfe für<br />
Unternehmen und private Investoren im Dschungel der verschiedenen<br />
Projekttypen und Qualitätsstandards. Dr. Elke Mannigel von OroVerde<br />
stellt sie Ihnen vor.<br />
Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel<br />
müssen zuallererst „vor der eigenen<br />
Haustür“ beginnen, das heißt eigene<br />
Treibhausgasemissionen müssen vermieden<br />
oder vermindert werden. Für alle<br />
Emis sionen, die (noch) nicht einzusparen<br />
sind, bietet sich darüber hinaus eine Kompensation<br />
durch die Unterstützung von<br />
Klimaschutzprojekten an. Hierbei gewinnen<br />
Projekte im Waldbereich immer mehr<br />
Relevanz. Waldklimaprojekte werden<br />
durch eine stetig zunehmende Anzahl von<br />
Unternehmen unterstützt, aber häufig<br />
mangelt es an Informationen über die<br />
kon kreten Auswirkungen der Aktivitäten<br />
in den jeweiligen Projektländern.<br />
Ein Überblick für mehr Durchblick<br />
Die Broschüre „Investieren in Waldklimaprojekte<br />
– Leitlinien für Unternehmen<br />
und private Investoren“ liefert einen<br />
Überblick über die verschiedenen Typen<br />
von Waldklimaprojekten, stellt den Kohlenstoffmarkt<br />
und die gängigen Standards<br />
vor und geht der Frage nach, welche<br />
Aspekte die Qualitätsstandards unbedingt<br />
beachten sollten. Dafür wurden die<br />
im deutschsprachigen Raum gängigen<br />
Standards analysiert und bewertet. Die<br />
Schlussfolgerungen der Leitlinien für<br />
Waldklimaprojekte beziehen sich auf drei<br />
Bereiche, die relevant sind und wichtige<br />
Kriterien für eine Qualitätsanalyse darstellen:<br />
1. Berechnungsmethoden der Emissionsbilanzen:<br />
wichtig sind hier anspruchsvolle<br />
Kriterien, ganzheitliche Risikovermeidungs-<br />
und Absicherungsstrategien;<br />
Forest Finance<br />
2. sozio-ökonomische Aspekte wie die Klä -<br />
rung von Land- und Nutzungsrechten,<br />
aktive Partizipationsmöglichkeiten und<br />
die kontinuierliche Überprüfung von<br />
deren Wirkungen; sowie<br />
3. ökologische Auswirkungen einschließlich<br />
einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
und Erhebungen zur Artenvielfalt.<br />
Hintergrund für die Erarbeitung der Leitlinien<br />
war eine Fallstudie zu einem aktuellen<br />
Projekt aus Paraguay, welches die Partnerorganisation<br />
„Fundación Moisés Ber -<br />
toni“ durchführte. Die Veröffentlichung<br />
„Chancen und Herausforderungen von<br />
Wald- und Klimaschutzprojekten – Ein<br />
Pio nierprojekt in Paraguay“ beschreibt<br />
an schaulich wie über 60000 Hektar<br />
Atlantischer Regenwald in Paraguay erfolgreich<br />
vor der Zerstörung bewahrt werden<br />
konnten. Dies geschah mit Hilfe einer<br />
methodischen Berechnungsgrundlage<br />
zur Kohlenstoffspeicherung des Regenwal<br />
des und un ter der Berücksichtigung<br />
wichtiger ökologischer, sozialer und sozio -<br />
ökonomischer Faktoren.<br />
Die Leitlinien und die Fallstudie sind<br />
Teil des Projekts „Klima- und Waldschutz<br />
für den privaten Sektor“, das OroVerde<br />
und der Global Nature Fund zusammen<br />
durchführen, und können auf den Homepages<br />
der beiden Organisationen kostenlos<br />
heruntergeladen werden:<br />
www.globalnature.org/waldklima und www.<br />
oroverde.de/projekte-national/wald-und-kli<br />
ma.html. Das Projekt wird vom Um weltbundesamt<br />
(UBA) und dem Bun desumweltministerium<br />
(BMU) gefördert.<br />
www.forestfinance.de FF 31
LandPartie<br />
Neue Rubrik – alte Spielregeln<br />
Wir haben der neuen Rubrik einen<br />
Namen gegeben, der auf den ersten<br />
Blick zu heimelig klingt – LandPartie.<br />
Das riecht nach Sonntagsausflug,<br />
-braten und bunten Wiesen. Aber<br />
hinter Landpartien verbirgt sich<br />
mehr: Geld, Macht und Einfluss. Es<br />
waren die gut Betuchten, die sich<br />
Freizeit und Ausflüge aufs Land<br />
leisten konnten. Und heute sind es<br />
die Reichen und Mächtigen, die mit<br />
Investitionen in Grund und Boden, ins<br />
Leben vieler Menschen eingreifen –<br />
und rücksichtslos damit spielen.<br />
Don José, seit 1995 Mitarbeiter bei ForestFinance, weihte im August 2010 den<br />
Naturlehrpfad auf der Finca Los Monos in Las Lajas, Chiriqui ein. Es gehört zur<br />
Firmenphilosophie das Interesse – und vielleicht darüber auch die Liebe – zum<br />
Land und Wald in den Menschen zu wecken und zu verstärken. Foto: Rafael Lau<br />
Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben. Je ärmer<br />
diese Menschen sind, desto rechtloser sind sie häufig – doch es sind<br />
keineswegs nur große internationale Rohstoffkonzerne, die sie ihrer<br />
Lebensgrundlagen berauben.<br />
Auch unter dem Deckmantel „grüner“ Inves titionen – wie zum<br />
Beispiel in Aufforstung – finden immer häufiger solche Vertreibungen<br />
statt (siehe Seite 33). Häufiger deswegen, weil Holz- und<br />
Palmölproduktion, aber auch der Handel mit CO 2-Verschmutzungszertifikaten<br />
zunehmend Profit versprechen und damit als Investition<br />
für Kapitalgruppen reizvoller werden.<br />
Fairplay bei ForestFinance<br />
ForestFinance hat von Anfang an auf das Risiko dieser Entwicklungen<br />
hingewiesen und verfolgt bewusst einen anderen Kurs, denn<br />
nur in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ist es möglich,<br />
langfristig und erfolgreich echten Wald mit ökologischem Mehrwert<br />
zu schaffen, der mehr ist als eine raschen Profit versprechende<br />
Schnellumtriebsplantage.<br />
Das fängt bei der Flächenauswahl an, die nicht nur von biologischen,<br />
klimatischen oder hydrologischen Fakten bestimmt wird,<br />
sondern auch von sozialen, hört dort aber noch lange nicht auf.<br />
Ebenso wichtig ist es, dass ForestFinance dazu beiträgt, die Arbeitsund<br />
Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern –<br />
durch die Schaffung langfristiger und sozial gesicher ter Arbeitsplätze,<br />
flankierende Sozialprogrammen und mit einer engen Einbindung<br />
der Bevölkerung.<br />
Die Menschen vor Ort leben von und mit dem Wald, den sie selbst<br />
erschaffen haben, identifizieren sich mit ihm und haben darum ein<br />
erhebliches Interesse daran, ihn zu schützen und zu bewahren. Dies<br />
ist ein in vielerlei Hinsicht wertvolles Gut, das mit Geld allein nicht<br />
aufgewogen werden kann. Doch auch Nachhaltigkeit hat ihren Preis<br />
– das gilt für Bio-Lebensmittel ebenso wie für Aufforstung.<br />
Waldinvestments zu Discountpreisen sind daher mit Vorsicht zu<br />
genießen – oder sollten zumindest zum Nachfragen anregen.<br />
ForestFinance lehnt es grundsätzlich ab, den Gewinn seiner Kunden<br />
durch die Ausbeutung von Zulieferern, Mitarbeitern oder der<br />
Natur zu erwirtschaften. Das hat seinen Preis – und den müssen<br />
nachhaltig denkende und handelnde Investoren auch zahlen.<br />
Für Land und Leute<br />
Rund 150 Menschen werden aktuell in ForestFinance Aufforstungsprojekten<br />
in Panama beschäftigt. Ein Großteil der Angestellten<br />
sind Angehörige der lokalen indigenen Bevölkerung (Ngöbe-Buglé).<br />
Die Gehälter und Arbeitsbedingungen der panamaischen<br />
Mitarbeiter liegen über dem gesetzlichen Mindestlohn. Neben den<br />
landesüblichen Sozialleistungen schließt ForestFinance für<br />
jeden Angestellten eine zusätzliche Unfall- sowie eine Lebensversicherung<br />
zur Absicherung der Familie ab. Ist ein Mitarbeiter in<br />
einer Notsituation, hilft ForestFinance mit Privatkrediten, die<br />
zinsfrei zurückgezahlt werden können. Das sichert den Menschen<br />
ihre Lebensgrundlage und damit langfristig auch das Land.<br />
32 FF www.forestfinance.de
Falsches Spiel beim Landkauf<br />
Wenn Menschen Bäumen weichen müssen<br />
Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben – auch unter dem Deckmantel „grüner“ Investitionen,<br />
wie zum Beispiel in Aufforstung. Ein solcher Fall ist der Landraub an tausenden Kleinbauern in Uganda.<br />
So schön und „Jenseits-von-Afrika“sieht es in Uganda am Mount Khadam aus. Foto: Ed Wright/en.wikipedia<br />
Mindestens 22500 Menschen wurden laut der Menschenrechtsorganisation Oxfam in<br />
Uganda gezwungen, ihr Land in den Provinzen Mubende und Kiboga zu verlassen, weil<br />
sie dem britischen Unternehmen New Forests Company (NFC) im Weg waren – ohne Entschädigung.<br />
„Niemand hat das Land freiwillig verlassen. Wir wurden alle vertrieben“, sagt<br />
einer der betroffenen Kleinbauern Oxfam. Wie viele andere hat er alles verloren: sein Haus,<br />
seine kleine Kaffee- und Bananenplantage, das regelmäßige Einkommen, mit dem er seine<br />
sechs Kinder ernährt hat. Da, wo früher sein Zuhause war, steht jetzt eine Pinien- und<br />
Eukalyptus-Plantage von monströsem Ausmaß. Entschieden hat darüber nicht er, sondern<br />
seine Regierung. Die Nationale Waldbehörde NFA erteilte dem ausländischen Unternehmen<br />
eine Lizenz zur Errichtung der Plantage, ohne die Bevölkerung in die Entscheidung mit<br />
einzubeziehen. Während sich das Unternehmen NFC mit seiner „sozial orientierten und<br />
zukunftsfähigen Forstwirtschaft“ schmückte, kam es in Uganda zu brutalen Übergriffen<br />
auf die Einwohner, die ihr Land nicht verlassen wollten.<br />
Geschichten wie diese gibt es viele. In Afrika, aber auch in Asien und Lateinamerika.<br />
Die Preisexplosion bei Lebensmitteln hat die Investition in Land lohnenswert gemacht.<br />
Die Leidtragenden sind immer jene, die ohnehin schon in Armut leben: Kleinbauern, Landlose,<br />
Nomade und Indigene. Den ausführlichen Bericht „Land and Power“ zum Thema Landnahme<br />
finden Sie auf der Website der Menschrechtsorganisation Oxfam unter<br />
www.forestfinance.de/go/land-and-power<br />
www.forestfinance.de FF 33<br />
Anzeige<br />
LandPartie
LandPartie<br />
Deutsche Bank gehört zu den „Hungermachern”<br />
Der aktuelle foodwatch-Report „Die<br />
Hungermacher“ beschäftigt sich mit der<br />
Spekulation mit Agrar-Rohstoffen. Sie<br />
finden ihn auf http://foodwatch.de<br />
Aus dem Leben gegriffen<br />
Hier erfahren Sie mehr über die Initiative, die<br />
sich für Land, Nahrungsmitel und Natur einsetzt,<br />
allerdings ausschließlich auf Englisch:<br />
www.landscapes.ecoagriculture.org<br />
„Josef Ackermann bricht sein<br />
Versprechen: Keine Entscheidung<br />
über den Ausstieg aus<br />
der Spekulation mit Nahrungsmitteln“<br />
– meldet foodwatch<br />
und fordert das Ende<br />
der Spekulationsgeschäfte.<br />
Der Deutsche Bank-Chef Josef<br />
Ackermann hatte ursprünglich<br />
mitgeteilt, bis Januar <strong>2012</strong><br />
über den Ausstieg aus der<br />
Nahrungsmittel-Spekulation<br />
zu entscheiden. Nun will er<br />
mehr Zeit: „Wir stehen erst<br />
am Anfang der von mir zugesagten<br />
Überprüfung unseres<br />
Geschäfts mit Agrar-Rohstoffen“,<br />
so Deutsche Bank-Chef<br />
Josef Ackermann in einem<br />
Brief an foodwatch. Per E-Mail<br />
Wenn Menschen, die<br />
rund um den Globus<br />
für Entwicklungszusam<br />
menarbeit und<br />
Umweltschutz Erfahrungen<br />
austauschen,<br />
entstehen Synergien,<br />
von denen alle profitieren.<br />
Die Initiative<br />
„Landscapes for People,<br />
Food and Nature“<br />
hat genau das vor. Sie<br />
wird von den Großen<br />
der Branche unterstützt<br />
– UNEP, FAO,<br />
Welt bank aber auch<br />
dem Earth Institute<br />
der Columbia Universität, dem Internationalen Zentrum für Bio-<br />
Lebensmittelforschung (ICROFS) sowie vielen anderen – und will<br />
einen Dialog fördern, um voneinander zu lernen und miteinander<br />
zu handeln. Die wichtigsten Themen dabei sind die ökologische<br />
und soziale Produktion von Lebensmitteln. Neu ist ein Blog,<br />
in dem Entwicklungshelfer von ihren Erfahrungen berichten. Es<br />
ist auch für Außenstehende sehr interessant von ihren Projekten,<br />
von fremden Ländern und Menschenleben zu lesen. Jeder Text<br />
bringt die Welt da draußen näher, weist auf Probleme und Lösungen<br />
hin, von denen in den landläufigen Medien wenig berichtet<br />
wird.<br />
teilte seine für Nachhaltigkeit zuständige Mitarbeiterin foodwatch<br />
mit, die Deutsche Bank werde nun „in den kommenden<br />
Monaten eine umfassende Studie zum Thema“ erarbeiten. Einen<br />
konkreten Zeitpunkt für die Entscheidung nannte sie nicht mehr.<br />
Das Versprechen gab die Deutsche Bank Mitte Oktober 2011,<br />
als Reaktion auf den foodwatch-Report „Die Hungermacher“.<br />
Darin dokumentiert foodwatch, dass die Spekulation mit Agrar-<br />
Rohstoffen die Nahrungsmittelpreise nach oben und Menschen<br />
in den Hunger treibt. Bis heute haben mehr als 60000 Menschen<br />
die Deutsche Bank daraufhin per E-Mail und per Post zum Ausstieg<br />
aufgefordert. „Während die Deutsche Bank angeblich prüft<br />
und Studien erarbeitet, sterben Menschen in den ärmsten Ländern<br />
an Hunger – auch wegen der Spekulationsgeschäfte der<br />
Deutschen Bank“, so Thilo Bode. Er forderte die Deutsche Bank<br />
auf, die Entscheidung nicht länger hinauszuzögern. „Die Tatsachen<br />
liegen auf dem Tisch, die Belege für die schädlichen Auswirkungen<br />
der Spekulation sind überwältigend. Josef Ackermann<br />
muss die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln jetzt<br />
unverzüglich stoppen!“<br />
Allmende – alte Weisheit, neue Idee<br />
Der Begriff ist nicht mehr ge -<br />
läu fig, das System, das dahinter<br />
steckt, leider auch nicht.<br />
Dabei könnte es – so die WirtschaftsnobelpreisträgeringElinor<br />
Ostrom – die Lösung vieler<br />
Probleme sein. Die Politikwissenschaftlerin<br />
ist überzeugt,<br />
dass bei einer gemeinsamen<br />
Nut zung von Gütern wirtschaft<br />
liches Wachstum weniger<br />
wird und dass das der Welt<br />
gut tun. Es überrascht, dass<br />
diese Frau aus den USA kommt.<br />
Aber geforscht hat sie dazu<br />
auch nicht in ihrer Heimat. Sie<br />
hat die Wirtschaftssysteme indigener Völker Lateinamerikas und<br />
Asiens untersucht, die sich Gebiete und Ressourcen teilen.<br />
Ostrom hat gezeigt, dass diese Wirtschaft effektiv und umweltfreundlich<br />
ist. Das wäre überall möglich. Die Menschen müssten<br />
nur lernen, sich über die gemeinsame Nutzung zu vertsändigen,<br />
sich auf Regeln zu einigen, sodass es nicht zu einer Übernutzung<br />
des Landes kommt. Mittlerweile gibt es viele Anhänger der Allmende,<br />
die davon überzeugt sind, dass sie eine intelligente Alternative<br />
zu aktuellen Systemen sein kann. Mehr dazu finden Sie<br />
auf www.commonsblog.de. Den von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen<br />
Report „Gemeingüter – Wohlstand durch Teilen” können<br />
Sie ebenfalls hier herunterladen.<br />
34 FF www.forestfinance.de
„Palmöl ist unser grünes Erdöl” Oder: Warum Orang-Utans für Europa sterben müssen<br />
Ursprünglich stammt die Ölpalme (lat.:<br />
Elaeis guineensis) aus Afrika. Dort gibt es<br />
natürliche Ölpalmenwälder mit einer Ausdehnung<br />
von bis zu 100 Hektar. In die amerikanischen<br />
und südostasiatischen Tro pen<br />
wurde sie dagegen erst vom Menschen<br />
gebracht und kultiviert. Und hier wird sie<br />
aufgrund der explosiven Nachfrage zum<br />
Problem: Wurden 2001 noch 25,6 Millionen<br />
Tonnen Palmöl produziert, wa ren es 2009<br />
schon 46 Millionen Tonnen – ein Anstieg<br />
von teilweise mehr als 15 Prozent pro Jahr.<br />
Indonesien liegt bei der Palmölproduktion<br />
mit 25400 Tonnen pro Jahr weit vorne<br />
(Stand 2011, Quelle: Index Mundi), gefolgt<br />
von Malaysia mit 18700 Tonnen. Erst weit<br />
dahinter rangiert Thailand mit 1450 Tonnen<br />
auf Platz drei. Indonesien und Malaysia<br />
machen damit 85 Prozent der Weltproduktion<br />
aus. Gleichzeitig sind diese Länder<br />
die Heimat von Elefanten, Tigern und<br />
Orang-Utans, die aufgrund ihres Habitatverlustes<br />
kurz vor dem Aussterben steht.<br />
Ebenso wenig profitieren die Menschen<br />
vor Ort von den Auslandsinvestitionen,<br />
statt dessen verdingen sie sich als Tagelöhner<br />
auf den Plantagen. Der immense Kahlschlag<br />
wurde von der FAO bestätigt, laut<br />
der zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen<br />
Hektar Palmölplantagen in Malaysia und<br />
über drei Millionen Hektar in Indonesien<br />
enstanden – mehr als die Hälfte davon auf<br />
Regenwaldflächen, die dem Palmölboom<br />
weichen mussten. Wagen sich die Menschenaffen<br />
dann auf die Palmölplantagen,<br />
die stehen, wo früher ihr Zuhause war, werden<br />
sie nicht selten erschossen oder verstümmelt.<br />
Wie BBC berichtete, wurden so<br />
alleine zwischen 2008 und 2009 über 750<br />
Orang-Utans in Indonesien getötet.<br />
Fast alles für Europa<br />
Während der Regenwald in Südostasien<br />
derart rasant schrumpft, geht der Raubbau<br />
an der Natur untedessen in Südamerika<br />
weiter. Vor allem Kolumbien holt mit<br />
neuen Palmölplantagen auf und wiederum<br />
fällt tropische Artenvielfalt dem<br />
Palmöldurst aus dem Westen zum Opfer.<br />
Über 90 Prozent des Palmöls wandern in<br />
die Europäische Union, allein die Firma<br />
Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen<br />
Palmöl im Jahr. Doch auch die Nachfrage<br />
aus China und Indien steigt rapide. „Palmöl<br />
ist unser grünes Erdöl“, brachte es der brasilianische<br />
Senator Flexa Ribeiro auf den<br />
Wachstumsrate der jährlichen Palmölproduktionen<br />
Kolumbien 14,9 %<br />
Thailand 12,58 %<br />
Ecuador 7,8 %<br />
Indonesien 7,63 %<br />
Papua Neuguinea 6,0 %<br />
Brasilien 3,77 %<br />
Malaysia 2,66 %<br />
Orang-Utan in dem Touristendorf Bukit Lawang in Nord Sumatra. Bald sind Orang-Utans vielleicht nur noch in<br />
Zoos zu finden – sie verlieren durch Palmölplantagen ihren Lebensraum. Foto: Tbachner/Wikipedia<br />
Punkt – ein Politiker, der in seinem eigenen<br />
Land Änderungen des Waldschutzgesetzes<br />
vorantrieb, die den Anbau der Ölpalme<br />
erleichtern sollen.<br />
Mit einem Marktanteil von 30 Prozent<br />
ist Palmöl noch vor Sojaöl das wichtigste<br />
Pflanzenöl der Welt. Palmöl ist billig – und<br />
es versteckt sich überall: in der Pizza, im<br />
Shampoo, in Kerzen, im Autotank. In Lebensmitteln<br />
muss es nicht einmal de kla riert<br />
werden. Die Borneo-Urang-Utan-Hilfe hat<br />
darum eine „Weiße Liste“ mit Herstellern<br />
und Produkten veröffentlicht, die ganz<br />
ohne Palmöl auskommen. Sie finden Sie<br />
unter http://weisse-liste-palmoel.npage.de<br />
Kolumbien wies 2011 die höchste Zuwachsrate bei<br />
der Palmölprodukltion auf – und ist damit auf Platz<br />
vier der Weltrangliste der Palmölproduzierenden Länder.<br />
Thailand rangiert da auf Platz zwei – bei den Zuwachsraten<br />
holen beide Länder aber mächtig auf und<br />
den Tabellenführer Indonesien vielleicht bald ein.<br />
Grafik: ForestFinance, Quelle: United States Department<br />
of Agriculture/Index Mundi<br />
www.forestfinance.de FF 35<br />
LandPartie
WFF – World of ForestFinance<br />
Foto: Petra Nyenhuis, Daniel Ho/fotilia<br />
Genau auf den Punkt 10000 …<br />
… haben wir noch nicht erreicht. Aber sehr, sehr bald.<br />
In dieser alten Bonner Fabrikhalle (links) fing alles an. Aber ohne Panama – und unser super Team in der Stadt und im Wald – wäre der Erfolg von ForestFinance nicht<br />
denkbar. So ist er aber wahr geworden: Wer in Deutschland in Regenwald investiert, tut der Natur und dem Klima was Gutes und kann sich auf Gewinne freuen. Unser<br />
10000ster Kunde kann sogar von jetzt auf gleich, von hier nach Panama. Zwei Wochen Urlaub und den eigenen Wald kennenlernen. Viel Glück!<br />
Momentan hat ForestFinance fast 9600 Kunden. Doch in diesem Jahr schon wird der 10000-ste Kunde einen<br />
Vertrag mit uns abschließen. Das wollen wir feiern! Mit einem Geschenk: Der 10000-ste Kunde gewinnt eine<br />
Reise nach Panama. Wir fliegen ihn oder sie für zwei Wochen aus, präsentieren die aufregende Stadt am Kanal,<br />
führen durch Regen- und Mangrovenwälder, ins Herz der Karibik – natürlich alles klimaneutral und spannend.<br />
Ach ja – und für die 9600 „Alt”kunden haben wir natürlich auch eine „Danke Schön”-Überraschung.<br />
1997 investierte Harry Assenmacher in sein<br />
eigenes zur privaten Altersvorsorge gedach<br />
tes Wäldchen in Panama. Er war von<br />
der Idee und Möglichkeit so begeistert,<br />
dass er in Bonn das Partnerbüro des panamaischen<br />
Forstunternehmens gründete.<br />
Das waren die Geburtsjahre von ForestFinance.<br />
2005 gründete Harry Assenmacher<br />
die Forest Finance Service GmbH und heutige<br />
ForestFinance Gruppe für nachhaltige<br />
Waldinvestments. Drei Jahre später übernahm<br />
die Gruppe den technischen Forstdienstleister,<br />
um auch in Feld und Wald konsequent<br />
auf Nachhaltigkeit zu setzen.<br />
Was als grüne Idee in Bonn begann, ist<br />
zu einem kleinen, gesunden, internationalen<br />
Unternehmen herangewachsen, das<br />
mehrere Investment-Produkte anbietet.<br />
Alle be ruhen auf ökologisch-nachhaltiger<br />
Waldwirtschaft und der Grundidee, dass<br />
ökologische Investments für alle Beteiligten<br />
– Natur und Mensch – profitabel sein<br />
können. Speziell mit dem BaumSparVertrag<br />
ist es gelungen, ein Investment zu entwickeln,<br />
das auch Anlegern mit kleinem<br />
Budget eine nachhaltige Investition mit<br />
lukrativer Rendite in einen ökologisch nachwachsenden<br />
Rohstoff ermöglicht. Dieses<br />
Angebot kam von Anfang an bei den Kunden<br />
sehr gut an.<br />
Kunden, Wachstum und Verantwortung<br />
Auf die Investment-Produkte der Forest-<br />
Finance Gruppe vertrauen inzwischen –<br />
allein in Deutschland – bald 10000 Kunden.<br />
Die Unternehmensgruppe verwaltete<br />
mittlerweile Forst investments im Wert<br />
von fast 45 Millionen Euro und managt<br />
über 14000 Hektar Forst und Kakao in<br />
Panama, Peru, Kolumbien und Vietnam.<br />
Der 10000-ste<br />
gewinnt<br />
2 Wochen<br />
Panama!<br />
Regenwald und<br />
Karibik inklusive<br />
Diesen Erfolg und das beeindruckend gesunde<br />
Wachstum wollen wir mit Ihnen,<br />
den Kunden, die das alles möglich gemacht<br />
haben, feiern. Wir verschenken an<br />
den 10000sten Neukunden eine Reise<br />
nach Panama, das Land, in dem die ersten<br />
Bäume für deutsche Investoren gepflanzt<br />
wurden und die zu richtig großen<br />
Wäldern herangewachsen sind. Sie werden<br />
die Baumschulen sehen, die Fincas<br />
besuchen, in denen die jungen Bäume<br />
stehen und durch Regenwäldern wandern,<br />
die wir in Panama schützen. Wir<br />
wünschen Ihnen viel Glück, dass es Ihre<br />
Unterschrift sein wird, die Ihnen einen<br />
ökologischen Traumurlaub beschert.<br />
Für unsere Altkunden halten wir natürlich<br />
in <strong>2012</strong> auch ein kleines Dankeschön<br />
bereit.<br />
36 FF www.forestfinance.de
Fotos (v.l.n.r): Nicoals Rieger, ForestFinance<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />
Julian Ekelhof ist begeisterter Basketballer. Leider bleibt<br />
ihm dafür wenig Zeit – er muss täglich das Klima retten.<br />
Julian Ekelhof – arbeitet für CO 2 OL und leitet<br />
da alle Projekte, die mit Sport zu tun haben.<br />
Dabei liegt sein Fokus auf der Förderung<br />
des Klimaschutzengagements im<br />
Sportsektor. Zudem betreut er weitere Kundenprojekte<br />
und führt CO 2 -Bilanzierungen<br />
durch.<br />
Schon während des Studiums an der Deutschen<br />
Sporthochschule Köln hat sich der<br />
Sportökonom mit der Verbindung wirtschaftlicher<br />
Zielgrößen mit der sozialen<br />
und ökologischen Verantwortung von Unternehmen<br />
und Sportorganisationen befasst.<br />
Er freut sich, dass er bei CO 2 OL all das<br />
einbringen kann. „In meiner wissenschaftlichen<br />
und aktiven Arbeit an der Schnittstelle<br />
Wirtschaft-Ökologie-Soziales wurde<br />
mir die Bedeutung konkreter Zusatznutzen<br />
für alle Beteiligten immer wieder bewusst.<br />
Richtig durchgeführter Klimaschutz ist sowohl<br />
für die Wirtschaft als auch für die lokale<br />
Bevölkerung am Projektstandort ein Gewinn“,<br />
ist der sportliche Klimaberater überzeugt.<br />
„CO 2 OL schafft mit seinen nachhaltigen,<br />
qualitativ hochwertigen Klimaschutzprojekten<br />
bestmögliche Voraussetzungen<br />
für deren dauerhafte Integration in<br />
eine erfolgsversprechende Unternehmenspolitik<br />
bei den Kunden.“<br />
Vertraute Gesichter, neue Aufgaben, tiefe Einblicke<br />
Auf YouTube finden Sie Filme von und über Forest<br />
Finance – zum Beispiel aus der Reihe 99 seconds.<br />
ForestFinance in bewegten Bildern. Bilder<br />
sagen mehr als 1000 Worte heißt es. Und<br />
auch wenn das nicht für jeden gelten mag –<br />
mit Bildern kann man in 99 Sekunden viel<br />
erzählen – in der Tat mehr, als man in 99 Sekunden<br />
schreiben oder lesen kann. Auf<br />
Youtube können Sie sich diese 99 Sekunden<br />
ansehen, in denen Harry Assenmacher kurz<br />
und bündig erklärt, was ForestFinance<br />
macht und welche Idee ihn und seine Mitarbeiter<br />
leitet.<br />
Sie finden hier aber auch Filme, die Sie einen<br />
Waldausflug durch Panamas Dschungel<br />
erleben lassen – als Spaziergang auf einem<br />
Naturlehrpfad oder ganz gemütlich<br />
von einem Boot aus. Sogar fliegen können<br />
Sie und Luftaufnahmen der ForestFinance-<br />
Wälder genießen.<br />
Wir haben in diesem Bereich noch viel vor,<br />
denn wir wollen allen Interessenten und<br />
Kunden so viel wie möglich über uns und<br />
unsere Arbeit zeigen. Wenn Sie auf dem Laufenden<br />
bleiben wollen, dann können Sie<br />
über www.youtube.com/ForestFinance nicht<br />
nur alle Filme sehen, die ForestFinance bereits<br />
online gestellt hat, sondern sich auch<br />
benachrichtigen lassen, wenn wir einen<br />
neuen hochladen.<br />
<strong>2012</strong> veröffentlichte ForestFinance einen Forstbericht<br />
für Panama und einen Projektbericht für Vietnam.<br />
Mehr Transparenz für unsere Investoren.<br />
ForestFinance veröffentlicht seit 2004 Tätigkeits-<br />
und Forstberichte – immer im jährlichen<br />
Wechsel. In den Berichten werden<br />
Wachstum und Wirtschaftsmethoden ebenso<br />
detailliert vorgestellt wie Mitarbeiter,<br />
Bäume und Waldbewohner. Geschrieben<br />
werden die Berichte von unsere Mitarbeiter,<br />
die vor Ort arbeiten und Daten sammeln. Sie<br />
fassen zusammen, was sie in den Forsten<br />
pflan zen und pflegen. Sie halten fest, was und<br />
wie sie mit den Waldarbeitern gearbeitet haben,<br />
welche Schulungen diese erhalten, um<br />
im Wald und bei der Arbeit mit allen Werkzeugen<br />
sicher zu sein. Auch das Thema Artenschutz<br />
und Biodiversität wird hier festgehalten,<br />
ebenso wie Informationen zu den<br />
Standorten, deren Charakteristika und Zukunftsplänen.<br />
<strong>2012</strong> erscheinen nun der Forstbericht Panama,<br />
rückblickend und zusammenfassend<br />
für 2011 sowie der Projektbericht Vietnam für<br />
2010-<strong>2012</strong>. In diesem Jahr erschien auch der<br />
zweite Projektbericht CacaoInvest, der die Jahre<br />
2010 bis 2011 zusammenfasst. Sie finden die<br />
Berichte unter<br />
www.forestfinance.de/go/forstbericht2011<br />
www.forestfinance.de/go/projektbericht-viet<br />
nam, www.forestfinance.de/go/cci-bericht-2011<br />
www.forestfinance.de FF 37
WFF – World of ForestFinance<br />
Neue Kakaoflächen in Peru<br />
Wir haben Peru für uns entdeckt – und ebenso lang wie gründlich erforscht. Was wir gefunden haben, hat uns<br />
so gefallen, dass wir jetzt Kakao in Peru anbauen. Das neue CacaoInvest-Produkt findet fortan in Mittel- und<br />
Südamarika statt – edlen Kakao gibt es in Peru, edle Hölzer in Panama. Warum genau? Lesen Sie hier.<br />
Dr. Silke Elwers, die ForestFinance-Kakaoexpertin, bereiste Peru und ließ sich von<br />
Forstingenieuren und Landscouts viele Kakaowälder zeigen.<br />
In Peru steht die genetische Wiege des Edelkakaos. Theobroma<br />
cacao L., der Kakaobaum aus dessen Samen Kakao gemacht wird,<br />
ist vor vielen Millionen Jahren hier entstanden – genaugenommen<br />
im oberen Amazonasbecken in einen Gebiet, das heute zu Peru, aber<br />
auch Brasilien, Kolumbien und Ecuador zählt und von den großen<br />
Flussläufen des Rio Nanay, Rio Morona, Rio Marañón, und des Rio<br />
Ucayali durchzogen wird. Peru ist eines der Länder mit der größten<br />
Biodiversität weltweit und auch die genetische Vielfalt des wild<br />
wachsenden Kakaos ist nirgendwo größer. Und so wird Kakao seit<br />
Jahrhunderten in verschiedenen Regionen Perus angebaut.<br />
ForestFinance hat sich viele Plantagen und Regionen angesehen<br />
und sich letztendlich für die Region San Martin entschieden, um<br />
Kakao für das Produkt CacaoInvest anzubauen.<br />
Mit vielen nährstoffreichen Flusstalauen und vergleichsweise<br />
moderaten Jahresniederschlägen von oftmals unter 1500 Millimetern<br />
bietet sie ideale Bedingungen für den Kakaoanbau. So bil-<br />
Ein Arbeiter wendet die Kakaobohnen, die nach dem Fermentieren in der Sonne<br />
trocknen, um ihr volles Aroma zu entwickeln. Fotos: Achim Berger<br />
den die tiefen, fruchtbaren Böden eine wichtige Voraussetzung für<br />
die Gesundheit und den hohen Ertrag der Kakaoplantagen. Verhältnismäßig<br />
geringe Niederschläge sorgen für eine niedrigere Luftfeuchtigkeit.<br />
Dies hemmt die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, welche<br />
weltweit die Kakaoernten am stärksten gefährden.<br />
Wie auch in anderen Ländern wird Kakao ökologisch und sozial<br />
verträglich in Peru hauptsächlich von Kleinbauern angebaut, die<br />
aus der regelmäßigen Kakaoernte ihr Einkommen beziehen.<br />
In den letzten zehn Jahren hat der Kakao-Anbau in Peru um 400<br />
Prozent zugenommen. Mit einer Jahresproduktion von inzwischen<br />
40000 Tonnen steht Peru kurz davor, in die Top Ten der<br />
Erzeugerländer aufzusteigen. Derzeit rangiert Peru als Kakaoexporteur<br />
an 13. Stelle und nimmt einen zunehmend wichtigen Platz<br />
im Weltkakaohandel ein. Beim Bio-Kakao steht Peru jetzt schon als<br />
der weltweit zweitgrößte Exporteur an der Spitze. Genau dazu wollen<br />
wir beitragen.<br />
38 FF www.forestfinance.de
Fotos: Silke Berger<br />
Petra Espinoza (Arbeiterin Baumschule) Sara Medina (Reinigungskraft) Maryuri Rosario (Baumschule)<br />
Frauenfragen und Antworten in und aus Panama<br />
Silke Berger von ForestFinance wollte wissen,<br />
was ihre Kolleginnen aus Panama City und Las<br />
Lajas über Arbeit und Gleichstellung denken.<br />
Die Antworten haben für deutsche Frauen und<br />
Männer einiges Vertrautes …<br />
Welche sind die gewöhnlichen Arbeiten einer<br />
Frau in Panama?<br />
Petra: Mein Mann und ich teilen uns die Arbeiten im<br />
Haus und treffen gemeinsame Entscheidungen. Normalerweise<br />
übernimmt aber der Mann die Entscheidungen<br />
und will nicht, dass die Frau außerhalb des<br />
Hauses arbeitet, sondern daheim bleibt.<br />
Sara: Frauen waschen, bügeln, kochen, fegen, putzen<br />
und in ländlichen Gegenden säen sie noch.<br />
Gibt es einen Unterschied im Berufsleben<br />
zwischen dem was Frauen und Männer machen?<br />
Maryuri: Frauen arbeiten in Fabriken, als Hausangestellte,<br />
Hausfrauen. Generell sind die Arbeiten körperlich<br />
leichter.<br />
Sara: Nein, es gibt keinen Unterschied. Mein Ehemann<br />
kocht, wäscht, kehrt etc. Wir arbeiten beide und<br />
man muss einfach teilen.<br />
Früher war die Rolle der Frau in der Gesellschaft<br />
eine andere, stimmt das, warum?<br />
Petra: Heute ist die Frau modern, das hat sich in Panama<br />
sehr geändert. Früher durfte die Frau nicht mal<br />
studieren. Heute haben die modernen Frauen in Pan-<br />
ama – die, die arbeiten –, eine Hausangestellte, die<br />
alles macht, sogar die Mutter ersetzt. Die modernen<br />
Frauen bezahlen sie, um keine Verantwortung zu<br />
haben. Da fehlt das Gleichgewicht, denn die Angestellten<br />
haben keine Zeit für ihre eigenen Kinder. Bei<br />
mir zuhause passt meine Mutter auf die Kinder auf.<br />
Sara: Es ist so viel passiert mit uns Frauen, aber heute<br />
lassen wir uns nicht mehr vom Mann bestimmen.<br />
Leider können das nicht alle Männer akzeptieren.<br />
Maryuri: Die Frau in Panama ist dem Mann gegen -<br />
über eher zurückhaltend und mischt sich nicht ein.<br />
Heute gibt es Gesetze zugunsten der Frauen, um die<br />
Männer zum Beispiel bei Misshandlungen anzuzeigen.<br />
(Anmerkung der Redaktion: In Panama ist die<br />
Rate der misshandelten Frauen schwer feststellbar,<br />
weil die Frauen damit nicht an die Öffentlichkeit<br />
gehen, aus Angst die Ehre der Familie zu verletzen.<br />
Man geht davon aus, dass die Anzahl sehr hoch ist.)<br />
In Europa gibt es die Tendenz, dass Männer als<br />
„Hausmann” zuhause bleiben. Was hältst du<br />
davon?<br />
Sara: Das ist nicht gut. Mütter sollten den Haushalt<br />
führen. Es ist nicht die gleiche Liebe, die ein Vater für<br />
ein Baby aufbringt. Geht die Mutter, fühlen sich die<br />
Kinder mehr verlassen, als wenn der Vater geht.<br />
Petra: Das sollte nicht so sein. Hier gibt es aber auch<br />
solche Fälle.<br />
Maryuri: Das ist eine Frage der Kultur. Man kann das<br />
tolerieren.<br />
Panama +++ Meldungen aus Panam<br />
Fotobosque – Unser Fotowettbewerb zum Internationalen<br />
Jahr der Wälder: ForestFinance veranstaltete<br />
mit dem Kulturzentrum Espacio<br />
Panama und ANARAP (Vereinigung Nationaler<br />
Aufforstungsunternehmen) die „Baumwochen“<br />
in Panama City, mit Themen rund um<br />
den Wald. Um den Wald visuell in den Vordergrund<br />
zu rücken, wurde ein Fotowettbewerb<br />
ausgeschrieben und viele Fotografen<br />
reichten ihre Werke ein – die acht Besten<br />
wurden schließlich großformatig auf Leinwand<br />
gedruckt und in der Galerie Espacio<br />
Panama ausgestellt. (Mehr dazu finden Sie in<br />
unserem Dezember 2011-Newsletter).<br />
„Der Embera-Mann und der Baumstamm“ – das<br />
Foto von Víctor Santamaría Gonzale hat den Fotowettbewerb<br />
im Internationalen Jahr der Wälder<br />
2011 gewonnen.<br />
Baumpflanzaktion: „Reforestando Centroamérica“<br />
Zusammen mit Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums<br />
MIDA, Studenten der<br />
Universidad de Panama und Jugendlichen aus<br />
benachbarten Dörfern unterstützte Forest-<br />
Finance die Kampagne des Grupo AFAT. ForestFinance-Mitarbeiter<br />
sowie die von uns geförderte<br />
Umweltgruppe ALFA wirkten tatkräftig<br />
mit und halfen 200 Bäume auf ehemaligem<br />
Weideland zu pflanzen.<br />
So sieht eine Weihnachtsfeier am Strand von Las Lajas<br />
aus. 2011 war auch Harry Assenmacher (2.v.l.,<br />
kniend) mit von der Partie. Fotos: Silke Berger<br />
www.forestfinance.de www.forestfinance.de FF FF 39 39
WFF – World of ForestFinance<br />
Nutzen für alle<br />
Der unabhängige Finanzdienstleister<br />
Truscon GmbH mit Hauptsitz<br />
in Hamburg hat eine branchen -<br />
untypische Philosophie.<br />
ForestFinance fand im Gespräch<br />
mit dem Gründer und Geschäftsführer<br />
des Unternehmens, Frank<br />
Sadowsky, heraus, welche das ist.<br />
Herr Sadowsky, was unterscheidet Sie von<br />
anderen Finanzdienstleistern?<br />
Die Unternehmungsgründung der Truscon vor 17<br />
Jahren entstand aus einer klaren Position heraus:<br />
Wir wollten – und das ist immer noch unser Auftrag<br />
– Kunden über den Finanzmarkt aufklären. Das<br />
grundsätzliche Thema, wenn es um Finanzen geht,<br />
ist immer dasselbe: Sicherheit. Es ist recht einfach,<br />
jemandem das Gefühl zu geben, dass er mit bestimmten<br />
Produkten auf der sicheren Seite stehe. Wir<br />
lehnen es aber ab, mit diesem Bedürfnis zu spielen.<br />
Sicherheit ist unserer Meinung nach nur dann zu finden,<br />
wenn man sich tiefer mit den Dingen auseinandersetzt.<br />
Dafür nehmen wir uns sehr viel Zeit.<br />
Jeder hat bestimmte Erfahrungen gemacht. Unsere<br />
Aufgabe sehen wir darin, die Finanz-Historie des<br />
Kunden mit ihm zusammen aufzuarbeiten. Wir<br />
möchten das Verständnis übergeordneter Zusammenhänge<br />
vermitteln und den gesunden Menschenverstand<br />
wecken. So bilden sich ganz von<br />
selbst die Prinzipien des Marktes ab. Erst im nächsten<br />
Schritt, wenn es darum geht, passende Produkte<br />
heraus‚zusuchen, stehen wir mit Detailwissen<br />
zur Seite.<br />
Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit<br />
in Ihrer Arbeit?<br />
Nachhaltigkeit ist eng mit dem Thema Sinn verknüpft<br />
– und hat damit einen sehr hohen Stellenwert<br />
für Truscon. Häufig werden Finanzprodukte auf<br />
Excel-Tabellen reduziert. Aber was steht dahinter?<br />
Oft nur das monetäre Interesse des Produktentwicklers.<br />
Eine Anlage ist nachhaltig, wenn man sie<br />
nicht als Momentaufnahme betrachtet, sondern<br />
ForestFinance-Produkte in guten Händen – Wir stellen Ihnen unsere Vertriebspartner vor<br />
Frank Sadowsky (rechts) mit Henning Opitz, Gesellschafter und Leiter des Organisationsteams bei Truscon, auf<br />
ihrer Reise durch Panama, während der sie auch die ForestFinance-Fincas besuchten. Sadowsky war von dem<br />
Land sehr beeindruckt:„Ich hatte den Eindruck, dass die meisten Menschen dort sehr zufrieden sind und nicht<br />
so viel Besitz anhäufen – vielleicht deshalb, weil sie näher an der Natur leben und mehr Vertrauen darin haben,<br />
dass sie ihnen alles gibt, was sie brauchen.“ Foto: privat<br />
ganzheitlich. Wir glauben an den Erfolg eines Investments,<br />
wenn sein Inhalt eine Verbesserung für<br />
alle Teilnehmer darstellt und es gut und mit Leidenschaft<br />
geführt ist. Die Zusammenarbeit mit ForestFinance<br />
etwa hat uns von Anfang an gefallen, da wir<br />
hier einen langfristigen, sinnvollen Effekt für alle Beteiligten<br />
sehen – für die Natur, die Menschen vor Ort<br />
und auch den Kunden. Ich war gerade selbst in Panama<br />
und war beeindruckt von der Liebe fürs Detail,<br />
die mir bei den Forstarbeitern aufgefallen ist, aber<br />
auch dem hohen Maß an Professionalität und Wissen.<br />
In Ihrem Kundenmagazin KANT gehen Sie<br />
Themen auf den Grund, die auf den ersten Blick<br />
nicht mit dem Finanzmarkt in Verbindung stehen.<br />
Warum?<br />
Auch in KANT möchten wir Inhalte und die Führung<br />
von Inhalten beleuchten. Das ist ein Thema, das sich<br />
auf jeden Bereich übertragen lässt. Wir haben beispielsweise<br />
in der Ausgabe zum Thema Spaß über<br />
ein Beerdigungsinstitut berichtet, das Menschen in<br />
ihrer Trauer auf sehr unkonventionelle und hingebungsvolle<br />
Weise begleitet. Die Betreiber sagen,<br />
dass sie viel Freude an ihrer Arbeit haben. Hinter die-<br />
ser Haltung finden sich universelle Werte, die auch<br />
unsere Arbeit widerspiegeln. Dienstleistung macht<br />
Spaß, wenn man sich für etwas einsetzt. Für KANT<br />
sind wir auf der Suche nach solchen Menschen.<br />
Menschen, die über den Tellerrand gucken – oft sind<br />
das Provokateure. Aufgabe von KANT ist, diese Einstellungen<br />
aufzuspüren, den Blick dafür zu schärfen<br />
und unsere Leser dazu anzuregen, den eigenen Weg<br />
neu zu überdenken.<br />
Neben der bereits vierjährigen Zusammenarbeit mit<br />
ForestFinance ist Truscon mit Hilfe von CO 2 OL auch<br />
klimaneutral.<br />
Mehr Infos und KANT zum Herunterladen finden Sie<br />
unter www.truscon.de. Spezialist für nachhaltige<br />
Anlagen bei Truscon ist Jan Sadowsky, Telefon: 040/<br />
853 54-132, j.sadowsky@truscon.de<br />
40 FF www.forestfinance.de
World of ForestFinance – WFF<br />
Nachhaltigkeit macht Schule in Vietnam<br />
ForestFinance ist seit drei Jahren<br />
auf der Suche nach geeigneten<br />
Flächen und Wäldern für haus -<br />
eigene Produkte. Das ist gar nicht<br />
so leicht, berichtet Mira Nürnberg,<br />
Referentin der ForestFinance-<br />
Geschäftsführung für <strong>ForestFinest</strong>,<br />
denn in Vietnam gibt es sehr<br />
wenige Forste, die unseren<br />
ökologischen Anforderungen<br />
entsprechen. Das wollen wir<br />
ändern.<br />
Um Vietnams Wälder ist es momentan<br />
schlecht bestellt: Im letzten Jahrhundert<br />
wurde im Laufe von 60 Jahren Krieg ein<br />
Großteil der ursprünglichen und vielfältigen<br />
Natur des Landes zerstört. Nun hat die<br />
viet namesische Regierung reagiert: Sie<br />
stellte Waldflächen unter Schutz, richtete<br />
Aufforstungsprogramme ein und startete<br />
ehrgeizige Projekte. Eines davon ist das<br />
von ForestFinance initiierte Weiterbildungsprogramm<br />
zum Nachhaltigen Forstmanagement<br />
in Vietnam, das für mehr<br />
qualifiziertes Forstpersonal sorgen soll. Gemeinsam<br />
mit der Deutschen Gesellschaft<br />
für internationale Zusammenarbeit Vietnam<br />
(GIZ), der Provinzbehörde für ländliche<br />
Entwicklung Quang Tri, dem Forstunternehmen<br />
Ben Hai und der Nichtregierungsorganisation<br />
CORENARM (Consultative and<br />
Research Center on Natural Resource Management)<br />
bietet ForestFinance Forstarbeitern<br />
die Möglichkeit, an einer Trainingseinrichtung<br />
in der Provinz Quang Tri<br />
mehr über nachhaltige Forstwirtschaft und<br />
ökologisches Forstmanagement gemäß international<br />
anerkannter Standards wie bespielsweise<br />
dem FSC (Forest Stewardship<br />
Council) zu lernen. Dabei soll ein speziell an<br />
vietnamesische Verhältnisse und Wissensstand<br />
angepasster Lehrplan erarbeitet werden,<br />
sodass das Weiterbildungsangebot<br />
im zweiten Schritt zunächst auf weitere Provinzen<br />
und dann auf die nationale Ebene<br />
ausgedehnt werden kann.<br />
Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit<br />
Die Ausbildung qualifizierter Forstfachkräfte<br />
soll langfristig nicht nur dafür sorgen,<br />
dass die vietnamesischen Wälder und Aufforstungsprojekte<br />
ökologisch nachhaltiger<br />
werden, sondern auch, dass mehr Wälder in<br />
Vietnam nach internationalen Forstmanagementstandards<br />
zertifiziert werden können.<br />
Das ist doppelt wichtig, denn auch in<br />
Sachen Rückverfolgbarkeit besteht noch<br />
Nachholbedarf bei der vietnamesischen<br />
Rohholzindustrie. Gängige Forstpraxis ist<br />
hier oft leider immer noch das veraltete<br />
„Slash and Burn“-Verfahren (also Kahlschlag<br />
– Abbrennen – Wiederaufforsten),<br />
welches nicht nur den Boden auslaugt,<br />
sondern auch keinen Raum für dauerhafte<br />
Artenvielfalt bietet.<br />
Ende 2010 waren lediglich fünf Plantagen<br />
in Vietnam durch den Forest Stewardship<br />
Council zertifiziert, was unter anderem auf<br />
das zu geringe Angebot an Fachkräften, die<br />
für nachhaltiges Forstmanagement qualifiziert<br />
sind, zurückzuführen ist.<br />
An dieser Stelle setzt das „Training of Trainer“-Projekt<br />
an, mit dem ForestFinance gemeinsam<br />
mit seinen Partnern dazu beitragen<br />
möchte, das vietnamesische Angebot<br />
von Fachkräften mit Forstmanagement-<br />
Kenntnissen zu verbessern und das Bewusstsein<br />
für eine sozial und ökologisch verbesserte<br />
Forstwirtschaft zu stärken. Konkret<br />
heißt das für die Teilnehmer am Trainingsprogramm,<br />
dass sie erst lernen und später<br />
Das Weiterbildungsprogramm startete im<br />
Februar <strong>2012</strong> in Ho Xa, Provinz Quang Tri.<br />
Foto: www.Michaela-Kaiser.de<br />
andere lehren, wie etwa das Vermessen<br />
und das Monitoring von Wäldern mit unterschiedlichen<br />
Instrumenten durchgeführt<br />
wird, wie Monitoringdaten auszuwerten<br />
sind und wie man einen Forstmanagementplan<br />
für eine konkrete Fläche aufbaut.<br />
Auch die Gründung von Baumschulen<br />
und deren Führung ist ein wichtiger<br />
Schritt Richtung gesunde Bäume für naturnahe<br />
Wälder. So stehen auch das Pfropfen<br />
von Edelhölzern auf dem Lehrplan,<br />
ebenso wie der waldschonende und sichere<br />
Umgang mit Motorsägen. Neben der<br />
Vermittlung von Forsttechniken steht dabei<br />
vor allem im Vordergrund, Bewusstsein zu<br />
schaffen für das Ökosystem Wald als Ganzes<br />
und den Mehrwert gesunder, biodiverser<br />
Wälder, der letztlich auch ein ökonomischer<br />
Vorteil ist.<br />
Das Trainingsprojekt startete offiziell<br />
am 23. Februar <strong>2012</strong> mit einem Kickoff-<br />
Workshop, auf dem die Pfeiler des Curriculums<br />
im Dialog zwischen ForestFinance-Experten,<br />
den Partnern CORENARM und Ben<br />
Hai sowie den Teilnehmern herausgearbeitet<br />
wurde. Das erste Training findet<br />
Ende April statt.<br />
www.forestfinance.de FF 41
WFF – World of ForestFinance<br />
Der „deutsche Weg” bringt Hoffnung nach Vietnam<br />
Im Februar <strong>2012</strong> herrschte in den<br />
Bonner ForestFinance-Räumen eine<br />
Stille, die hier selten und befremdlich<br />
ist. Der Grund: Vier Mitarbeiter<br />
waren gleichzeitig in Vietnam.<br />
Einer um Daten für seine Master-<br />
Thesis zu erheben, eine um Daten<br />
für den Forstbericht zusammenzufassen,<br />
andere um neue Flächen<br />
zu finden und Schulungen durchzuführen.<br />
Begleitet wurden sie von<br />
der Hamburger Fotografin Michaela<br />
Kaiser. Sie dokumentierte unsere<br />
Arbeit vor Ort und fotografierte<br />
Menschen für ihre eigenen Projekte<br />
(siehe Kasten). Sie gibt damit Menschen,<br />
die für uns arbeiten, ein<br />
Gesicht und ermöglicht einen Einblick<br />
in das Leben in Vietnam, der<br />
ebenso selten ist wie die Stille in<br />
Bonner Büros.<br />
Nguyen Huu Binh (77) und Nguyen Thi Ba (65) mit<br />
ihrem Sohn Tran-Duc Loc (51) und Enkelin Nguyen<br />
Tuong Vy (2). Tran-Duc Loc ist Forstarbeiter der Ben<br />
Hai Company, dem ForestFinance Partner und Forstdiensteister<br />
in Vietnam.<br />
Fotos: Michaela Kaiser<br />
Aus dem Leben eines vietnamesischen<br />
Waldarbeiters – Einblicke in eine Familie<br />
und Kultur, die nur auf den ersten Blick<br />
fremd erscheinen mag. Denn das Meiste, das<br />
Grundlegende ist offenbar allen Menschen<br />
rund um den Globus gemeinsam: Die Fürsorge<br />
und Liebe für die Familie.<br />
Aber wie sieht nun das Leben eines<br />
Waldarbeiters und seiner Familie in Vietnam<br />
aus? Michaela Kaiser hat Tran-Duc Loc<br />
und seinen Eltern viele Fragen gestellt und<br />
ausführliche Antworten bekommen. Tran-<br />
Duc Loc ist bei der Ben Hai Company angestellt<br />
und verdient da fünf bis sechs Millionen<br />
Dong im Monat. Das klingt nach viel,<br />
ist aber umgerechnet ein Lohn von rund 200<br />
Euro. Zum Glück hat er noch einen eigenen<br />
Wald, der ihm zusätzliche Einnahmen von<br />
monatlich 600 bis 800 Euro einbringt. Das<br />
meiste Geld bringt aber seine Frau nach<br />
Hause und so bezeichnet ihr Mann sie mit<br />
einem Schmun zeln als die Entscheiderin der<br />
Familie, die „Queen“.<br />
Tran-Duc Loc hat nach seinem Schulabschluss,<br />
der dem Abitur vergleichbar ist, bei<br />
Ben Hai angefangen und arbeitet dort nun<br />
seit 30 Jahren. Die Firma bezahlt Sozialleistungen<br />
wie Krankenkassen- und Rentenbeiträge.<br />
Und das scheint gut zu funktionieren.<br />
Denn Tran-Duc möchte in drei Jahren,<br />
mit 54, in Rente gehen. Von seinem Arbeitgeber<br />
hat er vor etwa zehn Jahren 50<br />
Hektar Wald bekommen, von dessen Einnahmen<br />
und der gesetzlichen Rente wird er<br />
42 FF www.forestfinance.de
dann leben. Aber noch muss er täglich zur<br />
Arbeit gehen. Was er verrichtet hängt dabei<br />
von den Jahreszeiten ab. Meist pflanzt der<br />
Waldarbeiter Setzlinge und entfernt mit einer<br />
Machete Gras und Unkraut.<br />
„Was bedeutet Arbeit für Sie?“ fragt<br />
ihn Michaela Kaiser. „Waldwirtschaft!“ lautet<br />
die Antwort, „Waldwirtschaft ist in meinem<br />
Blut, in meinen Genen, sie ist alles für<br />
mich.“ Die Arbeit ist ihm seit Kindesbeinen<br />
an vertraut, denn auch seine Eltern waren<br />
schon Waldarbeiter.<br />
Heimatort und -gefühle<br />
Tran-Duc Loc lebt mit seiner Familie in der<br />
Nähe von Hue, in der Mitte Vietnams. Es<br />
zählt zu den am schwersten vom Krieg betroffenen<br />
Gebieten. Tran-Duc war damals<br />
noch ein Kind. „Wir hatten 1968 heftige Angriffe<br />
der US-Armee und ich erinnere mich<br />
noch genau an die Bombardierungen, an die<br />
vielen B52 Bomber, die über uns hinweg flogen.<br />
Alles war kaputt. Wir hatten nicht genug<br />
zu essen. Ich bin sehr glücklich, dass ich<br />
überlebt habe!“<br />
Die Folgen sind bis heute für die Menschen<br />
spürbar. „Mit besserer Technologie<br />
könnten die Kriegsschäden besser überwunden<br />
werden, die Pflanzen würden<br />
größer wachsen“, ist Tran-Duc überzeugt<br />
und wünscht sich „bessere Straßen, damit<br />
mehr Leute kommen können sowie eine<br />
bessere Infrastruktur.“<br />
Der Krieg hat in der Familie Spuren hinterlassen.<br />
So wünschen auch die Großeltern<br />
ihrer zweijähriger Enkeltochter nichts mehr,<br />
als dass sie nie einen so schrecklichen Krieg<br />
erleben muss, wie sie selbst. Sie freuen<br />
sich sehr darüber, dass Kinder im heutigen<br />
Vietnam eine bessere Bildung erhalten<br />
und hoffen, dass ihre Enkelin einmal im<br />
Wald arbeiten wird: „Wenn sich die Forstwirtschaft<br />
entsprechend dem ‘deutschen<br />
Weg’ entwickelt, wird auch unser kleines<br />
Mädchen eine Waldarbeiterin,“ erzählen sie<br />
Michaela Kaiser zuversichtlich. Das hoffen<br />
wir von ForestFinance auch und werden unser<br />
Möglichstes dafür tun.<br />
ForestFinance-Projekte in<br />
Vietnam<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam und bietet aus diesem Land<br />
das Produkt GreenAcacia an. Bereits 2010 entstand die Idee, Schulungen<br />
für Waldarbeiter anzubieten, die vor allem Idee und Praxis einer nachhaltigen<br />
Waldwirtschaft nach Vietnam bringen sollte, durchzuführen (siehe<br />
Seite 41). Aber auch wir können von und in dem Land noch viel lernen. Und<br />
so freuen wir uns über einen Forstwirtschaftler, der in Vietnam seine Studien abschließen möchte.<br />
Master-Thesis – Studien zu Wirtschaftlichkeit vietnamesischer Wälder<br />
Matthias Maier, Praktikant im ForestFinance Forst-Team, unterstützt Andreas Schnall, den Leiter unserer<br />
Forstabteilung, bei den Waldarbeiterschulungen und arbeitet zeitgleich an einem Projekt für seine Master-<br />
Thesis. Hierbei geht es um die Wirtschaftlichkeit der Wälder in Vietnam. Um diese beurteilen zu können, beschäftigt<br />
er sich mit verschiedenen Methoden der Datenerhebung im Wald und deren Optimierung, zum<br />
Beispiel mit modernen Geoinformationssystemen. Von seinen Studien werden die ForestFinance-Wälder profitieren,<br />
aber auch das Trainingsprogramm, denn Matthias bietet darin die Kettensägekurse an.<br />
Tiefe Einblicke,<br />
tolle Projekte<br />
Michaela Kaiser kriegt sie alle – mit ihrer Kamera. Ob die entspannte und frech-fröhliche Grande Dame des<br />
Naturschutzes Jane Goodall (siehe Screenshot der Homepage) oder viele kraftvolle Kinder aus aller Welt. Sie<br />
befragt in ihren Projekten Menschen zu ihrem Leben, ihren Träumen, ihren Wünschen und ist wirklich interessiert<br />
an den Antworten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Menschen bei ihr so offen und unverkrampft<br />
in die Kamera blicken. Michaela Kaiser nutzt diese Gabe und stellt über zwei Projekte ganz enge<br />
Verbindungen zu Menschen her. „Kinderkräfte“ und „Lebenslinien und Lebensweisheiten“ hat sie die beiden<br />
Arbeitsfelder genannt. „Ich frage Kinder, woran sie denken, wenn sie sich richtig gut fühlen. Sie erzählen dann<br />
von ihren Gedanken und von ganz besonderen Situationen. Dann spüren die Kinder Zufriedenheit, Kraft, Geborgenheit,<br />
Energie oder Glück, was ich dann fotografisch festhalte“, beschreibt Michaela Kaiser das Projekt Kinderkräfte.<br />
Faszinierend ist die Reaktion von Erwachsenen, wenn sie diese Bilder dann in einer Ausstellung sehen.<br />
Sofort kommen Überlegungen: wann habe ich mich als Kind so gefühlt? Kann ich das heute noch? Kann ich dieses<br />
Kindheitsgefühl reaktivieren? „Beim Projekt ‘Lebenslinien und Lebensweisheiten’ interessiert mich die im<br />
Alltag oft unsichtbare Brücke zwischen Großeltern und Enkeln, zwischen Urgroßeltern und Urenkeln. Über diese<br />
Brücke werden Weisheiten und Lebenskonzepte weitergegeben. Außerdem gibt es oft Lebenslinien über Generationen<br />
hinweg, wobei mich sowohl die roten Fäden als auch die Abzweigungen interessieren, die in jeder Generation<br />
neu entstehen”. Für die beiden Projekte sucht die Fotografin noch Menschen, die mitmachen wollen. Die<br />
Belohnung ist fürstlich: wunderbare Fotos. Schauen Sie diese mal an: www.michaela-kaiser.de<br />
www.forestfinance.de FF 43
WFF – World of ForestFinance<br />
Alles, was Sie jemals über Emissionszertifikate wissen wollten …<br />
… und sich nie zu fragen trauten, erfahren Sie im Buch: „Demystifying Carbon Markets“. Wüssten Sie<br />
zum Beispiel, wie man ein Klimaschutzprojekt plant, das nicht nur der Umwelt, dem Klima und der Gesellschaft<br />
zu Gute kommt, sondern vor allem auch Emissionszertifikate generiert? Um dazu etwas<br />
sagen zu können, müssten Sie sich im Markt für Emissionszertifikate auskennen. Leider ist dieser<br />
Bereich übersät von komplizierter Terminologie und abstrakten Erläuterungen. Umso besser, dass Julia<br />
Daniel, CO 2OL-Teamleiterin, sowie Andreas Schnall, Forstbereichsleiter von ForestFinance, den holländischen<br />
Autoren, Michiel Arnoldus und Roger Bymolt, als Berater zur Seite standen. Das Buch gibt<br />
einen Überblick darüber, was Emissionszertifikate sind, wo und wie sie zu welchem Preis verkauft werden<br />
können, wie Projekte zertifiziert werden und was sie beeinflusst beziehungsweise unterscheidet.<br />
Als Praxisbeispiel diente unter anderem das CO 2OL Schutzprojekt Tropical Mix – das weltweit erste und<br />
einzige Projekt, das mit drei Standards (FSC, CCBS und CFS) zertifizert und validiert wurde. Schluss endlich<br />
ziehen die Autoren das Resümee, dass Emissionszertifikate aus Klimaschutzprojekten im Hinblick<br />
auf Typ, Größe und Umstände stark variieren. Es gibt kein Grundschema in ihrer Handhabung, da<br />
Trends, Preisschwankungen und Standards den Markt stetig verändern. Das Buch ist relevant für<br />
Projektierer im Forst- und Agroforstbereich, im Bereich Erneuerbarer Energien sowie für Organisationen,<br />
die Projekte in Entwicklungsländern planen und unterstützen.<br />
Buchbestellung auf: www.kitpublishers.nl/carbon<br />
Julia Daniel und Andreas Schnall<br />
halfen bei der Realisierung des Buches<br />
„Demystifying Carbon Markets“.<br />
Foto: Alexander Reinbothe<br />
Ein Haus bauen und Regenwald schützen mit Viebrockhaus<br />
Kunden des Massivhausherstellers Viebrockhaus können ab sofort einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz<br />
leisten: CO 2 OL stellt für jeden, der mit Viebrockhaus ein Haus baut, Waldflächen in Panama<br />
unter Schutz und überlässt die Ökosysteme ihrer Natürlichkeit. Ziel ist es, die artenreichen Waldflächen<br />
und die hohe vorherrschende Biodiversität der Landschaft dauerhaft zu erhalten und zu schützen.<br />
Jeder Bauherr eines Aktiv Energieplus-Hauses <strong>2012</strong> beteiligt sich aktiv am Schutz von jeweils 500<br />
Quadratmetern artenreichen Regenwäldern in Panama. Damit leistet er einen Beitrag zum Ausgleich<br />
für die CO 2 -Emission, die beim Bau seines neuen Eigenheims anfällt. Die Bauherren übernehmen beim<br />
Vertragsabschluss automatisch die Patenschaft für ein konkretes Areal in Bocas del Toro im Nordosten<br />
Panamas und erhalten eine Grundstücksurkunde mit allen geografischen Koordinaten des jeweiligen<br />
geschützten Waldstücks.<br />
„Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Ziel – und für mich persönlich eine echte Herzensangelegenheit“,<br />
erklärt Andreas Viebrock, Vorstandsvorsitzender der Viebrockhaus AG, das Engagement seines<br />
Unternehmens. „Natürlich versiegeln wir Flächen, wenn wir Häuser bauen. Und leider wird beim Bau<br />
eines Hauses und der Produktion der dafür erforderlichen Baumaterialien sowie deren Transport zur Baustelle<br />
auch CO 2 freigesetzt. Indem wir aber für jedes Aktiv Energieplus-Haus 500 Quadratmeter Regenwald<br />
bewahren, sorgen wir für einen Ausgleich.“ Und auch Harry Assenmacher, Geschäftsführer von ForestFinance,<br />
freut sich über die Zusammenarbeit: „Mit Viebrockhaus haben wir einen starken Partner gefunden, der<br />
den Schutz dieser hoch biodiversen Wälder dauerhaft ermöglicht. Gleichzeitig kann diese starke Marke<br />
das Bewusstsein für die Themen Klima- und Umweltschutz in der Branche weiter schärfen.“<br />
www.viebrockhaus.de<br />
Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />
für Privat- und Geschäftskunden. Für Businesskun<br />
individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />
unternehmerischen Verantwortung für Klima- und<br />
Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO 2OL in<br />
1. validierte Ermittlung der CO 2 -Bilanz,<br />
2. effiziente Reduktion der CO 2 -Emissionen und<br />
3. Kompensation der restlichen CO 2 -Emissionen d<br />
anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokume<br />
ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />
4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />
Hier stellen wir Mögl<br />
dem Klima mit CO2OL Andreas Viebrock plant Häuser für seine<br />
Kunden und bietet ihnen die Möglichkeit,<br />
nicht nur auf die eigene Zukunft, sondern<br />
auch auf die ihrer Kinder zu bauen.<br />
Foto: Viebrockhaus<br />
44 FF www.forestfinance.de<br />
Worl
d +++ news +++news<br />
afreundliche Produkte und Dienstleis tungen<br />
den bietet CO 2 OL praxisorientierte und<br />
re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />
Umweltschutz gerecht werden können.<br />
vier Stufen:<br />
urch Zertifikate aus international<br />
entierten zusätzlichen sozialen und<br />
d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />
externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />
lichkeiten vor, die<br />
gut tun.<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Wildes Holz live in town!<br />
Kennen Sie Blockflöten? Ja? Meinen Sie! Diese Blockflöte kennen Sie bestimmt nicht – so wild, rockig<br />
und voller Jazz! „Blockflöte mal anders“ – das ist das Motto der drei Musiker aus Recklinghausen. Mit<br />
Kontrabass, Gitarre und natürlich Blockflöte bewaffnet, rocken „Wildes Holz“ auch in diesem Jahr wieder<br />
auf deutschen Bühnen.Seit November 2011 werden die Konzerte in Zusammenarbeit mit CO 2OL<br />
klimaneutral gestellt. Im Rahmen der Kooperation von ForestFinance und Wildes Holz verlost Forest-<br />
Finance drei VIP-Karten für die folgenden Konzerte:<br />
• 1.05.12 Recklinghausen, Ruhrfestspielhaus • 25.05.<strong>2012</strong> Hildesheim, Musikschule.<br />
Um an der Verlosung teilzunehmen, schreiben Sie bis zum 20.05.<strong>2012</strong> eine Mail an<br />
info@forestfinance.de und geben Sie ihren Wunschtermin an.<br />
Weitere Konzerttermine finden Sie unter www.WildesHolz.de<br />
„Gemeinsam Bewegen”<br />
Seit Januar <strong>2012</strong> bietet der VfL Wolfsburg seinen Fans und Besuchern die CO 2 OL Green Mobility Plattform<br />
zur Planung ihrer Anreise zum Stadion. Neben der Möglichkeit zur CO 2 -Berechnung und -Kompensation<br />
der Anfahrt stehen zahlreiche praktische Tipps und Umfeldinformationen zur Arena bereit.<br />
Eingebunden ist dieses Angebot in die Anfang <strong>2012</strong> gestartete CSR-Initiative „Gemeinsam Bewegen“<br />
des Fußball-Bundesligisten, welche sich den Themenschwerpunkten Bildung, Integration, Gesundheit<br />
und Umwelt widmet.<br />
Außerdem berechnet CO 2 OL den detaillierten Carbon Footprint der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Über<br />
einen Zeitraum mehrerer Monate wird in enger Zusammenarbeit mit dem VfL die CO 2 -Bilanz erstellt,<br />
deren Gegenstand neben der Volkswagen Arena und den dort durchgeführten Heimspielen u.a. die Geschäftsstelle,<br />
der Frauenfußball, das Nachwuchsleistungszentrum, das Merchandising oder die Mobilität<br />
von Mannschaft und Fans sein werden. Maßnahmen wie die Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom<br />
oder die Teilnahme an Ökoprofit sollen durch die Untersuchung gefestigt und weitere Einsparpotentiale<br />
identifiziert werden. „Mit unserer Initiative ‘Gemeinsam<br />
bewegen’ fassen wir unser Engagement zu den Themen schwerpunkten<br />
Bildung, Integration, Gesundheit und Umwelt sinnvoll<br />
zusammen. Durch die Zusammenarbeit mit CO 2 OL können wir<br />
im Umwelt- und Klimaschutz wirksame Maßnahmen ergreifen,<br />
die zudem auch unseren Fans und Partnern echte Mehrwerte<br />
bieten“, so Thomas Röttgermann, Geschäftsführer der VfL<br />
Wolfsburg-Fußball GmbH.<br />
VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann und Dirk Walterspacher<br />
bei der Trikotübergabe im Zeichen des Klimaschutzes.<br />
Foto: VfL<br />
CO 2 OL und pro event live-communication<br />
auf dem SpoBiS <strong>2012</strong>:<br />
Auf der 16. Sports Business Summit (SpoBiS)<br />
informierten bedeutende Referenten aus den<br />
Bereichen Sport, Wirtschaft und Politik die Besucher<br />
über aktuelle Entwicklungen des Sportbusiness‘,<br />
dieses Jahr vor allem bezogen auf<br />
die Themen Nachhaltigkeit, Social Media und<br />
Fan-Aktivierung. Den Preis, der jedes Jahr im<br />
Rahmen des SpoBiS verliehen wird, präsentierte<br />
CO 2 OL, die Agentur pro event live-communication<br />
GmbH in Kooperation mit dem<br />
Initiator ESB Europäische Sponsoring-Börse.<br />
Den Sieg konnten der Nutzfahrzeughersteller<br />
MAN und die Juniper Group mit ihrer Sponsoring-Kampagne<br />
„Die Fußballbundesliga fährt<br />
MAN“ zur Bundesligasaison 2010/2011 nach<br />
Hause tragen.<br />
www.forestfinance.de FF 45<br />
Foto: Tim Hippman
BaumFreundin<br />
Mehr als Affenliebe<br />
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen<br />
jemand vor, der sich um Bäume<br />
verdient gemacht hat. Diesmal<br />
haben wir für Sie eine Frau, die<br />
sich seit Jahrzehnten gegen die<br />
Entwaldung in Afrika und für den<br />
Artenschutz einsetzt: Jane Goodall.<br />
Schon als Kind war Jane Goodall von Tieren<br />
fasziniert und verängstigte einmal ihre<br />
Eltern, weil sie stundenlang verschwunden<br />
war, um zu beobachten, wie eine Henne<br />
ein Ei legte. Ihr Name Jane passte also<br />
ausgezeichnet zu ihr – hätte sie doch allzu<br />
gerne Tarzan im Dschungel Gesellschaft<br />
geleis tet. „Ich wollte wie Dr. Doolittle mit den<br />
Tieren sprechen“, erinnert sich die heute 78-<br />
Jährige.<br />
Es war im Sommer 1960 als eben jene<br />
junge Britin ihren Traum wahr machte und<br />
in die Wälder Tansanias aufbrach, um<br />
Schim pansen zu erforschen – eine damals<br />
für Frauen äußerst unorthodoxe Beschäftigung.<br />
Als unausgebildete Assistentin des<br />
bekannten Anthropologen und Paläontologen<br />
Dr. Louis Leakey brachte sie mit neuen<br />
Sichtweisen frischen Wind in eine Wissen<br />
schaft, die nicht an Persönlichkeit und<br />
Gefühle der Tiere glaubte. Goodall gab<br />
ihren Schimpansen Namen statt Nummern.<br />
Nur langsam gewöhnten sich die Schimpansen<br />
an Goodalls Nähe, die sie anfangs<br />
nur durch Ferngläser beobachten konnte.<br />
Noch im Herbst 1960 machte sie dabei eine<br />
unglaubliche Entdeckung: Ein Männchen<br />
namens David streifte die Blätter von einem<br />
Zweig ab und benutzte ihn als Werkzeug,<br />
um nach Termiten zu angeln. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt waren Wissenschaftler davon<br />
ausgegangen, dass nur Menschen zur Herstellung<br />
von Werkzeug in der Lage seien.<br />
Sechs Jahre später machte Jane Goodall,<br />
ohne je ein College besucht zu haben, weil<br />
Carina Weber und Petra Kollmannsberger (v. l. n. r. – beide ForestFinance) nehmen Dr. Jane Goodall in die Mitte.<br />
Im November 2011 unterstütze ForestFinance die „Rainforest Leadership Conference“ in Panama. Es ging um<br />
das umweltpolitische und humanitäre Jugendprogramm „Roots & Shoots“ des Jane Goodall Institutes. Als besonderer<br />
Gast nahm Jane Goodall selbst an der Konferenz teil. Quelle: Allan Pitty (Avant Garde Photos Panama)<br />
das Geld dafür gefehlt hatte, ihren Doktor<br />
in Verhaltensforschung an der Universität<br />
von Cambridge.<br />
Im Laufe der Zeit machte Goodall noch<br />
zahlreiche interessante Entdeckungen, die<br />
zeigen, wie ähnlich Schimpansen dem Menschen<br />
tatsächlich sind. Hautnah musste<br />
sie miterleben, wie zwei Schimpansengruppen<br />
über vier Jahre hinweg einen brutalen<br />
Krieg führten und sagt: „Wenn Schimpansen<br />
Gewehre und Messer hätten und<br />
wüssten, wie man mit ihnen umgeht – sie<br />
würden sie benutzen wie der Mensch.“<br />
Ebenso beobachtete sie jedoch Küsse, Umarmungen<br />
und eine jugendliche Schimpansendame,<br />
die ganz uneigennützig ein<br />
Waisenkind adoptierte. „Schimpansen haben<br />
mir so viel gegeben. Die langen Stunden,<br />
die ich mit ihnen im Wald verbrachte, haben<br />
mein Leben über alle Maßen bereichert. Was<br />
ich von ihnen gelernt habe, hat mein Ver-<br />
ständnis von menschlichem Verhalten und<br />
unserem Platz in der Natur geprägt“, so Goodall.<br />
Als die rasant fortschreitende Entwaldung<br />
in Afrika den Lebensraum ihrer Schützlinge<br />
bedrohte, erkannte Goodall, dass sie<br />
sich für ihren Schutz einsetzen musste.<br />
Das tut sie auch heute noch und reist<br />
durchschnittlich an 300 Tagen im Jahr herum,<br />
um Schulen zu besuchen oder Reden zu<br />
halten, in denen Sie auf Umweltprobleme<br />
aufmerksam macht – seit 2002 auch als UN-<br />
Friedensbotschafterin. „Jeder Einzelne zählt“,<br />
erklärt sie ihren Einsatz. „Jeder Einzelne<br />
hat eine Rolle zu spielen.“<br />
Wer mehr über Jane Goodall erfahren<br />
möchte, dem empfehlen wir die 2011 erschienene<br />
DVD „Jane’s Journey – die Lebensreise<br />
der Jane Goodall” und ihre Autobiografie<br />
„Grund zur Hoffnung”, erschienen im Riemann<br />
Verlag, 12,95 Euro, ISBN: 3570500799.<br />
46 FF www.forestfinance.de
Der Cashewbaum (Anacardium occidentale)<br />
Den kleinen mondsichelförmigen Cashewkern kennt man auch bei uns – meistens gesalzen und geröstet als<br />
Knabberei für zwischendurch oder in exotischen Gerichten. Dass der Baum, an dem diese Leckerei wächst, an<br />
sich schon eine kleine Attraktion ist und noch viel mehr als nur Kerne liefert, wissen allerdings die wenigsten.<br />
Das Heimatland des immergrünen „Caju“<br />
ist Brasilien. Etwa im 16. Jahrhundert wurde<br />
er nach Indien und Mosambik eingeführt<br />
und breitete sich langsam in ganz<br />
Asien und Afrika aus, wo er auch heute<br />
noch angebaut wird. Der Cashewbaum ist<br />
zudem ein zäher Bursche – Erosion und<br />
Wind können ihm durch sein weitreichendes<br />
Seitenwurzelsystem sowie die hohe<br />
Toleranz gegenüber Nährstoffarmut kaum<br />
etwas anhaben.<br />
Der Cashewbaum trägt Früchte –<br />
auf den ersten Blick sogar zwei verschiedene:<br />
die bunten Cashew-Äpfel und die<br />
Cashew kerne, die unterhalb der Frucht<br />
wachsen. Der Saft der Äpfel war früher<br />
Hauptprodukt des Cashewbaums, denn<br />
die Gewinnung der Kerne war durch das<br />
giftige Öl in der Schale schwierig. Heute<br />
wird dieses Öl eigens gewonnen und für<br />
die Herstellung von Gummi, Bremsbelägen<br />
und sogar die Beschichtung von Betonböden<br />
verarbeitet. Aber auch der Kern, hierzulande<br />
als Cashewnuss bekannt, hat nicht<br />
weniger zu bieten: Sie enthält eine große<br />
Menge Tryptophan, ein Nährstoff, der unerlässlich<br />
ist für die Produktion von Serotonin,<br />
einem unserer „Glückshormone“.<br />
Zehn bis zwölf Meter kann so ein<br />
Cashewbaum in die Höhe wachsen. Es sei<br />
denn, er hat eine Anomalie wie der „Maior<br />
cajueiro do mundo“ bei Natal, der größte<br />
Cashewbaum der Welt – der wächst nämlich<br />
in die Breite statt in die Höhe und erstreckt<br />
sich mittlerweile über eine Fläche<br />
von 8500 Quadratmeter.<br />
So sehen Cashewfrüchte am Baum aus. Auf dem kleinen Bild sind sie noch nicht reif. Die essbaren Kerne werden<br />
von einer holzigen Schale geschützt. Fotos: ForestFinance/Silke Berger<br />
www.forestfinance.de FF 47<br />
BaumSchule
iForest<br />
Der digitale Buschfunk<br />
Die Bedeutung des Internets als weltweite gesellschaftliche und politische Plattform ist spätestens seit den<br />
Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten im allgemeinen Bewusstsein verankert. Was mancherorts<br />
vielleicht noch als bunter Schauplatz seichter Unterhaltung belächelt wird, hat sich in Wirklichkeit zu einem<br />
Netzwerk von Aktivisten jeglicher Couleur entwickelt, deren Ziel es ist – und das oft mit Erfolg –, die<br />
Bevölkerung zu informieren und zu aktivieren.<br />
Gerade im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes,<br />
aber auch der Förderung der<br />
Transparenz in Gesellschaft und Politik haben<br />
sich in den letzten Jahren viele junge<br />
Nichtregierungsorganisationen (NROs oder<br />
auch aus dem Englischen als NGOs bezeichnet)<br />
gegründet, deren Informationsnetzwerk<br />
ausschließlich digital ist. Die Vorteile<br />
liegen auf der Hand: Die Infrastruktur<br />
ist günstig, die Reichweite groß, der Informationsfluss<br />
geschieht beinah in Echtzeit.<br />
Und so haben sich etwa neben den großen<br />
Umweltschutzverbänden viele kleine etabliert;<br />
alle mit dem gleichen Ziel, jedoch oft<br />
unterschiedlicher Herangehensweise.<br />
So gibt es zum Beispiel die deutsche<br />
Plattform WikiWoods, deren erklärtes Ziel es<br />
ist, Bäume zu pflanzen (wir berichteten in<br />
<strong>ForestFinest</strong> 1/2010). Interessierte und Aktive<br />
können das offene Wiki-Prinzip dazu nutzen,<br />
gemeinsame Pflanzaktionen zu starten<br />
und organisieren. Zum Redaktionsschluss<br />
zeigte der Zähler auf der Seite 66971 gepflanzte<br />
Bäume, circa 60 Projekte und fast<br />
1300 Freiwillige an, die sich an den Projekten<br />
beteiligt haben.<br />
Digitale Internationale<br />
Andere Projekte versuchen, Transparenz<br />
im Bereich des alltäglichen Konsums zu<br />
schaffen. Das in den Niederlanden gegründete<br />
Portal Rank a Brand zum Beispiel bewertet<br />
Marken anhand eines Kriterienkatalogs<br />
in Hinsicht auf CO 2 -Emissionen, aktiven<br />
Einsatz im Umweltschutz und Arbeitsbedingungen.<br />
Freiwillige sogenannte Scouts<br />
nehmen Anfragen von Nutzern entgegen,<br />
untersuchen die Unternehmen und deren<br />
Marken anhand der aufgestellten Kriterien<br />
und vergeben eine Wertung auf einer Skala<br />
von 1 bis 16. Außerdem beobachten sie die<br />
bewerteten Marken regelmäßig und passen<br />
die Wertung bei Veränderungen an.<br />
Abseits von themenorientierten Organisationen<br />
gibt es aber auch solche, die sich<br />
ein breit gefächertes Themenspektrum auf<br />
die Fahnen geschrieben haben. Avaaz und<br />
Campact sind zwei prominente Vertreter<br />
dieser neuen Generation von NROs, die<br />
beinah ausschließlich über digitale Kommunikation<br />
versuchen, die Bevölkerung für<br />
verschiedenste kritische gesellschaftliche<br />
Themen zu sensibilisieren und zum Handeln<br />
zu motivieren. Ein Vergleich mit den<br />
großen, etablierten Netzwerken wie Attac<br />
liegt nahe – die Methoden sind jedoch interaktiver.<br />
Avaaz etwa befragt seine weltweit<br />
über acht Millionen Mitglieder regelmäßig,<br />
welche Themen ihnen wichtig sind und<br />
rückt sie bei seinen Kampagnen in den<br />
Mittelpunkt. Campact hingegen setzt stark<br />
auf Petitionen und Unterschriften, der Themenfokus<br />
liegt auf Umwelt- und Klimaschutz.<br />
Junge Wilde und Altvordere<br />
Der Segen des offenen und freien Internets<br />
ist jedoch in dieser Hinsicht zugleich auch<br />
sein Fluch. Da jeder alles veröffentlichen<br />
kann, ist es für den Nutzer oft schwierig, die<br />
Spreu vom Weizen zu trennen: Wie glaubwürdig<br />
ist eine solche Organisation? Wie<br />
kann ich ihr Handeln überprüfen? Hierfür<br />
suchen die jungen NROs häufig die Koo pe -<br />
ration mit den großen, etablierten Verbänden<br />
wie Attac, BUND (Bund für Umwelt und<br />
Naturschutz Deutschland), NABU (Natur -<br />
schutzbund Deutschland) und Green peace.<br />
Letztere schätzen die Reichweite und das Aktivierungspotential,<br />
das die „jungen Wilden“<br />
haben, diese wiederum nutzen die Akzeptanz<br />
durch die Alteingesessenen als Vertrauensmerkmal.<br />
Gerade die jüngere Generation, so Christoph<br />
Bautz, der Gründer von Campact,<br />
wolle sich engagieren, aber „spontan und<br />
punktuell entscheiden, wann, wie und<br />
48 FF www.forestfinance.de
Greenaction<br />
Rank a Brand<br />
Brandoscope<br />
wofür sie aktiv werden wollen“. Themen<br />
sind hier wichtiger als die Identifikation mit<br />
der Organisation – aber nur, wenn der Urheber<br />
glaubwürdig ist. So hat sogar Greenpeace<br />
neben seiner klassischen Tätigkeit<br />
eine offene Internetplattform namens<br />
„Greenaction“ eröffnet, auf der jeder – seien<br />
es Einzelpersonen oder NROs – Projekte<br />
und Initiativen veröffentlichen, diskutieren<br />
und organisieren kann.<br />
Blühende Landschaften<br />
Die Früchte all dieser Aktivitäten sind zahlreich,<br />
und so hat sich mittlerweile ein kleiner,<br />
aber wachsender Wirtschaftszweig der<br />
sogenannten „Social Businesses“ entwickelt.<br />
Die Ziele sind oft ähnliche, jedoch auf<br />
Grund lage einer wirtschaftlichen Tätigkeit.<br />
Die in Deutschland gegründete Seite<br />
WeGreen zum Beispiel versteht sich in erster<br />
Instanz als grüne Suchmaschine. Zur Zeit ist<br />
es dort möglich, nach Marken und Unternehmen<br />
zu suchen. Die Suchergebnisse<br />
werden in Form einer Nachhaltigkeitsampel<br />
präsentiert. Als Bewertungsgrundlage<br />
hierfür dienen diverse, teils automatisch<br />
ausgewertete Kriterien anderer Bewertungsportale<br />
wie Rank a Brand, Brandoscope<br />
(sammelt die Zertifizierungen einer Mar-<br />
WikiWoods<br />
WeGreen<br />
ke oder eines Unternehmens) und Companize<br />
(gibt Auskünfte über die Reputation eines<br />
Unternehmens). WeGreen-Gründer<br />
Maurice Stanszus erklärt, dass sich fast<br />
wöchentlich Unternehmen bei ihm melden<br />
und fragen, wieso sie gelb oder rot markiert<br />
sind – dann wird WeGreen beratend tätig.<br />
„Der Nachhaltigkeitsmanager von Coca-<br />
Cola Deutschland hat es so zum Beispiel geschafft,<br />
dass aus einem guten Gelb ein<br />
schlechtes Grün wurde.“<br />
Aber Social Business ist nur ein Zweig,<br />
der am üppigen Baum der Aktivitäten im sozialen,<br />
ökologischen und ethischen Bereich<br />
wächst. Ein völlig anderer ist zum Beispiel<br />
die Aktionsform der so genannten Carrotmobs.<br />
Ähnlich den größtenteils unpolitischen<br />
Flashmobs wird hier über soziale<br />
Netzwerke – und eben auch die Portale der<br />
NROs – dazu aufgerufen, dass so viele Menschen<br />
wie möglich zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt in einem ausgewählten Geschäft<br />
einkaufen, das bei Umweltschutzmaßnahmen<br />
weiter unterstützt werden soll. Oft sind<br />
dies etwa kleine Biomärkte, deren Finanzpolster<br />
die Carrotmob-Teilnehmer mit der<br />
Aktion stärken wollen. Ebenfalls häufig<br />
wird außerdem mit den Betreibern der Geschäfte<br />
vereinbart, einen Teil des Tagesum-<br />
Campact<br />
Avaaz<br />
satzes an eine gemeinnützige Organisation<br />
zu spenden.<br />
So ist sie, die bunte, weite Welt der jungen<br />
NROs. Und sogar Angelika Zahrnt,<br />
Ehrenvorsitzende des alteingesessenen<br />
BUND hat positive Worte dafür übrig: Aktionen<br />
wie Carrotmobs seien „ein spannendes<br />
Experimentierfeld“, das „erkennbar mehr Lebendigkeit<br />
in die NRO-Szene“ bringe. Dies<br />
sei vor allem deshalb der Fall, weil die Aktivitäten<br />
spontaner, improvisierter und weniger<br />
bürokratisch seien.<br />
Sicherlich ist auch die herkömmliche<br />
Lobby- und Medienarbeit der großen Verbände<br />
richtig und wichtig – aber den „jungen<br />
Wilden“ sollte jegliche Chance gegeben<br />
werden, etwas zu bewegen.<br />
Ökologie online von<br />
Nicolas Rieger;<br />
der studierte Technik-<br />
Jour nalist ist Master<br />
des ForestFinance<br />
IT-Netzwerkes.<br />
Carrotmob<br />
www.forestfinance.de FF 49<br />
iForest
Für Waldläufer<br />
Waldschnecken und Weisheiten<br />
Ein Buch der wahrhaft leisen Töne –<br />
ein Buch, das über das große Glück im<br />
kleinen Ganzen berichtet. Der Inhalt<br />
ist schnell klar: Eine Krankheit fesselt<br />
die Autorin des Buches ans Bett und<br />
sie bekommt von einer Freundin eine<br />
Topfpflanze geschenkt, unter deren<br />
Blättern eine Schnecke sitzt. Elisabeth<br />
Bailey, ehemals erfolgreiche Journa -<br />
listin, beginnt die Schnecke zu beobachten.<br />
Nachts wird ihr Haustier aktiv,<br />
fährt seine Fühler aus, frisst quadratische<br />
Löcher in Briefumschläge und<br />
Postkarten und vollführt auch sonst<br />
recht seltsame Rituale. Fasziniert beschäftigt<br />
sich Bailey mit der Biologie<br />
und Kulturgeschichte der sonst so<br />
unscheinbaren Molusken und erfährt<br />
Verblüffendes über ein unterschätztes<br />
Lebewesen. Das Buch ist aber viel<br />
mehr als eine Schrift über Schnecken<br />
in Schlafzimmern. Es erzählt von der<br />
besonderen Beziehung zwischen der<br />
Schriftstellerin und der Schnecke, beschreibt,<br />
die wachsende Nähe und das<br />
tiefe Verständnis für Leben und Natur.<br />
Im Grunde ist es die Entdeckung der<br />
Langsamkeit und des Großen in allem<br />
Kleinen.<br />
Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch<br />
einer Schnecke beim Essen, übersetzt<br />
von Kathrin Razum, Nagel & Kimchey,<br />
fester Einband, 176 Seiten, 16,90 € (D),<br />
23.90 sFR (CH), 17,40 € (A),<br />
ISBN 978-3-312-00498-0<br />
Mythos Amazonas<br />
Die dreiteilige Doku-Serie entführt den Zuschauer<br />
in die Welt des größten Regenwaldes<br />
der Erde. In eine Region, die den ersten<br />
Europäern, die sie betraten, Furcht einflößte.<br />
Für sie war der Amazonas eine „Grüne<br />
Hölle“, ein unheilvoller Ort voller giftiger<br />
Pflanzen und gefährlicher Tiere. Heute weiß<br />
man, wie artenreich und einmalig das Gebiet<br />
ist, welch wichtige Rolle es für das<br />
Weltklima spielt und, dass sich viele bislang<br />
unentdeckte Rohstoffe zum Beispiel für<br />
Arzneien in den Pflanzen verbergen.<br />
Drei Jahre verbrachte das Produktionsteam<br />
am Amazonas. Auf einer Fläche, etwa 20mal<br />
so groß wie Deutschland, legten sie tausende<br />
Kilometer zu Fuß, in Booten, in Flugzeugen<br />
oder Helikoptern zurück. Sie wagten<br />
sich in weit entlegene Regionen, erklommen<br />
die Wipfel von Urwaldriesen und tauchten<br />
zwischen überfluteten Baumkronen. Die<br />
Mühe lohnte sich – aufwändige Zeitlupen,<br />
stabilisierte Flugaufnahmen, Unterwasserund<br />
Makroshots sowie Kranfahrten lieferten<br />
400 Stunden Naturfilmmaterial in HD<br />
Qualität, darunter einzigartige Aufnahmen<br />
und spektakuläres, nie zuvor gefilmtes<br />
Tierverhalten.<br />
Es lohnt sich, diese drei Filme anzusehen –<br />
und das am besten dreigeteilt. Denn die Bilder<br />
und Eindrücke sind so üppig, dass man<br />
sie kaum auf einmal aufnehmen und bewältigen<br />
kann.<br />
Mythos Amazonas, NDR Naturfilm, Label:<br />
Polyband, Spieldauer 135 (3 ¥ 45) Minuten,<br />
ASIN: B004TDIVMS, DVD und Blu-ray<br />
(unterschiedliche Preise)<br />
Klimaschutz, Jugendliche und Youtube<br />
Klimawandel, CO 2 , die Rolle der Wälder für<br />
den Klimaschutz, Bedrohungen und Handlungsmöglichkeiten<br />
sind Themen, für die Jugendliche<br />
eher schwer begeistert werden<br />
können. Und so fragten sich die Umweltschützer<br />
von OroVerde: Wie lässt sich dieses<br />
Themenfeld einfach verständlich und interessant<br />
vermitteln? Die Lösung: Sie nutzen<br />
ein jugendaffines Medium und produzierten<br />
einen Klima-Clip, der die Zusammenhänge<br />
erklärt und dazu motiviert,<br />
selber aktiv zu werden, um das Klima zu<br />
schützen. Den stellten sie auf Youtube und<br />
hatten innerhalb weniger Wochen mehr als<br />
1000 Klicks.<br />
Die Animation wurde im Rahmen des Umweltbildungsprojekts<br />
„Weil wir es wert<br />
sind!“ entwickelt. Denn innerhalb des Projektes,<br />
das sich gezielt an Haupt- und Förderschulen<br />
wendet, zeigte sich, dass es bislang<br />
keine Medien gab, die den Klimawandel<br />
und die Möglichkeiten, selbst etwas<br />
gegen ihn zu unternehmen, in einfachen Bildern<br />
und Wörtern vermitteln. Der entstandene<br />
Clip steht Schulen und anderen Bildungseinrichtungen<br />
kostenfrei zur Verfügung,<br />
um das Thema Klimawandel im Unterricht<br />
aufzubereiten. Weitere neue Unterrichtsmaterialien<br />
rund um den Regenwald<br />
und das Thema Klimaschutz sind bei<br />
OroVerde zu beziehen, darunter auch eine<br />
komplette Unterrichtseinheit mit Arbeitsblättern<br />
und Versuchsanleitungen, die auf<br />
dem Klima-Clip aufbaut. Den Clip finden Sie<br />
auf www.forestfinance.de/go/co2-animation<br />
und weitere Informationen zu OroVerde<br />
hier: www.oroverde.de<br />
FF 50 www.forestfinance.de
Foto: W. Volz<br />
Foto: ZKM<br />
Foto: screenshot<br />
Ausstellungen – Termine – Events<br />
Blick auf die Regenwaldbaumskulptur von Wolfgang<br />
Volz im Gasometer Oberhausen.<br />
Climate Walk in Berlin – gehen Sie mit.<br />
Internationaler Kulturwald – mitten in Bayern.<br />
Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – über Wälder und Klangbäume,<br />
Klimapfade und Kunstfestivals im Bayerischen Wald. Hier unsere Reihe mit<br />
Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />
… durchforstet<br />
Sieben Weltwunder kannte die Antike, mehr als neunhundert Welterbestätten zählt heute<br />
die UNESCO: Meisterwerke der Baukunst des Menschen und gewaltige Monumente<br />
der Natur – dazu gehört auch der Regenwald. Die Ausstellung „Magische Orte“ im Oberhausener<br />
Gasometer zeigt die Wunder der Natur und Kultur in einer Ausstellung als gleichermaßen<br />
bedeutende Schöpfungen unseres Planeten. Sie nimmt uns mit auf eine Weltreise<br />
zu den Kultstätten der Natur- und Menschheitsentwicklung. Spektakuläre Fotografien,<br />
erstaunliche erdgeschichtliche Objekte und beeindruckende Kunstwerke führen durch Wüsten<br />
und Gebirge, durch Urwälder und verwunschene Gärten, in Tempel und Paläste. Im<br />
100 Meter hohen Luftraum des Gasometers steht die 43 Meter hohe Skulptur „Regenwaldbaum“.<br />
Die Skulptur, ihre Licht– und Klanggestalt verdeutlichen die Schönheit und<br />
Fruchtbarkeit, aber auch die Verletzbarkeit der Natur. Wechselnde Farbimpressionen und<br />
eine atmosphärische Klanginstallation reflektieren die sich ständig verändernden Stimmungen.<br />
„Magische Orte: Natur- und Kulturmonumente der Welt” läuft bis Oktober <strong>2012</strong>, im<br />
Gasometer, Arenastr. 11, Oberhausen, www.gasometer.de<br />
Der „Climate Walk“ in Berlin startete im Winter 2011 zur Weltklimakonferenz in Südafrika<br />
und wird für ein ganzes Jahr – bis zum nächsten Klimagipfel – in der Passage der Akademie<br />
der Künste das Verhältnis von Kunst und Klima thematisieren. Er macht interdisziplinäre<br />
Wissensarchive im In- und Ausland zugänglich und lädt ein, sich mit eigenen Fragen<br />
und Kommentaren einzubringen. Kontext sind globale Krisen, der Klimawandel, notwendige<br />
gesellschaftliche Transformation im Sinne einer zukunftsfähigen „Kultur des Miteinander“<br />
und neue Positionen gestalterisch forschender wie verantwortlich handelnder<br />
Kunst. Den „Climate Walk“ können Sie bis zum 30.11.<strong>2012</strong> in der Akademie der Künste, Pariser<br />
Platz 4, in Berlin begehen. Der Eintritt ist frei. Infos auf www.boxingclimate.org/climatewalk<br />
Der Bayerische Wald ist geprägt durch eine besonders eigenständige Kultur. In allen Bereichen<br />
findet man Wertvolles, Überraschendes, Innovatives; weit über die Region hinaus<br />
Ausstrahlendes. Da liegt es nahe, den Blick auf das Ganze zu richten und zu zeigen, wie<br />
sich Kunst und Kultur im ländlichen Raum ideenreich entfalten können. Wie scheinbar<br />
Unverbundenes in einer Zusammenschau von Oper, Theater, konzertanter Musik und bildender<br />
Kunst zu neuer Wirkung kommt. Und so riefen die Musiker Thomas Bauer und Uta<br />
Hielscher ein Festival ins Leben. In der fünften Saison erkunden dieses nun die wildromantischen<br />
Areale des Bayernwaldes. Ob Kloster, Kirche oder Brauerei: Jedes Konzert findet<br />
in einem besonderen Ambiente statt – und das inmitten reizvoller Landschaften. Wenn<br />
Sie sich also von Mozart, Fado oder Vodoo in Bayern verzaubern lassen wollen, klicken Sie<br />
auf www.kulturwald.de.<br />
www.forestfinance.de FF 51
One<br />
Informieren.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Klicken Sie auf www.forestfinance.de/one-two-tree und erfahren Sie, wie Sie sich ein Fleckchen<br />
Erde in Panama aussuchen, das zu Ihnen passt. Wir pflanzen darauf Ihre Bäume und pflegen die<br />
Wälder.<br />
Hier finden Sie Fotos und Karten mit denen Sie sich Ihre Waldparzelle selbst aussuchen – per<br />
Mausklick! Klicken und kaufen können Sie online einen BaumSparVertrag – bei dem Sie Baum<br />
für Baum Rendite und Wald ansparen – oder ein WaldSparBuch, in das Sie mit 1000 Quadratmeter<br />
Wald einsteigen. Dann wird es Zeit, ganz genau hinzusehen: Suchen Sie sich Ihre Parzelle aus, auf<br />
der Sie Ihre Bäume pflanzen und wachsen lassen.<br />
Mit einem Klick treffen und bestätigen Sie Ihre Wahl. Genau hier werden Sie zum stolzen<br />
Waldbesitzer – der dritte und letzte Schritt sichert Ihnen grüne Gewinne und eine wahrhaft<br />
gute Tat für Natur und Umwelt. Nur so lange der Vorrat reicht.<br />
Noch Fragen?<br />
Unsere Mitarbeiter sind gerne für Sie da:<br />
Tel: (02 28) 943 778-0<br />
ForestFinance Service GmbH<br />
Eifelstr. 20, 53119 Bonn<br />
Two<br />
Auswählen.<br />
Meinen Wald – den klick ich mir!<br />
www.forestfinance.de/one-two-tree<br />
ree<br />
Baum buchen.