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Weltkulturerbe Semmeringbahn - Raumordnung und Regionalpolitik

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EROBERTE LANDSCHAFT: WELTKULTURERBE SEMMERINGDIE LANDSCHAFT – DIE BAHN – DIE VILLEN.Der Name „Semmering“ ist untrennbar mit der von Carl Ritter von Ghega geplanten<strong>Semmeringbahn</strong>, der 1. Gebirgsbahn der Welt, verb<strong>und</strong>en. Aber man denkt auchsofort an eine repräsentative Villen-Architektur sowie an das Bild einer einzigartigenfeingliedrigen Landschaft als erfrischende Abwechslung zwischen denIndustriezonen des Schwarzatales <strong>und</strong> des Mürztales. Die Bahn bildetgewissermaßen das Bindeglied zwischen all diesen charakteristischen Eigenschaftender Landschaft im Semmeringgebiet. Gestaltung <strong>und</strong> „Eroberung der Landschaft“(Titel der NÖ Landesausstellung 1992 in Gloggnitz) haben aber unmittelbar mitRaumplanung <strong>und</strong> <strong>Raumordnung</strong> zu tun.Besonders prägende <strong>und</strong> langfristig wirksame Formen der Kulturlandschaft habenmeist außerordentliche gesellschaftspolitische Ursachen. Für das Semmeringgebiettrifft dies in besonderem Maße zu. Allerdings war es nicht die Bahn allein, die denAufschwung einer ganzen Region bewirkte. Es herrschte vielmehr eine allgemeineAufbruchsstimmung, getragen von wirtschaftlichem Optimismus in Aristokratie <strong>und</strong>Bürgertum. Die Südbahngesellschaft selbst errichtete r<strong>und</strong> 25 Jahre nachInbetriebnahme der „Ghega-Bahn“ das Südbahnhotel auf dem Semmering, um einezusätzliche Imageattraktion zu schaffen <strong>und</strong> den Wiener Ausflugsverkehr zu steigern.In äußerst attraktiven Lagen wurde eine Vielzahl weiterer Hotels, Pensionen <strong>und</strong>Erholungsheime situiert <strong>und</strong> erfolgreich weit über die Grenzen der Monarchie hinausvermarktet. Gleichzeitig wurde die Landschaft, vornehmlich in den Gemeindenentlang der Bahn, von Städtern „in Besitz genommen“ <strong>und</strong> großflächig mitLandhäusern <strong>und</strong> Villen bebaut. Hauptanliegen bei den Parzellierungen in dieser Zeitwar die Schaffung repräsentativer Gr<strong>und</strong>stücke sowie die Positionierung der Objektederart, dass sie einander in ihrer Aussichtslage nicht behinderten. In Verbindung miteinem ausgesprochenen Bauboom hatte dies allerdings gravierende Auswirkungenauf das Landschaftsbild. Die sprunghafte künstliche Entwicklung verdeutlicht z.B. derAnstieg der Wohnbevölkerung im Bereich der Gemeinde Semmering (seit 1919selbstständig) von 135 auf 1816 Personen im Zeitraum von 1869 bis 1923. SpezielleBebauungsbestimmungen („Bauordnung für den Semmering“) erlaubtenausschließlich eine Gestaltung der Gebäude im „Cottage-Stil“, der von namhaftenArchitekten verfeinert wurde (Neumann, Flattich, Ferstel u.a.). Typisch war eineVermengung von städtischen Elementen mit ländlicher Zimmermannsarbeit zu einemfür die Region charakteristischen „Heimatstil“. Architekten <strong>und</strong> Baumeister, die auchbeim Bahnbau beschäftigt waren, übernahmen weiters Materialien <strong>und</strong>Gestaltungselemente der Bahnanlagen (z.B. Bruchsteinsockel bei Wohnhäusern <strong>und</strong>Villen).Die Bedeutung der <strong>Semmeringbahn</strong> als kulturhistorisches Denkmal geht also weitüber deren Funktion als überregionale Verkehrsverbindung hinaus. DieAuswirkungen auf die Siedlungsstruktur im Semmeringgebiet waren äußerst prägend<strong>und</strong> bilden auch heute die Gr<strong>und</strong>lage für <strong>Raumordnung</strong>süberlegungen <strong>und</strong>Entwicklungschancen in den Gemeinden entlang der Bahn, zumal die großflächigeBebauung der Landschaft mit den heutigen, eher kostenorientierten Zielsetzungenbei der Planung nicht übereinstimmt. Die vorgegebenen Strukturen aus dieserPionierzeit bringen heute <strong>Raumordnung</strong>sprobleme mit sich, die es unter Wahrungder unverwechselbaren Eigenart <strong>und</strong> Identität zu lösen gilt.


DIPL.-ING. FRANZ SCHWEIGHOFERABTEILUNG RAUMORDNUNG UND REGIONALPOLITIK, BADENZitat Landesrat Sobotka:Im Sinne der Nachhaltigkeit soll <strong>Raumordnung</strong> die Gegebenheiten der Natur mit denBedürfnissen der Menschen verbinden.

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