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dog & sport Ausgabe 03/2015

Dog & Sport – Das Zughunde-Magazin 2.0! Neues Layout, mehr Inhalt, neue Sprachen, viele neue Themen. Das erste Mal erscheint unser Magazin auch auf Englisch und in neuem Gewand, denn wir wollen die Welt des Zughundesports verbinden. Kommt mit auf unsere neue Reise… Zugspitz-Dogtrekking, Interview mit Lena Boysen Hillestad, Die neue Generation: Leire Fernàndez Abete, Fahrtechnik Basic Teil II, Konditionsaufbau beim Hund, Canicross Gürtel im Test, Vorbericht zur WM in Canada, Trainings-Camp in Norwegen – Ein Vorbild

Dog & Sport – Das Zughunde-Magazin 2.0! Neues Layout, mehr Inhalt, neue Sprachen, viele neue Themen. Das erste Mal erscheint unser Magazin auch auf Englisch und in neuem Gewand, denn wir wollen die Welt des Zughundesports verbinden. Kommt mit auf unsere neue Reise…

Zugspitz-Dogtrekking, Interview mit Lena Boysen Hillestad, Die neue Generation: Leire Fernàndez Abete, Fahrtechnik Basic Teil II, Konditionsaufbau beim Hund, Canicross Gürtel im Test, Vorbericht zur WM in Canada, Trainings-Camp in Norwegen – Ein Vorbild

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<strong>03</strong> | <strong>2015</strong> September - Dezember | 4,50 € Deutschland | Österreich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong> | <strong>2015</strong> September - Dezember<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Das Zughunde-Magazin<br />

Leire Fernández Abete<br />

Die neue Generation<br />

Lena Boysen Hillestad<br />

Die 23-fache Weltmeisterin<br />

Vorschau IFSS Dryland WM<br />

Bristol, Kanada


Danke fur eure Zeit<br />

an meiner Seite<br />

Mojo und Samira.<br />

Wir sehen uns wieder…<br />

. .<br />

„Hunde sind nicht unser ganzes Leben, aber sie machen unser Leben ganz!“<br />

Roger Caras


Editorial<br />

Wenn ihr diese Zeilen lest, ist das das absolute Highlight<br />

für uns, denn ihr lest es nicht mehr nur auf<br />

Deutsch, nein, unser Magazin gibt es nun auch auf Englisch<br />

(weitere Sprachen sind in Arbeit). Die verschiedensprachigen<br />

<strong>Ausgabe</strong>n werden sich inhaltlich natürlich<br />

etwas unterscheiden, daher könnt ihr bei Interesse<br />

und Sprachkenntnissen alle zwei <strong>Ausgabe</strong>n zum Angebotspreis<br />

erhalten. Damit wollen wir weltweit eine<br />

Verbindung unter Zughunde<strong>sport</strong>lern und Mushern<br />

schaffen, eine Möglichkeit sich auszutauschen, sich zu<br />

entwickeln und gemeinsam zu wachsen, immer mit der<br />

großen Liebe und Leidenschaft für diesen Hunde<strong>sport</strong><br />

im Herzen. Und nicht nur das, wir haben auch das Layout<br />

verändert, denn zu dieser Premiere musste ein<br />

„Pimp my Magazine“ herhalten, dazu kommt noch<br />

mehr Zughunde-Inhalt und die Homepage ist auch<br />

reloaded.<br />

Noch was Neues – Die Dog & Sport Sonderedition: Wegen<br />

der großen Nachfrage beginnen wir im Herbst mit<br />

der ersten Sonderedition zum Thema „Grundlagen im<br />

Zughundetraining“! Ein ganzes Heft voller Trainingstipps,<br />

der richtigen Ausrüstung, Grundlagen und vieles<br />

mehr. Dazu gibt es viele Begleit-Fotos! Auf unserer<br />

Homepage www.<strong>dog</strong>and<strong>sport</strong>.de wird die Veröffentlichung<br />

rechtzeitig bekannt gegeben, ihr könnt sie aber<br />

jetzt schon bequem vorbestellen.<br />

Die neue Saison steht vor der Tür, wir wünschen euch<br />

und euren Zughunden viel Erfolg und Gesundheit, immer<br />

Spaß beim Training und die Zug-Leidenschaft im<br />

Herzen.<br />

Wir hoffen es gefällt euch und wünschen viel Spaß<br />

beim Lesen!<br />

Eure Annick Busl<br />

Geschäftsführung<br />

Dog&Sport – Das Zughunde-Magazin<br />

Zughundezentrum Oberland<br />

Der Hundling - Wir lieben Hunde<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 1


Inhalt<br />

Nele 4<br />

Geht nicht gibts nicht<br />

Fahrtechnik Teil 2 8<br />

Kurventechnik<br />

Weronika Lure 11<br />

"The Way of Life"<br />

Dogtrekking 12<br />

Endlich in Deutschland angekommen<br />

Fitness to go 18<br />

Nicht nur fürs Training<br />

Rollern ohne Hund 22<br />

Fitness für Herrchen und Frauchen<br />

Lena Boysen 26<br />

Ein Interview<br />

Das Zuggeschirr 30<br />

Keine leichte Entscheidung<br />

Zughunde<strong>sport</strong> Schweiz 32<br />

Ein kleiner Einblick<br />

Sommercamp 34<br />

Spaß für junge Musher<br />

12 Gipfelstürmer mit Hund<br />

4 Die Kraft des Mutes<br />

34 Das Nachwuchscamp<br />

2 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


18 Schneller ans Ziel 38 Kanada wir kommen<br />

52 Energie und Lebensfreude<br />

56 Ein Sport - zwei Ausführungen<br />

IFFS WM Dryland <strong>2015</strong> 38<br />

Der Traum von Kanada<br />

Canicross-Laufgürtel 41<br />

Ein Vergleich lohnt sich<br />

Anatomie 46<br />

Wo ist noch mal das Knie?<br />

Leire Fernandez 52<br />

Jung und erfolgreich<br />

Tunierhunde<strong>sport</strong> 56<br />

Leichtathletik mit Hund<br />

Impressum 60


Nele<br />

© S. Reising<br />

Geht<br />

nicht<br />

gibts<br />

nicht!<br />

4 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Nele<br />

© S. Reising<br />

Die Schülerin: Nele<br />

Als wir 2013 unseren holländischen<br />

Schäferhund Aik bekommen<br />

haben, hatte mein Papa immer<br />

die Idee, Zughunde<strong>sport</strong> als Ausgleich<br />

zu unserem sonstigen Hunde<strong>sport</strong><br />

zu machen. Dafür habe ich<br />

mich schon sehr interessiert, und als<br />

er seinen Dogscooter bekam wollte<br />

ich immer gerne auch mit fahren.<br />

Da sich dies aufgrund meiner Behinderung<br />

nicht so einfach realisieren<br />

ließ, haben wir geschaut, wie<br />

ich auch mitmachen kann. Wir hatten<br />

uns dann 2014 von unserer Rollifirma<br />

einen Outdoorradvorsatz<br />

ausgeliehen und haben Aiks Papa<br />

Geremy davor gespannt, weil er ruhiger<br />

war als unser junges Energiebündel.<br />

Als dieses gut klappte, haben<br />

wir es dann immer mal wieder<br />

ausprobiert. Auch unser Jack Russell<br />

Terrier Balou hat mich einige Male<br />

durch den Wald gezogen, was mir<br />

viel Spaß bereitete.<br />

Nur irgendwann mussten wir dieses<br />

tolle Teil auch mal zurückgeben<br />

und so hatte ich dann einige Zeit<br />

nichts machen können, bis ich im<br />

November 2014 mein Handbike bekam.<br />

Mit diesem hatte ich wieder<br />

die Möglichkeit zu fahren und dies<br />

tat ich von nun an mit viel Eifer.<br />

Jetzt aber mit unserem Rüden Aik.<br />

Nach einigen Ausfahrten mit Hund<br />

bin ich dann mit Mama und meinem<br />

kleinen Bruder Ben (4) zum<br />

Vulcanicross gefahren. Eigentlich<br />

nur, um unsere Freunde Steph und<br />

Hanse anzufeuern. Doch Steph hatte<br />

spontan die tolle Idee, am Kinderrennen<br />

teilzunehmen mit ihrer<br />

holländischen Schäferhündin Amica.<br />

Dort trafen wir dann auch meinen<br />

jetzigen Trainer Ingo, der das<br />

alles sehr toll und interessant fand<br />

was ich da mit dem Rolli mache. So<br />

trafen wir uns, da er bei uns um die<br />

Ecke wohnt, zum Training.<br />

Anfangs schauten wir erst mal, was<br />

denn alles für Material angeschafft<br />

werden muss und was ich alles so<br />

kann mit meinem Handbike.<br />

In den ersten Einheiten lernte ich<br />

das richtige Fallen und wir stellten<br />

eine erste 400 m Zeit auf. Von Woche<br />

zu Woche kam immer etwas<br />

neues dazu, wie Slalom, richtiges<br />

Kurvenfahren, fallen vom Hocker,<br />

um langsam die Höhe des Rollis zu<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 5


Nele<br />

erreichen, und immer wieder Fahrzeiten<br />

auf 400 m und 50 m. Es war<br />

toll für mich, dass ich mich immer<br />

weiter verbessern konnte. Nach einigen<br />

Trainingseinheiten bekam ich<br />

auch endlich meinen lang ersehnten<br />

Trainingsplan, über den ich<br />

mich sehr gefreut habe, denn Mama<br />

und Papa hatten ja schließlich auch<br />

einen. Als wir dann beim Watercanicross<br />

langsam die Grenzen meines<br />

Handbikes aufgezeigt bekamen, suchen<br />

wir jetzt nach neuen Ideen,<br />

wie ich meinen Sport weiter führen<br />

und schneller werden kann, denn<br />

eins habe ich ganz schnell gelernt:<br />

Dass ich keine Angst vor der Geschwindigkeit<br />

haben muss.<br />

Jetzt freue ich mich auf mein nächstes<br />

Rennen im November auf dem<br />

CC Cup NRW in Hürtgenwald.<br />

© Nele und Ingo<br />

www.canicross-nrw.de<br />

Der Trainer: Ingo<br />

Wenn ein Trainer mit einem Kind<br />

oder in einer Kindergruppe arbeiten<br />

darf, ist das meist eine emotional<br />

sehr intensive Ebene. Kinder<br />

gehen im Sport vorurteilsfrei, mit<br />

Spaß und entfesselnd mitreißender<br />

Motivation zur Sache. So habe ich<br />

mich auch sehr auf das erste Training<br />

mit Nele gefreut, die mit ihrem Hund<br />

Aik den Canicross-Sport zusammen<br />

mit mir ausprobieren wollte.<br />

Das erste Training mit dem angehenden<br />

Canicross-Gespann wird mir<br />

noch lange in Erinnerung bleiben.<br />

Nele und Aik haben beide eine<br />

ganz besondere Ausstrahlung und<br />

Wirkung auf mich gehabt. Ich dachte<br />

im ersten Moment „Okay, das<br />

Mädel hat Feuer“! Nicht nur wegen<br />

ihrer roten Haarfarbe, nein ich<br />

wusste sofort, dass Nele will und die<br />

Härte hat, das zu tun, was notwendig<br />

ist, um sich zu verbessern. Aik<br />

strahlte dabei neben ihr einen erhabenen<br />

royalen Glanz aus. Einfach<br />

umwerfend das Bild.<br />

Gegen Ende des ersten Trainings<br />

gab es noch mal eine kindgerechte<br />

400 m Abschlussbelastung vom Trainer<br />

verordnet, die wir gemeinsam<br />

absolvierten. An diesem Tag war es<br />

warm und es drohte ein Gewitter.<br />

Nele startete mit hohem Tempo,<br />

leicht angeschwitzt von der schweren<br />

Trainingsstunde. Nach 200 Meter<br />

dann der stark auffrischende<br />

Wind und Starkregen. Für Nele war<br />

klar, dass sie gegen Wind und Regen<br />

ihre Aufgabe in Bestzeit bewältigen<br />

wollte. Und? Sie schaffte es…<br />

Erneut sah ich meinen Blick für<br />

Sporttalente bestätigt.<br />

Jetzt haben wir für Nele und Aik ein<br />

Gespannfahrzeug ausgesucht, mit<br />

dem die beiden auch bei richtigen<br />

schweren Geländecrosstrails konkurrenzfähig<br />

starten können. Der<br />

Explorer III lässt sich sogar mit mehreren<br />

Hunden im Gespann fahren<br />

und ist 100 % geländetauglich. Da<br />

Nele aufgrund eines Handycaps<br />

nicht antreten kann, hat das Gefährt<br />

einen Handbikeantrieb und<br />

kann auch ohne Hunde schnell im<br />

Gelände bewegt werden. Das Fahrzeug<br />

hat die Chance, in der Wertung<br />

der Dogscooter Klassen regulär<br />

gewertet zu werden. Wir<br />

denken, dass Nele mit dem Explorer<br />

III ein Pionier einer neuen Variante<br />

im Zughunde<strong>sport</strong> sein wird.<br />

6 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Fahrtechnik Teil 2<br />

Kurventechnik<br />

Kurven und Richtungswechsel geben Trails erst die richtige Würze und tauchen permanent auf.<br />

Doch gerade bei diesem grundlegenden Thema haben viele Biker ihre Probleme: Rutschende Räder, zu weite<br />

Radien oder der Schwungverlust sind ein paar der typischen Resultate von suboptimal angewöhnten<br />

Kurventechniken. Woher kommen diese Baustellen, die im Worst-Case direkt ins Krankenhaus führen können?<br />

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und hat das Radfahren nun mal auf Asphalt gelernt.<br />

Ergo: Taucht beim Mountainbiken eine Kurve auf Waldboden auf, ruft das Gehirn häufig effizient die<br />

gewohnte Asphalt-Kurventechnik ab und man rutscht schnell weg!<br />

Daher die Unterscheidung: Straßenfahrer legen sich mit Körper und Bike in eine Schräglage,<br />

wir Mountainbiker neigen lediglich das Bike unter uns zur Kurvenseite und bleiben mit dem<br />

Körperschwerpunkt zentral! Wie wir die Neigung erreichen und was dabei ansonsten deutlich zu beachten ist,<br />

erfahrt ihr in diesem How-To-Artikel.<br />

8 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Fahrtechnik Teil 2<br />

Blickführung mit Eindrehen des<br />

Körpers<br />

Man fährt dahin, wo man hinschaut<br />

– diesen Merksatz kennt<br />

man natürlich und trotzdem liegt<br />

hier häufig die Hauptbaustelle! Der<br />

Mensch schaut sich nämlich in Gefahrensituationen<br />

den Auslöser genau<br />

an, wie zum Beispiel den äußere<br />

Wegesrand zum Abgrund. Dieser<br />

Reflex hindert einen dann, dorthin<br />

zu schauen, wo man eigentlich hin<br />

möchte (dem Trailverlauf zum Kurvenausgang<br />

folgen). Damit eine Pilot-statt-Passagier-Situation<br />

entstehen<br />

kann, drehen wir für den<br />

vorausschauenden Blick den Kopf<br />

in Kurvenrichtung ein – Schultern,<br />

Hüfte und Knie folgen dieser Rotation<br />

und das Bike neigt sich automatisch<br />

zur kurveninneren Seite.<br />

Wichtig: Nun haben wir den Sattel<br />

als fünften Kontakt am inneren<br />

Bein anliegen, die Kurbelstellung<br />

bleibt fast waagerecht.<br />

Merksatz<br />

Linke Kurve > Sattel am linken Bein<br />

Rechte Kurve > Sattel am rechten<br />

Bein.<br />

Das kurveninnere Bein sollte dabei<br />

geöffnet werden, damit das Bike<br />

Platz hat, sich zu neigen. Gerade in<br />

der Umlernphase kann es passieren,<br />

dass der Sattel durch den Autopiloten<br />

plötzlich wieder am äußeren<br />

Bein klebt, wie beim Straßenradfahren<br />

– die Räder fangen dann<br />

schnell an zu rutschen!<br />

Mehr Neigung für noch mehr<br />

Traktion<br />

Bei schnellen, losen, hängenden<br />

oder nassen Kurven bietet es sich<br />

an, die Neigung des Bikes und den<br />

Druck der Seitenstollen in den Boden<br />

zu steigern. Diese Bewegung<br />

erfolgt aus den Armen: Der kurveninnere<br />

Arm streckt sich leicht (ohne<br />

Einrasten des Ellenbogens), der äußere<br />

Arm wird gebeugter. Dadurch<br />

neigt sich das Bike noch mehr und<br />

ein zu starkes Einlenken des Vorderrades<br />

wird verhindert. Der Körperschwerpunkt<br />

bleibt zentral und die<br />

Kurbelstellung waagerecht. Das aktive<br />

Neigen hilft uns auch sehr bei<br />

schnellen Wechseln der Fahrtrichtung,<br />

bei denen das Steuern des<br />

Bikes deutlich über die Neigung erfolgt,<br />

was Sicherheit und Traktion<br />

garantiert.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 9


Fahrtechnik Teil 2<br />

Ideallinie und Timing – Ausholen<br />

und Anbremsen<br />

Da man den größten Kurven-<br />

Flow auf Abfahrten bekommt,<br />

sind zwei Aspekte dabei noch hervorzuheben:<br />

Ähnlich wie es bei der<br />

Formel 1 Vettel & Co. machen, fährt<br />

man vor dem Kurveneingang eine<br />

Aushol-Spur nach außen, um dann<br />

mit früher Blickwende (mit Eindrehen<br />

des Körpers) nach innen zum<br />

Kurvenscheitel zu ziehen, sodass es<br />

einen zur Kurvenausfahrt wieder<br />

leicht nach außen trägt. Wählt man<br />

eine Linie zu weit innen, wird man<br />

schon im Kurvenscheitel aus der<br />

Kurve geschoben! Ebenso existenziell:<br />

Am Kurveneingang bremst man<br />

das Bike gefühlvoll ab, um dann<br />

ohne Bremsen laufen lassen zu können!<br />

Zwei Vorteile: Man verliert<br />

nicht den Schwung in der Kurve<br />

und hat weniger Risiko, dass die Räder<br />

wegrutschen! Wenn die Reifen<br />

mit den Kurvenkräften voll zu arbeiten<br />

haben, können zusätzliche<br />

Bremskräfte einen plötzlichen Traktionsverlust<br />

verursachen.<br />

Marc Brodesser<br />

Der passionierte Mountainbiker<br />

aus Bonn<br />

ist seit Ende der 90er<br />

Jahre auf dem MTB unterwegs.<br />

Nach mehreren<br />

Jahren in den verschiedenen<br />

Spielarten Downhill,<br />

Freeride, Street/Dirtjump,<br />

XC und MTB Marathon<br />

ist der ausgebildete<br />

ADFC Mountainbike<br />

Guide, Mental Bike Guide,<br />

DSHS Bike-Instructor<br />

und Autor des Buches Mountainbike Fahrtechnik<br />

immer noch am liebsten in der Natur unterwegs. Seine<br />

Fahrtechnik Kurse verbessert er stetig.<br />

Praxis-Tipps<br />

Das persönliche Kurventraining<br />

sollte man vielseitig gestalten,<br />

damit Spaß und Motivation nicht<br />

auf der Strecke bleiben. Ein paar<br />

Schlüsselpunkte sind dabei zu<br />

beachten:<br />

• Schritt für Schritt vorgehen – erst<br />

auf festen Böden Neues üben,<br />

Schotter erst danach!<br />

• Pylonen, Springsseile, Äste etc.<br />

für fiktive Kurven anfangs<br />

verwenden.<br />

• Ständige Wiederholung der<br />

„neuen“ Kurventechnik“, um sie<br />

im Gelände abrufbar zu haben!<br />

• Pendler und Stadtradler können<br />

die MTB-Technik übernehmen<br />

(viele Wiederholungen).<br />

• Die schwache Seite bewusst<br />

intensiv trainieren, um eine<br />

große Differenz zu verhindern.<br />

• Laub, Nässe & Schotter senden<br />

starke Gefahrenreize – locker<br />

bleiben und langsam steigern.<br />

• Videoanalyse per Ipad, Smartphone<br />

nutzen, für die Super-Zeitlupe<br />

gibt es Apps.<br />

• Fünften Kontakt immer wieder<br />

„erspüren“ (Sattel am kurveninneren<br />

Bein oder Oberrohr)<br />

• Die Übung „Hohle Hand“ immer<br />

wieder anwenden im Training<br />

– hilft sehr!<br />

Seine How-To-Videos und Fotos findet man auf<br />

www.fahrtechnik.tv.<br />

Seine Bikeschule findet ihr unter: www.ridefirst.de<br />

10 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Weronika Jure<br />

Mein Name ist Weronika<br />

Jure und ich bin 22<br />

Jahre alt. Ich mache nun<br />

schon seit fünf Jahren<br />

Canicross.<br />

© Anna Kawala Konik<br />

Vor fünf Jahren kaufte meine<br />

Schwester einen Sibirischen Husky.<br />

Ich wollte ihn mit dem Zughunde<strong>sport</strong><br />

auslasten, denn nur Laufen<br />

war nicht genug für ihn.<br />

Meine Freundin fragte mich dann,<br />

ob ich an einer Canicross Veranstaltung,<br />

die sie organisierte, teilnehmen<br />

wolle. Zuerst war ich nicht sicher,<br />

ob es eine gute Idee ist, aber<br />

sie schaffte es, mich zu überzeugen.<br />

Ich versuchte es und verliebte mich<br />

sofort in diesen Sport. Ich bin erstaunt<br />

über die Hunde, die an solchen<br />

Meisterschaften teilnehmen,<br />

besonders von den europäischen<br />

Hounds, weil sie so intelligent und<br />

eifrig bei der Arbeit sind. Im Jahr<br />

2011 wurde mein größter Traum<br />

wahr. Der Augenblick als ich Kira<br />

(europäischer Hound) bekam, hat<br />

mein Leben verändert. Jedes Mal,<br />

wenn wir an einer Sportveranstaltung<br />

teilnehmen, wird es sehr emotional<br />

für uns beide. Jede Meisterschaft<br />

ist anders und wir lernen<br />

voneinander. Ich mache mir immer<br />

viele Gedanken vor dem Rennen<br />

und ich weiß, ihr ergeht es genauso.<br />

Wenn wir am Start sind, wartet<br />

sie unruhig auf mein Startkommando.<br />

Aber während des Rennens vergessen<br />

wir diese Gefühle und arbeiten<br />

als Team zusammen. Vertrauen,<br />

das wir uns gegenseitig entgegenbringen,<br />

ist äußerst wichtig in dieser<br />

Sportart. Zurzeit starten wir in<br />

den Kategorien Canicross und Scooter.<br />

Wir nehmen an nationalen und<br />

internationalen Meisterschaften<br />

teil, an Europa- und Weltmeisterschaften.<br />

Jeder kleine Erfolg ist sehr<br />

wichtig für uns.<br />

Dieser Sport wurde unser „way of<br />

life“.<br />

© Weronika<br />

© Anna Kawala Konik © Anna Kawala Konik<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 11


Zugspitze<br />

Dogtrekking<br />

ist in Deutschland<br />

angekommen.<br />

Endlich.<br />

12 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Zugspitz-Dogtrekking <strong>2015</strong><br />

Der Gedanke, hierzulande ein Dogtrekking<br />

durchzuführen, brodelte<br />

schon lange in meinem Schädel.<br />

Und wie es sich, nachdem ich es laut<br />

ausgesprochen hatte, an der Resonanz<br />

unschwer ablesen ließ, brodelte<br />

es auch in der (Zug-)Hunde-Szene.<br />

Dogtrekking, eine als rudimentär organisiertes<br />

Event verpackte Weitwanderung<br />

mit Hund, ist nicht nur in<br />

unseren Nachbarländern sehr beliebt.<br />

Auch in Deutschland finden<br />

sich jetzt immer mehr Freunde der<br />

langen Strecke zusammen, um gemeinsam<br />

die Natur zu erkunden, zu<br />

erleben... zu spüren. Die Wege sind<br />

weit und mühsam, die Meinung ist<br />

einhellig: Jeder Meter lohnt sich!<br />

Aber: Nur mit seinem Hund bewaffnet<br />

fremde Bergwelten zu erkunden<br />

ist so eine Sache. Man kennt<br />

sich einfach zu wenig aus, um die<br />

schönsten Strecken ausfindig zu<br />

machen. Vielleicht schwingt dazu<br />

noch eine Portion Unsicherheit mit,<br />

wenn man so ganz allein auf weiter<br />

Bergflur durch unbekanntes Terrain<br />

klettern muss. Da ist es nur logisch,<br />

dass man sich mit Gleichgesinnten<br />

und Ortskundigen trifft, von diesen<br />

eine schöne Strecke zusammenstellen<br />

lässt und anschließend mit seinem<br />

Hund oder in einer ganzen<br />

Meute los marschiert.<br />

Ich bin sehr gerne mit unseren Hunden<br />

an und auf der Zugspitze unterwegs.<br />

Viele Kilo- und Höhenmeter<br />

sorgen dort für abenteuerliche<br />

Touren und phantastische Ausblicke.<br />

Neben den hochfrequentierten<br />

Wanderwegen gibt es genügend<br />

Geheimtipps, welche zu verschieden<br />

langen Rund-Touren aneinandergereiht<br />

werden können. Auch<br />

die Nähe zu unseren Nachbarn aus<br />

Österreich (dort habe ich Dogtrekking<br />

kennenlernen dürfen) und der<br />

Schweiz ist von Vorteil. Mein Ziel<br />

war es, etwa 10 oder 15 Interessenten<br />

für ein Zugspitz-Dogtrekking<br />

zusammen zu bekommen. Dass ich<br />

innerhalb kürzester Zeit 75 Zusagen<br />

bekomme, konnte ich zum damaligen<br />

Zeitpunkt nicht ahnen.<br />

Vorbereitung<br />

Es ist so unglaublich still. Der Vollmond<br />

hat sich soeben gemächlich<br />

über den durch zahlreiche Gipfel<br />

gezackten Horizont auf seinen<br />

Weg gemacht. Mitternacht. Ich bleibe<br />

mit Melvin, meinem Husky, mitten<br />

auf dem Schneefeld in gut 2000<br />

Meter Höhe stehen und genieße<br />

diese fast schon unheimliche Stille.<br />

Meine Stirnlampe brauche ich jetzt<br />

nicht, das im Schnee reflektierende<br />

Mondlicht reicht völlig aus. Es ist<br />

das erste Mal, dass ich eine Nacht<br />

im hochalpinen Bereich verbringe.<br />

Wir haben Anfang Juli. Melvin zieht<br />

nach vorn. Wir sind seit gut 14 Stunden<br />

nonstop unterwegs und er hat<br />

noch nicht genug. Sehr sympathisch.<br />

Nur noch etwas mehr als<br />

eine Woche, dann will ich Momente<br />

wie diese mit Gleichgesinnten<br />

teilen.<br />

Melvin und ich waren nicht grundlos<br />

eine Nacht und einen Tag an der<br />

Zugspitze unterwegs. Wir legten<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 13


Zugspitz-Dogtrekkin <strong>2015</strong><br />

die Kontrollstellen für das erste<br />

Abenteuer dieser Art in Deutschland<br />

aus, das Zugspitz-Dogtrekking.<br />

Dafür habe ich meinen Laufrucksack<br />

mit Büchern vollgeladen, welche<br />

ich an entsprechenden Stellen<br />

positioniere. Die Dogtrekker müssen<br />

dann als Nachweis die Seite,<br />

welche ihrer Startnummer entspricht,<br />

zurück ins Basislager<br />

bringen.<br />

mal vorweg zu nehmen, anschließend<br />

mit knapp 200 Euro gefüllt<br />

sein wird! Herzlichen Dank an alle<br />

Spender! Dieses Geld ist bereits zu<br />

über 100% (ich runde auf) bei einer<br />

Flüchtlingshilfe-Organisation gelandet.<br />

Beim Zugspitz-Dogtrekking<br />

bewegen wir uns und unsere Hunde<br />

für einen guten Zweck.<br />

Rund um die Zugspitze kann, wie in<br />

jeder hochalpinen Zone, auch<br />

viel passieren. Damit ich bezüglich<br />

der Verantwortung für Un-<br />

fälle, die ich natürlich nicht ausschließen<br />

kann, aus dem<br />

Schneider bin, schreibe ich das<br />

Zugspitz-Dogtrekking als reinen<br />

Einladungslauf aus. Es ist keine<br />

niemand konditionell in die Nesseln<br />

setzt, haben alle Distanzen die gleiche<br />

Ausgangsbasis, von der aus im<br />

Bedarfsfall zur nächst kürzeren –<br />

oder längeren – abgewandert werden<br />

kann. Wichtiger als Zeit ist beim<br />

Zugspitz-Dogtrekking die Distanz.<br />

Reduziert man bei den Teilnehmern<br />

den Druck, die Strecke möglichst<br />

schnell hinter sich zu bringen, wird<br />

Ich habe ein bisschen Bammel,<br />

weil ich überhaupt noch nie<br />

etwas organisiert habe, wo so<br />

viele Leute teils beeindruckend<br />

lange Anfahrten in Kauf<br />

nehmen, um dabei zu sein. 75<br />

Namen stehen auf meiner Liste<br />

und es hätten noch viel<br />

mehr sein können, wenn ich keinen<br />

Riegel davor geschoben hätte. Die<br />

Dogtrekker (und die, welche es<br />

noch werden wollen) reisen aus Österreich,<br />

Schweiz und allen Teilen<br />

Deutschlands an. Ich bin heilfroh,<br />

mit Brigitte, Annick und Christina<br />

organisatorische Unterstützung, im<br />

Vorfeld und vor Ort, zu haben. Auch<br />

der Campingplatz, unser Basecamp,<br />

erweist sich als sehr flexibel und<br />

entgegenkommend.<br />

Organisation und Idee<br />

Ich mache es mir einfach: Keine<br />

Startgebühr – kein Grund zu meckern.<br />

Ich stelle nur eine Spendenkasse<br />

auf, welche, um das gleich<br />

offizielle Veranstaltung, es gibt keinen<br />

Veranstalter, der verantwortlich<br />

gemacht werden kann. Wir sind<br />

alle alt und vernünftig genug, um<br />

selbst zu wissen, was wir uns zutrauen,<br />

jeder haftet für sein eigenes<br />

Leben und verhält sich entsprechend.<br />

Ich spreche Empfehlungen<br />

für die Rucksack-Bestückung aus,<br />

überlasse es aber letztendlich jedem<br />

selbst. Keine Einschränkungen<br />

meinerseits, dafür viel Spaß und<br />

Verantwortung. Das kam bei allen<br />

sehr gut an.<br />

Drei verschiedene Strecken stehen<br />

zur Auswahl, von der "Bambini"-<br />

Klasse bis zur hochkarätigen Trekking-Tour<br />

ist alles dabei. Damit sich<br />

so mancher sogar zu einer<br />

längeren Distanz als ursprünglich<br />

geplant ermutigt.<br />

Ich bin schon sehr gespannt,<br />

wieviele der Teilnehmer das<br />

komplette Dogtrekking (65<br />

km, 5200 hm) beenden werden,<br />

bei dem man etwa 20<br />

Stunden unterwegs sein wird. Aber<br />

selbst das, was ich hier spaßeshalber<br />

"Bambini" nenne, ist eine ausgewachsene<br />

Tagestour: gut 20 Kilometer<br />

und 1500 Höhenmeter. Der<br />

Doghike mit seinen 35 Kilometern<br />

und 2500 Höhenmetern ist die Alternative<br />

– die bei den Teilnehmern<br />

sehr beliebte Zwischenstufe.<br />

Jetzt geht´s los<br />

Das langersehnte Zugspitz-Dogtrekking-Wochenende<br />

ist endlich<br />

da! Ich komme am Freitag<br />

Nachmittag am Campingplatz an<br />

und werde von vielen bekannten<br />

Gesichtern empfangen. Ein kunterbunter<br />

Haufen! Alte Dogtrekker-<br />

14 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Zugspitz-Dogtrekking <strong>2015</strong><br />

Hasen aus Österreich, viele Dogtrekking-Newbies,<br />

aber auch Leute,<br />

die ich vom hektischen Canicrossund<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong>-Treiben<br />

her kenne. Dazu noch ein paar<br />

Langstrecken erfahrene Ultraläufer.<br />

(Sport-)Welten prallen aufeinander<br />

und verstehen sich bestens.<br />

und flachen Kilometern geht es<br />

gleich nach oben und hinein in die<br />

Klamm. Unter uns tobt der reissende<br />

Bergbach, von den Felswänden<br />

tropft eiskaltes Wasser ins Fell unserer<br />

Hunde. Spätestens jetzt sind alle<br />

wach.<br />

Einige Kilo- und Höhenmeter später<br />

machen wir eine kurze Rast und<br />

tanken unsere Vorräte mit glas-<br />

klaren Gebirgswasser auf; der<br />

längste Anstieg der Tour steht<br />

jetzt bevor. Die angenehm kühle<br />

Morgenluft motiviert nicht<br />

nur unsere Hunde, den Weg<br />

mächtig ins Zuggeschirr und sorgen<br />

dafür, dass der Anstieg für den<br />

zweibeinigen Teil des Teams deutlich<br />

erleichtert wird.<br />

Das ist gemein! Da glaubt man,<br />

endlich oben angekommen zu sein,<br />

genießt die herrliche Aussicht und<br />

Selten bekommt man<br />

auch so viele verschiedene<br />

Hunderassen auf einem<br />

Platz zu Gesicht.<br />

Huskys, Grönländer,<br />

Hounds, Jack Russell Terrier,<br />

Pinscher, Picard,<br />

Border, Mali, Manchester Terrier, afrikanische<br />

Edelmixe… alles, was<br />

sich gerne bewegt, freut sich schon<br />

auf das hochalpine Abenteuer, welches<br />

nun ansteht. Nach einer kurzen<br />

Begrüßung, in der ich nochmal<br />

sicher stelle, dass jeder auch seine<br />

von mir zugesandte Wegbeschreibung<br />

hat, geht es in einen gemütlichen<br />

Abend und eine viel zu kurze<br />

Nachtruhe. Die ersten wollen sich ja<br />

bereits kurz nach Mitternacht auf<br />

den langen Weg machen.<br />

Das Wetter ist phantastisch! Das<br />

Zugspitz-Massiv leuchtet rot im ersten<br />

Morgenlicht. Nach einem<br />

schnellen Kaffee machen wir uns<br />

gegen 6 Uhr auf den Weg. Wir haben<br />

uns heute für eine gesellige<br />

Bambini-Doghike-Runde entschieden.<br />

Nach ein paar sehr idyllischen<br />

zielstrebig nach oben fortzusetzen.<br />

Der Waldweg verwandelt sich schon<br />

bald in einen schmalen Pfad, der<br />

sich an eine steile Felswand<br />

schmiegt. Die Aussicht ist beeindruckend!<br />

Unter uns liegt das soeben<br />

noch durchquerte Tal, im Westen<br />

sehen wir vereinzelte Schneefelder,<br />

darüber den Gipfel der Zugspitze.<br />

Auf unserem Weg treffen wir immer<br />

wieder andere Dogtrekker, legen<br />

ein paar Kilometer gemeinsam<br />

zurück und wechseln ein paar Worte,<br />

bevor jeder wieder in seinem<br />

ganz persönlichen Wohlfühltempo<br />

weiter zieht. Auch die Hunde haben<br />

sehr unterschiedliche Herangehensweisen.<br />

So mancher bewegt<br />

sich im "Öko-Modus" mit lockerer<br />

Leine vor oder neben seinem Besitzer.<br />

Andere hingegen hängen sich<br />

freut sich schon auf die naheliegende<br />

Alm, dann muss nochmal<br />

eine Talsenke mit anschließendem<br />

Aufstieg durchquert werden!<br />

Ja, ich gebe es zu, solche Zuckerstückchen<br />

habe ich gerne und<br />

in alle Strecken eingebaut: Die<br />

Doghiker (35 km) müssen zum<br />

Beispiel auf ihrem Nachhauseweg<br />

nochmal einen steilen Grat überqueren<br />

(drum herum wäre doch<br />

langweilig). Bei den Dogtrekkern<br />

(65 km) habe ich den Rückweg auf<br />

die österreichischen Seite mit neckischen<br />

Skihängen, welche dann in<br />

der Nacht und aufgrund des Zustands<br />

nicht nur für die Hunde auf<br />

allen Vieren bewältigt werden,<br />

gespickt.<br />

Wir kommen auf der Alm, welche<br />

für die "Bambinis" Halbzeit bedeutet,<br />

an. Hier ist die erste Kontrollund<br />

Entscheidungsstelle für den<br />

weiteren Verlauf: Kurzstreckler<br />

müssen nach Norden, alle anderen<br />

in südlicher Richtung weiter. Nachdem<br />

man sich auf der Alm von deren<br />

Speisekarte verwöhnen lassen<br />

und sich eine ordentliche Verschnaufpause<br />

gegönnt hat, sollte<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 15


Zugspitz-Dogtrekkin <strong>2015</strong><br />

man hier – selbstverständlich nach<br />

Rücksprache mit seinem vierbeinigen<br />

Partner – eine entsprechend<br />

vernünftige Entscheidung fällen<br />

können. Für uns geht es jetzt auf<br />

den Rückweg, und dieser hat noch<br />

eine mächtige Überraschung im<br />

Gepäck...<br />

Das ist Dogtrekking<br />

Wenige Tage vor dem Zugspitz-<br />

Dogtrekking-Wochenende<br />

hatte ein starkes Gewitter im Wald<br />

gehaust. Pech für uns, dass exakt<br />

dieser Wald für unseren Rückweg<br />

vorgesehen ist: Der Weg ist aufgrund<br />

von Baumfällarbeiten gesperrt.<br />

Da die Waldarbeiter sich<br />

aber bereits im Wochenende befinden<br />

bleiben den tapferen Dogtrekkern<br />

zwei Möglichkeiten: Ein Bergab-Hürdenlauf<br />

über einen mit<br />

Baumstämmen verzierten Pfad oder<br />

ein verzwickter Umweg, welcher einige<br />

Bonus-Kilometer über teils beschwerliche<br />

Schotterwege mit sich<br />

bringt. Die Entscheidungen fielen<br />

bei den Dogtrekkern unterschiedlich<br />

aus, die Hauptsache ist: Alle kamen<br />

gesund, munter und ausgelastet-glücklich<br />

wieder zurück. Wie<br />

sagte im Anschluss Dogtrekking-<br />

Spezialist Gerhard zu dieser ungeplanten<br />

Einlage? "Genau das macht<br />

Dogtrekking aus."<br />

Finale und Aussichten<br />

Gut 60 Mensch-Hund-Teams waren<br />

beim Debut des Zugspitz-<br />

Dogrekkings dabei und nicht ein<br />

einziges Team hat vorzeitig aufgegeben.<br />

Genau das ist für mich die<br />

mit Abstand größte Leistung, welche<br />

an diesem Wochenende vollbracht<br />

wurde! Niemand hat seine<br />

persönliche Grenze überschritten,<br />

aber so mancher hat sie<br />

verschoben.<br />

Im Zweifelsfall ist man verantwortungsbewusst<br />

auf eine kürzere Distanz<br />

ausgewichen oder hat eine<br />

Abkürzung organisiert. Selbst ist<br />

der Dogtrekker! Die Gesundheit<br />

16 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Zugspitz-Dogtrekking <strong>2015</strong><br />

des Hund-Mensch-Teams steht immer<br />

im Vordergrund. Es wurde auch<br />

mal wieder bewusst, wie gut der<br />

aus so unterschiedlichen Sport-Aktivitäten<br />

zusammengewürfelte Haufen<br />

funktionierte. Teamwork vor<br />

Ego. Ganz herzlich danken möchte<br />

ich Sven, der uns nicht nur ein eiskaltes<br />

Finish-Radler servierte, sondern<br />

auch ohne zu zögern eine<br />

nächtliche Sonderfahrt für Dogtrekking-Abkürzer<br />

einlegte!<br />

Nachweislich die komplette Dogtrekking-Distanz<br />

konnten Anja und<br />

Caro in gut 24 Stunden nonstop zurücklegen.<br />

Frauenpower: Alle männlichen<br />

Dogtrekker sind auf kürzere<br />

Distanzen ausgewichen.<br />

Besonders geehrt fühlte ich mich, als<br />

ich nach meiner Abschlussrede von<br />

den Dogtrekking-Spezialisten aus<br />

Österrreich die Auszeichnung "Pathfinder"<br />

in Form eines hübschen Aufnähers<br />

bekam. Eine ganz große<br />

Ehre, welche nur sehr wenigen Dogtrekking-Aktivisten<br />

bisher zuteil<br />

wurde! Vor allem auch deshalb, da<br />

ich selbst ja erst eine offizielle Dogtrekking-Teilnahme<br />

(Ötscher-Dogtrekking<br />

2012) nachweisen kann.<br />

Und wie geht es mit dem Zugspitz-<br />

Dogtrekking weiter? Soviel sei verraten:<br />

Es geht 2016 und vermutlich<br />

im Juli in die zweite Runde! Arbeitstitel:<br />

"Zugspitz Dogtrekking ´16:<br />

Die Rache der steilen Kanten". Ich<br />

höre schon die Hunde mit den Pfoten<br />

scharren, sobald sie diese Zeilen<br />

lesen werden…<br />

© Text und Fotos: Bernd Spring<br />

Zugspitz-Dogtrekking <strong>2015</strong>: 10. – 12. Juli <strong>2015</strong><br />

3 verschiedene Distanzen:<br />

Bambini-Doghike (ca. 21 km / 1500 hm)<br />

Doghike (ca. 35 km / 2500 hm)<br />

Dogtrekking (ca. 65 km / 5200 hm)<br />

Zugspitz-Dogtrekking 2016: Juli 2016 (geplant)<br />

Starterlimit 2016: 85 Starter<br />

Info:<br />

www.LennyRacingTeam.de/ZugspitzDogtrekking<br />

Starter <strong>2015</strong>: 75 gemeldet, 62 gestartet<br />

Hunde <strong>2015</strong>: über 80 + 2 Stoff-Hunde ("Notlösung"<br />

für Starter ohne eigenen Hund)<br />

Zielzeiten: zwischen 6 und 24,5 Stunden<br />

Freiwillige Spendensammlung: 200 Euro<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 17


Konditionsaufbau<br />

Fitness to go für<br />

unsere Vierbeiner.<br />

Ob beim täglichen Spaziergang mit unseren Hunden,<br />

zum Aufwärmen vor dem Training, zwischendurch<br />

zu Hause in der Wohnung oder im Garten:<br />

Fitness to go heißt Spaß und Sport für<br />

Frauchen/Herrchen und den Hund.<br />

Das stärkt die Bindung und schützt vor Verletzungen,<br />

fördert das Körperbewusstsein und löst<br />

Verspannungen..<br />

18 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Fitness to go<br />

"Beim Hochkommen geht der<br />

Hund ins Sitz und beim<br />

Runtergehen folgt er euch<br />

ins Platz.<br />

So haben beide Spaß und<br />

trainieren gleichzeitig."<br />

Fitness to go…let`s go<br />

Die Übungen, die hier aufgeführt<br />

sind, stehen nur als Beispiel und<br />

lassen sich mit ein wenig Phantasie<br />

auf x-beliebige Geräte, Bäume,<br />

oder was ihr sonst bei Mutter Natur<br />

noch findet, umbauen. Außer ein<br />

Leckerli zur Belohnung werden keinerlei<br />

weitere Hilfsmittel benötigt.<br />

Unbewusst werden vielleicht einige<br />

dieser Übungen im Alltag von euch<br />

schon ausgeführt, ohne dass ihr<br />

euch im Klaren darüber seid, welche<br />

positiven Auswirkungen diese<br />

auf euren Vierbeiner haben. Deswegen<br />

schärft euer Bewusstsein.<br />

Ihr seid bei eurer Spaziergehrunde<br />

unterwegs und plötzlich kommt<br />

euch ein Fahrradfahrer entgegen.<br />

In der Regel lasst ihr euren Hund<br />

absitzen oder bringt ihn ins Platz.<br />

Was genau passiert dabei im Muskelapparat<br />

eures Vierbeiners?<br />

Sitz<br />

Trainiert den Beuger und Strecker<br />

der Hinterhand und ist zu empfehlen<br />

als generelle Kräftigungsübung.<br />

Besonders gilt dies bei Hunden<br />

mit geschwächter Hinterhand.<br />

Platz<br />

Hier wird der lange Rückenmuskel,<br />

Beuger und Strecker der<br />

Hinterhand, Antriebsmuskel<br />

beansprucht.<br />

Diese Sitz-Platz Übungen können<br />

auch wunderbar in einem kleinen<br />

Work-Out für den Zweibeiner auf<br />

etwas andere Art und Weise mit<br />

eingebaut werden.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 19


Fitness to go<br />

Kommen wir zu den nächsten<br />

Übungen, die sowohl vom Hund als<br />

auch gemeinsam mit dem Besitzer<br />

durchgeführt werden können.<br />

Gangartenwechsel<br />

Ganzkörperübung für den Hund<br />

Schritt –Trab, Trab- Schritt<br />

Übungsaufbau<br />

• Wechselt bei eurem Spaziergang<br />

einfach das Tempo.<br />

• Wichtig ist, dass der Hund sowohl<br />

sehr langsam gehen soll, dass er<br />

im Schritt gehen muss, als auch<br />

bei der Tempoerhöhung in den<br />

Trab kommt. Lauft einfach ein<br />

paar Meter in dieser Geschwindigkeit<br />

und minimiert dann das<br />

Tempo wieder in den Schritt. So<br />

werden wunderbar unterschiedliche<br />

Muskelgruppen, ohne viel<br />

Aufwand angesprochen.<br />

Angesprochene Muskeln<br />

Schultermuskulatur<br />

Strecker und Beuger der<br />

Vorderhand<br />

Brustmuskel<br />

Breiter und langer Rückenmuskel<br />

Beuger und Strecker der<br />

Hinterhand<br />

Antriebsmuskeln<br />

Zu empfehlen<br />

Als kurzes Training auf dem<br />

Spaziergang<br />

Förderung Körperbewusstsein<br />

Als regelmäßige Kontrolle um<br />

Verspannungen zu erkennen<br />

Wiederholen Sie dies ein paar Mal.<br />

Hier zwei Beispiele zum Training<br />

der hinteren Muskulatur:<br />

1. Übung: Rückwärtsgehen<br />

Mit dem Leckerchen in der Hand<br />

den Hund nach hinten laufen<br />

lassen<br />

Angesprochene Muskeln<br />

Langer Rückenmuskel<br />

Beuger und Strecker der<br />

Hinterhand<br />

Antriebsmuskeln<br />

Zu empfehlen<br />

Zur Schulung des Körpergefühls<br />

Koordination insbesondere der<br />

Hintergliedmaße<br />

2. Übung: Aufrichten<br />

Mit dem Leckerchen den Hund auf<br />

einen Gegenstand aufrichten lassen,<br />

dabei berührt der Hund nur<br />

mit seinen beiden Vorderpfoten<br />

diesen.<br />

Hier seht ihr an drei Beispielen, wie<br />

einfach ihr die Übungen für die hintere<br />

Muskulatur variieren könnt. Je<br />

wackliger der Untergrund (egal ob<br />

Vorder- oder Hinterpfoten), desto<br />

mehr wird die Tiefenmuskulatur<br />

angesprochen.<br />

Auf den Bildern ist gut zu erkennen,<br />

wie man mit einfachen Gegenständen<br />

die Übungen mit dem<br />

Hund absolvieren kann, um so die<br />

Hinterhand zu trainieren.<br />

Hier ist die Leiter<br />

das Hilfsmittel.<br />

Der Hund steigt auf<br />

den Gymnastikball<br />

und hält die Balance<br />

mit den Hinterbeinen.<br />

Die Kinderschaukel<br />

als Hilsmittel und das<br />

Leckerli zur<br />

Stabilisation<br />

20 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Fitness to go<br />

Vorübung Rückwärtsgehen<br />

Das Foto zeigt eine schöne Vorübung<br />

zum Treppensteigen. Auch hier lässt<br />

sich der Stein wunderbar durch einen<br />

Baumstamm austauschen.<br />

Für bereits sehr gut trainierte Hunde<br />

lässt sich diese Übung auch auf<br />

dem Trampolin machen. So bekommt<br />

der Hund durch den nachgebenden,<br />

wippenden, Boden noch<br />

weitere Impulse in die tieferen<br />

Schichten der Muskulatur. Eine tolle<br />

Übung für die Tiefenstabilisation.<br />

Rückwärts Treppensteigen<br />

Ganzkörperübung für den Hund<br />

Übungsaufbau<br />

• Mit ein wenig Geduld wird aus<br />

dem Rückwärtsgehen einfach<br />

das Steigen auf eine Erhöhung<br />

und zum Schluss das Treppensteigen<br />

ausgebaut.<br />

Angesprochene Muskeln<br />

Schultermuskulatur<br />

Strecker und Beuger der<br />

Vorderhand<br />

Brustmuskel<br />

Breiter und langer Rückenmuskel<br />

Beuger und Strecker der<br />

Hinterhand<br />

Zu empfehlen<br />

Um zügig alle Körperregionen aufzuwärmen<br />

nach kurzem Einlaufen<br />

Hilfsmittel<br />

Treppe, alternativ mehrere beschwerte<br />

Schuhkartons oder<br />

Dogstepper-Elemente<br />

Vorderbeinmuskulatur<br />

Buddeln<br />

Übungsaufbau<br />

• Unter einer Decke ein Leckerchen<br />

legen um den Hund dazu zu animieren,<br />

dieses frei zu Buddeln<br />

oder als Erschwernis etwas in einem<br />

Sandkasten verstecken, sofern<br />

einer zur Verfügung steht.<br />

Angesprochene Muskeln<br />

Schultermuskulatur<br />

Strecker und Beuger der<br />

Vorderhand<br />

Brustmuskel<br />

Breiter Rückenmuskel<br />

Zu empfehlen<br />

Zur Aktivierung des Vorderkörpers.<br />

Lässt diesen schnell warm werden<br />

und somit Vorbeugung gegen<br />

Verletzungen.<br />

Aufbau Schultermuskeln<br />

Hilfsmittel<br />

Decke<br />

Generell gilt<br />

Sobald ihr merkt, dass euer Hund<br />

keinen Spaß bei einer Übung hat<br />

oder sogar Stressympthome zeigt,<br />

lasst die Übungen einfach und verfolgt<br />

sie nicht weiter.<br />

Typische Anzeichen von Unwohlsein<br />

sind Beschwichtigungssignale<br />

wie z.B. das Abwenden des Kopfes,<br />

Gähnen oder Züngeln. Klar und<br />

deutlich wird es, wenn dein Hund<br />

anfängt zu schmatzen oder sich<br />

dem Training entzieht und<br />

flüchtet.<br />

Entweder handelt es sich nur um<br />

eine Momentaufnahme (wir haben<br />

auch nicht immer Lust zu trainieren),<br />

es kann aber auch sein, dass<br />

muskuläre Verspannungen, verschobenen<br />

Wirbel oder ein pathologisches<br />

Problem dahinter<br />

stecken.<br />

Am besten probiert ihr einige Tage<br />

später das ganze nochmal und beobachtet<br />

euren Hund.<br />

Zur Übungsintensität<br />

Überfordert euren Vierbeiner nicht.<br />

Halteübungen reichen max. 10 -15<br />

sek. und max. 3 Wiederholungen.<br />

Hechelt der Hund vermehrt, dann<br />

legt eine Pause ein. Die Übungen<br />

sollten aufbauend durchgeführt<br />

werden.<br />

Nicht vergessen, es ist noch kein<br />

Meister vom Himmel gefallen.<br />

© Nadine Schmitz / Nicole Welsch<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 21


Rollern ohne Hund<br />

Training für<br />

die Zweibeiner<br />

Der Hund wird immer fitter, das<br />

Kommando klappt immer besser,<br />

aber das Herrchen verbessert seine<br />

Fitness nicht und irgendwann ist<br />

das Herrchen der begrenzende Faktor.<br />

Dann könnte der Hund sauer<br />

werden... Daher ist es gut, wenn<br />

auch das Herrchen für sich trainiert,<br />

um fit zu werden. Zudem ist der<br />

Aufwand alleine ohne Hund geringer,<br />

man findet mehr Streckenmöglichkeiten<br />

und kann spontaner losfahren<br />

zum Training. Rollern ohne<br />

Hund ist Tretroller<strong>sport</strong>.<br />

22 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Rollern ohne Hund<br />

Der Unterschied<br />

Beim Roller-Training ohne Hund<br />

sind die Anforderungen an den<br />

Roller etwas anders. Wertvoll ist neben<br />

einem steifen Rahmen auch ein<br />

niedriges, flaches Trittbrett und ein<br />

<strong>sport</strong>licher, nicht zu kurzer Rahmen.<br />

Die Bodenfreiheit kann auf der<br />

Straße geringer sein als im Gelände.<br />

Etwa 4 cm haben sich bei steifem<br />

Rahmen als voll ausreichend erwiesen,<br />

so dass Aufstoßen nur selten<br />

oder gar nicht mehr geschieht.<br />

Ein niedriges Trittbrett entlastet die<br />

Beinmuskeln und führt letztlich<br />

auch zu mehr Leistung auf dem Roller.<br />

Besonders bergauf ist das niedrige<br />

Trittbrett von Vorteil und sehr<br />

angenehm. Aber man gewöhnt sich<br />

auch an höhere Trittbretter, die<br />

konstruktiv dadurch entstehen,<br />

dass unter dem Rahmen zum Beispiel<br />

ein volles, nicht-ovalisiertes<br />

Rohr vorhanden ist, was einfacher<br />

zu bauen ist und zu einem Trittbereich<br />

mit vielleicht 5 oder 6 cm Dicke<br />

führt. Flache Trittbretter hingegen<br />

ermöglichen gut zu fahrende 7<br />

cm Trittbretthöhe oder sogar noch<br />

darunter. Hohe Trittbretter führen<br />

eher zu Muskelkater im Gesäßmuskel<br />

und machen auch lange Etappen<br />

anstrengender, aber nicht unmöglich.<br />

Viele Rahmen erlauben<br />

zwei Trittbretthöhen über ein Doppelausfallende<br />

am Hinterrad.<br />

Ein steifer Rahmen ist zum Einzeltraining<br />

genauso wertvoll wie zum<br />

Training mit Hund. Mit einem steifen<br />

Rahmen geht weniger Bodenfreiheit<br />

verloren, das ganze Fahrgefühl<br />

ist präziser und sicherer. Ob<br />

man wirklich schneller ist mit einem<br />

steifen Rahmen, ist nicht so einfach<br />

zu sagen, aber es fühlt sich so an.<br />

Man kann als steif mit Rennreifen<br />

um die 7 mm Absenkung oder weniger<br />

bei einem 80 kg-Fahrer betrachten.<br />

10 mm oder mehr fühlen<br />

sich schon deutlich weicher an. Ein<br />

steifer Rahmen ist von außen nicht<br />

so leicht zu erkennen, denn man<br />

sieht die Wandung der Rohre nicht.<br />

Aber es gibt schon Konstruktionen,<br />

die nicht so ideal sind, um einen<br />

steifen Rahmen zu erreichen. Wichtig<br />

ist zum Beispiel der Übergang<br />

vom Trittbrett zum Rohrbogen. Es<br />

gibt Mittel, um diesen Bereich zu<br />

verstärken. Aber auch die Wandung<br />

der Hinterbaurohre ist nicht zu unterschätzen,<br />

insbesondere bei großen<br />

Hinterrädern wie 28 Zoll, sowie<br />

natürlich auch der ganze<br />

Trittbrettbereich.<br />

Breite Trittbretter, auf denen 2 Füße<br />

nebeneinander stehen können, fin-<br />

det man im Tretroller<strong>sport</strong> übrigens<br />

so gut wie nie, da sie beim Treten<br />

eher hinderlich sind.<br />

Rollerrahmen sind meistens für eine<br />

bestimmte Reifendicke optimiert. Es<br />

gibt nicht so viele Roller, die speziell<br />

für Rennreifen konstruiert sind. Bei<br />

manchen muss man mit einer Rennradgabel<br />

auch einen Spacer am Steuerrohrende<br />

unten einfügen, damit<br />

das Trittbrett nicht zu tief kommt.<br />

Speziell für Rennreifen und Renngabel<br />

konstruiert ist z.B. der Kickbike<br />

28/28-Rahmen, den man auf Anfrage<br />

teils auch einzeln bekommen kann,<br />

um ihn selbst zu komplettieren (Rahmen<br />

solo ca. 320 €).<br />

Bei den Reifengrößen ist vorne 28“<br />

weit verbreitet. Hinten hingegen<br />

waren bis vor einiger Zeit 18“ üblich,<br />

dann 20“ und nun kommen<br />

auch einige 28“-Roller in die Szene,<br />

wobei 28“-Hinterräder an Eigenbauten<br />

schon deutlich früher zu sehen<br />

waren. Das große Laufrad<br />

bringt einen veringerten Rollwiderstand,<br />

wobei gute Reifen wie der<br />

Schwalbe One diesen jedoch auch<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 23


Rollern ohne Hund<br />

mit 20“ schon sehr niedrig halten<br />

können.<br />

Die Tretrollerszene ist eine andere<br />

als die Hunde<strong>sport</strong>szene. Tretroller<strong>sport</strong><br />

ist zwischen Laufen und Radfahren<br />

anzusiedeln, während beim<br />

Hunde<strong>sport</strong> der Hund den Mittelpunkt<br />

darstellt und der Roller nur<br />

eine von verschiedenen Möglichkeiten<br />

zum gemeinsamem Sport ist. Im<br />

Tretroller<strong>sport</strong> geht es um einzelne<br />

Leistungen und unterschiedliche<br />

Disziplinen wie Marathon, Sprint,<br />

Staffel etc., unterteilt in Männer,<br />

Frauen und Kinder. Es gibt Weltund<br />

Europameisterschaften, sowie<br />

EuroCup, Deutscher TretrollerCup<br />

und jedes Jahr auch einige Einzelrennen.<br />

Die Szenen in Holland und<br />

Tschechien können als die größten<br />

betrachtet werden. Spitzenfahrer<br />

kommen auch aus Finnland.<br />

Deutschland liegt unter allen Tretrollernationen<br />

im Mittelfeld der<br />

Aktivitäten. In 42 km-Marathons<br />

werden maximal ca. 31,5 km/h erreicht<br />

(Alpo Kuusisto). Der 24-Stunden-Weltrekord<br />

liegt bei 545 km<br />

(Peter Groeneveld) und auch die<br />

Tour de France wurde von einigen<br />

Fahrern schon komplett in 3 Wochen<br />

gefahren („Kickfrance2013“,<br />

24 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

ca. 3.500 km mit rund 50.000 Höhenmetern).<br />

Tretrollerfahren ist<br />

also ein echter Leistungs<strong>sport</strong>,<br />

wenn man ihn so betreiben möchte.<br />

Lockeres Touren- oder Alltagsfahren<br />

ist natürlich ebenfalls schön.<br />

Um schnell zu fahren, ist es wichtig,<br />

verschiedene Trittvarianten zu beherrschen.<br />

Erst damit erreicht man<br />

einen höheren Speedlevel. So kann<br />

der Tritt mit hohem Knie z.B. als „2.<br />

Gang“ betrachtet werden. Aber<br />

auch das Anheben der Hacke auf<br />

dem Trittbrett verbessert die Power<br />

beim Kicken. Topfahrer können hohes<br />

Knie und angehobene Hacke<br />

kombinieren. Dies braucht nicht<br />

nur Übung, sondern auch einfach<br />

eine gewisse Fahrerleistung, um<br />

solche Tritte nicht nur kurzzeitig<br />

anzuwenden.<br />

Beim wichtigen Tritt mit hohem<br />

Knie möchte ich noch in zwei Varianten<br />

unterteilen: Lässt man das<br />

Bein normal vorschwingen und<br />

knickt erst ab etwa senkrecht hängender<br />

Position das Knie ein, so<br />

schnellt es fast von alleine nach<br />

oben. Die extremere Variante zieht<br />

den Unterschenkel schon früher an<br />

und das Knie dann aktiv hoch. Dies<br />

geht noch schneller, kostet aber<br />

wiederum Kraft, so dass die zweite<br />

Variante eher nur im Sprint anzuwenden<br />

ist. Ohne das Knie bei zweiter<br />

Variante hochzuziehen ist der<br />

Tritt jedoch ebenfalls lange durchzuhalten<br />

(je nach Fahrerleistung)<br />

und nach unserem Buch „Tretroller<strong>sport</strong>“<br />

auch als „Dieseltechnik“ bekannt,<br />

da das Bein wie ein Schiffsdiesel<br />

so schön rund rotiert.<br />

Dazwischen gibt es noch Techniken<br />

wie das weite Kicken nach hinten,<br />

verbunden mit zuvor Ausholen des<br />

Körpers nah an den Lenker, wodurch<br />

sich weite Abstoßstrecken<br />

beim Kicken ergeben. Basis beim<br />

Fahren jedoch ist immer wieder das<br />

einfache, erholsame Treten – mehr<br />

oder weniger kraftvoll. Zu empfehlen<br />

ist allgemein übrigens beim<br />

Fahren der Stand mit möglichst<br />

senkrechtem Unterschenkel, denn<br />

dies ist kniefreundlicher, wobei<br />

Tretrollerfahren i.a. schon knieschonender<br />

ist als Laufen.<br />

Elementar wichtig ist der regelmäßige<br />

Fußwechsel, denn ohne diesen<br />

ermüdet das Standbein schnell. Wie<br />

oft gewechselt wird, hängt von den<br />

Umständen ab. Ein hohes Trittbrett


Rollern ohne Hund<br />

erfordert häufigere Fußwechsel<br />

und ein trainierter Fahrer kann tendenziell<br />

später wechseln. Die Intensität<br />

bzw. das gefahrene Tempo haben<br />

auch Einfluss darauf, wie oft<br />

der Wunsch nach einem Fußwechsel<br />

aufkommt. Wer zu spät das Bein<br />

wechselt, überlastet es unnötig.<br />

Zwei Techniken beim Fußwechsel<br />

sind möglich: Der Wechsel über<br />

wegdrehenden Vorderfuß und der<br />

fliegende Fußwechsel. Letzterer ist<br />

deutlich anstrengender und erfordert<br />

hohe Präzision beim Wechseln.<br />

Ein Danebenspringen kann übel enden.<br />

Meistens wird der fliegende<br />

Fußwechsel nur bergauf genutzt,<br />

wenn man schnell fahren will, aber<br />

Topfahrer der Szene praktizieren<br />

ihn auch öfter in der Ebene.<br />

Später folgen noch Themen wie:<br />

Bergabtechnik, Reisen, Trainingsvariation<br />

u.v.m..<br />

© Jens Seemann<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 25


Lena Boysen<br />

Lena Boysen<br />

Hillestad<br />

Per Sverre Simonsen<br />

23-fache Weltmeisterin<br />

15-fache Europameisterin<br />

26-fache Norwegische Meisterin<br />

Pulka<br />

Skijöring<br />

Sprint<br />

Schlitten mit 4 Hunden<br />

Dryland-Rennen<br />

26 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Lena Boysen<br />

Bist du mit Hunden aufgewachsen?<br />

Lena<br />

Ja, ich bekam meinen ersten Jagdhund<br />

(Deutsch-Kurzhaar) zu Weihnachten<br />

1975.<br />

Wie und wann bist du zum<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> gekommen?<br />

Lena<br />

Als wir den Hund „Nusse“ bekamen.<br />

Damals begann mein Vater<br />

Rennen zu fahren. Ich war etwas<br />

6-7 Jahre alt.<br />

Hattest du einen Mentor, als du mit<br />

diesem Sport begannst?<br />

Lena<br />

Mein Vater war ein Mentor für<br />

mich.<br />

In welchen Klassen startest du und<br />

welche magst du am meisten?<br />

Lena<br />

Begonnen habe ich mit Pulka. Ich<br />

liebe Aktion und Rundstrecken, bei<br />

denen der Sportler sich beweisen<br />

muss. Roller mit 2 Hunden macht<br />

mir Spaß und Schlitten auf einer anspruchsvollen<br />

Strecke auch. Von<br />

den Rennorten hat mir vor allem Pirena<br />

in Spanien gefallen.<br />

Was gefällt dir mehr: Schnee oder<br />

Dryland?<br />

Lena<br />

Eigentlich bevorzuge ich Schnee,<br />

aber die Strecken sind so langweilig.<br />

Dann doch eher Dryland.<br />

Was war dein erstes Rennen? Erinnerst<br />

du dich noch daran?<br />

Lena<br />

Das war 1979 Pulka. Ich war jung<br />

und zierlich und stürzte gleich am<br />

ersten Anstieg.<br />

Welches war dein Lieblingsrennen?<br />

Lena<br />

Pirena in Spanien und das Schlittenhunderennen<br />

Vindelälvsdraget. Und<br />

natürlich all die Rennen und Erinnerungen<br />

an die Meisterschaften, die<br />

ich gewonnen habe.<br />

Was war für dich persönlich der<br />

größte Erfolg in diesem Sport?<br />

Lena<br />

Ganz klar 23-fache Weltmeisterin<br />

über einen Zeitraum von 25 Jahren<br />

zu sein (von 1991-<strong>2015</strong>)<br />

Wann hast du dich entschieden,<br />

den Zughunde<strong>sport</strong> professionell<br />

zu betreiben und deinen eigenen<br />

Kennel zu haben?<br />

Lena<br />

Wenn ich überlege, war das von Anfang<br />

an.<br />

Wann hast du mit der Hundezucht<br />

begonnen? Und Warum mit<br />

Greysters?<br />

Lena<br />

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern,<br />

aber die ersten Greysters<br />

wurden 1986 geboren. Mein erster<br />

Greyster aus diesem Wurf war<br />

„Turboprinsen“<br />

Wie vereinbarst du dein Familienleben<br />

mit dem Training und den<br />

Rennen?<br />

Lena<br />

Unsere ganze Familie betreibt diesen<br />

Sport. Aber du musst gut durchorganisiert<br />

sein.<br />

Übst du sonst noch eine berufliche<br />

Tätigkeit aus, oder bist du Vollzeit-<br />

Sportlerin und Mutter?<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 27


Lena Boysen<br />

Lena<br />

Nein, ich verkaufe jedes Jahr ca. 170<br />

Kickbikes und kümmere mich noch<br />

dazu jedes Jahr um 1-2 Greyster-<br />

Würfe.<br />

Wie hat sich dein Training und das<br />

Starten auf Rennen verändert, seitdem<br />

du Kinder hast?<br />

Lena<br />

Nicht viel, es bedarf einfach nur<br />

mehr Planung. Ich hatte auch viel<br />

Hilfe von meiner Mutter und meinem<br />

Vater, als die Kinder klein waren.<br />

Und jetzt kommen unsere Kinder<br />

sehr oft mit uns.<br />

Warum, glaubst du, bist du so erfolgreich<br />

geworden bei Schlittenhunderennen?<br />

Lena<br />

Ich trainiere gerne viel, weil es für<br />

mich wichtig ist, gut vorbereitet zu<br />

sein. Ich mag den Wettbewerb,<br />

mich mit anderen zu messen und<br />

ich liebe meine Hunde. Ich bin sehr<br />

streng, aber auch sehr fair, denke<br />

ich. Ich habe eine sehr gute Beziehung<br />

zu all meinen Hunden. Sie<br />

sind Teil unserer Familie.<br />

Wie trainierst du deine Hunde?<br />

Hast du ein spezielles System?<br />

Lena<br />

Ich trainiere meine Hunde nicht auf<br />

Geschwindigkeit, sondern auf lange<br />

Strecken.<br />

Wie hat sich dein Training im Lauf<br />

der Jahre verändert? Glaubst du, du<br />

hast ein perfektes Trainingssystem<br />

für deine Hunde gefunden oder variierst<br />

du und versuchst neue<br />

Dinge?<br />

Lena<br />

Wie ich trainiere, hängt von meiner<br />

Lebenssituation ab, z.B. kleine Kinder,<br />

Arbeit, wo ich lebe usw. Das<br />

Wichtigste ist, daran zu glauben,<br />

Per Sverre Simonsen<br />

28 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Lena Boysen<br />

was man macht und genug Selbstvertrauen<br />

zu haben, seinem „Bauchgefühl“<br />

zu vertrauen. Es ist auch<br />

immer gut, zu hören, was andere<br />

machen und von ihnen zu lernen.<br />

Aber ich verändere nie mein Training<br />

mitten in der Rennsaison.<br />

Wie fütterst und wässerst du deine<br />

Hunde?<br />

Lena<br />

Mit Trockenfutter, Nassfutter und<br />

Fleisch, je zur Hälfte. Ich füttere<br />

morgens und abends. Mittags gebe<br />

ich ihnen 0,8 l dünne Suppe. Sie haben<br />

immer frisches Wasser zur Verfügung.<br />

Jeden Tag gebe ich zusätzlich<br />

Öl und Vitamine.<br />

Lässt du deine Hunde regelmäßig<br />

von einem Physiotherapeuten oder<br />

einem Chiropraktiker untersuchen?<br />

Lena<br />

Ja, ich gehe zu einem Chiropraktiker.<br />

Aber nur, wenn ich das Gefühl<br />

habe, dass es notwendig ist, und<br />

das ist recht häufig der Fall. Wir haben<br />

einen sehr guten Tierchiropraktiker.<br />

Wie trainierst du selbst?<br />

Lena<br />

Gewöhnlich trainiere ich wie ein<br />

Skilangläufer, aber jetzt laufe ich<br />

nur und mache gelegentlich Ausdauertraining.<br />

Ich mag körperliche<br />

Arbeit und mache eine Menge Sachen,<br />

die im Haus anfallen (z.B. Holz<br />

hacken, Schneeräumen, Mähen)<br />

Und trainierst du auch im<br />

Fitness-Studio?<br />

Lena<br />

Nicht viel. Aber ich mag es sehr.<br />

Kraft<strong>sport</strong> macht Spaß.<br />

Wie erholst du dich?<br />

Lena<br />

Fernsehen, leichte Unterhaltung.<br />

Was ich wirklich mag, ist auf der Veranda<br />

sitzen, die von einem Feuerplatz<br />

erwärmt wird. Ich habe die<br />

tollsten Kinder, die man sich vorstellen<br />

kann, und einen Ehemann, mit<br />

dem ich es genieße, die Zeit zu<br />

verbringen.<br />

Wie ist deine Meinung zu Doping<br />

im Schlitten<strong>sport</strong>?<br />

Lena<br />

Null Toleranz. Es sollte hart bestraft<br />

werden. In Norwegen ist Doping<br />

wirklich eine große Streitfrage und<br />

etwas, was wir wirklich hassen und<br />

nicht machen.<br />

Was ist deine Motivation weiter<br />

Rennen zu fahren nach den vielen<br />

Erfolgen, die du schon erreicht<br />

hast?<br />

Lena<br />

Das ist im Augenblick schwierig. Ich<br />

schätze die schönen Reisen, wo ich<br />

viele alte und neue Freunde treffe.<br />

Und ich liebe den Wettbewerb.<br />

Aber ich denke, unsere Kinder werden<br />

in Zukunft mehr an Wettbewerben<br />

teilnehmen und ich<br />

weniger.<br />

Mit den vielen Erfolgen, die du in<br />

deiner Hunde<strong>sport</strong>karriere erreicht<br />

hast, fühlst du dich lockerer oder<br />

stärker unter Druck gesetzt, wenn<br />

du heute an einem Wettkampf<br />

teilnimmst?<br />

Lena<br />

Ich fühle mich eher unter Druck gesetzt.<br />

Die Leute beurteilen mich<br />

nach meinen früheren Ergebnissen.<br />

Wenn ich z.B. zweite werde, fragen<br />

sie mich immer, „Was ist passiert?“<br />

Wenn ich gewinne, tun sie mehr so,<br />

als wäre das nichts Besonderes und<br />

ich bekomme das Gefühl, ich muss<br />

etwas Außergewöhnliches machen,<br />

um die Leute zu beeindrucken.<br />

Aber ich denke, das ist normal. Das<br />

belastet mich aber nicht.<br />

Was willst du noch erreichen im<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> und in deinem<br />

Leben überhaupt?<br />

Lena<br />

Ich glaube, ich muss im Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

nichts mehr erreichen,<br />

aber ich hoffe, dass unser Sport eines<br />

Tages Teil der olympischen Familie<br />

sein wird. Ich sehe es natürlich<br />

sehr gern, wenn meine Kinder erfolgreich<br />

sind, was immer sie auch<br />

tun. Ich liebe es zu reisen und hoffe<br />

deshalb, es weiter machen zu<br />

können.<br />

Wie wichtig ist es für dich, jüngere<br />

zu unterstützen, in diesen Sport<br />

einzusteigen?<br />

Lena<br />

Junge Leute sind unsere Zukunft,<br />

und die ganze Existenz unseres<br />

Sports ist auf den Kindern aufgebaut.<br />

Ich arbeite sehr viel mit Kindern<br />

und das gibt mir auch sehr viel<br />

zurück. Ich leihe Hunde aus und<br />

habe Besucher beim Training. Ich<br />

erzähle immer allen Jahrgangsstufen,<br />

wie ich trainiere und ich gebe<br />

Ratschläge. Ich bin Leiterin eines<br />

einwöchigen Sommercamps in Norwegen<br />

und genieße es wirklich, unter<br />

Kindern zu sein.<br />

Hast du jemals Canicross versucht?<br />

Lena<br />

Nur zum Training, aber nicht viel.<br />

Ich mag es eher bergauf.<br />

Was machst du in deiner Freizeit,<br />

abseits von Hunden?<br />

Lena<br />

Wir spielen viel Golf, die ganze Familie<br />

zusammen. Unsere Tochter Julie<br />

eröffnet im Herbst eine<br />

Golfschule.<br />

Was liebst du sonst noch?<br />

Lena<br />

Reisen und an der frischen Luft sein.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 29


Das Zuggeschirr<br />

Das<br />

Zuggeschirr<br />

Jeder Sportler<br />

will für seinen<br />

Vierbeiner das<br />

beste Zuggeschirr!<br />

Nur, welches ist<br />

das Beste?<br />

Diese Frage stellt<br />

sich jeder.<br />

30 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Das Zuggeschirr<br />

Viele verschiedene Hunde-Typen<br />

werden im Zughunde<strong>sport</strong> (Canicross,<br />

Scooter Bikejöring etc.)<br />

eingesetzt.<br />

Jeder Sportler will für seinen Vierbeiner<br />

das beste Zuggeschirr! Nur,<br />

welches ist das Beste? Diese Frage<br />

stellt sich jeder.<br />

Von vielen Anbietern wird gutes<br />

Material sauber verarbeitet und jedes<br />

einzelne Produkt hat seine eigene<br />

Passform. Betrachtet man die<br />

unterschiedlichen Körper der Hunde,<br />

kann mit Bestimmtheit gesagt<br />

werden, dass es kein Produkt gibt,<br />

das jedem Hund passt. Das richtige<br />

Zuggeschirr ist also sicher nicht<br />

markenabhängig.<br />

Allgemein gilt es folgende Punkte<br />

zu beachten:<br />

• Die Halsöffnung wird tendenziell<br />

zu groß gehalten, idealerweise<br />

verläuft das gepolsterte Gurtband<br />

unmittelbar über dem<br />

Brustbein im V vor dem Schulterblatt<br />

den Hals entlang und<br />

kommt vor dem Widerrist wieder<br />

zusammen. Dieser Verlauf gewährleistet<br />

eine gute Bewegungsfreiheit<br />

der Schulterpartie,<br />

und die Luftröhre, die in dieser<br />

Position durch eine starke Muskulatur<br />

geschützt ist, nimmt auch<br />

keinen Schaden.<br />

• Das Brustband verläuft entlang<br />

des Brustbeins und trennt sich,<br />

von der Seite gesehen, hinter<br />

dem Vorderlauf. Das gepolsterte<br />

Gurtband verläuft über den<br />

Brustkasten und endet beim<br />

Rutenansatz.<br />

• Das Band über dem oberen Teil<br />

des Brustkastens verläuft vom<br />

Widerrist zum unteren Band, und<br />

kommt, wieder von der Seite gesehen,<br />

auf der Position von Brustwirbel<br />

und Lendenwirbel<br />

zusammen.<br />

• Ein Knackpunkt ist auch das seitliche<br />

Verrutschen des Brustbandes.<br />

Verschiebt sich das auf die eine<br />

oder andere Seite, kommt es<br />

kaum wieder in seine ursprüngliche<br />

und richtige Position zurück,<br />

verursacht schmerzhafte Scheuerstellen<br />

und schränkt den Hund<br />

in seiner Bewegungsfreiheit ein.<br />

• Bleibt noch das Philosophieren<br />

über das X-Back Zuggeschirr oder<br />

eines mit freiem Rücken! Bei beiden<br />

Varianten werden die folgenden<br />

Muskelpartien beansprucht:<br />

Kapuzen-Muskel, Breiter<br />

Rückenmuskel und äußerer schiefer<br />

Bauchmuskel. Damit man diese<br />

Muskelpartien gut ausbilden<br />

kann, gibt es die Möglichkeit,<br />

beide Zuggeschirr-Typen im Training<br />

einzusetzen.<br />

Obwohl ein reichhaltiges Angebot<br />

von guten Zuggeschirren besteht,<br />

gibt es immer wieder Hunde, denen<br />

kein Zuggeschirr ab Stange passt.<br />

Neben den Standardgrößen bieten<br />

wir aus diesem Grund Spezialanfertigungen<br />

an, die Dank langjähriger<br />

Erfahrung dem Hund angepasst<br />

werden und in unserem Nähatelier<br />

hergestellt werden.<br />

www.tier-und-<strong>sport</strong>.ch<br />

© Guido Weilenmann<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 31


Der Zughunde<strong>sport</strong> in der Schweiz<br />

Sabrina Mischnik<br />

Schon seit einiger Zeit fühlen sich<br />

nicht nur die Verbände, sondern<br />

auch viele private Organisationen<br />

zuständig für den Zughunde<strong>sport</strong>.<br />

Der Ursprung für den Zughunde<strong>sport</strong><br />

kommt vom Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

aus den Kategorien Nordic-<br />

Style. Die heutigen Aktivitäten wie<br />

Canicross, Scooter, Bike-Jöring oder<br />

bei Wagenrennen, galten der Vorbereitung<br />

während der schneelosen<br />

Zeiten.<br />

Der Grund für die große Bewegung<br />

im Zughunde<strong>sport</strong> ist auch einfach<br />

zu finden. Während man den Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

nur in den Wintermonaten<br />

ausüben kann, hat man<br />

bei den Dry-Land-Aktivitäten nur<br />

auf die Temperaturen zu achten,<br />

und hat somit mehr Möglichkeiten,<br />

mit dem Hund aktiv zu sein.<br />

32 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Sabrina Mischnik<br />

Sabrina Mischnik<br />

In der Schweiz sind einige private<br />

Anbieter für das Erlernen des<br />

Zughunde<strong>sport</strong>s tätig. Viele davon<br />

betreiben das gewissenhaft und<br />

bauen zu Beginn auch einen nicht<br />

zu unterschätzenden Theorieteil<br />

ein.<br />

Für fortgeschrittene Sportler mit<br />

Hund bestehen auch Trainingsgruppen,<br />

die sich regelmäßig treffen<br />

und sich gemeinsam auf Wettbewerbe<br />

vorbereiten.<br />

Der SSV (Schweizer Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

Verein) ist ebenfalls sehr aktiv.<br />

Zwei erfahrene Musher, Johanna<br />

Hungerbühler und Luzi Bernhard<br />

erarbeiten für den SSV ein Konzept,<br />

für Kursleiter und Kursteilnehmer<br />

im Bereich „Better Mushing“.<br />

Sabrina Mischnik<br />

Die Zielsetzung dieses Vorgehens<br />

ist, dass man das Know how erfahrener<br />

Musher nutzen kann. Schließlich<br />

geht es in erster Linie um das<br />

Wohl des Hundes.<br />

Die Firma Tier und Sport GmbH<br />

schätzt die Bewegung im Zughunde<strong>sport</strong><br />

und steht hinter den Organisationen,<br />

die ihr Angebot gewissenhaft<br />

unter die Leute bringen.<br />

Entsprechende Verbindungen und<br />

Links findet man unter www.tierund-<strong>sport</strong>.ch


Sommer-Camp Kjorerskolen<br />

Ein Sommer-Camp für<br />

junge Musher zwischen<br />

13 und 20 Jahren.<br />

Wenn ich dieses Camp in wenigen Worten beschreiben<br />

müsste, wären es folgende:<br />

Einzigartig, Freundschaft, Abenteuer, Leidenschaft.<br />

Einzigartig wegen all der Möglichkeiten,<br />

die sie in diesem großen<br />

Land haben. Ich habe niemals zuvor<br />

einen so freien Lebensstil<br />

kennengelernt.<br />

Abenteuer, wegen der wahnsinnigen<br />

Aktivitäten, die sie den Kindern<br />

draußen in der Natur bieten<br />

können. Das ist vielleicht nur hier<br />

möglich.<br />

34 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Leidenschaft, weil jede einzelne<br />

Person draußen auf diesem Camp<br />

von der gleichen Leidenschaft<br />

beseelt war: Der Arbeit mit<br />

Hunden!


Sommer-Camp Kjorerskolen<br />

Das Sommerhundecamp Kjorerskolen<br />

ist ein großartiges<br />

Konzept, das nur dank der enormen<br />

Unterstützung des norwegischen<br />

Verbandes NHF stattfinden kann.<br />

Ihr Ziel ist es, mehr junge Menschen<br />

für den Schlittenhunde<strong>sport</strong> zu begeistern,<br />

weil sie unsere Zukunft<br />

sind, wie jeder weiß. Dieses Jahr<br />

war die IFSS (International Federation<br />

of Sled<strong>dog</strong> Sports) eingeladen<br />

worden, mit 10 jungen Hundeführern<br />

aus der ganzen Welt teilzunehmen.<br />

Dieses Camp machte es den<br />

Kindern viel leichter, sich mit anderen<br />

jungen Mushern aus der ganzen<br />

Welt zusammen zu finden und<br />

Freundschaft zu schließen und miteinander<br />

über zukünftige Meisterschaften<br />

oder andere wichtige Rennen<br />

zu reden. Ich war erstaunt über<br />

die Fähigkeiten der Jugendlichen,<br />

wie sie alle Englisch sprachen und<br />

sich gegenseitig austauschten. Sie<br />

waren vielleicht am Anfang ein<br />

bisschen schüchtern, aber nach wenigen<br />

Tagen hatten sie alle untereinander<br />

Kontakt und eine Menge<br />

Spaß.<br />

Die Unterkunft, wo die Jugendlichen<br />

und die Trainer für die Woche<br />

wohnten, war großartig. Wir konn-<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 35


ten drei große Blockbauten bewohnen<br />

mit sehr schönen und gemütlichen<br />

Skiappartements, die ein<br />

Badezimmer, ein Wohnzimmer, ein<br />

Schlafzimmer und eine Küche beinhalteten.<br />

(Alle Hunde waren mit<br />

auf den Zimmern und in der Hundebox<br />

erlaubt). Die Umgebung hatte<br />

es auch in sich, wir hatten Aussicht<br />

auf einen kleinen Berg, wo die Leute<br />

im Winter Skifahren können.<br />

Im Hauptgebäude gab es dreimal<br />

am Tag essen. Ich muss wirklich sagen,<br />

das Essen war für ein Sommercamp<br />

hervorragend. Es gab auch<br />

einen Raum zum Zeitvertreib, dort<br />

konnte man z.B. Tischtennis spielen.<br />

Außerhalb des Hauptgebäudes gab<br />

es eine nette Kick-bike Strecke, wo<br />

wir mit den Kickbikes und Mountainbikes<br />

trainieren konnten.<br />

Das Trainingsprogramm machte sehr<br />

viel Spaß und war mit ca. drei unterschiedlichen<br />

Kursen pro Tag gefüllt.<br />

Ich denke, es war sehr anstrengend,<br />

aber diese Jugendlichen waren wirklich<br />

zäh und robust und beklagten<br />

sich fast nie, waren nur glücklich und<br />

genossen jeden Moment. Jeden Morgen,<br />

wenn die Temperaturen noch<br />

ein bisschen niedriger waren, konnten<br />

die Jugendlichen mit ihren Hunden<br />

trainieren. Es gab einige bemerkenswerte<br />

Aktivitäten, die für die<br />

Woche geplant waren, wie z.B. Intervalltraining<br />

den Skihang hinauf, Radausflug<br />

(das dauerte dank Kristoffer<br />

besonders lang), eine vierstündige<br />

Wanderung durch die norwegischen<br />

Berge mit den Hunden und ihren<br />

Packtaschen (mit wunderschöner<br />

Aussicht), Kickbiketraining um einen<br />

herrlichen See mit einer kurzen<br />

Schwimmeinheit, Rollerskitraining,<br />

ein wirkliches Canicrossstaffelrennen<br />

den Skihang hinauf, Matschfussball<br />

(besser gesagt Schlammringen, weil<br />

sie den Ball nach zwei Minuten aus<br />

den Augen verloren hatten), Erste<br />

Hilfe Seminar, Hunderennen, viele<br />

Spiele und kleine Wettbewerbe,<br />

Streiche und Wasserspiele, ein zusätzliches<br />

Staffelrennen mit allen<br />

möglichen lustigen und verrückten<br />

Inhalten (wie z.B. Biathlon, ein speziell<br />

„leckeres“ Getränk zu sich nehmen,<br />

Canicross, Kickbike…), einige<br />

Präsentationen über andere Musher<br />

36 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


wie zum Beispiel Brigitte Naes, mich<br />

selbst und einige ausländische Jugendliche<br />

und schließlich und endlich<br />

das NACHTSPIEL, das meines Erachtens<br />

die Jugendlichen am meisten<br />

liebten, so dass wir es zweimal spielen<br />

mussten!<br />

Für Leute, die noch niemals im Sommer<br />

in Norwegen waren (wie ich),<br />

war das ziemlich lustig, weil es um<br />

diese Jahreszeit fast KEINE Nacht<br />

gibt. Das Nachtspiel beinhaltete die<br />

Jugendlichen in Gruppen mit verbundenen<br />

Augen irgendwo auszusetzen<br />

und sie mussten selber zurück<br />

ins Camp finden. Die Teamleiter umkreisten<br />

sie mit ihren Fahrzeugen<br />

auf den Straßen. Wann immer wir<br />

die Jugendlichen entdeckten, nahmen<br />

wir sie ins Auto und ließen sie<br />

nach einer Weile wieder irgendwo<br />

heraus. So waren sie immer unter<br />

Beobachtung auf ihrem Weg zurück<br />

ins Camp. Und ich muss sagen, sie<br />

alle spielten das Spiel sehr gut. In<br />

der zweiten Nacht des Nachtspiels<br />

machten wir aus den Kellern des<br />

Haupthauses eine Art Geisterhaus,<br />

um den Jugendlichen das Gruseln zu<br />

lehren. Aber wie schon gesagt, ich<br />

glaube, sie liebten es.<br />

Ich möchte mich vielmals bedanken<br />

bei Lena Bossen Hillestad und Kristoffe<br />

Grotan Olsen (und all den anderen<br />

Teamleitern), die das möglich gemacht<br />

haben und die all ihre Zeit und Kraft in<br />

die Organisation gesteckt haben.<br />

Ein großer Dank auch an die NHF für<br />

die Unterstützung einer so wichtigen<br />

Veranstaltung und an Arid Eidsvold<br />

von der IFSS, der alles für die ausländischen<br />

Camper arrangierte. Ich glaube,<br />

es war ein riesiger Erfolg, mit diesem<br />

Camp in Norwegen den Rest der Welt<br />

zusammenzuführen. Führt dieses gute<br />

Werk fort, ich habe noch niemals in<br />

meinem Leben ein so großartiges<br />

Camp mitgemacht.<br />

Ich würde definitiv nichts dagegen<br />

haben, bei der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />

Teamleiter zu sein, vielen Dank für<br />

die Einladung<br />

Fotos: © Lena Boysen Hillestad,<br />

Arild Eidsvold, Simon Cipro, Kristoffer<br />

Grotan Olsen<br />

Text: © Tessa Philippaerts<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 37


IFFS WM Dryland <strong>2015</strong><br />

© Cindy Lottes Photography<br />

Canada<br />

IFFS WM Dryland <strong>2015</strong><br />

Unendliche Weiten, Blockhütten, Kiefernwälder und<br />

ein geselliges Trapperleben am Fuße des Ottawa River.<br />

Der Zughunde<strong>sport</strong> ist zu Besuch in dem<br />

1000 Einwohner Dorf Bristol/Quebec Kanada.<br />

Hier entstehen die Träume der vielen europäischen<br />

Gespannfahrer, die sich mit ihren Hunden nach<br />

Weite und Wildnis sehnen.<br />

38 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


IFFS WM Dryland <strong>2015</strong><br />

© Cindy Lottes Photography<br />

© Cindy Lottes Photography<br />

In Bristol aufgewachsen ist Denis<br />

Roson. Der heute schon betagte<br />

Hundefreund ist unter Arbeitshunden<br />

aufgewachsen und hat schon<br />

als Kind seinen Cocker Spaniel zusammen<br />

mit anderen Hunden aus<br />

der Nachbarschaft zu einem Gespann<br />

formiert und ist durchs Unterholz<br />

gefegt. Auf einem offiziellen<br />

Rennen hat er dann die<br />

typischen Huskyrennen verfolgt<br />

und sofort mit dem Hunderenn<strong>sport</strong><br />

begonnen. Bis heute hat ihn<br />

das Rennfieber fest im Griff.<br />

Seit 2008 betreibt Denis ein öffentliches<br />

Hunde-Trainingsgelände auf seinem<br />

Land, welches von Mushern aus<br />

der ganzen Welt gerne gefahren<br />

wird. Mit Timberland Tours hat er zudem<br />

für jeden die Möglichkeit geschaffen,<br />

den Zughunde<strong>sport</strong> auf seinen<br />

geführten Touren hautnah zu<br />

erleben. Er hat einen genialen<br />

Schleifentrail durch den Wald gelegt.<br />

Der sandig-lehmige Boden ist zu jeder<br />

Jahreszeit gut verdichtet und ideal<br />

zu fahren. Eine Trapperhütte und<br />

eine selbstgebaute Holztribüne<br />

macht den Start/Ziel-Bereich zu einem<br />

nostalgischen Sportstadion.<br />

Mit viel stolz erzählt er seinen Gästen,<br />

im Jahr <strong>2015</strong> die IFFS Weltmeisterschaft<br />

Dryland ausrichten zu dür-<br />

© Cindy Lottes Photography<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 39


IFFS WM Dryland <strong>2015</strong><br />

© Cindy Lottes Photography © Cindy Lottes Photography<br />

fen. Vom 28.10.<strong>2015</strong> bis 01.11.<strong>2015</strong><br />

werden die besten Zughunde<strong>sport</strong>ler<br />

der ganzen Welt auf seinen<br />

Trails unterwegs sein und um den<br />

Titel kämpfen. "Hier ist der Zughunde<strong>sport</strong><br />

zu Hause!" sagt Denis. Und<br />

das zu recht.<br />

Obwohl die europäischen Verbände<br />

das typische Raum-Zeit-Geld Problem<br />

erst einmal hinter sich bringen<br />

müssen, werden doch viele nationale<br />

Spitzen<strong>sport</strong>ler nach Kanada entsandt.<br />

Aus deutscher Sicht wird für<br />

den VDSV der international erfahrene<br />

Race Marshall Rüdiger Bartel<br />

und die Spitzen<strong>sport</strong>lerin Ursula<br />

Steeb die deutsche Fahne vertreten.<br />

Auch die USA und Kanada haben<br />

ihre Qualifikationen abgeschlossen<br />

und die Sportler können für die so<br />

genannten Slots benannt werden.<br />

Sportlich gesehen wird es in der<br />

Teilnehmerspitze sehr eng werden<br />

und die Tagesform entscheidend<br />

sein. Denn die materielle Ausstattung<br />

der Teams und die Leistung<br />

der teilnehmenden Hunde sind<br />

hochkarätig. Es wird im Zughunde<strong>sport</strong><br />

schon lange professionell mit<br />

Carbon gearbeitet und an der idealen<br />

Spur sowie der schnellsten Bereifung<br />

gefeilt. Die Durchgangszeiten<br />

der in Bristol trainierenden<br />

Teams lassen auf ein viel Highspeed<br />

40 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

während der Dryland WM <strong>2015</strong><br />

schließen. Im direkten Vergleich<br />

fahren die amerikanischen und kanadischen<br />

Teams nicht langsamer<br />

als die europäischen Teams. Aber<br />

ob es reicht, die amtierenden Weltmeister<br />

in den vielen unterschiedlichen<br />

Kategorien vom Thron zu<br />

schieben werden wir gespannt abwarten<br />

müssen. Neben den starken<br />

4er,6er und 8er Hundegespannen<br />

sind die Einzelhund<strong>sport</strong>arten Canicross,<br />

Dogscooter und das Bikejöring<br />

für die Zuschauer hoch attraktiv.<br />

Wir freuen uns sehr auf die<br />

Strecke von Timberland Tours und<br />

die vielen Sportgrößen des<br />

Zughunde<strong>sport</strong>s.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.sled<strong>dog</strong><strong>sport</strong>.net<br />

www.canada-mushing.ca<br />

© Cindy Lottes Photography


Vergleich: Canicross-Laufgürtel<br />

3 Canicross-Laufgürtel<br />

im Vergleich<br />

Seit Canicross boomt kommen ständig neue Laufgurt-Modelle auf den Markt.<br />

Waren die ersten Gurte nur breite Gürtel, deren Maße aus dem Skijöring<br />

übernommen wurde, hat sich in der letzten Zeit viel getan. Immer mehr<br />

Anbieter entwickeln eigene Modelle und anscheinend werden auch immer<br />

mehr Aktive in die Entwicklung mit einbezogen. In diesem Test haben wir drei<br />

verschiedene Modelle von verschiedenen Anbietern getestet. Dabei ist das<br />

Top- Modell von Nonstop, ein mittelpreisiges von Zero und ein günstiger<br />

Laufgurt von dem italienischen Hersteller Neewa.<br />

Es lohnt sich, verschiedene Modelle zu probieren und sich im Vorfeld zu<br />

überlegen, wofür der Gurt genutzt werden soll, z.B. eher zum Wandern, skijören<br />

usw. Auch die Zugleistung des Hundes spielt eine Rolle. Manche Gurte<br />

rutschen, wenn der Zug nachlässt. Die Entwicklung neuer Laufgurte ist<br />

sicherlich noch lange nicht zu Ende und es wird spannend, was noch<br />

so auf den Markt kommt.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 41


Vergleich: Canicross-Laufgürtel<br />

Hersteller Non stop Zero<br />

Modell Running belt Canicross-Gürtel<br />

Beschreibung<br />

Verarbeitung<br />

Prinzip eines Klettergurtes.<br />

Der breite, gepolsterte Gurt verläuft über das Becken und geht schmaler werdend<br />

in die Zugvorrichtung über. Der obere schmale Gurt fixiert auf der Höhe der Hüfte,<br />

verbunden werden beide durch zwei elastische Bänder. Die Beinschlaufen sind auf<br />

der einen Seite abgerundet, um ein Einschneiden zu verhindern.<br />

Saubere Nähte, Kanten umnäht, Rückenteil gepolstert, stark beanspruchte Stellen<br />

mehrfach genäht.<br />

Ein breiter gut gepolsterter<br />

ten ist und sich zu den Seiten<br />

Netzeinsatz soll für eine gute<br />

Gurtes verläuft ein Gurtband,<br />

fixiert. Rechts und links sind<br />

tet ist. Hier kann die Zugleine<br />

Die Verarbeitung sieht sehr<br />

Die Beinschlaufen sind in der<br />

hochwertigen Eindruck.<br />

Einstieg<br />

Auf den ersten Blick viele Gurte, Schlaufen. Wird wie eine Hose angezogen, ein<br />

Steckverschluss verschließt den Hüftgurt.<br />

Der Gurt wird wie eine Hose<br />

den Gurt.<br />

Einstellmöglichkeiten<br />

Sitz<br />

Druckpunkte<br />

Zugvorrichtung<br />

Der Hüftgurt ist rechts und links des Verschlusses individuell anpassbar<br />

Die Beinschlaufen lassen sich am Beckengurt verstellen, ebenso der Abstand zwischen<br />

Hüft- und Beckengurt.<br />

Durch die vielen Einstellmöglichkeiten individuell hervorragend anpassbar. Verliert<br />

den Sitz auch nicht, wenn der Zug mal nachlässt. Optimal bei starkem Zug.<br />

Der Hauptdruck liegt auf dem Becken, das verhindert ein Abrutschen ins Hohlkreuz<br />

und ermöglicht ein freies Laufen.<br />

In der Verlängerung des Beckengurts geht der breite Gurt in ein dünnes Seil über,<br />

in dem ein Ring eingearbeitet ist. Darin wird die Zugleine befestigt. In wie weit<br />

sich der Ring bewegen kann, ist wiederum individuell einstellbar.<br />

Die Beinschlaufen sind beidseits<br />

individuell einstellen. Das<br />

sich lösen um die Länge zu<br />

Will man den Gurt auf dem<br />

Beinschlaufen fixieren, damit<br />

sitzt er eher auf der Höhe der<br />

auch gut an.<br />

Wird der Gurt in Höhe der LWS<br />

Bereich.<br />

Das Seil, an welchem das<br />

beiden äußeren Enden befestigt.<br />

Features Kleine Tasche am Rücken Ein kleiner Ring und eine<br />

Preis Ca 70€ Ca 50€<br />

Geeignet Für ambitionierte Läufer mit starken Hunden. Ein im Verhältnis schwerer<br />

Touren hat.<br />

+ Ein leichter, sehr gut verarbeiteter Laufgurt, der sich hervorragend auf die individuelle<br />

Anatomie einstellen lässt.<br />

Auf das Wesentliche beschränkt, ein echtes Sportgerät.<br />

Gut gepolstert,<br />

sehr gut verarbeitet<br />

- Beim Anziehen des Gurtes sollte man sich konzentrieren. Druck geht auf die Lendenwir<br />

schwacher Muskulatur auf die<br />

42 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Vergleich: Canicross-Laufgürtel<br />

Gurt, der auf Höhe der Wirbelsäule am höchsverjüngt,<br />

wo die Beinschlaufen vernäht sind. Ein<br />

Belüftung sorgen. Durch die Rückseite des<br />

durch einen Steckverschluss wird der Gurt<br />

zwei dicke Schlaufen, an denen ein Seil verknobefestigt<br />

werden<br />

ordentlich aus, die Nähte sind sauber vernäht.<br />

Mitte gepolstert. Die Verschlüsse machen einen<br />

Neewa<br />

Canicross-Gurt<br />

Prinzip einer Netzhose. Ein breites Netzteil sitzt auf dem Beckenkamm, der mit<br />

einem oberen und unteren Gurtband abschließt. Das obere Gurtband schließt mit<br />

einem Kunststoffverschluss und fixiert so den Gurt. Die Beinschlaufen sind am oberen<br />

und unteren Gurtband befestigt. Das untere Gurtband geht über in die Fixierung<br />

für die Zugleine.<br />

Die Beinschlaufen sind sehr schmal und beidseitig genäht, die Gefahr des Einschneidens<br />

ist sehr hoch. Die Nähte fransen schon nach kurzer Zeit aus und sind<br />

teilweise nicht sorgfältig vernäht. Die Gurte sind dünn und rutschen trotz Gegenschlaufen<br />

schnell.<br />

angezogen, ein einzelner Steckverschluss fixiert Der Gurt wird wie eine Hose angezogen. Der verschließbare Hüftgurt sichert den<br />

Sitz.<br />

verstellbar, die Länge des Hüftgurtes lässt sich<br />

Frontseil ist durch Knoten gesichert. Diese lassen<br />

variieren.<br />

Beckenkamm tragen, muss man ihn gut durch die<br />

er seinen Sitz behält. Von seinem Schnitt her<br />

Lendenwirbelsäule, dort schmiegt er sich dann<br />

getragen, geht auch der größte Druck in diesen<br />

Zugseil befestigt wird, ist durch Knoten an den<br />

Schlaufe zum Befestigen z.B. von Futterbeutel u.ä.<br />

Der Verschluss des Hüftgurtes lässt sich einseitig verstellen. Die Beinschlaufen lassen<br />

sich am unteren Gurtband verstellen. Die Länge des Zuggurtes lässt sich ebenfalls<br />

einstellen.<br />

Das Verstellen der Beinschlaufen ist die einzige Möglichkeit, die Sitzhöhe des Gurtes<br />

zu verstellen. Werden diese straff eingestellt, können die Riemen unangenehm<br />

einschneiden. Bleiben die Schlaufen zu groß kann der Gurt auf Wanderschaft<br />

gehen.<br />

Der obere Gurt übernimmt den größten Teil des Zuges, der Rest wird über die<br />

Netzhose verteilt.<br />

Der untere Gurt am Netzteil ist gleichzeitig auch der Gurt, in dem die Zugleine<br />

eingehängt wird. Dazu wurde ein Ring eingearbeitet. Der Abstand zum Körper<br />

kann dabei individuell eingestellt werden.<br />

Kleine Tasche am Rücken.<br />

Gürtel, der seine Stärke im Einsatz für lange<br />

Sitzt der Gurt nicht optimal, schneiden die Gurte bei stark ziehenden Hunden sehr<br />

schnell ein.<br />

Ein sehr leichter Gurt, der durch das Netzteil gut belüftet ist.<br />

Gutes Preis-Leistung-Verhältnis.<br />

belsäule, kann bei stark ziehenden Hunden und<br />

Dauer sehr unangenehm werden.<br />

Die Verarbeitung des Gurtes ist nicht hochwertig. Wenige Einstellmöglichkeiten,<br />

um den Sitz des Gurtes optimal anzupassen.<br />

© Birgit Kostbahn<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 43


<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 45


Anatomie des Hundes<br />

Entschuldigung…<br />

schau mal, dein Hund<br />

hat da was am Knie.<br />

Am Knie?<br />

Und dann<br />

dieser Moment -<br />

ääh ja - am Knie?<br />

Wo war das<br />

gleich nochmal?<br />

Und dabei ist es gar nicht schwer so<br />

ein mysteriöses Knie zu finden.<br />

Frei nach dem Motto „Anatomie verlass`<br />

mich nie“ (und diesen Spruch<br />

kennt jeder Tierarzt aus seiner Studienzeit)<br />

schadet es auch nicht sich ein<br />

bisschen Zeit zu nehmen um sich dieses<br />

vierbeinige Wesen, welches einen<br />

oft den ganzen Tag begleitet, einmal<br />

genauer anzuschauen.<br />

Richtig - ein Kopf, zwei Ohren, so ein<br />

bisschen Körper (mal mehr, mal weniger),<br />

vier Beine und ein Schwanz. So<br />

sind unsere Hunde aufgebaut. Doch<br />

für die, die es interessiert, es geht<br />

auch noch ein bisschen genauer.<br />

46 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Wozu das Ganze<br />

Zu wissen wo vorne und hinten ist bei<br />

so einem „Hunde-Gerät“ ist schon<br />

mal ein Anfang, doch gerade für <strong>sport</strong>lich<br />

genutzte Hunde und ihre sehr fürsorglichen<br />

Besitzer bietet ein bisschen<br />

mehr Wissen viele Vorteile. Egal ob im<br />

Gespräch mit anderen Hundebesitzern,<br />

mit Sportkollegen oder auch mit Fachpersonal,<br />

es ist immer von Vorteil sagen<br />

zu können wo genau beispielsweise das<br />

neue Geschirr doch nicht so gut sitzt<br />

oder wo genau sich der Hund am rechten<br />

Hinterbein verletzt hat. Ebenso ist<br />

die Kenntnis über die Anatomie des<br />

Hundes Grundlage für ein gutes, gesundheitsförderndes<br />

und erfolgreiches<br />

Training. Und ganz abgesehen davon ist<br />

diese von der Natur geformte „bauliche<br />

Konstruktion“ eines Hundes eine wirklich<br />

beeindruckende Sache, die viele<br />

kleine faszinierende Geheimnisse birgt.<br />

Nach vielen Jahren der Domestikation<br />

des hiesigen Haushundes (Canis lupus<br />

familiaris), genießen wir heutzutage<br />

eine Rassenvielfalt des Hundes wie nie<br />

zuvor. Doch ganz egal ob Pinscher oder<br />

Schäferhund, ob Mops oder Afghane,<br />

die zu Grunde liegende Anatomie ist<br />

bei allen gleich, wenn es auch die rassebedingten<br />

Feinheiten zu berücksichtigen<br />

gilt.


Anatomie des Hundes<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> der Dog & Sport<br />

wollen wir das Augenmerk vor allem<br />

auf die knöcherne Anatomie<br />

des Bewegungsapparates des Hundes<br />

legen.<br />

Vorne ist da wo die Leckerlies<br />

verschwinden<br />

Der Kopf des Hundes besteht aus<br />

vielen verschiedenen Knochen.<br />

Sie bilden das Grundgerüst des<br />

Kopfes und bieten in der Schädelhöhle<br />

dem Gehirn, seiner Anhangdrüse<br />

und dem verlängerten Rückenmark,<br />

in der Maulhöhle 42<br />

Zähnen sowie der Zunge, und in<br />

den beiden knöchernen Augenhöhlen<br />

den Augen ein „Zuhause“. Des<br />

Weiteren finden sich am Kopf des<br />

Hundes auch Stirn- und Kieferhöhlen,<br />

so wie beim Menschen auch.<br />

Rassetypische Unterschiede finden<br />

sich vor allem in der Ausprägung<br />

der einzelnen Knochenpartien im<br />

Stirn- und Kieferbereich. Zu den<br />

Rassen mit einer breiten Stirn gehören<br />

beispielsweise der Mops, der<br />

Mastiff oder der Akita Inu. Klassische<br />

Vertreter der Rassen mit ausgeprägtem<br />

Kiefer, beispielsweise<br />

mit langer Schnauze, sind der Schäferhund<br />

oder der Dackel. In der<br />

mehr oder minder langen Schnauze<br />

befinden sich beim erwachsenen<br />

Hund in der Regel 12 Schneide-, 4<br />

Eck- und 26 Backenzähne (12 im<br />

Oberkiefer und 14 im Unterkiefer).<br />

Das knöcherne Gerüst des Kopfes ist<br />

von verschiedenen Muskeln „überzogen“.<br />

Diese Muskeln unterscheiden<br />

sich stark in ihrer Ausprägung,<br />

ihrer Machart und ihrer Aufgabe.<br />

Das Zusammenspiel all` dieser Muskeln<br />

ermöglichen das komplexe<br />

Ausdrucksverhalten unserer Hunde.<br />

Um das Zusammenspiel aller Muskeln<br />

zu ermöglichen benötigt es<br />

noch Blutgefäße und Nerven. Die<br />

Blutgefäße gewährleisten die Sauerstoff-<br />

und Nährstoffversorgung<br />

sowie den Abtran<strong>sport</strong> von anfallenden<br />

Stoffwechselprodukten aller<br />

im und am Kopf befindlichen Strukturen.<br />

Die Nerven des Kopfes geben<br />

zum einen die „Befehle“ des Ge-<br />

Der Schädel des Hundes: Dieser Kollege<br />

ist kein Musterbeispiel für optimale<br />

Zahnpflege. Der ein oder andere<br />

Zahn fehlt bereits. Auch wenn<br />

das inzwischen offensichtlich nicht<br />

mehr sein Hauptproblem ist.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 47


Anatomie des Hundes<br />

hirns an die Muskulatur weiter<br />

(„Los jetzt, Lefzen hoch und Zähne<br />

zeigen! Der da drüben schaut schon<br />

so blöd!“) und zum anderen leiten<br />

sie aus der Umwelt empfangene<br />

Reize an das Gehirn weiter wo diese<br />

dann wahrgenommen werden<br />

(„mhhhhh ich rieche da noch leckere<br />

Wiener auf dem Küchentisch -<br />

die hol‘ ich mir jetzt.“). Oder, und<br />

hier spielen die bislang noch nicht<br />

erwähnten Ohren eine große Rolle<br />

„PLOP… Ab in die Küche! Die Kühlschranktür<br />

ist aufgegangen!“.<br />

Am Ohr unterscheidet man übrigens<br />

drei verschiedene Bereiche,<br />

das äußere Ohr, das Mittelohr und<br />

das Innenohr. Zum äußeren Ohr gehört<br />

die Ohrmuschel, die bei unseren<br />

Hunden sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt ist. Kleine Ohren, große<br />

Ohren, Schlappohren und Stehohren.<br />

Alles ist möglich. Außerdem<br />

gehören zum äußeren Ohr ebenfalls<br />

der äußere Gehörgang sowie<br />

das Trommelfell. Das Mittelohr „beherbergt“<br />

die für das Hören so<br />

wichtigen Gehörknöchelchen, diese<br />

dienen der Schallweiterleitung. Im<br />

Innenohr sitzt der sogenannte Vestibularapparat.<br />

DAS Organ für den<br />

Gleichgewichtssinn.<br />

Komplettiert wird die Anatomie<br />

des Kopfes durch die außen anliegende<br />

Haut, die die Wurzeln für das<br />

Fell Inne hat. Die Haut besteht aus<br />

mehreren Schichten und dient als<br />

natürliche Schutzbarriere gegen<br />

äußerliche Einflüsse, dies gilt natürlich<br />

nicht nur für die Haut im Kopfbereich.<br />

Außerdem ist sie Empfänger<br />

für äußerliche Reize wie Druck<br />

oder Temperatur und dient als<br />

wichtiges Kommunikationsorgan.<br />

In ihrer Aufgabe wir die Haut vom<br />

Fell des Hundes unterstützt. Auf die<br />

Gesamtheit der Haut eines Hundekörpers<br />

verteilen sich viele Haarwurzeln,<br />

bei einem Golden Retriever<br />

beispielsweise geht man von ca.<br />

5 Millionen Haaren insgesamt aus.<br />

Ein hübscher Rücken kann auch<br />

entzücken<br />

Verfolgt man so einen Hundekörper<br />

vom Kopf ausgehend weiter,<br />

so schließt sich als nächstes die Wirbelsäule<br />

des Hundes an. Diese besteht<br />

aus 7 Hals-, 12-14 Brust-, 6 -7<br />

Lenden-, 3 Kreuz-und 20-23<br />

Schwanzwirbeln. Ein Wirbel besteht<br />

aus dem sogenannten Wirbelkörper,<br />

einem Wirbelbogen sowie zahlreichen<br />

Wirbelfortsätzen. Die Ausprägung<br />

der einzelnen Bausteine eines<br />

Wirbels unterscheidet sich deutlich<br />

je nach Wirbelsäulenabschnitt. Dies<br />

ist vom jeweiligen Aufgabenbereich<br />

und den Beanspruchungen denen<br />

dieser Wirbelsäulenabschnitt unterliegt<br />

abhängig. So finden sich im Bereich<br />

der Brustwirbelsäule Wirbel<br />

mit besonderen Gelenkflächen. Diese<br />

dienen als Verbindung zu den<br />

Rippen. Die Rippen bilden gemeinsam<br />

mit dem auf der Unterseite des<br />

Hundes befindlichen Brustbein die<br />

Brusthöhle. Quasi ein knöcherner<br />

Käfig, der dem Schutz seiner lebenswichtigen<br />

innenliegenden Organe,<br />

nämlich dem Herzen und der Lunge<br />

dient.<br />

Des Weiteren werden sie durch<br />

die an der Wirbelsäule entlang<br />

verlaufende lange Rückenmuskulatur<br />

sowie durch kleine Muskeln die<br />

Knöchernes Skelett der Halswirbelsäule,<br />

der Brustwirbelsäule und des<br />

Brustkorbs.<br />

Im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />

hingegen finden sich Wirbel mit<br />

vergleichsweise stark ausgeprägten<br />

sogenannten Querfortsätzen. Diese<br />

dienen der Stabilisierung des<br />

Rumpfes in diesem Bereich.<br />

48 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Anatomie des Hundes<br />

Knöchernes Skelett der Lendenwirbelsäule,<br />

sowie der Kreuz- und<br />

Schwanzwirbelsäule.<br />

Die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule<br />

sind unter anderem durch<br />

kleine Wirbelgelenke miteinander<br />

verbunden.<br />

Miriam Ennouri ist Tierärztin.<br />

Sie hat an der LMU München<br />

Tiermedizin studiert und praktiziert<br />

in ihrer eigenen Praxis in<br />

Stockdorf (Gauting) nahe<br />

München.<br />

Tätigkeitsschwerpunkt ist hier die<br />

Physikalische Therapie und Rehabilitationsmedizin<br />

sowie Sportund<br />

Arbeitshunde. Weitere Informationen<br />

zu Frau Ennouri und<br />

ihrer Praxis finden sich unter<br />

www.nomi-physio.de oder unter<br />

www.facebook.com/nomiphysio.<br />

die einzelnen Wirbel miteinander<br />

verbinden stabilisiert. Zwischen den<br />

Wirbelkörpern finden sich als Stoßdämpfer<br />

der Wirbel die Bandscheiben.<br />

Alle Strukturen gemeinsam machen<br />

durch diese besondere Bauweise<br />

die Wirbelsäule zu einer Art Brückenkonstruktion<br />

die es ermöglicht dass<br />

sich selbige in alle Richtungen bis zu<br />

einem gewissen Grad biegen kann<br />

und die sogar eine Rotation entlang<br />

der Längsachse ermöglicht. Als schützende<br />

„Rohrkonstruktion“ beinhaltet<br />

die Wirbelsäule in ihrem Inneren<br />

das besonders wichtige Rückenmark.<br />

In ihm verlaufen lebenswichtige Nervenbahnen<br />

welche Informationen<br />

von überall aus dem Körper in Richtung<br />

Gehirn und umgekehrt weiterleiten.<br />

Zwischen den einzelnen Wirbeln<br />

treten aus kleinen Löchern<br />

immer wieder Nervenbahnen aus<br />

dem Rückenmark aus um einzelne<br />

Bereiche des Körpers, wie beispielsweise<br />

die Vordergliedmaße, zu<br />

versorgen.<br />

Bei den Gliedmaßen, wer hätte es<br />

gedacht, unterscheiden wir Vorder-<br />

und Hintergliedmaßen. Und<br />

jetzt kommts - hiervon gibt es jeweils<br />

zwei. Bei der Verbindung der Vordergliedmaße<br />

zum Rumpf, im Gegensatz<br />

zur Hintergliedmaße, spricht man<br />

nicht von einem klassischen Gelenk.<br />

Diese Verbindung bezeichnet man als<br />

sogenannte „Synsarcose“. Der Rumpf<br />

ist sozusagen zwischen den beiden<br />

Vordergliedmaßen rein muskulär<br />

aufgehängt. Das Schulterblatt bildet<br />

gemeinsam mit dem Oberarmknochen<br />

das Schultergelenk. Hierbei<br />

handelt es sich um ein sogenanntes<br />

Kugelgelenk, welches durch die angrenzende<br />

Muskulatur jedoch nicht<br />

voll umfänglich genutzt werden<br />

kann.<br />

Der Oberarm bildet mit dem Unterarm<br />

das Ellenbogengelenk. Hierbei<br />

handelt es sich um ein zusammengesetztes<br />

Gelenk das eigentlich aus<br />

mehreren Gelenkteilen besteht. Dies<br />

liegt daran, dass der Unterarm nicht<br />

nur aus einem Knochen, sondern so<br />

wie beim Menschen auch aus zwei<br />

Knochen, nämlich aus Elle und Speiche<br />

besteht. Das heißt am Ellenbogen<br />

Unterscheiden wir eigentlich<br />

drei verschiedene Gelenke.<br />

Zum einen das Gelenk zwischen<br />

Oberarm und Speiche, das Gelenk<br />

zwischen Oberarm und Elle und das<br />

Gelenk zwischen Elle und Speiche untereinander.<br />

Weiter in Richtung der<br />

Zehen schließt sich dem Unterarm<br />

das Karpalgelenk an. Das Karpalgelenk<br />

besteht aus mehreren kleinen<br />

Knochen und besteht aus drei Gelenkebenen.<br />

Die unterste Reihe bilden<br />

somit die Mittelhandknochen. Ihnen<br />

schließen sich die Zehen des Hundes<br />

an.<br />

In der Regel besitzt ein Hund an der<br />

Vordergliedmaße fünf Zehen, wovon<br />

Vier (Zehe 2 bis 5) zur Fortbewegung<br />

belastet werden und eine Zehe (Zehe<br />

1) die sich an der Innenseite der Vordergliedmaße,<br />

ohne Belastung, befindet.<br />

Die Zehen 2 bis 5 bestehen<br />

aus drei einzelnen Knochen, die Zehe<br />

1 wir hingegen nur aus 2 Knöchelchen<br />

gebildet. Auch hier finden sich<br />

Gelenke zwischen den einzelnen<br />

Knöchelchen.<br />

Die Hintergliedmaße des Hundes<br />

ist, im Gegensatz zur Vorderglied-<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 49


Anatomie des Hundes<br />

Es tut jeder gut, sich auf seine eigenen Beine zu<br />

stellen, diese Beine mögen sein, wie sie wollen.<br />

(Theodor Fontane)<br />

maße, durch zwei miteinander kommunizierende<br />

Knochen, also durch<br />

ein Gelenk, mit der Wirbelsäule verbunden.<br />

Die Verbindung besteht hier<br />

zwischen dem zum Kreuzbein verknöcherten<br />

Kreuzwirbeln der Wirbelsäule<br />

und den Darmbeinen des Beckens.<br />

Der Oberschenkelknochen der<br />

Hintergliedmaße ist gelenkig mit<br />

dem Becken, im Hüftgelenk, verbunden.<br />

Hierbei handelt es sich um ein<br />

Kugelgelenk, welches einen umfangreichen<br />

Bewegungsradius in fast alle<br />

Richtungen ermöglicht. Der große<br />

Oberschenkelknochen ist mit dem<br />

Unterschenkel ebenfalls durch ein<br />

Gelenk verbunden, dem Knie. Whoop<br />

whoop! Da ist es das mysteriöse Knie!<br />

Hierbei handelt es sich um ein zusammengesetztes<br />

Gelenk in dem man das<br />

sogenannte Kniekehlgelenk von dem<br />

Kniescheibengelenk unterscheidet.<br />

Dieses Gelenk ist hauptsächlich für<br />

Streck- und Beugebewegungen in der<br />

Achse vorgesehen, wenn auch kleine<br />

Rotationsbewegungen außerhalb der<br />

Achse möglich sind. Der Unterschenkel<br />

besteht aus dem Schienbein sowie<br />

aus dem kleineren Wadenbein.<br />

Das Wadenbein ist jedoch nicht im<br />

Kniegelenk beteiligt, sodass die Last<br />

im Unterschenkel des Hinterbeins allein<br />

vom Scheinbein getragen wird.<br />

Ähnlich dem Karpalgelenk der Vordergliedmaße<br />

findet sich an der Hintergliedmaße<br />

das Sprunggelenk.<br />

Auch hier handelt es sich um ein zusammengesetztes<br />

Gelenk mit mehreren<br />

Gelenkreihen. Als Besonderheit<br />

sei hier vielleicht noch das deutlich<br />

ausgeprägte Fersenbein zu erwähnen,<br />

welches als Ansatzpunkt der<br />

Achillessehne dient. Die Anatomie<br />

der Zehen der Hintergliedmaße weist<br />

keine massiven Unterschiede zu der<br />

der Vordergliedmaße auf.<br />

Knöchernes<br />

Skelett der<br />

Vordergliedmaße<br />

des<br />

Hundes.<br />

Knöchernes<br />

Skelett der<br />

Hintergliedmaße<br />

des<br />

Hundes. Da ist<br />

es, das KNIE!!!<br />

50 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Anatomie des Hundes<br />

Nun sind wir auch schon am Ende<br />

unserer kleinen anatomischen Reise<br />

durch den Bewegungsapparat angekommen.<br />

Jetzt haben wir eine<br />

gute Basis für das anatomische Verständnis<br />

unserer Hunde geschaffen.<br />

In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> wollen wir<br />

darauf aufbauen und beschäftigen<br />

uns dann mit dem Gangbild, also<br />

der Fortbewegung des Hundes. Wie<br />

sieht ein normales Gangbild aus?<br />

Was ist nicht normal? Und wie ist<br />

das im Zughunde-Training? Welche<br />

Muskeln werden benötigt? Und<br />

auch hier wird die Anatomie des<br />

Hundes wieder eine große Rolle<br />

spielen, denn wie heißt es so schön:<br />

„Anatomie verlass‘ mich nie“.<br />

© Miriam Ennouri<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 51


Leire Fernandez<br />

Mein<br />

Name<br />

ist<br />

Leire<br />

Fernandez-Abete<br />

52 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Ich bin 17 Jahre alt und lebe in Errenteria<br />

(Baskenland), einer Stadt im Norden<br />

Spaniens, nahe Frankreich.<br />

Momentan habe ich zwei Hunde: Bolt und<br />

Gully. Bolt ist sechs Jahre alt und ich habe<br />

eine ganz besondere Beziehung zu ihm. Er<br />

lehrt mich, wie dieser Sport ist. Gully ist<br />

noch ein junger Hund und wir wollen,<br />

dass er vom „Meister“ Bolt für die<br />

nächste Saison lernt.


Leire Fernandez<br />

Beginn<br />

Seit meiner Geburt liebe ich Hunde,<br />

aber ich hatte nie einen. Ich<br />

erinnere mich, als ich 14 war, nahm<br />

ich an einem Bergrennen teil und<br />

erfuhr, dass nahe meines Wohnorts<br />

ein Canicross-Rennen organisiert<br />

wurde. So nahm ich daran teil mit<br />

dem Hund einer Freundin (Txanpi).<br />

Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört,<br />

diesen Sport auszuüben. Und<br />

nach diesem Canicross-Rennen<br />

blieb Txanpi bei uns und ich machte<br />

weiterhin Canicross mit ihm.<br />

Trotzdem hatte ich Probleme im<br />

Wettbewerb, weil ich sehr jung war<br />

und die Regeln hinderten mich, daran<br />

teilzunehmen. Es war klar, dass<br />

ich mehr lernen, mich weiter entwickeln<br />

wollte und diesen Sport weiter<br />

machen wollte.<br />

Dann wollte mein Vater ebenfalls<br />

am Canicross teilnehmen und Bolt<br />

wurde Teil unserer Familie.<br />

Ich bin noch jung, deshalb muss ich<br />

noch lernen. Ich muss leben, ich<br />

muss beobachten, ich muss Fehler<br />

machen… und ich will das alles erleben.<br />

Bolt ist mein Lehrer und er<br />

zeigt mir, wie wertvoll dieser Sport<br />

ist : „Ich bin ein Niemand ohne meinen<br />

Hund“.<br />

Training<br />

Ich habe keinen Coach und ich folge<br />

keinem Trainingsschema, auch<br />

meine Hunde nicht. Ich laufe nach<br />

Gefühl, was ich gerade gerne mache<br />

oder was am besten für die<br />

Hunde ist. Wenn ich zum Beispiel in<br />

die Berge laufe, laufen die Hunde<br />

immer frei mit mir. Während des<br />

Sommers nehmen sie nicht an Wettbewerben<br />

teil, aber sie laufen viele<br />

Kilometer mit mir die Berge hinauf.<br />

Sie sind immer frei, rennen bergab<br />

und bergauf. Das ist das, was wir an<br />

den Wochenenden machen.<br />

Während der Canicross-Saison bin<br />

ich in der Schule. So mache ich unter<br />

der Woche die Hausarbeiten<br />

und normalerweise machen wir<br />

mittwochs einen kurzen Lauf. An<br />

den Wochenenden nehmen wir an<br />

Wettbewerben im Canicross oder<br />

Skijöring teil und wir bringen ihnen<br />

während der Rennen etwas bei,<br />

wenn sie etwas nicht können oder<br />

neu lernen müssen. So machen wir<br />

nicht viel Kilometer, aber dafür<br />

mehr Geschwindigkeit. Wir haben<br />

niemals Intervall- oder geplantes<br />

Training gemacht. Wir gehen nur in<br />

die Berge, laufen und freuen uns.<br />

Während wir laufen, spreche und<br />

spiele ich mit ihnen. Meiner Meinung<br />

nach ist es sehr, sehr wichtig,<br />

was sich in ihrem Kopf abspielt. Sie<br />

müssen motiviert sein. Wenn sie das<br />

Hundegeschirr sehen, wollen sie<br />

losrennen. Das ist unglaublich.<br />

Wettbewerbe<br />

Was habe ich mit Bolt erreicht?<br />

Ich gehe zu Canicross-Rennen<br />

sehr glücklich und entspannt mit<br />

Bolt (meinem Anführer), weil er<br />

keine Fehler macht. Er arbeitet sehr<br />

hart und er hat etwas, was einen<br />

Nervenkitzel vermittelt.<br />

Ich spreche nicht so gern über Rennen,<br />

die wir gewonnen haben. Wir<br />

haben an Canicross-Wettbewerben<br />

in Spanien und im Ausland teilgenommen.<br />

Es sind nicht die Siege,<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 53


Leire Fernandez<br />

<strong>2015</strong><br />

ECF Campeona de Europa Junior en Toulon sur Arrloux<br />

IFSS Subcampeona de Europa Canicross Junior en Lamotte<br />

Campeona de Espana Senior Canicross Damas Tierra<br />

Campeona de Espana Senior Canicross Damas Nieve<br />

Campeona de Espana Senior Skijöring Damas<br />

Campeona de Euskadi Senior Canicross Damas<br />

Campena del TDM<br />

2014<br />

Espana Tierra y Nieve<br />

Euskadi<br />

ECF campeona en Suiza<br />

IFSS campeona del Mundo en Italia<br />

TDM<br />

die mir am wichtigsten sind. Was ich<br />

am meisten mag, ist ihm eine Partnerin<br />

zu sein und mit ihm die Augenblicke<br />

zu teilen, wenn er zeigt,<br />

wozu er fähig ist. Ich genieße diesen<br />

Augenblick sehr und möchte<br />

ihn für die Zukunft bewahren.<br />

Wir sind ein Team.<br />

Aber Bolt hat den größeren Anteil<br />

an meinen Erfolgen.<br />

Die schlimmste Erinnerung<br />

Es war im Sommer 2013. Wir nahmen<br />

an der Trophee des Montagnes<br />

in den französischen Alpen teil.<br />

Und Bolt erlitt auf der sechsten<br />

Etappe einen Schnitt in der Pfote<br />

und konnte seinen Fuß nicht mehr<br />

auf den Boden setzen. Ich wusste<br />

nicht, was ich tun soll. Ich dachte,<br />

die TDM wäre für uns vorbei. Aber<br />

wir hatten Glück und die siebte<br />

Etappe wurde wegen schlechten<br />

Wetters abgesagt. So hatte Bolt 24<br />

Stunden, um den Fuß auszukurieren.<br />

Wir besprachen uns mit Michel,<br />

dem Tierarzt, und legten eine Bandage<br />

an. Wir wollten abwarten, wie<br />

er sich fühlte. Am nächsten Tag (8.<br />

Etappe) ging es ihm noch nicht sehr<br />

gut und so beschlossen wir, dass er<br />

sich weiter erholen sollte. Deshalb<br />

54 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Leire Fernandez<br />

machte ich diese Etappe mit Harpo,<br />

meinem anderen Hund.<br />

Gleichzeitig fuhren wir<br />

fort, Bolt zu behandeln.<br />

Es war unglaublich. Einen<br />

Tag später und mit einer<br />

Bandage konnte er die<br />

neunte Etappe ohne Probleme<br />

absolvieren. Und so schaffte<br />

er auch die letzte Etappe<br />

und beendete sie wie ein<br />

Champion. Es war überwältigend,<br />

zu sehen, wie er mich<br />

zog. Es machte ihm nichts aus, er<br />

zog bergauf, bergab,<br />

im Flachen. Er hat einen<br />

unglaublichen Ergeiz,<br />

der ihn<br />

auszeichnet.<br />

Es war wirklich eine<br />

faszinierende Erfahrung.<br />

Und genau wie<br />

damals, hört er bis<br />

heute nicht auf mich<br />

zu überraschen.<br />

Was liebe ich am<br />

meisten bei diesem<br />

Sport ?<br />

Ich liebe die Berge, ich laufe<br />

gerne, ich liebe meine Hunde. Und<br />

wenn ich all diese Dinge verbinden<br />

kann, fühle ich mich glücklich, frei,<br />

zufrieden. Ich liebe diesen Sport<br />

sehr.<br />

Ich laufe gerne mit meinem<br />

Anführer Bolt und fahre gerne<br />

Ski mit ihm. Und wenn ich<br />

mit ihm im Wettkampf stehe,<br />

merke ich, wie er alles für<br />

mich gibt, er geht an seine<br />

Grenzen, er schaut zu mir, um<br />

zu sehen, ob es mir gut geht.<br />

Er sorgt sich um mich, er<br />

kümmert sich um mich. Und<br />

wenn ich sehe, wozu er für<br />

mich imstande ist, macht es<br />

mich einfach nur glücklich!<br />

Er macht mich glücklich!<br />

Pläne für die Zukunft<br />

Ich weiß nicht. Ich denke, ich muss<br />

einen Schritt nach dem anderen<br />

machen. Jetzt werde ich einige Bergrennen<br />

angehen und den Hund für<br />

die Trophee des Montagnes in den<br />

französischen Alpen vorbereiten,<br />

wo wir im August hinfahren werden.<br />

Und dann werde ich weiterhin<br />

noch einige Bergrennen<br />

durchführen, bevor die Canicross-<br />

Saison startet.<br />

Wir sind auch dabei Gully, auszubilden.<br />

Er ist fünf Monate alt und<br />

hat seinen Lehrmeister in Bolt<br />

gefunden. Diese Saison soll er<br />

ausgebildet werden und nächste<br />

Saison an den Start gehen.<br />

Letztes Jahr habe ich mich mit<br />

Skilanglauf befasst. So machte<br />

ich dann auch Skikjöring mit Bolt.<br />

Er gewann die spanische<br />

Meisterschaft im Skikjöring.<br />

Er schleppte mich über die<br />

Ziellinie, jajaja. Und nächsten Winter<br />

möchte ich gerne einige Skikjöring<br />

Wettbewerbe mit Bolt machen<br />

und vielleicht auch mit Gully, weil<br />

er auch lernen soll, was ein Wettbewerb<br />

bedeutet.<br />

© Leire<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 55


Turnierhunde<strong>sport</strong><br />

Allen THS-Disziplinen liegt eine genormte<br />

Prüfungsordnung zu Grun-<br />

Faszination<br />

Turnierhund<strong>sport</strong><br />

ein<br />

Sport,<br />

viele<br />

© Laura Schott<br />

Facetten<br />

Vierkampf, Geländelauf oder<br />

Mannschaftswettkämpfe – kaum<br />

eine andere Hunde<strong>sport</strong>art besteht<br />

aus so vielen Disziplinen wie der Turnierhund<strong>sport</strong>,<br />

kurz THS. Dabei<br />

kommen nicht nur Profis auf ihre<br />

Kosten, auch Anfänger können in<br />

verschiedenen Laufwettbewerben<br />

Turnierluft schnuppern.<br />

Ein Einblick in die Welt der Leichtathletik<br />

mit dem Hund<br />

56 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Grundsätzlich unterteilt sich THS in<br />

zwei Kategorien: Leichtathletik und<br />

Breiten<strong>sport</strong> mit Hund. Zur ersten<br />

Kategorie gehören der Vierkampf,<br />

der Geländelauf und der Combination-Speed-Cup,<br />

kurz CSC. Um in diesen<br />

Disziplinen auf einem Wettkampf<br />

starten zu dürfen, muss der<br />

Hund zuvor eine VDH-Begleithundeprüfung<br />

ablegen und der Hundeführer<br />

einen Nachweis der bestandenen<br />

Sachkundeprüfung vorweisen.<br />

Der Vierkampf wird gerne als „Königsklasse“<br />

des THS bezeichnet,<br />

denn er vereint vier Disziplinen in<br />

einem Wettkampf. Mensch und<br />

Hund müssen ihre Leistung in den<br />

Bereichen Gehorsam, Hürden-, Slalom-<br />

und Hindernislauf erbringen.<br />

Er gliedert sich zudem in drei Leistungsstufen.<br />

Je nach Klasse, variiert<br />

auch der Schwierigkeitsgrad.<br />

Auch Mannschaftswettkämpfe gehören<br />

zum Repertoire des THS:<br />

Beim sogenannten Combination-<br />

Speed-Cup besteht ein Team aus<br />

drei Läufern mit ihren Hunden. Der<br />

Parcours setzt sich aus verschiedenen<br />

Hindernissen, Kombinationen<br />

aus dem Vierkampf, zusammen und<br />

ist in drei Laufstrecken unterteilt.<br />

Die Mannschaft absolviert diese wie<br />

einen Staffelwettkampf, welcher in<br />

zwei in zwei Durchgängen bestritten<br />

wird.<br />

Der CSC ist vor allem für die Zuschauer<br />

spannend, da nicht nur<br />

Hund und Mensch, sondern das<br />

ganze Team eine perfekte Einheit<br />

bilden müssen.


Turnierhunde<strong>sport</strong><br />

de. In ihr sind die genauen Teilnahmebedingungen,<br />

Parcours, das<br />

Laufschema oder der Abstand zwischen<br />

den Geräten genau geregelt.<br />

„Mich fasziniert am THS die Zusammenarbeit zwischen Hund<br />

und Mensch, ich finde, ein Hund braucht für diesen Sport ganz viel<br />

Vertrauen in seinen Menschen.“<br />

Jacqueline Kull<br />

Bei den Prüfungen ist ein sogenannter<br />

Leistungsrichter am Platz,<br />

welcher die Teilnehmer bewertet.<br />

Die Ergebnisse werden im Anschluss<br />

an das Turnier in eine Leistungsurkunde,<br />

die jeder Hund individuell<br />

besitzt, eingetragen. Die Hundeführerinnen<br />

und Hundeführer sind<br />

nach Altersklasse und Geschlecht<br />

unterteilt. Neben den Leichtathletikdisziplinen<br />

hat sich im THS der<br />

sogenannte „Breiten<strong>sport</strong> mit<br />

Hund“ entwickelt. Darunter versteht<br />

man eine Reihe verschiedenster<br />

Wettkämpfe, welche sich vor allem<br />

für Einsteiger und Anfänger<br />

eignen. Eine Begleithundeprüfung<br />

ist hierfür ebenfalls nicht notwendig.<br />

Dies wird von den Hunde<strong>sport</strong>ler<br />

sehr gut angenommen findet<br />

auch Laura Schott: „Die Idee find<br />

ich super. Sowas bietet den Anfängern<br />

eine tolle Möglichkeit, in den<br />

Sport reinzuschnuppern.“<br />

Geländelauf vs. Canicross –<br />

ein Sport, zwei Ausführungen<br />

Der Geländelauf ist, genau wie<br />

der Vierkampf oder der CSC,<br />

eine Disziplin aus dem Bereich<br />

„Leichtathletik mit Hund“. Im THS<br />

stehen drei verschiedene Streckenlängen<br />

zur Auswahl: 1, 2 oder 5 Kilometer.<br />

Bei Prüfungen sind zwei<br />

Führtechniken zugelassen. Entweder<br />

der Hundeführer hält die Leine<br />

in der Hand oder es wird ein Bauchgurtsystem<br />

mit Ruckdämpfer und<br />

Panikhaken verwendet.<br />

Die Strecken sind durch farbige<br />

Markierungen und Streckenposten<br />

gekennzeichnet. Die Teams starten<br />

im Abstand von einer Minute. Laut<br />

aktueller Prüfungsordnung sollen<br />

die Laufstrecken dabei vom ausrichtenden<br />

Verein so gewählt werden,<br />

„dass sie dem Begriff Geländelauf<br />

gerecht werden“. Das bedeutet wenig<br />

Asphalt, stattdessen freies Gelände,<br />

bevorzugt Feld- oder<br />

Waldwege.<br />

Viele Canicross-Veranstaltungen<br />

können derzeit einen Zuwachs verzeichnen:<br />

immer mehr Geländeläufer<br />

aus dem THS-Bereich probieren<br />

sich im Zughunde<strong>sport</strong> aus. So auch<br />

Lars Reichelt und Lorenz Frech. Beide<br />

sind bereits seit vielen Jahren im<br />

THS aktiv, als sie durch Ivo Neubert<br />

an ihrem ersten Canicross-Event<br />

teilnahmen.<br />

Ein Läufer – ein Hund. Das Grundprinzip<br />

ist sowohl im THS, als auch<br />

© Christopher Croner<br />

im Canicross gleich. Dennoch gibt<br />

es große Unterschiede, weiß auch<br />

Lorenz Frech aus Erfahrung: „Die<br />

Strecken sind im Canicross wesentlich<br />

interessanter, aber man weiß im<br />

Vorfeld selten, wie lange die Strecke<br />

tatsächlich ist. Das ist der Vorteil<br />

im THS. Da weiß ich ganz genau, ob<br />

ich zwei oder fünf Kilometer<br />

laufe“.<br />

In der Regel finden THS-Turniere an<br />

einem Tag statt, während Canicross-<br />

Events sich zumeist über zwei Tage<br />

erstrecken. „Du brauchst immer ein<br />

ganzes Wochenende – das ist der<br />

Nachteil. Von der Sache hier ist es<br />

eigentlich genialer. Zwei Rennen,<br />

der Sieger steht nicht gleich fest –<br />

das hat eine absolute Faszination.<br />

Das macht den Reiz aus, hat aber<br />

auch den Schwierigkeit, dass ich da<br />

nicht auf so viele Turniere gehen<br />

kann. Mal schnell an einem Sonn-<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 57


Turnierhunde<strong>sport</strong><br />

tag auf Wettkampf gehen ist eine<br />

andere Geschichte als ein ganzes<br />

Wochenende weg zu sein.“, erklärt<br />

Lars Reichelt.<br />

Auch die Startmodi unterscheiden<br />

sich. Während im Geländelauf immer<br />

im Einzelstart nacheinander<br />

gestartet wird, gibt es im Canicross<br />

viele Variationen, wie etwa Nachtläufe<br />

oder Massenstarts. Für Annelie<br />

Habermann hat das Starten im<br />

Canicross-Bereich noch einen weiteren<br />

Vorteil: „Für mich mit Spike ist<br />

es positiv, dass ich einen Maulkorb<br />

tragen darf bei den Rennen, das<br />

gibt mir Sicherheit, dass nichts passieren<br />

kann und dadurch passiert<br />

auch nichts.“ Ihr Malinois Spike<br />

wurde nicht richtig sozialisiert und<br />

hatte schlechte Erfahrungen gemacht.<br />

Auf der Suche nach einer<br />

Beschäftigung kam sie zum Laufen<br />

und Scootern und seitdem ist der<br />

Rüde ausgeglichener.<br />

„Ein großer Unterschied ist für<br />

mich, dass auf Canicross-Rennen die<br />

„Im Canicross gibt es Nachtläufe, Staffeln, Massenstarts, Jagdstarts<br />

- macht es schwieriger aber auch attraktiver.“<br />

Annelie Habermann<br />

Strecke zweimal bewältigt werden<br />

muss. Das fordert natürlich meist<br />

das Frauchen etwas mehr. Auch der<br />

Jagd- oder Massenstart macht es für<br />

mich im Canicross aus. Adrenalin<br />

pur!“ findet Julia Grell. Zudem variiert<br />

die Anzahl der Prüfungen. Im<br />

Turnierhund<strong>sport</strong> finden im Sommer<br />

beinahe jede Woche Turniere<br />

statt – und das in einem kleinen Radius<br />

mit geringen Anfahrtswegen.<br />

Ob nun Geländeläufer im THS oder<br />

Canicrosser, ob Vierkämpfer oder<br />

CSC-Freak – in der Gesamtheit verfolgen<br />

alle Sportler ein Ziel: Spaß<br />

mit ihren Hunden zu haben. Denn<br />

Sport mit Hund hat seinen ganz eigenen<br />

Reiz, weiß auch Lorenz Frech:<br />

„Wenn ich einen 10 Kilometer<br />

Volkslauf mache, fehlt mir spätestens<br />

nach fünf Kilometer die Moti-<br />

vation wirklich an meine Grenzen<br />

zu gehen. Mein Hund motiviert<br />

mich, wenn mein Körper eigentlich<br />

sagt es geht nicht mehr!“<br />

© Stephanie Cech<br />

58 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Leire Fernandez<br />

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Herbst <strong>2015</strong><br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 59

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