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dog & sport Special-Editon 01

Der Zughundesport, wie wir ihn kennen, hat seine Wurzeln im Schlittenhundesport, der für viele Menschen den Inbegriff des engen Zusammenlebens von naturverbundenen Menschen und unbändigen blauäugigen Tieren in einer ursprünglichen und schneebedeckten Umwelt ist. Daher ist es auch naheliegend, dass ein Großteil der heute vorliegenden Fachliteratur zu diesem Thema von Autoren verfasst wurde, die diesen Traum leben wollen, also über ein eigenes Schlittenhunderudel verfügen und ihre Lebensumstände sehr nachhaltig auf diesen Weg eingestellt haben. Diese "Musher", wie sie sich und auch die Fangemeinde selbst gern nennt, haben eine großen Erfahrungsschatz mit der Haltung von Hundegruppen/-rudeln. Häufig sind sie auch gute Züchter, da sie den Nachwuchs ihrer vierbeinigen Leistungsträger selbst beeinflussen und nutzen wollen. Es liegt also auf der Hand, dass man von den wenigen Mushern, die diesen Lebensweg konsequent gehen, einiges über den Zughundesport lernen kann. Die meisten von ihnen erzählen mit leuchtenden Augen und großer Begeisterung von Ihren Erfahrungen und Überzeugungen, wenn man sie danach fragt (manchmal auch ganz von allein).

Der Zughundesport, wie wir ihn kennen, hat seine Wurzeln im Schlittenhundesport, der für viele Menschen den Inbegriff des engen Zusammenlebens von naturverbundenen Menschen und unbändigen blauäugigen Tieren in einer ursprünglichen und schneebedeckten Umwelt ist. Daher ist es auch naheliegend, dass ein Großteil der heute vorliegenden Fachliteratur zu diesem Thema von Autoren verfasst wurde, die diesen Traum leben wollen, also über ein eigenes Schlittenhunderudel verfügen und ihre Lebensumstände sehr nachhaltig auf diesen Weg eingestellt haben.

Diese "Musher", wie sie sich und auch die Fangemeinde selbst gern nennt, haben eine großen Erfahrungsschatz mit der Haltung von Hundegruppen/-rudeln. Häufig sind sie auch gute Züchter, da sie den Nachwuchs ihrer vierbeinigen Leistungsträger selbst beeinflussen und nutzen wollen.

Es liegt also auf der Hand, dass man von den wenigen Mushern, die diesen Lebensweg konsequent gehen, einiges über den Zughundesport lernen kann. Die meisten von ihnen erzählen mit leuchtenden Augen und großer Begeisterung von Ihren Erfahrungen und Überzeugungen, wenn man sie danach fragt (manchmal auch ganz von allein).

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<strong>Special</strong>-Edition <strong>01</strong> | 9,90 €<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>Special</strong>-Edition <strong>01</strong><br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Das Zughunde-Magazin<br />

<strong>Special</strong>-Edition <strong>01</strong><br />

Grundlagen im Zughunde<strong>sport</strong><br />

Basics für<br />

Canicross | Scooter | Bikejöring


Inhalt<br />

Einleitung 2<br />

Der moderne Zughunde<strong>sport</strong><br />

Die Entstehung 4<br />

Wo kommt der Zughunde<strong>sport</strong> her<br />

Der moderne Haushund 8<br />

Wo stehen wir<br />

Kann mein Hund das 10<br />

Für jeden das Passende<br />

Welche Zugart passt zu uns 12<br />

Ein Überblick<br />

Ausrüstung des Hundes 16<br />

Zuggeschirr und Co<br />

Das Fahrzeug 21<br />

Ein Überblick<br />

12 Was passt zu uns<br />

4 Die Anfänge<br />

21 Das Fahrzeug<br />

16 Ausrüstung Hund


26 Der Mensch im Team 36 Los gehts<br />

38 Warum zieht mein Hund<br />

48 Warm Up & Cool Down<br />

Ausrüstung des Menschen 26<br />

Jedem das seine<br />

Grundlagen des Trainings 30<br />

Jetzt kanns losgehen<br />

Aufbau des Trainings 36<br />

Auf ein Wort<br />

Motivation 38<br />

Warum zieht (m)ein Hund<br />

Warm Up & Cool Down 48<br />

Für einen fitten Sporthund<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 1


Einleitung<br />

Liebe Zughundefans<br />

in dieser Sonderausgabe geht es um die Grundlagen<br />

des Zughunde<strong>sport</strong>s mit Haus und Familienhunden.<br />

Der Zughunde<strong>sport</strong> etabliert sich zunehmend als Breiten<strong>sport</strong>art<br />

mit einer schnell und stetig wachsenden<br />

Gemeinde aus begeisterten Freizeit<strong>sport</strong>lern und auch<br />

leistungsorientierten Teams.<br />

Der Zughunde<strong>sport</strong>, wie wir ihn<br />

kennen, hat seine Wurzeln im<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong>, der für viele<br />

Menschen den Inbegriff des engen<br />

Zusammenlebens von naturverbundenen<br />

Menschen und unbändigen<br />

blauäugigen Tieren in einer ursprünglichen<br />

und schneebedeckten<br />

Umwelt ist. Daher ist es auch naheliegend,<br />

dass ein Großteil der heute<br />

vorliegenden Fachliteratur zu diesem<br />

Thema von Autoren verfasst<br />

wurde, die diesen Traum leben wollen,<br />

also über ein eigenes Schlittenhunderudel<br />

verfügen und ihre Lebensumstände<br />

sehr nachhaltig auf<br />

diesen Weg eingestellt haben. Diese<br />

"Musher", wie sich und auch die<br />

Fangemeinde selbst gern nennt, haben<br />

eine großen Erfahrungsschatz<br />

mit der Haltung von Hundegruppen/-<br />

rudeln. Häufig sind sie auch gute<br />

Züchter, da sie den Nachwuchs ihrer<br />

vierbeinigen Leistungsträger selbst<br />

beeinflussen und nutzen wollen. Es<br />

liegt also auf der Hand, dass man<br />

von den wenigen Mushern, die diesen<br />

Lebensweg konsequent gehen,<br />

einiges über den Zughunde<strong>sport</strong><br />

lernen kann. Die meisten von ihnen<br />

erzählen mit leuchtenden Augen<br />

und großer Begeisterung von Ihren<br />

Erfahrungen und Überzeugungen,<br />

wenn man sie danach fragt (manchmal<br />

auch ganz von allein).<br />

2 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Einleitung<br />

Aber das Bild des modernen<br />

Zughunde<strong>sport</strong>s verändert sich<br />

Längst muss man nicht mehr ein<br />

Husky-Rudel im eigenen Garten<br />

halten und einen Schlitten besitzen,<br />

um Spaß und Freude an dieser Sportart<br />

zu haben. Längst geht es nicht<br />

mehr nur um die <strong>sport</strong>lichen Topleistungen<br />

knallharter Athleten, die<br />

sich tagelang mit ihren eingeschworenen<br />

Schlittenhunden durch eine<br />

Wüste aus Eis und Schnee kämpfen.<br />

Inzwischen ist diese Leidenschaft<br />

auch bei ganz "normalen" Menschen<br />

angekommen, die z.B. in der Stadt<br />

wohnen und ihren Hunden verantwortungsvoller<br />

Weise etwas artgerechte<br />

Bewegung verschaffen wollen.<br />

Immer mehr Hunderassen und<br />

-typen, die nicht zum klassischen Bild<br />

des Schlittenhundes gehören, finden<br />

Gefallen an dieser körperlichen Auslastung<br />

und das ist großartig!<br />

Aus dem ursprünglichen Zughunde<strong>sport</strong><br />

entstehen nach und nach neue<br />

Formen der Beschäftigung, die auch<br />

für (und nun kommen wir zurück zum<br />

ersten Satz dieses Abschnitts) Hausund<br />

Familienhunde erstklassig geeignet<br />

sein kann. Dies ist weitgehend<br />

von der Rasse des Hundes unabhängig,<br />

sofern der Hund nur die körperlichen<br />

Voraussetzungen mitbringt.<br />

Und für den Menschen bedeutet es<br />

nicht mehr, aus der Stadt oder an das<br />

andere Ende des Dorfes zu ziehen,<br />

eineZwingeranlage aufzubauen, sich<br />

umfangreiches Wissen über Zucht<br />

und Genetik anzueignen und die<br />

Durchsetzungsfähigkeit des berüchtigten<br />

Alphawolfes zu entwickeln,<br />

um 20 eigene Schlittenhunde in unserer<br />

auf Anpassung so bedachten<br />

Gesellschaft zu halten.<br />

Wer aufmerksam liest, kann sich<br />

leicht denken, dass es zwischen den<br />

Realitäten eines Schlittenhundes<br />

und eines Familienhundes sicherlich<br />

viele Gemeinsamkeiten gibt, aber<br />

auch einige gravierende Unterschiede.<br />

Während professionelle<br />

Schlittenhunde in aller Regel während<br />

der Leistungsperioden von<br />

Herbst bis Frühjahr täglich trainieren<br />

und im Wesen eines Schlittenhundes<br />

vor allem Dinge wie Verträglichkeit<br />

und Führigkeit sorgsam<br />

beachtet und gegen Leistungsvermögen<br />

und Widerstandsfähigkeit<br />

abgewogen werden, sind unsere<br />

Familienhunde nun einfach mal so,<br />

wie sie in unser Leben kamen. Da<br />

geht es weniger um Leistung, sondern<br />

eher um Beschäftigung und<br />

Auslastung. Da geht es nicht um<br />

Trainingspläne und die Teilnahme<br />

an Rennen, sondern um das gemeinsame<br />

Erlebnis in der Natur und<br />

das gute Gefühl, gemeinsam etwas<br />

mit seinem besten Freund zu unternehmen.<br />

Während sich nur einige<br />

wenige Musher auch um die Alltagstauglichkeit<br />

ihrer Hunde kümmern<br />

müssen oder wollen, ist es für<br />

die meisten Haushunde ganz selbstverständlich,<br />

dass sie den täglichen<br />

Begebenheiten eines Lebens in der<br />

menschlichen Gesellschaft gewachsen<br />

sein sollen - was wir dann Erziehung<br />

nennen. Ein häufig gehörtes,<br />

wenn auch unzutreffendes Motto<br />

in dieser Richtung ist: Schlittenhunde<br />

sollen an der Leinen ziehen,<br />

Haushunde sollen an der Leine gehen.<br />

Auch wenn Hunde so wunderbare<br />

Wesen sind, dass sie selbstverständlich<br />

beides lernen und<br />

unterscheiden können, wird in dieser<br />

knappen Aussage doch deutlich,<br />

dass der klassische Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

sich in einigen Punkten und<br />

immer mehr von den neueren<br />

Zughunde<strong>sport</strong>arten unterscheidet.<br />

So kommen wir nun zum Anliegen<br />

dieser Sonderausgabe<br />

In diesem Heft wollen wir eine allgemeine<br />

Einführung in den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> geben und diese<br />

dann immer weiter auf Haus-und<br />

Familienhunde spezialisieren. Hier<br />

geht es also um Dogscooter, Bikejöring<br />

und Canicross - derzeit alles<br />

noch Fremdworte für die meisten<br />

Hundehalter, aber sicher nicht mehr<br />

lange!<br />

Diese neuen Formen des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

sind es, mit denen wir uns<br />

in diesem Heft intensiv befassen.<br />

Natürlich werden wir immer wieder<br />

auf die Gemeinsamkeiten mit dem<br />

eingangs erwähnten Husky-Traum<br />

zu sprechen kommen und wenn ihr<br />

einen guten Musher in eurer Nähe<br />

kennt, dann geht zum ihm und lasst<br />

euch einen Eindruck von dieser faszinierenden<br />

Lebensweise nicht entgehen.<br />

Ein Blick in diese Welt lohnt<br />

sich immer und vermittelt mehr als<br />

tausend Worte.<br />

Das Ziel dieser Sonderausgabe ist es<br />

aber, dich und deinen besten<br />

Freund auf die neuen Möglichkeiten<br />

im Zughunde<strong>sport</strong> aufmerksam<br />

zu machen und dir den Einstieg zu<br />

erleichtern.<br />

Wir wünschen euch nun viel Spaß<br />

mit diesem Sonderheft!<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 3


4 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Einige Gedanken zur<br />

Entstehung des<br />

Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

Der Hund war das<br />

erste Tier, das der<br />

Mensch in seiner<br />

Geschichte domestizierte<br />

- da ist sich<br />

die Wissenschaft<br />

sicher. Auch über<br />

die Tatsache, dass<br />

der Hund vom Wolf<br />

abstammt, besteht<br />

inzwischen<br />

fachliche Einigkeit.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 5


Entstehung<br />

Wie genau nun der Wolf zum<br />

Menschen kam und zum<br />

Hund wurde, wird noch immer diskutiert,<br />

auch wenn es schon sehr<br />

plausible Erklärungsmodelle gibt.<br />

In jedem Fall dürften die auffälligen<br />

Ähnlichkeiten im Jagd- und Sozialverhalten<br />

ganz erheblich dazu beigetragen<br />

haben, dass Mensch und<br />

Wolf sich vor langer Zeit in ihren<br />

Lebensräumen begegnen mussten<br />

und zunächst vermutlich auch in<br />

Konkurrenz zueinander standen.<br />

Gehen wir vorsichtig davon aus,<br />

dass Menschen und Wölfe damals<br />

vor einigen zehntausend Jahren allmählich<br />

soziale Gemeinschaften<br />

zum gegenseitigen Vorteil gebildet<br />

und damit den Übergang zum Hund<br />

begründet haben.<br />

Da andere Nutztiere zu diesem frühen<br />

Zeitpunkt für die Menschen<br />

noch nicht verfügbar waren, liegt<br />

es nahe, dass der Mensch mit seinen<br />

Veranlagungen früher oder später<br />

auf die Idee kam, seinen vierbeinigen<br />

Sozialpartner auch für die Arbeit<br />

einzuspannen, nämlich für den<br />

Tran<strong>sport</strong> von Lasten. Wann es tatsächlich<br />

passierte ist Spekulation,<br />

aber irgendwann in der gemeinsamen<br />

Geschichte von Mensch und<br />

Hund war der Punkt erreicht, an<br />

dem der Mensch begriff, dass seine<br />

Hunde Lasten ziehen können. Dies<br />

geschah ganz sicher nicht als Sportart<br />

oder artgerechte Auslastung,<br />

sondern war ein entscheidender<br />

Beitrag zum Überleben des Menschen<br />

in seinem Umfeld, da Hunde<br />

ja auch bei der Jagd und bei der Gefahrenabwehr<br />

gute Dienste<br />

leisteten.<br />

6 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Die Wurzeln des Zughunde<strong>sport</strong><br />

sollten wir uns daher eher als harte<br />

Arbeit für Mensch und Tier zur Sicherung<br />

des eigenen Überlebens<br />

vorstellen. Bei dieser Motivation<br />

herrschten damals sicherlich auch<br />

andere Auffassungen darüber, wie<br />

Hunde zu erziehen und zu "belohnen"<br />

sind. Die Ausbildung der Hunde<br />

dürfte unter den damaligen Anforderungen<br />

eher pragmatisch und<br />

die Motivation eher fordernd gewesen<br />

sein - milde ausgedrückt.<br />

Auch bei der Zuchtselektion durch<br />

den Menschen stand damals noch<br />

die Leistungs- und Widerstandsfähigkeit<br />

des Hundes im Vordergrund<br />

und die Selektionsmethoden waren<br />

so hart, wie die Umwelt für den<br />

Menschen selbst.<br />

Was bedeutet das für uns? Es soll<br />

uns bewusst machen, dass die Zusammenarbeit<br />

von Mensch und<br />

Hund sehr alte evolutionäre Wurzeln<br />

hat, die nicht immer unter romantischen<br />

Umständen stattgefunden<br />

hat. Wer einem Schlittenhund<br />

in die Augen schaut, der noch heute<br />

seine Arbeit im ursprünglichen<br />

Umfeld tut, blickt in diese Vergangenheit<br />

und auch die Menschen,<br />

die diese Hunde führen, sind aus<br />

einem anderen Holz geschnitzt.<br />

Es gab vermutlich viele Arten des<br />

Lastentran<strong>sport</strong>s durch Hunde, aber<br />

die bekannteste und für die betroffenen<br />

Menschen wichtigste sind<br />

wohl die Schlittenhunde der Naturvölker<br />

in den Polarregionen. Bei ihnen<br />

ging es nicht nur um den Tran<strong>sport</strong><br />

von Lasten. Die Hunde<br />

ermöglichten überhaupt erst die<br />

schnelle Fortbewegung in einem<br />

Gelände, in dem sich der Mensch als<br />

Zweibeiner nur langsamund äußerst<br />

mühsam fortbewegen kann.<br />

Für die Bewohner der schneereichen<br />

Gebiete des Nordens war ein


Entstehung<br />

Staffel das Serum von einer Etappe<br />

zur nächsten übergaben und den<br />

Tran<strong>sport</strong> über die gefährliche Strecke<br />

in unglaublichen fünfeinhalb<br />

Tagen schafften und so viele Menschenleben<br />

retteten. Der Musher<br />

der letzten Etappe Gunnar Kaasen<br />

und sein Leithund Balto sind heute<br />

berühmt und Balto wurde sogar ein<br />

Denkmal im Central Park von New<br />

York gewidmet - auch wenn das<br />

Ganze natürlich eine unglaubliche<br />

Teamleistung war.<br />

Viel wichtiger für unseren roten Faden<br />

hier ist die Tatsache, dass diese<br />

berühmte Geschichte einige Jahre<br />

später zur Inspiration für eines der<br />

bekanntesten und härtesten Schlittenhunderennen<br />

wurde: Das<br />

Iditarod.<br />

Dieser Name ist bis heute Sinnbild<br />

für den Musher-Traum schlechthin,<br />

aber auch für die härtesten Anforderungen<br />

an Mensch und Tier. Jedem<br />

Fan des Zughunde<strong>sport</strong>s sei<br />

dieses Rennen, das auf zahlreiche<br />

Arten in Szene gesetzt wurde (Bücher,<br />

Reportagen, Filme auch für<br />

Kinder usw.) ans Herz gelegt.<br />

An diesem Ereignis wird aber die<br />

Entstehung des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

besonders deutlich: Für die Helden<br />

von Nome war es keine <strong>sport</strong>liche<br />

Betätigung, sondern ein Rennen<br />

auf Leben und Tod für Mensch und<br />

Tier. Jahre später wird daraus eines<br />

der bekanntesten Schlittenhunderennen,<br />

womit wir beim Sport angekommen<br />

sind.<br />

Auch wenn das Iditarod und die<br />

Umstände von damals keine direkten<br />

Auswirkungen auf unseren<br />

Zughunde<strong>sport</strong> hier haben: Diese<br />

Erinnerungen sind wichtig für das<br />

Verständnis, warum und wie die<br />

Leistungsgemeinschaft Mensch-<br />

Hund einmal entstanden ist und zu<br />

welchen Leistungen sie in der Lage<br />

ist. Und noch heute leben einige<br />

diesen Weg.<br />

leistungsfähiges Gespann aus Schlittenhunden<br />

unter Umständen ausschlaggebend<br />

für den eigenen Jagderfolg<br />

und so für das Überleben.<br />

Einen wichtigen Meilenstein in der<br />

Entstehung des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

markiert sicher das Jahr 1925, in<br />

dem ein Medikament gegen Diphterie<br />

von Anchorage in Alaska zum<br />

Dörfchen Nome tran<strong>sport</strong>iert werden<br />

musste. Auf dem damals üblichen<br />

Landweg hätte der Tran<strong>sport</strong><br />

ca. 3 Wochen gedauert und das Medikament<br />

wäre zu spät in Nome<br />

eingetroffen. Um die Kranken zu<br />

retten, wurde das Medikament mit<br />

Schlittenhunden nach Nome tran<strong>sport</strong>iert.<br />

Es waren 20 erfahrene<br />

Musher mit ihren insgesamt über<br />

100 Schlittenhunden, die in einer<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 7


Der moderne Haushund<br />

Die Situation des mo<br />

Seit den Tagen der Domestikation des Hundes ist einige<br />

Zeit vergangen. Die Menschen haben ihren Einfluss<br />

auf Umwelt und Natur in einem so atemberaubenden<br />

Tempo vergrößert, dass den anderen Spezies auf unserem<br />

Planeten kaum eine Chance zur Anpassung an die<br />

neuen, von uns geschaffenen Gegebenheiten blieb.<br />

Immer weniger Lebewesen finden<br />

ihre natürlichen Lebensräume infolge<br />

unserer Eingriffe vor, immer<br />

mehr Arten sterben aus. Das Bild von<br />

der "Krone der Schöpfung" steht<br />

heute auf wackligeren Beinen als je<br />

zuvor. Eine besondere Rolle spielen<br />

dabei unsere Haustiere, also die wenigen<br />

Arten, die wir zu unserem eigenen<br />

Nutzen aus den entsprechenden<br />

Wildformen domestiziert haben<br />

(Hunde, Ziegen, Rinder, Pferde etc.).<br />

Besonders beim Hund mit seinem<br />

Sozialverhalten entsteht die Frage,<br />

welches sein natürlicher Lebensraum<br />

heute eigentlich ist. Durch unsere<br />

Zuchtselektion über die Jahrtausende,<br />

besonders aber der letzten hundert<br />

Jahre, verfügen die meisten<br />

Hunde heute nicht mehr über die<br />

notwendigen Verhaltenselemente,<br />

die sie zum selbständigen Überleben<br />

in einer von Menschen unberührten<br />

Natur bräuchten - eine Fähigkeit, die<br />

wir beim Wildtier selbstverständlich<br />

annehmen. Wir haben sein Jagdverhalten<br />

an unsere Zwecke angepasst, wir<br />

haben seinen Körperbau verändert,<br />

damit er die von uns zugedachten Spezialaufgaben<br />

möglichst gut erledigen<br />

kann und in neuerer Zeit kommt eine<br />

weiteres, eher unheilvolles Auswahlkriterium<br />

hinzu: Die Befriedigung un-<br />

8 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der moderne Haushund<br />

dernen Haushundes<br />

seres Bedürfnis nach Statussymbolen<br />

und sozialer Bestätigung.<br />

Das klingt nicht nett, aber wer den<br />

Tatsachen ins Auge schaut, muss erkennen,<br />

dass Hunde heute vor allem<br />

nach Wünschen gezüchtet werden,<br />

die mit dem Lebensraum seiner<br />

biologischen Vorfahren immer weniger<br />

zu tun haben. Beim gewöhnlichen<br />

Haus- und Familienhund sind<br />

heutzutage Jagd- und Aggressionsverhalten<br />

unerwünscht. Stattdessen<br />

wird die Verträglichkeit mit Tieren<br />

aus dem ursprünglichen Beutespektrum<br />

und möglichst allen Artgenossen<br />

gewünscht. Und gut aussehen<br />

soll er auch (oder vor allem?).<br />

Diese kleine Kritik soll darauf hinweisen,<br />

dass unsere Haus- und Familienhunde<br />

mit dem Wolf ebenso<br />

wenig gemeinsam haben, wie wir<br />

mit unseren steinzeitlichen Vorfahren.<br />

Wolf und Mensch waren früher<br />

Langstreckentraber, die große Distanzen<br />

am Tag für die Jagd überwunden<br />

haben. Unsere Möglichkeiten<br />

heute sind, bis auf ganz wenige<br />

Ausnahmen unter Menschen und<br />

Hunden, wesentlich bescheidener.<br />

Es ist so wichtig, sich bewusst zu machen,<br />

dass unsere Hunde (leider im<br />

Wortsinne)<br />

Produkte unserer Vorstellungen und<br />

Wünsche sind. Daher sind sie auch<br />

anfällig für alle die Zivilisationsfolgen,<br />

die uns ereilen: Übergewicht,<br />

Herz-/Kreislaufprobleme, Kurzatmigkeit,<br />

und immer mehr auch psychisch<br />

bedingte Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Man muss kein Skeptiker sein, um zu<br />

ahnen, wohin wir unsere Hunde<br />

züchten.<br />

Umso wichtiger wird die Bedeutung<br />

von Ausgleichs<strong>sport</strong> auch für unsere<br />

Hunde. So wie uns Menschen ein gewisses<br />

Maß an <strong>sport</strong>licher Aktivität<br />

körperlich und geistig gesund hält,<br />

so gilt das ebenso für unsere Hunde.<br />

Und da kommen die neuen Zughunde<strong>sport</strong>arten<br />

ins Spiel. Sie ermöglichen<br />

die gemeinsame Bewegung<br />

von Mensch und Hund in der Natur<br />

und befriedigen eines der noch immer<br />

ungebrochenen Grundbedürfnisse<br />

des Hundes: Laufen - und zwar<br />

in der natürlichen Geschwindigkeit<br />

des Hundes.<br />

Jenachdem für welche Sportart<br />

man sich entscheidet, kann es für<br />

den Menschen und den Hund<br />

gleichzeitig zu einer Teamleistung<br />

kommen, die körperliche Anstrengung,<br />

eingespielte Kommunikation<br />

und das Erleben gemeinsamen Erfolgs<br />

miteinander vereint.<br />

So wie viele Menschen in sich den<br />

Ruf nach mehr Naturverbundenheit,<br />

Ursprünglichkeit und Gegenwärtigkeit<br />

spüren, so spüren dies<br />

auch unsere Hunde, denn sie ähneln<br />

uns mehr denn je.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 9


Kann mein Hund das?<br />

Ist mein Hund<br />

für den<br />

Zughunde<strong>sport</strong><br />

geeignet?<br />

10 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

Kann mein Hund das?<br />

??<br />

Diese Frage war bis vor kurzem noch<br />

leicht zu beantworten:<br />

Der Hund muss gesund sein, muss mindestens<br />

12 Monate alt sein und mindestens um<br />

die 20 Kilo wiegen.<br />

Woher die Zahlen dieser verbreiteten<br />

Faustformel kommen,<br />

ist nicht ganz klar, das ist für<br />

uns aber auch nicht so wichtig. Sie<br />

stammen noch aus den Zeiten, wo<br />

die tatsächliche Frage lautete: Kann<br />

mein Hund gemeinsam mit anderen<br />

Hunden ein schweres Fahrzeug wie<br />

einen Schlitten oder Trainingswagen<br />

über lange Strecken ziehen. Es<br />

leuchtet unmittelbar ein, dass Hunde<br />

eine bestimmte körperliche Konstitution<br />

aufweisen müssen, damit<br />

sie eine schwere Last ziehen können<br />

und dassihr Körper ausgereift<br />

sein muss, bevor sie voll belastet<br />

werden können. Mit Blick auf unsere<br />

Haushunde muss diese Frage<br />

aber wesentlich differenzierter betrachtet<br />

werden:<br />

Wer einen klassischen Schlittenhund<br />

mit 20 Kilo Körpergewicht betrachtet,<br />

sieht einen schlanken und trainierten<br />

Organismus, bei dem Muskelmasse<br />

und Körperfett in einem<br />

optimalen leistungsorientierten Verhältnis<br />

zueinander stehen. Dies trifft<br />

auf unsere Haushunde nicht immer<br />

zu und deswegen ist hier die Angabe<br />

eines Mindestgewichts fragwürdig.<br />

Die Angabe eines Mindestalters<br />

geht von festgelegten Hundetypen<br />

aus. Siberian Huskies durchlaufen<br />

ihre Entwicklung bis zur Geschlechtsreife<br />

bekanntermaßen<br />

schneller als beispielsweise eine<br />

Dogge. Es kommt also bei Haushunden<br />

auch sehr auf die Rasse (genetische<br />

Veranlagung) an, wie lange es<br />

dauert, bis der Bewegungsapparat<br />

stabil und belastbar ist.<br />

Unter den klassischen Schlittenhunden<br />

sind viele erbliche und erworbene<br />

gesundheitliche Einschränkungen<br />

wie Hüftdysplasie,<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Übergewicht usw. extrem selten<br />

oder völlig unbekannt. Auch hier<br />

muss die Beurteilung eines Haushundes<br />

weiter greifen.<br />

Zuletzt kommt noch die Vielfalt<br />

und Variabilität der neuen Zughunde<strong>sport</strong>arten<br />

hinzu. Von den unterschiedlichen<br />

Fahrzeugen (wie<br />

Dogscooter, Bike, Trike, Bollerwagen)<br />

und den Fähigkeiten des Fahrers<br />

hängt es ganz wesentlich ab,<br />

wie groß die tatsächliche Belastung<br />

des Hundes durch die Zugarbeit<br />

wird. Ist der Mensch in der Lage,<br />

seinen Hund im richtigen Moment<br />

und Ausmaß bei der Zugarbeit zu<br />

unterstützen, beispielsweise durch<br />

aktives Mitfahren auf dem Bike,<br />

dann können auch solche Hunde<br />

großen Spaß am Ziehen haben, die<br />

sonst nie in der Lage wären, ein Rad<br />

zu ziehen. Natürlich reden wie hier<br />

- es sei nochmals betont - über Freizeit<strong>sport</strong><br />

und nicht über die harte<br />

Zugarbeit in der Schneewüste.<br />

Fazit:<br />

Die Frage, ob ein Hund für den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> geeignet ist, hängt<br />

von seinem Gesundheitszustand,<br />

Reifegrad (rassenspezifisches Alter)<br />

und der angestrebten Sportart ab.<br />

Eine pauschale Einschätzung nur<br />

aufgrund eines Mindestalters und<br />

-gewichts gehört in die Mottenkiste.<br />

Eine differenzierte Einschätzung<br />

des Hundes, am besten gemeinsam<br />

mit einer Beratung des interessierten<br />

Sportlers, sollte zum Standard<br />

werden. Umso wichtiger sind in Zukunft<br />

Menschen, die ihre Kenntnisse<br />

aus der Arbeit mit Haushunden in<br />

den Zughunde<strong>sport</strong> einbringen und<br />

sich in diesem Bereich fortbilden.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 11


Was passt zu uns<br />

Welche<br />

Art des<br />

Zug<br />

hunde<br />

<strong>sport</strong>s<br />

ist die<br />

richtige<br />

für uns?<br />

Dazu muss man<br />

natürlich erst mal<br />

wissen, welche<br />

Arten es denn<br />

überhaupt gibt<br />

und deswegen<br />

stellen wir die<br />

wichtigsten hier<br />

erst mal vor.<br />

12 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Was passt zu uns<br />

Dogscooter<br />

Dies ist wohl derzeit der populärste<br />

Ableger der neueren Zughunde<strong>sport</strong>arten.<br />

Beim Dogscooter handelt<br />

es sich um eine Art modernen Tretroller,<br />

wie ihn viele von uns vom Prinzip<br />

her noch aus Kindertagen kennen.<br />

Man stellt sich mit einem Bein auf das<br />

Trittbrett und mit dem anderen Bein<br />

schiebt man den Roller vorwärts. Natürlich<br />

sind die modernen Dogscooter<br />

wesentlich stabiler, haben leistungsstarke<br />

Bremsen und oft auch ein gefedertes<br />

Fahrwerk. Ein Dogscooter<br />

kann grundsätzlich von einem einzelnen<br />

Hund gezogen werden und der<br />

Mensch hat mit ein bisschen Übung<br />

die Möglichkeit, seinen Hund aktiv zu<br />

unterstützen. Ein klarer Vorzug des<br />

Dogscooters ist die Tatsache, dass sich<br />

viele Menschen auf einem Scooter intuitiv<br />

sicherer fühlen, weil der Scooter<br />

mit seinem tiefen Schwerpunkt<br />

leicht zu lenken und im Ernstfall<br />

leicht loszulassen ist.<br />

Bikejöring<br />

Die Bezeichnung hat Englische<br />

und Skandinavische Anteile,<br />

wenngleich die Franzosen die "Erfindung"<br />

dieser Sportart für sich in<br />

Anspruch nehmen - eine spannende<br />

Mischung. Beim Bikejöring ist es ein<br />

Fahrrad, das von den Hunden gezogen<br />

wird. Je nach Hund und Anspruch<br />

taugt dazu ein Hollandrad<br />

grundsätzlich ebenso wie ein<br />

Mountainbike. Je höher allerdings<br />

der Anspruch, umso besser muss die<br />

Ausrüstung sein. Auch hier spielen<br />

die Bremsen eine zentrale Rolle.<br />

Das Bike wird hier raus meistens<br />

von 1 bis 2 Hunden gezogen. Allerdings<br />

ist es das einzige Fahrzeug im<br />

Zughunde<strong>sport</strong>, auf dem sich ein<br />

entsprechend trainierter Mensch<br />

ebenso in der Geschwindigkeit der<br />

Hunde bewegen kann. Das macht<br />

ambitioniertes Bikejöring zu einer<br />

extrem dynamischen Sportart, in<br />

der hohe Geschwindigkeiten und<br />

perfekte Teamarbeit zwischen<br />

Mensch und Hund gefragt sind.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 13


Was passt zu uns<br />

Canicross<br />

Canicross ist eine sehr junge und<br />

aufstrebende Sportart. Dabei<br />

trägt der Mensch einen Beckengurt,<br />

an dem die Zugleine des Hundes<br />

befestigt wird. Der Hund zieht nun<br />

den Menschen, der dabei auf sein<br />

läuferisches Können angewiesen<br />

ist. Ein fitter Hund läuft in aller Regel<br />

schneller und länger als ein<br />

Mensch. Deswegen kommt es beim<br />

Canicross oft zu hohen Anforderungen<br />

an den Menschen. Um die Zugkraft<br />

des Hundes in schnellere Vorwärtsbewegung<br />

umzusetzen, muss<br />

der Mensch über eine gute läuferische<br />

Grundlage verfügen und seine<br />

Lauftechnik anpassen. Gut eingespielte<br />

Mensch-Hund-Teams erreichen<br />

auf diese Weise beeindruckende<br />

Geschwindigkeiten.<br />

Nach dieser kurzen Übersicht über<br />

die momentan wichtigsten Zughunde<strong>sport</strong>arten<br />

(neben dem Hundeschlitten)<br />

kommen wir zurück auf<br />

die Frage nach der Auswahl der<br />

passenden Sportart für sich selbst.<br />

Die nachstehenden Hinweise sind<br />

nur eine kurze Sammlung der wichtigsten<br />

Pro- und Contra-Kriterien,<br />

die dabei helfen sollen, eine Tendenz<br />

zu erkennen oder eine Vorauswahl<br />

zu treffen. In jedem Falle<br />

empfehlen wir die Beratung und<br />

Einweisung in die betreffende<br />

Sportart durch einen Experten und<br />

auch ein Schnuppertermin mit praktischen<br />

Erfahrungen kann dagegen<br />

vorbeugen, dass teure Ausrüstung<br />

später unbenutzt im Keller landet.<br />

Hier nun einige Hinweise<br />

Wer sich für Canicross entscheidet,<br />

muss gern joggen oder<br />

besser noch ambitioniert laufen.<br />

Das hängt vor allem vom Hund ab.<br />

Mit kleineren lauffreudigen Hunden<br />

(Terrier, Pinscher etc.) oder auch<br />

größeren Trabern ist der Mensch<br />

noch in der Lage das Tempo in einem<br />

moderaten Bereich zu kontrollieren<br />

und dann kann Canicross eine<br />

sehr schöne Freizeit<strong>sport</strong>art sein.<br />

Bei kräftigen, <strong>sport</strong>lichen Hunden<br />

mit hohem Bewegungsantrieb wird<br />

der Hund das Tempo kontrollieren<br />

und das zwingt den Menschen, seine<br />

läuferischen Fähigkeiten dementsprechend<br />

anzupassen. Da das<br />

Training auch bei Hunden in aller<br />

Regel schneller leistungssteigernd<br />

wirkt, ist eine gute Lauftechnik<br />

ohne Hunde beim Menschen dann<br />

eine wichtige Voraussetzung, denn<br />

sonst steigt die Gefahr von Verletzungen<br />

bzw. Fehlhaltungen mit ihren<br />

Folgen.<br />

Auch ein guter Sololäufer braucht<br />

einige Zeit, um seine Lauftechnik<br />

an das Laufen unter Zug anzupassen.<br />

Ein guter Einstieg für Canicross<br />

kann auch das Dogtrekking oder<br />

Doghiking sein, bei dem zunächst<br />

die Grundlagen erarbeitet werden<br />

können.<br />

Aber auch das passt nicht für jeden<br />

Hund und sollte von einem Experten<br />

begleitet werden, damit der<br />

Übergang zum Canicross auch für<br />

den Hund nachvollziehbar wird.<br />

Wer gut und gern Fahrrad fährt,<br />

der sollte sich mit Bikejöring beschäftigen.<br />

Der am häufigsten empfundene<br />

Nachteil ist die Unsicherheit<br />

vieler Menschen auf dem Rad,<br />

die unter der Zugkraft des Hundes<br />

natürlich größer wird. Die Bedenken,<br />

in einer schwierigen Situation<br />

mit dem Rad zu stürzen, sind häufig<br />

groß und auch berechtigt.<br />

14 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Was passt zu uns<br />

Wer sich aber auf dem Rad (Bike)<br />

sicher fühlt, für den fallen diese Bedenken<br />

weg und dann ist Bikejöring<br />

eine großartige Variante. Ein<br />

enormer Vorteil ist die Möglichkeit<br />

des Menschen, seinen Hund in fast<br />

allen Geschwindigkeitsbereichen<br />

fein dosiert zu unterstützen. Die<br />

Geschwindigkeit eines trabenden<br />

Hundes bekommen die meisten<br />

Radler hin, aber auch das Tempo eines<br />

sprintenden Hundes können<br />

gut trainierte Biker mithalten. Warum<br />

ist das so wichtig? Weil sich damit<br />

hervorragende Möglichkeiten<br />

der Kommunikation und Teamarbeit<br />

zwischen Mensch und Hund eröffnen.<br />

Wenn der Mensch seinen<br />

Hund gut beobachtet, kann er die<br />

aktuelle Verfassung des Hundes aus<br />

seiner Körpersprache ablesen. Ist<br />

der Hund gut drauf, lässt man ihn<br />

arbeiten, zeigt er Erschöpfung,<br />

dann unterstützt der Mensch im<br />

passenden Ausmaß ohne den Hund<br />

jedoch unter Druck zu setzen und<br />

zu hetzen. Auf diese Weise wird<br />

Bikejöring zu einer extrem flexiblen<br />

Sportart, die hinsichtlich der Belastung<br />

des Tieres sehr exakt auf den<br />

individuellen Hund (Größe, Gangart,<br />

Geschwindigkeit) und seinen<br />

Trainingsstand, auf die aktuellen<br />

Witterungsbedingungen (Temperatur)<br />

und die Trainingsziele (Fitness,<br />

Leistung) zugeschnitten werden<br />

kann. Diese enorme Bandbreite<br />

gibt es nur beim Bikejöring.<br />

Wer einmal auf einem Dogscooter<br />

gestanden und diesen aus eigener<br />

Kraft (ohne Hund) bewegt hat, dem<br />

ist klar, dass es langes Training benötigt,<br />

bis man auf einem Scooter<br />

längere Strecken bei höherem Tempo<br />

schafft, ohne dass ein Hund<br />

zieht.<br />

Damit fallen die eben erläuterten<br />

Vorzüge des Bikejöring beim Dogsccoter<br />

weg. Für die meisten Menschen<br />

gilt, dass sie sich am Dogscooter<br />

vom Hund ziehen lassen müssen<br />

und ihren Hund bestenfalls über<br />

kurze Strecken wirksam unterstützen<br />

können. Das schränkt die Möglichkeiten<br />

insoweit deutlich ein,<br />

dass kleinere Hunde hier aus rein<br />

körperlichen Gründen nicht in Frage<br />

kommen, da sie entweder gar<br />

nicht über die nötige Kraft verfügen<br />

oder aber zu schnell erschöpft<br />

sind und durch die hohen Zugbelastungen<br />

am Körper Langzeitschäden<br />

wahrscheinlicher werden. Für<br />

Dogscooter gilt (wie für den Schlitten),<br />

dass der Hund den Scooter<br />

einschließlich Sportler problemlos<br />

aus eigener Kraft ziehen können<br />

muss. Hier kommen also nur mittelgroße<br />

bis große Hunde in Frage (ab<br />

ca. 20 kg gesundem Körpergewicht,<br />

ohne Übergewicht, variiert nach<br />

Hundetyp). Ein entscheidender Vorteil<br />

beim Dogscooter ist die Tatsache,<br />

dass sich viele Menschen auf<br />

einem Scooter sofort sicher fühlen.<br />

Der niedrige Schwerpunkt, die<br />

leichte Ausstiegsmöglichkeit und<br />

die gute Kurvenführigkeit unterscheiden<br />

den Scooter deutlich von<br />

einem Bike. Deswegen ist ein<br />

Dogscooter die erste Wahl, wenn<br />

man einen kräftigen und bewegungsfreudigen<br />

Hund besitzt und<br />

Radfahren nicht mag oder kann.<br />

Soweit unsere kleine Entscheidungshilfe.<br />

Wer sich in keiner Kategorie<br />

wiederfindet, dem sei noch<br />

der Hinweis auf andere Zughunde<strong>sport</strong>arten<br />

gegeben, wie das oben<br />

schon erwähnte Dogtrekking/-hiking<br />

oder auch der Bollerwagen,<br />

die einen langsamen Einstieg in den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> erlauben. Für Spezialisten<br />

gibt es dann auch noch das<br />

Skijöring, bei dem der Hund einen<br />

Skilangläufer zieht oder Stehschlitten,<br />

die sogar ein einzelner kräftiger<br />

Hund im Winter ziehen kann.<br />

Diese sind aber derzeit noch Randerscheinung<br />

und werden vielleicht<br />

in einer späteren Ausgabe ausführlicher<br />

beschrieben.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 15


Der Hund<br />

Ausrüstung des Hundes<br />

Nachdem wir uns eingehend mit den Anforderung an<br />

Mensch und Hund befasst haben, geht es nun um die<br />

Ausrüstung. Die beschriebenen Sportarten unterscheiden<br />

sich in der Ausrüstung voneinander, aber einige<br />

Dinge werden immer benötigt. Wir beginnen<br />

deswegen mit dem Material für den Hund.<br />

Zuggeschirr<br />

Das Zuggeschirr trägt der Hund<br />

am Körper. Es nimmt die Zugkraft<br />

vor allem über das Brustbein<br />

des Hundes auf. Das Zuggeschirr ist<br />

wie ein Kleidungsstück für den<br />

Hund anzusehen und daher kommt<br />

seiner Auswahl große Bedeutung<br />

zu. Es muss richtig passen, das ist<br />

ganz wichtig, denn so wie wir Menschen<br />

uns mit einem verkehrt eingestellten<br />

Wanderrucksack auf<br />

Dauer ernsthafte Schäden zuziehen<br />

können (Scheuerstellen, Verspannungen,<br />

Haltungsschäden), so kann<br />

dies auch bei Hunden passieren,<br />

wenn das Geschirr nicht richtig<br />

passt und unnatürliche Bewegungsabläufe<br />

erzwingt. Das Geschirr besteht<br />

aus einem Kragen, der um<br />

den Hals des Hundes gelegt wird.<br />

Vom Kragen führen der obere und<br />

der untere Zugstrang zum Hinterkörper<br />

des Hundes. Bei Halbgeschirren<br />

treffen sich die beiden Zugstränge<br />

etwa kurz hinter der Körpermitte<br />

und gehen in die Zugöse über, in<br />

die dann die Zugleine eingehängt<br />

wird. Bei Langgeschirren gehen die<br />

beiden Zugstränge wesentlich weiter<br />

nach hinten, so dass sich die Zugöse<br />

etwa über dem Rutenansatz<br />

befindet.<br />

Der Bruststeg des Geschirrs liegt auf<br />

dem Brustbein des Hundes. Hier<br />

muss die Hauptlast des ziehenden<br />

Hundes auf das Geschirr übertragen<br />

werden. Damit das richtig funktioniert,<br />

müssen sich der obere und der<br />

untere Zugstrang unbedingt im<br />

Gleichgewicht befinden. Der untere<br />

Zugstrang führt vom Kragen über<br />

das Brustbein und die Seitengurte<br />

nach hinten. Wenn dieser Strang<br />

kürzer als der obere Zugstrang ist,<br />

dann wird der Hund am Kragen und<br />

dadurch mit dem gesamten Körper<br />

nach unten gezogen. Dies belastet<br />

die Vorderbeine übermäßig und ver-<br />

16 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der Hund<br />

hindert die optimale Kraftentfaltung<br />

in der Vorschubphase aus den<br />

Hinterbeinen, die immer leicht nach<br />

oben gerichtet ist. Ist jedoch der<br />

obere Zugstrang kürzer als der untere,<br />

dann wird der Hund am Kragen<br />

nach oben gezogen. Dies beeinträchtigt<br />

ebenfalls die Vorschubphase<br />

durch Abweichung von der optimalen<br />

Kraftrichtung und führt<br />

außerdem häufig dazu, dass der Kragen<br />

zu weit hoch in den Halsbereich<br />

des Hundes rutscht und ihn würgt<br />

oder die Atmung behindert.<br />

Es erfordert Fachwissen und Erfahrung,<br />

das passende Geschirr für einen<br />

Hund zu finden und häufig verändert<br />

sich das auch noch im Laufe<br />

der Zeit, wenn der Hund beim Ziehen<br />

immer geübter wird und seine<br />

Motorik verbessern möchte. Jeder<br />

kann sich selbst vorstellen, was es<br />

bedeuten würde, wenn er mit den<br />

Schuhen vom ersten Lauftraining<br />

später nach Monaten oder Jahren<br />

des Trainings in diesen Schuhen seinen<br />

ersten Marathon läuft. So, wie<br />

sich der Trainingszustand des Sportlers<br />

verändert, muss auch das Material<br />

angepasst werden, damit es keine<br />

Belastungsschäden gibt.<br />

Fazit:<br />

Ein Zugeschirr sollte immer im Fachhandel<br />

mit Beratung und Anprobe<br />

gekauft werden. Es gibt viele verschiedene<br />

Arten von<br />

Zuggeschirren.<br />

Zur Gruppe der Langgeschirre gehören<br />

die X-Backs, H-Backs und Faster-Geschirre.<br />

Die Langgeschirre<br />

sind dadurch gekennzeichnet, dass<br />

sich die Schlaufe zum Einhängen<br />

der Zugleine etwa über dem Rutenansatz<br />

befindet. Diese Geschirre gehen<br />

also vom Hals bis zum Becken<br />

des Hundes fast über dessen gesamte<br />

Körperlänge. Über dem Rücken<br />

liegen (außer beim Faster) die Quergurte,<br />

die den Geschirren ihren Namen<br />

geben, nämlich in Form eines<br />

X oder zusammen mit den Rücken-


Der Hund<br />

gurten in Form eines H. Da die Langeschirre<br />

fast die gesamte Körperlänge<br />

des Hundes nutzen, haben sie<br />

auch eine stark führende Wirkung.<br />

Der gesamte Hundekörper wird<br />

schon durch das Geschirr stark in<br />

Zugrichtung ausgerichtet, Richtungsveränderungen<br />

muss der<br />

Hund auch gegen den Widerstand<br />

des Geschirrs durchsetzen und auch<br />

der Hinterkörper des Hundes ist<br />

nicht frei. Diese Geschirre sind besonders<br />

für die optimale Kraftübertragung<br />

bei sprintenden Hunden<br />

(Galopp) konzipiert.<br />

Bei den Halbgeschirren liegt die Zugöse<br />

etwa über der Körpermitte<br />

des Hundes. Dadurch kann der<br />

Hund seinen Hinterkörper freier bewegen<br />

und ist auch flexibler in der<br />

Ausrichtung seiner Körperachse.<br />

Das ist wichtig bei Hunden, die mit<br />

der Körperachse etwas schräg zur<br />

Zugrichtung laufen möchten und<br />

auch für lange Strecken, bei denen<br />

die Geschwindigkeit etwas niedriger<br />

ist, dafür aber mehr Beweglichkeit<br />

des Hundes auf der Strecke und<br />

wegen der Dauer mehr Tragekomfort<br />

von Vorteil ist. Auch hier kann<br />

man sich mit dem bildhaften Vergleich<br />

helfen und sich vor Augen<br />

führen, wie sich die Sportschuhe<br />

von zweibeinigen Sprintern und<br />

Langstreckenläufern unterscheiden.<br />

Die einen geben festen Halt<br />

und optimalen Antrieb, sind aber<br />

kaum für längeren Einsatz geeignet,<br />

die anderen sind nicht so Konsequent<br />

auf Höchstleistung ausgelegt,<br />

geben dafür aber mehr<br />

Komfort und erlauben längere<br />

Leistungsdauer.<br />

Die Auswahl des Geschirrs sollte<br />

also für Einsteiger unbedingt mit<br />

fachlicher Beratung erfolgen. Wichtige<br />

Kriterien sind aber diese hier:<br />

• Der Kragen muss die richtige Größe<br />

haben, nicht zu eng und nicht<br />

zu weit.<br />

• Der Bruststeg muss auf dem Brustbein<br />

liegen (nicht daneben) und<br />

kopfwärts möglichst mit dem<br />

Brustbein abschließen, so dass er<br />

nicht in die Drosselgrube rutschen<br />

kann. Die Schultern des Hundes<br />

müssen unbedingt frei sein. Auf<br />

dem Gelenk und dem Arbeitsbereich<br />

der Gelenkkapsel dürfen<br />

keine Gurte liegen.<br />

• Die Gurte im Achselbereich dürfen<br />

nicht zu hoch und nicht zu<br />

niedrig verlaufen, sonst besteht<br />

die Gefahr von Scheuerstellen<br />

oder Beeinträchtigung des<br />

Gangbilds.<br />

• Die Seitengurte von Langgeschirren<br />

dürfen nicht hinter den Rip-<br />

pen in die Flanken drücken, da<br />

dies auf die inneren Organe<br />

drückt und auch die Atmung behindern<br />

kann.<br />

• Oberer und unterer Zugstrang<br />

müssen mit derselben Kraft auf<br />

die Zugöse Einwirken.<br />

• Das Geschirr muss zum individuellen<br />

Laufstil des Hundes passen.<br />

Nur ein Beispiel:<br />

Schräg laufende Hunde kommen<br />

oft mit einem Halbgeschirr besser<br />

klar, ebenso wie "empfindsame"<br />

Hunde, denen das Geschirr noch<br />

Schwierigkeiten bereitet. Es gibt<br />

noch einige Finessen mehr bei der<br />

Auswahl des Geschirrs, aber dies<br />

dürften wohl die wichtigsten Kriterien<br />

sein. Wir raten also nochmals<br />

zu einer kompetenten Fachberatung.<br />

Wovon wir unbedingt abraten,<br />

sind Alltagsgeschirre und<br />

Billigware.<br />

Auch die sogenannten Norwegergeschirre,<br />

bei denen der Bruststeg<br />

quer von links nach rechts und damit<br />

direkt über beide Schultergelenke<br />

führt, sind unserer Auffassung<br />

nach nur für ganz besondere<br />

Zwecke geeignet und gehören<br />

nicht in den allgemeinen<br />

Zughunde<strong>sport</strong>.<br />

18 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der Hund<br />

Zugleine<br />

Die Zugleine verbindet den<br />

Zughund mit seinem Menschen,<br />

zumindest rein physikalisch. Ein<br />

Ende der Zugleine wird mit einem<br />

karabinerartigen Verschluss in die<br />

Schlaufe des Geschirrs eingehängt<br />

und das andere Ende am Fahrzeug<br />

oder Beckengurt befestigt. Bis zu<br />

zwei Hunden hat sie üblicherweise<br />

eine Länge von 1,9m bis 2,5m, wobei<br />

das einfach nur gängige Größen<br />

sind und keine festgelegten Werte.<br />

Generell werden im Canicross meist<br />

kürzere Zugleinen bevorzugt, damit<br />

das Gespann wendiger ist und auch<br />

die Führung des Hundes in schwierigem<br />

Gelände besser gelingt. Bei<br />

den anderen Zughunde<strong>sport</strong>arten<br />

mit höheren Geschwindigkeiten<br />

werden eher die längeren Leinen<br />

eingesetzt, da hier der ausreichende<br />

Sicherheitsabstand zwischen Fahrzeug<br />

und Hund im Vordergrund<br />

steht.<br />

In die Zugleine ist ein Ruckdämpfer<br />

eingearbeitet. Das ist ein elastisches<br />

Element, das man im Normalfall gerade<br />

noch so mit den Händen auseinander<br />

ziehen kann (so wie einen<br />

Expander, wer dieses Trainingsgerät<br />

noch kennt). Der Ruckdämpfer hat<br />

zwei wichtige Aufgaben: Zum einen<br />

dämpft er - wie es der Name<br />

schon vermuten lässt - starke Bewegungsimpulse,<br />

die plötzlich auf die<br />

Zugleine einwirken. Die können<br />

durch explosives Starten eines Hundes<br />

ebenso entstehen, wie durch<br />

plötzliches Bremsen am Fahrzeug.<br />

Die zweite, oft übersehene Funktion<br />

der Zugleine ist ihre kinetische<br />

Kapazität. Da ein Hund in seiner<br />

Zugarbeit keine konstante Kraft erzeugt,<br />

sondern die Kraftentwicklung<br />

sich in Vorschubphase (Abdrücken<br />

und Strecken der Hinterbeine)<br />

und Entlastungsphase (Aufsetzen<br />

der Vorderpfoten und Nachziehen<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 19


Der Hund<br />

des Hinterkörpers) aufteilt, kommt<br />

es an der Zugleine zu einer sinusartigen<br />

Kraftkurve. Der Ruckdämpfer<br />

glättet diese Kraftkurve und unterstützt<br />

eine kontinuierliche Spannung<br />

auf der Zugleine. Klingt kompliziert,<br />

ist aber einfach. Wer seinen<br />

Hund schon gut kennt und anstelle<br />

der gedämpften Zugleine zum Test<br />

eine unflexible Leine verwendet,<br />

wird den Unterschied sofort bemerken.<br />

Die Leine "flattert" mehr und<br />

das Fahrverhalten des Fahrzeugs<br />

wird unruhiger, da die Zugkraft<br />

nicht mehr so weich, sondern mehr<br />

in kleinen Stößen ankommt.<br />

Darüber hinaus ist die Zugleine<br />

ganz besonders bei den hier besprochenen<br />

Sportarten ein wichtiges<br />

Kommunikationsmittel, denn<br />

eine straffe Zugleine signalisiert<br />

dem Hund, dass Mensch und Fahrzeug<br />

noch da sind, ohne dass er sich<br />

danach umschauen müsste.<br />

20 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Eine große Rolle spielt dabei die<br />

Verarbeitung. Einige Zugleinen sind<br />

aus Material, das nach einer kleinen<br />

Beschädigung schnell komplett<br />

reißt. Das kann unangenehme Situationen<br />

bis schwere Unfälle nach<br />

sich ziehen. Gute Zugleinen beste-<br />

hen aus mehreren mehrfach ver-<br />

drillten Zugsträngen. Wenn einer<br />

davon beschädigt wird oder reißt,<br />

reichen die anderen noch bis ins<br />

Ziel. Diese guten Zugleinen sind<br />

dann auch aus strapazierfähigem<br />

Kunststoff in einer auffälligen Farbe<br />

wie Orange oder Neon, damit sie<br />

gut zu sehen sind.<br />

Booties<br />

Booties sind robuste Socken für<br />

Hunde. Sie werden aus Materialien<br />

hergestellt, welche einerseits<br />

sehr reißfest und dennoch sehr<br />

formbar sind (meistens Cordura<br />

oder ein ähnliches Material). Sie<br />

kommen ursprünglich aus dem<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> und schützen<br />

dort die Pfoten bei schwierigen<br />

Schneeverhältnissen vor Verletzungen<br />

und Überlastung. In den hier<br />

besprochenen Sportarten ohne<br />

Schnee werden sie nur selten für<br />

das Training benötigt. Da aber Verletzungen<br />

an der Pfote (z.B. Schnittwunden,<br />

eingerissene oder abgebrochene<br />

Krallen) durchaus<br />

vorkommen, sollte wenigstens ein<br />

Bootie immer dabei sein. Dabei ist<br />

es wichtig, das Anlegen eines Booties<br />

mit dem eigenen Hund zu üben,<br />

bevor es unterwegs nötig wird,<br />

denn ein schlecht angelegter, rutschender<br />

Bootie kann schnell zu einer<br />

ernsten Unfallgefahr werden.<br />

Auch dem Hund tut es gut, wenn er<br />

das Gefühl an seinen Pfoten bereits<br />

kennengelernt hat, denn fast alle<br />

Hunde reagieren zunächst sehr irritiert<br />

auf die neuen Schuhe und viele<br />

stellen dann auch die Zugarbeit<br />

ein.<br />

Hundemantel<br />

Da mögen die eingefleischten<br />

Musher drüber lächeln, denn<br />

ihre Hunde brauchen natürlich keinen<br />

Hundemantel. Auch der Haushund<br />

mit langem Fell kann auf diesen<br />

Luxus gut verzichten. Wer<br />

allerdings einen kurzhaarigen Hund<br />

hat und das ganze Jahr über trainieren<br />

möchte, sollte die Anschaffung<br />

eines Mantels (oder einer<br />

Überwurfdecke aus isolierendem<br />

Material) in Erwägung ziehen, denn<br />

nach einer anstrengenden Trainingseinheit<br />

können auch Hunde<br />

durchaus auskühlen, besonders<br />

wenn sie nach dem Training bei den<br />

kalten Temperaturen im Auto ruhen<br />

sollen oder aber kalter Wind<br />

die Körperwärme abträgt.


Das Fahrzeug<br />

Das Fahrzeug mit<br />

Ausrüstung<br />

Das ist ein anspruchsvolles Thema, denn hier geht es<br />

teilweise tief in die Technik. Deswegen gibt es hier nur<br />

eine grobe Übersicht über die wichtigsten Eigenschaften<br />

und Merkmale von Scooter und Bike, die glücklicherweise<br />

viele Gemeinsamkeiten haben. Damit sollte<br />

eine Orientierung bei der Auswahl des eigenen<br />

Fahrzeugs gut möglich sein und dann gilt wieder:<br />

Ab in den Fachhandel!<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 21


Das Fahrzeug<br />

Der Dogscooter<br />

Wie vorher schon beschrieben,<br />

handelt es sich beim Dogscooter<br />

um eine Art modernen Tretroller.<br />

Der Rahmen kann aus Stahl gefertigt<br />

sein, dann ist er schwerer,<br />

stabiler und günstiger. Rahmen aus<br />

Aluminium sind deutlich leichter,<br />

aber auch teurer. Das hängt also<br />

vom Geldbeutel, von der Kraft des<br />

Hundes und dem Gewicht des Menschen<br />

ab. Wer über die leistungsorientierte<br />

Teilnahme an Rennen<br />

nachdenkt, sollte gleich in einen<br />

Alu-Rahmen investieren. Es dürfte<br />

natürlich auch nicht mehr lange<br />

dauern, bis die ersten Rahmen aus<br />

Carbon auf den Markt kommen,<br />

aber diese dürften dann bezüglich<br />

Preis und Haltbarkeit bei intensiver<br />

Beanspruchung auch nicht mehr<br />

auf Freizeit<strong>sport</strong>niveau liegen.<br />

Die Bremsen sind von zentraler Bedeutung.<br />

Sie müssen unter allen<br />

Umständen gut funktionieren,<br />

denn sonst droht einerseits das Auffahren<br />

auf den Hund, wenn der aus<br />

irgendwelchen Gründen ruckartig<br />

das Tempo reduziert. Das kann böse<br />

Verletzungen nach sich ziehen und<br />

den Hund unter Umständen nachhaltig<br />

oder endgültig von der Zugarbeit<br />

abhalten. Oder im anderen<br />

Falle schaffen es die Bremsen nicht,<br />

den Hund zu halten und der zieht<br />

das Gespann gegen den Willen des<br />

Menschen weiter, möglichweise in<br />

eine gefährliche Situation. Die guten<br />

alten Felgenbremsen gibt es<br />

zwar noch, aber sie werden langsam<br />

durch die moderneren Scheibenbremsen<br />

abgelöst. Die Scheibenbremsen<br />

gibt es in zwei<br />

Varianten, die mechanischen und<br />

die hydraulischen Bremsen. Bei den<br />

mechanischen Scheibenbremsen<br />

werden die Bremsbacken mit Hilfe<br />

eines Stahlzuges (Bowdenzug) an<br />

die Bremsscheibe gedrückt, um die<br />

Bremsscheibe einzuklemmen und<br />

dadurch zu bremsen. Bei diesem<br />

System muss die gesamte Kraft aus<br />

der Hand des Menschen kommen,<br />

so wie es bisher bei den Felgenbremsen<br />

auch war. Scheibenbremsen<br />

reagieren allerdings wesentlich<br />

unempfindlicher auf Dreck und<br />

Feuchtigkeit und außerdem nutzen<br />

sie nicht das Laufrad (die Felge) ab.<br />

Daher ist die mechanische Scheibenbremse<br />

die günstige Variante<br />

für einen Dogscooter. Sie sollte aber<br />

von einem Markenhersteller sein<br />

und ein Nachteil sei noch erwähnt:<br />

Sie ist sehr empfindlich, wenn das<br />

Training nicht nur bei trockenem<br />

Wetter stattfindet.<br />

Leistungsmäßig und auch preislich<br />

darüber liegen die hydraulischen<br />

22 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Das Fahrzeug<br />

Scheibenbremsen, wie sie jeder Motorradfahrer<br />

kennt und wie sie auch<br />

an Mountainbikes inzwischen die<br />

Regel sind. Bei dieser Technik wird<br />

die Kraft vom Bremsgriff in der<br />

Bremsleitung durch die Bremsflüssigkeit<br />

zu den Bremsbacken übertragen.<br />

Aus physikalischen Gründen<br />

lässt sich dadurch mit wesentlich<br />

weniger Kraftaufwand der Hand<br />

ein größerer Druck auf die Bremsscheibe<br />

ausüben. Das bedeutet für<br />

den Fahrer eine deutlich höhere<br />

maximale Bremskraft, aber mit der<br />

nötigen Übung vor allem eine viele<br />

feinere Dosierbarkeit. Bei einer guten<br />

Bremsanlage genügen ein bis<br />

zwei Finger am Bremshebel, um das<br />

Fahrzeug zu stoppen. Und die anderen<br />

Finger kann man dann am<br />

Lenker lassen, um diesen auch weiterhin<br />

richtig festzuhalten. Hydraulische<br />

Scheibenbremsen empfehlen<br />

sich also für den Betrieb mit sehr<br />

kräftigen und/oder sehr schnellen<br />

Hunden oder selbstverständlich bei<br />

mehreren Hunden vor dem Fahrzeug.<br />

Ein weiterer großer Vorteil: Sie<br />

sind unempfindlicher gegenüber äußeren<br />

Einflüssen. Aber auch hier gilt:<br />

Wer an eine leistungsorientiere Ausübung<br />

des Zughunde<strong>sport</strong> denkt,<br />

sollte gleich die richtige Technik kaufen.<br />

Der Nachteil von hydraulischen<br />

Scheibenbremse ist die schwierige<br />

Wartung, denn das Austauschen der<br />

Bremsbeläge oder das Entlüften der<br />

Bremsanlage erfordert schon ein gewisses<br />

Maß an technischer Begabung.<br />

Damit geht man dann besser<br />

in den Fahrradladen.<br />

Kommen wir nun zu weiteren wichtigen<br />

Komponenten. Eine Federgabel<br />

kann den Fahrkomfort erheblich<br />

erhöhen (wenn sie denn auch<br />

richtig eingestellt ist). Von der Federgabel<br />

profitiert vor allem der<br />

Mensch, da harte Stöße durch Bodenwellen,<br />

Steine oder Äste auf der<br />

Strecke nur stark gedämpft am Lenker<br />

ankommen und damit auch die<br />

Traktion (Haftung) des Vorderreifens<br />

auf dem Untergrund verbessern.<br />

Für jeden Freizeit<strong>sport</strong>ler ist<br />

diese Anschaffung sicher sehr empfehlenswert,<br />

besonders wenn es mit<br />

dem Scooter auch mal auf Forstwegen<br />

raus in die Natur gehen soll. Für<br />

die ambitionierten Sportsfreunde<br />

kommt hier aber noch ein wichtiger<br />

Aspekt hinzu. Wer mit seinem Hund<br />

<strong>sport</strong>lich fahren will, wird seinen<br />

Hund auch immer wieder mal durch<br />

eigene Muskelarbeit unterstützen.<br />

Auf einem Scooter heißt das mit zu<br />

treten. In der Abdruckphase verlagert<br />

man das Gewicht unweigerlich<br />

nach vorn auf den Lenker und die<br />

Federgabel gibt diesem Druck von<br />

oben nach. Diese Kraft, die damit in<br />

die Federgabel fließt, geht nutzlos<br />

verloren, sorgt nicht für Vortrieb,<br />

sondern für die schnellere Ermüdung<br />

des Fahrers. Deswegen gibt es<br />

Federgabeln, die man mit einem<br />

kleinen Hebel vom Lenker aus blockieren<br />

kann (je nach Hersteller<br />

heißt das dann Remote Lockout,<br />

Poplock o.ä.). Eine Federgabel für<br />

den <strong>sport</strong>lich Einsatz sollte das auf<br />

jeden Fall haben.<br />

Die Breite des Trittbretts (das ist die<br />

Fläche, auf der die Füße stehen) ist<br />

bei der Anschaffung ebenfalls zu<br />

beachten. Bei einem <strong>sport</strong>lichen<br />

Roller ist das Trittbrett so breit wie<br />

ein Fuß, denn bei einem <strong>sport</strong>lichen<br />

Einsatz steht man wenig mit beiden<br />

Füßen nebeneinander auf dem<br />

Trittbrett, ein Fuß arbeitet immer<br />

oder steht leicht schräg versetzt<br />

hinter oder vor dem anderen, was<br />

dem Feeling auf einem Surfbrett<br />

nahe kommt. Bei den freizeit- oder<br />

tourenorientierten Modellen ist das<br />

Trittbrett meist so breit, dass man<br />

bequem längere Strecken mit beiden<br />

Füßen auf dem Roller aushält.<br />

In jedem Falle muss das Trittbrett<br />

ein grobes Profil haben, so dass<br />

man auch mit nassen oder verdreckten<br />

Schuhsohlen nicht davon abrutschen<br />

kann.<br />

Die Höhe des Lenkers muss ebenfalls<br />

zum geplanten Einsatzweck<br />

und zum Fahrer passen. Sportliche<br />

Scooter haben einen niedrigeren<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 23


Das Fahrzeug<br />

Lenker, da der Fahrer beim Treten<br />

den Oberkörper absenkt und dabei<br />

gegen den Lenker drückt. Für längere<br />

oder gemütliche Strecken<br />

muss der Lenker höher sein, damit<br />

der Fahrer keine Rückenprobleme<br />

durch eine dauerhaft gebückte Haltung<br />

bekommt.<br />

Die Bereifung kann grobe Stollen<br />

für den harten Einsatz im Gelände<br />

oder wenig Profil für ein niedrigen<br />

Rollwiderstand auf eher glatten<br />

Untergründen haben. Da Zughunde<strong>sport</strong><br />

nur auf natürlichen Untergründen<br />

wie Waldboden und Forstwegen<br />

stattfinden kann<br />

(Hundepfoten vertragen beim Sport<br />

nur sehr wenig Asphalt), ist auf jeden<br />

Fall eine Stollenbereifung empfehlenswert.<br />

Wichtig ist der Reifendruck,<br />

der gern sträflich<br />

vernachlässigt wird. Ein Reifen, der<br />

zu stark aufgepumpt ist, schmiegt<br />

sich nicht mehr richtig an den Untergrund<br />

an und verliert damit erheblich<br />

an Haftung. Das Risiko des<br />

Rutschens steigt dadurch. Ein Reifen<br />

mit zu wenig Luftdruck sitzt<br />

nicht mehr fest auf der Felge und<br />

könnte von der Felge rutschen. Außerdem<br />

erhöht sich dadurch der<br />

Rollwiderstand, so dass Hund (und<br />

Mensch) mehr arbeiten müssen (das<br />

weiß jeder, der schon mal mit einem<br />

platten Reifen fahren wollte).<br />

Die Antenne wird am Vorbau (bei<br />

einigen Varianten auch am Lenker)<br />

des Fahrzeugs befestigt. Sie sorgt<br />

dafür, dass die Zugleine vom Lenker<br />

weg vor die Vorderachse<br />

geführt wird, so dass eine durchhängende<br />

Leine sich nicht um die<br />

Vorderachse wickeln kann, was<br />

während der Fahrt dann zwangsläufig<br />

die berühmte Rolle vorwärts<br />

nach sich zieht und unangenehme<br />

Folgen haben kann. Da die nachträgliche<br />

Befestigung einer Antenne<br />

am Scooter etwas schwierig sein<br />

kann, sollte der Scooter am besten<br />

mit passender Antenne gekauft<br />

werden. Idealerweise ist die Antenne<br />

auch abnehmbar, denn das erleichtert<br />

den Tran<strong>sport</strong> des Scooters<br />

mit dem Auto erheblich.<br />

24 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Das Fahrzeug<br />

Das Bike (Fahrrad)<br />

Bei den Bikes, die in diesem Bereich<br />

zum Einsatz kommen, handelt<br />

es sich meistens um Mountainbikes,<br />

jedenfalls für den <strong>sport</strong>lichen<br />

Zweck. Mountainbikes und Scooter<br />

sind sich in vielen Punkten sehr ähnlich,<br />

so dass für die folgenden Kriterien<br />

auf die Angaben und Beschreibungen<br />

zum Scooter<br />

zurückgegriffen werden kann:<br />

• Rahmen (Stahl, Alu, Carbon)<br />

• Bremsen (Felgenbremsen, mechanische<br />

oder hydraulische<br />

Scheibenbremsen)<br />

• Federgabel (möglichst mit<br />

Blockierung vom Lenker aus)<br />

• Bereifung (Stollen)<br />

Wichtige Unterschiede<br />

Die Funktion des Trittbretts am<br />

Scooter übernehmen beim Bike<br />

die Pedale. Diese sollten ebenfalls<br />

ausreichend breit und mit einem ausgeprägten<br />

Profil ausgestattet sein,<br />

denn mit einer guten Fahrtechnik<br />

wird auch häufig im Stehen gefahren<br />

und da sollte der Stand sicher<br />

sein. Mit einem starken Profil an den<br />

Pedalen und an den Schuhe bzw.<br />

weichen Schuhsohlen ist das auch bei<br />

Regen und Matsch der Fall.<br />

Die Sitzposition ist beim Bike ebenso<br />

wichtig, wie die Körperhaltung beim<br />

Scooter. Sie muss aber natürlich an<br />

anderen Kriterien bemessen werden,<br />

da ein Bike überwiegend im Sitzen<br />

gefahren wird. Die passende Rahmengröße<br />

und -geometrie findet<br />

man am besten in Zusammenarbeit<br />

mit einem guten Fachhändler heraus.<br />

Auch am Bike muss eine Antenne für<br />

die Führung der Zugleine vor das<br />

Vorderrad vorhanden sein. Da das<br />

Oberrohr beim Bike meistens weniger<br />

steil verläuft, gibt es hier eine<br />

größere Auswahl an teilweise sehr<br />

robusten und dennoch einfach am<br />

Oberrohr zu befestigende Antennen.<br />

Auch hier wird der Tran<strong>sport</strong><br />

des Bikes mit dem Auto erheblich<br />

vereinfacht, wenn die Antenne abnehmbar<br />

ist.<br />

Der entscheidende Unterschied<br />

zwischen Bike und Scooter ist natürlich<br />

der Antrieb, der beim Bike<br />

von den Pedalen über die Kette<br />

zum Hinterrad übertragen wird.<br />

Dazwischen befindet sich die Gangschaltung,<br />

die es in vielen Ausführungen<br />

und Qualitätsstufen gibt.<br />

Die gängigste Variante ist wohl die<br />

Kettenschaltung, bei der die Kette<br />

vorn und/oder hinten auf mehreren<br />

Zahnrädern (Kettenblätter, Ritzel)<br />

wechselt, um dadurch das Übersetzungsverhältnis<br />

im Antrieb und so<br />

den Wirkungsgrad der Trittkraft zu<br />

verändern. Außerdem gibt es inzwischen<br />

moderne Ausführungen der<br />

guten alten Nabenschaltungen, bei<br />

denen sich die Zahnräder des Antriebs<br />

im verschlossenen Nabengehäuse<br />

des Hinterrads befinden. Diese<br />

Technik hat den großen Vorteil,<br />

dass der Gang im Stand gewechselt<br />

werden kann (was bei einer Kettenschaltung<br />

nicht möglich ist) und außerdem<br />

sind diese Schaltungen<br />

praktisch unempfindlich gegen<br />

Dreck und Matsch. Andererseits<br />

sind sie nicht eben billig und auch<br />

recht schwer, weswegen sie im Leistungsbereich<br />

kaum zu finden sind.<br />

Für robuste Outdoor-Touren ohne<br />

Leistungsanspruch sind sie sehr gut<br />

geeignet.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 25


Der Mensch<br />

Die<br />

Ausrüstung<br />

des<br />

Menschen<br />

Je nach Zugart ändert sich auch<br />

die Ausrüstung des Menschen.<br />

Beginnen wir mit der Ausrüstung beim<br />

Canicross, die sich von den anderen<br />

Sportarten deutlich unterscheidet.<br />

Beckengurt<br />

Der Beckengurt wird - wie der<br />

Name vermuten lässt - um die<br />

Hüfte gelegt. An seiner Vorderseite<br />

gibt es eine Zugaufnahme zum Einhängen<br />

der Zugleine, meistens als<br />

Ring oder Karabiner, manchmal<br />

auch als einfacher Haken. Ein angelegter<br />

Beckengurt neigt unter Zuglast<br />

wegen der Anatomie des Menschen<br />

(die Taille ist normalerweise<br />

schmaler als das Becken) zum Hochrutschen<br />

über die Beckenknochen.<br />

Das wirkt sich aber sehr ungünstig<br />

auf den Laufstil und damit die Leistung<br />

aus und kann außerdem auch<br />

gesundheitsschädlich oder sogar<br />

gefährlich werden. Da der Beckengurt<br />

dann nämlich auf der Rückseite<br />

des Körpers im Bereich der empfindlichen<br />

Lendenwirbel aufliegt,<br />

26 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der Mensch<br />

können schnelle ruckartige Impulse<br />

vom Hund schlimme Zerrungen in<br />

diesem Bereich verursachen. Wenn<br />

der Mensch hier bereits vorbelastet<br />

oder seine Muskulatur in diesem<br />

Bereich schwach entwickelt ist,<br />

kann es sogar zur Überlastung der<br />

Bandscheiben kommen. Daher muss<br />

das Tragen eines Beckengurts auch<br />

trainiert werden und im Zweifelsfalle<br />

mit einem entsprechenden<br />

Muskeltraining zum Aufbau der<br />

Rumpfmuskulatur einhergehen. In<br />

diesem Punkt gibt es keinen Platz<br />

für Unachtsamkeit oder Selbstüberschätzung,<br />

denn Rückenverletzungen<br />

verändern fast immer das ganze<br />

Leben in fataler Weise!<br />

Um dieses ernste Thema in den Griff<br />

zu bekommen, haben sich die Hersteller<br />

der Beckengurte verschiedene<br />

Gedanken gemacht. So gibt es<br />

Gurte, die eher wie Badehosen aus<br />

Mesh-Material aussehen. Am Hosenbund<br />

ist dann die Zugaufnahme.<br />

Durch die Hosenform wird das Hochrutschen<br />

sehr gut unterbunden. Da<br />

diese Hosen aber über allen anderen<br />

Sachen getragen werden müssen, ist<br />

die Kombinierbarkeit mit anderen<br />

Kleidungsstücke eingeschränkt.<br />

Andere Hersteller haben an ihren<br />

Beckengurten Beinschlaufen befestigt,<br />

die von hinten nach vorn durch<br />

den Schritt geführt werden. Auch<br />

diese Schlaufen verhindern sehr effektiv<br />

das Hochrutschen, wenn sie<br />

richtig eingestellt sind. Es ist aber<br />

Gewöhnungssache, mit diesen<br />

Schlaufen im Schrittbereich zu laufen<br />

und nicht selten gibt es dadurch<br />

eine Beeinträchtigung des Laufstils<br />

oder Scheuerstellen an den Innenseiten<br />

der Oberschenkel.<br />

Im Rennbereich kommen dann<br />

noch sehr leichte Varianten zum<br />

Einsatz, bei denen sich ein kleiner<br />

Teil des Gurts direkt auf dem Steißbein<br />

befindet und damit so tief<br />

liegt, dass er nicht mehr nach oben<br />

rutschen kann. Diese Gurte haben<br />

für die meisten menschlichen Körper<br />

den optimale Zugkraftvektor<br />

bezogen auf den Schwerpunkt des<br />

Körpers, müssen aber sehr exakt<br />

eingestellt und eng getragen werden,<br />

damit sie nicht verrutschen.<br />

Außerdem unterscheiden sich die<br />

Beckengurte auch erheblich in der<br />

Auflagefläche am Rücken. Sehr breite<br />

Gurte verteilen die Kraft auf eine<br />

größere Fläche und schneiden damit<br />

weniger ein. Sie schränken aber die<br />

Beweglichkeit (Torsion) des Körpers<br />

stärker ein und führen zu größerer<br />

Wärmeentwicklung im Kontaktbereich.<br />

Die schmaleren Gürtel erlauben<br />

einen wendigeren Laufstil, erfordern<br />

aber einen guten Sitz und<br />

genügend unterliegenden Muskulatur,<br />

um ein Einschneiden zu verhindern.<br />

Eine gute Beratung durch einen<br />

Fachhändler ist auch hier - wer<br />

hätte es gedacht - sehr empfohlen.<br />

Schuhe<br />

Der Auswahl der Laufschuhe<br />

beim Canicross sollte genauso<br />

viel Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden wie die der anderer Laufschuhe,<br />

da sie elementar für das<br />

läuferische Fortkommen sind. Etwas<br />

gröberes Profil für mehr Traktionskontrolle<br />

mit einem ziehenden<br />

Hund ist üblich, aber auch eine Frage<br />

des Geländes, des Untergrundes,<br />

des Wetters, der Lauferfahrung und<br />

des Hundes. Auch die Entscheidung,<br />

ob der Schuh eine wasserdichte<br />

Membran besitzen soll, hängt von<br />

persönlichen Vorlieben ab und<br />

kann somit nicht allgemeingültig<br />

beantwortet werden. Eine ausführliche<br />

Beratung und Test auf dem<br />

Laufband ist gerade für Laufeinsteiger<br />

sehr empfehlenswert, um Schäden<br />

am Bewegungsapparat durch<br />

ungeeignete Schuhe zu vermeiden.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 27


Der Mensch<br />

Kommen wir nun zum Dogscooter<br />

und Bikejöring und gehen den Körper<br />

von oben nach unten durch<br />

Helm & Brille<br />

Ein Helm sollte sich von selbst verstehen.<br />

Kopfverletzungen sind<br />

die häufigste Ursache für schwere<br />

Unfälle und hätten mit einem Helm<br />

entweder ganz verhindert oder zumindest<br />

gemildert werden können.<br />

Beim Zughunde<strong>sport</strong> besteht noch<br />

zusätzlich die Gefahr durch Dreck,<br />

Kiesel und Steine, die von den Hundepfoten<br />

hochgeschleudert werden.<br />

Also: Helm auf!<br />

Selbiges gilt auch für eine Brille.<br />

Schon kleinste Partikel, die in die<br />

Augen gelangen, können bei hohen<br />

Geschwindigkeiten zum Verlust<br />

des Augenlichts führen. Und selbst<br />

wenn man nicht vom Schlimmsten<br />

ausgeht, können auch kurze Beeinträchtigungen<br />

des Sehvermögens<br />

zu Unfällen führen. Deswegen unbedingt<br />

eine bruchsichere Brille<br />

tragen.<br />

Inzwischen gibt es schon Fahrradhelme,<br />

bei denen vorn ein kleines Visier<br />

integriert ist , welches die Funktion<br />

der Schutzbrille übernimmt.<br />

Wer es richtig krachen lassen will, sollte<br />

über einen richtigen (Sport)Helm<br />

und eine großflächige Brille (z.B. Klarsicht-Skibrille)<br />

nachdenken, eventuell<br />

sogar mit einem Kieferschutz, denn<br />

auch Zähne wachsen nicht mehr nach.<br />

28 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der Mensch<br />

Protektoren<br />

Wir gehen davon aus, dass die<br />

harten Jungs und Mädels wissen,<br />

wie man sich ausrüsten muss,<br />

aber der Vollständigkeit halber seien<br />

hier auch Protektoren erwähnt,<br />

mit denen man fast den ganzen<br />

Körper schützen kann. Es gibt sie<br />

für Schultern, Brust, Becken, Wirbelsäule,<br />

Knie und Schienbeine und<br />

alle können je nach Untergrund der<br />

Fahrbahn und Geschwindigkeit des<br />

Teams sinnvoll sein. Natürlich<br />

schränken Sie die Bewegungsfähigkeit<br />

erheblich ein.<br />

Handschuhe<br />

Handschuhe sind wiederum dringend<br />

zu empfehlen. Manch einer<br />

mag sich noch aus Kindertagen<br />

daran erinnern, wie es ausgeht,<br />

wenn man einen Sturz auf Schotter<br />

oder Asphalt mit den Handflächen<br />

abfangen will. Handschuhe schützen<br />

also vor Kälte und Verletzungen.<br />

Aus diesem Grund können<br />

auch bei wärmeren Temperatur<br />

kurze, fingerlose Handschuhe<br />

durchaus sinnvoll sein.<br />

Schuhe<br />

Die Schuhe müssen hier stark dem<br />

Zweck angepasst sein. Sie sollen<br />

einerseits genügend Schutz vor gefährlichen<br />

Flugobjekten bieten,<br />

denn schon kleine Steine können<br />

sich auf dem Sprunggelenk sehr<br />

schmerzhaft bemerkbar machen.<br />

Aus dieser Sicht wären knöchelhohe<br />

Schuhe durchaus gut. Andererseits<br />

müssen die Schuhe genügend<br />

Bewegungsfreiheit für eine tatkräftige<br />

Unterstützung des Hundes lassen,<br />

was nicht bei allen Stiefeln der<br />

Fall ist. In jedem Fall sollte die Sohle<br />

ein weiches und griffiges Profil haben,<br />

damit der Kontakt zum Trittbrett<br />

bzw. zu den Pedalen rutschfest<br />

und sicher ist. Wer es kann,<br />

kann auch hier zu Klickschuhen<br />

greifen.<br />

Kleidung<br />

Auch hier kommt es sehr auf den<br />

Einsatzbereich an. Für längere<br />

Touren, bei denen der Hund die<br />

Hauptarbeit leistet, muss der<br />

Mensch sich vor Auskühlen durch<br />

den Fahrtwind schützen und sollte<br />

deswegen atmungsaktive, winddichte<br />

Kleidung tragen.<br />

Für den <strong>sport</strong>lichen Betrieb sind natürlich<br />

etwas leichtere Sachen anzuraten,<br />

dann sollte aber warme Kleidung<br />

in einem Rucksack mitgeführt<br />

werden, falls es eine Pause oder<br />

Panne gibt. Bei kürzeren Runden<br />

kann darauf freilich verzichtet werden.<br />

Hier setzen wir nun etwas auf<br />

den Verstand unserer Leser, denn<br />

der Markt ist voll von hervorragender<br />

Kleidung<br />

Erste Hilfe<br />

Die Utensilien für eine medizinische<br />

Notversorgung von kleineren<br />

Wunden und eine Rettungsdecke<br />

sind aus leicht einzusehenden<br />

Gründen eine gute Entscheidung.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 29


30 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Grundlagen des<br />

Trainings


Wir haben nun viel über die Voraussetzungen<br />

von Mensch und Hund und die richtige<br />

Ausrüstung geschrieben.<br />

Aber wie gehört das alles zusammen?<br />

Damit kommen wir zum schwierigsten Teil, denn ein<br />

Bewegungs<strong>sport</strong> lässt sich kaum mit<br />

Worten vermitteln.<br />

Deswegen geht es hier um die wichtigsten<br />

Grundlagen für den Trainingsaufbau<br />

bei Einsteigern. Die<br />

nachfolgenden Tipps sind eine grobe<br />

Auswahl und müssen immer individuell<br />

für die Situation angepasst<br />

oder erweitert werden. Am besten<br />

ist natürlich ein Schnuppertermin in<br />

einer kompetenten Hundeschule<br />

oder einem Zughundezentrum geeignet,<br />

um allen Anfängerfehlern<br />

vorzubeugen und einen guten Start<br />

hinzulegen.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 31


Die Grundlagen<br />

Zuggeschirr<br />

Die meisten Hunde müssen sich<br />

erst mit dem Tragen eines Zuggeschirrs<br />

anfreunden. Den wenigsten<br />

Hunden kann man das Geschirr<br />

einfach über den Kopf ziehen, was<br />

ja auch aus menschlicher Sicht schon<br />

verständlich ist. Es lohnt sich also allemal,<br />

das Zuggeschirr schon mal zu<br />

Hause im ganz entspannten Umfeld<br />

anzuziehen und dort als angenehme<br />

Erfahrung zu verknüpfen. Da<br />

der Hund hier ja noch gar nicht<br />

weiß, worum es geht, ist auch keine<br />

Aufregung aus Vorfreude zu erwarten.<br />

Das wird sich später ändern<br />

und dann legt man das Geschirr lieber<br />

nicht mehr in der Wohnung an,<br />

weil die Hunde dann häufig aus<br />

lauter Vorfreude kaum noch zu beruhigen<br />

sind. Das Eintragen ist also<br />

nur am Anfang bei sensiblen Typen<br />

erforderlich.<br />

Das Ritual<br />

Auch Hunde lernen besonders<br />

gut an wiederkehrenden Abläufen.<br />

Sich wiederholende Handlungsfolgen<br />

mit fester Bedeutung nennen<br />

wir Rituale und sie sind ein<br />

Schlüsselthema in der Hundeerziehung.<br />

Es macht daher Sinn, das<br />

Zughundetraining am Anfang immer<br />

gleich aufzubauen: Immer denselben<br />

Parkplatz, dieselbe Strecke,<br />

dieselben Handgriffe und auch dieselbe<br />

freundliche Stimmung. Am<br />

Anfang ist auch das Abschlussritual<br />

von großer Bedeutung. Für manche<br />

Hunde ist Zugarbeit sofort selbstbelohnend<br />

und sie tun es um der Sache<br />

willen. Das ist aber längst nicht<br />

bei allen Hunden so und daher ist es<br />

wichtig, jede Leistung des Hundes<br />

gerade am Anfang ausführlich zu<br />

belohnen. Dabei sind soziale Zuwendung,<br />

gemeinsames Spiel oder<br />

Entspannung ebenso wichtig wie<br />

die verdiente Extraportion Futter<br />

vom Feinsten. Wer sich beim Aufbau<br />

des Rituals genügend Zeit nimmt,<br />

macht es seinem Hund besonders<br />

leicht, motiviert und freudig an die<br />

Zugarbeit heranzugehen.<br />

32 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Die Grundlagen<br />

Lösen und Wässern<br />

Vor dem Training braucht der<br />

Hund eine Möglichkeit, seine<br />

großen und kleinen Geschäfte zu erledigen<br />

und ausreichend Flüssigkeit<br />

aufzunehmen. Auch hier kann man<br />

als Mensch schon einen besonderen<br />

Akzent setzen, indem es z.B. vor dem<br />

Zughunde<strong>sport</strong> anstelle des Wassers<br />

zu Hause etwas leckere Fleischbrühe<br />

gibt. Ganz talentierte Hundekenner<br />

lassen den Hund vorher aufs Klo, verknüpfen<br />

dies mit einem Signal und<br />

geben erst danach die Brühe. So bekommt<br />

man häufig einen Hund, der<br />

die Vorbereitungen trotz verführender<br />

Umgebungsdüfte schnell abhakt<br />

und konzentriert an die Arbeit gehen<br />

will. Natürlich darf die Brühe an<br />

dieser Stelle nur ein kleiner Vorgeschmack<br />

auf das Buffet des Abschlussrituals<br />

sein.<br />

Witterung<br />

Das Training muss unbedingt an<br />

die Witterung angepasst sein.<br />

Wenn es zu warm ist, besteht die Gefahr<br />

der Überhitzung beim Hund. Ist<br />

der Hund erstmal überhitzt, ist Hilfe<br />

äußerst schwierig (sollte nichtsdestotrotz<br />

in einem Erste-Hilfe-für-Hunde-<br />

Kurs gelernt werden). Bei welchen<br />

Temperaturen das Training noch<br />

möglich ist, hängt von so vielen Faktoren<br />

ab, dass sich auch die Fachleute<br />

an dieser Frage gern entzünden<br />

und leidenschaftliche bis verbitterte<br />

Diskussionen führen. Im Zweifelsfall<br />

ist es die Pflicht des verantwortungsvollen<br />

Hundehalters, immer zu Gunsten<br />

des Hundes zu entscheiden, denn<br />

ambitionierte Hunde neigen dazu,<br />

sich selbst zu überfordern und es benötigt<br />

viel Erfahrung, die Körpersprache<br />

des Hundes in diesem Punkt<br />

richtig zu lesen.<br />

Aber auch zu kalte Witterung oder<br />

eine zu hohe Luftfeuchtigkeit sind<br />

zu beachten. Hunde und Menschen<br />

regulieren ihre Körpertemperatur<br />

über die Abgabe (Verdampfung) von<br />

Feuchtigkeit in die Umgebung. Hunden<br />

steht dazu aber im Gegensatz<br />

zum Menschen über den Rachenraum<br />

nur eine wesentlich kleinere<br />

Fläche zur Verfügung als dem Menschen,<br />

der zum Schwitzen fast die<br />

ganze Hautfläche nutzen kann.<br />

Wenn nun die Luftfeuchtigkeit schon<br />

sehr hoch ist, wird die Verdampfung<br />

und damit die Wärmeabgabe des<br />

Körpers verschlechtert. Das Kühlsystem<br />

arbeitet also weniger effektiv<br />

und es kommt deswegen schneller<br />

zur Überhitzung.<br />

Hinzu kommt bei sehr kühlen Temperaturen<br />

auch die Veränderung des<br />

Untergrunds. Waldboden wird stellenweise<br />

durch Frost gehärtet, Wurzeln<br />

sind rutschiger als sonst und es<br />

dauert länger, bis alle Muskeln so<br />

richtig rund laufen.<br />

Nochmals der Hinweis: Die genannten<br />

Punkte sind nicht vollständig und<br />

nichts geht über einen gesunden<br />

Menschenverstand, der auch benutzt<br />

wird. Es ist besonders wichtig, sich<br />

hier klar zu machen, dass Hunde all<br />

diese Dinge nicht einschätzen können,<br />

auch wenn sie sonst noch so<br />

cool und führungssicher wirken mögen.<br />

Es liegt in der Verantwortung<br />

des Menschen, vorausschauend zu<br />

sein und für zwei zu denken.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 33


34 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Leidenschaft, Natur und<br />

die uralte Verbindung<br />

zwischen Mensch und Hund.<br />

Werde ein Team mit<br />

deinem Hund und schenk<br />

ihm dein Vertrauen auf<br />

den Trails dieser Welt.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 35


Der Aufbau<br />

36 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Der Aufbau<br />

Aufbau der ersten<br />

Trainingsschritte<br />

Nun ist es endlich so weit: Das passende Geschirr ist<br />

endlich gefunden und die Seitenstickerei<br />

"Zug-Rakete" lässt keine Zweifel, dass hier<br />

ein zukünftiger Champion wartet.<br />

Der Scooter, Modell "Turbo Torpedo<br />

Pro", lässt auch bei Herrchen<br />

und Frauchen die Herzen höher<br />

schlagen. Auf dem Waldparkplatz<br />

lichten sich bei 5 Grad die Morgennebel,<br />

es könnte auch Kanada oder<br />

gar Alaska sein? Der Großstadtlärm,<br />

die City Skyline, alles ist weit weg.<br />

Die Hundenase wittert in die Ferne<br />

in Richtung des vertrauten Trails, die<br />

Körperhaltung verrät Anspannung,<br />

jede Handbewegung der Menschen<br />

wird genau beobachtet ...<br />

Ja, so oder ähnlich können Zughundeträume<br />

auch für Stadthunde beginnen.<br />

Aber wie genau geht das?<br />

Hier ist nun der Übergang zur nächs-<br />

ten Sonderausgabe, denn was nun<br />

kommt, ist ein umfangreiches Thema.<br />

Im groben Überblick geht es<br />

um:<br />

Handgriffe am Start<br />

Wann und wie wird das Geschirr<br />

angezogen? Wie wird die<br />

Zugleine befestigt? Wie wird das<br />

Gespann aufgestellt?<br />

Zugmotivation<br />

Warum zieht mein Hund eigentlich<br />

(nicht)? Wie kann ich es<br />

ihm beibringen und ihn unterstützen?<br />

Und wann lasse ich ihn lieber<br />

in Ruhe?<br />

Leistung und Steigerung<br />

Über welche Streckenlänge ist<br />

mein Hund eigentlich in der Lage,<br />

etwas hinter sich herzuziehen? Wie<br />

schnell kann und soll ich die Leistung<br />

steigern? Was ist mein Trainingsziel?<br />

Diese Fragen füllen ein eigenes Heft,<br />

denn es hängt von Mensch, hund und<br />

Zielsetzung ab. Manche Hunde rasen<br />

los, als wären sie dafür geboren und<br />

müssen lernen, sich zum richtigen<br />

Zeitpunkt zu bremsen. Andere Hunde<br />

brauchen viel Unterstützung, bis<br />

sie aus sich heraus kommen. Und<br />

dann ist da noch der Mensch mit seinen<br />

Wünschen und vielleicht auch<br />

Befürchtungen.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 37


38 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warum zieht<br />

(m)ein Hund?<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 39


Motivation<br />

Diese Frage sollten wir vorsichtig<br />

angehen, denn natürlich können<br />

wir nicht in den Kopf eines<br />

Hundes schauen und da Hunde<br />

nicht über ihre inneren Antriebe erzählen<br />

können, sind wir als Menschen<br />

darauf angewiesen, aus ihrem<br />

Verhalten und unserem<br />

biologischen Wissen unsere Schlüsse<br />

zu ziehen. Aber dennoch ist Vorsicht<br />

angebracht, denn gar nicht so<br />

selten begegnen wir in unseren<br />

Schnupperkursen Menschen, die<br />

voller Überzeugung davon berichten,<br />

wie gern ihr Hund zieht - wo<br />

wir uns nicht so sicher sind.<br />

Wir alle neigen dazu, unsere eigenen<br />

Ziele und Vorstellungen auf andere<br />

zu übertragen, auch auf unsere<br />

Hunde. Wir wollen hier auf<br />

verschiedene Gründe eingehen, aus<br />

denen Hunde eine Last hinter sich<br />

herziehen und dabei eventuell sogar<br />

Spaß haben. Zunächst soll dazu<br />

der Begriff der Zugmotivation eingeführt<br />

und genauer erklären werden.<br />

Es geht dabei ums Ziehen, das<br />

ist klar. Aber was ist Motivation?<br />

Schon in Bezug auf den Menschen<br />

hat dieses Wort viele verschiedene<br />

Definitionen und auch für jeden<br />

einzelnen Menschen eine starke<br />

umgangssprachliche und intuitive<br />

Bedeutung. Für unseren Zusammenhang<br />

hier sind die folgenden<br />

Merkmale von "Motivation"<br />

wichtig:<br />

• Motivation ist eine innere<br />

Antriebskraft von Lebewesen<br />

• Motivation löst Handlungen auch<br />

gegen Widerstände aus<br />

• Motivation gibt Handlungen<br />

einen Zweck (manchmal auch<br />

einen Sinn)<br />

• Motivation wirkt, obwohl - oder<br />

gerade weil – ihr Zweck gerade<br />

nicht greifbar ist<br />

40 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Motivation<br />

Letztlich weist der Begriff Motivation<br />

damit auf alles hin, was uns und<br />

auch Hunde zum Überleben befähigt,<br />

nämlich auf ein Ziel gerichtet<br />

aktiv zu werden, auch wenn dieses<br />

Ziel zunächst nur als Vorstellung<br />

oder inneres Bild vorhanden ist.<br />

Wenn wir Menschen auf die moderne<br />

Jagd ins Einkaufszentrum gehen,<br />

werden wir von einem inneren Bild<br />

unserer Beute geleitet, so wie der<br />

jagende Wolf zunächst eine innere<br />

Beute verfolgt, bis er endlich die<br />

wirkliche Beute findet, die er von<br />

Jagderfahrungen mit seinen Eltern<br />

kennt. Motivation ist damit im hier<br />

gemeinten Sinne die Fähigkeit, innere<br />

Bilder aus unterschiedlichen<br />

Eindrücken und Erfahrungen zu<br />

speichern, diese Bilder abzurufen<br />

und aufgrund dieser Bilder zu<br />

handeln!<br />

Warum ist das hier so wichtig? Weil<br />

es um Hunde geht, die uns in vielerlei<br />

Hinsicht so ähnlich vorkommen,<br />

dass wir allzu gern die Unterschiede<br />

übersehen. Unsere eigenen Vorstellungen<br />

sind in vielen Bereichen untrennbar<br />

an unsere Sprache<br />

gebunden.<br />

Naturvölker verwenden Begriffe für<br />

tranceartige Erlebnisse, die sie gegenseitig<br />

nur verstehen, weil jeder<br />

von ihnen diesen Zustand auf seine<br />

eigene Weise erlebt hat. Ein Fremder,<br />

dem diese Erfahrung fehlt, wird<br />

die Bedeutung des Wortes daher<br />

nie wirklich verstehen. Zwei verliebte<br />

Menschen, die ihre intensiven<br />

Gefühle bei einem bestimmten Lied<br />

erlebten, werden für den Rest ihres<br />

Lebens in der Lage sein, sich über<br />

ihre gemeinsamen Erinnerungen<br />

mit allen Sinneseindrücken beim<br />

Klang ihrer Melodie ohne weitere<br />

Worte zu verständigen. Schon an<br />

diesem Beispiel wird deutlich, dass<br />

unsere Sprache in dieser Hinsicht<br />

sehr begrenzt ist, denn wer würde<br />

seine erste Liebe schon mit einem<br />

schlichten einzelnen Wort verbinden?<br />

Und so wird der Mensch bei<br />

intensiven Eindrücken schnell wortlos<br />

und greift zur Beschreibung auf<br />

Lautsprache, Bilder und Metaphern<br />

zurück. Wer wollte einem anderen<br />

Menschen nur mit Worten die Atmosphäre<br />

in einem ausverkauften<br />

Fußballstadion vermitteln, wenn<br />

der andere dies noch nie erlebt hat.<br />

Aber selbst die beste Liveberichterstattung<br />

mit Bild und Ton wird nie<br />

das Gefühl vermitteln, das man hat,<br />

wenn man inmitten der tobenden<br />

Menge steht. Es sind diese inneren<br />

Bilder und deren Lebendigkeit, die<br />

uns leiten, antreiben und unseren<br />

Handlungen Intensität verleihen. Der<br />

Formel-Eins-Pilot, der schon beim<br />

Start den Zieleinlauf an der Spitzenposition<br />

vor sich sieht, den Jubel bereits<br />

hören und den Champagner<br />

schmecken kann, fährt einem klaren<br />

Ziel entgegen. Der Wolf, der alle Sinneseindrücke<br />

eines Jagderfolgs in<br />

sich trägt, ist ein ernsthafter Jäger,<br />

der sein Ziel kennt und nicht aufgeben<br />

wird. Der Zughund, der ein lebendiges<br />

Bild von seinem Lohn in sich<br />

trägt, wird schon ans Ziehen denken,<br />

wenn er nur das Geschirr sieht.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 41


Motivation<br />

Motivation – die Kraft der inneren<br />

Bilder<br />

Die Motivation, die wir hier meinen,<br />

ist eine positive Erwartungshaltung<br />

und Handlungsbereitschaft,<br />

die auch dann da ist,<br />

wenn die konkreten Umstände dafür<br />

gerade gar nicht gegeben sind.<br />

Diese Art von Motivation zeichnet<br />

das große Bild, vor dem sich das Leben<br />

abspielt und sie lenkt unsere<br />

Empfindungen gerade in den Momenten,<br />

in denen keine anderen<br />

Reize auf uns einwirken. Sie führt<br />

dazu, dass wir Momente der Unbequemlichkeit,<br />

Anstrengung oder<br />

sogar Gefahr in einen größeren Zusammenhang<br />

stellen und als Weg<br />

empfinden. Diese Begriffe können<br />

wir so natürlich nicht auf Hunde<br />

übertragen, aber dass auch Hunde<br />

im Laufe ihres Lebens innere Bilder<br />

entwickeln und daran ihr Handeln<br />

ausrichten, davon sind wir<br />

überzeugt.<br />

Nun aber zurück auf den Boden des<br />

wissenschaftlich Greifbaren. Wem<br />

das alles zu schwammig war, der<br />

kann sich bei den Konzepten des<br />

selbstbelohnenden Verhaltens in<br />

der Neurobiologie und auch unter<br />

den Begriffen Appetenz, Ritualisierung<br />

und Habituation in der Verhaltensbiologie<br />

die wissenschaftlichen<br />

Grundlagen holen, die wir hier mit<br />

etwas unwissenschaftlichem Lebensgeist<br />

angereichert haben.<br />

Welche konkreten Beweggründe<br />

(im Wortsinne) können wir bei der<br />

Arbeit mit Zughunden nutzen und<br />

wozu brauchen wir dieses Wissen<br />

überhaupt? Wenn wir von den Hunden<br />

absehen, denen das Ziehen von<br />

Lasten durch Zucht genetisch quasi<br />

in die Wiege gelegt wurde, dann<br />

stellt sich jeder "normale" Hund zunächst<br />

mal die Frage, warum er das<br />

sperrige Gerät (oder den vergleichsweise<br />

langsamen Menschen) an der<br />

Zugleine hinter sich herziehen sollte.<br />

Da nur der Mensch eine Vorstellung<br />

davon hat, wohin das Ganze<br />

einmal führen soll und das es vor<br />

allem auch Spaß machen wird,<br />

kratzt sich der Hund am Anfang ratlos<br />

am Kopf und je nach Naturell<br />

kommt es dann zu unterschiedlichen<br />

Stressantworten. Um es klar<br />

zu sagen: Ein genetisch unbedarfter<br />

Hund ohne entsprechende Erfahrungen<br />

wird zu Recht sehr vorsichtig<br />

bis ablehnend darauf reagieren,<br />

wenn er ein Geschirr anziehen soll,<br />

an dem ein Gerät hängt, das schwer<br />

zu bewegen ist, schwer einschätzbare<br />

Geräusche macht und einen<br />

obendrein auch noch verfolgt,<br />

wenn man sich entfernen will. Im<br />

ungünstigsten Falle zieht der Hund<br />

das Gerät dann tatsächlich, nämlich<br />

aus Angst und um zu fliehen. Genau<br />

das sollte unter allen Umständen<br />

vermieden werden, denn diese<br />

schlechten Erfahrungen sind in einem<br />

Hundehirn meistens nur<br />

schwer wieder zu tilgen. Angst ist<br />

das genaue Gegenteil der Art Motivation,<br />

die wie hier meinen.<br />

Vor den ersten Zugübungen sollte<br />

man sich deswegen genaue Gedanken<br />

machen, wie sein Hund auf unbekannte<br />

Anforderungen (Stress)<br />

üblicherweise reagiert und was<br />

man ihmanbieten kann, um diesen<br />

Stress als lohnenswert zu bewerten<br />

- eine angemessene Motivation zur<br />

Bewältigung des Stresses. Da<br />

kommen verschiedene Hilfsmotivatoren<br />

in Frage:<br />

Futter<br />

Manch ein Hund vergisst alles<br />

Futter<br />

um sich herum im Anblick eines<br />

Leckerbissens. In diesem Falle<br />

bietet es sich an, den Hund die ersten<br />

Zugübungen über sehr kurze<br />

Distanz mit einem klaren Ziel vor<br />

Augen - dem Futter - erleben zu lassen.<br />

Das Futter wird dabei idealerweise<br />

nicht vom Menschen gegeben,<br />

sondern liegt auf dem Boden<br />

oder in einem Napf, falls der Hund<br />

kein Futter vom Boden aufnehmen<br />

darf (leider ist dies ja für Stadthunde<br />

inzwischen bald lebensgefährlich).<br />

Entscheidend ist die Tatsache,<br />

dass der Hund sich möglichst selbständig<br />

mit der Zuglast zum Futter<br />

bewegt, dabei eigene Erfahrungen<br />

und auch Pausen machen darf. Er<br />

lernt das Ziehen aus eigenem Antrieb<br />

für eine Belohnung.<br />

42 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Motivation<br />

Sozialpartner<br />

Eine weitere große Motivation<br />

kommt aus dem sozialen Bereich.<br />

Viele Hunde reagieren besonders<br />

bei Unsicherheit (wiederum Stress)<br />

auf räumliche Distanz zu ihren Bezugspersonen.<br />

Wenn also das Futter<br />

als Motivationsobjekt nicht ausreicht,<br />

weil die Unsicherheit zu groß<br />

oder der Hund zu satt ist, dann<br />

kann der Mensch zunächst als Motivation<br />

dienen. Dabei ist dann natürlich<br />

schon viel Fingerspitzengefühl<br />

gefragt, denn im Gegensatz<br />

zum Futter, das lerntheoretisch eine<br />

positive Belohnung ist, wird hier<br />

über eine negative Belohnung,<br />

nämlich die Verringerung der räumlichen<br />

(sozialen) Distanz motiviert.<br />

Hier liegt der schmale Pfad zwischen<br />

aufsuchender und vermeidender<br />

Motivation, der trotz aller<br />

Bedenken der neuzeitlichen Hundeerziehung<br />

zum normalen Repertoire<br />

des Lernverhaltens gehört und<br />

zumindest in natürlicher Umgebung<br />

eine Grundform des Lernens<br />

ist. Hier kommt es wohl auf die richtige<br />

Zielsetzung und die innere Haltung<br />

der Menschen an.<br />

Jackpot<br />

Jackpot<br />

Die größten Chancen hat dann<br />

natürlich die Kombination beider<br />

Motivatoren: Das Futter aus der<br />

Hand des eigenen Menschen. Wenn<br />

bei einem Hund große Unsicherheit<br />

zu erwarten ist, dann kann man mit<br />

dieser Variante auf Nummer Sicher<br />

gehen. Dabei gilt es dann aber den<br />

Hund genau zu beobachten und<br />

festzustellen, wo seine Vorlieben<br />

liegen. Für den Menschen mag es<br />

zunächst nicht sehr charmant sein,<br />

aber wenn der Hund mehr auf das<br />

Futter als auf den Menschen reagiert,<br />

dann sollte daraus keine Beziehungs-<br />

oder gar Bindungskrise<br />

konstruiert werden. Für den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> ist es unerlässlich,<br />

dass der Mensch irgendwann hinter<br />

den Hund gelangt und der Hund<br />

damit klar kommt, dass die Nähe<br />

des Menschen nicht durch optische<br />

Wahrnehmung bestätigt wird.<br />

Wenn er das zunächst über Futter<br />

lernt, dann führt dies im Ergebnis<br />

zur einer neuen Qualität in der Beziehung.<br />

In dieser Variante lernt der<br />

Hund das Ziehen zunächst mit<br />

Mensch und Futter als Motivation.<br />

Im weiteren Verlauf entfernt sich<br />

der Mensch aber immer weiter vom<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 43


Motivation<br />

Futter und bestätigt den Hund dabei,<br />

das Futter zu nehmen um dann<br />

anschließend die soziale Bestätigung<br />

zu erhalten. Irgendwann wird<br />

es dem Menschen dann möglich<br />

sein, seinen Hund zum Futter zu<br />

schicken, auch wenn er sich selbst<br />

dort nicht befindet. Womit sich der<br />

Bogen zur Futtervariante von oben<br />

spannt.<br />

Spiel & Konkurrenz<br />

& Konkurrenz<br />

Die beiden Begriffe mögen zunächst<br />

widersprüchlich wirken,<br />

hängen aber zumindest im Tierreich<br />

eng miteinander zusammen. Fast<br />

alle Verhaltensweisen der innerartlichen<br />

Konkurrenz (dem agonistischen<br />

Verhalten) werden in frühen<br />

Lebensabschnitten im Spiel mit den<br />

Eltern und Geschwistern erlernt. Bei<br />

den verspielten Raufereien in der<br />

Wurfkiste üben die jungen Welpen<br />

die späteren aggressiven Auseinandersetzungen<br />

mit ihren Konkurrenten<br />

um Futter und Geschlechtspartner.<br />

In den drolligen Jagdspielen,<br />

die junge Hunde noch untereinander<br />

spielen, liegt die Vorbereitung<br />

des späteren Jagdverhaltens, das<br />

mit Spiel dann nichts mehr zu tun<br />

hat, sondern für Wildtiere zum<br />

Überlebenskampf gehört. Deswegen<br />

hat Spielverhalten eine hohe<br />

ansteckende Wirkung, kann aber<br />

auch recht schnell in mehr oder weniger<br />

ernsthaftes Konkurrenzverhalten<br />

übergehen. Genau hier liegt<br />

das Motivationspotential der sozialen<br />

Gruppe. Fast alle Hunde sind<br />

sehr anfällig für Stimmungsübertragung.<br />

Ein einzelner aufgeregter<br />

Hund kann eine ganze Gruppe anstecken<br />

und was passiert, wenn der<br />

erste Hund aus einer Gruppe die<br />

Entscheidung zum Angriff trifft,<br />

kann jeder Mehrhundehalter aus eigener<br />

Erfahrung sagen. Genau diese<br />

Effekte sind auch als Motivation<br />

beim Zughundetraining gut einsetzbar.<br />

Deswegen sind Trainingsgruppen<br />

häufig sehr wertvoll, weil unsichere<br />

Hunde sich am Verhalten der<br />

anderen Hunde orientieren können<br />

und die Kommunikation von Hund<br />

zu Hund unsere Ausdrucksmöglichkeiten<br />

als Menschen naturgemäß<br />

übersteigt. Aber auch hier gibt es<br />

einige Besonderheiten zu beachten:<br />

Wenn die Motivation mit der Gruppe<br />

erlernt wird, dann kann es passieren,<br />

dass man von dieser Quelle<br />

der Motivation abhängig wird, also<br />

ohne Trainingsgruppe nicht fahren<br />

kann. Dem kann man durch einen<br />

gezielten Trainingsaufbau, bei dem<br />

man die Gruppe immer wieder davon<br />

fahren lässt, um ihr nachzufahren<br />

rechtzeitig entgegenwirken.<br />

Jagen<br />

Jagen<br />

hat es schon angedeutet. Hun-<br />

Der vorangegangene Abschnitt<br />

de sind biologisch betrachtet Raubtiere<br />

und bekamen das Verhaltensrepertoire<br />

für den Beutefang<br />

grundsätzlich vom Wolf vererbt.<br />

Durch unsere Zucht hat sich das<br />

stark verändert und manchen Rassen<br />

möchte man das Erbe vom Prädator<br />

kaum noch abnehmen. Das<br />

Jagdverhalten zählt zu den traditionell<br />

am stärksten modifizierten Verhaltensbereichen,<br />

was dazu geführt<br />

hat, dass es heute Rassen gibt, die<br />

zum Jagen schon rein körperlich<br />

44 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Motivation<br />

Konsequenzen<br />

nicht mehr fähig sind und auf sich<br />

allein gestellt verhungern würden.<br />

Bei anderen Rassen sind jedoch bestimmte<br />

Sequenzen des Jagdverhaltens<br />

(wie z.B. das Wittern oder<br />

Hetzen) so hoch spezialisiert, dass<br />

sie zwar als Raubtiere noch gut zu<br />

erkennen sind, aber letztlich ebenso<br />

wenig in der Lage sind, ein Beutetier<br />

von "A-Z" zu verwerten. Die<br />

einen können es gut riechen, die<br />

anderen gut hetzen, wieder andere<br />

halten die Beute gut fest und manche<br />

haben scheinbar Angst vor<br />

nichts und leben schon deswegen<br />

nicht lang. Nur die wenigsten könnten<br />

ihre Beute selbst öffnen und<br />

fressen, ohne dass Mensch dabei<br />

hilft. Es sind interessanterweise<br />

ausgerechnet die Schlittenhunderassen,<br />

die als sog. Urtypen noch<br />

recht dicht am Verhalten des Wolfes<br />

liegen. Aber fast alle unsere<br />

Haushunde verbindet die Tatsache,<br />

dass sie nicht mehr jagen, um sich<br />

zu ernähren, sondern schlicht aus<br />

Lust daran. Während ein Wolf in<br />

freier Wildbahn noch abzuwägen<br />

hat, ob er das Verletzungsrisiko einer<br />

Jagd nun eingehen soll, was bei<br />

wehrhafter Beute durchaus auch<br />

sein eigenes Ende bedeuten könnte,<br />

haben wir unseren Hunden derartige<br />

"Bedenken" abgezüchtet.<br />

Jagen ist für sie kein Nahrungserwerb,<br />

sondern selbstbelohnendes<br />

Verhalten, das keine weitere Begründung<br />

als den reinen Beutereiz<br />

und die passende Lernerfahrung<br />

braucht. Der ursprünglich primäre<br />

Antrieb - Hunger - ist nicht mehr<br />

nötig.<br />

Für unsere Zughunde hat das nun<br />

wichtige Konsequenzen<br />

• Ein Hund, der die in ihm angelegten<br />

Teile des Jagdverhaltens<br />

umzusetzen gelernt hat, jagt<br />

"aus Überzeugung". Es gibt<br />

keine stärkere Motivation, als<br />

diesen Ruf der Gene, wenn er<br />

einmal seinen Weg in das Verhalten<br />

gefunden hat. Als Mensch<br />

mag man dieses Verhalten dann<br />

mehr oder weniger erfolgreich<br />

kontrollieren (hemmen oder<br />

umlenken) können, aber das<br />

Hundehirn vergisst es nicht mehr.<br />

• Ein Hund der jagt, führt ein<br />

biologisches Erbe aus, um dessen<br />

ursprüngliches Ziel der Nahrungserwerb<br />

ist - und damit das Töten.<br />

Es ist also damit wohl mehr als offensichtlich,<br />

dass es keine gute Idee<br />

ist, bei einem bis dahin jagdlich unmotivierten<br />

Hund das Jagdverhalten<br />

also Grundlage für den Aufbau<br />

der Zugmotivation heranzuziehen.<br />

Kein Mensch möchte seinem Hund<br />

das Jagen beibringen, damit er besser<br />

am Dogscooter zieht (von einigen<br />

Ausnahmen im Sport abgesehen).<br />

Und wenn er es tut, dann ist<br />

diese Entscheidung nicht mehr<br />

rückgängig zu machen und kann zu<br />

überraschend ernsthaften Ergebnissen<br />

führend, die für den Menschen<br />

am anderen Ende der Zugleine außer<br />

Kontrolle geraten können. Die<br />

Nutzung jagdlicher Motive für die<br />

Entwicklung von Zugmotivation ist<br />

daher grundsätzlich keine kluge<br />

Wahl.<br />

Andererseits gibt es viele Hunde,<br />

bei denen diese Entscheidung bereits<br />

gefallen ist und die mehr oder<br />

weniger ernsthaft jagen (vor allem<br />

hetzen) und die ihre Menschen damit<br />

teilweise auch vor größere Probleme<br />

stellen. In diesen Fällen - und<br />

nur in diesen - kann die gezielte<br />

Nutzung der jagdlichen Motivation<br />

ein Segen für Hund und Mensch<br />

sein, denn kaum eine Sportart<br />

kommt von der Motorik und - bei<br />

geschicktem Aufbau - dem Belohnungsschema<br />

so nahe, wie das Ziehen<br />

an Scooter oder Bike - wenn<br />

man von der Jagd selbst einmal<br />

absieht.<br />

Bei allen verschiedenen Aspekten<br />

der Motivation, die wie hier nun<br />

beleuchtet haben, darf eine grundlegende<br />

Tatsache nicht vergessen<br />

werden: Die meisten Hunde sind<br />

noch wesentlich körperbewusster<br />

als wir zivilisierten Menschen. Auch<br />

das verändert sich durch ihre Lebensbedingungen<br />

in ihrer Nähe leider<br />

zunehmend zu Ungunsten der<br />

Hunde. Aber dennoch empfinden<br />

Hunde noch immer von Natur aus<br />

eine stark ausgeprägte Freude an<br />

körperlicher Bewegung. Einfach<br />

nur laufen um des Laufens willen,<br />

sich keuchend und erschöpft auf<br />

die Wiese fallen lassen, den eigenen<br />

Herzschlag spürend und dieses<br />

unbeschreibliche Gefühl, mit der<br />

Natur im Einklang zu sein. Dieses<br />

Gefühl, das wir als Kinder alle einmal<br />

kannten und das sich manche<br />

von uns bis in ihre späteren Tage<br />

bewahren.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 45


46 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Wer sich beim Aufbau des Zughundetrainings<br />

von Beginn an auf die<br />

Bilderwelt der inneren Motivationssysteme<br />

einzustellen vermag, macht<br />

seinem Hund den Weg zur Freude<br />

an der Zugarbeit leicht. Und dann<br />

wird es auch nicht lange dauern, bis<br />

die Zugarbeit selbst zur Belohnung<br />

wird und aus der anfänglichen Motivation<br />

von außen eine innere<br />

wird, die immer da ist. Dann ist alles<br />

erreicht.


<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 47


Der Mensch<br />

48 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warm-Up - Cool Down<br />

Warm up & Cool down<br />

ein wichtiger Bestandteil für<br />

die Gesunderhaltung von<br />

Sporthunden<br />

Wenn man Hundehalter frägt,<br />

wie alt ihr Hund werden soll,<br />

kommt oft die Antwort: „Mindestens<br />

17 Jahre!“<br />

Diese Aussage geht natürlich mit<br />

der Vorstellung einher, dass der geliebte<br />

Vierbeiner fit bis ins hohe Alter<br />

bleibt. Um für diesen Wunsch<br />

die besten Voraussetzungen zu<br />

schaffen, ist einiges im Umgang<br />

hilfreich, das bei vielen Hundehaltern<br />

zunächst zu ein irritiertes Lächeln<br />

aufs Gesicht zaubert.<br />

Was bedeutet dies gerade für<br />

Sporthunde?<br />

Angefangen bei einer artgerechten<br />

Ernährung über ein durchdachtes<br />

gut strukturiertes Training<br />

bis hin zu einem vernünftigen<br />

Warm up / Cool down vor und nach<br />

den Trainings und Wettkämpfen.<br />

Interessanterweise wird bezüglich<br />

der Ernährung von vielen argumentiert,<br />

dass man Wölfe nicht mit Hunden<br />

vergleichen könne, aber wenn<br />

man auf das Thema Aufwärmen vor<br />

dem Sport zu sprechen kommt, wird<br />

sehr häufig das Argument eingeworfen,<br />

dass sich Wölfe vor der Jagd<br />

auch nicht aufwärmen würden.<br />

Dass dieser Vergleich in mehrfacher<br />

Hinsicht hinkt, wird schnell deutlich:<br />

Unsere Hunde sind bedauerlicherweise<br />

aufgrund falscher Zuchtziele<br />

oft von Geburt an vorbelastet<br />

oder neigen selbst bei attestierter<br />

Gesundheit schnell zu Verletzungen.<br />

Neben dieser genetischen Problematik<br />

spielt eine oftmals fehlende<br />

artgerechte Ernährung dabei<br />

genauso eine Rolle wie die Tatsache,<br />

dass unsere Hunde schlichtweg<br />

einen anderen Alltag haben als ihre<br />

wildlebenden Vorfahren.<br />

Fakt ist zudem, dass sich Wölfe<br />

durchaus vor der Hetzjagd aufwärmen,<br />

denn in den seltensten Fällen<br />

hoppelt ein Häschen an einem<br />

schlafenden Wolfsrudel vorbei. Bis<br />

Wölfe auf Wild treffen müssen sie<br />

meist kilometerlang laufen.<br />

Welche Effekte bei einem Warm up<br />

genau erzielt werden und warum<br />

dieser Aspekt bei Sporthunden keinesfalls<br />

vernachlässigt werden sollte,<br />

wird im Folgenden kurz dargestellt.<br />

Die gesamte Muskulatur wird durch<br />

das Aufwärmen besser durchblutet,<br />

was einerseits zu einer optimalen<br />

Versorgung mit Sauerstoff und<br />

Nährstoffen führt, andererseits genauso<br />

einen besseren Abtran<strong>sport</strong><br />

von Stoffwechselschlacken gewährleistet.<br />

Bei aufgewärmten Hunden<br />

besteht außerdem ein geringeres Risiko<br />

für Muskelfaserrisse sowie für<br />

Sehnenab- und Bänderrisse, da eine<br />

erhöhte Elastizität sowohl der Muskulatur<br />

als auch von Sehnen und<br />

Bändern erreicht wird.<br />

Ein weiterer positiver Aspekt betrifft<br />

die Gelenke im Allgemeinen, denn<br />

deren Belastbarkeit wird erhöht, da<br />

mehr Gelenkschmiere produziert<br />

wird, wodurch ein verbesserter Puffereffekt<br />

bei Belastung zustande<br />

kommt. Zudem ist es möglich die Gefahr<br />

einer Überlastung des Herz-<br />

Kreislaufsystems dadurch zu verringern,<br />

indem selbiges mithilfe eines<br />

Warm ups auf die anstehende Belastung<br />

vorbereitet wird.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 49


Warm-Up - Cool Down<br />

Dehnübung Rücken<br />

Hinterbeinstand<br />

Wie genau baut man ein Warm up<br />

optimal auf?<br />

Um dies beantworten zu können,<br />

muss zunächst geklärt werden,<br />

woraus ein Warm up im Einzelnen<br />

besteht. Da ein Warm up den Hund<br />

sowohl körperlich als auch geistig<br />

auf die bevorstehende Aufgabe<br />

vorbereiten soll, wird es in drei Kategorien<br />

eingeteilt: das mentale,<br />

das allgemeine und das spezielle<br />

Warm up. Gerade das mentale<br />

Warm up wird meist vernachlässigt<br />

und nicht in das Training miteinbezogen.<br />

Hier spielen Faktoren wie<br />

Zuschauer, andere Hunde und die<br />

Wettkampfatmosphäre eine Rolle.<br />

Während mithilfe des allgemeinen<br />

Warm ups der Körper sozusagen<br />

auf Betriebstemperatur gebracht<br />

wird, wird beim anschließenden speziellen<br />

Aufwärmen konkret auf die<br />

auszuübende Sportart eingegangen.<br />

Was beudeutet dies nun konkret<br />

für Zughunde?<br />

Eine Faustregel besagt, dass die Gesamtaufwärmzeit<br />

20 Minuten nicht<br />

übersteigen sollte. Der Effekt bleibt<br />

zwar etwa 20 Minuten auf einem relativ<br />

hohen Niveau trotzdem sollte zwischen<br />

Aufwärmen und Start maximal<br />

10 Minuten vergehen.<br />

Zunächst sollte das allgemeine Aufwärmen<br />

stattfinden, was bedeutet, dass<br />

der Hund 10 bis15 Minuten in einem<br />

lockeren Trab geführt werden sollte.<br />

Im Anschluss daran werden die Körperregionen<br />

des Hundes aufgewärmt,<br />

die unter besonderer Belastung stehen<br />

werden. Bei Zughunden wären<br />

dies beispielsweise die Hinterhand, die<br />

den Schub leisten muss und der Rücken,<br />

welcher für die Schubübertragung<br />

verantwortlich ist.<br />

Hinterbeinstand<br />

Eine mögliche Übung zum Aufwärmen<br />

der Hinterhand ist zum Beispiel<br />

der Hinterbeinstand. Hierbei<br />

wird dem Hund beigebracht auf<br />

Kommando am Besitzer hochzuspringen,<br />

die Pfoten auf die Schultern zu<br />

legen und ruhig für einige Sekunden<br />

in dieser Position zu verharren. Damit<br />

auch der gewünschte Effekt erzielt<br />

wird, sollte diese Übung 3 bis 4 mal<br />

wiederholt werden.<br />

Dehnübungen Rücken<br />

Um die Wirbelsäule flexibel zu<br />

halten, sollte diese regelmäßig<br />

gedehnt werden. Am besten wird<br />

der Hund dabei seitlich mit den Beinen<br />

stabilisiert und anschließend<br />

der Kopf langsam mithilfe eines Leckerchens<br />

zum Rutenansatz geführt.<br />

Diese Position sollte 10 bis 15<br />

50 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warm-Up - Cool Down<br />

Diener<br />

Sekunden gehalten und die Übung<br />

auf jeder Seite 3 bis 4 mal wiederholt<br />

werden.<br />

Dabei muss der Hund unbedingt<br />

gut beobachtet und etwaige Zögerungen<br />

ernst genommen werden,<br />

denn gerade verfressene Hunde<br />

würden über die Schmerzgrenze<br />

hinaus gehen.<br />

Slalom<br />

Diener<br />

Eine weitere Übung für die Rückenmuskulatur<br />

ist der Diener,<br />

wobei der Hund sein Hinterteil<br />

oben lässt und seine Vorderpfoten<br />

sozusagen ins Platz bringt. In dieser<br />

Verbeugung sollte der Hund erneut<br />

einige Sekunden gehalten werden,<br />

zusätzlich ist es möglich auch die<br />

Muskulatur der Schultern miteinzubeziehen,<br />

indem die Vorderpfoten<br />

weit nach vorne gebracht werden.<br />

Slalom<br />

Zum Abschluss könnte der Hund<br />

beispielsweise noch in Achtern<br />

durch die Beine geführt werden.<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 51


Warm-Up - Cool Down<br />

Cool down<br />

Den Hund vernünftig abzuwärmen<br />

ist jedoch mindestens genauso<br />

wichtig wie vernünftig aufzuwärmen,<br />

womit jedoch nicht<br />

gemeint ist, den Hund nach dem<br />

Training ins Auto zu packen. Verzichtet<br />

man auf ein Cool down,<br />

muss der Körper viel Energie aufbringen<br />

um den Ruhezustand zu<br />

erreichen.<br />

Nimmt man sich jedoch die Zeit, den<br />

Hund langsam weiter zu bewegen<br />

fließt das gerade beim Sport verbrauchte<br />

und dadurch sauerstoffarme<br />

Blut aus der Muskulatur zum<br />

Herzen zurück und Schlackstoffe<br />

werden mithilfe der durch die anhaltende<br />

langsame Bewegung erreichten<br />

Mehrdurchblutung aus der<br />

Muskulatur abtran<strong>sport</strong>iert.<br />

Ein weiterer nicht zu unterschätzender<br />

Vorteil ist schlichtweg, dass<br />

stressanfälligen, hibbeligen Hunden<br />

auf diese Weise ein Ventil angeboten<br />

wird, Stress abzubauen, was sich<br />

nicht nur positiv auf das Nervenkostüm<br />

und eventuelle Übersprungshandlungen<br />

auswirkt, sondern auch<br />

auf den Spannungszustand der<br />

Muskulatur, was möglichen Verspannungen<br />

vorbeugen kann.<br />

Regeneration ist darüber hinaus für<br />

die zukünftige Leistungsfähigkeit<br />

wichtig, denn nur wenn dem Körper<br />

nach einer Belastung auch die<br />

Möglichkeit geboten wird, sich zu<br />

erholen, kann bei der nächsten Trainingseinheit<br />

wieder volle Leistung<br />

erbracht werden!<br />

Kurzfristig gesehen kann die nächste<br />

Trainingseinheit demnach viel<br />

früher gestartet werden ohne<br />

Nachteile befürchten zu müssen.<br />

Langfristig werden Überlastungsschäden<br />

minimiert und es kommt<br />

der allgemeinen Gesundheit des<br />

Hundes zugute.<br />

Wie sieht ein Cool down nun<br />

konkret aus?<br />

Nach dem Training oder Wettkampf<br />

lässt man seinen Hund am besten<br />

langsam für 8 bis 10 Minuten auslaufen<br />

um den bereits erwähnten<br />

raschen Abtran<strong>sport</strong> von Stoffwechselschlacken<br />

aufgrund einer<br />

verbesserten Durchblutung zu<br />

erreichen.<br />

52 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong>


Warm-Up - Cool Down<br />

Im Anschluss sollten optimalerweise<br />

für ca. 3 bis 5 Minuten Dehnungsübungen<br />

durchgeführt werden.<br />

Muskeln neigen bereits bei kleinsten<br />

Schonhaltungen zu Verkürzungen,<br />

welche wiederum die Beweglichkeit<br />

des betroffenen Gelenkes<br />

beeinträchtigen. Werden Dehnungsübungen<br />

regelmäßig ausgeführt,<br />

können Verkürzungen nicht<br />

entstehen, der Hund gewöhnt sich<br />

keine Fehlbelastung an und die optimale<br />

Funktion von Muskulatur<br />

und Gelenken bleibt erhalten. Somit<br />

werden Folgeschäden wie Arthrosen<br />

aufgrund langer Fehlbelastung<br />

oder einseitige Bemuskelung<br />

verhindert.<br />

Um ein Cool down abzurunden<br />

wäre eine Wärmebehandlung angebracht<br />

– je nach Vorlieben des<br />

Hundes kann man hierfür eine Rotlichtlampe<br />

oder ein Getreidekissen<br />

nehmen. Beiden gemein ist eine<br />

Temperaturerhöhung sowie Mehrdurchblutung,<br />

wodurch das Gewebe<br />

gelockert wird, der Muskeltonus<br />

gesenkt und die Schmerzempfindlichkeit<br />

herabgesetzt wird.<br />

Diese Maßnahme eignet sich hervorragend<br />

vor einer Entspannungsmassage,<br />

mit der Verspannungen<br />

und Verklebungen ausgezeichnet<br />

gelöst werden können. Auch hierdurch<br />

wird sowohl eine Mehrdurchblutung<br />

als auch ein schnellerer Abtran<strong>sport</strong><br />

von Schlackenstoffen<br />

erreicht. All diese Punkte tragen zu<br />

einer Schmerzlinderung und einem<br />

verbesserten Wohlbefinden unserer<br />

Vierbeiner bei. Für eine Wärmebehandlung<br />

sowie anschließender<br />

Massage sollten 10 bis 15 Minuten<br />

eingeplant werden.<br />

Ein Aspekt, der gerade von Besitzern<br />

junger, aktiver Hunde gerne<br />

ignoriert wird, ist das schnelle Auskühlen<br />

bei kalten Temperaturen<br />

oder nass-feuchtem Wetter. In der<br />

Regel wird es so gehandhabt, dass<br />

Hunde nach erbrachter Leistung<br />

ohne Cool down ins Auto gebracht<br />

werden, Verspannungen und Blockaden<br />

können daraus entstehen,<br />

die wiederum zu Schmerzen und einer<br />

Leistungsminderung führen.<br />

Ein Mantel kann hier gut Abhilfe<br />

verschaffen, da die Muskulatur<br />

warm gehalten und somit ein Auskühlen<br />

verhindert wird.<br />

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Wir hoffen und wünschen uns, dass<br />

wir mit dieser <strong>Special</strong>-Edition einen<br />

guten und fachlich fundierten<br />

Überblick über die Grundlage des<br />

neuen Zughunde<strong>sport</strong>s geben<br />

konnten. Noch viel mehr hoffen<br />

wir, dass wir den Funken der Leidenschaft<br />

für diese faszinierenden<br />

Sportarten in in Ihnen, liebe Leser,<br />

entzünden konnten. Wer hier etwas<br />

in sich spürt und noch kein richtiges<br />

Gedankenbild dazu bekommt,<br />

sollte einfach mal eine der stetig<br />

wachsenden Veranstaltungen besuchen<br />

und den Menschen und Hunden<br />

dort in die Augen schauen. In<br />

kaum einer anderen Sportart wird<br />

die uralte Bande zwischen dem<br />

Menschen und seinem besten<br />

Freund und ältesten Haustier so intensiv<br />

spürbar. Und manchmal<br />

scheint es, als würden Mensch und<br />

Wolf wieder gemeinsam durch die<br />

Wälder jagen.<br />

Und jetzt raus auf den Trail!<br />

Eure Annick Busl und<br />

Robert Gaiswinkler<br />

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