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dog & sport Ausgabe 01/2013

Hinter unserem neuen Zughunde-Magazin steht vor allem unsere Liebe zu Hunden und unsere Liebe zur Natur. Diese beiden Dinge verbindet in unseren Augen am schönsten der Zughundesport. Wer schon einmal auf einem Dogscooter oder Schlitten gestanden hat und sich von seiner Fellnase durch die schöne Natur hat ziehen lassen, weiß wovon wir sprechen. Diese Kraft unserer Hunde, wenn sie sich ins Geschirr reinhängen, diese Verbundenheit und Teamarbeit, diese unendliche Lauffreude unserer Hunde macht diesen Sport für uns so einzigartig.

Hinter unserem neuen Zughunde-Magazin steht vor allem unsere Liebe zu Hunden und unsere Liebe zur Natur. Diese beiden Dinge verbindet in unseren Augen am schönsten der Zughundesport. Wer schon einmal auf einem Dogscooter oder Schlitten gestanden hat und sich von seiner Fellnase durch die schöne Natur hat ziehen lassen, weiß wovon wir sprechen. Diese Kraft unserer Hunde, wenn sie sich ins Geschirr reinhängen, diese Verbundenheit und Teamarbeit, diese unendliche Lauffreude unserer Hunde macht diesen Sport für uns so einzigartig.

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<strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>3 April-August | 4,50 € Deutschland | Österreich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

<strong>dog</strong>&<strong>sport</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>3 April-August<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Das Zughunde-Magazin<br />

Hans Reich<br />

Interview mit dem erfolgreichen<br />

Musher und Züchter<br />

Der Zughunde<strong>sport</strong><br />

Die Geschichte:<br />

Vom Helfer zum Hunde<strong>sport</strong><br />

Keep on running...<br />

Kann mein Hund ziehen?<br />

Das Wunjo-Projekt<br />

Vom artgerechten Umgang<br />

in der tiergestützten Therapie


Editorial<br />

Hinter unserem neuen Zughunde-Magazin steht vor<br />

allem unsere Liebe zu Hunden und unsere Liebe zur<br />

Natur. Diese beiden Dinge verbindet in unseren Augen<br />

am schönsten der Zughunde<strong>sport</strong>. Wer schon einmal<br />

auf einem Dogscooter oder Schlitten gestanden hat<br />

und sich von seiner Fellnase durch die schöne Natur hat<br />

ziehen lassen, weiß wovon wir sprechen. Diese Kraft<br />

unserer Hunde, wenn sie sich ins Geschirr reinhängen,<br />

diese Verbundenheit und Teamarbeit, diese unendliche<br />

Lauffreude unserer Hunde macht diesen Sport für uns<br />

so einzigartig.<br />

Zu unserer Freude wird der Zughunde<strong>sport</strong> in jeglicher<br />

Form immer beliebter und wir wollen mit diesem Magazin<br />

dazu beitragen, dass er noch beliebter wird, dass<br />

noch mehr Hunde laufen dürfen. Wir hoffen, dass unser<br />

Magazin viele von euch dazu inspiriert, den<br />

Zughunde<strong>sport</strong> auszuprobieren, sei es Canicross,<br />

Dogscooter, Bollerwagen, Sacco Cart oder Trike. Und<br />

für die, die das Zughundefieber schon gepackt hat,<br />

sind wir hoffentlich ein guter Ratgeber.<br />

In unserer ersten <strong>Ausgabe</strong> wollen wir euch vor allem<br />

verschiedene Zughundezentren vorstellen, damit ihr<br />

Anlaufstellen habt, um richtig mit diesem Sport beginnen<br />

zu können.<br />

Der Mensch, der Hund, die Natur…let`s GO !!!<br />

Eure Annick Busl<br />

Geschäftsführung<br />

Dog&Sport – Das Zughunde-Magazin<br />

Zughundezentrum Oberland<br />

Der Hundling - Wir lieben Hunde<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 1


Inhalt<br />

Geschichte des Zughunde<strong>sport</strong>s 4<br />

Vom Arbeitstier zum Freizeit<strong>sport</strong>ler<br />

Interview: Hans Reich 10<br />

Musher aus Leidenschaft<br />

Kann mein Hund ziehen? 16<br />

Es muß kein Husky sein<br />

Unterschiedliche Zugarten 18<br />

Der Bollerwagen<br />

Zughundezentrum Oberland 24<br />

Die Zughundlinge in Oberbayern<br />

Canicross 28<br />

Mehr als joggen<br />

30 Das erste in der Schweiz 42 Der neue Trend<strong>sport</strong><br />

4 Vom Arbeitstier<br />

zum Freizeit<strong>sport</strong>ler<br />

46 Ein Spanier bei<br />

der Arbeit<br />

36 Vom artgerechten Umgang<br />

in der Tiergestützten Therapie<br />

16 Es muß kein Husky sein<br />

28 Mehr als joggen<br />

10 Musher aus Leidenschaft<br />

Zughundezentrum Schweiz 30<br />

Das Erste in der Schweiz<br />

Albroller Dortmund 32<br />

Der Rollershop mit Zughundtraining in Dortmund<br />

Das Wunjo Projekt 36<br />

Vom artgerechten Umgang in der Tiergestützten Therapie<br />

Treibball 42<br />

Der neue Trend<strong>sport</strong><br />

Ein Podenco zieht 46<br />

Geht das überhaupt?<br />

Vorschau 48<br />

Impressum 49<br />

2 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 3


Geschichte Zughunde<strong>sport</strong><br />

Geschichte Zughunde<strong>sport</strong><br />

Geschichte und Entstehung<br />

des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

Darf mein Hund ziehen?<br />

Warum sollte mein<br />

Hund ziehen?<br />

Ist Zughunde<strong>sport</strong><br />

Tierquälerei?<br />

Was kann mein Zughund<br />

leisten?<br />

Schränke ich meinen Hund<br />

in seiner Freiheit ein?<br />

Ist ein Zughund zu dumm,<br />

um frei zu laufen?<br />

Bild: Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

Solche Fragen stellt sich der ein oder andere, wenn er<br />

zum ersten Mal die Beschäftigungsmöglichkeit Zughunde<strong>sport</strong><br />

für sich und seinen Vierbeiner ins Auge<br />

fasst. Leider ist der Zughunde<strong>sport</strong> bis heute noch nicht<br />

ausreichend etabliert, so dass solche Fragen in dieser<br />

oder noch dramatischerer Form auch immer wieder<br />

von unwissenden Außenstehenden, Tierschutzfanatikern<br />

oder verunsicherten Beobachtern erster Trainingsschritte<br />

aufgeworfen werden.<br />

Vielleicht sollten wir uns zuerst wieder bewusst machen,<br />

wie und wofür der Hund zum Menschen kam…..<br />

Geschichte und Entstehung des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

Die Domestikation des Hundes wäre wohl nicht erfolgt<br />

und so erfolgreich gewesen, hätten sich nicht<br />

für beide Seiten Nutzen aus dieser Symbiose ziehen<br />

lassen.<br />

Anfangs für die Caniden/Wölfe, indem sie in der Nähe<br />

menschlicher Lager auf sehr einfache Art Nahrung in<br />

Form von Abfällen und Unrat fanden. Im Gegenzug<br />

hatten die Menschen eine gut funktionierende Müll-<br />

und Fäkalienabfuhr. Bei Eindringen anderer als der ortsansässigen<br />

Lebewesen warnten die Caniden/Wölfe untereinander,<br />

was auch für die Menschen ein geeignetes<br />

Frühwarnsystem bot.<br />

Je enger diese Bindungen zum gegenseitigen Nutzen<br />

wurden, desto mehr entstand ein Folgetrieb der Caniden/Wölfe,<br />

die so die Nähe der Menschen halten wollten.<br />

Bei der Jagd erwiesen sich Sinnesleistung und<br />

Jagdverhalten der Tiere für die Menschen als sehr<br />

nützlich.<br />

Sicher wurden niemals Welpen von Menschen aufgezogen,<br />

weil diese ihren Mutterinstinkt entdeckten, weil<br />

die Kinder einen Spielgefährten brauchten oder weil<br />

man sie einfach schön fand.<br />

Dafür wären in früheren Zeiten keine Ressourcen übrig<br />

gewesen und es gab keine Überlebenschancen für eine<br />

Gemeinschaft, die sich mit unnützen Essern belastete.<br />

Aber Tiere, die sehr zahm wurden, konnten noch sicherer<br />

für die grundsätzlichen Aufgaben genutzt und gezielter<br />

eingesetzt werden.<br />

Da sie sich nicht mehr so weit von den Siedlungen fort<br />

bewegten, konnten die Menschen sie leicht erreichen<br />

und erlegen, um so eine Nahrungsreserve und Lieferanten<br />

für Felle und Knochen mit wenig Einsatz und<br />

Zeitaufwand zu nutzen.<br />

Wenn der frühe Hund dann schon sowieso Teil der Gemeinschaft<br />

war und dieser selbst auf ihren Wanderungen<br />

folgte, so lag es nahe, ihm einen Teil der zu bewegenden<br />

Last mit aufzubürden.<br />

Und die Zusammenarbeit beginnt<br />

Als Traglast aufgebundene Fellbündel oder die Zeltstangen<br />

mit darauf verschnürter Ladung mögen<br />

wohl die ersten Variationen von Zug- und Packhundearbeit<br />

gewesen sein.<br />

Grundsätzlich spielte sich diese Entwicklung in fast allen<br />

Kulturen bis hierher so ab. Mit der Domestikation<br />

weiterer Tierarten, zum Beispiel Schaf, Ziege, Esel und<br />

Pferd, machten sich in einigen Regionen neue und bevorzugtere<br />

Lasttiere beliebt.<br />

Da, wo der Hund weiterhin zu diesen Arbeiten genutzt<br />

wurde, verbesserte der Mensch durch die Weiterent-<br />

wicklung der Beförderungsmittel und die Bildung von<br />

Mehr-Hunde-Gespannen die Effektivität der Zug- und<br />

Lasthunde.<br />

Mit Kufen und flachen Wannen statteten die Völker<br />

der schneereicheren Gebiete ihre Gespanne aus und<br />

konnten so die Lasten vergrößern.<br />

Auf den ursprünglichen, bis zu 6 Meter langen Toboggans<br />

der Inuit fanden so die gesamten Habseeligkeiten<br />

der Familie nebst der jüngsten Kinder locker Platz.<br />

Mit kleineren, leichteren Schlitten wurde die Jagd viel<br />

schneller, es wurden größere Entfernungen zurückgelegt<br />

und der Rücktran<strong>sport</strong> der Beute war gesichert.<br />

In anderen Gegenden, hauptsächlich im Europa des<br />

Mittelalters konnten sich große Teile der Bevölkerung<br />

keine großen Zugtiere leisten. So blieb der Hund als<br />

Pferd des kleinen Mannes bis zum Ende des 19.Jahrhundert<br />

vor Metzger-, Post-, Kohle- und Holzwagen,<br />

sowie zum Ziehen von Milchkarren und anderen landwirtschaftlichen<br />

Gütern im Stadt- und Dorfbild<br />

erhalten.<br />

Die ersten europäischen Pioniere, von denen immer erzählt<br />

wurde, sie hätten den Schlittenhunde<strong>sport</strong> entdeckt,<br />

kamen also auch schon aus einer Kultur, die sehr<br />

wohl Hunde zum Bewegen schwerer Lasten einsetzte.<br />

Die Geschwindigkeit und Ausdauer der in Nordamerika<br />

vorgefundenen Hunde könnte allerdings doch auffällig<br />

gewesen sein, da diese Tiere ihre Arbeit unter ganz<br />

anderen Vorraussetzungen und Umständen als ihre europäischen<br />

Kollegen taten. Das kam denen, die nach<br />

Land und Wohlstand suchten und nur mit Schnelligkeit<br />

eine Chance gegen ihre Mitbewerber um einen Claim<br />

oder Land nutzen konnten, sehr entgegen.<br />

Im aufstrebenden Europa begann die Landflucht und<br />

es entstanden Städte mit immer weniger Platz für immer<br />

mehr Einwohner. Noch heute sind in einigen Städten<br />

die engen alten Gängeviertel, die Unterkunft und<br />

Wohnraum für Arbeiter und deren Familien boten, erhalten.<br />

Unschwer sich vorzustellen, dass dort kein Platz<br />

für größere Fuhrwerke zum Tran<strong>sport</strong> von Alltagsgütern<br />

und Waren aller Art war.<br />

Um den auch sich immer weiter entwickelnden Straßenverkehr<br />

zu regeln und später, um die Anzahl der<br />

Hundegespanne der kleinen Unternehmer und Händler<br />

zu reglementieren und zu begrenzen, wurden Ver-<br />

4 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 5


Geschichte Zughunde<strong>sport</strong><br />

Geschichte Zughunde<strong>sport</strong><br />

ordnungen und Vorschriften zum Halten, Führen und<br />

Benutzen von Hundegespannen erlassen.<br />

Zum Beispiel gab es feste Vorgaben, die Tauglichkeit<br />

und Fähigkeit des Gespannführers und seiner Tiere<br />

abzuprüfen.<br />

Mit dem Verschwinden der Gespanne aus dem Straßenbild<br />

wurden diese überflüssig. Heute gibt es in Deutschland<br />

bislang lediglich eine Prüfungsordnung für<br />

Schweizer Sennenhunde.<br />

In den Anfängen des Technikzeitalters stellten sich die<br />

Schlittenhunde noch als die besseren, zuverlässigeren<br />

Tran<strong>sport</strong>eure für Post und Medikamente dar. Während<br />

die ersten Flugzeuge unter arktischen Bedingungen<br />

einfroren und kapitulierten, brachte eine Hunde<br />

schlittenstaffel 1925 das dringend benötigte Diphterieserum<br />

nach Nome/Alaska.<br />

Es brach die Zeit der Entdecker an. Ende des 19. und<br />

Anfang des 20. Jahrhundert begann der Wettstreit der<br />

Nationen um die Eroberung der Pole.In zahlreichen Expeditionen<br />

versuchten diese, als erste ihre Nationalflagge<br />

an einem der zwei entferntesten Punkte der<br />

Postzusteller an den Fronten wurden Zug- und Packhunde<br />

eingesetzt und oft regelrecht verheizt. 1915<br />

wurden 450 Schlittenhunde aus Alaska nach Frankreich<br />

verschifft, um dort im ostfranzösischen Gebirgskrieg<br />

gegen die Deutschen eingesetzt zu werden.<br />

Am Ende der Kriege litt vor allem die einfache Bevölkerung.<br />

Große Zug- und Lasttiere, wie Pferd und Esel waren<br />

meist während des Kriegs konfisziert, für Militärdienste<br />

beschlagnahmt oder geschlachtet worden.<br />

Auch in Deutschland besann man sich wieder auf Hunde<br />

als Zug- und Lasttiere aber auch als Nahrungsreserve.<br />

Von der Arbeit zum Freizeitspaß<br />

Erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre trat der<br />

Spaß an der Hundehaltung allerorts in den Vordergrund<br />

und verdrängte nach und nach die Einstellung<br />

der Hundehaltung als Nutztier.<br />

Nicht nur seit Generationen arbeitende Zug- und Lasthunde<br />

wurden arbeitslos. Auch andere, spezialisierte<br />

Rassen und deren Mischlinge hatten fast über Nacht<br />

ihre Jobs verloren.<br />

liche brauchten nicht mehr hüten, und durften<br />

schließlich nicht mehr Kinder und Kleintiere umjagen…<br />

Schutzhunde wie Dobermann und Schäferhund mussten<br />

nur noch als Dienst- oder Sporthunde schützen,<br />

und durften letztlich nichts mehr bewachen und verteidigen…und<br />

unsere Zughunde mussten nichts mehr ziehen<br />

oder tragen, und durften auch nicht mehr ihre<br />

Kraft, Ausdauer und Instinktsicherheit in den Dienst<br />

der Menschen stellen.<br />

Ein seltener, noch immer auf die Arbeitsleistung seiner<br />

Hunde bauender Mensch ist Erhard Djuren aus Wremen,<br />

der mit seinem Schlickschlitten, von Hunden gezogen,<br />

immer noch bei Ebbe in der Nordsee Reusen<br />

auslegt und kontrolliert.<br />

Im Namen des Sports gelang es einigen Wenigen, das<br />

Durchführen von Schlittenhunderennen zu legalisieren.<br />

Allerdings beschränkte sich diese Sparte auf die ursprünglichen<br />

Schlittenhunderassen und später auf eigens<br />

dafür gezüchtete Rennrassen.<br />

Auf der Suche nach artgerechter Bewegung und Auslastung<br />

auch vieler anderer Rassen, kam erst spät in<br />

den 80er Jahren das Interesse auf, Hunde aller möglichen<br />

Arten mit Zug- und Lastarbeit zu beschäftigen.<br />

Dabei wurde klar, dass nicht jeder Zughund ein Schlittenhunderennen<br />

laufen kann und muss, sondern dass<br />

je nach Rasseanlagen unterschiedliche Bewegungsabläufe<br />

vor unterschiedlichen Gefährten oder mit Packtaschen<br />

trainiert werden können.<br />

Dabei gilt unabhängig von der Rasse folgende Faustformel:<br />

Ein gut ausgebildeter und trainierter Zughund kann<br />

das vielfache seines Körpergewichts ziehen.<br />

Ein ebenfalls gut aufgebauter und trainierter Packhund<br />

darf mit bis zu einem Drittel seines Körpergewichts<br />

belastet werden.<br />

Wenn also alle Vorraussetzungen stimmen, können<br />

auch unsere heutigen Hunde sehr ansehnliche Arbeitsleistungen<br />

erbringen.<br />

Dabei wird durch das Training die Beziehung zwischen<br />

Mensch und Hund immer weiter entwickelt und verbessert,<br />

der Hund geistig und körperlich gefordert und<br />

ausgelastet und dadurch umgänglicher, ausgeglichener<br />

und gesünder gehalten, als seine arbeitslosen<br />

Kollegen.<br />

Living in Woods<br />

Pack-und Zughundeausbildung<br />

Brigitte Reitz<br />

Staatl.zertifizierte Tierpsychologin<br />

Oberer Brandholzweg 42<br />

21218 Seevetal<br />

04105-2582<br />

<strong>01</strong>60-98310355<br />

Gitte.reitz@gmx.de<br />

www.livinginwoods.de<br />

© Brigitte Reiz<br />

Bild: Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern<br />

Bild: Naturhistorisches<br />

Museum der<br />

Burgergemeinde Bern<br />

Erde zu hissen. Dabei war ein Verzicht auf Zughunde<br />

nicht nur unmöglich, sondern, wie die Scott-Expedition<br />

erfahren musste, auch lebensgefährlich.<br />

Die Menschen bekriegten sich in zwei Weltkriegen,<br />

während denen die Militärs aller Staaten auf jegliche<br />

Ressourcen für Tran<strong>sport</strong> und Reise zurückgriffen. Als<br />

Packhunde für militärisches Gerät in schwer erreichbare<br />

Regionen, als bombenlegende Panzerhunde oder als<br />

Sie brauchten nichts weiter zu sein, als Freund, Spielgefährte<br />

und Seelentröster der Menschen. Diese Entwicklung<br />

ging soweit, dass im Namen des Tierschutzes<br />

ureigenste Aufgaben von Hunden verboten und sogar<br />

mit Strafen belegt wurden.<br />

Hofhunde wie der Spitz brauchten nicht mehr wachen,<br />

und durften schließlich nicht mehr bellen… Hütehunde<br />

wie Collie, Gelbbacke, Harzer Fuchs und ähn-<br />

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Interview Hans Reich<br />

Interview Hans Reich<br />

Hans Reich –<br />

Top Musher aus Leidenschaft<br />

8 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 9


Interview Hans Reich<br />

Interview Hans Reich<br />

Seit 22 Jahren leben Hans<br />

und Margit Reich mit ihren<br />

Huskys. Durch Zufall war der<br />

erste Hund damals ein Husky,<br />

denn eigentlich sollte es<br />

ein Irish Setter werden, aber<br />

das Schicksal hatte etwas<br />

anderes mit ihnen vor.<br />

So konnte Margit dem Blick<br />

eines Huskywelpen nicht<br />

widerstehen und Hans<br />

wusste, er hatte keine<br />

Chance mehr. Der Welpe<br />

zog ein und so begann eine<br />

wundervolle Reise begleitet<br />

von einem immer größer<br />

werdenden Siberian Husky-<br />

Rudel in die Welt des<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong>s.<br />

Als wir Hans persönlich auf den Schlittenhundetagen<br />

in Wallgau dieses Jahres kennen lernen durften<br />

beeindruckte uns sofort seine ruhige Art mit seinem<br />

Husky-Rudel umzugehen. Man konnte auf Anhieb<br />

seine tiefe Liebe zu jedem einzelnen Hund seines Achtergespannes<br />

spüren. Wer schon einmal ein größeres<br />

Gespann gefahren ist und sogar an Rennen teilgenommen<br />

hat, weiß, wie aufgeregt das Rudel davor ist und<br />

eine besondere Stärke des Mushers ist es in solchen Situationen<br />

ruhig und konzentriert zu bleiben. Bei Hans<br />

und seinem Gespann spürt man eines sofort: Sie vertrauen<br />

sich gegenseitig! Und das ist in diesem sehr<br />

energiegeladenen und kraftvollen Sport mit das<br />

Wichtigste.<br />

Zu unserer großen Freude haben Hans und Margit uns<br />

dann auch noch zu sich nach Hause eingeladen. Was<br />

für ein Erlebnis. Momentan haben sie noch 10 Huskys<br />

(acht aktive und zwei Oldies), zu früheren Zeiten waren<br />

es teilweise über 16, da sie auch erfolgreich gezüchtet<br />

haben. Mit Leidenschaft und Liebe muss man so ein<br />

Hobby betreiben, denn es nimmt die volle Freizeit in<br />

Anspruch. Die Hunde haben oberste Priorität und das<br />

zu Recht, denn sie geben uns so viel zurück.<br />

Der große Höhepunkt unseres Treffens war natürlich<br />

eine Trainingsfahrt mit dem Achter-Gespann. Schon<br />

beim Einladen der Hunde ins Auto spürt man die Energie.<br />

Man ist im Bann dieser Hunde, als ob sie einen ins<br />

Rudel aufnehmen würden und mitnehmen würden auf<br />

eine große Reise, auf eine wundervolle Erfahrung. Eine<br />

kurze Fahrt mit dem Auto und schon werden die Hunde<br />

wieder ausgeladen und an ihre Positionen im Gespann<br />

gebracht, ungeduldig zappeln sie in ihren Geschirren.<br />

Die Hunde stemmen sich nun bellend, voller<br />

Margit und die Oldies 2<strong>01</strong>3 in Wallgau beim „Spazierengehen“<br />

Kraft und Vorfreude in die Seile und können es kaum<br />

erwarten zu laufen. Die Energie trägt einen mit und<br />

dann kommt der große Moment: das GO!<br />

Acht Siberian Huskys rennen los und um uns herum<br />

wird es von der einen auf die andere Sekunde still, der<br />

Schnee spritzt uns ins Gesicht, die Sonne scheint und<br />

funkelt leise im mitlaufenden Fluss neben uns. Es ist einer<br />

dieser Momente, wo die Zeit stehen bleibt, wo man<br />

seine Sorgen vergisst und mit diesem Rudel einfach nur<br />

die Natur und das Hier und Jetzt genießt. Es ist ein befreiendes<br />

Gefühl und die Hunde nehmen uns mit auf<br />

eine wundervolle Reise.<br />

„Kraft, Geschwindigkeit und Eleganz“ hatte Hans<br />

Reich in einem früheren interview mal die Frage beantwortet,<br />

was er an diesem Sport so sehr liebe. Ich verstehe<br />

jetzt, was er damit meint, denn ich durfte es selber<br />

erleben, diese Kraft, diese Geschwindigkeit und die<br />

Eleganz dieser wundervollen Hunde.<br />

10 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 11


Interview Hans Reich<br />

Interview Hans Reich<br />

Wie sieht dein tägliches Leben mit so vielen Hunden aus?<br />

Hans Reich:<br />

Der Tagesablauf wird durch die Hunde bestimmt. Früher<br />

haben wir alles alleine gemacht, aber jetzt haben<br />

wir schon seit einiger Zeit eine gute Freundin, die uns<br />

unter der Woche täglich hilft, da wir berufstätig sind.<br />

Ihr habt mit einem Husky angefangen, zwischenzeitlich<br />

waren es über 16 und habt jetzt noch 10. Wie kam<br />

es dazu?<br />

Und wie ernährst du deine Hunde, die ja hohe Leistungen<br />

bringen müssen?<br />

Hans Reich:<br />

Meine Hunde bekommen einmal täglich Rohfutter,<br />

d.h. frisches Fleisch und einmal am Tag bekommen sie<br />

ein hochwertiges Trockenfutter und zwischendurch<br />

gibt es ein leckeres Rinderohr.<br />

Wie sieht eigentlich dein Training aus, denn nicht nur<br />

die Hunde sollten fit sein, oder?<br />

Lieber Hans und liebe Margit, vielen Dank für die tollen<br />

Gespräche und dass ihr uns so herzlich in eurem<br />

Rudel aufgenommen habt. Wir wünschen euch und euren<br />

tollen Hunden alles Gute für die Zukunft und wie<br />

wir erfahren haben, wirst du bald einen Dogscooter<br />

ausprobieren. Wir hoffen, dass wir darüber berichten dürfen.<br />

Aus diesem Interview verabschieden wir uns mit unserm<br />

Lieblingszitat von Hans Reich:<br />

„Es gibt nichts schöneres als den Schlittenhunde<strong>sport</strong>!“<br />

Ein Mann, acht Hunde, eine Leidenschaft!<br />

Hans Reich:<br />

Ja wir haben mit einem Husky angefangen, der eigentlich<br />

ein Irish Setter sein sollte, aber es kam alles anders.<br />

Sehr bald wuchs die Liebe zu dieser tollen Rasse und<br />

damit auch unser Rudel. Dazu kam die Leidenschaft für<br />

den Schlittenhunde<strong>sport</strong>. Da wir mit unserem eigenen<br />

Team fahren wollten, beschlossen wir sehr bald auch zu<br />

züchten. Vor vier Jahren haben wir mit der Zucht aufgehört,<br />

weil all unsere Hunde bis zum Lebensende bei<br />

uns bleiben und unsere Hunde werden im Durchschnitt<br />

14-15 Jahre alt, was ein gutes Alter für Arbeitshunde ist.<br />

Hans Reich:<br />

Ich bin schon fünfmal den Münchner Marathon mit gelaufen<br />

und halte mich durch Joggen fit.<br />

Was waren deine größten Erfolge im Schlittenhunde<strong>sport</strong>?<br />

Hans Reich:<br />

Meine größten Erfolge waren einmal der 3. Platz bei<br />

der WM 20<strong>01</strong> in Donovaly (Slowakei) und einmal der<br />

3. Platz bei der EM 2<strong>01</strong>1 in Donovaly, aber ich bin natürlich<br />

auch Stolz über meine deutschen Meistertitel.<br />

Wie sieht der Jahrestrainingsplan bei euch aus?<br />

Hans Reich:<br />

Im Sommer haben die Hunde 4 Monate Pause um sich<br />

von der anstrengenden Rennsaison zu erholen, was sie<br />

auch brauchen, da gehen wir dann nur joggen. Ab Anfang<br />

September beginnen wir mit dem Training und ab<br />

Ende Dezember bis Mitte März sind wir fast jedes Wochenende<br />

unterwegs auf Rennen. Am Anfang wird mit<br />

dem 100 kg Trainingswagen trainiert und 2 Personen,<br />

d.h. die Hunde ziehen um die 220 kg. Im späteren Training<br />

geht es auf den Schlitten.<br />

Werden Eure zwei Oldies auch noch trainiert?<br />

Hans Reich:<br />

Aber sicher, die brauchen und wollen das. Margit geht<br />

im Sommer und Winter mit ihnen joggen und ab September<br />

wird auch mit dem leichteren Trainingswagen<br />

und natürlich deutlich kürzeren Strecken mit ihnen<br />

trainiert. Bei den Rennen sind sie mit dabei und starten<br />

mit Margit in der Happy Dog Klasse, so fühlen sie sich<br />

noch gebraucht und genießen die „Spazierfahrten“.<br />

Was waren deine schönsten Momente und wie lange<br />

willst du noch aktiv im Renngeschehen mitwirken?<br />

Hans Reich:<br />

Die WM 2<strong>01</strong>1 in Donovaly war für mich was ganz besonderes,<br />

weil mich die Landschaft dort so beeindruckt<br />

hat. Ein ganz emotionales Erlebnis war auch unser Demorennen<br />

2006 in Turin. Wir wollten, dass der Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

wieder olympisch wird und haben dies<br />

dort offenkundig gezeigt. Bei diesem Rennen habe ich<br />

in meiner Klasse den ersten Platz gemacht. Da meine<br />

Hunde und ich nicht jünger werden, werden wir noch<br />

die nächsten zwei Jahre aktiv in der Profiklasse dabei<br />

sein und danach werden wir sehen wie es weitergeht.<br />

Solange es mir und meinen Hunden Spaß macht und<br />

wir gesund bleiben, werden wir die Trails unsicher machen.<br />

„Es gibt nichts schöneres als<br />

den Schlittenhunde<strong>sport</strong>!“<br />

12 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 13


Zughundenachwuchs<br />

Kann mein Hund ziehen?<br />

Eine vergessene und unterschätzte Fähigkeit<br />

unserer Hunde ist die Zugarbeit.<br />

Dafür braucht man keinen Husky zu Hause haben.<br />

Unter dem Oberbegriff Zughunde<strong>sport</strong> versteht man<br />

heute sämtliche Zughunde<strong>sport</strong>arten, die Ihren Ursprung<br />

im Wagenziehen oder im Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

haben. Weder die Anzahl der Hunde noch die Hunderasse<br />

spielen dabei eine Rolle, nur der Lauf- und Arbeitswille<br />

des Hundes zählt. Es bieten sich heutzutage<br />

vielseitige Möglichkeiten und Varianten der aktiven<br />

Freizeitgestaltung mit seinem Hund bei der Zugarbeit<br />

an. Eine neue große Auswahl an modernen Gefährten<br />

(wie z.B. der Dogscooter), macht diesen Hunde<strong>sport</strong><br />

immer beliebter und attraktiver. Eine Auslastung für<br />

Körper und Geist des Hundes.<br />

Für wen eignet sich nun dieser Sport für<br />

Mensch und Hund?<br />

Er richtet sich an alle aktiven Hundebesitzer, welche<br />

einen gesunden und lauffreudigen Hund zu Hause<br />

haben, der mindestens 12 Monate alt ist. Bei großen<br />

Hunderassen empfiehlt es sich noch etwas länger zu<br />

warten, bis mit dem Training begonnen werden kann.<br />

Ratsam ist immer ein vorheriger Besuch beim Tierarzt,<br />

um einen Gesundheitscheck machen zu lassen.<br />

Die nächste wichtige Frage ist, was der Hund ziehen<br />

soll?<br />

Prinzipiell kann der Hund gut das Vierfache seines eigenen<br />

Körpergewichtes ziehen, d.h. die Wahl des<br />

Zuggefährtes hängt vom Gewicht des Hundes und<br />

Menschen ab. Will ich mit einem Hund Dogscooting<br />

machen, sollte der Hund mindestens 18 kg wiegen, bei<br />

Sacco Cart und Trike empfiehlt sich ein Hund ab 25 kg<br />

aufwärts, da die Gefährte schwerer sind. Ausnahmen<br />

hierbei sind Bollerwagen ziehen und Canicross, da diese<br />

Sportarten auch im langsamen Tempo ausgeführt werden<br />

können. Wichtig ist auch die Anzahl der Hunde,<br />

habe ich zum Beispiel zwei spritzige 15 kg Hunde, können<br />

diese auch problemlos einen Dogscooter ziehen.<br />

Was nun für das jeweilige Mensch-Hund/Team das Passende<br />

ist, sollte man in einem Training der vielen<br />

Zughundeschulen ausprobieren und sich auch dort ausführlich<br />

beraten lassen, denn auch der Mensch muss<br />

mit dem Zuggefährt zurecht kommen.<br />

• Sie haben einen (oder mehrere) gesunden Hund ab<br />

mittlerer Größe?<br />

• Sie haben einen (oder mehrere) lauffreudigen Hund<br />

zu Hause, der voller Energie ist?<br />

• Sie haben einen Hund, der gerne an der Leine zieht?<br />

• Sie haben einen Hund, der jagdlich ambitioniert ist<br />

und deshalb selten von der Leine darf?<br />

• Sie suchen eine neue Herausforderung für sich und<br />

Ihren Hund?<br />

• Sie sind <strong>sport</strong>lich und unternehmen gerne etwas mit<br />

Ihrem Hund?<br />

• Sie haben Spaß beim gemeinsamen Training mit Ihrem<br />

Hund?<br />

Dann sollten Sie den Zughunde<strong>sport</strong> ausprobieren!<br />

Aber Vorsicht:<br />

Dieser Sport kann süchtig machen!!!<br />

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Zugarten<br />

Zugarten<br />

Zugarten - Der Bollerwagen<br />

Die gemütlichste Art des Zughunde<strong>sport</strong>s<br />

der verlassen können. Vertrauen und die Hundesprache<br />

verstehen, gehören ebenfalls zu den wichtigen Eckpfeilern<br />

des harmonischen Zusammenleben mit dem Hund.<br />

Ein Tag ohne Arbeit oder einer Aufgabe, die er selbstständig<br />

lösen konnte, war für ihn schlimm. Dann war er<br />

richtig mürrisch. Er hörte auf Handzeichen und konnte<br />

allerlei Kunststücke. Er wurde fast 16 Jahre alt und war<br />

nie krank. Eines Tages ist er auf seinem Lieblingsplatz<br />

am Waldrand für immer eingeschlafen.<br />

Nach ihm kamen viele andere große und kleine, fremde<br />

und eigene Hunde. Und jeder hatte seine eigene Art<br />

im Wesen, wie bei der Zugarbeit. So ist es immer wieder<br />

ein Erlebnis, einem Hund die Welt des Zughundes<br />

zu öffnen, an der er wachsen und sich auslasten kann.<br />

Wussten Sie: Zughunde die dienstlich eingesetzt werden,<br />

sind nach altem Gesetz auch heute noch steuerbefreit.<br />

Auch in der Landwirtschaft, wo ich einige Jahre arbeitete,<br />

halfen mir Zughunde. Eine Hündin, die eigendlich<br />

sehr menschenscheu war, zog sicher und zuverlässig<br />

ganz allein. So konnte ich sie zur Mühle schicken, um<br />

Schrot zu holen, Sie brachte bei der Heuernte das Heu<br />

allein von der Wiese zur Scheune hin und wieder zurück,<br />

wo jeweils jemand be- oder ablud. Dabei musste<br />

sie sogar über eine Verkehrsstraße und den Straßenverkehr<br />

einschätzen. Man sollte nie die Leistungsfähigkeit<br />

und Intelligenz eines Hundes unterschätzen.<br />

Den Führerschein gab es erst für Hunde, noch lange bevor<br />

es das Auto gab. Er musste alle 2 Jahre vom Tierarzt<br />

ausgestellt und mitgeführt werden. Ein Bußgeld, wenn<br />

man ohne ihn erwischt wurde, kostete mitunter einen<br />

Monatslohn.<br />

Zughunde<strong>sport</strong> ist eine Lebenseinstellung. Dazu bindet<br />

man nicht einfach einen Hund an einen Wagen an und<br />

führt ihn am Halsband. Auch soll ein Hund am Halsband<br />

ja nicht ziehen. Man lehrt den Hund einen Wagen<br />

zu führen und vertraut dem Hund diese Aufgabe<br />

an. Das ist unter fachgerechter Anleitung gar nicht so<br />

schwer. Am besten man spannt einen Neuling als Beihund<br />

zu einem erfahrenen Zughund. Der nimmt die<br />

Angst vor dem Wagen und zeigt, wie es geht. Durch<br />

diese Sicherheit lernt auch der Mensch am Sichersten<br />

den Zughunde<strong>sport</strong> richtig kennen und verstehen.<br />

An der Zugarbeit wächst der Hund und die Partnerschaft<br />

Hund - Mensch wächst mit jeder Runde.<br />

Der Hund ist ein Lauftier und Bewegungsmangel<br />

macht die meisten Hunde krank und in keiner anderen<br />

Sportart kann der Hund so gut wie im Zughunde<strong>sport</strong><br />

seinem Bewegungsdrang nach gehen. So galopieren<br />

die Hunde am Anfang meist. Im Zug auf längeren<br />

Wegen sollte der Hund dann traben. Erst dann trainiert<br />

man den Hund in Ausdauer, Körper und Geist. Zieht er<br />

immer im Schritt, dann muss er immer von Neuem anziehen,<br />

was ermüdet. Zughunde sollen denken. Sie sollen<br />

selbstständig den Wagen führen lernen und auf Zuruf<br />

zum Ziel seines Menschen fahren, mit oder ohne ihn.<br />

Wie man zum Zughund kommt<br />

Das ist bei mir schon lange her, gut 40 Jahre. Ich war<br />

Kind und hatte einen Cocker Spaniel, ganz für mich<br />

allein. Er war von sehr wilden Temperament und wenig<br />

erzogen. Mir fehlte damals das Wissen. So zog er an<br />

der Leine und ich hatte meine Mühe ihn zu halten.<br />

Und dann höre ich noch heute, wie ein Mann im Vorbei<br />

gehen zu mir sagte. „Spann diesen Hund blos an.“<br />

Ein Satz, der zu meinen Schicksal wurde. Ich wälzte alte<br />

Bücher zum Thema und baute mit meinem Bruder den<br />

ersten Hundewagen aus einem Schubfach, Kinderwagenrädern,<br />

einer Zuggabel aus Alurohren, selbst genähtem<br />

Seilgeschirr und einem Kleiderbügel als Schwängel.<br />

Ein Mini-Pferdewagen wurde es.<br />

Ab ging es über Stock und Stein. In diesem ersten Hundewagen<br />

konnte man natürlich nicht sitzen. Ich musste<br />

aber bald lernen, dass man die Zugkraft eines Hundes<br />

nicht unterschätzen darf. Mein Cocker Tobbi war ein<br />

Naturtalent und so lernte ich fast mehr von ihm, als<br />

umgekehrt. Ich erledigte Einkäufe, Tran<strong>sport</strong>e besonders<br />

für unseren damaligen Garten im unwegsamen<br />

Gelände und nutzte überhaupt alle Möglichkeiten zum<br />

sinnvollen Einsatz. Und so war meine erste Lektion in<br />

Sachen Hund. Nur ein ausgelasteter Hund ist ein folgsamer,<br />

glücklicher Hund. Der Hund war immer voll bei<br />

der Sache. Es war immer eine Freude für uns beide. Erst<br />

durch gemeinsame Arbeit, lernt man sich gegenseitig<br />

kennen und schätzen.<br />

Und ich war nun vom „Zughunde<strong>sport</strong>virus“ infiziert.<br />

Und wer das nun einmal ist, der kommt davon auch<br />

nicht mehr los.<br />

Durch die gemeinsame Arbeit mit dem Hund kam auch<br />

der Gehorsam, denn man muss sich ja auch aufeinan-<br />

Ist Zughunde<strong>sport</strong> schädlich?<br />

Arbeit für den Hund ist nicht schädlich, wenn man<br />

mit Verstand, Bauchgefühl, Einfühlungsvermögen<br />

und Vertrauen an die Sache ran geht.<br />

Bis 1998 hatte ich einen Zughund als Diensthund in<br />

den Berliner Forsten. Er hieß Kollege Ambro, ein Berner<br />

Sennenhund. Er zog fast 10 Jahre lang Lasten durch<br />

den Wald. Von Müll, Holz , Jungbäume, Nistkästen und<br />

Motorsägen zog er alles sicher und auch mal ganz ohne<br />

Begleitung von Ort zu Ort. Bis 150 kg Last war das kein<br />

Problem. War es mehr, dann zog man mit. Seine Hilfe<br />

war wichtig und erleichterte die Waldarbeit. Es machte<br />

auch viel Freude. Der Hundewagen konnte bis in die<br />

unwegsamsten Ecken fahren, war umweltschonend und<br />

preisgünstig. Ambro wurde 13 Jahre alt.<br />

Wussten Sie, dass man sich mit einem Zughund nicht<br />

verlaufen oder verfahren kann? Der Zughund, dem<br />

man vertraut, findet immer nach Hause! Wir haben es<br />

oft genug probiert, auch in unbekanntem Gelände.<br />

Das ist erst mal ein Gefühl, wenn der Hund die Führung<br />

übernimmt und sicher zum Ziel fährt. Hunde können<br />

sich schnell Gelände einprägen und auch sicher Abkürzungen<br />

finden.<br />

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Zugarten<br />

Zugarten<br />

Jeder nach seinem Temperament<br />

Beim Zughund für den Bollerwagen geht es auch<br />

nicht nur um Schnelligkeit. Jeder Hund hat sein<br />

Tempo. Im Trab laufen die meisten Hunde zwischen 10<br />

und 18km/h. Bei den Schlittenhunden geht es um<br />

Schnelligkeit und große Distanzen. Sie ziehen meist in<br />

Rudelverbänden. Dazu züchtete man auch Hunde mit<br />

speziellen Laufeigenschaften.<br />

Beim Zughund vor dem Hundewagen geht es um Sicherheit<br />

der „Ladung“, sicheres Fahrgefühl des Hundes<br />

durch das Gelände und um Hindernisse herum. Und<br />

man staune welche Hunde sich als wahre Zughunde<br />

entpuppen, wenn man sie richtig anlernt. So ziehen<br />

auch fremde Hunde gemeinsam eine Kutsche und arbeiten<br />

im Team. Meist ziehen Zughunde allein oder zu zweit<br />

eine Kutsche. Auch die Anspannung unterscheidet sich.<br />

Jeder Hund, ganz gleich welcher Rasse und Temperament,<br />

hat sein Talent und seine Freude beim Ziehen an<br />

anderer Stelle. Ist doch meist der Hund da, bevor man<br />

zum Zughunde<strong>sport</strong> kommt.<br />

Die Hunde sind sehr verschieden. So mag der eine, besonders<br />

Rüden, nie ohne Last ziehen. Bis zum 5 fachen<br />

Körpergewicht ist dies möglich. Auf längere Strecken<br />

sollte es bis zum 3 fachen genügen.<br />

Wussten Sie, dass das erste Tierschutzgesetz um 1886 für<br />

den Zughund erschaffen wurde? Ein Hühnerverein aus<br />

Oldenburg wollte den Hund als Zugtier verbieten lassen,<br />

weil er anatomisch nicht zum Ziehen geeignet sei. Untersuchungen<br />

allerdings bewiesen das Gegenteil. Und<br />

jeder unerzogene Hund beweist dies sehr gut, wenn er<br />

seine Menschen hinterher zieht. So zeigt sich auch, wer<br />

für den Sport gut geeignet und vortrainiert ist.<br />

Spass für alle<br />

Erst mal angespannt mag der eine Hund ein unebenes<br />

kurvenreiches Gelände, der andere zieht mehr<br />

die gerade Strecke, der eine fährt gern durch Pfützen,<br />

wo der andere sie alle umfährt. Da haben Hunde Ideen.<br />

Es gibt Pudel und Pinschermischlinge, die ziehen wie<br />

die Profis von Anfang an. Und es kommt auch vor, dass<br />

ein Husky aus einer Leistungszucht keine Lust hat zu<br />

ziehen oder gar schnell zu laufen. Doch wer wie gestrickt<br />

ist, muss man ausprobieren.<br />

Rüden lernen mitunter ihre Rangkämpfe im Zugduell<br />

ab zu bauen. Sie lernen aber auch sich gegenseitig zu<br />

brauchen. Hündinnen sind fürsorgliche Abeiterinnen<br />

mit immer einen Schalk im Nacken. Im Gespann mit unerzogenen<br />

Rüden können sie gut besänftigend und erzieherisch<br />

wirken. Ja und das Überholen und Ausbremsen<br />

hat wohl nicht der Mensch erfunden. Wer das Glück<br />

hat in einer Kollonne von Zughunden zu fahren, wird<br />

dies schnell erfahren.<br />

Wussten Sie, dass die erste Verkehrsregel „rechts vor<br />

links“ durch Zughunde in Europa erlassen wurde?<br />

Meist führten ja Burschen von Händlern und Dienstleistern<br />

die Zughunde in den Städten. Und wie Jungs mal<br />

so sind, nahmen sie gern die Vorfahrt von Pferde- und<br />

Ochsengespann. Nachdem es zunehmend böse Unfälle<br />

gab, war man gezwungen durch Regeln, Abhilfe zu<br />

schaffen.<br />

Kann man den Hund überlasten?<br />

Ja das kann man. Man muss die Körpersprache seines<br />

Hundes lernen und sich danach richten. Auch ist nicht<br />

allein Hitze ermüdend, sondern besonders hoher Luftdruck.<br />

Wegbeschaffenheit und Steigung haben ebenfalls<br />

Einfluss auf die Leistung des Hundes. Auch das<br />

Alter und die gut oder schlecht gewachsene Anatomie<br />

entscheiden über Stärke und Talent des Hundes. Jeder<br />

Hund kann ziehen, seinen „Mängeln“ und seinem Temperament<br />

entsprechend.<br />

Behalten sich die meisten Hund Reserven und stoppen,<br />

wenn sie nicht mehr wollen, so gibt es auch Hunde, die<br />

gern bis zum umfallen ziehen würden. Ihnen muss man<br />

das Kommando „Pause“ bei bringen und auf Pausen<br />

achten. Einem Bernhardiner kann das nicht passieren.<br />

Sie sind meist gemütlich und haben viel Kraft. Und die<br />

Temperamentvolleren unter ihnen haben dann auch<br />

große Ausdauer. Große Schweizer sind als Rasse ideale<br />

Zughunde. Schäferhunde ziehen gern, wenn ihre Kruppe<br />

nicht zu steil verläuft. Retriver und co, die typischen<br />

Familienhunde zeigen sich oft als ausdauernde und zuverlässige<br />

Zugtiere. Auch mancher Westie kläfft nicht<br />

mehr, wenn er durch den Hindernisparcur ziehen darf.<br />

Jagdhunde meinen gern, wenn sie die Zugarbeit beherscht,<br />

nebenbei noch nach Tieren stöbern zu können.<br />

Da muss der Gehorsam sitzen. Rottweiler sind<br />

klassische Zughunde.<br />

Wussten Sie, das Fleischerhunde die Zughunde waren,<br />

die besonders in Rottweil die kleineren Schlachttiere<br />

(Schaf und Schwein) zur Schlächterei brachten , Häute<br />

zum Gerber und Fleisch zum Markt zogen? Nebenbei<br />

sollten sie die Ware auch bewachen.<br />

Es gibt verschiedene Zughundetypen<br />

So sind die flinken <strong>sport</strong>lichen Hunde meist auch<br />

schnell im Ziehen, aber ohne große Kraft und auch<br />

Ausdauer ist nicht immer gleich da. Die schwereren<br />

Hunde sind ruhig bei der Arbeit, werden meist ausdauernd<br />

und mögen gar keine leeren Kutschen. Es kann<br />

auch innerhalb einer Rasse große Unterschiede geben.<br />

Konditionstraining ist immer wichtig. Futter ist wichtig<br />

und auch der Gesundheitszustand.<br />

Die Ausrüstung muss stimmen<br />

Das Geschirr, wie auch der Wagen müssen auf den<br />

Hund abgestimmt sein. Passt das Geschirr nicht, hat<br />

er gar Schmerzen oder sind die Räder zu klein, dann<br />

muss der Hund schwerer ziehen und ermüdet schnell.<br />

Da verlieren auch die Hunde die Lust, die sonst gern<br />

ziehen würden.<br />

Auch gibt es verschiedenen Anspannungen, die dem<br />

Menschen gefallen soll. Wo der Mensch sich traut, da<br />

zieht der Hund gern die Kutsche. Es ist alles eine Frage<br />

des Vertrauens.<br />

Bollerwagen heißt eigentlich allgemein Hundewagen.<br />

Wussten Sie, dass der Bollerwagen so hieß, weil er<br />

auf den Kopfsteinflaster in den Städten schon<br />

von weitem zu hören war? Im ersten Weltkrieg gab es<br />

die ersten luftbereiften Hundewagen mit Geschützen.<br />

Die sollten ja die Feinde nicht schon von Weitem<br />

hören.<br />

Heute sagt man Bollerwagen zum Hundewagen mit<br />

kleinen Rädern und wenig Platz für Ladung. Er ist nur<br />

für kurze Strecken geeignet. Vorsicht auch beim Abstand<br />

zwischen Hund und Wagen. Ist er zu knapp bemessen,<br />

kann der Hund sich schnell beim Gehen oder<br />

auch bergab an den Hinterläufen verletzen. Durch die<br />

kleinen Räder zieht er sich schwer auch ohne Last. Bewegungsfreudige<br />

Hunde haben da ihre Probleme, weil<br />

sie ihrem Drang zu traben nicht nachgehen können.<br />

Gezogen wird meist mit Sielgeschirr, aber auch Pulkaanspannung<br />

wie beim Saccocard ist möglich.<br />

Der historische und älteste Hundewagen ist die Pritsche.<br />

Eine große Platte und darunter möglichst große<br />

Räder. Gut für Tran<strong>sport</strong>e aller Art. Man kann hier seitlich<br />

drauf sitzen, auch eine ganze Kinderschar aufsitzen<br />

lassen oder auch eine Umrandung oder Plane anbringen,<br />

je nach Last und Geschmack. Gezogen wird<br />

der Wagen mit einem Sielgeschirr oder Kummet in einer<br />

Gabel beim Einzelhund oder im Gespann mit einer<br />

Zugstange. Er sieht wie eine Pferdekutsche aus. Der<br />

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Begleit- und Zughundeverein<br />

Berlin e.V<br />

Der älteste Zughundeverein Deutschland<br />

Hund ist in der Lage, den Wagen selbstständig und im<br />

engen Radius zu lenken und zu bremsen. Geeignet für<br />

Hunde mit mittlerem Temperament, die auch zuverlässig<br />

allein ziehen wollen. Hier können auch Kinder lernen,<br />

einen Hund mit Wagen zu führen.<br />

Der Einachser ist eine sehr alte Anspannung, mit typischem<br />

Kummetsattelgeschirr. Er war in den Niederlanden<br />

weit verbreitet. Mitunter waren die Räder bis 1 m<br />

im Durchmesser. War der Wagen nicht gut austariert,<br />

dann lag die Last auf dem Rücken des Hundes. Ein starrer<br />

sehr breiter Lederstreifem „Sattel“ sollte die Last<br />

austarieren. Aus diesem Grund ist dieser Wagen nicht<br />

zu empfehlen.<br />

Es gab auch im Hamburger Raum Einachser wo der<br />

Hund unter den Wagen angespannt zog. Dem entsprechend<br />

groß im Durchmesser waren auch die Räder.<br />

Der Saccocart<br />

Der Saccocard ist ein moderner <strong>sport</strong>licher Hundewagen<br />

für ein oder 2 Hunde. Gezogen wird mit einem<br />

Geschirr, was dem Schlittenhundgeschirr abgewandelt<br />

ist und der Hund mit dem sogenannten Y vor der Brust<br />

zieht. Der Hund hat große Beweglichkeit. Hier kann<br />

der Hund zwar nur eingeschränkt den Wagen lenken<br />

und bremsen, doch der Mensch kann mitlenken und<br />

bremsen. Der Sacco hat eine gute Federung und ist für<br />

unwegsames Gelände geeignet. Leider kann nur eine<br />

Person mitfahren.<br />

Der Dogscooter<br />

Dogscooter eignet sich besonders für kleinere flinkere<br />

Rassen. Hier kann man mitrollern und den Hund<br />

unterstützen. Gezogen wird wie bei den Schlittenhunden<br />

an Zugleinen und mit Schlittenhundgeschirr. Der<br />

Hund kann den Scooter weder lenken noch bremsen.<br />

Dies übernimmt der Mensch. Der Hund muss dennoch<br />

gut lernen auf Kommando zu stoppen und die Spur zu<br />

halten, den Schlittenhunden ähnlich. Mal eben so zum<br />

Baum gehen und das Beinchen heben wäre fatal. Doch<br />

die Hunde lernen schnell.<br />

Das Trike<br />

Trike hat drei Räder, ist somit etwas standfester wie<br />

der Scooter, aber auch breiter und schwerer. Er eignet<br />

sich für mehrere Hunde und ist auch ein Übungswagen<br />

für den Schlittenhunde<strong>sport</strong>. Man kann auch<br />

hier durch mitrollern unterstützen. Gezogen wird auch<br />

an Zugleinen und Schlittenhundegeschirr. Die Hunde<br />

müssen auch hier gut lernen die Spur zu halten und auf<br />

Kommando zu stoppen.<br />

© Susanne Preuß<br />

Wer noch mehr über Zughunde erfahren möchte<br />

der sollte meinen Buch „Der Zughund einst und<br />

jetzt“ lesen. Neben Geschichte und Gesetze kann<br />

man noch viel über die Ausbildung und Anspannarten<br />

lesen, mit vielen Bildern und Fotos. Ein Anleitungsbuch<br />

das Spaß beim lesen bringt und gern verleitet<br />

zum Anspannen.<br />

Im Süden mitten in Berlin , Treptow- Plänterwald, hat<br />

unser Verein seinen Hundeplatz mit Vereinsheim,<br />

Übungsfläche und Hindernissparcour. Der Treptower<br />

Park mit über 80 ha und seinen schönen Wegen und<br />

Anlagen, wird gern von uns mit den Hundewagen und<br />

Rädern genutzt und durchfahren. Denn erst in der Kollone<br />

macht der Zughunde<strong>sport</strong> richtig Spaß. Auf der<br />

anderen Seite haben wir den Plänterwald, der zu den<br />

Berliner Forsten gehört, ca 80 ha Gelände zum austoben.<br />

Wir sind eine lustige Truppe und kommen von nah und<br />

fern mit großen und kleinen Hunden, die sich vor allem<br />

dem Zughunde<strong>sport</strong> verschrieben haben.<br />

Mit fast 40 Jahre Zughundeerfahrungen, vom echten<br />

Arbeitshund mit selbstständigen Arbeitbereich in Berliner<br />

Forsten und Landwirtschaft, bis Freizeitvergnügen<br />

quer durch die Rassen, können wir viel unserer Erfahrungen<br />

weiter geben.<br />

Zum Übungsprogramm gehören in erster Linie Sozialisierung<br />

und Grundgehorsam, Geländegeschicklichkeit,<br />

Hundesprache und Verhalten verstehen lernen, Denkund<br />

Teamaufgaben, sowie Spiele für Hund und Mensch.<br />

Grundkurs für den Zughund bis zum Profizughund sind<br />

selbstverständlich der Mittelpunkt. Verschiedene Wagentypen<br />

und Anspannungsformen (Geschirre) sind<br />

vor Ort und können ausprobiert werden.<br />

Geselligkeit kommt in unseren Verein auch nie zu kurz.<br />

Mit den Hundekutschen sind wir jeden Sonntag zum<br />

Vergnügen unterwegs, üben da auch Geschicklichkeit<br />

mit den Hundewagen bis hin zum Staffellauf. Das ist<br />

ein Mannschaftspiel mit Hundewagen. Die Hunde sind<br />

da immer mit Begeisterung dabei.<br />

Regelmäßig zeigen wir auch unser Können, sowie die<br />

Vielfältigkeit des Zughunde<strong>sport</strong>es mit Tracht, Uniform,<br />

Hundekarren, Hundekutsche bis zum modernen<br />

Saccocard, von einst bis zum heutigen Zughunde<strong>sport</strong><br />

auch auf Veranstaltungen und Vorführungen quer<br />

durch Deutschland. Kinderfeste mit Hundekutschen,<br />

wo dann die Kinder den Umgang mit fremden Hunden<br />

lernen, ist immer eines unser Veranstaltungen.<br />

Einmal im Jahr sind wir auch länger, ca. eine Woche,<br />

mit einer Treckingtour unterwegs. Dann erkunden wir<br />

nur mit den Hundewagen und Rad neues Land fern ab<br />

von Straßen und „Zivilisation“, ohne Zeitdruck, aber<br />

mit viel Spaß. Es ist spannend und erfahrungsreich auf<br />

diese Weise mit seinen Hund und die Umwelt aus neuer<br />

Perspektive kennen zu lernen. Auch für Anfänger geeignet,<br />

die wir, wie jeden gern zum mitmachen einladen.<br />

Die Tagesstrecken sind zwischen ca. 10 und 25 km,<br />

mit reichlich Pausen.<br />

Einmal im Jahr im Oktober, findet in Berlin eine<br />

Zughundeprüfung statt, wie sie schon ähnlich vor<br />

ca.100 Jahren üblich war. Auch hier ist immer große Beteiligung<br />

von fern und nah. Jeder der möchte kann an<br />

dieser Prüfung teil nehmen oder zuschauen. Sie besteht<br />

aus einen Hindernisparcouer und Geländelauf<br />

mit Aufgabenstationen.<br />

Gern kann jeder zu uns kommen und uns kennen lernen<br />

und bei uns trainieren.<br />

Auch Leute die sich erst einen Hund anschaffen möchten,<br />

beraten wir gern. So kann man den Umgang bei<br />

uns mit kleinen oder großen Hunden ausprobieren.<br />

Wir bieten verschiedene Übungskurse an. Vom Wochenendseminar<br />

oder Trainingssonntage, sowie Einzeltraining<br />

für Problemlösungen ist bei uns nach Anfrage<br />

alles möglich. Alle Rassen sind willkommen, sowie von<br />

Welpe bis zum Senior. Wer möchte, kann auch Vereinsmitglied<br />

werden.<br />

www.Zughund1.de<br />

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Zughundezentrum Oberland<br />

Zur Person<br />

• Ich arbeitet seit 10 Jahren mit Hunden<br />

• Studium der Tierpsychologie an der ATN<br />

• Seit drei Jahren gebe ich Welpen- und<br />

Junghundekurse, Longier-, Treibball-,<br />

Fährten- und Clickerkurse, sowie diverse<br />

Tagesseminare an der Hundeschule<br />

A.S.KOM (www.hundeschule-askom.de)<br />

• Seit 2<strong>01</strong>1 Leiterin des Zughundezentrums<br />

Oberland und des Onlineshops<br />

www.derhundling.de<br />

• Seit 2<strong>01</strong>2 Ladenlokal<br />

Der Hundling – Zughundezentrum Oberland<br />

Seit mehreren Jahren<br />

betreibe ich intensiv den<br />

Zughunde<strong>sport</strong>, zu Beginn<br />

selbst noch mit meinen<br />

drei Hunden, eine nun<br />

11-jährigen Border Collie /<br />

Australian Shepherd Hündin,<br />

einem nun 12-jährigen<br />

Berger de Pyrenees Rüde<br />

und einer 2-jährigen Australian<br />

Shepherd Hündin,<br />

die mich mittlerweile alleine<br />

ziehen darf, da meine<br />

beiden anderen Hunde zu<br />

alt dafür sind.<br />

Da die Nachfrage zum Thema Zughunde<strong>sport</strong> immer<br />

größer wird, wuchs das Zughundezentrum Oberland<br />

sehr schnell an. Mittlerweile gehört ein Ladenlokal<br />

mit allem, was das Zughundeherz höher schlagen<br />

lässt, dazu und ich unterrichte den Zughunde<strong>sport</strong><br />

auch in anderen Hundeschulen im deutschsprachigen<br />

Raum. Viele neue Freundschaften zu anderen (Zug-)<br />

Hundeschulen und Mushern haben sich entwickelt und<br />

das Netzwerk wird zu meiner Freude immer größer.<br />

Des Öfteren wurde ich nun gefragt, ein Buch zu diesem<br />

Thema zu schreiben. Dadurch wurde die Idee geboren,<br />

ein Zughunde-Magazin auf den Markt zu bringen. Es<br />

gibt viele Unsicherheiten der Menschen bezüglich diesem<br />

Sport, aber auch neue Entwicklungen, die man<br />

meiner Meinung nach besser durch ein Magazin auf<br />

den Markt bringt, da dies immer auf dem neuesten Stand ist.<br />

Angebot meines Zughundezentrums<br />

Bei uns lernt ihr die Grund- und Aufbaukenntnisse<br />

des Zughunde<strong>sport</strong>es/Dogscooting im wunderschönen<br />

Voralpenland im Süden von München kennen. Mit<br />

viel Freude zeigen wir euch und eurem Hund die spannende<br />

und faszinierende Welt des Zughunde<strong>sport</strong>es.<br />

Im intensiven Einführungsseminar oder Einzeltraining<br />

lernt ihr in der Gruppe oder alleine die theoretische<br />

und praktische Welt des Zughunde<strong>sport</strong>es kennen.<br />

Dazu bieten wir regelmäßig Gruppenausfahrten an und<br />

haben einmal im Monat einen Zughunde-Stammtisch.<br />

Dazu bekommt Ihr natürlich auch eine ausführliche Beratung<br />

über die verschiedenen Dogscooter, Bikejöring,<br />

Geschirre und das nötige Equipment und könnt dies<br />

auch gleich vor Ort testen und bestellen.<br />

Angebots-Überblick<br />

• Zughunde-Einzeltraining<br />

• Zughunde-Halbtagesseminare<br />

• Zughunde-Touren<br />

• wöchentl. oder monatl. Zughundetraining<br />

• Zughunde-Stammtisch<br />

• Dogscooter-Verleih mit Zubehör<br />

• Beratung rund um das Thema Zughunde<strong>sport</strong><br />

• Zughunde-Shop<br />

Wir freuen uns auf viele neue zughundebegeisterte<br />

Menschen und deren Hunde!<br />

Taucht mit uns ein in die faszinierende Zughundewelt!<br />

Eure Annick Busl<br />

Zughundezentrum Oberland<br />

Winzererstraße 16<br />

83679 Sachsenkam<br />

info@zughundezentrum-oberland.de<br />

www. zughundezentrum-oberland.de<br />

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Canicross<br />

Canicross – Zurück zur Natur<br />

Wenn wir uns einmal eine<br />

Auszeit gönnen, werden<br />

wir uns bewusst wie sehr<br />

die Familie, der Beruf, der<br />

Verein und Projekte uns<br />

vereinnahmen. Es scheint,<br />

als könnten wir den Erwartungen<br />

unserer Umwelt<br />

nicht mehr gerecht<br />

werden. Wir sind Erwartungen<br />

anderer ausgesetzt,<br />

die unser Leben bestimmen<br />

und in vorgefertigte Bahnen<br />

drängen. Wir fühlen uns<br />

fremdbestimmt, müde und<br />

ausgebrannt.<br />

So oder so ähnlich geht es<br />

mittlerweile den meisten<br />

Menschen in Europa. Viele<br />

schaffen es nicht mehr ihre<br />

Kräfte zu bündeln und für<br />

sich selbst zu sorgen. Wir<br />

wollen raus in die Natur!<br />

Nach meinen persönlichen Erfahrungen ist der Canicross<br />

Sport eine wunderbare und motivierende Art<br />

der <strong>sport</strong>lichen Aktivität. Wir suchen uns naturbelassene<br />

Gebiete und jagen durch die Natur - ursprünglich<br />

wie in den Anfängen der Menschheit. Wir erleben das<br />

Wetter, den Regen auf der Haut und den Wind im Gesicht.<br />

Unser Weg führt über Wiesen, durch Flüsse, durch<br />

Wälder bergauf und bergab.<br />

Beim Canicross (Geländelauf mit Hund) zieht der Hund<br />

den Läufer. Beide verbindet eine 2 Meter lange Leine.<br />

Die Leine ist mit einem Rückstoßdämpfer versehen und<br />

schützt beide vor plötzlichen, ruckartigen Bewegungen.<br />

Ein Panikverschluss trennt den Läufer in Gefahrensituationen<br />

von seinem Hund. Da Canicross ein reiner<br />

Zughunde<strong>sport</strong> ist, müssen die Hunde ein der Körperform<br />

angepasstes Zuggeschirr tragen. Für den Läufer<br />

gibt es einen speziellen Canicrossgürtel, der im Lendenbereich<br />

und Gesäß die Zuglast verteilt.<br />

Es eignen sich alle lauffreudigen Hunde als Joggingpartner.<br />

Junge Hunde sollten aber erst nach Abschluss<br />

des Gebäudeschubes im Zughunde<strong>sport</strong> eingesetzt und<br />

behutsam an die neue Belastung herangeführt werden.<br />

Mittlerweile gibt es viele neue Entwicklungen<br />

beim Canicross. Geht es beim Dogwalking und Bergwandern<br />

noch gemäßigt zur Sache, kann man sich in<br />

den Sparten Skijöring, Sommerskating, Dogscootering<br />

und Bikejöring so richtig austoben. Nehmen Sie Kontakt<br />

zu Gleichgesinnten auf und organisieren Sie einen<br />

Lauftreff oder sogar eine eigene Canicrossveranstaltung.<br />

In Europa gibt es heute viele verschiedene Canicrossveranstaltungen<br />

mit Sprint,- Distanz,- und Etappenrennen<br />

oder einen Alpentrail, wie die Trophee des Montagnes<br />

(TDM) in Frankreich. Dazu kommen nationale<br />

Meisterschaften, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften.<br />

Canicrosstermine sind unter www.<br />

sled<strong>dog</strong>revue.de zu finden.<br />

Der Canicrossläufer ist mit seinem Hund auf vielen Ebenen<br />

immer miteinander verbunden. Beide müssen sich<br />

achten, respektieren und gemeinsam auch unter Stress<br />

zusammenarbeiten. Der Hund wird zu einem engen<br />

Partner, der Anstrengung, Schmerz und Freude mit<br />

dem Sportler teilt. Nicht selten schauen die Läufer nach<br />

einem schweren Run ihrem Hund in die Augen und es<br />

öffnet sich ein Tor zum Herzen. Eine besondere Bindung<br />

entsteht zwischen Hund und Mensch.<br />

Woher stammt die Idee?<br />

Die Idee sich von seinem Hund an einer Leine laufend<br />

durch das Gelände ziehen zu lassen, gibt es<br />

sicher schon sehr lange. In Europa ist der Cross-Country-Lauf<br />

mit Hund erst in den vergangenen Jahrzehnten<br />

organisiert als Wettkampf durchgeführt worden. In<br />

Frankreich soll es die ersten Canicrossrennen gegeben<br />

haben. Bis heute hat sich diese Wettkampfform in Europa<br />

weiterentwickelt und findet auch in Deutschland<br />

stetig neue begeisterte Sportler, die mit dem Hund an<br />

der Leine in schönster Natur unterwegs sind.<br />

Noch unentschlossene Läufer haben die Möglichkeit,<br />

ein Seminar im Zughundezentrum oder eine Hundeschule<br />

mit entsprechenden Kursen zu besuchen. Hier<br />

erklären erfahrene Hunde<strong>sport</strong>ler, was im Einzelnen zu<br />

beachten ist.<br />

© Ingo Babbel<br />

canicross-outdoor<strong>sport</strong>s<br />

www.canicross-nrw.de<br />

24 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 25


Das Zughundezentrum Schweiz<br />

Das Zughundezentrum Schweiz<br />

stellt sich vor<br />

Das Team vom Zughundezentrum besteht<br />

aus Anouk- einem Briard-Rüden<br />

und seinem Frauchen Kathrin Schraven<br />

Zum Zughunde<strong>sport</strong> bin ich eigentlich durch unseren<br />

früheren Nachbarn gekommen. Er hatte 16 Alaskan<br />

Huskys und machte täglich mit ihnen und einem Quad<br />

Ausfahrten. Irgendwann fragte er mich, ob ich nicht<br />

Lust hätte, selbst mit einem 4er Gespann zu fahren. Natürlich<br />

hatte ich riesige Lust dazu und nach dieser Ausfahrt<br />

war ich mich dem Virus „Zughunde<strong>sport</strong>“<br />

infiziert.<br />

Es sollte allerdings noch einige Zeit dauern bis Anouk,<br />

ein Briard-Rüde, zu uns kam. Nun ist er ausgewachsen,<br />

gesund, zieht gern an der Leine und ist voller Energie<br />

und Arbeitswillen. Endlich war es soweit – wir konnten<br />

mit dem Zughunde<strong>sport</strong> beginnen. Eigentlich hatte ich<br />

mir für uns immer ein Trike vorgestellt, doch es sollte<br />

anders kommen.<br />

Ich entdeckte eines Tages auf Facebook einen Film von<br />

den „Zughundlingen“ auf einer Ausfahrt mit ihren<br />

Scootern. Ich war völlig begeistert von der Gruppe und<br />

ihren Scootern. Den sichtlich motivierten Mensch–<br />

Hund Teams konnte man den Spaß ansehen.<br />

Ich nahm Kontakt mit Annick Busl auf, meldete uns zu<br />

einem Workshop an. Und ja - Anouk hatte Freude am<br />

Ziehen. Ein passendes Zuggeschirr wurde gekauft und<br />

ein Scooter angeschafft.<br />

So entstand die Idee ein Zughundezentrum in der<br />

Schweiz zu gründen. Das Dog–Scootern ist hier noch<br />

ziemlich unbekannt und ich freue mich riesig es hier<br />

populär machen zu können und ein Stück von meiner<br />

Leidenschaft weiter zu geben.<br />

Ich hoffe viele Mensch-Hund Teams mit dem Virus<br />

„Zughunde<strong>sport</strong>“ infizieren zu können.<br />

Für mich ist die Zugarbeit eine weitere tolle Beschäftigungsmöglichkeit,<br />

die Mensch und Hund aktiv verbindet<br />

und die Hunde geistig sowie körperlich auslastet.<br />

Noch ein paar Worte zu meiner Person<br />

Mein Mann und ich sind 20<strong>01</strong> aus beruflichen Gründen<br />

von Deutschland in die Schweiz gezogen.<br />

Ich absolvierte eine Ausbildung zur<br />

• Tierheilpraktikerin<br />

• Tierpsychologin - Spezialisierung auf den Hund<br />

• 2-jährige Ausbildung zur zertifizierten<br />

Hundetrainerin<br />

2007 gründeten wir unseren Online-Shop für Hundespielzeug<br />

und Hundezubehör www.toys4<strong>dog</strong>s.ch<br />

Das Angebot meines Zughundezentrums:<br />

• Dogscootering<br />

Gruppen Tages - Workshop (Beginner)<br />

Grund- und Aufbaukenntnisse des<br />

Dogscootering/Zughunde<strong>sport</strong>es<br />

• Dogscootering Einzeltraining (Beginner)<br />

Grund-und Aufbaukenntnisse des<br />

Dogscootering/Zughunde<strong>sport</strong>es<br />

• Dogscooter – Gruppe - wöchentliches Training<br />

Voraussetzung Besuch vom Workshop<br />

Gruppe/Einzeltraining<br />

• Dogscooter Einzeltraining – wöchentl. Training<br />

Voraussetzung Besuch vom Workshop<br />

Einzeltraining/Gruppe<br />

www.zughundezentrum.ch<br />

26 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 27


Ruhr-Roller-Dogs<br />

Der Alb-Roller Shop in Dortmund<br />

Bereits im Jahr 2<strong>01</strong>1 haben wir den ersten Alb-Roller<br />

Shop im Ruhrgebiet eröffnet. Seitdem werden es täglich<br />

mehr Menschen, die Interesse am Tretroller<strong>sport</strong><br />

haben. Genauso viele Kunden kommen mit ihren Hunden<br />

um zu sehen, wie das Dog-Scootern funktioniert.<br />

Immer wieder bekommen wir Rückmeldungen von begeisterten<br />

sogenannten „Mushern“, die mit dem<br />

Zughunde<strong>sport</strong> begonnen haben und seitdem mit einem<br />

entspannten Hund im Haushalt leben.<br />

Hunde, die aggressives Verhalten oder Jagdverhalten<br />

gezeigt haben, nehmen die Arbeit am Dogscooter an<br />

und verändern sich meist sehr positiv. Sie haben nur<br />

noch eines im Kopf: „laufen und endlich ziehen dürfen“.<br />

Unsichere Hunde bekommen ein stärkeres Selbstbewusstsein.<br />

Hundehalter, die ihre Hunde aus verschiedenen<br />

Gründen nur an der Leine führen können, freuen<br />

sich über diesen Auslauf. Aber auch Hundehalter, die<br />

aus gesundheitlichen Gründen nicht immer in der Lage<br />

sind, ihren Hund auszupowern und kein Fahrrad mehr<br />

fahren können, versuchen sich am Dogscooter. Somit<br />

bietet sich ein breites Spektrum für Hund und Halter.<br />

Mittlerweile bieten wir regelmäßig Zughunde-Einsteigerseminare<br />

und auch Einzelstunden an, um auch den<br />

theoretischen Teil abzudecken. Was wird benötigt, worauf<br />

muss ich achten etc. Nach der Theorie „müssen“<br />

bei uns erst einmal die Hundehalter das Scootern lernen:<br />

wie bremse ich, wie verhält sich der Roller auf<br />

verschiedenen Untergründen, wie wichtig ist die Trittbretthöhe,<br />

enge Kurven fahren, was ist im Notfall zu<br />

beachten etc. Anschließend spannen wir das 1. Mal die<br />

Hunde vor den Dogscooter. Jeder Teilnehmer wird anfangs<br />

von mir begleitet, bis er etwas sicherer ist. Bei<br />

ungestümen zugstarken Hunden muss ich häufig als<br />

erster dran glauben, damit die Halter sehen, dass das<br />

Scootern auch mit diesen stürmischen Hunden<br />

funktioniert.<br />

Was mit Dogscootern funktioniert, funktioniert auch<br />

gut mit Inlinern. Hat der Hund erst einmal gelernt, dass<br />

er in seinem Zuggeschirr ziehen darf, ist es häufig ein<br />

leichtes, sich auch von ihm beim Inlineskaten ziehen zu<br />

lassen. Voraussetzung ist eine sichere Fahrweise des<br />

Menschen und ein Grundgehorsam beim Hund. Wir begleiten<br />

jeden Interessenten beim 1. Mal mit zwei Personen<br />

um eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten.<br />

Wenn es sich um gut sozialisierte Hunde handelt, begleiten<br />

wir zusätzlich mit unseren eigenen Hunden, da<br />

der Anfängerhund sich meist an den anderen beiden<br />

orientiert und somit kein großes Interesse an störenden<br />

Einflüssen hat.<br />

Mittlerweile wird unser Kreis immer größer und wir<br />

planen die ersten Stammtische im Raum Dortmund/Bochum/Essen<br />

und gemeinsame Ausflüge zum Dogscootern<br />

. Ein Austausch zwischen den Hundehaltern ist gerade<br />

Anfängern sehr wichtig.<br />

Wer sind „wir“ eigentlich?<br />

Wir, das bin ich (Silke) und meine Hunde Joe und<br />

Phoebe.<br />

Ich habe in frühen Jahren angefangen an Autos zu<br />

schrauben, später wurden es Fahrräder und jetzt sind<br />

es Tretroller. Das Thema Hund gab es da bereits auch<br />

schon. Beruflich bin ich viel als IT-Consultin unterwegs<br />

und genieße als Ausgleich den Sport mit meinen 2 Hunden.<br />

Dazu zählt Canicross, Inlinern und das<br />

Dogscootern.<br />

In diesem Sinne einen schönen Gruß aus Dortmund<br />

Silke Wahl<br />

www.ruhroller-<strong>dog</strong>s.de<br />

www.tretroller-welt.de<br />

Joe und Phoebe<br />

Joe ist ein fast 3-jähriger Border Collie, der seine<br />

ersten 12 Wochen ziemlich schlecht verbracht hat.<br />

Entgegen aller Prognosen hat er sich zu meinem<br />

Seelenverwandten entwickelt. Er vertraut mir blind,<br />

geht jeden Weg mit mir und ist stets an meiner Seite.<br />

Schon als Welpe begleitete er mich ins Büro und<br />

wurde zum Bürohund. Anfangs noch bestaunt als<br />

„Hund im Büro“ wurde seine Anwesenheit nach einer<br />

Zeit sehr geschätzt. Er ist ein sehr chilliger Border-<br />

Collie, der seine Beschäftigung und seinen Sport benötigt,<br />

aber ansonsten gerne mal einen Gang zurück<br />

schaltet.<br />

Phoebe, ist eine 8-monatige Border-Collie-Mixhünden.<br />

Lange passte das Thema „Zweithund“ einfach<br />

nicht in mein Leben. Bis zu einem Gespräch im<br />

Büro, dass mir die Möglichkeit zum Homeoffice ermöglichte.<br />

Phoebe konnte einziehen. Ich hatte sie<br />

mir, bei Dienstreisen nach München schön öfters angesehen.<br />

Phoebe stammt aus einer Hundeschule in<br />

der Nähe von München, in der Familienhunde, Therapiehunde<br />

und Behindertenbegleithunde ausgebildet<br />

werden. Dementsprechend gut war ihre Sozialisierung.<br />

Sie hat bis heute keinerlei Berührungsängste<br />

und ist immer ein fröhliches Mädchen und für jeden<br />

Spaß zu haben.<br />

Aber wir bilden uns auch weiter. Im Herbst 2<strong>01</strong>3<br />

beginnen wir mit einer Coachausbildung in der<br />

Nähe von Hamburg. Wenn alles gut läuft, werden<br />

Joe und Phoebe Coach<strong>dog</strong>s und ich Coach. Ziel dieser<br />

Ausbildung ist es vor allem für mich, beide Hunde<br />

in meine berufliche Laufbahn einzubinden. Hunde<br />

als Coaches für die Personalführung.<br />

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Wunjo-Projekt<br />

Der Hund bei der Arbeit<br />

Vom artgerechten Umgang<br />

in der tiergestützten Therapie<br />

Der Einsatz von Hunden kann die therapeutische Arbeit<br />

erleichtern, im Schulunterricht zu mehr Ruhe<br />

und Konzentration beitragen und Senioren mehr Lebensfreude,<br />

Mobilität und geistige Beweglichkeit<br />

schenken. Das ist bekannt, nicht nur unter Tierfreunden.<br />

Immer mehr Hunde werden für tiergestützte Therapie<br />

eingesetzt. Doch artgerechter Umgang ist dabei<br />

oft nachrangig. Wie müssen Ausbildung und Arbeit gestaltet<br />

sein, damit sie auch den Bedürfnissen des Tieres<br />

gerecht werden?<br />

Das große Risiko aus Perspektive des Tierschutzes ist:<br />

Wenn der Hund als reines Instrument der therapeutischen<br />

Arbeit dient, spielt artgerechter Umgang keine<br />

Rolle. Also wird der Hund überfordert oder gestresst,<br />

werden seine Äußerungen missachtet und seine Gesundheit<br />

gefährdet – dabei muss nicht mal böse Absicht<br />

im Spiel sein.<br />

Das beginnt bei der Ausbildung. Ob der Tierschutz geachtet<br />

wird, stellt der aufmerksame Interessent bald<br />

fest. Ein zuverlässiges Signal ist, ob man zu Beginn der<br />

Ausbildung befragt wird: Warum will ich die Ausbildung<br />

machen und wie stelle ich mir die künftige Arbeit<br />

mit meinem Hund vor, wie schätze ich meinen Hund<br />

Checkliste – So erkenne ich eine geeignete<br />

Ausbildung für tiergestützte Therapie<br />

• Es unterrichten mehrere qualifizierte Dozenten,<br />

mit Kenntnissen in Psychologie, Medizin und Verhaltensbiologie<br />

des Hundes<br />

• Die Ausbildung umfasst mindestens auch: Kynologie,<br />

Verhaltensbiologie des Hundes, Stress bei<br />

Hunden, Hund-Mensch-Kommunikation<br />

• Der Umgang mit Menschen in den relevanten Lebenssituationen<br />

wird thematisiert, z.B. Lernschwierigkeiten<br />

und Konzentration, psychische Störungen<br />

und Einschränkungen, Krankheit und Traumatisierung,<br />

Alterserkrankungen und Demenz<br />

• Es wird auf artgerechten Umgang und Tierschutz<br />

geachtet<br />

• Die Helfer-Ethik der Ausbildungsteilnehmer wird<br />

thematisiert, z.B. Abgrenzung und Burnout-Prävention,<br />

Angebot einer Supervision<br />

• Eine Vorbereitung auf die spätere praktische Arbeit<br />

findet in Theorie und Praxis statt, z.B. gibt<br />

es ausreichende Möglichkeiten zu begleiteten<br />

Praktika<br />

• Zum Abschluss legen die Teilnehmer vor einem externen<br />

Prüfer einen Test in Theorie und Praxis ab<br />

• Die Teams stellen sich auch nach Ausbildungsende<br />

regelmäßig wieder vor und belegen ihre Einsatzfähigkeit<br />

(mindestens alle eineinhalb Jahre)<br />

ein und vor allem: warum glaube ich, dass diese Arbeit<br />

das Richtige für mich und meinen Hund ist. All diese<br />

Fragen sind berechtigt und wichtig – denn nicht Jedem<br />

tut diese Arbeit gut.<br />

Frage eins: Bin ich geeignet?<br />

Der Interessent sollte sich darüber klar sein, ob er anderen<br />

mit seiner Arbeit helfen kann, ohne die Bedürfnisse<br />

seines Hundes aus den Augen zu verlieren.<br />

Nicht artgerecht ist eine Ausbildung, wenn sie lehrt,<br />

dass jeder Hund alles erdulden muss und in jedem Bereich<br />

der tiergestützten Therapie eingesetzt werden<br />

kann. Denn jedes Team aus Hund und Mensch ist einzigartig.<br />

Und so sollte im Laufe der Ausbildung von<br />

Mensch und Hund herausgearbeitet werden, wo die<br />

Stärken liegen.<br />

Frage zwei: Ist mein Hund geeignet?<br />

Die meisten Hunde sind geeignet. Selbstverständlich<br />

muss man Beißunfälle ausschließen können, den<br />

Hund jederzeit abrufen können und unter Kontrolle<br />

haben. Das ist die erste Bedingung.<br />

Zweitens spielt die Persönlichkeit des Hundes eine große<br />

Rolle bei der Frage, in welcher therapeutischen Arbeit<br />

er positiv wirken kann. Erfahrene Trainer erkennen,<br />

welcher Typ Hund vor ihnen steht und wie stark er<br />

durch seinen Halter beeinflusst ist. Hunde spüren genau,<br />

wie es dem Menschen geht und welche Gefühle er<br />

hat. Diese Fähigkeit macht ihn ja so wertvoll für die<br />

Arbeit mit anderen Menschen.<br />

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Wunjo-Projekt<br />

Wunjo-Projekt<br />

Auch Hunde haben Vorlieben: Der eine fühlt sich zu<br />

Kindern hingezogen, der andere zu älteren Menschen.<br />

Und das ist gut so. Das sollte man berücksichtigen,<br />

wenn man allen Beteiligten gerecht werden will und<br />

das positive Potential der tiergestützten Therapie voll<br />

ausschöpfen möchte.<br />

Frage drei: Welche Ausbildung ist für mich geeignet?<br />

Die dringende Empfehlung für alle Interesse an tiergestützter<br />

Therapie: Die Ausbildung sollte sorgfältig gewählt<br />

werden.<br />

Eine gute Ausbildung für Mensch und Hund setzt qualifizierte<br />

Dozenten voraus, mindestens aus den Bereichen<br />

Psychologie, Medizin und Verhaltensbiologie des<br />

Hundes. Ein Blick auf den Fach- und Erfahrungshintergrund<br />

des Ausbilder-Teams zeigt: Habe ich es mit kompetenten<br />

und einschlägig erfahrenen Lehrern aus den<br />

erforderlichen Disziplinen zu tun?<br />

Vom Sinn artgerechter Arbeit<br />

Spätestens im Praxis-Einsatz zeigt sich, dass artgerechte<br />

Ausbildung auch aus therapeutischer Sicht<br />

eine Erfolgs-Voraussetzung ist. Manche Ausbildungen<br />

vertreten den Standpunkt, dass die Hunde im therapeutischen<br />

Einsatz alles erdulden müssen und trimmen<br />

sie auf absoluten Gehorsam. Das ist kontraproduktiv.<br />

Im Umgang mit dem Klienten ist nicht Kadavergehorsam<br />

gewünscht, sondern intelligenter Ungehorsam:<br />

Der Hund muss in der Lage sein, selbständig Kontakt<br />

zum Klienten aufzunehmen. Er soll auch mal betteln<br />

oder schmeicheln, um Spielen, Futter oder Streicheleinheiten<br />

werben. Nur wenn er das kann, wird eine Interaktion<br />

zwischen Hund und Klienten entstehen – und<br />

das ist die Voraussetzung für das therapeutisch wirkende<br />

Erfolgserlebnis.<br />

Ein Hund, der absolut auf Gehorsam getrimmt ist, wird<br />

sich nur am Halter orientieren. Er wird sichergehen<br />

wollen, dass er alles recht macht. Der Hund wird unselbständig<br />

und die Kontaktaufnahme zu Fremden<br />

fällt ihm schwer. Eine freie Interaktion mit dem Klienten<br />

kann dann kaum zustande kommen.<br />

Der Alltag des Therapiehunde-Teams<br />

Kein Hund ist unbegrenzt einsetzbar. Damit er nicht<br />

übermäßig belastet wird, sollte man seinen Hund<br />

genau kennen und sehen, wann er Pausen braucht,<br />

welche Situationen ihm Stress bereiten und wann man<br />

ihn aus der Arbeit nehmen sollte. Idealerweise hat der<br />

Hundehalter gelernt, die Signale rechtzeitig wahrzunehmen,<br />

damit er den Hund und den Klienten nicht<br />

überfordert.<br />

Leider sieht der Alltag häufig anders aus: Viele Hunde<br />

werden an ihre Belastungsgrenze getrieben, da ihre<br />

Halter unzureichend oder gar nicht ausgebildet sind.<br />

Sie fehlinterpretieren Stressverhalten und nehmen ihre<br />

Hunde weiter in Altenheime und Schulen mit, obwohl<br />

sie dazu nicht mehr in der Lage sind – oder es möglicherweise<br />

nie waren.<br />

Kein lukrativer Nebenverdienst<br />

Als lukrativer Nebenverdienst ist die tiergestützte Arbeit<br />

mit Hund daher nicht wirklich geeignet. Wer mit<br />

seinem Hund sein Einkommen aufbessern will, sei gewarnt:<br />

Ein Hund kann nicht jeden Tag und nicht über<br />

mehrere Stunden eingesetzt werden.<br />

Natürlich geht ein Labradore in der Regel gern in die<br />

Schulklasse und man wird ihm ansehen, dass er all die<br />

Kinder liebt, dass er Spaß mit ihnen hat: Der Kontakt zu<br />

den vielen Kindern ist auch für dieses Tier anstrengend<br />

und es muss viele Eindrücke verarbeiten. Auch ein<br />

Hund, der viel Kontakt mit fremden Menschen gewöhnt<br />

ist, kann nicht unbegrenzt eingesetzt werden –<br />

auch wenn er stets freundlich ist. Hunde nehmen Stimmungen<br />

wahr, auch bei Fremden. Das kann sie belasten.<br />

Sie müssen Gelegenheit bekommen, das Erlebte zu verarbeiten.<br />

Hunde brauchen Ausgleich in Form von Spielen,<br />

Laufen oder Ruhe. Dabei werden die angesammelten<br />

Stresshormone abgebaut.<br />

Das Wunjo-Projekt<br />

Seit 2009 gibt es im oberbayerischen Bad Tölz ein<br />

Ausbildungszentrum für tiergestützte Therapie<br />

und seit 2<strong>01</strong>3 auch in München Grünwald auf dem<br />

Begegnungshof „Menschen brauchen Tiere E.V.“<br />

Wörnbrunn.<br />

Die zehnmonatige Kompakt-Ausbildung vermittelt<br />

alle Kenntnisse und Fertigkeiten zur Arbeit in der<br />

tiergestützten Therapie und legt besonderen Wert<br />

auf artgerechten Umgang.<br />

Der praktische Teil der Ausbildung findet in sozialen<br />

Einrichtungen statt, der theoretische Unterricht im<br />

Pater Rupert Mayer-Heim. Das verfügt als eine der<br />

ersten Senioreneinrichtungen im deutschsprachigen<br />

Raum über ein angeschlossenes Ausbildungszentrum<br />

für Tiergestützte Therapie. Das zehnköpfige<br />

Ausbilderteam unter Leitung von Stephanie Lang<br />

von Langen bereitet derzeit eine Ausbildung in<br />

Blockseminaren vor.<br />

Vom Wunjo-Projekt ausgebildete Teams arbeiten<br />

derzeit in Schulen, Seniorenwohnheimen, sozialtherapeutischen<br />

Wohnheimen, einem Mehrgenerationen-Haus,<br />

einer Rehaklinik sowie mehreren psychotherapeutischen<br />

Praxen in Oberbayern.<br />

Die Ausbildung-Inhalte des Wunjo-Projekts umfassen:<br />

Möglichkeiten & Grenzen tiergestützter Therapie,<br />

Einführung in die Kynologie, Sozialverhalten &<br />

Kommunikation des Hundes, Lernen & Stress, Körpersprache,<br />

Hygienebestimmungen und gesetzliche<br />

Grundlagen, Grundkenntnisse der Tierheilkunde,<br />

Planung & Durchführung von Einsätzen – z.B. als<br />

‚Schulhundeteam‘, Helfer-Ethik, Einführung in die<br />

Psychologie, psychische Erkrankungen, Kontaktaufnahme,<br />

Umgang mit Aggression, Praxis-Einsätze in<br />

karitativen oder sozialen Einrichtungen, Gruppentraining,<br />

individuelles Einzeltraining, Erste-Hilfe-<br />

Schulung Hund, individuelles Coaching und regelmäßige<br />

Supervision.<br />

Mehr: www.das-wunjo-projekt.de<br />

Die Folgen von Stress – auch beim Therapiehund<br />

Wenn der Hund zu lange zu viele Stresshormone im<br />

Körper behält, beeinträchtigt das sein Verhalten – zum<br />

Beispiel gegenüber anderen Hunden oder Menschen,<br />

auch im Alltag. Sie werden schreckhaft, nervös, unsicher,<br />

verlieren ihr Lernvermögen. Hier ist der Hundehalter<br />

gefragt, für Ausgleich und Ruhe zu sorgen.<br />

Dauerhafte Stressbelastung hat schwerwiegende Folgen,<br />

zum Beispiel Angst-Beißen, übermäßiges Bellen<br />

oder Tast- und Ruhelosigkeit.<br />

Die positiven Effekte der Arbeit<br />

Mit einer gut gemachten Ausbildung kann diese Arbeit<br />

für Hund und Mensch eine wunderbare Erfahrung sein:<br />

Viele Teilnehmer berichten, dass sie ihre Hund besser<br />

kennen gelernt haben durch die regelmäßige Beschäftigung<br />

miteinander und dass ihr Hund interessierter ist<br />

und folgsamer, dass sie zu einem echten Team zusammengewachsen<br />

sind:<br />

• Der Hund bekommt eine sinnvolle Beschäftigung,<br />

die ihn auslastet und ihm Spaß macht. Das Selbstbewusstsein<br />

nicht nur des Hundes wächst.<br />

• Die Zusammenarbeit stärkt die Beziehung von<br />

Hund und Mensch. Man erlebt, wie die Gefühle<br />

und das Verhalten des Menschen den Hund beeinflussen,<br />

wie der Hund als Resonanzgeber wirkt für<br />

Stimmungen.<br />

• Die Arbeit fordert und fördert Charakter und Persönlichkeit<br />

von Hund und Mensch. Ein Beispiel: Um<br />

anderen Menschen helfen zu können, muss man<br />

zunächst lesen können, was der Hund spürt. Man<br />

übt Feedback und Empathie.<br />

• Der Mensch lernt einen verantwortungsvollen Umgang<br />

mit seinem Tier, ist Vorbild auch in der Öffentlichkeit,<br />

bekommt positive Rückmeldung.<br />

© Stephanie Lang von Langen<br />

34 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 35


Wunjo-Projekt<br />

Die Autorin<br />

Stephanie Lang von Langen studierte an der ATN Zürich/Schweiz<br />

Tierpsychologie für Hunde und Pferde<br />

und arbeitet seit rund 12 Jahren als Verhaltenstrainerin<br />

und Ausbilderin für Hundeführer und Hundehalter.<br />

Ihre Schwerpunkte sind Verhaltenstraining für Problemhunde,<br />

Verhaltensberatung für Auslandshunde sowie<br />

Ausbildung zur Personensuche (Mantrailing). 2009<br />

gründete sie in Bad Tölz das Ausbildungszentrum für<br />

Therapiebegleithundeteams ‚Wunjo-Projekt‘. Programmtipp:<br />

Am 13. Mai 2<strong>01</strong>3 stellt das Bayerische Fernsehen<br />

sie und ihre Arbeit in der Sendereihe „Lebenslinien“<br />

vor. Sendtermin: 13.05.. um 21:00 Uhr, Bayerisches<br />

Fernsehen (voraussichtlich auch abrufbar über die<br />

„Mediathek“ des BR). Mehr: www.langvonlangen.com<br />

Literatur-Tipps<br />

• Prof. Dr. Udo Gansloßer und Petra Krivy: Verhaltensbiologie<br />

für Hundehalter – Das Praxisbuch,<br />

Kosmos Verlag (August 2<strong>01</strong>1)<br />

• Monika A. Vernooij und Silke Schneider: Handbuch<br />

der Tiergestützten Intervention – Grundlagen,<br />

Konzepte, Praxisfelder, Verlag Quelle und Meyer<br />

(Februar 2<strong>01</strong>0)<br />

• Dr. Carola Otterstedt: Mensch und Tier im Dialog<br />

– Kommunikation und artgerechter Umgang mit<br />

Haus- und Nutztieren. Methoden der tiergestützten<br />

Arbeit und Therapie, Kosmos Verlag (Oktober<br />

2007)<br />

36 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 37


Treibball<br />

Treibball - der neue Trend<strong>sport</strong> -<br />

auch was für uns?<br />

Treibball ist eine relativ neue Hunde<strong>sport</strong>art,<br />

die immer mehr Hunde und Menschen in ihren Bann zieht.<br />

Kleine, wie große Hunde – egal welcher Rasse – und<br />

insbesondere die Hüte- und Treibhunde<br />

haben viel Spaß am Spiel mit den bunten Bällen.<br />

Es ist ein Sport für wirklich jedermann und jeden<br />

Hund: ganz gleich welcher Rasse oder Mischung, ob<br />

groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt, <strong>sport</strong>lich<br />

oder un<strong>sport</strong>lich, mit oder ohne Handicap.<br />

Zu Beginn lernt Dein Hund erst einen, dann zwei und<br />

immer mehr Bälle vor sich her zu Dir und später auch<br />

geschickt über oder um Hindernisse herum in ein Tor zu<br />

schubsen. Die Bälle haben einen Durchmesser von ca.<br />

26 bis 85 cm – je nach Größe Deines Hundes. Möchtest<br />

Du Treibball als Turnier<strong>sport</strong> betreiben, dann muss Dein<br />

Hund später acht der großen Bälle in möglichst kurzer<br />

Zeit über eine Distanz von15 bis 25 Metern zu Dir in ein<br />

Tor treiben. Fortgeschrittene Teams brauchen dazu weniger<br />

als zwei Minuten. Darüber hinaus gibt es an Turnieren<br />

Treibball-Spiele mit lustigen oder auch mal<br />

kniffligen Aufgaben. Es macht viel immer Freude sich<br />

den immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen<br />

und zu sehen, wie die anderen Teams die Sache<br />

angehen.<br />

Treiben die Hunde die Bälle mit der Nase oder den<br />

Pfoten?<br />

Jeder Hund entwickelt mit der Zeit seine eigene Treibtechnik.<br />

Die meisten schieben die Bälle mit dem Nasenrücken<br />

und tiefem Kopf vor sich her. Manche setzen<br />

zum Lenken und um den Ball auf Kurs zu halten unterstützend<br />

auch ihre Brust und die Pfoten ein. Sehr kleine<br />

Hunde bewegen den Ball auch gerne pfötelnd vorwärts.<br />

Prinzipiell ist alles möglich und erlaubt – auch an<br />

Turnieren. Jeder Hund darf die Bälle treiben, wie er<br />

möchte - solange kein Ball dabei kaputt geht.<br />

Wenn man nicht aufpasst, ist für viele Hunde das Treiben<br />

der Bälle ganz schnell selbstbelohnend. Und so<br />

könnte es passieren, dass Dein Hund sich auch später<br />

immer wieder lieber alleine mit den Bällen vergnügen<br />

würden, statt die Bälle auf möglichst direktem Weg zu<br />

Dir zu spielen. Daher solltest Du von Anfang an darauf<br />

achten, dass Dein Hund sich nie einfach alleine mit den<br />

Bällen vergnügt. Die Bälle sind nur Mittel zum Zweck<br />

– wenn er sie zu Dir geschubst hat, bekommt er dafür<br />

von Dir ein Leckerchen oder sein Lieblingsspielzeug,<br />

mit dem er spielen und herumtoben darf.<br />

Zu Beginn lernt Dein Hund den Ball<br />

mit der Nase zum Beispiel von einem Reifen<br />

zu schubsen, da darunter ein<br />

Leckerchen versteckt ist.<br />

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Treibball<br />

Treibball<br />

Was muss Dein Hund lernen?<br />

Neben dem Treiben der Bälle zählen zu den wichtigsten<br />

Übungen: Deinen Hund „Voraus“ hinter die<br />

Bälle senden und ihn auf Distanz nach „Rechts“ und<br />

„Links“ schicken zu können, Impulskontrollübungen<br />

wie „Stopp“, „Anker“ oder „Warte“ hinter dem Ball,<br />

bis Du ihm das Treib-Signal gibst. und natürlich das<br />

Treiben und Lenken der Bälle zu Dir ins Tor.<br />

Abwechslung ist Trumpf<br />

Bälle faszinieren Zwei- wie Vierbeiner. Warum sonst<br />

gibt es so viele Ball<strong>sport</strong>arten? Das Treiben der bunten<br />

Bälle macht bereits riesigen Spaß, wenn Dein Hund<br />

noch keine acht Bälle treiben kann. Es gibt zahlreiche<br />

Spielideen, bei denen Dein kleiner Fußballer zum Beispiel<br />

nur mit einem, zwei oder vier Bällen arbeitet. Mit<br />

ein bisschen Kreativität gestaltest Du Treibball immer<br />

wieder neu. Dein Hund kann die Bälle zum Beispiel<br />

auch umrunden, auf dem Spielfeld versteckte Bälle suchen,<br />

Bälle durch einen Agility-Tunnel, um Hindernisse<br />

herum, über einen Steg oder eine Wippe ins Tor bugsieren.<br />

Es gibt Spiel-Varianten mit farbigen Bällen und<br />

passenden Toren, bei denen Du Deinen Hund zu Bällen<br />

mit einer bestimmten Farbe dirigieren musst. Auch<br />

Teamspiele mit mehreren Mitspielern sind möglich.<br />

© Anja Jacob<br />

Bälle über eine Wippe zu schubsen ist eine mögliche<br />

lustige Variante<br />

Wasserball mal anders – auch im kühlen Nass kann man<br />

Treibball spielen.<br />

Vielleicht sagst auch Du schon bald: „Bei uns geht’s rund, wir treiben‘s gerne bunt“.<br />

Der folgende Link zu einem Video gibt Dir einen Einblick in erste Treibball-Übungen und Spiele:<br />

http://youtu.be/NCOkcT6Iz_E<br />

Im weiteren Verlauf des Trainings<br />

bekommt Django Leckerchen von Cynthia,<br />

immer wenn er den Ball zu ihr geschubst hat.<br />

Buch-Tipp<br />

Im Juli erscheint im Kynos Verlag das Buch „Treibball<br />

– Vom Spiel zum Turnier<strong>sport</strong>“ von Anja Jakob. Besonders<br />

am Herzen liegt ihr der ruhige Aufbau in kleinen<br />

Lernschritten. Deswegen hat sie sich beim Treibball<br />

für die Arbeit über positive Verstärkung<br />

entschieden. Auf über 300 Fotos und in Schritt für<br />

Schritt-Anleitungen wird Dir erklärt, wie Du Deinen<br />

Hund in Ruhe an die neuen Aufgaben heranführst.<br />

Zahlreiche Übungen helfen Dir, Deinem Hund gezielt<br />

die verschiedenen Grundfertigkeiten beizubringen,<br />

die er braucht, um später bis zu acht große Gymnastikbälle<br />

geschickt und in möglichst kurzer Zeit zu Dir<br />

in ein Tor zu treiben.<br />

Preis: 24,95 EUR<br />

ISBN 978-3-942335-97-3<br />

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Ein Podenco zieht<br />

Ein Podenco zieht<br />

Ein Podenco<br />

als Zughund<br />

Ein Podenco ist ein besonderer<br />

Hund - das sagen alle Beschreibungen<br />

über diese<br />

wirklich wunderbare<br />

Rasse. Aber nirgends kann<br />

man lesen, dass er ein toller<br />

Zughund sein kann.<br />

Vor fast vier Jahren wollte und konnte ich mir endlich<br />

einen großen Kindheitstraum erfüllen - einen eigenen<br />

Hund. Und so ging die Suche los. Und irgendwann<br />

stand fest - ein Podenco sollte es sein.<br />

„Spinnst Du“ - waren noch die höflichsten Worte zu<br />

meiner Wahl dieser Rasse. Aber: ja ich wollte das Wagnis<br />

eingehen. Und Louis, ein damals ca. ein Jahr alter<br />

Podenco Andaluz - in der seltenen rauhaarigen Variante<br />

- zog bei mir ein.<br />

Ein Podenco ist ein wundervolles Geschöpf, der auf<br />

dem Sofa oder im Bett hingebungsvoll schmusen will,<br />

der gerne spielt und sich ausgiebig pflegt. Was wünscht<br />

man sich mehr? Aber er ist auf keinen Fall dafür „geboren“.<br />

Er hat einen ausgeprägten Jagdtrieb, seinen „eigenen<br />

Kopf“, der nur von seinem Freiheitsdrang und<br />

seiner Sturheit übertroffen wird. Und es ist definitiv<br />

etwas anderes, über die Eigenständigkeit und den<br />

Jagdtrieb dieser Rasse zu lesen, als mit ihr zu leben. Das<br />

musste ich leidvoll am eigenen Leib erfahren, wenn ich<br />

z. B. beim Gassi gehen mal wieder der völlig überflüssige<br />

Bremsklotz am anderen Ende der Leine war.<br />

Damit wollte ich mich nicht abfinden.<br />

Also bin auf die Suche gegangen, nach Dingen die meinem<br />

Hund Spaß machen. Wir haben die Jagdarbeit für<br />

uns gemeinsam entdeckt. Das heißt ich lege Schleppen<br />

und die werden gemeinsam ausgearbeitet. Mantrailing<br />

ist die „Jagd“ auf den bestimmten Menschen, die Louis<br />

mit Begeisterung betreibt. Durch diese Kopfarbeit hat<br />

sich unsere Bindung stark verbessert. Das ganze habe<br />

ich ergänzt durch Frisbee. Das gibt meinem Hetzjäger<br />

die Möglichkeit unter kontrollierten Bedingungen auf<br />

mein Kommando hin zu hetzen.<br />

Aber da war immer noch mein heimlicher Traum<br />

Zughunde<strong>sport</strong>.<br />

Wenn man sich mit einem Podenco Andaluz, der aussieht<br />

wie ein explodiertes Sofakissen, an der Leine auf<br />

die Suche macht nach einer Zughundeschule, muss man<br />

sich auf viel Spott gefasst machen. „Der zieht nie, weil<br />

Südländer machen das nicht“ war noch die höflichste<br />

Absage, die ich bekam. Aber ich habe mich nicht abschrecken<br />

lassen.<br />

Und dann bekam ich den Tipp, der alles geändert hat.<br />

Ein Zughundeseminar bei Anja Jacob. Und ich wurde<br />

nicht ausgelacht. Ich habe festgestellt, mit der richtigen<br />

Motivation läuft das schon ganz prima. Das schöne<br />

waren dann auch die Zugtrainings in der Gruppe. Die<br />

haben geholfen, den Spaß zu festigen. Für mich stand<br />

fest:<br />

„Ein Dogscooter musste her.“<br />

Und heute, ein Jahr danach?<br />

Ganz sicher ist ein Podenco kein klassischer Zughund,<br />

der immer scharf darauf ist, zu ziehen. Wenn er keine<br />

Lust hat, dann kann es schon mal vorkommen, dass der<br />

Herr Potenco im Wald einen „Schaufensterbummel“<br />

macht. Dabei wird gemütlich getrappt, und die Nase ist<br />

im Wald. Dann trete ich halt ein bisschen mehr mit und<br />

freu mich über die verbrannten Kalorien.<br />

Sind wir aber in der Gruppe unterwegs und er hat Konkurrenten,<br />

dann steht er den anderen in nichts nach.<br />

Wer mit einem Podenco Zughunde<strong>sport</strong> betreiben will,<br />

der muss damit leben könne, dass der Hund das Tempo<br />

bestimmt. Er entscheidet, ob er galoppiert oder nicht.<br />

Aber man kann sich auch sicher sein, dass ein Podenco<br />

nur dann zieht, wenn es ihm Spaß macht.<br />

Und das Zughundetraining hat uns wieder ein Stück<br />

näher gebracht. Die körperliche Auslastung macht ihn<br />

im Alltag entspannter und offener für Impulskontrolle<br />

und Kontaktaufnahme zu mir. Unser Zusammensein<br />

hat sich so verbessert, dass wir heute ohne Leine im<br />

Englischen Garten unterwegs sein können und dabei<br />

hat mich mein Podenco immer im Blick.<br />

Ich bin froh, dass wir zum Zughunde<strong>sport</strong> gefunden<br />

haben und dass Louis so viel Spaß daran hat.<br />

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