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Jahresanzeiger 2012 - Stadtverwaltung Tanna

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6<br />

Volkstrauertag<br />

Dietrich Bonhoeffer: Frieden muss gewagt werden<br />

„Wie wird Frieden?<br />

Durch ein System von politischen Verträgen?<br />

Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern?<br />

d.h. durch die Großbanken, durch das Geld?<br />

Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens?<br />

Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht,<br />

weil hier überall Frieden mit Sicherheit verwechselt wird.<br />

Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit.<br />

Denn Frieden muss gewagt werden,<br />

ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern.“<br />

Als der <strong>Tanna</strong>er Ortsbürgermeister, Herr Hüttner, zum Volkstrauertag (18. November) am Ehrendenkmal auf dem <strong>Tanna</strong>er<br />

Friedhof an die Schrecken vergangener Kriege und die Toten durch menschliche Gewalt erinnerte, forderte er auch auf, nicht<br />

länger in die Vergangenheit zu schauen, sondern mit klarem Blick die Zukunft im friedlichen Miteinander zu gestalten. Recht<br />

hat er, und der im Konzentrationslager getötete Berliner Theologe Dietrich Bonhoeffer mahnt in diesem Zusammenhang, Friedenswillen<br />

nicht mit dem Streben nach Sicherheit zu verwechseln. Frieden kennt keine Bedingungen.<br />

Wie schwer das aber in der Praxis unseres Zusammenlebens umzusetzen ist, zeigen uns schmerzlich die Auseinandersetzungen,<br />

wie wir sie gerade jetzt in Israel, Jordanien und auch anderswo erleben. Es bleibt dabei: Krieg ist Menschen verachtend,<br />

unsinnig und dumm! und: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!<br />

Krieg lässt sich heute durch nichts und niemanden rechtfertigen. Der Faustkampf Mann gegen Mann gehört ins Mittelalter. In<br />

unserem Jahrhundert geht es nur noch um Vernichtung. Das Ende ist immer ein radikales Chaos, das Gottes guten Schöpfungswillen<br />

für uns und diese Welt mit Füßen tritt. Auch darum versammelten wir uns zum besinnenden Gedenken am Volkstrauertag<br />

beim Ehrenmahl für die Getöteten der letzten Kriege auf dem <strong>Tanna</strong>er Friedhof.<br />

Das Lied vom guten Kameraden, der „im gleichen Schritt und Tritt an meiner Seite geht“, wie es in dem Liedtext heißt, hat sicherlich<br />

eine andere Grundlage als das eben Bedachte. Trotzdem eröffnete der Posaunenchor der <strong>Tanna</strong>er Kirchgemeinde damit<br />

wieder traditionsgemäß den Beginn der gemeinsamen Gedenkfeier. Wir wollten dokumentieren, dass wir nicht einfach vorbei<br />

gehen an dem Gewesenen in unserem Land. Trauer und Beschämung führen uns aber zur Neubesinnung damit wir als<br />

Gottes Geschöpfe erkennbar bleiben, weil er selbst seine Menschen so gemeint hat. „Harre, meine Seele, harre des Herrn“ haben<br />

wir darum nach der Niederlegung des Blumengebindes geblasen und damit die Blicke der Anwesenden in die Richtung gelenkt,<br />

die im Vertrauen auf Gottes Beistand zukunftsweisend ist. So wollten wir sagen, so kann das Wagnis gelingen.<br />

Der darauf folgende „Buß- und Bettag“ (21. November), einst vom Landesherren so verfügt und heute bedauerlicherweise<br />

kaum noch beachtet – in <strong>Tanna</strong> war abends zu einem Gottesdienst eingeladen –, hat seinen Grund darin, uns Deutsche zur<br />

Neubesinnung anzuregen und zur Richtungskorrektur aufzurufen, damit es uns wieder gelingt, menschlich miteinander leben<br />

zu können. Eckart Wicher, Fotos: Michael Groth

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