2012 Sachsen, Brandenburg - Kopie - Lebe deinen Traum.ch
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D E U T S C H L A N D<br />
1
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
Montag, 14. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> den Bregenzerwald bis ins Allgäu 3<br />
Dienstag, 15. Mai <strong>2012</strong> Entlang der Ostalpen 8<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 16. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> den Oberpfälzis<strong>ch</strong>-Bayris<strong>ch</strong>en Wald 11<br />
Donnerstag, 17. Mai <strong>2012</strong> Frostna<strong>ch</strong>t und kein Gas zum heizen 15<br />
Freitag, 18. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong>s Erzgebirge in die sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz 18<br />
Samstag, 19. Mai <strong>2012</strong> Pirna, Festung Königstein und die Bastei 23<br />
Sonntag, 20. Mai <strong>2012</strong> Ausflug na<strong>ch</strong> Dresden, das „Elbflorenz“ 29<br />
Montag, 21. Mai <strong>2012</strong> Abste<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> Görlitz 35<br />
Dienstag, 22. Mai <strong>2012</strong> Bauzen, die „Hauptstadt“ der Sorben 43<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 23. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> die Oberlausitzer Heide an den S<strong>ch</strong>aremützelsee 46<br />
Donnerstag, 24. Mai <strong>2012</strong> Entlang dem Oderbru<strong>ch</strong> an den Oberuckersee 50<br />
Freitag, 25. Mai <strong>2012</strong> Am Oberuckersee 55<br />
Samstag, 26. Mai <strong>2012</strong> Wanderung na<strong>ch</strong> Stegelitz 58<br />
Sonntag, 27. Mai <strong>2012</strong> Pfingstausflug mit Panne 62<br />
Montag, 28. Mai <strong>2012</strong> Wanderung na<strong>ch</strong> Melzow 68<br />
Dienstag, 29. Mai <strong>2012</strong> Über Templin an die Havel 71<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 30. Mai <strong>2012</strong> Was verbindet Magdeburg mit Zizers? 76<br />
Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> Warum ein Camper ein Hotelzimmer su<strong>ch</strong>t 83<br />
Freitag, 1. Juni <strong>2012</strong> Heimat in Si<strong>ch</strong>t! 89<br />
2
Frühlingsreise <strong>2012</strong> - Reiseprotokoll<br />
Auf unserer grossen Europareise 2005 sind wir kurz in den Bundesländern <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> und <strong>Brandenburg</strong><br />
gewesen und waren begeistert von der s<strong>ch</strong>önen Lands<strong>ch</strong>aft und den teils sehr s<strong>ch</strong>mucken Städten.<br />
Dabei haben wir vor allem die Stadt Dresden und Görlitz besu<strong>ch</strong>t und waren hingerissen von deren<br />
S<strong>ch</strong>önheit und Atmosphäre. Vers<strong>ch</strong>iedene Fernsehberi<strong>ch</strong>te über das Erzgebirge, die Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />
oder die Lausitz haben die Idee geweckt, diese Gegend do<strong>ch</strong> einmal etwas näher kennen zu lernen. So<br />
habe i<strong>ch</strong> Anfang des Jahres begonnen, mi<strong>ch</strong> mit dem Gedanken einmal diese Ecke von Deuts<strong>ch</strong>land<br />
anzus<strong>ch</strong>auen, zu befassen.<br />
Montag, 14. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> den Bregenzerwald bis ins Allgäu<br />
es au<strong>ch</strong> den ganzen Tag. Lei<strong>ch</strong>te Bewölkung,<br />
aber herrli<strong>ch</strong>ster Sonnens<strong>ch</strong>ein.<br />
Das Frühlingswetter hält si<strong>ch</strong> bis am<br />
Abend. In Füssen geht zwar ein lei<strong>ch</strong>ter<br />
aber kühler Wind, do<strong>ch</strong> mit einer Jacke<br />
kann der Kälte entgegen gewirkt werden.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
I<strong>ch</strong> starte etwa um 09:30 Uhr in Zizers.<br />
Auf der Autobahn A13 fahre i<strong>ch</strong> dem<br />
Rhein entlang bis na<strong>ch</strong> Diepoldsau. Dort<br />
verlasse i<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz und programmiere<br />
mein GPS (meine Gerlinde-Paula<br />
Spreiter au<strong>ch</strong> die „Steuerberaterin“ genannt)<br />
um, sodass mir nur no<strong>ch</strong> die Strecke<br />
ohne Autobahnen gewiesen wird. I<strong>ch</strong><br />
habe nämli<strong>ch</strong> keine Lust für die wenigen<br />
Kilometer die i<strong>ch</strong> auf österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>em<br />
Boden bin, eine Vignette zu kaufen.<br />
S<strong>ch</strong>rägseilbrücke bei Diepoldsau<br />
Hohenems führt mi<strong>ch</strong> meine Gerlinde na<strong>ch</strong><br />
Dornbirn und dann weiter auf der Landesstrasse<br />
L200, der Bregenzerwaldstrasse,<br />
über Albers<strong>ch</strong>wende, Lingenau na<strong>ch</strong><br />
Hittisau., wo i<strong>ch</strong> auf die L205 stosse. Die<br />
Hittisauer Strasse ist 16,4 km lang und<br />
führt von der Bregenzerwaldstrasse und<br />
damit dem Tal der Bregenzer A<strong>ch</strong>, zur<br />
deuts<strong>ch</strong>en Grenze. Die Gemeinde Hittisau,<br />
ist die einwohnerrei<strong>ch</strong>sten Gemeinde an<br />
der Strecke.<br />
Wetter:<br />
S<strong>ch</strong>on am Morgen starte i<strong>ch</strong> bei herrli<strong>ch</strong>stem Wetter. Die Temperatur<br />
ist wohl etwas tief, do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint immerhin die Sonne. So bleibt<br />
Die damals einzigartige, neue S<strong>ch</strong>rägseilbrücke über den<br />
Rhein wurde 1985 mit einem Dorffest eingeweiht. Sie ersetzte<br />
eine 1912 bis 1914 erstellte Stahlfa<strong>ch</strong>werkbrücke. Die neue,<br />
moderne Konstruktionsart des an s<strong>ch</strong>räg angeordneten Seilen<br />
aufgehängten Brückenträgers ist erstmals in Düsseldorf angewendet<br />
worden. In der S<strong>ch</strong>weiz gab es bis anhin nur wenige<br />
Fussgängerüberführungen dieser Art. Die Gesamtlänge beträgt<br />
250 m, davon sind 178 m seilverspannt. Sie verbindet Diepoldsau<br />
mit Widnau.<br />
Kaum dass i<strong>ch</strong> den Rhein überquert habe, entdecke i<strong>ch</strong> am<br />
Strassenrand einen Weissstor<strong>ch</strong> auf der Futtersu<strong>ch</strong>e. Über<br />
Bregenzer Wald<br />
Bregenzerwald bezei<strong>ch</strong>net eine Region im<br />
österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Bundesland Vorarlberg. Sie umfasst im Wesentli<strong>ch</strong>en das Einzugsgebiet der Bregenzer<br />
A<strong>ch</strong> südöstli<strong>ch</strong> von Bregenz, nahe des Bodensees, bis an den Ho<strong>ch</strong>tannbergpass. Der Bregenzerwald<br />
grenzt im Westen an das Rheintal, im Norden an Deuts<strong>ch</strong>land bzw. Bayern (Landkreise Lindau und<br />
Oberallgäu), im Nordosten an das Kleinwalsertal, im Osten am Tannberg an das Arlberggebiet und im<br />
Süden an das Grosse Walsertal. Die Bevölkerung des Bregenzerwaldes lebt vom Tourismus, der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
und einem stark mit der Holzverarbeitung verbundenen Gewerbe. Viele Bregenzerwälder/innen<br />
finden ausserdem als Pendler Arbeit im Rheintal, dem Vorarlberger Wirts<strong>ch</strong>aftszentrum.<br />
3
Lingenauer Ho<strong>ch</strong>brücke<br />
Vor Aa<strong>ch</strong> im Allgäu überfahre i<strong>ch</strong><br />
die deuts<strong>ch</strong>-österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Grenze<br />
und folge der ST2005 bis Oberstaufen,<br />
wo i<strong>ch</strong> dann auf die B308 einbiege.<br />
Oberstaufen liegt im bayeris<strong>ch</strong>-s<strong>ch</strong>wäbis<strong>ch</strong>en<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
und gehört zum bayeris<strong>ch</strong>en<br />
Regierungsbezirk S<strong>ch</strong>waben. Das<br />
Gebiet umfasst alpines und voralpines<br />
Gelände. Der hö<strong>ch</strong>ste Berg ist<br />
die Ho<strong>ch</strong>frottspitze (2’649 m). Die<br />
bekannteste S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t ist die Breita<strong>ch</strong>klamm,<br />
dur<strong>ch</strong> die die Breita<strong>ch</strong><br />
fliesst.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en Müselba<strong>ch</strong> (Ortsteil von Albers<strong>ch</strong>wende)<br />
und Lingenau quert die Hittisauer Strasse die<br />
Bregenzer A<strong>ch</strong> mit der Lingenauer Ho<strong>ch</strong>brücke,<br />
einer der grössten Bogenbrücken Österrei<strong>ch</strong>s. Es<br />
handelt si<strong>ch</strong> um eine Bogenbrücke in Stahlbeton-<br />
Bauweise, die die beiden Orts<strong>ch</strong>aften Lingenau<br />
und Müselba<strong>ch</strong> (Ortsteil von Albers<strong>ch</strong>wende) im<br />
österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Bundesland Vorarlberg miteinander<br />
verbindet. Die 370 m lange Brücke ist<br />
eine der grössten Stahlbeton-Bogenbrüc-ken Mitteleuropas.<br />
Sie überspannt die Bregenzer A<strong>ch</strong> in<br />
einer Höhe von 90 m mit einer Bogenspannweite<br />
von 210 Metern. Diese Bogenbrücke wurde 1964<br />
bis 1968 erbaut. Bei ihrer Eröffnung 1969 war sie<br />
die siebtgrösste Brücke dieser Art weltweit.<br />
Bei Nesselwang<br />
Die Bundesstrasse 308 beginnt im<br />
Landkreis Lindau am Bodensee. Na<strong>ch</strong><br />
Oberstaufen fahre i<strong>ch</strong> am Grossen<br />
Alpsee vorbei und gelange kurze Zeit<br />
später na<strong>ch</strong> Immenstadt im Allgäu.<br />
Der Grosse Alpsee ist ein 3,27 km<br />
langer und bis zu 1 km breiter See<br />
mit einem Umfang von 8,1 km westli<strong>ch</strong><br />
von Immenstadt im Allgäu. Er<br />
erstreckt si<strong>ch</strong> in Ost-Westri<strong>ch</strong>tung<br />
und wird gespeist von der Konstanzer<br />
A<strong>ch</strong> (von Westen kommend), von<br />
Nagelfluhkette bei Pfronten<br />
zehn Seitenbä<strong>ch</strong>en aus den nördli<strong>ch</strong><br />
liegenden und vier Seitenbä<strong>ch</strong>en aus<br />
den südli<strong>ch</strong> liegenden Allgäuer Alpen. Sie sind eine Gebirgsgruppe der Nördli<strong>ch</strong>en Kalkalpen. Sie bilden<br />
den Westrand dieser Kalkzone, die den Ostalpen in ihrer ganzen Länge vorgelagert ist. Das Gebirge<br />
liegt östli<strong>ch</strong> des Bodensees und hat eine Ausdehnung von etwa 75 km ! 50 km. Anteil an den Allgäuer<br />
Alpen haben die Länder Deuts<strong>ch</strong>land mit den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg (S<strong>ch</strong>warzer<br />
Grat) und Österrei<strong>ch</strong> mit den Bundesländern Vorarlberg und Tirol. Hier liegt der südli<strong>ch</strong>ste Punkt<br />
Deuts<strong>ch</strong>lands.<br />
Entlang dem Fluss Werta<strong>ch</strong> gelange i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Werta<strong>ch</strong> und vorbei am Grüntensee na<strong>ch</strong><br />
Nesselwang. Nesselwang ist ein staatli<strong>ch</strong><br />
anerkannter Luftkurort. Markant ist hier die<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Andreas. Sie wurde von 1904<br />
bis 1906 aufgrund der Baufälligkeit und der<br />
geringen Grösse im neubarocken Stil neu<br />
erri<strong>ch</strong>tet. Die Innenausstattung ist im Stil des<br />
Weissensee mit Tannheimer Bergen<br />
Neurokoko ges<strong>ch</strong>affen worden. Auf der<br />
B310, einem Teil der Deuts<strong>ch</strong>en Alpenstrasse,<br />
gelange i<strong>ch</strong> entlang dem Weissensee<br />
na<strong>ch</strong> knapp 20 km na<strong>ch</strong> Füssen, wo i<strong>ch</strong> eine<br />
grössere Pause einlege. Die Deuts<strong>ch</strong>e Alpenstrasse,<br />
au<strong>ch</strong> Queralpenstrasse genannt,<br />
ist eine Ferienstrasse, die fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> die Bayris<strong>ch</strong>en Alpen führt (Deuts<strong>ch</strong>land).<br />
Die lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> sehr s<strong>ch</strong>öne Strecke führt über circa 450 km in West-Ost-Ri<strong>ch</strong>tung vom Bodensee<br />
ins Ber<strong>ch</strong>tesgadener Land.<br />
4
In Füssen angelangt, su<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> einen Behindertenparkplatz der mir genug Platz bietet ungehindert<br />
aussteigen zu können. Wie übli<strong>ch</strong>, werde i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> fündig. Da aber ers<strong>ch</strong>eint ein Wegweiser in<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Krankenhaus. Au<strong>ch</strong> eine gute Idee, da ohnehin eine kleine Bio-Pause fällig geworden ist. Bei<br />
Krankenhäusern (wie au<strong>ch</strong> bei Altersheimen) kann man<br />
mit grosser Si<strong>ch</strong>erheit davon ausgehen, dass sie über<br />
eine rollstuhlgere<strong>ch</strong>te Toilette verfügen. Ausserdem<br />
hat es ausrei<strong>ch</strong>end und erst no<strong>ch</strong> gut gelegene (am<br />
Rand des Parkplatzes) Rollstuhlparkplätze. Die Randplätze<br />
si<strong>ch</strong> daher am geeignetsten, weil i<strong>ch</strong> zum Ausfahren<br />
der Hebebühne einen Meter Platz brau<strong>ch</strong>e. Hinzu<br />
kommt dann no<strong>ch</strong> der Platz den i<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>e um von<br />
der Bühne fahren zu können. Insgesamt brau<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
also fast zwei Meter Platz auf der Fahrerseite, was eigentli<strong>ch</strong><br />
nur bei Randparkplätzen und bei längs zur<br />
Strasse angeordneten Plätzen au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> gewährleistet<br />
ist. Da si<strong>ch</strong> das Krankenhaus unmittelbar angren-<br />
zend an der Altstadt liegt, ist der Parkplatz au<strong>ch</strong> für den ans<strong>ch</strong>liessenden Besu<strong>ch</strong> der Altstadt bestens<br />
geeignet.<br />
I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>wandere mit Otello die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Gassen der romantis<strong>ch</strong>enAltstadt<br />
von Füssen<br />
und bewundere<br />
die herrli<strong>ch</strong>en<br />
Fresken, die Malereien<br />
und die<br />
Giebel an den<br />
Hohes S<strong>ch</strong>loss<br />
Hausfassaden der<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>en<br />
Bürgerhäuser. I<strong>ch</strong><br />
lasse es mir aber<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nehmen, mi<strong>ch</strong> von meinem Swiss-Trac die steile Strasse<br />
zum „Hohen S<strong>ch</strong>loss“, der Sommerresidenz der Augsburger Fürstbis<strong>ch</strong>öfe,<br />
ziehen zu lassen. Heute beherbergt das S<strong>ch</strong>loss ein Museum<br />
mit süddeuts<strong>ch</strong>er Malerei des 15. – 19. Jahrhunderts.<br />
Am Fuss des S<strong>ch</strong>lossfelsens steht die ehemalige Benediktinerabtei St.<br />
Mang. Die im 18. Jahrhundert umgebauten Klostergebäude sind heute<br />
Sitz der Stadtverwaltung und des Museums der Stadt Füssen. Die<br />
ehemalige barockene Stiftskir<strong>ch</strong>e St. Mang entstand 1702 – 1717. Die<br />
ältesten Bauteile sind der Turm und die Krypta (10. / 11. Jahrhundert).<br />
Panoramablick über Füssen Ri<strong>ch</strong>tung Norden<br />
Hohes S<strong>ch</strong>loss<br />
Klosterkir<strong>ch</strong>e St. Mang<br />
Füssen liegt im s<strong>ch</strong>wäbis<strong>ch</strong>en Landkreis Ostallgäu. Die Stadt befindet im Südwesten Bayerns an der Romantis<strong>ch</strong>en<br />
Strasse. Dur<strong>ch</strong> die Stadt fliesst der Le<strong>ch</strong>. Dieser Donauzufluss dur<strong>ch</strong>fleisst zunä<strong>ch</strong>st am südli<strong>ch</strong>en Stadtrand,<br />
nahe der Grenze zu Tirol, den Le<strong>ch</strong>fall, fliesst dann<br />
Franziskanergasse<br />
dur<strong>ch</strong> das Stadtgebiet und weiter zum nordöstli<strong>ch</strong> gelegenen<br />
Forggensee. Ebenfalls auf dem Gebiet der Stadt liegen Hopfensee,<br />
Weissensee, Alatsee, Es<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>er Weiher und Wiedemannweiher.<br />
Am Faulenba<strong>ch</strong>, der den Alatsee zum Le<strong>ch</strong> hin<br />
entwässert, liegen Obersee und Mittersee. Mit 808 m ü.M. ist<br />
Füssen die hö<strong>ch</strong>stgelegene Stadt Bayerns.<br />
Füssens Wurzeln rei<strong>ch</strong>en bis in die Römerzeit zurück. Der Ort<br />
entwickelte si<strong>ch</strong> an der von Norditalien na<strong>ch</strong> Augsburg führenden<br />
Römerstrasse Via Claudia Augusta. Ergebnisse aus Grabungen<br />
auf dem Füssener S<strong>ch</strong>lossberg liessen Fundamente<br />
eines römis<strong>ch</strong>en Kastells aus dem fünften Jahrhundert erkennen. Vermutli<strong>ch</strong> hat es aber bereits im Jahre 260 ein<br />
römis<strong>ch</strong>es Militärlager an dieser Stelle gegeben.<br />
5
Im Jahre 748 soll Magnus, ein später als Heiliger anerkannter<br />
Missionar aus St. Gallen, am Ort eine Zelle eingeri<strong>ch</strong>tet haben.<br />
Dur<strong>ch</strong> den Zuzug weiterer Mön<strong>ch</strong>e entstand im a<strong>ch</strong>ten<br />
Jahrhundert das na<strong>ch</strong> ihm benannte Benediktinerkloster St.<br />
Mang. Um dieselbe Zeit wurde wohl au<strong>ch</strong> ein fränkis<strong>ch</strong>er<br />
Königshof angelegt. Die spätere Vogtei gehörte anfängli<strong>ch</strong><br />
den Welfen und wurde von 1191 an als eines der welfis<strong>ch</strong>en<br />
Erbgüter dur<strong>ch</strong> Kauf Besitztum der Staufer. Na<strong>ch</strong> deren Aussterben<br />
mit dem Tod Konradins (1268) fiel das Herzogtum<br />
S<strong>ch</strong>waben an das Rei<strong>ch</strong> zurück.<br />
Unterdessen hatte si<strong>ch</strong> am Le<strong>ch</strong> eine Siedlung entwickelt, wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im<br />
13. Jahrhundert den Umfang einer ansehnli<strong>ch</strong>en Stadt, der damals grössten im<br />
Allgäu, errei<strong>ch</strong>te. Die Verleihung von Stadtre<strong>ch</strong>ten ist zwar ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>weisbar,<br />
do<strong>ch</strong> wird Füssen in einer Urkunde von 1295 als Stadt erwähnt.<br />
Kaiser Heinri<strong>ch</strong> VII. verpfändete für eine S<strong>ch</strong>uld von 400 Mark Silber Gebiet<br />
und Ort im Jahr 1313 an den Bis<strong>ch</strong>of von Augsburg. Das Pfand wurde nie mehr<br />
ausgelöst, sondern dur<strong>ch</strong> die kaiserli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>folger 1314 (Friedri<strong>ch</strong> der<br />
S<strong>ch</strong>öne) und 1322 (Ludwig der Bayer) in seiner Existenz akzeptiert. Mit Übertragung<br />
der vollen Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit dur<strong>ch</strong> Kaiser Karl IV. auf das Ho<strong>ch</strong>stift und<br />
Bistum Augsburg wurde das Gebiet der Rei<strong>ch</strong>svogtei Füssen endgültig Eigentum<br />
des fürstli<strong>ch</strong>en Oberhirten.<br />
Von 1486-1505 erbauten die Augsburger Fürstbis<strong>ch</strong>öfe das Hohe S<strong>ch</strong>loss über<br />
der mittelalterli<strong>ch</strong>en Stadt. Die ehemals spätgotis<strong>ch</strong>e Burganlage wurde dana<strong>ch</strong><br />
zur Sommerresidenz der geistli<strong>ch</strong>en Herren. Im S<strong>ch</strong>malkaldis<strong>ch</strong>en Krieg wurde<br />
das katholis<strong>ch</strong>e Füssen von einer Truppe der oberdeuts<strong>ch</strong>en Städte unter dem<br />
protestantis<strong>ch</strong>en Landskne<strong>ch</strong>tführer am 10. Juli 1546 besetzt. Die heutige Klosterkir<strong>ch</strong>e<br />
entstand in den Jahren 1701-1726.<br />
Klosterhof Brotmarkt<br />
Am 22. April 1745 erlangte<br />
der Ort kurzzeitig überregionale Bedeutung. Im Frieden von<br />
Füssen erklärte Bayerns Kurfürst Maximilian III. Joseph den<br />
Verzi<strong>ch</strong>t auf zuvor geltend gema<strong>ch</strong>te österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Erbansprü<strong>ch</strong>e<br />
und besiegelte damit au<strong>ch</strong> das Ende versu<strong>ch</strong>ter bayeris<strong>ch</strong>er<br />
Grossma<strong>ch</strong>tpolitik. Bayern war nun aus dem von seinem<br />
Vater, Kaiser Karl VII. Albre<strong>ch</strong>t, ausgelösten Österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Erbfolgekrieg ausges<strong>ch</strong>ieden. Am 6. Mai 1782 nä<strong>ch</strong>tigte<br />
Papst Pius VI., aus Augsburg kommend, im Hohen<br />
S<strong>ch</strong>loss auf seiner Rückreise von Wien na<strong>ch</strong> Rom.<br />
S<strong>ch</strong>loss Neus<strong>ch</strong>wanstein<br />
betriebenen Lautenbaus in Europa. 1562 wurde hier<br />
au<strong>ch</strong> die erste Lautenma<strong>ch</strong>er-Zunft Europas gegründet.<br />
Heute ist die Region um Füssen eine touristis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>burg,<br />
bekannt als Königswinkel. In unmittelbarer Nähe<br />
stehen die Königss<strong>ch</strong>lösser Neus<strong>ch</strong>wanstein und S<strong>ch</strong>loss<br />
Hohens<strong>ch</strong>wangau.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Füssen<br />
Rei<strong>ch</strong>enstrasse<br />
Als Folge der Säkularisation wurde Füssen na<strong>ch</strong> dem<br />
Rei<strong>ch</strong>sdeputationshaupts<strong>ch</strong>luss 1803 Teil des Kurfürstentums<br />
Bayern. Ausnahmen bildeten zum einen das Franziskanerkloster,<br />
wel<strong>ch</strong>es 1803 beim Deuts<strong>ch</strong>orden verblieb und<br />
von diesem 1805 an Bayern abgetreten wurde, und zum<br />
anderen St. Mang, wel<strong>ch</strong>es an das Fürstenhaus Oettingen-<br />
Wallerstein fiel und erst 1806 zu Bayern kam.<br />
Eine besondere Bedeutung erlangte Füssen mit dem hier<br />
angesiedelten Spezialhandwerk der Lautenma<strong>ch</strong>er und Geigenbauer.<br />
So gilt Füssen als die Wiege des gewerbsmässig<br />
am Bannwaldsee<br />
6
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas „Kleines“ (einen doppelten Toast mit S<strong>ch</strong>inken, Tomaten und Peperoni, das<br />
Ganze überbacken mit Käse) gegessen habe, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wieder auf zum Bus um den Campingplatz<br />
zu su<strong>ch</strong>en und mi<strong>ch</strong> einzuri<strong>ch</strong>ten. Dank meiner Gerlinde finde i<strong>ch</strong> den Campingplatz na<strong>ch</strong> 7 km<br />
sehr s<strong>ch</strong>nell. Vor der Anmeldung hat es jedo<strong>ch</strong> eine Stufe von 10 cm. Nur mit Mühe kann i<strong>ch</strong> die nette<br />
Dame dazu bewegen, mi<strong>ch</strong> vor der Türe zu bedienen und ihr mitzuteilen, dass i<strong>ch</strong> gerne hier überna<strong>ch</strong>ten<br />
würde. Dann aber klappt es und sie teilt mir einen Platz unmittelbar neben dem Sanitärgebäude<br />
zu, das au<strong>ch</strong> über eine rollstuhlgängige Anlage verfügt. Auf dem Platz angekommen, werde i<strong>ch</strong> von<br />
mehreren Distelfinken musikalis<strong>ch</strong> willkommen geheissen.<br />
am Bannwaldsee<br />
Sobald i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet habe, rufe i<strong>ch</strong> Christl und<br />
Rudi an, die wenige Kilometer von hier, hinter der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Grenze in Reute wohnen. Wir vereinbaren,<br />
dass sie mi<strong>ch</strong> hier besu<strong>ch</strong>en kommen, da i<strong>ch</strong> sonst die<br />
Isoliermatte wieder abnehmen, den Stromans<strong>ch</strong>luss ausstecken,<br />
die Markise einziehen und wieder einladen hätte<br />
müssen. I<strong>ch</strong> bin ni<strong>ch</strong>t unglückli<strong>ch</strong> darüber, ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />
au<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> in Füssen ein Bier getrunken habe und nun<br />
au<strong>ch</strong> aus diesem Grund ni<strong>ch</strong>t mehr weiterfahren mö<strong>ch</strong>te.<br />
Etwa eine halbe Stunde später sind sie hier und wir ma<strong>ch</strong>en<br />
uns auf, auf eine kleine Wanderung in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
S<strong>ch</strong>wangau. Während i<strong>ch</strong> auf Christl und Rudi warte, beoba<strong>ch</strong>te<br />
i<strong>ch</strong> ein Männ<strong>ch</strong>en des Buntspe<strong>ch</strong>tes.<br />
Das Campingrestaurant hat leider am<br />
Montag Ruhetag und die andere Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
öffnet erst Ende dieser Wo<strong>ch</strong>e.<br />
So können wir leider nirgends einkehren<br />
und begnügen uns, die Sonne vor<br />
meinem Bus zu geniessen. Im Laden,<br />
dessen Sortiment auf absoluter Sparflamme<br />
gehalten wird, bekomme<br />
dann aber do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ein Joghurt fürs<br />
Na<strong>ch</strong>tessen. Dank des nahrhaften<br />
Toastes rei<strong>ch</strong>t mir diese S<strong>ch</strong>malspurkost<br />
für heute.<br />
am Bannwaldsee<br />
Mit dem Untergang der Sonne sinkt au<strong>ch</strong> die Temperatur. Um 21:00 Uhr liegt sie no<strong>ch</strong> bei bes<strong>ch</strong>eidenen<br />
13,7°C. Darum ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> sehr bald Feierabend und verziehe mi<strong>ch</strong> in den no<strong>ch</strong> warmen Bus.<br />
Campingplatz Bannwaldsee, S<strong>ch</strong>wangau ADAC-Nr.: SB 470<br />
Der Campingplatz Bannwaldsee befindet si<strong>ch</strong> auf<br />
einem lang gestreckten, lei<strong>ch</strong>t geneigten, teils<br />
au<strong>ch</strong> gestuften Wiesengelände. Die Stellplätze<br />
sind dur<strong>ch</strong> Bus<strong>ch</strong>- und Baumreihen getrennt und<br />
zum Teil gekiest. Der Platz liegt zwis<strong>ch</strong>en der<br />
Hauptstrasse und dem Bannwaldsee.<br />
Eigentli<strong>ch</strong> wäre der Campingplatz sehr gut eingeri<strong>ch</strong>tet<br />
und mit hohem Komfort ausgestattet.<br />
Dies dokumentiert au<strong>ch</strong> die gute Bewertung im<br />
ADAC-Campingführer. Do<strong>ch</strong> hat hier die Saison<br />
ganz offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t begonnen! Das<br />
Campingrestaurant hat am Montag Ruhetag –<br />
und heute ist Montag! Ein zweites Restaurant hat<br />
no<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossen. Sie werden erst Ende Wo<strong>ch</strong>e,<br />
heisst am Donnerstag (Auffahrtstag) die Tore<br />
öffnen. Glei<strong>ch</strong> sieht es au<strong>ch</strong> im Laden aus. Die Gestelle sind sauber geputzt und stehen bereit zur Aufnahme<br />
von Material. Die vorhandene Auswahl ist äusserst bes<strong>ch</strong>eiden. Immerhin kann i<strong>ch</strong> für morgen<br />
früh ein Bröt<strong>ch</strong>en bestellen.<br />
Die Behindertentoilette ist sehr grösszügig<br />
gebaut und gut eingeri<strong>ch</strong>tet. Ein S<strong>ch</strong>önheitsfehler<br />
liegt bei der Türe die mit einem zu<br />
stengen Türs<strong>ch</strong>liesser versehen ist. Sie zur<br />
öffnen benötigt einiges an Kraft. Was wenig<br />
vorteilhaft ist, sind die S<strong>ch</strong>wellen von 8 cm<br />
vor dem Eingang zur Rezeption. Es ist rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>wierig, vor der Türe auf si<strong>ch</strong> aufmerksam<br />
zu ma<strong>ch</strong>en, zumal si<strong>ch</strong> die Damen<br />
ni<strong>ch</strong>t immer am S<strong>ch</strong>alter befinden. I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e<br />
auf dieses Problem aufmerksam und<br />
hoffe, dass man au<strong>ch</strong> bereit ist eine kleine Rampe anzubringen.<br />
7
Dienstag, 15. Mai <strong>2012</strong> Entlang der Ostalpen<br />
Wetter:<br />
Der Morgen beginnt mit ungetrübtem Sonnens<strong>ch</strong>ein. Allerdings ist<br />
die Temperatur über Na<strong>ch</strong>t massiv gesunken. Von den knapp 14°C<br />
sind bis am Morgen etwa 3°C übrig geblieben. Au<strong>ch</strong> im Bus muss<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit knappen 9° zufrieden geben. Do<strong>ch</strong> mit der aufgehenden<br />
Sonne steigt au<strong>ch</strong> die Temperatur wieder ras<strong>ch</strong> an. Während des Tages we<strong>ch</strong>selt si<strong>ch</strong> klarer Sonnens<strong>ch</strong>ein<br />
mit bedecktem Himmel ab. Die Wärme aber bleibt unter der 20° Marke. Am Abend bedecken<br />
dicke Wolken den Himmel komplett und es wäre dur<strong>ch</strong>aus mögli<strong>ch</strong>, dass i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mit Regen beglückt<br />
werde. No<strong>ch</strong> während i<strong>ch</strong> am S<strong>ch</strong>reiben des Protokolls bin setzt ein lei<strong>ch</strong>ter Regen ein. Bleibt zu hoffen,<br />
dass es bis morgen früh ausgeregnet hat.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Obs<strong>ch</strong>on die Sonne s<strong>ch</strong>on früh<br />
auf meinen Platz s<strong>ch</strong>eint, ist es<br />
mir zu kühl um draussen zu<br />
essen. So rüste i<strong>ch</strong> mir mein<br />
Frühstück und esse au<strong>ch</strong><br />
glei<strong>ch</strong> im Bus (ist au<strong>ch</strong> viel<br />
bequemer). Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> langsam reisefertig.<br />
Na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong> alles gesi<strong>ch</strong>ert<br />
an seinem Platz befindet, kann<br />
die Reise wieder losgehen.<br />
I<strong>ch</strong> wähle einen kleinen, aber<br />
gemäss ADAC behindertengere<strong>ch</strong>ten<br />
Platz in Fürth bei Tittmoning<br />
/ Leitgeringer See (SB<br />
800).<br />
Auf der B17 folge i<strong>ch</strong> bis Saulgrub weiter der Deuts<strong>ch</strong>en Alpenstrasse. Dabei umfahre i<strong>ch</strong> die hohe<br />
Bleick, ein 1’638 m ü.M. hoher Berg in den Ammergauer Alpen. Dann zweige i<strong>ch</strong> ab auf die ST2038<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Murnau. Im Süden sehe i<strong>ch</strong> immer<br />
wieder die grossartige Kulisse von Ammer-<br />
und Estergebirge. Das Ammergebirge umfasst<br />
ein Gebiet von etwa 30 x 30 km und<br />
beginnt unmittelbar am Alpenrand. Der<br />
hö<strong>ch</strong>ste Gipfel ist der Daniel mit einer Höhe<br />
von 2’340 m ü.M. Das Ammergebirge ist<br />
ein relativ naturnahes, wenig ers<strong>ch</strong>lossenes<br />
Gebirge mit sehr geringer Bevölkerungsdi<strong>ch</strong>te<br />
geblieben. Es ist das grösste bayeris<strong>ch</strong>e<br />
Naturs<strong>ch</strong>utzgebiet. Gegenwärtig wird<br />
die Ausweisung eines Nationalparks im<br />
Ammergebirge diskutiert. Als Kerngebiet<br />
Bei Steingaden<br />
sind etwa 23’000 ha Flä<strong>ch</strong>e aus dem Besitz des Freistaates Bayern vorgesehen. Das Estergebirge ist<br />
eines der grössten zusammen-hängenden Karstgebiete in den Bayeris<strong>ch</strong>en Alpen.<br />
Panorama Ammergebirge<br />
8
Auf der B472, die au<strong>ch</strong> Teil der deuts<strong>ch</strong>en Alpenstrasse<br />
ist, errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> dann Bad Tölz, wo i<strong>ch</strong> einen ersten Zwis<strong>ch</strong>enhalt<br />
eins<strong>ch</strong>alte. Bad Tölz ist die Kreisstadt des<br />
oberbayeris<strong>ch</strong>en Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen<br />
und ein Kurort. Die Stadt liegt an der Isar, rund 50 km<br />
südli<strong>ch</strong> von Mün<strong>ch</strong>en. Bad Tölz liegt im mittleren Isartal,<br />
am nördli<strong>ch</strong>en Eingang zum Isarwinkel, von wo man<br />
einen herrli<strong>ch</strong>en Blick auf die bayeris<strong>ch</strong>en und Nordtiroler<br />
Kalkalpen hat. Die heutige Stadt Bad Tölz wird 1155<br />
erstmals urkundli<strong>ch</strong> erwähnt und geht auf eine römis<strong>ch</strong>e<br />
Siedlung zurück. Im Jahr 1956 wurde der Tölzer<br />
Bad Tölz, Marktstrasse<br />
Knaben<strong>ch</strong>or in der Stadt gegründet. 1969 folgte, zusätzli<strong>ch</strong><br />
zum Jodbad, die Anerkennung von Bad Tölz<br />
als Heilklimatis<strong>ch</strong>er Kurort und 2006 die Anerkennung<br />
als Moorheilbad. Mit dem Alpamare eröffnete<br />
1972 in Tölz Europas erstes Erlebnisbad. Mit einer<br />
weitläufigen Ruts<strong>ch</strong>enlands<strong>ch</strong>aft, dem Brandungswellenbad,<br />
der Indoor-Surfanlage und dem Jodbecken ist<br />
das Alpamare überregional bekannt. Die 1996-2009<br />
gesendete Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“ hat die<br />
Stadt vor allem ausserhalb Bayerns sehr populär und<br />
beliebt gema<strong>ch</strong>t.<br />
I<strong>ch</strong> folge weiter der B472. Über Miesba<strong>ch</strong> und Rosenheim fahre i<strong>ch</strong> nordwestli<strong>ch</strong> am berühmten Chiemsee<br />
vorbei. Bevor i<strong>ch</strong> Trostberg errei<strong>ch</strong>e, s<strong>ch</strong>ickt mi<strong>ch</strong> meine Gerlinde auf eine s<strong>ch</strong>male, asphaltierte<br />
Waldstrasse mit einer Steigung von 9%, bevor sie dann wieder mit einem Gefälle von 10% kurz vor<br />
Trostberg endet. Ein kurzer aber abenteuerli<strong>ch</strong>er Abste<strong>ch</strong>er in eine idyllis<strong>ch</strong>e Waldlands<strong>ch</strong>aft. Gerlinde<br />
sei dank!<br />
In Burghausen ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals einen<br />
kurzen Halt, bevor i<strong>ch</strong> dem Campingplatz<br />
„Seebauer“ Furth zustrebe. Die alte Herzogsstadt<br />
Burghausen liegt an der Salza<strong>ch</strong>,<br />
die hier die Grenze zu Österrei<strong>ch</strong> bildet.<br />
Auf einem Höhenzug über der Altstadt<br />
erstreckt si<strong>ch</strong> die Burg zu Burghausen, die<br />
mit 1’051 m Länge die längste Burganlage<br />
Europas ist. Das Stadtbild Burghausens ist<br />
heute im Wesentli<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> zwei ents<strong>ch</strong>eidende<br />
Entwicklungsphasen geprägt:<br />
zum einen dur<strong>ch</strong> die Bedeutung als Residenzstadt<br />
im Spätmittelalter, zum anderen<br />
Burghausen, Luftbild<br />
Bad Tölz, Marktstrasse<br />
Auer Weidmoos<br />
dur<strong>ch</strong> die zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
einsetzende Industrialisierung der<br />
Stadt als Teil des Bayeris<strong>ch</strong>en Chemiedreiecks.<br />
Die Burg zu Burghausen und die<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>e Altstadt sind in grossen<br />
Teilen erhalten, und in Ri<strong>ch</strong>tung Norden<br />
und Westen haben si<strong>ch</strong> seit den 1910-er<br />
Jahren moderne Industrie-, Gewerbe-<br />
und Wohngebiete als Neustadt ausgebreitet.<br />
Burghausen, Stadtplatz<br />
9
Dank den eingegebenen Koordinaten steuert mi<strong>ch</strong> meine<br />
Gerlinde zielsi<strong>ch</strong>er vor die Tore des kleinen Campingplatzes,<br />
wo vor der Rezeption ein älteres Ehepaar sitzt. Wie<br />
si<strong>ch</strong> herausstellt, sind es die Campingwarte. Die Frage<br />
na<strong>ch</strong> dem Vorhandensein eines Restaurants verneinen sie.<br />
Das angrenzende Restaurant gehöre zum S<strong>ch</strong>wimmbad<br />
und das sei no<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossen, so vermutli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das<br />
Restaurant. Die Distanz ins nä<strong>ch</strong>ste Dorf beträgt etwa 3<br />
km. Ausserdem s<strong>ch</strong>einen si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t gerade viele Gäste<br />
zu tummeln.<br />
I<strong>ch</strong> ziehe also wieder meinen ADAC-Campingführer zu<br />
Rate und ents<strong>ch</strong>eide mi<strong>ch</strong> weiter Ri<strong>ch</strong>tung Passau zu fah-<br />
Campingplatz „Seebauer“ Furth bei Tittmoning<br />
ren. Um Bad Füssing gibt es mehrere Plätze die geeignet<br />
zu sein s<strong>ch</strong>einen. Bad Füssing ist eine Gemeinde im niederbayeris<strong>ch</strong>en<br />
Landkreis Passau und ein Kurort im Niederbayeris<strong>ch</strong>en Bäderdreieck. Das Thermalbad<br />
Füssing ist der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Mittelpunkt der 1971 dur<strong>ch</strong> eine grössere Fusion neu gebildeten Gemeinde<br />
Bad Füssing. Bad Füssing liegt in der fla<strong>ch</strong>en Pockinger Heide<br />
(einer weitläufigen, fru<strong>ch</strong>tbaren Ebene) und am Inn, über den eine<br />
Brücke ins österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Obernberg am Inn führt.<br />
I<strong>ch</strong> programmiere die Koordinaten neu und lasse mi<strong>ch</strong> weiter führen.<br />
Na<strong>ch</strong> weiteren 40 Minuten Fahrzeit stehe i<strong>ch</strong> vor den Toren des Platzes<br />
und habe sofort einen guten Eindruck. Der Ents<strong>ch</strong>luss do<strong>ch</strong> weiter<br />
zu fahren s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> gelohnt zu haben.<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> den Bus auf der mir zugewiesenen Parzelle abgestellt<br />
und den Strom anges<strong>ch</strong>lossen habe, gehe i<strong>ch</strong> mit Otello auf einen<br />
kleinen Spaziergang. Der hier überwiegende Singvogel s<strong>ch</strong>eint der<br />
Bu<strong>ch</strong>fink zu sein. Au<strong>ch</strong> Grünfinken sind wiederholt zu hören. Wie i<strong>ch</strong><br />
von meinem Rundgang zurückkomme, entdecke i<strong>ch</strong> auf dem Campingplatz,<br />
beim Restaurant Kiosk einen Hinweis „Heute Hähn<strong>ch</strong>en mit<br />
Kartoffelsalat“. Genau das Menu, auf das i<strong>ch</strong> heute Lust habe! Die<br />
warme Kü<strong>ch</strong>e geht erst um 17:00 Uhr auf, sodass es (ca. 16:45 Uhr)<br />
Restaurant Kiosk<br />
gerade no<strong>ch</strong> für ein Bier als Apéro rei<strong>ch</strong>t. Immer mehr Gäste finden<br />
si<strong>ch</strong> ein. I<strong>ch</strong> werte das als gutes Zei<strong>ch</strong>en, dass es si<strong>ch</strong> lohnt zu warten. Und es lohnt si<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong>! I<strong>ch</strong><br />
habe selten so feine gegrillte Poulets gegessen! Der Kartoffelsalat entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t unbedingt meinen<br />
Vorlieben, do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der ist dur<strong>ch</strong>aus fein. Gesättigt (übersättigt) gehe i<strong>ch</strong> zurück zum Bus um mi<strong>ch</strong><br />
langsam für die Na<strong>ch</strong>t einzuri<strong>ch</strong>ten und au<strong>ch</strong> Otello sein Na<strong>ch</strong>tessen zuzubereiten.<br />
Kurcamping Fu<strong>ch</strong>s, Egglfing bei Bad Füssing ADAC-Nr.: SB 185<br />
Auf der familiär geführten und modern eingeri<strong>ch</strong>teten<br />
Anlage befinden si<strong>ch</strong> auf ca. 1,5 ha. 100 Stellplätze in<br />
ruhiger und lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> reizvoller Gegend wel<strong>ch</strong>e in<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 100 m 2 grosse Flä<strong>ch</strong>en parcelliert<br />
sind. Der Platz liegt auf ebenem Gelände mit mittelhohen<br />
und jüngeren Laubbäumen, sowie hohen Hecken.<br />
Die Stellplätze sind fris<strong>ch</strong> eingekiest, was sie<br />
entspre<strong>ch</strong>end streng zu befahren ma<strong>ch</strong>t, da man mit<br />
den s<strong>ch</strong>malen Rädern im Kies einsinkt. Ansonsten<br />
lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts aussetzen. Das Restaurant ist offen<br />
und au<strong>ch</strong> der Laden s<strong>ch</strong>on re<strong>ch</strong>t gut bestückt.<br />
Der Raum der Rollstuhltoilette ist<br />
sehr gross und gut eingeri<strong>ch</strong>tet -<br />
wenn man vom zu kleinen Dus<strong>ch</strong>sitz<br />
absieht.<br />
10
Mittwo<strong>ch</strong>, 16. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> den Oberpfälzis<strong>ch</strong>-Bayris<strong>ch</strong>en Wald<br />
Wetter:<br />
Über Na<strong>ch</strong>t dürfte es wenig geregnet<br />
haben, do<strong>ch</strong> gegen Morgen<br />
fallen wieder die ersten S<strong>ch</strong>auer.<br />
Diese ergeben si<strong>ch</strong> aber bis zum<br />
Zeitpunkt der Tagwa<strong>ch</strong>e, etwa um 07:00 Uhr. Bis zu meiner Abfahrt<br />
bleibt es au<strong>ch</strong> trocken. Do<strong>ch</strong> während der Reise muss i<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>eibenwis<strong>ch</strong>er<br />
wegen kleineren oder grösseren Nieders<strong>ch</strong>lägen immer<br />
wieder aktivieren. Zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> aber s<strong>ch</strong>eint au<strong>ch</strong> die Sonne und<br />
dann wird es sofort angenehm warm. Grundsätzli<strong>ch</strong> liegen jedo<strong>ch</strong> die<br />
Temperaturen im tiefen zweistelligen Berei<strong>ch</strong>. Das bleibt au<strong>ch</strong> bis am<br />
späten Abend so. Die Eisheiligen ma<strong>ch</strong>en ihrem Ruf alle Ehre!<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Ursprüngli<strong>ch</strong> hatte i<strong>ch</strong> für heute die Besi<strong>ch</strong>tigung von Passau vorgesehen.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts der tiefen Temperaturen und der zu erwartenden<br />
S<strong>ch</strong>auer, bes<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong> stattdessen die Fahrt in Ri<strong>ch</strong>tung <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong><br />
fortzusetzen, dafür aber mehrheitli<strong>ch</strong> anstatt der Autobahn die Landestrassen<br />
zu nutzen.<br />
Auf der B12 errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> 7 km die Autobahn A3/E56 na<strong>ch</strong> Passau.<br />
Da mir heute mit ca. 350 km no<strong>ch</strong> eine längere Fahrzeit bevorsteht und<br />
i<strong>ch</strong> witterungsbedingt darauf verzi<strong>ch</strong>te Passau zu besi<strong>ch</strong>tigen, ents<strong>ch</strong>eide<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> fürs Erste do<strong>ch</strong> die Autobahn zu nutzen bis i<strong>ch</strong> Passau<br />
hinter mir habe. Obs<strong>ch</strong>on der Verkehr mit besonders vielen Lastwagen<br />
sehr intensiv ist, komme i<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t gut voran. Bei S<strong>ch</strong>alding und bei<br />
Deggendorf überquere<br />
i<strong>ch</strong> die Donau. Bei<br />
Deggendorf verlasse<br />
i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> 60 km die<br />
A3 und fahre der Orts<strong>ch</strong>aft Regen zu. Dabei dur<strong>ch</strong>fahre<br />
i<strong>ch</strong> den Bayris<strong>ch</strong>en Wald und überfahre na<strong>ch</strong> 15<br />
km die Kalteck, einen stark bewaldeten Bergsattel<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem Vogelsang und dem Hirs<strong>ch</strong>enstein<br />
gelegen, der auf 750 m ü.M. liegt. Auf dem Kalteck<br />
gibt es neben einigen Wohnhäusern no<strong>ch</strong> ein paar<br />
Höfe und ein Berghotel. Im Winter ist Kalteck ein<br />
lokales Skigebiet, auf dem zwei S<strong>ch</strong>lepplifte auf drei<br />
Skipisten betrieben werden. Hier stosse i<strong>ch</strong> gar auf<br />
di<strong>ch</strong>ten Nebel und die Temperaturanzeige des Buses<br />
Kalteck, 750 m ü.M.<br />
meldet Frostgefahr. Das heisst, dass die Temperatur<br />
unter 4°C gesunken ist. Der Name der Stadt s<strong>ch</strong>eint<br />
Programm zu sein, denn immer wieder fahre i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> kleinere oder grössere Regens<strong>ch</strong>euer.<br />
Bei Vie<strong>ch</strong>ta<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> die B85<br />
und damit wird die Strasse wieder<br />
breiter. Hier nimmt au<strong>ch</strong> der Verkehr<br />
etwas zu. Do<strong>ch</strong> ist er allemal<br />
no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>eiden, sodass i<strong>ch</strong> mir<br />
immer wieder erlauben darf, an<br />
den Strassenrand zu fahren und<br />
ein Foto der herrli<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>aft<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Ausser grossen<br />
Walpartien (wir befinden uns<br />
ja au<strong>ch</strong> im bayris<strong>ch</strong>en Wald!),<br />
stosse i<strong>ch</strong> immer wieder auf kleinere<br />
Dörfer und Streusiedlungen.<br />
Bayris<strong>ch</strong>er Wald, östli<strong>ch</strong> der Kalteck<br />
Na<strong>ch</strong> etwa 30 km errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
Cham, nä<strong>ch</strong>ste grössere Stadt. Hier will i<strong>ch</strong> einen grösseren Boxenstopp mit Vollservice (Mittagessen<br />
und Toilette) ma<strong>ch</strong>en. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> haben wir 7 Jahre in Cham gelebt, allerdings in Cham im Kanton<br />
Zug! Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> einige Male dur<strong>ch</strong> die Strassen gefahren bin, entdecke i<strong>ch</strong> endli<strong>ch</strong> ein Restaurant,<br />
wo die Chance besteht, dass i<strong>ch</strong> stufenlos hinein kann. Also parke i<strong>ch</strong> den Bus und steige aus. Vor der<br />
Haustüre aber erblicke i<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>ild mit der Aufs<strong>ch</strong>rift „heute ges<strong>ch</strong>lossen“. Da es in dem Moment, wo<br />
i<strong>ch</strong> mit dem Aussteigen beginne zu nieseln beginnt, kann i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>nell ins Trockene retten,<br />
sondern muss erst wieder einsteigen. Bis i<strong>ch</strong> eingestiegen und fahrbereit bin, hört es allerdings wieder<br />
auf zu regnen.<br />
11
Stadtpfarrkir<strong>ch</strong>e mit<br />
Marktplatzbrunnen<br />
Bayeris<strong>ch</strong>en Wald und zum Böhmerwald“ bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Weil der Regen (Fluss) die Chamer Altstadt in einem<br />
weiten Bogen ums<strong>ch</strong>liesst, gibt es für Cham in der Touristik<br />
au<strong>ch</strong> die Bezei<strong>ch</strong>nung „Stadt am Regenbogen“.<br />
Dana<strong>ch</strong> fahre i<strong>ch</strong> auf der B22 weiter dur<strong>ch</strong> die Oberpfalz<br />
na<strong>ch</strong> Weiden. Die Oberpfalz ist eine Lands<strong>ch</strong>aft mit Mittelgebirgen<br />
und in den fla<strong>ch</strong>eren Regionen mit zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Weihern und Seen, hat im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen<br />
Regionen in Deuts<strong>ch</strong>land eher ländli<strong>ch</strong>en Charakter, ist<br />
Cham liegt etwa 60 km nordöstli<strong>ch</strong> von Regensburg am<br />
Fluss Regen, einem linken Nebenfluss der Donau. Dieser<br />
fliesst dur<strong>ch</strong> die Cham-Further Senke, einem langgestreckten<br />
Taleins<strong>ch</strong>nitt, der die quer dazu verlaufenden<br />
Mittelgebirgszüge des Oberpfälzer Waldes im Nordosten<br />
vom Bayeris<strong>ch</strong>en Wald bzw. dem Künis<strong>ch</strong>en Gebirge im<br />
Südosten teilt. Etwa 20 km nordöstli<strong>ch</strong> von Cham verläuft<br />
die ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Grenze, und etwa 90 km nordöstli<strong>ch</strong><br />
liegt Pilsen. Cham wird deshalb au<strong>ch</strong> als „Tor zum<br />
dünner besiedelt und grenzt (im Uhrzeigersinn von Norden aus) an Oberfranken, die Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
Republik, Niederbayern und Mittelfranken.<br />
Die Wirts<strong>ch</strong>aft der Oberpfalz hat in<br />
den Jahren 1994-2004 einen Wandel<br />
dur<strong>ch</strong>lebt. So nahmen die Erwerbstätigen<br />
in diesem Zeitraum im primären<br />
Sektor (Land- und Forstwirts<strong>ch</strong>aft / Fis<strong>ch</strong>erei)<br />
ab, die Zahl der Erwerbstätigen<br />
im produzierenden Ge-werbe sank<br />
ebenfalls. Die Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor<br />
nahmen jedo<strong>ch</strong> um<br />
18,8 % zu. Die Wirts<strong>ch</strong>aft ist insgesamt<br />
geprägt von klein- und mittelständi-<br />
Bei Katzba<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>en Unternehmen, von denen einige<br />
zu den Führenden ihrer Bran<strong>ch</strong>e zählen.<br />
Ebenso ist der Tourismus ein grosser wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Faktor. Die Landwirts<strong>ch</strong>aft und die Tei<strong>ch</strong>wirts<strong>ch</strong>aft,<br />
die vor allem in den nördli<strong>ch</strong>en Regionen der Oberpfalz auftritt, haben gesamtwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
gesehen eher eine kleine Rolle inne. Im nationalen und internationalen Tourismus besser bekannt ist<br />
der Bayeris<strong>ch</strong>e Wald, der sowohl in der<br />
Oberpfalz als au<strong>ch</strong> im bena<strong>ch</strong>barten<br />
Niederbayern gelegen ist. Dort ist eine<br />
alte Tradition der Glasbläserkunst vorhanden.<br />
Eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in Ostbayern<br />
spielen der Naturpark Oberpfälzer<br />
Wald, Naturpark Oberer Bayeris<strong>ch</strong>er<br />
Wald und der Naturpark Bayeris<strong>ch</strong>er<br />
Wald. Die Region Oberpfalz ist als eine<br />
der preiswertesten deuts<strong>ch</strong>en Ferienregionen<br />
bekannt; die Preise von Gaststätten<br />
und für Beherbergungen sind<br />
auf verglei<strong>ch</strong>sweise günstigem Niveau.<br />
Marktplatz<br />
Rapsfeld bei S<strong>ch</strong>önthal<br />
In Weiden, na<strong>ch</strong> weiteren 80 km, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> einen grösseren Halt und gehe etwas Essen. Im Restaurant<br />
Marktplatz mit altem Rathaus<br />
Rats-keller bekomme i<strong>ch</strong> eine Forelle blau mit Butterkartoffeln<br />
und Salat. Es s<strong>ch</strong>meckt lecker. Dana<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einen kurzen Rundgang dur<strong>ch</strong> die Stadt.<br />
Weiden in der Oberpfalz ist eine kreisfreie Stadt im<br />
ostbayeris<strong>ch</strong>en Regierungsbezirk Oberpfalz, liegt<br />
100 km östli<strong>ch</strong> von Nürnberg und ist Oberzentrum der<br />
nördli<strong>ch</strong>en Oberpfalz. Weiden liegt an der S<strong>ch</strong>nittstelle<br />
der Naturräume Oberpfälzer Hügelland und Vorderer<br />
Oberpfälzer Wald. Im Stadtgebiet sind diese überregionalen<br />
Natureinheiten vertreten dur<strong>ch</strong> die weitläufigen,<br />
von Wanderwegen gut ers<strong>ch</strong>lossenen Waldgebiete<br />
Manteler Forst / Altenstädter Wald und Fis<strong>ch</strong>erberg.<br />
Das Lands<strong>ch</strong>aftsbild ist geprägt dur<strong>ch</strong> die Tallands<strong>ch</strong>aft<br />
der Waldnaab, eingebettet zwis<strong>ch</strong>en die welligen, kiefernbestandenen Hügelketten des<br />
12
Oberpfälzer Bru<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ollenlandes (des so genannten Deckgebirges) im<br />
Westen und die s<strong>ch</strong>roffe Formenvielfalt des uralten kristallinen Grundgebirges<br />
im Osten. Der Auenberei<strong>ch</strong> der Waldnaab erstreckt si<strong>ch</strong> als<br />
natürli<strong>ch</strong>er Grünzug von Nord na<strong>ch</strong> Süd dur<strong>ch</strong> das gesamte Stadtgebiet.<br />
Insgesamt befindet si<strong>ch</strong> das Stadtgebiet im Naturpark Nördli<strong>ch</strong>er<br />
Oberpfälzer Wald und ist Ausgangspunkt vieler Wandermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
in einer abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>aft.<br />
Bis zum nä<strong>ch</strong>sten S<strong>ch</strong>auer bin i<strong>ch</strong> wieder beim Bus und habe eingeladen.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en ist es bereits 15:00 Uhr und es liegen do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwa<br />
140 km vor mir bis zum gewählten Campingplatz in der Nähe von<br />
Zwickau. Damit i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> zu einer <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Zeit auf dem Campingplatz<br />
eintreffe, bes<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong> wieder die Autobahn zu nutzen.<br />
Der Verkehr auf der A93 ist no<strong>ch</strong> intensiver als bei Passau. Auffallend<br />
sind die vielen grossen Sattels<strong>ch</strong>lepper mit polnis<strong>ch</strong>en oder ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Nummern. Nun, weiter ni<strong>ch</strong>t erstaunli<strong>ch</strong>: wir befinden uns hier<br />
au<strong>ch</strong> im grenznahen Gebiet zu Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien und auf der direkten Verkehrsroute<br />
na<strong>ch</strong> Polen. Einer Baustelle wegen, die beidseits nur einspurig<br />
befahren wird, gibt es einen Stau, bei wel<strong>ch</strong>em i<strong>ch</strong> (gemäss Bere<strong>ch</strong>nung<br />
meiner Gerlinde) etwa 20 Minuten verliere.<br />
Marktplatz<br />
As<strong>ch</strong>berg bei Klingenthal (936 m) und der S<strong>ch</strong>neckenstein<br />
(883 m), beide ebenfalls im Westerzgebirge.<br />
Unteres Tor<br />
Bei Hof errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> ca. 90 km das bayris<strong>ch</strong>e<br />
Vogtland. Die Lands<strong>ch</strong>aft des Vogtlandes wirkt dur<strong>ch</strong><br />
Felder, Wiesen und bewaldete Hügelkuppen sehr idyllis<strong>ch</strong>.<br />
Im Süden und Südosten steigt das Vogtland zum<br />
Mittelgebirge an und nimmt, besonders im Osten,<br />
au<strong>ch</strong> Teile des Erzgebirges ein. Diese Gegend nennt<br />
man das Obere Vogtland. Dort überwiegt der Nadelwald<br />
(Fi<strong>ch</strong>ten, meist in Monokultur). Der hö<strong>ch</strong>ste Berg<br />
des Vogtlandes ist der S<strong>ch</strong>neehübel (974 m) im Westerzgebirge.<br />
Bekannter und markanter sind jedo<strong>ch</strong> der<br />
In Hof zweige i<strong>ch</strong> ab auf die A72 in Ri<strong>ch</strong>tung Zwickau.<br />
Bei Plauen verlasse i<strong>ch</strong> die Autobahn und bin na<strong>ch</strong><br />
wenigen Kilometern in Mös<strong>ch</strong>witz, wo meine Gerlinde<br />
den Campingplatz sehr sofort findet. S<strong>ch</strong>nell habe i<strong>ch</strong><br />
die Anmeldung erledigt und kann unmittelbar beim<br />
Sanitärgebäude einen Stellplatz belegen. Mös<strong>ch</strong>witz<br />
befindet si<strong>ch</strong> in der Vogtländis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz. Mit rei<strong>ch</strong>-<br />
Rapsfeld na<strong>ch</strong> Weiden<br />
li<strong>ch</strong> Informationsmaterial eingedeckt, gehe i<strong>ch</strong> ins<br />
Campingrestaurant wo i<strong>ch</strong> mir bei einem Bier in der Wärme die Kataloge ansehen will. Von Dauercampern,<br />
die si<strong>ch</strong> zu mir an den Tis<strong>ch</strong> setzen, erhalte i<strong>ch</strong> ein paar Tipps, was i<strong>ch</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten Tagen<br />
ansehen könnte. Die Leute s<strong>ch</strong>einen aus dem sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en zu stammen. I<strong>ch</strong> habe jedenfalls meine liebe<br />
Mühe sie einigermassen zu verstehen, vor allem dann, wenn sie si<strong>ch</strong> unterhalten.<br />
Na<strong>ch</strong> der frühen Abendtoilette verziehe<br />
mi<strong>ch</strong> wieder in den Bus zurück,<br />
um zu überlegen, was i<strong>ch</strong><br />
morgen unternehmen könnte. I<strong>ch</strong><br />
komme zum S<strong>ch</strong>luss, wieder weiterzufahren.<br />
Obs<strong>ch</strong>on der Platz sehr<br />
s<strong>ch</strong>ön ist, sehe i<strong>ch</strong> keine Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
von hier aus grössere Spaziergänge<br />
unternehmen zu können.<br />
Die Temperatur sinkt kontinuierli<strong>ch</strong>.<br />
Bei einer Innentemperatur von 15°C<br />
ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong>, die Heizung einzus<strong>ch</strong>alten<br />
und den Bus etwas zu erwärmen.<br />
Dafür hat man ja die<br />
Standheizung! Bald merke i<strong>ch</strong> wie<br />
si<strong>ch</strong> eine wohlige Wärme ausbreitet.<br />
Do<strong>ch</strong> kaum spüre i<strong>ch</strong>, dass es warm<br />
wird, meldet die Heizung eine Störung!<br />
Woran könnte das liegen? Ein zweiter Startversu<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eitert ebenfalls. Die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>ste<br />
Ursa<strong>ch</strong>e dürfe sein, dass die Gasflas<strong>ch</strong>e leer ist! Eine unangenehme Situation, zumal morgen Feiertag<br />
13
(Auffahrt) ist und damit mit Si<strong>ch</strong>erheit alle Ges<strong>ch</strong>äfte ges<strong>ch</strong>lossen haben. Im Extremfall ma<strong>ch</strong>en sie gar<br />
die Brücke und halten die Läden bis Montag ges<strong>ch</strong>lossen.<br />
I<strong>ch</strong> habe wohl no<strong>ch</strong> eine Zweiliter-<br />
Gasflas<strong>ch</strong>e dabei, was aber bedeuten würde, dass i<strong>ch</strong><br />
morgen erst einen grösseren Umbau (u.a. den We<strong>ch</strong>sel<br />
des Gasreglers) vornehmen müsste. Nun, das<br />
Einzige was i<strong>ch</strong> im Moment ma<strong>ch</strong>en kann, ist mi<strong>ch</strong><br />
mit mehreren S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten warm zu halten. So ziehe i<strong>ch</strong><br />
übers Pyjama den Trainer und die warme Windjacke<br />
an. Zum S<strong>ch</strong>utz der Beine s<strong>ch</strong>lüpfe i<strong>ch</strong> in die Hosen<br />
und für die Füsse nehme i<strong>ch</strong> ein zweites Paar Socken<br />
hervor. Leider habe i<strong>ch</strong> keine zweite Decke mit dabei<br />
– aber wann brau<strong>ch</strong>t man denn so was? So kann i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> einigermassen warm halten, aber ein wohliger<br />
S<strong>ch</strong>laf ist mit dieser Verpackung ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />
Camping Gunzenberg Pöhl, Mös<strong>ch</strong>witz ADAC-Nr.: SN 100<br />
Rezeption<br />
Lei<strong>ch</strong>t geneigtes, stellenweise gestuftes Wiesengelände<br />
oberhalb des Stausees. Dur<strong>ch</strong> die lei<strong>ch</strong>te Hügellage<br />
wird der Platz natürli<strong>ch</strong> gegliedert. Der Berei<strong>ch</strong> für die<br />
Touristen ist überwiegend dur<strong>ch</strong> junge Bäume und<br />
Büs<strong>ch</strong>e unterteilt, die no<strong>ch</strong> wenig S<strong>ch</strong>atten werfen.<br />
entspri<strong>ch</strong>t einer Grösse, auf wel<strong>ch</strong>er man au<strong>ch</strong> mit<br />
gelähmten Beinen bequem sitzen kann, ohne stets<br />
Angst haben zu müssen herunter zu fallen weil die<br />
Beine ohne gute Abstützung na<strong>ch</strong> unten ziehen. Ein<br />
grundsätzli<strong>ch</strong>es Handicap ist der mit einem elektronis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>lüssel zu öffnende Haupteingang. Die<br />
Türe selbständig zu öffnen erfordert eine s<strong>ch</strong>nelle<br />
Reaktionsmögli<strong>ch</strong>keit zwis<strong>ch</strong>en dem Auslösen der<br />
Entriegelung und dem manuellen öffnen der Türe.<br />
Touristenplätze<br />
Grundriss der Bungalows<br />
Die Sanitäranlage ist vorzügli<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet. Es ist<br />
wohl eine der besten die i<strong>ch</strong> bis anhin gesehen habe.<br />
Selbst der von mir <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> kritisierte Dus<strong>ch</strong>sitz<br />
Sanitärgebäude<br />
Ein Grossteil des gesamten Areals ist belegt dur<strong>ch</strong><br />
Bungalows und etwa 500 Dauercamper. Die Anzahl der<br />
Bungalows konnte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über Internet ni<strong>ch</strong>t ausfindig<br />
ma<strong>ch</strong>en. Sie stammen fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aus der<br />
DDR-Zeit und wurden teils renoviert. Die kleineren<br />
Bungalows haben eine Wohnflä<strong>ch</strong>e von 25-30 m 2 und<br />
bieten Platz für 4 Personen. Die Gebäude befinden si<strong>ch</strong><br />
meist in Privatbesitz, während der Boden gepa<strong>ch</strong>tet ist.<br />
Wie i<strong>ch</strong> von einem Ehepaar erfahren konnte, besteht<br />
eine riesige Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> diesen Häus<strong>ch</strong>en, die teils<br />
sehr renovationsbedürftig aussehen.<br />
Bungalows<br />
14
Donnerstag, 17. Mai <strong>2012</strong> Frostna<strong>ch</strong>t und kein Gas zum heizen<br />
Wetter:<br />
Am Morgen zeigt si<strong>ch</strong> das Wetter wieder von der guten Seite, nur<br />
wenige Wolken verzieren den Himmel. Trotz des Sonnens<strong>ch</strong>eins ist<br />
es aber rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> unangenehm, weil ein kalter Wind geht. Im Verlaufe<br />
des Vormittags ziehen dann wieder ein paar Wolken auf, do<strong>ch</strong><br />
die Sonne bleibt dominant. Am Na<strong>ch</strong>mittag lässt der Wind na<strong>ch</strong> und es wird ri<strong>ch</strong>tig herrli<strong>ch</strong>. Bis am<br />
Abend bleibt der Himmel wolkenlos. Es bleibt zu hoffen, dass i<strong>ch</strong> nä<strong>ch</strong>ste Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t wieder derart<br />
frieren muss. Da die Heizung wieder funktioniert, darf i<strong>ch</strong> mit Gewissheit davon ausgehen!<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Bis am Morgen fällt die Innentemperatur auf 5°C,<br />
während draussen der Rasen mit Raureif belegt<br />
ist. I<strong>ch</strong> bleibe liegen bis die Sonne meinen Bus<br />
errei<strong>ch</strong>t hat und i<strong>ch</strong> davon ausgehe, dass die natürli<strong>ch</strong>e<br />
Solarenergie den Bus und mi<strong>ch</strong> wieder<br />
etwas aufwärmen kann. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> meine und<br />
Otellos Morgentoilette erledigt habe, prüfe i<strong>ch</strong>, ob<br />
das Gasre<strong>ch</strong>aud funktioniert. Dies würde nämli<strong>ch</strong><br />
bedeuten, dass es ni<strong>ch</strong>t am Gas fehlt, sondern das<br />
Problem an einem ges<strong>ch</strong>lossenen oder defekten<br />
Gashahn (eine Idee der vergangenen wa<strong>ch</strong>en<br />
Stunden) liegt. Im Widerspru<strong>ch</strong> zu dieser Hoffnung<br />
steht, dass die Heizung kurz funktioniert hat.<br />
Aber eben: die Hoffnung stirbt zuletzt! Do<strong>ch</strong> diese einfa<strong>ch</strong>ste Problemlösung zers<strong>ch</strong>lägt si<strong>ch</strong> unmittelunmittelbar. Ni<strong>ch</strong>t ko<strong>ch</strong>en können, bedeutet kein heisses Wasser = kein Frühstück!<br />
Stausee Talsperre Pöhl<br />
hätte au<strong>ch</strong> Dreiminuteneier oder Rührei sowie vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Müsli haben können), begebe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
zur weiteren Klärung an die Rezeption. Hier erhalte<br />
i<strong>ch</strong> zur Antwort, dass der Kollege glei<strong>ch</strong> bei mir<br />
vorbeis<strong>ch</strong>auen würde. Kurze Zeit na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> wieder<br />
beim meinem Ferienmobil bin, kommt der Kollege<br />
au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on angefahren. Er bringt die passende<br />
5-Kg-Flas<strong>ch</strong>e glei<strong>ch</strong> mit und im hui ist sie für 10 "<br />
ausgewe<strong>ch</strong>selt. Der Test verläuft positiv, womit i<strong>ch</strong><br />
ab sofort wieder ko<strong>ch</strong>en und heizen kann! Vor allem<br />
aber bin i<strong>ch</strong> froh ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong>mals eine Na<strong>ch</strong>t als Mumie<br />
verpackt verbringen zu müssen. Heute kann i<strong>ch</strong><br />
Die Lösung dieses Problems liegt darin,<br />
dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> im Campingrestaurant ans<br />
Frühstücksbuffet zu 6.50 " ma<strong>ch</strong>e. Zuvor<br />
aber gehe i<strong>ch</strong> zum Laden um mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Gasflas<strong>ch</strong>en zu erkundigen. Gemäss Aussage<br />
der Dame würden Gasflas<strong>ch</strong>en ausgegeben,<br />
die Zuständigkeit aber liege bei der<br />
Campingverwaltung, resp. man müsse si<strong>ch</strong><br />
an der Rezeption erkundigen. Es zeigt si<strong>ch</strong><br />
also wieder eine einfa<strong>ch</strong>e Problemlösung!<br />
Na<strong>ch</strong> dem rei<strong>ch</strong>haltigen Frühstück mit Brot,<br />
Fleis<strong>ch</strong>, Käse, Kaffee und Orangensaft (man<br />
Bootshafen<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr verstehen, dass die Ägyptis<strong>ch</strong>en Mumien so verpackt Jahrtausende liegen können! Viellei<strong>ch</strong>t<br />
haben sie es au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> nur so lange ausgehalten, weil sie s<strong>ch</strong>on Tod waren.<br />
Dieser Platz wird seitens der Singvögel<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> von den Distelfinken dominiert.<br />
Überall und immer wieder hört man<br />
ihr vielfältiges Zwits<strong>ch</strong>ern.<br />
Otello und i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en uns auf zur Erkundung<br />
der näheren Umgebung und finden<br />
einen Weg an den Stausee. Allerdings erlaubt<br />
er keine grossen Wanderungen. Auf<br />
der einen Seite endet er am S<strong>ch</strong>luss des<br />
Campingplatzes, auf der anderen Seite ist<br />
Feld beim Campingplatz<br />
die Wanderung für uns beim Strandbad<br />
fertig. Wiederholt treffe i<strong>ch</strong> auf Gruppen<br />
aus vorwiegend jungen, Bierkisten s<strong>ch</strong>leppenden Männern, die offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> den religiösen Feiertag<br />
(Auffahrt) etwas missverstanden haben. Sie nehmen wohl an einer Prosession teil, do<strong>ch</strong> handelt es si<strong>ch</strong><br />
hier mehr um eine Bierflas<strong>ch</strong>enprozession. Es ma<strong>ch</strong>t den Ans<strong>ch</strong>ein, dass sie si<strong>ch</strong> den heutigen<br />
15
Kalorienbedarf mit der Nahrhaftigkeit des Gerstensaftes<br />
abzudecken gedenken. Da si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einige dieser<br />
Alkoholjünger irgendwo auf dem Campingplatz installieren,<br />
ist zu hoffen, dass die nä<strong>ch</strong>ste Na<strong>ch</strong>t ebenso<br />
kalt wird wie die vergangene. Dies würde viellei<strong>ch</strong>t zu<br />
einer frühzeitigeren Ernü<strong>ch</strong>terung und damit Beruhigung<br />
führen. I<strong>ch</strong> werde dur<strong>ch</strong> ein älteres Ehepaar aufgeklärt,<br />
dass es si<strong>ch</strong> bei diesem Anlass um den „Männertag“<br />
handeln soll, offenbar eine neuzeitli<strong>ch</strong>e Bibelauslegung<br />
für Christi-Himmelfahrt: aus Auffahrt wurde<br />
unverkennbar eine „Sauffahrt“ gema<strong>ch</strong>t. Ob das allerdings<br />
s<strong>ch</strong>on Männer sind, müsste no<strong>ch</strong> genauer geklärt<br />
Stausee Talsperre<br />
werden. Viele von ihnen haben das Mündigkeitsalter<br />
wohl kaum s<strong>ch</strong>on errei<strong>ch</strong>t oder erst knapp übers<strong>ch</strong>ritten. Ihre wirkli<strong>ch</strong>e„Männli<strong>ch</strong>keit“ wird si<strong>ch</strong> wohl<br />
erst mit zunehmendem Alkoholkonsum zeigen. Wie<br />
man mir weiter erklärt, ist bei gewissen Kreisen die<br />
Anwesenheit von Frauen ausdrückli<strong>ch</strong> unerwüns<strong>ch</strong>t bis<br />
verpönt. Der Männertag s<strong>ch</strong>ient von den Brauereinen<br />
gesponsert zu werden. Jedenfalls wird über eine Lautspre<strong>ch</strong>eranlage<br />
eines Fahrzeuges wiederholt darauf<br />
aufmerksam gema<strong>ch</strong>t, dass es beim Strandbad Freibier<br />
gäbe, was die Männer beflügelt einen Lobgesang<br />
anzustimmen und den Gang zu bes<strong>ch</strong>leunigen.<br />
Strandweg<br />
Zwickau wurde erstmals 1118 erwähnt. Heute ist Zwickau die viertgrösste<br />
Stadt in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> und gehört als eines der Oberzentren zur<br />
„Metropolregion Mitteldeuts<strong>ch</strong>land“. Die Stadt ist in das Tal der Zwickauer<br />
Mulde eingebettet und über die historis<strong>ch</strong>e Silberstrasse, heute<br />
sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Ferienstrasse, mit der Landeshauptstadt Dresden verbunden.<br />
Das westsä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Zwickau liegt in einer weiten Talaue am Eingang<br />
zum Westerzgebirge und zum Vogtland. Die nimmt flä<strong>ch</strong>enmässig<br />
einen Teil des Naturraums im Erzgebirgsbecken ein, das dem Verlauf<br />
der Zwickauer Mulde folgt. Das Stadtzentrum liegt mit einer geographis<strong>ch</strong>en<br />
Höhe von 267 m ü.M. unweit des Westufers der Zwickauer<br />
Mulde. Als bis 1806 kurfürstli<strong>ch</strong>e Stadt, war sie seit 1834/1835 Kreis-<br />
Gewandhaus<br />
Am Na<strong>ch</strong>mittag räume i<strong>ch</strong> einen Grossteil meiner<br />
Habe zusammen und fahre na<strong>ch</strong> dem 35 km entfernten<br />
Zwickau. S<strong>ch</strong>nell finde i<strong>ch</strong> einen Parkplatz und<br />
ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> auf in die Altstadt. Am Hauptmarkt<br />
steht das 1403 erbaute und 1862 neugotis<strong>ch</strong> umgebaute<br />
Rathaus. Weiter steht am Hauptmarkt au<strong>ch</strong><br />
das Gewandhaus, ein spätgotis<strong>ch</strong>er Bau mit Renaissanceelementen,<br />
dank seines ungewöhnli<strong>ch</strong>en Staffelgiebels<br />
das s<strong>ch</strong>önste Gebäude am Hauptmarkt.<br />
Ebenfalls am Hauptmarkt steht das Geburtshaus des<br />
Komponisten und Pianisten Robert S<strong>ch</strong>umann.<br />
direktionssitz, ab 1874 Sitz der<br />
Kreishauptmanns<strong>ch</strong>aft Zwickau<br />
(na<strong>ch</strong> 1939 Regierungsbezirk<br />
Zwickau) und wurde 1907<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig kreisfreie Stadt. Sie<br />
verlor mit der Auflösung der<br />
Regierungsbezirke 1946 ihren<br />
Status als Oberbehörde, 2008<br />
au<strong>ch</strong> ihren Status als kreis-freie<br />
Stadt und ist seitdem Sitz des<br />
Liegewiese am Strand<br />
Dom St. Marien<br />
Landkreises. Zwickau ist die Wiege der sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Automobilindustrie.<br />
Die mehr als hundertjährige Tradition in der Automobilherstellung<br />
begann hier 1904 mit der Gründung der Hor<strong>ch</strong>- und<br />
Audi-Werke, die ans<strong>ch</strong>liessend dur<strong>ch</strong> die Auto Union und die<br />
<strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>ring-Werke in der DDR fortgesetzt wurde, die von 1957-<br />
1991 den Trabant herstellten. Na<strong>ch</strong> der Deuts<strong>ch</strong>en Einheit gründete<br />
Volkswagen hier eines der grössten Unternehmen in den<br />
neuen Bundesländern, die Volkswagen <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> GmbH. Neben<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen VW-Modellen werden hier au<strong>ch</strong> Karosserien für den<br />
Bentley gefertigt.<br />
16
Der Dom St. Marien, das auf das Jahr 1206 zurückgehende Gotteshaus<br />
wurde na<strong>ch</strong> mehreren Bränden ab 1453 wieder neu aufgebaut.<br />
Der Dom birgt zahlrei<strong>ch</strong>e Kunsts<strong>ch</strong>ätze, darunter einen<br />
spätgotis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>altar (1479) mit vier Marienbildern. Leider ist<br />
der Dom nur bedingt rollstuhlgängig. Beim Haupteingang hat es<br />
eine S<strong>ch</strong>welle von etwa 5cm und im Innenberei<strong>ch</strong> befindet si<strong>ch</strong><br />
eine mobile Rampe mit einer viel zu grossen Steigung (grösser<br />
als 20%).<br />
Hauptmarkt<br />
Da i<strong>ch</strong> ausgiebig gefrühstückt habe und am Abend im Campingrestaurant etwas essen mö<strong>ch</strong>te, bes<strong>ch</strong>ränke<br />
i<strong>ch</strong> meine „Mittagsverpflegung“ auf ein kleines Bier. I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e es also ni<strong>ch</strong>t wesentli<strong>ch</strong> anders<br />
als die vielen jugendli<strong>ch</strong>en Männer an ihrem heutigen Feiertag – au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> feiere den „Männertag“!<br />
Bis zu meiner Rückkehr auf den Campingplatz haben<br />
si<strong>ch</strong> einige Neuzuzüger eingefunden. Darunter au<strong>ch</strong><br />
drei VW-Käfer mit alten DDR-Wohnwagen oder au<strong>ch</strong><br />
eine Wartburg und ein Trike (Dreiradtöff) mit einem<br />
ebenso kleinen Wohnwagen. Vermutli<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> in<br />
meinem Bus ni<strong>ch</strong>t weniger Platz! Die Wohnwagen (vermutli<strong>ch</strong><br />
Marke Weferlinger Heimstolz, Typ LC9-200)<br />
sind ausgerüstet mit einem Bett, einem S<strong>ch</strong>rank und<br />
einer Ko<strong>ch</strong>gelegenheit. Also das Minimum was man<br />
brau<strong>ch</strong>t – das ist no<strong>ch</strong> Camping! Der kleine Weferlinger,<br />
der speziell für den Trabant entwickelt wurde,<br />
ermögli<strong>ch</strong>t (neben dem Qek Junior) au<strong>ch</strong> Fahrern von<br />
Trikes, Smarts, Enten und anderen Kleinwagen den<br />
Urlaub mit einem Wohnwagen.<br />
Zwickausplatz<br />
Trabant und LC9-200 mit Vorzelt<br />
Die gesamte Innenausstattung der Wohnwagen<br />
ist aus finnis<strong>ch</strong>em E<strong>ch</strong>tholz hergestellt,<br />
wel<strong>ch</strong>es aus Gewi<strong>ch</strong>tsgründen Verwendung<br />
fand.<br />
17
Zum Na<strong>ch</strong>tessen (oder wie man in Deuts<strong>ch</strong>land sagt: Abendessen) gehe i<strong>ch</strong> ins Campingrestaurant. Die<br />
Auswahl ist ni<strong>ch</strong>t überwältigend und die Qualität ebenso wenig, do<strong>ch</strong> muss i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weit gehen oder<br />
gar das Auto wieder fahrbereit ma<strong>ch</strong>en. Daher geben wir uns etwas bes<strong>ch</strong>eiden. Immerhin ist au<strong>ch</strong> der<br />
Preis mit 11.00" ni<strong>ch</strong>t überwältigend. I<strong>ch</strong> setze mi<strong>ch</strong> zu einem älteren Ehepaar an den Tis<strong>ch</strong>. S<strong>ch</strong>nell<br />
ergibt si<strong>ch</strong> ein unterhaltsames Gesprä<strong>ch</strong> mit dem Paar aus der Nähe von Nürnberg.<br />
Sobald die Sonne unter geht, wird es wieder empfindli<strong>ch</strong><br />
kühl. Die Kinder s<strong>ch</strong>einen davon allerdings<br />
ni<strong>ch</strong>ts zu spüren. Sie lautstarkes Spielen dauert bis<br />
na<strong>ch</strong> 21:00 Uhr. Immerhin hört man - entgegen<br />
meinen Befür<strong>ch</strong>tungen - von den Teilnehmern der<br />
Bierprozession ni<strong>ch</strong>ts. Entweder sind sie dem Alkohol<br />
erlegen oder sie haben si<strong>ch</strong> vor der Kälte zurückgezogen,<br />
um in besinnli<strong>ch</strong>er Stille den Raus<strong>ch</strong><br />
wirken zu lassen. Offenbar müssen einzelne darin<br />
unterstützt werden. Jedenfalls fährt ein Fahrzeug<br />
der Ambulanz in Ri<strong>ch</strong>tung Strandbad, dem Platz wo<br />
die Festivitäten mehrheitli<strong>ch</strong> stattfinden.<br />
Freitag, 18. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong>s Erzgebirge in die sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz<br />
Wetter:<br />
Der Morgen sieht eigentli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t zuversi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> aus. Wohl hat<br />
es ein paar S<strong>ch</strong>leierwolken, do<strong>ch</strong> lässt es dur<strong>ch</strong>aus hoffen, die Sonne<br />
würde no<strong>ch</strong> über die Wolken siegen. Do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on bereits während<br />
meines Frühstücks bedeckt si<strong>ch</strong> der Himmel immer mehr und<br />
letztli<strong>ch</strong> ist die Sonne ni<strong>ch</strong>t mehr zu erblicken. Der bedeckte Himmel bleibt uns bis am späten Na<strong>ch</strong>mittag<br />
erhalten. Dann kämpft si<strong>ch</strong> die Sonne langsam dur<strong>ch</strong> das Wolkenpaket hindur<strong>ch</strong> und es gibt<br />
do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ein paar Sonnenstrahlen. Mit dem Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> der Sonne lässt au<strong>ch</strong> der Wind na<strong>ch</strong>. Damit<br />
wird es ri<strong>ch</strong>tig angenehm. Um 20:00 Uhr habe wir draussen no<strong>ch</strong> ganze 15°C, denno<strong>ch</strong> entferne i<strong>ch</strong><br />
den Deckel des Rau<strong>ch</strong>abzugs, damit i<strong>ch</strong> falls nötig au<strong>ch</strong> heizen kann.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Heute beginnt die Entdeckung des Erzgebirges, eines meiner Ziele dieser Reise. Die folgenden Informationen<br />
sollen uns das Gebiet etwas näher bringen:<br />
Das Erzgebirge ist ein Mittelgebirge und bildet<br />
die natürli<strong>ch</strong>e Grenze zwis<strong>ch</strong>en <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong><br />
und Böhmen. Knapp nördli<strong>ch</strong> der Kammlinie<br />
verläuft die Staatsgrenze zwis<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>land<br />
und Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien. Die Bodennutzung besteht<br />
auf den Untergründen aus Granit und<br />
Quarzporphyr aus Wald, auf den Gneisböden<br />
ist der Anbau von Fla<strong>ch</strong>s in früheren Jahrhunderten,<br />
später Roggen, Hafer und Kartoffeln<br />
bis in hohe Lagen mögli<strong>ch</strong> gewesen und betrieben<br />
worden. Heute besteht die überwiegende<br />
Nutzung in Weidegrünland. Ni<strong>ch</strong>t selten<br />
sind jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> naturnahe Bergwiesen zu<br />
finden.<br />
physis<strong>ch</strong>e Karte des Erzgebirges<br />
Der hö<strong>ch</strong>ste Berg des Erzgebirges ist der Keilberg mit 1’244 Metern im böhmis<strong>ch</strong>en Teil des Gebirges. Hö<strong>ch</strong>ste<br />
Erhebung auf sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>er Seite und glei<strong>ch</strong>zeitig hö<strong>ch</strong>ster Berg Ostdeuts<strong>ch</strong>lands ist der 1’215 m hohe Fi<strong>ch</strong>telberg.<br />
Im Erzgebirge existieren etwa 30 Erhebungen mit einer Höhe von mehr als 1’000 m ü.M., die aber ni<strong>ch</strong>t<br />
alle markante Berge sind. Die meisten sind rund um den Keilberg und den Fi<strong>ch</strong>telberg zu finden. Etwa ein Drittel<br />
davon befindet si<strong>ch</strong> auf sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>er Seite.<br />
18
Das Klima der Erzgebirgs-Kammlagen ist als deutli<strong>ch</strong> rau zu <strong>ch</strong>arakterisieren. Die Temperaturen liegen das<br />
ganze Jahr über erhebli<strong>ch</strong> niedriger als im Tiefland und der Sommer ist merkli<strong>ch</strong> kürzer und bietet häufig kühle<br />
Tage. Die Jahresmitteltemperaturen errei<strong>ch</strong>en nur Werte von 3-5 °C. Im auf 922 m ü.M. gelegenen Oberwiesenthal<br />
treten im S<strong>ch</strong>nitt nur etwa 140 frostfreie Tage im Jahr auf.<br />
Keilberg, Fi<strong>ch</strong>telberg<br />
Das Erzgebirge gehört mit seinem westli<strong>ch</strong>en oberen Teil dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland an. Das östli<strong>ch</strong>e<br />
Erzgebirge steht als LSG Osterzgebirge unter Lands<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz. Weitere kleinere Gebiete stehen als Naturs<strong>ch</strong>utzgebiete<br />
und Naturdenkmale unter staatli<strong>ch</strong>em S<strong>ch</strong>utz.<br />
Die erzgebirgis<strong>ch</strong>e Natur wurde seit der Besiedlungswelle im Mittelalter<br />
immer dur<strong>ch</strong> seine Bewohner intensiv geformt. Dies ges<strong>ch</strong>ah besonders<br />
dur<strong>ch</strong> grossflä<strong>ch</strong>ige Rodungen des ursprüngli<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong>ten Waldes um dem<br />
enormen Holzbedarf des Bergbaus und Hüttenwesens na<strong>ch</strong>zukommen.<br />
Au<strong>ch</strong> die überall neu entstehenden Siedlungen sowie die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
benötigten Raum. Jedo<strong>ch</strong> prägte der Bergbau mit Halden, Stauanlagen,<br />
Gräben und Pingen an vielen Orten das Lands<strong>ch</strong>aftsbild und die <strong>Lebe</strong>nsräume<br />
von Pflanzen und Tieren au<strong>ch</strong> direkt. Bereits im 19. Jahrhundert<br />
gab es zudem erste Anzei<strong>ch</strong>en für lokales Waldsterben dur<strong>ch</strong> Hüttenrau<strong>ch</strong>,<br />
bevor im 20. Jahrhundert unter Einfluss von Emissionen der modernen<br />
Industrie, besonders der nahen ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Braunkohlekraftwerke,<br />
Eibenstock<br />
einige Bergrücken in exponierter klimatis<strong>ch</strong> ungünstiger<br />
Kammlage entwaldet wurden. In den letzten<br />
Jahren werden daher, statt den bisher vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />
Fi<strong>ch</strong>ten-Monokulturen, wieder bevorzugt<br />
standortgere<strong>ch</strong>te Mis<strong>ch</strong>wälder angebaut, wel<strong>ch</strong>e<br />
gegenüber Witterungseinflüssen und S<strong>ch</strong>ädlingen<br />
widerstandsfähiger sind.<br />
Trotzdem haben vor allem die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Eingriffe seit alters her eine einzigartige Kulturlands<strong>ch</strong>aft entstehen<br />
lassen. Sie beherbergt eine grosse Zahl typis<strong>ch</strong>er und s<strong>ch</strong>ützenswerter Biotope wie, teils selten gewordene, Berg-<br />
und Feu<strong>ch</strong>twiesen oder Steinrückenlands<strong>ch</strong>aften. Und selbst<br />
alte Bergbauhinterlassens<strong>ch</strong>aften bieten heute vielen Pflanzen<br />
und Tieren <strong>Lebe</strong>nsraum. Zudem gibt es vor allem im<br />
Westerzgebirge riesige zusammenhängende, allerdings sämtli<strong>ch</strong><br />
forstwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> genutzte Waldgebiete bis in hö<strong>ch</strong>ste<br />
Lagen. So ist der Naturpark Erzgebirge/Vogtland zu 61 %<br />
von Wald bedeckt. Hier liegen ausserdem mehrere grössere,<br />
nur von Regenwasser gespeiste, Ho<strong>ch</strong>moore. In vielen dieser<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen unter S<strong>ch</strong>utz gestellten Gebiete finden seltene,<br />
anspru<strong>ch</strong>svolle Arten, wie Alpenfla<strong>ch</strong>bärlapp, Feuerlilie,<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Enzian- und Or<strong>ch</strong>ideenarten, Sperlingskauz,<br />
Eisvogel oder Flussperlmus<strong>ch</strong>el, einen Rückzugsraum. In den<br />
Höhenlagen des Gebirges sind zudem mehrere Vorkommen<br />
alpiner Tier- und Pflanzenarten bekannt, deren nä<strong>ch</strong>ste<br />
Sphinx mit Steilabbru<strong>ch</strong><br />
Kahleberg<br />
na<strong>ch</strong>gewiesene Vorkommen erst im Riesengebirge und den Alpen zu finden sind. In den letzten Jahren konnten<br />
na<strong>ch</strong> Verbesserung ihrer <strong>Lebe</strong>nsbedingungen au<strong>ch</strong> wieder einst verdrängte Tierarten, wie der Uhu und der<br />
S<strong>ch</strong>warzstor<strong>ch</strong>, das Erzgebirge zurückerobern.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erzgebirge<br />
19
Allee bei Limba<strong>ch</strong><br />
Ab Mös<strong>ch</strong>witz führt mi<strong>ch</strong> Gerlinde südli<strong>ch</strong><br />
an Zwickau vorbei in Ri<strong>ch</strong>tung Erzgebirge.<br />
I<strong>ch</strong> fahre vorerst dur<strong>ch</strong> eine lei<strong>ch</strong>t<br />
hügelige Lands<strong>ch</strong>aft, die vorwiegend<br />
landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> genutzt wird. Insbesondere<br />
fallen die vielen goldgelb leu<strong>ch</strong>tenden<br />
Rapsfelder auf. Immer wieder<br />
errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> Höhenzüge, die einen herrli<strong>ch</strong>en<br />
Blick in die Lands<strong>ch</strong>aft frei geben.<br />
Der Strassenverkehr ist so bes<strong>ch</strong>eiden,<br />
dass i<strong>ch</strong> mir gut Zeit lassen kann gelegentli<strong>ch</strong><br />
ein Foto zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
10 km südwestli<strong>ch</strong> von Zwickau, bei S<strong>ch</strong>önfels<br />
Burg S<strong>ch</strong>önfels<br />
thront eine gewaltige Burg auf einem Felsen. Es<br />
handelt si<strong>ch</strong> dabei um die spätgotis<strong>ch</strong>e Burg S<strong>ch</strong>önfels,<br />
die mit ihrem 25 m hohen Bergfried und einem<br />
Wehrgang ihre mittelalterli<strong>ch</strong>e Atmosphäre bewahrt<br />
hat. Die Burg S<strong>ch</strong>önfels ist eine typis<strong>ch</strong>e Höhenburg<br />
im Ortsteil S<strong>ch</strong>önfels (Gemeinde Li<strong>ch</strong>ten-tanne). Sie<br />
befindet si<strong>ch</strong> auf 441 m ü.M. und wurde um 1180<br />
im Rahmen der deuts<strong>ch</strong>en Ostkolonisation als Zentrum<br />
und Feudalsitz erri<strong>ch</strong>tet. Die Kernburg wurde<br />
auf ovalem Grundriss erbaut, als zweihöfige Burganlage.<br />
Im 15. und 16. Jahrhundert erhielt die Burg<br />
eine Umgestaltung im Stil der Spätgotik und Renaissance.<br />
Die interne kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kapelle stammt hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
aus dem 17. Jahrhundert und ist mit einem wertvollen Flügelaltar ausgestattet. Die Burg<br />
S<strong>ch</strong>önfels wurde im Quellgebiet der Pleisse mit den dazugehörigen Rodungsdörfern erri<strong>ch</strong>tet.<br />
Rapsfeld bei S<strong>ch</strong>önau<br />
Bei Zwönitz stosse i<strong>ch</strong> auf die Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e<br />
Silberstrasse, die eigentli<strong>ch</strong><br />
in Zwickau beginnt, na<strong>ch</strong> Annaberg-<br />
Bu<strong>ch</strong>holz und dann bis Dresden<br />
führt. Die 140 km lange Ferienstrasse<br />
ist die erste und längste ihrer Art<br />
in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>. Vor dem Hintergrund der<br />
Bedeutung des Bergbaus für die<br />
sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te verbindet die<br />
Strasse die Sehenswürdigkeiten und<br />
touristis<strong>ch</strong>en Angebote, die im Erzgebirge<br />
und dem Erzgebirgsvorland<br />
in Beziehung zum jahrhundertealten<br />
Bergbau- und Hüttenwesen stehen.<br />
Auf den Spuren der Bergleute lernt man die mit Silber rei<strong>ch</strong> gewordenen Städte sowie einzelne Bergwerke<br />
kennen. Zwis<strong>ch</strong>en Zwönitz und Geyer fahre i<strong>ch</strong> während 4 km dur<strong>ch</strong> einen sauberen (vermutli<strong>ch</strong><br />
aber ni<strong>ch</strong>t sehr naturnahen) Fi<strong>ch</strong>tenwald. Au<strong>ch</strong> sonst gibt es an der Strecke viele Wälder. Zum grossen<br />
reine Nadelholzwälder, teilweise au<strong>ch</strong> neu angebaute vielfältige, standortgere<strong>ch</strong>te Mis<strong>ch</strong>wälder angebaut,<br />
die gegenüber Witterungseinflüssen und S<strong>ch</strong>ädlingen widerstandsfähiger sind<br />
Irgendwann muss meine Steuerberaterin vergessen<br />
haben, dass i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> in Annaberg-Bu<strong>ch</strong>holz, dem<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und kulturellen Zentrum des Oberen<br />
Erzgebirges, einen Boxenstopp ma<strong>ch</strong>en wollte. Gemäss<br />
dem Reiseführer „Baedeckers“ ist Annaberg ein Kind des<br />
„Bergkges<strong>ch</strong>reys“: 1492 wurden rei<strong>ch</strong>e Silbervorkommen<br />
gefunden, bereits 1497 erhielt der Ort Stadtre<strong>ch</strong>te<br />
und wurde Sitz der Bergbehörde (bis 1856), die 1509<br />
die in ganz Deuts<strong>ch</strong>land gültige „Annaberger Bergordnung“<br />
herausgab. In seiner Glanzzeit war Annaberg<br />
grösser und rei<strong>ch</strong>er als Leipzig und Heimat des<br />
„Rei<strong>ch</strong>smeisters des deuts<strong>ch</strong>en Volkes“.<br />
Marienberg, Rathaus<br />
Weil i<strong>ch</strong> keine Lust habe umzukehren, ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong><br />
dafür, das nahe an der Grenze zu Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien liegende<br />
Marienberg zu besu<strong>ch</strong>en. Auf der B101 quere i<strong>ch</strong> das Zs<strong>ch</strong>opautal. Die Zs<strong>ch</strong>opau entspringt im mittleren<br />
Erzgebirge am Nordhang des Fi<strong>ch</strong>telberges auf 1’070 m ü.M. und verläuft zunä<strong>ch</strong>st parallel zur<br />
Grossen Mittweida in nördli<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tung. Die Zs<strong>ch</strong>opau bildet die Grenze zwis<strong>ch</strong>en dem westli<strong>ch</strong> gelegenen<br />
Forstrevier Crottendorf und den östli<strong>ch</strong>en Revieren Oberwiesenthal und Neudorf. Na<strong>ch</strong> Verlassen<br />
der zusammenhängenden Wälder passiert sie das Waldhufendorf Crottendorf mit Ortsteil<br />
Walthersdorf.<br />
20
Kir<strong>ch</strong>e St. Marien<br />
Na<strong>ch</strong> einer kurzen Stadtbesi<strong>ch</strong>tigung in<br />
Marienberg, geht die Reise auf der<br />
B171 dur<strong>ch</strong> den Naturpark Erzgebirge /<br />
Vogtland na<strong>ch</strong> Frauenstein und weiter<br />
na<strong>ch</strong> Dippoldiswalde. Der Naturpark<br />
erstreckt si<strong>ch</strong> entlang der Staatsgrenze<br />
zu Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien und hat eine Länge von<br />
120 km. Hier fällt die Silberstrasse mit<br />
einem Teil der Deuts<strong>ch</strong>en Alleenstrasse<br />
zusammen, der i<strong>ch</strong> im vergangenen<br />
Herbst über eine grössere Strecke gefolgt<br />
bin, jedo<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Norden.<br />
Mittelpunkt der planmässigen Stadtanlage von Marienberg ist der<br />
Markt mit einem Standbild des Stadtgründers. Der Platz ist aber im<br />
Moment mit<br />
Karussell und<br />
S<strong>ch</strong>iessbuden<br />
belegt. Ansonsten<br />
gibt es hier<br />
ni<strong>ch</strong>t viel zu<br />
sehen. Der Platz<br />
ist ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
mit Ges<strong>ch</strong>äften<br />
und Restaurants<br />
umrahmt. Einzig<br />
das Rathaus hat<br />
no<strong>ch</strong> eine interessanteFassade.<br />
Die Stadt-<br />
kir<strong>ch</strong>e St. Marien, eine gotis<strong>ch</strong>e Hallenkir<strong>ch</strong>e, soll no<strong>ch</strong> interessant<br />
sein. Sie wurde 1564 vollendet. Die Rückkehr na<strong>ch</strong> Annaberg-<br />
Bu<strong>ch</strong>holz hätte si<strong>ch</strong> mit Si<strong>ch</strong>erheit gelohnt!<br />
In der Nähe von Freiberg wurden 1168 die ersten Silbervorkommen entdeckt. Seither wu<strong>ch</strong>s und gedieh<br />
Freiberg zu einer ansehnli<strong>ch</strong>en Stadt mit prä<strong>ch</strong>tigen Bürgerhäusern rund um den grossen Marktplatz.<br />
Bis 1969 war die Stadt rund 800 Jahre vom Bergbau und der Hüttenindustrie geprägt. In den<br />
letzten Jahrzehnten fand ein Strukturwandel zum Ho<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nologiestandort im Berei<strong>ch</strong> der Halbleiterfertigung<br />
und der Solarte<strong>ch</strong>nik statt. Au<strong>ch</strong> auf dieser Strecke treffe i<strong>ch</strong> wiederholt auf herrli<strong>ch</strong>e Rapsfelder.<br />
I<strong>ch</strong> kann ni<strong>ch</strong>t genug bekommen, diese fantastis<strong>ch</strong>en Bilder mit meiner Kamera festzuhalten.<br />
Angesi<strong>ch</strong>ts der drohenden Ausbu<strong>ch</strong>ung und<br />
meiner Unlust wiederholt von besetzten Campingplätzen<br />
abgewiesen zu werden, habe i<strong>ch</strong><br />
gestern angerufen und mir einen Platz reservie-<br />
Müglitztal<br />
Zs<strong>ch</strong>opauer Tor<br />
Rapsfeld bei Frauenstein<br />
Über Dippoldiswalde strebe i<strong>ch</strong> südli<strong>ch</strong> von Dresden<br />
meinem Ziel, dem Campingplatz in Pirna-Copitz, zu.<br />
Der Legende zufolge geht Dippoldiswalde auf einen<br />
Einsiedler namens Dippold zurück, der in der Dippoldiswalder<br />
Heide am Einsiedlerfelsen gelebt haben<br />
soll. Dieser soll die Stadt gegründet haben.<br />
Bei Falkenhain<br />
ren lassen. Wie si<strong>ch</strong> zeigt, wäre es ni<strong>ch</strong>t<br />
zwingend notwendig gewesen, es sind<br />
no<strong>ch</strong> einige Plätze frei geblieben. Do<strong>ch</strong><br />
si<strong>ch</strong>er ist si<strong>ch</strong>er!<br />
21
Otellos Ruheplatz<br />
Auf dem Campingplatz gibt es leider weder<br />
einen Laden no<strong>ch</strong> ein Restaurant. In 200 Metern<br />
Entfernung gibt es hingegen einen „Netto“-Discounter,<br />
der fast alles führt, was zur<br />
Ernährung und für den Haushalt notwendig<br />
ist. Da i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ein paar kleine Besorgungen<br />
ma<strong>ch</strong>en muss, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den Weg<br />
zu Netto. Vor dem Eingang postiere i<strong>ch</strong> meinen<br />
Trac und binde Otello daran. So bleibt er<br />
ohne glei<strong>ch</strong> heulen zu müssen. Dass er die<br />
Türe dur<strong>ch</strong> die i<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>wunden bin während<br />
meiner Abwesenheit wohl kaum aus den<br />
Augen lässt, stört mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t und die Passanten<br />
amüsiert es hö<strong>ch</strong>stens. I<strong>ch</strong> finde die von<br />
mir gesu<strong>ch</strong>ten Dinge s<strong>ch</strong>nell und begebe<br />
mi<strong>ch</strong> wieder zur Kasse, wo i<strong>ch</strong> meine Einkäu-<br />
fe aufs Förderband lege. Na<strong>ch</strong>dem die Kassiererin meine drei Dinge eingetippt hat, steht sie kurz auf<br />
um na<strong>ch</strong>zusehen, ob i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas auf den Knien hätte! I<strong>ch</strong> bin empört über dieses Misstrauen und<br />
gebe dies au<strong>ch</strong> unmissverständli<strong>ch</strong> zum Ausdruck. Sie ents<strong>ch</strong>uldigt si<strong>ch</strong> damit, dass dies Vors<strong>ch</strong>rift<br />
wäre, was aber an meiner Konsternation ni<strong>ch</strong>t das<br />
Geringste ändert. Weshalb steht sie denn ni<strong>ch</strong>t bei<br />
allen Kunden mit Einkaufswagen auf? Die könnten<br />
ja au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine Tas<strong>ch</strong>e mit Diebesgut unter dem<br />
Wagen versteckt halten! Selbst wenn es eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Vors<strong>ch</strong>rift gibt, i<strong>ch</strong> finde dieses Verhalten<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t eine Fre<strong>ch</strong>heit, für die i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t das<br />
geringste Verständnis aufbringen kann!<br />
Auf dem Campingplatz wird mir fürs Na<strong>ch</strong>tessen<br />
das Gasthaus Wesnitztal in etwa 500 m Entfernung<br />
empfohlen. Der Biergarten des Restaurants ist wohl<br />
stufenlos errei<strong>ch</strong>bar, do<strong>ch</strong> muss man drei Tritte<br />
überwinden, um ins Restaurant gelangen zu können.<br />
Bei den no<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>enden Temperaturen (vor<br />
allem dem Wind) habe i<strong>ch</strong> keine Lust draussen zu essen. Der Tipp ist gut. Die gepökelte (gesalzene)<br />
Rindszunge mit Spargel an einer Sauce Hollandaise mit Kartoffeln ist sehr lecker!<br />
Waldcampingplatz Pirna-Copitz, Pirna ADAC-Nr.: SN 340<br />
Ebenes Wiesengelände mit no<strong>ch</strong> junger Bepflanzung<br />
sowie einigen Baumgruppen. Die Anlage liegt an<br />
einem Natursee mit einem etwa 200 m langen Sandstrand<br />
und einer Liegewiese. In Hörweite befinden<br />
si<strong>ch</strong> die Strasse und ein Kleinflugplatz.<br />
Rezeption<br />
Sanitärgebäude<br />
Gasthaus Wesnitztal<br />
Luftbild<br />
Die Sanitären Anlagen sind gut ausgebaut und<br />
s<strong>ch</strong>einen neueren Datums zu sein. Allerdings funktioniert<br />
(offenbar nur vorübergehend) die Spülung<br />
mit dem elektris<strong>ch</strong>en Ventil ni<strong>ch</strong>t. Auf meine Na<strong>ch</strong>frage<br />
an der Rezeption muss man bis zur Lieferung<br />
des elektronis<strong>ch</strong>en Auslösers am offenen Spülkasten<br />
von Hand, also me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>, auslösen. Eine Kleinigkeit,<br />
wenn man’s weiss!<br />
22
Samstag, 19. Mai <strong>2012</strong> Pirna, Festung Königstein und die Bastei<br />
Wetter:<br />
Der Morgen beginnt mit einer lei<strong>ch</strong>ten Bewölkung bei einer Temperatur<br />
von 11°C, also das erste Mal ni<strong>ch</strong>t unter 10° - s<strong>ch</strong>on fast<br />
warm! Die lei<strong>ch</strong>te Bewölkung verzieht si<strong>ch</strong> aber s<strong>ch</strong>nell und es<br />
stellt si<strong>ch</strong> ein herrli<strong>ch</strong>er Frühsommertag ein. Zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> geht<br />
wohl ein feiner Wind, der aber mehr der angenehmen Abkühlung dient.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Für heute habe i<strong>ch</strong> vorgesehen, vom Campingplatz<br />
aus einen Ausflug zu ma<strong>ch</strong>en. Dabei mö<strong>ch</strong>te<br />
i<strong>ch</strong> als Erstes die Stadt Pirna ans<strong>ch</strong>auen und<br />
mir dort au<strong>ch</strong> Karten und Reiseführer bes<strong>ch</strong>affen.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Frühstück räume i<strong>ch</strong> meine Habe<br />
bis auf das Kabel und den Tis<strong>ch</strong> zusammen und<br />
ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> startbereit. I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> zuerst<br />
auf die etwa 6 km lange Fahrt ins Stadtzentrum<br />
von Pirna. S<strong>ch</strong>nell finde i<strong>ch</strong> in der Stadtmitte<br />
einen passenden Parkplatz in einer wenig befahrenen<br />
Strasse. Offenbar findet heute ein Fest<br />
statt, jedenfalls werden in einer Parallelstrasse<br />
fleissig Verkaufsstände und Spielgeräte installiert.<br />
Pirna liegt am oberen Beginn der Elbtalweitung,<br />
wo die Wesenitz von Norden und die Gottleuba<br />
von Süden in die Elbe münden. Es liegt an der Nahtstelle von Erzgebirge und Westsudeten, die si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> Westen zum Grabenbru<strong>ch</strong> des Elbtalkessels weitet. Pirna ist im Norden dur<strong>ch</strong> das Westlausitzer<br />
Hügel- und Bergland mit der Lausitzer Verwerfung und im Süden dur<strong>ch</strong> das Vorland des Osterzgebirges<br />
umgeben. Östli<strong>ch</strong> von Pirna dur<strong>ch</strong>quert die Elbe das Elbsandsteingebirge in einem Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong>stal,<br />
das bis in das Stadtgebiet hineinrei<strong>ch</strong>t. Pirna wird daher au<strong>ch</strong> das „Tor zur Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz“ genannt.<br />
Die 1992 eingeweihte Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Weinstrasse führt von hier elbabwärts über Pillnitz, Dresden<br />
und Meissen bis Diesbar-Seusslitz. Viellei<strong>ch</strong>t einmal ein Reiseprojekt für später!<br />
Ganz in der Nähe errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> den Mittelpunkt von<br />
Rathaus am Marktplatz<br />
Pirna, dessen Zentrum das Rathaus (1485) einnimmt.<br />
Hier findet eben, dem Namen entspre<strong>ch</strong>end,<br />
ein Markt mit vielen einheimis<strong>ch</strong>en Produkten (wenn<br />
man vom Stand mit Lederwaren und Kleidern absieht,<br />
der von Männern mit östli<strong>ch</strong>em Eins<strong>ch</strong>lag<br />
geführt wird) statt. Es sind vor allem Produkte aus<br />
dem Ernährungsberei<strong>ch</strong>, aber au<strong>ch</strong> aus dem Berei<strong>ch</strong><br />
des Kunsthandwerks. Dann ziehe i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Gassen<br />
der Fussgängerzone. Dabei finde i<strong>ch</strong> eine Bu<strong>ch</strong>handlung,<br />
wo i<strong>ch</strong> mir Reiseführer von Baedeckers<br />
über Thüringen, <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> und Mecklenburg-Vorpommern<br />
kaufe. Damit kann i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end<br />
darüber informieren was i<strong>ch</strong> sehe, sehen<br />
mö<strong>ch</strong>te oder verpasst habe. Zudem habe i<strong>ch</strong> endli<strong>ch</strong> eine anständige Karte, die mir bei der Orientierung<br />
hilft. Unter anderem entdecke i<strong>ch</strong> in den Gassen der Innenstadt au<strong>ch</strong> den in grüner Farbe gemalten<br />
Erker am Engelserkerhaus (1624). Reizvoll sind die tragenden Engelsfiguren an der Mittelkonsole<br />
und das Portal mit dem Löwenkopf.<br />
Marktplatz<br />
Die Kir<strong>ch</strong>e St. Marien soll wohl zugängli<strong>ch</strong> sein,<br />
do<strong>ch</strong> steht mir ni<strong>ch</strong>t die Lust na<strong>ch</strong> einem Kir<strong>ch</strong>enbesu<strong>ch</strong><br />
(obs<strong>ch</strong>on heute, wie mir später<br />
einfällt, der Todestag meines Vaters ist). Au<strong>ch</strong><br />
auf den steilen Aufstieg zum S<strong>ch</strong>loss Sonnenstein<br />
verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> aus dem eben gekauften<br />
Reiseführer entnehme, dass von der<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>en Substanz wenig geblieben ist<br />
und einige Gebäude der 1811 eingeri<strong>ch</strong>teten<br />
Heil- und Pflegeanstalt no<strong>ch</strong> leer stehen würden.<br />
Im zweiten Weltkrieg wären hier im Rahmen<br />
des nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Euthanasieprogramms<br />
(Aktion T4) ca. 15'000 (von 70'000)<br />
Mens<strong>ch</strong>en als „lebensunwertes <strong>Lebe</strong>n“ ermordet<br />
worden. Ob i<strong>ch</strong> da au<strong>ch</strong> dazu gehört hätte?<br />
23
In der Nähe des Bahnhofs finde i<strong>ch</strong> an einer Hauswand<br />
eine Markierung, die den Wasserstand der Elbe am<br />
17.08.2002 angibt. Die Markierung befindet si<strong>ch</strong> etwa<br />
2,50 m über der Strasse. Der damalige Pegelstand lag bei<br />
10,58 Metern, während das 10-jährige Mittel bei 2,30<br />
Metern liegt. Man kann si<strong>ch</strong> kaum vorstellen, wel<strong>ch</strong>e<br />
Wassermassen damals die Elbe herunter und in die Stadt<br />
hinein geflossen sein müssen. Bei einem auf einer Bank<br />
sitzenden Ehepaar frage i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und erhalte die Auskunft,<br />
dass hier der Wasserstand innert weniger Stunden<br />
auf das Niveau angestiegen wäre. Viele Mens<strong>ch</strong>en, die ihr<br />
Pegelstand am Gasthaus zum Dampfs<strong>ch</strong>iff<br />
Auto auf dem Parkplatz an der Elbe abgestellt hätten,<br />
wären ni<strong>ch</strong>t mehr in der Lage gewesen es vom Platz zu holen, da mit der Flu<strong>ch</strong>t augenblickli<strong>ch</strong> ein<br />
Chaos ausgebro<strong>ch</strong>en sei und sie letztli<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> ihre eigene Haut hätten retten können und das Auto<br />
den Fluten hätten überlassen müssen.<br />
Feuersteinwerkzeuge aus dem späten Paläolithikum (etwa 12’000–8’000 v. Chr.) am Ende der letzten Eiszeit<br />
sind die ältesten Zei<strong>ch</strong>en einer mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Besiedlung in der Gegend von Pirna. Dur<strong>ch</strong> die klimatis<strong>ch</strong> günstige<br />
Lage und fru<strong>ch</strong>tbare Lössböden begünstigt, lebten hier im Neolithikum (5'500 – 4’000 v. Chr.) Ackerbauern<br />
und Viehzü<strong>ch</strong>ter in der Zeit der Bandkeramik und ihre na<strong>ch</strong>folgenden Kulturen. Na<strong>ch</strong> dem Abzug von germanis<strong>ch</strong>en<br />
Stämmen aus dem Elbtal, wel<strong>ch</strong>e hier ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. ansässig waren, besiedelten um etwa<br />
600 n.Chr. die slawis<strong>ch</strong>en Sorben als Fis<strong>ch</strong>er und Bauern dieses Gebiet. Der Name Pirna soll si<strong>ch</strong> aus dem<br />
sorbis<strong>ch</strong>en „Perno“ – „na pernem“ – „auf dem Harten (Stein)“ ableiten.<br />
Unterhalb des Burgbergs gründeten fränkis<strong>ch</strong>e und thüringis<strong>ch</strong>e Kaufleute an der Elbfurt eine Nierderlassung,<br />
die 1233 erstmals in einer Urkunde des Bis<strong>ch</strong>ofs von Meissen erwähnt und 1291 als Stadt bezei<strong>ch</strong>net wird. Von<br />
1294-1405 gehörte Pirna zu Böhmen. In dieser Zeit und dana<strong>ch</strong> bis 1639 entwickelte si<strong>ch</strong> die Stadt zur wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Ansiedlung im oberelbis<strong>ch</strong>en Gebiet und überstand u.a. die Belagerung<br />
Engelserker<br />
dur<strong>ch</strong> die Hussiten 1429 / 1430 s<strong>ch</strong>adlos. 1639 allerdings begann das „pirnis<strong>ch</strong>e<br />
Elend“, als s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>e Truppen die Stadt besetzten und fur<strong>ch</strong>tbar<br />
hausten. In der Zeit dana<strong>ch</strong> wurde Pirna immer wieder vom Krieg heimgesu<strong>ch</strong>t:<br />
1706 kamen erneut die S<strong>ch</strong>weden, 1756 die Preussen und 1813 die<br />
Franzosen. Mit der Ansiedlung von Industrie, der Eröffnung der Dampfs<strong>ch</strong>ifffahrt<br />
auf der Elbe 1837 und dem Ans<strong>ch</strong>luss an den Eisenbahnverkehr<br />
1848 erlebte die Stadt einen neuerli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung.<br />
Um 1300 gründeten Dominikanermön<strong>ch</strong>e von<br />
ihrem Leipziger Mutterkloster aus eine Niederlassung<br />
in Pirna. Entspre<strong>ch</strong>end den Ordensregeln<br />
war die Kir<strong>ch</strong>e St. Heinri<strong>ch</strong> als<br />
Saalbau erri<strong>ch</strong>tet, aber um 1400 erweitert und<br />
eingewölbt worden. Es entstand eine zweis<strong>ch</strong>iffige<br />
Hallenkir<strong>ch</strong>e, eine selten anzutreffende<br />
Bauform. Aus dieser Zeit stammen die<br />
drei Wand- und die zwei Gewölbemalereien<br />
und die bemerkenswerten Konsolfiguren.<br />
Quelle: Baedecker-Reiseführer „<strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>“/2011<br />
I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>kämme die Gassen von Pirna, insbesondere die Fussgängerzone<br />
und der maleris<strong>ch</strong>e Marktplatz. Am augenfälligsten ist si<strong>ch</strong>er<br />
das am Marktplatz stehende 1396 erstmals erwähnte Rathaus.<br />
Es diente früher au<strong>ch</strong> als Verkaufsstätte der Tu<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>er, S<strong>ch</strong>uster,<br />
Bäcker und Fleis<strong>ch</strong>er. 1555/56 wurde es umgebaut. Im Gebäude<br />
vereinigen si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Baustile, unter anderem Barock, Spätgotik<br />
und Renaissance. An der Ostseite des Rathauses befindet si<strong>ch</strong><br />
eine Kunstuhr, wel<strong>ch</strong>e über dem Zifferblatt eine s<strong>ch</strong>warzgoldene<br />
Kugel als Mondphasenuhr hat. 1991 – 1997 erfolgte die Rekonstruktion<br />
des Hauses.<br />
Bis auf den na<strong>ch</strong> der Reformationszeit verfallenen<br />
und abgetragenen Chor bietet das<br />
Äussere der Kir<strong>ch</strong>e heute no<strong>ch</strong> das glei<strong>ch</strong>e<br />
Bild wie im 15. Jahrhundert. Na<strong>ch</strong> Einführung<br />
Kir<strong>ch</strong>e St. Heinri<strong>ch</strong><br />
der Reformation 1539 wurde das Kloster aufgelöst<br />
und man verwendete die Kir<strong>ch</strong>e für unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e profane Zwecke. 1957 wurde St. Heinri<strong>ch</strong><br />
als katholis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e geweiht, 2000 – 2001 wurde sie umfassend saniert.<br />
24
In der Fussgängerzone setze i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in ein Stras-<br />
Unterwegs in Pirna<br />
sencafé und bestelle eine „S<strong>ch</strong>oko Mac<strong>ch</strong>iato“, eine<br />
heisse S<strong>ch</strong>okolade mit Espresso. Eine leckere Angelegenheit!<br />
Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wieder auf zum Bus<br />
um für die Weiterfahrt zu laden. Dank meinem Foto,<br />
das i<strong>ch</strong> von den Strassentafeln an einem naheliegenden<br />
Gebäude gema<strong>ch</strong>t habe, würde i<strong>ch</strong> den Bus au<strong>ch</strong><br />
wieder finden, wenn i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in der Stadt verirrt<br />
hätte.<br />
Als nä<strong>ch</strong>stes Ziel programmiere i<strong>ch</strong> Bad S<strong>ch</strong>andau,<br />
wobei i<strong>ch</strong> in der Festung Königstein einen Zwis<strong>ch</strong>enhalt<br />
ma<strong>ch</strong>en will. Ab Pirna fahre i<strong>ch</strong> auf der<br />
B172 über Struppen na<strong>ch</strong> Königstein. Die Strecke<br />
führt über eine Ho<strong>ch</strong>ebene, bevor die Strasse wieder<br />
zur Stadt Königstein abfällt. Zur Festung steigt es dann aber wieder stark an. Als Rollifahrer darf i<strong>ch</strong><br />
vom Parkplatz aus, von wo ein „Park and Ride“-<br />
Dienst mit einer Touristenbahn organisiert ist, bis<br />
zur Burg ho<strong>ch</strong> fahren. Die vier Rolliparkplätze sind<br />
alle besetzt. I<strong>ch</strong> kann aber einen Platz finden, wo<br />
au<strong>ch</strong> mein langes Auto (5,20 m) den Wendeverkehr<br />
ni<strong>ch</strong>t behindert. Von hier geht es mit einem Lift die<br />
42 m zur Festung ho<strong>ch</strong>. Im Lift finden normalerweise<br />
18 Personen Platz, mit mir, Otello und dem<br />
Trac aber nur no<strong>ch</strong> fünf. Anhand eines Informationsblattes,<br />
das mir bei der Kasse abgegeben wird,<br />
kann i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> orientieren wo i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>kommen<br />
kann und zu wel<strong>ch</strong>en Gebäuden mir der Zugang<br />
mögli<strong>ch</strong> wäre. Allerdings ist an den meisten Eingängen<br />
das S<strong>ch</strong>ild „Hunde verboten“ angebra<strong>ch</strong>t,<br />
Festung Königstein<br />
womit der Auss<strong>ch</strong>luss wieder gegeben wäre.<br />
Friedri<strong>ch</strong>sburg<br />
Die Festung Königstein ist eine der grössten Bergfestungen<br />
in Europa und liegt inmitten des Elbsandsteingebirges<br />
auf dem glei<strong>ch</strong>namigen Tafelberg oberhalb des Ortes<br />
Königstein. Das 9,5 Hektar grosse Felsplateau erhebt<br />
si<strong>ch</strong> 240 m über die Elbe und zeugt mit über 50 teilweise<br />
400 Jahre alten Bauten vom militäris<strong>ch</strong>en und zivilen<br />
<strong>Lebe</strong>n auf der Festung. Der Wallgang der Festung ist<br />
1’800 m lang und hat bis zu 42 m hohe Mauern und<br />
Sandstein-Steilwände.<br />
Die wohl älteste s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Erwähnung einer Burg auf<br />
dem Königstein findet si<strong>ch</strong> im Jahr 1233. Die mittelalterli<strong>ch</strong>e<br />
Burg gehörte zum böhmis<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong>. Die erste<br />
vollständige Bezei<strong>ch</strong>nung „Königstein“ ges<strong>ch</strong>ah in der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241, die „in lapide<br />
regis“ (lat.: auf dem Stein des Königs) siegelte. In dieser Urkunde ist die Grenzziehung zwis<strong>ch</strong>en den slawis<strong>ch</strong>en<br />
Gauen Oberlausitz, Meissner Niederung und Tets<strong>ch</strong>ner Gebiet reguliert worden. Da der Königstein linkselbis<strong>ch</strong><br />
lag, war er von den drei genannten Gauen unabhängig. Er gehörte damals zum Königrei<strong>ch</strong> Böhmen und wurde<br />
im Auftrag der böhmis<strong>ch</strong>en Könige zu einem den Norden ihrer Besitzungen beherrs<strong>ch</strong>enden festen Platz und zu<br />
einem Vorposten der im bena<strong>ch</strong>barten Müg-<br />
Lageplan<br />
litztal gelegenen Burg Dohna ausgebaut.<br />
Vom 5. bis 19. August 1359 weilte der König<br />
und spätere Kaiser Karl IV. auf dem<br />
Königstein und unterzei<strong>ch</strong>nete S<strong>ch</strong>ifffahrtsprivilegien.<br />
Die Burg wurde in den<br />
darauf folgenden 50 Jahren mehrfa<strong>ch</strong> verpfändet.<br />
im Jahre 1408 eroberte der Markgraf<br />
von Meissen die Burg. Erst 1459 wurde<br />
mit dem Vertrag von Eger endgültig die<br />
sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>-böhmis<strong>ch</strong>e Grenze und damit der<br />
Übergang des Königsteins an die Markgrafs<strong>ch</strong>aft<br />
Meissen festgelegt. Im Unters<strong>ch</strong>ied<br />
zu anderen Felsenburgen der Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>weiz wurde der Königstein von<br />
den sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Herzögen und Kurfürsten weiter militäris<strong>ch</strong> genutzt. Während der Reformation wurde 1516 auf<br />
Königstein ein Coelestiner-Kloster gegründet, das aber 1524 bereits wieder einging.<br />
25
Georgenburg<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> gab es bereits im 12. Jahrhundert eine<br />
steinerne Burg auf dem Königstein. Das älteste heute<br />
no<strong>ch</strong> existente Bauwerk ist die an der Wende vom 12. zum<br />
13. Jahrhundert erri<strong>ch</strong>tete Burgkapelle. In den Jahren<br />
1563-1569 wurde innerhalb der Burg der 152,5 m tiefe<br />
Brunnen in den Fels abgeteuft – bis dahin war die Besatzung<br />
des Königsteins auf Wasser aus Zisternen und auf<br />
Regenwasser angewiesen. Beim Bau des Brunnens musste<br />
tägli<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> zum abgeteuften Gestein (die Herstellung<br />
von senkre<strong>ch</strong>ten Hohlräumen von oben na<strong>ch</strong> unten)<br />
eine Wassermenge von 8 Kubikmeter aus dem S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t<br />
entfernt werden.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en 1589 und 1591/97 liessen die Kurfürsten die<br />
Magdalenenburg<br />
Burg zur stärksten Festungsanlage <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>s ausbauen.<br />
Der bis dahin immer no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t zerklüftete Tafelberg<br />
wurde rundherum mit hohen Mauern abges<strong>ch</strong>lossen. Als<br />
Gebäude entstanden unter anderem das Torhaus, die<br />
Strei<strong>ch</strong>wehr, die Alte Kaserne, das Alte Zeughaus und die<br />
Christiansburg (Friedri<strong>ch</strong>sburg). Es folgte 1619-1681 die<br />
zweite Bauetappe, bei der unter anderem die Johann-<br />
Georgenbastion vor der Johann-Georgenburg erri<strong>ch</strong>tet<br />
wurde. Als dritte Bauetappe re<strong>ch</strong>net man die Zeit von<br />
1694-1756, bei der unter anderem die Alte Kaserne erweitert<br />
wurde. Von 1722-1725 wurde im Keller der<br />
Magdalenenburg das grosse Königsteiner Weinfass mit<br />
einem Fassungsvermögen von 249’838 Litern gebaut. Das Fass, das nur einmal vollständig mit Landwein aus<br />
der Meissner Pflege gefüllt war, musste 1818 wegen Baufälligkeit wieder entfernt werden.<br />
Brunnenhaus<br />
umfangrei<strong>ch</strong>en Baumassnahmen auf der Festung.<br />
Die Festung spielte eine bedeutende Rolle in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
<strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>s, wenn au<strong>ch</strong> weniger dur<strong>ch</strong> militäris<strong>ch</strong>e<br />
Ereignisse. Die sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Herzöge und Kurfürsten<br />
nutzten die Festung vor allem als si<strong>ch</strong>eren Hort in<br />
Kriegszeiten, als Jagd- und Lusts<strong>ch</strong>loss aber au<strong>ch</strong> als<br />
gefür<strong>ch</strong>tetes Staatsgefängnis. Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e militäris<strong>ch</strong>e<br />
Bedeutung war eher gering, obwohl Generäle sie<br />
kommandierten. So konnte Kurfürst Friedri<strong>ch</strong> August II.<br />
im Siebenjährigen Krieg nur hilflos vom Königstein aus<br />
zusehen, wie glei<strong>ch</strong> zu Beginn des Krieges im Jahr 1756<br />
Blick auf Elbe<br />
Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Ausbau wurden immer wieder Umbauten<br />
und Neubauten auf dem weitläufigen Plateau vorgenommen.<br />
Der 1631 erri<strong>ch</strong>tete Johannissaal wurde 1816 zum<br />
Neuen Zeughaus umgebaut. 1819 baute man die Magdalenenburg<br />
zu einem Proviantmagazin um, das vor Bes<strong>ch</strong>uss<br />
gefestigt war. Das alte Proviantlager ri<strong>ch</strong>tete man<br />
als Kaserne ein. Das S<strong>ch</strong>atzhaus wurde von 1854-1855<br />
erri<strong>ch</strong>tet. Na<strong>ch</strong>dem die Festung 1871 in das Festungssystem<br />
des neuen Deuts<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es eingegliedert wurde,<br />
wurden von 1870-1895 Batteriewälle mit a<strong>ch</strong>t Ges<strong>ch</strong>ützstellungen<br />
gebaut, die zur Rundumverteidigung der Festung<br />
im Falle eines – jedo<strong>ch</strong> nie erfolgten – Angriffes<br />
hätte dienen sollen. Dies waren au<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong> die letzten<br />
Festung mit Hungerturm<br />
seine Armee zu Füssen des auf der anderen<br />
Elbseite liegenden Liliensteins vor der preussis<strong>ch</strong>en<br />
Armee kampflos kapitulierte.<br />
Die militäris<strong>ch</strong>e Bedeutung ging mit der Entwicklung<br />
weitrei<strong>ch</strong>ender Ges<strong>ch</strong>ütze zum Ausgang<br />
des 19. Jahrhunderts verloren. Die Festung<br />
hatte in Kriegszeiten die sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />
Staatsreserven und geheimen Ar<strong>ch</strong>ivbestände<br />
26
aufzunehmen. 1756 und 1813 wurden au<strong>ch</strong> die Dresdner Kunsts<strong>ch</strong>ätze auf dem Königstein eingelagert. Au<strong>ch</strong> im<br />
Zweiten Weltkrieg wurden die ausgedehnten Kasematten (unterirdis<strong>ch</strong>e Gewölbe) der Festung für sol<strong>ch</strong>e Zwecke<br />
verwendet.<br />
Die Festung wurde nie eingenommen, zu sehr hatte sie na<strong>ch</strong> dem Ausbau einen abs<strong>ch</strong>reckenden Ruf. Ledigli<strong>ch</strong><br />
ein S<strong>ch</strong>ornsteinfeger kletterte im Jahre 1848 die senkre<strong>ch</strong>ten Sandsteinmauern ho<strong>ch</strong>. Den na<strong>ch</strong> ihm benannten<br />
Abratzky-Kamin kann man no<strong>ch</strong> heute ho<strong>ch</strong>klettern. Da das Übersteigen der Mauer verboten ist, muss man<br />
unterhalb der abs<strong>ch</strong>liessenden Mauer jedo<strong>ch</strong> wieder abseilen.<br />
Aufzug mit Panoramakabine<br />
Die Festung war bis 1922 das bekannteste Staatsgefängnis <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>s.<br />
Während des Deuts<strong>ch</strong>-Französis<strong>ch</strong>en Krieges und der beiden Weltkriege<br />
wurde die Festung au<strong>ch</strong> als Kriegsgefangenenlager genutzt. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee die Festung als Lazarett. Von<br />
1949-1955 wurde sie als so genannter Jugendwerkhof zur Umerziehung<br />
straffälliger und ni<strong>ch</strong>t ins Bild der sozialistis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft passender<br />
Jugendli<strong>ch</strong>er genutzt.<br />
Seit dem 29. Mai 1955 ist die Festung ein militärhistoris<strong>ch</strong>es Freili<strong>ch</strong>tmuseum<br />
von hohem touristis<strong>ch</strong>em Wert. Das Museum wird seit 1990 als Aussenstelle<br />
des Militärhistoris<strong>ch</strong>en Museums der Bundeswehr in Dresden<br />
geführt. In den Jahren 1967-1970 wurde am Fusse des Zugangsweges ein<br />
für 42 Personen zugelassener Aufzug eingebaut. 2005 wurde an einer<br />
senkre<strong>ch</strong>ten Aussenmauer der Festung ein zweiter Aufzug gebaut, der<br />
maximal 18 Passagiere in einer Panoramakabine eine Höhe von etwa 42<br />
m überwinden lässt. Insgesamt wurden zwis<strong>ch</strong>en 1991 und 2010 dur<strong>ch</strong> den<br />
Freistaat <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> etwa 46 Mio. ! in die Sanierung und den Ausbau der<br />
Festung Königstein investiert. Am 14. Oktober 2005 konnte der 25-<br />
Millionste Besu<strong>ch</strong>er seit der Eröffnung Pfingsten 1955 begrüsst werden.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Königstein<br />
Allein der Ausblick von hier oben ist grandios! Die Erbauer<br />
müssen ein für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Gewissen gehabt haben,<br />
dass sie ihre Festung so ho<strong>ch</strong> oben gebaut haben! Im<br />
Jahr 1589 begann der Ausbau zur Festung, der bis Ende<br />
des 19. Jahrhunderts dauerte. Königstein hatte viele Funktionen.<br />
Hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> diente er dem Dresdner Königshof<br />
in Krisenzeiten als Zuflu<strong>ch</strong>tsstätte und zur Unterbringung<br />
der Staatss<strong>ch</strong>ätze. Glei<strong>ch</strong>zeitig war er au<strong>ch</strong> Staatsgefängnis.<br />
Als freiwillige Gäste fanden si<strong>ch</strong> unter anderen Zar<br />
Peter I. und Napoleon ein. In mehreren Gebäuden sind<br />
Blick auf Stadt Königstein mit Lilienstein<br />
Museen eingeri<strong>ch</strong>tet. So befinden si<strong>ch</strong> in den beiden<br />
Zeughäusern Ausstellungen des Militärhistoris<strong>ch</strong>en Museums Dresden. Des Weiteren gibt es im Torhaus<br />
und im S<strong>ch</strong>atzhaus Sonderausstellungen. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> glaube das Wesentli<strong>ch</strong>e gesehen zu haben,<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den Weg zum Lift, damit i<strong>ch</strong> dann wieder zum Bus hinunter gebra<strong>ch</strong>t werde.<br />
Dann fahre i<strong>ch</strong> weiter na<strong>ch</strong> Bad S<strong>ch</strong>andau. Dort bes<strong>ch</strong>ränke<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> allerdings auf eine Autosi<strong>ch</strong>t, das<br />
heisst i<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>e, mir einen Eindruck vom Bus aus<br />
zu vers<strong>ch</strong>affen, ohne einen Parkplatz su<strong>ch</strong>en und<br />
alles ausladen zu müssen. Gemäss Reiseführer ist<br />
das Sehenswerteste, ausser den Thermen, die Kirnitzs<strong>ch</strong>talbahn,<br />
eine 8,3 km lange Fahrt zum künstli<strong>ch</strong><br />
angelegten Li<strong>ch</strong>tenhainer Wasserfall mit der mit Solarstrom<br />
betriebenen Strassenbahn.<br />
Der Wegweiser „Bastei“ fordert mi<strong>ch</strong> heraus: i<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>liesse<br />
mal hin zu fahren um zu sehen was i<strong>ch</strong><br />
erspähen kann. Ein Grossteil des ersten Streckenab-<br />
Rathenwalde<br />
Wir geniessen ein Eis<br />
s<strong>ch</strong>nitts s<strong>ch</strong>eint aus der DDR-Zeit zu stammen.<br />
Jedenfalls ist diese Strecke eine interessante<br />
Kombination zwis<strong>ch</strong>en Kopfsteinpflaster<br />
und mit Asphalt ausgebesserten<br />
Lö<strong>ch</strong>ern. Bezei<strong>ch</strong>nend ist, dass i<strong>ch</strong> froh bin,<br />
dass die Motorfahrzeugkontrolle vergangene<br />
Wo<strong>ch</strong>e die Stossdämpfer für gut befunden<br />
hat. Dies wäre ansonsten ein e<strong>ch</strong>ter<br />
Belastungstest gewesen!<br />
27
Die Bastei ist ein S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>tenalbyrinth bei Niederrathen<br />
oberhalb der Elbe. Weltbekannt ist der Blick<br />
über das Elbtal auf die Tafelberge der Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>weiz bis weit in die bena<strong>ch</strong>barte Lands<strong>ch</strong>aft des<br />
Lausitzer Berglandes und des Osterzgebirges. Der<br />
Felsrücken überragt die Flusslands<strong>ch</strong>aft der Elbe um<br />
200 Meter. Zur Basteibrücke führt eine lange steinerne<br />
Treppe. Die Sandsteinbrücke wurde 1851<br />
erbaut. Sie hat eine Länge von 76,50 m und überspannt<br />
mit 7 Bögen die 40 m tiefe S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t, Mardertelle<br />
genannt. I<strong>ch</strong> muss mi<strong>ch</strong> auf den Aussi<strong>ch</strong>tspunkt<br />
beim Panoramarestaurant bes<strong>ch</strong>ränken. Aber<br />
au<strong>ch</strong> von hier ist es mögli<strong>ch</strong> eindrückli<strong>ch</strong>e Aufnahmen<br />
der Felsformationen zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Panorama Elbtal<br />
Basteibrücke mit Treppe<br />
Aussi<strong>ch</strong>tsfelsen, im Hintergrund Königstein<br />
Auf dem Basteiaussi<strong>ch</strong>tsfelsen stehend blickt man hinunter auf die<br />
Elbe zwis<strong>ch</strong>en Lilienstein und Königstein und erkennt den Kontrast<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem steilen Prallhang bei Niederrathen und den sanft ansteigenden<br />
Hügeln bei Oberrathen. Da es sehr viele Besu<strong>ch</strong>er hat, ist<br />
es teils s<strong>ch</strong>wierig an die interessantesten Stellen zu gelangen. Wer<br />
einmal eine gute Position ergattert hat, gibt sie so s<strong>ch</strong>nell ni<strong>ch</strong>t wieder<br />
frei! Mit Beharrli<strong>ch</strong>keit gelingt es mir denno<strong>ch</strong> ein paar gute Bilder<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> dieses eindrückli<strong>ch</strong>e Panorama gesehen<br />
habe, drängt es mi<strong>ch</strong> zum Campingplatz zurückzukehren. Mit<br />
Unterstützung meiner Gerlinde fahre i<strong>ch</strong> über Lohmen und finde i<strong>ch</strong><br />
den Campingplatz wieder ohne grosse Su<strong>ch</strong>arbeit wieder.<br />
Am Abend ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dann auf zum Gasthaus Wesnitztal, das<br />
i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on gestern besu<strong>ch</strong>te. Für heute hat der Wirt einen Grillabend<br />
mit Life-Musik organisiert. Zum Glück findet der Anlass auf dem<br />
angrenzenden<br />
Gasthaus Wesnitztal<br />
Parkplatz statt.<br />
So kann i<strong>ch</strong> im<br />
Biergarten an<br />
einem der wenigen<br />
Tis<strong>ch</strong>e einen Platz finden. Mit dem dort<br />
s<strong>ch</strong>on „sesshaften“ Ehepaar ergibt si<strong>ch</strong> sehr bald<br />
ein interessantes Gesprä<strong>ch</strong>. Selbst hier ist es ni<strong>ch</strong>t<br />
immer lei<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> zu verstehen. Allerdings dürfte<br />
ni<strong>ch</strong>t immer die Lautstärke der Musik der Grund<br />
dafür sein, sondern oft au<strong>ch</strong> der in Kombination<br />
zur lauten Musik s<strong>ch</strong>wer zu verstehende sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e<br />
Dialekt.<br />
Um 21:00 Uhr verziehe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, na<strong>ch</strong><br />
Erledigung der Abendtoilette, bei 18,5°C<br />
in den Bus. Ni<strong>ch</strong>t weil es mir zu kalt<br />
wird, sondern weil die zunehmende<br />
nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Dunkelheit mir die Si<strong>ch</strong>t<br />
nimmt (ni<strong>ch</strong>t der Cognac, den i<strong>ch</strong> mir<br />
aus meiner Bord-Bar genommen habe!).<br />
Wann habe i<strong>ch</strong> das zum letzten Mal<br />
erlebt?<br />
28
Sonntag, 20. Mai <strong>2012</strong> Ausflug na<strong>ch</strong> Dresden, das „Elbflorenz“<br />
Wetter:<br />
Übers Wetter gibt es heute gar ni<strong>ch</strong>ts zu beri<strong>ch</strong>ten. Es beginnt wolkenlos<br />
bei 13°C und bleibt den ganzen Tag so, wenn man davon<br />
absieht, dass die Temperaturen no<strong>ch</strong> angestiegen sind.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Eigentli<strong>ch</strong> galt früher auf unseren<br />
Reisen die Regel, am Sonntag ni<strong>ch</strong>t<br />
zu fahren. Andererseits habe i<strong>ch</strong> die<br />
Erfahrung gema<strong>ch</strong>t, dass si<strong>ch</strong> für die<br />
Besi<strong>ch</strong>tigung von Städten am Besten<br />
der Sonntag eignet. Dann sind fast<br />
nur Touristen unterwegs. Der ganze<br />
Arbeitsverkehr sowie der Einkaufstourismus<br />
entfallen. Also packe i<strong>ch</strong><br />
meine Siebensa<strong>ch</strong>en zusammen und<br />
nehme die 22 km na<strong>ch</strong> Dresden unter<br />
die Räder. Am Pirnais<strong>ch</strong>en Platz (beim<br />
Gewandhaus) finde i<strong>ch</strong> ein geeignetes<br />
Parkfeld, sodass i<strong>ch</strong> mit grosser<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit davon ausgehen<br />
kann, dass mir niemand an die linke<br />
Seite parkt und mir so die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
nimmt, die Hebebühne auszufahren. Au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> glaube mir den Namen einprägen zu können (mein<br />
derzeitiges Feriendomizil liegt auf dem Stadtgebiet von Pirna), fotografiere i<strong>ch</strong> die Namenstafel trotzdem.<br />
Semperoper<br />
Zwinger<br />
Hofkir<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>loss<br />
Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf in die Stadt. Dresden<br />
ist mir ni<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> fremd. Wir<br />
waren („wir“ heisst, mit Cornelia) 1994 und<br />
2005 s<strong>ch</strong>on in Dresden. 1994 war an der<br />
Stelle der Frauenkir<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> ein grosser<br />
Steinhaufen und die ganze Stadt war im Umbru<strong>ch</strong>,<br />
2005 wurde das wieder aufgebaute<br />
Gotteshaus eingeweiht. Au<strong>ch</strong> sonst waren die<br />
Wiederaufbaubemühungen überall si<strong>ch</strong>tbar.<br />
Brühls<strong>ch</strong>e Terrasse<br />
Neumarkt<br />
Frauenkir<strong>ch</strong>e<br />
Altstadt von Dresden<br />
Pirnais<strong>ch</strong>er<br />
Platz<br />
Otello muss waten, während<br />
i<strong>ch</strong> wieder etwas besi<strong>ch</strong>tige<br />
29
Dresden wurde als Stadt erstmals im Jahre 1206 in einer Urkunde erwähnt, in der es um einen Grenzstreit geht.<br />
Man kann jedo<strong>ch</strong> annehmen, dass der Platz s<strong>ch</strong>on länger von Slawen besiedelt war, aus deren Spra<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> das Wort Drje"d#any, na<strong>ch</strong> dem altsorbis<strong>ch</strong>en ’’Dre"$any’’ für Sumpf- oder Auwaldbewohner, ableitet.<br />
Das Ho<strong>ch</strong>mittelalter war au<strong>ch</strong> für die junge Stadt an der<br />
Zwinger 1900<br />
Elbe eine Zeit der Blüte und so wurde Dresden im Jahre<br />
1216 in einer Urkunde des Marktgrafen von Meissen, zu<br />
dessen Besitzungen es damals gehörte, als "civitas" also<br />
"Stadt" bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Die grosse europäis<strong>ch</strong>e Pest der Jahre 1349 und 1350 warf<br />
die Entwicklung aber genauso zurück wie die Belagerung<br />
und teilweise Zerstörung dur<strong>ch</strong> die Hussiten. Einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Wendepunkt markiert das Jahr 1485, in dem die Wettiner<br />
Dresden zu ihrem ständigen Hauptsitz ma<strong>ch</strong>ten, was<br />
au<strong>ch</strong> bis 1918 so blieb. Unter der Ära von Kurfürst Johann<br />
Georg II. in den Jahren 1656-1679 entstanden pra<strong>ch</strong>tvolle<br />
barocke Bauten sowie der Grosse Garten und erste Manufakturen.<br />
1694 trat Kurfürst Friedri<strong>ch</strong> August I., unter dem Namen August<br />
der Starke bekannt, seine Herrs<strong>ch</strong>aft am Dresdner Hofe an. Damit begann<br />
die klassis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsperiode Dresdens, wel<strong>ch</strong>e bis zum Beginn des<br />
Siebenjährigen Krieges andauerte. Keine andere Epo<strong>ch</strong>e war vom kurfürstli<strong>ch</strong>en<br />
Hof so bestimmt, wie die Regierungszeit Augusts des Starken.<br />
Hö<strong>ch</strong>ste kunsthandwerkli<strong>ch</strong>e und künstleris<strong>ch</strong>e Leistungen spiegelten si<strong>ch</strong><br />
in den prunkvollen Barockbauten wider, wel<strong>ch</strong>e zu dieser Zeit in grosser<br />
Anzahl entstanden. Grosszügige Hoffeste repräsentierten Kunstverständnis<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig Ma<strong>ch</strong>tverlangen. Mehrere Lusts<strong>ch</strong>lösser und -gärten entstanden.<br />
Mit dem Erwerb der polnis<strong>ch</strong>en Königskrone ma<strong>ch</strong>te August der<br />
Starke Dresden zu einer Residenzstadt hö<strong>ch</strong>sten europäis<strong>ch</strong>en Ranges.<br />
Frauenkir<strong>ch</strong>e 1985<br />
Au<strong>ch</strong> der te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>e Forts<strong>ch</strong>ritt hielt bald Einzug, etwa in Form der<br />
ersten Ferneisenbahnverbindung in Deuts<strong>ch</strong>land zwis<strong>ch</strong>en Dresden und<br />
Leipzig. Bestimmend während der industriellen Revolution waren jedo<strong>ch</strong><br />
nie die s<strong>ch</strong>weren Industriezweige, sondern die Opto-, Elektro- und feinme<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />
Industrie, was übrigens bis heute gilt.<br />
Ein Grossteil der klassis<strong>ch</strong>en und barocken<br />
Zerstörte Innenstadt 1945<br />
Bebauung des Stadtkerns fiel den Bombenangriffen<br />
im Februar 1945 zum Opfer. In<br />
dem Feuersturm kamen zwis<strong>ch</strong>en 20’000 und<br />
40’000 Mens<strong>ch</strong>en ums <strong>Lebe</strong>n und fast die<br />
gesamte Altstadt wurde zerstört. Während<br />
der Zeit des kalten Krieges legte die DDR-<br />
Führung wenig Wert auf die Wiederherstellung<br />
der historis<strong>ch</strong>en Bausubstanz. Stattdessen<br />
wurden s<strong>ch</strong>nell und mögli<strong>ch</strong>st preiswert<br />
Wohnungen und breite Strassen im bekannten<br />
sozialistis<strong>ch</strong>en Stil zwis<strong>ch</strong>en die Reste<br />
gebaut. Weil die Dresdner jedo<strong>ch</strong> ihre Stadt<br />
lieben, konnten sie na<strong>ch</strong> jahrelangem Druck<br />
die vollständige Restaurierung wi<strong>ch</strong>tiger<br />
Gebäude wie der Semperoper dur<strong>ch</strong>setzen,<br />
die 1987 fertiggestellt wurde. 1989/1990 war Dresden ein Zentrum des gewaltlosen Umsturzes in der DDR. Das<br />
Jahr markiert au<strong>ch</strong> den Startpunkt für ein umfangrei<strong>ch</strong>es Wiederaufbauprogramm, das Dresden heute na<strong>ch</strong> über<br />
20 Jahren wieder zu einer der s<strong>ch</strong>önsten Grossstädte Europas gema<strong>ch</strong>t hat. Den ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en und au<strong>ch</strong><br />
emotionalen Höhepunkt des Aufbaus markiert si<strong>ch</strong>er die wieder erstandene Frauenkir<strong>ch</strong>e im Herzen der Stadt.<br />
Quelle: http://wikitravel.org/de/Dresden<br />
Da i<strong>ch</strong> vom Gewandhaus komme, ist die Frauenkir<strong>ch</strong>e das erste Gebäude, auf das i<strong>ch</strong> treffe. Na<strong>ch</strong> einer<br />
Umrundung entdecke i<strong>ch</strong> eine Hebebühne, die mi<strong>ch</strong> zum Eingang bringen könnte. Über eine Rufanlage<br />
muss man Hilfe anfordern. Ein Na<strong>ch</strong>teil von sonntägli<strong>ch</strong>en Stadtbesi<strong>ch</strong>tigungen ist, dass vormittags in<br />
Kir<strong>ch</strong>en meist Gottesdienste abgehalten werden. Dies dürfte au<strong>ch</strong> heute um die Zeit meiner Ankunft<br />
der Fall gewesen sein. Darum verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> in die Kir<strong>ch</strong>e zu gehen. Ein weiterer Hindernisgrund ist,<br />
dass i<strong>ch</strong> keine Mögli<strong>ch</strong>keit sehe, Otello im S<strong>ch</strong>atten in der Nähe des Eingangs zu positionieren.<br />
30
Auf dem Neumarkt vor Frauenkir<strong>ch</strong>e<br />
I<strong>ch</strong> ziehe also weiter in Ri<strong>ch</strong>tung des S<strong>ch</strong>losses. Dieses<br />
wurde ebenfalls in der Bombenna<strong>ch</strong>t praktis<strong>ch</strong> völlig zerstört.<br />
Seit 2006 ist es wieder komplett aufgebaut. Es müssen<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Räume zu besi<strong>ch</strong>tigen sein, die i<strong>ch</strong> sehr<br />
gerne anges<strong>ch</strong>aut hätte. Bei der Kasse erkundige i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
bei einem adrett gekleideten Herrn ob i<strong>ch</strong> Otello wohl im<br />
Berei<strong>ch</strong> der Kasse irgendwo abstellen könnte. Er verneint<br />
dies aber vehement. Ihnen stünde kein Personal zur Verfügung,<br />
das auf Hunde aufpassen könnte. Er rät mir, ihn<br />
im Hotelzimmer unterzubringen. Auf meine Entgegnung,<br />
dieser Hund würde bestimmt niemandem etwas zu Leide<br />
tun erwidert er: „Jemand muss nun einmal die Verantwortung<br />
tragen, wenn der Hund jemanden beisst“. Damit hat<br />
si<strong>ch</strong> die Diskussion ers<strong>ch</strong>öpft. Das heisst au<strong>ch</strong>, dass i<strong>ch</strong><br />
auf die Besi<strong>ch</strong>tigung verzi<strong>ch</strong>te.<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lendere no<strong>ch</strong> etwas dur<strong>ch</strong> die Stadt und lasse mi<strong>ch</strong><br />
(und Otello) mit einem fris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>luck Wasser erquicken,<br />
bevor i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zum Zwinger und zur Semperoper begebe.<br />
Der Zwinger diente seit jeher (1709) allein repräsentativen<br />
Ansprü<strong>ch</strong>en. Bis 1964 wurden Pavillons und Galerien na<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>weren Kriegss<strong>ch</strong>äden wieder hergestellt. Seit unserem<br />
letzten Besu<strong>ch</strong> wurde vieles restauriert und ers<strong>ch</strong>eint in<br />
neuem Glanz. Im Moment ist no<strong>ch</strong> der Flügel mit dem<br />
mathematis<strong>ch</strong>-physikalis<strong>ch</strong>en Salon eingerüstet. Bei unserem<br />
ersten Besu<strong>ch</strong> konnten wir die Gemäldegalerie alter<br />
Meister besi<strong>ch</strong>tigen. Eine grandiose Sammlung alter, wertvoller<br />
Bilder! Ein Blick auf die Semperoper und die Hofkir<strong>ch</strong>e dürfen natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fehlen.<br />
Das berühmteste Wahrzei<strong>ch</strong>en der Stadt ist die evangelis<strong>ch</strong>e Frauenkir<strong>ch</strong>e.<br />
Na<strong>ch</strong> der Zerstörung Dresdens infolge der Luftangriffe am 13./14.<br />
Februar 1945 standen nur zwei Seitenmauern um ihren Trümmerberg.<br />
Sie ist international bekannt als Mahnmal gegen Krieg und als Zeugnis<br />
von Versöhnung. Die Frauenkir<strong>ch</strong>e wurde na<strong>ch</strong> ihrer Zerstörung und<br />
langjährigem Wiederaufbau, der si<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> über Spendengelder<br />
aus der ganzen Welt finanzierte, am 30. Oktober 2005 geweiht. Mit ihrer<br />
hohen und breiten Kuppel beherrs<strong>ch</strong>t sie das Stadtbild, auf das man von<br />
der begehbaren Laterne an der Spitze einen Rundblick werfen kann. Das<br />
Original von George Bähr war eines der wenigen hervorragenden Beispiele<br />
für bürgerli<strong>ch</strong>en Barock. Die Kir<strong>ch</strong>e wurde von 1723-1743 erbaut<br />
und ersetzte einen romanis<strong>ch</strong>en Vorläufer. Die Bauzeit von 17 Jahren<br />
war für damalige Zeiten si<strong>ch</strong>er sehr s<strong>ch</strong>nell, wenn man bedenkt, dass der<br />
Wiederaufbau mit wesentli<strong>ch</strong> besseren Kränen und Baugeräten etwa<br />
zehn Jahre dauerte. Die Kir<strong>ch</strong>e in ihrer alten Form wie in ihrem Neubau<br />
ist etwas mehr als 91 m ho<strong>ch</strong>. In den ersten zweieinhalb Jahren na<strong>ch</strong> der<br />
Neueröffnung wurde sie von fünf Millionen Mens<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>t.<br />
Hofkir<strong>ch</strong>e<br />
Frauenkir<strong>ch</strong>e<br />
Dur<strong>ch</strong> den Wiederaufbau der<br />
Frauenkir<strong>ch</strong>e ist die katholis<strong>ch</strong>e<br />
Hofkir<strong>ch</strong>e wieder das zweithö<strong>ch</strong>ste<br />
Kir<strong>ch</strong>engebäude der Stadt. Sie wurde zwis<strong>ch</strong>en 1739 und 1751<br />
erbaut und im selben Jahr der Heiligsten Dreifaltigkeit („Sanctissimae<br />
Trinitatis“) geweiht. Ebenfalls am 13. Februar 1945 zerstört, wurde sie<br />
denno<strong>ch</strong> ab Juni 1945 weiter zur Feier von Gottesdiensten benutzt. 1962<br />
konnte au<strong>ch</strong> das Haupts<strong>ch</strong>iff wieder genutzt werden. 1964 wurde die<br />
Hofkir<strong>ch</strong>e zur Kon-Kathedrale (Mit-Kathedrale) erhoben. Dur<strong>ch</strong> den<br />
Umzug des Bis<strong>ch</strong>ofs von Bautzen na<strong>ch</strong> Dresden ist sie seit 1980 Kathedrale<br />
des Bistums Dresden-Meissen: Dresden gehört damit zu den wenigen<br />
Städten, in denen die (katholis<strong>ch</strong>e) Kathedrale ni<strong>ch</strong>t die hö<strong>ch</strong>ste<br />
Kir<strong>ch</strong>e ist.<br />
Evangelis<strong>ch</strong>e Hauptkir<strong>ch</strong>e ist allerdings die am Südost-Rand des Altmarkts<br />
gelegene Kreuzkir<strong>ch</strong>e. Sie ist der grösste Kir<strong>ch</strong>enbau <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>s<br />
und, wenn au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Zerstörungen oder Brände mit ans<strong>ch</strong>liessenden<br />
Wiederaufbauten in veränderter Form, seit dem 13. Jahrhundert überliefert.<br />
31
Kulturelle Wahrzei<strong>ch</strong>en der Stadt sind die<br />
Zwinger mit Zwingerhof<br />
Semperoper und der Zwinger mit ihrer weltweiten<br />
Berühmtheit. Die Semperoper wurde<br />
von 1977-1985 na<strong>ch</strong> Originalplänen des zweiten<br />
Opernbaus (1878-1945) von Gottfried<br />
Semper wieder erri<strong>ch</strong>tet. Sie ist ein Bauwerk<br />
des Historismus und trägt vor allem Elemente<br />
des Klassizismus. Mit Ausnahme der von<br />
1847-1854 erri<strong>ch</strong>teten Sempergalerie wurde<br />
der Zwinger von 1711-1728 im barocken Baustil<br />
als Ort für königli<strong>ch</strong>en Feste sowie Kunstausstellungen<br />
auf einer ehemaligen Bastion<br />
der Stadtfestung erri<strong>ch</strong>tet. Auf der Südseite blieben dabei die Reste der Stadtmauer erhalten. Hier steht das<br />
Kronentor, das der königli<strong>ch</strong>en Krone na<strong>ch</strong>empfunden ist. Als eines der ersten Gebäude wurde er na<strong>ch</strong> dem<br />
Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut und restauriert. Der Dresdner Zwinger ist ein e<strong>ch</strong>tes barockes Kleinod und<br />
in seiner Art weltweit einzigartig. Der Begriff Zwinger stammt ursprüngli<strong>ch</strong> aus dem Mittelalter und bezei<strong>ch</strong>nete<br />
einen Teil einer Burg. In diesem Fall ist er ein Hinweis auf die Lage des Gebäudes, das si<strong>ch</strong> ursprüngli<strong>ch</strong> ausserhalb<br />
der Ringmauer um die Stadt befand. Do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on zu Zeiten Augusts des Starken hatte der Zwinger keineswegs<br />
die Funktion einer Befestigungsanlage. Der Zwingerhof war Garten und Orangerie – eine Stätte für<br />
höfis<strong>ch</strong>e Festivitäten, und seine Gebäude beherbergten s<strong>ch</strong>on damals die kurfürstli<strong>ch</strong>en Kunstsammlungen und<br />
die Bibliothek. In ihm sind heute mehrere Sammlungen untergebra<strong>ch</strong>t.<br />
Französis<strong>ch</strong>er Pavillon<br />
Das Dresdner Residenzs<strong>ch</strong>loss war Wohnsitz der sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Kurfürsten und später Könige. Es ist im Verlauf<br />
seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te häufig erweitert und verändert worden.<br />
Residenzs<strong>ch</strong>loss<br />
Es weist daher sehr viele Baustile in vers<strong>ch</strong>iedenen Flügeln<br />
und Teilen des Gesamtbauwerks auf. Die ältesten<br />
Strukturen lassen si<strong>ch</strong> auf Sti<strong>ch</strong>en des 15. Jahrhunderts<br />
erkennen. Der Georgenbau ist dabei einer der wenigen<br />
erhaltenen Renaissancebauten in Dresden. Der Wiederaufbau<br />
des S<strong>ch</strong>losses begann 1986 und wird voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
2013 abges<strong>ch</strong>lossen sein. Als erstes eigenständiges<br />
Element der S<strong>ch</strong>lossanlagen konnte der Stallhof fertiggestellt<br />
werden. Zur ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en Einheit des S<strong>ch</strong>lossplatzes<br />
zählen no<strong>ch</strong> die Hofkir<strong>ch</strong>e, der Fürstenzug und das<br />
erst Ende des 19. Jahrhunderts erri<strong>ch</strong>tete Ständehaus. Das<br />
Residenzs<strong>ch</strong>loss beherbergt das berühmte Grüne Gewölbe,<br />
die Pretiosensammlung August des Starken und seiner<br />
Na<strong>ch</strong>folger. Die ausgestellten S<strong>ch</strong>muckstücke gehören<br />
zu den grössten und wi<strong>ch</strong>tigsten Sammlungen barocker<br />
Kunst weltweit. Ein Kuriosum dort ist ein Kirs<strong>ch</strong>kern,<br />
in den Dutzende von Gesi<strong>ch</strong>tern eingraviert wurden,<br />
die man unter einer Lupe betra<strong>ch</strong>ten kann. Das<br />
Kupfersti<strong>ch</strong>-Kabinett, das Münzkabinett, die Kunstbibliothek<br />
und der Hausmannsturm sind weitere Sammlungen<br />
und Ausstellungen.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Dresden<br />
Wallpavillon<br />
Fürstenzug<br />
32
Trabent Stret<strong>ch</strong>limousine<br />
Dann wird es langsam wieder Zeit, den Bus zu su<strong>ch</strong>en.<br />
Vorbei am S<strong>ch</strong>loss, quer über den Neumarkt<br />
und vorbei an der Frauenkir<strong>ch</strong>e gehe i<strong>ch</strong> in die Ri<strong>ch</strong>tung,<br />
wo i<strong>ch</strong> glaube den Bus abgestellt zu haben.<br />
Zielsi<strong>ch</strong>er überquere i<strong>ch</strong> die St. Petersburgerstrasse<br />
und habe plötzli<strong>ch</strong> das Gefühl ni<strong>ch</strong>t mehr zu wissen<br />
wo i<strong>ch</strong> stehe. Zum Glück habe i<strong>ch</strong> ein Foto des Namenss<strong>ch</strong>ildes<br />
gema<strong>ch</strong>t. So kann i<strong>ch</strong> eine Dame na<strong>ch</strong><br />
dem Pirnais<strong>ch</strong>en Platz fragen. Diese zeigt mir den<br />
Parkplatz glei<strong>ch</strong> auf der anderen Strassenseite, also<br />
dort wo i<strong>ch</strong> soeben vorbei gegangen bin. Somit drehe<br />
i<strong>ch</strong> um und steure den besagten Ort an. I<strong>ch</strong> kann<br />
mi<strong>ch</strong> aber an gar ni<strong>ch</strong>ts mehr erinnern, was i<strong>ch</strong> hier<br />
sehe. Die Einteilung des Platzes ist ganz anders und<br />
vor allem kann i<strong>ch</strong> mein Auto ni<strong>ch</strong>t sehen. I<strong>ch</strong> erkundige mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals bei einem Paar. Der Mann<br />
nimmt sofort den I-Pad hervor und beginnt<br />
mit der Su<strong>ch</strong>e. Es stellt si<strong>ch</strong> heraus,<br />
dass es auf dem Pirnais<strong>ch</strong>en Platz no<strong>ch</strong><br />
einen zweiten Teil mit Parkfeldern geben<br />
muss, der nur gerade 150 m weiter südli<strong>ch</strong><br />
liegen würde. I<strong>ch</strong> überquere somit die<br />
Grunaer Strasse und s<strong>ch</strong>on sehe i<strong>ch</strong> meinen<br />
grünen VW-Bus in der Nähe des Gewandhauses.<br />
Hätte i<strong>ch</strong> mir statt des<br />
Platznamens das Gewandhaus gemerkt<br />
und dana<strong>ch</strong> gefragt, wäre i<strong>ch</strong> um einiges<br />
s<strong>ch</strong>neller am Ziel gewesen!<br />
Augustusbrücke<br />
Dann programmiere i<strong>ch</strong> die Adresse des<br />
Campingplatzes wieder, sehe aber vor in<br />
Pillnitz einen Zwis<strong>ch</strong>enhalt zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Elbufer<br />
1994 waren wir au<strong>ch</strong> hier und bewunderten<br />
die Parkanlage. Wie uns damals gesagt<br />
wurde, gäbe es im Haus ni<strong>ch</strong>ts zu sehen.<br />
I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te gerne wissen, ob si<strong>ch</strong> daran<br />
etwas geändert hat und ob die riesige Gebäudeanlage<br />
heute genutzt wird. Die junge<br />
Kassendame erkundigt si<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong> einen<br />
„S<strong>ch</strong>werbes<strong>ch</strong>ädigtenausweis“ bei mir hätte.<br />
I<strong>ch</strong> antworte spontan, dass i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>ädigt<br />
sei, sondern ledigli<strong>ch</strong> gehbehindert.<br />
Sie zeigt Verständnis für meine Aussage und gewährt mir trotz des fehlenden Ausweises die Vergünstigung<br />
(1.00" statt 2.00"). Wie i<strong>ch</strong> später erfahre, gab es früher den Begriff „s<strong>ch</strong>werbes<strong>ch</strong>ädigt“<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> als Bezei<strong>ch</strong>nung für s<strong>ch</strong>werbehindert. Dies war in der DDR die offizielle Bezei<strong>ch</strong>nung für<br />
Mens<strong>ch</strong>en mit s<strong>ch</strong>weren Behinderungen. Es war also ni<strong>ch</strong>t wie i<strong>ch</strong> zuerst vermutet habe, dass sie den<br />
Begriff „behindert“ mit „bes<strong>ch</strong>ädigt“ verwe<strong>ch</strong>selt hat, der Ausdruck „S<strong>ch</strong>werbes<strong>ch</strong>ädigt“ somit eine unwissende<br />
Worts<strong>ch</strong>öpfung von ihr war. Ob allerdings unser Begriff „Invalid“ (= unwert, ni<strong>ch</strong>t zu gebrau<strong>ch</strong>en)<br />
besser ist, wäre es Wert, darüber na<strong>ch</strong>zudenken.<br />
Wenige Kilometer von der Dresdner<br />
Neues Palais<br />
Stadtgrenze entfernt befindet si<strong>ch</strong> das<br />
S<strong>ch</strong>loss Pillnitz mit seiner weitläufigen<br />
Parkanlage. Pillnitz liegt zwis<strong>ch</strong>en<br />
Weinbergen und Elbe und kann<br />
als eine der s<strong>ch</strong>önsten barocken<br />
S<strong>ch</strong>loss- und Parkanlagen Europas<br />
bezei<strong>ch</strong>net werden. Im geometris<strong>ch</strong><br />
angelegten Park befinden si<strong>ch</strong> die<br />
na<strong>ch</strong> asiatis<strong>ch</strong>em Vorbild gebauten<br />
Wasser- und Bergpalais. Besonders<br />
sehenswert ist der Englis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aftsgarten,<br />
in dem neben seltenen<br />
Bäumen die älteste Kamelie Europas zu bestaunen ist. Alles in allem stellen S<strong>ch</strong>loss und Park ein einzigartiges<br />
barockes Ensemble dar.<br />
33
Bergpalais<br />
Ursprüngli<strong>ch</strong> war das S<strong>ch</strong>loss Pillnitz ein kleines Rittergut,<br />
dessen Herrenhaus si<strong>ch</strong> etwa dort befand, wo heute<br />
das Neue Palais steht. Zum Ende des Mittelalters wurde<br />
das Rittergut zu einer Wehrburg ausgebaut, die mit Wallgraben<br />
und Zugbrücke ausgestattet war. Wegen des Aussehens<br />
wurde die Burg gern als S<strong>ch</strong>loss bezei<strong>ch</strong>net. Im 18.<br />
Jahrhundert gelangte das S<strong>ch</strong>loss dur<strong>ch</strong> Verkauf und Erbe<br />
in den Besitz des Kurfürsten Friedri<strong>ch</strong> August dem Starken.<br />
1720 liess er das S<strong>ch</strong>loss Pillnitz im Stil des Barock<br />
in ein Lusts<strong>ch</strong>loss für Park- und Wasserfeste umbauen und<br />
erweitern. 1721 war der heute als Wasserpalais bezei<strong>ch</strong>nete<br />
Teil des S<strong>ch</strong>losses fertig gestellt. Deutli<strong>ch</strong> sind asiati-<br />
s<strong>ch</strong>e Elemente am Gebäude zu erkennen. Die<br />
ges<strong>ch</strong>wungenen Dä<strong>ch</strong>er, die hohen S<strong>ch</strong>ornsteine<br />
und die Fassadenbemalungen des Wasser-<br />
und Bergpalais werden na<strong>ch</strong> dem Vorbild<br />
der Toranlage zum Palast des Kaisers in China<br />
realisiert. Na<strong>ch</strong>dem das S<strong>ch</strong>loss im Mai<br />
1818 einem Feuer zum Opfer fiel, wurde an<br />
derselben Stelle ein neues Palais erri<strong>ch</strong>tet.<br />
Ledigli<strong>ch</strong> das Wasserpalais hatte das Feuer<br />
überstanden. Im Zentrum der Anlage entstand<br />
das Neue Palais, das über seine S<strong>ch</strong>lossflügel<br />
S<strong>ch</strong>losspark<br />
mit dem Wasser- und Bergpalais anges<strong>ch</strong>lossen wurde. Glei<strong>ch</strong>zeitig gestaltete man au<strong>ch</strong> den grossen Park von<br />
S<strong>ch</strong>loss Pillnitz um.<br />
http://www.dresden-reisefuehrer.com/s<strong>ch</strong>loss-pillnitz.html<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> eine Zeit lang dur<strong>ch</strong> den angenehm<br />
kühlen Park ges<strong>ch</strong>lendert bin, setze i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> mit Otello in den S<strong>ch</strong>atten eines Baumes<br />
und s<strong>ch</strong>lecke ein Eis, von dem Otello wie immer<br />
die Spitze des Cornets bekommt. Dann entdecke<br />
i<strong>ch</strong> bei einem der Häuser einen Treppenlift.<br />
Auf meine Na<strong>ch</strong>frage hin erhalte i<strong>ch</strong> zur Antwort,<br />
dass kann hier das Museum besi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden kann. I<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>e für Otello einen s<strong>ch</strong>attigen<br />
und ruhigen Platz und binde ihn am Swiss-<br />
Trac fest. Dann begebe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zum Eingang<br />
und werde na<strong>ch</strong> einiger Wartezeit dur<strong>ch</strong> einen<br />
Mitarbeiter (vermutli<strong>ch</strong> für die Bedienung des<br />
Treppenliftes speziell ausgebildet) ins Museum<br />
Otello wartet geduldig<br />
geführt. I<strong>ch</strong> muss gestehen, etwas mehr erwartet<br />
zu haben. In den einen Räumen zeigt eine<br />
Sonderausstellung Bilder unter dem Titel „S<strong>ch</strong>öne Frauen und Stillleben von Ernst Hassebrauk“, in einem<br />
anderen sind Büsten der früheren Besitzer zu sehen. Interessant<br />
sind eigentli<strong>ch</strong> nur die S<strong>ch</strong>losskapelle und die Kuppelhalle.<br />
Ansonsten gibt es wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t viel Spannendes zu sehen. Kommt<br />
hinzu, dass si<strong>ch</strong> an vers<strong>ch</strong>iedenen Orten Baustellen befinden. Die<br />
Hausfassade aber ist wunders<strong>ch</strong>ön hergeri<strong>ch</strong>tet.<br />
S<strong>ch</strong>losskapelle<br />
Kuppelhalle<br />
34
Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf zum Bus und weiter auf den Heimweg.<br />
Brauhaus zum Giesser<br />
Der gestrige Tis<strong>ch</strong>na<strong>ch</strong>bar beim Na<strong>ch</strong>tessen hat<br />
mir einen Tipp für ein anderes, sehr gutes Restaurant<br />
gegeben. Das Brauhaus Pirna „zum Giesser“<br />
liegt nur wenig weiter und soll eine hervorragende<br />
Kü<strong>ch</strong>e haben. Bevor i<strong>ch</strong> den Campingplatz ansteure<br />
fahre i<strong>ch</strong> mit dem Bus zu besagtem Restaurant<br />
ho<strong>ch</strong> um zu sehen, wie weit es ist und ob i<strong>ch</strong><br />
überhaupt ins Lokal gelangen kann. I<strong>ch</strong> messe<br />
ziemli<strong>ch</strong> genau 1,5 km und der Zugang in den<br />
Biergarten s<strong>ch</strong>eint problemlos zu sein. Obs<strong>ch</strong>on<br />
Otello heute s<strong>ch</strong>on einige Kilometer in den Beinen<br />
hat, hoffe i<strong>ch</strong> er kommt na<strong>ch</strong> einer ausgiebigen<br />
Ruhezeit wieder mit. Wir starten um die 18:00 Uhr<br />
und sind eine Viertelstunde später vor dem Brauhaus.<br />
Die Speisekarte sieht sehr anspre<strong>ch</strong>end aus.<br />
I<strong>ch</strong> wähle S<strong>ch</strong>weinshaxen mit Sauerkraut und Kartoffelklössen an einer S<strong>ch</strong>warzbiersauce. Dazu gibt es<br />
natürli<strong>ch</strong> ein Pils des Hauses.<br />
Zurück auf dem Campingplatz öffne i<strong>ch</strong> erst alle Türen<br />
des Buses um für etwas Abkühlung zu sorgen.<br />
Wie wunderli<strong>ch</strong> die Welt do<strong>ch</strong> ist! No<strong>ch</strong> keine Wo<strong>ch</strong>e<br />
ist vergangen, dass i<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong> die<br />
Türe wieder zugema<strong>ch</strong>t habe um ni<strong>ch</strong>t zu viel Wärme<br />
zu verlieren! Heute sitze i<strong>ch</strong> bis fast um 21:00 Uhr<br />
vor dem Bus und s<strong>ch</strong>reibe an meinem Protokoll. Dann<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> die Abendtoilette und verziehe mi<strong>ch</strong> in<br />
mein mobiles Ferienzimmer. Dies ni<strong>ch</strong>t weil es mir zu<br />
kalt geworden ist, sondern weil i<strong>ch</strong> wegen der einbre<strong>ch</strong>enden<br />
Dunkelheit kam no<strong>ch</strong> etwas sehe. Die<br />
Aussentemperatur liegt bei 21°C!<br />
Montag, 21. Mai <strong>2012</strong> Abste<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> Görlitz<br />
Wetter:<br />
Am Morgen sind es erst ein paar S<strong>ch</strong>leierwolken, die si<strong>ch</strong> am Himmel<br />
breit ma<strong>ch</strong>en. Gegen Mittag nimmt die Bewölkung jedo<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>nell und stark zu. Bis am Mittag ist der Himmel gänzli<strong>ch</strong> bedeckt<br />
und von der Sonne ist keine Spur mehr zu erkennen. Allerdings<br />
liegen die Temperaturen trotzdem im angenehmen Berei<strong>ch</strong> von 24 – 26°C. Dazu weht ein teils<br />
starker Wind. Erst im Verlaufe des Na<strong>ch</strong>mittags hellt es wieder auf und je später der Abend umso klarer<br />
der Himmel. Selbst am Abend um 21:00 Uhr messe i<strong>ch</strong> eine Aussentemperatur von 21°C und die Innentemperatur<br />
liegt na<strong>ch</strong> der Auskühlung bei 25°C.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Um Na<strong>ch</strong> Görlitz<br />
zu gelangen will<br />
i<strong>ch</strong> auf Nebenstrassen<br />
dur<strong>ch</strong> die Lausitz fahren. Als Erstes fahre i<strong>ch</strong> auf der S164 über Lohmen<br />
na<strong>ch</strong> Rathewalde, dann auf der S165 dur<strong>ch</strong> ein paar Kehren ins Polenztal, wel<strong>ch</strong>es<br />
am Oberlauf des Flusses eine natürli<strong>ch</strong>e Grenze zur Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz bildet. Die<br />
Polenz entspringt an der deuts<strong>ch</strong>-ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Landesgrenze aus neun Quellen,<br />
die si<strong>ch</strong> südwestli<strong>ch</strong> des 461 m hohen Raupenberg, grösstenteils auf deuts<strong>ch</strong>em<br />
Gebiet befinden. Die Polenz hat eine Länge von etwa 30 km und mündet in die<br />
Elbe. Das Polenztal zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Vorkommen seltener Pflanzen aus. Nahe<br />
der Bockmühle befindet si<strong>ch</strong> das Naturs<strong>ch</strong>utzgebiet "Märzenbe<strong>ch</strong>erwiesen", wel<strong>ch</strong>es<br />
S<strong>ch</strong>weinshaxen mit Sauerkraut<br />
Na<strong>ch</strong> einer zweitägigen Reisepause<br />
will i<strong>ch</strong> heute wieder weiter kommen.<br />
Als Erstes mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> die<br />
Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz dur<strong>ch</strong>fahren<br />
und dann aber au<strong>ch</strong> Görlitz einen<br />
erneuten Besu<strong>ch</strong> abstatten. Wir<br />
haben am 12. / 13 Juli 2005 Görlitz<br />
auf der Rückreise von unserer grossen<br />
Europareise einen Besu<strong>ch</strong> abgestattet.<br />
Wir waren damals sehr beeindruckt<br />
von der S<strong>ch</strong>önheit und<br />
der warmen Atmosphäre die diese<br />
Stadt zu bieten hatte.<br />
35
Burg auf einer harten Sandsteinplatte,<br />
140 m über dem Polenzral. Von den ehemals<br />
zahlrei<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tselbis<strong>ch</strong>en Burgen<br />
in der Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz ist Hohnstein<br />
no<strong>ch</strong> die einzige erhaltene. Die auf einem<br />
Sandsteinfelsen über dem Polenztal thronende<br />
Felsenburg ist das Wahrzei<strong>ch</strong>en<br />
der Kleinstadt. Der Zugang zur Burg ist<br />
nur über den Marktplatz von Hohnstein<br />
mögli<strong>ch</strong>. Die Burg Hohnstein wurde vermutli<strong>ch</strong><br />
um 1200 oder früher als böhmis<strong>ch</strong>e<br />
Grenzfeste zur Markgrafs<strong>ch</strong>aft Meissen,<br />
und somit gegen <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> erri<strong>ch</strong>tet.<br />
Rathewalde<br />
Burg Hohnstein<br />
das grösste Wildvorkommen von Märzenbe<strong>ch</strong>ern<br />
in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> darstellt. Am 6. August<br />
2010 begannen starke Regenfälle im Einzugsgebiet<br />
der Polenz. Der Pegelstand<br />
stieg innerhalb von 18 Stunden von normalerweise<br />
ca. 30 cm auf 200 cm, womit die<br />
hö<strong>ch</strong>ste Alarmstufe 4 ausgelöst war. Die<br />
Unwetter verursa<strong>ch</strong>ten in den Tälern der<br />
Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz s<strong>ch</strong>were Verwüstungen.<br />
In Hohnstein, am Nordrand der Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>weiz, steht die glei<strong>ch</strong>namige<br />
Na<strong>ch</strong> Heeseli<strong>ch</strong>t fahre i<strong>ch</strong> auf der S161 und<br />
Heeseli<strong>ch</strong>t<br />
S159 na<strong>ch</strong> Neustadt. In Neustadt ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
einen kurzen Halt und s<strong>ch</strong>aue mir die Gebäude<br />
in der Nähe des Marktplatzes an.<br />
Eine kleine, aber dur<strong>ch</strong>aus sehenswerte<br />
Stadt. Im Jahr 1333 erfolgte die erste urkundli<strong>ch</strong>e<br />
Erwähnung Neustadts als Goldbergbaustadt.<br />
Die Gründer waren Freiberger<br />
Bergleute und nannten die Stadt Nuwenstad<br />
bzw. Niwenstad. Anfangs gehörte<br />
die Stadt zum Königrei<strong>ch</strong> Böhmen unter der<br />
Herrs<strong>ch</strong>aft der Berka von der Dubá. Obwohl<br />
es bis in jüngste Zeit immer wieder Versu<strong>ch</strong>e<br />
zum Goldbergbau in der Gegend gab und au<strong>ch</strong> die Begleitminerale die Existenz von Goldadern bei<br />
Neustadt und im Hohwald vermuten liessen, wurde nie etwas gefunden. Erwähnenswert ist das Rathaus<br />
und die Jakobikir<strong>ch</strong>e.<br />
Das Rathaus in der Mitte des Marktplatzes wurde um<br />
1700 erbaut. Über dem Rathausportal befinden si<strong>ch</strong><br />
das Meissner und das Neustädter Wappen. Interessant<br />
ist der kupferbeplankte Rathausturm mit der<br />
Uhr. Das Gebäude ähnelt einem Huthaus, was si<strong>ch</strong><br />
mit der Gründungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Stadt dur<strong>ch</strong> Freiberger<br />
Bergleute erklären lässt. Unweit des Rathauses,<br />
auf dem Markt, befindet si<strong>ch</strong> die Kursä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e<br />
Postmeilensäule Neustadt in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> aus dem Jahre<br />
1729, die einst vor dem Rathaus stand, u.a. mit<br />
Entfernungsangaben zu vielen umliegenden Städten<br />
in Wegstunden (1Std. = 7,531 km).<br />
Neustadt, Marktplatz mit Rathaus<br />
Das hö<strong>ch</strong>ste Gebäude ist der Turm der 1884 im neogotis<strong>ch</strong>en Stil umgebauten evangelis<strong>ch</strong>en St.-<br />
Jacobi-Kir<strong>ch</strong>e. Das erste Mal erwähnt wurde die Jakobikir<strong>ch</strong>e 1346. Seitdem gab es an dieser Stelle<br />
mehrere Kir<strong>ch</strong>enbauten aus Holz und später au<strong>ch</strong> aus Stein, die zum Teil baufällig wurden, oder den<br />
Anforderungen der wa<strong>ch</strong>senden Stadt ni<strong>ch</strong>t mehr genügten. Der älteste erhaltene Teil der Kir<strong>ch</strong>e ist<br />
der Altarraum aus dem 16. Jahrhundert in seinem gotis<strong>ch</strong>en Bru<strong>ch</strong>steingewölbe entdeckt man drei<br />
S<strong>ch</strong>lusssteine. Die Darstellungen auf den S<strong>ch</strong>lusssteinen symbolisieren die Dreifaltigkeit Gottes : Vater<br />
= s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t als Punkt bzw Kreis dargestellt, Sohn = Christuskopf, Heiliger Geist = Taube. Der Turm mit<br />
seinen vier Zifferblättern ist weithin von den umliegenden Hügeln zu sehen und wer gute Augen hatte<br />
konnte daher au<strong>ch</strong> zu Zeiten, als Armbanduhren no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t selbstverständli<strong>ch</strong> waren, beispielsweise<br />
bei der Feldarbeit, immer die genaue Zeit ablesen.<br />
36
Dann geht die Fahrt dur<strong>ch</strong> das Lausitzer Bergland weiter na<strong>ch</strong> Löbau.<br />
Das Lausitzer Bergland ist eine hügelige Mittelgebirgslands<strong>ch</strong>aft in der<br />
sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Oberlausitz, das den Oberlauf der Spree bis südli<strong>ch</strong> Bautzens<br />
begleitet. So wie i<strong>ch</strong> im Erzgebirge das „Gebirge“ vermisst habe,<br />
vermisse i<strong>ch</strong> hier die „Berge“. Dies s<strong>ch</strong>mälert die (aus meiner Si<strong>ch</strong>t)<br />
reizvolle Hügellands<strong>ch</strong>aft, die mit dem Entlebu<strong>ch</strong> vergli<strong>ch</strong>en werden<br />
kann, aber keineswegs.<br />
Wassergrund<br />
Au<strong>ch</strong> in Löbau ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> einen kurzen Halt. Löbau befindet si<strong>ch</strong> bereits im Landkreis Görlitz und wird<br />
als Tu<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>erstadt bezei<strong>ch</strong>net. Erwähnenswert ist<br />
hier besonders das barocke Rathaus am Marktplatz.<br />
Sehenswert sind aber au<strong>ch</strong> die stattli<strong>ch</strong>en Bürgerhäuser<br />
rund um den Marktplatz. Aus frühgotis<strong>ch</strong>er Zeit<br />
stammt au<strong>ch</strong> die östli<strong>ch</strong> des Rathauses stehende<br />
Johanniskir<strong>ch</strong>e. Sie gehörte bis zur Reformation dem<br />
Fransiskanerkloster. Funde von Keramik- und Bronzegegenständen<br />
im Tal des Löbauer Wassers und eine<br />
befestigte Höhensiedlung (Ringwallanlage oder S<strong>ch</strong>anze)<br />
auf dem S<strong>ch</strong>afberg belegen die ur- und frühges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Besiedlung der Gegend im Zeitalter der<br />
Lausitzer Kultur (10. Jahrhundert v. Chr.). Die Stadt<br />
wurde im Jahre 1221 als Lubaw erstmals erwähnt. Von<br />
Löbau, Altmarkt mit Rathaus<br />
besonderer Bedeutung für die Stadt Löbau war der am<br />
21. August 1346 gegründete Se<strong>ch</strong>sstädtebund, dem die Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Ka-<br />
Löbau, Nikolaikir<strong>ch</strong>e<br />
Na<strong>ch</strong> der Wiedervereinigung Deuts<strong>ch</strong>lands folgte<br />
ein tiefgreifender Strukturwandel (Niedergang<br />
des Grossteils der Industriebetriebe, Auflösung<br />
der Offiziersho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule), verbunden mit<br />
Bevölkerungsrückgang und Kaufkraftverlust.<br />
Neustadt, Jakobikir<strong>ch</strong>e<br />
menz und Löbau angehörten. Kriege und Brände haben oft s<strong>ch</strong>were<br />
S<strong>ch</strong>äden und Rücks<strong>ch</strong>läge in der Entwicklung bewirkt. So brannte<br />
1429 die ganze Stadt nieder, nur die Nikolaikir<strong>ch</strong>e und das Kloster<br />
blieben erhalten. Den s<strong>ch</strong>wersten S<strong>ch</strong>lag in ihrer Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erlitt<br />
Löbau 1547 dur<strong>ch</strong> den Pönfall (Pönfall-Strafe). Die Stadt musste<br />
hohe Geldstrafen wegen Ungehorsam gegenüber dem König zahlen,<br />
verlor alle Besitzungen ausserhalb der Stadtmauern, au<strong>ch</strong> den<br />
Löbauer Berg und den Kottmar. Die Privilegien der freien Ratskür<br />
und des Bannmeilenre<strong>ch</strong>ts als Einflussgebiet gingen ebenfalls verloren.<br />
Do<strong>ch</strong> bereits im glei<strong>ch</strong>en Jahr beginnend bis 1576 kaufte die<br />
Stadt viele Dörfer und Waldungen zurück. Leineweberei und -handel<br />
sind im 18. Jahrhundert dominierende Erwerbszweige. 1835 setzte<br />
mit der Industrialisierung ein neuer Aufs<strong>ch</strong>wung ein. Viele Fabriken<br />
und die Regionalstrecken der Eisenbahnverbindung Paris - Wars<strong>ch</strong>au<br />
bra<strong>ch</strong>ten Bes<strong>ch</strong>äftigung und Wohlstand. Es folgten na<strong>ch</strong> 1890<br />
Betriebe der <strong>Lebe</strong>nsmittelverarbeitenden Industrie und die damit<br />
verbundene Wohnbebauung ausserhalb der alten Stadtmauern.<br />
Löbau, Rathaus<br />
37
Kornweihe<br />
Auf der Weiterfahrt entdecke i<strong>ch</strong> kurz na<strong>ch</strong> Löbau über dem<br />
nahen Feld einen Raubvogel auf der Jagd. Es dürfte si<strong>ch</strong> dabei<br />
mit grosser Si<strong>ch</strong>erheit um eine Kornweihe handeln.<br />
Nun aber wird es Zeit Görlitz anzupeilen. Immerhin steht Görlitz<br />
zuoberst auf meinem heutigen Reiseprogramm. In weniger<br />
als einer halben Stunde habe i<strong>ch</strong> Görlitz errei<strong>ch</strong>t und bald<br />
au<strong>ch</strong> einen passenden Parkplatz gefunden.<br />
Da si<strong>ch</strong> dieser am Obermarkt, dem eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Zentrum der Stadt, befindet und i<strong>ch</strong><br />
mir zudem einbilde mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas auszukennen,<br />
verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> bewusst darauf,<br />
ein Foto eines Merkpunktes zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong><br />
Obermarkt<br />
Am Obermarkt befinden si<strong>ch</strong> Renaissance- aber<br />
au<strong>ch</strong> Barockfassaden. Alle Häuser an der nördli<strong>ch</strong>en<br />
Seite sind dur<strong>ch</strong> den Barock geprägt. Ursprüngli<strong>ch</strong><br />
wurde der Obermarkt als Handelsflä<strong>ch</strong>e<br />
für Gewürze, im Speziellen Salz, genutzt. Es<br />
wurde im Salzhaus gelagert, das gegen 1424<br />
erstmals erwähnt wurde. Es stand zentral auf<br />
dem Markt und rei<strong>ch</strong>te von der Einmündung der<br />
Steinstrasse bis zur Brüderstrasse. Die Dreifaltigkeitskir<strong>ch</strong>e<br />
wurde zwis<strong>ch</strong>en 1234 und 1245<br />
als Klosterkir<strong>ch</strong>e des Franziskanerklosters am<br />
heutigen Obermarkt erri<strong>ch</strong>tet. 1564 wurde das<br />
Kloster in ein Gymnasium umgewandelt, die<br />
Kir<strong>ch</strong>e diente als S<strong>ch</strong>ul- und seit 1712 als Paro<strong>ch</strong>ialkir<strong>ch</strong>e.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Brüderstrasse, vorbei am S<strong>ch</strong>önhof gelange<br />
i<strong>ch</strong> auf den Untermarkt. Der S<strong>ch</strong>önhof ist das älteste bürgerli<strong>ch</strong>e<br />
Renaissance-Bauwerk nördli<strong>ch</strong> der Alpen.<br />
Im Zentrum des Untermarktes befindet si<strong>ch</strong> die sogenannte Zeile.<br />
Diese wurde über die Jahrhunderte immer wieder bauli<strong>ch</strong> verändert<br />
und besteht heute aus einem zusammenhängenden Häuserblock.<br />
Sie beherbergte damals Händler und Krämer und bot unter den Laubengängen<br />
Platz um Waren anzubieten. Der einst fa<strong>ch</strong>werkli<strong>ch</strong> geprägte<br />
Teil auf der nördli<strong>ch</strong>en Seite der Zeile wurde 1706 dur<strong>ch</strong> ein<br />
neues Verwaltungsgebäude ersetzt, der sogenannten Börse. Kaufleute<br />
hielten dort wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> ihre Zusammenkünfte ab. Das Gebäude<br />
wird heute als Hotel genutzt. Auf der gesamten Westfront des<br />
Untermarkts befindet si<strong>ch</strong> das Rathaus. Es wurde 1369 als Ort der<br />
städtis<strong>ch</strong>en Verwaltung in Betrieb genommen und dient diesem<br />
Zweck no<strong>ch</strong> heute. Die Uhr des Rathausturms hat zwei Zifferblätter,<br />
von denen das untere eine Zwölfstundenuhr ist mit einem Männerkopf,<br />
dessen Kinnlade zu jeder vollen Stunde na<strong>ch</strong> unten klappt.<br />
Untermarkt mit Ratsapotheke<br />
S<strong>ch</strong>önhof<br />
Die obere Uhr zeigt den Tag, die Stunde und<br />
die Mondphase an. Im Stil der Neorenaissance<br />
wurde 1903 der nördli<strong>ch</strong>e Teil des Rathauses,<br />
das Neue Rathaus, fertiggestellt. Der Neubau<br />
wurde ebenfalls mit Laubengängen versehen.<br />
Am Rathaus, in Ri<strong>ch</strong>tung Untermarkt angebra<strong>ch</strong>t,<br />
befinden si<strong>ch</strong> die se<strong>ch</strong>s Wappen des<br />
Oberlausitzer Se<strong>ch</strong>sstädtebundes. Jedes von<br />
ihnen wird von einem Krieger präsentiert, wel<strong>ch</strong>er<br />
die Last der auf ihm befindli<strong>ch</strong>en Säulen<br />
hält. Die Ratsapotheke am Untermarkt 24 ist<br />
ein ehemaliges Bürgerhaus, das 1558 im Stil<br />
der Renaissance überformt wurde. Aus dieser<br />
38
Zeit stammt die jetzige Fassadengestaltung. Die mehrfa<strong>ch</strong> veränderten beiden Sonnenuhren wurden<br />
vermutli<strong>ch</strong> bereits 1550 angebra<strong>ch</strong>t. Der ursprüngli<strong>ch</strong>e Standort der Apotheke des Rates war bis 1771<br />
in der Apothekergasse hinter dem Rathaus.<br />
I<strong>ch</strong> flaniere dur<strong>ch</strong> die Gassen der Innenstadt<br />
und bewundere erneut die vielen s<strong>ch</strong>önen Häuser.<br />
Weitgehend ohne Kriegszerstörung haben<br />
hier ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>e Meisterleistungen die<br />
Jahrhunderte überdauert und sind in den vergangenen<br />
Jahren mit grossem Aufwand wieder<br />
instand gesetzt worden. Die Altstadt wird als<br />
die bedeutendste Renaissanceanlage nördli<strong>ch</strong><br />
der Alpen bezei<strong>ch</strong>net.<br />
In der Nähe des Obermarktes finde i<strong>ch</strong> den<br />
Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>er Turm. Der Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>er Turm<br />
ist der hö<strong>ch</strong>ste der drei erhaltenen Wa<strong>ch</strong>- und<br />
Wehrtürme der Stadt. Wenig weiter liegt der<br />
Marienplatz. Am Marienplatz steht der Dicke Turm, au<strong>ch</strong> Frauenturm genannt. Er gehört zur alten<br />
Befestigungsanlage der Stadt. An ihm ist das alte Wappen des ni<strong>ch</strong>t mehr existenten Frauentors angebra<strong>ch</strong>t.<br />
Auf der anderen Seite des Marienplatzes steht das Görlitzer Warenhaus, eines der besterhaltenen<br />
Warenhäuser aus der Vorkriegszeit. Glei<strong>ch</strong> nebenan befindet si<strong>ch</strong> die Frauenkir<strong>ch</strong>e. Die Frauenkir<strong>ch</strong>e<br />
ist als dreis<strong>ch</strong>iffige Hallenkir<strong>ch</strong>e mit langgestrecktem Chor und<br />
anmutiger spätgotis<strong>ch</strong>er Einwölbung geweiht worden. Sie ist der<br />
Ersatzbau für die na<strong>ch</strong> 1429 in den Hussitenkriegen zerstörte, bereits<br />
1349 erri<strong>ch</strong>tete Sühnekir<strong>ch</strong>e „Unserer Lieben Frauen“. Auf dem<br />
Rückweg zum Untermarkt komme i<strong>ch</strong> an der Dreifaltigkeitskir<strong>ch</strong>e<br />
vorbei. Die Dreifaltigkeitskir<strong>ch</strong>e wurde zwis<strong>ch</strong>en 1234 und 1245 als<br />
Klosterkir<strong>ch</strong>e des Franziskanerklosters am heutigen Obermarkt erri<strong>ch</strong>tet.<br />
1564 wurde das Kloster in ein Gymnasium umgewandelt, die<br />
Kir<strong>ch</strong>e diente als S<strong>ch</strong>ul- und seit 1712 als Paro<strong>ch</strong>ialkir<strong>ch</strong>e.<br />
Der Dick Turm<br />
I<strong>ch</strong> ziehe<br />
weiter dur<strong>ch</strong><br />
die Gassen.<br />
Entlang der<br />
Petersstrasse<br />
komme i<strong>ch</strong><br />
zur Pfarrkir<strong>ch</strong>e<br />
St. Peter<br />
und Paul (im<br />
Volksmund<br />
au<strong>ch</strong> Peterskir<strong>ch</strong>e).<br />
Die<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e ist<br />
ein Wahrzei<strong>ch</strong>en<br />
der<br />
Stadt. Sie thront über dem Neissetal und beherrs<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> ihr kupfergedecktes<br />
Ho<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong> und das weithin si<strong>ch</strong>tbare Turmpaar die historis<strong>ch</strong>e<br />
Altstadt. Hinter der Pfarrkir<strong>ch</strong>e steht das Waidhaus. Das<br />
Waidhaus gehörte ursprüngli<strong>ch</strong><br />
zum Vogtshof und besass bis<br />
1426 den sogenannten Eberhards<br />
Turm. 1479 brannte das Gebäude<br />
aus. Bis 1530 wurde es als S<strong>ch</strong>ule<br />
genutzt bevor es zum Stapelhaus<br />
für das Tu<strong>ch</strong>färbemittel Waid umfunktioniert<br />
wurde.<br />
Die steile Nikolasstrasse hinunter<br />
treffe i<strong>ch</strong> auf den Nikolaiturm. Der<br />
Nikolaiturm ist Teil der ehemali-<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Peter und Paul gen Stadtbefestigung. Vermutli<strong>ch</strong><br />
war der Nikolaiturm bereits vor der<br />
ersten grossen Ortserweiterung 1250 Bestandteil der Stadtbefestigung.<br />
Etwas weiter nordwestli<strong>ch</strong> befindet si<strong>ch</strong> die Nikolaikir<strong>ch</strong>e.<br />
Die Nikolaikir<strong>ch</strong>e wurde im Spätmittelalter als Hallenkir<strong>ch</strong>e neu<br />
erri<strong>ch</strong>tet. Die Vorgängerbauten sind immer wieder dur<strong>ch</strong> Brand und<br />
Kriegseinwirkungen zerstört worden. Ihre Grundmauern lassen si<strong>ch</strong><br />
zurück bis ins Jahr 1100 datieren.<br />
Obermarkt mit Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>er Turm<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Peter und Paul und das Waidhaus<br />
Nikolaiturm<br />
39
Görlitz ist die östli<strong>ch</strong>ste Stadt Deuts<strong>ch</strong>lands und Kreisstadt des Landkreises Görlitz. Die Stadt liegt in der nieders<strong>ch</strong>lesis<strong>ch</strong>en<br />
Oberlausitz an der Lausitzer Neisse, die dort seit 1945 die Grenze zu Polen bildet. Der östli<strong>ch</strong><br />
der Neisse gelegene Teil der Stadt wurde dur<strong>ch</strong> die Grenzziehung in den Jahren na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg<br />
abgetrennt und bildet seitdem die eigenständige polnis<strong>ch</strong>e Stadt Zgorzelec.<br />
Da in der Region Oberlausitz-Nieders<strong>ch</strong>lesien keine Stadt<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Peter und Paul<br />
allein die Voraussetzungen für ein Oberzentrum erfüllt,<br />
wurden Görlitz, Bautzen und Hoyerswerda von der sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />
Landesplanung zu einem Oberzentralen Städteverbund<br />
zusammenges<strong>ch</strong>lossen, der die Aufgaben eines<br />
Oberzentrums erfüllt.<br />
Görlitz blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen fast<br />
völlig vers<strong>ch</strong>ont. Eine Besonderheit der Stadt ist, dass<br />
alle wesentli<strong>ch</strong>en Phasen der mitteleuropäis<strong>ch</strong>en Siedlungsentwicklung<br />
ohne grössere bauli<strong>ch</strong>e Veränderungen<br />
erhalten und ablesbar blieben. Mit ca. 4’000 grösstenteils<br />
restaurierten Baudenkmälern wird sie oft als das grösste<br />
zusammenhängende nationale Flä<strong>ch</strong>endenkmal bezei<strong>ch</strong>net. Das innerstädtis<strong>ch</strong>e Bild ist dur<strong>ch</strong> spätgotis<strong>ch</strong>e,<br />
Renaissance- und Barockbürgerhäuser in der Altstadt sowie ausgedehnte Gründerzeitviertel im Umkreis der<br />
Altstadt geprägt.<br />
Obermarkt mit Dreifaltigkeitskir<strong>ch</strong>e<br />
Stellplatz beim Einwohneramt<br />
Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Funde im Stadtgebiet belegen eine Besiedlung<br />
seit der späten Jungsteinzeit (S<strong>ch</strong>nurkeramis<strong>ch</strong>e<br />
Kultur). Aus der Zeit der Lausitzer Kultur stammen Funde<br />
von Brandbestattungen. Weiter wurden Kupfer- und Bronzemünzen<br />
aus der späten Römis<strong>ch</strong>en Kaiserzeit geborgen.<br />
Na<strong>ch</strong>dem während der Völkerwanderungszeit im 4. und 5.<br />
Jahrhundert die germanis<strong>ch</strong>e Bevölkerung das Gebiet der<br />
östli<strong>ch</strong>en Oberlausitz verlassen hatte, wurde das Gebiet<br />
erst im späten 7. und 8. Jahrhundert von slawis<strong>ch</strong>en<br />
Gruppen wiederbesiedelt. Aus dieser Zeit stammen Funde<br />
von Keramik in der heutigen Nikolaivorstadt und der<br />
östli<strong>ch</strong>en Altstadt.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Görlitz<br />
Dann finde au<strong>ch</strong> den Stellplatz beim Einwohneramt<br />
wieder, wo wir zwei Nä<strong>ch</strong>te verbra<strong>ch</strong>t haben, i<strong>ch</strong><br />
finde aber au<strong>ch</strong> die Toilette im Stadtzentrum, die<br />
wir vom Stellplatz aus jeweils benutzt haben. Es ist<br />
natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu vermeiden, dass mir dabei alle<br />
die Erinnerungen an die Zeit die i<strong>ch</strong> mit Cornelia<br />
hier war, ho<strong>ch</strong>kommen. Die Erinnerungen sind mit<br />
Wehmut verbunden, aber au<strong>ch</strong> mit Freude, dass wir<br />
diese dreimonatige Reise, einen grossen <strong>Traum</strong>,<br />
no<strong>ch</strong> gemeinsam ma<strong>ch</strong>en konnten. Au<strong>ch</strong> für Cornelia<br />
war Görlitz eine der prä<strong>ch</strong>tigsten Städte, die wir<br />
Görlitzer Warenhaus, Karstatt<br />
auf unseren Reisen gesehen haben. I<strong>ch</strong> habe fast<br />
das Gefühl, dass sie auf meinen Rundgängen stets<br />
bei mir ist.<br />
Viele der damals no<strong>ch</strong> in Restauration befindli<strong>ch</strong>en<br />
Häuser sind inzwis<strong>ch</strong>en fertig, andere sind neu<br />
eingerüstet. Allerdings gibt es au<strong>ch</strong> negative Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten.<br />
In dem pra<strong>ch</strong>tvollen Jungendstilgebäude,<br />
dem ehemaligen das Görlitzer Warenhaus, in<br />
wel<strong>ch</strong>em 2005 no<strong>ch</strong> das Warenhaus Karstatt seine<br />
Läden hatte, befindet si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> im Erdges<strong>ch</strong>oss<br />
eine Drogerie. Wie auf einer Informationstafel<br />
zu lesen ist, errei<strong>ch</strong>ten die Heizkosten eine Höhe, die einen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Betrieb ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
mögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te. Es bleibt zu hoffen, dass bald eine Lösung gefunden werden kann, wie das herrli<strong>ch</strong>e<br />
Gebäude wieder einem öffentli<strong>ch</strong>en Zweck zur Verfügung gestellt werden kann. Das Görlitzer Warenhaus<br />
ist eines der besterhaltenen Warenhäuser aus der Vorkriegszeit.<br />
40
Görlitz wurde 1071 erstmals als Ort erwähnt. Die Stadt liegt an einem alten Handels- und Jakobsweg. König<br />
Johann von Luxemburg und Kaiser Karl IV. statteten die Stadt mit zahlrei<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten wie dem Münz- und<br />
Strassenre<strong>ch</strong>t aus. Görlitz gehörte der Markgrafs<strong>ch</strong>aft Oberlausitz und darin dem Oberlausitzer Se<strong>ch</strong>sstädtebund<br />
an. Ab 1520 wurde s<strong>ch</strong>rittweise die Reformation eingeführt. 1635 fiel die Stadt <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> zu.<br />
Im 18. Jahrhundert wurde hier die „Oberlausitzis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft der Wissens<strong>ch</strong>aften“ gegründet. Die Bu<strong>ch</strong>bestände<br />
blieben erhalten und wurden na<strong>ch</strong> 1945 in die dafür neu gegründete „Oberlausitzis<strong>ch</strong>e Bibliothek der<br />
Wissens<strong>ch</strong>aften“ übertragen. Am 1. Juni 1816 kam Görlitz dur<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>lüsse des Wiener Kongresses zur<br />
preussis<strong>ch</strong>en Provinz S<strong>ch</strong>lesien und wurde Sitz des glei<strong>ch</strong>namigen Kreises innerhalb des Regierungsbezirks<br />
Liegnitz. Bereits am 1. September 1847 erhielt Görlitz Bahnans<strong>ch</strong>luss na<strong>ch</strong> Dresden und über eine Zweigbahn<br />
an die Strecke von Berlin na<strong>ch</strong> Breslau. Am 31. Dezember 1867 wurde die Eisenbahn na<strong>ch</strong> Berlin eröffnet. Am<br />
1. Juli 1873 wurde Görlitz ein eigener Stadtkreis, blieb aber weiterhin Sitz des Landkreises Görlitz.<br />
Na<strong>ch</strong> der Wiedervereinigung kamen viele Investoren na<strong>ch</strong> Görlitz. Es gibt in Deuts<strong>ch</strong>land nur sehr wenige in<br />
ihrer Einwohnerzahl mit Görlitz verglei<strong>ch</strong>bare Städte, die eine sol<strong>ch</strong>e Vielzahl von gut erhaltenen Baudenkmälern<br />
vers<strong>ch</strong>iedenster Epo<strong>ch</strong>en aufweisen. Der Bau- und Rekonstruktions-Boom dur<strong>ch</strong> zahlrei<strong>ch</strong>e Investoren<br />
führte, unterstützt dur<strong>ch</strong> Fördermassnahmen des Staates und der EU, zu einer Art „Goldgräberstimmung“, von<br />
der das Stadtbild von Görlitz profitierte.<br />
Mit dem Stadtumbau wurde versu<strong>ch</strong>t, die Innenstadtberei<strong>ch</strong>e wieder zu beleben. Na<strong>ch</strong> der Wiedervereinigung<br />
beider deuts<strong>ch</strong>en Staaten wurde der Freistaat <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> wieder erri<strong>ch</strong>tet und Görlitz eine kreisfreie Stadt im neu<br />
gebildeten Regierungsbezirk Dresden. Im Zuge der Kreisreform 1994 ging der Landkreis Görlitz im neuen Nieders<strong>ch</strong>lesis<strong>ch</strong>en<br />
Oberlausitzkreis auf.<br />
Quelle: http://www.eut.eu<br />
Da heute Montag ist und montags in Deuts<strong>ch</strong>land viele Gaststätten<br />
ges<strong>ch</strong>lossen haben, muss i<strong>ch</strong> für heute Abend vorsorgen. Vor<br />
der Weiterfahrt, inzwis<strong>ch</strong>en haben wir 13:30 Uhr, setzte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
in ein Strassenrestaurant, eine Pizzeria, und bestelle mir eine Portion<br />
Spaghetti Puttanesca (mit Tomatensauce, Knoblau<strong>ch</strong>, Oliven,<br />
Kapern, Thunfis<strong>ch</strong> und Sardellen) So kann i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> abends auf ein<br />
Joghurt und eine Orange bes<strong>ch</strong>ränken. Die Spaghetti sind sehr<br />
fein, wenn die Sauce für mein Verständnis au<strong>ch</strong> etwas zu stark<br />
verko<strong>ch</strong>t wurde.<br />
Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf zum Bus um einzuladen und den nä<strong>ch</strong>sten Campingplatz anzustreben. Eine<br />
Überna<strong>ch</strong>tung auf dem Stellplatz, wo wir vor sieben Jahren standen, ist ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, weil er s<strong>ch</strong>on am<br />
späten Vormittag überbesetzt ist. Deshalb ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf der B4 auf die Fahrt zum nä<strong>ch</strong>sten<br />
Campingplatz. Dank meiner Gerlinde finde i<strong>ch</strong> den „Naturcampingplatz am Olbsee bei Guttau“ (ADAC<br />
SN 445) au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er und s<strong>ch</strong>nell. Allerdings kann i<strong>ch</strong> weder eine Rezeption, sanitäre Anlagen no<strong>ch</strong> ein<br />
Restaurant finden. Der Platz s<strong>ch</strong>eint nur von Dauercampern belegt zu sein, die aber offenbar au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t anwesend sind. Na<strong>ch</strong> einigem Su<strong>ch</strong>en entdecke<br />
i<strong>ch</strong> eine Frau, die gerade mit dem Auto abfahren will.<br />
Sie kann mir aber keine Auskunft geben. I<strong>ch</strong> weiss<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, ob sie mi<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> überhaupt verstanden<br />
hat. Später entdecke i<strong>ch</strong> etwas ausserhalb des<br />
Campingplatzes, bei einem im Moment ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Restaurant einen Mann. Er spri<strong>ch</strong>t wenigstens<br />
deuts<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> kann au<strong>ch</strong> er mir ni<strong>ch</strong>t weiter helfen.<br />
Ebenso die junge Frau, die herangefahren kommt. So<br />
bes<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong>, bis zum nä<strong>ch</strong>sten Platz in Burk bei<br />
Bautzen weiter zu fahren.<br />
Naturcampingplatz am Olbsee bei Guttau<br />
Kunnersdorf<br />
41
Wie i<strong>ch</strong> dann zu Hause im Internet sehe, soll es rund 100 Touristenplätze geben. Au<strong>ch</strong> sollen alle Plätze<br />
mit Stromans<strong>ch</strong>luss ausgerüstet sein. Dabei habe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal den Eingang gefunden! I<strong>ch</strong> muss<br />
annehmen, dass i<strong>ch</strong> an einem völlig fal-<br />
Stausee Bautzen<br />
s<strong>ch</strong>en Ort gelandet bin. Ob wohl Gerlinde<br />
versagt hat?<br />
In Burk sieht die Situation wieder etwas<br />
anders aus! S<strong>ch</strong>on frühzeitig findet man an<br />
der Strecke Wegweiser und au<strong>ch</strong> de Eingang<br />
ist gut gekennzei<strong>ch</strong>net. Während i<strong>ch</strong><br />
Stellplatz<br />
Heute erlebe i<strong>ch</strong> eine Jahrespremiere:<br />
I<strong>ch</strong> muss am Bus<br />
rundum alle Türen öffnen, um<br />
mit Hilfe das Windes etwas<br />
Abkühlung zu s<strong>ch</strong>affen. Au<strong>ch</strong><br />
heute muss i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wegen<br />
der fehlenden Wärme in<br />
den Bus zurückziehen, sondern<br />
wegen der einbre<strong>ch</strong>enden Dunkelheit.<br />
Morgen werde i<strong>ch</strong> mir<br />
Gedanken über die nä<strong>ch</strong>sten<br />
Tage ma<strong>ch</strong>en müssen. Immerhin<br />
steht das Pfingstwo<strong>ch</strong>enende<br />
bevor und da dürften die<br />
freien Plätze do<strong>ch</strong> eine rücklaufende<br />
Tendenz zeigen.<br />
mit der Rezeptionsdame die Toiletten ans<strong>ch</strong>aue,<br />
spri<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong> eine Frau an: „Wir kennen uns do<strong>ch</strong>?“.<br />
Dies mag für sie wohl zutreffen, do<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> im<br />
Moment keine Ahnung. Erst als sie mir erklärt sie hätten<br />
in Pirna direkt neben mir gestanden und sie hätten<br />
eine kleine Colli-Hündin, fällt es mir ein. Ihr Mann hat<br />
mir no<strong>ch</strong> geholfen den Strom anzus<strong>ch</strong>liessen. Das sind<br />
wahre Hündeler, die Mens<strong>ch</strong>en nur aufgrund des Hundes<br />
wiedererkennen!<br />
42
Natur- und Abenteuercamping Stausee Bautzen, Burk bei Bautzen: ADAC-Nr.: SN 470<br />
Ein lei<strong>ch</strong>t gestuftes Wiesengelände wird mit vers<strong>ch</strong>iedenartigen<br />
Bäumen und Büs<strong>ch</strong>en gärtneris<strong>ch</strong><br />
gestaltet. Der Platz ist oberhalb des Stausees am<br />
Spree-Radweg gelegen. In Hörweite, jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
störend, befindet si<strong>ch</strong> die Autobahn A4 / E40. Au<strong>ch</strong><br />
hier wird wegen der Nähe zum Stadtzentrum von<br />
Bautzen kein Restaurantbetrieb geführt. Hingegen<br />
kann man do<strong>ch</strong> wenigstens Bröt<strong>ch</strong>en zum Frühstück<br />
bestellen und in der Rezeption sind ein paar wenige<br />
Dinge für den tägli<strong>ch</strong>en Gebrau<strong>ch</strong> (z.B. Getränke<br />
oder etwas Campingzubehör) erhältli<strong>ch</strong>.<br />
Sanitärgebäude<br />
Was die Toilettenanlage betrifft, ist mit Ausnahme<br />
des Dus<strong>ch</strong>sitzes, der hier wieder einmal klar zu klein<br />
ist, ni<strong>ch</strong>ts auszusetzen. Die Anlage s<strong>ch</strong>eint insgesamt<br />
au<strong>ch</strong> jüngeren Datums zu sein. Allerdings ist der<br />
automatis<strong>ch</strong>e Türs<strong>ch</strong>liesser etwas gar hart eingestellt.<br />
Man benötigt sehr viel Kraft um die Türe öffnen<br />
zu können.<br />
Dienstag, 22. Mai <strong>2012</strong> Bauzen, die „Hauptstadt“ der Sorben<br />
Wetter:<br />
Der Tag beginnt mit einer lei<strong>ch</strong>ten Bewölkung, die mehr oder weniger<br />
stark den ganzen Tag bestehen bleibt. Die Temperaturen<br />
liegen bei etwa 27°C bei einem Ostwind von etwa 15 km/h. Der<br />
Wind wirkt sehr wohltuend. Am Abend gibt es ein kurzes Gewitter,<br />
das aber ledigli<strong>ch</strong> der Abkühlung dient.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Entgegen der eigentli<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>t<br />
hier nur eine Na<strong>ch</strong>t zu verbringen,<br />
ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> dafür, die<br />
Altstadt von Bautzen anzus<strong>ch</strong>auen.<br />
Bevor i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aber auf den Weg<br />
ma<strong>ch</strong>e, muss i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Überna<strong>ch</strong>tungen<br />
übers Pfingstwo<strong>ch</strong>enende<br />
organisieren. Anhand des AD-<br />
AC-Campingführers su<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mir<br />
Campingplätze, die aufgrund der<br />
Bes<strong>ch</strong>reibung meinen zentralen<br />
Bedürfnissen entspre<strong>ch</strong>en könnten.<br />
Zumindest müssen Hunde zugelas-<br />
sen werden und eine behindertengere<strong>ch</strong>te Toilette muss au<strong>ch</strong> vorhanden sein. Vor allem weil do<strong>ch</strong><br />
mindestens drei Überna<strong>ch</strong>tungen notwendig werden, was bei mir do<strong>ch</strong> eher einer Seltenheit entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Bei den ersten Anfragen erhalte i<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> zu Beginn die Auskunft „Wir sind übers Pfingstwo<strong>ch</strong>enende<br />
völlig ausgebu<strong>ch</strong>t“. Der vierte Anruf, beim Campingplatz am Oberuckersee in Warnitz, ist dann wenigstens<br />
insofern erfolgrei<strong>ch</strong>, dass mir zusagt wird, am<br />
Donnerstag no<strong>ch</strong> einen Platz bekommen zu können,<br />
wenn i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig einfinde. Reservationen<br />
werden aber keine gema<strong>ch</strong>t. Dies ist keine Si<strong>ch</strong>erheit,<br />
do<strong>ch</strong> liegt es nun an mir, donnerstags s<strong>ch</strong>on um<br />
die Mittagszeit einzufahren. Da si<strong>ch</strong> dieser Platz in<br />
der Nähe der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern<br />
befindet, werde i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> unterwegs spontan einen<br />
Platz für eine Überna<strong>ch</strong>tung su<strong>ch</strong>en oder allenfalls<br />
hier bleiben und dann auf dem s<strong>ch</strong>nellsten Weg, d.h.<br />
über die Autobahn, Warnitz anfahren. I<strong>ch</strong> habe immer<br />
geglaubt, dass über die Pfingsttage alle Deuts<strong>ch</strong>en<br />
Stausee Bautzen<br />
Rezeption<br />
Stausee Bautzen<br />
im Tessin oder in Italien sind und hier das Land leer<br />
bleibt. Do<strong>ch</strong> weit gefehlt! Deuts<strong>ch</strong>land hat offensi<strong>ch</strong>t-<br />
li<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> mehr Bewohner als die, die jeweils vor und na<strong>ch</strong> Pfingsten vor dem Gotthard- und dem<br />
San Bernardino-Tunnel anstehen!<br />
43
Na<strong>ch</strong>dem das Problem „Pfingstüberna<strong>ch</strong>tungen“<br />
Fussweg na<strong>ch</strong> Bautzen<br />
gelöst zu sein s<strong>ch</strong>eint, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den<br />
Weg in die Innenstadt von Bautzen. Unmittelbar<br />
beim Eingang zum Campingplatz führt ein<br />
Fuss- und Radweg vorbei in die Innenstadt. Der<br />
Weg soll zwar teilweise sehr steil sein, do<strong>ch</strong> will<br />
i<strong>ch</strong> den Versu<strong>ch</strong> wagen. Wie si<strong>ch</strong> herausstellt,<br />
ist der grösste Teil des Weges mit Verbundsteinen<br />
belegt. Die erwähnte Steigung beträgt<br />
12%, was für den Swiss-Trac kein Problem darstellt.<br />
Die ersten 1,5 km der etwa 4,5 km langen<br />
Strecke führen dur<strong>ch</strong> einen wunders<strong>ch</strong>önen<br />
Mis<strong>ch</strong>wald. Für mi<strong>ch</strong> interessant ist vor<br />
allem die Vielfalt an Vogelstimmen. Neben den<br />
bekannten Vögeln wie der Amsel, der Türkentaube,<br />
dem Girlitz, dem Bu<strong>ch</strong>-, dem Distel- und dem Grünfink sind au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Laubsänger und<br />
Grasmücken zu hören, die i<strong>ch</strong> allerdings ni<strong>ch</strong>t voneinander unters<strong>ch</strong>eiden kann. Am auffallendsten<br />
Altstadt Panorama<br />
aber ist der Flötenruf des Pirols oder wunderbare Gesang der Na<strong>ch</strong>tigall. Zu erkennen ist aber au<strong>ch</strong> der<br />
Ruf des Kuckucks sowie der Gesang der Goldammer. Soweit nur die Vögel, die i<strong>ch</strong> mit einiger Si<strong>ch</strong>erheit<br />
bestimmen kann. Es sind au<strong>ch</strong> die Vögel, die i<strong>ch</strong> auf dem Campingplatz<br />
immer wieder zu hören bekomme.<br />
Zügig und si<strong>ch</strong>er (au<strong>ch</strong> ohne Gerlinde)<br />
errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> die Altstadt von<br />
Bautzen, wobei i<strong>ch</strong> an der Justiz-<br />
Rei<strong>ch</strong>enturm<br />
vollzugsanstalt, dem früheren<br />
Alte Wasserkunst<br />
„Bautzen I“, vorbei komme. In<br />
dieser wegen ihrer gelben Klinkerfassade<br />
als „gelbes Elend“ bezei<strong>ch</strong>neten<br />
Anstalt wurden während<br />
der Nazi-Zeit politis<strong>ch</strong>e Häftlinge<br />
eingesperrt. Von 1945-1950<br />
unterhielt die sowjetis<strong>ch</strong>e Besatzungsma<strong>ch</strong>t<br />
in den Mauern ein<br />
Sonderlager, das ca. 26'000 politis<strong>ch</strong><br />
verfolgte Mens<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong>liefen.<br />
Aus den Unterlagen lassen<br />
si<strong>ch</strong> über 2'700 Todesfälle na<strong>ch</strong>weisen.<br />
1950 wurde Bautzen I von<br />
der Volkspolizei bzw. dem DDR-<br />
Innenministerium übernommen. Nun hatte man hier vor allem mehrfa<strong>ch</strong><br />
Vorbestrafte, Langzeitverurteilte und au<strong>ch</strong> von der DDR-<br />
Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung kriminalisierte Regimekritiker inhaftiert. „Bautzen II“ – der Stasi-Knast - liegt im Osten<br />
der Stadt und diente ab 1956 dem Ministerium<br />
für Staatssi<strong>ch</strong>erheit als Strafvollzugsanstalt für<br />
„politis<strong>ch</strong>e Sondergefangene“ wie Regimekritiker<br />
sowie wegen Spionage, Flu<strong>ch</strong>thilfe etc. verurteilte<br />
Bundesbürger und Ausländer. (Quelle: Baedeckers)<br />
Rei<strong>ch</strong>enstrasse<br />
44
Die Stadt Bautzen trat seit dem 19. Jahrhundert als<br />
kulturelles Zentrum der sorbis<strong>ch</strong>en Minderheit in<br />
Ers<strong>ch</strong>einung. In den Bundesländern <strong>Brandenburg</strong><br />
und <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong> leben heute ca. 60'000 Mens<strong>ch</strong>en, die<br />
si<strong>ch</strong> als Sorben und damit als Angehörige eines<br />
slawis<strong>ch</strong>en Volksstammes bezei<strong>ch</strong>nen, der eine<br />
eigene Spra<strong>ch</strong>e spri<strong>ch</strong>t und si<strong>ch</strong> intensiv der Pflege<br />
seiner Bräu<strong>ch</strong>e widmet. S<strong>ch</strong>on im 12. Jahrhundert<br />
wurden die Sorben als Minderheit diskriminiert.<br />
1937 wurden dur<strong>ch</strong> die Nazis alle sorbis<strong>ch</strong>en Organisationen<br />
verboten, das Vermögen, vor allem aber<br />
unersetzli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ätze der sorbis<strong>ch</strong>en Kultur verni<strong>ch</strong>tet.<br />
Viele Sorben wurden in Konzentrationslager<br />
gesteckt.<br />
Otello geniesst den Brunnen am Kornmarkt<br />
Das We<strong>ch</strong>selbad hörte für die Sorben na<strong>ch</strong> 1945<br />
allerdings ni<strong>ch</strong>t auf. In der DDR waren sie plötzli<strong>ch</strong><br />
die gea<strong>ch</strong>tete und von der Obrigkeit gern gezeigte<br />
Minderheit mit verfassungsmässig garantierten Re<strong>ch</strong>-<br />
Re<strong>ch</strong>ten. Jedo<strong>ch</strong>, erwüns<strong>ch</strong>t war Folklore, ni<strong>ch</strong>t eine<br />
andere Meinung. Heute existieren über 150 sorbis<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong>e<br />
Gemeinden, mehrere Grunds<strong>ch</strong>ulen und<br />
Obers<strong>ch</strong>ulen an denen Sorbis<strong>ch</strong> Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e<br />
ist. Die sorbis<strong>ch</strong>e Kultur äussert si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur in der<br />
Spra<strong>ch</strong>e, sondern au<strong>ch</strong> in einer ausgespro<strong>ch</strong>en lebendigen<br />
Folklore.<br />
Bevor i<strong>ch</strong> die Altstadt erstürme, kann Otello si<strong>ch</strong><br />
beim Rei<strong>ch</strong>enturm in einem Brunnen seinen Durst<br />
stillen und ein Fussbad nehmen. Die Altstadt von Bautzen ist wirkli<strong>ch</strong> sehenswert, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit<br />
Görlitz zu verglei<strong>ch</strong>en. Die vieltürmige Stadt thront auf einem Granitplateau<br />
am Oberlauf der Spree. Traditioneller Mittelpunkt Baut-<br />
Rathaus am Hauptmarkt<br />
zens ist der Hauptmarkt. Die Nordseite des Platzes nimmt das in<br />
barockem Gelb leu<strong>ch</strong>tende Rathaus (1729 – 1732) ein. Sein auffälligstes<br />
Merkmal ist der hohe Uhrenturm mit zwei me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en und<br />
einer Sonnenuhr. Auf der anderen Seite des Hauptmarktes steht das<br />
Gewandhaus, ein Bau im Stil der Neurenaissance aus den Jahren<br />
1882 / 1883. Im jetzigen Gewandhaus ist no<strong>ch</strong> der Ratskeller des<br />
früheren Gebäudes von 1472 erhalten.<br />
Hinter dem Rathaus öffnet si<strong>ch</strong><br />
der Fleis<strong>ch</strong>markt, wo an der Ostseite<br />
einige Renaissance- und<br />
Barockwohnhäuser auffallen. Der<br />
Fleis<strong>ch</strong>markt wird überragt vom<br />
Dom St. Peter, einer gotis<strong>ch</strong>en<br />
Hallenkir<strong>ch</strong>e mit dem fast 85 m<br />
hohen Turm. Der Dom ist heute<br />
Wasserturm<br />
Dom Petri<br />
Sorben in Tra<strong>ch</strong>t<br />
Konkathedrale des Bistums Dresden-Meissen. Weiter westli<strong>ch</strong> befindet<br />
si<strong>ch</strong> die knapp 1’000-jährige Ortenburg, als Grenzfeste der<br />
Marktgrafen von Meissen und einst Sitz der königli<strong>ch</strong>en Verwalter<br />
der Oberlausitz. Um Otello ni<strong>ch</strong>t mit meinen zu ausgedehnten<br />
Stadtwanderungen zu überfordern (er muss immerhin au<strong>ch</strong> wieder<br />
zurück laufen), verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> auf die Besi<strong>ch</strong>tigung der Burg wie au<strong>ch</strong><br />
der Stadtmauer.<br />
45
Stattdessen setze i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in der Fussgängerzone<br />
(der Rei<strong>ch</strong>enstrasse) in ein Café, um ein Mineralwasser<br />
zu trinken. Dann ziehe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ein paar<br />
bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Gassen südli<strong>ch</strong> der Fussgängerzone.<br />
Zum S<strong>ch</strong>luss setze i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in eine Gelateria um<br />
Otello no<strong>ch</strong>mals eine Erholungsmögli<strong>ch</strong>keit und mir<br />
ein Eiscafé zu gönnen. Den Heimweg über die Muskauerstrasse<br />
und den Gesundbrunnenring finde i<strong>ch</strong><br />
locker. Unterwegs ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> bei einer Netto-Filiale<br />
Halt um mir ein kleines Na<strong>ch</strong>tessen einzukaufen.<br />
Heute gibt es einen einfa<strong>ch</strong>en Dresdner-Wurstsalat.<br />
Hier verzi<strong>ch</strong>tet die Kassiererin (obs<strong>ch</strong>on au<strong>ch</strong> eine<br />
Netto-Filiale) auf einen Kontrollblick auf meine Knie!<br />
Herzli<strong>ch</strong>en Dank!<br />
Mein mobiles Büro<br />
Alles kann in Ruhe und ohne Hektik vonstatten gehen.<br />
Kaum bin i<strong>ch</strong> aber bereit, fallen die ersten<br />
Tropfen. Allerdings sehen die Wolken gefährli<strong>ch</strong>er<br />
aus als sie sind. Das Gewitter hält ni<strong>ch</strong>t lange an<br />
und die Regenmengen sind mehr als bes<strong>ch</strong>eiden. Es<br />
ist wirkli<strong>ch</strong> nur, um die Leute von den Stühlen in<br />
ihre Wohnwagen zu vertreiben. Kaum ist der Spuk<br />
vorbei, krie<strong>ch</strong>en die S<strong>ch</strong>utzsu<strong>ch</strong>enden aber wieder<br />
aus ihren überhitzten Lö<strong>ch</strong>ern (Wohnwagen) hervor,<br />
sofern sie si<strong>ch</strong> überhaupt haben vertreiben lassen.<br />
Am Abend bilden si<strong>ch</strong> plötzli<strong>ch</strong> im Norden dunkle<br />
Gewitterwolken, die von einem sanften Grollen<br />
begleitet werden. Wenn i<strong>ch</strong> die Anzei<strong>ch</strong>en<br />
ri<strong>ch</strong>tig deute, kündet dies ein nahendes Gewitter<br />
an. Ohne grosse Eile gehe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> auf die Toilette<br />
um dana<strong>ch</strong> am Bus alle Türen, die i<strong>ch</strong> zuvor<br />
zum Lüften geöffnet habe, zu s<strong>ch</strong>liessen. Darauf<br />
rolle i<strong>ch</strong> die Sonnenstore ein und s<strong>ch</strong>ütze die<br />
Elektronik des Trac’s mit einem Plastiksack vor<br />
allenfalls eintretendem Regenwasser. Zuletzt<br />
bekommt Otello sein Na<strong>ch</strong>tessen, während i<strong>ch</strong><br />
den Bus zum S<strong>ch</strong>lafzimmer umbaue.<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 23. Mai <strong>2012</strong> Dur<strong>ch</strong> die Oberlausitzer Heide an den S<strong>ch</strong>aremützelsee<br />
Wetter:<br />
Der Morgen beginnt<br />
wieder einmal wolkenlos.<br />
Im Verlaufe<br />
des Tages bilden<br />
si<strong>ch</strong> dann mehr oder weiniger Wolken, die aber ni<strong>ch</strong>t<br />
eigentli<strong>ch</strong> einen Einfluss auf den Sonnens<strong>ch</strong>ein haben.<br />
Am Abend entlädt si<strong>ch</strong> die Tageshitze wiederum ein<br />
einem kleinen Gewitter.<br />
Alleenstrasse in der Oberlauitz<br />
Rei<strong>ch</strong>enstrasse<br />
Gewitter im Anzug<br />
46
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
I<strong>ch</strong> starte in Ri<strong>ch</strong>tung Weissenberg<br />
und muss mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on zu<br />
Beginn meiner heutigen Fahrt mit<br />
einer Umleitung auseinander<br />
setzen. Die Fahrt geht auf der<br />
B156 quer dur<strong>ch</strong> das Bioreservat<br />
„Oberlausitzer Heide- und<br />
Tei<strong>ch</strong>lands<strong>ch</strong>aft“. Das Biosphärenreservat<br />
befindet si<strong>ch</strong> nordöstli<strong>ch</strong><br />
der Stadt Bautzen, im zentralen<br />
Berei<strong>ch</strong> des Naturraumes<br />
Oberlausitzer Heide- und Tei<strong>ch</strong>gebiet.<br />
Es umfasst rund 30’000<br />
ha, die zu knapp 50 % mit Wald<br />
Bei Ressen<br />
bepflanzt ist. Über einige Kilometer fahre i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> kompakte Fi<strong>ch</strong>tenwälder, die immer wieder mit<br />
kleineren oder grösseren Tei<strong>ch</strong>en unterbro<strong>ch</strong>en werden. Neben Wäldern prägen landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Nutzflä<strong>ch</strong>en, Gewässer und Tei<strong>ch</strong>e sowie Siedlungs- und Verkehrsflä<strong>ch</strong>en das abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsbild. Diese ungewöhnli<strong>ch</strong>e Vielfalt<br />
der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Lands<strong>ch</strong>aftselemente<br />
Biosphärenreservat Niederlausitz<br />
ermögli<strong>ch</strong>t es einer Vielzahl von Pflanzen- und<br />
Tiergesells<strong>ch</strong>aften, in einem relativ begrenzten<br />
Gebiet zu leben. 1996 wurde die Anerkennung<br />
als UNESCO-Biosphärenreservat in Deuts<strong>ch</strong>land<br />
na<strong>ch</strong> dem Programm „Der Mens<strong>ch</strong> und die Biosphäre“<br />
ausgespro<strong>ch</strong>en. Wi<strong>ch</strong>tigster Grundsatz<br />
ist es, die Erhaltung der Naturvielfalt mit dem<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erwerb in Einklang zu bringen.<br />
Obs<strong>ch</strong>on kein reger Verkehr herrs<strong>ch</strong>t, gibt es<br />
kaum Mögli<strong>ch</strong>keiten ohne auszusteigen zu fotografieren.<br />
Dies zumal die Seen meist hinter<br />
di<strong>ch</strong>tem Gebüs<strong>ch</strong> versteckt sind.<br />
Über Hoyerswerda geht die Fahrt dann auf der<br />
B97 weiter über Spremberg na<strong>ch</strong> Cottbus.<br />
Hoyerswerda ist vor allem bekannt dur<strong>ch</strong> die<br />
Braunkohleindustrie. In den 1950er-Jahren<br />
wurden für die Bes<strong>ch</strong>äftigten der Braunkohleindustrie<br />
die ersten Ho<strong>ch</strong>baublöcke in Plattenbauweise<br />
in die Lands<strong>ch</strong>aft gestellt. Heute ist<br />
man bemüht, die Stadt dur<strong>ch</strong> „Rückbau“ ansehnli<strong>ch</strong><br />
zu gestalten. Aus den umliegenden<br />
Tagebaulands<strong>ch</strong>aften sind attraktive Erholungszentren<br />
entstanden. Einige der Badeseen<br />
um Hoyerswerda sind ebenfalls die Folge des<br />
Tagebaus.<br />
Cottbus ist na<strong>ch</strong> Potsdam die zweitgrösste<br />
Stadt <strong>Brandenburg</strong>s. Neben <strong>Brandenburg</strong> an der Havel, Frankfurt (Oder) und Potsdam ist Cottbus eines<br />
der vier Oberzentren des Landes <strong>Brandenburg</strong> und hat den Status einer kreisfreien Stadt. Obwohl in<br />
der Stadt selbst nur eine kleine sorbis<strong>ch</strong>e Minderheit wohnt, gilt sie als das politis<strong>ch</strong>e und kulturelle<br />
Zentrum der Sorben in der Niederlausitz. Die Stadt ist ein Dienstleistungs-, Wissens<strong>ch</strong>afts- und Verwaltungszentrum.<br />
Die Gegend um Cottbus und Peitz ist stark industrialisiert und entspre<strong>ch</strong>end ist au<strong>ch</strong><br />
der Strassenverkehr wieder erhebli<strong>ch</strong> stärker. Von einer gemütli<strong>ch</strong>en Fahrt kann ni<strong>ch</strong>t mehr die Rede<br />
sein! Kaum aber habe i<strong>ch</strong> die Städte<br />
hinter mir gelassen, wird es wieder<br />
gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er. Das Land ist hier<br />
topfeben und wird dominiert dur<strong>ch</strong><br />
Getreidefelder und Fi<strong>ch</strong>tenwälder.<br />
Au<strong>ch</strong> auf dieser Strecke treffe i<strong>ch</strong><br />
immer wieder auf kleinere und<br />
grössere Seen. Teils s<strong>ch</strong>einen sie<br />
touristis<strong>ch</strong> genutzt, teils aber au<strong>ch</strong><br />
der Natur überlassen zu werden. Es<br />
ist wahrli<strong>ch</strong> eine idyllis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aft.<br />
S<strong>ch</strong>armützelsee<br />
47
Dann errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> Wendis<strong>ch</strong>-Rietz. Die Gemeinde<br />
Wendis<strong>ch</strong> Rietz liegt ca. 60 km südöstli<strong>ch</strong> von<br />
Berlin ungefähr auf halber Strecke zwis<strong>ch</strong>en Berlin<br />
und Frankfurt (Oder). Der Ort liegt am südli<strong>ch</strong>en<br />
Ende des S<strong>ch</strong>armützelsees, au<strong>ch</strong> Märkis<strong>ch</strong>es<br />
Meer genannt, ist der grösste See in der Mark<br />
<strong>Brandenburg</strong>. Die Gemeinde ist seit 2001 anerkannter<br />
Erholungsort. Bereits 1240 bestand im<br />
<strong>Brandenburg</strong>is<strong>ch</strong>en eine Siedlung namens Wendis<strong>ch</strong>-Rietz,<br />
was auf die 1241 urkundli<strong>ch</strong> erwähnte<br />
Kir<strong>ch</strong>e von Dahmsdorf zurückzuführen ist. Der<br />
Ort selbst wurde 1376 erstmals urkundli<strong>ch</strong> erwähnt.<br />
Slawen hatten si<strong>ch</strong> hier einst sesshaft<br />
gema<strong>ch</strong>t – das zeigt s<strong>ch</strong>on der Ortsname. Der<br />
Liegewiese<br />
Name Rietz kommt vom slawis<strong>ch</strong>en Windisz<strong>ch</strong>in<br />
Riecz (deuts<strong>ch</strong> Graben oder Fliess). In der Zeit des Nationalsozialismus hiess der Ort Märkis<strong>ch</strong> Rietz.<br />
Die Umbenennung wurde na<strong>ch</strong> 1945 wieder<br />
rückgängig gema<strong>ch</strong>t.<br />
Der Campingplatz liegt etwa 1 km nördli<strong>ch</strong><br />
der Orts<strong>ch</strong>aft. Die Rezeption ist in einer<br />
Hütte untergebra<strong>ch</strong>t und sieht eher wie ein<br />
Provisorium aus. Kaum zu glauben, dass<br />
dieser Platz, der jetzt no<strong>ch</strong> fast leer ist, in<br />
zwei Tagen völlig ausgebu<strong>ch</strong>t sein soll.<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet habe, gehe<br />
i<strong>ch</strong> an den Strand, der nur mit ein paar<br />
wenigen Leuten besetzt ist. Hier kann i<strong>ch</strong><br />
Otello problemlos ins Wasser lassen. Er<br />
geniesst die Gelegenheit. Dann gehe i<strong>ch</strong><br />
zur Fis<strong>ch</strong>stube, wo i<strong>ch</strong> mir ein Bier und<br />
A<strong>ch</strong>, ist baden s<strong>ch</strong>öön<br />
eine Fis<strong>ch</strong>suppe bestelle. Eine etwas ungewohnte<br />
Kombination, do<strong>ch</strong> die Fis<strong>ch</strong>suppe<br />
s<strong>ch</strong>meckt sehr lecker und lös<strong>ch</strong>t erst no<strong>ch</strong> den Durst!<br />
Der Platz liegt am S<strong>ch</strong>armützelsee, der mit 10 km Länge und<br />
13,8 km 2 der grösste der 3'000 brandenburgis<strong>ch</strong>en Seen ist,<br />
liegt in der Sacrower Hügellands<strong>ch</strong>aft. An seiner Nordseite<br />
steigen bis auf 148 m ü.M. die Rauens<strong>ch</strong>en Berge an, in denen<br />
mit den Markgrafensteinen zwei grosse Eiszeit-Findlinge<br />
geblieben sind. Der grössere von ihnen wurde 1827 halbiert,<br />
um aus der Hälfte eine grosse Granits<strong>ch</strong>ale herzustellen, die<br />
heute vor dem alten Museum in Berlin steht.<br />
Fis<strong>ch</strong>erstube<br />
Fis<strong>ch</strong>suppe mit Bier<br />
Am späteren Na<strong>ch</strong>mittag, so gegen<br />
17:00 Uhr, ziehen si<strong>ch</strong> im Norden wiederum<br />
dunkle Wolken zusammen, die<br />
offenbar beabsi<strong>ch</strong>tigen si<strong>ch</strong> in absehbarer<br />
Zeit in einem Gewitter zu entladen. I<strong>ch</strong> komme gerade von einem kurzen Spaziergang zurück, als<br />
es offenbar do<strong>ch</strong> ernst zu werden s<strong>ch</strong>eint. I<strong>ch</strong> kann die Intensität ni<strong>ch</strong>t abs<strong>ch</strong>ätzen, darum beeile i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> so gut es eben geht. Einerseits habe i<strong>ch</strong> auf der Beifahrerseite zur Abkühlung die S<strong>ch</strong>iebetüre<br />
offen gelassen und andererseits habe i<strong>ch</strong> die Store weit und fast waagre<strong>ch</strong>t ausgefahren, damit sie<br />
au<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st eine grosse Flä<strong>ch</strong>e bes<strong>ch</strong>attet. Dies aber hat den Na<strong>ch</strong>teil, dass das Wasser ni<strong>ch</strong>t abfliessen<br />
kann und daher Gefahr droht, dass mir bei starkem Regen die Markise eingerissen wird (was<br />
i<strong>ch</strong> in der Toscana s<strong>ch</strong>on einmal erlebt habe).<br />
48
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>liesse also die Türe, ziehe die Markise<br />
ein und stelle die am Bus abgestützten Füsse<br />
tiefer, sodass das Wasser gut abfliessen kann.<br />
Nun besteht nur no<strong>ch</strong> Gefahr, wenn es gar<br />
heftig zu stürmen beginnt. Dies dürfte aber im<br />
S<strong>ch</strong>utze des Waldes wohl kaum passieren, darum<br />
verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> darauf das Ganze no<strong>ch</strong> mit<br />
Heringen am Boden zu si<strong>ch</strong>ern. Der Regen ist<br />
wohl etwas intensiver wie gestern, do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
hier ist der Spuk na<strong>ch</strong> einer halben Stunde<br />
vorüber. Wiederum war die Aufregung grösser<br />
als die Folge.<br />
Landhaus im Grünen<br />
Zum Na<strong>ch</strong>tessen gehe i<strong>ch</strong> ins 500 m entfernte<br />
„Landhaus im Grünen“. Während i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> vorne<br />
gehe, tröpfelt es no<strong>ch</strong> ganz lei<strong>ch</strong>t und es ist unsi<strong>ch</strong>er<br />
in wel<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung (ob mehr oder gar keinen<br />
Regen) es gehen wird. Si<strong>ch</strong>erheitshalber bewaffne<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit einer Regenjacke. I<strong>ch</strong> lasse<br />
mir eine gebratene Forelle an Kräuterbutter mit<br />
Pommes-Frites servieren. Dazu gibt’s ein Bier und<br />
zum Abs<strong>ch</strong>luss einen Espresso. Mir ist die Forelle<br />
etwas zu stark gebraten. Ansonsten aber ist das<br />
Essen gut.<br />
Wieder zurück auf dem Campingplatz gehe i<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>armützelsee<br />
kurz an den Strand um ein paar Stimmungsbilder<br />
des Sonnenuntergangs einzufangen. Im<br />
Berei<strong>ch</strong> des S<strong>ch</strong>ilfes höre i<strong>ch</strong> einen zeternden<br />
Gesang, wobei i<strong>ch</strong> zuerst gar ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er bin,<br />
ob es si<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise um ein paar Frös<strong>ch</strong>e<br />
handelt. Da die sehr vielfältigen Strophen aber<br />
öfter glei<strong>ch</strong> wiederholt werden und etwas weiter<br />
hinten die glei<strong>ch</strong>en Melodien zu hören sind,<br />
bin i<strong>ch</strong> mir si<strong>ch</strong>er, dass es si<strong>ch</strong> um einen Vogel<br />
handelt. Mit Hilfe meines Bestimmungsbu<strong>ch</strong>es<br />
von „Paul Parey“ komme i<strong>ch</strong> zum S<strong>ch</strong>luss, dass<br />
es aufgrund der Gesangsvielfalt der S<strong>ch</strong>ilfrohrsänger<br />
sein muss. S<strong>ch</strong>ade, dass i<strong>ch</strong> meinen<br />
Platz ni<strong>ch</strong>t hier unten bekommen habe. Mein<br />
Platz im Wald hat aber den Vorteil, dass i<strong>ch</strong> vom Wind vermutli<strong>ch</strong> mehr vers<strong>ch</strong>ont blieb als hier unten.<br />
Camping S<strong>ch</strong>warzhorn, Wendis<strong>ch</strong>-Rietz / S<strong>ch</strong>armützelsee: ADAC-Nr.: BD 350<br />
Der dur<strong>ch</strong> Dauercamper dominierte Platz (von denen<br />
aber erst wenige eingetroffen sind) liegt in einem<br />
hügeligen Gelände mit Birken und hohen Kiefern. Am<br />
Seeufer befindet si<strong>ch</strong> eine bis zu 50 m breite Liegewiese<br />
mit einem Sandstrand. Der Strand wird dur<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>ilf begrenzt. Die Wege sind sämtli<strong>ch</strong>e naturbelassen<br />
und damit re<strong>ch</strong>t holperig. Der Boden ist sehr<br />
sandig, wodur<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> mit meinen s<strong>ch</strong>malen Rädern<br />
s<strong>ch</strong>nell einsinke, was die Mobilität do<strong>ch</strong> erhebli<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>wert und nur dank der Hilfe meines Swiss-Tracs<br />
gut zu bewältigen ist.<br />
Stellplatz<br />
Der Campingplatz verfügt wohl über ein eigenes<br />
Restaurant und einen Laden. Do<strong>ch</strong> ist weder das<br />
Eine no<strong>ch</strong> das Andere offen. Sie öffnen na<strong>ch</strong> Auskunft<br />
der Rezeption erst am Freitag, also dann,<br />
wenn die grossen Massen der Pfingstgäste eintreffen.<br />
Bis dahin muss man die Bröt<strong>ch</strong>en im Dorf holen.<br />
Zur „kleinen“ Verpflegung wird die Fis<strong>ch</strong>erstube<br />
am Strand empfohlen, die jedo<strong>ch</strong> um 17:00 Uhr<br />
s<strong>ch</strong>liesst.<br />
S<strong>ch</strong>armützelsee<br />
Sanitärgebäude<br />
49
Wasser ab der Röhre<br />
Das Sanitärgebäude ist, wie au<strong>ch</strong> die übrige<br />
Anlage, eher älteren Datums. Denno<strong>ch</strong> ist<br />
sie korrekt und sauber. Die Behindertentoilette<br />
ist ni<strong>ch</strong>t ganz so perfekt wie auf den<br />
letzten Plätzen. Insbesondere ist der zu<br />
kleine Dus<strong>ch</strong>sitz au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> zu ho<strong>ch</strong> angebra<strong>ch</strong>t.<br />
Das Kernproblem aber dürfte der<br />
Münzautomat für das warme Dus<strong>ch</strong>wasser<br />
sein. Dus<strong>ch</strong>en für eine Person im Rollstuhl<br />
ist hier nur mögli<strong>ch</strong>, wenn eine Begleitperson<br />
den Münzautomaten mit Münzen füttern<br />
kann. Ansonsten ist die Zeit abgelaufen<br />
bevor man unter der Dus<strong>ch</strong>e sitzt.<br />
Donnerstag, 24. Mai <strong>2012</strong> Entlang dem Oderbru<strong>ch</strong> an den Oberuckersee<br />
Wetter:<br />
Während es am Morgen<br />
no<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t bewölkt<br />
ist, haben si<strong>ch</strong><br />
die Restwolken im<br />
Verlaufe des Tages gänzli<strong>ch</strong> aufgelöst. Obs<strong>ch</strong>on die Sonne<br />
s<strong>ch</strong>eint, ist es dur<strong>ch</strong> den Wind (ca. 15km/h aus NO)<br />
mit 22°C do<strong>ch</strong> relativ kühl. Der Wind, aber au<strong>ch</strong> der Sonnens<strong>ch</strong>ein<br />
hielt an bis in den Abend an. Mit dem Untergang<br />
der Sonne flaut au<strong>ch</strong> der Wind ab. Die Na<strong>ch</strong>t wird<br />
im Verglei<strong>ch</strong> zu den letzten Tagen etwas kühl.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Weil es auf dem Campingplatz keine Bröt<strong>ch</strong>en gibt und<br />
i<strong>ch</strong> keine Lust habe erst eine grössere Wanderung ins<br />
Dorf zu ma<strong>ch</strong>en, ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> für ein „Minifrühstück“<br />
(ein Kaffee mit einem Joghurt). Dies hat den Vorteil,<br />
dass i<strong>ch</strong> die Fahrt um einiges früher fortsetzen kann<br />
und dadur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gezwungen bin, über die Autobahn zu<br />
fahren. Kurz na<strong>ch</strong> 08:30 bin i<strong>ch</strong> reisefertig und die Reise<br />
kann in Ri<strong>ch</strong>tung Norden weitergehen. Auf der B168<br />
fahre i<strong>ch</strong> vorbei an den Kolpinerseen na<strong>ch</strong> Fürstenwalde,<br />
eine askanis<strong>ch</strong>e Gründung. Fürstenwalde liegt innerhalb<br />
des Berliner Urstromtales, wel<strong>ch</strong>es in diesem Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
von der Spree dur<strong>ch</strong>flossen wird. Die Stadt wurde im<br />
Jahre 1272 erstmals urkundli<strong>ch</strong> erwähnt. Sie dürfte jedo<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en 1225 und 1250 gegründet worden sein.<br />
No<strong>ch</strong> heute ist Fürstenwalde eine der drei märkis<strong>ch</strong>en<br />
Domstädte neben <strong>Brandenburg</strong> und Havelberg. Der St.-<br />
Marien-Dom ist umgeben von dem Bürgergarten sowie<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Kultureinri<strong>ch</strong>tungen und gehört mit seinem<br />
68 m hohen Turm zu den markantesten Wahrzei<strong>ch</strong>en<br />
Fürstenwaldes. Aus dem 15. Jahrhundert stammt<br />
au<strong>ch</strong> das Alte Rathaus am Marktplatz, das heute die Ga-<br />
Fürstenwalde, St. Marien-Dom<br />
lerie im Alten Rathaus beherbergt. No<strong>ch</strong> kurz vor<br />
Ende des 2. Weltkriegs wurde Fürstenwalde dur<strong>ch</strong><br />
Bomben stark zerstört. Au<strong>ch</strong> Dom und Rathaus<br />
wurden bes<strong>ch</strong>ädigt. In den 50-er und 60-er Jahren<br />
wurden viele Gebäude wiederhergestellt und neue<br />
Wohngebiete entstanden.<br />
50
Über Jahnsfelde errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> auf<br />
Bei Steinhöfel<br />
der B167 die Stadt Neuhardenberg,<br />
indem i<strong>ch</strong> den Naturpark „Märkis<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>weiz“ dur<strong>ch</strong>quere. Jahnsfelde<br />
befindet si<strong>ch</strong> auf einem Gebiet,<br />
wel<strong>ch</strong>es s<strong>ch</strong>on sehr früh besiedelt<br />
war. Körpergrabfunde aus der Jungsteinzeit<br />
im Jahnsfelder Gebiet belegen<br />
das. Sa<strong>ch</strong>funde zeugen von<br />
der Anwesenheit jung-slawis<strong>ch</strong>er<br />
Stämme im 11. und 12. Jahrhundert<br />
in der Umgebung. Die Strasse führt<br />
dur<strong>ch</strong> Alleen und ist relativ s<strong>ch</strong>mal.<br />
Ausserdem ist sie mit Strassens<strong>ch</strong>äden<br />
übersäht (viellei<strong>ch</strong>t stammt sie au<strong>ch</strong> aus der Jungsteinzeit?), was zu einer entspre<strong>ch</strong>end unruhigen<br />
Fahrt führt. Für mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong> ein grosses Problem. Die diese Strecke befahrenden (und<br />
wie S<strong>ch</strong>iffe im Sturm s<strong>ch</strong>wankenden) Sattels<strong>ch</strong>lepper müssen aber beim Kreuzen die Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
massiv reduzieren, um si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gegenseitig die Rückspiegel abzus<strong>ch</strong>iessen.<br />
S<strong>ch</strong>loss Wulkow<br />
Kurz vor Wriezen entdecke i<strong>ch</strong> einen<br />
Weissstor<strong>ch</strong> in einem Ackerfeld<br />
und glei<strong>ch</strong> darauf sehe i<strong>ch</strong> auf einem<br />
nahen Kir<strong>ch</strong>turm ein Stor<strong>ch</strong>ennest.<br />
Wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sehr oft, so<br />
kann i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> auf der ganzen Reise<br />
gelegentli<strong>ch</strong> einmal auf Türmen<br />
oder auf speziell angefertigten<br />
Stützen, Horste entdecken. Die<br />
Gegend die i<strong>ch</strong> hier dur<strong>ch</strong>fahre ist<br />
das Oderbru<strong>ch</strong>. Die Oder bildet<br />
hier auf einer längeren Stecke eine<br />
In dieser Gegend stosse i<strong>ch</strong> wiederholt auf S<strong>ch</strong>lösser, so<br />
au<strong>ch</strong> auf das S<strong>ch</strong>loss bei Wulkow. Im Landkreis Märkis<strong>ch</strong>-<br />
Oderland alleine gibt es 16 S<strong>ch</strong>lösser, von denen einige<br />
(wie au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>loss Wulkow) heute als Hotels oder als<br />
Museen genutzt werden. Zu Zeiten der DDR wurde das<br />
Haus vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> genutzt. Das S<strong>ch</strong>loss Wulkow war<br />
Krankenhaus, Flü<strong>ch</strong>tlingsheim sowie S<strong>ch</strong>ulungsheim. Eine<br />
Familie aus dem westfälis<strong>ch</strong>en Münsterland erwarb das<br />
S<strong>ch</strong>loss von der Treuhandanstalt im August 1992 und<br />
renovierte es umfassend. 1994 wurde das Parkhotel<br />
S<strong>ch</strong>loss Wulkow eröffnet.<br />
natürli<strong>ch</strong>e Staatsgrenze zu Polen. Das Oderbru<strong>ch</strong> ist ein Binnendelta der Oder im Landkreis Märkis<strong>ch</strong>-<br />
Oderland. Das Oderbru<strong>ch</strong> ist mit nur 2 bis 5 Metern über dem Meeresspiegel das am tiefsten gelegene<br />
Gebiet in der Mark <strong>Brandenburg</strong>. Es erstreckt si<strong>ch</strong> von der Stadt Oderberg im Norden bis Lebus im<br />
Süden. Die Flussaue wird begrenzt von bis 100 m höher gelegenen Flä<strong>ch</strong>en. Bis ins 18. Jahrhundert<br />
Angermünde<br />
Jahnsfelde<br />
wurde das Bru<strong>ch</strong> regelmässig zweimal<br />
im Jahr überflutet, so dass die<br />
fru<strong>ch</strong>tbaren Flä<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t bewirts<strong>ch</strong>aftet<br />
werden konnten. Nur die<br />
höher gelegenen Orte, wie Oderberg,<br />
Bad Freienwalde, Wriezen, Seelow<br />
und Lebus boten den Mens<strong>ch</strong>en<br />
dann S<strong>ch</strong>utz. 1747 liess König Friedri<strong>ch</strong><br />
II s<strong>ch</strong>on früher ausgearbeitete<br />
Pläne zur Entwässerung des<br />
Oderbru<strong>ch</strong>s verwirkli<strong>ch</strong>en. Die Oder<br />
erhielt ein neues, begradigtes Flussbett:<br />
60 km wurden eingedei<strong>ch</strong>t und<br />
Sumpfgebiete trockengelegt. Aus<br />
sumpfiger Wildnis wurde eines der<br />
fru<strong>ch</strong>tbarsten Ackerbaugebiete und<br />
eine neue preussis<strong>ch</strong>en Provinz, die si<strong>ch</strong> aufgrund ihres Fis<strong>ch</strong>rei<strong>ch</strong>tums und wertvollen Ackerbodens<br />
zur Kornkammer Preussens und zur Speisekammer Berlins entwickelte.<br />
51
Krani<strong>ch</strong>e<br />
gramm der DDR im September 1990 unter<br />
S<strong>ch</strong>utz gestellt. Es ist 1’291 km# gross<br />
und umfasst eine eindrucksvolle Kulturlands<strong>ch</strong>aft<br />
mit rund 240 Seen, tausenden<br />
Mooren, Wiesen und Äckern. Mit 32'000<br />
Mens<strong>ch</strong>en, d.h. 25 Einwohner pro km 2 , ist<br />
es eines der am dünnsten besiedelten<br />
Gebiete Deuts<strong>ch</strong>lands. Das Zisterzienser-<br />
Kloster Chorin bewirts<strong>ch</strong>aftete massgebli<strong>ch</strong><br />
die Ländereien der Gegend vom frühen<br />
Mittelalter bis zum Ende des Dreissigjährigen<br />
Krieges. Am Westrand der S<strong>ch</strong>orfheide,<br />
nördli<strong>ch</strong> der Orts<strong>ch</strong>aft Gross S<strong>ch</strong>önebeck,<br />
befand si<strong>ch</strong> bis 1945 einer der<br />
Wohnsitze von Hermann Göring. Die waldrei<strong>ch</strong>e<br />
Lands<strong>ch</strong>aft diente als Jagdrevier,<br />
wel<strong>ch</strong>es nur den Mä<strong>ch</strong>tigen des Staates<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> Oderberg auf der<br />
B158 in Ri<strong>ch</strong>tung Anger-münde<br />
verlassen habe, entdecke i<strong>ch</strong> in<br />
einem Feld eine Gruppe von 8<br />
Krani<strong>ch</strong>en. Zum Glück finde i<strong>ch</strong><br />
eine Mögli<strong>ch</strong>keit am Strassenrand<br />
anzuhalten, um ein paar<br />
Bilder zu ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> befinde<br />
mi<strong>ch</strong> hier in der Uckermark im<br />
Biosphärenreservat S<strong>ch</strong>orfheide-Chorin.<br />
Mehr als 60%<br />
der Flä<strong>ch</strong>e gehören zu den<br />
s<strong>ch</strong>ützenswerten Naturlands<strong>ch</strong>aften.<br />
Das Reservat wurde<br />
dur<strong>ch</strong> das Nationalparkpro-<br />
zur Verfügung stand. Dieser Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist es zu verdanken, dass die Vegetation in weiten Teilen und<br />
vor allem in seiner Kernzone seit Jahrzehnten von tief greifenden mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Störungen vers<strong>ch</strong>ont<br />
wurde. Das Biosphärenreservat S<strong>ch</strong>orfheide-Chorin ist eine gewässerrei<strong>ch</strong>e Kulturlands<strong>ch</strong>aft. Genau<br />
dur<strong>ch</strong> das Biosphärenreservat verläuft die Wassers<strong>ch</strong>eide zwis<strong>ch</strong>en Nord- und Ostsee. Grosse Fliessge-<br />
Perstein<br />
Weiher bei Mei<strong>ch</strong>ow<br />
wässer fehlen im Gebiet, au<strong>ch</strong><br />
kleinere Bä<strong>ch</strong>e sind selten.<br />
Häufige Gewässertypen sind<br />
dagegen Stillgewässer in Form<br />
von Seen, Tümpeln, Weihern,<br />
Söllen, Tei<strong>ch</strong>en und moorigen<br />
Berei<strong>ch</strong>en.<br />
Damit ist mein heutiges Reiseziel s<strong>ch</strong>on fast errei<strong>ch</strong>t. Über<br />
Angermünde errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> auf der B198 die Gemeinde S<strong>ch</strong>miedeberg<br />
und von hier ist es ni<strong>ch</strong>t mehr weit bis na<strong>ch</strong> Melzow,<br />
ein Ortsteil von Warnitz. Der staatli<strong>ch</strong> anerkannte Erholungsort<br />
Angermünde liegt mit seinen 23 Ortsteilen, in der südöstli<strong>ch</strong>en<br />
Uckermark. Mit 323 km# ist die Stadt Angermünde<br />
einerseits eine der grössten Städte Deuts<strong>ch</strong>lands. Andererseits<br />
gehört sie zu den am dünnsten besiedelten Regionen<br />
des Landes. Hier leben nur 44 Einwohner pro km#. Gerade das<br />
ma<strong>ch</strong>t den besonderen Reiz der Stadt Angermünde aus – <strong>Lebe</strong>n<br />
in und mit Natur und Lands<strong>ch</strong>aft. Angermünde hat si<strong>ch</strong><br />
Angermünde, Rathaus<br />
den Charme der einstigen Ackerbürgerstadt bewahrt. Ihre<br />
historis<strong>ch</strong>e Altstadt, mit Marktplatz und originellem Marktbrunnen, dem barocken Rathaus, mit mittelalterli<strong>ch</strong>en<br />
Kir<strong>ch</strong>en und vielen s<strong>ch</strong>mucken Fa<strong>ch</strong>werkhäusern ist der lebendige Mittelpunkt der Stadt.<br />
52
„Route Napoleon“ ...<br />
den Strassenrand zu fahren ist ohnehin ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>,<br />
da diese ni<strong>ch</strong>t viel breiter ist als mein Bus.<br />
Na<strong>ch</strong> meiner (fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ho<strong>ch</strong>kompetent en)<br />
Beurteilung dürfte die Strasse no<strong>ch</strong> von Napoleon<br />
erstellt worden sein, als er si<strong>ch</strong> auf dem Feldzug in<br />
den Osten befand. Witzig ist, dass am S<strong>ch</strong>luss der<br />
„Route Napoleon“ ein Wegweiser mit dem Hinweis<br />
auf die nahen Autobahnans<strong>ch</strong>lüsse auf die A11/E28<br />
steht! Wenn es eine Wahl zum „wildesten Autobahnzubringer<br />
in Deuts<strong>ch</strong>land“ gäbe, dann wäre<br />
dies mit Si<strong>ch</strong>erheit der Favorit.<br />
Weiher bei Melzow<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> den Bus aufgestellt und den Strom<br />
anges<strong>ch</strong>lossen habe, ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den<br />
Weg ins Dorf um irgendwo irgendetwas zu essen.<br />
I<strong>ch</strong> finde dann au<strong>ch</strong> den „Landmarkt Warnitz“,<br />
offenbar das Einkaufszentrum des Ortes.<br />
Neben der Imbissstätte befindet si<strong>ch</strong> ein Laden<br />
im Stile eines Dorfladens. Von Reinigungsmittel<br />
über Haushaltszubehör, Frü<strong>ch</strong>te, Gemüse bis zu<br />
Fris<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong> ist fast alles zu bekommen. Am<br />
Imbisstand gibt es heute als Tagesmenu Königsbergerklopse<br />
mit Kartoffeln. Dazu trinke i<strong>ch</strong><br />
ein Bier mit Zitronenlimonade (2,5% Alkohol).<br />
Diese Stecke na<strong>ch</strong> Warnitz hat es aber in si<strong>ch</strong>!<br />
Die Strasse führt dur<strong>ch</strong> einen Auenwald mit<br />
vielen kleinen Seen und Tümpeln. Eigentli<strong>ch</strong><br />
sehr idyllis<strong>ch</strong>, wenn ni<strong>ch</strong>t die Strassenverhältnisse<br />
wären! Die etwa vier Kilometer lange<br />
Strasse besteht zu einem wesentli<strong>ch</strong>en Teil aus<br />
Kopfsteinen und ist teilweise mit Asphalt lei<strong>ch</strong>t<br />
ausgebessert. Die Strasse erlaubt nur im S<strong>ch</strong>ritttempo<br />
zu fahren, wodur<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong> keine<br />
übermässige Vorsi<strong>ch</strong>t walten lassen muss um<br />
gelegentli<strong>ch</strong> ein Foto ma<strong>ch</strong>en zu können. An<br />
... mit Autobahnans<strong>ch</strong>luss<br />
Meiner Steuerberaterin sei verdankt, dass i<strong>ch</strong><br />
den Campingplatz do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> finde. Er liegt<br />
ganz versteckt in einem Kieferwald. I<strong>ch</strong> kann die<br />
Anmeldung glei<strong>ch</strong> vom Bus aus erledigen. Der<br />
mir in Aussi<strong>ch</strong>t gestellte Platz ist no<strong>ch</strong> frei und<br />
i<strong>ch</strong> werde na<strong>ch</strong> im Bus erledigter Administration<br />
hingeführt. Er liegt mitten in hohen Kiefern und<br />
unter einer Staude, die alle für ausrei<strong>ch</strong>end<br />
S<strong>ch</strong>atten besorgt sind. Angesi<strong>ch</strong>ts des kühlen<br />
Windes, der s<strong>ch</strong>on während des ganzen Tages<br />
geht, viellei<strong>ch</strong>t fast etwas zu viel Sonnens<strong>ch</strong>utz.<br />
Aber eben, man ist au<strong>ch</strong> nie ganz zufrieden!<br />
Königsbergerklopse<br />
Die Königsbergerklopse sind aus gemis<strong>ch</strong>tem<br />
Hackfleis<strong>ch</strong> (S<strong>ch</strong>wein und Rind) gema<strong>ch</strong>t, eine<br />
ostpreussis<strong>ch</strong>e Spezialität aus geko<strong>ch</strong>ten Fleis<strong>ch</strong>klössen<br />
in weisser Sauce mit Kapern. Ein originelles<br />
und leckeres Menu zu einem no<strong>ch</strong> originelleren<br />
Preis. Für das Essen mit Getränk bezahle i<strong>ch</strong><br />
ganze 6.50"! Mit vollem Magen ziehe i<strong>ch</strong> dann<br />
dur<strong>ch</strong> ein paar Gassen des Ortes und entdecke<br />
die Strasse an den See. Viele der Strassen stammen<br />
no<strong>ch</strong> unverändert aus DDR-Zeiten, das<br />
heisst, der Belag besteht aus groben Kopfsteinen<br />
mit einem entspre<strong>ch</strong>enden Rütteleffekt. Dies in<br />
Kombination zum vollen Magen! Am See entdecke<br />
i<strong>ch</strong> leider ein S<strong>ch</strong>ild mit der Aufs<strong>ch</strong>rift „keine Tiere“ was soviel bedeutet dürfte, dass Otello - entgegen<br />
meinen Verspre<strong>ch</strong>ungen - do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ins Wasser darf.<br />
53
Am späteren Na<strong>ch</strong>mittag unternehme i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
eine kleine Wanderung auf die andere Seite des<br />
Campingplatzes in Ri<strong>ch</strong>tung Stegelitz. Die<br />
Strasse ist mit zwei Bahnen aus betonierten<br />
Elementen belegt. Der Raum zwis<strong>ch</strong>en den Betonplatten<br />
ist mit gewalztem Kies oder mit<br />
Verbundsteinen gefüllt. Die Strasse s<strong>ch</strong>eint<br />
ni<strong>ch</strong>t aus DDR-Zeiten zu stammen, wenn au<strong>ch</strong><br />
die Bauweise darauf hindeuten könnte. Es ist<br />
für mi<strong>ch</strong> sehr angenehm darauf zu fahren. Allerdings<br />
wird es eng, wenn ein PW entgegen<br />
kommt. Wie geht das erst, wenn ein Laster diese<br />
Strecke zu befahren gedenkt?<br />
Oberuckersee<br />
Am Abend werde i<strong>ch</strong> von den Na<strong>ch</strong>barn zu einem<br />
Bier eingeladen. Das Ehepaar, das heute in<br />
der Nähe von Berlin wohnt, lebte bis zur „Wende“<br />
in Dresden. Die Frau und ist hier in Warnitz<br />
aufgewa<strong>ch</strong>sen und pflegt no<strong>ch</strong> Kontakte zu<br />
ihren ehemaligen S<strong>ch</strong>ulfreunden. Es wird ein<br />
sehr interessanter Abend.<br />
Camping am Oberuckersee, Warnitz: ADAC-Nr.: BD 120<br />
Der Campingplatz befindet si<strong>ch</strong> in einem naturbelassenen,<br />
mehrfa<strong>ch</strong> gestuften Waldgelände oberhalb<br />
des Oberuckersees. Er ist in Berei<strong>ch</strong>e für Touristen<br />
und Dauercamper unterteilt. Eine eigentli<strong>ch</strong>e<br />
Parzellierung gibt es ni<strong>ch</strong>t. Die Stellplätze ergeben<br />
si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die natürli<strong>ch</strong> gewa<strong>ch</strong>senen, teils über<br />
100 Jahre alten Kiefern. Die Bahn liegt in Hörweite.<br />
Ein etwa 200 m langer und 10 m breiter Strand<br />
wird von einem S<strong>ch</strong>ilfgürtel eingefasst. Der ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Ursprung des Platzes geht auf das Jahr<br />
1960 zurück.<br />
au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine Was<strong>ch</strong>mas<strong>ch</strong>ine. Sowohl<br />
WC-S<strong>ch</strong>üssel als au<strong>ch</strong> der Dus<strong>ch</strong>sitz sind<br />
für Rolli-Fahrer zu ho<strong>ch</strong> angebra<strong>ch</strong>t. Dass<br />
die Anlage s<strong>ch</strong>on älteren Datums ist, ist<br />
unverkennbar. Do<strong>ch</strong> sind die Räume sauber<br />
und gut gepflegt.<br />
Weg na<strong>ch</strong> Stegelitz<br />
Die Wege sind naturbelassen und teils re<strong>ch</strong>t<br />
steil und holprig. Einzig die „Hauptstrasse“<br />
zum See ist mit Verbundsteinen gesi<strong>ch</strong>ert.<br />
Für einen PW dürfte die Steigung eine grössere<br />
Herausforderung sein, einen Wohnwagen<br />
ho<strong>ch</strong> zu ziehen. Da wird wohl der Campingwart<br />
mit seinem Traktor einspringen.<br />
Das Sanitärgebäude stammt aus dem Jahre<br />
1996. Was die Behindertentoilette betrifft,<br />
bietet sie sehr viel Platz, beherbergt aber<br />
Mohnblüte<br />
54
Freitag, 25. Mai <strong>2012</strong> Am Oberuckersee<br />
Wetter:<br />
Wieder einmal beginnt der Tag<br />
wolkenlos! Obs<strong>ch</strong>on die Sonne<br />
s<strong>ch</strong>eint, ist die Luft do<strong>ch</strong> relativ<br />
kühl. Die Aussentemparatur<br />
liegt bei Sonnenaufgang bei etwa 8°C. gegenüber gestern aber<br />
bleibt der Wind aus. Mit kleinen Ausnahmen ist es den ganzen Tag<br />
windstill. Denno<strong>ch</strong> steigt die Temperatur kaum über 25°C an. Au<strong>ch</strong><br />
von einer Bewölkung ist bis am Abend ni<strong>ch</strong>ts zu erkennen.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Na<strong>ch</strong> dem Frühstück ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf zu einem Spaziergang.<br />
Heute rüste i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit der kompletten Fotoausrüstung aus. Dies<br />
natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zuletzt in der Hoffnung ein paar interessante Bilder<br />
von Vögeln ma<strong>ch</strong>en zu können. I<strong>ch</strong> gehe wieder die Betonstrecke<br />
in Ri<strong>ch</strong>tung Stegelitz. Während gestern erst ein paar wenige Mohnblumen<br />
zu sehen waren, sind es heute s<strong>ch</strong>on eine ganze Anzahl.<br />
Dazwis<strong>ch</strong>en stehen au<strong>ch</strong> immer wieder vereinzelt Kornblumen.<br />
Einsamer Krani<strong>ch</strong><br />
Was i<strong>ch</strong> von blossem<br />
Auge zuerst als Baum-<br />
Mohnfeld<br />
strunk angesehen habe,<br />
stellt si<strong>ch</strong> bei genauerer Betra<strong>ch</strong>tung als einzelner Krani<strong>ch</strong><br />
heraus. Jetzt wird es Zeit das Objektiv zu we<strong>ch</strong>seln!<br />
Als würde er es spüren beoba<strong>ch</strong>tet zu werden, ma<strong>ch</strong>t er<br />
si<strong>ch</strong> gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf den Weg in Ri<strong>ch</strong>tung S<strong>ch</strong>ilf. Immerhin<br />
erlaubt er es mir, einige Bilder zu ma<strong>ch</strong>en bevor er ganz<br />
vers<strong>ch</strong>windet. Ob er hier wohl ein Nest hat?<br />
Neuntöter oder Rotrückenwürger<br />
Fast auf der<br />
ganzen Strecke werde i<strong>ch</strong> vom Gesang der Na<strong>ch</strong>tigall begleitet.<br />
Do<strong>ch</strong> sie zu sehen ist unmögli<strong>ch</strong>, obs<strong>ch</strong>on sie so<br />
nahe sind, dass i<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>mal das Gefühl habe i<strong>ch</strong> könnte<br />
sie greifen. Zu di<strong>ch</strong>t sind die Büs<strong>ch</strong>e in wel<strong>ch</strong>en Sie sitzen.<br />
Eine fliegt eben in dem Moment auf, wo i<strong>ch</strong> sie entdeckt<br />
habe. Dafür sehe i<strong>ch</strong> wenig später einen Neuntöter, der<br />
si<strong>ch</strong> auf einem Ast niedergelassen hat. Es s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> um<br />
ein speziell fotogenes Männ<strong>ch</strong>en zu handeln. Jedenfalls<br />
lässt er mir ausrei<strong>ch</strong>end Zeit, ein paar Bilder von ihm zu<br />
ma<strong>ch</strong>en. Dies ganz im Gegensatz zur Kornweihe, deren Ziel einzig ist, im Feld eine Beute zu s<strong>ch</strong>lagen.<br />
Leider muss i<strong>ch</strong> den Ausflug abbre<strong>ch</strong>en und auf den Campingplatz zurückkehren. Wohl habe i<strong>ch</strong> gestern<br />
festgestellt, dass die Batterieladung ni<strong>ch</strong>t mehr sehr ho<strong>ch</strong> ist. Do<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t damit gere<strong>ch</strong>net,<br />
dass das Campinggelände derart viel Energie brau<strong>ch</strong>t. Da i<strong>ch</strong> am Na<strong>ch</strong>mittag no<strong>ch</strong> ins Dorf will,<br />
sollte i<strong>ch</strong> bis dahin die Batterien wieder etwas aufgepeppt haben. Darum kehre i<strong>ch</strong> um und stecke mei-<br />
Oberuckersee<br />
nen Swiss-Trac an den<br />
Strom. I<strong>ch</strong> kann ja auf<br />
dem Campingplatz<br />
versu<strong>ch</strong>en einen der<br />
vielen Buntspe<strong>ch</strong>te,<br />
die si<strong>ch</strong> in diesem<br />
Kiefernwald tummeln,<br />
vor die Linsen zu bekommen.<br />
Neben den<br />
übli<strong>ch</strong>en Singvögeln<br />
ist vor allem au<strong>ch</strong><br />
wiederholt der Ruf<br />
des Pirols zu vernehmen.<br />
55
Diese Gegend war seit Jahrhunderten ein beliebtes Jagdrevier für politis<strong>ch</strong>e Würdeträger, zuletzt für<br />
Eri<strong>ch</strong> Honecker und Genossen. Zusammen mit dem si<strong>ch</strong> östli<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>liessenden Choriner Endmoränenbogen<br />
gilt sie als beliebtes Erholungsgebiet.<br />
Im Biosphärenreservat S<strong>ch</strong>orfheide-Chorin,<br />
einer fla<strong>ch</strong> gewellten Lands<strong>ch</strong>aft aus Dünen<br />
und Kiefernwäldern, liegt neben anderen der<br />
Werbelinsee. An seinem westli<strong>ch</strong>en Ufer liess<br />
König Friedri<strong>ch</strong> Wilhelm IV. um 1850 das<br />
S<strong>ch</strong>loss Hubertusstock erbauen. Später fand<br />
Hermann Göring au<strong>ch</strong> an diesem Jagds<strong>ch</strong>loss<br />
gefallen, dann Honecker, der es zum Gästehaus<br />
der DDR-Regierung umfunktionierte. Der Zaun<br />
rundum, der die Privilegierten von der Aussenwelt<br />
abs<strong>ch</strong>irmen sollte, hatte die positive Folge,<br />
dass Biber, Krani<strong>ch</strong>e, Seeadler und andere Tiere<br />
auf dem Gelände heimis<strong>ch</strong> wurden. Heute be-<br />
S<strong>ch</strong>loss Hubertusstock, 1913<br />
herbergt das S<strong>ch</strong>loss ein Hotel.<br />
Weg na<strong>ch</strong> Warnitz-Quast<br />
Na<strong>ch</strong> dem Mittag s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> die Batterieladung<br />
meines Tracs wieder soweit erholt<br />
zu haben, dass i<strong>ch</strong> einen neuen Ausflug<br />
wagen kann. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te auf die andere<br />
Seite des Dorfes gehen. Da soll es ein<br />
gutes Restaurant und au<strong>ch</strong> einen s<strong>ch</strong>önen<br />
Zugang zum See geben. Also ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> auf den Weg. Na<strong>ch</strong> einer längeren<br />
Tour, zwis<strong>ch</strong>en der Bahnlinie und einem<br />
alten Bu<strong>ch</strong>enwald, finde i<strong>ch</strong> besagtes Hotel<br />
„Panorama“. Es s<strong>ch</strong>eint eine eher vornehme<br />
Unterkunft zu sein. Au<strong>ch</strong> innen sieht es<br />
ni<strong>ch</strong>t eben na<strong>ch</strong> Armut aus. Das Restaurant<br />
soll im unteren Stock liegen und mit einem<br />
Lift zu errei<strong>ch</strong>en sein. Viellei<strong>ch</strong>t etwas für<br />
Sonntag.<br />
Weiter geht die s<strong>ch</strong>male aber asphaltierte Strasse in Ri<strong>ch</strong>tung Warnitz-Quast. Die Siedlung errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
auf einer steilen Strasse, die mit Verbundsteinen belegt ist. Sie befindet si<strong>ch</strong> ganz unten am Seeufer.<br />
Einer Tafel entnehme i<strong>ch</strong> die folgende Information:<br />
Früher soll an dieser Stelle des Uckersees ein Holzablegeplatz gewesen sein. Das Holz wurde na<strong>ch</strong> Prenzlau<br />
geflösst. Der Beginn der Entwicklung des Quasts (heute Unterquast) als touristis<strong>ch</strong>es Ziel geht auf das Jahr<br />
1920 zurück. Die erste Wandergruppe<br />
Liegewiese, Strand<br />
waren die „Fahrenden Gesellen“ aus<br />
Prenzlau mit ihrem Vorsitzenden, dem<br />
damaligen Bu<strong>ch</strong>händler Koblenz. In<br />
Zelten und mit Feuerstelle verbra<strong>ch</strong>te<br />
man das Wo<strong>ch</strong>enende am Uckersee.<br />
Zur Versorgung der ersten Erholungssu<strong>ch</strong>enden<br />
liess Rittmeister Fink aus<br />
Blankenburg eine Mil<strong>ch</strong>verkaufsstelle<br />
erri<strong>ch</strong>ten. 1930-32 erteilte er au<strong>ch</strong> Genehmigungen<br />
zum Bau kleiner Häus<strong>ch</strong>en<br />
gegen Pa<strong>ch</strong>t. Wegen des sumpfigen<br />
Geländes wurden diese in lei<strong>ch</strong>ter<br />
Bauweise aus Holzbalken mit einer Stülps<strong>ch</strong>alung der äusseren Verbretterung und auf Pfählen erri<strong>ch</strong>tet. Im<br />
Inneren waren sie sehr einfa<strong>ch</strong> ausgestattet. So s<strong>ch</strong>lief man auf Strohsäcken, Li<strong>ch</strong>t gab es no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, Kaffeewasser<br />
holte man von einer Quelle und<br />
abgewas<strong>ch</strong>en wurde im See.<br />
Ferienhäuser<br />
Bauleute waren vorwiegend Ges<strong>ch</strong>äftsleute<br />
aus Prenzlau. Das erste Häus<strong>ch</strong>en,<br />
wie fast alle ni<strong>ch</strong>t grösser als 3 x 3 Meter,<br />
baute der Uhrenma<strong>ch</strong>er Pas<strong>ch</strong>ke.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st wurde an der Seeseite, dann<br />
aber au<strong>ch</strong> am heutigen Weg zur Gaststätte<br />
gebaut.<br />
56
1935 wurde eine Haltestelle der Bahn (Quast) eigeri<strong>ch</strong>tet,<br />
na<strong>ch</strong> dem Gleisabbau 1945 stillgelegt, im<br />
Juni 1969 wieder eröffnet. Von Prenzlau aus gab es<br />
Motorbootsfahrten zum Quast und zurück, eine<br />
Rundfahrt um die Burgwallinsel kostete damals 20<br />
Pfennig, heute hält hier das Fahrgasts<strong>ch</strong>iff, das von<br />
Prenzlau aus beide Uckerseen befährt.<br />
Ab ca. 1934 bewirts<strong>ch</strong>aftete Familie Höhne die<br />
Strandwirts<strong>ch</strong>aft, dort wurden viele Erzeugnisse des<br />
Hofes wie Gemüse, insbesondere Spargel und Geflügel,<br />
und Karpfen aus den eigenen Tei<strong>ch</strong>en vermarktet.<br />
Ab 1936 wurde sonntags Mittagessen angeboten.<br />
Während des II. Weltkriegs waren Höhnes Eintöpfe<br />
mit Geflügel besonders beliebt.<br />
Ferienhäuser<br />
Ab den 1950-er Jahren nutzten immer mehr Prenzlauer, S<strong>ch</strong>wedter und Angermünder die Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> hier<br />
ein Wo<strong>ch</strong>enendhäus<strong>ch</strong>en zu bauen.<br />
Liegewiese, Strand<br />
Anfang der 1960-er Jahre begann die<br />
Bebauung am Oberquast mit vorwiegend<br />
gemauerten Häus<strong>ch</strong>en. Das Ostufer<br />
des Uckersees wurde zum Camping<br />
genutzt. Aus den anfängli<strong>ch</strong> hier stehenden<br />
Zelten und Campingwagen entwickelte<br />
si<strong>ch</strong> die heutige Besiedlung. Um<br />
1970 erfolgte die Bautätigkeit von Betrieben.<br />
Diese Bungalows wurden den<br />
Bes<strong>ch</strong>äftigten für den Urlaub angeboten.<br />
Quelle: Info-Tafel<br />
„Deuts<strong>ch</strong>e Ei<strong>ch</strong>e“<br />
Entgegen eines Verbotss<strong>ch</strong>ildes<br />
lasse i<strong>ch</strong> Otello am See<br />
do<strong>ch</strong> kurz laufen. Er rennt<br />
s<strong>ch</strong>nell zum Wasser, nimmt<br />
ein tü<strong>ch</strong>tiges Bad (wobei er<br />
eine vor ihm s<strong>ch</strong>wimmende<br />
Ringelnatter offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t sieht, jedenfalls löst sie<br />
bei Otello keinen Jagdinstinkt<br />
aus) und kommt dann ohne<br />
Zurufe zu mir zurück. Na<strong>ch</strong>dem<br />
i<strong>ch</strong> feststellen muss,<br />
dass i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in das Strandlokal<br />
hinein komme (der feine<br />
Sand ist ni<strong>ch</strong>t zu überwinden) ma<strong>ch</strong>en wir uns wieder auf den Rückweg. Beim Gasthof „Deuts<strong>ch</strong>e Ei<strong>ch</strong>e“<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> Halt um etwas zu essen. Es<br />
s<strong>ch</strong>eint ein traditionelles und etwas originelles<br />
Gasthaus zu sein. I<strong>ch</strong> bestelle ein<br />
S<strong>ch</strong>weinsmedaillon mit Tomaten und Käse<br />
überbacken. Dazu einen kleinen Salat und<br />
einen trockenen Dornfelder. Wenn das<br />
Fleis<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> etwas faserig ist, so s<strong>ch</strong>meckt<br />
es do<strong>ch</strong> gut. Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den<br />
Heimweg. Der Platz hat si<strong>ch</strong> während des<br />
Tages do<strong>ch</strong> ansehnli<strong>ch</strong> gefüllt. Und no<strong>ch</strong><br />
immer fahren neue Gäste mit Wohnmobilen,<br />
Wohnwagen oder Zelten ein. Bei den Neuankömmlingen<br />
handelt es mehrheitli<strong>ch</strong> um<br />
Familien mit Kindern jeden Alters, die meisten<br />
haben ein Berliner Kontrolls<strong>ch</strong>ild. Es ist<br />
davon auszugehen, dass die vergangene<br />
Na<strong>ch</strong>t die ruhigere war.<br />
57
Camping am Oberuckersee, Warnitz: ADAC-Nr.: BD 120<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Campingplatzes am Oberuckersee in Warnitz: Campingbegeisterte Prenzlauer Wassersportler<br />
kamen an den Wo<strong>ch</strong>enenden mit Booten na<strong>ch</strong> Warnitz und bra<strong>ch</strong>ten ihre Zelte mit. Die Begeisterung für die<br />
s<strong>ch</strong>öne Umgebung und die perfekte Lage am See hielt an und so entstand der Campingplatz.<br />
Etwa ab 1960 erhielt er den Status „Internationaler Campingplatz“. Während der DDR-Zeit gab es festgelegte<br />
Transitstrecken dur<strong>ch</strong> das Territorium der DDR. Urlauber aus dem „westli<strong>ch</strong>en Ausland“ mussten diese nutzen,<br />
sie durften auf dem Warnitzer Campingplatz überna<strong>ch</strong>ten und mussten si<strong>ch</strong> dies vom Platzwart bestätigen lassen<br />
– heute ist das kaum no<strong>ch</strong> vorstellbar!<br />
Mitte der 1960-er Jahre wurde das erste Sanitärgebäude<br />
erri<strong>ch</strong>tet, 1969 erfolgte der Bau der Rezeption. Die<br />
Stellplätze wurden über eine zentrale Campingplatzvermittlung<br />
in Waren / Müritz vergeben, der Ort Warnitz<br />
hatte praktis<strong>ch</strong> hier keinen Einfluss auf die Belegung. Im<br />
Verlaufe der Zeit gab es au<strong>ch</strong> bestimmte Flä<strong>ch</strong>en für<br />
Dauercamper (ab Mai bis September).<br />
Für Abwe<strong>ch</strong>slung sorgte das Zeltkino, na<strong>ch</strong>mittags Kindervorstellung,<br />
abends oft zweimal für Erwa<strong>ch</strong>sene. Bis<br />
Mitte der 1990-er Jahre fanden an den Wo<strong>ch</strong>enenden<br />
Tanzveranstaltungen statt. 1978 wurde eine Waldgaststätte<br />
eröffnet und mit dem Bau einer Verkaufseinri<strong>ch</strong>tung<br />
begonnen, beide sind inzwis<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Seit 1992 erfolgt die Bewirts<strong>ch</strong>aftung dieses Campingplatzes privat. Im glei<strong>ch</strong>en Jahr wurde ein neues Sanitärgebäude<br />
erstellt. Besonders in den ersten 10 Jahren na<strong>ch</strong> „der Wende“ kamen viele Gäste aus den alten Bundesländern,<br />
die auf ihrem Weg in Ri<strong>ch</strong>tung Polen einen Zwis<strong>ch</strong>enstopp auf dem Platz einlegten. Das heutige Campingplatz-Publikum<br />
ist sehr gemis<strong>ch</strong>t. Urlauber und Saisoncamper (01.04. bis 15.10.), die von der uckermärkis<strong>ch</strong>en<br />
Lands<strong>ch</strong>aft und der Lage des Platzes fasziniert sind; viele Berliner, für die u.a. die Anbindung mit der<br />
Bahn perfekt ist; Gäste, die von/na<strong>ch</strong> Polen oder in die baltis<strong>ch</strong>en Staaten reisen und einen Zwis<strong>ch</strong>enstopp einlegen;<br />
Wasserwanderer, die den Campingplatz als Startpunkt für ihre Tour auf der U(e)cker bis zum Stettiner<br />
Haff nutzen und seit 2007 verstärkt au<strong>ch</strong> Radwanderer, die auf dem Fahrradweg Berlin-Usedom unterwegs sind.<br />
Samstag, 26. Mai <strong>2012</strong> Wanderung na<strong>ch</strong> Stegelitz<br />
Wetter:<br />
Der Tag beginnt<br />
wieder wolkenlos.<br />
Aber au<strong>ch</strong> diese<br />
Na<strong>ch</strong>t war bei 10°C<br />
relativ kühl. Gegen Mittag weiten si<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>leierwolken<br />
immer weiter aus, sodass die Sonne zeitweise verdeckt<br />
wird. Bis am Abend aber bedeckt si<strong>ch</strong> der Himmel gänzli<strong>ch</strong>.<br />
Die Temperatur aber bleibt re<strong>ch</strong>t angenehm, weil<br />
der Wind fast ganz na<strong>ch</strong>gelassen hat.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Heute will i<strong>ch</strong> vollenden, was i<strong>ch</strong> gestern angefangen<br />
habe: nämli<strong>ch</strong> die Wanderung na<strong>ch</strong> Stegelitz - diesmal<br />
aber mit voll geladenen Batterien. Gemäss Angaben sollen<br />
es 5 km sein, was etwa der Distanz na<strong>ch</strong> Landquart<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Diese Strecke ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mit Otello regelmässig,<br />
womit i<strong>ch</strong> davon ausgehen kann, dass au<strong>ch</strong> die Tour<br />
na<strong>ch</strong> Stegelitz für ihn kein Problem sein sollte. Dies zumal<br />
i<strong>ch</strong> vor der Rückkehr eine grössere Pause ma<strong>ch</strong>en<br />
will.<br />
Wie gestern werde i<strong>ch</strong> von vers<strong>ch</strong>iedenstem Vogelgesang<br />
begleitet. Heute kommen aber no<strong>ch</strong> die Feldler<strong>ch</strong>e und<br />
die Goldammer hinzu. Au<strong>ch</strong> die Na<strong>ch</strong>tigall singt wieder<br />
in den Büs<strong>ch</strong>en ihr strophenrei<strong>ch</strong>es Lied. I<strong>ch</strong> bekomme<br />
sie aber stets erst dann zu sehen, wenn sie zum Flug<br />
abgehoben hat. Nur zu gerne hätte i<strong>ch</strong> ein Bild gema<strong>ch</strong>t.<br />
Quelle: Info-Tafel bei Rezeption<br />
58
Ri<strong>ch</strong>tungsgetrente Autobahn<br />
nennt man ihn im Pommers<strong>ch</strong>en Uecker. Die<br />
Lands<strong>ch</strong>aft präsentiert si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier als sanftes<br />
Hügelland mit Tei<strong>ch</strong>en, Tümpeln und Heidelands<strong>ch</strong>aften.<br />
Der Grund für die vielen Feu<strong>ch</strong>tgebiete<br />
liegt darin, dass der Boden sehr lehmig ist,<br />
wodur<strong>ch</strong> das Wasser ni<strong>ch</strong>t abfliessen kann. Sie<br />
s<strong>ch</strong>einen mit Frös<strong>ch</strong>en und Kröten sehr gut bevölkert<br />
zu sein. Jedenfalls ist jeweils ein lautstarkes<br />
und vielfältiges Quaken zu hören.<br />
Mohnblüten<br />
Bevor i<strong>ch</strong> Stegelitz errei<strong>ch</strong>e, treffe i<strong>ch</strong> auf eine Kornweihe auf der<br />
Jagd. Allerdings ist es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> von ihr ein Foto zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Flieth-Stegelitz wird vom Amt Gerswalde mit Sitz in der glei<strong>ch</strong>namigen<br />
Gemeinde verwaltet. Sie entstand am 31. Dezember 2001<br />
aus dem Zusammens<strong>ch</strong>luss der bis dahin selbständigen Gemeinden<br />
Flieth und Stegelitz.<br />
Wenn man so gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> (mit 6 km/h) dur<strong>ch</strong><br />
die Gegend zieht, wird einem die Vielfalt der<br />
Lands<strong>ch</strong>aft erst ri<strong>ch</strong>tig bewusst. Die Uckermark,<br />
wozu die Gebiete um die Städte Prenzlau, Angermünde<br />
und Templin gehören, liegt zwis<strong>ch</strong>en<br />
der oberen Havel und der unteren Oder beidseits<br />
der Uecker. Der Name Uckermark (= Grenzland)<br />
ist seit dem 15. Jahrhundert gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
und <strong>ch</strong>arakterisiert die Lage dieses Gebietes<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Historis<strong>ch</strong>en Ländern <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Mecklenburg und Pommern. Eine regionale<br />
Besonderheit ist die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>reibweise des namengebenden Flusses. Während<br />
er im <strong>Brandenburg</strong>is<strong>ch</strong>en Ucker heisst,<br />
Tümpel an der Strecke<br />
Während früher die Gebiete für die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
trockengelegt wurden, ist dies heute<br />
verboten, obs<strong>ch</strong>on die Feu<strong>ch</strong>tgebiete oft inmitten<br />
der Felder liegen. Trotzdem sind Acker- und<br />
Forstwirts<strong>ch</strong>aft bis heute wi<strong>ch</strong>tige Erwerbszweige.<br />
Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Uckermark<br />
gar als die Kornkammer Berlins bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Die Uckermark ist heute au<strong>ch</strong> ein wi<strong>ch</strong>tiger<br />
Naherholungsraum für die Berliner, was man<br />
au<strong>ch</strong> aus den Autos<strong>ch</strong>ildern der eingetroffenen<br />
Campinggäste lesen kann.<br />
Die stattli<strong>ch</strong>e Feldsteinkir<strong>ch</strong>e St.-Petri von Stegelitz stammt aus<br />
dem 13. Jahrhundert. Der mittelalterli<strong>ch</strong>e Feldsteinbau weist neben<br />
dem, im Unterbau etwas<br />
vorspringenden Westturm eine<br />
Vor-halle auf der Südseite auf,<br />
die im Zusammenhang mit dem<br />
Ein-bau der Patronatsloge entstand.<br />
Auf der Nordseite ist die<br />
einstige Sakristei erhalten, die<br />
später als Gruft für die<br />
Suckower Linie der Familie von<br />
Arnim genutzt wurde. Eine<br />
erste grosse Umbauphase erfolgte<br />
vermutli<strong>ch</strong> zum Ende des<br />
16. Jahrhunderts mit dem Einbau der Gewölbe. Der quadratis<strong>ch</strong>e<br />
Turmaufbau wurde 1792 erri<strong>ch</strong>tet.<br />
Der Einbau des unregelmässigen Kreuzrippengewölbes, wel<strong>ch</strong>es auf<br />
zwei a<strong>ch</strong>tseitigen Pfeilern ruht, lässt den Kir<strong>ch</strong>enraum als zweis<strong>ch</strong>iffige<br />
Anlage mit je drei Jo<strong>ch</strong>en erleben. Die Wände sind geputzt und<br />
getün<strong>ch</strong>t. Der Altar stammt aus dem Jahr 1598; Kanzel, Patronatsloge,<br />
Emporen und Gestühl aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts.<br />
59
Seit den 1980-er Jahren, in denen die Dä<strong>ch</strong>er von<br />
Turm und Kir<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>iff neu gedeckt wurden, hat<br />
die Stegelitzer Kir<strong>ch</strong>e keine weiteren bauli<strong>ch</strong>en<br />
Si<strong>ch</strong>erungen erfahren. Ledigli<strong>ch</strong> der Turm wurde<br />
im Jahr 1996 mit einer neuen Da<strong>ch</strong>eindeckung<br />
versehen. Im Juli 2005 wurde na<strong>ch</strong> näherer Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
festgestellt, dass die Da<strong>ch</strong>konstruktion<br />
des Kir<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>iffs in ihren Auflagerberei<strong>ch</strong>en<br />
äusserst stark ges<strong>ch</strong>ädigt ist. Das wirkli<strong>ch</strong>e Ausmass<br />
der S<strong>ch</strong>äden kann gegenwärtig nur vermutet<br />
werden, deutet jedo<strong>ch</strong> bereits jetzt auf eine<br />
umfangrei<strong>ch</strong>e bauli<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>erung hin.<br />
Stegelitz ist ein viel kleinerer Ort, als i<strong>ch</strong> erwartet<br />
habe. Ausser einer Kir<strong>ch</strong>e und einer Imbissecke<br />
bei einem stillgelegten Bauernhof, die glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
au<strong>ch</strong> die Dorf-Gaststätte ist, gibt es keine<br />
öffentli<strong>ch</strong>en Gebäude. Die Imbissecke öffnet erst<br />
um 11:00 Uhr. Darum warte i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine halbe<br />
Stunde bis i<strong>ch</strong> etwas zu trinken bekommen kann.<br />
Für Otello ist die Rast aber no<strong>ch</strong> fast wi<strong>ch</strong>tiger.<br />
Immerhin war die Wanderung ni<strong>ch</strong>t 5 sondern 6,5<br />
km lang. Da i<strong>ch</strong> eine Flas<strong>ch</strong>e Wasser und seinen<br />
Futternapf mitgenommen habe, kann i<strong>ch</strong> ihm<br />
s<strong>ch</strong>on Wasser geben.<br />
Sanierungsbedürftiges Haus<br />
gelingt mir sogar ein Bild von ihm<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Aber plötzli<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>windet<br />
es im hohen S<strong>ch</strong>ilfgras.<br />
Während i<strong>ch</strong> das Reh beoba<strong>ch</strong>te,<br />
fliegt unmittelbar vor mir ein Greifvogel,<br />
vom Flugbild her vermutli<strong>ch</strong><br />
eine Weihe, vorbei.<br />
Stegelitz, Kir<strong>ch</strong>e<br />
Neben der Dorfkir<strong>ch</strong>e steht die Alte S<strong>ch</strong>ule - ein Ort<br />
der Begegnung, Ruhe, Entspannung, Kultur, Musik,<br />
Kunst und Handwerk. Zu dem alten S<strong>ch</strong>ulgebäude<br />
mit Kaminzimmer, Restaurant, Seminarraum, Lesestube,<br />
Afrika-Laden, Fernsehzimmer, gehört au<strong>ch</strong><br />
das freistehende Gästehaus mit seinen a<strong>ch</strong>t Appartements.<br />
Erbaut unter ökologis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten<br />
mit Holz, Lehm und Hanf. Ein ri<strong>ch</strong>tiges Wohlfühl-<br />
Haus. Hier finden Gruppen und au<strong>ch</strong> Einzelreisende<br />
einen gemütli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lafplatz.<br />
Hauptstrasse in Stegelitz<br />
Na<strong>ch</strong> einer fast 2-stündigen Rast nehmen wir den<br />
Weg zurück auf den Campingplatz wieder unter<br />
die Füsse, resp. unter die Räder. In Stegelitz entdecke<br />
i<strong>ch</strong> mehrere Stör<strong>ch</strong>e, die mir zu fotografieren<br />
aber ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist. Beim Mäusebussard<br />
bin i<strong>ch</strong> etwas erfolgrei<strong>ch</strong>er, do<strong>ch</strong> sind die Bilder<br />
für den Gebrau<strong>ch</strong> zu undeutli<strong>ch</strong>.<br />
An der Stelle, wo i<strong>ch</strong> gestern den Krani<strong>ch</strong> gesehen<br />
habe, entdecke i<strong>ch</strong> mit dem Feldste<strong>ch</strong>er etwas<br />
Braunes hinter den no<strong>ch</strong> grünen Ähren. Na<strong>ch</strong><br />
längerem Hinsehen stelle i<strong>ch</strong> fest, dass es si<strong>ch</strong><br />
dabei um ein Reh handelt. Gelegentli<strong>ch</strong> hebt es<br />
den Kopf an, sodass i<strong>ch</strong> es erkennen kann. Es<br />
Ein Reh im Kornfeld ...<br />
60
Wieder zurück auf dem Campingplatz, gebe i<strong>ch</strong> Otello einen O<strong>ch</strong>senziemer zum Kauen. Damit er si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> diesem Gewaltmars<strong>ch</strong> etwas ausruhen kann, lasse i<strong>ch</strong> ihn beim Bus und gehe alleine ins Dorf.<br />
Eine etwas ungewohnte Situation. I<strong>ch</strong> muss für die<br />
Landmarkt Warnitz<br />
nä<strong>ch</strong>sten Tage no<strong>ch</strong> ein paar Kleinigkeiten einkaufen.<br />
Beim „Landmarkt“ stelle i<strong>ch</strong> aber fest,<br />
dass dieser am Samstag nur bis 12:00 Uhr geöffnet<br />
hat und inzwis<strong>ch</strong>en ist es 14:30 Uhr. So bestelle<br />
i<strong>ch</strong> mir wenigstens beim Imbissstand eine<br />
Portion S<strong>ch</strong>weinebraten mit Kartoffeln und Bohnensalat.<br />
Auf die Öffnungszeiten angespro<strong>ch</strong>en,<br />
erkundigt si<strong>ch</strong> die Kioskfrau was i<strong>ch</strong> denn gebrau<strong>ch</strong>t<br />
hätte. Bevor i<strong>ch</strong> es ihr sagen kann, ruft<br />
sie mi<strong>ch</strong> zum Eingang und öffnet mir die Türe. So<br />
kann i<strong>ch</strong> die Wenigkeit die i<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>e do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
einkaufen.<br />
Wieder zurück bei Otello werde i<strong>ch</strong> von meinen<br />
Na<strong>ch</strong>barn glei<strong>ch</strong> zu Kaffee mit Ku<strong>ch</strong>en eingeladen.<br />
I<strong>ch</strong> nehme die Einladung gerne an. Wieder<br />
entsteht ein interessantes Gesprä<strong>ch</strong>, das mir<br />
einen weiteren kleinen Einblick in die Zeit und<br />
das <strong>Lebe</strong>n in der DDR gibt.<br />
Was ist hier<br />
wohl passiert?<br />
Getreide mit Mohnblüten<br />
61
Sonntag, 27. Mai <strong>2012</strong> Pfingstausflug mit Panne<br />
Wetter:<br />
Am Morgen um 7:45 Uhr ist der Himmel no<strong>ch</strong> mit dicken Wolken<br />
bedeckt und es s<strong>ch</strong>eint, als würden sie stillstehen. Do<strong>ch</strong> kaum eine<br />
halbe Stunde später ist der Himmel klar und wolkenlos (soweit i<strong>ch</strong><br />
dies dur<strong>ch</strong> die hohen Kiefern sehen kann). Es s<strong>ch</strong>eint fast als hätten<br />
die Wolken den Weg für den Weiterzug in der Dunkelheit der Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t mehr gefunden und daher<br />
gewartet, bis es hell wird. Bis Mittag bleibt es au<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t bewölkt. Ein lei<strong>ch</strong>ter Wind sorgt für eine angenehme<br />
Temperatur. Am späteren Na<strong>ch</strong>mittag ziehen dann wieder dunkle Wolken auf, die si<strong>ch</strong> bald<br />
zu einer kompakten Decke entwickeln. Do<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>nell die Wolken gekommen sind, so s<strong>ch</strong>nell sind sie<br />
wieder gegangen und der Abend zeigt nur no<strong>ch</strong> eine<br />
lei<strong>ch</strong>te Bewölkung.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Um Otello einen weiteren grösseren Fussmars<strong>ch</strong> zu<br />
ersparen und mir do<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit zu geben etwas<br />
von der Umgebung sehen zu können, bes<strong>ch</strong>liesse i<strong>ch</strong><br />
wieder einmal den Bus in Betrieb zu nehmen. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te<br />
das Biosphärenreservat S<strong>ch</strong>orfheide-Chorin etwas<br />
weiträumiger sehen. So starte i<strong>ch</strong> in die bekannte Ri<strong>ch</strong>tung<br />
mit dem Bus na<strong>ch</strong> Stegelitz, die Strecke, die i<strong>ch</strong><br />
gestern zu Fuss gegangen bin.<br />
Von Stegelitz geht’s dann weiter na<strong>ch</strong> Willmine. Immer<br />
wieder sehe i<strong>ch</strong> (für S<strong>ch</strong>weizer Verhältnisse) weite Getreidefelder.<br />
Dazwis<strong>ch</strong>en kleinere oder grössere Waldpartien<br />
und vor allem viele Seen und Tei<strong>ch</strong>e, teils mitten<br />
in den Feldern. Über Böckenberg fahre i<strong>ch</strong> weiter<br />
na<strong>ch</strong> Gerswalde. Bevor i<strong>ch</strong> Gerswalde errei<strong>ch</strong>e, entdecke<br />
i<strong>ch</strong> in einem Tümpel nahe der Strasse einen Krani<strong>ch</strong>.<br />
Natürli<strong>ch</strong> muss er für ein paar Aufnahmen herhalten. Es<br />
gelingt mir au<strong>ch</strong> ein paar Bilder von ihm zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Während i<strong>ch</strong> auf der Kamera die Sonnenblende montiere,<br />
hebt er ab und fliegt davon. Nun, ein paar Krani<strong>ch</strong>bilder<br />
habe i<strong>ch</strong> wieder im Kasten!<br />
Krani<strong>ch</strong><br />
Gerswalde feierte 2006 sein 750-jähriges Bestehen. Die mittelalterli<strong>ch</strong>e<br />
Wasserburg am Haussee ist ein interessanter Zeuge dieser<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Sie gehört zu den wenigen Burgen in der Uckermark,<br />
die no<strong>ch</strong> heute ein eindrucksvolles Bild einer mittelalterli<strong>ch</strong>en Burg<br />
vermitteln. Seit 1320 we<strong>ch</strong>selten die Besitzer der Burg, bis 1463<br />
das S<strong>ch</strong>loss zu einem Stammsitz derer von Arnim wurde, die es bis<br />
1925 bewohnten. Den Dreissigjährigen Krieg überstand die Burg<br />
ni<strong>ch</strong>t, sie wurde im Jahr 1637 zerstört und ans<strong>ch</strong>liessend ni<strong>ch</strong>t<br />
wieder aufgebaut. Der Förderverein Wasserburg Gerswalde belebt<br />
sie seit 2000 dur<strong>ch</strong> kulturelle Veranstaltungen, deren Höhepunkt<br />
das jährli<strong>ch</strong>e Wasserburgfest am zweiten Juniwo<strong>ch</strong>enende ist.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Strassen-<br />
und Angerdorfes Gerswalde<br />
wurde Jahrhunderte vom<br />
Ackerbau und vom Handwerk<br />
geprägt. In Gerswalde hat si<strong>ch</strong><br />
das Handwerk stark entwickelt,<br />
eine grosse Anzahl an<br />
Klein- und Kleinstunternehmen<br />
aus den Handwerks-,<br />
Dienstleistungs-, Handels- und<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftsberei<strong>ch</strong>en stärken die Basis des Dorfes und geben ihm sein Gepräge.<br />
Gerswalde, Tei<strong>ch</strong><br />
62
Haussee<br />
Am 27.11.1256 wurde Gerswalde<br />
in einer Urkunde des<br />
Papstes Alexander erstmalig<br />
erwähnt. "Gyriswalde" bestand<br />
aus 6 Hufen (das Wort Hufe<br />
bezei<strong>ch</strong>net ein landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />
Gut, das mit nur einem<br />
Pflug bestellt werden kann<br />
und daher der Arbeitskraft<br />
einer Familie entspri<strong>ch</strong>t) und<br />
10 Höfen. Grosse Teile der<br />
Uckermark, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
Gerswalde, gingen 1463 in<br />
erbli<strong>ch</strong>en Besitz derer von<br />
Arnim. Im 30-jährigen Krieg<br />
(1618-1648) wurde Gerswalde zerstört, au<strong>ch</strong> die Rittersitze Wasserburg, Vorburg und der Weisse Hof.<br />
Die Kir<strong>ch</strong>e blieb vers<strong>ch</strong>ont und am <strong>Lebe</strong>n blieben nur 2 Einwohner. We<strong>ch</strong>selnde Kriegsges<strong>ch</strong>ehen lies-<br />
sen bis ca. 1850 keine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Entwicklung zu. Erst<br />
dana<strong>ch</strong> kam es zu bes<strong>ch</strong>eidenem<br />
Aufs<strong>ch</strong>wung. Es gab 1’500<br />
Einwohner. Es wird beri<strong>ch</strong>tet,<br />
dass 1861 rund 54 Handwerker<br />
ansässig waren. Es gab 2 Wasser-<br />
und 1 Bockwindmühle, 1<br />
Brauerei, 1 Ziegelei, 1 Stärkefabrik,<br />
1 Arzt und Apotheker<br />
liessen si<strong>ch</strong> nieder. Der<br />
1. Weltkrieg mit seinen Folgen<br />
führte zu einer Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung<br />
des <strong>Lebe</strong>ns auf dem Lande.<br />
Am 27.04.1945 wurden bei<br />
einem Fliegerangriff 19 Wohn-<br />
häuser, S<strong>ch</strong>eunen, Stallgebäude und Werkstätten zerstört. In den Folgejahren sorgten 1’357 Einwohner,<br />
19 Ges<strong>ch</strong>äfte, Einri<strong>ch</strong>tungen, Handwerks- und Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetriebe in Gerswalde dafür, dass<br />
das Dorf seine Stellung als Zentraldorf in der Region behielt. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden<br />
waren in Gerswalde die objektiven Bedingungen für die Dur<strong>ch</strong>führung der Bodenreform ni<strong>ch</strong>t gegeben.<br />
Es gab kaum Bewerber für Grund und Boden, so dass der grösste Teil der grossbäuerli<strong>ch</strong>en Betriebe in<br />
öffentli<strong>ch</strong>e Bewirts<strong>ch</strong>aftung überging. Die Gemeinde Gerswalde hat heute mit ihren bewohnten Gemeindeteilen<br />
1’883 Einwohner. Gerswalde ist seit 1992 Sitz des Amtes Gerswalde.<br />
Burganlage<br />
der Vorburg das "Rote Haus" bauen. 1637,<br />
während des 30-jährigen Krieges, wurde<br />
die Burg vollständig zerstört. 1929 gingen<br />
Burg und S<strong>ch</strong>loss auf die Antroposophis<strong>ch</strong>e<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft über, 1955-1989 nutzte der<br />
Jugendwerkhof "Neues <strong>Lebe</strong>n" die Anlage<br />
und seit 1989 ist sie Jugendheim und Ausbildungsstätte.<br />
1993 wurde die Burgruine<br />
mit grossen Teilen des S<strong>ch</strong>lossparkes und<br />
dem Haussee in das Eigentum der Gemeinde<br />
Gerswalde übertragen.<br />
Gerswalde, Felder<br />
Die Entstehung der Wasserburg Gerswalde ist bis<br />
heute weder aus Urkunden no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e<br />
Befunde belegbar. Bisher wird davon ausgegangen,<br />
dass sie im Ergebnis der Eroberung der Uckermark,<br />
die bis zur Mitte des 13. Jh. den Pommern gehörte,<br />
dur<strong>ch</strong> die Askanier in der Zeit von 1239-1250 erbaut<br />
wurde. Der damals wesentli<strong>ch</strong> grössere Haussee<br />
rei<strong>ch</strong>te bis an die Anhöhe heran. Ein Burggrabensystem<br />
lässt si<strong>ch</strong> heute jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong>weisen.<br />
1463 erhielt Henning von Arnim die Mitbelehnung der<br />
Burg und der "kleinen Stadt" mit Marktre<strong>ch</strong>ten. Seit<br />
diesem Jahr war die Burg einer der Stammsitze der<br />
Familie von Armin. 1530 liess A<strong>ch</strong>im von Arnim auf<br />
Burganlage<br />
63
Die Wasserburg Gerswalde vermittelt no<strong>ch</strong> heute<br />
ein eindrucksvolles Bild einer mittelalterli<strong>ch</strong>en<br />
Burganlage. Um einen maleris<strong>ch</strong>en Innenhof sind<br />
gut erkennbar eine halbkreisförmige Wehranlage<br />
(Bastion), weiter ein Gebäude, das im Volksmund<br />
als „Kemenate" bezei<strong>ch</strong>net wird, der Bergfried und<br />
Reste des ehemaligen Hauptgebäudes (Palas) angeordnet.<br />
Den besten bauli<strong>ch</strong>en Zustand weist die<br />
„Kemenate" auf, ein aus Feld- und Backsteinen<br />
erri<strong>ch</strong>tetes Gebäude mit re<strong>ch</strong>teckigem Grundriss.<br />
Die s<strong>ch</strong>artenartigen Öffnungen dienen der Belüftung<br />
und sind offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> keine S<strong>ch</strong>iesss<strong>ch</strong>arten. Wahr-<br />
Burganlage<br />
s<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ist die „Kemenate" erst später in die<br />
bereits zerstörte Burg hineingebaut worden und<br />
diente nur wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zwecken. Die Reste vom Bergfried haben no<strong>ch</strong> eine Höhe von 8m und eine Mauerstärke<br />
von eindrucksvollen 3m. An den Aussenmauern des Palas sind deutli<strong>ch</strong> Spuren früherer Gewölbe, Ges<strong>ch</strong>osse<br />
und Fenster si<strong>ch</strong>tbar. Mä<strong>ch</strong>tige Gewölbe des Erdges<strong>ch</strong>osses sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben.<br />
Stufen einer ehemaligen Freitreppe, die vom Palas in den Innenhof geführt haben, sind seit der Restaurierung<br />
wieder gut erkennbar.<br />
In den 90er Jahren wurde die Wasserburgruine<br />
umfangrei<strong>ch</strong> restauriert. Seit 1996 sorgt der "Förderverein<br />
Wasserburg Gerswalde e.V." für eine<br />
aktive denkmalpflegeris<strong>ch</strong>e Arbeit, damit die Burganlage<br />
au<strong>ch</strong> für die Zukunft erhalten bleibt. Sie<br />
bietet mit ihrer Gerswalder Heimatstube, dem Fis<strong>ch</strong>ereimuseum<br />
und vers<strong>ch</strong>iedenen Ausstellungen<br />
interessante Anziehungspunkte für jeden Besu<strong>ch</strong>er.<br />
Kulturelle Veranstaltungen ziehen immer mehr<br />
Gäste an. So wird für Musikliebhaber ein Konzert<br />
im Burghof zu einem unvergessli<strong>ch</strong>en Erlebnis. Hier<br />
treffen si<strong>ch</strong> Senioren zum gemütli<strong>ch</strong>en Beisammensein<br />
und Kinder zur Halloweenparty. Zur Adventszeit<br />
erklingt in ihren Mauern weihna<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Musik. Besonderer Höhepunkt ist alljährli<strong>ch</strong> das traditionelle<br />
Burgfest. Dann zieht mittelalterli<strong>ch</strong>es <strong>Lebe</strong>n auf der Burg ein. Dazu gehören eine Hofhaltung anno 13. Jh., ritterli<strong>ch</strong>e<br />
Wettspiele und Wettkämpfe, Handwerk und Gewerbe früherer Zeiten, Musik und Tanz, üppig Speis und<br />
Trank. Das Gerswalder Standesamt ermögli<strong>ch</strong>t im Burggewölbe Ehes<strong>ch</strong>liessungen im mittelalterli<strong>ch</strong>en Ambiente.<br />
Bespre<strong>ch</strong>en Sie mit uns Ihre Wüns<strong>ch</strong>e zur Ausgestaltung eines unvergessli<strong>ch</strong>en Tages auf der Burg.<br />
Wehrkir<strong>ch</strong>e<br />
Der S<strong>ch</strong>nitzaltar von 1624 ist als Leihgabe der Kir<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>mölln (Uckermark) 1983 in der Gerswalder Kir<strong>ch</strong>e<br />
aufgestellt worden. Sein dreiges<strong>ch</strong>ossiger Aufbau mit<br />
rei<strong>ch</strong>em S<strong>ch</strong>muckwerk zeigt Szenen des Abendmahls, der<br />
Kreuzigung, der Auferstehung und der Himmelfahrt sowie<br />
die vier Evangelisten. Der vom Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
stammende Gerswalder Kanzelaltar ist no<strong>ch</strong> vorhanden<br />
und wird voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wieder aufgestellt, wenn der<br />
S<strong>ch</strong>möllner Altar in die dortige Kir<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> abges<strong>ch</strong>lossener<br />
Sanierung des Innenraumes zurückgebra<strong>ch</strong>t wird.<br />
Burggewölbe<br />
Die um 1250 entstandene Wehrkir<strong>ch</strong>e ist eine<br />
typis<strong>ch</strong> uckermärkis<strong>ch</strong>e Dorfkir<strong>ch</strong>e. Der auf<br />
dem Hügel liegende Granitbau beherrs<strong>ch</strong>t das<br />
ganze Dorfbild und spri<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> heute von der<br />
einstigen Bedeutung des Dorfes. Wehrkir<strong>ch</strong>e<br />
deshalb, weil in vergangenen Jahrhunderten die<br />
Mens<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz in ihr su<strong>ch</strong>ten und si<strong>ch</strong> den<br />
Feinden zur Wehr setzten. S<strong>ch</strong>were Unwetter<br />
zerstörten mehrfa<strong>ch</strong> die Kir<strong>ch</strong>e. In den Jahren<br />
1814-1820 wurde sie wieder hergestellt. Sie galt<br />
als eine der s<strong>ch</strong>önsten Kir<strong>ch</strong>en im Lande.<br />
Kir<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>iff mit Altar<br />
64
Viele Erinnerungen an traditionelle Gerswalder Handwerker und Gewerbetreibende werden mit Arbeitsmitteln<br />
und Werkzeugen ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong> festgehalten. Anlässli<strong>ch</strong> des 20-jährigen Bestehens der Gerswalder Heimatstube<br />
präsentiert der Förderverein seit Mai 2008 vers<strong>ch</strong>iedene Berufsgruppen mit vielen neuen, historis<strong>ch</strong> sehenswerten<br />
Exponaten.<br />
Ein Reh hat mi<strong>ch</strong> im Visier<br />
paar hier seine Sommerresidenz und Kinderstube<br />
eingeri<strong>ch</strong>tet. Eben sitzt eines der erwa<strong>ch</strong>senen<br />
Tiere auf dem Nest gut si<strong>ch</strong>tbar, vermutli<strong>ch</strong> bei<br />
der Brut.<br />
Quelle: http://www.gerswalder-wasserburg.de/<br />
Kurz na<strong>ch</strong> Gerswalde erblicke i<strong>ch</strong> ein Reh inmitten<br />
eines Getreidefeldes Es gelingt mir au<strong>ch</strong> von ihm<br />
ein paar Bilder zu ma<strong>ch</strong>en, bevor es si<strong>ch</strong> langsam<br />
in die Büs<strong>ch</strong>e zurückzieht. Glei<strong>ch</strong>enorts, auf der<br />
anderen Strassenseite, steht ein grosser Holzpfosten,<br />
auf wel<strong>ch</strong>em si<strong>ch</strong> die von Mens<strong>ch</strong>enhand<br />
gema<strong>ch</strong>te Grundlage für ein Stor<strong>ch</strong>ennest befindet.<br />
Offenbar wurde diese Nisthilfe von den Vögeln<br />
angenommen, jedenfalls hat ein Stor<strong>ch</strong>en-<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en bin i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> wieder einige Zeit mit<br />
dem Auto unterwegs und es zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> bei mir<br />
das Bedürfnis ab, wieder einmal auszusteigen und<br />
etwas zu besi<strong>ch</strong>tigen. I<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>liesse daher na<strong>ch</strong><br />
Prenzlau zu fahren und dort eine Stadtbesi<strong>ch</strong>tigung zu ma<strong>ch</strong>en. So fahre i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Hassleben, wo i<strong>ch</strong> in<br />
die B109 einbiege, die na<strong>ch</strong> Prenzlau führt.<br />
Mitteltorturm und Marienkir<strong>ch</strong>e<br />
Heimatstube<br />
Stor<strong>ch</strong>ennest<br />
Spuren einer ersten mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Besiedelung auf<br />
dem Territorium der heutigen Stadt Prenzlau sind<br />
seit der jüngeren Steinzeit na<strong>ch</strong>weisbar. Im Jahre<br />
1187 wurde Prenzlau erstmals urkundli<strong>ch</strong> erwähnt.<br />
1234 bekam Prenzlau die Stadtre<strong>ch</strong>te verliehen. Im<br />
13./14. Jahrhundert entwickelte si<strong>ch</strong> die Stadt zum<br />
Wiederaufbau na<strong>ch</strong> 2. Weltkrieg<br />
bedeutendsten Ort des Uckerlandes und wurde<br />
1465 als Hauptstadt der Uckermark erwähnt.<br />
Der 30-jährige Krieg entvölkerte die ganze<br />
Uckermark und hinterliess eine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
desolate Lands<strong>ch</strong>aft. Erst gegen Ende des 17.<br />
Jahrhunderts stieg mit der Ansiedlung von Hugenotten<br />
die Bevölkerungszahl wieder an. Intensive<br />
Stadtbebauung, Verbesserung der<br />
Postwege und allgemeines Aufblühen der<br />
Handwerkszweige belegten das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Wiedererstarken in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Prenzlau war bereits im Ausgang des 17.<br />
65
Stadtmauer<br />
Die Stadt ist<br />
weitgehend leer, nur wenige Mens<strong>ch</strong>en sind zu Fuss, mit dem Velo<br />
oder dem Auto unterwegs. Entspre<strong>ch</strong>end lei<strong>ch</strong>t ist es einen Parkplatz<br />
zu finden. Do<strong>ch</strong> wie i<strong>ch</strong> die Hebebühne ausfahren will, geht<br />
ni<strong>ch</strong>ts! I<strong>ch</strong> kann weder mit der elektronis<strong>ch</strong>en Fernsteuerung no<strong>ch</strong><br />
mit der elektris<strong>ch</strong>en Handsteuerung die Türe öffnen oder die Rampe<br />
ausfahren (na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> die Türe von Hand aufgestossen habe). Es<br />
sieht so aus, als wäre die Stromzufuhr unterbro<strong>ch</strong>en. Beim Einsteigen<br />
auf dem Campingplatz konnte i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> keinerlei Störung feststellen.<br />
An ein Aussteigen ist unter den gegebenen Umständen ni<strong>ch</strong>t<br />
zu denken. I<strong>ch</strong> wäre wohl heraus gekommen, do<strong>ch</strong> wie nehme i<strong>ch</strong><br />
den Trac heraus? Ganz zu s<strong>ch</strong>weigen wie i<strong>ch</strong> das Einladen und das<br />
Einsteigen hätte bewerkstelligen können. Um Hilfe zu erbeten hat es<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t zu weinig Passanten auf der Strasse. Da i<strong>ch</strong> ja problemlos<br />
fahren kann, ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong> zurück auf den Campingplatz zu fahren<br />
und mir dort Hilfe zu organisieren.<br />
Jahrhunderts zum Garnisonsort erklärt worden, und<br />
mehr und mehr tau<strong>ch</strong>ten militäris<strong>ch</strong>e Bauten im<br />
Stadtbild auf. 1863 wurde Prenzlau an das Eisenbahnnetz<br />
anges<strong>ch</strong>lossen und mehrere Kleinbetriebe<br />
und Fabriken wurden gegründet. Im 2. Weltkrieg<br />
wurde Prenzlau zu 85% zerstört. Erst 1952 begann<br />
der Wiederaufbau. Wohnungsnot und geringe Wirts<strong>ch</strong>aftskraft<br />
führten dazu, dass neuer Wohnraum<br />
vorrangig dur<strong>ch</strong> den Bau von Häusern in Blockbauweise<br />
ges<strong>ch</strong>affen wurde.<br />
I<strong>ch</strong> programmiere meine Steuerberaterin mit den Koordinaten des Campingplatzes und diese führt<br />
mi<strong>ch</strong> dann au<strong>ch</strong> zielsi<strong>ch</strong>er zurück. Wie auf der Hinfahrt will sie mi<strong>ch</strong> bei Mei<strong>ch</strong>ow wieder über die<br />
S<strong>ch</strong>otterpiste (meine Route Napoleon) zum Campingplatz führen, was i<strong>ch</strong> ihr aber s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t verweigere.<br />
So idyllis<strong>ch</strong> die Strecke au<strong>ch</strong> war, diese Rüttelei will i<strong>ch</strong> weder mir, Otello no<strong>ch</strong> meine Auto no<strong>ch</strong>mals<br />
antun. Darum beauftrage i<strong>ch</strong> sie mir eine Alternative vorzus<strong>ch</strong>lagen, was sie dann au<strong>ch</strong> prompt ma<strong>ch</strong>t.<br />
So führt sie mi<strong>ch</strong> über Blankenburg zurück na<strong>ch</strong> Warnitz und zum Campingplatz.<br />
Zuerst stelle i<strong>ch</strong> den Bus auf meinen Stellplatz.<br />
I<strong>ch</strong> steige aus, indem i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf<br />
den Boden setze, den Rolli rausstelle und<br />
mi<strong>ch</strong> hinein setze. Dann installiere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
und bitte zwei stark Herren aus der Campingna<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft<br />
mir den Trac auszuladen.<br />
Ans<strong>ch</strong>liessend begebe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zur<br />
Rezeption, wo wie immer ein reger Andrang<br />
herrs<strong>ch</strong>t. Die junge Campingwartin s<strong>ch</strong>eint<br />
einen Einmann-, resp. Einfraubetrieb zu<br />
führen. Sie ma<strong>ch</strong>t die Neunanmeldungen,<br />
verkauft Artikel wie Glace und Getränke die<br />
geführt werden, ma<strong>ch</strong>t Kaffee und beantwortet<br />
Fragen der Gäste. Trotzdem findet<br />
sie Zeit mir behilfli<strong>ch</strong> zu sein und den ADAC<br />
anzurufen. Über die auf meinem Handy<br />
gespei<strong>ch</strong>erte Notrufnummer bekomme i<strong>ch</strong><br />
keine Verbindung. I<strong>ch</strong> bin froh um die Unterstützung, denn i<strong>ch</strong> habe keine Ahnung, wie i<strong>ch</strong> die Adresse<br />
des Campingplatzes angeben muss. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> meinen Notruf landen konnte, gehe i<strong>ch</strong> zurück zum<br />
Bus und warte.<br />
Eine knappe Stunde später kommt das gelbe Fahrzeug<br />
au<strong>ch</strong> angefahren. Der freundli<strong>ch</strong>e Mann ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
glei<strong>ch</strong> an die Arbeit na<strong>ch</strong> dem Fehler zu su<strong>ch</strong>en. Erst<br />
überprüft er sämtli<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>erungen, da au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> die Ursa<strong>ch</strong>e<br />
der Störung dort vermute. Na<strong>ch</strong>dem er alle Si<strong>ch</strong>erungen<br />
geprüft und für in Ordnung befunden hat, testet er<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Relais, die im Zusammenhang mit dem Umbau<br />
na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> eingebaut wurden, also ni<strong>ch</strong>t original VW<br />
sind. Hier s<strong>ch</strong>einen wir auf der ri<strong>ch</strong>tigen Spur zu sein,<br />
denn auf den Relais kann er keine Spannung messen was<br />
bedeutet, dass die Stromzufuhr hierhin unterbro<strong>ch</strong>en ist.<br />
Dann versu<strong>ch</strong>en wir gemeinsam herauszufinden, wie die<br />
Nikolaikir<strong>ch</strong>e<br />
66
ganze Te<strong>ch</strong>nik funktioniert und wie die Leitungen gezogen wurden. Um<br />
dem Fehler auf die Spur zu kommen, bes<strong>ch</strong>liesst er die Abdeckung im<br />
Berei<strong>ch</strong> der Handsteuerung zu entfernen und so na<strong>ch</strong> dem Kabelverlauf zu<br />
su<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>e unterdessen über eine Notnummer den Leiter des<br />
Betriebs zu errei<strong>ch</strong>en, wo die Bühne eingebaut wurde. Dass der aber am<br />
Pfingstsonntag ni<strong>ch</strong>t im Büro sitzt und auf einen Anruf eines in Not geratenen<br />
Kunden wartet, dürfte auf der Hand liegen.<br />
Die Frage des ADAC-Me<strong>ch</strong>anikers: „was<br />
ist denn das für ein S<strong>ch</strong>alter?“ lässt mir<br />
die Blässe ins Gesi<strong>ch</strong>t steigen, das Blut<br />
ind die Füsse absacken und den Vorhang<br />
des Unwissens fallen! Er kippt den S<strong>ch</strong>alter von “0“ auf „I“ und<br />
s<strong>ch</strong>on funktioniert alles wieder einwandfrei! Peinli<strong>ch</strong>, peinli<strong>ch</strong>, peinli<strong>ch</strong>!<br />
Mir ist während der ganzen Zeit nie eingefallen, dass dieser<br />
kleine, als Haupts<strong>ch</strong>alter na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> eingebaute, Kipps<strong>ch</strong>alter die<br />
Ursa<strong>ch</strong>e sein könnte. I<strong>ch</strong> betätige den S<strong>ch</strong>alter nur dann, wenn i<strong>ch</strong><br />
ohne Netzans<strong>ch</strong>luss die Hebebühne längere Zeit ausgefahren habe,<br />
damit die Batterie ni<strong>ch</strong>t unnötig belastet wird. Der gute ADAC-Mann<br />
hat eine gute Stunde verzweifelt na<strong>ch</strong> dem Fehler gesu<strong>ch</strong>t und i<strong>ch</strong><br />
habe mir krampfhaft überlegt, wie i<strong>ch</strong> die nä<strong>ch</strong>sten Tage gestalten<br />
will. Die Lösung s<strong>ch</strong>ien mir nur darin liegen zu können, dass i<strong>ch</strong><br />
mehr oder weniger direkt na<strong>ch</strong> Hause fahre, weil es mir ohne fremde<br />
Hilfe ab-solut ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist, den Trac aus- und einzuladen. Nun<br />
aber bin i<strong>ch</strong> unglaubli<strong>ch</strong> froh, dass i<strong>ch</strong> dieses Notfallszenario wieder<br />
vergessen und die letzten Ferientage auf der Rückreise geniessen<br />
kann.<br />
Die offizielle Version lautet, dass der ADAC-Mann die hinter der Batterie versteckte Si<strong>ch</strong>erung lange<br />
ni<strong>ch</strong>t finden konnte. Ents<strong>ch</strong>uldigung an alle, denen i<strong>ch</strong> diese Variante erzählt habe. Zu peinli<strong>ch</strong> ist mir<br />
die ganze Angelegenheit und die damit verursa<strong>ch</strong>ten Umtriebe. Wie es dazu kommen konnte, dass der<br />
S<strong>ch</strong>alter nun plötzli<strong>ch</strong> auf „0“ stand, ist mir absolut s<strong>ch</strong>leierhaft. Er befindet si<strong>ch</strong> an einer Position, wo<br />
weder i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Otello ihn aus versehen hätten auslösen können.<br />
Na<strong>ch</strong> erfolgter „Reparatur“<br />
brau<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> Otello no<strong>ch</strong><br />
seinen „Service“. Wir ma<strong>ch</strong>en<br />
uns auf in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Dorf, wo wir uns den Weg<br />
zum Strand su<strong>ch</strong>en. Viellei<strong>ch</strong>t<br />
besteht heute die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, dass i<strong>ch</strong> ihn<br />
kurz ins Wasser lassen<br />
kann. Do<strong>ch</strong> hat es auf der<br />
Wiese etli<strong>ch</strong>e Leute, darunter<br />
au<strong>ch</strong> Kinder. So muss<br />
i<strong>ch</strong> Otello versu<strong>ch</strong>en klar<br />
zu ma<strong>ch</strong>en, dass es au<strong>ch</strong><br />
heute kein Bad geben wird.<br />
Warnitz, Felder<br />
Ein paar m weiter befindet<br />
si<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>iffssteg. Allenfalls gibt es dort eine Mögli<strong>ch</strong>keit für ihn. Do<strong>ch</strong> hier ist der Steg beidseits von<br />
S<strong>ch</strong>ilf eingerahmt und er hätte si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>s S<strong>ch</strong>ilf drängen müssen, um ans Wasser zu gelangen. Dabei<br />
hätte er mit Si<strong>ch</strong>erheit die darin befindli<strong>ch</strong>en Vögel aufges<strong>ch</strong>reckt. Ein Sprung von Steg ins Wasser will<br />
i<strong>ch</strong> ihm ni<strong>ch</strong>t ermögli<strong>ch</strong>en, weil es ni<strong>ch</strong>t<br />
mögli<strong>ch</strong> gewesen wäre, wieder herauf zu<br />
kommen. Im Übrigen kann i<strong>ch</strong> beim Steg<br />
einen Tei<strong>ch</strong>rohrsänger und einen S<strong>ch</strong>ilfrohrsänger<br />
singen hören. Im direkten Verglei<strong>ch</strong><br />
kenne i<strong>ch</strong> den Unters<strong>ch</strong>ied.<br />
Zum Grill-Na<strong>ch</strong>tessen bin i<strong>ch</strong> bei meinen<br />
Na<strong>ch</strong>barn eingeladen, die no<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong> des<br />
Sohnes mit der Familie haben. I<strong>ch</strong> kann<br />
nun die Einladung wieder viel besser geniessen<br />
und mit meiner heutigen (der<br />
wahren) Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einen amüsanten Beitrag<br />
zur Unterhaltung liefern. Entspannt<br />
und froh nutze i<strong>ch</strong> am späten Abend (oder<br />
Na<strong>ch</strong>t) die Hebebühne und lege mi<strong>ch</strong> müde<br />
ins Bett.<br />
Das corpus delicti<br />
Oberuckersee<br />
67
Montag, 28. Mai <strong>2012</strong> Wanderung na<strong>ch</strong> Melzow<br />
Wetter:<br />
Ähnli<strong>ch</strong> wie gestern, beginn au<strong>ch</strong> heute der Morgen mit starker<br />
Bewölkung. Do<strong>ch</strong> mit steigender Sonne lässt au<strong>ch</strong> die Bewölkung<br />
na<strong>ch</strong>. Es bleiben aber immer Wolken übrig und die meistens dort,<br />
wo die Sonne gerade steht. Dadur<strong>ch</strong> bleibt es lange Zeit relativ<br />
fris<strong>ch</strong>. Im Verlaufe des Tages we<strong>ch</strong>seln die Wolken in ihrer Di<strong>ch</strong>te immer wieder. Teils ist es fast<br />
bedeckt, dann aber wieder wolkenlos. Bis am Abend haben si<strong>ch</strong> alle Wolken verzogen und der Wind hat<br />
seine Tätigkeit a u<strong>ch</strong> aufgegeben. So wird es ein sehr angenehmer Abend, der es erlaubt re<strong>ch</strong>t lange<br />
im Freien sitzen zu dürfen.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Heute will i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals eine Wanderung ma<strong>ch</strong>en, bevor<br />
i<strong>ch</strong> morgen die Rückreise unter die Räder nehme.<br />
Es soll aber keineswegs ein Megamars<strong>ch</strong> für Otello<br />
werden. I<strong>ch</strong> gehe vorerst wieder dem bereits bekannten<br />
„Na<strong>ch</strong>tigallenweg“ entlang in Ri<strong>ch</strong>tung Stegelitz.<br />
Heute aber sind die Na<strong>ch</strong>tigallen ni<strong>ch</strong>t so aktiv wie in<br />
den vergangenen Tagen. Liegt es daran, dass es ihnen<br />
zu kühl ist, dass sie von den vergangenen Tagen heiser<br />
sind oder haben sie heute einfa<strong>ch</strong> keine Lust? Viellei<strong>ch</strong>t<br />
aber haben sie au<strong>ch</strong> erfahren, dass wir morgen abreisen?<br />
Dafür haben si<strong>ch</strong> weitere Mohnblüten geöffnet<br />
und die rot gefärbten Berei<strong>ch</strong>e in den Getreidefeldern<br />
werden grösser und intensiver. Na<strong>ch</strong> etwa 1,5 km biege<br />
i<strong>ch</strong> links ab in Ri<strong>ch</strong>tung Melzow.<br />
Der Ort Melzow ist eine Siedlung im Ortsteil Warnitz.<br />
Melzow wurde im Jahre 1540 als "Melsow", erstmals<br />
Mohnblumen<br />
urkundli<strong>ch</strong> erwähnt. Melzow<br />
gehörte zu den Orten der<br />
Uckermark, die im Vertrag von<br />
Oderberg 1354 an Pommern<br />
fielen. Das Dorf war Besitz des<br />
Klosters Gramzow, wurde na<strong>ch</strong><br />
der Klosterauflösung kurfürstli<strong>ch</strong>er<br />
Besitz und dem Klosteramt<br />
Gramzow-Seehausen angegliedert.<br />
Vor der deuts<strong>ch</strong>en<br />
Kolonisation war der Ort s<strong>ch</strong>on<br />
von Slawen bewohnt. Bodenfunde<br />
weisen auf Siedlungsepo<strong>ch</strong>en<br />
seit der Jungsteinzeit<br />
im Raum Melzow hin.<br />
Melzow liegt am Rande des Naturs<strong>ch</strong>utzgebietes Melzower Forst und wurde am 01.01.1970 in Warnitz<br />
eingemeindet. Im Ort selbst gibt es keine Läden oder Ähnli<strong>ch</strong>es. Es finden si<strong>ch</strong> in Melzow ledigli<strong>ch</strong><br />
mobile Einzelhandelseinri<strong>ch</strong>tungen (wie: Bäckerei, Metzgerei, BioBus etc.), die zu festen Zeiten an der<br />
Dorfkir<strong>ch</strong>e halten.<br />
Mohnfeld bei<br />
Melzow<br />
Die Dorfkir<strong>ch</strong>e Melzow ist ein<br />
re<strong>ch</strong>teckiger Feldsteinbau mit<br />
Drei-fenstergruppe und Blendengiebel<br />
im Osten und wurde Ende<br />
des 13. Jahrhunderts erri<strong>ch</strong>tet.<br />
Der westli<strong>ch</strong>e Da<strong>ch</strong>turm aus<br />
Fa<strong>ch</strong>werk mit Feldsteinwestwand<br />
ist aus dem 18. Jahrhundert. Die<br />
Rundbogenfenster der Längstseiten<br />
wurden später verändert. Der<br />
Turm wurde 1996 vollständig<br />
instandgesetzt. In der Kir<strong>ch</strong>hofsmauer<br />
wurden im 18. Jahrhundert kleine Rundbogendur<strong>ch</strong>gänge aus Feld- und Backsteinen eingebaut.<br />
Der Renaissancealtar von 1610 zählt zu den s<strong>ch</strong>önsten in der Uckermark. Na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> erst wurde er<br />
zum Kanzelaltar umgestaltet. Es ist ein rei<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>nitzter dreiges<strong>ch</strong>ossiger Aufbau mit Evangelistenreliefs<br />
und allegoris<strong>ch</strong>en Figuren. Im Kanzelfuss ist das Abendmahl und im oberen Teil die Beweinung<br />
Christi dargestellt. Das Hauptfeld mit vier Säulen umrahmt ziert jetzt der Kanzelkorb mit weiteren<br />
Evangelistenreliefs. Von 2005 - 2007 wurde der Altar restauriert.<br />
68
Kir<strong>ch</strong>e von Melzow<br />
In Melzow angelangt, muss i<strong>ch</strong> erst einem Bienens<strong>ch</strong>warm<br />
auswei<strong>ch</strong>en. In einer Staude auf der anderen<br />
Strassenseite s<strong>ch</strong>eint si<strong>ch</strong> eben ein Bienens<strong>ch</strong>warm<br />
niederzusetzen. Sie ma<strong>ch</strong>en einen sehr<br />
aufgeregten Eindruck. I<strong>ch</strong> will einen Konflikt mit<br />
ihnen vermeiden und s<strong>ch</strong>aue, dass i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell weiter<br />
komme. Dann komme an einem der vielen leerstehenden<br />
Bauernhöfen vorbei, denen i<strong>ch</strong> hier in <strong>Brandenburg</strong>,<br />
aber au<strong>ch</strong> zuvor in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>, begegne.<br />
Pastorenstuhl und Gemeindegestühl sind aus der<br />
1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Orgelempore<br />
wurde 1846 erri<strong>ch</strong>tet. Die Orgel stammt aus dem<br />
Jahre 1859. Na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong> ein Marder in der Orgel<br />
eingenistet hat und grossen S<strong>ch</strong>aden verursa<strong>ch</strong>te,<br />
wurde die Orgel Anfang der 60er Jahre aufgegeben.<br />
Die Wiederentdeckung der Orgel war im Jahre<br />
2002. Es wurde bes<strong>ch</strong>lossen die Orgel instandzusetzen.<br />
Die Restauration der Orgel erfolgte in den<br />
Jahren 2003 - 2004. In den Sommermonaten finden<br />
in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden<br />
Dorfkir<strong>ch</strong>e regelmässig klassis<strong>ch</strong>e Konzerte statt.<br />
Die „Melzower Sommerkonzerte“ sind mittlerweile<br />
au<strong>ch</strong> weit über Melzow hinaus bekannt.<br />
In der Nähe der Kir<strong>ch</strong>e steht ein Holzmast mit einer<br />
Plattform für den Bau eines Stor<strong>ch</strong>ennestes. Do<strong>ch</strong> ist<br />
der Platz leer. Entweder sind die hier einst wohnhaften<br />
Stör<strong>ch</strong>e von ihrer Reise in den Süden<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr zurückgekehrt oder der Horst war no<strong>ch</strong> nie ri<strong>ch</strong>tig bewohnt.<br />
I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>quere ganz Melzow und lande letztli<strong>ch</strong> bei einem<br />
Friedhof östli<strong>ch</strong> der Gemeinde. Von da führt ledigli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ein<br />
Feldweg zu den Wiesen. Eigentli<strong>ch</strong> symbolträ<strong>ch</strong>tig: am Friedhof<br />
endet für viele Mens<strong>ch</strong>en der Weg!<br />
Das Stor<strong>ch</strong>enzimmer ist no<strong>ch</strong> frei<br />
Bevor I<strong>ch</strong> wende, und wieder in die<br />
„City“ von Melzow zurück gehe um<br />
na<strong>ch</strong> einem anderen Weg zu su<strong>ch</strong>en,<br />
höre und sehe i<strong>ch</strong> einer Feldler<strong>ch</strong>e<br />
bei ihrem berühmten Singflug<br />
zu und aus einem nahen Bus<strong>ch</strong><br />
singt eine Goldammer ihr Lied:<br />
„wie, wie, wie hab i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> lieb!“.<br />
Als i<strong>ch</strong> weitergehe, kommt mir ein<br />
Velofahrer entgegen, der si<strong>ch</strong> bei<br />
mir na<strong>ch</strong> dem Weg na<strong>ch</strong> Warnitz<br />
erkundigt. I<strong>ch</strong> kann ihm da leider<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weiterhelfen, weil i<strong>ch</strong> ja<br />
selber auf der Su<strong>ch</strong>e bin. Im Dorfzentrum<br />
angelangt, steht er mit<br />
zwei weiteren Velofahrern zusam-<br />
men. Sie beraten ans<strong>ch</strong>einend, wie sie weiter fahren sollen. Da sie<br />
offenbar keine Alternative gefunden haben, wollen sie es do<strong>ch</strong> mit<br />
Felder bei Melzow<br />
Bauernhof<br />
S<strong>ch</strong>wertlilie<br />
dem Feldweg beim Friedhof versu<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong><br />
aber will, bevor i<strong>ch</strong> den gekommenen Weg<br />
zurückgehe, no<strong>ch</strong> die gut gepflasterte<br />
Abzweigung re<strong>ch</strong>ts vor mir, na<strong>ch</strong> Norden,<br />
abklären. Eine in einem Garten bes<strong>ch</strong>äftigte<br />
Dame kann mir bestätigen, dass dies die<br />
Strasse na<strong>ch</strong> Warnitz ist. Mein Gefühl (oder<br />
war es die pfadfinderis<strong>ch</strong>e Intuition?) hat<br />
mi<strong>ch</strong> also ni<strong>ch</strong>t getäus<strong>ch</strong>t. Ausserhalb der<br />
Gemeinde werde i<strong>ch</strong> erst von dem einen,<br />
dann von den anderen Velofahrern überholt.<br />
Ob sie au<strong>ch</strong> wieder umgekehrt sind<br />
oder einen Dur<strong>ch</strong>gang gefunden haben,<br />
wird mir wohl immer ein Geheimnis bleiben.<br />
Hier begegne i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einem roten<br />
Milan, der si<strong>ch</strong> aber ebenfalls ni<strong>ch</strong>t fotografieren<br />
lässt.<br />
69
Kurz bevor i<strong>ch</strong> Warnitz wieder errei<strong>ch</strong>t habe, entdecke<br />
i<strong>ch</strong> bei einem Tei<strong>ch</strong> einen Weisstor<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> ist<br />
die Distanz leider au<strong>ch</strong> für mein 400er Objektiv zu<br />
gross um ein einigermassen gutes Bild zu bekommen.<br />
Eigentli<strong>ch</strong> erstaunli<strong>ch</strong>, dass man hier trotz<br />
der vielen Stör<strong>ch</strong>e einen Bevölkerungsrückgang verzei<strong>ch</strong>nen<br />
muss, dies im Gegensatz zu unserer Region,<br />
dem Churer Rheintal, wo es keine Stör<strong>ch</strong>e gibt.<br />
Ob dies wohl daran liegt, dass wir die Kinder no<strong>ch</strong><br />
selber ma<strong>ch</strong>en müssen und sie bei uns ni<strong>ch</strong>t vom<br />
Stor<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t werden? Wie i<strong>ch</strong> Warnitz errei<strong>ch</strong>t<br />
habe, begebe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wieder zurück auf den Campingplatz.<br />
Immerhin hat Otello inzwis<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong><br />
wieder etwa 8 km Fussweg in den Beinen.<br />
Zum Mittagessen bin i<strong>ch</strong> wieder bei meinen<br />
Na<strong>ch</strong>barn eingeladen. Es gibt die Resten des<br />
vergangenen Grillabends. Es ist ebenso lecker<br />
wie gestern. Mit anderen essen zu dürfen ist<br />
vor allem weit unterhaltsamer als alleine am<br />
Tis<strong>ch</strong> zu sitzen! Und meine Na<strong>ch</strong>barn sind ein<br />
sehr unterhaltsames Paar.<br />
Dann ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals auf in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Stegelitz zu einer kleinen Exkursion.<br />
Akustis<strong>ch</strong> begegne i<strong>ch</strong> wieder mehreren Na<strong>ch</strong>tigallen.<br />
Von einem etwas abseits liegenden<br />
Aussi<strong>ch</strong>tspunkt hat man einen herrli<strong>ch</strong>en<br />
Rundblick<br />
Einzelne weisse Mohnblüte<br />
über die Felder<br />
und an<br />
den Oberuckersee. I<strong>ch</strong> setze mi<strong>ch</strong> hin, ma<strong>ch</strong>e mir ein paar Fotos und<br />
geniesse ganz einfa<strong>ch</strong> die herrli<strong>ch</strong>e Aussi<strong>ch</strong>t. Dabei versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> Vögel zu entdecken und viellei<strong>ch</strong>t gar ein Bild<strong>ch</strong>en von<br />
ihnen zu ma<strong>ch</strong>en. Aus dem Weizenfeld höre i<strong>ch</strong> den Ruf eines Rebhuhns<br />
oder eines Fasans. Da der Ruf nur einmalig ertönt, kann i<strong>ch</strong><br />
meine Beoba<strong>ch</strong>tung ni<strong>ch</strong>t überprüfen. Bei der Rückkehr zum Campingplatz<br />
stehe i<strong>ch</strong> plötzli<strong>ch</strong> nahe an einem Baumgerippe auf wel<strong>ch</strong>em<br />
ein Greifvogel sitzt. Do<strong>ch</strong> wie i<strong>ch</strong> die Kamera auf ihn ausri<strong>ch</strong>te, startet<br />
er zum Abflug. I<strong>ch</strong> erwis<strong>ch</strong>e ihn grade no<strong>ch</strong> im Start, bevor er vers<strong>ch</strong>windet.<br />
Anhand des Bildes kann i<strong>ch</strong> ihn aber zweifelsfrei bestimmen.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> um eine Kornweihe.<br />
Zum Na<strong>ch</strong>tessen bin i<strong>ch</strong> wiederum<br />
bei Inge und Rainer aus Berlin (die in<br />
Dresden wohnten bevor sie na<strong>ch</strong> der<br />
„Wende“ na<strong>ch</strong> Köln umzogen) eingeladen.<br />
Sie wärmen no<strong>ch</strong> die von gestern<br />
übrig gebliebenen Würst<strong>ch</strong>en,<br />
dazu gibt’s Brot und „Handgemüse“.<br />
Oberuckersee<br />
Ein „kleines“ Menu, das aber mehr als<br />
nur ausrei<strong>ch</strong>t. Zum Glück habe i<strong>ch</strong><br />
keine Waage, ansonsten hätte i<strong>ch</strong> mit Si<strong>ch</strong>erheit feststellen müssen, in den letzten zwei Tagen massiv<br />
zugenommen zu haben. Rainer öffnet eine Flas<strong>ch</strong>e Riesling-Silvaner mit dem Namen „Rotkäpp<strong>ch</strong>en“,<br />
ein für meinen Ges<strong>ch</strong>mack etwas stark säurebetont,<br />
aber in der Fru<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>aus sehr bekömmli<strong>ch</strong>er<br />
Wein.<br />
Das Weingut Kloss & Foerster ist seit mehreren<br />
Generationen (seit 1894) in Familienbesitz. Na<strong>ch</strong><br />
dem Zweiten Weltkrieg wird die Sektkellerei mit<br />
Befehl der Sowjetis<strong>ch</strong>en Militäradministration unter<br />
Zwangsverwaltung gestellt. Mit der Registrierung<br />
der Enteignung wird das Unternehmen in Volkseigentum<br />
überführt und heisst von nun an „VEB Rotkäpp<strong>ch</strong>en-Sektkellerei<br />
Freyburg/Unstrut“. Die Rot-<br />
Weissstor<strong>ch</strong><br />
Kronweihe im Abflug<br />
70
käpp<strong>ch</strong>en-Sektkellerei war die einzige die einzige Sektkellerei im Osten<br />
Deuts<strong>ch</strong>lands. Der Name stammt von den lebensgrossen Mär<strong>ch</strong>enfiguren<br />
im Vorgarten der Kellerei. Das Warenzei<strong>ch</strong>en „Rotkäpp<strong>ch</strong>en“ wird 1895<br />
eingetragen.<br />
Im Westen Deuts<strong>ch</strong>lands wurde die Kellerei bekannt dur<strong>ch</strong> die erste grössere<br />
Übernahme eines westdeuts<strong>ch</strong>en Unternehmens dur<strong>ch</strong> ein ostdeuts<strong>ch</strong>es.<br />
Im Jahr 2002 übernahm Rotkäpp<strong>ch</strong>en von der kanadis<strong>ch</strong>en Seagram-Gruppe<br />
diverse Sektmarken. Mit dem Kauf der Weinmarke Blan<strong>ch</strong>et<br />
stieg 2009 die Rotkäpp<strong>ch</strong>en-Sektkellerei au<strong>ch</strong> ins Weinges<strong>ch</strong>äft ein. Heute<br />
werden neben dem Sekt die folgenden Weinsorten angeboten: Riesling,<br />
Müller-Thurgau, Spätburgunder, Dornfelder (au<strong>ch</strong> als Rosé). Darüber hinaus<br />
produziert der ehemalige Sekthersteller Spirituosen wie Weinbrand,<br />
Kornbrand und Likör.<br />
Dienstag, 29. Mai <strong>2012</strong> Über Templin an die Havel<br />
Wetter:<br />
Während der Tag wolkenlos beginnt, we<strong>ch</strong>selt die Bewölkung dann<br />
in ihrer Di<strong>ch</strong>te immer wieder. Vor allem weht ein re<strong>ch</strong>t starker (ca.<br />
25 km/h) Wind aus Nordwest, der die Luft do<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t stark abkühlen<br />
lässt (ca. 20°C). Beim Eindunkeln hat si<strong>ch</strong> die Wolkendecke wieder<br />
ganz ges<strong>ch</strong>lossen. Es könnten nä<strong>ch</strong>ste Na<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>aus no<strong>ch</strong> ein paar Tropfen fallen.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
So viele Tage bin i<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on lange ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr auf demselben<br />
Platz gewesen! Die<br />
Pfingstfeiertage haben<br />
es mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />
Erstens, hätte i<strong>ch</strong> ab<br />
Freitag kaum mehr<br />
eine Chance gehabt<br />
spontan einen Stellplatz<br />
zu bekommen,<br />
und zweitens habe i<strong>ch</strong><br />
die Verlängerung auf<br />
Dienstag gema<strong>ch</strong>t, um dem grossen Pfingstrückreiseverkehr etwas auszuwei<strong>ch</strong>en. Nun aber wird es<br />
Zeit für die Weiterfahrt!<br />
Oberuckersee<br />
Meine Steuerberaterin habe i<strong>ch</strong> mit<br />
dem nä<strong>ch</strong>sten ausgewählten Campingplatz<br />
in Havelberg programmiert. Entgegen<br />
meiner Annahme s<strong>ch</strong>ickt sie<br />
mi<strong>ch</strong> vom Campingplatz aus nordwärts.<br />
I<strong>ch</strong> habe eigentli<strong>ch</strong> erwartet,<br />
dass sie mi<strong>ch</strong> über Stegelitz in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Templin führen würde. Offenbar<br />
ist sie der Ansi<strong>ch</strong>t, über Prenzlau wären<br />
wir s<strong>ch</strong>neller. Da i<strong>ch</strong> mir gewohnt bin<br />
zu gehor<strong>ch</strong>en, akzeptiere i<strong>ch</strong> ihre Anweisungen<br />
widerspru<strong>ch</strong>slos. Bei Blankenburg<br />
muss i<strong>ch</strong> einer Baustelle wegen<br />
in Ri<strong>ch</strong>tung Osten fahren. Na<strong>ch</strong>dem<br />
sie mi<strong>ch</strong> einige Male zur Umkehr<br />
Na<strong>ch</strong> dem Frühstück ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
an die Arbeit, meine Habe zusammenzustellen<br />
und korrekt zu versorgen.<br />
Dann bin i<strong>ch</strong> wieder startbereit<br />
und ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> auf zur Rezeption<br />
um meine Re<strong>ch</strong>nung zu beglei<strong>ch</strong>en.<br />
So viel habe i<strong>ch</strong> an einer Rezeption<br />
eines Campingplatzes s<strong>ch</strong>on lange<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr bezahlt. Allerdings waren<br />
es au<strong>ch</strong> fünf Nä<strong>ch</strong>te! Effektiv sind die<br />
Überna<strong>ch</strong>tungskosten hier sehr moderat<br />
und dur<strong>ch</strong>aus empfehlenswert.<br />
S<strong>ch</strong>wärzsee<br />
71
Feldweg bei S<strong>ch</strong>miedeberg<br />
wohl dies? Hätte i<strong>ch</strong> bei der Abfahrt<br />
ni<strong>ch</strong>t auf Gerlinde gehört, hätte i<strong>ch</strong><br />
rund 45 Minuten Fahrzeit und etwa<br />
30 km Strecke einsparen können.<br />
Der Grund könnte darin liegen, dass<br />
Gerlinde die von mir s<strong>ch</strong>on wiederholt<br />
mit dem Trac, aber am Sonntag<br />
au<strong>ch</strong> mit dem Bus, gefahrenen<br />
Strassenabs<strong>ch</strong>nitt ni<strong>ch</strong>t kennt.<br />
ermuntert, wird sie bei Mel<strong>ch</strong>ow plötzli<strong>ch</strong> still i<strong>ch</strong><br />
weist mir den Weg in Ri<strong>ch</strong>tung Süden. In der Umgebung,<br />
geprägt von der lei<strong>ch</strong>t hügeligen, waldrei<strong>ch</strong>en<br />
Lands<strong>ch</strong>aft des Eberswalder Urstromtales,<br />
liegen au<strong>ch</strong> einige Seen, wie zum Beispiel Samith-<br />
und S<strong>ch</strong>wärzesee.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>miedeberg und Wilmersdorf s<strong>ch</strong>ickt<br />
sie mi<strong>ch</strong> auf einen „Feldweg“, eine mit Betonplatten<br />
belegte Strasse. So holpere i<strong>ch</strong> während 4 km<br />
über die Platten bis sie na<strong>ch</strong> kurzer Asphaltstrecke<br />
in eine Kopfsteinstrasse übergeht. Auf rund<br />
500 Metern werden nun meine Stossdämpfer<br />
wieder einem kurzen Härtetest unterzogen. Dann<br />
stehe i<strong>ch</strong> vor dem Ortstafel „Stegelitz“! Warum<br />
Über Milmersdorf fahre i<strong>ch</strong> nun in<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Templin, dur<strong>ch</strong> ein waldund<br />
seenrei<strong>ch</strong>es Gebiet. Milmersdorf<br />
besitzt keinen typis<strong>ch</strong>en Orts-<br />
Tei<strong>ch</strong> bei Wilmersdorf<br />
kern und keine gewa<strong>ch</strong>senen<br />
Dorfstrukturen. In den 1960-er Jahren wurden hier Arbeitskräfte für ein grosses Betonwerk angesiedelt.<br />
Für die Mens<strong>ch</strong>en wurde damals<br />
Wohnraum in Form der so genannten<br />
„Plattenbauten" ges<strong>ch</strong>affen. Am Rande<br />
des Trottoirs sehe i<strong>ch</strong> am Fusse eines<br />
Baumes einen Grünspe<strong>ch</strong>t, der dort<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ohne S<strong>ch</strong>eu irgendetwas<br />
zusammenpickt.<br />
Getreidefeld mit Mohn- und Kornblumen<br />
Dann entdecke i<strong>ch</strong> eine Industrieüberbauung<br />
mit mehreren Ges<strong>ch</strong>äften. In<br />
der Annahme dort könnte es allenfalls<br />
au<strong>ch</strong> eine Tankstelle haben (i<strong>ch</strong> fahre<br />
s<strong>ch</strong>on seit einiger Zeit mit der Reserve),<br />
steure i<strong>ch</strong> darauf zu. Do<strong>ch</strong> ist die<br />
Annahme offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>! Auf<br />
dem Parkplatz eines der Einkaufsges<strong>ch</strong>äfte erkundige i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> bei einem Paar na<strong>ch</strong> der nä<strong>ch</strong>sten<br />
Tankstelle. Sie meinen, diese dürfte in Templin sein. Mit Hilfe der Wegbes<strong>ch</strong>reibung und meiner Steu-<br />
erberaterin finde i<strong>ch</strong> die Tankstelle au<strong>ch</strong> problemlos. Der junge<br />
Mitarbeiter der Tankstelle füllt mir meinen Tank randvoll (rund 80<br />
Liter). Nun kann i<strong>ch</strong> sorglos wieder einige hundert Kilometer fahren.<br />
Templin ist der Flä<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> die fünfgrösste Stadt in Deuts<strong>ch</strong>land<br />
und liegt sehr reizvoll am sogenannten Templiner Seenkreuz. Die<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>e Stadtbefestigung mit gotis<strong>ch</strong>en Türmen, Toren und<br />
Wiekhäusern (Als Wiekhäuser bezei<strong>ch</strong>net man feldseitige Auskragungen<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>er Stadtmauern) ist gut erhalten. Bea<strong>ch</strong>tung<br />
finden ferner die St. Georgen-Kapelle (14. Jh.), die barocke St.-Maria-<br />
Magdalena-Kir<strong>ch</strong>e sowie das barocke Rathaus auf dem s<strong>ch</strong>mucken<br />
Marktplatz. Seit 2000 ist Templin als Thermalsoleheilbad anerkannt.<br />
Die derzeit wohl bekannteste Templiner Persönli<strong>ch</strong>keit dürfte wohl<br />
die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel sein, die hier aufgewa<strong>ch</strong>sen<br />
ist.<br />
Templin: Das Mühlentor, eines der<br />
drei Stadttore<br />
Weiter geht die Fahrt vorbei an weiten Agrarfeldern, meist ist Getreide<br />
angebaut oder die Felder werden für die Viehwirts<strong>ch</strong>aft verwendet.<br />
Au<strong>ch</strong> her trifft man immer wieder auf leer stehende, dem<br />
Zerfall überlassene Bauernhöfe. Die bewirts<strong>ch</strong>afteten Felder aber<br />
s<strong>ch</strong>einen ni<strong>ch</strong>t abgenommen zu haben. Jedenfalls sieht man äusserst selten bra<strong>ch</strong> liegendes Landwirts<strong>ch</strong>aftsland.<br />
Die logis<strong>ch</strong>e Folgerung wird wohl sein, dass ein paar wenige massiv grösser wurden, während<br />
viele kleine Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetriebe eingegangen sind. Dann dur<strong>ch</strong>fahre i<strong>ch</strong> Zehdenick. An einem<br />
72
Felder bei Templin<br />
südli<strong>ch</strong> der Sanderflä<strong>ch</strong>en der Mecklenburgis<strong>ch</strong>-<br />
Brandenbur-gis<strong>ch</strong>en Seenplatte) fahre i<strong>ch</strong> dann<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Neuruppin, wo i<strong>ch</strong> einen Zwis<strong>ch</strong>enstopp<br />
ma<strong>ch</strong>e. Die Region besteht vorwiegend<br />
aus landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> geprägtem, aber<br />
au<strong>ch</strong> weitgehend naturbelassenem Moränenland<br />
mit viel Wald und Heide, Dörfern und Landstädten.<br />
Geprägt wird die Lands<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> eine Vielzahl<br />
von Seen. Wi<strong>ch</strong>tigste Stadt ist die Fontanestadt<br />
Neuruppin (Geburtsstadt von Theodor<br />
Fontane, 1819-1898). Die im 13. Jahrhundert<br />
gegründete brandenburgis<strong>ch</strong>e Kreisstadt zählt<br />
heute 32'000 Einwohner. Neuruppin liegt am<br />
Ruppinersee südli<strong>ch</strong> von Rheinsberg und ist dank<br />
Karl-Marx-Strasse<br />
Übergang über die Havel entstand<br />
auf einer Havelinsel bereits in<br />
slawis<strong>ch</strong>er Zeit eine Befestigung.<br />
Ende des 12. Jahrhunderts entstand<br />
auf diesem jungslawis<strong>ch</strong>en<br />
Burgwall die askanis<strong>ch</strong>e Burg, in<br />
deren S<strong>ch</strong>utz südli<strong>ch</strong> davon eine<br />
Siedlung mit Kietz entstand. Die<br />
erste urkundli<strong>ch</strong>e Erwähnung der<br />
Stadt Zehdenick stammt aus dem<br />
Jahre 1216.<br />
Über Gransee (die Stadt liegt zwis<strong>ch</strong>en<br />
der Prignitz und der<br />
Uckermark auf einer Grundmoränenplatte<br />
nördli<strong>ch</strong> von Berlin und<br />
Alleen-Strasse bei Templin<br />
ihrer abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>en Umgebung ein beliebtes<br />
Ausflugsziel. Ältestes Gebäude und<br />
Wahrzei<strong>ch</strong>en der Stadt ist die frühgotis<strong>ch</strong>e Klosterkir<strong>ch</strong>e<br />
am See. Sie gehörte zu dem 1246<br />
gegründeten Dominikanerkloster, das im 19.<br />
Jahrhundert restauriert wurde. Neben der Kir<strong>ch</strong>e<br />
steht eine gut 650 Jahre alte Linde. Na<strong>ch</strong><br />
dem Stadtbrand von 1787 wurde die Innenstadt<br />
einheitli<strong>ch</strong> im Stil des Frühklassizismus wieder<br />
aufgebaut.<br />
S<strong>ch</strong>nell finde i<strong>ch</strong> einen Parkplatz beim Bahnhof<br />
Rheinsbergertor. Entlang der Karl-Marx-Strasse<br />
errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> wenigen hundert Metern den<br />
Bras<strong>ch</strong>-Platz. Der Bernhard Bras<strong>ch</strong> Platz ist ein<br />
Grosser Viereckiger Platz in mitten der Stadt.<br />
Um ihn herum sind Bäume angepflanzt. Den Bras<strong>ch</strong>-Platz kann man überqueren, es führen Wege dur<strong>ch</strong><br />
ihn, in der Mitte Treffen sie si<strong>ch</strong> und es sind Bänke vorzufinden. Die Wege sehen von der Luft aus wie<br />
ein X und sie sind mit S<strong>ch</strong>ottersteinen ausgelegt.<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e<br />
I<strong>ch</strong> ziehe dur<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Gassen und nehme<br />
mir einen Eindruck von dieser Stadt. Indessen<br />
muss i<strong>ch</strong> sagen, s<strong>ch</strong>on weit interessantere Orte gesehen<br />
zu haben. Darauf, in eines der Strassencafés<br />
zu sitzen und etwas zu trinken, verzi<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> weil<br />
mir der Wind etwas gar unangenehm bläst. Er ist<br />
kühl und böig, was sie Leute dazu zwingt, si<strong>ch</strong><br />
ständig an der Tasse oder am Glas festzuhalten.<br />
Altes Gymnasium<br />
Ein Lob hat die Stadt aber verdient: Auf einer grossen<br />
Informationstafel am Bras<strong>ch</strong>-Platz ist angegeben, wo<br />
si<strong>ch</strong> Toiletten (au<strong>ch</strong> rollstuhlgere<strong>ch</strong>te) befinden. So<br />
finde i<strong>ch</strong> den Ort meiner stillen Begierde zur Befriedigung<br />
eines biologis<strong>ch</strong>en Bedürfnisses sehr lei<strong>ch</strong>t.<br />
Auf dem Rückweg zum Camper entdecke i<strong>ch</strong> beim<br />
alten Gymnasium einen Stand, an dem Crêpes angeboten<br />
werden. I<strong>ch</strong> liebe Crêpes als kleine Mahlzeit<br />
73
für zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong>, darum steure i<strong>ch</strong> direkt auf den<br />
Stand zu. An einem Bänk<strong>ch</strong>en im nahen Park geniesse<br />
i<strong>ch</strong> die Gaumenfreude und mein Magen freut si<strong>ch</strong> auf<br />
die zu erwartende Bes<strong>ch</strong>äftigung. Ans<strong>ch</strong>liessend gehe<br />
i<strong>ch</strong> zum Bus um für heute die letzten Autokilometer<br />
unter die Räder zu nehmen. Dabei folge i<strong>ch</strong> wieder<br />
einmal einer Hauptstrasse, der B167.<br />
Na<strong>ch</strong> einer weiteren Stunde Fahrzeit errei<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> meinen heutigen Zielort, die Inselund<br />
Domstadt Havelberg. Ein grosser Teil<br />
der Strecke führt dur<strong>ch</strong> Baumalleen oder<br />
dur<strong>ch</strong> Wälder. I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>fahre dabei die<br />
„Ruppiner Platte“. Die Ruppiner Platte ist<br />
eine zirka 400 km# grosse lei<strong>ch</strong>t hügelige<br />
Grundmoränenplatte im Zentrum des Rup-<br />
Allee bei Zernitz<br />
piner Landes. Mit ihren fru<strong>ch</strong>tbaren Böden<br />
wird sie intensiv ackerbauli<strong>ch</strong> genutzt. Eine Vielzahl an Fliessgewässern dur<strong>ch</strong>zieht die Lands<strong>ch</strong>aft. Die<br />
Niederungen der Fliessgewässer werden mit ihren Fla<strong>ch</strong>moorböden in der Regel als Grünland genutzt.<br />
Im Westen der Lands<strong>ch</strong>aft besteht für das Naturs<strong>ch</strong>utzgebiet „Bückwitzer See und Rohrlacker Graben“<br />
ein besonderer S<strong>ch</strong>utz.<br />
Dort wo meine Gerlide sagt „Sie haben Ihren Zielort<br />
errei<strong>ch</strong>t“ sehe i<strong>ch</strong> nur einen Parkplatz. Von Campingplatz<br />
ist hier ni<strong>ch</strong>ts zu sehen. Beim zweiten Versu<strong>ch</strong><br />
entdecke i<strong>ch</strong> ein paar Wohnwagen, allerdings stehen<br />
die auf der anderen Seite eines Kanals, oder besser,<br />
der Havel. I<strong>ch</strong> fahre die Strecke no<strong>ch</strong>mals zurück um<br />
na<strong>ch</strong> einem Wegweiser oder einer mögli<strong>ch</strong>en Strasse<br />
Auss<strong>ch</strong>au zu halten. Weil i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts finden kann, fahre<br />
i<strong>ch</strong> an den Strassenrand und frage eine Passantin<br />
na<strong>ch</strong> dem Weg. Diese erklärt mir, dass i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong><br />
nur auf der anderen Strassenseite dem Wegweiser<br />
folgen müsse – nun sehe i<strong>ch</strong> ihn au<strong>ch</strong>! Vorbei am<br />
Ya<strong>ch</strong>thafen, über eine Brücke gefahren und dann<br />
wieder parallel dem Inselufer entlang zurück - s<strong>ch</strong>on<br />
bin i<strong>ch</strong> (fast) beim Campingplatz.<br />
Crêpe mit S<strong>ch</strong>okolade<br />
Zufahrt zur Havelinsel<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> den Bus<br />
abgestellt und eingeri<strong>ch</strong>tet<br />
habe, ma<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf den Weg<br />
in die Altstadt von<br />
Havelberg. Die Kreisstadt<br />
liegt nahe der<br />
Einmündung der Havel<br />
in die Elbe. Bedeutend<br />
ist hier vor allem der<br />
zwis<strong>ch</strong>en 1150 – 1170<br />
als romanis<strong>ch</strong>er Bau<br />
entstandene Dom, der<br />
ein beliebter Veranstaltungsort<br />
ist. Am<br />
Marktplatz steht das<br />
Havelberg<br />
spätklassizistis<strong>ch</strong>e<br />
Rathaus, die s<strong>ch</strong>on<br />
1340 erwähnte Stadtpfarrkir<strong>ch</strong>e und die spätklassizistis<strong>ch</strong>e Stadts<strong>ch</strong>ule. I<strong>ch</strong> wandere dur<strong>ch</strong> die Gassen<br />
der Stadt, sofern sie ni<strong>ch</strong>t aus unbehauenen Kopfsteinen erstellt sind. Es ist eine ruhige und bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e<br />
Stadt mit vielen hübs<strong>ch</strong>en Gassen.<br />
74
Die Stadt Havelberg, deren historis<strong>ch</strong>es<br />
Zentrum si<strong>ch</strong> auf einer Insel in der Havel<br />
befindet, liegt im äussersten Nordosten<br />
des Bundeslandes <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>-Anhalt. Havelberg<br />
ist eine Gründung Kaiser Ottos I.<br />
aus dem Jahr 948, als dieser hier das<br />
Bistum Havelberg gründete. Im Zuge der<br />
Deuts<strong>ch</strong>en Ostsiedlung wurde es zur<br />
Missionierung der Slawen erri<strong>ch</strong>tet. Havelberg<br />
ist neben <strong>Brandenburg</strong> an der<br />
Havel der älteste Bis<strong>ch</strong>ofssitz östli<strong>ch</strong> der<br />
Elbe. Beim Slawenaufstand von 983 wur-<br />
Havelberger Dom „St. Marien“<br />
Havelinsel<br />
de der Bis<strong>ch</strong>ofssitz zerstört und war bis zum<br />
Slawenkreuzzug 1147 Hauptsitz der slawis<strong>ch</strong>en<br />
Brizanen. 1150 wurde mit dem Neubau des<br />
Domes begonnen, dem ein Prämonstratenser-<br />
Chorherrenstift anges<strong>ch</strong>lossen war. Die Domweihe<br />
fand 1170 statt. Na<strong>ch</strong> einem Brand des<br />
Domes wurde 1279 – 1330 das Langhaus gotis<strong>ch</strong><br />
umgebaut. 1310 findet ein Rathaus auf<br />
der Stadtinsel erstmals Erwähnung, 1340 die<br />
Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Laurentius und 1390 die spätgotis<strong>ch</strong>e<br />
Kapelle des St.-Spiritus-Hospitals.<br />
Na<strong>ch</strong> einem Streit zwis<strong>ch</strong>en dem Domkapitel<br />
und den Hohenzollers<strong>ch</strong>en Kurfürsten wurde es<br />
1506 vom Orden der Prämonstratenser getrennt<br />
und in ein weltli<strong>ch</strong>es Domstift umgewandelt. Na<strong>ch</strong> der Reformation 1561 wurde das Domkapitel lutheris<strong>ch</strong><br />
und 1571 erfolgte die Eingliederung des Bistums Havelberg in das Kurfürstentum <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Die Kir<strong>ch</strong>e St. Laurentius erhielt 1660 einen Westturm<br />
mit barocker Haube. Im Zeitraum von 1688-<br />
1698 wurden auf der kurbrandenburgis<strong>ch</strong>en Werft<br />
mit niederländis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iffbauern mehr als 15 seetü<strong>ch</strong>tige<br />
S<strong>ch</strong>iffe für den Kurfürsten der Mark <strong>Brandenburg</strong><br />
gebaut und von hier na<strong>ch</strong> Hamburg und<br />
Berlin gebra<strong>ch</strong>t. 1698 wurde ein neues Rathaus<br />
gebaut, na<strong>ch</strong>dem dieses 1627 dur<strong>ch</strong> dänis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>uss<br />
zerstört worden war. 1716 trafen si<strong>ch</strong> in<br />
Havelberg der russis<strong>ch</strong>e Zar Peter der Grosse und<br />
der preussis<strong>ch</strong>e Soldatenkönig Friedri<strong>ch</strong> Wilhelm I.,<br />
wobei Gastges<strong>ch</strong>enke ausgetaus<strong>ch</strong>t wurden: Preussen<br />
übergab das Bernsteinzimmer und erhielt dafür<br />
Kir<strong>ch</strong>e St. Laurentius<br />
Soldaten, die sogenannten „Langen Kerls“. Seit 1750 ist der Havelberger Pferdemarkt na<strong>ch</strong>weisbar. Garnisonsstadt<br />
ist Havelberg seit 1685. In Havelberg bestand ab 1791 eine der frühesten grossen preussis<strong>ch</strong>en Zuckersiedereien,<br />
in wel<strong>ch</strong>er die Havelberger Familie Freier bis<br />
etwa 1820 Zucker produzierte.<br />
Die klassizistis<strong>ch</strong>e Havelberger Doms<strong>ch</strong>ule westli<strong>ch</strong> des<br />
Doms wurde 1804/05 erbaut. 1819 erfolgte die Aufhebung<br />
des Domstifts. 1856-1901 wurde ein Teil der Domstiftsgebäude<br />
als Kaserne genutzt, seit 1904 als Prignitz-Museum<br />
und kath. Kapelle. 1854 entstand das heutige Rathaus.<br />
1870 wütete ein verheerender Stadtbrand der 89 Häuser<br />
verni<strong>ch</strong>tete. 1907 erhielt der Turm des Domes ein fünfarkadiges,<br />
neoromanis<strong>ch</strong>es Glockenges<strong>ch</strong>oss mit Da<strong>ch</strong>reiter.<br />
Historis<strong>ch</strong> bestehen enge Verbindungen zur Prignitz/Mark<br />
Rathaus<br />
<strong>Brandenburg</strong>. Bis 1952 gehörte Havelberg zum Landkreis<br />
Westprignitz im Land <strong>Brandenburg</strong>. Mit der Gebietsreform in der DDR wurde Havelberg Kreisstadt des Kreises<br />
Havelberg im Bezirk Magdeburg. Dieser bestand bis zur Eingliederung in den Landkreis Stendal 1994. Eine<br />
1990 erfolgende Abstimmung im Stadtrat mit dem Ziel, wieder na<strong>ch</strong> <strong>Brandenburg</strong> angegliedert zu werden, war<br />
mit knappem Ergebnis erfolglos. 1996 wurde der Dom Eigentum der Stiftung Dome und S<strong>ch</strong>lösser in <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>-<br />
Anhalt. Seit dem 2008 trägt die Stadt den Namenszusatz Hansestadt.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Havelberg<br />
75
Zum Na<strong>ch</strong>tessen gehe i<strong>ch</strong> in den<br />
Imbisstand auf dem Campingplatz.<br />
I<strong>ch</strong> habe keine Lust no<strong>ch</strong>mals in die<br />
Stadt zu gehen. Da i<strong>ch</strong> von gestern<br />
den Magen no<strong>ch</strong> voll habe, bes<strong>ch</strong>ränke<br />
i<strong>ch</strong> mein Na<strong>ch</strong>tessen auf<br />
eine Bockwurst mit Kartoffelsalat –<br />
einfa<strong>ch</strong> und lecker. Beim verlassen<br />
des Lokals treffe i<strong>ch</strong> auf ein Paar,<br />
die eben mit einem Camper mit<br />
einer BL-Nummer eingefahren sind.<br />
Es sind dies die ersten S<strong>ch</strong>weizer,<br />
denen i<strong>ch</strong> in diesen Feien auf einem<br />
Campingplatz begegne. Den Abend verbringe i<strong>ch</strong> windges<strong>ch</strong>ützt im Bus.<br />
Campinginsel Havelberg, Havelberg ADAC-Nr.: SH 20<br />
Der Platz liegt auf ebenem Wiesengelände auf einer<br />
Havelinsel, anges<strong>ch</strong>lossen an einen Ya<strong>ch</strong>thafen. Auf<br />
den Stellplätzen gibt es Laubbäume und der Campingplatz<br />
ist teils von Wald umgeben. Der Boden ist<br />
sehr sandig, die Wege naturbelassen aber gut befahrbar.<br />
Vor der Einfahrt auf den Campingplatz gibt<br />
es mehrere Stellplätze für grosse Camper, die au<strong>ch</strong><br />
mit Stromans<strong>ch</strong>luss ausgerüstet sind. Der Campingplatz<br />
liegt nur weinige hundert Meter von der Altstadt<br />
Havelberg entfernt.<br />
etwas unpraktis<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet<br />
wurde. Dies vor allem, weil die<br />
WC-S<strong>ch</strong>üssel und der Dus<strong>ch</strong>sitz<br />
zu nahe beieinander sind. Einerseits<br />
wird dadur<strong>ch</strong> der Zugang<br />
zum WC behindert, andererseits<br />
ist es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> zu dus<strong>ch</strong>en,<br />
ohne glei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die WC-<br />
S<strong>ch</strong>üssel nass zu spritzen. I<strong>ch</strong><br />
denke mir, hier hätte es andere,<br />
bessere Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Einteilung<br />
gegeben.<br />
Die Behindertentoilette ist hier etwas kleiner als an<br />
den letzten Orten. Ausserdem denke i<strong>ch</strong>, dass sie<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 30. Mai <strong>2012</strong> Was verbindet Magdeburg mit Zizers?<br />
Havelinsel mit Campingplatz<br />
Wetter:<br />
Der heutige Tag beginnt (meteorologis<strong>ch</strong> gesehen) bedeckt. Die<br />
Temperatur liegt bei etwa 10°C. Allerdings ist es no<strong>ch</strong> trocken und<br />
hat au<strong>ch</strong> in der Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t geregnet. Gemäss meinen Handy-<br />
Prognosen sollte es heute au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so bleiben. Gegen Mittag hellt<br />
es etwas auf und es bleibt den ganzen Tag we<strong>ch</strong>selnd bewölkt. Bis Mittag liegt die Temperatur im<br />
bes<strong>ch</strong>eidenen Berei<strong>ch</strong> von ca. 15°C, gegen Abend steigt sie dann auf 20°C an. Der anfangs starke Wind<br />
flaut gegen Abend wieder ab. Um 20:00 Uhr ist der Himmel wieder wolkenlos und die Temperatur liegt<br />
bei angenehmen 19°C.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Aufgrund des kühlen Morgens gibt es<br />
keinen Grund länger in Havelberg zu<br />
bleiben. Glei<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Frühstück<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zur Abfahrt bereit. Besondere<br />
Arbeit gibt heute wieder das<br />
Stromkabel, das i<strong>ch</strong> wegen der grossen<br />
Distanz zum Elektrokasten, fast ganz<br />
von der Rolle wickeln musste. Die Kabelrolle<br />
ist von der Grösse her ideal, do<strong>ch</strong><br />
bedingt die kleine Kabeltrommel, dass<br />
man das Kabel sehr sauber aufrollt, d.h.<br />
s<strong>ch</strong>ön Wicklung an Wicklung legt, fast<br />
wie bei der Wicklung von Elektrospulen.<br />
76
Dann bin i<strong>ch</strong> reisefertig und verlasse die Campinginsel von Havelberg.<br />
Auf der B107 fahre i<strong>ch</strong> in Ri<strong>ch</strong>tung Süden. Bei Lüderitz errei<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> die B188, eine gut ausgebaute S<strong>ch</strong>nellstrasse, auf wel<strong>ch</strong>er<br />
i<strong>ch</strong> an Tangermünde und Stendal vorbei fahre. In Tangermünde<br />
haben wir 2005 auf unserer Europareise auf einem toll ausgebauten<br />
Stellplatz überna<strong>ch</strong>tet und das hübs<strong>ch</strong>e, mittelalterli<strong>ch</strong>e Städt<strong>ch</strong>en<br />
an der Mündung des Tangers in die Elbe, besi<strong>ch</strong>tigt. Zwis<strong>ch</strong>en Lüderitz<br />
und Dolle fahre i<strong>ch</strong> während fast 10 km dur<strong>ch</strong> ein riesiges<br />
Waldstück. Das Land ist hier Topfeben. Die hö<strong>ch</strong>sten Punkte dürften<br />
wohl die Windräder der unzähligen Windgeneratoren sein. Die Getreidefelder,<br />
so wie die Waldpartien, errei<strong>ch</strong>en hier Grössen von fast<br />
unvorstellbarem Ausmass – dies jedenfalls für mi<strong>ch</strong>. Die Grösse der<br />
Anbauflä<strong>ch</strong>en hat für mi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus eine gewisse Faszination, zumindest<br />
aus ökonomis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t. Do<strong>ch</strong> hat in diesen Monokulturen<br />
die Natur keinen Platz mehr. Sie wird bestenfalls an den Rand der<br />
Felder gedrängt. Tiere oder Pflanzen, die si<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong> ein Stück<br />
<strong>Lebe</strong>nsraum in diesen Flä<strong>ch</strong>en nehmen wollen, werden als S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
betra<strong>ch</strong>tet und mit entspre<strong>ch</strong>enden Mitteln bekämpft. Ob es<br />
biologis<strong>ch</strong>e oder <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Mittel sind, ist eigentli<strong>ch</strong> einerlei. Die<br />
Konsequenz ist dieselbe: man nimmt der Natur das <strong>Lebe</strong>n.<br />
Bei Strassfurt<br />
Selbst in der Vorbeifahrt ist festzustellen, dass es hier kaum Vögel<br />
gibt, was bedeutet, dass hier keine Insekten zu finden sind. Die<br />
Nistgelegenheiten fehlen sowohl für Boden- wie au<strong>ch</strong> für Baumbrüter<br />
ohnehin. Au<strong>ch</strong> kann i<strong>ch</strong> auf der ganzen Strecke ni<strong>ch</strong>t einen einzigen<br />
Greifvogel entdecken, der im Flug den Boden na<strong>ch</strong> Beute<br />
(Kleinsäugern) absu<strong>ch</strong>t. Das heisst, dass es wohl kaum wel<strong>ch</strong>e gibt.<br />
Man sieht hö<strong>ch</strong>stens gelegentli<strong>ch</strong> einmal Krähen, die versu<strong>ch</strong>en von einem todgefahrenen Tier einen<br />
Happen zu holen. Was für die Agrarfelder zutrifft, ist si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in den riesigen Kieferwäldern<br />
ni<strong>ch</strong>t anders. Au<strong>ch</strong> hier können nur ein paar wenige Spezialisten überleben. Eine vielfältige Tierwelt<br />
brau<strong>ch</strong>t eine vielfältige Pflanzenwelt. Da ist mir die enorme Vielfalt, die i<strong>ch</strong> in der Uckermark, oder im<br />
vergangenen Herbst an der Müritz gesehen habe, viel lieber. I<strong>ch</strong> bin keineswegs ein Fa<strong>ch</strong>mann auf<br />
diesem Gebiet. Do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> kann beoba<strong>ch</strong>ten und logis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lüsse ziehen. Mir ist aber au<strong>ch</strong> klar, dass<br />
wir Nahrung brau<strong>ch</strong>en und Getreide gehört nun mal au<strong>ch</strong> dazu. Do<strong>ch</strong> stellt si<strong>ch</strong> mir die Frage, wie lange<br />
wir bereit und in der Lage sind, ein natürli<strong>ch</strong>es und gesundes Umfeld einer immer weiter optimierten<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit zu opfern. Abartig wird es aus meiner Si<strong>ch</strong>t dann, wenn mit dem Getreide in Biogaswerken<br />
„grüner“ Strom erzeugt wird!<br />
Magdeburg wäre si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> interessant anzus<strong>ch</strong>auen,<br />
do<strong>ch</strong> steht mir im Moment ni<strong>ch</strong>t die Lust<br />
auf Besi<strong>ch</strong>tigung von Grossstädten. Denno<strong>ch</strong> eine<br />
kurze Zusammenfassung der im Internet gefundenen<br />
Informationen:<br />
2005 konnte Magdeburg sein 1200-jähriges Bestehen<br />
feiern. Der Handelsplatz an der Elbe war ab<br />
962 Kaiserpfalz von Otto I., dem ersten Kaiser<br />
Römis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es deuts<strong>ch</strong>er Nation. Heute ist<br />
Magdeburg die Hauptstadt des Bundeslandes<br />
Dom St. Mauritius und Katharina<br />
<strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>-Anhalt und ein si<strong>ch</strong> gut entwickelnder<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsstandort. Der Handelsplatz an der Elbe<br />
wurde 962 Kaiserpfalz Ottos I. und wenig später<br />
Bis<strong>ch</strong>ofssitz. Von hier aus wurde die Slawenmission<br />
vorangetrieben. Trotz ständiger Kontroversen<br />
mit der klerikalen Obrigkeit gelang es den Bürgern,<br />
Freiheiten zu bewahren, die als Magdeburger Re<strong>ch</strong>t Vorbild für viele Stadtverfassungen wurden.<br />
77
Im dreissigjährigen Krieg wurde die protestantis<strong>ch</strong>e<br />
Stadt fast völlig zerstört. Im 19. Jahrhundert<br />
wu<strong>ch</strong>sen die ersten grösseren Mas<strong>ch</strong>inenbaubetriebe<br />
heran. Die wenigen na<strong>ch</strong> dem verheerenden<br />
Bombenangriff vom 16. Januar 1945 erhaltenen<br />
Ar<strong>ch</strong>itekturdenkmale bezeugen, dass Magdeburg<br />
einstmals eine Stadt des Klerus und des<br />
Bürgertums war.<br />
Die bewegte Vergangenheit und Gegenwart der<br />
Stadt Magdeburg spiegeln die Sehenswürdigkeiten<br />
der Elbmetropole wider. Der Dom „St. Mauritius<br />
und St. Katharina“ und das Kunstmuseum<br />
Kloster „Unser Lieben Frauen“ zählen in Magde-<br />
Die grüne Zitadelle von F. Hundertwasser<br />
Zu Otto I. hat meine Wohngemeinde Zizers<br />
einen besonderen Bezug: Im Jahr 2003 wurden<br />
bei Sondierbohrungen für ein Bauprojekt<br />
auf der Wiese S<strong>ch</strong>lossbungert südli<strong>ch</strong><br />
der reformierten Dorfkir<strong>ch</strong>e Ruinen entdeckt.<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Zür<strong>ch</strong>er<br />
Lindenhof um die zweite Königspfalz, die<br />
auf S<strong>ch</strong>weizer Boden entdeckt wurde. Sie<br />
wird auf das 9. Jahrhundert datiert und<br />
diente im 10. Jahrhundert Otto dem Grossen<br />
als Reiseunterkunft. 955 wurde sie ersturkundli<strong>ch</strong><br />
erwähnt, als sie Otto I. dem Churer<br />
Bis<strong>ch</strong>of Harpert s<strong>ch</strong>enkte. Die Ruinen sind<br />
Skelette aus dem 10. Jahrhundert<br />
burg zu den Sehenswürdigkeiten mit dem<br />
grössten Bekanntheitsgrad. Do<strong>ch</strong> Magdeburg<br />
bietet neben historis<strong>ch</strong>en Sehenswürdigkeiten<br />
au<strong>ch</strong> viele moderne Attraktionen.<br />
Zum Beispiel das Wasserstrassenkreuz<br />
Magdeburg mit der längsten Kanalbrücke<br />
der Welt oder die von Friedensrei<strong>ch</strong> Hundertwasser<br />
ges<strong>ch</strong>affene „Grüne Zitadelle<br />
von Magdeburg“. Au<strong>ch</strong> den Alten Markt mit<br />
dem „Magdeburger Reiter“, bei dem es si<strong>ch</strong><br />
vermutli<strong>ch</strong> um eine Darstellung Kaiser Ottos<br />
I. handelt, sowie das Alte Rathaus Gehören<br />
zu den Magdeburger Sehenswürdigkeiten.<br />
Otto der Grosse und seine Gattin in Magdeburg<br />
rund 25 m lang und 13 m breit. Der vermutli<strong>ch</strong> zweistöckige Bau<br />
wurde in mehreren Etappen zu einem mehrräumigen Wohn- und<br />
Arbeitsgebäude umgebaut. Verkohlte Balken zeugen von mehreren<br />
Brandereignissen. Irgendwann war der riesige Bau ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
zu unterhalten und zerfiel. Teile des Gebäudeinneren wurden<br />
ans<strong>ch</strong>liessend als Friedhof benutzt, aus den Aussenmauern wurden<br />
Umfassungsmauern. Kleinfunde aus römis<strong>ch</strong>er Zeit weisen<br />
darauf hin, dass an dieser Stelle bereits früher ein Dorf oder ein<br />
Römis<strong>ch</strong>er Gutshof stand.<br />
Die Ausgrabungsstätte wird vom Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>en<br />
Dienst Graubünden erfors<strong>ch</strong>t und rekonstruiert.<br />
Die Eidgenossens<strong>ch</strong>aft erklärte 2010<br />
die Grabungsstelle zu einem Fund von nationaler<br />
Bedeutung, als der Befund zum historis<strong>ch</strong>en Ausmass der Entdeckung feststand.<br />
Rathaus<br />
Ausgrabungsstätte<br />
78
Vorbei an Magdeburg gelange i<strong>ch</strong><br />
Giersleben<br />
auf die B81 in Ri<strong>ch</strong>tung von Halberstadt.<br />
Halberstadt, das Tor zum<br />
Harz, habe i<strong>ch</strong> im vergangenen<br />
Herbst besu<strong>ch</strong>t, als i<strong>ch</strong> in die Mecklenburger<br />
Seenplatte fuhr. I<strong>ch</strong> verlasse<br />
die B81 aber bereits früher<br />
und s<strong>ch</strong>wenke ab auf die B180 in<br />
Ri<strong>ch</strong>tung der Lutherstadt Eisleben.<br />
Dank einer Umleitung vor Sandersleben<br />
komme i<strong>ch</strong> bei Giersleben<br />
no<strong>ch</strong>mals in den Genuss ri<strong>ch</strong>tiger<br />
Landstrassen. Hier kann i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
wieder einmal ein paar Fotos von<br />
der herrli<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>aft ma<strong>ch</strong>en.<br />
Diese ist hier ni<strong>ch</strong>t mehr ganz so fla<strong>ch</strong> wie weiter oben. Es ist eine Gegend voller sanfter Hügel.<br />
Abräumhalde bei Siersleben<br />
Zwis<strong>ch</strong>en Hettstedt und Lutherstadt Eisleben<br />
sehe i<strong>ch</strong> riesige Aufs<strong>ch</strong>üttungen.<br />
Die drei Abraumhalden des Kupfers<strong>ch</strong>ieferbergbaus<br />
im Mansfelder Land bei Eisleben<br />
sind weithin si<strong>ch</strong>tbare Land-marken<br />
und werden wegen ihrer Spitzkegelform<br />
als Pyramiden des Mansfelder Landes<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Bis zum Ende der 1960er<br />
Jahre wurde im Mansfelder Land seit über<br />
800 Jahren Kupfers<strong>ch</strong>iefer unter Tage<br />
abgebaut und zu Kupfer ver-arbeitet. Zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dazu<br />
in der Mitte der Mansfelder Mulde grosse<br />
Zentrals<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te angelegt. Der dabei entstandene<br />
Abraum wurde, im Gegensatz<br />
zu den Spitzkegelhalden bei Sangerhausen,<br />
ursprüngli<strong>ch</strong> zu Fla<strong>ch</strong>halden aufges<strong>ch</strong>üttet, auf denen dann ab 1941 die gewaltigen Spitzkegelhalden<br />
entstanden. Die mit 153 Metern hö<strong>ch</strong>ste „Pyramide“ befindet si<strong>ch</strong> bei Volkstedt nördli<strong>ch</strong> der<br />
Lutherstadt Eisleben. Ihr Kegelvolumen beträgt 8,5 Mio. Kubikmeter. 1994 haben junge Leute auf der<br />
Spitze dieser Pyramide ein Gipfelkreuz erri<strong>ch</strong>tet. Die Pyramiden sind die hö<strong>ch</strong>sten Erhebungen des<br />
Mansfelder Landes ausserhalb des Harzgebirges.<br />
Lutherdenkmal<br />
In Eisleben ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> einen grösseren Zwis<strong>ch</strong>enhalt und<br />
besi<strong>ch</strong>tige die Innenstadt. In der ehemaligen Bergbaustadt<br />
wurde der Reformator Martin Luther (1483 – 1546) geboren,<br />
woran das Lutherdenkmal am Marktplatz erinnert. Hinter<br />
dem gotis<strong>ch</strong>en Rathaus steht die St. Andreaskir<strong>ch</strong>e (13. –<br />
15. Jahrhundert), wo er no<strong>ch</strong> kurz vor seinem Tod predigte.<br />
Die Lutherstadt Eisleben liegt im östli<strong>ch</strong>en Harzvorland<br />
und ist in die Hügellands<strong>ch</strong>aft der Mansfelder Mulde eingebettet.<br />
2007 zählte die über tausendjährige Stadt 23’488<br />
Einwohner. In den letzten Jahren vergrösserte si<strong>ch</strong> die Stadt.<br />
Eisleben ist Sitz der glei<strong>ch</strong>namigen Verwaltungsgemeins<strong>ch</strong>aft.<br />
Die Stadt bewahrt mit Stolz das Andenken an den<br />
Reformator und führt seit 1946 den Beinamen „Lutherstadt“.<br />
1997 erfolgte die Aufnahme der Lutherstätten in die Liste<br />
des Weltkulturerbes der UNESCO.<br />
Im Jahr 994 wurde der Ort als „Islevo“ erstmals urkundli<strong>ch</strong><br />
genannt und in einer Urkunde aus dem Jahre 1180 wurde<br />
Eisleben als Stadt bezei<strong>ch</strong>net. Im 15. und 16. Jahrhundert<br />
entwickelte si<strong>ch</strong> die Stadt aufgrund ihrer Lage am S<strong>ch</strong>nittpunkt<br />
zweier grosser Handelsstrassen, der von Halle na<strong>ch</strong><br />
den Westen führenden Franken- und Rheinstrasse und die<br />
von Norden na<strong>ch</strong> Süden verlaufende Kupfer- und Weinstrasse,<br />
sowie dur<strong>ch</strong> den Abbau und die Verhüttung des Kupfers<strong>ch</strong>iefers<br />
zu der bedeutendsten Stadt in der Grafs<strong>ch</strong>aft Mansfeld.<br />
Eine zweite Blütezeit, wiederum begründet dur<strong>ch</strong> den Kupferbergbau und die Hüttenindustrie aber<br />
au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Samenzu<strong>ch</strong>t, erlebte die Stadt im 19. Jahrhundert. Die Zeiten des wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wohlstandes,<br />
des geistig-kulturellen Ho<strong>ch</strong>s und der Ma<strong>ch</strong>t der Mansfelder Grafen prägten das Bild der Stadt,<br />
haben bedeutende Zeugnisse der deuts<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hinterlassen. Hierzu zählen u.a. der Markt mit<br />
dem Rathaus, die Stadts<strong>ch</strong>lösser der Mansfelder Grafen sowie die stattli<strong>ch</strong>en Bürgerhäuser.<br />
79
Marktplatz mit Rathaus<br />
überda<strong>ch</strong>te Freitreppe aus dem Jahr 1536. Hier war einst der einzige<br />
Eingang zum ersten Oberges<strong>ch</strong>oss. Die Formen der Freitreppe<br />
sowie der Fenster des Hauses entspre<strong>ch</strong>en dem Stil der Spätgotik<br />
bzw. der einfa<strong>ch</strong>en Frührenaissance. Unter der Treppe befinden<br />
si<strong>ch</strong> drei spätgotis<strong>ch</strong>e Sandsteinportale, wobei das Mittlere ins<br />
Erdges<strong>ch</strong>oss führt. Im Inneren wurde der aus Bru<strong>ch</strong>steinmauern<br />
und Tonnengewölbe bestehende Rathauskeller im Jahre 1982 ausgebaut<br />
und seither für Zusammenkünfte genutzt. In den Räumen<br />
des Erdges<strong>ch</strong>osses sind die Kreuzgratgewölbe bemerkenswert.<br />
In der nördli<strong>ch</strong>en und südli<strong>ch</strong>en Ausri<strong>ch</strong>tung des Marktplatzes<br />
stehen Bürgerhäuser, die zwis<strong>ch</strong>en dem 16. und 21. Jahrhundert<br />
erri<strong>ch</strong>tet bzw. grundlegend saniert wurden. Im Osten wird der<br />
Marktplatz dur<strong>ch</strong> das Waagegebäude begrenzt. I<strong>ch</strong> ziehe meine<br />
Runden dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Gassen der Altstadt bevor i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> fast<br />
zwei Stunden wieder zum Bus zurückkehre.<br />
Bis<strong>ch</strong>ofrode<br />
Die westli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>malseite des Marktes wird<br />
dur<strong>ch</strong> das von 1519-1531 erbaute Rathaus<br />
begrenzt. Der zweiges<strong>ch</strong>ossige Bau mit hohen<br />
Giebeln und Zwer<strong>ch</strong>häusern an den Längsseiten<br />
wurde im Stil der Spätgotik erri<strong>ch</strong>tet. Die<br />
überda<strong>ch</strong>te doppelläufige Freitreppe an der<br />
Nordseite weist auf die Renaissance hin. Das<br />
Rathaus besitzt erst seit dem 19. Jahrhundert<br />
im Inneren Treppen. An der Nordseite des<br />
Rathauses befindet si<strong>ch</strong> eine doppelläufige,<br />
Andreaskir<strong>ch</strong>e<br />
Dann geht es auf der B180 weiter in<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Naumburg vorbei an Querfurt<br />
und Freyburg. Hauptattraktion<br />
von Querburg ist eine der grössten<br />
mittelalterli<strong>ch</strong>en Burgen Deuts<strong>ch</strong>lands,<br />
mit zwei Ringmauern, in den<br />
Fels gehauenen Burggräben und drei<br />
mä<strong>ch</strong>tigen Bastionen. Das barocke<br />
Stadtbild von Querfurt ist auf die<br />
Bautätigkeit na<strong>ch</strong> den grossen Bränden<br />
des 17. Jahrhunderts zurückzuführen.<br />
Am Markt steht das Rathaus<br />
(1699). Au<strong>ch</strong> Teile der ehemaligen<br />
Stadtbefestigung sind erhalten.<br />
Freyburg ist das Zentrum des Weinbaus sowie der Wein- und Sektkellerei. 1856 wurde hier die Rotkäpp<strong>ch</strong>en-Sektkellerei<br />
gegründet.<br />
Freyberg inmitten von Weinbergen<br />
Von hier stammt der Wein, den i<strong>ch</strong><br />
gestern Abend mit Rainer getrunken<br />
habe. Ho<strong>ch</strong> über Freyburg thront das<br />
S<strong>ch</strong>loss Neuenburg (1090 – 1227)<br />
das na<strong>ch</strong> der Wartburg bei Eisena<strong>ch</strong><br />
die bedeutendste Burg der Thüringer<br />
Landgrafen und im 17. Jahrhundert<br />
der Herzöge von <strong>Sa<strong>ch</strong>sen</strong>-Weissenfels<br />
war. Bea<strong>ch</strong>tung finden die spätromanis<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>losskapelle, der Fürstensaal<br />
und ein 120 m tiefer Brunnen.<br />
Bis 1970 befand si<strong>ch</strong> in der Neuenburg<br />
ein Museum, das dann aber<br />
wegen Baus<strong>ch</strong>äden ges<strong>ch</strong>lossen werden<br />
musste. Na<strong>ch</strong> fast 20 Jahren bot<br />
si<strong>ch</strong> 1989 ein Bild der Verwahrlosung<br />
und des Verfalls. Do<strong>ch</strong> waren die<br />
Mens<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t mehr bereit, den<br />
Verlust hinzunehmen, Im Herbst 1989 bildete si<strong>ch</strong> in Freyburg eine Bürgerinitiative, die die Burg friedli<strong>ch</strong><br />
„stürmte“ und den Beginn der Rettungsaktion erwirkte. Die Wiederherstellung erfolgte dur<strong>ch</strong> die<br />
öffentli<strong>ch</strong>e Hand, ehrenamtli<strong>ch</strong>en Einsatz und privatwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Hilfe.<br />
80
Farnstädt<br />
Dann errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> Naumburg.<br />
Damit i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zweimal aussteigen<br />
muss, lässt mi<strong>ch</strong> die Rezeptionsdame<br />
erst einen Platz su<strong>ch</strong>en.<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> einen meinen<br />
Wüns<strong>ch</strong>en entspre<strong>ch</strong>enden Platz<br />
gefunden habe (die Auswahl ist<br />
sehr gross), gehe i<strong>ch</strong> zum Eingang<br />
und erledige die Papiere.<br />
Damit ist meine Bleibe für die<br />
nä<strong>ch</strong>ste Na<strong>ch</strong>t gesi<strong>ch</strong>ert. Nun<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit Otello auf<br />
einen Spaziergang der Saale<br />
entlang. Die Saale ist ein kleines<br />
bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>es Flüss<strong>ch</strong>en. Eigentli<strong>ch</strong> wäre i<strong>ch</strong> gerne in die Stadt gegangen, do<strong>ch</strong> die Distanz beträgt<br />
gemäss Angabe 3 km. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te Otello diesen Mars<strong>ch</strong> heute ni<strong>ch</strong>t mehr zumuten.<br />
Die dur<strong>ch</strong> den Dom berühmt gewordene Stadt Naumburg liegt im klimatis<strong>ch</strong> begünstigten Triasland an<br />
der Einmündung zur Unstrut in die Saale. An den sonnenbes<strong>ch</strong>ienenen Talhängen der beiden Flüsse<br />
wird sein dem Mittelalter Wein angebaut.<br />
Naumburg wurde erstmals 1012 urkundli<strong>ch</strong> erwähnt, als an der Kreuzung zweier Handelsstrassen die neue<br />
Burg der Markgrafen von Meissen, entstand. 1021 wird in der Merseburger Bis<strong>ch</strong>ofs<strong>ch</strong>ronik von der kurz zuvor<br />
erfolgten Neugründung einer Propstei an der Stelle des späteren<br />
Naumburger Doms beri<strong>ch</strong>tet. Bis zur Umsetzung der Reformation<br />
in der Stadt 1568 war Naumburg Bis<strong>ch</strong>ofssitz, wobei<br />
ab dem 13. Jahrhundert die Bis<strong>ch</strong>öfe wieder meist in Zeitz<br />
residierten und lebten. Seit 1144 wurde Naumburg Stadt genannt.<br />
Im Mittelalter war sie ein bedeutender Handelsplatz an der<br />
Via Regia, besonders dur<strong>ch</strong> die zuerst 1278 genannten Naumburger<br />
Messen. Der Aufstieg Leipzigs zur Messestadt seit<br />
1500 und der Dreissigjährige Krieg bra<strong>ch</strong>ten die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Blüte Naumburgs zum Erliegen.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Wiener Kongress 1815 fiel Naumburg an Preussen.<br />
1846 erhielt die Stadt Ans<strong>ch</strong>luss an die Thüringer Bahn<br />
von Halle na<strong>ch</strong> Erfurt. 1892 ging die Strassenbahn Naumburg<br />
in Betrieb. Sie wurde in den ersten Jahren no<strong>ch</strong> mit Dampf<br />
betrieben. 1907 wurde sie auf den elektris<strong>ch</strong>en Betrieb umgestellt.<br />
Obwohl si<strong>ch</strong> die Industrialisierung nur s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> entwickelte,<br />
bildete si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on 1848 ein Arbeiterverein.<br />
Rathaus<br />
Fussgängerzone<br />
Am 9. und 11. April 1945 bombardierten<br />
anglo-amerikanis<strong>ch</strong>e Flugzeuge die<br />
Stadt. Dabei wurden Teile der militäris<strong>ch</strong>en<br />
Anlagen im Osten der Stadt sowie<br />
Berei<strong>ch</strong>e der Altstadt und angrenzender<br />
Gebiete zerstört oder s<strong>ch</strong>wer bes<strong>ch</strong>ädigt.<br />
Dabei sind mehr als 100 Mens<strong>ch</strong>en ums<br />
<strong>Lebe</strong>n gekommen und rund 700 Häuser<br />
bes<strong>ch</strong>ädigt worden. Am 12. April besetzten<br />
amerikanis<strong>ch</strong>e Truppen die Stadt,<br />
knapp drei Monate später – am 2. Juli –<br />
zogen Truppen der Roten Armee in<br />
Naumburg ein. Dur<strong>ch</strong> den Zuzug von<br />
Flü<strong>ch</strong>tlingen und Vertriebenen hielten<br />
si<strong>ch</strong> in der Stadt bis zu 60’000 Mens<strong>ch</strong>en<br />
auf.<br />
In der DDR war Naumburg Standort von,<br />
Arzneimittel-, S<strong>ch</strong>uh-, Metallindustrie<br />
und Mas<strong>ch</strong>inenbau. Die politis<strong>ch</strong>en Veränderungen im Jahre 1989 führten au<strong>ch</strong> in Naumburg zu zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Demonstrationen und Versammlungen in den Kir<strong>ch</strong>en der Stadt.<br />
81
Dom St. Peter und Paul<br />
Wahrzei<strong>ch</strong>en der Stadt Naumburg ist der spätromanis<strong>ch</strong>-frühgotis<strong>ch</strong>e<br />
Dom St. Peter und Paul. Er steht in der bis<strong>ch</strong>öfli<strong>ch</strong>en Vorstadt.<br />
Der Bau dieser dreis<strong>ch</strong>iffigen, zwei<strong>ch</strong>örigen Basilika mit<br />
vier Türmen und einem Kreuzgang begann bereits vor 1213. Der<br />
frühgotis<strong>ch</strong>e West<strong>ch</strong>or wurde um 1250 erbaut. In der ersten Hälfte<br />
des 14. Jahrhunderts wurde der Ost<strong>ch</strong>or im ho<strong>ch</strong>gotis<strong>ch</strong>en Stil<br />
erweitert. Die romanis<strong>ch</strong>e Krypta unter dem Ost<strong>ch</strong>or ist etwa um<br />
1170 entstanden und war Teil eines Vorgängerbaus. Die beiden<br />
Osttürme bestehen aus a<strong>ch</strong>teckigen Oberges<strong>ch</strong>ossen und besitzen<br />
Barockhauben. Die Kanzel stammt von 1466. Erst im Jahre 1884<br />
wurde der Südwestturm vollendet. Die beiden Westtürme neben<br />
dem West<strong>ch</strong>or sind in enger Anlehnung an die Türme der Kathedrale<br />
von Laon und des Bamberger Doms gestaltet. An der westli<strong>ch</strong>en<br />
Seite des Kreuzgangs befindet si<strong>ch</strong> ein Klausurgebäude, an<br />
der östli<strong>ch</strong>en Seite die spätgotis<strong>ch</strong>e Dreikönigskapelle von 1416.<br />
Südli<strong>ch</strong> des Kreuzgangs und damit an der Südseite des Doms<br />
befindet si<strong>ch</strong> die Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Marien, unweit westli<strong>ch</strong> des Komplexes die Ägidienkurie. Zwis<strong>ch</strong>en 1960 und<br />
1968 wurde der Dom grundlegend restauriert. Weltberühmt sind die zwölf Stifterfiguren im West<strong>ch</strong>or, die na<strong>ch</strong><br />
1250 entstanden. Alle Figuren sind lebensgross und in<br />
Kalkstein gehauen.<br />
Bürgerhäuser aus Barock und Renaissance umrahmen den<br />
Marktplatz. Im mittelalterli<strong>ch</strong>en Stadtkern befindet si<strong>ch</strong><br />
neben dem Renaissance-Rathaus (erbaut 1517-1528) mit<br />
Ratskeller die spätgotis<strong>ch</strong>e Stadtkir<strong>ch</strong>e St. Wenzel. Diese<br />
dreis<strong>ch</strong>iffige Hallenkir<strong>ch</strong>e entstand zwis<strong>ch</strong>en 1417 und<br />
1523 und wurde na<strong>ch</strong> ihrer Bes<strong>ch</strong>ädigung im Jahre 1945<br />
restauriert. Ihr Inneres wurde 1724 umgestaltet. Rund um<br />
die Altstadt befinden si<strong>ch</strong> Reste der mittelalterli<strong>ch</strong>en<br />
Stadtbefestigung, bestehend aus Stadtgraben und Stadtmauer.<br />
Erhalten blieb ein im 15. Jahrhundert erri<strong>ch</strong>teter<br />
Turm, der später zur Wasserkunst umgebaut wurde.<br />
Bei Naumburg<br />
Marktplatz mit St. Wenzelkir<strong>ch</strong>e<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Naumburg_(Saale)<br />
Am Abend gehe i<strong>ch</strong> ins Camping-Bistro<br />
zum Na<strong>ch</strong>tessen.<br />
Zum Zigeu-ners<strong>ch</strong>nitzel bestelle<br />
i<strong>ch</strong> einen trockenen Riesling<br />
aus der Gegend. Im Gegensatz<br />
zu gestern kann man heute<br />
no<strong>ch</strong> einige Zeit draussen<br />
sitzen bleiben, wenn man<br />
einen etwas windges<strong>ch</strong>ützten<br />
Ort zur Verfügung hat. Um<br />
20:00 Uhr liegt die Temperatur<br />
no<strong>ch</strong> bei angenehmen<br />
19°C.<br />
Camping Blütengrund, Naumburg/Saale ADAC-Nr.: SH 400<br />
Das Wiesengelände liegt an der<br />
Campingeingang<br />
Saale und ist ganz lei<strong>ch</strong>t geneigt.<br />
Das Gelände wird dur<strong>ch</strong> Laubbäume,<br />
Hecken und andere Anpflanzungen<br />
aufgelockert. Das gesamte<br />
Areal ist wohl in Berei<strong>ch</strong>e unterteilt,<br />
ni<strong>ch</strong>t aber in einzelne Parzellen.<br />
Dies bedeutet, dass eigentli<strong>ch</strong> jeder<br />
abstellen kann wo er will und si<strong>ch</strong><br />
den Platz nehmen kann den er<br />
glaubt zu benötigen (oder der no<strong>ch</strong><br />
zur Verfügung steht). Im Zentrum<br />
des Platzes befindet si<strong>ch</strong> ein grosser<br />
Tei<strong>ch</strong> zur Fis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t, das Angeln<br />
aber ist ni<strong>ch</strong>t erlaubt. Der Platz ist nur sehr spärli<strong>ch</strong> belegt. Ob er über die Pfingsttage wohl au<strong>ch</strong><br />
voll gewesen ist?<br />
82
Rezeption<br />
Das Sanitärgebäude mit der Behindertentoilette<br />
dürfte wohl s<strong>ch</strong>on älteren Datums sein. Es wirkt<br />
aber alles gepflegt und sauber. An der Behindertentoilette,<br />
die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> erst später erri<strong>ch</strong>tet<br />
wurde, muss i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> wieder die Einteilung<br />
kritisieren. Au<strong>ch</strong> die Grösse dürfte ni<strong>ch</strong>t den<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en SIA-Normen für behindertengere<strong>ch</strong>tes<br />
Bauen entspre<strong>ch</strong>en. Die WC-S<strong>ch</strong>üssel ist<br />
ganz in die Ecke gedrängt, was einen Transfer<br />
re<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wierig ma<strong>ch</strong>t. Für einen Elektrorollstuhl<br />
dürfte der Raum wohl klar zu klein sein, insbesondere<br />
dann, wenn die behinderte Person no<strong>ch</strong><br />
Hilfe benötigt.<br />
Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> Warum ein Camper ein Hotelzimmer su<strong>ch</strong>t<br />
Wetter:<br />
Bei Tagesanbru<strong>ch</strong> ist der Himmel<br />
bedeckt. Wohl ma<strong>ch</strong>t die<br />
Sonne ein paar zaghafte Versu<strong>ch</strong>e<br />
einen Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> zu<br />
erzielen, do<strong>ch</strong> ist sie der Di<strong>ch</strong>te der Wolken ni<strong>ch</strong>t gewa<strong>ch</strong>sen. Die<br />
Wettersituation des Morgens bleibt, wenn man davon absieht, dass<br />
die Temperatur auf angenehme 24°C ansteigt, bis am Abend unverändert.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
Heute bin i<strong>ch</strong> unglaubli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell Fahrbereit. Immerhin, i<strong>ch</strong> habe<br />
au<strong>ch</strong> eine grössere Strecke vor mir. Ni<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong> von der Distanz<br />
her gesehen, sondern von der dur<strong>ch</strong> meine Gerlinde erre<strong>ch</strong>neten<br />
Fahrzeit. Mein Ziel für die heutige, zweitletzte Etappe ist Nürnberg,<br />
bevor i<strong>ch</strong> die letzte Etappe na<strong>ch</strong> Zizers in Angriff nehme.<br />
Leislau<br />
Erst fahre i<strong>ch</strong> auf der B88 vorbei am Stadtzentrum von Naumburg<br />
in Ri<strong>ch</strong>tung Jena. Die Strecke führt mi<strong>ch</strong> auf einer Anhöhe dur<strong>ch</strong><br />
eine weite Ackerlands<strong>ch</strong>aft, bevor die Strasse dann mit einem Gefälle<br />
von 12% na<strong>ch</strong> Camburg abfällt. Unmittelbar na<strong>ch</strong> der Talsenke<br />
in wel<strong>ch</strong>er Camburg liegt, steigt die Strasse wieder im glei<strong>ch</strong>en<br />
Umfang an. Camburg liegt an der Saale, auf halber Strecke zwis<strong>ch</strong>en<br />
Jena und Naumburg im Saaletal.<br />
Dornburger S<strong>ch</strong>lösser: Renaissances<strong>ch</strong>loss, Rokokos<strong>ch</strong>loss, St Jacobi-Kir<strong>ch</strong>e, Altes S<strong>ch</strong>loss<br />
83
Ho<strong>ch</strong> über der Saale liegen die<br />
Dornburger S<strong>ch</strong>lösser<br />
drei berühmten Dornburger<br />
S<strong>ch</strong>lösser. Das Ensemble liegt<br />
am Rand eines Mus<strong>ch</strong>elkalkfelsenplateaus<br />
über der Saale in<br />
Dornburg-Camburg, nördli<strong>ch</strong><br />
von Jena im Bundesland Thüringen.<br />
Seit dem 12. Dezember<br />
2008 befinden si<strong>ch</strong> die drei<br />
S<strong>ch</strong>lösser im Eigentum der<br />
Stiftung Thüringer S<strong>ch</strong>lösser<br />
und Gärten. Die S<strong>ch</strong>lösser aus<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Epo<strong>ch</strong>en<br />
laden zu einer einmaligen Zeitreise<br />
ein. Die Mauern des Alten S<strong>ch</strong>loss beri<strong>ch</strong>ten von Kaiser Otto I. Im Renaissances<strong>ch</strong>loss können<br />
Besu<strong>ch</strong>er das Wirken Goethes in Dornburg na<strong>ch</strong>erleben und im Rokokos<strong>ch</strong>loss eröffnet die Dornburger<br />
Rosenkönigin alljährli<strong>ch</strong> zum Rosenfest im Juli den bunt ges<strong>ch</strong>mückten Umzug. Einmalig ist au<strong>ch</strong> der<br />
auf fünf Terrassen angelegte Park na<strong>ch</strong> französis<strong>ch</strong>em und englis<strong>ch</strong>en Vorbild mit steil abfallenden<br />
Weinbergen, Rosenspalieren und Laubengängen.<br />
JenTower<br />
Ab Camburg folgt die Strecke weitgehend dem Flusslauf der Saale.<br />
S<strong>ch</strong>on von weitem kann man den JenTower sehen. Der Bau des 128<br />
m hohen Gebäudes war ein Prestige-Projekt der SED-Re-gierung. Er<br />
wurde 1972 als Zeiss-Fors<strong>ch</strong>ungszentrum entworfen, dann aber<br />
von der Universität genutzt. Die Gestalt soll an ein Okular erinnern,<br />
Spötter bezei<strong>ch</strong>nen den Turm aber als „Keksrolle“. Den Namen<br />
JenTower und ein gründli<strong>ch</strong>es Face-Lifting erhielt die markante<br />
Glas-Beton-Konstruktion von 1999 – 2001. Jena ist eine Universitätsstadt.<br />
Sie liegt an der Saale zwis<strong>ch</strong>en Mus<strong>ch</strong>elkalkhängen der<br />
Ilm-Saale-Platte und ist na<strong>ch</strong> der Landeshauptstadt Erfurt die<br />
zweitgrösste Stadt Thüringens und eines der drei Oberzentren des<br />
Freistaats.<br />
In Jena befindet si<strong>ch</strong> die Friedri<strong>ch</strong>-S<strong>ch</strong>iller-Universität Jena, die<br />
1558 gegründet wurde und nun mit über 20’000 Studenten die<br />
grösste Universität Thüringens ist. Jena begann si<strong>ch</strong> ab dem Bau -<br />
der Saal bahn 1874 zu einer Industriestadt zu<br />
entwickeln. Sie ist ein Zentrum der deuts<strong>ch</strong>en<br />
Optik- und Feinme<strong>ch</strong>anikindustrie rund um das<br />
Unternehmen von Carl Zeiss. Das Kombinat Carl<br />
Zeiss mit etwa 60’000 Mitarbeitern war seinerzeit<br />
au<strong>ch</strong> der grösste Volkseigene Betrieb (VEB)<br />
der DDR. Na<strong>ch</strong> der Wiedervereinigung 1990<br />
wandelte si<strong>ch</strong> Jena vom Industrie- zum Bildungs-<br />
und Wissens<strong>ch</strong>aftszentrum. In Jena ha-<br />
Altmarkt<br />
ben zahlrei<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungslabors und Institute<br />
ihren Sitz. Die Stadt wäre gewiss sehr sehenswert, do<strong>ch</strong> in Anbetra<strong>ch</strong>t meines heutigen Reisevorhabens<br />
und der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass i<strong>ch</strong> am Freitag, aber allerspätestens am Samstag zu Hause sein will, bedeutet<br />
für heute vermutli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur auf die Besi<strong>ch</strong>tigung von Jena zu verzi<strong>ch</strong>ten. I<strong>ch</strong> konzentriere mi<strong>ch</strong> also<br />
auf lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Eindrücke.<br />
Leu<strong>ch</strong>tenburg<br />
Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> Jena hinter mir gelassen<br />
habe, folge i<strong>ch</strong> auf der B88 weiter der<br />
Saale in Ri<strong>ch</strong>tung Rudolstadt. Bei Kahla,<br />
das wegen seiner Porzellanfabrik überregional<br />
bekannt ist, thront oberhalb der<br />
Stadt die Leu<strong>ch</strong>tenburg, eine der s<strong>ch</strong>önsten<br />
Burgen in Thüringen. Die Leu<strong>ch</strong>tenburg<br />
gilt als „Königin des Saaletals“ und<br />
liegt auf einem weithin si<strong>ch</strong>tbaren Bergkegel<br />
auf einer Höhe von 395 m ü.M. und<br />
240 Metern über dem Saale-Pegel. Sie<br />
zeugt von der alten Ma<strong>ch</strong>t der Erbauer.<br />
1221 wird die Festung erstmals genannt,<br />
brennt mehrfa<strong>ch</strong> ab, wird erobert, verwüstet<br />
und wieder glanzvoll aufgebaut. Grosse Teile der mittelalterli<strong>ch</strong>en Stadtmauer sind no<strong>ch</strong> erhalten.<br />
84
Bei Niederkrossen biege i<strong>ch</strong> ab und<br />
fahre auf der L1107 und der K204<br />
dur<strong>ch</strong> ein einsames bewaldetes<br />
Gebiet. Der Hügelzug, den i<strong>ch</strong> überquere<br />
ist das Holzland. Die kurvenrei<strong>ch</strong>e,<br />
s<strong>ch</strong>male aber gut ausgebaute<br />
Strasse hat Steigungen, resp.<br />
Gefälle bis 13%. Bei Krölpa errei<strong>ch</strong>e<br />
i<strong>ch</strong> die B281, der i<strong>ch</strong> dann in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Saalfeld bis zur Abzweigung<br />
na<strong>ch</strong> Kraulsdorf (B85) folge. In<br />
Kaulsdorf quere i<strong>ch</strong> das obere Saaletal,<br />
das im Thüringer S<strong>ch</strong>iefergebirge<br />
liegt. Der Naturpark Thüringer<br />
S<strong>ch</strong>iefergebirge / obere Saale hat eine Grösse von 800 km 2 Hers<strong>ch</strong>dorf<br />
. Das Herzstück bilden die Saalekaskaden<br />
mit ihren grossen Stauseen. Dur<strong>ch</strong> die historis<strong>ch</strong> bedeutsamen S<strong>ch</strong>ieferbrü<strong>ch</strong>e, Wiesen und Ba<strong>ch</strong>täler<br />
besitzt hier das S<strong>ch</strong>warza-Sormitz-Gebiet einen ausgespro<strong>ch</strong>en lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Reiz. Die Bedeutung<br />
des S<strong>ch</strong>iefers für die Region wird au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die vielen Häuser mit S<strong>ch</strong>ieferfassaden ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Lehesten<br />
Von Kraulsdorf geht’s dann weiter in<br />
die B90 bis zur Abzweigung in die<br />
L1097. Über Lehesten, hier wird seit<br />
dem 13. Jahrhundert S<strong>ch</strong>iefer abgebaut<br />
und die Häuser sind fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
mit S<strong>ch</strong>ieferfassaden<br />
versehen, geht die Fahrt auf der<br />
Frankenwald-Ho<strong>ch</strong>-strasse na<strong>ch</strong><br />
Ts<strong>ch</strong>irn und weiter auf der L2200<br />
na<strong>ch</strong> Krona<strong>ch</strong>. Die Lands<strong>ch</strong>aft ist<br />
grösstenteils geprägt dur<strong>ch</strong> die<br />
grossen, meist fru<strong>ch</strong>tbaren Ackerflä<strong>ch</strong>en.<br />
Nördli<strong>ch</strong> von Lehesten liegt<br />
eine nahezu ebene Ho<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>e mit<br />
guten Bodenverhältnissen. Na<strong>ch</strong> Krona<strong>ch</strong> ist es die B173 der i<strong>ch</strong> bis na<strong>ch</strong> Weismain folge.<br />
Weismain, wo i<strong>ch</strong> einen kurzen<br />
Boxenstopp ma<strong>ch</strong>e, ist eine Stadt im<br />
oberfränkis<strong>ch</strong>en Landkreis Li<strong>ch</strong>tenfels,<br />
im Norden des Freistaates Bayern.<br />
(Damit hätte i<strong>ch</strong> ganz unbemerkt<br />
Bayern errei<strong>ch</strong>t). Der staatli<strong>ch</strong><br />
anerkannte Erholungsort Weismain<br />
liegt am Nordrand des Naturparks<br />
Weismain, am Markt<br />
Fränkis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weiz-Veldensteiner<br />
Forst. Er wird dur<strong>ch</strong>flossen vom<br />
glei<strong>ch</strong>namigen Fluss, der Weis-main.<br />
Ein frühmittelalterli<strong>ch</strong>er Fried-hof<br />
aus dem 8. und 9. Jahrhundert enthielt<br />
zum Teil wertvolle Beigaben,<br />
was auf einen relativen Rei<strong>ch</strong>tum<br />
Weismain, St. Martin-Kir<strong>ch</strong>e<br />
der damaligen Bewohner hindeutet. Auffällig<br />
sind ein hölzernes Totenhaus, sowie ein Grab<br />
mit Kreisgraben, was auf einen Hügel hinweist.<br />
Derartige Grabhügel traten in der Zeit um 700<br />
im süddeuts<strong>ch</strong>en Raum vereinzelt auf und wurden<br />
bisweilen als heidnis<strong>ch</strong>e Gegenströmungen<br />
zum si<strong>ch</strong> ausbreitenden <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Glauben<br />
gewertet. Weismain wurde im Jahre 800 in einer<br />
Urkunde des Klosters Fulda erstmals erwähnt. Im<br />
Dreissigjährigen Krieg gelang es einer Sage na<strong>ch</strong><br />
die s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>en Belagerer zu vertreiben, indem<br />
si<strong>ch</strong> eine kleine Einheit, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus<br />
Bauern bestand, zusammenzog, von der Burg<br />
Niesten in Ri<strong>ch</strong>tung Weismain zog und mit<br />
Handwerkszeug und anderem Gerät sol<strong>ch</strong>en<br />
Lärm verursa<strong>ch</strong>te, dass die S<strong>ch</strong>weden befür<strong>ch</strong>teten,<br />
die kaiserli<strong>ch</strong>en Truppen seien im Anmars<strong>ch</strong>.<br />
Zum Gedenken findet jährli<strong>ch</strong> an Mariä Himmelfahrt eine S<strong>ch</strong>wedenprozession statt. Über<br />
Weismain fahre i<strong>ch</strong> dann na<strong>ch</strong> Stadelhofen. Von Stadelhofen aus geht es dann dur<strong>ch</strong> den Veldensteiner<br />
85
Forst For<strong>ch</strong>heim zu. Bei For<strong>ch</strong>heim<br />
verlasse i<strong>ch</strong> dann die idyllis<strong>ch</strong>en<br />
Nebenstrassen und nutze die<br />
S<strong>ch</strong>nellstrassen A73 um na<strong>ch</strong><br />
Nürnberg, resp. auf den Campingplatz<br />
in Fürth, zu gelangen.<br />
S<strong>ch</strong>on auf der ganzen Strecke<br />
überlege i<strong>ch</strong> mir wie i<strong>ch</strong> ein rollstuhlgängiges<br />
und do<strong>ch</strong> günstiges<br />
Hotelzimmer bekommen könnte.<br />
Die Wetterprognosen melden für<br />
morgen S<strong>ch</strong>auer und i<strong>ch</strong> habe<br />
eigentli<strong>ch</strong> gar keine Lust mi<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> den vielen herrli<strong>ch</strong>en Tagen<br />
Königsfeld<br />
so kurz vor dem Ferienende no<strong>ch</strong><br />
verregnen zu lassen. Während<br />
der Fahrt ist es mir eigentli<strong>ch</strong><br />
egal wenn es regnen will. Do<strong>ch</strong><br />
sollte es bereits in der Na<strong>ch</strong>t mit<br />
den angekündigten S<strong>ch</strong>auern<br />
beginnen, muss i<strong>ch</strong> alles nass<br />
einpacken. Dies entspri<strong>ch</strong>t zwar<br />
dur<strong>ch</strong>aus einer langjährigen Tradition<br />
(es ist fast übli<strong>ch</strong>, dass es<br />
in der letzten Na<strong>ch</strong>t der Ferien<br />
no<strong>ch</strong> regnen, d.h. alles nass werden<br />
muss), do<strong>ch</strong> kann man diese<br />
Gewohnheit viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> einmal<br />
bre<strong>ch</strong>en. Kurz na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong><br />
das Grenzgebiet von Nürnberg errei<strong>ch</strong>t habe, entdecke i<strong>ch</strong> bei einer Ampel den Wegweiser „Hotel Alpha“.<br />
Intuitiv stelle i<strong>ch</strong> den Blinker na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts und folge dem Wegweiser.<br />
Vor dem Haus angelangt, stelle i<strong>ch</strong><br />
Nürnberg, Hotel Alpha<br />
mit Freude fest, dass die erste Bedingung<br />
bereits erfüllt ist: nämli<strong>ch</strong>, dass<br />
der Hauseingang ebenerdig ist. I<strong>ch</strong><br />
parke den Bus auf einem freien Parkfeld<br />
dem Haus gegenüber und steige<br />
aus. Die erste Frage na<strong>ch</strong> einem rollstuhlgere<strong>ch</strong>ten<br />
Zimmer wird positiv<br />
beantwortet: „es ist das letzte Zimmer<br />
das no<strong>ch</strong> frei ist“. Do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>einen bezügli<strong>ch</strong><br />
der Bu<strong>ch</strong>ung do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Unklarheiten<br />
zu bestehen. Während i<strong>ch</strong><br />
auf die Toilette gehe, klärt der Herr an<br />
der Rezeption ab, ob ni<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> bereits<br />
eine Reservation bestehe. Wie i<strong>ch</strong><br />
zurück komme bestätigt er mir, dass<br />
das Zimmer frei ist. I<strong>ch</strong> lasse mir den<br />
S<strong>ch</strong>lüssel geben und gehe in das 2. OG um die Taugli<strong>ch</strong>keit zu prüfen. Wie i<strong>ch</strong> feststelle, ist alles in<br />
Ordnung. Das Zimmer ist wohl relativ klein, do<strong>ch</strong> für mi<strong>ch</strong> absolut ausrei<strong>ch</strong>end. Das Zimmer wird also<br />
für diese Na<strong>ch</strong>t gebu<strong>ch</strong>t! I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e mi<strong>ch</strong> an die Arbeit meine Habe für eine Na<strong>ch</strong>t im Bus zusammenzustellen<br />
und mit Hilfe des Rezeptionisten ins Zimmer zu befördern.<br />
Nürnberg, Stadtteil Ziegelstein<br />
Kleinziegelfeld<br />
Gegen Abend gehe i<strong>ch</strong> mit Otello no<strong>ch</strong><br />
zur Abendtoilette dabei will i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> einer Mögli<strong>ch</strong>keit für ein Abendessen<br />
für mi<strong>ch</strong> su<strong>ch</strong>en. Dabei stosse i<strong>ch</strong><br />
auf ein interessantes Quartier, nämli<strong>ch</strong><br />
den Stadtteil „Ziegelstein“. Wie i<strong>ch</strong> von<br />
einer Dame erfahren konnte, wurde die<br />
Überbauung in den Jahren 1918 – 1920<br />
als Wohnquartier für städtis<strong>ch</strong>e Beamten<br />
gebaut. Es ist ein Dorf inmitten der<br />
Stadt, liegt ruhig und verkehrste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
ideal. Mit dem Fahrrad ist man in 20<br />
Minuten im Stadtzentrum von Nürnberg.<br />
86
In Ziegelstein, einem nördli<strong>ch</strong>en Stadtteil von Nürnberg, lebt heute mehr als 11 Prozent der Stadtbevölkerung.<br />
Das muntere, alltagsgeprägte <strong>Lebe</strong>n in Ziegelstein lässt die Erinnerung an die Anfänge des Stadtviertels ein<br />
wenig in den Hintergrund geraten. Dabei lohnt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus ein Blick auf die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />
S<strong>ch</strong>on im Mittelalter gab es Ziegelstein,<br />
damals no<strong>ch</strong> als Dorf, zu<br />
wel<strong>ch</strong>em die dort ansässige Ziegelhütte<br />
und das S<strong>ch</strong>loss Ziegelstein<br />
der Familie Haller gehörte.<br />
S<strong>ch</strong>on vor dem Dreissigjährigen<br />
Krieg fielen Siedlung und Ziegelhütte<br />
allerdings der völligen Zerstörung<br />
zum Opfer. Au<strong>ch</strong> das<br />
S<strong>ch</strong>loss der Nürnberger Patrizierfamilie<br />
Haller kam ni<strong>ch</strong>t unges<strong>ch</strong>oren<br />
davon.<br />
In den folgenden Jahrhunderten<br />
übernahmen vers<strong>ch</strong>iedene Patrizier<br />
die Herrs<strong>ch</strong>aft über den Sitz,<br />
am längsten war es die Familie der Imhoff, wel<strong>ch</strong>e fast 200 Jahre lang, bis 1848 dort residierte. Das Imhoff’s<strong>ch</strong>e<br />
Ansi<strong>ch</strong>t des Herrensitzes um 1894<br />
S<strong>ch</strong>loss widerstand allen Wirrungen dieser Zeit bis zum<br />
Zweiten Weltkrieg. Die Amerikaner fügten dem Gebäude,<br />
das gewiss keinen militäris<strong>ch</strong>en Nutzen hatte, ni<strong>ch</strong>t<br />
unerhebli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>aden zu. Was diese ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>afften,<br />
bra<strong>ch</strong>ten vers<strong>ch</strong>iedene Bauherren in der Na<strong>ch</strong>kriegszeit<br />
zustande, denn das Imhoff´s<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>loss wurde dur<strong>ch</strong><br />
unsa<strong>ch</strong>gemässe Modernisierung ni<strong>ch</strong>t unbedingt s<strong>ch</strong>öner.<br />
Zu dieser Zeit gehörte Ziegelstein, na<strong>ch</strong> der Eingemeindung<br />
im Jahr 1920, bereits zu Nürnberg. Die nun<br />
städtis<strong>ch</strong>e Verwaltungszugehörigkeit löste die Herrs<strong>ch</strong>aft<br />
der Bayern ab, die wiederum s<strong>ch</strong>on 1810 die<br />
Preussen aus dem Feld ges<strong>ch</strong>lagen hatten. Seit 1920<br />
entwickelte si<strong>ch</strong> Ziegelstein zu einem familienfreundli<strong>ch</strong>en Wohnumfeld.<br />
Na<strong>ch</strong>dem im Zweiten Markgrafenkrieg Ziegelstein und die Ziegelhütte<br />
S<strong>ch</strong>auplatz von Verwüstungen war, ents<strong>ch</strong>loss man si<strong>ch</strong>, die alte Ziegelhütte<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr aufzubauen. Stattdessen eröffneten die Nürnberger Ratsherren<br />
eine neue Ziegelhütte ganz in der Nähe, die na<strong>ch</strong> ihren Gründern<br />
Herrnhütte benannt wurde.<br />
Na<strong>ch</strong>dem Anfang des 19. Jahrhunderts Herrnhütte ein Gemeindeteil von<br />
Ziegelstein geworden war, erfolgte 1920 au<strong>ch</strong> für Herrnhütte die Eingemeindung<br />
na<strong>ch</strong> Nürnberg. Die Ziegelei war aber s<strong>ch</strong>on zu diesem Zeitpunkt<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr lukrativ, der Betrieb wurde kurz vor der Eingemeindung<br />
eingestellt. Ziegelstein und Herrnhütte sind im heutigen Stadtteil die Bezei<strong>ch</strong>nungen<br />
von Haltestellen der U-Bahn, mit wel<strong>ch</strong>er der städtis<strong>ch</strong>e<br />
Randbezirk vom Stadtkern aus in ca. 15 Minuten zu errei<strong>ch</strong>en ist.<br />
Nürnberg, Stadtteil Ziegelstein<br />
Eine gute Anbindung mit öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrsmitteln ma<strong>ch</strong>t ein <strong>Lebe</strong>n,<br />
Wohnen und Arbeiten<br />
in Ziegelstein zur<br />
problemlosen Ange-<br />
Gepflegter Garten<br />
legenheit. Der gesamte<br />
Stadtteil ist familienfreundli<strong>ch</strong> gestaltet. Dazu gehört<br />
au<strong>ch</strong> eine Bebauung mit Wohnhäusern und Siedlungen aus<br />
der Zeit um 1950 herum, wel<strong>ch</strong>e heute zu bezahlbarem<br />
Wohnraum führt, der gerne angenommen wird. Man kann<br />
aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine Reihe von gut erhaltenen und liebevoll<br />
restaurierten Häusern aus dem 18. Jahrhundert bewundern.<br />
Gnadenkir<strong>ch</strong>e<br />
87
Herausragende Sehenswürdigkeiten fehlen in Ziegelstein,<br />
obwohl das Imhoff´s<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>loss trotz seiner<br />
missglückten Restaurierung Bea<strong>ch</strong>tung finden sollte.<br />
Interessant ist si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Gnadenkir<strong>ch</strong>e,<br />
wel<strong>ch</strong>e den Ziegelsteinern aus Dänemark ges<strong>ch</strong>enkt<br />
wurde. Das Besondere an dieser Gnadenkir<strong>ch</strong>e ist<br />
die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Kir<strong>ch</strong>e in glei<strong>ch</strong>er Bauweise<br />
an mehreren Orten in Deuts<strong>ch</strong>land zu finden ist,<br />
denn die Dänis<strong>ch</strong>e Stiftung wollte Heimatvertriebenen<br />
in ganz Deuts<strong>ch</strong>land zumindest eine religiöse<br />
Heimat geben.<br />
Einen besonderen Stellenwert im heutigen Ziegelstein<br />
nimmt die Brau<strong>ch</strong>tumspflege ein. Unter den<br />
traditionellen Festen sti<strong>ch</strong>t die Kir<strong>ch</strong>weih ganz besonders<br />
hervor, die als Strassenkir<strong>ch</strong>weih gefeiert<br />
wird und Gäste aus dem gesamten Nürnberger<br />
Stadtgebiet anlockt. Festplatz ist dabei der Anger,<br />
der s<strong>ch</strong>on in früheren Jahrhunderten eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle im Dorfleben spielte. Damals nannte man die<br />
heutige Grünflä<strong>ch</strong>e Dorfallmende. Es handelte si<strong>ch</strong><br />
um Gemeindeeigentum, auf dem Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
betrieben wurde. Heute ist der Anger Mittelpunkt des<br />
Stadtteillebens, auf dem Feste und Veranstaltungen stattfinden.<br />
Auf dem Rückweg ins Hotel ents<strong>ch</strong>eide i<strong>ch</strong> ins<br />
bena<strong>ch</strong>barte Restaurant „zum Brez’nwirt“ zu gehen.<br />
Auf dem Parkplatz des Lokals steht ein grosser<br />
teilintegrierter Camper, auf dem Chassis eines<br />
VW T4 aufgebaut. Es dürfte si<strong>ch</strong> um einen „Winnebago<br />
rialta“ handeln, ein amerikanis<strong>ch</strong>es Model<br />
mit einer Länge von 6.4 Metern handeln, das nur<br />
sehr selten na<strong>ch</strong> Europa importiert wird. Das Problem<br />
dürften die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Normen und<br />
Bestimmungen, d.h. die EU-Zulassung sein. Interessant<br />
was auf der Basis des VW T4 alles ma<strong>ch</strong>bar<br />
ist. Das Fahrzeug trägt ein Kennzei<strong>ch</strong>en von<br />
Littauen.<br />
Filet-Steak vom Angusrind an einer Pfeffersauce mit Kroketten<br />
und Salat<br />
http://nuernberg-direkt.com/20090623134/nuernberg/stadtteile/ziegelstein<br />
Winnebago Rialta<br />
Beim „Brez’nwirt“ bestelle i<strong>ch</strong> mir ein Filet-Steak<br />
vom Angusrind an einer Pfeffersauce mit Kroketten<br />
und Salat. Dazu gibt es einen Silvaner<br />
aus der Gegend. S<strong>ch</strong>on während des Essens<br />
wird der Wind immer kräftiger. No<strong>ch</strong> vor dem<br />
letzten Bissen beginnt es zu regnen. Ni<strong>ch</strong>t sehr<br />
stark, aber von einem heftigen Wind begleitet.<br />
Denno<strong>ch</strong> esse i<strong>ch</strong> fertig, bevor i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zurück<br />
ins Hotel begebe. Kurze Zeit na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> „unter<br />
Da<strong>ch</strong>“ bin, hört der S<strong>ch</strong>auer au<strong>ch</strong> wieder auf.<br />
Sollten die Prognosen Re<strong>ch</strong>t haben, wird es<br />
nä<strong>ch</strong>ste Na<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> intensive Regens<strong>ch</strong>auer<br />
geben. Während der Na<strong>ch</strong>t sind wiederholt Nieders<strong>ch</strong>läge<br />
zu hören, teils au<strong>ch</strong> begleitet von<br />
heftigen Winden. Jedenfalls hatte i<strong>ch</strong> eine gute Nase mir ein Hotelzimmer zu su<strong>ch</strong>en! Obs<strong>ch</strong>on i<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong><br />
sehr gerne campe und ni<strong>ch</strong>t mit Hotelferien taus<strong>ch</strong>en mö<strong>ch</strong>te, geniesse i<strong>ch</strong> es, wieder in einem<br />
ri<strong>ch</strong>tigen Bett s<strong>ch</strong>lafen zu können. Vor allem aber bin i<strong>ch</strong> froh im trockenen zu sein, mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t am<br />
Morgen dur<strong>ch</strong> einen sumpfigen Boden kämpfen zu müssen und dann die Hälfte des auf dem Campingplatz<br />
liegenden Humus auf dem Boden im Bus aufwis<strong>ch</strong>en zu müssen. Es freut mi<strong>ch</strong> aber vor allem,<br />
dass i<strong>ch</strong> damit Petrus ein S<strong>ch</strong>nipp<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>lagen habe! Es ist auf unseren Ferienreisen s<strong>ch</strong>on fast zur<br />
Tradition geworden, dass es die letzte Na<strong>ch</strong>t vor der Heimfahrt no<strong>ch</strong> geregnet hat. Es gehört fast dazu,<br />
dass die Markise nass eingerollt werden muss. Diesem S<strong>ch</strong>icksal bin i<strong>ch</strong> nun ges<strong>ch</strong>ickt ausgewi<strong>ch</strong>en!<br />
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Hotelzimmer<br />
Freitag, 1. Juni <strong>2012</strong> Heimat in Si<strong>ch</strong>t!<br />
Hotel Alpha, 90411 Nürnberg<br />
Ein familiär geführtes Hotel im Nordosten von Nürnberg, im Stadtteil<br />
Ziegelstein, nahe dem Flugplatz, gelegen. Das Hotel liegt in<br />
einer verkehrsberuhigten Zone der Stadt. Nur wenige hundert Meter<br />
entfernt befindet si<strong>ch</strong> eine U-Bahn-Station, mit der man das Stadtzentrum<br />
in wenigen Minuten errei<strong>ch</strong>en kann.<br />
Bei der Haustüre handelt es si<strong>ch</strong> um eine manuell zu öffnende Türe,<br />
d.h. ohne automatis<strong>ch</strong>en Öffner. Dies ist für mi<strong>ch</strong> mit dem Trac sehr<br />
hinderli<strong>ch</strong>, da i<strong>ch</strong> mit dem Motor vor mir die Türe ni<strong>ch</strong>t öffnen kann.<br />
Kommt hinzu, dass die Türe na<strong>ch</strong> aussen auf geht, und si<strong>ch</strong> vor der<br />
Türe eine lei<strong>ch</strong>te Rampe befindet. In der Kombination au<strong>ch</strong> ohne<br />
Trac ein s<strong>ch</strong>wieriges Unterfangen. Da bin i<strong>ch</strong> um Hilfe sehr froh, die<br />
au<strong>ch</strong> meist s<strong>ch</strong>nell angelaufen kommt.<br />
Störend ist die Nähe des Flugplatzes, von wo das Starten der Flugzeuge<br />
gut zu hören ist. Das Einzelzimmer ist wohl knapp ma<strong>ch</strong>bar,<br />
als hindernisfrei kann es aber ni<strong>ch</strong>t bezei<strong>ch</strong>net werden. Der Dur<strong>ch</strong>gang<br />
zwis<strong>ch</strong>en Wand und Kleiders<strong>ch</strong>rank ist so knapp, dass man<br />
s<strong>ch</strong>on mit einem breiten Handrollstuhl Mühe hätte dur<strong>ch</strong>zukommen.<br />
Das Bad ist au<strong>ch</strong> sehr eng und kann ni<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong> als rollstuhlgere<strong>ch</strong>t<br />
bezei<strong>ch</strong>net werden, ausserdem hat die Dus<strong>ch</strong>e eine S<strong>ch</strong>welle<br />
von ca. 30cm. Für eine Na<strong>ch</strong>t ein ma<strong>ch</strong>-barer Kompromiss!<br />
Wetter:<br />
Na<strong>ch</strong> teils heftigen, von starken Winden begleiteten Nieders<strong>ch</strong>lägen,<br />
hat si<strong>ch</strong> die Situation bis am Morgen wieder einigermassen<br />
beruhigt. Es ist wohl bedeckt, do<strong>ch</strong> wenigstens trocken. Au<strong>ch</strong> während<br />
der Fahrt ist es mehrheitli<strong>ch</strong> bedeckt. Zeitweise aber s<strong>ch</strong>eint<br />
au<strong>ch</strong> die Sonne oder es regnet. Die Temperatur liegt anfangs bei 15°C und steigt dann während des<br />
Tages bis gegen 24° an.<br />
Beri<strong>ch</strong>t:<br />
So früh bin i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> nie unterwegs gewesen! Einerseits<br />
bin i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on früh wa<strong>ch</strong> gewesen und bin entspre<strong>ch</strong>end<br />
früh auf-gestanden. Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> meine und Otellos Toilette<br />
erledigt habe, gehe i<strong>ch</strong> ans Frühstückbuffet. Dieses<br />
ist hier etwas rei<strong>ch</strong>haltiger als i<strong>ch</strong> es die vergangenen fast<br />
drei Wo<strong>ch</strong>en gehabt habe. Dann lade i<strong>ch</strong> die „Überna<strong>ch</strong>tungsutensilien“<br />
ein und fahre los.<br />
I<strong>ch</strong> verlasse das Ziegelsteinquartier in Ri<strong>ch</strong>tung Nordosten<br />
und fahre na<strong>ch</strong> etwa 3 km auf der äusseren Bayreuther<br />
Strasse über die Auffahrt Regensburg/Amberg/Berlin<br />
/Mün<strong>ch</strong>en auf die Autobahn A3 / E45 Ri<strong>ch</strong>tung Regensburg.<br />
Die Strecke führt quer dur<strong>ch</strong> den Erlenstegener<br />
Forst. Der 11,78 km# grosse Staatsforst ist der nordöstli<strong>ch</strong><br />
von Ziegelstein und östli<strong>ch</strong> von Erlenstegen, beides<br />
Stadtteile von Nürnberg, gelegene Teil des Sebalder<br />
Rei<strong>ch</strong>swaldes. Im Erlenstegener Forst liegt der von Albre<strong>ch</strong>t<br />
Dürer in einem Aquarell porträtierte Weissensee.<br />
Weissensee<br />
89
Die A3 verläuft von der niederländis<strong>ch</strong>en Grenze bei Elten in Weiterführung der A12 (NL) parallel zum<br />
Rhein über den re<strong>ch</strong>ten Niederrhein, das westli<strong>ch</strong>e Ruhrgebiet (Oberhausen, Duisburg), Düsseldorf,<br />
den Kölner Raum, das Rhein-Main-Gebiet, Franken, die Oberpfalz an Regensburg vorbei, dur<strong>ch</strong> Niederbayern<br />
na<strong>ch</strong> Passau und über die Innkreis Autobahn A8 weiter na<strong>ch</strong> Österrei<strong>ch</strong>.<br />
Na<strong>ch</strong> 10 km geht es beim Haimendorfer Forst auf die A9. Beim Kreuz Nürnberg-Ost führt die Strecke<br />
dann auf der A6 / E50 weiter Ri<strong>ch</strong>tung Heilbronn. Eine grössere, an dieser Strecke liegende Stadt, ist<br />
Ansba<strong>ch</strong>. Ansba<strong>ch</strong>, Regierungshauptstadt von Mittelfranken und ehemalige Residenz der Markgrafen<br />
von <strong>Brandenburg</strong>-Ansba<strong>ch</strong>, kann auf eine über 1’250-jährige, bewegte und we<strong>ch</strong>selvolle Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zurückblicken. Die Stadt, die heute 40’000 Einwohner zählt, liegt an der historis<strong>ch</strong>en Burgenstrasse<br />
und grenzt an den waldrei<strong>ch</strong>en Naturpark<br />
Am Martin-Luther-Platz, im Hintergrund Kir<strong>ch</strong>e St. Gumbertus<br />
Frankenhöhe. Dur<strong>ch</strong> seinen Rei<strong>ch</strong>tum an historis<strong>ch</strong>en<br />
Sehenswürdigkeiten und S<strong>ch</strong>ätzen<br />
nimmt Ansba<strong>ch</strong> unter den Städten Frankens<br />
eine besondere Stellung ein. Beeindruckende<br />
Baudenkmäler wie die Hofkanzlei, die Kir<strong>ch</strong>en<br />
St. Johannis und St. Gumbertus, die Residenz<br />
mit ihren 27 Prunkräumen und die prä<strong>ch</strong>tige<br />
Orangerie im Hofgarten zeugen von der<br />
glanzvollen Vergangenheit der einstigen Residenzstadt.<br />
Heute prägen moderne Bildungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
wie die Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
Ansba<strong>ch</strong>, mittelständis<strong>ch</strong>e Industrieunternehmen<br />
aus den Berei<strong>ch</strong>en Kunststoffverarbeitung,<br />
Nahrungsmittel und Elektrote<strong>ch</strong>nik,<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Verwaltungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
und ein attraktives innerstädtis<strong>ch</strong>es Einzelhandelszentrum<br />
die einstige Garnisonsstadt.<br />
Na<strong>ch</strong> etwa 80 km, beim Kreuz Feu<strong>ch</strong>twangen/Crailsheim, drehe i<strong>ch</strong> dann ab na<strong>ch</strong> Süden, auf die A7 /<br />
E43 in Ri<strong>ch</strong>tung Füssen/Ulm. Die Bundesautobahn A7 ist mit 961,6 km die längste deuts<strong>ch</strong>e Autobahn<br />
und die längste dur<strong>ch</strong>gehende nationale Autobahn Europas. Sie führt als Nord-Süd-A<strong>ch</strong>se von der dänis<strong>ch</strong>en<br />
Grenze in Ellund dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>leswig-Holstein, Hamburg, Niedersa<strong>ch</strong>sen und Hessen, we<strong>ch</strong>selt<br />
mehrfa<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Bayern und Baden-Württemberg und endet an der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Grenze bei Füssen.<br />
Die si<strong>ch</strong>er grössten Städte an denen i<strong>ch</strong> vorbei fahre (eigentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ade!) sind Ulm und Memmingen.<br />
Ulm ist eine Universitätsstadt in Baden-Württemberg und liegt an der<br />
Donau, am südöstli<strong>ch</strong>en Rand der S<strong>ch</strong>wäbis<strong>ch</strong>en Alb, an der Grenze zu<br />
Bayern. Die Stadt hat über 120’000 Einwohner, bildet einen eigenen<br />
Stadtkreis und ist darüber hinaus Sitz des Landratsamtes des Alb-<br />
Donau-Kreises. Ulm ist na<strong>ch</strong> dem Landesentwicklungsplan Baden-<br />
Württemberg eines von insgesamt 14 Oberzentren des Landes und bildet<br />
mit Neu-Ulm (zusammen über 170’000 Einwohner) eines der länderübergreifenden<br />
Doppelzentren Deuts<strong>ch</strong>lands. Ulm ist die grösste Stadt<br />
im Regierungsbezirk Tübingen und der Region Donau-Iller, zu der au<strong>ch</strong><br />
Gebiete des bayeris<strong>ch</strong>en Regierungsbezirks<br />
S<strong>ch</strong>waben gehören.<br />
Die Stadt ist bekannt für<br />
ihr gotis<strong>ch</strong>es Münster, dessen<br />
Kir<strong>ch</strong>turm mit 161,53 Metern<br />
der hö<strong>ch</strong>ste der Welt ist. Weiterhin<br />
bemerkenswert ist die<br />
lange bürgerli<strong>ch</strong>e Tradition<br />
Ulms mit der ältesten Verfassung<br />
einer deuts<strong>ch</strong>en Stadt und<br />
einem Stadttheater, dessen<br />
Anfänge bis ins Jahr 1641<br />
zurückrei<strong>ch</strong>en. In der Vergangenheit<br />
war Ulm Ausgangspunkt<br />
der Auswanderung der<br />
Donaus<strong>ch</strong>waben, die donauabwärts<br />
mit sogenannten Ulmer<br />
S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln in ihre neuen<br />
Heimatländer im Südosten Europas fuhren.<br />
Ulmer Münster<br />
Ulmer Münster<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ulm<br />
90
Marktplatz<br />
Memmingen ist eine kreisfreie Stadt im bayeris<strong>ch</strong>en Regierungsbezirk<br />
S<strong>ch</strong>waben. Sie ist das zentral gelegene Oberzentrum<br />
und das S<strong>ch</strong>ul-, Verwaltungs- und Handelszentrum<br />
in der Region Donau-Iller. Das Stadtgebiet grenzt im Westen<br />
an die Iller, den Grenzfluss zu Baden-Württemberg, und ist<br />
na<strong>ch</strong> Norden, Osten und Süden umgeben vom Landkreis<br />
Unterallgäu. Die zu Obers<strong>ch</strong>waben gehörende Stadt ist mit<br />
ihren ungefähr 41’000 Einwohnern die fünftgrösste Stadt im<br />
Regierungsbezirk S<strong>ch</strong>waben. Die Ursprünge der Stadt rei<strong>ch</strong>en<br />
bis in die Römerzeit. Die Altstadt gehört mit ihren vielen<br />
Plätzen, Bürger- und Patrizierhäusern, Palästen und der<br />
Stadtbefestigung zu den am besten erhaltenen Süddeuts<strong>ch</strong>lands.<br />
Dur<strong>ch</strong> die gute Verkehrsanbindung auf Strasse, S<strong>ch</strong>iene<br />
und in der Luft ist sie der Verkehrsknoten Obers<strong>ch</strong>wabens, des<br />
Allgäus und Mittels<strong>ch</strong>wabens. Wegen der Nähe zum Allgäu bezei<strong>ch</strong>net<br />
si<strong>ch</strong> die Stadt au<strong>ch</strong> als am Tor zum Allgäu. Der Slogan der Stadt<br />
lautet „Memmingen – Stadt mit Perspektiven“. In neuerer Zeit kommt<br />
au<strong>ch</strong> „Memmingen – Stadt der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te“ auf, was vor allem<br />
mit der neuen Wahrnehmung der Zwölf Artikel und dem Memminger<br />
Freiheitspreis 1525 zusammenhängt. Alle vier Jahre zu den Wallensteinfestspielen<br />
wird Memmingen au<strong>ch</strong> Wallensteins Memmingen<br />
genannt.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Memmingen<br />
Memmingen kenne i<strong>ch</strong> von einem Besu<strong>ch</strong> auf unserer Reise im<br />
Rathaus<br />
Sommer 2007. Am 27.0.2007 haben wir hier am Rand der Altstadt<br />
auf einem Stellplatz für Camper eine Na<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>lafen. Bei Memmingen verlasse i<strong>ch</strong> die A7 / E43<br />
und fahre auf die A96 / E43 in Ri<strong>ch</strong>tung Lindau, vorbei an Leutkir<strong>ch</strong> und Wangen im Allgäu. Bis Lindau<br />
sind es etwa 70 km. Die A96 beginnt an der Staatsgrenze bei Lindau am Bodensee und endet in Mün<strong>ch</strong>en.<br />
Sie hat eine Länge von 172,5 km. Die A96 beginnt als Weiterführung der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Rheintal/Walgau-Autobahn<br />
A14 (kommend vom Übergang der Arlberg S<strong>ch</strong>nellstrasse S16 bei Bludenz über<br />
Feldkir<strong>ch</strong>, Bregenz bis zur deuts<strong>ch</strong>-österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Grenze bei Hörbranz) bei Lindau am Bodensee in<br />
Bayern.<br />
Rathaus<br />
den fünf bedeutendsten Denkmälern Südwürttembergs. Es<br />
wurde zwis<strong>ch</strong>en 1377 und 1379 erbaut. Von der ehemaligen<br />
Stadtbefestigung sind no<strong>ch</strong> der Bock- oder Blaserturm<br />
und der Pulverturm von 1693 erhalten. Das ehemalige<br />
Kloster diente na<strong>ch</strong> der Auflösung 1804 ab 1853 als<br />
S<strong>ch</strong>ulhaus. Na<strong>ch</strong> dem Neubau der S<strong>ch</strong>ule wurde es als<br />
Wohnhaus genutzt. Die Dreifaltigkeitskir<strong>ch</strong>e wurde von<br />
1613-1615 erbaut und war der erste evangelis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>enneubau<br />
im s<strong>ch</strong>wäbis<strong>ch</strong>en Oberland.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Leutkir<strong>ch</strong>_im_Allgäu<br />
Leutkir<strong>ch</strong> im Allgäu ist eine ehemalige Freie Rei<strong>ch</strong>sstadt<br />
im Südosten des Bundeslandes Baden-Württemberg. Im<br />
Westallgäu zwis<strong>ch</strong>en Memmingen und Wangen im Allgäu<br />
an der A96 gelegen, bildet die Stadt ein Mittelzentrum für<br />
die umliegenden Gemeinden. Leutkir<strong>ch</strong> ist bemessen na<strong>ch</strong><br />
seiner Flä<strong>ch</strong>e von 175 km% die fünftgrösste Gemeinde in<br />
Baden-Württem-berg. Die Leutkir<strong>ch</strong>er Altstadt ist in wesentli<strong>ch</strong>en<br />
Teilen seit der Frühen Neuzeit erhalten geblieben<br />
und wirkt auf viele Besu<strong>ch</strong>er maleris<strong>ch</strong>. Das Rathaus<br />
der ehemaligen Rei<strong>ch</strong>sstadt wurde 1740/41 mit Walmda<strong>ch</strong><br />
erbaut. Das Gotis<strong>ch</strong>e Haus in der Marktstrasse zählt zu<br />
Kir<strong>ch</strong>e St. Martin<br />
91
Innenstadt, Luftaufnahme<br />
Die Stadt Wangen im Allgäu im Westallgäu im<br />
Südosten Baden-Württembergs ist na<strong>ch</strong> Ravensburg<br />
die zweitgrösste Stadt des Landkreises Ravensburg<br />
und bildet ein Mittelzentrum für die umliegenden<br />
Gemeinden. Von 1938-1972 war sie Kreisstadt des<br />
Landkreises Wangen. 1973 wurde dieser in den<br />
Landkreis Ravensburg eingegliedert und Wangen im<br />
Allgäu zur Grossen Kreisstadt ernannt. Wangen,<br />
das heute als Brunnenstadt gilt, war in früheren<br />
Zeiten in der ganzen Region bekannt für seinen<br />
Bauernmarkt, auf dem no<strong>ch</strong> bis Mitte der 1980-er<br />
Jahre Kleintiere aus der Umgebung gehandelt wurden.<br />
Trotz der Stadtbrände von 1539, 1793 und<br />
1858, denen jeweils ganze Strassenzüge zum Opfer<br />
fielen, bildet die Altstadt ein maleris<strong>ch</strong>es, ges<strong>ch</strong>lossenes Ensemble mit Gebäuden vom frühen Mittelalter bis zum<br />
späten Barock. Die Oberstadtkir<strong>ch</strong>e St. Martin gehört zu den ältesten Baudenkmälern der Stadt. S<strong>ch</strong>on im 9.<br />
Jahrhundert stand an dieser Stelle eine (wenn au<strong>ch</strong> kleinere) Kir<strong>ch</strong>e, die im Laufe der Jahrhunderte mehrere<br />
Aus- und Umbauten erfuhr. Der Kir<strong>ch</strong>turm ist bis zur Glockenstube in unregelmässigen romanis<strong>ch</strong>en Findlings-<br />
steinen gemauert. Au<strong>ch</strong> die östli<strong>ch</strong>e Giebelwand des Mittels<strong>ch</strong>iffs<br />
geht in die Zeit des romanis<strong>ch</strong>en Baustils zurück.<br />
Um 1386 entstand der gotis<strong>ch</strong>e Chor. Die Kir<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>iffe<br />
bekamen im 15. Jahrhundert ihre heutige Form, Umbauten<br />
erfolgten im 17., 18., 19. und 20. Jahrhundert. Am Ende<br />
der Herrenstrasse steht das Frauentor, heute au<strong>ch</strong><br />
Ravensburger Tor genannt, das Wahrzei<strong>ch</strong>en der Stadt.<br />
Das 1472 erstmals erwähnte, vermutli<strong>ch</strong> ältere Tor erhielt<br />
seine heutige Form im Jahr 1608. Der Bau zeigt ein einheitli<strong>ch</strong>es<br />
Renaissancegepräge mit <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>en<br />
Ecktürm<strong>ch</strong>en. Weitere Reste der Stadtbefestigung sind das<br />
Lindauer Tor bzw. Martinstor und der im 14. Jahrhundert<br />
erstellte Pfaffenturm. Das Rathaus wurde im 15./16. Jahrhundert<br />
erbaut (Teile davon früher) und 1719/21 barock<br />
umgebaut.<br />
Rathaus<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Wangen_im_Allgäu<br />
Bei Lindau verlasse i<strong>ch</strong> die Autobahn um auf der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Seite die Rheintal-Autobahn A14, für wel<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> hätte<br />
eine Vignette lösen müssen, zu umfahren. Stattdessen fahre<br />
i<strong>ch</strong> quer dur<strong>ch</strong> Bregenz und Hard. Bei Lustenau kann i<strong>ch</strong> die<br />
Autobahnsperre bei meiner Steuerberaterin wieder entfernen<br />
und i<strong>ch</strong> fahre auf die Autobahn A13, die mi<strong>ch</strong> dann na<strong>ch</strong> weiteren<br />
60 km bis fast vor die Haustüre bringt. Die heutige Tagesleistung<br />
beträgt ziemli<strong>ch</strong> genau 400 km. Angesi<strong>ch</strong>ts des<br />
ständigen Wetterwe<strong>ch</strong>sels von Sonnens<strong>ch</strong>ein zu Regen liegt<br />
meine Motivation die Ferien no<strong>ch</strong> etwas zu verlängern bei Null.<br />
Zumal die Aussi<strong>ch</strong>ten auf eine Wetterbesserung au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
grösser sind.<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> fällt mir auf dieser Reise auf, sehr wenigen Mens<strong>ch</strong>en<br />
im Rollstuhl (oder au<strong>ch</strong> mit anderen Behinderungen)<br />
begegnet zu sein. Wenn i<strong>ch</strong> davon ausgehe, dass der Anteil<br />
der behinderten Personen an der Gesamtbevölkerung etwa<br />
glei<strong>ch</strong> gross ist wie bei uns, frage i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> wo die wohl sind?<br />
Dass es in den von mir besu<strong>ch</strong>ten Orten und Städten wenige<br />
Rollifahrende Leute gibt ist s<strong>ch</strong>on der Strassen wegen na<strong>ch</strong>-<br />
Zollbrücke Au<br />
vollziehbar. Die Kopfsteinstrassen sind selbst mit einem Swiss-<br />
Trac mühsam zu befahren, ges<strong>ch</strong>weige denn, wenn man ni<strong>ch</strong>t<br />
über eine sol<strong>ch</strong>e Hilfe verfügt. Andererseits fällt mir au<strong>ch</strong> auf, dass bei den meisten Mehrfamilienhäusern<br />
die unterste Wohnung im Ho<strong>ch</strong>parterre liegt und somit mindestens ein halbes Stockwerk über die<br />
Treppe errei<strong>ch</strong>t werden muss. Ausserdem muss i<strong>ch</strong> annehmen, dass die Mehrheit dieser 4 – 5 stöckigen<br />
Häuser ni<strong>ch</strong>t mit einem Aufzug ausgestattet sind. Das s<strong>ch</strong>ränkt natürli<strong>ch</strong> die selbständigen Wohnmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für Mens<strong>ch</strong>en im Rollstuhl massiv ein.<br />
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