19.02.2013 Aufrufe

APPENZELL TIPPS UND ADRESSEN Mehr im Register ... - Winedine

APPENZELL TIPPS UND ADRESSEN Mehr im Register ... - Winedine

APPENZELL TIPPS UND ADRESSEN Mehr im Register ... - Winedine

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1 Kleiner Kanton – viele<br />

Souvenirs, wie Figuren,<br />

Käse,Wurst oder Bier.<br />

2 In der Schaukäserei in<br />

Weissbad wird täglich<br />

produziert. 3 Arbeiten<br />

und Wohnen auf engem<br />

Raum zeigt das Museum<br />

für Volkskunde. 4 Das<br />

Gasthaus „Gupf“ liegt auf<br />

der ersten Hügelkette<br />

südlich des Bodensees.<br />

5 Gebratene Entenstopfleber<br />

mit Äpfeln und<br />

Kürbis – zubereitet von<br />

6 „Gupf“-Koch Walter<br />

Klose, der auf regionale<br />

Küche spezialisiert ist.<br />

Glatt<br />

<strong>APPENZELL</strong> <strong>TIPPS</strong> <strong>UND</strong> <strong>ADRESSEN</strong><br />

HOTELS <strong>UND</strong> RESTAURANTS<br />

Bären CH-9108 Gonten,Tel. +41 71 795/40 10,<br />

www.hotel-baeren-gonten.ch, Di–So 16 Uhr,<br />

Menü 45–125 CHF<br />

Charly Gmünder ist ein Bewahrer der<br />

Appenzeller Küche.Vor allem das „Gitzi“<br />

(Fleisch von der Jungziege) ist in der<br />

Osterzeit der Renner.<br />

Blume Speicherstrasse 1, CH-9053 Teufen,<br />

Tel. +41 71 333/11 92, Mi–So, Menü 18–85 CHF<br />

Neben klassischen Gerichten kocht Christian<br />

Fässler Spezialitäten wie Käseknöpfli und Gitzi.<br />

Sonne Schwägalpstr. 60, CH-9107 Urnäsch,<br />

Tel. +41 71 364/11 05, www.sonne-urnaesch.ch,<br />

Mi–So mittags, Menü 17–88 CHF<br />

Mit den Ravioli mit hausgemachter Kalbsschmorbraten-Füllung<br />

oder dem Erdbeer-<br />

Rhabarber-Auflauf zeigt Hansueli Diesterbeck:<br />

Spitzenküche ist kein Privileg der Großstädte.<br />

Gupf CH-9o38 Rehetobel,Tel. +41 71 877/11 10,<br />

www.gupf.ch, Mi–So, Menü 38–120 CHF,<br />

5 elegante DZ ab 240 CHF<br />

Walter Kloses Gupf wurde mit 16/20 Gault-<br />

Millau-Punkten bewertet, ist der kulinarische<br />

Höhepunkt des Appenzellerlandes und ein<br />

einmaliger Aussichtspunkt. Zu den Gerichten<br />

666 COUNTRY 6/04<br />

W<br />

F<br />

D<br />

BaselAmriswil<br />

isw<br />

Zürich A<br />

Wasserschloss<br />

Bern<br />

Genf<br />

CH<br />

I<br />

Romanshorn<br />

Bodensee<br />

14<br />

Arbon<br />

Horn Altenrhein<br />

Rorschach 13 Gaißau<br />

A1<br />

Goldach Rheineck<br />

St. Josefen<br />

Heiden<br />

Walzenhausen<br />

Flawil A1<br />

Gossau<br />

St. Gallen<br />

Trogen Reute<br />

Teufen<br />

Herisau<br />

-Ausserrhoden<br />

Stein<br />

Altstätten<br />

Hundwil<br />

Grais<br />

13<br />

Appenzell- Gonten<br />

A13<br />

8 Urnäsch<br />

Appenzell<br />

Oberriet<br />

-Innerrhoden Brülisau<br />

Ebenalp<br />

Hochalp<br />

1640<br />

Schwägalp<br />

1795<br />

Hoher Kasten<br />

1530 1352<br />

Säntis<br />

0<br />

2503<br />

9 km<br />

hur<br />

y y y y y y y y y y y<br />

y y y<br />

Ill<br />

y y y<br />

1<br />

gibt es eine Auswahl von 1083 Weinen.<br />

Hotel Heiden CH-9410 Heiden,<br />

Tel. +41 71 898/15 15, www.hotelheiden.ch,<br />

Menü 28–90 CHF, DZ ab 250 CHF<br />

Modernes Haus <strong>im</strong> Zentrum mit einfallsreicher<br />

Karte. Konferenzräume, Schw<strong>im</strong>mbad.<br />

Nordz<strong>im</strong>mer mit Blick auf den Bodensee.<br />

Hof Weissbad CH-9057 Weissbad,<br />

Tel. +41 71 798/80 80, www.hofweissbad.ch,<br />

Menü 42–85 CHF, DZ ab 340 CHF<br />

Hervorragendes Restaurant und eines der<br />

gebuchtesten Schweizer Kurhotels – was<br />

weder die eher unspektakuläre Lage noch<br />

das einfache Ambiente vermuten lassen.<br />

BERGGASTHÄUSER<br />

Gegen 30 Berggasthäuser an den zahlreichen<br />

Wanderstrecken <strong>im</strong> Alpsteingebiet bieten<br />

hungrigen und müden Wanderern Tisch und<br />

Bett. Einfach, rustikal, unkompliziert und<br />

häufig nur ein Massenlager mit Wolldecken.<br />

In den Sommermonaten unbedingt vorher<br />

anrufen und Schlafplatz reservieren.<br />

Berggasthaus Bollenwees CH-9058 Brülisau,Tel.<br />

+41 71 799/11 70, www.bollenwees.ch,<br />

Mai–November<br />

2<br />

4 5<br />

Berggasthaus Meglisalp CH-9057 Weissbad,<br />

Tel.+41 71 799/11 28, www.meglisalp.ch, Mai–Nov.<br />

Berggasthaus Forelle am Seealpsee<br />

CH-9057 Wasserauen,Tel. +41 71 799/11 88,<br />

www.gasthausforelle.ch, Mai–November<br />

MUSEEN<br />

Museum Im blauen Haus H. Fässler &<br />

Söhne Antikschreinerei,Weissbadstrasse 33,<br />

CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/12 84,<br />

www.<strong>im</strong>blauenhaus.ch, Mo–Sa 9–18, So 10–17<br />

Umfangreiche Sammlung von Appenzeller<br />

Malereien, Sennenbildern und Stickereien.<br />

Appenzeller Brauchtumsmuseum Dorfplatz,<br />

CH-9107 Urnäsch,Tel. +41 71 364/23 22,<br />

www.museum-urnaesch.ch,April–Nov. 13.30–17<br />

Akkurat präsentierte Exponate in<br />

authentischer Umgebung: Silvesterkläuse,<br />

Sennenbrauchtum,Trachten, Stickereien.<br />

Museum Liner Unterrainstr. 5, CH-9050 Appenzell,Tel.<br />

+41 71 788/18 00, www.museumliner.ch,<br />

Mo–Fr 14–17, Sa/So 11–17<br />

Dem Schaffen der Maler Carl August und<br />

Carl Walter Liner gewidmet. Sehenswert<br />

auch wegen der modernen Architektur der<br />

Zürcher Architekten Gigon/Guyer.<br />

Fotos: Cornelius Scriba (5)<br />

3<br />

HANDWERK<br />

Hackbrett Johannes Fuchs, Schreinerei<br />

Hackbrettbau, Nollisweid 3, CH-9050 Appenzell,<br />

Tel. +41 71 787/44 01, www.hackbrett.ch<br />

Fuchs ist die Hackbrett-Koryphäe des Landes.<br />

Er beherrscht den Bau und das Spiel<br />

des Saiteninstrumentes in Perfektion.<br />

Gürtel Kunstgewerbe Roger Dörig, Poststr. 6,<br />

CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/11 82,<br />

www.myappenzell.com<br />

Kühe und Bauernmotive auf Gürteln, Hosenträgern<br />

und Hundehalsbändern: von der<br />

maschinell hergestellten 30-Franken-Ware bis<br />

zum handgemachten Gürtel mit Silberbeschlägen<br />

für mehrere hundert Franken.<br />

Weissküfer Hans Mösli, CH-9056<br />

Gais,Tel. +41 71 793/26 35, und Hans Reifler,<br />

Urnäscherstr. 127, CH-9064 Hundwil,<br />

Tel. +41 71 367/13 40, www.reifler.ch<br />

Die beiden fertigen aus hellem Ahornholz<br />

Gerätschaften für die Milchverarbeitung.<br />

KÄSE<br />

Bei Appenzell denken viele zuerst an den<br />

Käse. Es gibt sechs Varianten. Insgesamt<br />

werden jährlich 9000 Tonnen hergestellt,<br />

6<br />

50 % gehen ins Ausland, auch nach Übersee.<br />

Kenner bevorzugen Appenzeller Extra, der<br />

pikantes Aroma und Altersmilde verbindet.<br />

Schaukäserei Stein CH-9063 Stein,<br />

Tel. +41 71 368/50 70, www.showcheese.ch, 9–14<br />

Alp-Schaukäserei Hotel Hof Weissbad<br />

CH-9057 Weissbad,Tel. +41 71 798/80 80,<br />

www.hofweissbad.ch, Di, Do, Sa, So nachmittags<br />

Berg-Käserei Gais Zwislenstr. 40, CH-9056<br />

Gais,Tel. +41 71 793/37 33, www.bergkaeserei.ch<br />

BROT<br />

Holzofenbäckerei Kast Steingacht 247,<br />

CH-9411 Reute (AR),Tel. +41 71 891/59 55<br />

Werner Kast in Reute bei Heiden (an der<br />

Straße von Reute nach Altstätten) backt<br />

<strong>im</strong> alten Holzofen ein legendäres Brot.<br />

WÜRSTE <strong>UND</strong> FLEISCH<br />

Das Appenzellerland ist für Bauernschüblig,<br />

Pantli, Landjäger, Sied- und Bratwurst bekannt.Vorzeigestück:<br />

das würzige Mostbröckli.<br />

Metzgerei Breitenmoser Gaiserstr.6,<br />

CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/13 86,<br />

www.breitenmoser-metzg.ch<br />

BIER<br />

Brauerei Locher CH-9050 Appenzell,<br />

Tel. +41 71 787/13 18, www.appenzellerbier.ch<br />

Hanfblüten- und Vollmondbier, Kastanienund<br />

Weizenbier. Die fünfte Generation der<br />

Lochers braut traditionelle und neue Biere.<br />

ALPENBITTER<br />

Appenzeller Alpenbitter CH-9050 Appenzell,Tel.<br />

+41 71 787/17 17, www.appenzeller.com<br />

Halbbitter nach gehe<strong>im</strong>em Rezept aus Kräutern<br />

und Naturaromen. Als Aperitif auf Eis<br />

schmeckt er federleicht süß bis versteckt herb.<br />

LECKEREIEN<br />

Appenzeller Biber CH-9057 Weissbad,<br />

Tel. +41 71 798/90 10, www.baerli-biber.ch<br />

Lebkuchenartiges Gebäck, mit Mandelcreme<br />

gefüllt, und Nussspezialitäten.<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

31. 12. Silvesterklausen: Feste in allen Orten,<br />

erst am 13. 1. in Urnäsch und Waldstatt.<br />

7. 2. Bloch: Umzug in Urnäsch. 9. 2. Beginn<br />

der Fasnacht: Umzüge in allen Orten. 24. 4.<br />

Innerrhodische Landsgmeend: in Appenzell<br />

INFORMATION<br />

Schweiz Tourismus Postfach 160754, 60070<br />

Frankfurt,Tel. +800/100 200-30, Fax -31,<br />

www.MySwitzerland.com<br />

Appenzellerland Tourismus CH-9050<br />

Appenzell,Tel. +41 71 788/08-18, Fax -19,<br />

www.appenzell.ch<br />

C<br />

➔ <strong>Mehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Register</strong> ab Seite 134


KANTON MIT HERZ<br />

Das Appenzellerland überlässt mondänen Tourismus den höher gelegenen<br />

Regionen der Schweiz. In der hügeligen Landschaft nahe des Bodensees erfreuen sich<br />

Wanderer und Skilangläufer beschaulicher Natur und einfacher Genüsse.<br />

Text Christian Wenger Fotos Cornelius Scriba<br />

Der 2503 Meter hohe<br />

Gipfel des Säntis ist der<br />

höchste in Appenzell.<br />

Von hier haben Wanderer<br />

einen herrlichen Blick<br />

auf die Schweizer Alpen.<br />

6/04 COUNTRY 667


TRADITIONEN <strong>UND</strong> BERGROMANTIK<br />

Schneewanderer stärken<br />

sich gern mit einem<br />

Teller Fenz, einem alten,<br />

deftigen Sennengericht<br />

aus Mehl und Butter. Der<br />

Appenzeller Alpenbitter<br />

schmeckt sowohl <strong>im</strong><br />

Schnee als auch vor dem<br />

Abendessen <strong>im</strong> „Bären“;<br />

„Taveen“ heißen die verzierten<br />

Wirtshausschilder.<br />

Die Rinder drängen zur<br />

täglichen Biermassage, auf<br />

dem Hof der Familie<br />

Dähler. Die Gondelfahrt<br />

zwischen Schwägalp und<br />

Säntisgipfel dauert acht<br />

Minuten. In Appenzell<br />

tragen die Bürgerhäuser<br />

bunte Ornamente. Der<br />

Sämtisersee über Brülisau<br />

gehört <strong>im</strong> Winter den<br />

Schneeschuh-Wanderern.<br />

6/04 COUNTRY 669


Das Appenzellerland hat<br />

über tausend Kilometer<br />

markierte Wanderrouten.<br />

Skilangläufer finden hier<br />

gut präparierte Loipen.<br />

Das Landschaftsbild prägen<br />

Almen und Waldstücke,<br />

Reste des Arboner Forsts.<br />

SANFTE HÜGEL <strong>UND</strong> MALERISCHE HÖFE<br />

6/04 COUNTRY 671


672 COUNTRY 6/04<br />

Ornamente geben jeder<br />

Appenzeller Fassade ein<br />

individuelles Gesicht.Weiß<br />

strahlt die katholische<br />

Kirche von Schwende in<br />

Innerrhoden. Im Schnee<br />

bringen die Musikantinnen<br />

Alphörner zum Klingen.<br />

Die Gürtel sind beliebte<br />

Souvenirs. Das alljährliche<br />

Fasnachtstreiben mit<br />

den kunstvollen Kostümen<br />

findet in beiden Teilen des<br />

gespaltenen Kantons statt.<br />

Einen Skilift gibt es nicht. Jeder Meter<br />

Abfahrt muss erstiegen werden, die Pisten<br />

sind eher kurz und enden häufig <strong>im</strong> Gras.<br />

Vom Gasthaus „Gupf“ aus stürzen wir uns<br />

be<strong>im</strong> jährlichen Skirennen in die neblige<br />

Tiefe. Anschließend löffeln wir in der<br />

Wirtsstube heiße Suppe zu den mitgebrachten Broten: In<br />

meiner Kindheit, auf der Schweizer Seite des Bodensees,<br />

komme ich um die sanfte Hügellandschaft hinter St. Gallen<br />

nicht herum. Im Sommer geht es mit den Eltern hierher<br />

zum Wandern, <strong>im</strong> Winter zum Schlitten- und Skifahren.<br />

So lange, bis das Können höhere Berge verlangte.<br />

Gletscher und Flüsse modulierten das Appenzellerland,<br />

diese fürs Auge kurzweilig-schöne Mischung aus tiefen<br />

Einkerbungen und bewaldeten Hügeln, den Resten des<br />

Arboner Forsts, der einst die ganze Voralpenlandschaft vom<br />

Bodensee bis Alpstein bedeckte, bevor er <strong>im</strong> Mittelalter<br />

abgeholzt wurde. Bis heute ist die Region ein Reiseziel<br />

für Familien und Individualisten; und für Genießer der<br />

einfachen Freuden. Die Unterkünfte sind gemütlich, die<br />

Menschen unkompliziert. Der „Gupf“ ist inzwischen ein<br />

Gourmetrestaurant und so schön, dass „Schumi“ es vor ein<br />

paar Jahren vom Fleck weg kaufen wollte. Aber Migg<br />

Eberle, der Patron, wollte nicht, und zwar „scho grad gar<br />

nüüd, überhaupts nüd“. Auf der Piste von einst liegt nur<br />

noch selten so viel Schnee, dass sich ein Aufstieg zum Skilaufen<br />

lohnt. Auf dem nahen Gipfel des Gäbris steht Jörg<br />

Kachelmanns Wetterzentrale. Der TV-Meteorologe erklärt<br />

von hier aus, wo in der Schweiz die ult<strong>im</strong>ativen Ski- und<br />

Snowboardbedingungen herrschen.<br />

Der Kanton Appenzell ist ein geteiltes Land. Lehnten<br />

sich die Bewohner in der Schlacht auf dem Stoos <strong>im</strong> Jahr<br />

1405 noch gemeinsam gegen die Äbte und habsburgischen<br />

Heere auf, so gerieten sie, kaum unabhängig, durch Reformation<br />

und Gegenreformation untereinander aneinander<br />

und trennten sich 1597 recht heftig in die Halbkantone � BUNTE TRACHTEN <strong>UND</strong> VOLKSMUSIK


HANDWERK <strong>UND</strong> HEIMATK<strong>UND</strong>E<br />

Glückliche Schweine <strong>im</strong><br />

Auslauf be<strong>im</strong> Gasthaus<br />

„Gupf“. Be<strong>im</strong> Sennensattler<br />

Roger Dörig in Appenzell<br />

gibt es handgearbeitete<br />

Gürtel, Hosenträger und<br />

Schellenriemen zu kaufen.<br />

Zwischen Appenzell und<br />

Gais ist Halden, ein typisch<br />

verträumtes Dörfchen.<br />

Das Museum Blaues Haus<br />

in Appenzell zeigt Kunst,<br />

Handwerk sowie Lebensund<br />

Wohnkultur. Hans<br />

Mösli ist einer der letzten<br />

Weissküfer. Er baut aus<br />

Lindenholz Gerätschaften<br />

zur Milchverarbeitung.<br />

�<br />

Appenzell Innerrhoden (AI) und Ausserrhoden (AR). Mit<br />

20 Gemeinden und rund 53 100 Bewohnern ist Ausserrhoden<br />

quantitativ bedeutender; das überwiegend katholische<br />

Innerrhoden, mit 15 000 Einwohnern in sechs Gemeinden,<br />

aber liegt <strong>im</strong> Zentrum – und fühlt sich so. Heute tritt man,<br />

schon wegen des Tourismus, wieder als einiger Kanton auf.<br />

Jeden letzten Sonntag <strong>im</strong> April wird seit rund<br />

600 Jahren um Punkt zwölf Uhr mittags die<br />

Landsgmeend abgehalten. Im Sonntagsanzug stehen<br />

die Innerrhödler <strong>im</strong> „Ring“, mit Säbeln, die aus dem<br />

deutsch-französischen Krieg stammen: Die französische<br />

Ostarmee des Generals Bourbaki zog es 1871 vor, ihre Waffen<br />

der neutralen Schweiz auszuhändigen, statt sich den<br />

Deutschen zu ergeben. Durch Handheben st<strong>im</strong>men die<br />

Innerrhödler über laufende Geschäfte ab. Schirme sind<br />

tabu, und weder gleißende Sonne, Regen noch Sturm verhindern<br />

kühle Debatten oder hitzige Wortgefechte. Die<br />

Landsgmeend wählt den Landammann, den Regierungspräsidenten,<br />

oder, seit Frauen 1990 vor dem Schweizer<br />

Bundesgericht das St<strong>im</strong>mrecht erkämpft haben, die Frau<br />

Landammann. In Ausserrhoden ist „dieser schönste Tag <strong>im</strong><br />

Jahr seit sieben Jahren einfach abgeschafft“, sagt eine junge<br />

Bürgerin und seufzt.Wahlen werden prosaisch über Urnen<br />

erledigt; die Frauen haben schon seit 1989 St<strong>im</strong>mrecht. Die<br />

Verfassung gehört zu den modernsten der Schweiz.<br />

Sprichwörtlich wie der Eigensinn der Appenzeller ist<br />

ihr „trääfer“, treffender, Humor und ihre mit Schläue<br />

gepaarte Tüchtigkeit.Auch die Z<strong>im</strong>merhöhen entsprachen<br />

bis vor ein paar Jahren ihrer Eigenart: Decken waren nur<br />

so hoch, wie sie für einen kompakten Mann sein mussten.<br />

Appenzeller machen gern „lüpfige“, mitreißende Musik,<br />

meist mit zwei Violinen, dem Hackbrett, Kontrabass und<br />

einem Cello. Kommt zu den Saiteninstrumenten eine<br />

Handorgel, wird aus der „Appenzeller Striichmusig“ eine<br />

„Streichkapelle“. Appenzeller sind tanzfreudig, und sie<br />

„zäuerlen“ gern in AR, beziehungsweise „ruguusselen“ in<br />

AI: Beides meint Jodelgesang, zu dem ein silbernes Fünffrankenstück<br />

in einem irdenen Topf leiernd gekreist wird.<br />

Mit Beharrlichkeit hält Appenzell an Traditionen fest<br />

und pflegt an 31 Feiertagen <strong>im</strong> Jahr, 18 mehr als in Bayern,<br />

kuriose und merkwürdige Bräuche. Anfang März, zum<br />

Beispiel, schleppen etwa ein Dutzend Männer, ob bei Eis<br />

oder Schnee, einen riesigen Baumstamm knapp 20 Kilometer<br />

weit von Urnäsch nach Herisau. Sie tragen zünftige<br />

Handwerkerkluft und werden von Musikern begleitet, die<br />

sehr zeremonielle Musik spielen. Und <strong>im</strong> protestantischen<br />

Urnäsch hat man Silvester nach dem alten, julianischen<br />

Kalender auf den 13. Januar verlegt; weil man sich nicht<br />

von Papst Gregors Dekret aus 1582 vorschreiben lassen<br />

wollte, wann man diesen Tag zu feiern habe.<br />

Die Schweizer Bundesbahn macht einen großen Bogen<br />

ums Appenzellerland. In und durch den Kanton führen die<br />

Appenzeller Bahnen, das Heidenerbähnli, sechs weitere<br />

Schmalspurbähnlein sowie einige Landstraßen. Touristen<br />

finden rund 1200 Kilometer Wanderwege vor, fünf Seilbahnen,<br />

Postautos, „PubliCars“ – und viele Themenwege<br />

wie den Appenzeller Witz-Wanderweg oder den Robert-<br />

Walser-Pfad, die Kopf und Körper fordern. „Gääss, Hond,<br />

Senn, Chüe, alles bruuchts för de Tourismus.Aber wehe, ä<br />

Chue schiist uf Strooss, dänn tönds all wie t’ Affe“, sagt<br />

Senner Josef, der auch werktags Tracht trägt, weil er als<br />

Schaukäser arbeitet. Wie viele Appenzeller hat er ein<br />

gespaltenes Verhältnis zu Touristen, die nach netten Kühen<br />

verlangen und über deren Fladen sch<strong>im</strong>pfen.<br />

Rund 600 Gasthäuser, <strong>im</strong> Durchschnitt 23 pro<br />

Ort und damit mehr als in jeder anderen Gegend<br />

der Schweiz, erfreuen den Gaumen mit Spezialitäten,<br />

deren Aussprache Nicht-Schweizern Mühe bereitet:<br />

der Chääsflade, ein mit Anis und Koriander gewürzter<br />

Quarkkuchen, die Gitzipaches, Zicklein <strong>im</strong> Teig, oder<br />

Häselbei-Zonne, warme Heidelbeeren, gehören zu den<br />

herzhaften Gerichten, deretwegen ich <strong>im</strong>mer wieder gern<br />

in die Landschaft meiner Kindheit zurückkehre. Nicht zu<br />

vergessen die Südwooscht, die Mostbröckli, die Pantli und<br />

Bauernschüblig: Denn Würste machen, das können die<br />

Appenzeller besonders gut – in beiden Kantonhälften.<br />

�<br />

6/04 COUNTRY 675

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!