APPENZELL TIPPS UND ADRESSEN Mehr im Register ... - Winedine
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1 Kleiner Kanton – viele<br />
Souvenirs, wie Figuren,<br />
Käse,Wurst oder Bier.<br />
2 In der Schaukäserei in<br />
Weissbad wird täglich<br />
produziert. 3 Arbeiten<br />
und Wohnen auf engem<br />
Raum zeigt das Museum<br />
für Volkskunde. 4 Das<br />
Gasthaus „Gupf“ liegt auf<br />
der ersten Hügelkette<br />
südlich des Bodensees.<br />
5 Gebratene Entenstopfleber<br />
mit Äpfeln und<br />
Kürbis – zubereitet von<br />
6 „Gupf“-Koch Walter<br />
Klose, der auf regionale<br />
Küche spezialisiert ist.<br />
Glatt<br />
<strong>APPENZELL</strong> <strong>TIPPS</strong> <strong>UND</strong> <strong>ADRESSEN</strong><br />
HOTELS <strong>UND</strong> RESTAURANTS<br />
Bären CH-9108 Gonten,Tel. +41 71 795/40 10,<br />
www.hotel-baeren-gonten.ch, Di–So 16 Uhr,<br />
Menü 45–125 CHF<br />
Charly Gmünder ist ein Bewahrer der<br />
Appenzeller Küche.Vor allem das „Gitzi“<br />
(Fleisch von der Jungziege) ist in der<br />
Osterzeit der Renner.<br />
Blume Speicherstrasse 1, CH-9053 Teufen,<br />
Tel. +41 71 333/11 92, Mi–So, Menü 18–85 CHF<br />
Neben klassischen Gerichten kocht Christian<br />
Fässler Spezialitäten wie Käseknöpfli und Gitzi.<br />
Sonne Schwägalpstr. 60, CH-9107 Urnäsch,<br />
Tel. +41 71 364/11 05, www.sonne-urnaesch.ch,<br />
Mi–So mittags, Menü 17–88 CHF<br />
Mit den Ravioli mit hausgemachter Kalbsschmorbraten-Füllung<br />
oder dem Erdbeer-<br />
Rhabarber-Auflauf zeigt Hansueli Diesterbeck:<br />
Spitzenküche ist kein Privileg der Großstädte.<br />
Gupf CH-9o38 Rehetobel,Tel. +41 71 877/11 10,<br />
www.gupf.ch, Mi–So, Menü 38–120 CHF,<br />
5 elegante DZ ab 240 CHF<br />
Walter Kloses Gupf wurde mit 16/20 Gault-<br />
Millau-Punkten bewertet, ist der kulinarische<br />
Höhepunkt des Appenzellerlandes und ein<br />
einmaliger Aussichtspunkt. Zu den Gerichten<br />
666 COUNTRY 6/04<br />
W<br />
F<br />
D<br />
BaselAmriswil<br />
isw<br />
Zürich A<br />
Wasserschloss<br />
Bern<br />
Genf<br />
CH<br />
I<br />
Romanshorn<br />
Bodensee<br />
14<br />
Arbon<br />
Horn Altenrhein<br />
Rorschach 13 Gaißau<br />
A1<br />
Goldach Rheineck<br />
St. Josefen<br />
Heiden<br />
Walzenhausen<br />
Flawil A1<br />
Gossau<br />
St. Gallen<br />
Trogen Reute<br />
Teufen<br />
Herisau<br />
-Ausserrhoden<br />
Stein<br />
Altstätten<br />
Hundwil<br />
Grais<br />
13<br />
Appenzell- Gonten<br />
A13<br />
8 Urnäsch<br />
Appenzell<br />
Oberriet<br />
-Innerrhoden Brülisau<br />
Ebenalp<br />
Hochalp<br />
1640<br />
Schwägalp<br />
1795<br />
Hoher Kasten<br />
1530 1352<br />
Säntis<br />
0<br />
2503<br />
9 km<br />
hur<br />
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Ill<br />
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1<br />
gibt es eine Auswahl von 1083 Weinen.<br />
Hotel Heiden CH-9410 Heiden,<br />
Tel. +41 71 898/15 15, www.hotelheiden.ch,<br />
Menü 28–90 CHF, DZ ab 250 CHF<br />
Modernes Haus <strong>im</strong> Zentrum mit einfallsreicher<br />
Karte. Konferenzräume, Schw<strong>im</strong>mbad.<br />
Nordz<strong>im</strong>mer mit Blick auf den Bodensee.<br />
Hof Weissbad CH-9057 Weissbad,<br />
Tel. +41 71 798/80 80, www.hofweissbad.ch,<br />
Menü 42–85 CHF, DZ ab 340 CHF<br />
Hervorragendes Restaurant und eines der<br />
gebuchtesten Schweizer Kurhotels – was<br />
weder die eher unspektakuläre Lage noch<br />
das einfache Ambiente vermuten lassen.<br />
BERGGASTHÄUSER<br />
Gegen 30 Berggasthäuser an den zahlreichen<br />
Wanderstrecken <strong>im</strong> Alpsteingebiet bieten<br />
hungrigen und müden Wanderern Tisch und<br />
Bett. Einfach, rustikal, unkompliziert und<br />
häufig nur ein Massenlager mit Wolldecken.<br />
In den Sommermonaten unbedingt vorher<br />
anrufen und Schlafplatz reservieren.<br />
Berggasthaus Bollenwees CH-9058 Brülisau,Tel.<br />
+41 71 799/11 70, www.bollenwees.ch,<br />
Mai–November<br />
2<br />
4 5<br />
Berggasthaus Meglisalp CH-9057 Weissbad,<br />
Tel.+41 71 799/11 28, www.meglisalp.ch, Mai–Nov.<br />
Berggasthaus Forelle am Seealpsee<br />
CH-9057 Wasserauen,Tel. +41 71 799/11 88,<br />
www.gasthausforelle.ch, Mai–November<br />
MUSEEN<br />
Museum Im blauen Haus H. Fässler &<br />
Söhne Antikschreinerei,Weissbadstrasse 33,<br />
CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/12 84,<br />
www.<strong>im</strong>blauenhaus.ch, Mo–Sa 9–18, So 10–17<br />
Umfangreiche Sammlung von Appenzeller<br />
Malereien, Sennenbildern und Stickereien.<br />
Appenzeller Brauchtumsmuseum Dorfplatz,<br />
CH-9107 Urnäsch,Tel. +41 71 364/23 22,<br />
www.museum-urnaesch.ch,April–Nov. 13.30–17<br />
Akkurat präsentierte Exponate in<br />
authentischer Umgebung: Silvesterkläuse,<br />
Sennenbrauchtum,Trachten, Stickereien.<br />
Museum Liner Unterrainstr. 5, CH-9050 Appenzell,Tel.<br />
+41 71 788/18 00, www.museumliner.ch,<br />
Mo–Fr 14–17, Sa/So 11–17<br />
Dem Schaffen der Maler Carl August und<br />
Carl Walter Liner gewidmet. Sehenswert<br />
auch wegen der modernen Architektur der<br />
Zürcher Architekten Gigon/Guyer.<br />
Fotos: Cornelius Scriba (5)<br />
3<br />
HANDWERK<br />
Hackbrett Johannes Fuchs, Schreinerei<br />
Hackbrettbau, Nollisweid 3, CH-9050 Appenzell,<br />
Tel. +41 71 787/44 01, www.hackbrett.ch<br />
Fuchs ist die Hackbrett-Koryphäe des Landes.<br />
Er beherrscht den Bau und das Spiel<br />
des Saiteninstrumentes in Perfektion.<br />
Gürtel Kunstgewerbe Roger Dörig, Poststr. 6,<br />
CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/11 82,<br />
www.myappenzell.com<br />
Kühe und Bauernmotive auf Gürteln, Hosenträgern<br />
und Hundehalsbändern: von der<br />
maschinell hergestellten 30-Franken-Ware bis<br />
zum handgemachten Gürtel mit Silberbeschlägen<br />
für mehrere hundert Franken.<br />
Weissküfer Hans Mösli, CH-9056<br />
Gais,Tel. +41 71 793/26 35, und Hans Reifler,<br />
Urnäscherstr. 127, CH-9064 Hundwil,<br />
Tel. +41 71 367/13 40, www.reifler.ch<br />
Die beiden fertigen aus hellem Ahornholz<br />
Gerätschaften für die Milchverarbeitung.<br />
KÄSE<br />
Bei Appenzell denken viele zuerst an den<br />
Käse. Es gibt sechs Varianten. Insgesamt<br />
werden jährlich 9000 Tonnen hergestellt,<br />
6<br />
50 % gehen ins Ausland, auch nach Übersee.<br />
Kenner bevorzugen Appenzeller Extra, der<br />
pikantes Aroma und Altersmilde verbindet.<br />
Schaukäserei Stein CH-9063 Stein,<br />
Tel. +41 71 368/50 70, www.showcheese.ch, 9–14<br />
Alp-Schaukäserei Hotel Hof Weissbad<br />
CH-9057 Weissbad,Tel. +41 71 798/80 80,<br />
www.hofweissbad.ch, Di, Do, Sa, So nachmittags<br />
Berg-Käserei Gais Zwislenstr. 40, CH-9056<br />
Gais,Tel. +41 71 793/37 33, www.bergkaeserei.ch<br />
BROT<br />
Holzofenbäckerei Kast Steingacht 247,<br />
CH-9411 Reute (AR),Tel. +41 71 891/59 55<br />
Werner Kast in Reute bei Heiden (an der<br />
Straße von Reute nach Altstätten) backt<br />
<strong>im</strong> alten Holzofen ein legendäres Brot.<br />
WÜRSTE <strong>UND</strong> FLEISCH<br />
Das Appenzellerland ist für Bauernschüblig,<br />
Pantli, Landjäger, Sied- und Bratwurst bekannt.Vorzeigestück:<br />
das würzige Mostbröckli.<br />
Metzgerei Breitenmoser Gaiserstr.6,<br />
CH-9050 Appenzell,Tel. +41 71 787/13 86,<br />
www.breitenmoser-metzg.ch<br />
BIER<br />
Brauerei Locher CH-9050 Appenzell,<br />
Tel. +41 71 787/13 18, www.appenzellerbier.ch<br />
Hanfblüten- und Vollmondbier, Kastanienund<br />
Weizenbier. Die fünfte Generation der<br />
Lochers braut traditionelle und neue Biere.<br />
ALPENBITTER<br />
Appenzeller Alpenbitter CH-9050 Appenzell,Tel.<br />
+41 71 787/17 17, www.appenzeller.com<br />
Halbbitter nach gehe<strong>im</strong>em Rezept aus Kräutern<br />
und Naturaromen. Als Aperitif auf Eis<br />
schmeckt er federleicht süß bis versteckt herb.<br />
LECKEREIEN<br />
Appenzeller Biber CH-9057 Weissbad,<br />
Tel. +41 71 798/90 10, www.baerli-biber.ch<br />
Lebkuchenartiges Gebäck, mit Mandelcreme<br />
gefüllt, und Nussspezialitäten.<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
31. 12. Silvesterklausen: Feste in allen Orten,<br />
erst am 13. 1. in Urnäsch und Waldstatt.<br />
7. 2. Bloch: Umzug in Urnäsch. 9. 2. Beginn<br />
der Fasnacht: Umzüge in allen Orten. 24. 4.<br />
Innerrhodische Landsgmeend: in Appenzell<br />
INFORMATION<br />
Schweiz Tourismus Postfach 160754, 60070<br />
Frankfurt,Tel. +800/100 200-30, Fax -31,<br />
www.MySwitzerland.com<br />
Appenzellerland Tourismus CH-9050<br />
Appenzell,Tel. +41 71 788/08-18, Fax -19,<br />
www.appenzell.ch<br />
C<br />
➔ <strong>Mehr</strong> <strong>im</strong> <strong>Register</strong> ab Seite 134
KANTON MIT HERZ<br />
Das Appenzellerland überlässt mondänen Tourismus den höher gelegenen<br />
Regionen der Schweiz. In der hügeligen Landschaft nahe des Bodensees erfreuen sich<br />
Wanderer und Skilangläufer beschaulicher Natur und einfacher Genüsse.<br />
Text Christian Wenger Fotos Cornelius Scriba<br />
Der 2503 Meter hohe<br />
Gipfel des Säntis ist der<br />
höchste in Appenzell.<br />
Von hier haben Wanderer<br />
einen herrlichen Blick<br />
auf die Schweizer Alpen.<br />
6/04 COUNTRY 667
TRADITIONEN <strong>UND</strong> BERGROMANTIK<br />
Schneewanderer stärken<br />
sich gern mit einem<br />
Teller Fenz, einem alten,<br />
deftigen Sennengericht<br />
aus Mehl und Butter. Der<br />
Appenzeller Alpenbitter<br />
schmeckt sowohl <strong>im</strong><br />
Schnee als auch vor dem<br />
Abendessen <strong>im</strong> „Bären“;<br />
„Taveen“ heißen die verzierten<br />
Wirtshausschilder.<br />
Die Rinder drängen zur<br />
täglichen Biermassage, auf<br />
dem Hof der Familie<br />
Dähler. Die Gondelfahrt<br />
zwischen Schwägalp und<br />
Säntisgipfel dauert acht<br />
Minuten. In Appenzell<br />
tragen die Bürgerhäuser<br />
bunte Ornamente. Der<br />
Sämtisersee über Brülisau<br />
gehört <strong>im</strong> Winter den<br />
Schneeschuh-Wanderern.<br />
6/04 COUNTRY 669
Das Appenzellerland hat<br />
über tausend Kilometer<br />
markierte Wanderrouten.<br />
Skilangläufer finden hier<br />
gut präparierte Loipen.<br />
Das Landschaftsbild prägen<br />
Almen und Waldstücke,<br />
Reste des Arboner Forsts.<br />
SANFTE HÜGEL <strong>UND</strong> MALERISCHE HÖFE<br />
6/04 COUNTRY 671
672 COUNTRY 6/04<br />
Ornamente geben jeder<br />
Appenzeller Fassade ein<br />
individuelles Gesicht.Weiß<br />
strahlt die katholische<br />
Kirche von Schwende in<br />
Innerrhoden. Im Schnee<br />
bringen die Musikantinnen<br />
Alphörner zum Klingen.<br />
Die Gürtel sind beliebte<br />
Souvenirs. Das alljährliche<br />
Fasnachtstreiben mit<br />
den kunstvollen Kostümen<br />
findet in beiden Teilen des<br />
gespaltenen Kantons statt.<br />
Einen Skilift gibt es nicht. Jeder Meter<br />
Abfahrt muss erstiegen werden, die Pisten<br />
sind eher kurz und enden häufig <strong>im</strong> Gras.<br />
Vom Gasthaus „Gupf“ aus stürzen wir uns<br />
be<strong>im</strong> jährlichen Skirennen in die neblige<br />
Tiefe. Anschließend löffeln wir in der<br />
Wirtsstube heiße Suppe zu den mitgebrachten Broten: In<br />
meiner Kindheit, auf der Schweizer Seite des Bodensees,<br />
komme ich um die sanfte Hügellandschaft hinter St. Gallen<br />
nicht herum. Im Sommer geht es mit den Eltern hierher<br />
zum Wandern, <strong>im</strong> Winter zum Schlitten- und Skifahren.<br />
So lange, bis das Können höhere Berge verlangte.<br />
Gletscher und Flüsse modulierten das Appenzellerland,<br />
diese fürs Auge kurzweilig-schöne Mischung aus tiefen<br />
Einkerbungen und bewaldeten Hügeln, den Resten des<br />
Arboner Forsts, der einst die ganze Voralpenlandschaft vom<br />
Bodensee bis Alpstein bedeckte, bevor er <strong>im</strong> Mittelalter<br />
abgeholzt wurde. Bis heute ist die Region ein Reiseziel<br />
für Familien und Individualisten; und für Genießer der<br />
einfachen Freuden. Die Unterkünfte sind gemütlich, die<br />
Menschen unkompliziert. Der „Gupf“ ist inzwischen ein<br />
Gourmetrestaurant und so schön, dass „Schumi“ es vor ein<br />
paar Jahren vom Fleck weg kaufen wollte. Aber Migg<br />
Eberle, der Patron, wollte nicht, und zwar „scho grad gar<br />
nüüd, überhaupts nüd“. Auf der Piste von einst liegt nur<br />
noch selten so viel Schnee, dass sich ein Aufstieg zum Skilaufen<br />
lohnt. Auf dem nahen Gipfel des Gäbris steht Jörg<br />
Kachelmanns Wetterzentrale. Der TV-Meteorologe erklärt<br />
von hier aus, wo in der Schweiz die ult<strong>im</strong>ativen Ski- und<br />
Snowboardbedingungen herrschen.<br />
Der Kanton Appenzell ist ein geteiltes Land. Lehnten<br />
sich die Bewohner in der Schlacht auf dem Stoos <strong>im</strong> Jahr<br />
1405 noch gemeinsam gegen die Äbte und habsburgischen<br />
Heere auf, so gerieten sie, kaum unabhängig, durch Reformation<br />
und Gegenreformation untereinander aneinander<br />
und trennten sich 1597 recht heftig in die Halbkantone � BUNTE TRACHTEN <strong>UND</strong> VOLKSMUSIK
HANDWERK <strong>UND</strong> HEIMATK<strong>UND</strong>E<br />
Glückliche Schweine <strong>im</strong><br />
Auslauf be<strong>im</strong> Gasthaus<br />
„Gupf“. Be<strong>im</strong> Sennensattler<br />
Roger Dörig in Appenzell<br />
gibt es handgearbeitete<br />
Gürtel, Hosenträger und<br />
Schellenriemen zu kaufen.<br />
Zwischen Appenzell und<br />
Gais ist Halden, ein typisch<br />
verträumtes Dörfchen.<br />
Das Museum Blaues Haus<br />
in Appenzell zeigt Kunst,<br />
Handwerk sowie Lebensund<br />
Wohnkultur. Hans<br />
Mösli ist einer der letzten<br />
Weissküfer. Er baut aus<br />
Lindenholz Gerätschaften<br />
zur Milchverarbeitung.<br />
�<br />
Appenzell Innerrhoden (AI) und Ausserrhoden (AR). Mit<br />
20 Gemeinden und rund 53 100 Bewohnern ist Ausserrhoden<br />
quantitativ bedeutender; das überwiegend katholische<br />
Innerrhoden, mit 15 000 Einwohnern in sechs Gemeinden,<br />
aber liegt <strong>im</strong> Zentrum – und fühlt sich so. Heute tritt man,<br />
schon wegen des Tourismus, wieder als einiger Kanton auf.<br />
Jeden letzten Sonntag <strong>im</strong> April wird seit rund<br />
600 Jahren um Punkt zwölf Uhr mittags die<br />
Landsgmeend abgehalten. Im Sonntagsanzug stehen<br />
die Innerrhödler <strong>im</strong> „Ring“, mit Säbeln, die aus dem<br />
deutsch-französischen Krieg stammen: Die französische<br />
Ostarmee des Generals Bourbaki zog es 1871 vor, ihre Waffen<br />
der neutralen Schweiz auszuhändigen, statt sich den<br />
Deutschen zu ergeben. Durch Handheben st<strong>im</strong>men die<br />
Innerrhödler über laufende Geschäfte ab. Schirme sind<br />
tabu, und weder gleißende Sonne, Regen noch Sturm verhindern<br />
kühle Debatten oder hitzige Wortgefechte. Die<br />
Landsgmeend wählt den Landammann, den Regierungspräsidenten,<br />
oder, seit Frauen 1990 vor dem Schweizer<br />
Bundesgericht das St<strong>im</strong>mrecht erkämpft haben, die Frau<br />
Landammann. In Ausserrhoden ist „dieser schönste Tag <strong>im</strong><br />
Jahr seit sieben Jahren einfach abgeschafft“, sagt eine junge<br />
Bürgerin und seufzt.Wahlen werden prosaisch über Urnen<br />
erledigt; die Frauen haben schon seit 1989 St<strong>im</strong>mrecht. Die<br />
Verfassung gehört zu den modernsten der Schweiz.<br />
Sprichwörtlich wie der Eigensinn der Appenzeller ist<br />
ihr „trääfer“, treffender, Humor und ihre mit Schläue<br />
gepaarte Tüchtigkeit.Auch die Z<strong>im</strong>merhöhen entsprachen<br />
bis vor ein paar Jahren ihrer Eigenart: Decken waren nur<br />
so hoch, wie sie für einen kompakten Mann sein mussten.<br />
Appenzeller machen gern „lüpfige“, mitreißende Musik,<br />
meist mit zwei Violinen, dem Hackbrett, Kontrabass und<br />
einem Cello. Kommt zu den Saiteninstrumenten eine<br />
Handorgel, wird aus der „Appenzeller Striichmusig“ eine<br />
„Streichkapelle“. Appenzeller sind tanzfreudig, und sie<br />
„zäuerlen“ gern in AR, beziehungsweise „ruguusselen“ in<br />
AI: Beides meint Jodelgesang, zu dem ein silbernes Fünffrankenstück<br />
in einem irdenen Topf leiernd gekreist wird.<br />
Mit Beharrlichkeit hält Appenzell an Traditionen fest<br />
und pflegt an 31 Feiertagen <strong>im</strong> Jahr, 18 mehr als in Bayern,<br />
kuriose und merkwürdige Bräuche. Anfang März, zum<br />
Beispiel, schleppen etwa ein Dutzend Männer, ob bei Eis<br />
oder Schnee, einen riesigen Baumstamm knapp 20 Kilometer<br />
weit von Urnäsch nach Herisau. Sie tragen zünftige<br />
Handwerkerkluft und werden von Musikern begleitet, die<br />
sehr zeremonielle Musik spielen. Und <strong>im</strong> protestantischen<br />
Urnäsch hat man Silvester nach dem alten, julianischen<br />
Kalender auf den 13. Januar verlegt; weil man sich nicht<br />
von Papst Gregors Dekret aus 1582 vorschreiben lassen<br />
wollte, wann man diesen Tag zu feiern habe.<br />
Die Schweizer Bundesbahn macht einen großen Bogen<br />
ums Appenzellerland. In und durch den Kanton führen die<br />
Appenzeller Bahnen, das Heidenerbähnli, sechs weitere<br />
Schmalspurbähnlein sowie einige Landstraßen. Touristen<br />
finden rund 1200 Kilometer Wanderwege vor, fünf Seilbahnen,<br />
Postautos, „PubliCars“ – und viele Themenwege<br />
wie den Appenzeller Witz-Wanderweg oder den Robert-<br />
Walser-Pfad, die Kopf und Körper fordern. „Gääss, Hond,<br />
Senn, Chüe, alles bruuchts för de Tourismus.Aber wehe, ä<br />
Chue schiist uf Strooss, dänn tönds all wie t’ Affe“, sagt<br />
Senner Josef, der auch werktags Tracht trägt, weil er als<br />
Schaukäser arbeitet. Wie viele Appenzeller hat er ein<br />
gespaltenes Verhältnis zu Touristen, die nach netten Kühen<br />
verlangen und über deren Fladen sch<strong>im</strong>pfen.<br />
Rund 600 Gasthäuser, <strong>im</strong> Durchschnitt 23 pro<br />
Ort und damit mehr als in jeder anderen Gegend<br />
der Schweiz, erfreuen den Gaumen mit Spezialitäten,<br />
deren Aussprache Nicht-Schweizern Mühe bereitet:<br />
der Chääsflade, ein mit Anis und Koriander gewürzter<br />
Quarkkuchen, die Gitzipaches, Zicklein <strong>im</strong> Teig, oder<br />
Häselbei-Zonne, warme Heidelbeeren, gehören zu den<br />
herzhaften Gerichten, deretwegen ich <strong>im</strong>mer wieder gern<br />
in die Landschaft meiner Kindheit zurückkehre. Nicht zu<br />
vergessen die Südwooscht, die Mostbröckli, die Pantli und<br />
Bauernschüblig: Denn Würste machen, das können die<br />
Appenzeller besonders gut – in beiden Kantonhälften.<br />
�<br />
6/04 COUNTRY 675