Die Kunst des Rotationsgießformenbaus - Cimatron
Die Kunst des Rotationsgießformenbaus - Cimatron
Die Kunst des Rotationsgießformenbaus - Cimatron
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REPORTAGE<br />
Mit Hilfe dieser<br />
Aluminiumform werden<br />
später die <strong>Kunst</strong>stoffteile<br />
hergestellt.<br />
Mit <strong>Cimatron</strong> gehts besser:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Rotationsgießformenbaus</strong><br />
<strong>Kunst</strong> kommt von Können. Und das ist bei der Firma Maus Modell- und Formenbau,<br />
Karlsruhe, reichlich vorhanden. Das kann jeder mit den Händen greifen, der durch<br />
den Betrieb läuft. Für alle CAD/CAM-Aufgaben setzen die badischen Spezialisten<br />
Software von <strong>Cimatron</strong> ein. <strong>Die</strong> neueste Version von <strong>Cimatron</strong> E wird auf der Euro-<br />
Mold vorgestellt.<br />
Schon mal was von Rotationsgießformen<br />
gehört, hochverehrtes Publikum? Wenn<br />
nicht, dann wird es Zeit. Es könnte sich echt<br />
lohnen.<br />
Das Rotationsgießen (nicht Schleuderguss!)<br />
wurde Anfang der 40er Jahre in den<br />
USA erfunden. Bei dem Verfahren wird,<br />
ganz grob gesagt, <strong>Kunst</strong>stoffpulver in eine<br />
Form gefüllt, welches dann unter Wärmeeinwirkung<br />
schmilzt und — weil die Form<br />
rotiert — schichtweise das Teil bildet. <strong>Die</strong> im<br />
Rotationsschmelzverfahren eingesetzten<br />
Werkzeuge müssen nicht so extremen<br />
Druckbelastungen wie beispielsweise im<br />
Blasverfahren oder beim Spritzguss standhalten,<br />
was sich positiv auf die Kosten und<br />
14 CADCAM 6/2003<br />
Realisierungszeiträume auswirkt.<br />
In früheren Jahren wurde das Verfahren<br />
hauptsächlich für die Produktion von Kleinserien,<br />
vorzugsweise großer Teile, eingesetzt.<br />
Das Verfahren wird heute vornehmlich<br />
für die Herstellung von Prototypen, Pilot-,<br />
Klein- und Mittelserien herangezogen. <strong>Die</strong><br />
Stückzahlen der Serienfertigung reichen<br />
von wenigen hundert Einheiten bis zu<br />
80 000 Einheiten pro Jahr. <strong>Die</strong> Anwendungsvielfalt<br />
ermöglicht maßgeschneiderte<br />
Lösungen für unzählige verschiedene Produkte.<br />
Das ist kein Spruch. Wer den Musterraum<br />
bei Maus sieht, weiß, dass es stimmt.<br />
<strong>Die</strong> Formen für das Rotationsschmelz-<br />
verfahren sind von ›spezifischer‹ Art. Der<br />
Weg ihrer Herstellung ist mit folgenden<br />
Schritten beschrieben:<br />
1. Herstellung eines Positiv- bzw. Ur-<br />
Modells,<br />
2. Abnehmen <strong>des</strong> Gießereimodells<br />
(Negativ-Schalen),<br />
3. Herstellung der Gießform aus Sand/<br />
Keramik,<br />
4. Gießen der Aluminium-Formschalen <strong>des</strong><br />
späteren Werkzeugs,<br />
5. Endbearbeitung und Veredelung der<br />
Formschalen, Rahmenbau und Komplettierung<br />
der Werkzeuge.<br />
Um diese Schritte gehen zu können,<br />
bedarf es eines enormen Wissens und Könnens.<br />
Bei der Firma Maus in Karlsruhe ist<br />
bei<strong>des</strong> reichlich vorhanden. Das Unternehmen<br />
wurde 1925 von August Maus in<br />
Ettlingen gegründet - schon damals mit<br />
dem Arbeitsgebiet Modelleinrichtungen für<br />
Gießereien.
Bereits Anfang der 60er Jahre wurden<br />
die ersten einfachen Rotationsformen hergestellt.<br />
1970 kam aus Platzgründen<br />
der Umzug nach Karlsruhe. <strong>Die</strong> Herstellung<br />
von Rotationsgießformen<br />
erhielt einen großen Schub durch<br />
den Abschluss eines Lizenzvertrages<br />
mit der amerikanischen Firma<br />
Kelch (heute Norstar), dem Marktführer<br />
für Rotationsgießformen aus Aluminiumguss.<br />
Das war 1986.<br />
Immer bestrebt, die eigene Qualität zu<br />
verbessern, wurde 1998 die Beschichtung für<br />
Rotationsgießformen BMC entwickelt. Heute<br />
verlassen mehr als die Hälfte aller Rotationsgießformen<br />
BMC-beschichtet das Haus.<br />
<strong>Die</strong> Herstellung solcher Formen macht<br />
»rund 99 Prozent unseres Geschäftes aus«,<br />
wie der derzeitige Geschäftsführer Mathias<br />
Maus erklärt. Mit über 40 Mitarbeitern wird<br />
das gesamte bereits angedeutete Arbeitsgebiet<br />
abgedeckt: Design- und Konstruktionsberatung,<br />
Modellbau, Erstellung von<br />
3D-CAD/CAM-Daten, NC-Bearbeitung,<br />
produktionsbereite Formen, Oberflächenbeschichtungen,<br />
Zubehör für Rotationsformen,<br />
Reparatur und Änderungen.<br />
Alles das wird aus einer Hand geliefert,<br />
was letztlich bedeutet, Fabrik und Manufaktur<br />
zugleich zu sein — ganz sicher ein<br />
Vorzeigebetrieb Made in Germany.<br />
In Sachen CAD/CAM ist Maus erst relativ<br />
spät aktiv geworden, nämlich Ende der 90er<br />
Jahre, dann aber sehr konsequent. Kollegenerfahrungen,<br />
sowie ein eigener Benchmark,<br />
brachten <strong>Cimatron</strong> eindeutig als<br />
Sieger hervor. Maus: »Es war kein anderer<br />
Hersteller dabei, der das, was ich wollte,<br />
annähernd in der Zeit gekonnt hätte wie<br />
<strong>Cimatron</strong>.«<br />
Ein Beispiel dafür, was mit Rotationsgießteilen<br />
gemacht werden kann.<br />
Als drei wichtige Kriterien, die damals<br />
für <strong>Cimatron</strong> sprachen, nennt M. Maus »die<br />
Funktionalität, das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
und die Nähe<br />
zur <strong>Cimatron</strong>- Zentrale in Ettlingen«.<br />
Bevor nun der Einsatz und<br />
die Erfahrungen mit der Software<br />
näher erläutert werden,<br />
zunächst ein Blick auf das CAD/<br />
CAM-System selbst.<br />
Fokussiert und doch<br />
umfassend<br />
Seit der Gründung im Jahr 1982<br />
ist <strong>Cimatron</strong> einer der Pioniere<br />
für integrierte 3D-CAD/CAM-<br />
Lösungen für den Werkzeug-,<br />
Formen- und Modellbau. Das Unternehmen<br />
mit rund 250 Mitarbeitern hat weltweit<br />
16 000 Lizenzen im Einsatz, im deutschsprachigen<br />
Raum sind es 2 100.<br />
<strong>Die</strong> Zentrale für Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz befindet sich in Ettlingen<br />
bei Karlsruhe, weitere Niederlassungen gibt<br />
es in München, Hamm, Köln und Nürnberg.<br />
Insgesamt arbeiten in diesem Vertriebsge-<br />
biet 45 Mitarbeiter für ihre Kunden.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Cimatron</strong>-CAD/CAM-Lösungen<br />
wurden von Anfang an fokussiert für den<br />
Werkzeug-, Formen- und Modellbau entwickelt<br />
— hierfür aber bietet man<br />
umfassende Funktionalitäten. Von<br />
der Werkzeugkonzeption über die<br />
Formtrennung, den Formaufbau, die<br />
Konstruktion von Düsen- und Auswerferseite,<br />
die Elektroden-Konstruktion, die<br />
Zeichnungserstellung und schließlich die<br />
NC-Bearbeitung wird alles abgedeckt.<br />
Zur Zeit aktuell ist <strong>Cimatron</strong> E, welches<br />
<strong>Cimatron</strong> it ablöst. In der Praxis läuft dieser<br />
<strong>Die</strong> Modelle werden in Uriol gefräst.<br />
REPORTAGE<br />
Vorgang jetzt gerade ab. »Wir geben den<br />
Kunden durch die Installation beider Pakete<br />
die Gelegenheit, einen weichen Übergang<br />
zu schaffen«, so Herbert Gehl, Vertriebsleiter<br />
Süd-West bei <strong>Cimatron</strong>.<br />
<strong>Cimatron</strong> E ist ein modern konzipiertes<br />
3D-System, auf der Basis <strong>des</strong> ACIS-Kerns,<br />
lauffähig unter Windows auf gehobenen<br />
Standard-PCs. Es besteht aus einem Basis-<br />
Abformung der Modelle mit einem speziellen Gießereisand. Bei der Firma Maus sind insgesamt sechs <strong>Cimatron</strong>-Arbeitsplätze installiert.<br />
CADCAM 6/2003 15
REPORTAGE<br />
system und Zusatzmodulen, »so dass jeder<br />
Anwender genau die Software zusammenstellen<br />
kann, die er braucht«, wie die Marketingleiterin<br />
<strong>des</strong> Unternehmens, Kerstin<br />
Müller, erklärt.<br />
Für die Werkzeugkonstruktion stellt<br />
<strong>Cimatron</strong> E integrierte Module zur Verfügung,<br />
um die Geometrie zu importieren, zu<br />
trennen, Änderungen einzuarbeiten,<br />
Einsätze und Schieber zu modellieren und<br />
alle Werkzeugkomponenten und Elektroden<br />
zu detaillieren. Im NC-Bereich ist die<br />
Bearbeitung mit bis zu fünf-Achsen möglich,<br />
inklusive HSC-Strategien. Nützliche<br />
Dinge wie Restmaterialerkennung oder Fräsen<br />
auf Netzen sind hier selbstverständlich.<br />
Ganz wichtig in diesem Geschäft: die<br />
Schnittstellen. <strong>Cimatron</strong> E wartet mit einer<br />
beachtlichen Zahl hiervon auf: IGES, VDA,<br />
SAT, DXF, DWG, STEP, STL und direkt, Catia,<br />
Unigraphics, Autocad und Pro/Engineer.<br />
16 CADCAM 6/2003<br />
Der Aufbau eines<br />
Werkzeugs in<br />
<strong>Cimatron</strong> E,<br />
bestehend aus<br />
Standard- und<br />
Nicht-Standard-<br />
Bauteilen.<br />
<strong>Cimatron</strong> E verfügt<br />
über ausgefeilte<br />
NC-Programmiermöglichkeiten.<br />
Hier sieht man eine<br />
3D-Zustellung mit<br />
s-förmiger Verbindung.<br />
Sehr interessant sind die so genannten<br />
Quick Tools. Es handelt sich dabei um eine<br />
Familie von Software-Werkzeugen, die<br />
angereichert mit Expertenwissen, und ausgelegt<br />
auf einfachste Bedienung, die Bearbeitung<br />
stark verkürzen. Rund 50 bis 90<br />
Prozent Zeitersparnis gegenüber konventioneller<br />
Arbeitsweise sind nicht selten.<br />
Quick Tools gibt es als<br />
■ Quick Split<br />
für die Formtrennung eines Flächenmodells<br />
inklusive Schieber,<br />
■ Quick Elektrode<br />
für die Konstruktion und Fertigung von<br />
Senkelektroden,<br />
■ Quick Compare<br />
für effektive Änderungen in der Artikelkonstruktion,<br />
■ Mold Design<br />
für den automatisierten 3D Formenaufbau,<br />
■ Quick Concept<br />
für die schnelle Erledigung von Konzeptund<br />
Angebotsaufgaben.<br />
Zum letzteren Punkt nun einige nähere<br />
Betrachtungen, weil diese Software auch<br />
bei Maus installiert ist und sehr erfolgreich<br />
eingesetzt wird. Quick Concept ist eine Art<br />
Viewing- und Analyse-Software für den<br />
Werkzeug- und Formenbau. Sie erlaubt<br />
CAD-System-neutrale Untersuchungen von<br />
Modellvarianten, erlaubt die Analyse von<br />
Bauteilen durch das Legen von Schnitten<br />
und das Abnehmen von Maßen, erlaubt die<br />
Prüfung auf Herstellbarkeit und reduziert<br />
die Durchlaufzeiten in der Konzept- und<br />
Angebotsphase.<br />
Das System liest und schreibt alle gängigen<br />
CAD-Formate und automatisiert das<br />
Auftrennen in Auswerferseite, Düsenseite<br />
und Schieber. Formöffnungsbewegungen<br />
können animiert werden. Ferner sind Winkelanalysen,<br />
Volumen- und Flächenberechnungen<br />
möglich. Sehr hilfreich ist auch der<br />
automatische Vergleich zweier Modelle.<br />
Änderungsstände und Abweichungen können<br />
so leicht erkannt und bewertet werden.<br />
Mathias Maus betont, dass er mit diesem<br />
Tool »Produktions- und Teileanalysen in 15<br />
bis 20 Minuten erledigen kann, für die ich<br />
am CAD-System direkt zwei bis drei Stunden<br />
benötigen würde.«<br />
Über das Tagesgeschäft hinaus engagiert<br />
sich <strong>Cimatron</strong> auch in Forschungsprojekten.<br />
So gab das Unternehmen im Mai<br />
2003 eine Beteiligung am EU-Forschungsprojekt<br />
›Micro Milling‹ bekannt. (Ziele und<br />
Teilergebnisse dieses Projekts werden in<br />
unserem Jahresabschlussheft ›CAD/CAM-<br />
Highlight‹ veröffentlicht.)<br />
So viel zur Software selbst. Nun zurück zu<br />
den Rotationsgießformen-Herstellern und<br />
ihren Erfahrungen damit.<br />
Maschinenbediener handhaben<br />
auch CAD/CAM<br />
Der erste <strong>Cimatron</strong>-Arbeitsplatz kam im<br />
Dezember 1997 bei Maus ins Haus, der bislang<br />
letzte im März 2003; insgesamt sind es<br />
sechs. Auf fünfen davon sind CAD und CAM<br />
installiert, auf einem nur CAD.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit damit läuft so ab, dass die<br />
Geometrie über eine der genannten<br />
Schnittstellen importiert wird. Dann wird<br />
das Modell erstellt, die Zeichnungen und die<br />
NC-Programme abgeleitet. Danach kann<br />
gefräst werden. »<strong>Die</strong> NC-Programme werden<br />
von jenen Mitarbeitern erstellt, die auch<br />
an den NC-Maschinen arbeiten. So haben
Mit Quick Elektrode stellt <strong>Cimatron</strong> dem Anwender ein effizientes Werkzeug zur<br />
Verfügung, um aus einem Bauteil Elektroden zu konstruieren.<br />
sie jederzeit den vollen Durchgriff,<br />
auch bei nötigen Programmänderungen<br />
sowie Optimierungen<br />
und müssen nicht<br />
warten, bis ein speziell dafür<br />
angestellter Programmierer<br />
etwas tut«, erläutert Mathias<br />
Maus.<br />
Simuliert wird übrigens selten;<br />
die Praktiker haben ihre<br />
Teile, Werkzeuge und Maschinen<br />
im Griff, so dass es meist<br />
gleich ›passt‹. »In 5 Jahren«, so<br />
erinnert sich Maus, »ist bei dieser<br />
Vorgehensweise nur einmal<br />
ein Futter kaputtgefahren worden.«<br />
<strong>Die</strong> NC-Programmierung erfolgt<br />
weitgehend individuell für<br />
je<strong>des</strong> Teil, die im System enthaltene<br />
Automatismen können die<br />
spezifischen Anforderungen der<br />
Rotationsgießformenbauer nur<br />
selten abdecken. Insgesamt ist<br />
<strong>Die</strong> Gesprächsteilnehmer in Karlsruhe (v.l.n.r.): Mathias Maus, Oliver<br />
Wandres, Kerstin Müller und Herbert Gehl.<br />
man aber mit der Funktionalität<br />
und dem Handling<br />
<strong>des</strong> Systems sehr<br />
zufrieden. Gerade die Integration<br />
von CAD und<br />
CAM (ohne Schnittstelle<br />
dazwischen) wird als sehr<br />
positiv beurteilt: »Das Arbeiten<br />
in einer Software-<br />
Umgebung macht uns das<br />
Leben leicht.«<br />
Besonders schätzt Maus<br />
an <strong>Cimatron</strong> E, dass das<br />
System gut mit allen<br />
möglichen Datenmodellen<br />
umgehen kann.<br />
»Wo bei anderen Systemen<br />
die Möglichkeiten<br />
erschöpft sind und nichts<br />
mehr geht, arbeite ich mit<br />
<strong>Cimatron</strong> fröhlich weiter.<br />
Wenn komplexe Teile z. B.<br />
REPORTAGE<br />
in Catia nicht mehr verrundet<br />
werden können, machen wir das<br />
in <strong>Cimatron</strong>. Anschließend wandeln<br />
wir die Daten wieder in<br />
Catia-Daten um.« Ähnlich läuft<br />
es, wenn man an anderer Stelle<br />
die Daten aus zwei unterschiedlichen<br />
CAD-Systemen nicht<br />
verschmelzen kann. Dann<br />
macht es eben die Firma Maus<br />
mit <strong>Cimatron</strong>. »Das sind dann so<br />
die Momente, wo ich sage,<br />
<strong>Cimatron</strong> ist genau richtig für<br />
uns!«<br />
Offensichtlich hat man mit<br />
den positiven Erfahrungen bereits<br />
auch einige Kollegenbetriebe<br />
›angesteckt‹. Mathias<br />
Maus: »Der eine oder andere<br />
sagt heute schon, beim nächsten<br />
Mal nehmen wir auch<br />
<strong>Cimatron</strong>....«.