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Sitzen in der Stille – Kontemplation - Christoph Simma

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<strong>Sitzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> <strong>–</strong> <strong>Kontemplation</strong><br />

Die Sitzmeditation<br />

Wenn wir still sitzen und e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>- und ausatmen, entwickeln wir Kraft, Konzentration und Klarheit.<br />

(Thich Nhat Hanh, Heute achtsam leben, 04.02.)<br />

In <strong>der</strong> Sitzmeditation können Atem, Körper und Geist zur Ruhe kommen und allmählich e<strong>in</strong>s werden.<br />

(Thich Nhat Hanh, Heute achtsam leben, 19.01.)<br />

Sitze wie e<strong>in</strong> Berg. Ke<strong>in</strong> Sturm kann dich umwerfen.<br />

(Thich Nhat Hanh, Heute achtsam leben, 29.12.)<br />

Ruhe und Distanz<br />

Wenn man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meditation zur Ruhe kommt, dann f<strong>in</strong>det man Distanz zu allen D<strong>in</strong>gen, die sonst im<br />

alltäglichen Leben so wichtig s<strong>in</strong>d. Die Ruhe schenkt auch klarere Gedanken, weil sich vieles <strong>in</strong> uns mehr<br />

setzen und ordnen darf.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 250)<br />

Gelassenheit<br />

Die kontemplative Haltung leitet uns zu e<strong>in</strong>er erstaunlichen Gelassenheit. Alles, was das ist, darf da se<strong>in</strong>.<br />

Wir brauchen nichts zu än<strong>der</strong>n. Wir lassen alles so stehen, wie es ist.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 39)<br />

Der kontemplative Mensch<br />

E<strong>in</strong> kontemplativer Mensch ist im Allgeme<strong>in</strong>en aktiver und effektiver als e<strong>in</strong> nicht kontemplativer, weil er<br />

dieselben Aktivitäten und Verantwortungen viel sorgloser und müheloser trägt. Sie ermüden ihn viel<br />

weniger.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 21)<br />

Das Bemühen des Menschen<br />

Das Bemühen des Menschen besteht dar<strong>in</strong>, sich ausschließlich auf Gott auszurichten. Das Reich Gottes<br />

ist <strong>in</strong> uns. Wenn wir uns auf unsere Mitte, auf unser Se<strong>in</strong>, auf das Innewohnen <strong>der</strong> Heiligen Dreifaltigkeit<br />

ausrichten, kommt allmählich aus dieser Tiefe e<strong>in</strong>e unglaubliche Kraft, die uns langsam alles schenkt und<br />

uns <strong>in</strong> den Zustand <strong>der</strong> <strong>Kontemplation</strong> e<strong>in</strong>weiht.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 14)<br />

Die Ausrichtung auf Gott<br />

Wir s<strong>in</strong>d von unserem <strong>in</strong>nersten Wesen her auf Gott ausgerichtet. Es ist uns <strong>in</strong> den Urgrund unserer<br />

Seele e<strong>in</strong>geschrieben, dass wir von Ihm kommen und nur bei Ihm unsere endgültige Heimat f<strong>in</strong>den<br />

können. Die Sehnsucht nach Gott ist unser e<strong>in</strong>geborener Kompass. Dieser Kompass orientiert uns auf<br />

Ihn h<strong>in</strong>, damit wir lernen, auf Ihn zu hören, zu schauen und Ihm zu vertrauen. Unsere Aufmerksamkeit auf<br />

Gott zu richten, sollte unsere ständige Bemühung se<strong>in</strong>. Durch dieses Ausgerichtetse<strong>in</strong> unserer<br />

Aufmerksamkeit auf Ihn werden wir mehr und mehr se<strong>in</strong>em Sohn ähnlich.<br />

H<strong>in</strong>ter unserem Leistungsdruck, unseren Sorgen und Ängsten, h<strong>in</strong>ter unserem Kreisen um uns selber<br />

und unserem <strong>in</strong>neren Druck, alles erreichen zu wollen, steckt e<strong>in</strong>e tiefgreifende Fehlhaltung. Wir me<strong>in</strong>en,<br />

wir selber müssten alles vollbr<strong>in</strong>gen. Es ist aber Gott, <strong>der</strong> durch uns alles bewirkt. Die Lilien verspüren<br />

ke<strong>in</strong>e Sorgen. Gott kleidet sie prachtvoll. Unsere e<strong>in</strong>zige Sorge müsste sich nur darauf richten, dass wir<br />

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immer bei Ihm s<strong>in</strong>d. Anstatt um uns selbst, um unsere Leistungen und unser Überleben besorgt zu se<strong>in</strong>,<br />

sollten wir beten: „Herr, ich kümmere mich um dich. Kümmere du dich ganz um me<strong>in</strong>e Sorgen! Ich<br />

überantworte mich ganz dir. De<strong>in</strong>e Kraft soll <strong>in</strong> mir wirken.“ So kann man die gleichen Aktivitäten mit<br />

Sorge und ohne Sorge verrichten, entscheidend ist e<strong>in</strong>zig, wem unser Blickkontakt gilt: uns selber o<strong>der</strong><br />

Gott.<br />

Wir müssen uns nicht selber vollkommen machen, son<strong>der</strong>n uns mit dem Vollkommenen verb<strong>in</strong>den. Durch<br />

diese Verb<strong>in</strong>dung kann Gott <strong>in</strong> uns wirken. Durch diese ständige Aufmerksamkeit auf Ihn wandelt er uns.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 258 ff.)<br />

Die Frucht des kontemplativen Gebetes<br />

Wenn du nach geraumer Zeit kontemplativen Gebetes merkst, dass du, ohne dich zu bemühen, die<br />

Menschen e<strong>in</strong> bisschen mehr liebst, ihnen gegenüber mehr Geduld empf<strong>in</strong>dest, wenn du merkst, dass<br />

de<strong>in</strong> Lebensgefühl e<strong>in</strong> bisschen positiver geworden ist, de<strong>in</strong>e Toleranzgrenze <strong>in</strong> schwierigen Situationen<br />

sich geweitet hat, und wenn du merkst, dass du sich selbst mehr so nehmen kannst, wie du bist, ja, dann<br />

geht de<strong>in</strong> kontemplatives Gebet <strong>in</strong> die richtige Richtung.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 128 f.)<br />

Sitzmeditation<br />

In <strong>der</strong> Sitzmeditation ist es wichtig, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er würdevollen Haltung zu sitzen, mit aufrechtem Kopf, Nacken<br />

und Rücken, ohne sich jedoch dabei zu versteifen.<br />

(Jon Kabat-Z<strong>in</strong>n, Stressbewältigung durch die Praxis <strong>der</strong> Achtsamkeit, S. 17)<br />

Körperhaltung<br />

Welche Sitzweise man auch immer als passend für sich selbst wählen mag, es ist wichtig, dabei folgende<br />

Punkte zu beachten:<br />

1. Knie und Sitzhöcker müssen e<strong>in</strong> Dreieck bilden, das dem Körper e<strong>in</strong>en festen Halt gibt.<br />

2. Becken und Lendenwirbel werden nach vorn geschoben, damit <strong>der</strong> Bauch frei heraustreten kann.<br />

3. Die Wirbelsäule wird aufrecht gehalten, d. h. sie nimmt dabei ihre natürliche, leichte S-Krümmung an.<br />

4. Der Nacken ist breit und nach h<strong>in</strong>ten geschoben. Das K<strong>in</strong>n wird etwas angezogen.<br />

5. Die Schultern s<strong>in</strong>d locker, fallen aber nicht nach vorn.<br />

6. Die Hände ruhen im Schoß. Die e<strong>in</strong>e Hand umschließt leicht den Daumen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hand. Man<br />

kann die Hände auch auf den Knien ruhen lassen.<br />

7. Die Augen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entfernung von etwa e<strong>in</strong>em Meter auf den Boden gerichtet, ohne e<strong>in</strong>en<br />

Gegenstand zu fixieren. Sie s<strong>in</strong>d stets halb geöffnet zu halten, da geschlossene Augen oft Störungen<br />

verursachen.<br />

8. Die Zunge liegt entspannt <strong>in</strong> dem stets geschlossenen Mund.<br />

(Willigis Jäger, <strong>Kontemplation</strong>, S. 19)<br />

Das <strong>Sitzen</strong> im Hara<br />

Das richtige <strong>Sitzen</strong> im Hara wird am deutlichsten auf dem H<strong>in</strong>tergrund des falschen <strong>Sitzen</strong>s. Nur wenige<br />

Menschen unserer Tage können noch richtig sitzen. Es sche<strong>in</strong>t uns ganz selbstverständlich, dass <strong>der</strong><br />

Mensch, <strong>der</strong> ohne Tätigkeit dasitzt, <strong>in</strong> sich zusammensackt und sich unbehaglich fühlt, wenn er sich nicht<br />

anlehnen kann. Aber die fehlende Kultur des <strong>Sitzen</strong>s ist e<strong>in</strong>e Ursache nicht nur für zahlreiche<br />

gesundheitliche Schäden. Sie wirkt sich auch als schwerwiegendes H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis auf dem WEG aus.<br />

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Wie alle echte Erziehung müsste auch die Erziehung zum rechten <strong>Sitzen</strong> von <strong>der</strong> Freude und dem<br />

erlebbaren Gew<strong>in</strong>n ausgehen, den das rechte Tun br<strong>in</strong>gt. (…) Das Sich-aufrichten-Können aus eigener<br />

Kraft gehört zu jenen frühk<strong>in</strong>dlichen Erfahrungen, die entscheidend s<strong>in</strong>d für die Grundlegung und<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es gefestigten Selbstwertgefühls. Vom frühen Schulalter an könnte <strong>der</strong> Mensch erfahren,<br />

dass ihm die Aufmerksamkeit und jede <strong>in</strong>tellektuelle Leistung im rechten <strong>Sitzen</strong> leichter fällt als im<br />

falschen. Und alle die, <strong>der</strong>en berufliche Tätigkeit mehr o<strong>der</strong> weniger im <strong>Sitzen</strong> erfolgt, können lernen, <strong>in</strong><br />

welchem Ausmaß ihre Frische, Gesundheit und Leistungskraft von ihrer Weise, dazusitzen, abhängt.<br />

Aber rechtes <strong>Sitzen</strong> bedeutet mehr als nur e<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung für Gesundheit und Leistungskraft.<br />

Das „krumme <strong>Sitzen</strong>“ ist nicht nur gesundheitsschädlich. Es ist auch e<strong>in</strong> Bild des verunglückten Ichs und<br />

mangeln<strong>der</strong> Präsenz. Es ist immer wie<strong>der</strong> (…) erstaunlich, welche Verän<strong>der</strong>ung im Gesichtsausdruck die<br />

Bewegung hervorbr<strong>in</strong>gt, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch sich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Hara setzt.<br />

Se<strong>in</strong>e höchste Funktion erfüllt das <strong>Sitzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übung <strong>der</strong> <strong>Stille</strong>, verstanden als Exerzitium. Das rechte<br />

<strong>Sitzen</strong> selbst wird zur Übung, die aus sich selbst heraus den Menschen verwandelt.<br />

Die Übung <strong>der</strong> richtigen Sitzhaltung ist e<strong>in</strong>e Übung, die nicht auf bestimmte Stunden begrenzt se<strong>in</strong> darf,<br />

son<strong>der</strong>n ausnahmslos immer zu tätigen ist, wo <strong>der</strong> Mensch sitzt. An<strong>der</strong>erseits ist das <strong>Sitzen</strong> als Übung<br />

gewissermaßen das Grundexerzitium überhaupt.<br />

(Karlfried Graf Dürckheim, Hara, S. 124 ff.)<br />

Der Sitz<br />

Der Körper ist e<strong>in</strong> Ausdruck <strong>der</strong> Seele. E<strong>in</strong> depressiver Mensch lässt se<strong>in</strong>en Oberkörper<br />

zusammensacken, während <strong>der</strong> frohe, kraftvolle Mensch sich im Brustbereich aufrichtet, dadurch das<br />

Strömen <strong>der</strong> Kraft im Körper erleichtert und die Seele erhebt. Man kann <strong>in</strong> Gegenrichtung durch e<strong>in</strong>e<br />

Körperhaltung auf die Seele e<strong>in</strong>wirken. Dies ist auch e<strong>in</strong> Grund, warum die aufgerichtete Körperhaltung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Meditation so wichtig ist.<br />

Es ist günstig, zwischen verschiedenen Sitzweisen abwechseln zu können. (…) Den Sitz nach je<strong>der</strong><br />

Meditationse<strong>in</strong>heit wechseln zu können, ermöglicht e<strong>in</strong>e schmerzfreie Körperhaltung.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 71)<br />

Der Kieselste<strong>in</strong><br />

Man kann im <strong>Sitzen</strong> völlige Ruhe f<strong>in</strong>den, so die Meditation vertiefen und alle Sorgen und Schwierigkeiten<br />

auflösen, die unser Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> Aufregung versetzen und blockieren.<br />

Wenn ihr die sorgenvoll gespannten Muskeln im Gesicht lockern wollt, so setzt e<strong>in</strong> Halblächeln auf. Wenn<br />

das Halblächeln ersche<strong>in</strong>t, fangen alle Gesichtsmuskeln an sich zu entspannen.<br />

Entspannt alle Muskeln <strong>in</strong> Händen, Füßen, Armen und Be<strong>in</strong>en. Lasst alles los.<br />

Haltet an nichts fest, nur am Atem und am Halblächeln.<br />

Wenn ihr richtig sitzt, könnt ihr schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzhaltung selbst völlige Entspannung und völligen Frieden<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Stellt euch vor, ihr seid e<strong>in</strong> Kieselste<strong>in</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fluss geworfen wurde. Ohne sich anzustrengen, s<strong>in</strong>kt<br />

<strong>der</strong> Kiesel im Wasser. Losgelöst von allem, fällt er auf dem kürzesten Weg und landet schließlich auf dem<br />

Grund, dem Punkt vollkommener Ruhe. Ihr seid wie e<strong>in</strong> Kieselste<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> den Fluss fallen lässt und<br />

alles loslässt.<br />

(Thich Nhat Hanh, Das Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Achtsamkeit, S. 33 ff.)<br />

Das Geschenk <strong>der</strong> <strong>Stille</strong><br />

Unsere late<strong>in</strong>ische Tradition def<strong>in</strong>iert Frieden als „tranquilitas ord<strong>in</strong>is“, die <strong>Stille</strong> <strong>der</strong> Ordnung. Ordnung ist<br />

untrennbar von <strong>Stille</strong>, aber diese <strong>Stille</strong> ist dynamisch. Die Ruhe <strong>der</strong> Ordnung ist e<strong>in</strong>e dynamische Ruhe,<br />

es ist die <strong>Stille</strong> e<strong>in</strong>er unbewegt brennenden Flamme, e<strong>in</strong>es Rades, das sich so schnell dreht, dass es still<br />

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zu stehen sche<strong>in</strong>t. <strong>Stille</strong> <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n ist nicht nur e<strong>in</strong>e Eigenschaft <strong>der</strong> Umwelt, son<strong>der</strong>n vor allem e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Haltung, die Haltung des H<strong>in</strong>horchens. Je<strong>der</strong> von uns ist e<strong>in</strong>geladen, dieses Geschenk <strong>der</strong> <strong>Stille</strong><br />

allen an<strong>der</strong>en weiterzuschenken. Wir wollen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>Stille</strong> schenken. Lasst uns hier und jetzt damit<br />

beg<strong>in</strong>nen. Lasst uns e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> das Geschenk <strong>der</strong> <strong>Stille</strong> geben, so dass wir geme<strong>in</strong>sam horchen und<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zuhorchen können. Nur <strong>in</strong> dieser <strong>Stille</strong> wird es uns möglich se<strong>in</strong>, den sanften Atem des Friedens<br />

zu hören, die Musik <strong>der</strong> Sphären, die allumfassende Harmonie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> zu tanzen wir hoffen.<br />

(David Ste<strong>in</strong>dl-Rast, Die Achtsamkeit des Herzens, S. 31)<br />

Meditation im <strong>Sitzen</strong><br />

Es heißt nicht nur e<strong>in</strong>fach dasitzen. Es bedeutet, dass wir <strong>in</strong> Beziehung zum gegenwärtigen Augenblick<br />

unseren Sitz e<strong>in</strong>nehmen. Es bedeutet, dass wir sitzend e<strong>in</strong>en Standpunkt <strong>in</strong> unserem Leben beziehen.<br />

Deshalb ist das E<strong>in</strong>nehmen und Aufrechterhalten e<strong>in</strong>er Position, die Würde verkörpert <strong>–</strong> was immer das<br />

für Sie bedeuten mag <strong>–</strong>, die Essenz <strong>der</strong> Sitzmeditation. Von <strong>der</strong> Verkörperung von Würde strahlt <strong>in</strong>nerlich<br />

und äußerlich sofort e<strong>in</strong>e Art Souveränität <strong>in</strong> unser Leben aus.<br />

Auch wenn sich das für Sie vielleicht nicht immer so anfühlt, ist es doch e<strong>in</strong>e große Hilfe, wenn Sie an<br />

das <strong>Sitzen</strong> herangehen, als sei es e<strong>in</strong> radikaler Akt <strong>der</strong> Liebe, e<strong>in</strong>fach auf diese Weise zu sitzen <strong>–</strong> <strong>der</strong><br />

Liebe zu Ihnen selbst, <strong>der</strong> Liebe zu an<strong>der</strong>en, <strong>der</strong> Liebe zur Welt, <strong>der</strong> Liebe zur <strong>Stille</strong> und zur E<strong>in</strong>sicht, <strong>der</strong><br />

Liebe zum Mitgefühl, <strong>der</strong> Liebe zu dem, was das Wichtigste im Leben ist. Mit <strong>der</strong> Zeit werden Sie<br />

erkennen, dass dies tatsächlich so ist, und zwar auf e<strong>in</strong>e Art, die weit tiefer geht als diese Worte o<strong>der</strong> alle<br />

Vorstellungen, die Sie von <strong>der</strong> Meditationsübung haben, zu fassen vermögen.<br />

Was die Körperhaltung angeht, so entsteht die größte Stabilität, wenn man mit verschränkten Be<strong>in</strong>en auf<br />

dem Boden sitzt, wobei das Gesäß durch e<strong>in</strong> Sitzkissen etwas angehoben wird. Manchen Menschen<br />

behagt es nicht, auf dem Boden zu sitzen, beson<strong>der</strong>s zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Meditationspraxis, und dann sollten<br />

sie sich auch nicht dazu zw<strong>in</strong>gen. Da es beim Üben letztlich nicht um die Stabilität des Körpers geht,<br />

son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>en stabilen, offenen und klaren Geist und die Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> Motivation zum Üben, ist<br />

es eigentlich unwichtig, worauf Sie sitzen. Selbst die Körperhaltung ist letztlich unwichtig. Auf e<strong>in</strong>em Stuhl<br />

zu sitzen ist ebenso e<strong>in</strong>e geeignete und wirksame Position für die Sitzmeditation, beson<strong>der</strong>s wenn <strong>der</strong><br />

Stuhl e<strong>in</strong>e gerade Lehne hat und Sie dabei unterstützt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aufrechten Haltung zu sitzen, die<br />

Wachheit und Würde verkörpert. Im Grunde ist es die <strong>in</strong>nere Haltung, die zählt, nicht die äußere<br />

Sitzposition.<br />

(Jon Kabat-Z<strong>in</strong>n, Zur Bes<strong>in</strong>nung kommen, S. 258 ff.)<br />

Kontemplatives Gebet<br />

Kontemplatives Gebet ist H<strong>in</strong>gabe, Gottesdienst und Gotteslob mit dem Se<strong>in</strong>. Für Gott da se<strong>in</strong>.<br />

(Franz Jalics, Kontemplative Exerzitien, S. 105)<br />

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