Die politische Karikatur im Dritten Reich - Franz-Meyers-Gymnasium
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Man kann demnach also die <strong>politische</strong> <strong>Karikatur</strong> definieren als<br />
„eine graphische oder graphisch-textliche Verfremdung von Aktualität, wobei die Verfremdungsanalyse<br />
den Betrachter zu einer Denk- bzw. Kombinationsleistung drängt, die dank der<br />
Verwendung komischer Verfremdungsmittel oft mit Lachen belohnt wird.“ 7<br />
Nach der Erläuterung des Wesens der <strong>Karikatur</strong> muss als nächstes deren Zweck erläutert werden.<br />
<strong>Die</strong>ser ist nicht ganz so schwer zu erfassen wie das Wesen der <strong>Karikatur</strong>: Das Hauptziel der <strong>Karikatur</strong>,<br />
die Verfremdung „dient der Hinterfragung, dient dem produktiven Zweifel.“ 8 <strong>Die</strong> <strong>politische</strong><br />
<strong>Karikatur</strong> soll also zum Nachdenken anregen, genauer zum Nachdenken über den aktuellen<br />
Bezug, den sie darstellt. Damit ist sie,<br />
„basierend insbesondere auf parodistischen und satirischen Elementen, angelegt nur auf Kritik<br />
von Bestehendem, kaum aber auf neue Zielsetzungen, nicht auf Programmatik, nicht auf<br />
initiierende Planung. [..] <strong>Die</strong> <strong>Karikatur</strong> kann nur kritisieren, aber sie kann nichts bessern.<br />
[…] <strong>Die</strong> <strong>Karikatur</strong> ist auf Kritik festgelegt.“ 9<br />
Der Zweck der <strong>politische</strong>n <strong>Karikatur</strong> ist also, nach dieser Sichtweise, die produktive Kritik an ih-<br />
rem Aktualitätsbezug: sie will, bzw. soll zum Zweifeln und Denken herausfordern. Im Gegensatz<br />
zur Zielsetzung der <strong>Karikatur</strong>en der Nationalsozialisten, die <strong>im</strong> Rahmen ihrer Hetzpropaganda<br />
auf Herabsetzung und Verleumdung der Gegner angelegt war.<br />
2. <strong>Die</strong> <strong>politische</strong> <strong>Karikatur</strong> <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong><br />
Auffällig bei der Untersuchung von <strong>politische</strong>n <strong>Karikatur</strong>en aus nationalsozialistischer Zeit, die<br />
in diversen Zeitungen, Zeitschriften und Witzblättern, Plakaten und Flugblättern veröffentlicht<br />
wurden, ist auf den ersten Blick, dass man wenige <strong>Karikatur</strong>en finden wird, die Kritik am Re-<br />
g<strong>im</strong>e oder an dessen Führungspersonen erheben – jedenfalls ist nach kürzester Zeit ein deutlicher<br />
Bruch, ein Einbruch in der Anzahl der reg<strong>im</strong>e-kritischen <strong>Karikatur</strong>en, erkennbar. Um das verste-<br />
hen zu können, muss die Situation der Presse zu dieser Zeit betrachtet werden.<br />
2.1 <strong>Die</strong> Situation der Presse<br />
Der Führer der NSDAP und ehemalige <strong>Reich</strong>skanzler Adolf Hitler hatte die Macht der Presse als<br />
Beeinflussungsinstrument der Massen schon lange vor dem Höhepunkt seiner <strong>politische</strong>n Karrie-<br />
re erkannt:<br />
„Es ist ein Staats- und Volksinteresse ersten Ranges, zu verhindern, daß diese Menschen<br />
[einfältige und leichtgläubige Leser] in die Hände schlechter, unwissender oder gar übelwollender<br />
Erzieher geraten. Der Staat hat deshalb die Pflicht, ihre Erziehung zu überwachen und<br />
jeden Unfug zu verhindern. Er muß dabei besonders der Presse auf die Finger sehen; denn<br />
ihr Einfluß ist auf diese Menschen der weitaus stärkste und eindringlichste, da er nicht vorübergehend,<br />
sondern fortgesetzt zur Anwendung kommt. In der Gleichmäßigkeit und ewigen<br />
Wiederholung dieses Unterrichtes liegt seine ganz unerhörte Bedeutung. Wenn also irgendwo,<br />
dann darf gerade hier der Staat nicht vergessen, daß alle Mittel einem Zweck zu dienen<br />
haben; er darf sich nicht durch das Geflunker einer sogenannten ‚Pressefreiheit’ beirren und<br />
beschwätzen lassen, seine Pflicht zu versäumen und der Nation die Kost vorzuenthalten, die<br />
7<br />
Schneider, <strong>Franz</strong>, a.a.O. S. 6.<br />
8<br />
Ebd. S. 48.<br />
9<br />
Ebd. S. 132.<br />
4