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Alte Wege und archäologische Fundstellen in Rahlstedt

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Jörg Langmann<br />

<strong>Alte</strong> <strong>Wege</strong> <strong>und</strong> <strong>archäologische</strong> F<strong>und</strong>stellen <strong>in</strong> <strong>Rahlstedt</strong><br />

Wenn wir heutzutage "unterWEGs" s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die derts wuchs das Transportaufkommen kont<strong>in</strong>utechnischen<br />

Möglichkeiten nutzen, um auf dem ierlich, ohne daß sich die Transportart pr<strong>in</strong>zipiell<br />

schnellstmöglichen WEG zur Arbeit oder zum änderte. Auf dem Landweg waren es von Ochsen<br />

E<strong>in</strong>kaufen zu gelangen, beWEGEn wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Pferden gezogene Wagen, welche die Waren<br />

6<br />

Region, <strong>in</strong> welcher sich schon vor Tausenden von an den Zielort brachten. Nach dem Straßen-<br />

Jahren Menschen ihren WEG suchten. system der Römer sah erstmals das 19. bezie-<br />

Heute laufen die meisten Menschen nicht nur hungsweise 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wieder gepflasterte<br />

der Schnellebigkeit e<strong>in</strong>er hochmobilen Welt h<strong>in</strong>- Straßen sowie später Eisen- <strong>und</strong> Autobahnen. Die<br />

terher, sondern unterscheiden sich auch gr<strong>und</strong>- <strong>Wege</strong>führung wurde nicht mehr nur durch natürsätzlich<br />

<strong>in</strong> der Art der Mobilität <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem Raum- liche Gegebenheiten bestimmt, sondern der<br />

gefühl der vor uns hier lebenden Generationen. So Mensch begann, durch den <strong>Wege</strong>bau se<strong>in</strong>e Umwar<br />

es bis <strong>in</strong> das vorige Jahrh<strong>und</strong>ert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> welt nachhaltig zu verändern. Die Verkoppe-<br />

Tagesunternehmen, an Sonntagen den Markt am lungskarten geben uns e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das<br />

Kirchspielort zu besuchen - e<strong>in</strong>e Strecke, die wir <strong>Wege</strong>system vor diesem E<strong>in</strong>schnitt.<br />

mit dem Auto <strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten durcheilen. Beim Versuch, die <strong>Wege</strong>strukturen nachzuvoll-<br />

Die computergestützte Erfassung der Karten ziehen, stellt sich die Frage nach der E<strong>in</strong>ordnung<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts für das Kirchspiel <strong>Rahlstedt</strong> <strong>in</strong> <strong>Wege</strong>klassen. Mittelalterliche Rechtsquellen<br />

bildet die Gr<strong>und</strong>lage für die Darstellung des sprechen von Heerstraßen mit 4 bis 9 m <strong>und</strong> Nah-<br />

<strong>Wege</strong>systems. Im Zusammenhang mit der Lage verkehrswegen mit 1,5 bis 3,5 m Breite, Gemarder<br />

<strong>archäologische</strong>n F<strong>und</strong>stellen ermöglicht die kungswegen mit e<strong>in</strong>er Breite von 0,5 bis 2 m <strong>und</strong><br />

7<br />

Projektion auf e<strong>in</strong>e moderne Karte E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Viehdriften, die 9 m <strong>und</strong> mehr breit s<strong>in</strong>d. Für das<br />

Siedlungsgeschichte vor der Entstehung der vier Herzogtum Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> die Grafschaft P<strong>in</strong>ne-<br />

Dörfer. Erstes Ergebnis s<strong>in</strong>d die Karten Neu-Rahl- berg existiert e<strong>in</strong> Patent von 1787, das sich mit der<br />

stedts im letzten <strong>und</strong> die Darstellung der Alt-Rahl- Breite der Landstraßen <strong>und</strong> ihrer Pflege beschäfstedter<br />

Gemarkung <strong>in</strong> diesem Jahrbuch. tigt, offensichtlich aber nicht umgesetzt worden<br />

Sollen die ältesten noch greifbaren Bewegungs- ist.<br />

muster der Menschen deutlich werden, gilt es, drei Gemarkungs- <strong>und</strong> Wirtschaftwege<br />

verschiedenartige Überlieferungsarten s<strong>in</strong>nvoll E<strong>in</strong> unerwartetes Ergebnis ergibt die Suche nach<br />

zu komb<strong>in</strong>ieren. Die Rede ist von den Verkoppe- den auf die jeweilige Gemarkung beschränkten<br />

1<br />

lungskarten des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, <strong>in</strong> denen für Wirtschaftswegen. Nur wenige solcher Verb<strong>in</strong>-<br />

jedes Dorf <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Gemarkung e<strong>in</strong>e Aufmes- dungen s<strong>in</strong>d überhaupt erkennbar. Teile der "Starsung<br />

u. a. der vorhandenen <strong>Wege</strong> erfolgte. Diese garder" <strong>und</strong> "Berner Straße" sowie des "Del<strong>in</strong>gsim<br />

Landesarchiv Schleswig e<strong>in</strong>sehbaren Karten dorfer Wegs" <strong>in</strong> Oldenfelde lassen sich als wahrstellen<br />

gleichsam e<strong>in</strong>en Status dar, der <strong>in</strong> Teilen sche<strong>in</strong>liche Trasse mittelalterlicher Wirtschafts-<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte älter als die Karten selbst se<strong>in</strong> kann. 2 wege e<strong>in</strong>ordnen. In Meiendorf f<strong>in</strong>det man nur <strong>in</strong><br />

Des weiteren existieren für jeden Ortsteil Dorfnähe die Zufahrtswege zu den Höfen - alle an-<br />

3<br />

<strong>archäologische</strong> F<strong>und</strong>listen, für welche auch e<strong>in</strong>e deren Verb<strong>in</strong>dungen überschreiten die Gemar-<br />

4<br />

Übersichtskarte vorliegt. Nicht zuletzt lassen sich kungsgrenze. Südlich des Neu-<strong>Rahlstedt</strong>er Dorfmit<br />

aufmerksamer Wahrnehmung topogra- platzes, <strong>in</strong> der Verlängerung des "Wehlbrook"<br />

phische Gegebenheiten als Bed<strong>in</strong>gungen für Richtung "Großloher<strong>in</strong>g" (vgl. Nr.1 <strong>in</strong> Abb.1), füh-<br />

5<br />

<strong>Wege</strong>führungen beobachten. Diese H<strong>in</strong>weise ren <strong>Wege</strong>spuren zu e<strong>in</strong>er 1775 schon als "gewese-<br />

werde ich, als Erweiterung me<strong>in</strong>es Vortragsteils nen Koppel" bezeichneten Stelle. E<strong>in</strong> im Osten Altam<br />

letzten <strong>Rahlstedt</strong>-Abend, so verknüpfen, daß <strong>Rahlstedt</strong>s <strong>in</strong> der Flucht der heutigen Straße "Am<br />

sich das Entstehungsbild e<strong>in</strong>es regionalen Sooren" (2) gelegener Weg hat der lokalen Bewirt-<br />

<strong>Wege</strong>systems, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>zügen, schaftung gedient. Während der Verkoppelung<br />

abzeichnet. Auf noch vorhandene <strong>Wege</strong>reste wurde er begradigt, behielt aber se<strong>in</strong>e Streckenweise<br />

ich im e<strong>in</strong>zelnen h<strong>in</strong>. führung. Entweder haben sich die Wirtschafts-<br />

<strong>Wege</strong>arten<br />

wege zu den Äckern nur selten im Gelände er-<br />

Vom Bau der ersten Bohlenwege im vierten Jahr- halten, oder, was wahrsche<strong>in</strong>licher ersche<strong>in</strong>t, die<br />

tausend vor unserer Zeitrechnung bis zu den die Gemarkung überschreitenden Steige <strong>und</strong> We-<br />

verschlammten Überlandwegen des 18. Jahrhun- ge wurden mitgenutzt.<br />

8


Olden- Olden-<br />

M<strong>in</strong>dof<br />

ee r<br />

fel fel d e<br />

Alt- Alt- Neu-<br />

Neu-<br />

Abb. 1 :Archäologische F<strong>und</strong>stellen der Eisenzeit im <strong>Wege</strong>netz des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Nahverkehrs- <strong>und</strong> Kirchspielwege Straße" (7). Der Verlauf des "Kirchenstiegs von<br />

Interessant ist die Unterscheidung der Verb<strong>in</strong>- Bährne" läßt sich mit e<strong>in</strong> wenig Phantasie entdungen<br />

nach Stiegen <strong>und</strong> <strong>Wege</strong>n. Die Verb<strong>in</strong>- decken, wenn man <strong>in</strong> Alt-<strong>Rahlstedt</strong> zwischen<br />

dungen nach Jenfeld, Stapelfeld, Braak, Berne <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergarten <strong>und</strong> Sportplatz rechts am Denkmal<br />

Oldenfelde existierten jeweils als Weg <strong>und</strong> Stieg/ vorbei <strong>in</strong> Richtung Kirche schaut.(8) Vor 1248 muß<br />

Steig. Dies weist auf verschiedene Funktionen, die Verb<strong>in</strong>dung Alt-<strong>Rahlstedt</strong> - Wastensvelde besicher<br />

aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Benut- reits existiert haben, weil letzteres damals noch<br />

zung, h<strong>in</strong>. Stiege oder Steige waren Fußver- 11<br />

zum Kirchspiel Alt-<strong>Rahlstedt</strong> gehörte. Deutlich<br />

b<strong>in</strong>dungen, <strong>Wege</strong> gedacht für den Transport mit wird hier das potentielle <strong>Alte</strong>r der kirchspiel-<br />

9<br />

Karren oder Wagen. Der "Bährner Kirchen- bezogenen Verb<strong>in</strong>dungen.<br />

Volksdorfer<br />

Weg<br />

Meiendorf<br />

Ra hls t e dt m50<br />

F<strong>in</strong>kenfurt Weg nach<br />

Farmsen Weg nach<br />

Hamburg<br />

Da t Rode Hus U<br />

Bekass<strong>in</strong>en Bekass au<strong>in</strong><br />

enau Od l en- Zo lw lweg <strong>Alte</strong>rl<br />

<strong>Alte</strong>r Zol eg<br />

Schar- beutzer ScharbeStr. utzer Str.<br />

Wandse B75<br />

Weg nach Wandsbe k<br />

un d Hamburg We g nac h Bähren ( Kirchstie g? )<br />

Weg na ch<br />

Jenfeld Kirchenw eg nach Jenfeld<br />

Kirchsteig vo n Bähren<br />

Mühlenweg na ch Alt-R. B5 7<br />

Weg nach<br />

Bähren<br />

4<br />

7<br />

8<br />

3<br />

Berner Str.<br />

Berner Str. " Rahla u"<br />

Bargteheider Barget heide Str. r Str.<br />

Vorläfeki ur rech mit Gra b<br />

an der Wand (iee sh Ts otet), d<br />

d.. hTauka fp ele, l avor d ncoh<br />

eie nK a ple el?<br />

5<br />

1<br />

Volksdorfer Weg<br />

9<br />

B75<br />

B75<br />

Brockdorf fstr.<br />

Brockdorffstr. V lksdorfero Kirchste ig ?<br />

Meiendorfer Weg<br />

Meiendorfer eW g<br />

B435<br />

3B45<br />

Alt-<br />

<strong>Rahlstedt</strong> 10<br />

Kielkoppelst r.<br />

Kielkoppel str.<br />

Me Meii endor endorff er er<br />

Wandse Höltigbaum<br />

Höltigbaum<br />

Sieker Sieker Landstraße<br />

1<br />

Stellau<br />

steig"(3)von Berne über Oldenfelde nach Alt-Rahl- Nicht immer arbeiteten die Vermesser korrekt.<br />

stedt ist auf der Oldenfelder Karte von 1782 ebenso Den "Volksdorfer Kirchsteig" zwischen Meiendorf<br />

wie der "Mühlenweg nach Alt-<strong>Rahlstedt</strong>" (4) e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Volksdorf kann es nie gegeben haben, da wegezeichnet.<br />

Auf der angrenzenden Karte aber feh- der Volksdorf zum Kirchspiel Alt-<strong>Rahlstedt</strong> noch<br />

len die Fortsetzungen. Da hier neue begradigte 12<br />

Meiendorf zum Bergstedter Kirchspiel gehörten.<br />

Trassen e<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d, hat der Vermesser die Auf den Karten des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts lassen sich<br />

alten Strecken offensichtlich nicht mehr berück- im Kirchspiel Alt-<strong>Rahlstedt</strong> für fast jedes Dorf die<br />

sichtigt. Auch auf der Oldenfelder Karte fehlt die alten Kirchwege nachweisen. Da von e<strong>in</strong>er<br />

Verlängerung der heutigen "Berner Straße" (5), ob- Zugehörigkeit vor 1248 <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

wohl auf Berner Seite der Anschlußweg darge- auszugehen ist, 13 spricht alles für e<strong>in</strong> <strong>Alte</strong>r der<br />

stellt ist. Der "Totenweg" (6) aus Stapelfeld (heute<br />

"Bachstücken") wird h<strong>in</strong>ter Großlohe als Reit- <strong>und</strong><br />

<strong>Wege</strong>, das m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> diese Zeit zurückreicht.<br />

Radweg genutzt, der noch 1927 so bezeichnete<br />

Straßen<br />

10<br />

"Kirchenweg" aus Jenfeld folgte <strong>in</strong> etwa der Erst für das 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert ist e<strong>in</strong> über<br />

heutigen Straßenführung der "Charlottenburger Alt-<strong>Rahlstedt</strong> verlaufender Zweig des Ochsen-<br />

Straße Straße<br />

S<br />

felde Landstraße Stapelfelder Stapelfelder Str. Str.<br />

Neu-<br />

Sedun i l g<br />

Sedun i l g<br />

Großlohe Großlohe<br />

2<br />

FF er erns nsic icht<br />

ht<br />

Weg nach Will<strong>in</strong>ghusen<br />

6<br />

Weg nach Will<strong>in</strong>ghusen S<br />

B75 B75<br />

Stapelfelde r Weg<br />

Stapelfel der Weg<br />

We g nach Stellau Ahrensburger Allee<br />

Dä ne nenheide<br />

nheide<br />

<strong>Alte</strong>r Meiendorf er<br />

Amtsweg ?<br />

Landstraße nach Lübeck<br />

Ahrensfe lder Weg<br />

Weg nach Braak<br />

Maßstab 1000m<br />

Straßennetz im Jahr<br />

2000 mit im Text<br />

erwähnten Standorten 4<br />

Gemarkungswege<br />

Kirchspielwege<br />

Straßen<br />

n<br />

sicher e schl<br />

Eisenzeitlicher<br />

Gemarkungsgrenze<br />

Siedlungs-/<br />

Gewässer mit Furt Urnenf<strong>und</strong><br />

Befestigung<br />

Mittelalterlicher Mittelalterliche<br />

Dorfkern<br />

Kirche<br />

Entwurf <strong>und</strong> Digitalisierung Jörg Langmann<br />

r osse


weges zum Zollenspieker nachweisbar. 14 E<strong>in</strong> der Reihen von Grabhügeln bzw. Grabhügel-<br />

Schriftstück des frühen 17. Jahrh<strong>und</strong>erts zählt die gruppen festmachen. Die Voraussetzungen für<br />

Etappen auf: Bramstedt ... Tangstedt - Duvenstedt Besiedlung <strong>und</strong> <strong>Wege</strong>führung sche<strong>in</strong>en dieselben<br />

- Bergstedt - Volksdorf - <strong>Rahlstedt</strong> - Farmsen - gewesen zu se<strong>in</strong>, weil beides anhand von F<strong>und</strong>-<br />

Tonndorf ... Zollenspieker. 15 Leider ist diese Ur- stellen entlang von Flußläufen <strong>und</strong> den sie begleik<strong>und</strong>e<br />

nicht weiter belegt <strong>und</strong> deshalb nicht tenden höher liegenden Uferrändern festgemacht<br />

überprüfbar. Wahrsche<strong>in</strong>licher ersche<strong>in</strong>t mir die<br />

22<br />

werden kann. Vom Gebiet der Harksheide aus,<br />

Reihenfolge Volksdorf - Farmsen - <strong>Rahlstedt</strong> - über Mell<strong>in</strong>gstedt, Bergstedt, Sasel, Volksdorf,<br />

Tonndorf, u.a. weil dann die Dorfkerne umgangen Oldenfelde <strong>und</strong> Tonndorf, könnte e<strong>in</strong>e derartige<br />

werden konnten. Verb<strong>in</strong>dung bestanden haben. Grabhügelketten<br />

Die "Wandse" bzw. "Rahlau" wurde im Bereich können letztlich Indizien für alte <strong>Wege</strong>führungen<br />

der "Bachstraße", der heutigen "Schwer<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>, lassen jedoch nicht zw<strong>in</strong>gend auf e<strong>in</strong>e solche<br />

Straße", bis zum Ersten Weltkrieg durch e<strong>in</strong>e Furt schließen.<br />

16<br />

überquert. Da ich hier im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert ke<strong>in</strong>en<br />

Weg mehr f<strong>in</strong>den kann, könnte dies e<strong>in</strong> Teilstück<br />

der Ochsenwegtrasse se<strong>in</strong>. Hierfür sprechen<br />

ansatzweise auch die Landesbeschreibungen von<br />

17<br />

1652. Der e<strong>in</strong>deutige Verlauf ist beim jetzigen<br />

Forschungsstand noch nicht nachweisbar.<br />

Auf die <strong>Alte</strong> (Sieker) Landstraße geht der Artikel<br />

von Dietmar Möller e<strong>in</strong>. Zum Meiendorfer<br />

Amtsweg als Teil der Verb<strong>in</strong>dung nach Trittau lie-<br />

18<br />

gen zu wenig verwertbare Unterlagen vor.<br />

Nach dem Überblick über die <strong>Wege</strong>arten<br />

möchte ich kurz auf die <strong>archäologische</strong>n Epochen<br />

<strong>und</strong> bekannten F<strong>und</strong>e e<strong>in</strong>gehen:<br />

Vorrömische Eisenzeit <strong>und</strong> Römische<br />

Kaiserzeit<br />

Im Bereich der "Buchwaldstraße"/"Amtsstraße"<br />

23<br />

(9) lag e<strong>in</strong>e Siedlung des 3. bis 5. Jahrh<strong>und</strong>erts. Unmittelbar<br />

an der Furt über den "Holle Bach", die<br />

heutige "Stellau" (10) , <strong>und</strong> im <strong>Wege</strong>fächer zur Kirche<br />

beziehungsweise zur dortigen Furt gelegen,<br />

könnte sie e<strong>in</strong>e Vorgängersiedlung des späteren<br />

Radolvestede gewesen se<strong>in</strong>. Verb<strong>in</strong>dungen zu e<strong>in</strong>-<br />

zelnen Siedlungen auf den späteren Gemarkungen<br />

von Tonndorf, Braak, Stapelfeld, Farmsen<br />

<strong>und</strong> Bramfeld werden existiert haben. Spannend<br />

ist die Häufung von Siedlungen entlang der Strek-<br />

Ste<strong>in</strong>zeit<br />

24<br />

kenführung "<strong>Alte</strong> Sieker Landstraße". Die Wahr-<br />

Vor über 10.000 Jahren, zur Zeit der Rentierjäger sche<strong>in</strong>lichkeit, daß Siedlungsstellen <strong>und</strong> Weg kor-<br />

19<br />

der Hamburger <strong>und</strong> der Ahrensburger Stufe, respondieren, sche<strong>in</strong>t relativ hoch.<br />

folgten die nomadisch lebenden Verbände jahr- Die Urnenfriedhöfe <strong>und</strong> Siedlungen aus den<br />

aus, jahre<strong>in</strong> ihrer Existenzgr<strong>und</strong>lage, den Rentier- Jahrh<strong>und</strong>erten um die Zeitenwende lagen zu etwa<br />

herden. Diese zogen zum Sommer nach Norden. drei Vierteln unmittelbar an <strong>Wege</strong>n, jeder sechste<br />

Im Ahrensburger Tunneltal wies Alfred Rust dieser F<strong>und</strong>plätze direkt <strong>in</strong> <strong>Wege</strong>gabelungen,<br />

Sommerlager nach, welche über viele Generatio- welche auf den Verkoppelungskarten des 18. Jahrnen<br />

aufgesucht wurden. Mit der Auswertung der h<strong>und</strong>erts noch erkennbar s<strong>in</strong>d (Abb.1). Das könnte<br />

F<strong>und</strong>stellen im nordeuropäischen Bereich können auf e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Nutzungsphase von über<br />

die "Wanderwege" relativ sicher nachvollzogen 2.000 Jahren h<strong>in</strong>weisen.<br />

werden. E<strong>in</strong>zelne Stationen lagen bei Ohlstedt, An den <strong>in</strong> diesem Zusammenhang wichtigen<br />

Bergstedt, Sasel, Volksdorf, beim Mellenberg <strong>und</strong> Furten bündeln sich die <strong>Wege</strong>. An der Kirche weiim<br />

Ahrensburger bzw. Meiendorfer Tunneltal. sen noch heute Ste<strong>in</strong>packungen an beiden Seiten<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich zogen die Tiere <strong>in</strong> den geschütz- des Gewässers auf e<strong>in</strong>en Furt- beziehungsweise<br />

ten Tälern zwischen den Moränenzügen, wo gün- Brückenbereich h<strong>in</strong> (11). Im Bereich der <strong>Wege</strong>stigere<br />

Vegetationsbed<strong>in</strong>gungen herrschten als sp<strong>in</strong>ne zur Furt östlich der Kirche <strong>und</strong> Wandse<br />

20<br />

auf den kalten W<strong>in</strong>den ausgesetzten Höhen. Die f<strong>in</strong>den sich an fast jedem Weg <strong>archäologische</strong><br />

Züge der damaligen Menschen orientierten sich Siedlungsf<strong>und</strong>e, so daß der Rückschluß auf e<strong>in</strong>e<br />

an den natürlichen Gegebenheiten. Benutzung der Furt vor dem Bau der Kirche be-<br />

Bronzezeit<br />

Wenn e<strong>in</strong>e <strong>Wege</strong>führung übergangslos von e<strong>in</strong>er<br />

ziehungsweise ihrer Vorgängerbauten erlaubt<br />

se<strong>in</strong> muß.<br />

folgenden Kultur- oder Siedlungsgruppe über- Völkerwanderungszeit <strong>und</strong> Mittelalter<br />

nommen wurde, kann man von der Kont<strong>in</strong>uität Aufgr<strong>und</strong> der gr<strong>und</strong>legenden Veränderungen<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Wege</strong>s sprechen. Ob diese mit e<strong>in</strong>er per- <strong>und</strong> Verschiebungen im kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> großräumigen<br />

manenten Besiedlung korrespondierte, ist fraglich Siedlungsgefüge s<strong>in</strong>d aus <strong>archäologische</strong>r Per-<br />

21<br />

<strong>und</strong> muß offen bleiben. Im nordeuropäischen spektive kaum Aussagen möglich. E<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> Olden-<br />

Raum lassen sich <strong>Wege</strong>systeme teilweise entlang felde ist e<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>stelle aus dieser Zeit bekannt.


Daher ist es wichtig, Modelle wie das aus dem vor- auf die Jahrh<strong>und</strong>erte davor erlaubt.<br />

herigen Abschnitt vorzustellen, um die quellen- 2. E<strong>in</strong>e Verknüpfung der Karten mit den archäoarme<br />

Zeit bis zum 13. Jahrh<strong>und</strong>ert zu überbrücken. logischen F<strong>und</strong>stellen per EDV ist technisch mög-<br />

Möglich sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Siedlungsverschiebung lich <strong>und</strong> erlaubt Aussagen zur Siedlungsgevon<br />

der nur wenig östlich des späteren Dorfes Alt- schichte <strong>und</strong> <strong>Wege</strong>führung.<br />

<strong>Rahlstedt</strong> gelegenen Siedlung des 3./5. Jahr- 3. Ste<strong>in</strong>- <strong>und</strong> bronzezeitliche <strong>Wege</strong>führungen<br />

h<strong>und</strong>erts zum heutigen Standort. Die Lage der s<strong>in</strong>d zwar denkbar, aber nicht zu belegen.<br />

Furt <strong>und</strong> die Ausrichtung e<strong>in</strong>er spätsächsischen 4. In den Jahrh<strong>und</strong>erten um die Zeitenwende<br />

Siedlungsbewegung des 6. bis 8. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> ergeben die F<strong>und</strong>stellen <strong>und</strong> die <strong>Wege</strong>führungen<br />

Richtung e<strong>in</strong>er alten <strong>Wege</strong>trasse entlang der heu- e<strong>in</strong> aussagekräftiges Bild. Viele <strong>Wege</strong> des 18. Jahrtigen<br />

Sieker Landstraße verliehen dem Standort h<strong>und</strong>erts wurden schon <strong>in</strong> der vorrömischen<br />

verstärkte Bedeutung. Dieser trägt möglicher- Eisenzeit benutzt.<br />

weise die Siedlungsverschiebung <strong>und</strong> später die 5. <strong>Wege</strong> <strong>und</strong> Furten im Bereich der späteren Ge-<br />

Wahl des Kirchenstandorts Rechnung. markung Alt-<strong>Rahlstedt</strong> s<strong>in</strong>d älter als die Kirche,<br />

Genaugenommen ist diese Problematik der diese ist an zentraler Stelle im <strong>Wege</strong>system er-<br />

Gr<strong>und</strong> für den Versuch, mit Hilfe der Verkoppe- richtet worden.<br />

lungskarten <strong>und</strong> der Archäologie e<strong>in</strong>e Überliefe- 6. Wahrsche<strong>in</strong>lich hat es <strong>Wege</strong>- <strong>und</strong> möglicherrungslücke<br />

zu schließen. weise Siedlungskont<strong>in</strong>uität von der vorrömischen<br />

Zusammenfassung<br />

Eisenzeit bis <strong>in</strong>s Mittelalter im Bereich der spä-<br />

1. Es existiert Kartenmaterial aus der zweiten teren Gemarkungen Oldenfelde, Meiendorf, Alt-<br />

Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, welches Rückschlüsse <strong>und</strong> Neu-<strong>Rahlstedt</strong> gegeben.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Kahlfuß: Flurvermessung, S. 26 (Neu-<strong>Rahlstedt</strong> 1775, Alt-<br />

Ders: Mittelalter, S. 100f.<br />

14<br />

Ders: Unveröffentlichtes Manuskript.<br />

<strong>Rahlstedt</strong> 1781, Oldenfelde <strong>und</strong> Meiendorf 1782, alle durch<br />

15<br />

Pieplow: Jütland, S. 123.<br />

den Landvermesser Rasch).<br />

16<br />

H<strong>in</strong>richsen: <strong>Rahlstedt</strong>, S. 85.<br />

2 Prange, Wolfgang: Flurkartenstudien, S. 5f.<br />

17<br />

Danckwerth: Landesbeschreibung, Karten XXVII <strong>und</strong><br />

3 Sch<strong>in</strong>dler: Bodenaltertümer, S. 187ff, 38ff, 189f, 203ff.<br />

4 F<strong>und</strong>stellenkarte 1:50.000.<br />

XXIIX.<br />

18<br />

Kreis Stormarn/Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg: Höltig-<br />

5 Thrane: Topographie, S. 245. baum, Blatt 19 Infrastruktur Naherholung.<br />

6 Asmus: Verkehrsentwicklung, S. 19f.<br />

19<br />

Vgl. auch den Artikel von Claus Möller <strong>in</strong> diesem Jahrbuch.<br />

7 Denecke: Verkehrswege, S. 453.<br />

8 Waldschläger: Kostbarste Meile, S. 17f.<br />

20<br />

Tromnau: F<strong>und</strong>plätze, S. 14.<br />

21<br />

Willroth: Untersuchungen, S. 63.<br />

9 Denecke: Verkehrswege, S. 458.<br />

10Festschrift<br />

675 Jahre Jenfeld, S. 17.<br />

11Hamb.<br />

UB I, 572.<br />

12Bock:<br />

Mittelalter, S. 133 <strong>und</strong> 140.<br />

22<br />

Aner/Kersten: Bronzezeit, Kartenbeilage.<br />

23<br />

Sch<strong>in</strong>dler: Germanische Siedlung, S. 173f.<br />

24<br />

F<strong>und</strong>stellenkarte 1:50.000.<br />

13

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