Medienmitteilung - Institut für Geologie - Universität Bern
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Medieninformation<br />
14. März 2011<br />
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Rektorat<br />
Tropfsteine helfen das Rätsel um Noahs Sintflut zu lösen<br />
Abteilung Kommunikation<br />
Das Schwarze Meer hat eine wechselhafte Geschichte: Während der letzten 670‘000<br />
Jahre war es mehrmals völlig vom Mittelmeer isoliert und wurde zu einem riesigen<br />
Süsswassersee. Einem Forschungsteam der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> ist es gelungen, mit ho-<br />
her Genauigkeit die verschiedenen Wassereinbrüche in das Schwarze Meer zu rekon-<br />
struieren.<br />
Das <strong>Bern</strong>er Team um Dominik Fleitmann und seine Doktorandin Seraina Badertscher benutzte ein auf<br />
den ersten Blick ungewöhnliches geologisches Archiv, um die Geschichte des Schwarzen Meeres zu<br />
rekonstruieren: Tropfsteine. In einer Höhle an der südlichen Schwarzmeerküste datierten die Wissen-<br />
schaftler des Oeschger-Zentrums <strong>für</strong> Klimaforschung und des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Geologie</strong> an der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Bern</strong> zahlreiche, bis zu 670‘000 Jahre alte Tropfsteine. Sie bestimmten die darin enthaltenen Sauer-<br />
stoffisotope, die sich durch geringfügige Massenunterschiede voneinander unterscheiden. Mit Hilfe<br />
dieser Messungen gelang es, die Sauerstoffisotopen-Zusammensetzung des Schwarzmeerwassers in<br />
der Vergangenheit zu rekonstruieren. Daraus wiederum lässt sich auf mindestens 19 Einbrüche von<br />
Wasser aus dem Mittelmeer oder dem Kaspischen Meer ins Schwarze Meer schliessen, denn diese<br />
hatten jeweils zu einer dramatischen Veränderung der Isotopen-Zusammensetzung des Wassers<br />
geführt. Über die Verdunstung veränderten sich in der Folge auch die lokalen Niederschläge, was sich<br />
schliesslich in der Isotopen-Zusammensetzung des versteinerten Regenwassers der in <strong>Bern</strong> analy-<br />
sierten Tropfsteine widerspiegelte.<br />
«Es ist erstaunlich, wie oft sich der hydrologische Zustand des Schwarzen Meeres grundlegend ver-<br />
ändert hat», erklärt Dominik Fleitmann. Die Rekonstruktion seines Teams zeigt, dass es während der<br />
letzten 670‘000 Jahre mindestens zwölfmal zu Einbrüchen von Mittelmeerwasser gekommen ist und<br />
siebenmal eine Verbindung mit dem Kaspischen Meer bestand. «Unsere Daten belegen auch», so<br />
Fleitmann, «dass die Tiefe der Bosporus-Schwelle, über die das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer<br />
Abteilung Kommunikation<br />
Hochschulstrasse 4<br />
CH-3012 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 031 631 80 44<br />
Fax +41 031 631 45 62<br />
kommunikation@unibe.ch<br />
www.kommunikation.unibe.ch
verbunden ist, trotz starker tektonischer Aktivität in dieser Region im Laufe der Zeit nahezu konstant<br />
geblieben ist.» Die Ergebnisse sind nun im renommierten Fachmagazin «Nature Geoscience» er-<br />
schienen.<br />
Wechselspiel zwischen Süss- und Salzwasser<br />
Durch den Einstrom von salzhaltigem Mittelmeerwasser über den 35 Meter tiefen Bosporus ist das<br />
Schwarze Meer heute ein grosser Brackwassersee – ein Gewässer mit einem vergleichsweise tiefen<br />
Salzgehalt. Doch während der letzten Eiszeit – vor rund 20‘000 Jahren – war das Schwarze Meer ein<br />
riesiger Süsswassersee, da die Verbindung mit dem Mittelmeer unterbrochen war. Der Grund: Der<br />
globale Meeresspiegel – und damit auch der des Mittelmeers – lag 120 Meter tiefer als heute. Mit dem<br />
Abschmelzen der grossen Eismassen und dem damit verbundenen Anstieg des globalen Meeresspie-<br />
gels konnte vor rund 9‘400 Jahren Wasser vom Mittelmeer in das Schwarze Meer einströmen, das<br />
sich so von einem riesigen Süsswassersee in ein brackisches Nebenmeer verwandelte. Dieses Ereig-<br />
nis, so nimmt man an, bildete die Grundlage <strong>für</strong> die biblische Geschichte von Noah und der Sintflut.<br />
In groben Zügen waren diese Zusammenhänge schon länger bekannt, doch bisher gab es kaum In-<br />
formationen darüber, wann und wie oft das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbunden war. «Die<br />
Noah-Flut, wenn es sie denn wirklich gab, war im Schwarzen Meer kein einmaliges Ereignis», erklärt<br />
Dominik Fleitmann. Durch die Rekonstruktion am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geologie</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> wurde die-<br />
se Wissenslücke nun geschlossen.<br />
Quellenangabe:<br />
S. Badertscher, D. Fleitmann, H. Cheng, R. L. Edwards, O. M. Göktürk, A. Zumbühl, M. Leuenberger,<br />
O. Tüysüz: Pleistocene water intrusions from the Mediterranean and Caspian seas into the Black Sea.<br />
Nature Geoscience, Advance Online Publication (AOP) vom 13. März 2011, doi: 10.1038/NGEO1106<br />
Weitere Auskunft:<br />
Prof. Dr. Dominik Fleitmann<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geologie</strong> und Oeschger-Zentrum <strong>für</strong> Klimaforschung der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />
Baltzerstrasse 1+3, 3012 <strong>Bern</strong><br />
Tel. +41 (0)31 631 84 96 / 078 757 50 14<br />
fleitmann@geo.unibe.ch<br />
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