Stellungnahme (24 KB ) - Kreis Wesel
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Runder Tisch gegen häusliche Gewalt an<br />
Frauen und Kindern im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong><br />
vertreten durch:<br />
Petra Hommers<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong><br />
-Gleichstellungsstelle-<br />
Reeser Landstr. 31<br />
46483 <strong>Wesel</strong><br />
Herrn <strong>Wesel</strong>, 06. März 2006<br />
Ministerpräsidenten<br />
Dr. Jürgen Rüttgers<br />
Stadttor<br />
40213 Düsseldorf<br />
Herrn<br />
Minister Armin Laschet<br />
Horionplatz 1<br />
40213 Düsseldorf<br />
<strong>Stellungnahme</strong> des „Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt an Frauen und Kindern im <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Wesel</strong>“ zu den geplanten Kürzungen im Frauenbereich des Haushaltes 2006<br />
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Rüttgers,<br />
sehr geehrter Herr Minister Laschet,<br />
seit dem Jahr 2000 arbeitet im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong> der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt an Frauen und<br />
Kindern mit wachsendem Erfolg. Neben der Vernetzungs- und Präventionsarbeit ist es ein wichtiges<br />
Anliegen des Runden Tisches, Frauen und Kindern wirksamen Schutz vor häuslicher Gewalt zu<br />
bieten. Dazu gehört es vor allem, die vorhandene Infrastruktur für Frauen und Kinder, die von<br />
häuslicher Gewalt betroffen / bedroht sind, zu erhalten und zu stützen.<br />
Durch das Gewaltschutzgesetz und die Arbeit der Runden Tische steht das Thema „Häusliche Gewalt<br />
gegen Frauen und Kinder“ verstärkt in der Öffentlichkeit. Das hat zur Folge, dass die Anfragen nach<br />
Beratungen und Unterbringungsmöglichkeiten zunehmen. Trotz der Möglichkeit der Wohnungsverweisung<br />
nach § 34 a PolG sind beide Frauenhäuser im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong> weiterhin ausgelastet. Zum<br />
Teil mussten Frauen an die umliegenden Frauenhäuser verwiesen werden. Eine Verringerung der<br />
Belegungszahlen gegenüber den Vorjahren ist nicht erkennbar. Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen<br />
und Frauennotrufe leisten einen wichtigen, unverzichtbaren Beitrag bei der<br />
Bekämpfung von Ursachen und Auswirkungen häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder. Daneben<br />
tragen sie durch aktive Mitarbeit bei den Runden Tischen gegen häusliche Gewalt und in<br />
Gremien auf Landes- und kommunaler Ebene zur Präventionsarbeit bei. Diese Gremienarbeit<br />
am Runden Tisch im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong> musste nun eingestellt werden. Durch die angekündigte<br />
Kürzung erfolgt in beiden Frauenhäusern eine Entlassung einer Mitarbeiterin. Dadurch ist die<br />
überaus wichtige Nachsorge in Frage gestellt und die Netzwerkarbeit im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong> erfährt<br />
einen herben Verlust.<br />
Häusliche Gewalt verursacht Kosten von mehreren Milliarden Euro jährlich, die die Gesellschaft zu<br />
tragen hat. Nur durch eine gut funktionierende Fraueninfrastruktur und weitreichende Kooperationen<br />
kann es gelingen, diese Kosten langfristig zu senken. Dazu brauchen Frauen und Kinder intensive,<br />
kompetente Beratung, Unterstützung und Begleitung, um aus der Gewaltspirale aussteigen und für
sich Zukunftsperspektiven entwickeln zu können. Die jetzt geplanten 30 % Kürzungen / Streichungen<br />
werden aber dazu führen, dass notwendige Unterstützungsleistungen für betroffene Frauen und<br />
Kinder deutlich reduziert werden müssen und es für Betroffene noch schwieriger wird, dem<br />
Gewaltkreislauf zu entkommen. Zunehmend erfährt die örtliche Fraueninfrastruktur das Vertrauen der<br />
Migrantinnen. Das belegt die steigende Zahl der Bewohnerinnen der Frauenhäuser. Hier leistet die<br />
Fraueninfrastruktur wertvolle Integrationsarbeit, die ein Schwerpunkt der Landesregierung ist.<br />
Es ist widersprüchlich:<br />
Auf der einen Seite werden Gesetze erlassen, wie das Gewaltschutzgesetz. Es werden Maßnahmen<br />
zum Opferschutz getroffen, es entstehen Einrichtungen wie die Runden Tische zur Bekämpfung von<br />
häuslicher Gewalt, die durch Vernetzungsförderungen unterstützt werden.<br />
Auf der anderen Seite wird die vorhandene Infrastruktur für Opfer häuslicher Gewalt, die maßgeblich<br />
an der Umsetzung / Wirksamkeit der Maßnahmen beteiligt ist, durch drastische Kürzungen an den<br />
Rand der Handlungsfähigkeit gebracht wird. Die entstehenden Löcher in den Frauenhilfenetzwerken<br />
können zukünftig kaum mehr geflickt werden.<br />
Bei allem Verständnis für die schwierige Haushaltslage des Landes halten wir es für ein falsches<br />
Signal, die Mittel im Bereich „Gewalt gegen Frauen“ zu kürzen. Wir bitten Sie, die geplanten<br />
Kürzungen zurückzunehmen und dafür Sorge zu tragen, dass die Frauenhäuser,<br />
Frauenberatungsstellen und Notrufe in ihrem Status Quo gesichert und erhalten bleiben.<br />
Wir hatten die rotgrüne Landesregierung und die politischen Parteien während der Etatberatungen für<br />
den Doppelhaushalt 2004 / 2005 mit einem ähnlichen Schreiben gebeten, die geplanten Kürzungen im<br />
Bereich der Fraueninfrastruktur zur häuslichen Gewalt zurückzunehmen. Damals haben Sie, Herr<br />
Ministerpräsident, mit Antwortschreiben vom 10.12.2003 bekundet, dass Sie uns in unserem Anliegen<br />
in den Haushaltsberatungen unterstützen werden.<br />
Wir hoffen, dass Sie dies auch im Rahmen Ihrer Regierungsverantwortung tun werden.<br />
Für den Runden Tisch gegen häusliche Gewalt<br />
an Frauen und Kinder im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong><br />
Die Koordinierungsgruppe: Ursula Heße, Frauen helfen Frauen, Moers<br />
Jürgen Lüdtke, <strong>Kreis</strong>polizeibehörde <strong>Wesel</strong><br />
Rita Nehling-Krüger, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Hamminkeln<br />
Martina Peipe-Termath, Frauenberatungsstelle <strong>Wesel</strong><br />
Bärbel Reining-Bender, Gleichstellungsbeauftragte Stadt <strong>Wesel</strong><br />
Helmut Kettner, Weißer Ring<br />
Horst Groß, <strong>Kreis</strong>polizeibehörde <strong>Wesel</strong><br />
Andreas Groß, Caritasverband <strong>Wesel</strong><br />
Im Auftrag<br />
(Petra Hommers)<br />
Information an:<br />
Landtagsabgeordnete im <strong>Kreis</strong> <strong>Wesel</strong>: Frau Marie-Luise Fasse, CDU<br />
Herrn Wolfgang Hüsken, CDU<br />
Frau Elke Talhorst, SPD<br />
Herrn Michael Groschek, SPD<br />
Vorsitzende des Frauenausschuss im Landtag des Landes NRW, Frau Elke Rühl, CDU<br />
Landtagspräsidentin Regina van Dinther, CDU<br />
Vorsitzende der Landtagsfraktion: Frau Hannelore Kraft, SPD<br />
Herr Helmut Stahl, CDU
Herr Gerhard Papke, FDP<br />
Frau Sylvia Löhrmann, Bündnis 90/Die Grünen<br />
Frauenpolitische Sprecherinnen der Fraktionen des Landtags:<br />
Frau Ingrid Pier-von Heiden, FDP<br />
Frau Maria Westerhorstmann, CDU<br />
Frau Barbara Steffens, Bündnis 90/Die Grünen<br />
Frau Gerda Kieninger, SPD