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Schüler auf den Spuren einer gescheiterten Revolution

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Als Teil ihrer Abiturprüfung hatten Julia Braband, Melissa Kreh, Sophie<br />

Louise Michalowski und Anne-Katrin Funke aus Erfurt das Thema 17.<br />

Juni und Widerstand in der DDR vorbereitet. Drei der <strong>Schüler</strong>innen waren<br />

nach Berlin gereist und präsentierten mit Bildern und geschicktem<br />

Sprecherwechsel ihren Beitrag. Neben <strong>den</strong> Ereignissen zum 17. Juni<br />

hatten sie zwei Widerstandsbiografien recherchiert, deren Schicksale<br />

sie genauer wiedergaben.<br />

Erinnerungen an <strong>den</strong> 17. Juni<br />

Zwei Zeitzeugen waren an diesem Abend anwesend: Klaus Gronau, Jahrgang 1937, und Carla Ottmann,<br />

geboren 1946, schilderten im anschließen<strong>den</strong> Podiumsgespräch ihre Erinnerungen an <strong>den</strong> 17. Juni 1953.<br />

Klaus Gronau hatte als 16-jähriger Berufsschüler am 16. und 17. Juni mit demonstriert. Obwohl er in s<strong>einer</strong><br />

Arbeit als Zeitzeuge schon oft von seinen Erlebnissen erzählt hat, ist der Schrecken dessen, was er erlebt<br />

hat, für ihn nie verblasst. In der Folge durfte er in seinem erlernten<br />

Beruf nicht mehr arbeiten, 1957 gelang ihm und s<strong>einer</strong> Familie die<br />

Übersiedlung nach West-Berlin.<br />

Carla Ottmann erlebte als Kind, wie in ihrer Straße im Bezirk<br />

Prenzlauer Berg russische Panzer <strong>auf</strong> dem Mittelstreifen <strong>auf</strong>fuhren<br />

und sowjetische Soldaten dort kampierten. Sie erinnert sich noch<br />

gut an das Gefühl der Angst, dass sich von <strong>den</strong> Erwachsenen in<br />

ihrer Umgebung <strong>auf</strong> die Kinder übertrug. Freiheit blieb ihr zeitlebens<br />

wichtig, später wurde sie wegen Fluchthilfe und Ausreisebegehren<br />

vom Ministerium für Staatssicherheit verurteilt und inhaf-<br />

tiert. Als Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Projektwerkstatt „Lin<strong>den</strong>straße 54“ (dem Ort des früheren<br />

Stasigefängnisses in Potsdam) vermittelt sie heute als Zeitzeugin <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>n mit<br />

ihren Erinnerungen einen Eindruck davon, wie Unterdrückung und Überwachung in der DDR vor sich<br />

gingen.<br />

Kraus warnt vor einem fortschreiten<strong>den</strong> historischen Analphabetismus<br />

v.l.n.r.: Jens Hüttmann, Klaus Gronau, Carla Ottmann,<br />

Oliver Baumann, Josef Kraus<br />

Ebenfalls <strong>auf</strong> dem Podium im Gespräch mit Moderator Dr.<br />

Jens Hüttmann von der Stiftung Aufarbeitung der SED-<br />

Diktatur waren Josef Kraus, Präsi<strong>den</strong>t des Deutschen Lehrerverbandes,<br />

und Oliver Baumann, Projektleiter des interaktiven<br />

Bildungsportals DeineGeschichte.de. Josef Kraus<br />

wies dar<strong>auf</strong> hin, dass dem Geschichtsunterricht in vielen<br />

Bundesländern zu wenig Unterrichtszeit und Aufmerksamkeit<br />

gegeben wird – im Vergleich zu <strong>den</strong> sogenannten<br />

Kernfächern und <strong>den</strong> zweifellos wichtigen MINT-Fächern<br />

dürfe aber Geschichte mit durchschnittlich nur 1,3 Wochenstun<strong>den</strong><br />

nicht vernachlässigt wer<strong>den</strong>. Das Fach Geschichte<br />

müsse in allen Bundesländern wieder eigenständiges, zweistündiges<br />

Fach wer<strong>den</strong>. Bezogen <strong>auf</strong> <strong>den</strong> derzeitigen Kom-<br />

petenzendiskurs betonte er, wie wichtig gerade in Geschichte konkretes, kanonisches Fachwissen sei,<br />

auch im Fach Geschichte solle es deshalb Jahresstufentests bzw. standadisierte Wissenstests geben. Er<br />

rief die Lehrkräfte dazu <strong>auf</strong>, <strong>den</strong> pädagogischen Freiraum zu nutzen, um in Verbindung mit aktuellen Ereignissen<br />

auch in anderen Fächern <strong>den</strong> <strong>Schüler</strong>n einen Bezug gerade zur neueren Geschichte zu vermitteln,<br />

um historischen Analphabetismus zu verhindern.<br />

Medienportal DeineGeschichte.de bietet zahlreiche Anregungen<br />

Drei Abiturientinnen stellen die Ergebnisse ihrer<br />

Projektarbeit vor<br />

Klaus Gronau Carla<br />

Ottmann<br />

Oliver Baumann stellte das Medienportal www.deinegeschichte.de vor, das <strong>den</strong> Wettbewerb gemeinsam<br />

mit der Stiftung ausgeschrieben hatte. Dort fin<strong>den</strong> Lehrkräfte und Schulklassen in verschie<strong>den</strong>en medialen<br />

Formen Unterrichtseinheiten und inhaltliche Anregungen zur deutschen<br />

Geschichte. Es bietet zudem technische Anleitungen und<br />

Ideen, wie sie das Thema ihres aktuellen Geschichtsunterrichtes in<br />

Interviews mit Passanten und Zeitzeugen, Reportagen und Berichten<br />

direkter erleben und das Erfahrene umsetzen können. Außerdem<br />

können <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong> dort auch ihre Beiträge veröffentlichen<br />

und diskutieren. Baumann betonte, wie wichtig es sei,<br />

für die <strong>Schüler</strong> eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart<br />

zu schlagen.

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