PDF-Download - MEDI Deutschland
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Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-deutschland.de • Jahrgang 6 | Nr.22 | September 2005<br />
<strong>MEDI</strong> und Genossenschaften<br />
bringen Positionspapier<br />
auf den Weg | Seiten 16 /17<br />
Aus dem Inhalt<br />
Erweiterte Prävention –<br />
Ärzte schulen Ärzte<br />
Um den privatärztlichen Bereich auf Trapp<br />
zu bringen, wird <strong>MEDI</strong> in Baden–Württemberg<br />
Schulungen zur erweiterten<br />
Prävention und zur Gründung von Teilgemeinschaftspraxen<br />
anbieten. Nach dem<br />
Motto "Ärzte für Ärzte" sollen geschulte<br />
Vorstandsmitglieder das <strong>MEDI</strong> Konzept<br />
ihren Netzen vorstellen. | Seite 22<br />
So IGeLn Sie richtig!<br />
Fehler können sich beim Erbringen von<br />
Selbstzahler–Leistungen schneller einschleichen<br />
als man denken mag. Unsere<br />
Experten erklären Ihnen, worauf Sie<br />
beim IGeLn achten müssen, damit Sie<br />
und Ihr Praxisteam nicht über rechtliche<br />
Fallen stolpern. | Seite 26<br />
DMP? Nicht mit uns!<br />
Von wegen, bei <strong>MEDI</strong> werden Entscheidungen<br />
nur diktatorisch von oben gefällt!<br />
Dass die <strong>MEDI</strong> GbRen durchaus eigene<br />
Wege gehen, zeigen aktuelle Beispiele<br />
aus Baden–Württemberg imUmgang mit<br />
bestehenden Disease–Management–Programmen.<br />
| Seite 12<br />
Umfrage zu Ärztehäusern<br />
Wer Sorge trägt, seinen Arztsitz künftig an<br />
eine Klinik zu verlieren, sollte darüber<br />
nachdenken, sich ineinem Ärztehaus niederzulassen.<br />
In Stuttgart entsteht ein<br />
neues Projekt, andem <strong>MEDI</strong> wesentlich<br />
beteiligt ist. Nun möchte <strong>MEDI</strong> auch in<br />
anderen Regionen Veranstaltungen zu<br />
Ärztehäusern anbieten. Interesse? Dann<br />
machen Sie bei unserer Umfrage mit!<br />
| Seiten 18 /19
INHALT<br />
DIALOG<br />
Bringt die e–Card Ärzte in<br />
Schwierigkeiten? Seite 4<br />
NEU | LESERFORUM Seite 6<br />
AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Offene Fragen bei der<br />
Einführung der e–Card Seite 8<br />
Pilot zu Kostenerstattung<br />
stößt auf großes Interesse Seite 9<br />
Kurz notiert Seite 9<br />
In Österreich ist die Kostenerstattung<br />
kein Aufreger Seite 10<br />
<strong>MEDI</strong> Umfrage erzürnt<br />
AOK und KV Seite 13<br />
AUS B ERLIN<br />
<strong>MEDI</strong> legt IV–Vertrag zur<br />
Katarakt–OP lahm Seite 14<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
TITEL | Kostenerstattung<br />
etablieren – trotz Vorurteilen Seite 16<br />
TITEL | „Wir wollen<br />
Menschen behandeln, nicht<br />
Fälle verwalten“ Seite 17<br />
Impressum Seite 17<br />
Ärztehaus Zuffenhausen:<br />
Von der Idee zum Spatenstich Seite 18<br />
Barmer–Vertrag: Fata Morgana<br />
auf Kosten der Ärzte Seite 20<br />
OP–Zentren drängen in<br />
die ambulante Versorgung Seite 21<br />
BUSINESS<br />
Viele Wege, ein Ziel:<br />
Qualitätsmanagement Seite 24<br />
Das alles kann die<br />
neue <strong>MEDI</strong> Homepage Seite 25<br />
PRAXISMANAGEMENT Seite 26<br />
PRAXISTEAM<br />
Recalls sorgen dafür,<br />
dass nichts vergessen wird! Seite 27<br />
So sprechen wir Patienten<br />
auf Impflücken an Seite 27<br />
Unsere Psychotherapeuten plagt nach<br />
dem Urteil des Bundessozialgerichts vom<br />
Juni eine Sorge mehr: Das Gericht hat<br />
entschieden, dass Psychotherapeuten,<br />
die von 1993 bis 1998 keinen Widerspruch<br />
gegen ihre Honorarbescheide eingelegt<br />
haben, keine Nachzahlung erhalten<br />
sollen. Die Urteilsfähigkeit von Sozialrichternist<br />
ein Thema.Ein anderes Thema<br />
ist aber, dass der Vorsitzende der KV BW<br />
den Psychotherapeuten ihre Nachzahlungen<br />
offensichtlich nicht gönnt. Warum<br />
hätte er sonst gegen sie bis zur höchsten<br />
Instanz prozessieren sollen? Und das, obwohl<br />
das Landessozialgericht Baden–<br />
Württemberg den Psychotherapeuten ihr<br />
Honorar bereits zugesprochen hatte! Und<br />
zwar allen! Auch denen, die keinen<br />
Widerspruch eingelegt hatten.<br />
Drei der vier KVen in Baden–Württemberg<br />
hatten ihre Vorauszahlungen an die<br />
Psychotherapeuten bereits vor dem Urteil<br />
geleistet. Die Chancen vor dem Schiedsamt<br />
standen gut, dass die Krankenkassen<br />
zur Zahlung verpflichtet würden. Insofern<br />
wird das Urteil des Bundessozialgerichts<br />
besonders die Krankenkassen freuen – sie<br />
müssen weniger nachzahlen. Sohaben z.B.<br />
in Nordwürttemberg 98% aller Psychotherapeuten<br />
keinen Widerspruch eingelegt.<br />
Nun frage ich mich: Wie kann eine KV<br />
ein solches Urteil gegen die eigenen Mitglieder<br />
erstreiten? Sieht so die Integration<br />
der Psychotherapeuten aus?<br />
In <strong>MEDI</strong> wurde die Integration von<br />
Beginn an gelebt: Die meisten Gremien<br />
waren für eine gleichwertige Mitgliedschaft<br />
der psychologischen Psychotherapeuten.<br />
Wir haben eigene Vertragskonzepte<br />
für die DMP Asthma und koronare<br />
Herzkrankheit sowie einen Hörsturz–Vertrag<br />
unter Beteiligung der Psychotherapeuten<br />
konzipiert. In der KV Nordwürttemberg<br />
saß auf Wunsch der <strong>MEDI</strong> Delegierten<br />
ein Integrationsbeauftragter, die<br />
Psychotherapeuten hatten dort die höchsten<br />
Punktwerte bundesweit und die<br />
Nachvergütung war ebenfalls beschlossene<br />
Sache. Die Bezahlung der Psycho-<br />
2<br />
EDITORIAL<br />
Keine Politik gegen die<br />
eigenen Mitglieder!<br />
therapeuten war ausbudgetiert, ihre<br />
Besservergütung ging nicht zu Lasten der<br />
Fachärzte und war mit den Vertragspartnern<br />
geregelt. Noch während der letzten<br />
KV–Wahlen hatte die KV Nordwürttemberg<br />
mit einer großen Kasse verhandelt,<br />
auch die Kurzzeittherapie zu festen<br />
Punktwerten auszubudgetieren.<br />
Wer wirklich integrieren möchte,<br />
muss sich gegenseitig respektieren –<br />
schließlich haben alle die gleichen<br />
Probleme. Es kann keine Besservergütung<br />
geben, wenn eine Fachgruppe einer<br />
anderen in die Tasche greift. Eine<br />
Besservergütung sollte durch die gesetzlichen<br />
Krankenversicherungen erfolgen –<br />
schließlich profitieren sie von unseren<br />
Leistungen. Für <strong>MEDI</strong> ist der Weg klar: Wir<br />
bleiben fachübergreifend organisiert und<br />
setzen uns weiterhin für die Integration<br />
der Psychotherapeuten ein. Fachgruppenegoismus<br />
hat bei uns keine Zukunft.<br />
Es grüßt Sie herzlich<br />
Dr. Werner Baumgärtner<br />
Erster Vorsitzender
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<strong>MEDI</strong>TIMES DIALOG<br />
Suchte nach Sicherheitslücken<br />
beim Modellprojekt zur<br />
e–Card und knackte das System:<br />
IT-Experte Thomas Maus.<br />
Bringt die e–Card Ärzte in<br />
existenzielle Schwierigkeiten?<br />
Die berufliche Karriere von Thomas<br />
Maus begann, als er mit 16 Jahren das<br />
Passwort zum Schulcomputer knackte.<br />
Heute, gut 25 Jahre später, nimmt der<br />
freiberufliche Informatiker als Sicherheitsanalytiker<br />
verschiedene Aufträge<br />
an. Zum Beispiel den, nach Sicherheitslücken<br />
bei einem Modellprojekt zur<br />
e–Card zu suchen. Sein Ergebnis ist<br />
kurz und vernichtend, die Konsequenzen<br />
für Ärzte und Patienten unerträglich.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Maus, Sie haben ein<br />
Verschlüsselungssystem analysiert, das<br />
möglicherweise für die e–Card eingesetzt<br />
werden wird. Was war das Ergebnis<br />
Ihrer Analyse?<br />
Maus: Ich habe Schwachstellen gefunden.<br />
Genauer gesagt: Nach vier Tagen<br />
hatte ich die Sicherheitsmaßnahmen geknackt,<br />
sodass ich Zugriff auf unver-<br />
schlüsselte Patientendaten und die Private–Keys,<br />
also die Schlüssel der Ärzte,<br />
hatte.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Was genau wurde da falsch<br />
gemacht?<br />
Maus: Da wurde nach meinen bisherigen<br />
Erkenntnissen nicht professionell gearbeitet.<br />
Mit einem Bild würde ich die<br />
Situation folgendermaßen beschreiben:<br />
Die Patientendaten lagern ineinem Supertresor,<br />
den großen, schweren Schlüssel<br />
dazu hat man in ein Schlüsselkästchen<br />
direkt daneben gehängt. Und den<br />
kleinen Schlüssel gibt man direkt an die<br />
Patienten, damit sie ihn von Arzt zu Arzt<br />
tragen. Nur dummerweise liegt eine Kopie<br />
dieses Schlüssels unter der Fußmatte<br />
vor dem Tresor. Das Schlüsselkästchen ist<br />
darüber hinaus so schwach, dass es sich<br />
mit ein bisschen Gewalt leicht öffnen<br />
lässt, aber das ist gar nicht nötig.<br />
4<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Und weniger bildhaft<br />
beschrieben?<br />
Maus: Fehler Nummer 1: Die Schlüssel,<br />
mit denen die Patientendaten verschlüsselt<br />
werden,folgen einer Systematik,einer<br />
Koppelung an die Zeit nämlich. Dieser<br />
Zeitpunkt wird freundlicherweise vom<br />
System im Vorgang dokumentiert. So<br />
sind die Schlüssel vorhersagbar und die<br />
Patientendaten zugänglich. Fehler Nummer<br />
2 fand sich bei der Sicherung der<br />
Private–Keys der Ärzte, ihrer Namensstempel<br />
also. Ein kryptografischer Designfehler<br />
macht es leicht, diese Private–<br />
Keys zu entschlüsseln: Sie lagen nicht auf<br />
den Chipkarten, sondern verschlüsselt<br />
auf den Festplatten der Systeme. Von<br />
dort werden sie in den Kartenleser übertragen,<br />
in der Chipkarte entschlüsselt<br />
und dann unverschlüsselt ins System<br />
hochgeladen – unverschlüsselt über eine<br />
Leitung, die mit Softwaremitteln abhörbar<br />
ist. Ich bekam die Ärzteschlüssel also<br />
auf einem Silbertablett serviert. Beide<br />
Fehler sind fachlich gesehen verheerend.<br />
Und die Liste lässt sich ohne Probleme<br />
verlängern!
<strong>MEDI</strong>TIMES :Was sagt denn der Hersteller<br />
der Verschlüsselungsmaßnahmen dazu?<br />
Maus: Er droht mir juristisch, aber er<br />
widerlegt meine technischen Analysen<br />
nicht. Ich denke, das spricht für sich.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Aber bisher haben Sie es<br />
schließlich nur mit einem Modellprojekt<br />
zu tun gehabt.<br />
Maus: Das stimmt, aber es handelte sich<br />
immerhin um echte Patientendaten –<br />
und die konnte ich knacken, also konnte<br />
das jeder andere Profi auch. Ich finde es<br />
schon ziemlich schockierend, dass so<br />
etwas passieren kann. Hersteller wie<br />
kontrollierende Behörden haben sich<br />
hier nicht mit Ruhm bekleckert –auch<br />
nicht im Umgang mit den Analyseergebnissen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Nehmen wir einmal an, das<br />
System würde in der von Ihnen geprüften<br />
Form eingeführt …<br />
Maus: Dann treten datenschutzrechtliche<br />
Probleme in ganz neuen Dimensionen<br />
auf. Wissen etwa Versicherungen, wer<br />
unter einer Erbkrankheit leidet, könnte<br />
das für diese Patienten und deren Nach-<br />
DIALOG<br />
kommen höchst ungute Folgen haben:<br />
Gewisse Policen kämen einfach nicht zu<br />
Stande. Und auch die Ärzte werden in<br />
höchstem Maße angreifbar – vorausgesetzt,<br />
die kriminelle Energie ist ausreichend<br />
groß.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Inwiefern?<br />
Maus: Stellen Sie sich vor, Sie planen<br />
den perfekten Mord und sind in der Lage,<br />
die Gesundheitsdaten Ihres Opfers zu<br />
manipulieren. Der Arzt sieht dann irgendwelche<br />
lebenswichtigen Informationen<br />
nicht mehr oder er sieht stattdessen falsche<br />
Daten, handelt entsprechend und<br />
sein Patient stirbt. Der Mörder ändert die<br />
gefälschten Daten wieder zurück – und<br />
damit ist der Beweis verschwunden. Der<br />
Arzt wird dann beweisen müssen, dass er<br />
die Information über eine Allergie oder<br />
was auch immer auf dem Bildschirm tatsächlich<br />
nicht gesehen hat. Dazu wird er<br />
kaum inder Lage sein, wie denn auch?<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Das Interview führte Ruth Auschra<br />
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STEMPEL<br />
Was bedeutet<br />
die e-Card<br />
für die Praxen?<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
1. Der Alltag kostet mehr Zeit: Ein Rezept<br />
kann erst ausgedruckt werden,<br />
wenn der Patient seine PIN eingetippt<br />
hat –auchder vergessliche oder<br />
durch Krankheit behinderte Patient.<br />
2. Der Alltag kostet mehr Geld: Angeblich<br />
müssen bis zu 40% aller Praxis–<br />
EDV–Systeme komplett erneuert<br />
werden, weil sie zusätzliche Anforderungen<br />
nicht erfüllen. Das kostet<br />
Geld und außerdem Zeit, wenn die<br />
Daten in die neue Software nur rudimentär<br />
übernommen werden (siehe<br />
auch Artikel Seite 8) .<br />
3. Etliche Fragen sind noch ungeklärt:<br />
Mit welcher Ausstattung soll der Arzt<br />
Altenheim– oder Hausbesuche erledigen?<br />
Was passiert bei einem<br />
Stromausfall in der Praxis? Wer haftet<br />
bei falschen Daten?<br />
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Leserbriefe sind erwünschte Stellungnahmen<br />
der Leser. Ihr Inhalt gibt ausschließlichdie<br />
Ansicht der Einsender wieder,<br />
die mit der Meinung der Redaktion<br />
nicht unbedingt übereinstimmt. Leserbriefe<br />
werden erst veröffentlicht, nachdem<br />
sie von der Redaktion geprüft wurden.<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe zu kürzen.<br />
Zu „Ärzte und Berater – keine einfache Sache ...“<br />
Die Gretchenfrage bei der Auswahl eines<br />
Beraters sollte lauten: Verfügt der Berater<br />
neben der persönlichen und fachlichen<br />
Kompetenz über das notwendige Netzwerk<br />
von Experten, um z. B. die Konzeption<br />
eines Ärztehauses als Dienstleistung<br />
zu liefern? Die Vielschichtigkeit eines solchen<br />
Vorhabens wird bei genauerer<br />
Betrachtung rasch deutlich.<br />
Dr. Baumgärtner führt aus, dass das<br />
„Rundum-Sorglos-Paket“ eine Illusion ist.<br />
Richtig, die eierlegende Woll-Milch-Sau<br />
ist auch unter Beratern nur schwer zu finden.<br />
Klar fordern können sollten die<br />
Ärzte aber von einem Berater, dass er die<br />
Schnittstelle und Koordination zwischen<br />
den Auftraggebern und allen anderen Beteiligten<br />
darstellt. Das Handwerkszeug<br />
eines jeden Beraters sollten ausgefeilte<br />
Projektmanagementkenntnisse sein. Weiter<br />
muss der Berater die Sprache der Auftraggeber<br />
verstehen und sprechen –ohne<br />
unmissverständliche Kommunikation ist<br />
kein zielführendes Agieren möglich.<br />
Inhaltlich muss der externe Berater<br />
die Ausgangslage, die definierten Anforderungen<br />
und die Zielsetzungen verstehen.<br />
Nur dann kann er die anderen<br />
Akteure erfolgreich indas Vorhaben ein-<br />
LESERFORUM<br />
Zu „Vertragswirrwarr – Stress in der Praxis?“<br />
DMP den Schrecken genommen<br />
Die Darstellung der Problematik der vielen<br />
Verträge ist Frau Auschragut gelungen.<br />
Es ist wirklich notwendig, jeden Vertrag<br />
auf seine Durchführbarkeit in der Praxis<br />
zu überprüfen. Das DMP Diabetes hat<br />
mittlerweile seinen Schrecken für unser<br />
Praxisteam verloren: 1. Durch die genaue<br />
Organisation des Ablaufes und 2. vor allem<br />
durch die computergestützte Ausfüllung<br />
(Medistar) und den Ausdruck des Formulars<br />
im Blankoverfahren per Tintenstrahl-<br />
Ideal ist ein Berater mit<br />
entsprechendem Netzwerk<br />
binden. Der Berater sollte auch in die<br />
Vorklärungsphase einbezogen werden,<br />
wenn es darum geht, ob ein Projekt den<br />
Ärzten überhaupt einen Mehrwert bringt.<br />
Er sollte mittels Modellrechnungen aus<br />
den Finanz- und Praxisdaten eruieren<br />
können, welchen konkreten Vorteil der<br />
Arzt oder das Ärztekollegium von einer<br />
neuen Kooperationsform hat. Von einer<br />
Machbarkeitsstudie und deren Notwendigkeit<br />
ganz zu schweigen.<br />
Für die Ärzte als Auftraggeber ist es wichtig<br />
und angenehm, nur einen Ansprechpartner<br />
zu haben. Dieser wiederum sollte<br />
alle benötigten Experten in der Hinterhand<br />
haben. Der Berater muss die Projektstränge<br />
zusammenführen und bei Bedarf<br />
steuernd eingreifen können.<br />
An dieser Stelle sei noch der Hinweis<br />
erlaubt: Dem Berater als Geschäftspartner<br />
und Auftragnehmer muss auch ein<br />
gewisses Vertrauen entgegengebracht<br />
werden. Kleinteilige Kontrolle hemmt<br />
alle Projektbeteiligten, sich den wirklich<br />
wichtigen Entscheidungen und Knackpunkten<br />
zu widmen.<br />
Birgit Gregori<br />
Geschäftsführerin des Berufsverbands<br />
der Augenärzte, Düsseldorf<br />
6<br />
drucker. Auch wenn nicht von <strong>MEDI</strong><br />
empfohlen, wird unsere Praxis am DMP<br />
KHK teilnehmen – die Teilnahme wird<br />
den <strong>MEDI</strong> Mitgliedern jafreigestellt. KHK<br />
und Diabetes beim gleichen Patienten<br />
macht wahrscheinlich organisatorisch<br />
und vor allem finanziell wegen des ungünstigen<br />
Zeit–Leistungsverhältnisses<br />
zumindest am Anfang keinen Sinn. Völlig<br />
unsinnig und unzeitgemäß ist die fehlende<br />
Möglichkeit, die DMP –Formulare<br />
„online“ zu versenden. Der Diskettenversand<br />
gehört in das Museum der Gesundheitsverwaltung<br />
dieser Republik.<br />
Dr. Volker Naser<br />
Internist aus Heilbronn<br />
Zu „Wo, bitte, geht’s hier zur<br />
gesundheitspolitischen Perspektive?“<br />
Berechtigung<br />
von <strong>MEDI</strong> klar<br />
gemacht<br />
Ein großes Lob andie Referenten und die<br />
Organisatoren des Kongresses, welcher<br />
mehr Zuhörer verdient gehabt hätte. Die<br />
Referenten waren hochklassig. Selten<br />
wurde so detailliert über die uns drohenden<br />
Szenarien zur Reform der Krankenversicherung<br />
berichtet. Beeindruckt hat<br />
mich die Präsentation des Gesundheitsökonomen<br />
Prof. Knappe zum Thema<br />
Bürgerversicherung und Kopfpauschalen.<br />
Frau Hilde Mattheis von der SPD gebührt<br />
insofernDank,als jedem Teilnehmer wieder<br />
die dringliche Daseinsberechtigung<br />
von NAI und <strong>MEDI</strong> klar gemacht wurde.<br />
Ärzte und Bürger brauchen mehr denn je<br />
Solidarität und eine starke Vertretung gegenüber<br />
der Politik und den Krankenkassen.<br />
Dr. Volker Naser<br />
Internist aus Heilbronn
Zu „Vergiftetes Verhältnis?“<br />
Chaos und fehlendes<br />
Demokratieverständnis<br />
Da die entscheidende Klammer der<br />
selbsternannten Non–<strong>MEDI</strong> Koalition die<br />
Anti–<strong>MEDI</strong> Unternehmung ist, muss sie<br />
sich auch als solche verhalten. Folgerichtig<br />
hat sie sich zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammengeschlossen, die über<br />
die inneren Gegensätze großzügig hinwegsieht.<br />
Das alles wird dem Projekt<br />
Machterhaltung untergeordnet. Dass dies<br />
langfristig nicht reichen wird, wie man<br />
am politischen Parallelprojekt Rot–Grün<br />
studieren kann, sei vorsorglich bemerkt.<br />
Angesichts massiver Probleme in der<br />
vertragsärztlichen Versorgung in Baden–<br />
Württemberg (neuer EBM mit drohenden<br />
Honorarverwerfungen, Angleichung der<br />
Verwaltungssätze, Ausstieg aus der Altersversorgung<br />
der KV–Mitarbeiter mit großen<br />
finanziellen Belastungen) war vielleicht<br />
optimistisch davon auszugehen, dass die<br />
Sacharbeit zu vernünftigen Entscheidungen<br />
führen würde. Dazu bedarf es aber<br />
einer klugen Führung und politischer<br />
Psychologie. Da diese offenbar fehlen,<br />
kommt es zu chaotischen Verhältnissen.<br />
Ein nordbadischer Delegierter der<br />
Non–<strong>MEDI</strong> Koalition hat uns einmal vorgeworfen,bei<br />
den <strong>MEDI</strong> Delegierten herr-<br />
Die KV Nord–Württemberg war unser ärztliches<br />
Zuhause. Der Platz, an dem ein<br />
schlagkräftiger kompetenter Vorstand im<br />
Einklang mit der Verwaltung und den<br />
ärztlichen Delegierten gegen ungute Rahmenbedingungen<br />
und für eine planungssichere<br />
Zukunft aller Kollegen –gerne! –<br />
gearbeitet hat.<br />
Die politische Zwangsfusion zur KV<br />
Baden–Württemberg hat unser Haus und<br />
sein Klima dramatisch verändert. Stil,<br />
Sachkompetenz, Fleiß, Verhandlungsführung<br />
und Abwesenheitszeiten sind in<br />
sche ein „etwas merkwürdiges Verständnis<br />
von Demokratie“ und fügte<br />
hinzu „die Minderheit habe sich der<br />
Mehrheit unterzuordnen.“ Demokratie<br />
bedeutet aber nicht, dass die Minderheit<br />
alles über sich ergehen lassen<br />
muss, demokratische Gesinnung bedeutet:<br />
Mein politischer Gegner darf seine<br />
Meinung frei äußern und nimmt an der<br />
politischen Entwicklung teil. Die Non–<br />
<strong>MEDI</strong> Koalition macht es anders herum:<br />
Sie redet von Teilhabe und praktiziert<br />
Ausschluss.<br />
Der jetzige Vorstand ist aus meiner<br />
Sicht nichts anderes als ein Erfüllungsgehilfe<br />
politischer Vorgaben, die letztendlich<br />
auf eine Schwächung der ärztlichen<br />
Freiberuflichkeit hinauslaufen. Wohin<br />
steuert die KV BW? Dorthin, wo der<br />
Wind sie hintreibt: Ein Schiff ohne Steuermann<br />
mit festgezurrtem Ruder –ein<br />
Glück, dass es kein Floß ist.<br />
Dipl.–Pol. Ekkehard Ruebsam–Simon,<br />
Allgemeinarzt aus Bammental und<br />
stellvertretender Vorsitzender<br />
von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg<br />
Funktionäre imnegativen Sinn<br />
meinen Augen unerträglich! Funktionäre<br />
im negativen Sinne dominieren das<br />
einst wohlbestellte Haus und demontieren<br />
unsere guten Verträge, die uns in<br />
den vergangenen Jahren ein akzeptables<br />
Plus bescherten – und eine gewisse<br />
Planungssicherheit.<br />
Das Klima ist vergiftet! Ich fürchte,<br />
die Zukunft unserer Kollegen wird stückweise<br />
verraten.<br />
Dr. Anne Gräfin Vitzthum<br />
Allgemeinärztin aus<br />
Weinstadt–Endersbach<br />
7<br />
Zu „MVZ in der Hand von<br />
Niedergelassenen? Na klar!“<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
Das Ende der<br />
Freiberuflichkeit<br />
Wir niedergelassenen Ärzte werden von<br />
der Politik allein gelassen. Im Gegensatz<br />
dazu können sich von der Schließung<br />
bedrohte Krankenhäuser über Schützenhilfe<br />
aus der Politik freuen.<br />
Die neue politische Idee ist das medizinische<br />
Versorgungszentrum (MVZ). Die<br />
Zahl der von nicht niedergelassenen<br />
Kollegen initiierten MVZ anKrankenhäusern<br />
hat in den letzten Monaten sprunghaft<br />
zugenommen, auch wenn die ambulante<br />
Versorgung hier noch an die Bedarfsplanung<br />
gebunden ist. Sobald in<br />
einem MVZ ein Facharztsitz zur Verfügung<br />
steht, können Kollegen angestellt<br />
werden. Für die jüngeren Ärzte, die sich<br />
einem wirtschaftlichen Risiko der Niederlassung<br />
nicht aussetzen wollen, ist dies<br />
sicher eine gute Möglichkeit, sich inder<br />
ambulanten Versorgung zu etablieren, da<br />
nach fünf Jahren automatisch, unabhängig<br />
von der Bedarfsplanung, eine Niederlassungsmöglichkeit<br />
besteht. Interessant<br />
wird es sein, wie MVZ in Zukunft bezüglich<br />
Regelleistungsvolumina und Richtgrößenprüfungen,<br />
sowohl was die ärztlichen<br />
Leistungen als auch die Arzneimittelbudgets<br />
angeht, behandelt werden.<br />
Der Nutzen eines MVZ wird nur individuell<br />
zu beurteilen sein. Aus meiner<br />
Sicht scheinen sie lukrativ für Krankenhäuser,<br />
die ihr Leistungsspektrum auf den<br />
vor– und nachgelagerten ambulanten Bereich<br />
erweitern können und Einfluss auf<br />
die Einweisungsfrequenz haben.<br />
Ende 2004 waren von den zugelassenen<br />
70MVZ in <strong>Deutschland</strong> etwa 11%<br />
von Krankenhäusern gegründet. Bis Ende<br />
März hat sich die Zahl auf 18% (bisher<br />
121 MVZ) erhöht. Es scheint, als ob der<br />
Gesetzgeber mit dieser politischen Innovation<br />
erneut ein Instrument gegen die<br />
freiberufliche Tätigkeit der Ärzte inihren<br />
Praxen geschaffen hat. Müssen wir uns<br />
daran beteiligen?<br />
Dr. Constanze Richter<br />
Rheumatologin aus Stuttgart
<strong>MEDI</strong>TIMES AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Ärger über offene Fragen<br />
bei der Einführung der e–Card<br />
Manchmal sorgen schon die richtigen<br />
Fragen dafür, dass die Zuhörer blass<br />
werden. Prof. Peter Haas,Medizininformatiker<br />
von der Fachhochschule Dortmund,<br />
stellte bei der <strong>MEDI</strong> Informationsveranstaltung<br />
jede Menge unangenehmer<br />
Fragen zur elektronischen<br />
Gesundheitskarte (e–Card). Und die<br />
zuhörenden Ärzte reagierten mit wachsender<br />
Besorgnis und Skepsis. Gemeinsam<br />
mit Dipl.–Inf. Thomas Maus (siehe<br />
Interview Seite 4) sprach der IT–Spezialist<br />
über mögliche Risiken der e–Card-<br />
Einführung.<br />
Fragen über Fragen: Wie sollen eigentlich<br />
die freiwilligen Datensätze auf der Chipkartegehandhabt<br />
werden? Hat der Patient<br />
Anspruch darauf, dass diese „Fächer“ beschrieben<br />
werden? Und wer sollte das in<br />
der Praxis tun? Der Arzt? Was, wenn der<br />
Patient solche Daten wieder löschen lassen<br />
möchte? Und hat der Patient überhaupt<br />
ein Recht darauf, dass der Arzt<br />
diese Daten bei der Behandlung liest,<br />
prüft und beachtet? Kann die Nicht–Nutzung<br />
für den Arzt haftungsrechtliche Folgen<br />
haben?<br />
Kein Wunder, dass die Ärzte, die trotz<br />
sommerlicher Hitze nach Stuttgart gekommen<br />
waren, bei diesen Gedankenspielen<br />
ihren Unmut äußerten. Aber es<br />
kam noch schlimmer: Wie viele Schritte<br />
sind eigentlich nötig, um mit Hilfe der<br />
e–Card ein Rezept auszustellen? Die Antwort:<br />
Diverse, von der persönlichen Signatur<br />
des Arztes über VPN–Box und<br />
VPN–Tunnel zum Access Gateway, mit<br />
Prüfung der Berechtigung und Erstellung<br />
des Zugriffsdatensatzes – all das wird<br />
vermutlich 7 bis 8 Sekunden<br />
brauchen. Für ein Rezept<br />
mag das noch gangbar sein.<br />
Um die Wechselwirkungen<br />
zu prüfen, müsste man allerdings<br />
alle aktuellen Rezepte<br />
herunterladen, und das<br />
würde richtig Zeit kosten.<br />
Gerade diese Prüfung soll ja<br />
einer der wesentlichen Nutzen<br />
für den Patienten sein!<br />
Allerdings sollen Rezepte<br />
nach der Einlösung gelöscht<br />
werden, sodass eine solche<br />
Prüfung gar nicht mehr möglich<br />
ist. Genau genommen<br />
muss also gegen eine Medikationsdokumentationgeprüft<br />
werden –das ist aber<br />
eine freiwillige Anwendung,<br />
die vorerst wohl kaum realisiert wird. Zur<br />
Erinnerung: Angeblich sollen mit der Einführung<br />
der e–Card Kosten eingespart<br />
und wesentlicher Nutzen produziert werden!<br />
Es wäre zum Lachen, wenn die Situation<br />
nicht so ernst wäre.<br />
Ärzte sollen in Vorkasse treten<br />
Auch bei der Frage nach den Kosten der<br />
Karteneinführung kommt bei den <strong>MEDI</strong><br />
Ärzten keine Freude auf. Lizenzen,<br />
Software–Updates und Kartenlesegeräte<br />
müssen gekauft werden. ISDN–Router<br />
oder DSL–Modem kommen hinzu,außerdem<br />
die Kosten für Installation und<br />
Schulung. Natürlich sollen die Ärzte in<br />
Vorkasse treten. Es können leicht ein<br />
paar Tausend Euro zusammenkommen,<br />
Kollegen mit einer veralteten Praxissoftware<br />
werden vermutlich viel Geld für ein<br />
neues System ausgeben müssen. Und<br />
auch die Refinanzierung über die transaktionsbezogenen<br />
Zuschläge sind kein<br />
Lichtblick –„das sind doch Cent–Beträge“,<br />
war aus dem Publikum zu hören.<br />
Kein Wunder, dass Haas den Ärzten<br />
rät, sich inden Gestaltungsprozess einzubringen:<br />
„Nur wer mitgestaltet, kann zu<br />
realistischen und sinnvollen Lösungen<br />
8<br />
„Ärzte müssen sich bei der<br />
Gestaltung der e–Card einbringen“,<br />
findet IT–Experte Peter Haas.<br />
beitragen.“ Eine Evaluation der organisatorischen<br />
Umsetzbarkeit und des Nutzens<br />
hält er für dringendst notwendig.<br />
Gesagt, getan: <strong>MEDI</strong> Vorsitzender Dr.<br />
Werner Baumgärtner schlägt vor, eine<br />
unabhängige Begleitstudie zu finanzieren<br />
und stößt damit auf Zustimmung im Saal.<br />
In der Testregion Heilbronn hat <strong>MEDI</strong><br />
eine starke Position. Hier könnten <strong>MEDI</strong><br />
Ärzte Einführung und Entwicklung begleiten<br />
– unter zwei Bedingungen:Die Datensicherheit<br />
muss gewährleistet und die<br />
Frage der Haftung für falsche Daten geklärt<br />
sein. Auch gegenüber dem Fraunhofer–Institut<br />
hat Baumgärtner bereits<br />
angemahnt, dass die Sicherheit der<br />
e–Card imVordergrund stehen muss –<br />
„wir würden uns über eine Kontaktaufnahme<br />
sehr freuen“, heißt es in dem<br />
Schreiben.<br />
Ruth Auschra
Pilot zu Kostenerstattung<br />
stößt auf großes Interesse<br />
Immer mehr <strong>MEDI</strong> Ärzte inNordbaden<br />
zeigen Interesse am Pilotprojekt zur<br />
Kostenerstattung (siehe <strong>MEDI</strong> Times<br />
Nr.21). In den zehn <strong>MEDI</strong> GbRen sind<br />
rund 700 Ärzte bereit, amTestlauf mitzumachen.<br />
Die Vorteile der Zusammenarbeit<br />
mit dem Heidelberger Finanzdienstleister<br />
ZSH haben sich sogar über<br />
Nordbaden hinaus herumgesprochen:<br />
Nun liebäugelt auch <strong>MEDI</strong> Südwest in<br />
Rheinland–Pfalz mit dem nordbadischen<br />
Konzept.<br />
„Es freut uns natürlich, wenn andere<br />
<strong>MEDI</strong> Verbünde unser Projekt ausprobieren<br />
wollen“, erklärt Dipl.–Pol. Ekkehard<br />
Ruebsam–Simon. Der Allgemeinarzt aus<br />
Bammental ist nicht nur stellvertretender<br />
Vorsitzender von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg,<br />
er leitet auch den Piloten zur Kostenerstattung.<br />
Für ihn liegen die Vorteile<br />
des <strong>MEDI</strong> Konzepts auf der Hand: „Anders<br />
als die Krankenkassen erstellt die ZSH<br />
dem Patienten ein individuelles Paket,<br />
unabhängig davon, woer versichert ist.“<br />
Die Krankenkassen dagegen hätten hier<br />
weniger Möglichkeiten, da sie in der<br />
Regel nur mit einer Versicherung für Zusatzleistungen<br />
zusammenarbeiten.<br />
Ruebsam–Simon ist vom Nutzen der<br />
Kostenerstattung im Allgemeinen und<br />
vom eigenen Projekt im Besonderen<br />
überzeugt: „Wir müssen die Kostenerstattung<br />
unseren Kollegen und Patienten<br />
näher bringen.“ Denn die Kostenerstattung<br />
sei unumgänglich, da die Politik<br />
immer mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen<br />
und Einzelverträge wolle.<br />
„Freier Wettbewerb auf der einen und<br />
Sachleistungssystem auf der anderen<br />
Seite ist für unsere Praxen nicht machbar“,<br />
gibt der <strong>MEDI</strong> Arzt zu bedenken.<br />
KV attackiert <strong>MEDI</strong> Projekt<br />
Da schreckt ihn auch nicht, dass die KV<br />
Baden-Württemberg die Initiative aus<br />
Nordbaden madig macht. Bei der Vertreterversammlung<br />
Ende Juni hat KV–<br />
Chef Dr. Achim Hoffmann–Goldmayer in<br />
AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
seinem sorgfältig abgelesenen Bericht zur<br />
Lage ausgeführt, der Vorstand beobachte<br />
die „Aktivitäten aus Nordbaden nicht<br />
ohne Sorge.“ Bei dem Projekt handele es<br />
sich umdie Neuauflage eines Versuchs<br />
aus Schleswig–Holstein, der keinen<br />
Erfolg brachte. Und überhaupt wollten<br />
nur einige wenige die Kostenerstattung,<br />
jedoch nicht die großen Parteien und<br />
schon gar nicht die Krankenkassen. Doch<br />
hier irrt der KV–Chef: Die Krankenkassen<br />
mischen bei Zusatzversicherungen, soweit<br />
sie können, immer mehr mit. Und<br />
die Politik hat auch schon ein Auge drauf<br />
geworfen: So macht sich die FDP seit<br />
Jahren für die Kostenerstattung im Gesundheitswesen<br />
stark. Und die CDU, die<br />
man ruhig auch zu den großen Parteien<br />
rechnen darf, hat zumindest mal über<br />
eine Änderung des §13 nachgedacht, der<br />
die Kostenerstattung im SGBV regelt.<br />
Ekkehard Ruebsam–Simon erklärt<br />
sich Hoffmann-Goldmayers Haltung zur<br />
Kostenerstattung so:„Der KV–Chef möchte<br />
bei denjenigen Kassen punkten, die<br />
diesen Ausweg aus dem Sachleistungssystem<br />
mit allen Mitteln zu verhindern<br />
versuchen.“ Gleichzeitig vermisst der<br />
<strong>MEDI</strong> Arzt beim KV–Vorsitzenden unternehmerisches<br />
Denken: „Gerade als KV–<br />
Chef sollte sich der Kollege Hoffmann–<br />
Goldmayer mit unserer betriebswirtschaftlichen<br />
Situation befassen. Unser<br />
Pilot erhöht die Zahl der Privatpatienten<br />
und verbessert damit unsere ökonomische<br />
Situation. Daneben setzt es vermehrt<br />
auf Eigenverantwortung der Patienten“,<br />
fasst Ruebsam-Simon die wichtigsten<br />
Vorteile zusammen.<br />
Angelina Schütz<br />
9<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
KURZ NOTIERT<br />
Nordwürttemberger Hausarztmodell<br />
weiter auf Erfolgskurs<br />
Immer mehr Patienten in Nordwürttemberg<br />
schreiben sich indas Hausarztmodell<br />
ein, das die KV Nord–Württemberg<br />
Ende 2004 mit einigen Ersatzkassen<br />
abgeschlossen hat. Im August zählten<br />
die Kassen nach Presseberichten rund<br />
17.000 Patienten. Von den rund 2.700<br />
Hausärzten nehmen 1.250 am Vertrag<br />
nach § 73 b teil. Der Vertrag basiert auf<br />
einem Eckpunktepapier, das <strong>MEDI</strong><br />
Baden–Württemberg ausgearbeitet<br />
hatte.<br />
GbR Stuttgart richtet<br />
Telefonsprechstunde ein<br />
Die <strong>MEDI</strong> Stuttgart GbR hat zusammen<br />
mit der Sonntagszeitung „Sonntag Aktuell“,<br />
der IKK und den BKKen in<br />
Baden–Württemberg eine Telefonsprechstunde<br />
eingerichtet. Unter dem<br />
Motto „<strong>MEDI</strong> am Sonntag“ widmen<br />
sich erfahrene <strong>MEDI</strong> Ärzte fachübergreifend<br />
gemeinsam mit Krankenkassenmitarbeiternbei<br />
ihrer ersten Sprechstunde<br />
am 16. Oktober dem Thema<br />
Atemwegserkrankung. Die Stuttgarter<br />
GbR will die Telefonsprechstunde<br />
regelmäßig anbieten.<br />
Gutscheinheft soll Praxisalltag<br />
erleichtern<br />
Unter dem Namen „Wir geben Ihrer<br />
Praxis ein Zu hause“ hat die <strong>MEDI</strong> Stuttgart<br />
GbR ein Heft mit Gutscheinen herausgebracht.Jeder<br />
Gutschein informiert<br />
über ein anderes Projekt, wie z.B. die<br />
Stuttgarter Bettenzentrale, den <strong>MEDI</strong> S<br />
Präsenzdienst oder den <strong>MEDI</strong> Schulungsverein.<br />
Darüber hinaus gibt es Gutscheine<br />
für den Überweisungsbegleitbrief,<br />
den Fortbildungsleitfaden, die<br />
Kompendien zu Ärztehäusern und IGeL<br />
und selbstverständlich auch für die<br />
<strong>MEDI</strong> Times und den „Dienstleister“.<br />
Wer Informationen, Unterlagen oder<br />
Poster zu einem Thema haben möchte,<br />
reißt den Gutschein einfach heraus<br />
und schickt ihn ausgefüllt an die <strong>MEDI</strong><br />
Geschäftsstelle in Stuttgart. as
<strong>MEDI</strong>TIMES AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
In Österreich ist die<br />
Kostenerstattung kein Aufreger<br />
Wie könnteein Gesundheitssystem aussehen,<br />
in dem die Kostenerstattung<br />
gang und gäbe ist und niedergelassene<br />
Ärzten mehr Planungssicherheit haben?<br />
Eine Antwort darauf scheint der<br />
Nachbar Österreich gefunden zu haben.<br />
Dort haben nur noch 55% der<br />
Niedergelassenen einen Kassenvertrag,<br />
der Rest zieht die Kostenerstattung<br />
vor. Bei einer Klausurtagung für<br />
<strong>MEDI</strong> Geschäftsführer erklärte ein Experte<br />
die Vorzüge des österreichischen<br />
Wahlarztsystems und versetztedas Publikum<br />
inStaunen.<br />
Wenn es um die Vorteile des Wahlarzt–<br />
systems geht, kommt Hans Schaffer vom<br />
Institut für wirtschaftliche Praxisführung<br />
„Dr. Rinner &Partner“ins Schwärmen:Die<br />
österreichischen Ärzte bekommen für<br />
ihre Leistungen oft mehr Geld als ihre<br />
deutschen Kollegen, für das ärztliche Honorar<br />
gibt es keine festgelegten Richtlinien,<br />
die Honorarverordnung ist nur fünf<br />
Seiten lang und die Krankenkassen des<br />
Alpenlandes haben auch keine Probleme<br />
mit der Kostenerstattung. Darüber hinaus<br />
gibt es in Österreich keine KVen, dafür<br />
aber jene seltene Spezies, die in <strong>Deutschland</strong><br />
kurz vor dem Aussterben zu stehen<br />
scheint: Der zahlungswillige Patient, der<br />
für eine gute ärztliche Leistung durchaus<br />
gerne seine Brieftasche zückt. Verschmitzt<br />
lächelnd krönt Schaffer seine Beispiele<br />
mit einer Episode aus einem Dorf an der<br />
tschechischen Grenze. „Dort hat ein<br />
Patient seinem Arzt nach Erhalt der Rech-<br />
ung Lebensmittel aus eigenem Anbau<br />
angeboten mit den Worten: Herr Doktor,<br />
davon können Sie doch nicht leben.“<br />
Ja, in Österreich scheint die Kostenerstattung<br />
zu funktionieren, zumindest<br />
sprechen die Zahlen für sich: Von den<br />
niedergelassenen Ärzten haben nur 55%<br />
einen Kassenvertrag, davon sind 65% Allgemeinmediziner.<br />
Seit Mitte der 90er<br />
hat sich die Zahl der Wahlärzte, die in<br />
<strong>Deutschland</strong> mit den Privatärzten vergleichbar<br />
sind, fast verdoppelt. Kein<br />
Wunder – schließlich ist Österreich touristisch<br />
auf dem Weg zum Wellness–<br />
Paradies.<br />
In der Öffentlichkeit scheint die hohe<br />
Wahlarztdichte kein Aufreger zu sein.<br />
„Das System funktioniert und wird politisch<br />
nicht diskutiert“, macht Schaffer<br />
klar. „Die meisten Patienten wechseln<br />
ihren Arzt wegen einer unfreundlichen<br />
Helferin, nicht wegen einer hohen Rechnung“,<br />
weiß er aus Umfragen. Die Wahlärzte<br />
nehmen regelmäßig an Fortbildungen<br />
teil, haben oft eine Zusatzausbildung<br />
und ein hohes Marketingbewusstsein.<br />
„Die Patienten werden als<br />
Kunden gesehen“, erklärt Hans Schaffer.<br />
„Das österreichische System ist<br />
freier und transparenter“<br />
Auch die Krankenkassen haben mit den<br />
Wahlärzten kein Problem. Wahlarzt– und<br />
Kassensystem laufen in Österreich parallel<br />
zueinander. Die Versicherten bekommen<br />
80% des Kassentarifs der ambulanten<br />
Behandlungskosten erstattet. Sie<br />
10<br />
Sieht im österreichischen<br />
System deutlich mehr<br />
Vorteile für Niedergelassene:<br />
Hans Schaffer.<br />
können frei zwischen Wahl– und Kassenärzten<br />
wählen, müssen sich von keiner<br />
Krankenkasse beraten lassen und<br />
sind nicht an zeitliche Vorgaben gebunden.<br />
Anders als in <strong>Deutschland</strong> gibt es in<br />
Österreich nur eine Handvoll gesetzlicher<br />
Krankenkassen. Außerdem herrscht dort<br />
Versicherungspflicht,die es den Versicherten<br />
unmöglich macht in eine private Krankenversicherung<br />
abzuwandern. „Unser<br />
System ist freier und transparenter“, vergleicht<br />
Schaffer.<br />
Doch auch inÖsterreich ist nicht alles<br />
Gold, was glänzt: Der Wettbewerb unter<br />
den Medizinern ist viel härter. Und die<br />
Österreichische Ärztekammer klagt über<br />
immer mehr arbeitslose Ärzte. Bis 2020<br />
rechnet sie mit fast 10.000 Doktoren ohne<br />
Job. Darüber hinaus herrscht in Österreich<br />
laut Schaffer „völlige Niederlassungsfreiheit“.<br />
„Überspitzt gesagt könnte der<br />
Arzt sogar in einer Apotheke arbeiten.“<br />
<strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner Baumgärtner<br />
hat sich die Vorzüge des Wahlarztsystems<br />
mit großem Interesse angehört, doch<br />
seine Begeisterung hält sich inGrenzen:<br />
„Bevor ich mir ein eigenes Bild mache,<br />
muss ich mehr über das österreichische<br />
Gesundheitssystem erfahren.“ Darüber<br />
hinaus gefällt Baumgärtner das Schweizer<br />
Modell noch besser. „Dort gibt es eine<br />
durchgehende Kostenerstattung für alle<br />
Bereiche, kein Nebeneinander zweier<br />
Systeme wie in Österreich.“<br />
Angelina Schütz
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<strong>MEDI</strong>TIMES AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Streitpunkt DMP:<br />
Warum <strong>MEDI</strong> GbRen<br />
eigene Wege gehen…<br />
Wenn Ärzte über das Thema Disease-<br />
Management–Programme diskutieren,<br />
geht es meistens heiß her –auch bei<br />
<strong>MEDI</strong>. Grund genug für eine Mitgliederumfrage<br />
zum DMP Koronare Herzkrankheit.<br />
Das Ergebnis: 62 Prozent der<br />
befragten <strong>MEDI</strong> Ärzte sind gegen eine<br />
Teilnahme. Und einige <strong>MEDI</strong> Netze<br />
gehen sogar ganz eigene Wege: Sie haben<br />
sichgegen die Umsetzung aller bisher<br />
bestehenden DMPs entschieden.<br />
Weder im<br />
Neckar–Odenwald–Kreis…<br />
Dr. Christoph Kaltenmaier, Allgemeinarzt<br />
und Geschäftsführer der GbR Neckar–<br />
Odenwald–Kreis, holt tief Luft, bevor er<br />
mit der Aufzählung von Gründen gegen<br />
die DMPs beginnt. Für ihn ist völlig klar,<br />
dass sie nur den Kassen nützen: „Ich sehe<br />
nicht ein, warum wir uns zu Büroarbeitern<br />
und Medizinbürokraten für die<br />
Krankenkassen machen lassen“, lautet<br />
sein Fazit. Er rechnet vor, dass die Krankenkassen<br />
aus dem Risikostrukturausgleich<br />
pro Patient und Jahr nette Summen<br />
einnehmen, während die Ärzte sich<br />
mit ein paar Euro begnügen müssen.<br />
Aber selbst bei guter Bezahlung und gelösten<br />
bürokratischen Problemen würde<br />
Kaltenmaier nicht bei den DMPs mitmachen.<br />
„Das ist eine Grundsatzentscheidung“,<br />
fasst er zusammen. „Wir haben in<br />
unserer GbR entschieden, dass wir uns<br />
nur an leitliniengerechten DMPs beteiligen.“<br />
Und leitlinienkonform ist seiner<br />
Ansicht nach weder das DMP Diabetes<br />
„Wir Ärzte sind nur unseren<br />
Patienten verpflichtet“,<br />
findet Detlev Geßner.<br />
noch das DMP KHK. Kaltenmaiers Auffassung<br />
ist eindeutig: Die DMPs sind weder<br />
für einen kompetenten Arzt noch für<br />
einen chronisch Kranken eine Hilfe, sondern<br />
helfen einzig den Krankenkassen<br />
dabei, Geld aus dem Risikostrukturausgleich<br />
zu erhalten.<br />
…noch imKinzigtal werden<br />
bisherige DMPs befürwortet!<br />
Auch imKinzigtal haben sich die <strong>MEDI</strong><br />
Ärzte gegen die beiden DMPs entschieden.<br />
Dr.Detlev Geßner,Allgemeinarzt aus<br />
Haslach, ist ein überzeugter Gegner der<br />
bestehenden DMPs, die er als reine Geldbeschaffungsmaßnahmen<br />
der Kassen<br />
sieht. „Aber dazu“, soGeßner, „sind wir<br />
Ärzte nicht da, wir sind unseren Patienten<br />
verpflichtet!“ Dabei ist Geßner kein<br />
Mensch, der die Konfrontation sucht, im<br />
Gegenteil: „Das muss jede GbR für sich<br />
entscheiden“, findet er. Aber in Fragen,<br />
die ihm wirklich wichtig sind, will er sei-<br />
12<br />
Will nur bei leitliniengerechten<br />
DMPs mitmachen:<br />
Christoph Kaltenmaier<br />
nen Standpunkt – bzw. den des Medizinischen<br />
Qualitätsnetzes Ärzteinitiative<br />
Kinzigtal e.V. –eben doch durchsetzen.<br />
Und der lautet: „Als Anwälte unserer Patienten<br />
fühlen wir uns verpflichtet, die<br />
DMPs abzulehnen.Und auchdas ärztliche<br />
Standesrecht verpflichtet uns zu einer<br />
Therapie nach dem Stand des Wissens.“<br />
Im Kinzigtal wird übrigens nicht von<br />
oben herab entschieden, ob der Ärzteverein<br />
für oder gegen DMPs ist. Da werden<br />
die Chronikerprogramme mit den Leitlinien<br />
der Fachgesellschaften verglichen,<br />
geprüft und die Behandlungsziele unter<br />
die Lupe genommen. Nach einer entsprechenden<br />
Diskussion wird dann basisdemokratisch<br />
entschieden, wie es weiter<br />
geht. Und bisher ist das Votum klar:<br />
Diese DMPs werden nicht mitgemacht!<br />
Ruth Auschra
BLICKWINKEL<br />
DMPs machen<br />
völlig unnötige<br />
Arbeit!<br />
„Bei entsprechender Praxissoftware<br />
ist die Dokumentation<br />
keine Frage mehr. Wenn der Prozess<br />
mal läuft,dann läuft er.“<br />
Dr. Achim Hoffmann–Goldmayer<br />
bei einer Pressekonferenz am 7.Juli<br />
in Stuttgart<br />
Alles im Lot also? Einige <strong>MEDI</strong> Ärzte, die<br />
wir zum Thema DMPs und Dokumentation<br />
befragten, sahen das anders. Hier<br />
zwei Streiflichter:<br />
• „Ein Problem ist, dass Bögen weiß<br />
Gott wie oft hin und her geschickt<br />
werden, z. B weil nach der letzten<br />
Korrektur noch die Unterschrift fehlte,<br />
dann irgendwann die Frist für die<br />
Folgedokumentation abgelaufen ist<br />
und es dann heißt, jetzt müsste eine<br />
Neueinschreibung erfolgen. DMPs<br />
machen nach wie vor sehr viel Arbeit.<br />
Korrekturanforderungen kommen<br />
manchmal erst drei Monate nach<br />
Einsendung.“<br />
Dr. Stefan Sachtleben,<br />
Arzt für Allgemeinmedizin, Pirmasens<br />
• „Die DMPs ergeben in unserer medizinischen<br />
Alltagsarbeit keinen Gewinn:<br />
Weder für die Patienten noch<br />
für den Arzt. Der finanzielle Aspekt<br />
wird durch die Arbeitsleistung nicht<br />
vergütet, die entstandene Datenunsicherheit<br />
lässt sogar Theologen im<br />
dritten Semester am verwendeten<br />
Sachverstand zweifeln.“<br />
Friedrich Kähny,Arzt für<br />
Allgemeinmedizin, Gammertingen<br />
AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Weil <strong>MEDI</strong> seinen Mitgliedern von der<br />
Teilnahme am DMP KHK abrät, werfen<br />
die beiden Vertragspartner AOK und<br />
KV Baden–Württemberg dem Verbund<br />
Stimmungsmache mit falschen Argumenten<br />
vor. Stein des Anstoßes war<br />
eine Umfrage, bei der <strong>MEDI</strong> die Einschätzung<br />
seiner Mitglieder zum DMP<br />
erfahren wollte.<br />
62% der 991 teilnehmenden Ärzte stimmten<br />
mit „Nein“ auf die Frage, ob <strong>MEDI</strong><br />
Ärzte grundsätzlich am DMP KHK teilnehmen<br />
sollen. 53% wollten, dass <strong>MEDI</strong><br />
künftig nur noch Verträge von Krankenkassen<br />
befürwortet, die Partner von<br />
<strong>MEDI</strong> im Wettbewerb sind.<br />
Der Erweiterte Vorstand von <strong>MEDI</strong><br />
Baden–Württemberg reagierte umgehend<br />
auf die Umfrageergebnisse und<br />
riet seinen Mitgliedern von einer Teilnahme<br />
am DMP ab. Gründe: Mangelnde<br />
Qualität, hoher bürokratischer Aufwand<br />
und mangelhafter Datenschutz.<br />
„Sensible Versichertendaten wie Angaben<br />
zum Rauchen, zur Anamnese, zu<br />
Laborwerten und zu einzelnen Medikamenten<br />
wandern unverschlüsselt zur<br />
AOK“, erklärt der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende Dr.<br />
13<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
<strong>MEDI</strong> Umfrage erzürnt AOK und KV<br />
Werner Baumgärtner. Darüber hinaus sei<br />
die Dokumentation viel zu umfangreich<br />
und die wissenschaftlichen Standards bei<br />
Einschreibung, Diagnosestellung, Therapie–<br />
und Verlaufsüberwachung veraltet.<br />
Fazit: Solassen sich die DMP-Ziele nicht<br />
verwirklichen.<br />
Negatives Ärzte–Votum kommt<br />
ungelegen<br />
Solche Töne hört die AOK gar nicht<br />
gerne. Schließlich will sie möglichst viele<br />
Ärzte und Patienten in ihr DMP lotsen,<br />
um möglichst viel aus dem Geldtopf mit<br />
Namen Risikostruktur–Ausgleichsverordnung<br />
(RSAV) zu schöpfen. Also ließ sie in<br />
einer gemeinsamen Pressemitteilung mit<br />
der KV wenig überzeugend verlauten:<br />
„Was den Datenfluss und die Leitlinien<br />
angeht, haben wir ein Programm auf den<br />
Weg gebracht, das allen Anforderungen<br />
vollauf gerecht wird.“<br />
Darüber hinaus versuchte der AOK–<br />
Chef Dr. Rolf Hoberg Baumgärtner persönlich<br />
unter Druck zu setzen: Ineinem<br />
Brief an den <strong>MEDI</strong> Vorsitzenden holte<br />
Hoberg zunächst zum Rundumschlag auf<br />
die Pressearbeit von <strong>MEDI</strong> aus, bevor er<br />
die <strong>MEDI</strong> Kritik am DMP ins Visier nahm.<br />
Baumgärtner blieb gelassen und schlug<br />
dem AOK–Vorsitzenden vor, sich öffentlich<br />
über die Sinnhaftigkeit des DMP KHK,<br />
„insbesondere der Übermittlung einzelner<br />
Patientendaten auseinander zu setzen.“<br />
Die AOK hat bis heute nicht darauf<br />
geantwortet.<br />
Angelina Schütz
<strong>MEDI</strong>TIMES AUS B ERLIN<br />
<strong>MEDI</strong> legt IV–Vertrag zur<br />
Katarakt–OP lahm<br />
Um Geld mit Kataraktoperation zu machen,<br />
hat die DAK mit einer Berliner<br />
Augenklinik einen Vertrag zur integrierten<br />
Versorgung abgeschlossen. Der<br />
stößt bei <strong>MEDI</strong> Berlin auf große Ablehnung,<br />
weil er keine bessere Behandlungsqualität<br />
verspricht, dafür aber die<br />
Gesamtvergütung zu schmälern droht.<br />
Mit über 600.000 Eingriffen pro Jahr in<br />
<strong>Deutschland</strong> ist die wirtschaftliche Bedeutung<br />
der Kataraktoperation nicht zu<br />
unterschätzen. Trotzdem bestand vor der<br />
Einführung der 1%–Anschubfinanzierung<br />
für die integrierten Versorgung (IV) kein<br />
Interesse an einer sektorübergreifenden<br />
Versorgung.<br />
Die meisten Kataraktextraktionen<br />
werden ambulant gemacht, eine Integration<br />
mehrerer Versorgungsebenen ist dabei<br />
nicht erforderlich. Da viele Operationen<br />
in Tropfanästhesie, also ohne<br />
Injektion, durchgeführt werden, ist eine<br />
allgemeinmedizinische Versorgung ebenfalls<br />
unnötig. Wird der Eingriff stationär<br />
oder ambulant im Krankenhaus gemacht,<br />
handelt es sich um eine reine<br />
Auftragsleistung. Und auch die Kommunikation<br />
zwischen den Niedergelassenen<br />
und dem stationären Bereich hat bisher<br />
gut funktioniert.<br />
IHRE ANSPRECHPARTNER<br />
VOR ORT<br />
Zum Qualitätsmanagement:<br />
Karsten Köhler<br />
Tel. 030 / 25 46 96 24<br />
Fax 030 / 25 46 96 27<br />
Für Schulungen zur Kostenerstattung:<br />
Manuela Dietrich<br />
Tel. 030 / 25 46 96 24<br />
Fax 030 / 25 46 96 27<br />
Wehrt sich gegen die<br />
Schmälerung der<br />
Gesamtvergütung durch<br />
IV-Verträge: Uwe Kraffel.<br />
Geld macht erfinderisch –<br />
das bekommen auch<br />
die Niedergelassenen zu spüren<br />
Doch wo Geld ist, ist auch ein Wille. Und<br />
wo ein Wille ist, findet sich ein Weg. Und<br />
so schloss die kleinste echte Augenklinik<br />
Berlins, das Gertrauden–Krankenhaus,<br />
mit der DAK einen IV–Vertrag zur<br />
Kataraktextraktion ab. Damit die Integration<br />
auch tatsächlich stattfindet, sollen<br />
Niedergelassene dem Vertrag beitreten.<br />
Dabei sind die Eckpunkte des Vertrags<br />
eher schlicht:<br />
• Die Klinik bekommt für die Operation<br />
eine definierte Vergütung.<br />
• Der Zuweiser bekommt für seine Vor–<br />
und Nachbehandlung eine Pauschale.<br />
• Der Patient bekommt einen OP–Termin<br />
binnen drei statt der üblichen vier<br />
Wochen.<br />
Die Klinik erhofft sich mehr Operationen,<br />
wobei die Vergütungshöhe dem üblichen<br />
14<br />
Bereich entspricht. Den großen Reibach<br />
macht hier die DAK: Die Kosten für das<br />
Implantat können auf die KV und die<br />
Krankenhäuser im Rahmen des 1%–Topfes<br />
abgewälzt werden.<br />
DAK hofft auf den<br />
großen Reibach<br />
Der Vorstand von <strong>MEDI</strong> Berlin hat deshalb<br />
Gespräche mit dem Gertrauden-<br />
Krankenhaus aufgenommen und den Verantwortlichen<br />
seine Probleme mit diesem<br />
IV–Vertrag erklärt. Ein Vertreter der<br />
DAK kam zu dem Gespräch nicht hinzu.<br />
Obwohl die Verantwortlichen des Gertrauden–Kranken-hauses<br />
keine definitiven<br />
Zusagen machen wollten, wird der<br />
Vertrag derzeit nicht aktiv beworben und<br />
findet im Alltag nicht statt. Allein die DAK<br />
zieht weiter fröhlich Geld ab. Doch der<br />
Tagder Abrechnung naht. 2007 müssen<br />
die Krankenkassen ihre Ausgaben und<br />
Einsparungen belegen.<br />
Dr. Uwe Kraffel<br />
Vorstandsmitglied von<br />
<strong>MEDI</strong> Berlin und der KV Berlin<br />
Foto: KV Berlin<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte aus Berlin finden alle<br />
wichtigen Termine im Internet unter<br />
➜ www.<strong>MEDI</strong>BERLIN.de<br />
KONTAKTE<br />
<strong>MEDI</strong> Verbund Berlin<br />
c/o HWS<br />
Bleibtreustraße 24, 10707 Berlin<br />
Tel. 030 /88 70 99 75<br />
Fax 030 / 88 70 99 74<br />
info@mediberlin.de<br />
Ärzteinitiative<br />
Vorsitzender: Dr. Wolfgang Mitlehner<br />
Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
Tel. 030 / 391 87 47<br />
Fax 030 / 399 03 889<br />
wolfgang.mitlehner@t-online.de<br />
<strong>MEDI</strong> GmbH Berlin<br />
Geschäftsführer: Karsten Köhler<br />
Tel. 030 /831 32 61<br />
dres.kruse@t-online.de
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<strong>MEDI</strong>TIMES GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Kostenerstattung etablieren –<br />
auch gegen<br />
Hindernisse und Vorurteile<br />
Für den <strong>MEDI</strong> Verbund ist die Etablierung<br />
der Kostenerstattung eines der<br />
wichtigsten politischen Ziele. Trotz vieler<br />
Hindernisse und Vorurteile sieht <strong>MEDI</strong><br />
gute Chancen, sein Ziel zu erreichen.<br />
„Wir wollen die Kostenerstattung“ – schon<br />
das Positionspapier von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
lässt keinen Zweifel aufkommen:Die<br />
Kostenerstattung wäre für die ambulant<br />
tätigen Ärzte in<strong>Deutschland</strong> ein großer<br />
Fortschritt. Ein Allheilmittel ist sie aber<br />
nicht.So schützt auchdie Kostenerstattung<br />
nicht davor, dass die großen Krankenkassen<br />
in Zukunft verstärkt ihre Marktmacht<br />
ausnutzen und versuchen werden, Einzelverträge<br />
mit Ärzten abzuschließen.<br />
Baumgärtner sieht KVen<br />
in der Pflicht<br />
Doch die Vorteile liegen auf der Hand.<br />
Kostenerstattung ist ein transparenteres<br />
System als die Sachleistung und macht<br />
die Honorarverteilung überflüssig – vielleicht<br />
der entscheidende Grund, weshalb<br />
so viele KVen dem Thema so zögerlich,oftmals<br />
ablehnend gegenüber stehen. <strong>MEDI</strong><br />
Chef Dr. Werner Baumgärtner kennt zwar<br />
Ausnahmen – in Bayern und Mecklenburg–Vorpommern<br />
bescheinigt er den<br />
KVen sogar große Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
der Kostenerstattung – vor der<br />
eigenen Haustür in Baden-Württemberg<br />
aber hat er in KV-Reihen entschiedene<br />
Gegner der Kostenerstattung. „Viele KVen<br />
haben das Thema noch gar nicht richtig<br />
begriffen“, glaubt Baumgärtner. Nach seinen<br />
Erfahrungen wünschen sich viele<br />
Kollegen aber gar nicht, dass sich die<br />
KVen in dieses Thema einmischen. Er<br />
selbst sieht die Körperschaften bei<br />
bestimmten Aufgaben aber in der Pflicht.<br />
Erste Pflicht: Die KVen sollten das Thema<br />
positiv begleiten und innerärztlichen<br />
Streit darüber vermeiden. Zweite Pflicht:<br />
Die KVen haben dafür zu sorgen, dass die<br />
Kostenerstattung nicht zu Lasten der<br />
Gesamtvergütung geht. Allerdings zögert<br />
<strong>MEDI</strong> nicht, die Kostenerstattung notfalls<br />
gegen den Willen von KVen zu etablieren.<br />
„Die KVen manövrieren sich selbst ins<br />
Abseits, wenn sie die Kostenerstattung<br />
bremsen“, glaubt Baumgärtner.<br />
Konsens mit den<br />
Genossenschaften<br />
Unterstützung findet <strong>MEDI</strong> bei den Ärztegenossenschaften.<br />
Beim jüngsten Treffen<br />
der beiden Organisationen Ende Juli<br />
wurde deutlich, dass beide Seiten in dieser<br />
Frage weitgehend an einem Strang<br />
ziehen. „Die Kostenerstattung muss kommen“,<br />
bestätigte Dr. Klaus Bittmann. Der<br />
Sprecher der Ärztegenossenschaften zeigte<br />
sich allerdings deutlich zurückhaltender<br />
als Baumgärtner, weil die Genossen<br />
bislang doch recht ernüchternde Erfahrungen<br />
mit ihrer Kostenerstattungsoffensive<br />
„GKVplus“ gesammelt haben. Das<br />
Programm, das die führende Genossenschaft<br />
in Schleswig–Holstein in Federführung<br />
entworfen hatte, wird von den<br />
Versicherten bislang kaum genutzt.<br />
Baumgärtner kennt den Grund: „Kostenerstattung<br />
muss für den Arzt kostendeckend<br />
sein. Mit dem einfachen GOÄ–Satz<br />
ist das nicht möglich.“ Damit spielt er auf<br />
die im GKVplus–Programm enthaltene<br />
Zusage der teilnehmenden Ärzte an, sich<br />
bei der Abrechnung auf das Mindestmaß<br />
zu beschränken. „Wenn für die Ärzte kein<br />
16<br />
Anreiz besteht, können sie ihre Patienten<br />
auch nicht überzeugen“, so Baumgärtner.<br />
Bittmann dagegen will vermeiden,<br />
dass Patienten durch womöglich überzogene<br />
Rechnungen abgeschreckt werden.<br />
Solche Abrechnungen, befürchtet er,<br />
könnten eine schädliche Debatte um die<br />
Kostenerstattung bewirken. Trotz dieses<br />
Unterschieds sehen beide Verbünde<br />
keine unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten.<br />
Noch bestehende Differenzen<br />
könnten schon bald ausgeräumt<br />
werden: „Wir werden mit Sicherheit auf<br />
eine einheitliche Linie kommen“, glaubt<br />
Baumgärtner.<br />
<strong>Deutschland</strong> muss eigenen Weg<br />
gehen<br />
Ein Blick ins Ausland, etwa zum österreichischen<br />
Wahlarztsystem (siehe Artikel<br />
auf Seite 10) zeigt, dass Kostenerstattung<br />
von Patienten keinesfalls abgelehnt wird.<br />
Allerdings warnt Baumgärtner davor, andere<br />
Systeme eins zu eins auf <strong>Deutschland</strong><br />
übertragen zu wollen. „Ein anderes<br />
Modell einfach überstülpen, funktioniert<br />
nicht. <strong>Deutschland</strong> muss einen eigenen<br />
Weg gehen.“ Ein Beispiel: In Österreich<br />
haben sichdie Wahlärzte weitgehend aus<br />
dem Kassensystem verabschiedet. Der<br />
Vertragsbeziehung zwischen Arzt und<br />
Patient kommt damit eine weit größere<br />
Bedeutung zu – mit der Konsequenz,<br />
dass der Patient oft nicht weiß, was ihn<br />
finanziell erwartet.„Soetwas wärebei uns<br />
undenkbar“, sagt Baumgärtner, „Ärzte<br />
und Patienten müssen wissen, was sie<br />
finanziell erwartet.“<br />
Erste Erfahrungen des Kostenerstattungsmodells<br />
in Nordbaden stimmen ihn<br />
zuversichtlich. Die Resonanz auf das seit<br />
Januar laufende Modell, bei dem Patienten<br />
eine Zusatzversicherung abschließen<br />
können, eine Rechnung nach GOÄ erhalten<br />
und anschließend einen Teil des<br />
Rechnungsbetrages von den Kassen<br />
erstattet bekommen, ist – anders als bei<br />
GKVplus der Genossenschaften – gut.<br />
Baumgärtners Fazit: „Daran können wir<br />
sehen, dass sich Kostenerstattung durchsetzen<br />
kann. Viele Patienten schließen ja<br />
für stationäre Behandlungen eine Zusatzversicherung<br />
ab –das wird auch imambulanten<br />
Bereich funktionieren.“<br />
Dirk Schnack
NACHGEFRAGT BEI<br />
Dr. Werner<br />
Baumgärtner<br />
„Wir wollen Menschen<br />
behandeln, nicht Fälle<br />
verwalten“<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Dr. Baumgärtner, die<br />
Vorurteile bei vielen Versicherten sind<br />
groß, viele Krankenkassen raten ihren<br />
Mitgliedern ab. Ist Kostenerstattung in<br />
<strong>Deutschland</strong> trotzdem realisierbar?<br />
Baumgärtner :Die Vorurteile werden von<br />
denen geschürt, die eigene Vorteile vom<br />
Sachleistungssystem haben. Beim mündigen<br />
Versicherten spielt heute Transparenz<br />
und Eigenverantwortung eine<br />
größere Rolle. Auch das Solidaritätsprinzip<br />
gelangt an Grenzen, weil es von vielen<br />
ausgenutzt wird. Warum sollte ein Versicherter<br />
Doctor–Hopping anderer mitbezahlen,<br />
warum sollte er überbordende<br />
Bürokratie in Arztpraxen, bei Kassen und<br />
KVen mitfinanzieren? Zudem ist Rechnungsstellung<br />
im Gesundheitswesen in<br />
anderen Ländern üblich und im deut-<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
schen Alltag Standard. Ist unsere Arbeit<br />
keine feste Bezahlung und Rechnung<br />
wert, wie bei anderen Berufen? Wer es<br />
ernst meint mit dem Wettbewerb im<br />
Gesundheitswesen und dabei die freie<br />
Arztwahl erhalten und überbordende Bürokratie<br />
vermeiden will, braucht die Kostenerstattung.<br />
Im Übrigen<br />
kann man bei der Kostenerstattung<br />
auch mit Abdingung<br />
arbeiten, wenn<br />
die Rahmenbedingungen<br />
klar sind –auch das spart<br />
Verwaltungskosten.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Wie wollen<br />
Sie die Patienten überzeugen?<br />
Baumgärtner : Wir müssen<br />
nicht nur die Patienten<br />
überzeugen, sondern<br />
alle Menschen in <strong>Deutschland</strong>.<br />
Das größte Hindernis<br />
sind Totschlagargumente<br />
wie Zweiklassenmedizin,<br />
die Ärzte<br />
wollen sich bereichern,<br />
Rechnungsstellung überfordert<br />
die Alten und die<br />
sozial Schwachen usw.<br />
Tatsache ist, dass die Bürokratie<br />
immer mehr<br />
Geld verschlingt, welches<br />
wir für die kranken Menschen<br />
brauchen könnten. Die Verwaltungskosten<br />
der GKV sind heute fast so<br />
hoch wie die Kosten für die gesamte<br />
hausärztliche Versorgung in <strong>Deutschland</strong>.<br />
Rechnet man noch die Verwaltungskosten<br />
der Selbstverwaltung und der Praxen<br />
dazu, die notwendig sind, um das System<br />
zu kontrollieren und am Laufen zu halten,<br />
wird klar, woman bei der Überzeugungsarbeit<br />
ansetzen muss. Wir wollen in<br />
den Praxen wieder kranke Menschen<br />
behandeln statt Fälle zu verwalten.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Was raten Sie Ärzten, die<br />
Ihren Patienten Kostenerstattung anbieten<br />
wollen?<br />
Baumgärtner : Es ist nicht Aufgabe der<br />
Ärzte, den Patienten Kostenerstattung anzubieten.<br />
Wir können in den Praxen die<br />
17<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
Patienten über augenblickliche Möglichkeiten<br />
informieren, die Nachfrage für den<br />
ambulanten Bereich ist aber wegen der<br />
engen Spielräume im SGB V und wegen<br />
der „Aufklärung“ durch die Kassen eher<br />
gering. Deshalb wollen wir eine Änderung<br />
des § 13 SGB V,damit auchÄrzte und Psychotherapeuten<br />
die Kostenerstattung<br />
wählen können. Damit geht sie in den<br />
Wettbewerb zum Sachleistungssystem<br />
und es kann sich ein Nebeneinander beider<br />
Systeme, mit definierten Konditionen<br />
wie in Österreich, ergeben. Dafür sollen<br />
sich unsereMitglieder einsetzen und dem<br />
Patienten, der von sich aus Kostenerstattung<br />
und eine Zusatzversicherung<br />
erwägt, zum Abschluss raten. Warum sollen<br />
sich Patienten nur für den stationären<br />
Bereich zusatzversichern –auch unsere<br />
ambulante Behandlung ist eine Bezahlung<br />
wert, die über den 77,9 Cent pro<br />
Arztminute des EBM liegt.<br />
ds<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg e.V.<br />
Industriestrasse 2<br />
70565 Stuttgart<br />
E–Mail: info@medi-verbund.de<br />
Tel.: 0711/8060790<br />
Fax: 0711/80607950<br />
www.medi-deutschland.de<br />
Redaktion<br />
Angelina Schütz<br />
Verantwortlich i.S.d.P.<br />
Dr. med. Werner Baumgärtner<br />
Design<br />
Heinz P.Fothen<br />
Druck<br />
W.Kohlhammer Druckerei<br />
GmbH &Co.Stuttgart<br />
Erscheinungsweise vierteljährlich<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
des Herausgebers<br />
Die nächste <strong>MEDI</strong>TIMES erscheint<br />
im Dezember 2005 .<br />
Anzeigenschluss ist der 31. Oktober.
„Die Vergangenheit können wir nicht<br />
ändern, uns bleibt aber noch die Zukunft“<br />
lautet ein Spontispruch, der<br />
auch für das Projekt „Ärztehaus Zuffenhausen“<br />
gilt. Die niedergelassenen<br />
Ärzte dort haben damit angefangen,<br />
ihre berufliche Zukunft in die eigenen<br />
Hände zu nehmen und eine Vernetzung<br />
einzuleiten.<br />
Bei der Planung des Ärztehauses spielen<br />
wirtschaftliche Erwägungen eine zentrale<br />
Rolle. Für einen Teil der Ärzte liegt die<br />
Zukunft in Ärztehäusern und ärztlichen<br />
Kooperationen, besonders für städtische<br />
Ärzte. An der aktuellen Situation stören<br />
die sinkenden Einnahmen aus dem GKV–<br />
Bereich und der Wertverfall der Altpraxen.<br />
Beides soll durch das neue Ärztehaus<br />
besser werden. Augenarzt Dr. Adam<br />
Kaiser sieht die Situation aber auch kritisch:<br />
„Hier geht es um so hohe Summen,<br />
dass jeder Arzt eine kardinale Entscheidung<br />
treffen muss – mit einem gesunden<br />
Misstrauen gegenüber Beratern,<br />
die einen reich rechnen wollen. Ich sehe<br />
das Ärztehaus als Zukunfts-Investition,<br />
die sich langfristig lohnen wird.“<br />
Die eigene Position stärken<br />
„Ärzte,die als Einzelkämpfer arbeiten, werden<br />
von allen Parteien politisch an die<br />
Wand gedrückt“, erklärt Kaiser.Er sucht die<br />
Ärztegemeinschaft auch, um seine Interessen<br />
gemeinsam mit anderen gebündelt<br />
zu vertreten. So will er eine stärkere Position<br />
vor Ort erreichen, ander die regionale<br />
Politik nicht so leicht vorbei kann.<br />
Nutzen für Patienten<br />
Im Ärztehaus wollen die Kollegen mehr<br />
Zeit für ihre Patienten haben und durch<br />
eine verbesserte Organisation Papierkram,<br />
Statistiken und nervige Bürokratie<br />
mit weniger Aufwand erledigen. Die Patienten<br />
sollen durch bessere Versorgungsmöglichkeiten<br />
vom Ärztehaus profitieren.<br />
Kaiser etwa würde am liebsten eine Situ-<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Ärztehaus Zuffenhausen:<br />
Von der Idee<br />
zum ersten Spatenstich<br />
ation schaffen, wie er sie vom Bundeswehrkrankenhaus<br />
Ulm kennt: „Alle Fachrichtungen<br />
arbeiten auf einer Ebene, so<br />
ist eine vollständige Kopfabklärung an einem<br />
Tag möglich“. Die Zuffenhausener<br />
Immobilie soll sogeplant werden, dass<br />
NACHGEFRAGT BEI<br />
Jürgen Majerus<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Herr Majerus, als Mediziner<br />
und Berater haben Sie Erfahrungen mit<br />
Ärzte–Kooperationen. Welche Erwartungen<br />
an ein Ärztehaus sind realistisch?<br />
Majerus: Für die Patienten bedeutet ein<br />
Ärztehaus in der Regel eine Verbesserung.<br />
Das gilt aber nicht immer für die<br />
beteiligten Praxen: Solche mit wenigen<br />
Nicht–GKV–Angeboten und ohne straffes<br />
Management werden sich auch in<br />
einem Ärztehaus schwer tun. Der unternehmerische<br />
Anspruch eines Ärztehauses<br />
liegt weit über dem an eine Praxis.<br />
Und die steigenden Arztpraxis–Insolvenzen<br />
sind auch für Ärztehäuser ein ernstes<br />
Signal! Von der Lokalpolitik würde ich<br />
nicht zu viel Unterstützung erwarten –<br />
auchnicht beteiligteKollegen sind Wähler<br />
und das womöglich kommunale Krankenhaus<br />
wird schlagkräftige Konkurrenz vor<br />
Ort nicht sonderlich mögen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Was ist in der Vorbereitungsphase<br />
wichtig?<br />
Majerus: Je besser eine Praxis medizinisch,<br />
organisatorisch und kaufmännisch<br />
aufgestellt ist, desto mehr profitiert sie<br />
von einem Ärztehaus – und das Ärztehaus<br />
von ihr. Die Messlatte zur Aufnahme eines<br />
Kollegen in das Ärztehaus sollte also<br />
recht hoch liegen, nicht–medizinische<br />
Defizite sollten spätestens ein Quartal<br />
vor Einzug ins Ärztehaus beseitigt sein.<br />
18<br />
auch gehbehinderte Patienten problemlos<br />
Zugang haben.<br />
Bei dem Gedanken andie Zukunft im Ärztehaus<br />
kommt bei den Ärzten Vorfreude<br />
auf: Alle hoffen, dass sich das Ärztehaus<br />
im Wettbewerbbewährt und der Wert der<br />
eigenen Praxen erhalten bleibt. Kaiser<br />
sieht sich in zehn Jahren auf den Bahamas<br />
liegen. Andere bleiben realistischer:<br />
Sie möchten in zehn Jahren die GKV–Zeiten<br />
hinter sich lassen und vielleicht noch<br />
privat arbeiten.<br />
Ruth Auschra<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Woran denken Sie hier?<br />
Majerus: Optimale interne Strukturen<br />
und Prozesse entscheiden über den Erfolg<br />
eines Ärztehauses. Und weil die<br />
funktionieren sollten, bevor der erste Patient<br />
das Haus betritt, ist vorab ein technischer<br />
und organisatorischer Abgleich<br />
zwischen den beteiligten Ärzten notwendig:<br />
Etwa identische EDV–Ausstattung,<br />
gemeinsame Kommunikationsbasis und<br />
eine vernetzte Patientenkoordination.<br />
Aber auch die beste Ausstattung nützt<br />
wenig, wenn nicht alle Beteiligten systematisch<br />
Schulungen und echtes Alltags-<br />
Training absolvieren.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Welche wirtschaftlichen Vorteile<br />
sind in welchen Zeiträumen realistisch?<br />
Majerus: Das hängt sowohl von der beruflichen<br />
als auch der privaten Situation<br />
der beteiligten Ärzte ab und ist auch<br />
nach Jahren gemeinsamer Arbeit im Ärztehaus<br />
oft noch sehr unterschiedlich.<br />
Wenn bewährte Regeln für Gewerbeimmobilien<br />
(Top–Platzierung, Schonung Eigenkapital<br />
usw.) beachtet werden und<br />
die Gesamtleistung des Ärztehauses geschickt<br />
im regionalen Markt platziert<br />
wird, dürfte die Rendite insgesamt über<br />
der früherer Einzelpraxen liegen. Außer in<br />
glücklichen Ausnahmefällen wird man<br />
sich im üblichen Bereich für kleine und<br />
mittlere Unternehmen bewegen. Das<br />
heißt: Eine Rendite unter 10% bei einer<br />
Amortisation von mehr als 15 Jahren.<br />
ra
Statt fremdfinanzierter<br />
MVZ lieber eigenfinanzierte<br />
Ärztehäuser!<br />
So retten Sie Ihren Arztsitz<br />
und bleiben Freiberufler<br />
Den niedergelassenen Ärzten geht’s an<br />
ihre Existenz: Mit der Einführung der medizinischen<br />
Versorgungszentren (MVZ)<br />
kaufen immer mehr Kliniken Haus– und<br />
Facharztsitze auf und machen den Niedergelassenen<br />
dadurch Konkurrenz. Doch<br />
damit nicht genug: Diese neue Konkurrenz<br />
wird meist dual finanziert, also aus<br />
Steuermitteln subventioniert. Dagegen<br />
hat <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> eine Beschwerde<br />
bei der Europäischen Kommission in<br />
Brüssel eingereicht (siehe <strong>MEDI</strong> Times<br />
Nr.21).<br />
Im Gegensatz zu den fremdfinanzierten<br />
MVZ fördert <strong>MEDI</strong> Ärztehäuser mit<br />
freiberuflichen Strukturen. Ärzte sollen<br />
sich nicht von Kliniken einkaufen lassen,<br />
sondern selbst zu Investoren werden!<br />
Dazu hat <strong>MEDI</strong> in Zusammenarbeit mit<br />
Juristen, Steuerberatern, und Architekten<br />
ein eigenes Konzept erarbeitet.<br />
Außerdem möchte <strong>MEDI</strong> ab Herbst<br />
eigene Veranstaltungsreihen zum Thema<br />
Ärztehäuser anbieten. Doch bevor die<br />
ersten Einladungen verschickt werden,<br />
möchten wir von unseren Mitgliedern<br />
wissen, ob es überhaupt genügend Interessenten<br />
dafür gibt.<br />
Bitte füllen Sie deshalb unseren<br />
Fragebogen aus und faxen Sie ihn zurück<br />
an die <strong>MEDI</strong> Dienstleistungs GmbH<br />
in Stuttgart unter 0711/ 80 6079–50<br />
Ja, ich würde eine Veranstaltungsreihe zu<br />
Ärztehäusern sehr begrüßen<br />
Nein, ich habe kein Interesse daran<br />
Ich bin bereits in einem Ärztehaus niedergelassen<br />
Ich plane in ein Ärztehaus zu investieren/<br />
mich ineinem Ärztehaus niederzulassen<br />
Fax an <strong>MEDI</strong> Dienstleistungs GmbH :<br />
0711- 806079-50<br />
MITGLIEDERUMFRAGE<br />
19<br />
PRAXISSTEMPEL<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES
<strong>MEDI</strong>TIMES GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Barmer–Rabatt–Vertrag:<br />
Fata Morgana<br />
auf Kosten der Ärzte<br />
Die Barmer Ersatzkasse hat mit den<br />
Generikaherstellern Ratiopharm, Hexal,<br />
Stadapharm, Betapharm und Sandoz<br />
einen Rabattvertrag nach § 130 aSGB V<br />
abgeschlossen. Ärzte, die am Barmer–<br />
Vertrag teilnehmen, sollen auf Einsparungen<br />
bei den Arzneimittelverordnungen<br />
getrimmt werden. Der <strong>MEDI</strong><br />
Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner<br />
kritisiert diesen Deal und gibt den<br />
Generika–Firmen zu verstehen: Wer<br />
beim Barmer–Vertrag mitmacht,<br />
kommt mit <strong>MEDI</strong> nicht ins Geschäft.<br />
„Wir stehen unter dem Druck unserer<br />
Mitglieder“, erklärt Baumgärtner und<br />
wundert sich, „dass Pharmafirmen und<br />
Apotheker an einem Vertrag mitmachen,<br />
der die Fachärzte ausgrenzt.“ Deshalb will<br />
der <strong>MEDI</strong> Chef mit anderen fachübergreifenden<br />
Ärzteorganisationen überlegen,<br />
wie man mit Generika–Firmen umgeht,<br />
die am Barmer–Vertrag teilnehmen.<br />
Nach Presseberichten werden Ärzte,<br />
die am Barmer–Modell mitmachen, zu<br />
30 % an Einsparungen bei den Arzneimitteln<br />
beteiligt. Die Barmer schöpft<br />
40%ab. Ärzte als Erfüllungsgehilfen der<br />
Barmer also? „Aus Marketing–Gesichtspunkten<br />
ist der Vertrag verständlich. Mich<br />
überrascht aber, dass das Sozialrecht<br />
erlaubt, was das Berufsrecht verbietet -<br />
eine direkte Vergütung der Ärzte aus potenziellen<br />
Einsparungen im Arzneimittelbereich“,<br />
so Baumgärtner. Er selbst habe,<br />
als er noch KV–Chef in Nordwürttemberg<br />
war, solche Bonusverträge abgelehnt.<br />
„Erstens wären wir Ärzte ineine Spardiskussion<br />
zu Lasten der Patienten gekommen<br />
und zweitens sind Einsparungen im<br />
Arzneimittelbereich eine Fata Morgana.“<br />
Schließlich werden bereits über 80%<br />
Generika im generikafähigen Bereich verordnet<br />
– mehr gehe einfach nicht.<br />
Darüber hinaus würde Baumgärtner<br />
gerne wissen, woeigentlich der Patient<br />
bei dem Deal bleibt und wie die Einsparungen<br />
überhaupt zu Stande kommen<br />
sollen. Hier dämpft er die Goldgräber–<br />
Stimmung seiner Kollegen:„Nachmeinen<br />
Informationen handelt es sich hier um<br />
GASTKOMMENTAR<br />
Verdienen mit<br />
Generika?<br />
Von der Berufsvertretung der Apotheker<br />
wird der Barmer Hausapothekenvertrag<br />
hochgelobt. Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Arzt und Apotheker wird gefördert,<br />
der Apotheker für seine Beratungsleistung<br />
ansatzweise honoriert – heißt es.<br />
Der Patient wird intensiv beraten, auf das<br />
freiverkäufliche Sortiment der Apotheke<br />
erhält er einen Rabatt. Und das Schönste<br />
für ihn: Die Praxisgebühr entfällt. Auch<br />
wenn viele Apotheker diesen Vertrag kritisch<br />
betrachten – sie machen dennoch<br />
mit, um keine Barmer–Versicherten zu<br />
verlieren, denn die suchen sich eine Apotheke,<br />
die Barmer–Apotheke ist. Keine<br />
Praxisgebühr bezahlen zu müssen, ist für<br />
viele Barmer–Versicherte Anreiz genug,<br />
sich beim Integrationsvertrag einzuschreiben.<br />
Die Nachteile scheinen sie (noch)<br />
nicht zu sehen: Beim Arztbesuch zuerst<br />
zum Hausarzt und keine freie Apotheken–<br />
und Arztwahl.<br />
Jetzt hat die Barmer nachgelegt: Sie<br />
will am verstärkten Einsatz von Generika<br />
bestimmter Generikahersteller profitieren<br />
und nutzt die Möglichkeiten,entsprechende<br />
Verträge mit Generikaherstellern zu<br />
schließen. Einkaufsvorteile, die die Hersteller<br />
dem Apotheker als Kaufmann gewährt<br />
haben, werden abgeschöpft und<br />
sollen zu 40%der Krankenkasse zufließen.<br />
Die restlichen 60%dürfen sich die<br />
Ärzte und Apotheker teilen –als Anreiz,<br />
mitzumachen: Der Arzt soll bevorzugt die<br />
Generika der beteiligten Generikahersteller<br />
verordnen und der Apotheker diese<br />
20<br />
Rabatte einzelner Pharmafirmen, die anschließend<br />
aufgeteilt werden. Ichgehe davon<br />
aus,dass maximal100 EuroproQuartal<br />
und Arzt ausgezahlt werden.“ Selbst<br />
bei der doppelten Summe würde sichdas<br />
kaum rechnen –bürokratischer Aufwand,<br />
innerärztlicher Ärger und Einsparzwänge<br />
gegenüber den Patienten stünden hier in<br />
keinem Verhältnis zum Gewinn.<br />
Angelina Schütz<br />
Generika – soweit es ihm im Rahmen<br />
von aut idem möglich ist – bevorzugt<br />
abgeben.<br />
Für den Apotheker bedeutet dieser<br />
Vertrag einen Verlust. Vom zur Verfügung<br />
stehenden Rabatt, den ein Unternehmen<br />
ihm bisher für seinen rationalen Einkauf<br />
gewährt hat, erhält er jetzt nur noch 30%<br />
– betriebswirtschaftlich lässt sich damit<br />
nicht viel anstellen. Der Arzt wird verleitet,Barmer–Versicherten<br />
die Präparatebestimmter<br />
Generikahersteller zu verschreiben:<br />
Soll er am Verordnen mitverdienen?<br />
Seine Unabhängigkeit aufgeben für ein<br />
paar Euro mehr? Solche Verträge sind in<br />
meinen Augen der Beginn einer Systemveränderung,<br />
die unsere bewährten und<br />
unabhängigen Strukturen in Frage stellt.<br />
Peter Ditzel<br />
AUTOR<br />
Peter Ditzel, Apotheker,<br />
ist Herausgeber und Chefredakteur<br />
der Deutschen Apotheker Zeitung,<br />
der größten Abonnementsfachzeitschrift<br />
für Apotheker.
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
OP–Zentren drängen<br />
in die ambulanteVersorgung<br />
Weil immer mehr Krankenhäuser unter<br />
finanziellem Druck stehen, versuchen<br />
sie ihre Leistungen im ambulanten Bereich<br />
auszuweiten. Egal obes Vermietungen<br />
von Praxisräumen an Niedergelassene,MVZ<br />
oder ambulanten OP–Zentren<br />
sind –inder Not werden so manche<br />
Verwaltungschefs erfinderisch.<br />
Doch die Niedergelassenen müssen<br />
nicht tatenlos zusehen.<br />
Besonders attraktiv sind für Krankenhäuser<br />
ambulante Operationszentren. Dabei<br />
wird selten Rücksicht auf bereits bestehende<br />
Strukturen genommen, was für<br />
die betroffenen niedergelassenen Fachärzte<br />
eine Bedrohung darstellt:<br />
• Die Krankenhäuser haben eine hohe<br />
Kompetenz für Operationen und hochspezialisierte<br />
Leistungen, während sie<br />
eine wohnortnahe Versorgung zu den<br />
wirtschaftlichen Konditionen im ambulanten<br />
Bereich gar nicht erbringen können.<br />
• Die Krankenhäuser werden dual finanziert,<br />
also aus Steuermitteln subventioniert.<br />
Daher können sie neue ambulante<br />
Zentren leichter finanzieren. Die Niedergelassenen<br />
müssen solche Versorgungsstrukturen<br />
alleine mit ihrem Honorar<br />
bewältigen und dies auf der Basis<br />
der Vergütung der Arztminute von 77,9<br />
Cent im neuen EBM. Gegen diese Wettbewerbsverzerrung<br />
klagt <strong>MEDI</strong> bei der<br />
Europäischen Kommission in Brüssel.<br />
• Viele nicht–operierende Ärzte überweisen<br />
immer noch am niedergelassenen<br />
Kollegen vorbei ins Krankenhaus.<br />
• Krankenhäuser können soimmer mehr<br />
Patienten an sich binden und ihr<br />
Know–how und ihr Leistungsspektrum<br />
sukzessive auf immer neue ambulante<br />
Bereiche ausdehnen und so die freiberuflichen<br />
Praxen vom Markt drängen.<br />
GbRen müssen sich positionieren<br />
Falls in einer GbR ein ambulantes OP–<br />
Zentrum oder andere hochspezialisierte<br />
ambulante Strukturen bereits vorhanden<br />
sind, ist die Öffnung eines Krankenhauses<br />
nicht sinnvoll. Das müssen die niedergelassenen<br />
Ärzte mit dem Krankenhaus<br />
vor Ort regeln. Falls es noch kein<br />
ambulantes OP–Zentrum gibt, die Klinik<br />
aber ein solches plant, wäre z.B. eine Beteiligung<br />
von Niedergelassenen an der<br />
OP–Gesellschaft der Klinik oder ein<br />
Vertrag zwischen dem Krankenhaus und<br />
<strong>MEDI</strong> über die Konditionen der Kooperation<br />
durchaus sinnvoll.<br />
In leer stehenden Räumen im Krankenhaus<br />
können Ärzte häufig ihre Praxis<br />
günstig einrichten. Oder sie können an<br />
aufgegebenen Krankenhausstandorten<br />
ein Ärztehaus oder ein MVZ mit freiberuflichen<br />
Strukturen errichten –gemeinsam<br />
mit dem Krankenhaus oder alleine. Möglichkeiten<br />
zur Kooperation gibt es viele.<br />
Ohnehin müssen für eine optimale Patientenversorgung<br />
Niedergelassene und Kliniken<br />
zunehmend stärker zusammenarbeiten,<br />
auch wenn die Integrationsversorgung<br />
nach dem Wegfall der Quersubvention<br />
aus dem KV–Topf aus der Mode<br />
kommen sollte.<br />
Räume gemeinsam nutzen<br />
Durch neue Anforderungen an Hygiene<br />
und technische Ausstattung sind OP–Säle<br />
so teuer geworden, dass sie sich nur bei<br />
einer Auslastung über den ganzen Tag<br />
wirtschaftlich lohnen. Dadurch lassen<br />
sich OP–Räume nur noch von mehreren<br />
Ärzten gemeinsam finanzieren. Zum<br />
Beispiel in einem Ärztehaus: Hier können<br />
die operierenden Kollegen eine eigene<br />
OP–GmbH oder –GbR gründen. Und es<br />
können sogar Ärzte mitmachen, die ihre<br />
Praxis gar nicht im Ärztehaus haben. Das<br />
21<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
IN EIGENER SACHE<br />
<strong>MEDI</strong> Arzt sucht<br />
Partner für MVZ<br />
Seit 1. Juli gibt es in Berlin das „Schmerzzentrum<br />
Berlin GmbH“, das als MVZ zur<br />
vertragsärztlichen Versorgung zugelassen<br />
ist. In unserem Haus betreiben wir interdisziplinäre<br />
Schmerztherapie. Das MVZ<br />
ist ganz nachdem <strong>MEDI</strong> Gedanken in den<br />
Händen von uns niedergelassenen Ärzten.<br />
Nun suchen wir KV–Sitze für Hausärzte,<br />
Neurologen, Orthopäden und Kinderärzte<br />
mit Verlegungsmöglichkeit. Außerdem<br />
suchen wir Kooperationspartner, die an<br />
Zweigpraxen interessiert sind. Wir führen<br />
zur Zeit Gespräche mit Krankenkassen zu<br />
IV–Verträgen, z.B. zu Kopfschmerz und<br />
Migräne.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Jan-Peter Jansen (Geschäftsführer)<br />
Schönhauser Allee 172 a<br />
10435 Berlin<br />
Tel. 0171/2420748<br />
E-Mail: info@drjansen.de<br />
www.schmerzzentrum-berlin.de<br />
gleiche Modell geht auch bei einem ambulanten<br />
OP–Zentrum oder einem MVZ<br />
am Krankenhaus. Welche Lösung die<br />
bessere ist, kann nur vor Ort im Gespräch<br />
geklärt werden. Dieses sollte die betroffene<br />
<strong>MEDI</strong> GbR am besten selbst organisieren.<br />
Die <strong>MEDI</strong> Dienstleistungs GmbH<br />
steht den GbRen dafür gerne zur Seite.<br />
Stefan Weresch
<strong>MEDI</strong>TIMES BUSINESS<br />
<strong>MEDI</strong> will erweiterte Prävention<br />
und IGeL voranbringen<br />
Damit privatärztliche Leistungen wie<br />
Prävention oder IGeL stärker mit Leben<br />
erfüllt werden, hat <strong>MEDI</strong> ein eigenes<br />
Konzept für Teilgemeinschaftspraxen<br />
entwickelt. Mit Hilfe von Schulungen<br />
will der Verbund seinen Mitgliedern ab<br />
Oktober das nötige Know–how vermitteln.<br />
Obwohl gerade die Prävention viele Befürworter<br />
findet, wird sie kaum systematisch<br />
vorangetrieben. Diese Lücke will<br />
<strong>MEDI</strong> schließen, gleichzeitig aber auch<br />
die Nachfrage der Patienten nach medizinischen<br />
Leistungen außerhalb der GKV<br />
bedienen und die ärztliche Freiberuflichkeit<br />
durch neue privatärztliche Leistun-<br />
gen sichern. Deshalb hat <strong>MEDI</strong> zusammen<br />
mit dem Wiesbadener Rechtsanwalt<br />
Hans–Joachim Schade einen eigenen<br />
Mustervertrag für Teilgemeinschaftspraxen<br />
entwickelt.<br />
Seit dem Bremer Ärztetag 2004 lässt<br />
das Berufsrecht Teilgemeinschaftspraxen<br />
zu. Demnach dürfen Ärzte im Privatbereich<br />
an bis zu drei Standorten tätig sein<br />
und beliebig viele Berufsausübungsgemeinschaften<br />
bilden, die sich auch auf<br />
bestimmte Leistungen beschränken können.<br />
Solche Gemeinschaften oder Teilgemeinschaftspraxen<br />
will <strong>MEDI</strong> GbR–weit<br />
für erweiterte Prävention und IGeL aufbauen.<br />
22<br />
So funktioniert das <strong>MEDI</strong> Modell<br />
1. Bestimmte Ärzte einer GbR schließen<br />
sich zu einer Teilgemeinschaftspraxis<br />
zusammen. Zweck ist das gemeinsame<br />
Erbringen von privatärztlichen Leistungen,<br />
die nach GOÄ vergütet werden.<br />
2. Medizinische Qualität gehört in Ärztehand<br />
–deshalb entwickelt <strong>MEDI</strong> einen<br />
Katalog erweiterter Präventionsleistungen.<br />
Preisabsprachen sind nach dem<br />
Berufsrecht allerdings unzulässig.<br />
3. In einer Teilgemeinschaftspraxis können<br />
Ärzte fast jede Patientennachfrage<br />
bedienen, da sie gemeinsam ein viel<br />
größeres Leistungsspektrum anbieten<br />
können. Die Teilgemeinschaftspraxen<br />
sollen keinerlei Verwaltungsapparat<br />
aufbauen. Die Abrechnung übernimmt<br />
ein privatärztliches Abrechnungsunternehmen.<br />
Zentral für den Erfolg des <strong>MEDI</strong> Modells<br />
ist auf der einen Seite der Vertrag der<br />
Teilgemeinschaftspraxis und auf der<br />
anderen Seite ein auf die Nachfrage der<br />
Patienten angelegter Katalog für Präventionsleistungen.<br />
Den Katalog erstellt<br />
<strong>MEDI</strong> mit Hilfe seiner Mitglieder –deshalb<br />
bittet der Verbund <strong>MEDI</strong> Ärzte aller<br />
Fachgruppen, bei der Gestaltung mitzuhelfen.<br />
Die Partnerschaftsgesellschaft<br />
als Rechtsform<br />
Die Partnerschaftsgesellschaft entspricht<br />
im Wesentlichen einer GbR, mit dem<br />
Unterschied, dass sie in ein öffentliches<br />
Register eingetragen wird. Jede Gesellschaft<br />
muss aus rechtlichen Gründen die<br />
Namen der beteiligten Ärzte aufführen.<br />
Bei zu vielen Namen heißen die Gesellschaften<br />
dann z.B. „Berufsausübungsgemeinschaft<br />
Dr. XY &Partner – Partnerschaftsgesellschaft“.<br />
Namensgebungen<br />
wie „<strong>MEDI</strong> Präventionsnetz X–Kreis“ sind<br />
aber leider unzulässig.<br />
Der Vertrag der Partnerschaftsgesellschaft<br />
enthält alle wissenswerten Formalien<br />
über Beitritt, Austritt, Geschäftsführung,<br />
Gesellschafterversammlung etc.<br />
Gelebt wird das Ganze jedoch als kooperative<br />
Selbstorganisation mit gegenseitiger<br />
Information. Damit hat <strong>MEDI</strong> ein<br />
geeignetes juristisches Vehikel geschaffen,<br />
mit dem die <strong>MEDI</strong> Ärzte gemeinsam
privatärztliche Leistungen rechtssicher<br />
erbringen können.<br />
Vorteile für Patienten<br />
Der Patient erhält in einer Teilgemeinschaftspraxis<br />
eine Art Rundum–Sorglos–<br />
Paket und findet darüber hinaus immer<br />
einen Arzt, der ihm die gewünschten<br />
Leistungen anbieten kann. Der Patient<br />
wird von den behandelnden Ärzten gemeinsam<br />
durch das System geführt und<br />
erhält am Ende eine Rechnung, auf der<br />
alle Leistungen transparent aufgeführt<br />
sind. Besonders gefragt sind Behandlungen<br />
wie pulsierende Signaltherapie<br />
(PST), Sauerstoffmehrschritttherapie, Akupunktur,Neuraltherapie,Akupressur,Ganzkörper–NMR<br />
oder Colon Hydrotherapie.<br />
Offene Fragen<br />
Teilgemeinschaftspraxen und erweiterte<br />
Prävention sind in unserem Gesundheitssystem<br />
noch sehr junge Themen. Obwohl<br />
<strong>MEDI</strong> hier mit Experten wie Rechtsanwälten,<br />
Steuerberatern und Ökonomen<br />
zusammenarbeitet, kommen manche<br />
Fragen erst im Laufe der Zeit auf –nach<br />
dem Prinzip „learning by doing“.<br />
Stefan Weresch<br />
Angelina Schütz<br />
Sie haben Fragen zur erweiterten<br />
Prävention oder zu Teilgemeinschaftspraxen?<br />
Unser <strong>MEDI</strong> Prokurist<br />
Stefan Weresch hilft Ihnen hier gerne<br />
weiter:<br />
Tel. 0711/80 60 79-0,<br />
E-Mail: weresch@medi-verbund.de<br />
BUSINESS<br />
Ja, ich bestelle den neuen Leitfaden<br />
23<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
„Kompendium Ärztehaus“<br />
Preis:24,90 Euro, inkl.MwSt.,zzgl.Versandkosten<br />
Zusätzlich bestelle ich:<br />
<strong>MEDI</strong> Info CD, kostenlos<br />
Orientierungshilfe Diabetes mellitus, kostenlos<br />
Orientierungshilfe KHK, kostenlos<br />
Orientierungshilfe Asthmas/COPD, kostenlos<br />
Orientierungshilfe Arterielle Hypertonie, kostenlos<br />
IGeL Kompendium, 10,- Euro<br />
Per Fax an:<br />
0711 -80 60 79 50<br />
Bestelladresse:<br />
<strong>MEDI</strong> Dienstleistungs<br />
GmbH<br />
Industriestrasse 2<br />
70565 Stuttgart<br />
PRAXIS-STEMPEL
<strong>MEDI</strong>TIMES BUSINESS<br />
Viele Wege,ein Ziel:<br />
Qualitätsmanagement<br />
Der QM–Markt brodelt: Neue QM–Konzepte<br />
werden aus der Taufe gehoben,<br />
andere gehören längst wieder zum<br />
alten Eisen und mancher Berater mutiert<br />
über Nacht zum QM–Experten für<br />
Arztpraxen. Der <strong>MEDI</strong> Verbund hat<br />
Angebote geprüft und empfiehlt seinen<br />
Mitgliedern exemplarisch drei professionelle<br />
QM–Konzepte.<br />
Westfalen–Lippe:<br />
Jahrelange Erfahrung<br />
Das Netzparlament der westfälisch–lippischen<br />
Praxisnetze hat in Abstimmung mit<br />
der KBV ein QM–System entwickelt, das<br />
bereits in rund 600 Praxen eingeführt<br />
wurde. Basis ist die DINISO 9001:2000.<br />
Wer hier teilnimmt, muss nicht alle Lösungsansätze<br />
komplett neu erarbeiten,<br />
es gibt schon ein umfangreiches Masterhandbuch<br />
mit CD–ROM. Zur Erinnerung:<br />
Der Vorstand von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> hat<br />
beschlossen, dass dieses QM–Programm<br />
des LPWL in allen <strong>MEDI</strong> Verbünden eingeführt<br />
werden soll. Aktuell haben gerade<br />
neue Schulungen in Bayern und Nordrhein–Westfalen<br />
begonnen. Auch für die<br />
Zertifizierung haben sichdie westfälischen<br />
Kollegen einen praxistauglichen Ablauf<br />
ausgedacht: Als Auditoren stellen sich<br />
Ärzte zur Verfügung, die bereits zertifiziert<br />
sind. Anschließend werden Handbücher<br />
und Auditprotokolle in elektronischer<br />
Form dem Verein NetCert zur Verfügung<br />
gestellt, wodie Unterlagen geprüft und<br />
zertifiziert werden. Der LPWL hat dabei<br />
das Recht, gute QM–Regelungen seiner<br />
„Bibliothek“ einzuverleiben, sodass die<br />
Kollegen von seinen Erfahrungen profitieren<br />
können.<br />
<strong>MEDI</strong> QM–System in<br />
Baden–Württemberg<br />
Praxisnähe steht hier im Vordergrund.<br />
Sieben Abende verbringen Ärzte und Arzthelferinnen<br />
aus rund zehn verschiedenen<br />
Praxen miteinander und tauschen<br />
sich aus: über nicht funktionierende Abläufe,<br />
Fehlervermeidung, Stress im Team<br />
oder über Notfallmanagement. In den Wochen<br />
zwischen den einzelnen QM–Abenden<br />
arbeitet jede Praxis für sich weiter: In<br />
Teamsitzungen werden die Themen weiter<br />
vertieft und vervollständigt. Begleitend<br />
erhalten die Teilnehmer die wichtigsten<br />
Schulungsunterlagen, sodass Stück für<br />
Stück ein QM–Handbuch entsteht.<br />
Die QM–Seminarleiter für Baden-<br />
Württemberg sind Dr. Inge Spahlinger<br />
und Susanne Haiber. Ärztin die eine, Arztfachhelferin<br />
die andere. Beide haben sich<br />
zu Qualitätsmanagerinnen im Gesundheitswesen<br />
bei der DGQ weitergebildet<br />
und anschließend gemeinsam die <strong>MEDI</strong><br />
QM–Schulungen für ein Qualitätsmanagement–System<br />
nach der DIN ENISO<br />
9001: 2000 erarbeitet. Nach der Schulung<br />
können sich die Teilnehmer für oder<br />
gegen eine ISO–Zertifizierung entscheiden.<br />
KTQ:Aus der Klinik für die Praxis<br />
In Kliniken ist KTQ ® bekannt und bewährt,<br />
seit Ende 2004 können sich nun<br />
auch Arzt–, Zahnarzt– und psychotherapeutische<br />
Praxen nach dem KTQ-Verfahren<br />
zertifizieren lassen. Eine Arbeitsgruppe<br />
unter Leitung von Prof. Dr. Friedrich-<br />
Wilhelm Kolkmann, dem stellvertretenden<br />
Vorsitzenden des KTQ–Gesellschafterausschusses<br />
der KTQ–GmbH, entwickelte<br />
eine Systematik zur Bewertung des Qualitätsmanagements<br />
von Praxen. Im Vordergrund<br />
steht hier der Bezug zu konkreten<br />
Abläufen in der Praxis, vor allem sollen<br />
Behandlungsprozesse langfristig optimiert<br />
werden. Klar definierte Abläufe sollen<br />
dafür sorgen, dass die Arbeit effizienter<br />
wird, dass Kosten eingespart werden<br />
und weniger Fehler passieren. Eine Praxis<br />
muss dafür als Erstes die KTQ-Selbstbewertung<br />
durchführen, eine Fragebogenanalyse,<br />
mit der Schwachstellen und<br />
Verbesserungspotenziale deutlich werden.<br />
Diese Selbstbewertung ist Grundlage<br />
für das Kernstück der KTQ–Zertifizierung,<br />
die Fremdbewertung durch KTQ–Visitoren:<br />
Weitergebildete Arztfachhelferinnen,<br />
24<br />
Clewing &Partner<br />
Kosten: 1.500,- Euro plus MwSt<br />
Zeitaufwand: 8Schulungen<br />
von ca. 1,5h –3h<br />
Zertifizierung: Kostenlose Zertifizierung<br />
durch NetCert e.V.möglich<br />
Erfahrungen: Bisher rund 600 Praxen<br />
Kontakt: Clewing &Partner,<br />
Ludwig–Erhard–Str. 28<br />
35440 Linden<br />
Tel. 06403 /67405<br />
www.clewing-partner.de<br />
<strong>MEDI</strong> Dienstleistungs GmbH<br />
Kosten: 1.500,- Euro plus MwSt<br />
Zeitaufwand: 7 Module, je ca. 2,5 Std.<br />
und eine 6–stündige Schulung für die<br />
QM–Beauftragte +Hausaufgabenbetreuung<br />
+Hotline<br />
Zertifizierung: Kurs ist Vorbereitung<br />
für ISO–Zertifizierung<br />
Erfahrungen: 1abgeschlossener und<br />
2laufende Kurse<br />
Kontakt: <strong>MEDI</strong> Dienstleistungs GmbH<br />
Tel. 0711 /80 60790<br />
info@medi-verbund.de<br />
KTQ<br />
Kosten: Praxis mit 1–4 Ärzten<br />
2.342,- Euro (incl. KTQ–Zertifikat)<br />
Zeitaufwand: Individueller Aufwand<br />
für Selbstbewertung und Visitation<br />
Zertifizierung: KTQ–Zertifizierung<br />
Erfahrungen: Viele Erfahrungen im<br />
Klinikbereich, Pilotphase inder Praxis<br />
abgeschlossen<br />
Kontakt: Gesine Dannenmaier<br />
Tel. 02241 /108-379<br />
Fax 02241 /108-5 65<br />
gesine.dannenmaier@ktq.de<br />
www.ktq.de<br />
niedergelassene Ärzte oder Psychotherapeuten<br />
besuchen die Praxis und überprüfen,<br />
ob die Ergebnisse der Selbstbewertung<br />
mit der Realität übereinstimmen. Zu<br />
einer erfolgreichen KTQ–Zertifizierung<br />
gehört auch die Veröffentlichung eines<br />
KTQ–Qualitätsberichtes, der dann für<br />
Kollegen oder interessierte Patienten im<br />
Internetauftritt der KTQ ( www.ktq.de )<br />
abrufbar ist.<br />
Ruth Auschra
Mit dem Internet scheinen viele Ärzte<br />
auf Kriegsfuß zu stehen. So haben in<br />
den letzten 12 Monaten deutschlandweit<br />
nur 32% der <strong>MEDI</strong> Mitglieder die<br />
Homepage ihres Verbunds angeklickt.<br />
Deshalb hat <strong>MEDI</strong> seine Internet–Plattform<br />
überarbeitet und neueAnreizegeschaffen.<br />
Einen Schwerpunkt bildet<br />
hier der interaktive Austausch, andem<br />
künftig auch die Arzthelferinnen teilhaben<br />
sollen.<br />
Aus zwei mach eins –das gilt auch für<br />
die neue <strong>MEDI</strong> Homepage: Die beiden<br />
Adressen www.medi-deutschland.de<br />
und www.medi-verbund.de wurden<br />
einfach zusammengelegt, die alte Seite<br />
wurde komplett umgestaltet – einfacher,<br />
übersichtlicher und moderner. Auf diese<br />
Weise hofft <strong>MEDI</strong> IT–Experte Sven<br />
Gutekunst mehr Mitglieder auf die neue<br />
Homepage zu locken. „Unsere Mitglieder<br />
befassen sich mit dem Thema Internet<br />
leider nur sehr zögerlich“, so sein Fazit,<br />
„viele haben den Vorteil dieses Mediums<br />
noch gar nicht erkannt.“<br />
Neu:Diskussionsforen und<br />
Stichwortsuche<br />
Ein Vorteil ist: Beide Internet–Adressen<br />
sind weiterhin verfügbar - nur die Homepage,<br />
auf die der Internetnutzer gelangt,<br />
ist immer die gleiche. „So müssen unsere<br />
Mitglieder keine neue Adresse lernen“,<br />
erklärt Gutekunst. Ein zweiter Vorteil: Ab<br />
Herbst können auch Nicht–<strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />
und Patienten in den <strong>MEDI</strong> Foren<br />
mitdiskutieren. „Solche Foren werden<br />
BUSINESS<br />
Mehr Service,<br />
mehr Interaktion –<br />
das alles kann die<br />
neue <strong>MEDI</strong> Homepage<br />
mit Sicherheit gerne genutzt, ob es nun<br />
um Gesundheitspolitik, Vertragsinhalte,<br />
neue Kooperationsformen oder Medizin<br />
geht – oder einfach nur, um seinen Ärger<br />
über etwas loszuwerden“,meint der <strong>MEDI</strong><br />
Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner.<br />
Wer künftig mitreden möchte, muss<br />
sich nur mit einem Passwort registrieren<br />
lassen, das gilt für Mitglieder ebenso wie<br />
für Nicht–Mitglieder. Für <strong>MEDI</strong> Ärzte gibt<br />
es auch in Zukunft einen geschützten<br />
Bereich, in dem sie sich über Interna wie<br />
Dienstpläne der GbRen, Einkaufsangebote<br />
oder Fortbildungsmöglichkeiten informieren<br />
und austauschen können.<br />
Ganz neu ist eine Suchmaschine, die per<br />
Stichworteingabe die <strong>MEDI</strong> Seite nach<br />
dem gesuchten Begriff durchforstet.<br />
Auch die Arzthelferin ist gefragt<br />
Mit seinem neuen Internetauftritt will<br />
<strong>MEDI</strong> außer den eigenen Mitgliedern und<br />
interessierten Nicht–<strong>MEDI</strong> Ärzten auch<br />
Arzthelferinnen und Patienten stärker ansprechen.<br />
„Unsere Arzthelferinnen sind in<br />
diesem Bereich bisher leider zu kurz<br />
gekommen“, gibt Werner Baumgärtner<br />
zu. „Über unsere <strong>MEDI</strong> Plattform werden<br />
wir sie aber stärker in unseren interaktiven<br />
Austausch einbinden.“<br />
Konkret heißt das, die Helferinnen<br />
sollen sich bei ökonomischen Entscheidungen,<br />
wie z.B. beim Einkauf von Praxisbedarf,<br />
mehr einbringen. Sie sollen<br />
sich mit Ärzten und Kolleginnen darüber<br />
austauschen, wo sie in ihrem Arbeitsalltag<br />
Unterstützung brauchen oder wie<br />
man Arbeitsabläufe in den Praxen effi-<br />
25<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
zienter gestalten könnte.<br />
„Wir wollen auch politische und standespolitische<br />
Themen transportieren,<br />
damit unsere Mitarbeiter besser verstehen,<br />
warum <strong>MEDI</strong> welche Positionen<br />
bezieht“, erklärt Baumgärtner. Davon verspricht<br />
sich <strong>MEDI</strong> eine bessere corporate<br />
identity: Die Praxisteams können sich auf<br />
diese Weise mit der Marke <strong>MEDI</strong> und<br />
ihren Leistungen stärker identifizieren.<br />
Besserer Patienten-Service<br />
Auch den Service für die Patienten will<br />
<strong>MEDI</strong> ausweiten. Außer nach den politischen<br />
und standespolitischen Informationen<br />
und Berichten aus der Medizin<br />
wird der Patient künftig seinen Arzt nach<br />
dessen Leistungsspektrum suchen können.<br />
Außerdem will <strong>MEDI</strong> den Patienten<br />
Ergebnisse von medizinischen Kongressen<br />
oder Aktionen einzelner <strong>MEDI</strong> GbRen<br />
präsentieren, wie z.B. den <strong>MEDI</strong> Präsenzdienst<br />
der GbR Stuttgart.<br />
„Wir möchten damit <strong>MEDI</strong> stärker in<br />
das Bewusstsein der Bevölkerung bringen“,<br />
erklärt Baumgärtner.„Unsere Praxen<br />
stehen für Schlagworte wie fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit unserer Mitglieder,<br />
Rundumversorgung der Patienten<br />
oder Erhalt der freien Arztwahl.“ Heutzutage<br />
seien Ärzte nicht nur Experten im<br />
Krankheitsfall. „Immer mehr Patienten<br />
wollen von uns wissen, wie sie bestimmten<br />
Krankheiten entgegenwirken können“,<br />
weiß Baumgärtner. „Sie kommen<br />
zu uns mit Fragen zur Lebensführung<br />
und zu Wellness-Angeboten. Deshalb<br />
bedienen wir <strong>MEDI</strong> Ärzte eine große<br />
Nachfrage im Gesundheitsmarkt.“<br />
Angelina Schütz<br />
<strong>MEDI</strong> zieht um<br />
Ab September hat die Stuttgarter <strong>MEDI</strong><br />
Geschäftsstelle eine neue Anschrift.<br />
Bitte schicken Sie Ihre Post dann in die:<br />
Industriestrasse 2<br />
70565 Stuttgart-Vaihingen<br />
Die Telefon– und Faxnummern, sowie<br />
E–Mail– und Internetadressen bleiben<br />
gleich.
<strong>MEDI</strong>TIMES PRAXISMANAGEMENT<br />
Selbstzahler–Leistungen –<br />
Fehler,Fragen, Tipps<br />
Nicht jeder <strong>MEDI</strong> Arzt bietet Selbstzahler–Leistungen<br />
an. Aber wer sich<br />
dafür entscheidet, sollte es bitte auch<br />
richtig machen: Grundsätzliche juristische<br />
Fragen sind ebenso wichtig wie<br />
Gesichtspunkte aus den Bereichen<br />
Steuern und Marketing.<br />
IGeL? Gibt es bei mir nicht!<br />
Kein Arzt macht sich gerne zum Verkäufer.<br />
Deshalb entscheidet mancher Arzt,<br />
dass es in seiner Praxis gar keine IGeL<br />
gibt. Das ist in Ordnung, solange er seinen<br />
Patienten tatsächlich nur GKV–<br />
Leistungen anbietet. Was aber, wenn er<br />
Leistungen auf Chipkarte erbringt, die<br />
eigentlich IGeL sind – von der Kindergartenbescheinigung<br />
über Babyfernsehen<br />
bis zur Vitaminkur?<br />
„ Hier verhält sich der Arzt nicht nur<br />
unwirtschaftlich, sondern er verstößt gegen<br />
vertragsärztliche Pflichten, da er Leistungen<br />
zu Lasten der GKV erbringt, veranlasst<br />
oder verordnet, die so nicht Gegenstand<br />
des Leistungskataloges der GKV<br />
sind! “ Dr. Karin Hahne,<br />
Rechtsanwältin aus Frankfurt<br />
IGeL trotz moralischer<br />
Bauchschmerzen?<br />
Ethische Zweifel sind eine schlechte<br />
Grundlage für das Anbieten von IGeL.<br />
Wer die Leistungen auf Chipkarte ausreichend<br />
findet, sollte deshalb besser die<br />
Finger von IGeL lassen. Die Notwendig-<br />
keit, nach Zusatzangeboten mit<br />
einem betriebswirtschaftlichen<br />
Nutzen zu suchen, ist gegenüber<br />
Patienten keine hilfreiche<br />
Argumentation. Und auch das<br />
Team sollte vom Sinn der Angebote<br />
überzeugt werden.<br />
Wem nützt es, wenn die<br />
Arzthelferin mitleidig bemerkt,<br />
dass eine Praxis heutzutage<br />
ohne IGeL nicht mehr auskommt?<br />
„ Mir ist unklar, wie andere<br />
Kollegen ohne IGeL auskommen, zumindest<br />
in meinem Fachgebiet. Welcher<br />
Gynäkologe tastet einen Ovarial–Tumor<br />
mit vier Zentimetern Durchmesser bei<br />
der adipösen Patientin? Für eine solche<br />
Diagnostik braucht man ein Ultraschallgerät<br />
der neueren Generation, mit der<br />
‘Fledermaus’ lässt sich auch soein Befund<br />
nicht schallen. Oder nehmen Sie<br />
den ThinPrep© PAP Test als Beispiel. Er<br />
stellt die erste wirkliche Verbesserung des<br />
Krebsabstriches seit der Einführung des<br />
PAP–Tests dar. Und auf diese diagnostische<br />
Sicherheit sollten meine Patientinnen<br />
verzichten? Das wäre nicht fair. “<br />
Björn Kahoun, Facharzt<br />
für Gynäkologie aus Stuttgart<br />
Spontaner Gerätekauf?<br />
Ob auf der Messe inStuttgart oder Düsseldorf:Angeblich<br />
werden immer nur Geräte<br />
angeboten, die perfekt in jede Arztpraxis<br />
passen. Und immer wieder finden<br />
sich Käufer – auch wenn nicht wenige<br />
der angeblich lukrativen Geräte hinterher<br />
nur noch imKeller stehen.<br />
„ Bevor Sie eine Selbstzahler–Leistung<br />
einführen, sollten Sie die entstehenden<br />
Kosten,den Markt und die möglichen<br />
Einnahmen analysieren: Was kostet die<br />
Erbringung (Gerätekosten, Finanzierung,<br />
Personal, Arbeitszeit von Arzt und Arzthelferinnen,<br />
Strom, Wartung) und was bringt<br />
die Leistung (Abrechnung nach GOÄ)<br />
ein? Dann ist eine Analyse der Patientendaten<br />
fällig: Wie viele Kunden haben<br />
26<br />
Sie und wie viele benötigen Sie, damit<br />
sich die angedachte Leistung lohnt? “<br />
Dipl.-Ökonom Stefan Weresch,<br />
Prokurist der <strong>MEDI</strong> Dienstleistungs<br />
GmbH in Stuttgart<br />
Rechtlich nicht einwandfrei?<br />
Schwarze Schafe gibt es überall, auch im<br />
IGeL-Bereich. Aber was wäre eigentlich<br />
die Folge, wenn ein Arzt sein Teamanweisen<br />
würde, IGeL bar zu kassieren –ohne<br />
Rechnung, ohne Quittung und ohne Vertrag?<br />
Ob allen Mitarbeiterinnen die Folgen<br />
für sie und für den Arzt bewusst sind,<br />
wenn sie diese Vorgänge weitererzählen?<br />
Ob dem Arzt klar ist, dass ihm seine Mitarbeiterinnen<br />
oder Patienten dadurch<br />
versehentlich oder absichtlich existenzielle<br />
Probleme bereiten könnten?<br />
„ Durch die Anweisung, bar und ohne<br />
Quittung zu kassieren, wäre wohl allen<br />
Beteiligten bewusst, dass diese Einnahmen<br />
dem Finanzamt vorenthalten werden<br />
sollen –mit den üblichen strafrechtlichen<br />
Folgen für den Arzt. In einem Verfahren<br />
wegen Steuerhinterziehung müsste<br />
die Arzthelferin mit dem Vorwurf der<br />
Mittäterschaft oder der Beihilfe rechnen.<br />
Dann würde möglicherweise die Frage<br />
diskutiert werden, ob der Praxischef<br />
seine Angestellte arbeitsrechtlich unter<br />
Druck gesetzt hat, sie also zum Mitmachen<br />
gezwungen wurde. Wäre das der<br />
Fall, würde die Sache für die Mitarbeiterin<br />
glimpflicher ausgehen. Wenn sie<br />
aber an diesen unversteuerten Einnahmen<br />
beteiligt wurde, kann sie kaum<br />
gleichzeitig gezwungen worden sein. “<br />
Dr. Thomas Schlegel,<br />
Rechtsanwalt aus Frankfurt<br />
www.medizinrecht.de<br />
Ruth Auschra<br />
Schauen Sie mal ins Internet!<br />
Auf der Internetseite des <strong>MEDI</strong> Verbunds<br />
finden Sie unter www.medi-verbund.de<br />
viele Informationen zum Thema IGeL:<br />
Nicht nur Marketingmaterialien wie<br />
Plakate und Faltblätter, sondern auch das<br />
<strong>MEDI</strong> IGeL–Kompendium mit vielen Abrechnungstipps<br />
und Hinweisen zum<br />
rechtlich sicheren Vorgehen. Ganz neu<br />
sind die IGeL–Listen von <strong>MEDI</strong> Ärzten.
PRAXISTEAM<br />
Recalls sorgen dafür,dass nichts<br />
vergessen wird!<br />
Die ersteImpfung ist erledigt,nur wenige<br />
Patienten vergessen die zweite nach<br />
ein paar Wochen, aber die dritte wird<br />
allzu oft verpasst! Manche Praxen erinnern<br />
ihre Patienten deshalb systematisch<br />
an fällige Auffrischimpfungen, an<br />
die nächste Vorsorge oder die Jugendgesundheitsuntersuchung.<br />
Recall heißt<br />
das auf Neudeutsch.<br />
Für welche Anlässe eignen<br />
sich Recallverfahren?<br />
Recalls kennen die meisten Menschen<br />
bereits aus Zahnarztpraxen: Briefe erinnern<br />
an den nächsten Kontrolltermin.<br />
Ähnliches praktizieren immer mehr Arztpraxen.<br />
Alle regelmäßig sinnvollen Termine<br />
können Anlass für ein Recall sein:<br />
Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen<br />
ebenso wie Marcumar– oder andere<br />
NACHGEFRAGT BEI<br />
MARTINA GREINER-MÜNCH<br />
43, ARZTHELFERIN AUS LEIMEN<br />
Was ist der Schwerpunkt Ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit?<br />
Alle anfallenden Arbeiten in der Praxis<br />
Was mögen Sie an Ihrem Beruf?<br />
Die Kontakte zu meinen Patienten und<br />
Laborarbeiten.<br />
Und was nicht so?<br />
Sinnlose, überflüssige Bürokratie!<br />
Was tun Sie, um den Alltagsstress zu<br />
verkraften?<br />
Ich mache lange Spaziergänge und Fitnesstraining.<br />
Mit wem würden Sie gerne maleinen<br />
Abend verbringen?<br />
Da bin ich wunschlos glücklich…<br />
Laborkontrollen,DMP–Recalls oder regelmäßige<br />
Termine zur Tumornachsorge.<br />
Ist das rechtlich inOrdnung?<br />
Wer rechtlich auf der ganz sicheren Seite<br />
sein will, lässt sich von seinen Patienten<br />
schriftlich bestätigen, dass sie mit Recall–<br />
Anrufen oder –Briefen einverstanden sind.<br />
Manche Praxen nutzen dafür eine vorbereitete<br />
Einverständniserklärung, andere<br />
lassen sich nur einen Stempel in der Papierkartei<br />
abzeichnen. Aber auch ganz<br />
ohne Einverständniserklärung sehen<br />
Rechtsanwälte es inzwischen als unproblematisch<br />
an, Patienten an medizinisch<br />
sinnvolle Termine zu erinnern.<br />
Die meisten Patienten empfinden die<br />
Erinnerung an einen Termin, den sie nicht<br />
vergessen wollten, als angenehmen Service<br />
der Praxis. Ganz wichtig: Wer sich<br />
dadurch gestört fühlt, sollte aus dem<br />
Recall–System entfernt werden!<br />
Wie führt man ein<br />
Recallverfahren ein?<br />
Das Prinzip ist einfach: Passende Patienten<br />
werden markiert, auf Termin gesetzt<br />
und dann telefonisch oder per Brief erinnert.<br />
Vorsicht: Postkarten sind datenschutzrechtlich<br />
nicht in Ordnung! Wie Sie<br />
Ihre Recall–Liste am besten führen,<br />
27<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES<br />
DER <strong>MEDI</strong> TIPP<br />
So sprechen wir<br />
Patienten auf<br />
Impflücken an<br />
Zusätzlich zu unserem Recall sprechen<br />
wir Patienten in der Praxis z.B. auf<br />
Impflücken oder den nächsten Check–<br />
Up an. Gemeinsam überlegen wir im<br />
Team, wann es geschickt ist, diese<br />
Themen auf den Tisch zu bringen. Gute<br />
Anlässe sind z.B. der Kontakt im Labor,<br />
die Blutdruckmessung oder auch regelmäßig<br />
stattfindende Therapien wie<br />
Bestrahlungen. Jede Mitarbeiterin weiß,<br />
dass die Frage nach der nächsten<br />
Impfung oder Vorsorge einfach zu<br />
unserer Arbeit mit dazu gehört.<br />
Außerdem informieren wir mit Plakaten<br />
über saisonale Impfangebote,also<br />
die FSME–Impfung im Frühjahr oder<br />
die Grippe–Impfung im Herbst. Gut<br />
angekommen ist auch unsere Aktion,<br />
ganze Familien zur Überprüfung des<br />
Impfstatus mit den Impfausweisen in<br />
die Praxis einzuladen.<br />
Martina Greiner-Münch<br />
hängt von der technischen Ausstattung<br />
ab. Jede gute Praxissoftware enthält auch<br />
eine Recallfunktion: Ein Klick, und der<br />
Patient steht auf der Recall–Liste. Andere<br />
Praxen tragen die Namen der Patienten<br />
zum Recall–Datum in separate Terminkalender<br />
ein (z.B. den von Microsoft Outlook).<br />
Wieder andere arbeiten lieber mit<br />
Karteikarten und einem Monatsregister.<br />
In der Recall–Liste, der Patientenkartei<br />
oder der Praxissoftware muss auf einen<br />
Blick der Anlass für die Erinnerung erkennbar<br />
sein. In der Praxis übernimmt<br />
eine Arzthelferin den Recall–Job, d.h. sie<br />
nimmt sich in regelmäßigen Abständen<br />
die Recall–Liste vor, gleicht ab, wer sowieso<br />
schon in der Praxis war oder bereits<br />
einen Termin hat und meldet sich<br />
bei den übrigen. Gut, wenn sie eine<br />
Vertreterin hat.<br />
Ruth Auschra
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