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BiJou 26 auf Deutsch - BiNe Bisexuelles Netzwerk eV

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esucht, und dort eine Standwache zu übernehmen,<br />

hat einfach nur Spaß gemacht. Für mich<br />

war <strong>BiNe</strong> außer den Treffen Aufklärungsarbeit<br />

mit Spaßfaktor.<br />

Wie lebst du selbst deine Bisexualität?<br />

Ich bin verheiratet, mein Mann weiß von meiner<br />

Bisexualität und akzeptiert sie voll. Ich oute<br />

mich nicht explizit bei jedem. Bei unserem gemeinsamen<br />

Freundeskreis bzw. dem meines Mannes<br />

sage ich nichts. Das wäre meinem Mann nicht<br />

so recht. Und es gibt für mich da auch nicht so<br />

eine große Notwendigkeit. In meinem Freundeskreis<br />

aber wissen es die Leute, auch meine Eltern.<br />

Der Begriff „monogam“ wäre bei mir falsch, „polyamor“<br />

wäre aber auch keine passende Beschreibung.<br />

Es gibt Absprachen mit meinem Mann, und<br />

ich möchte keine zweite Partnerschaft. Mehrfachbeziehungen<br />

sind mir zu anstrengend. Meine<br />

Hauptpartnerschaft ist mit meinem Mann. Bei<br />

<strong>BiNe</strong>-Treffen sind andere Begegnungen in Ordnung,<br />

wobei mein Mann da keine Details erfahren<br />

möchte.<br />

In meiner Vergangenheit hatte ich immer mit<br />

Männern Partnerschaften, Frauen mag ich, aber<br />

ich hatte noch nie den Wunsch nach einer Partnerschaft<br />

mit einer Frau. Ich rede von Partner-<br />

Interview mit Peter<br />

Seit wann bist du bei <strong>BiNe</strong> dabei?<br />

Ich bin eigentlich länger als von Anfang dabei,<br />

damals noch mit meiner Ehefrau. Die Gründungssitzung<br />

fand in Groß Bademeusel an der polnischen<br />

Grenze statt. Ich bin nicht direkt Vereinsmitglied<br />

geworden, weil ich damals keine Lust<br />

<strong>auf</strong> Vereine hatte, habe aber viel mitgearbeitet.<br />

Als die Diskussion <strong>auf</strong>kam, ob man als Nicht-<br />

Vereinsmitglied mitmachen darf, habe ich dieses<br />

durchgesetzt, bin später dann aber doch beigetreten<br />

(1997).<br />

<strong>BiNe</strong> ist sozusagen aus verschiedenen funktionierenden<br />

Ortsgruppen entstanden. Es gab den<br />

Wunsch, sich zusammenzuschließen, um sichtbarer<br />

zu werden. Die Diskussion, ob Bisexuelle für<br />

<strong>BiJou</strong> <strong>26</strong><br />

10<br />

schaften, denn Beziehungen stehen bei mir auch<br />

für Freundschaften.<br />

Was möchtest du noch zum Thema sagen?<br />

Bisexualität macht das Leben reicher, finde ich.<br />

Sie zwingt einen auch mehr, darüber nachzudenken,<br />

wer man ist und wie man leben will. Heterosexuelle<br />

Menschen können leichter einem „Hetero-Standardmodell“<br />

folgen, ohne sich wirklich<br />

die Frage zu stellen, ob es genau das ist, was sie<br />

glücklich macht.<br />

Bisexuelle stehen automatisch vor der Entscheidung,<br />

wie sie ihre Bisexualität leben wollen. Es<br />

ist manchmal anstrengender (wie meist, wenn<br />

man sich selbst und seine Handlungsweisen immer<br />

wieder hinterfragt), macht das Leben aber<br />

auch reicher, weil man mehr über sich selbst erfährt.<br />

Was wünschst du <strong>BiNe</strong> für die nächsten 20 Jahre?<br />

Ich wünsche <strong>BiNe</strong> und auch mir, dass <strong>BiNe</strong> lebendiger<br />

wird. Bei euch im Norden läuft viel mehr als<br />

zum Beispiel bei uns in Frankfurt. Aber es wird<br />

sich auch bei uns aus dem Tal hinausbewegen.<br />

Ich hoffe nur, dass es bald passiert!<br />

Außerdem wünsche ich mir, dass ich meine eigenen<br />

Prioritäten mit dem verbinden kann, was ich<br />

für <strong>BiNe</strong> tun möchte.<br />

Interview geführt von Frank<br />

die Verbreitung von Aids verantwortlich wären,<br />

kam <strong>auf</strong>, und so haben wir mit der Aids-Hilfe<br />

zusammengearbeitet. Damals wurden auch die<br />

Konzeptseminare von der Aids-Hilfe finanziert.<br />

Ich selbst bin dazu gestoßen, nachdem ich bei<br />

einer Bi-Gruppe in Hamburg war und dort von der<br />

Gruppe in Köln erfuhr.<br />

Wenn du damals mit heute vergleichst: Was ist<br />

anders?<br />

Vor 20 Jahren gab es mehr Selbsthilfegruppen:<br />

in Bremen, Köln usw., nur in Berlin gab es zusätzlich<br />

einen Kneipentreff. Diesen Selbsthilfegruppen-Charakter<br />

gibt es heute ja fast gar nicht<br />

mehr. Vor 20 Jahren war vieles politischer, heute<br />

hat man den Eindruck, dass die jungen Leute ihre<br />

Bisexualität einfach leben.<br />

Die Leute von damals sind verschiedene Wege<br />

gegangen: Francis Hüsers und Almut König haben<br />

ein Buch geschrieben: „Bisexualität“ (trias-<br />

Verlag), welches ich immer noch für die Bi-Bibel<br />

halte. (Leider ist es vergriffen, aber gebraucht<br />

noch zu k<strong>auf</strong>en.) Andere fanden, dass die Offenen<br />

Treffen von <strong>BiNe</strong> zu viel Fun wären, und gingen<br />

nur zu den Konzeptseminaren. Ich wiederum<br />

finde, dass neue Leute erst die „Familie“ kennenlernen<br />

sollten, bevor sie etwas für die „Familie“<br />

tun.<br />

Seit damals haben wir einiges erreicht: Wir Bisexuelle<br />

waren vor 20 Jahren unsichtbar, mittlerweile<br />

sind wir immerhin etwas sichtbarer. Früher<br />

wurde z. B. behauptet, die Bisexuellen verbreiteten<br />

Aids, in Wirklichkeit waren dies nur unvorsichtige<br />

bisexuelle Männer, die ihre Lust mit<br />

Männern heimlich auslebten. Dass Bisexualität<br />

aber viel mehr ist, ist heute klarer. Nun sind auch<br />

viele Bisexuelle Teil der Poly-Bewegung: Dort<br />

sehe ich jedenfalls viele Leute aus Bi-Kreisen,<br />

und die Geschlechteridentität wird vielseitiger.<br />

Heute finden viele Menschen der älteren Generation<br />

Bisexualität bei Frauen ganz nett, bei<br />

Männern kommt aber die Homophobie hoch. Die<br />

jüngere Generation lebt es einfach, da ist es kein<br />

Thema mehr. Die Ausnahme bilden da junge Leute,<br />

die entweder einen religiösen Hintergrund<br />

oder eine andere Sozialisation haben.<br />

<strong>BiJou</strong> <strong>26</strong><br />

11<br />

Was verbindest du mit <strong>BiNe</strong>?<br />

<strong>BiNe</strong> ist ein Teil meiner Familie, über die lange<br />

Zeit habe ich so viele nette Menschen kennengelernt<br />

und auch Beziehungen gefunden und gelebt.<br />

Es ist Teil meines Lebens.<br />

Es gibt Tausende von tollen Erlebnissen mit einzelnen<br />

Menschen, ich erinnere mich da z. B. an<br />

die Meschede-Party „Rot“: Wegen der Nebelmaschine<br />

sprang der Rauchmelder an, und kurze<br />

Zeit später stand die Feuerwehr vor der Tür. Oder<br />

dass ich bei jedem Abschiedskreis<br />

immer noch weine – entweder<br />

weil die Menschen so toll<br />

sind oder weil das Gefühl des<br />

Miteinanders so schön ist.<br />

Schließlich sind die 20 Jahre<br />

auch Teil meines politischen<br />

Engagements, ein Teil, den ich<br />

freiwillig für die Gesellschaft<br />

gebe.<br />

Setzen sich bei <strong>BiNe</strong> genug<br />

Leute ein?<br />

Es setzen sich immer die Leute<br />

ein, die Zeit und Lust haben.<br />

Wenn man etwas erreichen will,<br />

muss man selbst etwas tun und<br />

nicht warten, dass andere etwas<br />

tun.<br />

Wie würdest du deine Bisexualität definieren?<br />

Ich bin komplett offen, geoutet durch diverse<br />

Fernsehsendungen in den 90ern.<br />

Ich muss es nicht mehr bei jeder Gelegenheit jedem<br />

<strong>auf</strong> die Nase binden (z. B. bei der Arbeit).<br />

Bei homophoben Witzen z. B. schreite ich aber<br />

ein und bekenne Flagge.<br />

Lerne ich neue Leute kennen, erzähle ich sofort,<br />

dass ich Menschen liebe und keine Geschlechter.<br />

Du weißt ja auch, dass ich immer mit Frauen zusammengelebt<br />

habe, aber das schließt nicht aus,<br />

dass ich auch Beziehungen zu Männern geführt<br />

habe.<br />

Eine Definition wie 80:20 finde ich nicht gut, ich<br />

mag mich nicht festlegen.<br />

Kannst du noch etwas zu deinen Fernseh<strong>auf</strong>tritten<br />

erzählen?<br />

Ende der 90er gab es in den Medien eine Art Hype<br />

zur Bisexualität: Ich war vor 16 bis 18 Jahren<br />

einmal bei der Talkshow von Alfred Biolek, wo<br />

das Thema „… und trotzdem Familie“ hieß. Es

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