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Ehe & Familie - Bewegung für das Leben

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wickeln. Wie heißt es schön im Volksmund?<br />

Geteiltes Leid ist halbes Leid.<br />

Wenn man <strong>das</strong> gelernt hat und dies zum<br />

Bestandteil des <strong>Leben</strong>s wird, dann wird<br />

man auch in der Gesellschaft auf die unterschiedlichsten<br />

Ansprüche, Forderungen<br />

und Bedürfnisse der anderen Menschen<br />

angemessen reagieren können, denn man<br />

bewegt sich auf vertrautem Gebiet. Wer<br />

<strong>das</strong> nicht gelernt hat, wer vielleicht als ewiger<br />

Single durch <strong>das</strong> <strong>Leben</strong> geht, hochindividuell<br />

und hedonistisch lebt und sagt: „Ich<br />

bestehe auf meine Freiheit“, der ist vielleicht<br />

auf eine eigentümliche Weise frei,<br />

aber er ist häufig auch verdammt alleine.<br />

Alles Leid, alle Freud, alle Niederlagen<br />

muss er alleine ertragen. Und auch die<br />

Freude, die in Gemeinschaft doppelt und<br />

dreifach empfunden werden kann, teilt er<br />

mit niemandem: Wie arm ist derjenige, der<br />

alleine steht, trotz Ansehen und Geld. Das<br />

Glück liegt in der Gemeinschaft.<br />

Friedrich Hänssler: Wir hören von vielen<br />

Seiten <strong>das</strong> Argument: „In Krippen können<br />

sich Fachleute um die Kinder kümmern.“<br />

Das hört sich doch eigentlich gut<br />

an.<br />

Eva Herman: Ja, da hört sich wirklich gut<br />

an. Man geht sogar einen Schritt weiter:<br />

Wenn eine fremde Fachkraft sich um die<br />

kleinen Kinder in der Krippe kümmert, dann<br />

ist <strong>das</strong> hochprofessionell. Wenn es dagegen<br />

die eigene Mutter tut, ist es altmodisch.<br />

Wir haben in Deutschland, <strong>das</strong> erwähnte<br />

ich zuvor, zudem ein marodes, mangelhaftes<br />

Betreuungssystem. Das ist eben nicht<br />

nur der gesetzlich nicht geregelte<br />

Betreungsschlüssel. In den meisten europäischen<br />

Ländern sind Hochschulausbildungen<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Betreungspersonal der kleinen<br />

Kinder unabdingbar. Davon sind wir<br />

Lichtjahre entfernt. Kinder, die heute zu Teilen<br />

schon mit zwölf Wochen in die Krippe<br />

wegorganisiert werden und unter ärgsten<br />

Muttermangel leiden, müssen wenigstens<br />

100-prozentig aufgefangen werden. Ich<br />

unterstelle den meisten Frauen, die in einer<br />

solchen Einrichtung arbeiten, <strong>das</strong>s sie ihr<br />

Allerbestes geben. Sie können es alleine<br />

aber nicht schaffen.<br />

Zahllose Erzieherinnen, die in Krippen<br />

arbeiten, schreiben mir. Der Tenor lautet:<br />

„Wir schaffen es nicht. Uns bricht es <strong>das</strong><br />

Herz. Wir können die Kinder nicht alle so<br />

versorgen, wie wir sie versorgen müssten.“<br />

Mein Vertrauen bis auf allerwenigste Ausnahmen<br />

tendiert gegen Null. Ich weiß, <strong>das</strong>s<br />

es <strong>für</strong> einige verschwindend wenige <strong>Familie</strong>n<br />

gut ist, wenn die Kinder aus den <strong>Familie</strong>n<br />

rauskommen und anderweitig betreut<br />

werden. Doch selbst in solchen Fällen lautet<br />

<strong>das</strong> Geheimrezept niemals „Krippe“.<br />

Den <strong>Familie</strong>n wäre viel mehr geholfen,<br />

wenn man ihnen Menschen an die Seite<br />

stellen würde, die in deren Wohnung<br />

kämen und die ihnen die allerwichtigsten<br />

Notwendigkeiten <strong>für</strong> ein einigermaßen<br />

geregeltes <strong>Leben</strong> beibrächten. Frei nach<br />

dem Motto: „Einem Hungernden gib keinen Fisch zum Essen, sondern eine Angel, auf<br />

<strong>das</strong>s er sich künftig immer selbst den Fisch fangen kann.“<br />

Nehmen wir <strong>das</strong> Beispiel einer Mutter mit drei oder vier Kindern, die selbst emotional verarmt<br />

ist, weil sie als Kind vernachlässigt wurde. Wenn wir uns heute die Vernachlässigungs-<br />

und Misshandlungsfälle ansehen, dann sind es zu 99 Prozent Mütter und Väter,<br />

die selber Defizite in der eigenen Kindheit erlebt haben und deswegen gar nicht anders<br />

können. Sie brauchen dringend Hilfe und Unterstützung. Denen muss man nicht noch die<br />

Kinder wegnehmen und den Stempel aufdrücken „Ihr könnt gar nichts und ihr seid nichts<br />

wert“.<br />

Wenn man ihnen dagegen liebevoll alle mögliche Erleichterung gibt, wie schon gesagt,<br />

etwa eine <strong>Familie</strong>nhelferin oder psychologische Begleitung, dann macht man sie stark <strong>für</strong><br />

die Zukunft und langfristig sind die Kosten, die der Staat <strong>für</strong> diese <strong>Familie</strong> zu tragen hat,<br />

damit erheblich geringer.<br />

Friedrich Hänssler: Wer angeln will, braucht einen Angelschein. Wer segeln will,<br />

einen Segelschein. Dazu kommen Jagdschein, Führerschein und mittlerweile sogar<br />

Energiepass. Warum gibt es keinen <strong>Ehe</strong>- und Erziehungsschein? Würde <strong>das</strong> helfen?<br />

Eva Herman: Ja, <strong>das</strong> würde einigen sicher helfen. Und vereinzelte Vereine bieten Derartiges<br />

auch schon an. Doch Achtung: Auch hier gilt, <strong>das</strong>s es immer nur eine kleine Gruppe<br />

unserer Bevölkerung ist, die selbst nicht in der Lage ist, <strong>Familie</strong> zu leben. Die meisten Mütter<br />

und Väter brauchen keinen Führerschein, sie tragen diese Kenntnisse natürlich in sich.<br />

Und mir stehen alleine die Haare zu Berge bei dem Gedanken, <strong>das</strong>s der Führerschein von<br />

Politikern entwickelt werden könnte, ohne Berücksichtigung der wichtigen Empfehlungen<br />

von Bindungs- und Hirnforschern. n<br />

Tagesschau-Moderatorin und Bestsellerautorin<br />

EVA HERMAN<br />

IN SÜDTIROL<br />

Di. 27.04.2010 in MERAN,<br />

Bürgersaal, Otto Huber Str.<br />

Do. 29.04.2010 in BRIXEN,<br />

Cusanus Akademie<br />

Thema:<br />

„FRAUEN IN DER FALLE<br />

ZWISCHEN BERUF<br />

UND FAMILIE“<br />

Mi. 28.04.2010 in BOZEN,<br />

Pastoralzentrum<br />

Thema:<br />

„DAS EVA PRINZIP -<br />

FÜR EINE NEUE WEIBLICHKEIT“<br />

Beginn jeweils um 20 Uhr<br />

Infos: 0473 237 338<br />

www.bewegung-fuer-<strong>das</strong>-leben.com<br />

LEBE<br />

99/2010<br />

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