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Nr. 56, September - DS-InfoCenter

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Annette nimmt den Trichter sorgfältig<br />

am Rand und zieht ihn aus der leeren<br />

Flasche. 02:18.21<br />

Wie zur Bestätigung legt sie die Hand<br />

auf die Trichteröffnung und rückt ihn in<br />

der Flasche gerade. 02:27.12<br />

Stolz scheint sie wahrzunehmen, dass sie<br />

nun selbst Grieß aus der Flasche in den<br />

Trichter schüttet. 02:33.21<br />

Als die Flasche leer ist, beobachtet sie,<br />

wie der aus dem Trichterhals rinnende<br />

Strahl langsam versiegt. 02:38.05<br />

Eigenes Handeln<br />

02:18.12 – 06:30.19<br />

In den folgenden vier Minuten wiederholte<br />

Annette diese Übung in Interaktion<br />

mit der Therapeutin achtmal, wobei<br />

weitere Fähigkeiten und Erziehungsbedürfnisse<br />

erkennbar wurden.<br />

Sie führt ihn über die Öffnung der gefüllten<br />

Flasche, um ihn dort einzustecken.<br />

02:21.17<br />

Unter Handführung nimmt sie die gefüllte<br />

Flasche und führt sie über die<br />

Trichteröffnung. 02:30.23<br />

Sie senkt den Blick, um den aus dem<br />

Trichterhals rinnenden, kräftigen Strahl<br />

zu beobachten. 02:34.22<br />

Lächelnd betrachtet sie die aus dem<br />

Trichter gezogene leere Flasche in ihrer<br />

erhobenen Hand. 02:40.01<br />

Erstes Schütten<br />

02:18.12 – 02:44.08<br />

Unter Handführung bekommt sie erneut<br />

gezeigt, dass er auf die leere Flasche<br />

gehört. 02:24.09<br />

Erwartungsvoll lächelnd blickt sie auf die<br />

horizontal über den Trichter gehaltene<br />

Flaschenöffnung. 02:32.09<br />

Freudig blickt sie wieder auf den Grieß,<br />

den sie aus der Flasche in den Trichter<br />

schüttet. 02:35.17<br />

„EI, LEER“, lautiert sie spontan.<br />

Die Therapeutin bestätigt dies. 02:41.01<br />

Bildtafel 4:<br />

Annette macht bei ihrem ersten, selbständigen Trichterumstecken die Erfahrung, dass ihr Tun ein Ziel hat und Regeln unterliegt, die<br />

ihre Handlungsfreiheit einschränken. Bei ihrem ersten, geführten Schütten beobachtet sie die Bewegungen des fließenden Grießes<br />

ebenso konzentriert wie zuvor. Zuletzt überrascht sie durch die spontane Verbalisierung des erreichten Zieles, „LEER“.<br />

Als sie das Umstecken des Trichters von<br />

der gefüllten in die leere Flasche zum<br />

zweiten Mal beobachtet hatte, wurde sie<br />

selbst aktiv (Bildtafel 4): Sie zog ihn wieder<br />

heraus und wollte ihn in die Flasche<br />

mit dem Grieß stecken. Unter Handführung<br />

bekam sie erneut gezeigt, dass er<br />

FÖRDERUNG<br />

in die leere Flasche gesteckt werden<br />

muss, um schütten zu können. Mit einer<br />

Geste schien sie sich einverstanden<br />

zu erklären. Unter Handführung hob sie<br />

die gefüllte Flasche und verriet mimisch<br />

sowie durch genaues Beobachten, dass<br />

sie sich den Schüttvorgang gemerkt hatte:<br />

– Mit freudiger Erwartung blickte sie auf<br />

die horizontal über dem Trichter stehende<br />

Flaschenöffnung und beobachtete<br />

gespannt, wie sich der Grieß darauf<br />

zubewegte, als sie geneigt wurde.<br />

– Stolz schien sie wahrzunehmen, dass<br />

sie nun erstmals Grieß aus der Flasche<br />

in den Trichter schüttete. Sie senkte<br />

den Blick, um zu sehen, wie er aus dem<br />

Trichterhals in die auf dem Tablett stehende<br />

leere Flasche rann.<br />

– Freudig blickte sie wieder auf den aus<br />

der Flasche in den Trichter rinnenden<br />

Grieß. Als diese steil gestellt wurde, um<br />

den letzten Grieß herauszuschütten,<br />

blickte sie erneut nach unten und betrachtete<br />

den breiten Strahl, der nun<br />

aus dem Trichterhals kam.<br />

– Als die Flasche in ihrer Hand leer war,<br />

beobachtete sie, wie der Strahl allmählich<br />

versiegte. Lächelnd betrachtete sie<br />

die aus dem Trichter gezogene leere<br />

Flasche in ihrer erhobenen Hand und<br />

lautierte spontan: „EI, LEER.“ Dies wurde<br />

bestätigt.<br />

Mit einem wachen Blick zum Trichter<br />

in der gefüllten Flasche verriet sie,<br />

dass sie dessen Funktion im Handlungsablauf<br />

verstanden hatte und das Schütten<br />

fortführen wollte. Die leere Flasche<br />

wurde unter Handführung auf das Tablett<br />

gestellt.<br />

Annette zeigt nach zweimaliger Beobachtung<br />

der präsentierten Übung spontanes<br />

Interesse an eigenem Handeln.<br />

Beim ersten selbstständigen Trichterumstecken<br />

erfährt sie nonverbal, dass<br />

ihr Tun ein Ziel hat und daher Regeln<br />

unterliegt, die ihre Handlungsfreiheit<br />

einschränken. Beim ersten, geführten<br />

Schütten offenbart sie mimisch und visuell,<br />

dass sie sich den Ablauf gemerkt<br />

hat. Zuletzt überrascht sie durch die<br />

spontane Verbalisierung des erreichten<br />

Zieles „LEER“.<br />

Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>56</strong>, Sept. 2007 41

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