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MÜNCHEN BUENOS AIRES PARIS

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GO<br />

TRAVEL Prachtvolle Lebendigkeit bei Nacht auf<br />

TRAVEL<br />

illuminierter Präsidenten-Palast<br />

Buenos Aires: „Das Elegante und die<br />

Improvisationsbegabung haben wir<br />

vom Italiener. Und das Sture, Traurige,<br />

Pathetische kommt aus Spanien.“<br />

82 go sixt ARGENTINIEN<br />

wildes<br />

leben,<br />

zarte<br />

trauer<br />

der Plaza de la Republica:<br />

„Ich improvisiere, ich brauche die Pesos.“<br />

GO<br />

MoRBiDE ZEUgEn<br />

VERgAngEnEn REichtUMs.<br />

MAL REstAURiERt,<br />

MAL hALB VERFALLEn.<br />

wenn Pablo mit seinem Taxi eine Linkskurve<br />

fährt, dann rutscht ihm der Koffer<br />

vom Beifahrersitz entgegen und blockiert<br />

die Gangschaltung. Ewig dauert<br />

es, bis die nächste Rechtskurve kommt.<br />

Deshalb jagen wir nun mit hochtourig<br />

aufheulendem Motor im zweiten Gang durch das schwülfeuchte<br />

Buenos Aires, auf dessen Straßen die Hitze silbrig<br />

flirrt. Okay, das Heck des kleinen, schwarzen Autos ist eingedellt<br />

und der Kofferraum nicht mehr zu gebrauchen, aber<br />

Pablo fährt trotzdem. So ist das eben hier. „Ich improvisiere,<br />

ich brauche die Pesos“, schreit er, hält sich den Koffer vom Leib<br />

und freut sich wohl auch, dass es beim Obelisco an der Plaza<br />

de la Republica wieder mal nach rechts geht. Draußen ziehen<br />

Häuser vorbei, die in Madrid oder in Paris stehen könnten:<br />

Jugendstil- oder Art-déco-Fassaden. Morbide Zeugen vergangenen<br />

Reichtums: mal restauriert, mal halb verfallen. Dann<br />

wieder spiegeln sich Paläste des Historismus in monumentalem<br />

Zuckerbäckerstil in den, jetzt im Sonnenlicht gleißenden<br />

Glasflächen postmoderner Bürohochhäuser. Wo sind<br />

wir? Im 21. oder im 19. Jahrhundert? Oder irgendwo dazwischen?<br />

Buenos Aires, das heißt „Gute Lüfte“, ist Sehnsuchtsort<br />

und Ort der Widersprüche und Extreme. Wer sich darauf einlässt,<br />

verfällt dieser Stadt wie kaum einer anderen. Er erlebt<br />

eine Zeitreise durch eine brüllend laute Metropole, die nicht<br />

nur geographisch Europa zugewendet ist: ein bisschen Spanien,<br />

viel Italien und sogar ein Schuss k.u.k.-Österreich weht in<br />

den guten Lüften. „Das Elegante und die Improvisationsbegabung<br />

haben wir hier vom Italiener“, erklärt Pablo, „das Sture,<br />

Traurige und Pathetische hingegen kommt aus Spanien.“ Wo<br />

Driver Pablo recht hat, hat er recht. Und sehr bald spürt man,<br />

dass diese Stadt am Rio de la Plata mit ihrer Latinoleichtigkeit<br />

die Einstiegsdroge für Südamerika ist. „Muchisimas Gracias!“<br />

Pablo rast über die breiteste Straße, die weltweit eine Großstadt<br />

zu bieten hat: die 18-spurige Avenida 9 de Julio. In „Gran<br />

Buenos Aires“, im Großraum Buenos Aires, lebt ein Drittel der<br />

Bevölkerung Argentiniens. Mit fast 12 Millionen Einwohnern<br />

eine Megacity, die aber an jeder Straßenecke plötzlich auch<br />

ein verträumtes, kopfsteingepflastertes Dorf sein kann. Eine<br />

Stadt in atemberaubendem Wandel: Wo gestern ein Theater<br />

war, da ist heute die größte Buchhandlung des Kontinents, die<br />

Librería El Ateneo untergebracht. Und in der Bank, in der wir<br />

im 21. Jahrhundert Flachbildschirme und Rechner erwarten,<br />

tippen Angestellte emsig auf IBM-Kugelkopfschreibmaschinen.<br />

Das Nobel-Quartier „Recoleta“ präsentiert sich in mondäner<br />

Pracht mit Bürgersteigen aus Marmor, auf denen die<br />

Paseas Perros, jene amtlich registrierten Hundesitter, die Rassehunde<br />

der Reichen in den nächsten Park führen. Im Stadtteil<br />

Palermo trieben sich früher zwielichtige Gestalten zwischen<br />

Garagen und Autowerkstätten herum; heute leben hier,<br />

rund um die Plaza Serrano, die kreativsten Designer, und es<br />

gibt die elegantesten Restaurants. Und wer Spaß haben und<br />

feiern will, der muss natürlich unbedingt ins Stadtviertel San<br />

ARGENTINIEN go sixt 83

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