Download - Cumhachd Wicca - Wicca in Sachsen
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8 <strong>Wicca</strong> <strong>Wicca</strong> 9<br />
E Skyclad<br />
<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>leitung zu f<strong>in</strong>den ist nicht leicht,<br />
wenn ich <strong>in</strong> diesem Artikel über e<strong>in</strong><br />
noch immer umstrittenes Thema schreibe –<br />
die rituelle Nacktheit.<br />
Im <strong>Wicca</strong> wird sie als „skyclad“ bezeichnet,<br />
wörtlich übersetzt heißt es „himmelsgekleidet“,<br />
was nichts anderes bedeutet, als dass<br />
der Himmel der e<strong>in</strong>zige ist, der den Menschen<br />
bei dieser Praxis bedeckt. Dieser Begriff<br />
mag vielleicht daher kommen, dass viele<br />
Riten unter freiem Himmel praktiziert wurden<br />
und werden. Er kann aber auch die<br />
Nacktheit an sich bezeichnen, jedoch steht<br />
diese <strong>in</strong> allen mir bekannten Fällen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
spirituellen Zusammenhang.<br />
Beispiele für bestimmte Religionen, bei denen<br />
die Nacktheit als recht normal oder als<br />
teils sogar notwendig galt, gibt es viele. In<br />
den weiter östlichen Regionen wurde und<br />
wird sie noch heute angetroffen.<br />
E<strong>in</strong> allzu bekanntes Beispiel für e<strong>in</strong>e spirituell<br />
bed<strong>in</strong>gte Nacktheit f<strong>in</strong>den wir im Christentum<br />
bei Adam und Eva. Beide waren<br />
nackt, bis zu ihrem sogenannten Sündenfall,<br />
dem Ungehorsam gegenüber Gottes Anweisung.<br />
Danach erst erkannten sie sich selbst<br />
als nackt und legten sich Schürzen aus Feigenblättern<br />
an.<br />
Diese Geschichte könnte man nun so betrachten,<br />
dass die Scham durch die Nacktheit<br />
erst zustande kam, als beide sich von ihrem<br />
spirituellen Pfad abgewandt und Gottes Regeln<br />
missachtet hatten. Durch diese Verletzung<br />
„wurden ihrer beider Augen aufgetan,<br />
und sie erkannten, dass sie nackt waren“ (1.<br />
Mose 3/7). Durch diese Geschichte sollten<br />
wir aber nicht glauben, dass die Nacktheit<br />
aus christlicher Sicht unbed<strong>in</strong>gt böse ist. Als<br />
Adam und Eva sich bekleideten, war der<br />
Gehorsam ihrem Gott gegenüber endgültig<br />
gebrochen, somit lebten sie nicht mehr <strong>in</strong> ihrem<br />
Glauben. In der Bibel heißt es aus Adams<br />
Mund: „Ich hörte de<strong>in</strong>e Stimme im<br />
Vom Himmel bekleidet<br />
Garten, und ich fürchtete mich, denn ich b<strong>in</strong><br />
nackt“. Wahrsche<strong>in</strong>lich fürchtete er sich vor<br />
Jahwe gerade, weil er nun erkannt hatte, dass<br />
se<strong>in</strong> Schöpfer ihn nackt sah, also durchschauen<br />
konnte. Die Furcht könnte somit<br />
aufgrund des Verstoßes gegen die Gesetze<br />
im Garten Eden bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> und nicht durch<br />
die re<strong>in</strong>e Nacktheit.<br />
Es sollte weiterh<strong>in</strong> überlegt werden, ob der<br />
Mensch nun nach se<strong>in</strong>em Vergehen nicht<br />
mehr würdig war, nackt zu se<strong>in</strong> und aus dem<br />
Paradies vertrieben werden musste. Vielleicht<br />
ist es die E<strong>in</strong>stellung zu den materiellen<br />
D<strong>in</strong>gen, mit der man unter Umständen<br />
die Spiritualität messen könnte. Manchmal<br />
spricht man diesbezüglich auch vom „Abstieg<br />
<strong>in</strong> die Materie“. Die E<strong>in</strong>stellung zum<br />
Materiellen kann durch Besitz anschaulich<br />
gemacht werden, unter anderem auch durch<br />
Gewänder und Schmuck. Wenn also Adam<br />
und Eva im Paradies nackt waren, so waren<br />
sie gleich, Geschöpfe des Himmels und der<br />
Erde. So könnten wir die Nacktheit als Urzustand<br />
des Menschen bezeichnen, als re<strong>in</strong> und<br />
fern jeglicher E<strong>in</strong>ordnung e<strong>in</strong>er materiellen<br />
Gesellschaftsstruktur.<br />
Wenn wir weiter nach e<strong>in</strong>er solchen Nacktheit<br />
suchen, werden wir <strong>in</strong> den <strong>in</strong>dischen<br />
Gebieten fündig. Hier leben die Sadhus, h<strong>in</strong>duistische<br />
Gläubige, die sich ausschließlich<br />
dem religiösen Leben verschrieben haben.<br />
Viele von ihnen leben streng asketisch und<br />
lehnen meist sogar Kleidung ab, da diese zu<br />
stark mit der materiellen Welt verknüpft ist<br />
und somit auf der Suche nach spiritueller Er-<br />
leuchtung und Erlösung beh<strong>in</strong>dert. Wenn wir<br />
hier nun e<strong>in</strong>en Bogen zu dem Schicksal von<br />
Adam und Eva schlagen, so haben wir e<strong>in</strong>e<br />
Bed<strong>in</strong>gung der Askese durch Spiritualität.<br />
Erst als sich die beiden Bewohner des Paradieses<br />
kleideten, entfernten sie sich von Gott<br />
und er zog sich von ihnen zurück, so gut es<br />
ihm möglich war. Mit der Askese versuchen<br />
die Sadhus also, <strong>in</strong> den Urzustand zurückzugelangen,<br />
der Götternähe und unbekümmertes<br />
Leben verheißt.<br />
The first kiss of Adam and Eve<br />
Salvador V<strong>in</strong>iegra (1862-1915)<br />
E<strong>in</strong>e andere Gruppe, die durch ihren Namen<br />
für diesen Artikel von großer Relevanz ist,<br />
s<strong>in</strong>d die Digambaras, e<strong>in</strong>e überwiegend aus<br />
Mönchen bestehende Gruppe <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Ja<strong>in</strong>ismus. Ähnlich der Sadhus leben sie<br />
meist völlig nackt unter der bekleideten Bevölkerung.<br />
Interessant ist gerade ihr Name,<br />
der im Sanskrit mit „im Luftkleid“ oder „im<br />
Himmelskleid“ übersetzt werden kann. Hier<br />
könnte auch die Wurzel für den Begriff skyc-<br />
lad liegen, wenn man bedenkt, dass der Ja<strong>in</strong>ismus<br />
etwa im 5. Jahrhundert v. u. Z. <strong>in</strong>s<br />
Leben gerufen wurde.<br />
In der Antike war die spirituelle Nacktheit<br />
ebenso verankert, wie uns das Beispiel der<br />
Kyniker zeigen kann. Diese philosophischreligiöse<br />
Richtung <strong>in</strong>nerhalb der griechischen<br />
Antike enthielt ebenso e<strong>in</strong>en gewissen Asketenaspekt<br />
und e<strong>in</strong>e Bedürfnislosigkeit wie<br />
auch den Ansatz der Natürlichkeit, um dadurch<br />
das Glück zu erreichen. Dazu zählte<br />
eben auch die Nacktheit, um sich der Scham<br />
zu entledigen, die als e<strong>in</strong>e unnatürliche Eigenschaft<br />
galt und das Glück beh<strong>in</strong>dern<br />
konnte. In dieser Strömung g<strong>in</strong>g es mehr um<br />
das Glück des E<strong>in</strong>zelnen, daher kann man<br />
nicht bed<strong>in</strong>gungslos sagen, dass sie sich als<br />
Geme<strong>in</strong>schaft betrachtet hätten. Man kann<br />
behaupten, dass die Kyniker lediglich durch<br />
die Lehre verbunden waren, jedoch nicht das<br />
Glück, welches das ausgemachte Ziel der<br />
Bewegung war. Sie lehnten sich mit ihrer<br />
Kompromisslosigkeit aktiv gegen Gesetze<br />
und Gesellschaftsform auf, wodurch letztlich<br />
auch der Begriff „Zynismus“ entstanden se<strong>in</strong><br />
soll.<br />
In der neueren Geschichte ist es wahrlich<br />
schwierig, zu erforschen, wie der Begriff<br />
skyclad <strong>in</strong> unsere Breitengrade gelangt ist.<br />
E<strong>in</strong>erseits gibt es kaum historische Quellen,<br />
die darauf deuten könnten, wann dieser Begriff<br />
<strong>in</strong> den europäischen Raum e<strong>in</strong>geführt oder<br />
<strong>in</strong>tegriert wurde. Andererseits können<br />
wir durch Kenntnisse von Geschichte und<br />
Kultur e<strong>in</strong>ige Schlussfolgerungen ziehen,<br />
wie es dazu gekommen se<strong>in</strong> könnte.<br />
Das erste, mir bekannte schriftliche Zeugnis<br />
der Verwendung des Wortes skyclad ist <strong>in</strong><br />
manchen Versionen des Book of Shadows<br />
enthalten. Woher der Autor, vermutlich Gerald<br />
B. Gardner, dieses Wort hatte, ist völlig<br />
spekulativ. Spielraum für Vermutungen lässt<br />
die Tatsache, dass er e<strong>in</strong>e recht lange Zeit <strong>in</strong>