Baumschlager eBerle - Hamburg - AIT-ArchitekturSalon
Baumschlager eBerle - Hamburg - AIT-ArchitekturSalon
Baumschlager eBerle - Hamburg - AIT-ArchitekturSalon
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die orientierung gilt<br />
Der Welt<br />
Die Entwicklung von <strong>Baumschlager</strong> Eberle<br />
Auf fünf verschiedenen Wegen nähert sich Ingeborg Flagge der Architektur von <strong>Baumschlager</strong> Eberle. Die Kritikerin betrachtet<br />
deren Werk aus der Selbstsicht der Architekten. Sie thematisiert den vermeintlichen Gegensatz von lokaler Verankerung und<br />
globaler Tätigkeit. Sie untersucht die Bedeutung des Genius loci in den Arbeiten von <strong>Baumschlager</strong> Eberle. Sie untersucht, wie<br />
Atmosphäre konstruiert wird, und sie erkennt Einfachheit und Reduktion als die kategorischen Imperative in der Arbeit des<br />
weltweit aktiven Büros.<br />
von Ingeborg Flagge<br />
1.<br />
Die Entwicklung eines Architekturbüros lässt sich von außen<br />
und innen betrachten. Von außen gesehen kann man leicht<br />
ausmachen, wie sich eine formale Haltung herausgebildet<br />
hat, welche Vorlieben an Materialien entwickelt wurden und<br />
ob eine Spezialisierung auf gewisse Bauaufgaben erfolgt ist.<br />
Solche Beobachtungen sind aber nur begrenzt interessant.<br />
Denn ohne die Sicht von innen, die Selbstsicht der Architek-<br />
ten also, bleibt eine solche Analyse unvollständig.<br />
Wer wie <strong>Baumschlager</strong> Eberle für sich in Anspruch nimmt,<br />
eine Baulösung vom Ort der Bauaufgabe über die städtebauliche<br />
Konfiguration bis zur Konstruktion, Gestaltung<br />
der Hülle und schließlich der Funktion anzugehen – und<br />
zwar immer in dieser Reihenfolge –, für den kann Bauen nur<br />
stete Weiterentwicklung sein. Zudem besitzt <strong>Baumschlager</strong><br />
Eberle eine gehörige Portion des „Möglichkeitssinnes“,<br />
den der Schriftsteller Robert Musil dem Wirklichkeitssinn<br />
Flughafen Wien-Schwechat, Check-In 3, 2012 | Werner Huthmacher<br />
6 | <strong>AIT</strong>hesen September | <strong>Baumschlager</strong> Eberle<br />
Lokal verankert –<br />
und dennoch Weltbürger.<br />
gegenüberstellt. Er attestierte solchen Menschen „einen<br />
Bauwillen ..., der die Wirklichkeit nicht scheut, wohl aber<br />
als Aufgabe ... behandelt.“ 1<br />
Als weltbewegliches Büro ist <strong>Baumschlager</strong> Eberle auch<br />
ständig lernend. Die Richtung einer Architektur zwischen<br />
Experiment, Zukunftsforschung und wirtschaftlicher<br />
Glaubwürdigkeit lässt keine andere Möglichkeit offen. Von<br />
den Anfängen an arbeitet <strong>Baumschlager</strong> Eberle auf höchstem<br />
logischem und analytischem Niveau. Natürlich waren<br />
die ersten Bauaufgaben kleiner, stärker regional als international,<br />
die Palette an verwendeten Materialien nicht so<br />
groß wie heute, die Methoden der Ressourcenoptimierung<br />
nicht so durchkalkuliert wie gegenwärtig. Aber die grundsätzliche<br />
Haltung war gleich, „wirkungswerte Bauten“ zu<br />
schaffen, die ökonomisch, technisch und emotional nachhaltig<br />
sind.<br />
2.<br />
Kreativität lebt vom Vergleich. Dass die Globalisierung für<br />
die Architektur aber eine Steigerung der Beliebigkeit bedeu-<br />
tet und eine zunehmende Gefahr der Nivellierung, haben<br />
die vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Die weltweite Verein-