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Wie sind wir entstanden FeG - FeG Mechernich

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I. Zur Vorgeschichte<br />

Die Freien evangelischen Gemeinden (<strong>FeG</strong>)<br />

1) Im Laufe der Kirchengeschichte gab es stets kleinere, außerhalb der Volkskirche stehende Gemeinden, die<br />

das Anliegen der Freikirchen vertreten haben (Bibeltreue, Kirchenordnung, Glaubenstaufe,<br />

Gemeindezugehörigkeit).<br />

2) Besonders seit der Reformation gab es verstärkt freikirchliche Bewegungen.<br />

3) Im 19. Jahrhundert kam das Zeitalter des Pietismus (Herzensglaube und Nächstenliebe; Vertreter: Spener,<br />

Francke, Zinsendorf, Tersteegen); Baptismus und Methodismus.<br />

4) Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert:<br />

Die Freien evangelischen Gemeinden haben ihre geschichtlichen Wurzeln in der europäischen Erweckungsbewegung des<br />

19. Jahrhunderts. Diese führte zur Bildung von Gruppen, denen der sonntägliche Gottesdienstbesuch, in dessen<br />

Mittelpunkt oft eine von liberaler Theologie bestimmte Predigt stand, nicht genügte. Sie kamen zusammen, um gemeinsam<br />

die Bibel zu studieren. In den meisten Ländern Europas betrachteten die Staatskirchen dieses „Konventikeltum„<br />

(Privatversammlung) mit Sorge. Sie versuchten es einzudämmen, indem sie die Mitglieder der Gruppen unter Druck<br />

setzten. So fühlten sich viele, die sich als treue Glieder der Kirche verstanden, aus den bestehenden Kirchen<br />

herausgetrieben und zur Bildung selbständiger Gemeinden veranlasst. Manche dieser Gruppen stießen beim Studium der<br />

Heiligen Schrift auf die Fragen nach der Verfassung der Kirchen. Sie erhoben die Forderung, dass die Kirche vom Staat<br />

unabhängig sein müsse, dass zu ihr nur Glaubende gehören sollten und das die Teilnahme an Taufe und Abendmahl den<br />

Glauben an Jesus Christus voraussetze. So kam es im Zusammenhang mit Erweckungsbewegung in Frankreich,<br />

Norditalien und der Schweiz, die wesentlich durch den schottischen Kongregationalisten Robert Haldane (1764-1842)<br />

beeinflusst war, zur Bildung der Freien evangelischen Gemeinden in der Schweiz: 1816 in Genf, 1829 in Bern. Im<br />

Zusammenhang mit dieser Bewegung gründete im Jahr 1832 der reformiert Pfarrer Adolphe Monod (1802-1956) die<br />

„Eglise libre evangelique“ in Lyon. Die Bildung von Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland steht in diesem<br />

geschichtlichen Zusammenhang.<br />

II. Entstehung der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland<br />

Ein sechzehnjähriger Kaufmannslehrling kam allein durch das Bibelstudium zum Glauben an Jesus Christus. Es<br />

war Hermann Heinrich Grafe, der von 1818 bis 1869 lebte. Mit 25 Jahren zog er nach Elberfeld<br />

(heute Wuppertal). Vorher lebte er zwei Jahre in der französischen Seidenstadt Lyon, in<br />

der er eine unabhängige evangelische Gemeinde kennenlernte. Sie bestand<br />

ausschließlich aus Menschen, die ein bewußtes Leben mit Jesus Christus<br />

führten. Um Mitglied zu werden, mußte man persönlich "Jesus als seinen<br />

Herrn bekennen und entsprechend leben", wie es hieß. Dieses<br />

an der Bibel ausgerichtete Gemeindemodell überzeugte Hermann<br />

Heinrich Grafe, denn im Neuen Testament besteht Gemeinde<br />

ausschließlich aus solchen Menschen, die Jesus Christus ein<br />

persönliches "Ja" gegeben haben.<br />

Nun stellt sich vielleicht die Frage, warum Grafe erst ins Ausland<br />

ziehen mußte, um eine solche Gemeinde kennenzulernen. In<br />

Deutschland bestimmte seit der Reformation der Landesherr den<br />

Glauben seiner Untertanen. Deshalb gab es außerhalb der Staats-<br />

und Landeskirchen keine Gemeinden. Versuche, diese zu gründen,<br />

wurden unterdrückt. Das wurde erst anders, als sich nach der Deutschen<br />

Revolution 1848 die meisten deutschen Länder eine Verfassung gaben.<br />

So konnten um 1850 verschiedene evangelische Freikirchen in Deutschland<br />

entstehen. Grafe setzte sich zunächst mit anderen Freikirchen in Verbindung. Es war und<br />

blieb ihm jedoch wichtig, daß der bewußte Glaube an Jesus die einzige Bedingung zur Gemeindemitgliedschaft<br />

ist. 1850 gründete er zunächst den "Evangelischen Brüderverein". Mit vertreten waren Männer aus<br />

verschiedenen Berufen, meistens ohne theologische Ausbildung. Sie waren bereit, von ihrem Glauben zu<br />

berichten und in Dörfern und wachsenden Industriestädten Menschen zum Glauben einzuladen. Diese Männer<br />

gründeten zunächst keine eigenen Gemeinden, sondern bildeten eine überkonfessionelle Arbeitsgemeinschaft<br />

von Christen verschiedener Benennungen.


Im Jahre 1854 trat Grafe dann mit fünf seiner Freunde aus der Reformierten Kirche aus und gründetete die Freie<br />

evangelische Gemeinde Elberfeld-Barmen. An das Presbyterium der Reformierten Kirche schrieb er: "Wir<br />

finden Gemeinschaft in Christo nicht, wo auch offenbar ungläubige und Feinde Jesu Christi noch Raum haben.<br />

Wir bitten Sie, unseren Austritt aus der Volkskirche als einen Akt des Gewissens anzusehen und nicht als einen<br />

Ausdruck einer bloßen Opposition."<br />

Grafe übernahm die Leitung der ersten Freien evangelischen Gemeinde in Wuppertal, sein<br />

Schwager Heinrich Neviandt (links) wurde ihr erster Pastor.<br />

Am 30. September / 1. Oktober 1874 schlossen sich in Elberfeld zweiundzwanzig<br />

"Abendmahlsgemeinschaften" zum Bund Freier evangelischer Gemeinden zusammen.<br />

Diese Gemeinschaften waren ähnlich <strong>entstanden</strong> wie die Gemeinde in Elberfeld-Barmen.<br />

Und noch ein paar Daten und Namen, die für die Entwicklung Freier evangelischer<br />

Gemeinden wichtig waren:<br />

Im Juli 1887 berief ein kleiner Kreis von Christen in Witten Friedrich Fries (1856-1926, siehe<br />

rechts) als Pastor. Er gründete in Witten und in Nachbarstädten Gemeinden und rief den<br />

Bundes-Verlag und das Diakonische Werk "Bethanien" in Solingen ins Leben. Beide<br />

Institutionen gibt es noch heute.<br />

Fries' Mitarbeiter Konrad Bussemer (1874-1944) war jahrzehntelang Lehrer am damaligen<br />

Predigerseminar des Bundes. Er wurde einer der wichtigsten Theologen der Freien<br />

Evangelischen Gemeinden in der damaligen Zeit.<br />

Otto Schopf (1870-1913, links) wurde der Nachfolger von Friedrich Fries.<br />

Als Pastor der Freien evangelischen Gemeinde in Witten gilt er als der eigentliche<br />

Nachfolger Grafes. Schopf gab den Anstoß, ein eigenes Predigerseminar zu<br />

gründen. Das wurde in Wuppertal-Vohwinkel errichtet, 1946 nach<br />

Dietzhölztal-Ewersbach verlegt und stand über zwanzig Jahre unter dem<br />

Rektorat von Walter Quiering (1898-1977, unten rechts). Schopf gründete<br />

1904 auch die Inlandmission des Bundes, um Menschen in Deutschland den<br />

christlichen Glauben nahezubringen.<br />

Seitdem <strong>sind</strong> viele neue Gemeinden dazugekommen, wie die in Hamburg, die eine eigene vom Bund Freier<br />

evangelischer Gemeinden unabhängige Geschichte hat und 1934 schon aus ca. 30 Ortsgemeinden im<br />

norddeutschen Raum bestand.<br />

Inzwischen gibt heute es rund 400 Gemeinden im gesamten Bundesgebiet.<br />

Schwierigkeiten gab es in den dreißiger Jahren, den<br />

geistlichen Kurs beizubehalten.<br />

Schwierigkeiten gab es auch nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

in der DDR, wo aus politischen und ideologischen<br />

Gründen die Zahl der Gemeinden abnahm. Aus genau<br />

diesen Gründen war es notwendig, für das Gebiet der<br />

DDR 1951 einen juristisch und arbeitsmäßig<br />

selbständigen "Bund Freier evangelischer Gemeinden in<br />

der DDR" zu bilden. Er hielt immer guten Kontakt zum<br />

Bund in der Bundesrepublik Deutschland. Und er war<br />

auch Mitglied im Internationalen Bund Freier<br />

evangelischer Gemeinden. Er errichtete in Bad<br />

Klosterlausnitz/Thüringen ein Tagungs- und Gästehaus,<br />

das 1986 als "Grafe-Haus" (oben links) eingeweiht wurde.


III. Ausbreitung der Freien evangelischen Gemeinden<br />

1990: 320 Ortsgemeinden mit über 500 Predigtplätzen; 250 Pastoren; 26 500 Mitglieder; (ca. 35<br />

000 Gottesdienstbesucher; 6 000 Jugendliche; 5 000 Jungscharler; 9 000 Kinder )<br />

Schwerpunkt der Gemeinden: Nordrhein-Westfalen, Hessen und Hamburg; in den letzten Jahren ist ein<br />

starkes Wachstum in Süddeutschland zu verzeichnen.<br />

<strong>FeG</strong> weltweit: in 15 Ländern: 3 230 Gemeinden; 300 000 Mitglieder; 3 000 Pastoren; Missionsarbeit in fünf<br />

Erdteilen.<br />

In Deutschland <strong>sind</strong> die Freikirchen nach wie vor in der Minderheit, aber weit über 200 000 Gottesdienstbesucher<br />

bedeuten, dass etwa jeder 6. protestantischen Gottesdienstbesucher in einer Freikirche ist.<br />

Zur Zeit ist ein außerordentliches Interesse an freikirchlicher Gemeindestruktur feststellbar.<br />

IV. Arbeitszweige der Freien evangelischen Gemeinden<br />

Inlandmission Schwerpunkte in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Saarland,<br />

Region Oberrhein - Schwarzwald – Bodensee, Oberbayern – Franken<br />

Zeltmission 2 Zelte mit 300 und 1 Großzelt mit 1 000 Sitzplätzen (25 Missionseinsätze/Jahr)<br />

Auslandmission „Allianz Mission„, Arbeits-Schwerpunkte in Japan, Brasilien, Philipinen, Mali; außerdem in<br />

Österreich, Italien, Belgien und den GUS; inzwischen 120 Missionare<br />

Diakonie Bundeswerk „Elim“ in Hamburg (Krankenhaus, Krankenpflegeschule, Alten- und<br />

Pflegeheim)<br />

Bundeswerk „Bethanien“ in Solingen – Aufderhöhe (Alten- und Pflegeheim;<br />

Lungenkrankenhaus; 20 Gemeindeschwestern – Stationen, z.T. als Sozialstation in<br />

Zusammenarbeit mit öffentlichen Trägern, Kinder- und Erholungsheim in Langeoog; BTS =<br />

Biblisch-therapeutischen Seelsorge; Langzeitbetreuung für Hilfsbedürftige (psychisch<br />

Kranke, § 218); Therapiezentrum für alkoholkranke Männer in Dessau.<br />

Verlag Zeitschriften: Gemeindezeitung „Der Gärtner„, Jugendmagazin – „Punkt„, „Kinderzeitung„,<br />

„Die junge Schar„, missionarische Verteilschrift – „Das Ziel“.<br />

Theologisches in Dietzhölztal Ewersbach bei Dillenburg (Hessen); ca. 50 Studenten<br />

Seminar<br />

Bibelschule in Solingen – Aufderhöhe (Kurzbibelschule, Kurse, Lehrgänge)<br />

Freizeitheime „Seeschloss Kellersee“ bei Eutin/Niedersachsen; „Forggenhof„ bei Füssen/Allgäu; „Grafe-<br />

Haus“ in Bad Klosterlausnitz/Thüringen; Jugendheim „Wartenberg“ bei Witten/Ruhr;<br />

Ferienhäuser in Dietzhölztal.<br />

Neben den Freizeitangeboten finden hier Rüstzeiten für Mitarbeiter statt.<br />

Sparkasse Spar- und Kreditbank Witten, Darlehen für den Bau von Gemeindehäusern<br />

Kinder-, Jungschar-, Jugend-, Frauen- und Seniorenarbeit<br />

Die Geschäftsstelle (Bundeshaus) befindet sich in Witten/Ruhr.


V. Arbeitszweige der Freien evangelischen Gemeinden<br />

Verbindliche Grundlage für Glauben und Leben der Freien evangelischen Gemeinde ist die Bibel als das<br />

geoffenbarte Wort Gottes. Deshalb richtet sie sich im Aufbau, in der Ordnung und im Dienst nach dem Vorbild<br />

der im Neuen Testament beschriebenen Gemeinden. Daraus ergeben sich u.a. folgende Leitlinien:<br />

1) Die Gemeinde nach dem NT ist Gemeinde der Glaubenden. Daher wollen die <strong>FeG</strong> Gemeinden glaubender<br />

und bekennender Christen sein. Nur wer an Jesus Christus glaubt, durch ihn Vergebung seiner Schuld<br />

empfangen hat und sein Leben unter der guten Herrschaft Christi führen will, kann sich der Gemeinde<br />

anschließen.<br />

2) In der Gemeinde <strong>wir</strong>d das allgemeine Priestertum praktiziert. Jeder Glaubende hat vom Heiligen Geist<br />

(unterschiedlich) Gaben empfangen und soll sie zur Ehre Gottes und zum Wohle der Gesamtgemeinde<br />

einbringen. Mitarbeit <strong>wir</strong>d also erwartet.<br />

Die Leitung der Gemeinde geschieht nicht im Einmannsystem, sondern liegt beim Ältesten- oder<br />

Leitungskreis. Der Pastor gehört für die Zeit seines Dienstes dazu.<br />

3) In den <strong>FeG</strong> <strong>wir</strong>d die Taufe aufgrund des persönlichen Glaubens an Jesus Christus praktiziert. Sie ist<br />

freiwillig und keine Bedingung für die Mitgliedschaft.<br />

4) Zur Teilnahme am Abendmahl ist jeder herzlich eingeladen, der an Jesus Christus und seinen<br />

stellvertretenden Opfertod glaubt.<br />

5) Die Gemeinde achtet darauf (sie ist vor Gott dazu verpflichtet), dass ihre Mitglieder nach den Weisungen<br />

der Bibel leben. Deshalb geschieht seelsorgerliche Begleitung, Korrektur und bei Nichtbeachtung ggf.<br />

Ausschluss aus der Gemeinde.<br />

6) Die <strong>FeG</strong> betonen die Unabhängigkeit von Staat und Kirche. Folgerichtig erhalten sie keine Kirchensteuern,<br />

sondern tragen sich durch freiwillige Opfer selbst.<br />

7) Die einzelnen Ortsgemeinden <strong>sind</strong> selbständig. Sie haben sich zu einer „geistlichen Lebens- und<br />

Dienstgemeinschaft„ im Bund Freier evangelischer Gemeinden KdöR zusammengeschlossen. Dadurch<br />

können sie gemeinsam an den überörtlichen Aufgaben arbeiten.<br />

VI. Beziehung zu anderen Christen<br />

Die Freien evangelischen Gemeinden wissen, dass sie nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Gemeinde Jesu<br />

Christ <strong>sind</strong>. Sie grenzen sich nicht durch sektenhafte Enge und Sonderlehren von anderen Christen ab, sondern<br />

suchen die Verbindung zu ihnen:<br />

a) in der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF)<br />

b) in der Deutschen Evangelischen Allianz<br />

(verschiedene Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften)<br />

c) als Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK).<br />

Die Freien evangelischen Gemeinden verhalten sich sehr zurückhaltend gegenüber der Ökumene.

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