Intensiv-Druckfarben – Möglichkeiten und Grenzen
Intensiv-Druckfarben – Möglichkeiten und Grenzen
Intensiv-Druckfarben – Möglichkeiten und Grenzen
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Für die überwiegend auftretenden<br />
Fälle der Praxis, in denen sich<br />
der Mehraufwand für zusätzliche<br />
Farben nicht lohnt, werden inzwischen<br />
Systeme angeboten, um für<br />
Sonderfälle bunter <strong>und</strong> kontrastreicher<br />
als normal (d. h. im Standard<br />
[1][2]) zu drucken. Diese <strong>Möglichkeiten</strong><br />
bestehen allerdings nur für<br />
den Bogenoffset. Es handelt sich<br />
um folgende Systeme:<br />
„Aniva“, Epple + Kirchner [4]<br />
„HICOS“, Huber-Gruppe<br />
„High Body“, Jänecke <strong>und</strong><br />
Schneemann<br />
„HighEnd“, Sun/Hartmann<br />
„Novaspace/Hyperspace“,<br />
BASF K+E [5]<br />
Es wird hier von „Systemen“ gesprochen,<br />
da es sich nicht nur um<br />
das bloße Austauschen der Farbskala<br />
handelt. Hinzu muss ein Bündel<br />
von Maßnahmen <strong>und</strong> Vorgaben<br />
kommen, die nur gemeinsam das<br />
gewünschte Ergebnis bringen können.<br />
Das Bündel kann folgendes<br />
umfassen:<br />
<strong>Druckfarben</strong>satz<br />
Anwendungsrichtlinien (besonders<br />
ausgeprägt bei Aniva <strong>und</strong><br />
Novaspace)<br />
Digitalprüfdruck mit Spezialeinstellung<br />
zusätzlich sinnvoll: besondere<br />
Repro durch spezielle ICC-Profile<br />
für Separation <strong>und</strong> Prüfdruck<br />
Die Systeme erzielen ihre Wirkung<br />
dadurch, dass höher pigmentierte<br />
<strong>Druckfarben</strong> verwendet werden<br />
oder solche, deren Pigmente<br />
durch besser benetzende Bindemittel<br />
besonders effektiv sind. Bei<br />
einigen Systemen genügt bereits<br />
eine praxisübliche Schichtdicke um<br />
1 g/m 2 bzw. 1 µm, um damit das<br />
Normale zu übertreffen. Bei anderen<br />
Systemen ist eine deutlich<br />
höhere Schichtdicke erforderlich,<br />
was sich natürlich auch in einer erhöhten<br />
Tonwertzunahme auswirkt.<br />
Letzteres stellt jedoch kein gravierendes<br />
Problem dar, da es für einen<br />
optimalen Arbeitsablauf ohnehin<br />
anzuraten ist, eine besondere Repro<br />
zu verwenden. Diese rechnet<br />
die erhöhte Tonwertzunahme quasi<br />
automatisch in die Daten mit ein.<br />
Kompensierende Maßnahmen sind<br />
dann bei der Druckformherstellung<br />
<strong>und</strong> im Druck nicht erforderlich.<br />
Da in jedem Falle intensivere Volltonfarben<br />
erzielt werden, ist ein auf<br />
den normalen Druckstandard ISO<br />
12647-2 [1] abgestellter Digitalprüf-<br />
druck nicht mehr<br />
farbverbindlich, er<br />
wird ja an Buntheit<br />
übertroffen. Das<br />
ist bei farblich kritischen<br />
Aufträgen<br />
kein Problem, der<br />
Auftraggeber wird<br />
dann die erhöhte<br />
Buntheit <strong>und</strong> den<br />
Extra-Kontrast gegenüber<br />
dem Prüfdruck<br />
(sofern letzterer<br />
überhaupt<br />
vorhanden ist) als<br />
angenehme Überraschung<br />
werten.<br />
Es ist in diesem Fall<br />
auch nicht unbedingt<br />
eine besondere<br />
Repro erforderlich.<br />
Eine eventuell<br />
höhere Tonwertzunahme<br />
kann man<br />
durch eine geänderteRIP-Anpas-<br />
+100<br />
Blau-Gelb-Achse b*<br />
sungskurve bei der CtP-Druckformherstellung<br />
ausgleichen.<br />
Bei kritischen Aufträgen wird allerdings<br />
auf eine möglichst exakte<br />
Übereinstimmung mit dem Prüfdruck<br />
höchster Wert gelegt. Hierzu<br />
ist nach dem heutigen Stand<br />
der Technik erforderlich, dass ICC-<br />
Profile für den Druck auf wichtigen<br />
Papiertypen wie „gestrichen Bilderdruck“,<br />
„ungestrichen Offset“,<br />
erstellt bzw. beschafft werden.<br />
Mit diesen wird dann die Reproduktion,<br />
d. h. die Separation nach<br />
CMYK, sowie der Digitalprüfdruck<br />
durchgeführt. Beim Druck sind<br />
dann genau diejenigen Bedingungen<br />
einzuhalten, die der Profilierung<br />
zu Gr<strong>und</strong>e lagen. Diese schließen<br />
selbstverständlich die CtP-RIP-<br />
Kurve ein.<br />
Die Anwendung einer besonderen<br />
Repro ist nicht nur wegen eines<br />
exakten Prüfdrucks wichtig.<br />
Wenn es das Ziel sein soll, die Farben<br />
des Originals möglichst unverfälscht<br />
darzustellen, so muss<br />
die Separation nach CMYK gleich<br />
auf die jetzt bunteren Volltonfarben<br />
abstellen. Andernfalls würde<br />
der Farbraum durch die Repro zuerst<br />
auf den Offset-Standard stark<br />
„geschrumpft“ <strong>und</strong> anschließend<br />
im Druck mit einer intensiveren als<br />
der üblichen Färbung wieder etwas<br />
„aufgeblasen“. Verluste <strong>und</strong> unnötige<br />
Verfälschungen wären dabei<br />
unvermeidlich. Ein weiterer Gr<strong>und</strong><br />
0<br />
-100<br />
CIELAB-Farbumfang<br />
C+Y<br />
-50<br />
C<br />
Y<br />
Novaspace<br />
Praxis-Farbskala F 713<br />
C+M<br />
Grün-Rot-Achse a*<br />
M+Y<br />
M<br />
0 +50 +100<br />
Abb. 2:<br />
Erweiterter Farbraum durch <strong>Intensiv</strong>-<strong>Druckfarben</strong>,<br />
hier das Beispiel „Novaspace“.<br />
kommt hinzu, wenn die Bunttöne<br />
der verwendeten Primärfarben von<br />
jenen der Standardskala nach DIN<br />
ISO 2846-1 [3] stärker abweichen,<br />
hier müssen Repro <strong>und</strong> Prüfdruck<br />
unbedingt maßgeschneidert sein,<br />
andernfalls können die farblichen<br />
Abweichungen im Bild zu groß<br />
werden.<br />
Mit den genannten Systemen<br />
kann der Farbumfang im besten<br />
Fall um etwa 1/3 vergrößert<br />
werden, am deutlichsten ist die<br />
Wirkung im Orange <strong>und</strong> im Blau<br />
(Abb. 2). Das sind genau jene Bereiche,<br />
bei denen der Farbumfang des<br />
Standard-Offsetdrucks besonders<br />
oft als zu klein empf<strong>und</strong>en wird.<br />
Wie bereits mehrfach angeklungen,<br />
besteht die Wirkung der erhöhten<br />
Volltonfärbung nicht nur<br />
in einer erhöhten Buntheit sondern<br />
auch in einem erhöhten Helligkeitskontrast<br />
zwischen dem Papierweiß<br />
<strong>und</strong> der durch ein satteres Schwarz<br />
verstärkten Bildtiefe. Dies drückt<br />
sich in Darstellungen des Farbraums<br />
nur aus, wenn auch die Helligkeitsachse<br />
einbezogen ist; wie z. B in<br />
Abb. 3.<br />
Wir haben jetzt gesehen: Es ist<br />
möglich, durch das Aufbringen<br />
von mehr Pigment pro Fläche den<br />
Farbraum deutlich zu erweitern;<br />
eine ggf. erhöhte Tonwertzunahme<br />
lässt sich in der Repro oder beim<br />
CtP-RIP kompensieren. Was hindert<br />
uns denn dann noch, das Spiel so<br />
weit zu treiben, dass keine Wün-