MOTOnews Nr. 01/11 - FMS
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Umwelt 1/2<strong>01</strong>1 35<br />
Kirschblütenzeit<br />
In Japan gelten die Wochen des Frühlingsanfangs, die Kirschblütenzeit, als die schönsten im Jahr. Die<br />
Vögel jubilieren und beginnen mit dem Nestbau, die Pflanzen treiben und blühen, Bienen schütteln die<br />
Winterstarre ab, Eichhörnchen buddeln Nüsse aus, die sie im Herbst versteckt hatten.<br />
Jedes Jahr wiederholt sich das<br />
Spiel. Es ist der Natur eingeprägt,<br />
sie kann nicht anders.<br />
Den Geschöpfen fehlt ein lenkendes<br />
Hirn, sie sind seit Jahrmillionen<br />
ihren Reflexen und<br />
Instinkten ausgeliefert.<br />
Noch jemand ohne Hirn möchte<br />
da nicht zurückstehen. Jedes<br />
Jahr zur Kirschblütenzeit verschickenVerkehrssicherheitsräte,<br />
Presseämter, Bundesministerien<br />
und andere hoch bezahlte<br />
Kabarettisten Warnungen, wie<br />
schrecklich gefährlich Motorradfahren<br />
sei. Alle auf zwei und<br />
drei Rädern seien quasi Selbstmordattentäter,<br />
die mit ihren<br />
Höllenmaschinen den dunklen<br />
Teppich des Todes über unser<br />
Land zögen. Und Presse, Rundfunk<br />
und Fernsehen beten, wie<br />
immer ungetrübt von jeglicher<br />
Sachkenntnis, diese Rosenkränze<br />
nach.<br />
Natürlich darf die Versicherungswirtschaft<br />
nicht fehlen.<br />
Mit der Überschrift «Unfallforschung<br />
der Versicherer: Überholen<br />
in den Tod» ist eine Pressemitteilung<br />
betitelt, die der<br />
Gesamtverband der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft e.V am<br />
22. April 2<strong>01</strong>0 verschickte. «Einige<br />
hundert Biker» würden «diese<br />
Saison nicht überleben»,<br />
begruselt ein Herr Klaus Brandenstein<br />
die Leser des Textes.<br />
Grund: An fast jedem dritten<br />
Überholunfall mit Toten sei ein<br />
Motorradfahrer beteiligt.<br />
Abgesehen davon, dass kein<br />
Aussenstehender die Korrektheit<br />
der Versicherungsstatistiken<br />
überprüfen kann, drängen<br />
sich doch dem denkenden Menschen<br />
einige Fragen auf:<br />
• «Beteiligt»? Nicht «schuld»?<br />
• Wer hat da wen überholt?<br />
• Wer hat sich bei diesen Unfällen<br />
falsch verhalten?<br />
• Könnte es sein, dass unter<br />
den dabei Getöteten und Verletzten<br />
überproportional viele<br />
Fahrer von Leichtkrafträdern<br />
sind, die vom Gesetzge-<br />
ber auf asthmatische 80 km/h<br />
gedrosselt wurden und die<br />
daher gefährlichen Situationen<br />
nicht schnell genug entfliehen<br />
konnten?<br />
• Wie viele Motorräder mit<br />
Sicherheit vorgaukelndem<br />
ABS waren beteiligt?<br />
• Bei wie vielen Unfällen<br />
waren PKW beteiligt, die am<br />
Tage Fahrlicht eingeschaltet<br />
hatten, so dass man das<br />
Signalbild des Motorrads nur<br />
schwer von dem eines Autos<br />
unterscheiden konnte?<br />
• Wie viele an solchen Unfällen<br />
beteiligte PKW-Fahrer waren<br />
mental darauf vorbereitet,<br />
dass sie im Frühling mit mehr<br />
Motorrädern rechnen mussten<br />
als im Winter?<br />
• «An fast jedem dritten Überholunfall»?<br />
Also haben sich<br />
über 66 Prozent der tödlichen<br />
Überholunfälle ausschliesslich<br />
mit Autos zugetragen?<br />
Wo bleibt die Pressemitteilung<br />
«Autofahrer reissen<br />
mehrheitlich Menschen<br />
in den Tod»?<br />
Eine Frage allerdings brauchen<br />
wir uns nicht zu stellen, denn<br />
wir kennen schon die Antwort:<br />
Es gibt etwa neun Mal so viele<br />
getötete und schwer verletzte<br />
Menschen bei häuslicher Arbeit<br />
als beim Motorradfahren.<br />
Woher wir das wissen? Aus den<br />
Statistiken der Versicherungswirtschaft<br />
– eben jener, die Otto<br />
Normalhasenfuss alljährlich zur<br />
Kirschblütenzeit mit frisierten<br />
Horrormeldungen belästigt.<br />
Doch ein Ex-Ministerpräsident<br />
beispielsweise, der kürzlich<br />
nach Brüssel entsorgt wurde,<br />
forderte vor Jahren, Motorradfahren<br />
zu verbieten. Er forderte<br />
nicht, häusliche Arbeit zu verbieten.<br />
Unsere Massenmedien, vollgestopft<br />
mit Pressefreiheit und<br />
Oualitätsjournalisten, läuten<br />
regelmässig die gleichen Glocken.<br />
Es ist ihnen eben eingeprägt,<br />
sie können nicht anders.<br />
Den Geschöpfen fehlt ein denkendes<br />
Hirn, sie sind seit Jahrzehnten<br />
ihren Reflexen und<br />
Instinkten ausgeliefert.<br />
Zur Tollkirschblütenzeit.<br />
Hans Hohmann<br />
<strong>FMS</strong> im<br />
Fernsehen<br />
«Schweiz5»<br />
Die Ausgabe der Motorrad-<br />
Sendung im Frühjahr konzentriert<br />
sich einerseits auf die<br />
Neuigkeiten auf dem Motorradmarkt<br />
mit einem aktuellen<br />
Bericht von der Swiss-<br />
Moto in Zürich. Andererseits<br />
lassen wir uns von einem echten<br />
Weltmeister erklären, wie<br />
sein Alltag aussieht und welche<br />
schönen, aber auch<br />
schwierigen Momente einen<br />
Sportler prägen.<br />
Seien Sie dabei am Samstag,<br />
5. März 2<strong>01</strong>1, 21–22 Uhr,<br />
sowie am Sonntag, 6. März<br />
2<strong>01</strong>1, 14–15 Uhr, im Fernsehsender<br />
«Schweiz5».