Gebrazhofen - 1.
Gebrazhofen - 1.
Gebrazhofen - 1.
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München - Lindau<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> - Dürren<br />
Der Lückenschluss<br />
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Was vor 40 Jahren geplant und seit 32 Jahren<br />
gebaut wurde, ist nun fertig gestellt. Die<br />
Verbindung zwischen München und Lindau,<br />
zwischen Dänemark und der Schweiz ist<br />
durchgängig vier spurig befahrbar. Urlauber<br />
aus dem Norden und Pendler aus<br />
Oberschwaben, Geschäfts reisende aus der<br />
Schweiz und Lkw-Fahrer aus Österreich<br />
haben diesen Lückenschluss jahrelang herbeigesehnt.<br />
Vorbei sind die Zeiten der Staus<br />
und Verkehrsbehinderungen. Neue Möglichkeiten<br />
für den Fremdenverkehr, für Industrie<br />
und Wirtschaft tun sich auf.<br />
Der nun freigegebene Abschnitt zwischen<br />
Leutkirch-<strong>Gebrazhofen</strong> und Kißlegg-Dürren<br />
schließt eine wichtige Lücke im deutschen<br />
Verkehrsnetz. Die Bedeutung dieser Durchgangsstraße<br />
reicht weit in die Geschichte<br />
zurück. Über die historischen Zusammenhänge,<br />
über geologische Besonderheiten,<br />
über planerische Herausforderungen, über<br />
bauliche Finessen, über ökologische Anpassungen<br />
und umweltschützende Ausführungen<br />
des Bauwerks informiert dieses<br />
Magazin. Das reicht von den Einflüssen der<br />
Eiszeit auf die Trassenführung bis zur Verlegung<br />
der Stahlschutzplanken für die Verkehrssicherheit.<br />
Insbesonders durch die Beiträge des Regierungspräsidiums<br />
Tübingen entstand so eine<br />
Dokumentation eines Bauwerks, das mehr<br />
ist als eine Autobahn: Eine Verbindung<br />
zwischen Regionen und Landschaften, die<br />
Chancen eröffnet für eine prosperierende<br />
Zukunft.<br />
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Lückenschluss<br />
Nach 40 Jahren Planung und 32 Jahre nach<br />
Baubeginn ist nun Ende 2009 der Bau der Autobahn<br />
A 96 vollendet. Im deutschen Autobahnnetz ist damit<br />
die Lücke in der südlichsten Ost-West-Verbindung<br />
(Rosenheim-Lindau) geschlossen, und gleichzeitig<br />
zusammen mit der A 7 die Nord-Süd-Achse zwischen<br />
Skandinavien und Österreich mit Anschluss an die<br />
Schweiz und Italien hergestellt.<br />
A 8<br />
5
6<br />
Historie<br />
Zur Wegsamkeit des Allgäus<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>, ein lukratives Pfand<br />
Die Straße war und ist das Schicksal des Dürren<br />
Planung<br />
Die Geschichte einer langen Planung<br />
Die Würmeiszeit prägt den Untergrund der Trasse<br />
Der Lageplan<br />
Erd- und Straßenbau<br />
Erdbau in schwieriger Geologie<br />
Brückenbau<br />
Röhren für das Hochwild<br />
Mikrotunnel-Rohrvortrieb<br />
Vom Bohren in der Wanne und im Schluff<br />
Lärmschutz<br />
Lärmberuhigte Landschaft<br />
Ausstattung<br />
Getrennte Schutzplanken für ein Optimum an Sicherheit<br />
Landschaftsbau<br />
45.000 neue Gehölze<br />
Allen Daten, alle Fakten<br />
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />
Seite 23<br />
Seite 30<br />
Seite 8<br />
Seite 10<br />
Seite 11<br />
Seite 13<br />
Seite 19<br />
Seite 20<br />
Seite 35<br />
Seite 40<br />
Seite 42<br />
Seite 45<br />
Seite 48
Die A 96 – mehr als eine Autobahn<br />
-<br />
„Das Allgäu wird stark profitieren“<br />
Interview mit Professor Dr. Peter Jany,<br />
Hauptgeschäftsführer der Industrie- und<br />
Handelskammer Bodensee-Oberschwaben<br />
Tschaikowsky und Riesenbagger<br />
Vier Jahre lang als Pendler auf<br />
der Baustelle unterwegs<br />
Endlich ist das Nadelöhr geschlossen<br />
Für die Autobahnpolizei beginnt<br />
ein neuer Zeitabschnitt<br />
Den Termin im Nacken<br />
1,3 Mio. Kubikmeter Erde wurden von den<br />
beteiligten Bauunternehmen bewegt<br />
Auch acht Wasserbüffel sorgen<br />
für den Verkehrsfrieden<br />
Bei Stau auf der A 96 rollt die Blechlawine<br />
jetzt nicht mehr durch <strong>Gebrazhofen</strong><br />
„Ein befriedigendes Gefühl“<br />
Ein Projektleiter blickt auf<br />
32 Jahre A 96 zurück<br />
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />
Seite 50<br />
Seite 52<br />
Seite 53<br />
Seite 55<br />
Seite 57<br />
Seite 59<br />
7
Zur Wegsamkeit des<br />
Württembergischen Allgäus<br />
Die Verkehrslinie, der heute auch die Autobahn A 96 folgt, war schon lange<br />
durch die Geologie vorgezeichnet. Zu römischen Zeiten in seiner Bedeutung<br />
noch nicht erkannt, entwickelte sich dieser Verkehrsweg vom frühen<br />
Mittelalter an zu einer der wichtigsten Handels- und Reiserouten –<br />
was bis heute der Fall ist.<br />
Die „Landstraße von<br />
Lindau“ als Teil der<br />
Reichsstraße Augsburg<br />
– Mailand<br />
in der Augsburger<br />
Meilenscheibe von<br />
Hans Rogel, um 1563<br />
8<br />
A 9 6 - H I S T O R I E<br />
Die heutige Kulturlandschaft des württembergischen<br />
Allgäus präsentierte sich in der frühen Geschichte<br />
als sumpfiges, seenreiches Gebiet mit unwirtlichem<br />
Klima. Die Römer regierten ihre Provinz Rätien von<br />
Kempten aus und nahmen den Weg dorthin von Bregenz<br />
über Isny und Buchenberg. Zur Donau führte der<br />
Weg am heutigen Lindau und Tettnang vorbei durch<br />
das Schussental.<br />
Nach der Verlegung des „Castrum“ von Kempten nach<br />
Augsburg schwenkte die Römerstraße in Isny vor dem<br />
Gebirgszug der Adelegg nach Leutkirch ab, nahm Altmannshofen<br />
als eine „Porta algovica“ und erreichte<br />
über Kellmünz endlich Augsburg.<br />
Erst im Mittelalter entstand dann ein Fernhandelsweg,<br />
der von Memmingen über Leutkirch und Wangen zum<br />
Bodensee führte. Als „Landstraße von Lindau“ war er<br />
Teil der bedeutenden Reichsstraße Augsburg-Mailand<br />
und des späteren Reichspost courses. An diesem Weg<br />
waren auch <strong>Gebrazhofen</strong> und Dürren wichtige Stationen.<br />
„Auf dieser Route geht der Zug mit Kaufmannsgütern<br />
und - waaren von Frankfurth,<br />
Nürnberg, Augsburg, Ulm etc. nach der<br />
Schweiz, Graubünden und Italien; ferner mit<br />
Getreide aus Unterschwaben, auch Baiern<br />
nach Lindau und der Schweiz. Auch wurde,<br />
bevor die Stadt Lindau an Österreich überging<br />
eine beträchtliche Quantität baierischen<br />
Salzes auf dieser Straße nach der Schweiz<br />
gefördert…“<br />
Aus dem Stadtarchiv Wangen, 1805.<br />
Beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert bevorzugte<br />
Bayern von München zum Bodensee die rein bayerische<br />
Linie Kempten–Oberstaufen–Lindau. Der Vorteil<br />
der württembergischen Diagonalen über Leutkirch<br />
und Wangen wurde durch entsprechende Fahrplangestaltung<br />
zugunsten der bayerischen Linie vereitelt,<br />
konnte sich aber letztendlich durchsetzten und wird<br />
durch die nun beschlossene Elektrifizierung dieser<br />
Bahn bestätigt.<br />
Auf dem Weg der Schmelzwasser des Gletschers<br />
Die Linie, der nun auch die A 96 folgt, war schon<br />
lange durch die Geologie vorgezeichnet: Rhein und<br />
Donau kämpfen um das Wasser vor den Alpen. Bis vor<br />
ungefähr 450.000 Jahren floss der Alpenrhein noch<br />
über Ulm als Donau in Richtung Schwarzes Meer. Die<br />
letzten Eiszeiten verteilten ihr Wasser aufgrund der<br />
fortschreitenden Rheinerosion dann auf Donau und<br />
Rhein.<br />
Bestandteil eines Planes der Bundeswasserstraßen<br />
war auch einmal ein Kanal von der Donau über das<br />
Schussental zum Bodensee mit Weiterführung über<br />
den kanalisierten Hochrhein. Dieser Gedanke ist aufgegeben.<br />
Die A 96 nimmt den Weg der Schmelzwasser des<br />
Rheingletschers der Riss- und Würmeiszeiten über<br />
Altmannshofen zu Iller und Donau. Einen halben Kilometer<br />
südlich der Grünbrücke bei <strong>Gebrazhofen</strong> laufen<br />
A 96 und K 8025 parallel mit 70 Metern Abstand.<br />
Dazwischen liegt im Wald verborgen ein Drumlin als<br />
langgestreckte eiszeitliche Ablagerung mit scharfem<br />
Profil – der gibt der alten und der neuen Straße die<br />
Richtung vor.
Maximalstand der letzten Eiszeit (Würm) vor 23.000 Jahren<br />
Lückenschluss A 96<br />
Schmelzwasserstöme<br />
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Stau bei <strong>Gebrazhofen</strong> – diese Meldung war in den vergangenen<br />
Jahren häufig zu hören in den überregionalen Verkehrsnachrichten.<br />
Aber die Leutkircher Ortschaft ist auch ansonsten erwähnenswert –<br />
sund zwar aufgrund ihrer Geschichte und kulturellen Sehenswürdigkeiten.<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>,<br />
ein lukratives Pfand<br />
Zahlreiche Auto- und Lkw-Fahrer, die<br />
bei Stau auf der B 18 / A 96 durch<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> fuhren, konnten bemerken,<br />
dass die obere Hauptstraße<br />
mit ihren lästigen Engstellen „Zollstraße“<br />
heißt. Und dass bei einem<br />
auf fallenden historischen Haus,<br />
dessen Fensterläden in den Farben<br />
Öster reichs rot-weiß-rot bemalt sind,<br />
eine „Vogteistraße“ mündet. All dies<br />
sind Hinweise auf eine nicht ganz<br />
unbedeutende Vergangenheit dieser<br />
Ortschaft.<br />
Im Raum Leutkirch gibt es eine Häufung<br />
von Ortsnamen, die mit „hofen“<br />
oder mit „azhofen“ enden. Dort bestimmten<br />
im Mittelalter die „Freien<br />
auf Leutkircher Heide“ – so der alte<br />
Name – ihr Zusammenleben in einem<br />
Genossenschaftsverband selbst. Nur<br />
dem König mussten diese reichsunmittelbaren<br />
Freien Steuern zahlen.<br />
Die dafür zuständige Stelle war<br />
der Reichslandvogt der Landvogtei<br />
Schwaben.<br />
Weil die Regierenden schon im ausgehenden<br />
Mittelalter knapp bei Kasse<br />
waren, verpfändeten sie ge legentlich<br />
die Landvogtei Schwaben, mitsamt<br />
den eigentlich nicht dazu gehörenden<br />
Freien auf der Leut kircher Heide.<br />
Die folgenreichste Verpfändung für<br />
die Freien und damit für <strong>Gebrazhofen</strong><br />
datiert aus dem Jahre 1486.<br />
Die Landvogtei Schwaben kam so an<br />
Österreich (Tirol). Da das Pfand nie<br />
mehr ausgelöst wurde, blieb <strong>Gebrazhofen</strong><br />
bis zum Ende des Deutschen<br />
Reiches 1806 öster reichisch.<br />
Ein stattliches Zollhaus<br />
Trotz aller Beschränkungen der politischen<br />
Freiheit blühte <strong>Gebrazhofen</strong><br />
in der österreichischen Zeit auf. Für<br />
Österreich war nämlich die Fernhandelsstraße,<br />
die von Augsburg bzw.<br />
10<br />
Ulm nach Mailand führte, wirtschaftlich<br />
interessant. An der eingangs<br />
erwähnten Zollstraße errichtete<br />
Öster reich ein stattliches Amts- und<br />
Zollhaus. Die Zolleinnahmen waren<br />
recht lukrativ und hoch; mehrfach<br />
reichten Handelsleute deshalb Beschwerde<br />
beim Reichstag ein. Mitten<br />
im schlimmsten Jahr des 30-jährigen<br />
Krieges traf der erste Postreiter<br />
der kaiserlichen Reichspost, die dem<br />
Erbgeneralpostmeister Graf Leonhard<br />
von Taxis übertragen worden war,<br />
von Augsburg-Memmingen kommend<br />
in <strong>Gebrazhofen</strong> ein.<br />
Die reichlich fließenden Zolleinnahmen<br />
ermöglichten es einem<br />
Oberzöllner, 1732 ein prächtiges<br />
Dienstgebäude zu errichten. Es besitzt<br />
eine Stuckdecke im damaligen<br />
Rokokostil (Motto: „Alles Erdreich<br />
ist Österreich untertan“). Sie ist vielleicht<br />
die größte Sehenswürdigkeit<br />
von <strong>Gebrazhofen</strong> (Sitzungssaal im<br />
Rathaus). Ebenfalls sehenswert ist<br />
die barocke Wallfahrtskirche „Mariä<br />
Himmelfahrt“.<br />
Von Bayern besetzt<br />
A 9 6 - H I S T O R I E<br />
Im Zuge der Verwaltungsreform<br />
Maria Theresias ging die Landvogtei<br />
Schwaben 1750 im neu geschaffenen<br />
Oberamt Altdorf (Weingarten)<br />
auf. Dieses Oberamt Altdorf wurde<br />
in zahlreiche Ämter unterteilt. Das<br />
größte und nicht zuletzt wegen der<br />
Zolleinnahmen bedeutendste Amt<br />
war das „Amt <strong>Gebrazhofen</strong>“. Es umfasste<br />
das Gebiet der „Freien auf<br />
Leutkircher Heide“. Weil es als Exklave<br />
außerhalb der eigentlichen Landvogtei<br />
Schwaben lag, wurde es auch als<br />
„Obere Landvogtei“ bezeichnet. Am<br />
2. Mai 1802 erhielt Bayern von Napoleon<br />
das Amt <strong>Gebrazhofen</strong>. Österreich<br />
nahm diese Abtretung nicht hin<br />
und besetzte <strong>Gebrazhofen</strong> drei Jahre<br />
lang. Bald mischte sich auch Württemberg<br />
ein, das von Napoleon die<br />
Landvogtei Schwaben zugesprochen<br />
bekam. 1810 musste Bayern das Amt<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> endgültig an Württemberg<br />
abtreten.<br />
Im 19. Jahrhundert machte sich <strong>Gebrazhofen</strong><br />
durch die Kunstwerkstätten<br />
der Gebrüder Metz einen Namen.<br />
Bis zu 30 Künstler schufen Altäre und<br />
statteten Kirchen im damaligen Nazarener<br />
Stil aus. <strong>Gebrazhofen</strong> blieb bis<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg in erster<br />
Linie ein Handwerker- und Händlerort.<br />
Fast in jedem älteren Haus war<br />
ein kleines Unternehmen tätig. Erst<br />
mit der zunehmenden Mobilität der<br />
Bevölkerung ging seine Bedeutung<br />
als Unterzentrum verloren.<br />
Die Ortschaft <strong>Gebrazhofen</strong> wurde<br />
im Zuge der Verwaltungsreform von<br />
1972 nach Leutkirch eingemeindet<br />
und ist seitdem einer von acht Teilorten<br />
der Großen Kreisstadt Leutkirch<br />
im Allgäu.<br />
Vielleicht die<br />
größte Sehenswürdigkeit<br />
in<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>:<br />
Die Rokoko-<br />
Stuckdecke im<br />
Sitzungssaal<br />
des Rathauses<br />
(Ausschnitt).
Dürren – das hat mit dürr = trocken schon gar nichts<br />
zu tun! Vom Klaipf-Weihergebiet bis zur Dürrener<br />
Steige oberhalb der historischen Neumühle-<br />
Brücke entspringen aus dem Hanggelände,<br />
vermutlich aus dem Arrisrieder<br />
Moos gespeist, eine Vielzahl von<br />
Quellen und Bächen, die der<br />
Unteren Argen zufließen –<br />
aber erst, nachdem sie jedoch<br />
alle im Bereich des<br />
Farny’schen Hofguts<br />
für die Trink wasserversorgung,<br />
die<br />
Wiesenwässerung,<br />
die Eisgewinnung,<br />
die Fischzucht, das<br />
Antreiben eines<br />
großen Wasserrades,<br />
die Viehtränke,<br />
die Versorgung eines<br />
Springbrunnens<br />
im Biergarten und<br />
natürlich für die alte<br />
Hofgutsbrauerei nutzbar<br />
gemacht worden waren.<br />
Der Dürren wird im Jahr 1100<br />
als „turra“ erwähnt. Das kommt von<br />
„turris“ = Turm. Damit sind wir schon bei<br />
der Straßengeschichte! Wichtige Straßen, vor<br />
allem im Bereich von Flussübergängen, wurden nicht<br />
nur im Allgäu durch Festungsbauwerke gesichert. Der<br />
Dürren ist uraltes Durchgangs- und Brückenland, das<br />
samt den aus der Argenebene abzweigenden Wegen,<br />
beginnend vor gut tausend Jahren, durch die Burgen<br />
Ansberg, Loch, Oflings, Valleray, Wetzelsried und<br />
Blumenau weiträumig gesichert wurde. Drei Brücken<br />
überquerten im Bereich des nachmaligen Hofguts<br />
Dürren die Untere Argen: die „Untere Brugg“, Richtung<br />
Wangen, die heutige Neumühle-Brücke und<br />
eine Brücke zwischen dem Dürren und der Burg Ansberg.<br />
Von dieser Brücke führte eine Straße durch den<br />
Artisberger Tobel. Mit ihr konnte wohl der Wangener<br />
Zoll umgangen werden. Mitten durch den Dürren, von<br />
Wangen kommend, verlief eine der wichtigen Reichsstraßen.<br />
Sie hatte schon vor tausend Jahren die Funktion<br />
der nachmaligen B 18, die nun ihrerseits durch die<br />
endlich fertiggestellte A 96 abgelöst wird. Sie diente,<br />
genauso wie die neue Autobahn, dem Nord-Süd-Verkehr,<br />
aber auch dem West-Ost-Verkehr, so wie dies<br />
auch die A 96 tut. Straßen von Augsburg, München<br />
A 9 6 - H I S T O R I E<br />
Die Straße war und ist das Schicksal des Dürren<br />
Schon vor rund <strong>1.</strong>000 Jahren verlief eine der wichtigsten Reichsstraßen durch<br />
Dürren. Sie hatte damit die Funktion der nachmaligen B 18, die nun ihrerseits<br />
durch die fertiggestellte A 96 abgelöst wird.<br />
Diese Schützenscheibe<br />
thematisiert auf<br />
originelle Art den Bau<br />
der A 96 zwischen<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> und Dürren.<br />
und Wien strebten zum Bodensee und nach Basel,<br />
Straßen von Ulm zielten auf das Tor der befestigten<br />
Bregenzer Klause und von dort über die Bündner<br />
Pässe nach Italien.<br />
Was da nicht alles durch den<br />
Dürren zog! Kaufleute, Pilger,<br />
Landstreicher, Heere aus aller<br />
Herren Länder und in<br />
ihrem Gefolge auch die<br />
Pest, hohe Herren, im<br />
19. Jahrhundert sogar<br />
russische Zaren auf<br />
den Reisen nach Italien.<br />
Zolleinnehmer,<br />
Fuhrleute, Wirte<br />
und Schmiede lebten<br />
auf dem Dürren<br />
von dieser Straße.<br />
Doch wenn, wie dies<br />
häufig geschah, die<br />
Soldateska durchzog,<br />
war der Teufel los. Wer<br />
nicht über die Argen in<br />
die Wälder flüchten konnte,<br />
dem ging es nicht gut.<br />
Ganz schlimm trieben es 1632<br />
die Schweden, die nicht nur Waltershofen,<br />
sondern auch den Dürren<br />
abgefackelt und viele Leute totgeschlagen<br />
haben.<br />
Im Laufe der Zeit war der Dürren zu einem der größten<br />
und schönsten Allgäuer Hofgüter – mit Wirtschaft,<br />
Schmiede, Ziegelei, Torfwerk, Brauerei, Eigenjagd und<br />
Fischrecht – herangewachsen. Die Straße, die das<br />
Hofgut auf zwei Kilometer Länge durchzog, war ein<br />
Segen, als man mit Pferdefuhrwerken, Postkutschen<br />
und den noch raren Automobilen unterwegs war. In<br />
dieser Zeit wurde der Dürren dank seiner führungsbegabten<br />
Besitzer zu einer einmaligen Kraft- und<br />
Innovationsquelle für die Allgäuer Landwirtschaft,<br />
speziell für die Viehzucht, für die Milch- und Käsereiwirtschaft,<br />
für das bäuerliche Genossenschaftswesen,<br />
für regionale Braukultur und nicht zuletzt für bürgerschaftliches<br />
politisches Engagement, vor Ort und<br />
in Land und Bund.<br />
Vor 50 Jahren schließlich wurde es deutlich, dass die<br />
alte B 18 durch das Hofgut den ständig wachsenden<br />
Verkehr nicht mehr verkraften konnte. Neubau und<br />
Umfahrung wurden unvermeidlich.<br />
11
12<br />
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„Was lange währt, wird endlich gut.“<br />
Wir gratulieren dem Bund und<br />
dem Land Baden-Württemberg<br />
zum Lückenschluss der A96.<br />
Ganz besonders freuen wir uns über<br />
den Druckauftrag zu dieser Festschrift.<br />
Inh. Günther Falter<br />
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88299 Leutkirch im Allgäu<br />
Rud. Roth<br />
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Die Geschichte<br />
einer<br />
langen Planung<br />
Nach ziemlich exakt 40 Jahren ist jetzt mit dem<br />
Lückenschluss das letzte Kapitel der Planungs- und<br />
Baugeschichte der A 96 geschrieben worden. Denn<br />
der erste Planungsauftrag für den A96-Abschnitt von<br />
Memmingen nach Lindau datiert vom 26. August 1969.<br />
Die Autobahn A 96 ersetzt in Baden-<br />
Württemberg die Bundesstraße B 18<br />
zwischen Aitrach und Esseratsweiler.<br />
Die B 18 war zu Beginn der 60er Jahre<br />
zwischen Leutkirch und Wangen als<br />
planfreie Kraftfahrzeugstraße ausgebaut<br />
worden. Auch nachdem dann<br />
der so fortige zweibahnige Ausbau der<br />
A 96 vorgesehen war, waren in Planung<br />
und Bau die Realisierung der<br />
A96-Umfahrungen Leutkirch und<br />
Wangen vorrangig. Der Bereich der<br />
B 18 zwischen Leutkirch und Wangen<br />
(kreuzungsfrei und ohne Ortsdurchfahrten)<br />
wurde daher zunächst zurückgestellt.<br />
Viele Planänderungen<br />
Im Bauabschnitt Leutkirch-Dürren ergab<br />
sich bei der Planung der Auto bahn<br />
ein zum Teil erhebliches Abweichen<br />
von der vorhandenen Bundesstraße<br />
18. Ein Linienbestimmungsverfahren<br />
war erforderlich. Im anschließenden<br />
Planfeststellungsverfahren wurden<br />
zahlreiche Plan änderungen gefordert<br />
– wie Gra dientenabsenkung, Achsverschiebungen<br />
bei <strong>Gebrazhofen</strong>,<br />
Walters hofen und Hilpertshofen,<br />
Standort des Rastplatzes bei Waltershofen<br />
und Nachbesserungen beim<br />
Lärmschutz.<br />
Die im nördlichen Teil geforderten<br />
Änderungen konnten kurzfristig bearbeitet<br />
werden. Die im südlichen Teil<br />
A 9 6 - P L A N U N G<br />
geforderten Änderungen bedingten<br />
umfangreiche Unter suchungen. Deshalb<br />
wurde der Bauabschnitt im Planfeststellungsverfahren<br />
in den nördlichen<br />
Teil (Leutkirch-<strong>Gebrazhofen</strong>,<br />
Teil 1) und den südlichen Teil (<strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren,<br />
Teil 2) aufgeteilt.<br />
Für den nördlichen Teil konnte das<br />
Planfeststellungs verfahren dadurch<br />
schneller abgeschlossen werden. Im<br />
Juni 2000 konnte er für den Verkehr<br />
freigeben werden.<br />
Für den südlichen Abschnitt <strong>Gebrazhofen</strong><br />
- Dürren war in einem langwierigen<br />
Genehmigungsverfahren<br />
den Forderungen nach Planänderungen<br />
sowie speziellen ökologischen<br />
Fragen nachzugehen. Ergebnis aller<br />
Abwägungen war die Absenkung der<br />
Gradiente von der ursprünglichen<br />
Dammlage – ungefähr in Höhe der B<br />
18 – in eine Einschnittslage bis zu vier<br />
Metern unter Gelände.<br />
Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung<br />
waren u. a. zu untersuchen:<br />
• Belastung des Vorfluters „Untere<br />
Argen“ hinsichtlich Salzfracht,<br />
Temperaturerhöhung, Gewässerstress<br />
bei Stark regen<br />
• Schutz spezielle Arten<br />
der Roten Liste<br />
• Schadstoffimmissionen<br />
• Errichtung Grünbrücken (A 96 und<br />
K 8025), insbesondere für Hochwild<br />
• Hydrogeologische Untersuchungen<br />
Die Klage des Bundes für Umwelt<br />
und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />
gegen den Planfest stellungsbeschluss<br />
wurde nach einem gerichtlichen Vergleich,<br />
der hauptsächlich den Wegfall<br />
der Tank- und Rastanlage Dürren beinhaltete,<br />
zurückgenommen.<br />
Langwierige<br />
Planung:<br />
Begehung der<br />
Ortsumfahrung<br />
Wangen mit den<br />
Staatssekretären<br />
Alfons Zeller,<br />
Peter Gauweiler<br />
und Alfons<br />
Maurer (v. li.).<br />
13
Stelldichein der Polit-Prominenz beim Spatenstich am<br />
2<strong>1.</strong> Oktober 2005 bei <strong>Gebrazhofen</strong>. Seinerzeit mit dabei:<br />
(vordere Reihe v. li.) Hubert Wicker als Präsident im<br />
Regierungspräsidium Tübingen, Ute Vogt als Parlamentarische<br />
Staatssekretärin im Bundesinnenministerium,<br />
Günther H. Oettinger als Ministerpräsident des Landes<br />
Baden-Württemberg, Josef Miller als Bayerischer Staatsminister<br />
für Landwirtschaft und Forsten, Rudolf Köberle<br />
als Staatssekretär beim baden-württembergischen Innenministerium,<br />
(hintere Reihe v. li.): Kurt Widmaier als Landrat des<br />
Landkreises Ravensburg, Helmut Kiefl als Landtagsabgeordneter,<br />
Elmar Stegmann als Oberbürgermeister von Leutkirch, Martin<br />
Gerster als Bundestagsabgeordneter, Dr. Ivo Holzinger als Oberbürgermeister<br />
von Memmingen, Franz Romer als Bundestagsabgeordneter,<br />
Dieter Krattenmacher als Bürgermeister von Kißlegg.<br />
14
Chronologie der Planung<br />
16<br />
A 9 6 - P L A N U N G<br />
Im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen von 1970 ist erstmals eine<br />
durchgehende Nord-Süd-Verbindung von internationaler Bedeutung eingetragen.<br />
Planungsauftrag des Innenministeriums für die A 96 Memmingen-Lindau an das Autobahnamt Baden-Württemberg 26.08.1969<br />
Einrichtung der Planungsgruppe Wangen, später Bauleitung Wangen 0<strong>1.</strong>10.1975<br />
Linienbestimmung durch das BMV für die A 96 von der Landesgrenze Bayern/Baden-Württemberg bis Leutkirch und<br />
von Dürren bis zur Landesgrenze Baden-Württemberg/Bayern. Der Bau der A 96 war zunächst nur einbahnig vorgesehen<br />
(„längsgeteilte Dringlichkeit“).<br />
Daher war der Bereich der B 18 zwischen Leutkirch und Dürren im Linienbestimmungsverfahren ausgenommen.<br />
Dies war möglich, da er kreuzungsfrei war und für die zunächst einbahnig vorgesehene A 96 benutzt werden konnte.<br />
Linienbestimmung durch das BMV für die A 96 Leutkirch - Dürren, da nun mit der Linienführung beim zweibahnigen<br />
Ausbau zum Teil erheblich von der B 18 abgewichen wurde<br />
02.12.1977<br />
24.09.1981<br />
Planfeststellungsverfahren für Gesamtabschnitt Leutkirch – Kißlegg-Dürren beantragt 29.03.1993<br />
Drei Planerörterungen bis 1<strong>1.</strong>07.1994<br />
Abschnittstrennung in Teil 1 (Leutkirch-<strong>Gebrazhofen</strong>) und Teil 2 (<strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren) 05.09.1994<br />
Planfeststellungsbeschluss für den Teil 1 Leutkirch-<strong>Gebrazhofen</strong> 29.12.1995<br />
Fortsetzung des Planfeststellungsverfahren im Teil 2 <strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren beantragt 0<strong>1.</strong>03.1998<br />
Planüberarbeitungen und mehrfache Auslegungen bis 20.07.2004<br />
Planfeststellungsbeschluss für den Teil 2 <strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren 29.12.2004<br />
Klage des BUND gegen den Planfeststellungsbeschluss, insbesonders gegen die Tank-und Rastanlage bei Dürren 1<strong>1.</strong>03.2005<br />
Gerichtlicher Vergleich mit dem BUND, Wegfall der T+R-Anlage 28.09.2006<br />
Plangenehmigung zur Änderung der Planfeststellungsbeschlüsse 02.04.2009
A 96 München - Lindau<br />
auf baden-württembergischem Gebiet<br />
Baubeginn<br />
22.1<strong>1.</strong><br />
1977<br />
18.1<strong>1.</strong>1987<br />
09.07.1990 17.12.<br />
1993<br />
22.05.1996<br />
Verkehrsfreigabe<br />
14.12.<br />
1978<br />
05.12.1991<br />
28.10. 30.06.<br />
1999 2000<br />
30.06.<br />
2000<br />
04.07.<br />
1994<br />
28.10.<br />
1999<br />
22.10.2005 07.08. Nov.<br />
2009 2009<br />
12.04.1984 29.1<strong>1.</strong>1990<br />
15.04.1982 29.1<strong>1.</strong>1990<br />
7,09 km 11,40 km 7,07 km 4, 42 km<br />
10,00 km 6,90 km 1,44<br />
3<strong>1.</strong>03.<br />
1988<br />
Länge<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
Ref. 47.3 Straßenbau Süd<br />
Bauleitung Wangen<br />
Stand: 09.09.2009<br />
Bauabschnitt<br />
Ferthofen -<br />
Aitrach<br />
Aitrach -<br />
Altmannshofen<br />
Altmannshofen -<br />
Leutkirch<br />
Leutkirch -<br />
<strong>Gebrazhofen</strong><br />
<strong>Gebrazhofen</strong> -<br />
Dürren<br />
Dürren -<br />
Wangen/Süd<br />
Wangen/Süd -<br />
Esseratsweiler<br />
Gesamtlänge: 48,41 km<br />
A 9 6 - P L A N U N G<br />
Bauabschnitte und Anschlussstellen<br />
Bau-km<br />
27,86<br />
29,30<br />
36,20<br />
46,20<br />
46,18<br />
50,60<br />
57,67<br />
62,80<br />
Talbrücke Untere Argen<br />
74,20<br />
Talbrücke Obere Argen<br />
81,29<br />
BB aa uu -- k k mm 22 7,7 7,777<br />
Betr. -km 56,1<br />
Aitrach<br />
Tunnel Herfatz<br />
K 8003 70<br />
75<br />
B 31<br />
LL 26 2600<br />
L L 33 22<br />
55<br />
L L 31 3144<br />
L L 33<br />
09 09<br />
B 465<br />
B 32<br />
Argen Lindau<br />
40<br />
30<br />
Wurzache r Ach<br />
Kißlegg<br />
K 8002<br />
80<br />
L 333<br />
Aitrach 55<br />
<strong>Gebrazhofen</strong><br />
AM<br />
P P<br />
L L 2374 2374<br />
P<br />
5<br />
44<br />
Tautenhofen<br />
LL 265 265<br />
K 8008<br />
0<br />
7<br />
65<br />
L L 33 22<br />
00<br />
20<br />
St St 22 33 77<br />
44<br />
3<br />
55<br />
62,8<br />
57,6<br />
P<br />
K 7905<br />
K 8025<br />
LL 33 22<br />
00<br />
50 50<br />
1 5<br />
10<br />
Eschach L L 26 2600<br />
5<br />
St St 2009 2009<br />
9 9<br />
LL 260 260<br />
45<br />
PPPP<br />
Dürren<br />
12<br />
11<br />
50<br />
LL 30 3088<br />
7<br />
25<br />
Wangen<br />
Leiblach km 89<br />
9 9<br />
Aichstetten<br />
3 5<br />
Behelfsausfahrt<br />
B 12<br />
K 8026<br />
Autobahnkreuz<br />
Memmingen<br />
7<br />
10 Aichstetten<br />
40<br />
Waltershofen<br />
K 8025 K 7905<br />
30<br />
Leutkirch<br />
Kißlegg<br />
NN<br />
7 76<br />
Wangen-Nord<br />
B 12<br />
74<br />
3 73<br />
5<br />
Aitrach<br />
K 7907 L L 320 320<br />
SS t t 200 20099<br />
9<br />
8<br />
LL 31 3199<br />
Bayern<br />
Iller<br />
Untere Wangen-West<br />
Sigmarszell<br />
Leutkirch-West<br />
Leutkirch-Süd<br />
Weißensberg<br />
Pfändertunnel Bayern<br />
Argen Isny<br />
Ober e Argen<br />
Lindenberg<br />
2 Lindau<br />
0,0<br />
Hörbranz-Lochau<br />
14<br />
B 308<br />
B 190<br />
L L 308 308<br />
L L 320 320<br />
L L 265 265<br />
B 32<br />
B 12<br />
L L 31 3199<br />
L L 31 3188<br />
Österreich<br />
17
18<br />
Hurra – es ist geschafft!<br />
Die Edelweissbrauerei liegt nicht nur herrlich<br />
im Grünen, sondern auch direkt an der A 96.<br />
Nach vielen Stunden im Stau können unsere Qualitätsbiere<br />
nun wieder flott von Dürren aus nach Norden<br />
und Süden zu unserer Kundschaft<br />
ausgefahren werden.<br />
Wir gratulieren und danken allen,<br />
die verantwortungsvoll mitgewirkt<br />
haben.<br />
A N Z E I G E N<br />
HocHbau und Sanierung<br />
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Die Würmeiszeit prägt<br />
den Untergrund der Trasse<br />
Die geologischen<br />
Gegebenheiten im<br />
Bereich des Lückenschlusses<br />
sind maßgeblich<br />
durch das<br />
Vordringen des Alpenrhein-Gletschers<br />
bis<br />
nach Leutkirch in der<br />
Würmeiszeit vor rund<br />
23.000 Jahren geprägt.<br />
Ablagerung der Jungendmoräne<br />
(Würm-Eiszeit) vor ca. 17.500 Jahren<br />
Lückenschluss A96<br />
Die Landschaft des württembergischen Allgäus und damit<br />
auch der Untergrund der Autobahntrasse wurden<br />
durch die letzte Eiszeit, die sogenannte Würm eiszeit,<br />
gestaltet. Vor rund 23.000 Jahren dehnte sich der<br />
Gletscher des Alpenrheins bis Leutkirch aus. Vor dem<br />
Bogen der Endmoräne strömte das Schmelzwasser in<br />
Richtung Iller und Donau, in den Flussbetten lagerten<br />
sich Kiese in großer Mächtigkeit ab. Mit dem Wechsel<br />
zu einem wärmeren Klima schmolz der Gletscher ab,<br />
und der Eisrand bewegte sich in Richtung Alpen.<br />
Lindau<br />
Wangen<br />
A 9 6 - G E O L O G I E<br />
Memmingen<br />
Leutkirch<br />
Untere Argen<br />
nacheiszeitlich •<br />
Die auf dem Gletscher aus den Alpen mitgeführten Gesteinsablagerungen<br />
sanken in die Tiefe auf den zuvor<br />
vom Gletschervorstoß bearbeiteten Untergrund. Als die<br />
Erwärmung und damit der Rückzug des Gletschers vor<br />
ca. 17.500 Jahren stagnierte, bildete sich südlich Waltershofen<br />
eine Endmoräne (Jungendmoräne), vor der<br />
wiederum die Schmelzwässer querlaufende Kiesrinnen<br />
ausbildeten.<br />
In ihrem weiteren Verlauf führt diese Rinne an Kißlegg<br />
vorbei Richtung Leutkirch, schließt dort an die<br />
Kies rinne der Endmoräne an und führt das Wasser<br />
zur Donau. Nach weiterer Klimaerwärmung und Gletscherrückzug<br />
erfolgt der Abfluss des Wassers vor dem<br />
Eisrand in Richtung Westen. Die im Vergleich mit der<br />
Donau stärkere Erosionskraft des Rheins lässt die heutige<br />
„Untere Argen“ hinter der Zwischenendmoräne ein<br />
tiefes Flussbett bilden.<br />
Somit lässt sich der Bauabschnitt <strong>Gebrazhofen</strong>–Dürren<br />
aus geologischer Sicht vereinfacht in vier Abschnitte<br />
gliedern:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
den Bereich der Grundmoräne bis zu den Schmelzwasserrinne<br />
bei Waltershofen<br />
die Schmelzwasserrinne<br />
die Endmoräne bei Hilpertshofen<br />
die nacheiszeitliche Flussniederung der Unteren<br />
Argen.<br />
Die Europäische Wasserscheide verläuft oberflächlich<br />
bei <strong>Gebrazhofen</strong> quer zur Autobahn A 96. Die<br />
Schmelz wasserrinne bei Waltershofen liegt zwar<br />
rheinseitig, entwässert aber unterirdisch noch zur<br />
Donau. Erst die Sickeranlagen der neuen Autobahn<br />
nehmen dort das Wasser – in geologischer Voraussicht<br />
– in Richtung Bodensee und Rhein auf.<br />
19
Lageplan des neuen Streckenabschnitts (oben). Unten der Höhenplan (zehnfach überhöht).<br />
20
22<br />
Hilpertshofer Steige<br />
221*<br />
224*<br />
225*<br />
Lindau<br />
Dürren<br />
5,3 55,4 55,5 55,6 55,7 55,8 55,9 56 56,1 56,2 56,3 56,4 56,5 56,6 56,7 56,8 ##### 57 57,1 57,2 57,3 57,4 57,5 57,6 57,7 57,8 57,9 58<br />
6-7<br />
is. 4.1<br />
trieb<br />
Einschnitt Hilpertshofen<br />
ahn München<br />
220<br />
222z<br />
222li<br />
222re<br />
223li<br />
Dammgründung Dürren<br />
223re<br />
Vorschüttung E96-6<br />
B18-Prov. 3 B18-Prov. 1 5<br />
B18-Prov. 2<br />
E96-12 Vorlos Dürren<br />
Richtungsfahrbahn Lindau<br />
l<br />
2<br />
3<br />
Hauptentwässerungsleitung 4<br />
5<br />
6<br />
Mikrotunnel-Rohrvortrieb 7<br />
8<br />
9<br />
Verkehrsfreigabe 10<br />
11<br />
12<br />
A 9 6 - B A U K O N Z E P T I O N<br />
5 2005<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
1 2006<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
1 2007<br />
2<br />
RKB Dürren 3<br />
mit 4<br />
Entwässerungsleitung<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
1 2008<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
1 2009<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
58,5<br />
1 2010<br />
12.08.2009 21:41<br />
Ein komplexes Bauvorhaben<br />
Die B 18 wurde durch die A 96 über weite Strecken in<br />
gleicher Lage ersetzt. Die Bauausführung erfolgte somit<br />
unter Verkehr, was besondere Bau- und Verkehrslenkungsmaßnahmen<br />
erforderlich machte. Um die Richtungsfahrbahn<br />
Lindau zu bauen und in Betrieb zu nehmen, wurde<br />
zunächst in den Überdeckungsbereichen mit der BAB die<br />
B 18 mit sechs Provisorien verlegt. Anschließend erfolgte<br />
der Rückbau der B 18, der Abbruch von 13 Brücken und<br />
die Erstellung der Richtungsfahrbahn München.<br />
Wegen der tiefen Lage musste die Hauptentwässerungsleitung<br />
der A 96 in zwei Abschnitten über insgesamt 2,5<br />
km mittels Mikrotunnel-Rohrvortrieb erstellt werden. Erst<br />
danach konnte im Bereich der Anschlussstelle das Grundwasser<br />
unter das Straßenniveau gesenkt werden.<br />
Weiterhin musste möglichst rasch mit der Entwässerungsleitung<br />
eine Verbindung von der Unteren<br />
Argen am Bauabschnittsende bis zur Grünbrücke bei <strong>Gebrazhofen</strong><br />
hergestellt werden, um das sich hier befindliche<br />
und bis zum Zeitpunkt der Rohrverbindung erforderliche<br />
vor läufige Rückhaltebecken für den Bau der Grünbrücke<br />
außer Betrieb nehmen zu können.<br />
Zur Realisierung des komplexen Bauvorhabens wurden<br />
die Straßenbauarbeiten in insgesamt sieben Erd- und<br />
Straßenbaulose aufgeteilt. Entsprechend den zur Verfügung<br />
stehenden Flächen wurden die Erdarbeiten, Entwässerungsarbeiten<br />
und der Oberbau bis zur bituminösen<br />
Tragschicht ausgeführt. Die Brücken wurden jeweils separat<br />
ausgeschrieben und mussten meistens hälftig mit<br />
Verkehrsumlegung ausgeführt werden.<br />
Die Baumaßnahmen wurden europaweit ausgeschrieben<br />
und ohne Vergabeeinspruch beauftragt.<br />
• Baubeginn: 2<strong>1.</strong>10.2005<br />
• Bauende: November 2009
Erdbau in schwieriger Geologie<br />
Ob es die Dammgründung bei<br />
Dürren mit <strong>1.</strong>600 Rüttelstopfsäulen<br />
war, der Einschnitt Hilpertshofen<br />
– schon im 19. Jahrhundert wegen<br />
des extrem gefährlichen Baugrunds<br />
Schluff im Volksmund „Millionenloch“<br />
genannt – oder die Grundwasserabsenkung<br />
im Bereich der<br />
Anschlussstelle Kißlegg: es waren<br />
alles andere als gewöhnliche bautechnischen<br />
Maßnahmen notwendig,<br />
um den Schwierigkeiten beim<br />
Erd- und Straßenbau aufgrund der<br />
schwierigen Baugrundverhältnisse<br />
Herr zu werden, die unter anderem<br />
auf das Vordringen des Rheingletschers<br />
in der letzten Eiszeit<br />
zurückzuführen sind.<br />
A 9 6 - E R D - U N D S T R A S S E N B A U<br />
Im Bauabschnitt <strong>Gebrazhofen</strong>–Dürren<br />
sind die Baugrundverhältnisse sehr<br />
unterschiedlich und schwierig, weshalb<br />
in den einzelnen Teilabschnitten<br />
jeweils besondere erdbautechnische<br />
Maßnahmen erforderlich waren. Der<br />
Bauausführung gingen überdurchschnittlich<br />
viele Bodenerkundungen<br />
und Begutachtungen voraus, aus<br />
denen dann nach intensiver Beratung<br />
– auch unter Einschaltung verschiedener<br />
Fachbüros – die Ausführungskonzepte<br />
erarbeitet wurden.<br />
Anschließend an die Betriebstrecke<br />
bei Dürren liegt die Autobahn im<br />
Talgrund der Unteren Argen zunächst<br />
geländegleich und steigt dann auf<br />
einem vier bis sechs Meter hohen<br />
Damm in Richtung der „Dürrener<br />
Steige“ an. Im südlichen geländegleichen<br />
Teil wurden mit einem um 1,5<br />
Meter überschütteten, längere Zeit<br />
liegenden Straßendamm künftige<br />
Setzungen vorweggenommen. Ein am<br />
Beginn der Steigungsstrecke beim Bau<br />
der B 18 Anfang der Sechziger Jahre<br />
eingetretener Dammbruch mahnte<br />
hier zu besonderer Vorsicht. Aus den<br />
Baugrunderkundungen ergab sich<br />
ein tragfähiger Untergrund für den<br />
Damm erst in einer Tiefe zwischen<br />
sechs bis acht, an einzelnen Stellen<br />
bis zehn Metern – und das bei einem<br />
Grundwasserstand nahe der Geländeoberfläche.<br />
Der Einschnitt<br />
Hilpertshofen<br />
mit Blick auf<br />
den Säntis.<br />
<strong>1.</strong>600 Rüttelstopfsäulen<br />
wurden zur<br />
Dammgründung<br />
bei Dürren<br />
benötigt.<br />
23
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Dammgründung mit <strong>1.</strong>600 Säulen<br />
Die Dammgründung erfolgte mit<br />
Rüttel stopfsäulen. Hierbei vibriert sich<br />
ein Stahlzylinder in den Untergrund<br />
und nach ausreichendem Widerstand<br />
im Boden wird beim Ziehen des Rohres<br />
Kies mit hoher Energie in den Boden<br />
eingerüttelt. Mit einem Abstand der<br />
Säulen von 1,5 Metern entstand ein<br />
Raster mit ca. <strong>1.</strong>600 Rüttelstopf säulen.<br />
Zuvor war die Dammaufstandsfläche<br />
mit einem Geotextil abgedeckt und<br />
eine einen Meter dicke Ausgleichsschicht<br />
bzw. Arbeitsebene aus einem<br />
Kies-Sand-Schluff-Gemisch hergestellt<br />
worden. Im Hinterfüllbereich<br />
des Brücken bauwerkes BW 96-223<br />
wurden die Rüttelsäulen in Beton<br />
ausgeführt.<br />
Einschnitt Hilpertshofen<br />
Beim Aufstieg aus dem Argental auf<br />
die Höhe von Waltershofen schneidet<br />
die Autobahn bis zu 12 Meter ins<br />
Gelände ein. Der Rheingletscher der<br />
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letzten Eiszeit hat Böden und Steine<br />
jeglicher Art und Größe herantransportiert<br />
und hier als eine Endmoräne<br />
in extrem wechselnder Schichtenfolge<br />
und verschiedenster Ausdehnung und<br />
Mächtigkeit abgelagert. Die darin enthaltenen<br />
Sande und Kiese sind stark<br />
wasserführend und bilden mehrere<br />
Grundwasserhorizonte. Die größten<br />
Schwierigkeiten beim Bau verursachte<br />
der Schluff – ein Boden, dessen<br />
Korngröße zwischen dem von Ton und<br />
Sand liegt. Er steht hier in reiner Form<br />
und großer Mächtigkeit an und gilt als<br />
einer der gefährlichsten Baugründe.<br />
Schon bei geringen Wassergehalten<br />
geht er in eine breiige bis flüssige<br />
Konsistenz über.<br />
Zum Auffahren des Autobahnprofils,<br />
zur Entwässerung und Stabilisierung<br />
der Böschungen sowie zur dauerhaften<br />
Sicherung der Einschnittssohle<br />
wurden folgende Maßnahmen ausgeführt:<br />
• Hangverdübelung mit Ortbeton-<br />
pfählen<br />
• gefräste Tiefdrainagen<br />
• Vakuumdrainagen<br />
• Sandpfähle im Fahrbahnbereich<br />
Der anstehende Schluff war mit<br />
schwerem Gerät und Lkw nicht befahrbar,<br />
so dass für alle Arbeiten Baustraßen<br />
angelegt werden mussten.<br />
Der erosionsempfindliche<br />
Schluff bereitete<br />
große Probleme<br />
beim Bau.<br />
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Altes und neues<br />
„Millionenloch"<br />
Die Problematik des Geländes war<br />
schon aus der Zeit des Eisenbahnbahnbaus<br />
von Kißlegg nach Wangen<br />
im 19. Jahrhundert bekannt.<br />
Die außerordentlichen Aufwendungen,<br />
die damals erforderlich<br />
waren, gaben dem Einschnitt vor<br />
der Brücke über die Untere Argen<br />
bereits den Namen „Millionenloch“.<br />
Eine Chronik berichtet 1880:<br />
Die große Schwierigkeit bot der<br />
1600 m lange und 30 m tiefe<br />
Einschnitt, um vom Gebiet der<br />
Schussen in das der Argen zu<br />
gelangen. „Millionenloch“ hat<br />
es der Volkswitz getauft, theils<br />
wegen der Million Kubikmeter,<br />
welche hier auszuheben und fortzuschaffen<br />
waren, theils wegen<br />
der Million Mark, welche das<br />
Loch verschlang. Verschlungen<br />
im wahrsten Sinne des<br />
Wortes wurden hier tausende<br />
in dem bewegliche, förmlich in<br />
Fluß gerathenen Untergrund er<br />
Schlamm-Moräne, durch welche<br />
die Trasse gezogen ist. Was bei<br />
Tage ausgehoben wurde in dem<br />
Einschnitt, floß bei Nacht wieder<br />
nach, so daß in der That eine<br />
seltene Seelenruhe und Geistesgegenwart<br />
der Unternehmer und<br />
Beamten nöthig war, um nicht in<br />
Verzweiflung zu gerathen, wenn<br />
nach Monaten langem Arbeiten<br />
mit den angestrengten Kräften<br />
kaum eine Förderung der Arbeit<br />
sichtbar wurde...<br />
Zertifizierung:<br />
• DIN EN ISO 9001, Ausgabe 2000<br />
Nr. 4.05.0023<br />
• SCC, Stand 2004<br />
Reg.NR.: 05QM026<br />
• DVGW W 120<br />
• WHG § 19<br />
• Bauen für den Umweltschutz (BU)
Hangverdübelung mit<br />
Ortbetonpfählen 90 [cm]<br />
Sandpfähle als<br />
Vertikaldränagen<br />
A 9 6 - E R D - U N D S T R A S S E N B A U<br />
Mikrotunnel-Rohrvortrieb im Bogen<br />
um die Hangverdübelung<br />
Baustraße<br />
4 + 3 Stränge gefräste Tiefdränagen<br />
(temporär) + lokale Vakuumdränagen<br />
Dränagen geschlossen mit Syphon<br />
25
Erst nach der<br />
Grundwasserabsenkungkonnten<br />
im Bereich<br />
der Anschlussstelle<br />
Kißlegg<br />
die Erdarbeiten<br />
beginnen.<br />
WIR GRATULIEREN<br />
Das Team von Riebel gratuliert dem Bund und dem Land Baden-Württemberg<br />
zum Lückenschluss der A96.<br />
Auch für uns ist dies ein Anlass zum Feiern: Wir haben im Auftrag des Bauherren in zwei Straßenbaulosen<br />
mit einer Gesamtlänge von 6200 Metern für den „Lückenschluss“ mitgearbeitet. Dafür haben<br />
wir Erdbau- und Kanalarbeiten ausgeführt und die Asphalttrag- und Binderschicht eingebracht.<br />
Insgesamt haben wir<br />
n 10 Brücken zurückgebaut<br />
n 600.000 m³ Erde bewegt<br />
Grundwasserabsenkung<br />
Schlüsselstelle der gesamten Baumaßnahme<br />
war der Tiefpunkt der Autobahn<br />
in der Anschlussstelle Kißlegg.<br />
Das Grundwasser steht hier normal bis<br />
ca. 1,5 Meter über der Gradiente an<br />
und kann rechnerisch bis zur Geländeoberfläche<br />
reichen. Bevor in diesem<br />
Teilabschnitt mit dem Straßenbau<br />
begonnen werden konnte, musste die<br />
Hauptentwässerungsleitung von der<br />
Unteren Argen bis hierhin in den ein-<br />
n 16 Kilometer Kanäle bis zu 8 Meter Tiefe verlegt<br />
n 160.000 Tonnen Asphalt eingebracht<br />
Gemeinsam Zukunft gestalten – wir stehen zu unserem Wort:<br />
Uns von Riebel hat es Freude gemacht, für Sie Gutes zu leisten. Wir sind stolz auf hohe Qualität und<br />
zufriedene Kunden. Deshalb stoßen wir heute gerne mit Ihnen an: Auf die durchgängige A96 und auf<br />
ein gutes Stück Mobilität in Deutschland und Europa.<br />
26<br />
XAVER RIEBEL BAUUNTERNEHMUNG GMBH<br />
Reinpoldstraße 5 · 87719 Mindelheim<br />
A 9 6 - E R D - U N D S T R A S S E N B A U<br />
zelnen Teillosen und zuletzt mit dem<br />
Mikrotunnel-Rohrvortrieb hergestellt<br />
sein. Von einer quer zur Autobahnachse<br />
errichteten Schachtgalerie<br />
wurden provisorische Tiefdrainagen<br />
wie im Einschnitt Hilpertshofen in<br />
Längsrichtung gefräst, über die das<br />
Wasser zu den zentralen Schächten<br />
abfließen konnte.<br />
Aufgrund der anstehenden gut<br />
durchlässigen Kiese war das Absenkziel<br />
unterhalb der bleibenden 0,5<br />
Meter dicken vollflächigen Auflastsickerschicht<br />
nach etwa zwei bis drei<br />
Wochen erreicht. Während dieser<br />
Absenkung konnten die bleibenden<br />
Sickerungen im Straßenkörper angelegt<br />
werden. Die tiefer liegenden<br />
vorläufigen Sickeranlagen wurden<br />
nach Fertigstellung der endgültigen<br />
Anlagen verschlossen. Für die Beobachtung<br />
des Grundwasserstandes<br />
wurden Messpegel eingerichtet.<br />
Gemeinsam Zukunft gestalten.<br />
www.riebel.de
Der Oberbau<br />
Der Oberbau wurde bis zur Binderschicht<br />
in den Vorlosen ausgeführt,<br />
die dann in wechselnden Phasen unter<br />
Verkehr gingen. Die Deckschicht wurde<br />
erst im abschließenden Deckenlos<br />
aufgebracht, um eine möglichst<br />
einheitliche Fahrbahnoberfläche zu<br />
erhalten. Hierdurch wurden auch<br />
die Spuren der für die verschiedenen<br />
Verkehrsführungen auf dem Binder<br />
aufgebrachten Markierungen und<br />
Leiteinrichtungen überdeckt. Die geringe<br />
Dicke der Deckschicht von 3,5<br />
cm erforderte eine sorgfältige Ausbildung<br />
der Stöße im Binder, die auch<br />
bei Einhaltung der Ausführungstoleranzen<br />
durch Fräsen und Anpassung<br />
des Binders optimiert wurden.<br />
A 9 6 - E R D - U N D S T R A S S E N B A U<br />
Die Vermessung<br />
Grundlage und Voraussetzung jeglicher<br />
Bauausführung ist die Anlage<br />
eines geodätischen Festpunktnetzes<br />
über das gesamte Baufeld, auf das<br />
sich die Ausführenden mit den dort<br />
bekannten Koordinaten beziehen können.<br />
Denn sämtliche geometrischen<br />
Punkte – wie Straßenachsen, Fahrbahnränder,<br />
Entwässerungsschächte,<br />
Bauwerksachsen – und alle für die<br />
Ausführung relevanten Punkte sind in<br />
den Landeskoordinaten geplant und<br />
bekannt.<br />
Sämtliches<br />
Fahrbahnwasser<br />
der A 96 ab<br />
<strong>Gebrazhofen</strong><br />
wird über das<br />
Regenklärbecken<br />
Dürren in die<br />
Untere Argen<br />
geleitet. Hierzu<br />
musste das<br />
be stehende<br />
Becken vergrößert<br />
werden.<br />
27
www.kirchhoff-strassenbau.de<br />
WO STRASSEN SIND,<br />
DA IST AUCH KIRCHHOFF<br />
28<br />
Die Kirchhoff-Gruppe ist in den Bereichen Verkehrswegebau, System- und Sonderbau, Rohstoffgewinnung<br />
und -veredelung tätig und zählt mit rund <strong>1.</strong>400 Mitarbeitern seit über 80 Jahren zu den führenden<br />
Bauunternehmen in Baden-Württemberg. Den sieben Kilometer langen Lückenschluss der BAB A 96<br />
zwischen Wangen und Leutkirch hat die F. Kirchhoff Straßenbau GmbH & Co. KG seit 2006 maßgeblich<br />
mitgestaltet und vom Erdbau bis hin zur Erstellung der gesamten Asphaltdeckschicht eine Vielzahl von<br />
Bauleistungen erbracht.<br />
Wir freuen uns mit unserem Auftraggeber und den Bürgern über die Verkehrsfreigabe und wünschen<br />
allseits gute Fahrt.<br />
F. Kirchhoff Straßenbau GmbH & Co. KG<br />
Direktion Baden-Württemberg Süd<br />
Krumme Jauchert 2 . 88085 Langenargen<br />
Tel. +49 7543 303-0 . Fax +49 7543 1427<br />
info.langenargen@f-kirchhoff.de
Der Umbau der<br />
Anschlussstelle<br />
Kißlegg war die<br />
größte Einzelbaustelle<br />
des<br />
Lückenschlusses.<br />
Das Einbringen<br />
des bituminösen<br />
Oberbaus im<br />
Bereich der<br />
Grünbrücke bei<br />
<strong>Gebrazhofen</strong><br />
erfolgte Ende<br />
August 2009.<br />
A 9 6 - E R D - U N D S T R A S S E N B A U<br />
Beteiligte Firmen<br />
Baugrunduntersuchung und<br />
Begutachtung im Rahmen der<br />
Ausführungsplanung<br />
Dr.-Ing. G. Ulrich,<br />
Leutkirch<br />
Baugrund Süd,<br />
Bad Wurzach<br />
Dr. Ebel & Co,<br />
Bad Wurzach<br />
Zentrum für Geotechnik,<br />
TU München<br />
Materialprüfungsanstalt,<br />
TU Stuttgart<br />
Bautechn. Versuchs- und<br />
Forschungsanstalt,<br />
Salzburg<br />
Winkler u. Partner,<br />
Stuttgart<br />
Regierungspräsidium Freiburg,<br />
Landesamt für Geologie,<br />
Rohstoffe und Bergbau<br />
Baden-Württemberg<br />
Bauausführung<br />
Erd- und Straßenbau<br />
J. Hebel,<br />
Memmingen<br />
Leitenmeier/Lutzenberger,<br />
Pfaffenhausen<br />
F. Kirchhoff,<br />
Langenargen<br />
X. Riebel,<br />
Mindelheim<br />
29
Röhren für das Hochwild<br />
Der letzte Bauabschnitt der A 96 verfügt über insgesamt zwölf Brücken<br />
und Unterführungen sowie sieben Rohrdurchlässe. Zu den charakteristischen<br />
Bauwerken beim Lückenschluss zählt zweifelsohne die Grünbrücke<br />
bei <strong>Gebrazhofen</strong> mit ihren drei Röhren, die dem Hochwild eine problemlose<br />
Überquerung der A 96 und der K 8025 ermöglicht.<br />
Für die kreuzenden Straßen und Wege<br />
waren insgesamt zehn Überführungsbauwerke<br />
und Unterführungen zu<br />
erstellen. Weiterhin dienen sieben<br />
Rohrdurchlässe mit Durchmessern<br />
zwischen 1,5 und 2 Metern als<br />
Wasser läufe, aber auch als Querungen<br />
für die Tierwelt.<br />
Die Grünbrücke bei <strong>Gebrazhofen</strong><br />
ist das größte Bauwerk dieses Bauabschnittes.<br />
Untersuchungen stellten<br />
hier einen weiträumigen Fernweg für<br />
Hochwild fest, dem die Überquerung<br />
der Autobahn und der parallel laufenden<br />
Kreisstraße K 8025 zu ermöglichen<br />
war. Die Lösung bestand aus<br />
einer Doppelröhre über der Autobahn<br />
und einer Einzelröhre für die Kreisstraße<br />
mit Scheitellängen von jeweils<br />
50 Metern.<br />
Verschiedene erschwerende Rahmenbedingungen<br />
machten den Bauablauf<br />
sehr kompliziert:<br />
• An der Stelle der Grünbrücke befand<br />
sich ein Regenklärbecken, das das<br />
Straßenwasser der ab <strong>Gebrazhofen</strong><br />
bis dorthin bestehenden A 96 gedros-<br />
30<br />
www.zueblin.de<br />
WIR SETZEN<br />
MASSSTÄBE<br />
selt an den Sigrazhofer Bach abgab.<br />
Diese Funktion war mindestens mit<br />
Teil volumina bis zur Fertigstellung<br />
der Hauptentwässerungsleitung der<br />
Autobahn und Anschluss an das Regenklärbecken<br />
vor Einleitung in die<br />
„Untere Argen“ bei Dürren aufrechtzuerhalten.<br />
• Wegen der Setzungsempfindlichkeit<br />
der Röhren musste der Untergrund<br />
durch ein dichtes Raster von Rüttelstopfsäulen<br />
(Kies) tragfähig gemacht<br />
werden.<br />
• B 18 und K 8025 wurden dem Baufortschritt<br />
entsprechend mehrfach<br />
verlegt bzw. mit einer längslaufenden<br />
Spundwand abgegrenzt.<br />
• Durchlaufende Entwässerungsleitungen<br />
waren entsprechend den<br />
jeweiligen Bauphasen mehrfach zu<br />
verlegen.<br />
Ob im Ingenieur- oder Brückenbau, im komplexen Schlüsselfertigbau<br />
oder im Bereich Public Private Partnership – Züblin<br />
setzt Maßstäbe.<br />
Ed. Züblin AG<br />
Bereich Friedrichshafen<br />
Aistegstraße 41 . 88046 Friedrichshafen<br />
Tel.: +49 7541 703-0 . Fax: +49 7541 703-223<br />
A 9 6 - B R Ü C K E N B A U<br />
Betonieren des<br />
Portals der<br />
Einzelröhre<br />
für die<br />
K 8025 (oben).<br />
Die Grünbrücke<br />
über die A 96<br />
und die Kreisstraße<br />
8025 bei<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> ist<br />
das aufwändigste<br />
Ingenieur-<br />
Bauwerk des<br />
Lückenschlusses<br />
(unten, rechts).
eigenentwurf Lückenschluss A96 – Broschüre<br />
32<br />
A 9 6 - B R Ü C K E N B A U<br />
Für das Bauwerk 96-217, Überführung der verlegten Gemeindeverbindungsstraße<br />
Waltershofen-Oberhorgen, erstellten wir sowohl die<br />
Entwurfs- als auch die Ausführungsunterlagen.<br />
Ingenieurbüro im Bauwesen<br />
Hofmann und Fackler GmbH<br />
BERATENDE INGENIEURE VBI<br />
Schlachthofstraße 44 Tel. 08331-87909 Beethovenstr. 11/1 Tel.: 08395 459463<br />
87700 Memmingen Fax 08331-87908 88459 Tannheim Fax: 08395 459464<br />
info@hofmann-fackler.de tannheim@hofmann-fackler.de<br />
� Brückenbau � Entwurfsplanung<br />
� Hoch- und Ingenieurbau � Bauwerksprüfungen<br />
� SiGe-Koordination � Bauwerkssanierungen<br />
Bauen heißt Vertrauen<br />
- Ihr Bauwerk ist bei uns in den besten Händen -<br />
Fragen Sie danach:<br />
Keller Grundbau GmbH<br />
Schwarzwaldstraße1<br />
77871 Renchen<br />
Tel. 07843 709-0; Fax 07843 709-173<br />
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in aller Welt.<br />
Die Abwicklung komplexer GGrundbauaufgaben<br />
mit<br />
eigenen Verfahren und Ideenn<br />
ist unsere Herausforderung.<br />
Der Bau der<br />
provisorischen<br />
Brücke (oben<br />
links) sowie<br />
der Plan der<br />
Anschlussstelle<br />
Kißlegg.<br />
Tierdurchlass<br />
in der Dürrener<br />
Steige.<br />
Über diese Brücke führt die neue Gemeindeverbindungsstraße<br />
von Waltershofen nach Oberhorgen.
Die Brücke der L 265 über die B 18 im Bereich<br />
der heutigen Anschlussstelle Kißlegg wurde<br />
nachts abgebrochen.<br />
A 9 6 - B R Ü C K E N B A U<br />
Die Unterführung des Forstweges Großholz<br />
vor der Dürrener Steige im Bau (oben rechts)<br />
und nach der Fertigstellung mit dem neu<br />
angelegten Amphibienlaichgewässer<br />
(oben links).<br />
Verlegung der Gemeindeverbindungsstraße<br />
nach Sigrazhofen<br />
unter die A 96 und die K 8025.<br />
33
34<br />
A 9 6 - B R Ü C K E N B A U<br />
Die Bauwerke und die ausführenden Firmen<br />
Brückenbau Bauausführung<br />
BW 96-209B Grünbrücke über die BAB Züblin, Friedrichshafen<br />
BW 96-209Y Grünbrücke über die K 8025 Züblin, Friedrichshafen<br />
BW 96-212 Unterführung der verl. G.V.Str. Sigrazhofen J.Hebel, Memmingen<br />
BW 96-212z Unterführung der verl. G.V.Str. Sigrazhofen J.Hebel Memmingen<br />
BW 96-213 Unterführung der verl K 8025 Waltershofen Reisch, Bad Saulgau<br />
BW 96-214 Tierdurchlass Wuhrmühleweiher Leuthe, Schlier<br />
BW 96-217 Überführung der verl. G.V.Str. Waltershofen - Oberhorgen J.Hebel, Memmingen<br />
BW 96-219 Überführung der verl. L 265 J.Hebel, Memmingen<br />
BW 96-219 A Überführung der prov.verl. L 265 J.Hebel, Memmingen<br />
BW 96-220 Überführung der verl. G.V.Str. Hilpertshofen Leuthe, Schlier<br />
BW 96-222Y Amphibiendurchlass Endres, Isny<br />
BW 96-222z Tier- und Amphibiendurchlass Endres, Isny<br />
BW 96-223 Unterführung des forstwirtschaftlichen Weges Großholz Riebel, Mindelheim<br />
Arbeitsgemeinschaft Microtunnel-Rohrvortrieb A96 Wangen<br />
„Wir haben uns noch gar nicht gesehen!“<br />
Anspruchsvolle Pfahlwandschächte & unterirdischer<br />
Rohrvortrieb – schonende Technik für Mensch & Umwelt<br />
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Im Bauabschnitt <strong>Gebrazhofen</strong> – Dürren erfolgt die<br />
Entwässerung der A 96 über den gesamten Abschnitt<br />
in Richtung Süden mit der „Unteren Argen“ als Vorfluter<br />
am südlichen Bauabschnittsende. Hierzu wurde<br />
eine Hauptentwässerungsleitung mit konstanter Gefällerichtung<br />
und damit zunehmender Tiefe unabhängig<br />
vom Höhenverlauf der Autobahn (Gradiente) und<br />
der hügeligen Geländeoberfläche angelegt.<br />
Die Planung<br />
Im Bereich der Anschlussstelle führt die A 96 in ca.<br />
120 Metern Entfernung am Ortsrand von Waltershofen<br />
vorbei. Die A 96 verläuft dort in einer so genannte<br />
Wannenlage, in der die Straße sich zunächst<br />
absenkt, im Bereich der Anschlussstelle ihren Tiefpunkt<br />
erreicht und dann wieder ansteigt. Die Wanne<br />
liegt geologisch in einer in Autobahn-Richtung<br />
abfluss losen Kies senke mit einem Grundwasserspiegel<br />
im Tiefpunkt von ca. 1,5 Metern über der Straße. Anschließend<br />
durch fahren A 96 und die Hauptentwässerungsleitung<br />
eine Endmoräne mit gestörten bzw.<br />
schnell wechselnden Bodenschichten und Druckwasserbereichen.<br />
Hier liegen Einschnittstiefen bis 13 Me-<br />
A 9 6 - M I K R O T U N N E L - R O H R V O R T R I E B<br />
Mit äußerster Präzision<br />
Die Entwässerung der neuen Autobahn mit ihren schwierigen geologischen<br />
Verhältnissen war eine große Heraus forderung bei der Planung und Durchführung.<br />
Schließlich erwies sich der Einsatz eines Mikrotunnel-Rohrvortriebs<br />
als geeignetste Lösung. Die Erfahrungen damit machten ein weiteres Mal klar,<br />
wie un gewöhnlich der Untergrund des Strecken abschnitts beschaffen ist.<br />
Die Bohrmaschine fährt<br />
in den Zielschacht ein.<br />
ter vor, wobei die Haupt entwässerungsleitung noch<br />
einmal bis zu 9 Meter tiefer unter der Straße verläuft.<br />
Unter diesen Rahmenbedingungen war eine Bauweise<br />
zu finden, unter Berücksichtigung der Herstellung<br />
der Leitung im Grundwasser und Rohrverlegung<br />
in sehr tiefer Lage. Es kam hinzu, dass vorab<br />
der tiefe A96-Einschnitt im unteren Teil wegen der<br />
dort anstehenden Schluffe (äußerst wasserempfindliche<br />
Böden, in der Körnung zwischen Ton und<br />
Sand liegend) mit drückendem Grundwasser nur<br />
abschnittsweise mit Spezialverfahren ausgeführt<br />
werden konnte. Dies erschwerte technisch und in<br />
zeitlicher Hinsicht die Ausführung einer Rohrleitung<br />
in diesem Bereich. Gleichzeitig war die Herstellung<br />
der Haupt entwässerungsleitung mit Übernahme des<br />
Straßenwassers aus der sich nördlich anschließenden<br />
Betriebsstrecke für die Fertigstellung des gesamten<br />
Bauabschnittes zeitlich maßgebend. Als Ergebnis der<br />
baureifen Planung wurde von einer konventionellen<br />
Ausführung mit offenem Leitungsgraben abgesehen<br />
und ein Rohrvortrieb konzipiert. Ergänzende geologische<br />
Untersuchungen auf der Vortriebsstrecke waren<br />
zu tätigen und in der Planung zu berücksichtigen.<br />
35
Südlich der Kreuzung der A 96 mit der K 8025 verlaufen<br />
B 18 und A 96 auf einer Strecke von ca. 500<br />
Metern nahezu lagegleich.<br />
Die Hauptentwässerungsleitung liegt hier 8 Meter<br />
unter dem bereits bis zu 9 Meter tiefen Straßeneinschnitt<br />
und kreuzt in schleifendem Schnitt den<br />
Verkehrsweg. Auch hier wurde die Leitung im Rohrvortriebsverfahren<br />
erstellt, da die Herstellung in offener<br />
Bauweise die Baudisposition und die sichere<br />
Aufrechterhaltung des Verkehrs erheblich erschwert<br />
hätte. Der entwässerungstechnisch erforderliche<br />
Rohrdurchmesser von <strong>1.</strong>200 mm wurde auf <strong>1.</strong>600 mm<br />
vergrößert, da der Rohrstrang begehbar sein musste.<br />
36<br />
Die Ausführung<br />
Beim Mikrotunnel-Rohrvortrieb werden eine Tunnelbohrmaschine<br />
und die nachfolgend eingelegten Rohre<br />
vom Startschacht zum Tiefschacht gepresst. Das<br />
Bohrgut wird in einer Wasser-Bentonit-Suspension<br />
zur Separationsanlage gefördert. Während das Wasser<br />
wieder dem Kreislauf zufließt, wird das Bohrgut<br />
zur Ablagerung verbracht. Für die Einhaltung der<br />
zulässigen Druckkräfte ist die gegenseitige Verwinkelung<br />
der Rohre maßgebend, da hier überproportionale<br />
Drücke entstehen, die zu Abplatzungen an den<br />
Rohraußenwänden führen können. Auf dem neuesten<br />
Stand der Technik wurden daher in bestimmten<br />
Rohrfugen je Vier-Weg-Sensoren zur Messung der<br />
UNBEWEHRTER BOHRPFAHL<br />
BEWEHRTER BOHRPFAHL<br />
R = 5,00m<br />
Microtunneling<br />
DN 1600 STB - 3.09‰<br />
STARTSCHACHT<br />
STARTSCHACHT<br />
Treppenturm<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1600 STB<br />
VON SCHACHT C BIS SCHACHT B<br />
Zum Schacht Nr. D<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1000 STB<br />
VON SCHACHT C BIS SCHACHT C1<br />
LÄNGE CA. 15,00 M<br />
A 9 6 - M I K R O T U N N E L - R O H R V O R T R I E B<br />
Microtunneling<br />
DN 1600 STB - 3.00‰<br />
Zum Schacht Nr. B<br />
VERBAU SCHACHT C:<br />
ÜBERSCHNITTENE BOHRPFAHLWAND<br />
DURCHMESSER BOHRPFÄHLE 90 CM<br />
EINBINDETIEFE PFÄHLE AB<br />
UNTERKANTE BEWEHRTER BODENPLATTE 7,50 M<br />
NACH STATISCHER BERECHNUNG<br />
ZIELSCHACHT<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1600 STB<br />
VON SCHACHT D BIS SCHACHT C<br />
LÄNGE CA. 645,00 M<br />
Abteufen der<br />
Großbohrpfähle<br />
(rechts.)<br />
Microtunneling<br />
DN 1000 STB - 15.00 m - 1<strong>1.</strong>46‰<br />
Zum Schacht Nr. C1
Microtunneling<br />
DN 1600 STB - 3.00‰<br />
Zum Schacht Nr. B<br />
Industrietaucher<br />
bereiten das<br />
Betonieren der<br />
Bodenplatte vor<br />
(unten).<br />
UNBEWEHRTER BOHRPFAHL<br />
Ankommend von<br />
Streckenentwässerung<br />
DN 1000<br />
Treppenturm<br />
VERBAU SCHACHT C:<br />
ÜBERSCHNITTENE BOHRPFAHLWAND<br />
DURCHMESSER BOHRPFÄHLE 90 CM<br />
EINBINDETIEFE PFÄHLE AB<br />
UNTERKANTE BEWEHRTER BODENPLATTE 7,50 M<br />
NACH STATISCHER BERECHNUNG<br />
STARTSCHACHT<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1000 STB<br />
VON SCHACHT C BIS SCHACHT C1<br />
LÄNGE CA. 15,00 M<br />
STARTSCHACHT<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1600 STB<br />
VON SCHACHT C BIS SCHACHT B<br />
LÄNGE CA. 510,00 M<br />
A 9 6 - M I K R O T U N N E L - R O H R V O R T R I E B<br />
UNBEWEHRTER BOHRPFAHL<br />
ZIELSCHACHT<br />
<strong>1.</strong> MICROTUNNELING DN 1600 STB<br />
VON SCHACHT D BIS SCHACHT C<br />
LÄNGE CA. 645,00 M<br />
Microtunneling<br />
DN 1600 STB - 3.09‰<br />
Zum Schacht Nr. D<br />
Spaltbreiten installiert. Mittels Online-Übertragung<br />
konnte ein beauftragtes Büro in Aachen die Abwinkelung<br />
und gegebenenfalls erforderliche Reduzierung<br />
der Druckkräfte berechnen. Die Druckverhältnisse und<br />
die ebenfalls zu berechnende Richtungsabweichungen<br />
standen im Internet jederzeit den ausführenden<br />
Firmen und der Bauüberwachung zur Verfügung.<br />
Die Anwendbarkeit des Mikrotunnel-Rohrvortriebs<br />
ist zum einen begrenzt durch große Steinblöcke, die<br />
nicht voll getroffen und durchbohrt werden, sondern<br />
in exzentrischer Lage die Tunnelbohrmaschine aus<br />
der Vortriebsrichtung bringen können. Zum anderen<br />
ist ein Rohrvortrieb in Böden mit breiiger bis flüssiger<br />
Konsistenz nicht mehr steuerbar. Eine besondere<br />
Schwierigkeit entsteht zudem dadurch, dass das<br />
Bohrgut hydraulisch gefördert wird und streckenweise<br />
höchst wasserempfindliche Schluffe zu durchfahren<br />
waren.<br />
Für den Fall einer Havarie waren im Bauvertrag Positionen<br />
für die Beseitigung von Findlingen und auch<br />
für die Bergung einer Tunnelbohrmaschine enthalten.<br />
Die fünf Rohrhaltungen wurden mit zwei Maschinen<br />
aufgefahren. Zu Kollisionen mit Findlingsblöcken kam<br />
es, soweit feststellbar, nicht.<br />
Einen Rohrstrang aufgegeben<br />
Beim Vortrieb von Schacht C nach Schacht D ließ sich<br />
nach einer Richtungsabweichung die Maschine nicht<br />
mehr in Solllage bringen. Mit überhöhten Drücken<br />
musste sie in eine Position außerhalb des Dammes der<br />
L 265 gebracht werden, von wo eine Bergung möglich<br />
war. Wegen der überhöhten Druckkräfte musste aber<br />
von beschädigten Rohren ausgegangen werden. Aus<br />
diesem Grund wurde der ca. 196 Meter lange Rohrstrang<br />
aufgegeben und in einem zweiten Vortrieb die<br />
Havariestelle s-förmig umfahren.<br />
Die zweite in der Haltung E-D eingesetzte Tunnelbohrmaschine<br />
sackte während eines Stillstands, der<br />
für eine Kontrollvermessung erforderlich war, mehrere<br />
Zentimeter ab. Auch hier wurde ein Bergeschacht<br />
(ca. 15 Meter tief) abgeteuft und die Maschine geborgen.<br />
Nach Einbau der Vorpressanlage in den<br />
Berge schacht konnte der Vortrieb fortgesetzt werden.<br />
Beim zweiten Vortrieb der 644 Meter langen Haltung<br />
C-D verlagerte sich der Rohrstrang im Laufe des Vortriebs<br />
seitlich um ca. 90 cm, wobei die Tunnelbohrmaschine<br />
selbst mit einer Abweichung von 1-2 cm<br />
und damit in äußerster Präzision gefahren wurde.<br />
Eine solche große Lageveränderung eines Rohrstrangs<br />
wurde bisher bei Rohrvortrieben noch nicht registriert<br />
und weist ebenfalls auf die äußerst schwierigen<br />
Bodenverhältnisse in diesem Bauabschnitt hin.<br />
37
Nach dem Einsetzen des<br />
Rohres wurde dieses mit<br />
maximal 650 Tonnen<br />
Druck in den Schacht<br />
gepresst (Foto rechts).<br />
38<br />
Vortriebslängen gesamt 2546 m<br />
Haltung H - G 492 m<br />
B - C 509 m<br />
C - D 644 m<br />
D - E 522 m<br />
E - F 379 m<br />
Tunnelbohrmaschinen<br />
Vollschnittmaschinen für Vortrieb im Grundwasser<br />
Mixed-Schild für Fels- und Lockergestein<br />
Schneidraddurchmesser 1,98 m<br />
Fabrikat Herrenknecht<br />
A 9 6 - M I K R O T U N N E L - R O H R V O R T R I E B<br />
Die Bohrschablone für die Start- und Zielschächte.<br />
Vortriebsrohre DN1600<br />
Stahlbeton L= 3,5 m, Wanddicke 18 cm<br />
Zulässige Druckkraft zentrisch : 600 t<br />
Jedes 3. Rohr mit je 3 Öffnungen zur<br />
Schmierung des Rohrmantels<br />
Druckübertragungsring (verbleibend)<br />
an der Stirnseite aus Weichholz-Faserplatte<br />
Baugruben (Start- und Zielschächte)<br />
H, C, D, E, F Überschnittene Bohrpfahlwände, kreisförmig, d = 10 m<br />
B (nur Zielschacht ) Überschnittene Bohrpfahlwand, rechteckig 4,10 m / 5,70 m<br />
G (nur Zielschacht ) Spundwandkasten 3,36 / 5,10 m<br />
Tiefen (Gelände-Sohle) 5, 04 m bis 14,37 m<br />
Bohrpfähle; d = 90 cm 4114 m (einschl. Zulaufschacht C1)<br />
Hauptpressen max. 1000 t Druckkraft<br />
Dehner Im Rohrstrang zum Einbau von Zwischenpressen<br />
für den Bedarfsfall im Abstand von ca. 100 m mitgeführt
Der offene Rohrstrang<br />
mit den Versorgungsleitungen,<br />
die nach<br />
dem Vorpressen<br />
eines jeden Rohres<br />
zu entkoppeln sind.<br />
An der Stirnfläche des<br />
Rohres sind die Dichtung,<br />
die umlaufende<br />
Führungsmanschette<br />
(Edelstahl) und der<br />
Druckübertragungsring<br />
(Weichfaserplatte)<br />
zu erkennen.<br />
A 9 6 - M I K R O T U N N E L - R O H R V O R T R I E B<br />
Planung; Ausschreibung; Statik CP-Beratende Ingenieure Spiesen-Elversberg<br />
Prüfstatik Dipl.-Ing Rauschning Stuttgart<br />
Baugrundgutachten Prof. Dr.-Ing. Vogt, TUM München<br />
Bauausführung ARGE Mikrotunnel-Rohrvortrieb A96 Wangen<br />
Sonntag Bingen - Kempten<br />
Bauer Schrobenhausen /Stuttgart<br />
K-Boringen Hasselt (Belgien)<br />
Online-Load-Control INKA Aachen<br />
Der Fachplaner für Spezialtiefbau und Rohrvortrieb<br />
Bauwesen,<br />
Wasserwirtschaft und<br />
Infrastruktur<br />
St. Ingberter Straße 49<br />
66583 Spiesen-Elversberg<br />
Tel.: 0 68 21 / 9 72 94 - 0<br />
www.cpingenieure.de<br />
39
Lärmberuhigte Landschaft<br />
Nach der 16. Verordnung zur Durchführung<br />
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />
(16. BImSchV) sind<br />
beim Bau oder der wesentlichen<br />
Änderung von öffentlichen Straßen<br />
Immissionsgrenzwerte an den Gebäuden<br />
einzuhalten. Die Verordnung<br />
gibt auch vor, wie die Pegel zu berechnen<br />
sind. Sie wurden hier für das<br />
Jahr 2020 (Prognosejahr) ermittelt.<br />
Dementsprechend wurden in großem<br />
Umfang Lärmschutzmaßnahmen an<br />
der Autobahn vorgesehen.<br />
Wälle und Wände<br />
Als aktive Lärmschutzmaßnahmen<br />
sind Lärmschutzwälle und -wände bis<br />
zu 7,5 m Höhe vorgesehen. Die weiterhin<br />
aus Gründen des Naturschutzes<br />
zu errichtenden Schutzwälle haben<br />
ebenfalls lärmmindernde Wirkung.<br />
Hieraus ergab sich, dass auf fast der<br />
gesamten Strecke die Autobahn durch<br />
Wälle oder Wände begrenzt ist oder<br />
sich im Einschnitt befindet. Weitergehende<br />
Forderungen mussten aus<br />
40<br />
A 9 6 - L Ä R M S C H U T Z<br />
Im Bereich Waltershofen ist durch das Absenken der Autobahntrasse<br />
die Lärmbelästigung erheblich reduziert worden.<br />
rechtlichen und Kostengründen abgelehnt<br />
werden. Eine Lärmbelästigung<br />
bestand aber grundsätzlich bereits<br />
durch die B 18. Ohne den Bau der A<br />
96 hätte sich der Lärm entlang der<br />
B 18 infolge der Zunahme des Verkehrs<br />
weiter erhöht.<br />
Aus den schalltechnischen Untersuchungen<br />
folgt, dass aufgrund des<br />
umfangreichen aktiven Lärmschutzes<br />
die Lärmsituation trotz schnelleren<br />
und erheblich stärkeren Verkehrs Verbesserungen<br />
gegenüber dem Verkehr<br />
der B 18 aufweist.<br />
„Fast nichts mehr zu hören"<br />
Bereits nach Verlegung des Verkehrs<br />
von der B 18 auf eine Richtungsfahrbahn<br />
der A 96 im Frühsommer des<br />
Jahres 2009 wurde von den Bewohnern<br />
von Waltershofen bestätigt, dass<br />
man vom Verkehr „fast nichts mehr<br />
hört“.<br />
Die Lärmschutzwände<br />
sind bis zu<br />
7,5 Meter hoch.<br />
Die Absenkung<br />
der Trasse<br />
(Bild oben)<br />
hat die Lärmbelästigung<br />
erheblich<br />
reduziert.
Die abgesenkte A 96 im Bereich Waltershofen im Überblick.<br />
Gut für die Wirtschaft<br />
Gut für neue Arbeitsplätze<br />
Gut für uns<br />
Zweckverband Interkommunales<br />
Gewerbegebiet Waltershofen<br />
Schlossstraße 5<br />
88353 Kißlegg<br />
Tel. 07563-9360<br />
mail: dieter.krattenmacher@kisslegg.de<br />
A 9 6 - L Ä R M S C H U T Z<br />
Mit dem geplanten Interkommunalen<br />
Gewerbegebiet bei Waltershofen, direkt an<br />
der A 96 gelegen, tragen die Gemeinden<br />
Amtzell, Argenbühl, Kißlegg und Wangen<br />
i. A. der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
dieser Baumaßnahme Rechnung.<br />
Wir stärken dadurch die Wirtschaft in<br />
unserer Region.<br />
Das IKOWA (Interkomunales Gewerbegebiet<br />
Waltershofen) sorgt für mehr Arbeitsplätze<br />
und höhere Steuereinnahmen –<br />
ein Gewinn für alle Bürger.<br />
41
Ergänzend zum sachgerechten Bau einer<br />
Straße gehört die Ausstattung mit<br />
Verkehrszeichen, wegweisender Beschilderung,<br />
Markierung, Leit pfosten<br />
und Schutzplanken. Bei den Autobahnen<br />
kommen noch regelmäßig die<br />
Notrufsäulen mit den Streckenfernmeldekabeln<br />
und der Betriebsfunk<br />
hinzu.<br />
Besondere Bedeutung<br />
Der Ausbildung der passiven Schutzeinrichtungen,<br />
bisher üblicherweise<br />
„Schutzplanken“ genannt, kam<br />
beim Lückenschluss eine besondere<br />
Bedeutung zu. Im Zuge der Weiterentwicklung<br />
der Systeme und des<br />
Regelwerkes stehen nun auf wesentlich<br />
höherem Sicherheitsniveau verschiedenartige<br />
Schutzeinrichtungen<br />
zur Verfügung. Die augenfälligste<br />
Entwicklung sind die Betonschutzwandfertigteilsysteme<br />
gegenüber den<br />
bislang eingesetzten Stahlschutzplanken.<br />
Über das zur Ausführung kommende<br />
System entscheidet grundsätzlich<br />
allein die Wirtschaftlichkeit<br />
des Angebotes bei produktneutraler<br />
Ausschreibung von Leistungsklassen.<br />
1 0 0 J a h r e E r f a h r u n g f ü r 1 0 0 J a h r e B e s t ä n d i g k e i t<br />
42<br />
88353 Kißlegg<br />
A 9 6 - A U S S T A T T U N G<br />
Getrennte Stahlschutzplanken<br />
sorgen für ein<br />
Optimum an Sicherheit<br />
Zwei getrennte Stahlschutzplanken neuerer Bauart sorgen an den<br />
Rändern des Mittelstreifens dafür, dass ein optimaler Sicherheitsstandard<br />
erreicht wird. Zur Ausstattung gehört zudem unter anderem die jetzt<br />
höchst gelegene Betriebsfunkanlage der A 96, die auf der Grünbrücke bei<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> rund 690 Meter üNN steht.<br />
Voraussetzung ist aber, dass eine<br />
Schutzeinrichtung im Straßenquerschnitt<br />
mit den geometrischen Randbedingungen<br />
und der Anordnung der<br />
anderen Bestandteile des Straßenkörpers<br />
– insbesondere den Entwässerungsanlagen<br />
– verträglich ist.<br />
.... wir schließen die Lücken<br />
Aufgrund der seit langem auf<br />
Stahlschutzplanken ausgerichteten<br />
Planung des Mittelstreifens und des<br />
auch hier schon fortgeschrittenen<br />
Bau zustandes konnten Betonsysteme<br />
nicht zugelassen werden. Die Ausbildung<br />
des Mittelstreifens ließ sich<br />
aber noch so weit umgestalten, dass<br />
zwei getrennte Schutzplanken neuer<br />
Fluchten statt<br />
Fluchen: Das<br />
Ausrichten der<br />
Schutzplanken.<br />
Die Montage der<br />
Schutzplanken<br />
im Bereich des<br />
Mittelstreifens.<br />
100 Jahre<br />
Beton<br />
in Form<br />
1909 - 2009
partner der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH<br />
Bauart an den Rändern Platz fanden<br />
und damit ein optimaler Sicherheitsstandard<br />
erreicht wurde.<br />
Nachdem die Lücke der bisher getrennten<br />
nördlichen und südlichen<br />
Betriebsstrecken fernmeldetechnisch<br />
zwischen Leutkirch und Weißensberg<br />
über das Bahnnetz geschlossen war,<br />
wurde nun auch hier der Lücken schluss<br />
entlang der Autobahn hergestellt. Im<br />
Zuge der allgemeinen technischen<br />
Weiterentwicklung wurde zum Kupferkabel<br />
zusätzlich ein Glasfaserkabel<br />
(Lichtwellenleiter) eingelegt. Die Antenne<br />
des Betriebsfunks steht auf der<br />
Überschüttung der Grün brücke bei<br />
eutkirch/Allgäu Brandenburger Servicepartner Str. der 1 MAN Truck & Bus Deutschland GmbH<br />
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Brandenburger Str. 1<br />
Telefon +49 (0) 7356-2055 Telefax +49 (0) 7356-2034<br />
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1<br />
Telefon +49 (0) 7356-2055 Telefax +49 (0) 7356-2034<br />
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Hahnstraße 7<br />
Telefon +49 (0) 751-560550 Telefax +49 (0) 751-5605580<br />
info@man-weingarten.de<br />
88433 Schemmerhofen 88250 Weingarten Hahnstraße 7<br />
Telefon +49 (0) 751-560550 Telefax +49 (0) 751-5605580<br />
Häspeler Straße info@man-weingarten.de<br />
1<br />
Telefon +49 (0) 7356-2055 Telefax +49 (0) 7356-2034<br />
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Weltestraße 28<br />
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A 9 6 - A U S S T A T T U N G<br />
Schutzplankenmontage<br />
am<br />
Fahrbahnrand.<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> und ist bei ungefähr 690<br />
Meter über Normalnull die höchstgelegene<br />
Anlage der A 96.<br />
Außerhalb des Bauabschnittes<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren, aber ungefähr<br />
zeitgleich zur Eröffnung, werden auf<br />
dem Rastplatz Winterberg südlich von<br />
Leutkirch und an der Talbrücke über<br />
die Obere Argen südlich von Wangen<br />
Digitalkameras installiert, die über das<br />
Internet abrufbare Standbilder liefern.<br />
Passgenau:<br />
Auf die<br />
Bündigkeit<br />
der<br />
Schutzplanken<br />
kommt<br />
es an.<br />
43
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A 9 6 - A U S S T A T T U N G<br />
Ausstattungsarbeiten<br />
Schutzplanken Süd-Planken, Laupheim<br />
Markierung Pfnür, Hohenbrunn<br />
Beschilderung Dambach, Gaggenau<br />
Lärmschutzwände Schneider, Donzdorf<br />
Wildschutzzaun Wengler, Roding<br />
Streckenfernmeldekabel GA Netztechnik, Bietigheim - Bissingen<br />
Planung Streckenfernmeldekabel Braun, Stuttgart SÜD-PLANKEN<br />
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A 9 6 - L A N D S C H A F T S B A U<br />
45.000 neue Gehölze, und die<br />
Schmale Windelschnecke findet eine neue Heimat<br />
Der Lückenschluss der A 96 hat das Landschaftsbild im gesamten Streckenabschnitt nachhaltig<br />
verändert. In einem landschaftspflegerischen Begleitplan wurden die Eingriffe und die<br />
Kompensations möglichkeiten bewertet und gegenübergestellt. Als Ausgleichs maßnahmen<br />
realisiert wurden unter anderem Tier-Querungshilfen, wie die dreiröhrige Grünbrücke bei<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>, neue Biotopflächen bzw. Biotop aufwertungen, ca. 20 ha Waldumbau und 3 ha<br />
Aufforstung sowie zahlreiche landschaftspflegerische Gestaltungsmaßnahmen im Bereich<br />
der Damm- und Einschnittsböschungen. Dabei wurden auf einer Fläche von 120.000 m 2 rund<br />
45.000 Gehölze gepflanzt und auf etwa 30 ha frisch eingesät.<br />
Gebrüder Queck<br />
Kies- und Splittwerk<br />
Gebrüder Queck GmbH & Co. KG<br />
Molpertshauser Straße 20<br />
88410 Bad Wurzach<br />
Tel.: 07527 / 9211-30<br />
Fax: 07527 / 9211-50<br />
Auch wenn es sich beim Lückenschluss<br />
der A 96 vom Grundsatz her<br />
lediglich um einen Ausbau der vorhandenen<br />
Bundesstraße B 18 handelt,<br />
so entstehen durch die Flächeninanspruchnahme<br />
Belastungen für<br />
das Schutzgut Boden, den Arten- und<br />
Biotopbestand und das Landschaftsbild,<br />
die entsprechend dem Naturschutzrecht<br />
zu kompensieren sind.<br />
In der Umweltverträglichkeitsstudie<br />
wurden im Wesentlichen folgende<br />
Konfliktschwerpunkte ermittelt:<br />
• Eingriffe in das Schutzgut Boden<br />
entstehen vor allem bei Sigrazhofen<br />
und bei Waltershofen aufgrund der<br />
hier von der bestehenden B18-Trasse<br />
abweichenden Neutrassierung. Insgesamt<br />
wurden im Abschnitt <strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren<br />
rund 15 ha Böden neu<br />
versiegelt, weitere 26 ha sind durch<br />
Aufschüttungen und Abgrabungen<br />
nachhaltig verändert. Teilweise konnte<br />
der Verlust durch den Rückbau der<br />
B 18 kompensiert werden (4,5 ha).<br />
• Biotope und Arten sind vor allem<br />
im Waldgebiet Sigrazhofer Moos mit<br />
den angrenzenden Gewässer- und<br />
Ernst Marschall<br />
Kies- und Schotterwerke<br />
Ernst Marschall GmbH & Co. KG<br />
Reute 11<br />
88079 Kressbronn<br />
Tel.: 07543 / 68 51<br />
Fax: 07543 / 69 36<br />
Moorkomplexen NSG Sigrazhofer<br />
Moos und ND Enzlesmühleweiher<br />
betroffen. Durch eine geringfügige<br />
Achsverschiebung der Trasse konnten<br />
direkte Eingriffe in Biotopflächen<br />
aber vermieden werden. Ein weiterer<br />
Eingriffsschwerpunkt besteht im Argental<br />
(Verlust von Feuchtgebieten<br />
und Waldflächen). Insgesamt mussten<br />
im Abschnitt <strong>Gebrazhofen</strong>-Dürren<br />
rund 8 ha naturschutzfachlich wertvolle<br />
Biotopflächen in Anspruch genommen<br />
werden. Zusätzlich sind die<br />
Arten auch durch die Unterbrechung<br />
von Funktionsbeziehungen und die<br />
Zerschneidung von Teillebensräumen<br />
betroffen.<br />
Zahlreiche Ausgleichsmaßnahmen<br />
Entsprechend der naturschutzrechtlichen<br />
Eingriffsregelung wurden<br />
in einem landschaftspflegerischen<br />
Begleitplan die Eingriffe und die<br />
Ausgleichsmaßnahmen be wertet und<br />
in einer Bilanz gegenüber gestellt.<br />
Hierbei musste auch das im nördlich<br />
anschließenden Abschnitt Leutkirch-<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> bestehende Kompensations<br />
defizit abgearbeitet werden.<br />
Konkret wurden im landschaftspflegerischen<br />
Begleitplan vor allem<br />
Tier-Querungshilfen sowie neue<br />
Biotopflächen neben und im Umfeld<br />
der Trasse als Minderungs- und<br />
Ausgleichsmaßnahmen realisiert.<br />
Biotopaufwertung und -neuanlage<br />
45
erfolgten immer im Anschluss an<br />
bereits vorhandene Biotopflächen zur<br />
Erzielung größtmöglicher Aufwertungen.<br />
Daher wurden die Maßnahmen<br />
auf das Moor-Waldgebiet Sigrazhofer<br />
Moos, die Umgebung des Hochmoores<br />
Waltershofen und im Talraum der<br />
Unteren Argen räumlich konzentriert.<br />
Darüber hinaus erfolgten Ausgleichsmaßnahmen<br />
für das Schutzgut Boden<br />
durch Entsiegelung der alten B18-<br />
Trasse.<br />
Bei den Querungshilfen ist die Grünbrücke<br />
im Waldgebiet Sigrazhofer<br />
Moos das wohl am stärksten ins Auge<br />
fallende Bauwerk. Planung und Konzeption<br />
erfolgten unter Beteiligung<br />
der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt<br />
Aulendorf (LVVG) als Landes-<br />
Wild forschungsstelle. Die 50 Meter<br />
breite und aus drei Röhren bestehende<br />
Grünbrücke überquert sowohl die<br />
Autobahn wie die hier parallel verlaufende<br />
Kreisstraße und vermindert die<br />
Zerschneidungseffekte im Bereich des<br />
Biotopkomplexes „Argensee-Sigrazhofer<br />
Ried“ durch Vernetzung der östlich<br />
und westlich der Trasse liegenden<br />
bedeutsamen Feuchtbiotope. Darüber<br />
hinaus dient das aufwändige Bauwerk<br />
dem überregionalen Wildfernwechsel<br />
für Rot- und Gamswild.<br />
46<br />
A 9 6 - L A N D S C H A F T S B A U<br />
An weiteren Querungshilfen wurden<br />
im Waldgebiet Siegrazhofer Moos<br />
und im Argental Amphibientunnel mit<br />
Leitsystemen beiderseits der Trasse<br />
eingebaut. Außerdem wurde darauf<br />
geachtet, dass die Trasse querende<br />
Bachläufe naturnah unter der Trasse<br />
durchgeführt wurden.<br />
Die Biotopaufwertungen bestanden<br />
im Wesentlichen aus:<br />
• Entfernung Aufforstungen<br />
innerhalb von Moorflächen<br />
• Umbau von Fichtenforsten im<br />
Umfeld von Moorgebieten und in<br />
Tobelbereichen zu Laubmischwald<br />
• Einrichtung von Pufferflächen<br />
durch Extensivierungsverträge<br />
mit Landwirten<br />
• Wiedervernässung drainierter<br />
Moorflächen durch Schließung<br />
von Entwässerungsgräben<br />
• Umwandlung von Ackerflächen<br />
zu Extensivgrünland<br />
•<br />
Neuanlage von Feuchtflächen<br />
und Kleingewässern.<br />
Vorhandene Topographie nutzen<br />
Damit beispielsweise die neu anzulegenden<br />
Feuchtgebiete auch<br />
tatsächlich ihre Funktion als Ersatz-<br />
lebensräume erfüllen können, sind<br />
bei der Ausführung spezifische Besonderheiten<br />
zu beachten, wie etwa<br />
die Ausnutzung der vorhandenen<br />
Topographie. Bei der Wiederbegründung<br />
von artenreichem Grünland zur<br />
Wiederherstellung alter Streuwiesestrukturen<br />
waren gezielt vorhandene<br />
Gehölze zu entfernen und neu angelegte<br />
Flächen durch Ansaat mit<br />
krautreichem, gebietsheimischem<br />
Saatgut neu zu begrünen. Am Bauanfang<br />
bei <strong>Gebrazhofen</strong> mussten die<br />
Böschungen als Magerstandorte mit<br />
Trockenrasen angelegt werden zur<br />
Entwicklung von Laufkäferpopulation.<br />
Der Umbau und die Neubegründung<br />
von Laubmischwald erfolgt durch das<br />
Forstamt.<br />
Auch dieser<br />
Erdwall beim<br />
Wuhrmühleweiher<br />
hat das<br />
Landschaftsbild<br />
verändert.<br />
Zu den Kompensationsmaßnahmen<br />
zählen auch<br />
Amphibien-<br />
Querungshilfen.<br />
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Im Argental war dazu aufgrund EUrechtlicher<br />
Vorgaben eine Biotopverpflanzung<br />
erforderlich zum Erhalt<br />
einer geschützten Schneckenart<br />
(Schmale Windelschnecke/Vertigo angustior).<br />
Vor Baubeginn wurde daher<br />
im Winter 2005/2006 die im Trassenbereich<br />
liegende Teilfläche des Biotops<br />
mit einem Schürfbagger abgetragen<br />
und auf der anderen, trassenabgewandten<br />
Seite des Biotops neu eingepflanzt.<br />
Im Rahmen einer dreijährigen<br />
Dauerbeobachtung (Monitoring)<br />
wurde der Fortbestand der Schmalen<br />
Windelschnecke dokumentiert.<br />
Landschaftspflegerische Bilanz<br />
An naturschutzrechtlichen<br />
Kompensationsmaßnahmen<br />
wurden verwirklicht:<br />
• ca. 17 ha Extensivierung /<br />
Krautsäume /Sukzession<br />
• ca. 20 ha Waldumbau und 3 ha<br />
Aufforstung<br />
• ca. 2,5 ha neu angelegte Feuchtgebiete<br />
und Kleingewässer<br />
• Bau von Amphibien-Leiteinrichtungen<br />
und -Querungshilfen<br />
• Markierung und Schutz von<br />
ökologisch wertvollen Flächen<br />
Die Autobahnböschungen wurden mit schnellbegrünenden<br />
Matten belegt.<br />
A 9 6 - L A N D S C H A F T S B A U<br />
Folgende Landschaftspflegerische Gestaltungsmaßnahmen<br />
der Damm- und<br />
Einschnittsböschungen zur bestmöglichen<br />
Einpassung des Strassenbauwerks<br />
in die Landschaft kamen zur<br />
Anwendung:<br />
Pflanzung einheimischer Gehölze<br />
aus autochtoner (= gebietsheimischer)<br />
Anzucht: insgesamt<br />
ca. 45.000 Gehölze auf 120.000 m2 •<br />
Pflanzfläche, 310 Solitärbäume, 60<br />
Obstbäume;<br />
• insgesamt ca 30 ha Saatflächen,<br />
Unter anderem Nachsaat mit krautreichem,<br />
autochtonem Saatgut auf<br />
den aus Erosionsschutzgründen<br />
schnell zu begrünenden Autobahnböschungen.<br />
Außerdem autochtone<br />
Initialeinsaaten auf Feuchtflächen,<br />
entlang von Gehölzsäumen und auf<br />
Extensivierungsflächen.<br />
• Setzen von Greifvogelstangen<br />
• Bau von Wildschutzzäunen<br />
•<br />
Neophytenbekämpfung (mechanische<br />
Beseitigung von nichtheimischen<br />
Pflanzen) – insbesondere auf<br />
frisch angelegten Flächen und auf<br />
ökologisch wertvollen Flächen.<br />
Landschaftsbau<br />
Planung Stadt-Land-See, Lindau<br />
Ausführung Toriello, Nagold<br />
Mindelheimer Str. 25<br />
87742 Dirlewang<br />
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Wegen der<br />
2 mm langen<br />
Schmalen<br />
Windelschnecke<br />
war eine Biotopverpflanzung<br />
erforderlich,<br />
da die Vertigo<br />
angustior zu<br />
den geschützten<br />
Schnecken<br />
gehört.<br />
ErdarbEitEn<br />
Landschaftsbau<br />
und GartEnbau<br />
sportpLätzE<br />
abbruch<br />
GEwässErbau<br />
rEcycLinG<br />
transportE<br />
47
Baulastträger<br />
Auftragsverwaltung<br />
Beteiligte Baubehörden<br />
Chronologie<br />
Planfeststellungsbeschluss<br />
Vergleich mit Kläger (BUND)<br />
Plangenehmigung<br />
Baubeginn<br />
Inbetriebnahme Richtungsfahrbahn Lindau<br />
Verkehrsfreigabe<br />
Umfang<br />
BAB<br />
Länge der Neubaustrecke<br />
Übergangsstrecken<br />
Anschlussstelle<br />
Betriebsumfahrt<br />
Kreuzende Straßen und Wege<br />
Länge der verlegten Straßen und Wege<br />
Kreisverkehrsplätze<br />
Planungselemente<br />
Entwurfsgeschwindigkeit<br />
kleinster Kurvenradius<br />
größte Steigung<br />
Regelquerschnitt<br />
Verkehrsmengen-Prognose DTV 2020<br />
Erd- und Straßenbau<br />
Bodenbewegung<br />
befestigte Fahrbahnflächen<br />
Entwässerungsleitungen<br />
davon als Mikrotunnel-Rohrvortrieb<br />
Schächte<br />
Schlitzrinnen<br />
Drainageleitungen<br />
48<br />
A 9 6 - A L L E D A T E N - A L L E F A K T E N<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Land Baden-Württemberg<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
Innenministerium Baden-Württemberg<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
29.12.04<br />
28.09.06<br />
02.04.09<br />
2<strong>1.</strong>10.05<br />
07.08.09<br />
Nov. 2009<br />
7,1 km<br />
0,9 km<br />
1<br />
1<br />
5,2 km<br />
2<br />
Ve = 100 km/h<br />
<strong>1.</strong>400 m<br />
4,00 %<br />
RQ 26<br />
34.000 Kfz/d<br />
<strong>1.</strong>300.000 m³<br />
165.000 m 2<br />
20,2 km<br />
2,5 km<br />
630 Stück<br />
5,2 km<br />
25,6 km<br />
Brückenbau<br />
Unterführungsbauwerke<br />
Überführungsbauwerke<br />
Grünbrücke über die BAB und K 8025<br />
Abbruch von Brückenbauwerken (B 18)<br />
Ausstattung<br />
Schutzplanken<br />
Lärmschutzwände<br />
Wildschutzzäune<br />
Streckenfernmeldekabel<br />
Landschaftspflegerische Maßnahmen<br />
Extensivierung landwirtsch. Flächen<br />
Waldumbau und Aufforstung<br />
neue Feuchtgebiete und Kleingewässer<br />
Gehölzpflanzung<br />
Einzel- und Obstbäume<br />
Kosten<br />
Straßenbau<br />
Brückenbau<br />
Ausstattung<br />
Landschaftsbau<br />
Baukosten gesamt<br />
Grunderwerb<br />
Gesamtkosten<br />
6<br />
4<br />
2<br />
13<br />
20,2 km<br />
2,1 km<br />
14,9 km<br />
8,1 km<br />
17 ha<br />
23 ha<br />
2,5 ha<br />
45.000 Stück<br />
370 Stück<br />
50,7 Mio. E<br />
11,8 Mio. E<br />
5,5 Mio. E<br />
1,2 Mio. E<br />
69,2 Mio. E<br />
5,5 Mio. E<br />
74,7 Mio. E
- mehr als eine Autobahn<br />
Autobahnen sind heute nach allen Regeln der<br />
Technik, der Ökonomie und des Umweltschutzes<br />
gefertigte Bauwerke. Doch sie sind mehr als das:<br />
Verbindungen, die das Leben vieler Menschen ganz<br />
entscheidend prägen.<br />
Der Lückenschluss der A 96 zwischen Kiel und Genua,<br />
zwischen München und Lindau, zwischen Leutkirch-<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> und Kißlegg-Dürren bringt ein<br />
großes Prestige-Objekt des letzten Jahrhunderts<br />
zum Abschluss. Er verändert den Alltag von Pendlern,<br />
eröffnet wirtschaftliche Perspektiven, schafft<br />
Arbeitsplätze, macht den Weg frei für neue<br />
Entwicklungen.<br />
Sieben Kilometer Autobahn aus der Sicht direkt<br />
Betroffener – Anwohner, Nutzer, Planer, Bauarbeiter.<br />
Ein Stück Straße und seine Geschichte.<br />
Ein Lückenschluss und seine Bedeutung für eine von<br />
Tradition und wirtschaftlichem Engagement<br />
geprägte Region.<br />
49
Das Allgäu wird<br />
stark profitieren<br />
Die fertige A 96 wird<br />
das wirtschaftliche<br />
Leben in der Region<br />
Bodensee-Oberschwaben-Allgäu<br />
massiv prägen. Davon<br />
ist Professor Dr. Peter<br />
Jany, Hauptgeschäftsführer<br />
der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
(IHK) Bodensee-Oberschwaben,<br />
überzeugt.<br />
Damit sich die Wirtschaft<br />
frei entfalten<br />
kann, sind aber weitere<br />
Infrastruktur-<br />
Maßnahmen notwendig.<br />
50<br />
Herr Jany, welchen Stellenwert hat Infrastruktur –<br />
also Straßen, Schienen, Telekommunikationsnetze<br />
und so weiter – für die Betriebe in unserer Region?<br />
Jany: Wo Straßen sind, prosperiert die Wirtschaft.<br />
Wo die Infrastruktur stimmt, ist es leichter zu expandieren<br />
und neue Unternehmen anzusiedeln. Das<br />
schafft und erhält Arbeitsplätze. 2007 haben wir die<br />
Unternehmen in unserer IHK-Region befragt, wie<br />
wichtig Infrastruktur für sie ist und wie sehr sie mit<br />
ihr zufrieden sind: Während die Bedeutung der Straße<br />
ganz oben angesiedelt war, lag die Zufriedenheit nur<br />
im unteren Mittelfeld.<br />
Wird diese Umfrage dank der nun fertig gestellten<br />
A 96 künftig positiver ausfallen?<br />
Jany: Teile Bodensee-Oberschwabens waren bei der<br />
oben erwähnten Studie zufriedener als andere – dreimal<br />
dürfen Sie raten, wo diese angesiedelt waren. Vor<br />
allem der Bereich Allgäu profitiert stark von der A 96<br />
und dieser Trend wird sich durch die neue Trasse noch<br />
verstärken. Aber auch Betriebe in Reichweite der<br />
Autobahn werden eine deutliche Erleichterung durch<br />
den Lückenschluss erfahren.<br />
Glauben Sie, dass Unternehmen vom Bodensee oder<br />
aus dem Schussental an die A 96 umziehen werden?<br />
Jany: So weit würde ich nicht gehen. Dazu gehören<br />
auch andere Faktoren wie Mitarbeiter oder das wirtschaftliche<br />
Umfeld.<br />
Lassen sich Betriebe künftig leichter ansiedeln?<br />
Jany: Der begrenzende Faktor ist hier die Bereitstellung<br />
von Gewerbeflächen. Und da ist das Konfliktpotenzial<br />
immens hoch. Wo immer Industrie angesiedelt<br />
werden soll, stoßen die Betriebe auf massiven<br />
Widerstand. Seitens der IHK erhoffen wir uns deshalb<br />
von der Fertigstellung der A 96 auch, dass in naher<br />
Zukunft Reserveflächen für Gewerbetreibende und<br />
Industrieflächen verkehrsgünstig erschlossen werden.<br />
In Waltershofen planen die Gemeinden Kißlegg,<br />
Wangen, Amtzell und Argenbühl ein interkommunales<br />
Gewerbegebiet (IKOWA). Ist es das, was Sie mit<br />
der Ausweisung von Gewerbeflächen meinen?<br />
Jany: Ja, das IKOWA wäre für unsere Region ein<br />
Riesen gewinn. Wenn Kommunen bei Gewerbeflächen<br />
gemeinsame Sache machen, hilft das, Kosten und<br />
Fläche zu sparen gegenüber Einzellösungen vor Ort. Es<br />
geht auch um ein Signal an die produzierende Wirtschaft,<br />
dass sie hier weiterhin willkommen ist.<br />
Dass die Bürger sich so sehr gegen Neuansiedlungen<br />
wehren, liegt vor allem an dem als überbordend empfundenen<br />
Flächenverbrauch ...<br />
Jany: Dieser Vorwurf lässt sich durch klare Fakten<br />
wider legen. Von zwölf Regionen in Baden-Württemberg<br />
liegt unsere bei der bebauten Fläche an letzter<br />
Stelle. Oder anderes gesagt: Nirgendwo im Südwesten<br />
nehmen die Verkehrs- und Siedlungsflächen so wenig<br />
Platz in Anspruch wie bei uns. Zudem werden meiner<br />
Meinung nach Flächen nicht verbraucht, sondern nur<br />
unterschiedlich genutzt. Ich habe viel Verständnis<br />
für die Landesregierung, der demografischen Entwicklung<br />
auch im Bauwesen Rechnung zu tragen<br />
und einen „Netto-Null-Verbrauch“ anzustreben, also<br />
darauf zu achten, unterm Strich nicht mehr Flächen<br />
zu beanspruchen, als anderswo frei gegeben werden.<br />
Allerdings halte ich dieses Ziel vor dem Hintergrund<br />
der demografischen Entwicklung nur bei den Wohnflächen<br />
für sinnvoll. Für unsere weltweit agierende<br />
Exportindustrie gilt diese demografische Restriktion<br />
nicht. Wir brauchen daher auch in Zukunft ausreichende<br />
Gewerbe- und Industrieflächen, sonst sägen wir an<br />
dem Ast, auf dem wir sitzen.<br />
Wie alle Autobahnen, so wird auch die A 96 mehr<br />
Verkehr anziehen. Entsteht dadurch Druck, die übrige<br />
Infrastruktur in den Landkreisen Ravensburg, Lindau,<br />
Bodensee und Sigmaringen anzupassen?<br />
Jany: Der Ausbauzustand der Bundesstraßen ist schon<br />
jetzt unzureichend. Durch die fertige A 96 wird dies<br />
noch offenkundiger werden. In Kürze wird eine Studie<br />
herauskommen, die den Verkehrsstrom zwischen den<br />
beiden Achsen B 30 und A 96 thematisiert. Man wird<br />
sich die Frage stellen müssen, wie es mit den Querachsen<br />
B 31, B 32 und B 312 weitergehen soll. Verbindungen<br />
wie die zwischen Lindau und Friedrichshafen,<br />
Wangen und Ravensburg oder zwischen Biberach und<br />
Ochsenhausen werden in ihrem derzeitigen Zustand<br />
den Anforderungen nicht gerecht.
Kann die A 96 denn die B 30 als Nord-Süd-Achse nicht<br />
ersetzen?<br />
Jany: Wenn die Querverbindungen verbessert werden,<br />
könnte das unter Umständen klappen. Im Moment ist<br />
aber zum Beispiel für die Großunternehmen in Friedrichshafen<br />
die Strecke bis zur Autobahnauffahrt bei<br />
Lindau nicht kalkulierbar. Es ist aber auch nicht im Sinne<br />
der Umwelt, Lkw zu langen Umwegen zu zwingen.<br />
Deshalb bleibt für uns die Forderung bestehen, die B 30<br />
und B 31 auszubauen.<br />
So etwas scheitert ja oft an der Finanzierung. Braucht<br />
der Straßenbau in Deutschland neue – zum Beispiel<br />
private – Finanzierungsmöglichkeiten?<br />
Jany: Private Modelle können an der ein oder anderen<br />
Stelle helfen, lösen aber nicht das Hauptproblem, dass<br />
der Verkehrshaushalt unterfinanziert ist. Zwar stimmt<br />
es, dass die Mauteinnahmen dem Straßenbau zur Verfügung<br />
gestellt werden. In gleichem Zuge wurden aber<br />
die Zuschüsse in den Verkehrsetat aus Steuermitteln<br />
gekürzt. Dass somit unterm Strich gleichviel Geld für<br />
den Straßenbau ausgegeben wird wie vor Einführung<br />
der Lkw-Maut, ist für uns ein untragbarer Zustand.<br />
Politisch versprochen war, dass die Mauteinnahmen<br />
zusätzlich in die Verkehrsinfrastruktur fließen.<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Unsere Wirtschaftsförderung:<br />
Gut für die Unternehmen.<br />
Gut für die Region.<br />
Eine Alternative zu neuen Straßen ist die intelligente<br />
Steuerung von Verkehrsströmen. Könnten sich da Speditionen<br />
und Betriebe nicht besser abstimmen, damit<br />
zum Beispiel zur Urlaubszeit nicht auch noch die Lkw<br />
die Straßen verstopfen?<br />
Jany: Potenziale gibt es hier sicherlich im Detail –<br />
denken Sie zum Beispiel an entsprechende Projekte<br />
in Friedrichshafen, wo der Messe-Verkehr auf diese<br />
Weise gesteuert wird. Aber dass diese Systeme flächendeckend<br />
umgesetzt werden können, halte ich für<br />
weniger wahrscheinlich. Viel wichtiger ist es meiner<br />
Ansicht nach, hier nicht nur die Straße zu fördern,<br />
sondern auch an alle anderen Verkehrsmöglichkeiten<br />
zu denken.<br />
Die A 96 hatte eine Bauzeit von 32 Jahren. Wie groß ist<br />
Ihre Hoffnung, dass Ihre Wünsche bezüglich der B 30<br />
und der B 31 zeitnah in Erfüllung gehen?<br />
Jany: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Immerhin haben<br />
wir in Ravensburg, Friedrichshafen und Überlingen<br />
drei planfestgestellte Projekte. Der Baubeginn ist hier<br />
absehbar, und dadurch steigt automatisch der Druck<br />
auf die noch nicht fertig geplanten Abschnitte. Aber<br />
wir dürfen auch nicht vergessen, dass in letzter Zeit<br />
viel passiert ist – nehmen Sie zum Beispiel die fertigen<br />
Ortsumfahrungen in Amtzell oder Isny sowie den Baubeginn<br />
in Herbertingen.<br />
Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Innovationen stärken die Wirtschaftskraft und sichern damit Arbeitsplätze in unserer Region - auch für die Zukunft. Die Sparkasse begleitet die<br />
Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte und bei der Entwicklung neuer Techniken und Produkte. Zum Beispiel bei der Beschaffung öffentlicher<br />
Fördermittel. Sparkasse. Gut für die Region.<br />
51
52<br />
„Konsequent" ist der<br />
Pendler Reiner Fritz<br />
in der vergangen vier<br />
Jahren nahezu täglich<br />
auf der Baustelle<br />
unterwegs gewesen:<br />
„Ich wollte den Baufortschritt<br />
bewusst<br />
miterleben."<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Tschaikowsky und Riesenbagger<br />
Nahezu jeden Arbeitstag war Reiner Fritz in den vergangenen vier Jahren<br />
auf der Baustelle des finalen A96-Teilstücks unterwegs. Denn der Deutsch-<br />
und Kunstlehrer ist Pendler, wohnt in Wangen, unterrichtet in Leutkirch<br />
an der Otl-Aicher-Realschule. „Konsequent" hat Reiner Fritz diesen Weg zur<br />
Arbeit und wieder zurück gewählt und ist nur in Ausnahmefällen auf<br />
Nebenstrecken ausgewichen. „Ich wollte den Baufortschritt bewusst<br />
miterleben", sagt der 60-Jährige, der nach gut vier Jahren Bauzeit ein für<br />
viele sicherlich überraschendes Fazit zieht: „Die Fahrten waren für mich<br />
immer sehr angenehm, haben mich nie gestresst. Tschaikowsky hören<br />
und dabei den Riesenbaggern zuschauen, das hat schon was."<br />
Wobei das mit dem Stress nicht ganz stimmt. Wer bei<br />
Tempo 60 km/h nämlich seinen Gedanken „freien Lauf<br />
lässt", Klassik-Radio auf Bayern 4 hört oder im Geiste<br />
noch einmal eine Gedichtinterpretation von Ulla Hahns<br />
„Nie mehr" für den Unterricht vorbereitet, dem kann<br />
schon der Schreck gehörig in die Glieder fahren, wenn<br />
ein 40-Tonner fast bis auf die Stoßstange auffährt. Eine<br />
„Flucht nach vorne" sei schließlich nicht möglich gewesen.<br />
Seitdem tendiert Reiner Fritz’ Toleranzschwelle<br />
gegenüber österreichischen Lkw-Fahrern gen Null.<br />
Eine „gewisse Hektik" registrierte er zudem, wenn bei<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> die zweibahnige A 96 in Sichtweite kam.<br />
Dann spielten in der Regel die Fahrer von Karossen<br />
eidgenössischer Provenienz mit dem Gas pedal wie ein<br />
Formel-1-Pilot beim Grand-Prix-Start und drängelten<br />
um die Pole Position auf der Überholspur.<br />
Exakt 20 Minuten brauchte Reiner Fritz für seinen insgesamt<br />
22 Kilometer langen Arbeitsweg, von dem er<br />
auf dem Hinweg nur abwich bei Stau oder bei frischem<br />
Schneefall. „Dann war klar, die Lkw hängen an der<br />
Dürrener Steige." Risikoreicher war der Weg zurück,<br />
vor allem Freitag nachmittag. Eine Fehl einschätzung<br />
der Verkehrslage bei der Auffahrt „Leutkirch West"<br />
konnte dazu führen, dass in Höhe Winterberg die<br />
ersten Bremslichter tiefrot aufleuchteten – und das<br />
Feierabendprogramm in Wangen zeitlich modifiziert<br />
werden musste. „Das war dann wirklich Pech", sagt<br />
Fritz. „Aber mich hat es bei dieser Lotterie nur vier oder<br />
fünf Mal erwischt, in der Regel ist meine Spekulation<br />
aufgegangen."<br />
Unsicher gefühlt hat sich Reiner Fritz nie während<br />
seiner Fahrten durch die fast acht Kilometer lange<br />
Baustelle. Das Tempolimit von 60 km/h und die – als<br />
effektive Trennlinie der beiden Richtungsfahrbahnen<br />
– mit Reflektoren behaftete Nagelkette haben für ihn<br />
ein Maß an Sicherheit geboten, wie er es in den Jahren<br />
zuvor auf der B 18 nicht gekannt hat. „Früher war die<br />
Strecke viel, viel gefährlicher", sagt Fritz und erinnert<br />
an die schweren Unfälle in dieser Zeit. Weshalb er, mit<br />
einem Augenzwinkern, dafür plädiert, dass Autobahnen<br />
„eigentlich einspurig sein sollten, und man nicht<br />
schneller fahren darf als 60 km/h".<br />
„Logistische Meisterleistung"<br />
Imponiert hat ihm während dieser vier Jahre „die logistische<br />
Meisterleistung" der Autobahnbauer. „Eine Baumaßnahme<br />
in dieser Größenordnung so intelligent zu<br />
planen und zu organisieren, dass der Verkehr nahezu<br />
störungsfrei fließen kann, ist schon sehr bemerkenswert",<br />
sagt Fritz. Weil sich der Streckenverlauf dabei<br />
immer wieder änderte, ein Provisorium aufs nächste<br />
folgte, hat er eine für ihn eigenartige Erfahrung<br />
gemacht: „Kaum war man auf einem neu gebauten<br />
Abschnitt unterwegs, hatte man schon komplett vergessen,<br />
wie die alte Trasse verlaufen ist."<br />
Ein „Verlust" in optischer Hinsicht hingegen ist es für<br />
Fritz, dass durch die Tieferlegung der A 96 den von<br />
Norden kommenden Autofahrern der freie Blick ins<br />
Allgäu künftig verwehrt bleibt. „Links der Hochgrat,<br />
rechts der Wuhrmühleweiher und geradeaus der Säntis:<br />
Eine perfektere Werbung für die Region gab es<br />
nicht." Zwiespältige Gefühle hat er ob des gewaltigen<br />
Einschnitts in die „gewachsene Kulturlandschaft", die<br />
dieser Lückenschluss verursacht habe. "Aber das ist der<br />
Preis", sagt Fritz „den man dafür bezahlen muss, um<br />
sicherer von A nach B zu kommen."
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Mehr Verkehr, weniger Unfälle<br />
Zu den vielen Menschen, die sich<br />
über den Lückenschluss auf der<br />
A 96 freuen, gehören auch die<br />
Beamten des Autobahnpolizeireviers<br />
Kißlegg. Ohne Gegenverkehr<br />
passieren weniger tödliche Unfälle.<br />
Das ist gut für die Verkehrsteilnehmer.<br />
Und gut für die Polizei.<br />
„Der Verkehr wird immer mehr“, sagt<br />
Johannes Padberg und schaut auf<br />
seinen Schreibblock. Dort hat der<br />
Stellvertretende Leiter des Autobahnpolizeireviers<br />
in Kißlegg notiert,<br />
wie viele Autos und Lastwagen in<br />
den letzten Jahren auf der Autobahn<br />
A 96 und dem zweispurigen Abschnitt<br />
der B 18 zwischen Wangen Nord und<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> gezählt wurden. Lag die<br />
Verkehrsdichte an Spitzen tagen 2003<br />
noch bei etwa 35.000 Fahrzeugen in<br />
24 Stunden, waren es 2005 bereits<br />
45.000 und 2007 rund 47.000 in<br />
beiden Fahrtrichtungen. „Da waren<br />
Staus auf dem zweispurigen Stück<br />
natürlich programmiert“, sagt der<br />
Polizist. Obwohl so ein Stau auch<br />
seine guten Seiten habe. „Das beruhigt<br />
den Verkehr ungemein“, witzelt<br />
Padberg. Wenn es nur im Schritttempo<br />
vorwärts geht, passieren kaum<br />
schwere Unfälle – nur hier und da ein<br />
Blechschaden.<br />
Trotzdem ist es höchste Zeit, dass das<br />
Nadelöhr auf der A 96 endlich geschlossen<br />
wird, meint Padberg. Denn<br />
wenn es gerade keinen Stau gibt,<br />
passieren auf Straßen mit Gegenverkehr<br />
nicht nur mehr Unfälle, es<br />
kommen pro Streckenkilometer auch<br />
deutlich mehr Menschen zu Tode als<br />
auf Autobahnen. Beispiel A 96/B 18:<br />
Auf den gut 41 Autobahnkilometern,<br />
für die Padbergs Revier zuständig ist,<br />
ereigneten sich in den Jahren 1999<br />
bis 2006 – neuere Zahlen liegen noch<br />
nicht vor – etwas mehr als <strong>1.</strong>000<br />
Unfälle. Auf dem mit sieben Kilometern<br />
nur rund ein Sechstel so<br />
53
service3.com<br />
langen Bundes straßenabschnitt waren<br />
es im gleichen Zeitraum 22<strong>1.</strong><br />
Entspräche die Unfall häufigkeit der<br />
auf der Autobahn, hätte es auf dem<br />
zweispurigen Teilstück „nur“ 167 Mal<br />
gekracht. Noch deutlicher ist der<br />
Unter schied bei der Zahl der Verkehrstoten:<br />
19 getöteten Menschen<br />
auf der B 18 stehen 17 auf dem viel<br />
längeren Auto bahnabschnitt gegenüber.<br />
Baustoffe für innovative Verkehrslösungen<br />
Intelligente Baustoffe sind die Basis für zukunftsweisende Verkehrslösungen:<br />
hochbelastbare Fahrbahndecken aus Beton, moderne Stahlbeton-Verbundbrücken<br />
und Hochgeschwindigkeitstrassen fordern eine<br />
maximale Belastbarkeit der im Beton eingesetzten Zemente.<br />
www.schwenk-zement.de<br />
54<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Etwas mehr als 30 Polizisten arbeiten<br />
auf dem Revier im Gewerbegebiet<br />
des Kißlegger Ortsteils Zaisenhofen,<br />
23 davon fahren in drei Schichten<br />
rund um die Uhr Streife auf dem<br />
insgesamt 49 Kilometer langen württembergischen<br />
Streckenabschnitt<br />
der A 96/B 18. Sie kontrollieren zum<br />
Johannes<br />
Padberg freut<br />
sich über die<br />
Fertigstellung<br />
der A96. Der<br />
Verkehr fließt<br />
dann sicherer.<br />
Beispiel, ob Lkw-Fahrer die gesetzlich<br />
Viel Arbeit hatte die Autobahn polizei<br />
vorgeschriebenen Lenkzeiten ein-<br />
in den letzten Jahren mit der Behalten,<br />
ob ihre Fahrzeuge technisch<br />
gleitung von Schwertransporten auf<br />
in Ordnung sind oder ob die Ladung<br />
dem zweispurigen Streckenabschnitt.<br />
korrekt gesichert wurde. Fünf Polizis-<br />
„Auf Bundesstraßen ist ab einer Breiten<br />
kümmern sich um die Verkehrste<br />
von 3,50 Meter Polizeibegleitung<br />
überwachung, machen Geschwindig-<br />
vorgeschrieben“, erläutert Padberg.<br />
keitskontrollen oder dokumentieren<br />
Im Baustellenbereich liegt die Grenze<br />
swz_702_Anzeige Verkehrsverstöße Lu?ckenschluss:RZ mit einer Video- 2<strong>1.</strong>07.2009 9:01 Uhr sogar Seite bei nur 1 3,30 Meter. Zweispukamera.rige<br />
Straßen müssen für überbreite<br />
Schwertransporte in der Regel komplett<br />
gesperrt werden. „2007 haben<br />
unsere Leute etwa 700 solche Transporte<br />
begleitet, 2008 waren es schon<br />
826“, sagt der Beamte. In diesem Jahr<br />
dürften es nur 600 werden – auch<br />
hier ist die Wirtschaftskrise zu spüren.<br />
Der Lückenschluss bedeutet hier<br />
für die Autobahnpolizei eine deutliche<br />
Entlastung. Denn auf Autobahnen<br />
muss die Polizei Schwertransporte<br />
erst ab einer Breite von 5,50<br />
Metern eskortieren. „Jetzt haben wir<br />
wieder mehr Zeit für Kontrollen und<br />
für die Verkehrsüberwachung“, sagt<br />
der Polizist.<br />
Erfreulich ist aus Sicht der Autobahnpolizei<br />
auch, dass es während der<br />
Bauarbeiten für den Lückenschluss<br />
auf der A 96 keine Unfälle mit Toten<br />
oder Schwerverletzten gegeben<br />
hat. „Da war natürlich auch Glück<br />
dabei“, sagt Padberg. Staus werden<br />
die Beamten auf der nun komplett<br />
ausgebauten Autobahn deutlich seltener<br />
erleben. „Die stehen dann halt<br />
vor dem Pfändertunnel – zumindest<br />
bis die zweite Röhre dort fertig ist“,<br />
meint der Polizist.<br />
Die SCHWENK Zement KG entwickelt innovative Zemente und Spezialbindemittel<br />
für die sichere und nachhaltige Realisierung von Infrastrukturmaßnahmen.<br />
Dabei arbeiten wir eng mit unseren Partnern zusammen: In jeder Projektphase<br />
sorgt ein hochqualifiziertes Team für einen reibungslosen Ablauf und eine<br />
optimale Lösung – selbst bei anspruchsvollen Bauaufgaben.
Den Termin im Nacken<br />
Neben den bayerischen Bauunternehmen<br />
Riebel, Hebel und Lutzenberger-Leitenmaier<br />
hat Kirchhoff<br />
Erd-, Kanal- und Straßenarbeiten<br />
ausgeführt sowie auf diesem finalen<br />
acht Kilometer langen Teilstück<br />
der A 96 Asphalttrag-, -binder- und<br />
-deckschichten hergestellt. "Wir allein<br />
haben auf dieser Baustelle in<br />
den vergangenen vier Jahren rund<br />
350.000 von insgesamt 1,3 Millionen<br />
Kubikmetern Erde bewegt, etwa<br />
200.000 Tonnen Frostschutzkies geliefert,<br />
rund 50.000 der insgesamt<br />
120.000 Tonnen Asphalt eingebaut<br />
und auf einer Länge von ungefähr<br />
fünf Kilometern Stahlbetonrohre zur<br />
Entwässerung verlegt", sagte Kirchhoff-Bauleiter<br />
Manfred Tolkmitt, der<br />
zusammen mit Bereichsleiter Uwe<br />
König die Kirchhoff-Lose mit einer<br />
Auftragssumme von knapp 9,3 Mio.<br />
Euro vor Ort verantwortete.<br />
Als eine „ehrenvolle Aufgabe" bezeichnete<br />
er es zudem, dass sein<br />
Unternehmen die ca. 3,5 cm starke<br />
Asphaltdeckschicht über die gesamte<br />
Länge von acht Kilometern aufgebracht<br />
hat. „Wie haben das Finishing<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
„Der Lückenschluss der A 96 war auch für unser Unternehmen in den<br />
vergangenen Jahren sicherlich die wichtigste und prestigeträchtigste<br />
Baustelle in der Region." Für Direktionsleiter Hans Werner Bauer von der<br />
F. Kirchhoff Straßenbau GmbH & Co. KG, die neben mit der Firmengruppe<br />
Xaver Riebel (Mindelheim), der Josef Hebel GmbH & Co. KG (Memmingen)<br />
und der Arbeitsgemeinschaft Lutzenberger-Leitenmaier (Pfaffenhausen/<br />
Ziemetshausen) zu den maßgeblich am Lückenschluss beteiligten Straßenbauunternehmen<br />
zählt, hat dabei immer eines oberste Priorität gehabt:<br />
die termingerechte Fertigstellung.<br />
gemacht, wie es neudeutsch so schön<br />
heißt", sagte Manfred Tolkmitt. „Und<br />
darauf sind wir schon stolz." Schließlich<br />
sei man beim Bau der A 96 auf<br />
baden-württembergischer Seite in<br />
nahezu allen Bauabschnitten mit von<br />
der Partie gewesen. „Damit können<br />
wir sagen, dass unser Unternehmen<br />
an der Fertigstellung dieser bedeutenden<br />
Ost-West-Verbindung in<br />
Süddeutschland am Straßenbau den<br />
größten Anteil hatte", so Direktionsleiter<br />
Hans Werner Bauer.<br />
„Einen Super-Job gemacht"<br />
Zu den technisch anspruchsvollen<br />
Arbeiten zählten zudem die Verbesserung<br />
des Bodens mit Kalkzementgemisch<br />
im Bereich der Dürrener<br />
Steige, die Tieferlegung der Kreisstraße<br />
K8025 sowie die Erdarbeiten<br />
und Untergrundverbesserungen in<br />
Dürren und beim Bau der Grünbrücke<br />
bei <strong>Gebrazhofen</strong>, aufgrund ihrer Gewölbebauweise<br />
das wohl auffälligste<br />
Bauwerk beim Lückenschluss.<br />
Dort musste man als Nachunternehmer<br />
der Schwesterfirma Züblin<br />
Bauleiter Manfred Tolkmitt war nahezu jeden Tag auf der Baustelle,<br />
um die Erdbauarbeiten in den Kirchhoff-Abschnitten zu kontrollieren.<br />
– diese führte die Ingenieurbauwerke<br />
der drei Röhren aus und gehört<br />
wie Kirchhoff zum österreichischen<br />
Baukonzern STRABAG SE – zunächst<br />
einen Damm aufschütten, für den<br />
das Material der alten Bundesstraße<br />
18 verwendet wurde. Damit dieser<br />
die drei Röhren trägt, war zudem der<br />
Einbau der eingerüttelten Kiessäulen<br />
notwendig. Neben diesen Problematiken<br />
sorgte zudem eine ungewöhnlich<br />
lange Frostperiode im Winter<br />
2008-2009 dafür, dass die Beton-Arbeiten<br />
nicht wie geplant ausgeführt<br />
werden konnten und sich deshalb die<br />
daran anschließenden Erdarbeiten<br />
auf der Richtungsfahrbahn München<br />
verzögerten.<br />
Aber auch dieses Problem wurde – in<br />
enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium<br />
Tübingen sowie den<br />
beteiligten Unternehmen – gelöst,<br />
gemäß der Devise: Die termingerechte<br />
Fertigstellung hat oberster Priorität.<br />
In diesem Zusammenhang lobte<br />
Manfred Tolkmitt ausdrücklich die<br />
Zusammenarbeit mit der Bauleitung<br />
Wangen des Regierungspräsidiums<br />
und dem für die Koordination auf der<br />
Baustelle verantwortlichen Ravensburger<br />
Ingenieurbüro Haag + Noll:<br />
„Die haben wirklich einen Super-Job<br />
gemacht."<br />
Kirchhoff-<br />
Direktionsleiter<br />
Hans Werner<br />
Bauer: „Der<br />
Lückenschluss<br />
war auch für uns<br />
in den vergangenen<br />
Jahren die<br />
wichtigste und<br />
prestigeträchtigste<br />
Baustelle<br />
in der Region."<br />
55
„Besondere Herausforderung"<br />
Als eine „besondere Herausforderung<br />
für alle Beteiligten" bei der Fertigstellung<br />
der A 96 nannten Hans Werner<br />
Bauer und Manfred Tolkmitt vor<br />
allem zwei Aspekte: Zum einen die<br />
geologischen Voraussetzungen, die<br />
sich als „äußerst schwierig erwiesen<br />
haben", zum anderen die Tatsache,<br />
dass die A 96 abschnittsweise auf<br />
derselben Trasse verläuft wie die<br />
alte B 18. „Eine Autobahn neu zu<br />
bauen, während permanent der Verkehr<br />
fließt, das war sicherlich eine der<br />
Hauptschwierigkeiten", sagte Manfred<br />
Tolkmitt. Immer wieder musste<br />
der Verkehr auf Provisorien umgeleitet,<br />
mussten die Baustellen neu eingerichtet<br />
werden. „Allein wenn man<br />
bedenkt, was für eine Logistik dahinter<br />
steckt, kann man erahnen, wie<br />
aufwändig und kompliziert die Abwicklung<br />
dieser Baumaßnahme war."<br />
Dass dabei ein Höchstmaß an Sicherheit<br />
für die Verkehrsteilnehmer und<br />
für die Bauarbeiter bei allen Verantwortlichen<br />
an erster Stelle stand, hat<br />
sich ausgezahlt. Zwar haben die vielen<br />
zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen<br />
viel Geld gekostet, stellen Hans<br />
Werner Bauer und Manfred Tolkmitt<br />
fest. „Doch das war es wert. Denn<br />
schließlich hat es in den vergangenen<br />
drei Jahren fast keinen schweren<br />
Unfall mehr gegeben."<br />
56Ingenieur<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
collins + knieps<br />
vermessungsingenieure gbr<br />
mühlengasse 3 fon 07520 / 9233 48<br />
88279 amtzell fax 07520 / 9233 49<br />
info@ck-vermessung.de<br />
www.ck-vermessung.de<br />
Zum Lückenschluss der A96<br />
zwischen Leutkirch-<strong>Gebrazhofen</strong> und Kißlegg-Dürren gratulieren wir<br />
herzlich den angrenzenden Gemeinden und<br />
allen am Bau Beteiligten.<br />
Für das Regierungspräsidium Tübingen haben wir im Rahmen eines<br />
Ingenieurvertrages sämtliche Entwurfs- und Ingenieurvermessungen<br />
von Auftraggeberseite, während der gesamten Bauzeit,<br />
durchgeführt.<br />
"Finishing":<br />
Das Aufbringen<br />
der ca. 3,5 cm<br />
starken Asphaltdeckschicht<br />
war<br />
für Kirchhoff<br />
eine "ehrenvolle<br />
Aufgabe".<br />
Bei der<br />
Grünbrücke<br />
verantwortete<br />
Kirchhoff die<br />
Dammaufschüttung.
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Die neue Ortsumgehung von <strong>Gebrazhofen</strong> wurde in der rekordverdächtigen Zeit von drei Monaten gebaut.<br />
Auf diese Art von Berühmtheit hätten die Einwohner<br />
<strong>Gebrazhofen</strong>s nur zu gerne verzichtet in den<br />
vergangenen Jahren. Nämlich fester Bestandteil<br />
der Verkehrsnachrichten im Radio zu sein – und<br />
zwar jedes Wochenende, in jeden Ferien. Denn das<br />
bedeutete nicht nur kilometerlange Staus auf der<br />
A 96/B 18 zwischen Leutkirch und Wangen.<br />
Sondern auch, dass die Blechlawine der Fernreisenden<br />
mitten durch die Ortschaft rollte, um<br />
den Stau zu umfahren. Eine trügerische Hoffnung<br />
– zum Leidwesen der <strong>Gebrazhofen</strong>er. Doch deren<br />
Leidenszeit hat seit dem 3. August 2009 ein Ende:<br />
Da wurde die neue Umgehungsstraße freigegeben.<br />
Die knapp 1,5 Kilometer lange, südlich vom Ortskern<br />
gelegene Kreisstraße als Umfahrung verläuft zum<br />
größten Teil auf der Trasse der alten B 18 und wurde in<br />
rekordverdächtiger Zeit fertig gestellt. „Die Umgehung<br />
ist für <strong>Gebrazhofen</strong> von elementarer Bedeutung", sagt<br />
Ortsvorsteher Franz Sipple. „Denn jetzt haben wir die<br />
Chance, unser Dorf positiv weiter entwickeln zu können."<br />
Aber er sagt auch: „Die Umgehung kommt zehn<br />
Jahre zu spät."<br />
Auch acht Wasserbüffel sorgen<br />
jetzt für den Verkehrsfrieden<br />
Ortsvorsteher Franz<br />
Sipple: „Jetzt haben<br />
wir die Chance, unser<br />
Dorf positiv weiterentwickeln<br />
zu können."<br />
Ganz besonders schlimm war es, wenn die A 96/ B 18<br />
gesperrt werden musste. Mit Grausen erinnert Sipple<br />
sich daran, als die aus Wangen kommenden schweren<br />
Lkw erst über die Alte Marktstraße donnerten, um<br />
dann Richtung Leutkirch in die steil ansteigende Zollstraße<br />
abzubiegen, die an einer Stelle gerade einmal<br />
3,5 Meter breit ist. Nicht minder problematisch war<br />
es für den aus Leutkirch kommenden Verkehr, beträgt<br />
doch das Gefälle der engen Zollstraße rund sieben Prozent.<br />
Vor allem bei Schneefall und Glätte wurde diese<br />
Passage für die Trucker zum Vabanquespiel – und die<br />
Anwohner litten unter Abgasen und Lärm.<br />
„Zollstraße blockieren"<br />
„Was die ausgehalten haben, war schon heftig", sagt<br />
Sipple. „Und eigentlich ist es auch ein Wunder, dass nie<br />
ein schwerer Unfall passiert ist." Denn die Angst, einem<br />
Lkw versagen die Bremsen und er rast in den direkt an<br />
der Kreuzung Zollstraße/Alte Marktstraße gelegenen<br />
Kindergarten „St. Peter und Paul", sei so unbegründet<br />
nicht gewesen. „Die <strong>Gebrazhofen</strong>er waren kurz davor<br />
zu rebellieren und die Zollstraße zu blockieren." So<br />
weit ist es dann doch nie gekommen.<br />
57
Dass es geschlagene zehn Jahre bis zur Realisierung<br />
der Ortsumgehung gedauert hat, dafür waren allerdings<br />
nicht in erster Linie die strittigen Fragen bei der<br />
Finanzierung verantwortlich. „Der Knackpunkt war",<br />
sagt Sipple, „im Planfeststellungsverfahren für die A 96<br />
war festgelegt, die B 18 komplett zu rekultivieren. Und<br />
das musste geändert werden, denn diese Trasse wurde<br />
als Grundlage für die Umfahrung benötigt. Außerdem<br />
benötigte man Ausgleichsflächen." Diese fand man im<br />
Einzugsgebiet des Argensees. Wobei acht schwarze<br />
Wasserbüffel, die auf diesem rund 25 Hektar großen<br />
Gelände weiden, „ein zentraler Bestandteil dieser Ausgleichsmaßnahme<br />
sind“, so Sipple.<br />
Nur drei Monate Bauzeit<br />
Als dann endlich auch der Pulverdampf im Streit um<br />
die anteilige Kostenübernahme zwischen dem Landkreis<br />
Ravensburg (422.000 Euro) und der Stadt Leutkirch<br />
(307.000 Euro) verraucht war – nachdem zuvor<br />
schon der Bund und das Land Baden-Württemberg Zuschüsse<br />
für das insgesamt 1,5 Mio. Euro teure Projekt<br />
zugesichert hatten –, ging’s richtig schnell: Nach nur<br />
drei Monaten war die Ortsumgehung gebaut.<br />
Damit dürfte <strong>Gebrazhofen</strong> seinen Frieden mit der A 96<br />
gemacht haben. Und die Moderatoren der Verkehrsnachrichten?<br />
Sie werden den Namen der Ortschaft<br />
<strong>Gebrazhofen</strong> schnell vergessen.<br />
L U f t k U r o r t<br />
I M A L L G Ä U<br />
Unsere Wiesen, Wälder und Seen, unser Neues Schloss<br />
und unsere beschauliche ruhe sind künftig nur noch<br />
25 Minuten von Lindau und Memmingen entfernt.<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Die Zollstraße war das Nadelöhr in <strong>Gebrazhofen</strong>, dessen Einwohner zehn Jahre<br />
lang bei Staus auf der A 96/B 18 unter der Blechlawine zu leiden hatten.<br />
...von Natur aus gut.<br />
Vielen Dank für die A 96. Und für unsere Ausfahrt natürlich. www.kisslegg.de<br />
58
„Ein<br />
befriedigendes<br />
Gefühl“<br />
Fragen an Reiner Schmidt, der als<br />
Projektleiter für die Fertigstellung<br />
der A 96 verantwortlich war.<br />
32 Jahre haben Sie auf die Fertigstellung<br />
der A 96 hingearbeitet. Nun ist<br />
es soweit. Wie oft haben Sie in dieser<br />
Zeit von „Ihrer“ Autobahn geträumt?<br />
Schmidt: Selten. Stressige Zeiten wirken<br />
aber deutlich schlafvermindernd.<br />
Gab es eine längste Nacht?<br />
Schmidt: Für mich gab es Nachteinsätze<br />
beim Bau des Mikrotunnels<br />
in einer sehr kritischen Phase, bei<br />
denen man nachts gerufen wurde.<br />
Da musste auch plötzlich über einen<br />
eventuellen Abbruch des Vortriebs<br />
entschieden werden. Es waren dann<br />
aber die richtigen Entscheidungen.<br />
Welches war die größte Herausforderung<br />
in all den Jahren?<br />
Schmidt: Das war der jetzige letzte<br />
Bauabschnitt, mit Abstand. Und zwar<br />
wegen der Summe der Anforderungen<br />
mit den außer ordentlichen technischen<br />
Maßnahmen. Auch weil man<br />
gleichzeitig mit sehr vielen Spezialisten<br />
zu tun hatte. Das war schwierig,<br />
aber natürlich auch interessant.<br />
Was verursacht Ihnen Stress?<br />
Schmidt: Die Menge der Aufgaben,<br />
weil man nicht alles so<br />
bedienen kann, wie man will.<br />
Wie oft hat Sie in dieser langen<br />
Planungszeit der Mut verlassen?<br />
Schmidt: Nie.<br />
Wollten Sie mal hinwerfen?<br />
Schmidt: NIE!<br />
A 9 6 - M E H R A L S E I N E A U T O B A H N<br />
Wenn Sie jetzt über eine vierspurige<br />
Straße von Wangen nach Leutkirch<br />
fahren, was empfinden Sie dann?<br />
Schmidt: Das ist sicher ein befriedigendes<br />
Gefühl, dass ein doch<br />
schwieriges Werk, an dem man<br />
mit einem guten Team so heftig<br />
beteiligt war, wahr wurde.<br />
Mit was für einem Auto sind<br />
Sie zu Ihrem ersten Arbeitstag<br />
nach Wangen gefahren?<br />
Schmidt: Mit einem hellblauen R4.<br />
Der Autobahnbau wurde durch die<br />
Diskussion über Lärm-, und Umweltschutzmaßnahmen<br />
massiv verzögert.<br />
Können Sie die Bedenken der Anwohner<br />
nachvollziehen, oder wäre Ihnen<br />
trotz aller Einschränkungen eine raschere<br />
Fertigstellung lieber gewesen?<br />
Schmidt: Über Lärmschutz ist nicht<br />
zu streiten. Das sind messbare Fakten.<br />
Ob alle ökologischen Auflagen<br />
nachhaltige Effektivität besitzen, und<br />
ob sich alle darüber klar sind, was das<br />
kostet, ist schwerer zu beantworten.<br />
Wenn Sie noch einmal 75<br />
Millionen Euro zur Verfügung<br />
hätten – welche Straße würden<br />
Sie als nächstes bauen wollen?<br />
Schmidt: Ganz eindeutig: Die Straße<br />
von Bregenz nach St. Margarethen.<br />
Wenn jetzt die A 96 fertig ist, fehlt<br />
noch der Südanschluss in die Schweiz.<br />
Als Autobahnbauer sorgen Sie<br />
dafür, dass die Menschen möglichst<br />
schnell von A nach B kommen.<br />
Wie ist das, wenn Sie selbst mit<br />
dem Auto unterwegs sind? Nehmen<br />
Sie da auch mal die Nebenstraße,<br />
um die Landschaft zu genießen?<br />
Schmidt: Ja.<br />
Ursprünglich sollten Sie nur fünf Jahre<br />
in Wangen bleiben. Bis jetzt sind<br />
es 32 geworden. Bedauern Sie das?<br />
Schmidt: Auf keinen Fall.<br />
Das war ein Glücksfall.<br />
Sie sind jetzt 62 Jahre alt. Auf<br />
„Ihrer“ Autobahn fließt nun der<br />
Verkehr. Ist jetzt Feierabend?<br />
Schmidt: Mit der Abwicklung<br />
der A 96 bin ich dann wohl auch<br />
fertig. Das dauert noch. Das<br />
Jahr nach der Eröffnung ist so<br />
schlimm wie das Jahr davor.<br />
I M P R E S S U M<br />
Herausgegeber<br />
Redaktionsbüro Michael Wulf<br />
88299 Leutkirch im Allgäu<br />
Poststraße 22<br />
Tel. 07561 / 915853<br />
redaktion@michaelwulf.de<br />
www.michaelwulf.de<br />
Beiträge<br />
Reiner Schmidt<br />
(Regierungspräsidium Tübingen)<br />
Dr. Jörg Leist<br />
Wilhelm Schwarz<br />
Christian Feustel<br />
Stefan Stern<br />
Raimund Haser<br />
Joachim Rogosch<br />
Michael Wulf<br />
Fotos<br />
Josef Boneberg (6),<br />
Reiner Hartinger (1),<br />
Anja Köhler (21), Rupert<br />
Leser (1), Hubert Rack (4),<br />
Regierungspräsidium<br />
Tübingen (2), Kurt Schauer<br />
(1), Reiner Schmidt (4),<br />
Dietmar Stoppel (4),<br />
Dr. Vollrath Wiese (1),<br />
Michael Wulf (26).<br />
Grafiken und Pläne<br />
Reiner Schmidt<br />
Hartmut Zöhrens<br />
Büro Haag+Noll<br />
Anzeigen<br />
Simone Schwägele<br />
(Redaktionsbüro Wulf)<br />
Grafische Gestaltung<br />
Frieder Bertele<br />
www.z-e-n-a-r-t.com<br />
Ravensburg/Leutkirch im Allgäu<br />
Herstellung<br />
Rud. Roth, Grafik I Satz I Druck I<br />
Inh. Günther Falter<br />
Leutkirch im Allgäu<br />
Auflage:<br />
1<strong>1.</strong>000 / November 2009<br />
59
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