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1. Gitter

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<strong>1.</strong> <strong>Gitter</strong><br />

Wir fassen in kompakter Form das nötige Grundwissen über <strong>Gitter</strong> zusammen:<br />

Definition <strong>1.</strong>1 (<strong>Gitter</strong>). Zu linear unabhängigen Vektoren b1, . . . , bn ∈ Rd heißt die Menge<br />

n�<br />

� �<br />

n� �<br />

�<br />

L(b1, . . . , bn) := Zbi = tibi �<br />

� ti<br />

�<br />

∈ Z<br />

i=1<br />

<strong>Gitter</strong> mit (geordneter) Basis b1, . . . , bn und Rang n. Die d × n-Matrix<br />

B := � b1 · · ·<br />

�<br />

bn<br />

heißt Basismatrix, L(B) ist das von den Spaltenvektoren erzeugte <strong>Gitter</strong>.<br />

Den Rang n nennt man auch Dimension des <strong>Gitter</strong>s. Falls der Rang n mit<br />

der Dimension d des Raumes übereinstimmt, heißt das <strong>Gitter</strong> volldimensional.<br />

Definition <strong>1.</strong>2 (Erzeugendes System, primitives System). Sei L ⊆ R d ein<br />

<strong>Gitter</strong>.<br />

a) Eine Menge von eventuell linear abhängigen Vektoren heißt erzeugendes<br />

System bezüglich L, falls die Vektoren das <strong>Gitter</strong> L erzeugen.<br />

b) Eine Menge von Vektoren heißt primitives System bezüglich L, falls<br />

diese durch Hinzunahme weiterer Vektoren zu einer Basis von L zu<br />

ergänzen ist.<br />

Satz <strong>1.</strong>3. Sei L ⊆ R d eine additive Untergruppe. Dann sind folgende Aussagen<br />

äquivalent:<br />

i=1<br />

a) L ist diskret, d.h. hat keinen Häufungspunkt.<br />

b) L ist ein <strong>Gitter</strong>.<br />

Zu jedem <strong>Gitter</strong> gibt es mehrere Basis:<br />

Satz <strong>1.</strong>4. Sei L := L(B) ⊆ R d ein <strong>Gitter</strong> vom Rang n. Genau dann ist die<br />

d × n Matrix B ′ eine Basis des <strong>Gitter</strong>s L, wenn eine unimodulare Matrix<br />

T ∈ GLn(Z) := � U ∈ Z n×n � � det U = ±1 �<br />

mit B ′ = UB existiert.<br />

GLn(Z) ist eine Gruppe, d.h. das Produkt zweier Matrizen aus GLn(Z) ist<br />

ebenfalls eine unimodulare Matrix, ebenso gibt es zu jedem U ∈ GLn(Z) eine<br />

inverse Matrix U −1 ∈ GLn(Z).


2<br />

Definition <strong>1.</strong>5 (<strong>Gitter</strong>determinante). Sei L := L(b1, . . . , bn) ⊆ R d ein <strong>Gitter</strong>.<br />

Dann heißt das Parallelepiped<br />

P(b1, . . . , bn) :=<br />

n�<br />

�<br />

n�<br />

[0, 1)bi =<br />

i=1<br />

i=1<br />

tibi<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� ti<br />

�<br />

∈ [0, 1)<br />

die Grundmasche zur Basis b1, . . . , bn. Die <strong>Gitter</strong>determinante det L ist das<br />

n-dimensionale Volumen<br />

zu einer beliebigen Basis des <strong>Gitter</strong>s L.<br />

�<br />

det L := voln P(b1, . . . , bn) �<br />

Die <strong>Gitter</strong>determinante ist wohldefiniert, denn der Wert ist unabhängig von der<br />

Wahl der Basis des <strong>Gitter</strong>s:<br />

Satz <strong>1.</strong>6. Sei L ⊆ R d ein <strong>Gitter</strong> vom Rang n und B eine Basismatrix zu L.<br />

Dann gilt<br />

det L = det � B T � 1<br />

2 B .<br />

Die Matrix B T B heißt Gram-Matrix zu B. Für volldimensionale <strong>Gitter</strong> L gilt<br />

det L = | det B|.<br />

Definition <strong>1.</strong>7 (Untergitter). Seien L, L ′ ⊆ R d <strong>Gitter</strong>. L ′ heißt Untergitter<br />

von L, falls L, L ′ den gleichen Rang haben und L ′ ⊆ L gilt.<br />

Jeder <strong>Gitter</strong>basis b1, . . . , bn ∈ R d ordnet man ein Orthogonalsystem ˆb1, . . . , ˆbn ∈<br />

R d gemäß schmidt’schem Orthogonalisierungsverfahren zu:<br />

�i−1<br />

〈bi, ˆbj〉<br />

ˆbi := bi −<br />

j=1 �ˆbj� 2<br />

ˆbj<br />

� �� �<br />

=:µi,j<br />

für i = 1, 2, . . . , n.<br />

Inbesondere gilt ˆb1 = bi. Der Vektor ˆbi ist die Projektion πi(bi) des Basisvektors<br />

bi auf den Raum span(b1, . . . , bi−1) ⊥ . Mit den Gram-Schmidt-Koeffizienten<br />

µi,j gilt:<br />

�i−1<br />

bi = ˆbi + µi,jˆbj. j=1


2. <strong>Gitter</strong>reduktion 3<br />

Man definiert µi,j := 0 für j > 0 und µi,i := 1, um diese Darstellung in Matrixschreibweise<br />

darzustellen:<br />

� � �<br />

b1 · · · bn = ˆb1 · · ·<br />

⎡<br />

1<br />

⎢<br />

� ⎢0<br />

ˆbn<br />

⎢<br />

· ⎢<br />

⎢.<br />

⎣0<br />

µ2,1<br />

1<br />

· · ·<br />

. ..<br />

0<br />

µn−1,1<br />

µn−1,2<br />

. ..<br />

1<br />

⎤<br />

µn,1<br />

µn,2<br />

⎥<br />

. ⎥ .<br />

⎥<br />

µn,n−1⎦<br />

0<br />

�<br />

· · · 0<br />

��<br />

0 1<br />

�<br />

Für volldimensionale <strong>Gitter</strong> gilt det L = � n<br />

i=1 �ˆbi�.<br />

� �T = µi,j<br />

1≤i,j≤n<br />

Definition <strong>1.</strong>8 (Sukzessive Minima). Zu einem <strong>Gitter</strong> L ⊆ Rd vom Rang n<br />

heißen die Werte<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

λi(L) := min r > 0 � Es existieren linear unabhängige<br />

� v1, . . . , vi ∈ L mit max �vi� ≤ r.<br />

für i = 1, 2, . . . , n die sukzessiven Minima von L.<br />

Insbesondere ist λ1(L) die Länge des kürzesten, nicht-trivalen (d.h. ungleich<br />

der Nullvektor) <strong>Gitter</strong>vektors.<br />

Definition <strong>1.</strong>9 (Duales <strong>Gitter</strong>). Das zu einem <strong>Gitter</strong> L ⊆ R d duale <strong>Gitter</strong> ist<br />

erklärt als:<br />

L ∗ := {x ∈ span(L) | 〈x, v〉 ∈ Z für v ∈ L}<br />

Satz <strong>1.</strong>10. Sei L ⊆ R d ein <strong>Gitter</strong> mit Basis b1, . . . , bn.<br />

a) Eine Basis des dualen <strong>Gitter</strong>s L ∗ bilden die Vektoren b ∗ 1 , . . . , b∗ n ∈ R d<br />

mit<br />

〈bi, b ∗ i 〉 =<br />

b) Es gilt det L ∗ = 1<br />

det L .<br />

2. <strong>Gitter</strong>reduktion<br />

�<br />

1 falls i = j<br />

0 sonst.<br />

Ziel der <strong>Gitter</strong>reduktion ist es, eine reduzierte Basis für ein gegebenes <strong>Gitter</strong><br />

zu finden. Die Vektoren der Basis sollen (weitgehend)<br />

• orthogonal sein<br />

• und die Länge der Basisvektoren den sukzessiven Minima entsprechen.


4<br />

Insbesondere interessiert man sich für den kürzesten <strong>Gitter</strong>vektor.<br />

Eine Anwendung ist das Rucksack-Problem, dass auch als Subsetsum-Problem<br />

bekannt ist. Zu gegebenen Zahlen a1, . . . , an ∈ N und Wert s soll man x1, . . . , xn ∈<br />

{0, 1} mit �n i=1 xiai = s finden (es wird vorausgesetzt, dass eine solche Lösung<br />

existiert). Betrachte das <strong>Gitter</strong> für ein sehr großes N ∈ N, welches von folgender<br />

Basis erzeugt wird:<br />

⎡<br />

⎤<br />

1 0 · · · 0 0<br />

� �<br />

b1 · · · bn+1 =<br />

⎢<br />

⎣<br />

0<br />

.<br />

0<br />

1<br />

0<br />

. ..<br />

· · · 1<br />

0 ⎥<br />

. ⎥<br />

0 ⎦<br />

−Na1 −Na2 · · · −Nan Ns<br />

Wir suchen kurze <strong>Gitter</strong>vektoren. Da N sehr groß ist, besteht die Hoffnung,<br />

dass für einen hinreichend kurzen Vektor b �= 0 mit<br />

⎡<br />

⎤<br />

n−1 � ⎢<br />

b = xibi = ⎢<br />

.<br />

⎣<br />

i=1<br />

xn<br />

N � s − �n i=1 xiai<br />

⎥<br />

⎦<br />

�<br />

die letzte Komponente Null ist, also �n i=1 xiai = s, und wir eine Lösung des<br />

Rucksack-Problems gefunden haben.<br />

Allerdings existiert im allgmeinen keine Basis zu einem gegebenem <strong>Gitter</strong>,<br />

deren Vektoren orthogonal sind oder deren Länge den sukzessiven Minima entsprechen.<br />

Definition 2.1 (Längenreduktion). Die Basis b1, . . . , bn eines <strong>Gitter</strong>s L ist<br />

für 1 ≤ j < i ≤ n.<br />

längenreduziert, wenn |µi,j| ≤ 1<br />

2<br />

Definition 2.2 (LLL-Reduktion). Die Basis b1, . . . , bn eines <strong>Gitter</strong>s L ist<br />

L 3 -reduziert mit δ ∈ (0, 1], wenn<br />

a) |µi,j| ≤ 1<br />

2 für 1 ≤ j < i ≤ n.<br />

b) δ�ˆb1−i� 2 ≤ �πi−1(bi)�2 für i = 1, 2, . . . , n.<br />

x1


Literaturverzeichnis<br />

[Cassels71] J.W.S. Cassels: An Introduction to the Geometry of Numbers,<br />

Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 197<strong>1.</strong><br />

[CS93] J.H. Conway und N.J.A. Sloane: Sphere Packings, Lattices and Groups,<br />

Springer, New York, zweite Auflage, 1993.<br />

[LLL82] A.K. Lenstra, H.W. Lenstra und L. Lovász: Factoring Polynomials with<br />

Rational Coefficients, Springer Mathematische Annalen, Band 261, Seiten 515–<br />

534, 1982.<br />

[S86] A. Schrijver: Theory of Linear and Integer Programming, Wiley-Interscience<br />

Series in discrete Mathematics and Optimization, John Wiley & Son, New York,<br />

1986.<br />

5

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