UN D ATZE Ivermectin-Intoxikation bei drei Hunden mit und ohne ...
UN D ATZE Ivermectin-Intoxikation bei drei Hunden mit und ohne ...
UN D ATZE Ivermectin-Intoxikation bei drei Hunden mit und ohne ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
272<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong><br />
©2007 Schattauer GmbH<br />
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong><strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-<br />
Defektdurch einfür Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek 1 ,B.Spiess 2 ,C.Dallmeyer 3 ,J.Geyer 4<br />
1 Tierärztliche Spezialisten Hamburg, 2 Abteilung fürOphthalmologie (Leiter: Prof.Dr. B. Spiess) der Vetsuisse-Fakultät<br />
der Universität Zürich, 3 Tierärztliche Praxis Todenbüttel, 4 Institut für Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie (geschäftsführender<br />
Direktor: Prof.Dr. E. Petzinger) der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Schlüsselwörter:<br />
<strong>Ivermectin</strong>,Moxidectin,<br />
Mydriasis, Visuseinschränkung,<br />
MDR1-Gen<br />
Key words:<br />
<strong>Ivermectin</strong>,Moxidectin,<br />
mydriasis, visual deficits,<br />
MDR1 gene<br />
Einleitung<br />
Zusammenfassung:<br />
Gegenstand <strong>und</strong> Ziel: Es werden Symptomatik <strong>und</strong> Verlauf einer <strong>Ivermectin</strong>-Vergiftung <strong>bei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> beschrieben,<br />
die durch die Aufnahme von Pferde-Wurmpaste (Ivomec P ® ,Deutschland bzw. Eqvalan ® ,<br />
Schweiz)verursacht wurde. Material <strong>und</strong> Methode: Dokumentationvon <strong>drei</strong> Fällen. Ergebnisse: Zwei H<strong>und</strong>e<br />
besaßen einintaktes MDR1-Gen,während einH<strong>und</strong> von dem MDR1-Gen-Defektbetroffen war. Dementsprechend<br />
entwickelte sich eine unterschiedliche Symptomatik.Das klinische Leitsymptom<strong>bei</strong> den <strong>H<strong>und</strong>en</strong><br />
<strong>mit</strong> intaktem MDR1-Gen war eine symmetrische Mydriasis verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> einer Visuseinschränkung<br />
bzw. vorübergehendem Visusverlust. Daneben wurden unkontrollierte Muskelzuckungen im Kopfbereich<br />
beobachtet. Eine ähnliche Symptomatik würde man <strong>bei</strong> einer oralen Einzeldosis von etwa 2,5–5 mg <strong>Ivermectin</strong>/kg<br />
Körpergewicht erwarten. Ein homozygot von dem MDR1-Gen-Defekt betroffener Collie (Fall 3)<br />
zeigteeinewesentlichgravierendere Symptomatik:Mydriasis, Apathie, Tremor <strong>und</strong> Hypersalivation, Koma<br />
<strong>mit</strong> krampfartigen Phasen begleitetvon Schreien. Einderartiger Verlauf wäre <strong>bei</strong> einem H<strong>und</strong><strong>mit</strong> homozygotem<br />
MDR1-Defektnach einer oralen Einzeldosis von etwa150–300 µ g/kg KM zu erwarten. Schlussfolgerung:<br />
Für H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong> intaktem MDR1-Gen verlaufen derartige <strong>Intoxikation</strong>en vergleichsweise harmlos<strong>und</strong><br />
sind von kurzer Dauer,während H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong> homozygotem MDR1-Gen-Defektbereits <strong>bei</strong> der Aufnahmegeringer<br />
Mengen <strong>Ivermectin</strong>-Wurmpaste für Pferde in den letalen Dosisbereich ( ≥ 0,2 mg/kg KM) kommen.<br />
Klinische Relevanz: Vergiftungen <strong>mit</strong> <strong>Ivermectin</strong>-Pferdepaste <strong>bei</strong>m H<strong>und</strong> kommen gelegentlich vor <strong>und</strong><br />
müssen <strong>bei</strong> auffälliger Mydriasis <strong>mit</strong> oder <strong>ohne</strong> Visuseinschränkung differenzialdiagnostisch in Betracht<br />
gezogen werden.<br />
Summary:<br />
Objective: We report on symptoms and course of ivermectin toxicosisindogs that had takenupivermectin<br />
vermicide paste licensed for use in horses (Ivomec P ® and Eqvalan ® in Germany and Switzerland, respectively).<br />
Material and methods: Documentation ofthree such cases. Results: Twodogs had an intact<br />
MDR1 gene andone dog ahomozygous MDR1 gene mutation. Different symptoms developed accordingly.<br />
The dogs with intact MDR1 gene showedmainlybilateral mydriasis, visual deficits,aswellasuncontrolled<br />
facial muscular contractions. In these cases, ivermectin intake was estimated tobe2.5–5 mg/kg body<br />
weight.One collie dog whichwas affected by thehomozygous MDR1 gene mutation, showed more severe<br />
symptoms including apathy,tremor,hypersalivation, and comawith phases of spasmand screaming. In this<br />
case, ivermectin intake wasestimatedtobe150–300 µ g/kg body weight. Conclusion: Dogs with an intact<br />
MDR1 gene usually display harmless symptoms, which subside after two or three days. In contrast, dogs<br />
with homozygous MDR1 gene mutationmay sufferfrom alethal dose of ≥ 0.2mg/kg with theuptake of even<br />
smallamountsofivermectin worm-paste forhorses. Clinical relevance: <strong>Ivermectin</strong> toxicosisindogs occasionally<br />
occurs afteroral uptakeofhorse vermicidepasteand must be considered as differential diagnosis<br />
in cases of mydriasisand/or visual deficits of unclear etiology.<br />
<strong>Ivermectin</strong> intoxicationinthree dogs with and without MDR1 gene mutation caused by vermicide<br />
pastelicensed foruse in horses<br />
Tierärztl Prax 2007; 35 (K): 272-276<br />
<strong>Ivermectin</strong> gehört zueiner Gruppe von Substanzen, die von dem in<br />
der Erde lebenden Strahlenpilz Streptomyces aver<strong>mit</strong>ilis gebildet <strong>und</strong><br />
Eingegangen: 04.09.2006; akzeptiert: 20.11.2006<br />
alsAvermectinebezeichnet werden(3). Chemisch handeltessich<strong>bei</strong><br />
dieser Substanzgruppe um makrozyklische Laktone. Avermectine<br />
haben einbreitesWirkungsspektrumgegen Endo- <strong>und</strong> Ektoparasiten<br />
<strong>und</strong> werdendaher häufig in der Veterinärmedizineingesetzt (1).<br />
<strong>Ivermectin</strong> wiederum ist das am häufigsten angewendete<br />
Avermectin <strong>und</strong>inDeutschland fürdie Behandlung vonRindern
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
(200 µ g/kg s. c. oder500 µ g/kg pour-on), Schafen (200–400 µ g/<br />
kg s. c.), Schweinen(300 µ g/kg s. c.) <strong>und</strong> Pferden(200 µ g/kg oral)<br />
zugelassen (z.B.Ivomec ® ). Eine Zulassung für denH<strong>und</strong> besteht<br />
in Deutschland nicht. Inanderen Ländern (z. B.USA) ist <strong>Ivermectin</strong><br />
für den H<strong>und</strong> in einer Niedrigdosierung von 6µ g/kg<br />
(Heartguard TM )zur Prophylaxe gegen eine Dirofilaria-im<strong>mit</strong>is-<br />
Infektion (Herzwurmerkrankung) jedochzugelassen (4).<br />
Dieakute <strong>und</strong> chronischeToxizitätvon <strong>Ivermectin</strong> wurde <strong>bei</strong><br />
verschiedenen Tierspezies untersucht. Bei <strong>H<strong>und</strong>en</strong> beträgt die<br />
höchste orale Einzeldosis, <strong>bei</strong>der keine neurotoxischen Symptome<br />
auftreten, 2mg/kg KM. Für eine tägliche Applikation über<br />
14 Tage warendies0,5 mg/kgKM(19). Derempfindlichste Indikator<br />
einer <strong>Ivermectin</strong>-Vergiftung <strong>bei</strong>m H<strong>und</strong> ist das Auftreten<br />
einer Mydriasis <strong>bei</strong> einer oralen Einzeldosis von 2,5 mg/kg KM,<br />
einer 14-tägigen oralen Applikation von 1mg/kg KM/Tag oder<br />
einereinmaligensubkutanenInjektion von4,7 mg/kgKM. Nach<br />
höheren Einzeldosen von 5mg/kg KM per ostreten Mydriasis<br />
<strong>und</strong> Tremor auf <strong>und</strong> ab einer Dosis von 10mg/kg KM wurden<br />
zusätzlich Ataxien beobachtet. In noch höherer Dosierung<br />
(40–80 mg/kg KM) kommt eszukomatösen Zuständen <strong>und</strong><br />
schließlichzum Todder Tiere. DieLD 50 für <strong>Ivermectin</strong> wurde für<br />
denH<strong>und</strong> auf80mg/kg KM er<strong>mit</strong>telt (19).Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser<br />
Daten kann die therapeutische Sicherheit von <strong>Ivermectin</strong> <strong>bei</strong>m<br />
H<strong>und</strong> eigentlich als gut eingestuft werden. Allerdings wurde bereits<br />
kurz nach der Einführung von <strong>Ivermectin</strong> in der Veterinärmedizin<br />
beobachtet, dass einzelne H<strong>und</strong>e, insbesondere Collies,<br />
eine auffallendeÜberempfindlichkeitgegenüber<strong>Ivermectin</strong> aufweisen<br />
(15, 18, 25, 27). Neurotoxische Effekte wie Mydriasis,<br />
Apathie, Tremor,Ataxie,Stupor,Koma <strong>und</strong> Todtraten<strong>bei</strong> diesen<br />
Tieren bereits<strong>bei</strong> eineroralenEinzeldosis von200 µ g/kg KM auf.<br />
In diesem ZusammenhangwurdenimZNS vonzweiverstorbenen<br />
Collieshohe <strong>Ivermectin</strong>-Konzentrationen gemessen (18).<br />
Seit einigen Jahren weiß man,dass ein genetischer Defekt im<br />
MDR1-Gen des H<strong>und</strong>es fürdiese Überempfindlichkeit gegenüber<br />
<strong>Ivermectin</strong> verantwortlich ist (10,13, 20).Das MDR1-Gen kodiert<br />
P-Glykoprotein,das einATP-getriebener Efflux-Transporter in der<br />
Blut-Hirn-Schrankeist. Dieser hält die <strong>Ivermectin</strong>-Konzentration<br />
im ZNS normalerweise sehr niedrig, nämlich <strong>bei</strong> weniger als10%<br />
des Plasmaspiegels (6). Bei Fehlen von MDR1 kann sich <strong>Ivermectin</strong><br />
durch den fehlendenAuswärtstransport im ZNS anreichern<br />
(bis zu 100-fach höhere Konzentration als im Plasma) <strong>und</strong> zeigt<br />
dadurch bereits <strong>bei</strong> niedriger Dosierungeinestarkeneurotoxische<br />
Wirkung (18, 21).Die LD 50 für<strong>Ivermectin</strong> <strong>bei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> homozygotem<br />
MDR1-Defektbeträgt etwa0,2 mg/kgKM<strong>und</strong> entspricht<br />
da<strong>mit</strong> der therapeutischen Dosierungfür MDR1-intakte H<strong>und</strong>e.<br />
Aufgr<strong>und</strong> desMDR1-Gen-Defekts kommt es <strong>bei</strong>Einsatzvon<br />
<strong>Ivermectin</strong>-Präparaten <strong>bei</strong>m H<strong>und</strong> immer wieder zuiatrogenen<br />
<strong>Intoxikation</strong>en, die häufig tödlichverlaufen.Eine weitere Vergiftungsquelle<br />
fürH<strong>und</strong>e ist die unkontrollierte Aufnahme von<strong>Ivermectin</strong>-Paste<br />
für Pferde, die während oder nach der Behandlung<br />
desPferdesamBodenzurückbleibt. Die hier vorgestelltenVergiftungsfälle<br />
<strong>mit</strong> <strong>Ivermectin</strong> entstanden alle auf letztereWeise, wo<strong>bei</strong>der<br />
MDR1-StatuseinengravierendenEinflussauf denVerlauf<br />
<strong>und</strong>die Prognosedieser <strong>Intoxikation</strong>enhatte.<br />
Fallberichte<br />
Fall1(JL) 1<br />
Patient <strong>und</strong> Anamnese<br />
Eine sechsjährige, unkastrierte Labrador-Retriever-Hündin wurde<br />
<strong>mit</strong> akuter Seheinschränkung überwiesen. Die Hündin hatte<br />
bislang keine ges<strong>und</strong>heitlichen Störungen. Die Visusprobleme<br />
tratenplötzlichauf <strong>und</strong> bestanden seiteinemTag.Die Besitzerin<br />
berichtete, der H<strong>und</strong> habe am Vortag auf der Schafweide die<br />
Nachgeburt eines Schafes aufgenommen. Ferner hatte sie ihr<br />
Pferdauf derKoppel<strong>mit</strong> <strong>Ivermectin</strong>-Paste(IvomecP ® ,Fa. Merial)<br />
entwurmt. Da<strong>bei</strong> warWurmpaste auf den Boden gelangt, die<br />
derH<strong>und</strong> aufgenommenhatte.<br />
Allgemeinuntersuchung <strong>und</strong> Labordiagnostik<br />
Der H<strong>und</strong> wies einen guten Allgemeinzustand auf. Er zeigte unkontrollierte<br />
MuskelzuckungenimBereich derGesichtsmuskulatur.<br />
Gangabnormalitäten konnten nicht festgestellt werden. Die<br />
Korrekturreaktionen der Vorder- <strong>und</strong> Hinterextre<strong>mit</strong>äten (Stellreaktionen)<br />
sowie die spinalen Reflexe des M.tibialis cranialis,<br />
M. extensor carpi radialis, der Patellarsehne <strong>und</strong> des M.tibialis<br />
cranialis warennormal. Auchder Flexorreflex zeigte sich an allen<br />
Extre<strong>mit</strong>äten physiologisch. Weitere auffällige Bef<strong>und</strong>e ergaben<br />
sich nicht. Auchein Blutstatus (hämatologische<strong>und</strong> klinisch-chemischeParameter)ließkeine<br />
abweichenden Werteerkennen.<br />
Ophthalmologische Untersuchung<br />
Neben einer Visuseinschränkung bestand <strong>bei</strong>dseits eine auffällige,<br />
wenigresponsive Mydriasis (Abb. 1).Bei der Spaltlampenbiomikroskopie(Modell<br />
SL 14,Fa. Kowa)derAdnexe sowiedes vorderenAu-<br />
1 Buchstaben in Klammern<strong>bei</strong> den einzelnen Fallberichten=Initialen des jeweiligen<br />
Untersuchers<br />
Abb. 1 H<strong>und</strong><strong>mit</strong> <strong>bei</strong>dseitigerMydriasisdurch <strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong><br />
(Fall1)<br />
273<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong>
274<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong><br />
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
Abb. 2 Elektroretinogrammdes rechten Auges.Das ERG des linken<br />
Augesentsprach dem des rechten.<br />
gensegments <strong>bei</strong>der Augen konnten alle untersuchten Strukturen als<br />
unauffälligbeurteilt werden.Die Iris entzogsich einer näheren Untersuchung,<br />
da aufgr<strong>und</strong> der starkenMydriasis nur einkleiner peripherer<br />
Randsaum an <strong>bei</strong>den Augen (Oculi uterqui, OU) erkennbar<br />
war. Bei schräger Einsichtindas Auge konnten teilweise dieZiliarfortsätze,<br />
andenen die Zonulafasern der Linse inserieren, erkannt<br />
werden.Die Linsen zeigten sich in physiologischer Lage.Die F<strong>und</strong>uskopie<br />
<strong>mit</strong>tels indirektem Ophthalmoskop (Modell Omega, Fa.<br />
Heine) gestaltete sich wegen der Mydriasis sehrübersichtlich.Auch<br />
weiter peripher gelegene F<strong>und</strong>usbereiche waren der Untersuchung<br />
leichtzugänglich.PathologischeBef<strong>und</strong>eergaben sich hier<strong>bei</strong> nicht.<br />
Der<strong>mit</strong>telsTonometrie (ModellTonopen XL, Fa.Mentor, Solan) bestimmte<br />
Intraokulardruck des rechtenAuges (OD) betrug16mmHg,<br />
der des linkenAuges (OS) 17 mmHg.<br />
Bei der neuroophthalmologischen Untersuchung wurden<br />
Drohreflex, Blendreflex, Lid- <strong>und</strong> Korneareflexe sowieder Pupillarreflex(PLR)<br />
evaluiert. Die Pupillenreaktion OU erfolgtezwar<br />
prompt, war jedoch OUhochgradig unvollständig. Eine konsensuelle<br />
Reaktion des Partnerauges ließ sich deshalb nicht sicher<br />
feststellen. ImAnschluss an diePupillenreaktion fand regelmäßig<br />
eine Dilatation statt, <strong>ohne</strong> dass derLichtreizunterbrochenwurde<br />
(“pupillaryescape”). Dieselektive Beleuchtung dernasalen bzw.<br />
temporalen als auch der tapetalen <strong>und</strong> nichttapetalen F<strong>und</strong>usareale<br />
wies hier<strong>bei</strong> keine Unterschiede auf. Droh- <strong>und</strong> Blendreflexwaren<br />
OU nicht auslösbar. Der sensorische Lidreflex(N. facialis)wie<br />
auch derKorneareflex(N. trigeminus) warenindesOU<br />
vorhanden<strong>und</strong> prompt. ZurVisusprüfungwurdeneine Positionierungs-Reaktionsprobe<br />
an einerTischkante <strong>und</strong> einHindernisparcours<br />
durchgeführt. Erstere war OUnegativ. Beim Hindernisparcours<br />
warzubeobachten, dass derH<strong>und</strong> offenbarnur im Nahbereich<br />
noch etwas Wahrnehmung hatte. Er lief verhältnismäßig<br />
zügig z. B. in Richtungauf eine Wand odereine ihn rufende Personzu,<br />
stoppte aber erst kurz vorherodertouchierte dasHindernis<br />
<strong>mit</strong>der Nase.<br />
Ferner fiel der starre Blick des Tieres auf. Der H<strong>und</strong> konnte<br />
bewegten Objekten nicht odernur stark verzögert folgen. Er zeig-<br />
te denHabitus eineswegen Sehverlusts/-einschränkungdesorientiertenTieres.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der unauffälligen Bef<strong>und</strong>e im Bereich der optischen<br />
Medien sowie amHintergr<strong>und</strong> der Augen erfolgte eine<br />
elektroretinographische Untersuchung (ModelBPM 100, Fa.Retinographics).<br />
DasElektroretinogramm(ERG) wurde durchMittelung<br />
der Reaktionen von acht Lichtimpulsen (blue-light LED)<br />
nach fünfminütiger Dunkeladaptation abgeleitet <strong>und</strong> zeigte eine<br />
normale a- <strong>und</strong> b-Wellen-Formation (Abb. 2). Auch die entsprechenden<br />
Latenzzeiten der Amplituden lagen imNormalbereich.<br />
Die a-b-Wellen-Differenzbetrug48,3 µ VOS<strong>und</strong> 62,8 µ VOD.<br />
Aufgr<strong>und</strong> desVorberichts <strong>und</strong>der erhobenenBef<strong>und</strong>e wurde<br />
der Verdacht einer <strong>Intoxikation</strong> durch <strong>Ivermectin</strong> geäußert. Ein<br />
Zusammenhang <strong>mit</strong> der Aufnahme der Nachgeburt des Schafes<br />
wurde alsnicht wahrscheinlich angesehen.<br />
Verlauf<br />
EineTherapie erfolgte nicht, da der H<strong>und</strong> ungestört inder Lage<br />
war, Nahrung <strong>und</strong> Flüssigkeit aufzunehmen, <strong>und</strong> ansonsten ein<br />
normalesAllgemeinbefinden aufwies.<br />
Nach 24 St<strong>und</strong>enzeigte derH<strong>und</strong> bereitseine deutlichverbesserte<br />
Orientierung <strong>und</strong> nahm Objekte gezielterwahr. DieZuckungen<br />
der Gesichtsmuskeln waren nicht mehr vorhanden. Die Mydriasis<br />
OUbestand weniger extrem, wenngleich der PLR <strong>bei</strong>dseits<br />
noch immer nicht zuverlässig ausgelöst werden konnte.<br />
Nach weiteren48St<strong>und</strong>ennormalisiertesichder PLR, sodass <strong>drei</strong><br />
Tage nach der Erstvorstellung eine vollständige Restitution festgestellt<br />
werdenkonnte.<br />
Es wurde eine genetische Untersuchung auf Vorliegen der<br />
nt230(del4)-MDR1-Gen-Mutation eingeleitet. Die Untersuchung<br />
ergab den MDR1 +/+ homozygot intakten Genotyp, d. h. ein Gendefekt<br />
aufdem LocusMDR1 nt230(del4) warnicht nachweisbar.<br />
Fall2(BS)<br />
Patient <strong>und</strong> Anamnese<br />
Eine neunjährige, unkastrierte Golden-Retriever-Hündin zeigte<br />
seit 24St<strong>und</strong>en plötzlich auftretend massive Sehstörungen <strong>und</strong><br />
Orientierungslosigkeit. Laut Vorbericht hatte der Besitzer der<br />
HündinamVortag seinPferd <strong>mit</strong> derWurmpaste Eqvalan ® (Wirkstoff:<br />
<strong>Ivermectin</strong>um 18,7 mg, Excipiens ad pastam pro 1g)entwurmt.<br />
Bei der oralen Verabreichung der Paste fiel eine unbestimmte<br />
Menge zuBoden, die die Hündin aufnahm. Die Sehstörungenwurdenwenige<br />
St<strong>und</strong>enspäter bemerkt.<br />
Allgemeinuntersuchung<br />
Abgesehen von der Blindheit ergab die Allgemeinuntersuchung<br />
derHündin keine auffälligenBef<strong>und</strong>e.<br />
Ophthalmologische Untersuchung<br />
BeideAugen warenweitaufgerissen, Droh- <strong>und</strong> Blendreflex nicht<br />
auslösbar. Die stark dilatierten Pupillen reagierten auf Licht nur<br />
geringfügig<strong>und</strong> nicht nachhaltig („pupillaryescape“). DieUnter-
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
suchung dervorderenAugenabschnitte <strong>mit</strong>einerHandspaltlampe<br />
(Clement-Clarke) ergabkeine pathologischen Bef<strong>und</strong>e. Die indirekte<br />
Ophthalmoskopie (Omega 100, Heine) zeigte <strong>bei</strong>dseitseine<br />
völlig unauffällige Netzhaut. Bei der direkten Ophthalmoskopie<br />
(Beta 2000, Heine) waren <strong>mit</strong> Ausnahme einer starken, aber rassetypischenMyelinisierung<br />
derPapillenkeine auffälligenBef<strong>und</strong>e<br />
derSehnervenscheibenzuerkennen.<br />
Der Augendruck (Pneumatonograph ® ,Digilab) zeigte sich<br />
<strong>mit</strong> 18 mmHgrechts <strong>und</strong>21mmHglinksnormal. Um eine möglicheRetrobulbärneuritisvon<br />
einerErkrankungder äußerenNetzhautschichten<br />
zuunterscheiden, wurde eine ERG (Model BPM<br />
100, Fa.Retinographics)aufgezeichnet. Die Ableitung erfolgte in<br />
Narkose durchMittelungder Reaktionen vonachtLichtimpulsen<br />
(white-light LED) nach 15-minütiger Dunkeladaptation. Da<strong>bei</strong><br />
ließen sich normale Netzhautfunktionen feststellen <strong>mit</strong> Amplituden<br />
<strong>und</strong> Gipfelzeiten der a-<strong>und</strong> b-Wellen imReferenzbereich<br />
(b-Welle um 105 µ VOU).<br />
Es wurde eineRetrobulbärneuritisdiagnostiziert.<br />
Weitere Untersuchungen<br />
Eine hämatologische<strong>und</strong> blutchemische Untersuchung ergabunauffällige<br />
Werte. DieTiter für Toxoplasma gondii <strong>und</strong> Neospora<br />
caninum waren negativ. Umeine granulomatöse Meningoenzephalitis<br />
(GME) auszuschließen, wurde eine Liquorpunktion vorgenommen.Die<br />
Liquoruntersuchung ergabebenfalls keine pathologischen<br />
Bef<strong>und</strong>e. Auch <strong>bei</strong> der ingleicher Narkose durchgeführten<br />
computertomographischen Studie konnten keine Auffälligkeitenfestgestellt<br />
werden.<br />
Therapie <strong>und</strong> Verlauf<br />
Es wurde einesymptomatische Behandlung derRetrobulbärneuritis<br />
eingeleitet. Initial erhielt die Hündin zweimal täglich 1mg/<br />
kg KM Prednisolon per os. Bereits 12 St<strong>und</strong>en nach der ersten<br />
Applikation bemerkte derBesitzer eine Verbesserung desSehvermögens.<br />
Nach weiteren24St<strong>und</strong>enschätzteerdenVisusder Hündin<br />
als normal ein. Die Prednisolonbehandlung wurde daraufhin<br />
über einen Zeitraum von vierWochen ausgeschlichen. Ein Rezidivtratnicht<br />
auf.<br />
Beieinemsechsjährigen, männlichenFlatCoated Retrieverstelltenwir<br />
einähnliches Vergiftungsbild fest.Der Rüde hatteein für<br />
Pferde zugelassenes Präparat (Equest ® =Moxidectin 18,92 mg,<br />
Conserv.:Benzylalkohol, Excip. ad gelatum pro 1g)aufgenommen.<br />
Die unter anderem durchgeführte elektroretinographische<br />
Untersuchung warunauffällig.<br />
Der MDR1-Genotyp <strong>bei</strong>der H<strong>und</strong>e ist unbekannt. Da diese<br />
Fälle sechs bzw. 13 Jahrezurückliegen,ließsichein Gentestauch<br />
nicht nachträglich durchführen. Bisher wurde die nt230(del4)-<br />
MDR1-Mutation <strong>bei</strong>m Retrievernicht nachgewiesen, sodass diese<br />
H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong> hoher Wahrscheinlichkeit den Genotyp MDR1 +/+<br />
hatten.<br />
Fall3(CD)<br />
Patient, Anamnese <strong>und</strong> klinische Symptomatik<br />
Beider Antiparasitenbehandlung einesIsländers (ca. 350–400 kg<br />
KM)<strong>mit</strong> <strong>Ivermectin</strong>-Wurmpaste(IvomecP ® )gelangte eine unbekannte<br />
Mengedes Präparates aufdie Stallgasse. Einezweijährige<br />
Colliehündin nahm etwasdavon auf<strong>und</strong> zeigte bereitseine St<strong>und</strong>e<br />
später typischeVergiftungserscheinungen wieApathie,Tremor<br />
<strong>und</strong> Hypersalivation. Nach weiteren zwei St<strong>und</strong>en stellten sich<br />
eine <strong>bei</strong>dseitige Mydriasis, Sehunvermögen, Bewegungs- <strong>und</strong><br />
Koordinationsstörungen, Somnolenz, Hypersalivation, generalisierterTremor,Tachykardie<strong>und</strong><br />
Dyspnoe ein.<br />
Labordiagnostische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Therapie<br />
Die Blutuntersuchung (Vettest 8008/QBC Analyser) ca. <strong>drei</strong><br />
St<strong>und</strong>ennach <strong>Ivermectin</strong>-Aufnahmeergab eine Hypovolämie <strong>mit</strong><br />
Hyperalbuminämie <strong>bei</strong> mäßiger Granulozytose sowie Neutro<strong>und</strong><br />
Eosinophilie.Die Retikulozytenzahllag <strong>bei</strong>0,3%. DieWerte<br />
von alkalischer Phosphatase (220 U/l), Cholesterin (419 mg/dl)<br />
<strong>und</strong> Glukose (162 mg/dl) waren mäßig erhöht, während ALT-<br />
(< 10 U/l) <strong>und</strong>Amylaseaktivität(410 U/l) sowiedie Phosphatkonzentration<br />
(1,6 mg/dl) erniedrigt waren.<br />
Die Hündin wurde stationär aufgenommen. Die Notfallmaßnahmen<br />
umfassten Infusionstherapie <strong>mit</strong> Ringer-Laktat-Lösung,<br />
Gabe vonParaffinöl <strong>und</strong> Kohle peros,Applikation vonDiazepam<br />
nach Wirkung.<br />
Verlauf<br />
In dererstenNachtnach Giftaufnahme verschlimmerten sich die<br />
Symptome dramatisch.Die Hündinlag komatös in Seitenlage <strong>und</strong><br />
zeigte zwischenzeitlichstarkeKrämpfe,die vonlautemSchreien<br />
begleitet waren. Diese Schrei-/Krampfphasen wurden immer<br />
wieder vonkomatösen Zuständen abgelöst. Nebender fortgesetzten<br />
Infusionstherapie (Ringer-Laktat-Lösung) erfolgte eine forcierte<br />
Diurese <strong>mit</strong> Furosemid (Dimazon ® ), um die <strong>Ivermectin</strong>-<br />
Ausscheidung zubeschleunigen. Am folgenden Tag wurde die<br />
Hündinübereine Schl<strong>und</strong>sonde ernährt(Convalescence Support,<br />
RoyalCanine <strong>und</strong>a/d Diet, Hills). DieVerabreichung erfolgte oft<br />
<strong>und</strong> in kleinenMengen, da die Magen-Darm-Motilitätoffensichtlich<br />
eingeschränkt war. Am zweiten Tagnach <strong>Ivermectin</strong>aufnahme<br />
zeigte die Hündin keine Krämpfe mehr <strong>und</strong> befand sich dauerhaft<br />
komatös in Seitenlage. Dader Lidreflex nicht mehr vorhandenwar,wurdenzum<br />
Hornhautschutz befeuchtendeAugensalben<br />
appliziert. Am Abend des drittenTages war die Hündin erstmals<br />
wieder ansprechbar, allerdings nur nach lautem, mehrmaligem<br />
Rufen. Eineerste selbstständige Wasser-<strong>und</strong> Futteraufnahme war<br />
assistiert möglich. In einer amvierten Tagdurchgeführten Blutbildanalyse<br />
waren alle Blutwerte wieder imReferenzbereich <strong>mit</strong><br />
Ausnahme einer erniedrigten Amylaseaktivität (292 U/l) <strong>und</strong><br />
Harnstoffkonzentration (6 mg/dl) sowie einem erhöhten Cholesterinwert<br />
(360 mg/dl). Am fünften Tag konnte sich die Hündin<br />
robbend fortbewegen <strong>und</strong> nahm wieder Geräusche<strong>und</strong> Personen<br />
wahr.Dasie auch zurselbstständigen Futteraufnahme in derLage<br />
275<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong>
276<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong><br />
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
war, wurde sie nach Hause entlassen. Am achten Tagzeigte die<br />
Hündin wiederaktive Momente,fielaberimmerwiederineinen<br />
somnolenten Zustand zurück. Sie konnte eigenständig gehen,<br />
wiesjedocheine Gangunsicherheit auf <strong>und</strong>wirkte orientierungslos.<br />
Die Hauptproblematik lag zudieser Zeit im Magen-Darm-<br />
Bereich. Beider Palpation warder Magen schmerzhaft. Es wurde<br />
starkes Regurgitierenbeobachtet, <strong>bei</strong>dem es jedoch nicht zumErbrechen<br />
kam. Die Hündin wurde zu Hause bis zum10.Tagweiterhin<br />
inf<strong>und</strong>iert<strong>und</strong> erhielt zweimaltäglich5mg/kg KM Cimetidin<br />
intravenös. Bei einer Wiedervorstellung der Hündin am Tag16<br />
nach <strong>Ivermectin</strong>-Aufnahmewaren keine Koordinationsstörungen<br />
<strong>und</strong> Gangunsicherheiten mehr zu beobachten. Das Tier zeigte<br />
wiederseine frühere Aktivität.<br />
Am zweiten Tagnach der <strong>Ivermectin</strong>-Aufnahme wurde ein<br />
genetischer Test auf Vorliegen der nt230(del4)-MDR1-Mutation<br />
durchgeführt. Er ergab das Vorliegen des homozygot defekten<br />
Genotyps MDR1 –/–- .<br />
Diskussion<br />
Der große therapeutische Erfolg der Avermectine liegt in ihrer<br />
Fähigkeit, in relativniedrigen, fürden Wirtsorganismus völlig ungefährlichenKonzentrationen<br />
einbreites Spektrum verschiedener<br />
Endo- <strong>und</strong> Ektoparasitenabzutöten.Der antiparasitäre Wirkungsmechanismus<br />
der Avermectine beruht auf einer Förderung der<br />
präsynaptischen Freisetzung von γ -Aminobuttersäure (GABA),<br />
dem wichtigsten inhibitorischen Neurotrans<strong>mit</strong>ter, sowie einer<br />
Potenzierung dessen Wirkung am GABA A -Rezeptor (9, 16, 17).<br />
Nach GABA-Bindung öffnet sich ein Chloridkanal imRezeptorkomplex<strong>und</strong><br />
paralysiertdie Zielzelle infolgeHyperpolarisation<br />
(2, 7, 22). BeiNichtvertebraten kommt GABAals Neurotrans<strong>mit</strong>terinperipheren<br />
Nerven<strong>und</strong> im Bereich derNerven-Muskel-<br />
Übertragung (neuromuskuläre Endplatte) vor. Bei den Säugetieren<br />
hingegen sind die GABA A -Rezeptoren auf das zentrale Nervensystem<br />
(ZNS) beschränkt, weshalb sich toxische Wirkungen<br />
von <strong>Ivermectin</strong> vornehmlich dort manifestieren (26). Ferner haben<br />
Avermectine zu den Neurorezeptoren der Wirbeltiere (insbesondere<br />
GABA A -Rezeptoren) eine viel geringereAffinität als<br />
zu den Neurorezeptoren der Invertebraten (insbesondere Glutamat-<br />
<strong>und</strong> GABA-Rezeptoren). Dies wurde in Bindungsstudienan<br />
Membranpräparationen gezeigt (9, 17, 26). Neurotoxische Wirkungen<br />
treten so<strong>mit</strong> nur <strong>bei</strong> sehr hoher <strong>Ivermectin</strong>dosis oder <strong>bei</strong><br />
Fehlen vonMDR1 auf (18, 21).<br />
Mit den Avermectinen eng verwandt <strong>und</strong> ebenso ein makrozyklisches<br />
Lakton ist Moxidectin. Es unterscheidetsichvom <strong>Ivermectin</strong><br />
durch eine ungesättigte Seitenkette an Position C25 <strong>und</strong><br />
der fehlenden Disaccharid-Gruppe an Position C13 des Makrolidrings.<br />
Daraus resultieren Unterschiede im physikalischen <strong>und</strong><br />
pharmakokinetischen Verhalten. Die klinische Vergiftungssymptomatik<br />
ähnelt der von <strong>Ivermectin</strong> auffällig. So zeigen H<strong>und</strong>e<br />
<strong>mit</strong> MDR1-Gen-Defekt ebenfalls eine reduzierte Toxizitätsschwelle<br />
gegenüberMoxidectin.<br />
Dieinden Fällen1<strong>und</strong> 2beschriebene <strong>Intoxikation</strong> resultierte<br />
ausder Aufnahme einerrelativ hohenDosis <strong>Ivermectin</strong> voneinemfür<br />
Pferde vorgesehenen Präparat (<strong>Ivermectin</strong>-Pastefür Pferde<br />
enthält in der Regel 120 mg <strong>Ivermectin</strong>/6,4 gPaste). Ineiner<br />
kontrollierten Studie wurden <strong>bei</strong> einer oralen Einzeldosis von<br />
2mg/kg KM <strong>Ivermectin</strong> keine klinischen Zeichen einer Vergiftungbeobachtet,<br />
während ab einer Dosisvon 2,5mg/kg KM eine<br />
ausgeprägte Mydriasis festzustellen war. Diese wird in noch höherenKonzentrationen<br />
vonweiterenneurologischen Symptomen<br />
wieAtaxie,Tremor <strong>und</strong> Hypersalivation begleitet(19). Während<br />
erste <strong>Ivermectin</strong>-Vergiftungserscheinungen <strong>bei</strong> anderen Spezies,<br />
z. B. demAffen, vor allem inForm von Erbrechen auftreten, gilt<br />
<strong>bei</strong>m H<strong>und</strong> eine Mydriasis als charakteristisches Initialsymptom<br />
einer <strong>Ivermectin</strong>-Vergiftung (12). Entsprechend erhalten Tierbesitzer<br />
denHinweis, <strong>bei</strong>der Therapie derDemodikose<strong>mit</strong> <strong>Ivermectin</strong><br />
denPupillenreflex ihres H<strong>und</strong>esals Monitoring-Kriterium<br />
fürdas ErkenneneinerÜberdosierung zu überpüfen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage derhierdargestelltenDosis-Wirkungs-Beziehung<br />
für die <strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong>m H<strong>und</strong> müssen wir davon<br />
ausgehen, dass die in Fall 1<strong>und</strong> 2beschriebenenTiere eine<br />
Dosis vonmehrals 2mg/kg KM <strong>Ivermectin</strong> aufgenommenhaben.<br />
Dies entspricht etwa ein Drittel bis einViertel des gesamten InhaltseinerApplikationsspritze<br />
<strong>mit</strong> 120 mg Wirkstoffinhalt (z.B.<br />
Ivomec P ® ). Im Gegensatz zudiesen Tieren sind H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong><br />
homozygotem MDR1-Gen-Defekt (MDR1 –/– ), wie inFall 3beschrieben,<br />
sehr empfindlich gegenüber<strong>Ivermectin</strong>. Dieniedrigste<br />
oraleEinzeldosis, die <strong>bei</strong>diesen <strong>H<strong>und</strong>en</strong><strong>ohne</strong> klinische Vergiftungszeichen<br />
bleibt, liegt <strong>bei</strong> 60 µ g/kg KM. Daher kann <strong>Ivermectin</strong><br />
in derDosierung von6µ g/kg KM auch sicher <strong>bei</strong><strong>H<strong>und</strong>en</strong><br />
<strong>mit</strong> MDR1-Gen-Defekt zurHerzwurmprophylaxeeingesetzt werden.<br />
Eine Dosis von 100 µ g/kg KM <strong>und</strong> höher führt bereits zu<br />
massiven neurologischen Symptomen wie Mydriasis, Tremor,<br />
Ataxie<strong>und</strong> Vo<strong>mit</strong>us.Bei Konzentrationen >150 µ g/kg KM werdendie<br />
H<strong>und</strong>e komatös <strong>und</strong>versterben(LD 50von200 µ g/kg KM)<br />
im Koma (12, 15, 25, 27). Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.<br />
Die Therapie beschränktsichdaher aufden Erhaltder Vitalfunktionen.<br />
Behandlungsversuche <strong>mit</strong> Picrotoxin <strong>und</strong> Physostigmin<br />
konnten die Prognose insgesamt nicht verbessern (23,<br />
24).<br />
Der MDR1-Gen-Defekt trat vermutlich <strong>bei</strong> einem einzigen<br />
Fo<strong>und</strong>ertiervor mehr als200 Jahren auf <strong>und</strong> kann heute dementsprechend<br />
inzum Teil wenig verwandten H<strong>und</strong>erassen nachgewiesen<br />
werden: Collie, Australian Shepherd, Shetland Sheepdog,<br />
Old English Sheepdog,BorderCollie, Wäller, WeißerSchäferh<strong>und</strong>,English<br />
Shepherd,Longhaired Whippet,McNab <strong>und</strong> SilkenWindho<strong>und</strong><br />
(11, 14). Die Rasse Collie ist da<strong>bei</strong> <strong>mit</strong> Abstand<br />
am häufigsten (30–40%) von dem homozygoten Genotyp<br />
MDR1 –/– betroffen. Dahersind <strong>bei</strong>dieser Rasse auch die meisten<br />
iatrogenen <strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong>en bekannt. Für die Rassen<br />
Labrador Retriever <strong>und</strong> Golden Retriever wurde der MDR1-Defekt<br />
bishernicht nachgewiesen, seinAuftreten <strong>bei</strong>diesen Rassen<br />
kann jedoch nicht <strong>mit</strong> Sicherheit ausgeschlossen werden. Zwar<br />
gibt es bisher keine dokumentierten Fälle, aber esist nicht unwahrscheinlich,<br />
dass H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong> heterozygotem MDR1 +/– -Geno-
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
typ <strong>bei</strong> der Aufnahme hochdosierter <strong>Ivermectin</strong>-Präparate anfälliger<br />
für die Entwicklung neurotoxischer Symptome sind als<br />
homozygote H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong>Genotyp MDR1 +/+ .<br />
Wegen der GABA-agonistischen Wirkung sind neurologische<br />
<strong>Intoxikation</strong>serscheinungen durch Avermectine gr<strong>und</strong>sätzlich als<br />
panzerebraleStörungen zu erwarten (27). GABAfindet sich <strong>bei</strong>m<br />
Säuger im Zerebellum, im zerebralen <strong>und</strong> limbischen Kortex, im<br />
extrapyramidalen System <strong>und</strong> in der Retina(8).ImBereich der Retina<br />
kann GABA inden amakrinen Zellen der Retina nachgewiesen<br />
werden.Der GABA-Plasmamembran-Transporter GAT-1wird<br />
von diesen Zellen exprimiert <strong>und</strong> scheint <strong>bei</strong> der Neurotransmissiondurch<br />
dieRetina im Anschluss an die Phototransduktionvon<br />
Bedeutung zu sein (5). Aufgr<strong>und</strong> des unauffälligen elektroretinographischen<br />
Bildes muss <strong>bei</strong> den beschriebenen Vergiftungsfällen<br />
(Fall 1<strong>und</strong> 2<strong>und</strong> Fall einer Moxidectin-<strong>Intoxikation</strong>) jedoch von<br />
einem weitgehenden Erhalt der elektrischen Retinafunktionen im<br />
Bereichder Photorezeptoren als auch der Überleitungandie Ganglienzellen<br />
der Retina ausgegangen werden. Die intoxikationsbedingten<br />
Störungen sind vielmehr postretinal zu vermuten; zum<br />
einen subkortikal, da der Pupillarreflex hochgradig unvollständig<br />
<strong>und</strong> offenbar dereguliertausfällt (“pupillaryescape”). Zum anderen<br />
ist zusätzlich eine kortikale Dysfunktion naheliegend, die die<br />
Einschränkungder Sehfähigkeit erklären würde.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die klinischen Erscheinungen<br />
nach einer <strong>Ivermectin</strong>-Vergiftung <strong>bei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt gr<strong>und</strong>sätzlich ähnlich sind. Über<br />
die Schwere der Symptomatik entscheidet neben der aufgenommen<br />
Mengeabervor allemder MDR1-Genotyp. Beihomozygoter<br />
Mutation im MDR1-Genkommteszueinerstarken Anreicherung<br />
von<strong>Ivermectin</strong> im ZNS, wodurchneurotoxischeSymptome<br />
bereits <strong>bei</strong> 1/100 der <strong>Ivermectin</strong>-Dosis im Vergleich zum<br />
MDR1 +/+ -Genotyp auftreten. H<strong>und</strong>e <strong>mit</strong> MDR1-Defekt zeigen<br />
bereits <strong>bei</strong> therapeutischer Dosierung (0,2 mg/kg KM) schwere<br />
neurotoxische Symptome. Bei <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> dem Genotyp<br />
MDR1 +/+ bedarf es für eine <strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> hingegeneinerAufnahme<br />
in höherer Konzentration (z. B.Pferde-Wurmpaste).<br />
Charakteristischerweise tritt hier eine Mydriasis verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>mit</strong> einerdeutlichenVisuseinschränkungauf, die die betroffenen<br />
H<strong>und</strong>e meistzweibis <strong>drei</strong> Tage lang beeinträchtigt. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
noch nicht endgültig geklärten Rasseprädisposition für den<br />
MDR1-Gen-Defekt muss jedoch auch <strong>bei</strong> nicht <strong>mit</strong> dem Collie<br />
verwandten Rassen <strong>mit</strong> stärkeren <strong>Intoxikation</strong>serscheinungen<br />
<strong>und</strong> möglicherweise sogar Todesfällen nach der Aufnahme von<br />
<strong>Ivermectin</strong>-Pastegerechnetwerden.<br />
Fazit für diePraxis<br />
<strong>Ivermectin</strong>-Wurmpaste ist ein weit verbreitetes Antiparasitikum<br />
in der Pferdehaltung. H<strong>und</strong>e können anlässlich der Entwurmung<br />
von Pferden diese Wurmpaste aufnehmen, insbesondere wenn<br />
dieseauf denBodengelangt. Die <strong>Intoxikation</strong>ssymptomatik variiert<br />
in Abhängigkeit vom vorliegenden MDR1-Genotyp. Das ty-<br />
pische <strong>und</strong> oftmals einzige Leitsymptom <strong>bei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> intaktem<br />
MDR1-Gen ist eine maximale Mydriasis inVerbindung <strong>mit</strong><br />
Visuseinschränkung. Beide Erscheinungensind transient <strong>und</strong>bedürfen<br />
in der Regel keiner Therapie. Anders verhält es sich <strong>bei</strong><br />
<strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> defektem MDR1-Gen, <strong>bei</strong> denen teils intensivmedizinische<br />
Maßnahmen erforderlich werden. Je nach Dosis kann<br />
auch einExitus letalisresultieren.<br />
Literatur<br />
1. Benz GW,Roncalli RA, Gross SJ.Use of <strong>Ivermectin</strong> in Cattle, Sheep, Goats,<br />
and Swine. In: <strong>Ivermectin</strong> and Abamectin. Campbell WC, ed. New York,<br />
Berlin, Heidelberg: Springer 1989.<br />
2. Bloomquist JR. Chloride channels as tools for developing selective insecticides.<br />
ArchInsect Biochem Physiol 2003; 54: 145–156.<br />
3. BurgRW, Miller BM, Baker EE, Birnbaum J, Currie SA, Hartman R, Kong<br />
YL, Monaghan RL, Olson G, Putter I, Tunac JB, Wallick H, Stapley EO,<br />
Oiwa R,Omura S. Avermectins, new family ofpotent anthelmintic agents:<br />
producing organism and fermentation. Antimicrob Agents Chemother 1979;<br />
15: 361–367.<br />
4. Campbell WC. <strong>Ivermectin</strong> and heartworm. Semin VetMed Surg (Small<br />
Anim)1987; 2: 48–55.<br />
5. Casini G, Rickman DW,Brecha NC. Expression of the {gamma}-Aminobutyric<br />
Acid (GABA)Plasma Membrane Transporter-1 in Monkeyand Human<br />
Retina. Invest Ophthalmol VisSci Apr 2006; 47 (4): 1682–1690.<br />
6. Chiu SHL, Lu AYH. Metabolism and tissue residues. In: <strong>Ivermectin</strong> and<br />
Abamectin. Campbell WC, ed. New York, Berlin, Heidelberg: Springer<br />
1989.<br />
7. Dent JA,S<strong>mit</strong>h MM, Vassilatis DK, AveryL.The genetics of ivermectin resistance<br />
in Caenorhabditis elegans. Proc Natl Acad Sci USA 2000; 97:<br />
2674–2679.<br />
8. Dorman D. Neurotoxic drugs in dogs and cats. In: Current VeterinaryTherapy<br />
XII. Kirk RW,Bonagura JD,eds. Sa<strong>und</strong>ers 1995; 1140–1145.<br />
9. Drexler G, SieghartW.Evidence for association of ahigh affinity avermectin<br />
binding site with the benzodiazepine receptor. Eur JPharmacol 1984; 101:<br />
201–207.<br />
10. GeyerJ,Doring B, GodoyJR, MoritzA, PetzingerE.Development of aPCRbased<br />
diagnostic test detectingant230(del4) MDR1 mutation in dogs: verification<br />
in amoxidectin-sensitiveAustralian Shepherd. JVet PharmacolTher<br />
2005; 28: 95–99.<br />
11. GeyerJ,Doring B, GodoyJR, Leidolf R, MoritzA, PetzingerE.Frequencyof<br />
the nt230 (del4) MDR1 mutation in Collies and related dogbreeds in Germany.JVetPharmacol<br />
Ther 2005; 28: 545–551.<br />
12. Lankas GR, Gordon LR. Toxicology.In: <strong>Ivermectin</strong> and Abamectin. Campbell<br />
WC, ed. NewYork, Berlin, Heidelberg: Springer 1989.<br />
13. MealeyKL, Bentjen SA, GayJM, Cantor GH. <strong>Ivermectin</strong> sensitivity in collies<br />
is associated with adeletion mutation of the mdr1 gene. Pharmacogenetics<br />
2001; 11: 727–733.<br />
14. NeffMW, Robertson KR, Wong AK, Safra N, BromanKW, Slatkin M, MealeyKL,<br />
Pedersen NC. Breed distribution and historyofcaninemdr1–1{Delta},<br />
apharmacogenetic mutation that marks the emergence of breeds from<br />
the collie lineage. Proc Natl Acad Sci USA 2004.<br />
15. Paul AJ,Tranquilli WJ,Seward RL, Todd KS Jr., Di Pietro JA.Clinicalobservations<br />
in colliesgiven ivermectin orally. Am JVet Res 1987; 48: 684–685.<br />
16. Pong SS, Wang CC, Fritz LC. Studies on the mechanism of action of avermectin<br />
B1a: stimulation of release of gamma-aminobutyric acid frombrain<br />
synaptosomes. JNeurochem 1980; 34: 351–358.<br />
17. Pong SS, Wang CC. Avermectin B1a modulation of gamma-aminobutyric<br />
acid receptorsinrat brain membranes.JNeurochem 1982; 38: 375–379.<br />
18. Pulliam JD, Seward RL, Henry RT, Steinberg SA. Investigating ivermectin<br />
toxicity in Collies. VetMed 1985; 80: 33–40.<br />
19. Pulliam JD, Preston JM. Safety of <strong>Ivermectin</strong> intarget animals. In: <strong>Ivermectin</strong><br />
and Abamectin. Campbell WC, ed. NewYork, Berlin, Heidelberg:<br />
Springer 1989.<br />
20. Roulet A, Puel O, Gesta S, Lepage JF,Drag M, SollM,Alvinerie M, Pineau<br />
T. MDR1-deficient genotype inCollie dogs hypersensitive to the P-glycoprotein<br />
substrate ivermectin. Eur JPharmacol 2003; 460: 85–91.<br />
277<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong>
278<br />
H <strong>UN</strong>D /K<strong>ATZE</strong><br />
<strong>Ivermectin</strong>-<strong>Intoxikation</strong> <strong>bei</strong> <strong>drei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong> MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum<br />
J. Linek, B. Spiess, C.Dallmeyer, J.Geyer<br />
21. Schinkel AH, S<strong>mit</strong> JJ,van Tellingen O, Beijnen JH, WagenaarE,van Deemter<br />
L, Mol CA, vanderValk MA, Robanus-MaandagEC, te Riele HP.Disruption<br />
of the mouse mdr1a P-glycoprotein gene leads to adeficiency inthe<br />
blood-brain barrier and to increased sensitivity to drugs. Cell 1994; 77:<br />
491–502.<br />
22. Sigel E, Baur R. Effect of avermectin B1a on chick neuronal gamma-aminobutyrate<br />
receptor channels expressed in Xenopus oocytes. Mol Pharmacol<br />
1987; 32: 749–752.<br />
23. Sivine F, Plume C, Ansay M. Picrotoxin, the antidote to ivermectin in dogs?<br />
VetRec 1985; 116:195–196.<br />
24. Tranquilli WJ,Paul AJ,Seward RL, Todd KS, Di Pietro JA.Response to physostigmine<br />
administration in collie dogs exhibiting ivermectin toxicosis. J<br />
VetPharmacol Ther 1987; 10: 96–100.<br />
25. Tranquilli WJ,PaulAJ,Seward RL. <strong>Ivermectin</strong>plasma concentrations in collies<br />
sensitive to ivermectin-induced toxicosis. AmJVetRes 1989; 50:<br />
769–770.<br />
R EZENSION<br />
Zahnmedizin <strong>bei</strong> Klein- <strong>und</strong> Heimtieren<br />
C. Gorrel,224 S., 219 farb.Abb.,Berlin:Lehmanns<br />
Fachbuchhandlung 2006,ISBN<br />
3–437–57210–5, €48,00.<br />
Dieses Buch über Zahnmedizin <strong>bei</strong><br />
Klein-<strong>und</strong> Heimtieren wendetsichanden<br />
niedergelassenen Kleintierpraktiker. Die<br />
Autorin Cecilia Gorrel, die weltweit als<br />
Koryphäeauf demGebietder tiermedizinischen<br />
Zahnheilk<strong>und</strong>e anerkannt ist <strong>und</strong><br />
sich intensiv <strong>mit</strong> Erkrankungen der<br />
M<strong>und</strong>höhle <strong>bei</strong> <strong>H<strong>und</strong>en</strong> <strong>und</strong> Katzen beschäftigt,<br />
stellt <strong>mit</strong> dem vorliegenden<br />
Werk eine ausgewogene Zusammenstellung<br />
der relevanten Themen in der tierärztlichenZahnheilk<strong>und</strong>e<br />
zurVerfügung.<br />
In 15 Kapiteln informiert das Buch<br />
praxisorientiert über das notwendige Instrumentarium<br />
<strong>und</strong> dessen Verwendung<br />
in der tierärztlichen Zahnheilk<strong>und</strong>e, die<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese von Zahnerkrankungen<br />
sowie deren Prävention,<br />
Diagnostik<strong>und</strong> Therapie.Hier<strong>bei</strong> werden<br />
alle Themengebiete besprochen, die für<br />
26. Turner MJ,Schaeffer JM. Modeofaction of <strong>Ivermectin</strong>. In: <strong>Ivermectin</strong> and<br />
Abamectin. Campbell WC, ed. New York, Berlin, Heidelberg: Springer<br />
1989.<br />
27. Vaughn DM, Simpson ST, Blagburn BL, Whitmer WL, Heddens-Mysinger<br />
R, Hendrix CM. Determination of homovanillic acid,5-hydroxyindoleacetic<br />
acid and pressure in the cerebrospinal fluidofcollie dogs following administration<br />
of ivermectin. VetRes Comm1989; 13, 47–55.<br />
Dr.Jens Linek<br />
Rodigallee85<br />
22043 Hamburg<br />
E-Mail: Jens@Linex.de<br />
www.tsh.de<br />
den Praktiker von Bedeutung sind, angefangen<br />
<strong>bei</strong> der Bef<strong>und</strong>erhebung <strong>und</strong> Anfertigung<br />
hochwertiger Röntgenaufnahmen<br />
im Zahn- <strong>und</strong> Kieferbereich überdie<br />
häufigsten zahnheilk<strong>und</strong>lichen Bef<strong>und</strong>e<br />
<strong>mit</strong> besonderemAugenmerk aufentzündliche<strong>und</strong><br />
degenerative Erkrankungender<br />
Zähne <strong>und</strong> desZahnhalteapparates bis hin<br />
zu Entwicklungsstörungen<strong>und</strong> Zahnfehlstellungen.<br />
Das Vorgehen <strong>bei</strong> Notfallsituationen<br />
nach Traumata im Bereich der<br />
Kiefer <strong>und</strong> Zähne wird ebenso thematisiertwie<br />
die Wurzelbehandlung juveniler<br />
<strong>und</strong> fertig entwickelterZähne.<br />
Ein eigenesKapitelwidmetdie Autorin<br />
den odontoklastischen resorptiven<br />
Läsionender Zahnhartsubstanz <strong>bei</strong>Hauskatzen.<br />
Sie zollt da<strong>mit</strong> der Tatsache Tribut,<br />
dass Patienten <strong>mit</strong> dieser schmerzhaften<br />
Erkrankung immer häufiger in der<br />
Praxis vorgestellt werden.<br />
Ein Kapitel beschäftigt sich <strong>mit</strong> den<br />
Zahnerkrankungen <strong>bei</strong> Hasenartigen <strong>und</strong><br />
Nagetieren. Dasich diese kleinen Heimtiere<br />
immer größerer Beliebtheit erfreu-<br />
en,ist dasimBuchver<strong>mit</strong>telte Wissen um<br />
die tierartlichen Besonderheiten <strong>und</strong> Erkrankungen<br />
von Kiefern <strong>und</strong> Zähnen für<br />
denPraxisalltagunverzichtbar.<br />
Das Buch ist inklarer, auch für den<br />
zahnmedizinischen Laienleichtverständlicher<br />
Form geschrieben <strong>und</strong> ergänzt die<br />
instruktiven Texte <strong>und</strong> Tabellen sinnvoll<br />
durch zahlreiche farbige Abbildungen<br />
klinischer Fälle <strong>und</strong> <strong>mit</strong> schematischen<br />
Zeichnungen. Jedes Kapitel wird abschließend<br />
in Stichpunkten zusammengefasst.<br />
Das Werk stellt ein unverzichtbares<br />
Handbuch für alle interessierten Kleintierpraktiker<br />
dar. Für Einsteiger indie<br />
Zahnheilk<strong>und</strong>e ist es sehr zu empfehlen,<br />
da es die notwendigen Gr<strong>und</strong>lagen leicht<br />
verständlichver<strong>mit</strong>telt. Aber auch Kleintierpraktiker,<br />
die bereits über Erfahrung<br />
aufdiesem Gebiet derTiermedizin verfügen,<br />
werdendem Buch neue Anregungen<br />
<strong>und</strong> viel Wissenswertes entnehmen können.<br />
Martin Kramer,Thorsten Förnges, Gießen