26.02.2013 Aufrufe

dens 10/2011

dens 10/2011

dens 10/2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wissEnschaft<br />

von unserer Arbeitsgruppe im periimplantären<br />

Sulkus von Patienten mit<br />

natürlicher Restbezahnung deutlich<br />

häufiger parodontalpathogene Spezies<br />

nachgewiesen werden, wenn diese<br />

Personen auch höhere Sondierungstiefen<br />

der Restzähne zeigten. Vorhandene<br />

Zahnfleischtaschen der natürlichen<br />

Zähne stellen bei Patienten, die<br />

Einzelzahnimplantate erhalten sollen<br />

bzw. erhalten haben, eindeutig ein<br />

mögliches Keimreservoir und eine<br />

Gefahr für das Implantat dar. Man<br />

sollte deshalb präimplantologisch<br />

eine entsprechende mikrobiologische<br />

Diagnostik anstreben und im Rahmen<br />

der Parodontaltherapie auch die<br />

parodontalpathogenen Mikroorganismen<br />

dauerhaft supprimieren.<br />

Insgesamt kann man bei der klinischen<br />

Sondierung des Implantatsulkus‘<br />

beobachten, dass bei einer<br />

vorliegenden Periimplantitis schon<br />

eine etwas geringere Kraft ausreichend<br />

ist, um in den Taschenfundus<br />

vorzudringen, als das bei der Parodontitis<br />

der Fall ist. Außerdem werden<br />

die Des truktionen am alveolären<br />

Knochen des natürlichen Zahnes<br />

häufig stellenbezogen diagnostiziert,<br />

während es am Implantat oft auch<br />

zu einem zirkulären Knochenverlust<br />

kommen kann, den man als schüssel-<br />

anzeige<br />

26 <strong>dens</strong> <strong>10</strong>/<strong>2011</strong><br />

förmigen Defekt diagnostiziert.<br />

Therapeutische Optionen bei<br />

Mukositis und Periimplantitis<br />

Die Therapie der Mukositis basiert<br />

ähnlich wie die Gingivitisbehandlung<br />

primär auf der Plaquereduktion und<br />

der damit verbundenen Beseitigung<br />

der klinischen Entzündungszeichen<br />

Blutung, Rötung und Schwellung. In<br />

der Regel kann man davon ausgehen,<br />

dass die mechanische Beseitigung<br />

der harten und weichen Beläge mit<br />

Kunststoffscalern bzw. -küretten einschließlich<br />

der Politur zur Entzündungsreduktion<br />

führt. Diese Nicht-<br />

Metallküretten sollen einerseits die<br />

Implantatoberfläche vor dem Abrieb<br />

schützen, andererseits ist ihre Effizienz<br />

aber auch begrenzt und man muss<br />

nicht selten auch auf herkömmliche<br />

Instrumente ausweichen.<br />

Ebenso kann man davon ausgehen,<br />

dass bei länger bestehenden<br />

mukosalen Entzündungszeichen<br />

auch bestimmte parodontalpathogene<br />

Mikroorganismen, häufig zuerst Fusobacterium<br />

nucleatum nachgewiesen<br />

werden können. In diesen Fällen<br />

ist die ausschließlich mechanische<br />

Therapie oft nicht ausreichend und<br />

sollte beispielsweise durch die systematische<br />

Anwendung von Chlorhexidin-Gel<br />

oder 0,2-prozentiger Chlorhexamed-Lösung<br />

im periimplantären<br />

Sulkus ergänzt werden. Adjuvant<br />

zur mechanischen Therapie eignet<br />

sich allerdings auch der Einsatz der<br />

Photodynamischen Therapie (PDT),<br />

um parodontalpathogene Mikroorganismen<br />

erfolgreich supprimieren zu<br />

können. So bietet sich die Anwendung<br />

der PDT als zusätzliches Verfahren<br />

nicht nur bei therapierefraktären<br />

Mukositis-Fällen an, sondern ist<br />

auch eine adjuvante Therapieoption<br />

bei der Periimplantitis. Bekanntermaßen<br />

bleibt beispielsweise an einem<br />

Zahn mit Parodontitis und ST > 6<br />

mm nach mechanischer Wurzelglättung<br />

noch etwa bis zu 50 Prozent der<br />

Wurzeloberfläche vom bakteriellen<br />

Biofilm überzogen, bzw. man spricht<br />

von „schwimmenden Bakterien“ in<br />

der Taschenflüssigkeit, was die Notwendigkeit<br />

einer adjuvanten Therapie<br />

begründet. Unsere Arbeitsgruppe<br />

konnte zeigen, dass es auch z. B. bei<br />

aggressiver Parodontitis möglich ist,<br />

durch adjuvante systemische Antibiose<br />

nach Anwendung eines 2-Schritt-<br />

Konzeptes durch zusätzliche Wurzelglättungsmaßnahme<br />

in einer Sitzung<br />

an allen Stellen die Sondierungstiefen<br />

dauerhaft zu reduzieren. Einerseits<br />

finden sich aber auf der Implantato-<br />

berfläche bei Periimplantitis im Vergleich<br />

zum natürlichen Zahn, der eine<br />

Parodontitis aufweist, deutlich stärkere<br />

Rauigkeiten, die durch die Bearbeitung<br />

mit Kunststoffküretten oft<br />

nicht ausreichend reduziert werden<br />

können.<br />

Andererseits ist aber eine möglichst<br />

biofilmfreie Oberfläche die Voraussetzung<br />

für Regeneration/Reparation<br />

im periimplantären Bereich. So werden<br />

in jüngster Zeit zusätzlich zur<br />

mechanischen Therapie verschiedene<br />

Verfahren im Rahmen der adjuvanten<br />

Periimplantitisbehandlung eingesetzt.<br />

Neben der bereits erwähnten adjuvanten<br />

lokalen und systemischen Antibiose<br />

sollen zusätzlich Spülungen<br />

mit NaCl, Chlorhexidin, aber auch<br />

die Anwendung des Pulverstrahlgerätes<br />

oder die Laserapplikation erfolgversprechend<br />

sein. Dörtbudak<br />

et al., berichteten kürzlich über den<br />

erfolgreichen Einsatz der Photodynamischen<br />

Therapie bei Patienten mit<br />

Periimplantitis. Ein Photosensitizer<br />

wird in der periimplantären Tasche<br />

mit Licht geeigneter Wellenlänge<br />

(z. B. Laserlicht) bestrahlt.<br />

In der Folge kann neben anderen<br />

bakteriell toxischen Radikalen auch<br />

Singulett-Sauerstoff entstehen, was<br />

u. a. durch Oxidation der bakteriellen<br />

Membranlipide zur Zerstörung<br />

der Bakterienzelle führt. Unsere<br />

Arbeitsgruppe konnte bei Parodontitispatienten<br />

zeigen, dass es durch<br />

die Anwendung des Helbo-Systems<br />

(Photosensitizer Helbo-Blue und Helbo-TheraLite<br />

Laser) zur deutlichen<br />

Reduktion der klinischen Entzündungszeichen,<br />

aber auch der parodontalpathogenen<br />

Spezies F. nucleatum<br />

und tiefer Sondierungstiefen kommt.<br />

Die derzeit noch bestehende Vielfalt<br />

der adjuvanten Therapieoptionen bei<br />

Mukositis und Periimplantitis zeigt,<br />

dass aktuell sowohl die klinische, als<br />

auch experimentelle Forschung noch<br />

nach optimaleren therapeutischen<br />

Verfahren sucht, um die Behandlungseffizienz<br />

bei periimplantären Entzündungen<br />

bzw. Destruktionen weiter<br />

erhöhen zu können.<br />

Prof. Dr. Dr. Bernd W. Sigusch,<br />

Direktor der Poliklinik für<br />

Konservierende Zahnheilkunde<br />

Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />

Kieferheilkunde<br />

Universitätsklinikum Jena<br />

E-Mail: bernd.w.sigusch@med.uni-jena.de<br />

Literatur/Quellen unter:<br />

www.zahnaerzte-in-sachsen.de<br />

Mit freundlicher Genehmigung aus<br />

dem Zahnärzteblatt Sachsen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!