dens 10/2011
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wissEnschaft<br />
von unserer Arbeitsgruppe im periimplantären<br />
Sulkus von Patienten mit<br />
natürlicher Restbezahnung deutlich<br />
häufiger parodontalpathogene Spezies<br />
nachgewiesen werden, wenn diese<br />
Personen auch höhere Sondierungstiefen<br />
der Restzähne zeigten. Vorhandene<br />
Zahnfleischtaschen der natürlichen<br />
Zähne stellen bei Patienten, die<br />
Einzelzahnimplantate erhalten sollen<br />
bzw. erhalten haben, eindeutig ein<br />
mögliches Keimreservoir und eine<br />
Gefahr für das Implantat dar. Man<br />
sollte deshalb präimplantologisch<br />
eine entsprechende mikrobiologische<br />
Diagnostik anstreben und im Rahmen<br />
der Parodontaltherapie auch die<br />
parodontalpathogenen Mikroorganismen<br />
dauerhaft supprimieren.<br />
Insgesamt kann man bei der klinischen<br />
Sondierung des Implantatsulkus‘<br />
beobachten, dass bei einer<br />
vorliegenden Periimplantitis schon<br />
eine etwas geringere Kraft ausreichend<br />
ist, um in den Taschenfundus<br />
vorzudringen, als das bei der Parodontitis<br />
der Fall ist. Außerdem werden<br />
die Des truktionen am alveolären<br />
Knochen des natürlichen Zahnes<br />
häufig stellenbezogen diagnostiziert,<br />
während es am Implantat oft auch<br />
zu einem zirkulären Knochenverlust<br />
kommen kann, den man als schüssel-<br />
anzeige<br />
26 <strong>dens</strong> <strong>10</strong>/<strong>2011</strong><br />
förmigen Defekt diagnostiziert.<br />
Therapeutische Optionen bei<br />
Mukositis und Periimplantitis<br />
Die Therapie der Mukositis basiert<br />
ähnlich wie die Gingivitisbehandlung<br />
primär auf der Plaquereduktion und<br />
der damit verbundenen Beseitigung<br />
der klinischen Entzündungszeichen<br />
Blutung, Rötung und Schwellung. In<br />
der Regel kann man davon ausgehen,<br />
dass die mechanische Beseitigung<br />
der harten und weichen Beläge mit<br />
Kunststoffscalern bzw. -küretten einschließlich<br />
der Politur zur Entzündungsreduktion<br />
führt. Diese Nicht-<br />
Metallküretten sollen einerseits die<br />
Implantatoberfläche vor dem Abrieb<br />
schützen, andererseits ist ihre Effizienz<br />
aber auch begrenzt und man muss<br />
nicht selten auch auf herkömmliche<br />
Instrumente ausweichen.<br />
Ebenso kann man davon ausgehen,<br />
dass bei länger bestehenden<br />
mukosalen Entzündungszeichen<br />
auch bestimmte parodontalpathogene<br />
Mikroorganismen, häufig zuerst Fusobacterium<br />
nucleatum nachgewiesen<br />
werden können. In diesen Fällen<br />
ist die ausschließlich mechanische<br />
Therapie oft nicht ausreichend und<br />
sollte beispielsweise durch die systematische<br />
Anwendung von Chlorhexidin-Gel<br />
oder 0,2-prozentiger Chlorhexamed-Lösung<br />
im periimplantären<br />
Sulkus ergänzt werden. Adjuvant<br />
zur mechanischen Therapie eignet<br />
sich allerdings auch der Einsatz der<br />
Photodynamischen Therapie (PDT),<br />
um parodontalpathogene Mikroorganismen<br />
erfolgreich supprimieren zu<br />
können. So bietet sich die Anwendung<br />
der PDT als zusätzliches Verfahren<br />
nicht nur bei therapierefraktären<br />
Mukositis-Fällen an, sondern ist<br />
auch eine adjuvante Therapieoption<br />
bei der Periimplantitis. Bekanntermaßen<br />
bleibt beispielsweise an einem<br />
Zahn mit Parodontitis und ST > 6<br />
mm nach mechanischer Wurzelglättung<br />
noch etwa bis zu 50 Prozent der<br />
Wurzeloberfläche vom bakteriellen<br />
Biofilm überzogen, bzw. man spricht<br />
von „schwimmenden Bakterien“ in<br />
der Taschenflüssigkeit, was die Notwendigkeit<br />
einer adjuvanten Therapie<br />
begründet. Unsere Arbeitsgruppe<br />
konnte zeigen, dass es auch z. B. bei<br />
aggressiver Parodontitis möglich ist,<br />
durch adjuvante systemische Antibiose<br />
nach Anwendung eines 2-Schritt-<br />
Konzeptes durch zusätzliche Wurzelglättungsmaßnahme<br />
in einer Sitzung<br />
an allen Stellen die Sondierungstiefen<br />
dauerhaft zu reduzieren. Einerseits<br />
finden sich aber auf der Implantato-<br />
berfläche bei Periimplantitis im Vergleich<br />
zum natürlichen Zahn, der eine<br />
Parodontitis aufweist, deutlich stärkere<br />
Rauigkeiten, die durch die Bearbeitung<br />
mit Kunststoffküretten oft<br />
nicht ausreichend reduziert werden<br />
können.<br />
Andererseits ist aber eine möglichst<br />
biofilmfreie Oberfläche die Voraussetzung<br />
für Regeneration/Reparation<br />
im periimplantären Bereich. So werden<br />
in jüngster Zeit zusätzlich zur<br />
mechanischen Therapie verschiedene<br />
Verfahren im Rahmen der adjuvanten<br />
Periimplantitisbehandlung eingesetzt.<br />
Neben der bereits erwähnten adjuvanten<br />
lokalen und systemischen Antibiose<br />
sollen zusätzlich Spülungen<br />
mit NaCl, Chlorhexidin, aber auch<br />
die Anwendung des Pulverstrahlgerätes<br />
oder die Laserapplikation erfolgversprechend<br />
sein. Dörtbudak<br />
et al., berichteten kürzlich über den<br />
erfolgreichen Einsatz der Photodynamischen<br />
Therapie bei Patienten mit<br />
Periimplantitis. Ein Photosensitizer<br />
wird in der periimplantären Tasche<br />
mit Licht geeigneter Wellenlänge<br />
(z. B. Laserlicht) bestrahlt.<br />
In der Folge kann neben anderen<br />
bakteriell toxischen Radikalen auch<br />
Singulett-Sauerstoff entstehen, was<br />
u. a. durch Oxidation der bakteriellen<br />
Membranlipide zur Zerstörung<br />
der Bakterienzelle führt. Unsere<br />
Arbeitsgruppe konnte bei Parodontitispatienten<br />
zeigen, dass es durch<br />
die Anwendung des Helbo-Systems<br />
(Photosensitizer Helbo-Blue und Helbo-TheraLite<br />
Laser) zur deutlichen<br />
Reduktion der klinischen Entzündungszeichen,<br />
aber auch der parodontalpathogenen<br />
Spezies F. nucleatum<br />
und tiefer Sondierungstiefen kommt.<br />
Die derzeit noch bestehende Vielfalt<br />
der adjuvanten Therapieoptionen bei<br />
Mukositis und Periimplantitis zeigt,<br />
dass aktuell sowohl die klinische, als<br />
auch experimentelle Forschung noch<br />
nach optimaleren therapeutischen<br />
Verfahren sucht, um die Behandlungseffizienz<br />
bei periimplantären Entzündungen<br />
bzw. Destruktionen weiter<br />
erhöhen zu können.<br />
Prof. Dr. Dr. Bernd W. Sigusch,<br />
Direktor der Poliklinik für<br />
Konservierende Zahnheilkunde<br />
Zentrum für Zahn-, Mund- und<br />
Kieferheilkunde<br />
Universitätsklinikum Jena<br />
E-Mail: bernd.w.sigusch@med.uni-jena.de<br />
Literatur/Quellen unter:<br />
www.zahnaerzte-in-sachsen.de<br />
Mit freundlicher Genehmigung aus<br />
dem Zahnärzteblatt Sachsen.